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Barth, Niklas (2016): "kalte Vertrautheiten. Private Kommunikation Auf Der Social Network Site Facebook", In: Berliner Journal Für Soziologie 25 (4): 459-489.

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                                       1 23 Your article is protected by copyright and all rights are held exclusively by Springer Fachmedien Wiesbaden. This e-offprint is for personal use only and shall not be selfarchived in electronic repositories. If you wish to self-archive your article, please use the accepted manuscript version for posting on your own website. You may further deposit the accepted manuscript version in any repository, provided it is only made publicly available 12 months after official publication or later and provided acknowledgement is given to the original source of publication and a link is inserted to the published article on Springer's website. The link must be accompanied by the following text: "The final publication is available at link.springer.com”. 1 23 Author's personal copy Berlin J Soziol DOI 10.1007/s11609-016-0299-x ABHANDLUNG Kalte Vertrautheiten – Private Kommunikation auf der Social Network Site Facebook Niklas Barth © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Zusammenfassung Die Grundthese des Artikels hebt darauf ab, dass Formen von Privatheit nicht von ihrem medialen Substrat zu trennen sind. Methodisch strebt der Beitrag deshalb einen Vergleich der Schreibpraktiken auf Facebook mit denen des bürgerlichen Briefwechsels der Empfindsamkeit an, um (Dis-)Kontinuitäten der Privatheit sichtbar zu machen. Der kommunikative Stil des Briefs der Empfindsamkeit entschlüsselt sich nach einem Code der Wärme, der authentische Verbundenheit inszenierte, um Distanzen zu überbrücken. Der kommunikative Stil auf Facebook – so legen es die empirischen Ergebnisse des DFG-Forschungsprojekts „Öffentlichkeit und Privatheit 2.0“ nahe – folgt hingegen einem Code der Kälte, der seine eigene Artifizialität ausstellt, um Privatheit zu inszenieren. Von den Nutzern werden gekonnt Distanzen in die Kommunikation eingebaut, um private Nähe zu erzeugen. Dazu werden Praktiken der Coolness, der Ironie und Indifferenz sowie Formen kryptischer Kommunikation funktional. Gerade die spezifische Medialität der sozialen Netzwerke erzeugt somit Formen einer „erkalteten Vertrautheit“. Privatheit wird also in den Netzwerken nicht einfach aufgelöst, wie viele Internetkritiker unterstellen, sondern den veränderten technischen und medialen Gegebenheiten der Plattformen angepasst und anders codiert. Vor dem Hintergrund des Imperativs der Vernetzung üben die Nutzer heute auf Facebook auch Verhaltenslehren der Kälte ein. Schlüsselwörter Öffentlichkeit und Privatheit · Medientheorie · Qualitative Sozialforschung · Facebook · Soziale Netzwerke N. Barth () DFG-Projekt „Übersetzungskonflikte“, Institut für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Konradstr. 6, 80801 München, Deutschland E-Mail: [email protected] K