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Aleksandr Puškin, Adam Mickiewicz und die klassische Antike Aleksandr Puškin und Adam Mickiewicz trafen sich zum ersten Mal im Oktober des Jahres 1826. Puškin war 27, Mickiewicz 26 Jahre alt. «Quel génie! Quel feu sacré! Que suis-je auprès de lui?» – „Welch Genie! Welch heiliges Feuer! Was bin ich neben ihm?“ rief Puškin, als er Mickiewicz in Moskau improvisieren hörte.1 Ihre Freundschaft wurde zum Mythos.2 Viele ihrer Werke antworten aufeinander – Puškins Poltava auf Konrad Wallenrod, der Eherne Reiter auf die Ahnenfeier. Puškins anti-polnische Gedichte des Jahres 1831 erwiderte Mickiewicz mit dem Sendschreiben An die Moskauer Freunde, das Puškin zu dem Gedicht Er hat unter uns gelebt bewegte. Im Gegensatz zu den genannten Werken sind beider Imitationen des horazianischen Exegi monumentum unabhängig voneinander entstanden, sie wurden in der Forschung nie zusammen behandelt. Adam Mickiewicz: Exegi munimentum Świeci się pomnik mój nad szklany Puław dach, Przetrwa Kościuszki grób i Paców w Wilnie gmach. Ni go łotr Wirtemberg bombami mocen zbić, Ani świnia Austryjak niemiecką sztuką zryć. Bo od Ponarskich gór i bliźnich Kowna wód Szerzę się sławą mą aż za Prypeci bród. Mnie w Nowogródku, mnie w Mińsku czytuje młodź I nie leniwa jest przepisać wiele-kroć. W folwarkach łaskę mam u ochmistrzyni cór. A w braku lepszych pism czyta mię nawet dwór! Stąd mimo carskich gróźb, na złość strażnikom ceł, Przemyca w Litwę Żyd tomiki moich dzieł. Paryż, 12 marzec 1833. Wiersze natchnione wizytą Fran Grzymały3 1 Vacuro, V. Ė.: A. S. Puškin v vospominanijach sovremennikov. V dvuch tomach. Zweiter Bd. Moskva 1974. S. 392. 2 Vgl. Lednicki, Wacław: Pushkin’s Bronze Horseman. Berkeley 1955. Ivinskij, D. P.: Puškin i Mickevič. Istorija literaturnych otnošenij. Moskva 2003. Tretiak, Józef: Mickiewicz i Puszkin. Studya i szkice. Warszawa 1906. Tkačev, M. I.: Mickevič i Puškin. Istoki i tradicii russkoj poėzii. Minsk 2003. Lipatov, A. V.: Mickevič i Puškin. Obraz na fone istoriografii i istoriosofii. In: Poljaki i russkie. Vzaimoponimanie i vzaimoneponimanie. Moskva 2000. S. 26–40. Lednicki, Wacław: Pushkin, Tyutchev, Mickiewicz and the Decembrists. Legend and Facts. In: The Slavonic and East European Review 29 (1951). S. 375–401. Kośny, Witold: Die Kanonisierung der Dichterfreundschaft zwischen Aleksandr Puškin und Adam Mickiewicz. In: Russian Literature 54 (2003). S. 211–225. Woroszylski, Wiktor: Adam Mickiewicz comme intermédiaire entre le génie de Puškin et l’opinion littéraire française. In: Cahiers du monde russe et soviétique 32 (1991). S. 189–196. Kordaczuk, Wiesława: Mickiewicz, Puszkin. Dwa spojrzenia. Warszawa 1998. 3 Mickiewicz, Adam: Dzieła. Hrsg. v. Zbigniew Jerzy Nowak. Warszawa 1993-2005, Bd. 1, S. 375. 1 Mein Denkmal leuchtet über dem gläsernen Dach in Puławy, es überdauert das Grab von [Tadeusz] Kościuszko und den Bau der Familie Pac in Wilna; der Schuft [Adam von] Württemberg kann es mit Bomben nicht zerstören, noch konnte es das österreichische Schwein mit deutscher Kunst unterminieren. Denn von den Bergen von Ponar [litauisch: Paneriai] und den Wäldern in der Nähe von Kaunas breitet sich mein Ruhm aus bis jenseits der Pripjet-Sümpfe. Mich liest die Jugend in Nowogródek und in Minsk, und sie ist nicht zu faul, [meine Verse] viele Male abzuschreiben. Ich habe auf den Vorwerken die Gunst der Töchter der Hofmeisterin. Aus Mangel an besseren Werken liest mich sogar der Hof! Und so schmuggelt der Jude, ungeachtet der Drohungen des Zaren und den Wächtern des Zolls zum Trotz, die Bände meiner Werke nach Litauen. Paris, 12. März 1833. Die Verse sind inspiriert vom Besuch des Fran Grzymała Aleksandr Puškin: Exegi monumentum Я памятник себе воздвиг нерукотворный, К нему не зарастет народная тропа, Вознесся выше он главою непокорной Александрийского столпа. Нет, весь я не умру — душа в заветной лире Мой прах переживет и тленья убежит — И славен буду я, доколь в подлунном мире Жив будет хоть один пиит. Слух обо мне пройдет по всей Руси великой, И назовет меня всяк сущий в ней язык, И гордый внук славян, и финн, и ныне дикой Тунгус, и друг степей калмык. И долго буду тем любезен я народу, Что чувства добрые я лирой пробуждал, Что в мой жестокий век восславил я Свободу И милость к падшим призывал. Веленью божию, о муза, будь послушна, Обиды не страшась, не требуя венца, Хвалу и клевету приемли равнодушно И не оспоривай глупца.4 1836 авг. 21 4 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij. Moskva 1937–1959, Bd. 3, S. 424. 2 Ich erschuf mir ein Denkmal, nicht von Händen geschaffen, zu ihm wächst der Pfad des Volkes nicht zu, es hob sich höher empor als das standhafte Haupt der Alexandersäule. Nein, ganz sterbe ich nicht – meine Seele überlebt in der mir vermachten Lyra meinen Staub und flieht die Fäulnis. Ich werde ruhmreich sein, solange auf der Erde auch nur ein Dichter lebt. Mein Ruf wird über das ganze große Russland ziehen, und jede Sprache in ihm wird meinen Namen nennen, der stolze Enkel der Slaven, der Finne, und der heute wilde Tunguse, und der Kalmücke, der Freund der Steppen. Lange werde ich dem Volk lieb sein, weil ich mit der Lyra gute Gefühle weckte, weil ich in meinem grausamen Jahrhundert die Freiheit pries und zum Erbarmen mit den Gefallenen aufrief. Oh Muse, sei dem göttlichen Geheiß gehorsam, fürchte die Schmähung nicht, fordere keinen Kranz, empfange gleichmütig Lob und Verleumdung und streite nicht mit dem Dummkopf. 21. August 1836 Mickiewicz verfasste Exegi munimentum 1833 in Paris, Puškin Exegi monumentum 1836 in Petersburg. Puškins Werk ist eines der am meisten diskutierten Gedichte der russischen Literatur,5 Mickiewiczs Werk gilt als Gelegenheitsgedicht und wurde wenig beachtet.6 Ich beginne mit einer philologischen Lektüre, um zu zeigen, dass der Blick in die Werkstatt des Dichters auch in einem kanonischen Text eine unbekannte Schicht offenlegen kann. Für die Wiedergabe des antiken Metrums, der ersten asklepiadeischen Strophe, wählt Puškin eine Form, in der auf drei 6-hebige Jamben ein 4-hebiger Jambus folgt. Er verwendet diese Strophenform nur dieses eine Mal. Die Verbindung von drei langen mit einer kürzeren Zeile ist ein Abbild der sapphischen Strophe. Alexander Radiščev, mit dem sich Puškin 1836 intensiv beschäftigte, hatte diese Form bereits equimetrisch im Russischen nachgeahmt.7 Puškin aber hatte etwas erfasst, das in der Puškin-Forschung bis heute keine Rolle spielt: die Ode des Horaz ist eine Ode über das poetische Metrum. Horaz begründete seinen Ruhm damit, dass er als erster die aeolischen Versmaße in italische, d. h. lateinische Versmaße übertragen hatte („princeps Aeolium carmen ad Italos / deduxisse modos“) – und er tat in seiner Ode genau das, was er sagte. Dass auch Puškin über Metrik spricht, eröffnet erst der zweite Blick. Den Schlüssel gibt seine vierte Zeile. Die Forschung hat lange diskutiert, ob „stolp Aleksandrijskij“ die Alexandersäule in Petersburg, den Leuchtturm in Alexandrien oder gar die Pompeiussäule in Alexandria bezeichnet.8 Der Anlass für die Diskussion war, dass die 5 Alekseev, M. P.: Stichotvorenie Puškina „Ja pamjatnik sebe vozdvig…“. Problemy ego izučenija. Leningrad 1967. Bondi, S. M.: O Puškine. Stat’i i issledovanija. Moskva 1983. S. 442–476. Lachmann, Renate: Imitatio und Intertextualität. Drei russische Versionen von Horaz’ „Exegi monumentum“. Übersetzung und Intertextualität Bd. München. S. 195–237. Keil, Rolf Dietrich: Zur Deutung von Puškins „Pamjatnik“. In: Die Welt der Slaven 6 (1961). S. 174–220. Saljamon, L. S.: O motivach pereloženija Puškinym ody Goracija „Exegi monumentum…“. In: Novoe Literaturnoe Obozrenie 26 (2997). S. 127–147. 6 Inglot, Mieczysław: Nad genezą i strukturą „Exegi munimentum aere perennius”. In: Wiersze Adama Mickiewicza. Analizy, komentarze, interpretacje. Łódź 1998. S. 144–154. 7 Radishchev, A. N.: Polnoe sobranie sochinenij. Erster Bd. Moskva 1938. S. 129. 8 Lednicki, Wacław: Grammatici certant. Puškin’s “Aleksandrijskij stolp”. In: Harvard Slavic Studies 2 3 Alexandersäule offiziell „aleksandrovskaja kolumna“ hieß; Puškin taufte sie „aleksandrijskij stolp“, obgleich das Adjektiv „aleksindrijskij“ sich ausschließlich auf Alexandrien bezieht. Es hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass Puškin gleichwohl die Alexandersäule vor Augen hatte. Interessanter ist, was Puškin außerdem im Sinne hatte. Das Adjektiv „aleksandrijskij“ bezeichnet in der Verbindung „stich aleksandrijskij“ den alexandrinischen Vers, dessen Name auf den Alexanderroman zurückgeht. Das russische Äquivalent des französischen Alexandriners ist der 6-hebige Jambus, der im Russischen stets eine Zäsur nach der sechsten Silbe besitzt. Puškins Ode beginnt mit drei Alexandrinern; die ersten beiden sind durch die realisierten Betonungen auf der sechsten Silbe sowohl dem klassischen französischen Alexandriner als auch dem Versmaß der horazianischen Ode, der ersten asklepiadeischen Strophe, rhythmisch besonders nahe. Das noch nicht vollständig veröffentlichte Tagebuch von Michail Pogodin überliefert, dass Puškin alexandrinische Verse in Anspielung auf den Zaren Alexander I scherzhaft „Imperatorenverse“ („imperatorskie stichi“) genannt hat.9 Daher ist es nicht abwegig, dass er sich der Möglichkeit des Wortspiels auch in umgekehrter Richtung bewusst war, und dass er somit den alexandrinischen Vers mit dem Zaren Alexander assoziierte. In Russland war der alexandrinische Vers das Metrum der klassizistischen Odendichtung. Puškin kannte – wie wir aus den Entwürfen zu seinem Poem Das Haus in Kolomna wissen – auch die jüngste Entwicklung des französischen Alexandriners. Puškin verwendete ihn gelegentlich, das Versmaß aber, das er mit Abstand am häufigsten verwendete, war der vierhebige Jambus. Deshalb verkürzt er in Exegi monumentum die vierte Zeile jeder Strophe und sagt damit nicht als anderes als: der Ruhm meiner im 4-hebigen Jambus verfassten Verse wird größer sein, als jener des alexandrinischen Verses. Mit anderen Worten: Er spricht in der klassischen Form und im Genre der Ode über seine romantischen Werke, die Leser aus Volksschichten erreichten, die niemals klassizistische Verse lasen. Darauf bezieht sich die zweite Zeile des Gedichts. Wie Horaz hat Puškin auch ein Werk über die Metrik, das heißt über die Werkstatt des Dichters verfasst. Das in der siebten Zeile genannte Thema des poetischen Ruhms ist mit der Überzeugung verbunden, dass die Poesie einen Wert und einen Maßstab in sich trägt, die unabhängig sind von zeitlicher Berühmtheit – ein Maß jener menschlicher Größe, die der Humanismus in der Antike erblickt hat. Diese Auffassung steht am Beginn des Horazkommentars, den Ivan Kroneberg10 1832 in seiner Zeitschrift Brošjurki veröffentlichte.11 Die von Puškin rezensierte Zeitschrift ist heute eine bibliophile Rarität. Selbige Auffassung findet sich in einem weiteren Horazkommentar, den Puškin und Mickiewicz gut kannten: in der 1823 in Wilna von Józef (1954). S. 241–263. Šustov, A. N.: Aleksandrijskij stolp. 39 (1996). S. 373–396. Alekseev, M. P.: Stichotvorenie Puškina „Ja pamjatnik sebe vozdvig ...“ [wie Anm. 5], S. 7–17. 9 Barsukov, N. P.: Žizn’ i trudy M. P. Pogodina. Sankt-Peterburg 1888-1907, Bd. 1, S. 197. 10 Kaganow, Isaak: Iwan Kroneberg. Ein Bücherfreund des 19. Jahrhunderts. In: Marginalien 71/3. S. 20–25. Kaganov, Isaak: Ivan Kroneberg i ego brošurki. In: Al’manach bibliofila 5 (1978). S. 205–215. 11 Kroneberg, I. Ja.: Šest’ od Goracija. In: Brošjurki 9 (1839). S. 9–151. 4 Jeżowski veröffentlichten polnischen Übersetzung der horazianischen Oden.12 Jeżowski war gemeinsam mit Mickiewicz nach Russland verbannt worden und wich während des Aufenthalts nur selten von seiner Seite. Faddej Bulgarin übersetzte Jeżowskis Kommentar ins Russische und gab ihn so als seinen eigenen aus – und sicherte sich so den Spott von Puškin. Jeżowski geht noch einen Schritt weiter als Kroneberg und überträgt den poetischen Ruhm auf die Philologie: „Gesegnet sind die Wissenschaften, in denen sich zwischen den Gelehrten ein Gefühl der Wahrheit und Aufrichtigkeit entwickelt, das eine grundlegende Kritik ermöglicht.“13 Die Gleichgültigkeit gegenüber Lob und Schmährede, von der Puškins fünfte Strophe spricht, ist nur eine Folge des Dichterruhms in seiner humanistischen Interpretation. Bei Mickiewicz fehlt dieses Motiv. Dies heißt nicht, dass es ihm weniger bedeutete. Er hatte die Worte des Horaz bereits 1828 in seinem Poem Konrad Wallenrod in den Mund des Wajdeloten, der litauischen Version des Ossian und des Homer, gelegt: „Płomień rozgryzie / malowane dzieje, // Skarby mieczowi / spustoszą złodzieje, // Pieśń ujdzie cało”14 – „Die Flamme frisst das gemalte Werk, Diebe verwüsten die mit dem Schwert erungenen Schätze, das Lied [allein] bleibt heil.“ Der Sänger aus dem Volk, das Urbild des romantischen Sängers, spricht die Worte des Horaz: wie in Puškins Exegi monumentum bildet das antike Motiv den Kern der romantischen Auffassung von Dichtung. Mickiewiczs Titel Exegi munimentum ist kein Druckfehler, sondern das Wortspiel eines ausgebildeten Latinisten – „ich habe ein Bollwerk errichtet“. Mickiewicz kannte das Wort wahrscheinlich in der Verbindung „munimentum libertati“ („ein Bollwerk für die Freiheit“), in der es Livius zur Beschreibung der republikanischen Ständekämpfe zur Zeit des Appius verwendet (Ab urbe condita XXXVI, 5). In Mickiewiczs Œuvre ist das Bollwerk mit der Schanze des Ordon im gleichnamigen Gedicht (Reduta Ordona) aus dem Jahr 1832 verwandt, einer polnischen Verteidigungsstellung in Warschau während des Novemberaufstand 1830. Nach der Niederschlagung des Aufstands war die Dichtung für Mickiewicz das einzige Bollwerk (munimentum), das der Zerstörung widerstand. Es geht nicht mehr um den Ruhm des Dichters, sondern um das Fortdauern der nationalen Kultur. Das horazianische Thema des unzerstörbaren Wortes erhält in dieser Wendung eine unmittelbare historische Bedeutung. Das Gedicht bedarf einiger kurzer historischer Erklärungen: Das gläserne Dach in Puławy bedeckte die Świątynia Sybilli, den 1801 erbauten Tempel der Sibylle, den Izabela Czartoryska in das erste polnische Nationalmuseum verwandelte; der Kritiker Franciszek Grzymała, dem das Gedicht gewidmet ist, hatte in Anspielung auf dieses Museum im selben Jahr in Paris die Zeitschrift Sybilla tułactwa polskiego (Die Sibylle des polnischen Exils) gegründet. Der in der zweiten Zeile genannte Tadeusz Kościuszko, der Anführers des Aufstands von 1894, wurde 1818 auf der Wawel in Krakau beigesetzt. Mickiewicz meint aber wohl den 1823 errichteten 12 Ody celniejsze stosownie do użytku szkół objaśnione. Hrsg. v. Józef Jeżowski. Wilno 1824. „Błogo naukom, gdy między uczonymi wyrobione i ustalone uczucie prawdy i słuszności ustanawia i ubespiecza gruntowną krytykę“. Ebd., S. 5. 14 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 2, S. 101. 13 5 Kościuszko-Hügel über das Weichsel; der „Paców gmach“ bezeichnet die von der Familie Pac errichtete Kirche der Apostel Peter und Paulus in Wilna. Adam von Württemberg war als Sohn von Maria Anna Czartoryska 1872 in Puławy geboren worden; er war später im Dienste der Armee des Zaren für den Beschuss seiner Geburtsstadt verantwortlich. Die vierte Zeile, d. h. das „österreichische Schwein“ (świnia Austryjak) bezieht sich auf die Einnahme der Wawel im Januar 1796, als der Königssitz in eine österreiche Kaserne verwandelt wurde. Formal imitiert Mickiewicz den klassischen französischen Alexandriner (mit strenger Zäsur und obligatorischen Betonungen auf der sechsten und zwölften Silbe). Der „echte“ Alexandriner ist ein im Polnischen (mit seinem festen Wortakzent auf der vorletzten Silbe) extrem schwieriges Metrum; es wurde von Mickiewicz nur dieses eine Mal verwendet. Die Forschung hat das Versmaß bis jetzt als „osobliwy sześciostopowiec jambiczny“ („sonderbaren 6-hebigen Jambus“) bezeichnet.15 Sie verpasste so eine literarische Anspielung. Denn die Verwendung des Alexandriner ist ein Indiz dafür, dass Mickiewicz an Gavriil Deržavins in Alexandrinern verfasste russische Version des Exegi monumentum aus dem Jahr 1795 gedacht hat. Deržavins Version enthält wie Puškin Fassung aus dem Jahr 1836 eine geographische Strophe (die dritte), die den Ruhm des Dichters mit den Grenzen des Imperiums verknüpft. Die Geographie in Mickiewiczs Version erschließt sich aus der historischen Situation. Mickiewicz wurde vier Jahre nach der dritten und letzten polnischen Teilung geboren. Als er das Gedicht ein gutes Jahr nach der Niederschlagung des Novemberaufstands von 1830/31 verfasste, war er ein Dichter in einer Sprache ohne Staat. Seine Werke waren im gesamten russischen Reich (d. h. auch in den polnisch-litauischen Gebieten) verboten. Nicht antike Pyramiden, sondern die jungen Denkmäler der polnischen Kultur waren von der Zerstörung bedroht. Die Literatur war das letzte Bollwerk (munimentum), das die kulturelle Kontinuität und die Hoffnung auf das Wiedererlangen eines Staates am Leben erhielt: Auch wenn selbst der Druck verboten ist, kann weder Feind noch Zeit das dichterische Wort zerstören. Die Abwesenheit sichtbarer Denkmäler blieb in der polnischen Lyrik ein besonderes Motiv,16 etwa in Czesław Miłoszs 1945 in Krakau verfasstem Gedicht Naród (Das Volk): „Nie ma ni miast ni pomników, ni rzeźby ani malarstwa, Tylko z ust do ust niesione słowo i wróżbę poetów“ („Es gibt weder Städte noch Denkmäler, weder Skulptur noch Malerei, nur das von Mund zu Mund getragene Wort und die Weissagung der Dichter“).17 Aufschlussreich ist der Vergleich der „geographischen Strophen“ in Puškins Monumentum und Mickiewiczs Munimentum: Puškins Ruhm erstreckt sich von den Slaven im Westen zu den Tungusen im Osten Sibiriens und von den Finnen im Norden bis zu den Kalmücken unweit des Kaspischen Meeres im Süden. Mickiewicz beschreibt einen schmalen Streifen (von vielleicht 100 mal 300 Kilometer), der von Kaunas über Nowogródek und Minsk bis zu den 15 Dłuska, Maria: O wersyfikacji Mickiewicza. Warszawa 1955. S. 30. Boszczyk, Marta: Sposoby nawiązania do horacjańskiej myśli „Non omnis moriar” w utworach literatury polskiej. Zestawienie bibliograficzne w wyborze. Kielce 2010. 17 Miłosz, Czesław: Dzieła zbiorowe. Paris 1981–1985, Bd. 1, S. 140. 16 6 Pripjet-Sümpfen reicht. Dieser Streifen liegt ganz im Gebiet des alten Litauen, d. h. des Litauen der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Hier ist die Invokation des im folgenden Jahr veröffentlichten polnischen Nationalepos Pan Tadeusz vorgezeichnet, die mit „Litwo! Ojczyzno moja!” („Litauen, du meine Heimat“) beginnt.18 Mickiewicz orientiert sich zugleich am bescheidenen Horaz, der seinen Ruhm nur für seine Heimat Apulien und die Ufer des Ofanto (und nicht für das römische Reich) vorausgesagt hatte. Der erste slavische Dichter, der die Grenzen des Dichterrums weiter gezogen hatte, war Jan Kochanowski wesen, der in Anspielung an dieselbe Ode des Horaz seine Leser in Moskau, unter den Tataren, bei Engländern, Deutschen, Spaniern und bei den Anwohnern des Tiber erblickt hatte – geleitet nicht von Größenwahn, sondern von der humanistischen respublica litterarum, die keine nationalen Grenzen kannte.19 Die Verbindung von Dichterruhm und Imperium war die eitle Erfindung von Deržavin, der in die horazianische Ode eine fünfte geographische Strophe eingefügt hatte. Puškin übernahm diese Strophe im Bewusstsein ihrer Tragweite. So entsteht ein ungewöhnliches Phänomen: Mickiewiczs antwortet auf das Thema „Dichter und Imperium“ (das er von Deržavin kannte) noch ehe Puškin seine Version der Ode verfasst hatte. Beide wussten, was das Thema implizierte: Im Herbst 1828 waren Puškin und Mickiewicz, wie wir aus den Erinnerungen von Petr Vjazemskij wissen, auf ihren Spaziergängen in Petersburg zu dem von ÉtienneMaurice Falconet geschaffenen Reiterstandbild Peters des Großen gekommen. Im so genannten Exkurs (Ustęp) der Ahnenfeier beschreibt Mickiewicz dieses Treffen. Zunächst stellt er die Gründung von Petersburg wider aller natürlichen Voraussetzungen der Entstehung der freien griechischen und italischen Städte (inbesondere Sparta, Athen und Rom) gegenüber;20 die Gründung von Petersburg erscheint ihm als Ursprung der Unfreiheit, Peter der Große als Urbild des Tyrannen – „kälter als Dschingis Khan“ (wie er in einer seiner Vorlesungen am Collège de France sagte).21 Dann legt er Puškin einen Monolog in den Mund, in dem jener Falconets Werk mit dem Reiterstandbild des Mark Aurel vergleicht. Er lässt ihn sagen, Peter der Große habe nicht die schöne, edle und sanfte Stirn des Mark Aurel, des „Vaters von Millionen Söhnen“, der mit seinem Ross der Unsterblichkeit entgegenziehe. Der antike Referenzpunkt ist kein Zufall. Die Dekabristen, unter denen Mickiewicz viele Freunde hatte, hatten ihre republikanischen Ideen aus den Werken der Antike gewonnen, die Antike war das Ideal politischer Freiheit und menschlicher Größe. Mickiewicz erinnert Puškin an die gemeinsamen Ideale. Dann lässt er Puškin zu Peter dem Großen sprechen – zu jenem Peter, den Puškin in Poltava mit den Worten angesprochen hatte „Liš’ ty vozdvig, geroj Poltavy, / Ogromnyi pamjatnik sebe“ („Du allein, oh Held von Poltava, hast dir ein riesiges Denkmal er- 18 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 4, S. 9. Kochanowski, Jan: Dzieła wszystkie. Wydanie sejmowe. Wrocław 1983–, Bd. 4, S. 213-214. 20 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 3, S. 276. 21 Mickiewicz, Adam/Ladislas: Histoire populaire de Pologne. Paris 1867. S. 294. Mickiewicz, Adam: Cours de littérature slave professé au Collége de France. Histoire politique et littéraire (1841-1842). Paris 1860. S. 411. 19 7 richtet“).22 Dieses Mal aber fragt Puškin Peter in polnischen Versen: „Lecz skoro słońce / swobody zabłyśnie // i wiatr zachodni / ogrzeje te państwa, // I cóż się stanie / z kaskadą tyraństwa?“23 („Wird bald die Sonne der Freiheit erstrahlen, wird ein westlicher Wind die Staaten wärmen, und was wird aus der Kaskade der Tyrannei?“). Es ist denkbar, dass Puškin im Herbst 1828 etwas Ähnliches zu Mickiewicz gesagt hatte, und dass sie gemeinsam Peter den Großen mit Mark Aurel, dem Idealbild des römischen Herrschers verglichen hatten. Doch nun verwandte Mickiewicz Puškins Worte für die Sache der polnischen Freiheit. Peter war ein Symbol des tyrannische Imperiums und seine Gründung, Petersburg, das Gegenteil der freien griechischen und italischen Städte. Über Peter den Großen konnten sich die Dichter schwerlich einigen. Puškin war, obgleich sein Bild durchaus differenziert war, voreingenommen, hatte Peter doch seinen Urgroßvater mütterlicherseits, den Mohren Abraham Gannibal aufgenommen (Puškin schrieb darüber im Fragment Der Arap Peters des Großen). Puškin war seit 1826 vom Zaren damit betraut, die Geschichte Peters des Großen zu schreiben. Für Mickiewicz war Peter, wie er in seinen Vorlesungen in Lausanne und Paris nicht müde wird zu wiederholen, der Schöpfer des autokratischen Staats. Zu lesen, wie er in polnischen Versen Peter im Namen der Freiheit anklagte, muss Puškin ähnlich getroffen haben wie zwei Jahre später, im April 1834, das Lob des Historikers Joachim Lelewel, der in Wilna Mickiewiczs Lehrer gewesen war. Als Lelewel seine Liebe zur Freiheit pries, antwortete Puškin: „Der Kuss von Lelewel ist schlimmer als sibirische Verbannung“ („Lobzanie Lelevelja predstavljaetsja mne gorše ssylki v Sibir“).24 Die Frage, die Puškin und Mickiewicz entzweite, war die Frage nach der Freiheit. Sie berührte die Essenz und das Ziel der Dichtung und die Integrität des Dichters. Mickiewiczs Bollwerk (munimentum) ist wie die Schanze des Ordon ein Bollwerk der Freiheit, in einer Zeit, da „Glauben und Freiheit fliehen, Despotismus und irrer Hochmut das Land bedrängen“ („wiara / i wolność uciecze, // kiedy ziemię despotyzm / i duma szalona // obleją“).25 Es ist zu bedenken, dass das Motiv der Freiheit sich weder bei Horaz noch in einer einzigen der russischen oder französischen Imitationen bis 1836 findet. Für Puškin und Mickiewicz war die Freiheit ein Leitmotiv in Werk und Leben, es ging um die slawische Version der romantischen Freiheit, die Heinrich Heine 1828 die „neue Religion, die Religion unserer Zeit“ genannt hatte.26 Auch diese romantische Freiheit war aus einer neuen Wahrnehmung der Antike entstanden. Die Vorzeichen, unter denen ein Dichter die antiken Texte las, bestimmten, wie er die Freiheit in Poesie und Leben interpretierte. Diese Vorzeichen durchliefen in beider Werke einen fundamentalen Wandel. Puškin hatte im Lyzeum geschrieben: „ja serdcem Rimljanin, kipit v grudi svoboda“ („ich bin im Herzen Römer, in der Brust kocht 22 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 5, S. 63. Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 3, S. 285. 24 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 9, S. 201. 25 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd 1, S. 361. 26 Heine, Heinrich: Säkularausgabe. Werke. Briefwechsel. Lebenszeugnisse. Berlin 1970–, Bd. 5, S. 194. 23 8 Freiheit“).27 Unter seinen Lehrern war der Jurist Alexander Kunicyn gewesen, dessen 1820 gedrucktes Werk Das Naturrecht das Verbot des Faches in ganz Russland nach sich gezogen hatte.28 Zusammen mit der Erzählung über den verbannten Ovid hatte Puškin die antike Freiheit im Poem Die Zigeuner in das Gewand eines Naturvolks gekleidet, bei dem der Erzähler mit dem schmerzhaften Vorwurf konfrontiert wird: „Ty dlja sebja liš’ chočeš’ voli“29 („Du willst Freiheit nur für Dich“). 1821 wurde Puškin in Moldawien und Odessa Augenzeuge des griechischen Aufstands. Er teilte den Philhellenismus seiner Zeit und rief zur Freiheit: „Ja tvoj na vek Ėlleferija“ („Ich bin für immer Dein, Eleutheria“).30 Die Sympathie war gegenseitig: Ioannes Kapodistrias, der später zum ersten Oberhaupt des unabhängigen griechischen Staates wurde, nahm Puškin als direkter Vorgesetzter im russischen Außenministerium in einem Empfehlungsschreiben voller Wärme und Verständnis in Schutz: Nach einer sorgenreichen Kindheit habe Puškins Herz, frei von Sohnesgefühlen, keine andere Leidenschaft als Unabhängigkeit gekannt. Doch kurz darauf entstand ein Bruch: Puškins Briefe der folgenden Jahre spiegelten seine Enttäuschung von den griechischen Aufständigen, die so gar nicht den antiken Helden glichen. Als Byron 1824 im Kampf für die griechische Unabhängigkeit starb, lehnte er es ab, eine Ode auf den Dichter der Freiheit zu schreiben. Stattdessen schrieb er 1825, noch vor dem Aufstand der Dekabristen, das Gedicht über den Tod von André Chénier, der dreißig Jahre zurücklag. Chénier, der Sohn einer griechischen Mutter aus Istanbul, deren Salon in Paris zur Heimat der französischen Hellenisten geworden war, war zwei Tage vor dem Sturz des Robespierre der jakobinischen Schreckensherrschaft zum Opfer gefallen. Kurz vor seiner Hinrichtung hatte er seine letzten Verse aus dem Gefängnis geschmuggelt. Puškin (wie Chénier ein Verfechter des nomos basileus – der Herrschaft des Gesetzes) schrieb diese Verse neu und behielt nur ihr Metrum exakt bei. Im Wechsel von vier- und sechshebigen Jamben schrieb er Chéniers Vermächtnis: „Nein, Du, heilige Freiheit, reine Göttin, Du bist nicht schuldig“. Und kurz darauf: „Ja skoro ves’ umru. No, ten’ moju ljubja, / Chranite rukopis’, o drugi, dlja sebja!“31 („Bald sterbe ich ganz. Doch, meine Freunde, bewahrt aus Liebe zu meinem Schatten mein Manuskript für Euch auf“). Auch diese Zeile und ihr Metrum klingen in Exegi monumentum nach. Er verstand die Freiheit seit 1825 zunehmend als eine Essenz der menschlichen Existenz, erhaben über politische Umstände. Dichtung war nur ein Ausdruck dieser Freiheit. Auch sein berühmter Rat an den Dichter (1830): „Živi odin. Dorogojo svobodnoj / Idi kuda vlečet svobodnyj um“32 („Leb allein. Gehe auf dem freien Weg / Wohin der freie Verstand dich geleitet“) ist ein Zitat aus Satiren des Horaz (das der Forschung, so weit ich sehe, entgangen 27 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 1, S. 112. Kunicyn, A. P.: Pravo estestvennoe. Sankt-Peterburg 1818–1820. 29 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 4, S. 201. 30 Ebd., Bd. 2, S. 176. 31 Ebd., Bd. 2, S. 891. 32 Ebd., Bd. 3, S. 223. 28 9 ist): „quacumque libido est / incedo solus“ („Wohin es mein Wunsch ist, ziehe ich allein“, Sermones I, 6, 111–112). Puškins Zugang zur Antike war über französische und russische Übersetzungen und Nachahmungen vermittelt. Dennoch ist bemerkenswert, dass er sich mit André Chénier an einen Vermittler der griechischen Antike hielt. War er an Lyzeumstagen im Herzen ein Römer gewesen, folgte schon bald darauf seine „Ode an die Freiheit“ (1817). Die Worte „choču vospet’ Svobodu“33 sind eine Umdeutung des berühmten Liedes Θέλω λέγειν Ατρειδας des Anakreon. Das Ethos der römischen Republik, das die Dekabristen getragen hatte und dazu ermutigt hatte, in Novgorod und Pskov russische Republiken und in dem legendären Vadim einen russischen Brutus zu sehen, erschien Puškin bereits lange vor dem Scheitern des Dekabristenaufstands als irreführend. In den Ägyptischen Nächten gibt Čarskij dem Improvisator als Thema die Freiheit des Dichters vor. Puškin schenkte dem Improvisator einige seiner besten Zeilen. Dieser Freiheitsbegriff ist explizit in dem nahezu zeitgleich mit Exegi monumentum entstandenen Iz Pindemonti, einer freien Nachahmung von Ippolito Pindemontis Le opinione politiche (die von der Forschung noch als Pseudoepigraphie angesehen wird). Die Freiheit wurde zur Essenz der Dichtung, doch sie war eine innere Freiheit. Puškin kehrte noch einmal zur antiken Freiheit zurück als er 1935 die Erzählung aus dem römischen Leben verfasste. Er erzählt darin vom Freitod des Titus Petronius unter dem Kaiser Nero. Dieser Titus Petronius, dem Tacitus zwei kurze Kapitel widmet, war für Puškin nicht mit dem Autor des Satyricon identisch. Die vermeintliche Identität hat der der Forschung bis heute den Blick verstellt. Der Petronius-Kommentar in Puškins Bibliothek (aus der Feder von de Guerle)34 führt im Vorwort (und nur diese Seiten sind in Puškins Exemplar aufgeschnitten!)35 den Nachweis, dass der Autor des Satyricon und der Petronius des Tacitus zwei verschiedene Personen waren. Es gibt ein klares Indiz dafür, dass Puškin diesem Kommentar folgte: während Tacitus berichtet, dass Petronius „leichte Lieder und einfache Verse“ („levia carmina et facilis versus“, Annales XVI, 19) sang, schreibt de Guerle, er habe seinen Freunden im Sterben Gedichte von Anakreon und Horaz rezitiert («il récite nonchalamment à ses amis quelques strophes d’Anacréon ou d’Horace»)36 – und genau dies tut Puškins Petronius. Puškin hat dafür seine eigene Übersetzung der Ode an Pompeius verfasst, in der Horaz seinen Freund daran erinnert, dass sie in ihrer Jugend in Philippi gemeinsam an der Seite von Brutus für die Republik gekämpft hatten. Puškin übersetzt dabei „deducte Bruto“ (Carmina II, vii, 7), wörtlich „von Brutus geführt“, mit „kogda za prizrakom svobody / nas Brut otčajannyj vodil“37 („als uns der verzweifelte Brutus dem Schein von Freiheit folgen ließ“). Im Gewand der Übersetzung spricht Puškin über seine eigene Jugend. Die Rahmen33 Ebd., Bd. 2, S. 45–48. Le Satyricon de T. Pétrone. Traduction nouvelle par C. H. D. G. avec les imitations en vers, et les recherches sceptiques sur le Satyricon et sur son auteur. Hrsg. v. Jean Nicolas Marie de Guerle. Paris 1834–1835. 35 Modzalevskij, B. L.: Biblioteka A. S. Puškina. Bibliografičeskoe opisanie. Hrsg. v. L. S. Sidjakov. Moskva 1988. S. 162–163. 36 Le Satyricon de T. Pétrone. Traduction nouvelle par C. H. D. G. avec les imitations en vers, et les recherches sceptiques sur le Satyricon et sur son auteur [wie Anm. 34], S. 5. 37 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 8, S. 389. 34 10 erzählung über Petronius aber spricht von einer anderen Freiheit: von jener des romantischen Helden, der Gleichmut zeigt im Angesicht von Leidenschaften, Gefahren und Tod. Puškin versetzt ihn zurück an seinen Ursprung: in die klassische Antike. Adam Mickiewiczs Zugang zur Antike war ein anderer – unvermittelt, an den Originaltexten geschult und beseelt von dem Ziel, die Gegenwart durch die Kenntnis der Antike zu deuten und zu gestalten. Mickiewicz hatte von 1815 bis 1819 in Vilna klassische Philologie studiert. Sein Lehrer war der Hellenist Gottfried Ernst Groddeck gewesen, ein Schüler von Christian Gottlob Heyne in Göttingen. Die Frage, wie Ernst Groddeck nach Wilna gekommen war, ist kulturgeschichtlich zu interessant, um sie zu übergehen. Groddeck war zunächst Hauslehrer im Schloss der Czartoryskis im genannten Puławy gewesen. Groddecks erster polnischer Schüler, Adam Jerzy Czartoryjski, wurde russischer Außenminister unter Alexander I (und zu einem engen Freund des Zaren); er verfasste eine noch unveröffentlichte Geschichte Griechenlands, 1803 ein Werk über das politische System, dem Russland folgen solle, und versuchte, in seiner Heimat ein polnisches anti-napoleonisches Lager zu formen; noch 1826 unterzeichnete er den Essai sur la diplomatie (gedruckt in Marseilles 1830) mit «un Philhellène». Auf Initiative seines Vaters, Adam Kazimierz Czartoryski, wurde in Vilna für Groddeck der Lehrstuhl für griechische Literatur geschaffen, als eine Neuschöpfung des Göttinger Seminars. Groddeck unterrichtete griechische Literatur. Der Hellenismus bedeutete eine Revolution, da er die klassisische polnische Latinizität, die mit dem Sarmatismus und der jesuitischen Ausbildung verbunden war, negierte. Und so erhielt Mickiewicz in Vilna Zugang zu einer völlig neuen Schule der klassischen Philologie, er war einer neu interpretierten klassischen Philologie ausgesetzt, wie sie bereits die westeuropäische Romantik geprägt hatte. Ihr Ausgangspunkt waren Wolfs Prolegomena zu Homer aus dem Jahr 1795. Die homerischen Epen wurden als ursprünglich mündlich überlieferte Volkspoesie gelesen, man sammelte Parallelen in der Volkspoesie anderer Völker, die als Modell dienten für Balladen und Romansen. Mickiewicz schrieb 1822 im Aufsatz Über die romantische Poesie, den er seinem Band Balladen und Romanzen voranstellte: „Der Dichter war in seiner Kunst immer freier als die anderen Künstler […] und konnte zur großen Masse des Volkes sprechen. Die griechischen Dichter […] sangen immer für die Gemeinschaft (dla gminu) […] sie hatten mächtigen Einfluss auf den Erhalt, die Stärkung und Ausbildung des nationalen Charakters“38. Bei den Römern habe sich Volkspoesie erst gar nicht entwickelt. Der Klassizismus habe die wichtigen politischen und moralischen Wahrheiten (ważne w polityce i moralności prawdy)39 in der Geschichte der antiken Völker übergangen, seine Nachahmung beruhe auf oberflächlichem Schmuck. Später, fährt er fort, sei die Dichtung zur Unterhaltung der Gebildeten und Müßiggänger geworden (przeszła w zabawę erudytów lub 38 39 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 5, S. 112. Ebd., Bd. 5, S. 117. 11 próżniaków)40, und die griechischen und italischen Städte zum Schreibfeld für Sophisten und Komödianten (arènes où s’ébattaient des sophistes et des histrions)41. Selten fand ein poetisches Programm eine vergleichbar exakte Abbildung in der Lyrik: Mickiewiczs Ballade Świtezianka ist eine Kombination aus den Dafne gewidmeten Idyllen des Theokrit, ihren Erklärungen aus der Feder Ernst Groddeck sowie slavischer Mythologie.42 Die zitierte Typologie der Antike findet sich erneut in den Versen der Ode an Lelewel: Auf der einen Seite das freie Griechenland, das den Tempel der Schönheit und der Freiheit (Piękności kościół i Swobodzie)43 erbaute, kämpfte, liebte, lernte, sang (Hellenin […] Walczył, rozprawiał, kochał, nauczał i śpiewał)44, und auf der anderen die Ketten des wölfischen Stamms des Romulus (wilcze Romula plemię)45. Noch in Konrad Wallenrod (verfasst 1828) ist Litauen gleichgesetzt mit Karthago, dem Erzfeind der Römer, das auf Rache am deutschen Orden (in dem die Leser ohne Mühe Russland erkannten) sinnt. Aus dem Lied des Wajdeloten soll ein „mściciel naszych kości“46, ein „Rächer unserer Knochen“ entstehen – dies ist nichts als die Übersetzung der Worte der verlassenen Dido im vierten Buch der Aeneis „nostris ex ossibus ultor“ (Aeneis IV, 625; formal schafft Mickiewicz im Lied des Wajdeloten Mickiewicz den homerischen Hexameter nach). Nach dem Novemberaufstand von 1830 aber vollzieht sich in Mickiewiczs Deutung der Antike ein dramatischer Wandel, der bis heute kaum erforscht ist: Bereits in Pan Tadeusz ist der Titelheld der Nachfolger des Aeneas, der Telimene, die „neue Dido“, wie Mickiewicz selbst sie einer Skizze nennt, verschmäht.47 Polen ist jetzt der geistige Erbe der römischen Republik und ihrer Freiheit. Aus dieser neuen Identifikation lässt sich ermessen, wie Mickiewicz 1832 Puškins Gedicht Der Jahrestag der Schlacht von Borodinó getroffen haben musste. Dort heißt es über die gescheiterten polnischen Aufständigen: „Vragov my v prache ne toptali“48 („Wir haben die Feinde nicht in den Staub getreten“). Puškin zitiert Vergils berühmte Weisung an Rom: „Parcere subiectis et debellare superbos“ (Aeneis VI, 853) – „Die Besiegten zu schonen und die Hochmütigen in den Staub zu werfen“. Mickiewicz muss die Beanspruchung des römischen Ethos für Russland ähnlich empfunden haben wie Puškin den Kuss von Lelewel. Mickiewiczs neue Auffassung der Antike ist ausbuchstabiert in den Vorträgen, die er 1839 als Professor für lateinische Literatur in Lausanne hielt. Das wichtigste Merkmal der römischen Literatur (das, wenn wan es richtig erfasse, den Schlüssel, zu allen anderen Merkmalen enthalte), sagt er nun, sei das höhere Maß an Freiheit und Unabhängigkeit des menschlichen 40 Ebd., Bd. 5, S. 113. Mickiewicz, Adam: Cours de littérature Slave. L’église officielle et le Messianisme. Paris 1860. S. 239. 42 Sinko, Tadeusz: Mickiewicz i antyk. Wrocław 1957. S. 258–259. 43 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 1, S. 96. 44 Ebd., Bd. 1, S. 96. 45 Ebd., Bd. 1, S. 97. 46 Ebd., Bd. 2, S. 137. 47 Sinko, Tadeusz: Mickiewicz i antyk [wie Anm. 42], S. 414. 48 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 3, S. 274. 41 12 Verstands. Allein die Römer hätten ein klares Bewusstsein davon gehabt, was sie tun wollten, und dieses „klare Bewusstsein“ (nach Jean Paul deutsch im französischen Original der Vorlesung) sei das Wesen der Kunst.49 Diese römische ars stehe der griechischen techne gegenüber. Es sei lächerlich, Homer einen Künstler zu nennen, und vergebliche Mühe, wie Byrons Adepten die Griechen nachzuahmen und das naive Volkslied wiederbeleben zu wollen. Dies sagt, Wort für Wort, der Autor, der zehn Jahre zuvor das Lied des Wajdeloten, des litauischen Homer, gesungen und dafür nach homerischen Vorbild den polnischen Hexameter geschaffen hatte! Und den Baratynskij ermahnen musste, doch mehr Mickiewicz und etwas weniger Byron zu sein.50 Was war der Grund für den Bruch in Mickiewicz Deutung der Antike, für die Abkehr vom Hellenismus und der Rückkehr nach Rom? Eine mögliche Antwort lautet: Das Bollwerk der aurea libertas, d. h. das Freiheitsethos der polnisch-litauische Adelsrepublik, war ohne die römische Tradition nicht zu halten. Zudem ist Mickiewiczs fortschreitende Neigung zur Historiosophie zu berücksichtigen, die bis zur Apotheose Napoleons I und Mickiewiczs Entlassung aus dem Collège de France im Jahr 1844 führte. Eine umfassende Deutung der Geschichte konnte die traditionelle kulturelle Teilung zwischen den kulturellen Sphären der Slavia latina und der Slavia graeca bzw. byzantina nicht ignorieren.51 Polen war seit jeher ein Vertreter der Latinizität und des westlichen Christentums. Kehren wir zurück zu Exegi monumentum und Exegi munimentum: Obwohl sich die Texte stark unterscheiden, bergen beide Versionen ein gemeinsames Thema: Die Freiheit des Dichters und seine Haltung zum Imperium. Ungeachtet der klassizistischen Form sind beide essentiell romantische Werke; im Kontext der Gesamtwerke gelesen zeugen sie davon, dass wesentliche Elemente der slavischen Romantik auf eine neue Wahrnehmung der Antike zurückgehen. Die Wege der Dichter sind dabei in gewissem Sinne in entgegengesetzter Richtung verlaufen. Puškin war nur im Lyzeum ein Römer und folgte später dem „Hellenen“ André Chénier. Mickiewicz hatte sein lyrisches Werk als treuer Schüler des Hellenisten Groddeck begonnen und wurde nach dem Novemberaufstand zu einem Römer, der den Kampf für die Republik mit einem mystischen Christentum zu verbinden suchte. Deshalb ist es wohl kein Zufall, dass Puškin in seinem Denkmal verborgen doch klar vernehmbar über die griechische Kunst der Verslehre sprach (wie sich Horaz auf die äolischen Versmaße berufen hatte), während Mickiewicz nach allen Regeln der römischen Kunst ein Bollwerk der nationalen Kultur errichtete – ehe er die Dichtung für den politischen Einsatz für die Freiheit aufgab. Exegi Munimentum ist auch ein Zeugnis dafür, wie Mickiewicz, gegen den Wunsch seines Lehrers Groddeck, sein philologisches Wissen als ein Werkzeug auffasste, das hilft, Geschichte 49 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 7, S. 180. Baratynskij, E. A.: Polnoe sobranie sočinenij i pisem. Hrsg. v. A. M. Peskov. Moskva 2002–, Bd. 2, Teil 1, S. 201. 51 Graciotti, Sante: Le due Slavie. Problemi di terminologia e problemi di idee. In: Ricerche slavistiche 45-46 (1999). S. 5–86. 50 13 zu verstehen, zu deuten und in Bezug zur Gegenwart zu setzen. 1836 kehrte er im Gedicht Du fragst, warum mich Gott mit Ruhm bedachte noch einmal zum Thema des Dichterruhms zurück und schrieb: „Nur die Taten geben, in die Tiefe der Erde vergraben, reiches Korn“.52 Worte seien welkende Blumen auf dem Grab. Als solche welkenden Blumen auf dem Grab kritisierte er am Collège de France Puškins Gedicht „Dar naprasnyj“ („Vergebliche Gabe“),53 – ihm entging dabei freilich, dass sich Puškin ein Geburtstagsgedicht geschrieben hatte (zu seinem 29. Geburtstag am 26. Mai 1928).54 Mickiewiczs letztes Werk war – im Jahr 1855, dem dritten Jahr des Krimkriegs – eine lateinische Ode an Napoleon III anlässlich der Eroberung von Bomarsund in der nördlichen Ostsee: sie war Mickiewiczs später Triumph über Peter den Großen.55 Puškins Monumentum und Mickiewiczs Munimentum sind beredte Zeugnisse für die unterschiedlichen Ausbildung ihrer Autoren, für eine grundsätzliche verschiedene Stellung zum Imperium, und zugleich für ein gemeinsames, von der Antike inspiriertes Ideal der Freiheit. Unversöhnlich waren die Dichter allein in der Deutung des russisch-polnischen Konflikts. Das letzte Wort aber gehörte einem anonymen Lehrer in Paris: Als Mickiewicz 1854 für seinen Sohn einen lateinischen Aufsatz über das Thema „Moskau 1812“ schrieb, erhielt er die Bewertung: „Man sieht, dass Sie noch nie in Moskau waren“ («On voit bien que vous n’avez jamais été à Moscou»)56. 52 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 1, S. 406. Mickiewicz, Adam: Cours de littérature Slave professé au Collège de France IV. L’église officielle et le Messianisme. Paris 1860. S. 80–81. 54 Puškin, A. S.: Polnoe sobranie sočinenij [wie Anm. 4], Bd. 3, S. 104. 55 Mickiewicz, Adam: Dzieła [wie Anm. 3], Bd. 1, S. 415–416. 56 Mickiewicz, Ladislas: Żywot Adama Mickiewicza. Podług zebranych przez siebie materyałów oraz z własnych wspomnień. Poznań 1895. S. 388. 53 14 Literatur Alekseev, M. P.: Stichotvorenie Puškina „Ja pamjatnik sebe vozdvig…“. Problemy ego izučenija. Leningrad 1967. Baratynskij, E. A.: Polnoe sobranie sočinenij i pisem. Hrsg. v. A. M. Peskov. Moskva 2002–. Barsukov, N. P.: Žizn’ i trudy M. P. Pogodina. Sankt-Peterburg 1888-1907. Bondi, S. M.: O Puškine. Stat’i i issledovanija. Moskva 1983. Boszczyk, Marta: Sposoby nawiązania do horacjańskiej myśli „Non omnis moriar” w utworach literatury polskiej. Zestawienie bibliograficzne w wyborze. Kielce 2010. Dłuska, Maria: O wersyfikacji Mickiewicza. Warszawa 1955. 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