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Ausgabe Nr. 122 April 2015 J o u r n a l d e r G e s e l l s c h a f t f ü r S e l b s t s p i e l e n d e M u s i k i n s t r u m e n t e e .V. ISSN 0721-6092 DAS MECHANISCHE MUSIKINSTRUMENT „DAS MECHANISCHE MUSIKINSTRUMENT“, Journal der „Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.“, erscheint ca. 3 x jährlich und ist für Mitglieder kostenlos. Einzelpreis € 22,50 incl. Versand. Mitgliedschaft/Jahresabo: € 60,-. Verlag / Publisher: Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V., Baden-Baden, Eigenverlag, Postanschrift des Vorstandsvorsitzenden, Redaktion / Editor: Bernhard Häberle, Walter-Möller-Straße 20, 64673 Zwingenberg, Tel.: 0 62 51 - 7 51 57, Fax: 0322 - 2414 3726 Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Walter Tenten Rubrik Termine und Museenlisten: Dr. Ullrich Wimmer, 41. Jahrgang No. 122 April 2015 Redaktions- und Anzeigenschluss für Journal 123 (August 2015): 15. Juni 2015 INHALT Seite VORWORT .......................................................................... 3 TERMINE .......................................................................... 5 FACHBEITRÄGE Hansjörg Leible Das „Historische Bankett“ ................................. 7 Giorgio Farabegoli und Albert Lötz Bestürzung im Vatikan: Der Kardinal von Mailand als Befürworter der selbstspielenden Orgel ................................. 12 Ständige Mitarbeiter/innen / Publications Committee: Luuk Goldhoorn Die Situation der mechanischen Musikindustrie in Messe-Betrachtungen der Zeitschrift für Instrumentenbau und der MusikinstrumentenZeitung bis 1915 ................................................ 29 Annoncen / Advertisements: Arthur W.J.G. Ord-Hume Was man aus den Interpretationen durch Mechanische Musikinstrumente lernen kann ..... 37 LESERFORUM ........................................................................... 46 FÜR SIE NOTIERT ........................................................................... 47 Kapellenweg 2-4, 51709 Marienheide, Tel.: 02264 - 2013181, , Rubrik Für Sie notiert: Dr. Birgit Heise, Böhlitzer Mühle 3a, 04178 Leipzig, Luuk Goldhoorn, Bernhard Häberle, Dr. Birgit Heise, Hans Kunz, Diana Loos, Dr. Albert Lötz, Lieselotte Pohle, Ralf Smolne, Hans-W. Schmitz, Dr. Walter Tenten, Maarten van der Vlugt, Jens Wendel, Dr. Ullrich Wimmer, Norman Zergiebel Anzeigenaufträge bitte schriftlich an Norman Zergiebel, Straße des Friedens 9, 08228 Rodewisch, Tel.: 0 37 44 - 4 85 09, Fax: 0 37 44 - 43 75 29, Versand / Dispatch-Shipment, Back issues: Jens Wendel, Oberstraße 29, 65385 Rüdesheim am Rhein Tel.: 0 67 22 - 4 92 17 und 0 67 22 - 10 97, Fax: 0 67 22 - 45 87 Layout: ASS Verlag GbR, Reinhold Forschner 65385 Rüdesheim am Rhein, Niederwaldstraße 31 ÄNDERUNGEN DER MITGLIEDERLISTE ...................................... 51 AUSLÄNDISCHE GESELLSCHAFTEN ........................................... 52 ANNONCEN ........................................................................... 63 TITELBILD: „Das Historische Bankett“ von Hansjörg Leible Foto: Hansjörg Leible Druck: Rheingau Druck und Design Werner Faust GmbH 65366 Geisenheim/Rheingau, Industriestraße 4 Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. Postanschrift: Ralf Smolne Emmastraße 56, 45130 Essen 0201 - 78 49 27 0201 - 7 26 62 40 Telefon: Fax: Vorstand: Vorsitzender: 1. stellvertr. Vorsitzender: 2. stellvertr. Vorsitzender: Schatzmeister: Schriftführer: Beisitzer: Beiräte: Ralf Smolne Jens Wendel Jörg Borchardt Adrian Schmidt Dr. Walter Tenten Bernhard Häberle (als Redakteur) D: CH: A: F: GB: Dr. Ullrich Wimmer, Dr. Birgit Heise Dr. Christoph E. Hänggi Ingrid Prucha Françoise Dussour Arthur W.J.G. Ord-Hume Vereinsregister Mannheim: VR Nr. 200265 · Gemeinnützigkeit anerkannt vom FAEssen-Süd, Steuer-Nr. 112 5741 1001 Bank für Sozialwirtschaft, Köln (BLZ 370 205 00), Konto: 8 090 400, BIC: BFSWDE33XXX, IBAN: DE71 3702 0500 0008 0904 00 Postbank, Frankfurt / Main (BLZ 500 100 60), Konto: 837 88 - 606, BIC: PBNKDEFF, IBAN: DE69 5001 0060 0083 7886 06 2 Für den Inhalt und die Richtigkeit eines Beitrages ist der Autor verantwortlich. Die Meinung des Autors ist nicht unbedingt die Meinung der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. oder der Journalredaktion. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu berichtigen, zu ergänzen, erforderlichenfalls zu kürzen oder zurückzuweisen. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Veröffentlichung im Internet, liegen bei der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. DAS MECHANISCHE MUSIKINSTRUMENT NR: 122 (2015) In unserer Ausgabe Nr. 117 berichtete Dr. Giorgio Farabegoli über den Priester Angelo Barbieri (1875-1950), der in Italien selbstspielende Kirchenorgeln produzierte und Apparate zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Musik konstruierte. Mit welchem Widerstand Barbieri zu kämpfen hatte, um die selbstspielende Orgel in der Kirche einzuführen, zeigen zahlreiche Dokumente im Barbieri-Archiv der Fondazione Franco Severi in Cesena (Italien), betreut von der Associazione Musica Meccanica Italiana (AMMI), auf die sich der nachfolgende Beitrag bezieht. Für die freundliche Erlaubnis, diesen Beitrag in deutscher Fassung zu publizieren, danken wir Dr. Farabegoli sowie Franco Severi und der AMMI herzlich; Dr. Albert Lötz danken wir für seine Arbeit als Co-Autor, Übersetzer und Kommunikator. red Giorgio Farabegoli und Albert Lötz Bestürzung im Vatikan: DerKardinal von Mailand als Befürworterderselbstspielenden Orgel Geistliche Musik aus derMaschine Die ersten Anwendungen von selbstspielenden Musikinstrumenten für den Gottesdienst gehen auf das 18. Jahrhundert zurück, als von 1790 an (in einigen Fällen noch früher) bis 1860 in ländlichen englischen Kirchen vielfach Walzenorgeln benutzt wurden, weil es schwierig war, einen ausgebildeten Organisten zu finden und zu bezahlen. Die Walzen, von denen üblicherweise mehrere vorhanden waren, konnten zehn bis fünfzehn Stücke spielen. Sie ersetzten die Vorsänger und eine kleine Gruppe von Instrumentalisten, die bis dahin die Kirchenmusik bestritten hatten. Die Einführung der Walzenorgel in den Gottesdienst führte erwartungsgemäß auch zu Kritik. Einige Priester waren gegen die Walzenorgeln, weil sie zu mechanisch waren und sich dem Gemeindegesang nicht anpassten. Auch wurden sie für triviale Zwecke benutzt, indem sie häufig in Gastwirtschaften transportiert wurden, wo sie den Tanz begleiteten. Es gab auch Anekdoten, nach denen der Kirchendiener versehentlich die „weltliche Walze“ beim Gottesdienst eingelegt hatte. […] F. A. Head, Pfarrer von Awlescomb, beklagte 1840 „das hoffnungslose Unterfangen, nach den wirren Tönen der beschädigten Walzenorgel zu singen“, wobei er erklärte, „diese Instrumente werden nur sehr selten repariert oder gestimmt, nachdem sie einmal unglücklicherweise in unsere Dorfkirchen gelangt sind.“1 Ein Artikel im Christian Observer aus dem Jahr 1834 fasste eine lange Diskussion um das Thema in den Spalten des Blattes folgendermaßen zusammen: Wir erhalten weiterhin Zuschriften bezüglich des Gebrauchs von Walzenorgeln im Gottesdienst. Wir glauben aber, dass die folgenden zwei Diskussionsbeiträge, einer dafür, einer dagegen, die Diskussion hervorragend abschließen können. Als Resultat ergibt sich nach unserer Meinung, dass eine Walzenorgel zwar nicht mit einer gut von Hand gespielten Orgel verglichen werden kann, aber dass der mechanische Ersatz trotz der beklagten Nachteile sehr wertvoll für die Führung des Gemeindegesangs ist, 12 denn viele Pfarreien können nicht das Gehalt für einen guten Organisten zahlen.2 Die Diskussion um den Einsatz von selbstspielenden Orgeln in der Kirche setzte sich auch fort, als auf dem Markt rollengesteuerte Orgeln angeboten wurden. Zitate entsprechender historischer Texte finden sich in einem Artikel aus dem Jahr 1984 über die Organola der traditionsreichen deutschen Orgelbaufirma Walcker.3 Die Organola war halb automatisch wie das Pianola, d. h. der musikalische Ausdruck (Register, Tempo) wurde von Hand gesteuert. Obwohl die Organola weit fortgeschrittener und flexibler war als die Walzenorgel, zog sie dennoch teilweise Kritik und Ablehnung auf sich. Es sei an dieser Stelle nur ein einziges Zitat angeführt, da es Argumente behandelt, die auch eine große Rolle für den vorliegenden Artikel spielen. Der Kirchliche Anzeiger für Württemberg schrieb 1903: Da ich m. W. unter den Kollegen der einzige bin, der sich berufsmäßig als Orgelrevident mit Orgelbaufragen zu befassen hat, so fühle ich mich verpflichtet, meine Meinung zu der Sache zu äussern. Ich halte die neue Erfindung für eine sehr wertvolle Errungenschaft und kann mir die leidenschaftliche Schärfe, womit der Verfasser des Artikels in dem badischen Blatt sich dagegen wendet, nur aus mangelnder Sachkenntnis erklären. […] Die Gegner der neuen Erfindung vergessen, dass die Orgel schon bisher ein äußerst komplizierter Mechanismus, eine kunstvolle Maschine ist. Sie wird es nicht erst durch die Organola. […] Der Orgelklang ist schon jetzt starr, seelenlos, unpersönlich, ungeeignet zum Ausdruck individueller Gefühlsschattierungen. […] Zumal durch die ganze neuere Entwicklung der Orgelbaukunst sind die „freien, lebendigen, persönlichen Kräfte“ mehr und 1 Nicholas Temperley, The Music of the English Parish Church (Cambridge, 1979), S. 235. 2 Advantages and Disadvantages of Barrel Organs in Churches, The Christian Observer, 34 (London, 1834), S. 331-333, bsd. S. 331. 3 Bernhard Häberle, Die Organola von Walcker als zeitgeschichtliches Phänomen, Das Mechanische Musikinstrument, 32 (Baden-Baden, 1984), S. 11-46. DAS MECHANISCHE MUSIKINSTRUMENT NR: 122 (2015)