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Bordás Beáta: Das Schloss Der Familie Baron Szentkereszty In árkos. Ein Adliger Wohnsitz In Siebenbürgen Im 19. Jahrhundert. Zeitschrift Für Siebenbürgische Landeskunde 34. (105.) Jahrgang (2011), Heft 1, Pp. 40–54.

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40 Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 34 (2011), Heft 1 Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos Ein adliger Wohnsitz in Siebenbürgen im 19. Jahrhundert Von Beáta B o r d á s In der Nähe von Sankt Georgen steht im Dorf Árkos (Sepsiárkos/Arcuş) die im Szeklergebiet größte Residenz der Familie Baron Szentkereszty, ein historistisches Schloss, das Elemente des Neobarock und der Neorenaissance vereint. Seine Gestalt erhielt es um 1897 unter der Aufsicht von Baron Béla Szentkereszty. Die Pläne für den Bau wurden vom Budapester Architekten Sándor Fort erstellt, der unter anderen auch für berühmte ungarische Aristokraten wie Graf Manó Andrássy, Graf Tibor Károlyi und Graf Antal Cziráky gearbeitet hat. Der Reichstagsabgeordnete Baron Béla Szentkereszty ließ sein Wohnhaus in Budapest im Palastviertel hinter dem Ungarischen Nationalmuseum 1898 von demselben Architekten erbauen. Das Szentkereszty-Schloss von Árkos gehört zu den mehr als zweihundert ungarischen Schlössern, die in der Zeit nach dem Ausgleich von 1867 und bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 in der österreichisch-ungarischen Monarchie neu gebaut beziehungsweise umfassend um- und ausgebaut wurden1. In dieser kurzen Zeit wurden die Schlösser in Siebenbürgen zum Großteil von den wohlhabenden Magnatenfamilien Bánffy, Bethlen, Teleki und Mikó gebaut, die meisten in den mittleren und nördlichen Komitaten. In den östlichen Komitaten wurden in dieser Zeit nur in den Drei Stühlen einige Schlösser errichtet2. Zu ihnen gehört das Schloss von Árkos, bei dem – typisch für diese Epoche – mehrfache Umbauten stattfanden. Zunächst wurde es von einem Herrenhaus zu einem kleinen, eingeschossigen repräsentativen Gebäude umgewandelt, danach wurde es bis Ende der 1890er Jahre zu einem pompösen, mehrstöckigen Schloss mit neobarocken sowie neorenaissanceartigen Elementen ausgebaut. Baugeschichte des Schlosses Die Geschichte des Landbesitzes von Árkos vor dem 19. Jahrhundert ist ziemlich unklar. Im 18. Jahrhundert stand auf dem Platz des Schlosses ein kleineres Herrenhaus. Das Herrenhaus kam vor 1823 in den Besitz des Barons Daniel Elek von Vargyas (1783-1848)3. Ein Inventar von 18294 erwähnt das Herrenhaus als ein erdgeschossiges Gebäude mit sieben mit Malereien ausgestatteten Räumen, nämlich das Burschen- und Schreiberhaus mit Kuppeln, das Aufenthaltshaus, den Palast – gewöhnlich wurde der größte, dekorative Raum für Repräsentativzwecke benutzt –, das Schlafzimmer, das Mädchenhaus und die Kammer. Daneben, 1 2 3 4 József S i s a : Kastélyépítészet a historizmusban [Schlossarchitektur in der Zeit des Historismus]. In: A historizmus művészete Magyarországon [Die Kunst des Historismus in Ungarn]. Hg. Anna Z á d o r . Budapest 1993, S. 65. József S i s a : Kastélyépítészet és kastélykultúra Magyarországon: A historizmus kora [Schlossarchitektur und Schlosskultur in Ungarn: Die Zeit des Historismus]. Budapest 2007, S. 27. Baron Elek Daniel wird als Gutsherr des Dorfes erwähnt, vgl. Visitatio Canonica. In: Gyulafehérvári Érseki Levéltár, Sepsiszentgyörgyi Gyűjtőlevéltár [Archiv des Erzbischofs in Karlsburg, Sammlung Sankt Georgen]. Schriften des Pfarrhauses Sepsikörőspatak, 183/g. Arhivele Naţionale ale României, Direcţia Judeţeană Covasna [Rumänische Nationalarchive, Kreisdirektion Kovasna], Fonds Familie Szentkereszty, Fasz. 3, 12. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 41 im Gästehaus auf der nördlichen Seite, wurde das Haus der Präfektur untergebracht. Hier befand sich auch das Badehaus. 1840 verkaufte Daniel Elek den Landbesitz von Árkos an Graf György Kálnoky (1810-1844) für 36.000 Rheinische Gulden5. Graf Kálnoky verstarb bald darauf in Árkos. Seine Witwe, Gräfin Anna Haller (1816-1878), überschrieb den Landbesitz auf ihren eigenen Namen6. 1847 heiratete Anna Haller den Baron Zsigmond Szentkereszty von Zágon und so kam der Landbesitz von Árkos in den Besitz dieser Familie. Die Familie Szentkereszty war am Ende des 17. Jahrhunderts aus der ungarischen Provinzstadt Szentkereszt7 nach Siebenbürgen übersiedelt. András Szentkereszty erhielt 1726 den Barontitel. Seitdem sieht man auf dem Familienwappen zwei steigende Löwen, die ein Doppelkreuz halten und einen Schwan, der in seinem Schnabel ein Schreibrohr hält8. Die römisch-katholische Familie hatte bis ins 19. Jahrhundert Landbesitz in mehreren siebenbürgischen Siedlungen, darunter Vidrátszeg/Vidrasău, Durles, Várhegy/Subcetate, Kisbún/ Ţopa, Zágon/Zagon und Katóna/Cătâna. Baron Zsigmond Szentkereszty (1817-1891), der durch seine Heirat mit Gräfin Anna Haller 1847 in den Besitz von Árkos gekommen war9, nahm am Freiheitskrieg von 1848/1849 als Major des Generals Bem teil, weshalb er später zwei Jahre in Hermannstadt als Gefangener zubrachte10 und die Baronesse die Hofhaltung zwischen 1851 und 1853 allein führen musste. Anhand der Briefe an ihren Mann wird deutlich, dass sie in diesen Jahren zuerst die Umgestaltung des Gartens und dann die Erweiterung des Gebäudes in Angriff genommen hat11. Sie gestaltete zum Beispiel das Schlafzimmer, „das Haus der Mädchen“ und das Blumenhaus um12. Baron Zsigmond Szentkereszty kehrte nach der Haft aus Hermannstadt auf seinen Landsitz in Árkos zurück, beschäftigte sich dort mit der Landwirtschaft und war bis nach dem Ausgleich als Abgeordneter von Sankt Georgen tätig. Der Umbau musste bis 1857 vonstatten gegangen sein, denn die Familie gab zwischen 1847 und 1857 für das Gebäude des Herrenhauses, für das Blumen- und Schweizer-Haus, für die Grotte und für einen Turm 4000 Forint aus13.   5   6   7   8   9 10 11 12 13 Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 20. Anna Haller wird schon in einem Vertrag vom 26. November 1844 als Witwe von György Kálnoky erwähnt, vgl. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 99-100. Anna Hallers Bittschrift nach Neumarkt vom 26. November 1844, vgl. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 101-102. Die Berichte der Familiengeschichte aus dem 19. Jahrhundert erwähnen nicht, um welche Siedlung es sich konkret handelt. Es könnte Garamszentkereszt in der Slowakei (Žiar nad Hronom/Heiligenkreuz an der Gran) gemeint sein oder das ebenfalls in der Slowakei befindliche Szentkereszt (Krížovany/Kreuzdorf) im Bezirk Eperjes. Beide waren im 17. Jahrhundert Landstädte. Magyar nemzetiségi zsebszótár [Ungarisches Nationales Taschenbuch]. Budapest 1888, S. 430. Szabolcs T ó t h : A Szentkeresztyek Háromszéken [Die Familie Szentkereszty in den Drei Stühlen]. In: Székelyföld 8 (2004), Nr. 3, S. 42. Am 3. Dezember 1851 schrieb der Baron, dass er in Hermannstadt verurteilt und auf zwei Jahre Strafe „begnädigt“ worden sei, vgl. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 30, 1. Balázs N a g y (Hg.): Kúriák földje. Háromszék [Das Gebiet der Landhäuser. Drei Stühle]. Sepsiszentgyörgy 2005, S. 45. 15. Juni 1852, Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 28, 88. Nachweis über das Jahr 1847. Über erworbene Güter, bezahlte Schulden, größere Ausgaben. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 25, 266. 42 Beáta Bordás Aus einer Niederschrift von 1863 über die Güter von Árkos14 geht hervor, dass das Hauptgebäude im Wert von 17.000 Forint ein aus guten Materialien gebautes, ebenerdiges Steinhaus mit einem in fünf Räume geteilten Keller mit Gewölben gewesen ist. Das Haus war 20 Klafter und 3 Fuß lang und 8 Klafter breit (39 x 15 m) und war mit zehn Räumen (Suiten) ausgestattet. Derzeit hat der untere Stock des Schlosses ebenfalls diese Aufteilungen. Das Gebäude von 1829 hatte jedoch nur sieben Räume (Suiten), weshalb sich der Grundriss des derzeitigen unteren Stockwerks wahrscheinlich erst bei den Umbauten in den 1850er Jahren durch Zsigmond Szentkereszty und Anna Haller ergeben hat. Später wurde noch ein Obergeschoss aufgestockt. Freiherr Béla Szentkereszty (1851-1925), Sohn des Freiherrn Zsigmond Szentkereszty, begann seine Karriere beim Militär. Nach seiner Demobilisierung 1870 zog er nach Árkos15 und seine Eltern auf ihren Landsitz von Kisbún. 1896 wurde er zum kaiserlichen und königlichen Kammerherrn ernannt. Während des Ersten Weltkrieges war er Obergespan des Komitats Drei Stühle. 1878 heiratete er die sehr begüterte und wohlhabende Maria Florescu (1857-1919), Tochter des Generals und ehemaligen rumänischen Kriegsministers Ioan Flores­ cu16. Die günstige Vermögenssituation bot ihm die Möglichkeit, auf dem Familienschloss von Árkos wesentliche Umbauten vorzunehmen, zum Beispiel eine zweite Etage auf das Gebäude zu setzen. Auch in Budapest baute er einen zweistöckigen Palast für seine Familie. Baron Béla Szentkereszty und Maria Florescu bauten das Schloss in den 1890er Jahren um. Zwei vom Baron geschriebene Rechnungsbücher geben über die Kosten genaue Auskunft. In der Rechnungslegung17 zwischen 1887 und 1890 bekam ein gewisser Schnelka, wahrscheinlich der erste Projektant oder der Bauleiter, nennenswerte Geldsummen für den Plan und für die Bauausführung vor Ort. Möglicherweise handelte es sich auch nur um einen unbedeutenden lokalen Handwerker, eventuell aus Kronstadt, denn ab 1888 war er nicht mehr für die Bauarbeiten angestellt. Die erste Phase des 1887 begonnenen Baues, in der das Treppenhaus, die Zimmerdecken der Speisezimmer und des großen Salons gebaut18, verschiedene Steinmetz-, Schlosser-, Glas- und Tischlerarbeiten beendet und Brennöfen aus Neustadt/Marmarosch geholt19 wurden, dauerte bis 1890. Der Budapester Architekt Sándor Fort wird zum ersten Mal im Jahre 1888 erwähnt, und zwar bezüglich der Bezahlung „der Reise von Ingenieur Fort“20. Auch 1889 erhielt er eine beträchtliche Summe. Das zweite Rechnungsbuch umfasst die Zeit von 1893 bis 189621. Der Bau selbst erfolgte im Jahre 1896. 14 15 16 17 18 19 20 21 Protokoll vom 24. Februar 1863 in Árkos, Schätzung der Güter der Hochgebornen Baron Sigmond Szentkereszty von Árkos. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 500-503. T ó t h (wie Anm. 9), S. 52. Laut S i s a 2007 (wie Anm. 2), S. 239, fand die Inbesitznahme 1873 statt, aber wir finden keine Quellenbelege dafür. Béla Szentkereszty heiratete 1878, zu diesem Zeitpunkt hatte er das Gut schon im Besitz. Éva V á l i : Árkos üzenete egy világpolgárnak [Die Botschaft von Árkos an einen Weltbürger] (= Utak, tájak, emberek 5). Csíkszereda 2008, S. 8; Az árkosi kastély [Das Schloss von Árkos]. In: Szalon Újság vom 30. November 1902, Nr. 22, S. 6f.; Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34, 146-151. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 146-151. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 150. Die Salons befanden sich im Erdgeschoss. Vermutlich wurden in dieser Periode Innenausstattung, Stukkatur, Dach und Holzdach durchgeführt, die Räume selbst waren schon fertig. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 149 verso. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 149. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 239-264. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 43 Der Baron zahlte zumeist für den Transport der Steine und für die Kalk- oder Holzbeschaffung. Als Meister standen Gabriel Máté, Steinmetz für die „Gartentreppen und die Säulen der Speiseterasse“22, Fried Horváth für die Wasserleitung und ein gewisser Wencelnek für den Aufbau der Zimmerdecken auf der Lohnliste, hinzu kamen ein Maler aus Kronstadt23, die Meister Klempner aus Pest sowie Blechbearbeiter und Tischler. 1896 wurden die Innenarbeiten, die innere Ausstattung und die Speiseterrasse24 fertiggestellt. Die Herstellung der aktuellen Gestalt des Schlossgebäudes hat in mehreren Bauphasen bis 1897 gedauert. Einige Teile der Umbaupläne wurden vom Budapester Ingenieur Sándor Fort am 14. Januar 1894 unterzeichnet25 (Abb. 1). Die Zeichnung zeigt den Schnitt des Querflügels in Richtung Nord-Süd. Die mit grauer Farbe gezeichnete Wand des Erdgeschosses stand bereits. Leider ist nur dieser Plan im Archiv der Familie Szentkereszty vorhanden. Es gibt keine weiteren Pläne, die zeigen würden, wie Sándor Fort den Grundriss oder die Fassade plante, auch nicht, wie tatsächlich gebaut wurde. Sándor Fort hat von Baroness Szentkereszty am 17. Oktober 1894 wahrscheinlich für diese Pläne die hohe Summe von 336 Forint und 50 Kronen erhalten26. Der wenig bekannte Budapester Architekt und Ingenieur Sándor (Alexander) Fort (1851?1900) bekam seine ersten Aufträge von der bedeutenden ungarischen Adelsfamilie Andrássy im Jahr 1882 für den Umbau der in der heutigen Slowakei liegenden Andrássy-Schlösser in Parnó/Parchowany27 und Betliar/Betlér in den Jahren 1882-188628. Nach der Planung des Denkmals für den Architekten Miklós Ybl 189129 und einigen Ferienhäusern30 bekam er den Auftrag, die Pläne für ein riesiges Gebäude für den Grafen Tibor Károlyi, nämlich das „Stiftische Mietshaus“ in der Budapester Alkotmány-Str. 20 anzufertigen31, wofür er zwischen 1891 und 1893 mehrere Pläne zeichnete32. Das von den Ausmaßen her gewaltige Mietshaus wurde ein stilvolles Palastgebäude im Neo-Renaissancestil. Für Forts Karriere war dieser Bau ein wichtiger Auftrag, vor allem wegen des langandauernden Zeitrahmens, des Volumens und der Kosten. Dass er nach diesen großen Aufträgen für den Freiherrn Béla Szentkereszty den Umbauplan des Schlosses von Árkos übernahm, erscheint etwas außergewöhnlich. Die Familie Szentkereszty war der einzige in Siebenbürgen ansässige Auftraggeber für diesen Architekten. Nachdem Fort ein monumentales Gebäude im Neo-Barockstil für den Grafen 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 253 verso. Wahrscheinlich beziehen sich die genannten Gartentreppen auf die zum Garten gewandten Terrassentreppen an der Westfassade. Die Säulen der Speiseterrasse befinden sich an der östliche Fassade, weil in dieser Bauzeit Ost- und Westfassade gebaut wurden. Ebenda, 254. Ebenda, 248 verso. Ebenda, 274. Ebenda, 95 verso. S i s a 2007 (wie Anm. 2), S. 304. Ebenda, 201; Schloss des Grafen Géza Andrássy in Bettlér. Beilage zur „Wiener Bauindustrie-Zeitung“ 10 (1893), Blatt Nr. 46. Ervin Y b l : Miklós Ybl. Budapest 1956, S. 199. Kárpáti nyaralók [Wochenendhäuser in den Karpaten]. In: Építő Ipar 1892, Nr. 40 (822), S. 287; 1892, Nr. 41 (823), S. 293 (mit drei Zeichnungsbeilagen). A gróf Károlyi-féle bérház az Alkotmány-utca és Vácikörút sarkánál [Das Mietshaus von Graf Károlyi an der Ecke Alkotmány-Straße und Vácikörút]. In: Építő Ipar 1893, Nr. 40 (874). Magyar Országos Levéltár [Ungarisches Landesarchiv]. Sektion T, Archiv der Familie Károlyi, Entwürfe (T20), Nr. 100 / Zeichnungsbeilagen 1-13, 67-70 aus Építő Ipar 1893. 44 Beáta Bordás Rauch­ salon Salon Tanzsaal Ar­ beits­ zimmer Speise­ zimmer Vorhalle 1. Umbauplan des Schlosses, 1894. Fonds der Familie Szentkereszty, Fasz. 34, 274. Nummerierung der Abbildungsverweise an die 12 Abb. angepasst. Bitte prüfen, ob OK ??? 2. Grundriss des Erdgeschosses. Aus: Kúriák földje 2005, S. 46. Antal Cziráky, den Mietspalast in Budapest, Kossuth-Lajos-Str. 2/a, 189533 geplant hatte, arbeitete er nach vier Jahren wieder für Baron Szentkereszty, und zwar für das SzentkeresztyWohnhaus in Budapest, Horánszky-Str. 15 – sein letztes Werk. Auf Forts Plan von 189834 weist die Fassade des Palastes vor allem Elemente der Neorenaissance auf, jedoch hat die tatsächlich errichtete ein barockes und weniger imponierendes Aussehen (Abb. 4, 6). Baron Béla Szentkereszty lebte in seinem Schloss in Árkos. Von hier aus erfüllte er seine Verpflichtungen als Obergespan des Komitats Drei Stühle. Zwischenzeitlich hielt er sich mehrmals auch in Budapest auf, dafür baute er den Palast in der Hauptstadt. Der Neubau wurde im rechten Winkel zur Straße in C-Form errichtet, so dass ein zweistöckiges Gebäude mit einer Straßenseite und zwei Trakten als Gartenseiten entstand. Dazwischen lag ein langer Hof. Der straßenseitige Trakt diente repräsentativen Funktionen, hier war der Haupteingang. Im ersten und zweiten Stock befanden sich der große Saal und die Innenterrasse sowie das Haupttreppenhaus. Die bemerkenswerten architektonischen Teile der Gebäude sind die straßenseitige und die Gartenfassaden. Die wichtigsten Verzierungselemente im Innenraum des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert sind die erhalten gebliebenen schmiedeeisernen 33 Budapest Főváros Levéltára, Építési Ügyosztály Tervtára [Archiv der Hauptstadt Budapest, Sammlung architektonischer Pläne], Baupläne der Gebäude, Nr. 2429. 34 Ebenda, Nr. 36614. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 45 Verzierungen an den Geländern des Haupt- und Nebentreppenhauses. Das wichtigste Verzierungselement der Außenfassade über dem Eingangstor ist das schön gestaltete Giebelfeld mit den Familienwappen der Szentkereszty und der Florescu. Beschreibung des Schlosses Das Schlossgebäude besteht aus zwei Hauptblöcken: ein länglicher Block mit zehn Fensterachsen wird von einem kürzeren Gebäudetrakt unsymmetrisch gekreuzt (Abb. 2). Die lange Gebäudeflanke wird von einem Satteldach gedeckt, das an beiden Giebelenden mit Schneckenlinien abgeschlossen wird. Der Querflügel zur Ost- und Westfassade schafft eine Vorlage und wird von einem hohen, steilen Mansardendach bedeckt. Das Dach wird von einer Terrasse mit einem schmiedeeisernen Gitterzaun begrenzt. Dieser Dachaufbau gibt dem Gebäude einen barocken Charakter, der Rest der Fassade weist jedoch RenaissanceElemente auf. Vom Dorf führt eine lange Auffahrt bzw. Promenade zum Schloss, auf welcher der Besucher zuerst die nördliche Seitenfront sehen kann (Abb. 3). Es könnte der Eingang für das Personal gewesen sein. Trotzdem wurde sichtlich großer Wert auf seine prachtvolle Gestaltung gelegt. Vor der Fassade befindet sich eine Terrasse mit Quadersteinen, durch einen rundbogigen Eingang gelangt man in den Keller. Die nördliche und südliche Fassade endet in einem spiralförmigen, treppenartigen Giebel, auf dessen Spitze sich ein schön gestaltetes Muschelmotiv befindet. Die östliche Hauptfassade des Schlosses wies einstmals auf einen Springbrunnen, sie wird von einem terrassenförmigen Mittelrisalit beherrscht (Abb. 5, 6). Sechs große toskanische Säulen halten die mit schmiedeeisernem Gitter versehene Terrasse. Auf der oberen Etage befinden sich drei rundbogige Öffnungen, die zwischen vier Säulen mit Coristos-Säulenspitzen eingebunden sind. Unter dem Dach breitet sich ein Vorsatz aus, worauf eine zusammengebundene Ellipsen-Bänderung steht. Dieses Musterglied war in der Zeit des Barock sehr beliebt. Ein weiteres architektonisches Element des Neo-Barock ist das spiralförmige Mittelvorlagendach, das aus Blech gemacht wurde und von einem offenen Giebelfeld gekrönt wird. Der Aufbau und die Umrandung der Gartenfassade auf der Westseite, die auf einen englischen Garten mit einem Teich blickt, gleicht sehr stark der Hauptfassade (Abb. 4). Auf den beiden Seiten der Brustwehr aus Schmiedeeisen stehen zwei Vasen mit mythologischen und biblischen Motiven. Das erste Geschoss der Gartenfassade ist ebenfalls ähnlich der Hauptfassade, es trägt ein Mansardendach mit spiralförmigem Giebelfeld. Auf dem Grundriss des Schlosses (Abb. 2) kann man sehen, dass die Räume des Gebäudes in zwei Reihen angeordnet sind. Die Säle öffnen sich zueinander. Das Gebäude hat zwei Treppenhäuser, das größere befindet sich neben dem Kreuztrakt in der Nachbarschaft des repräsentativen großen Raumes im Erdgeschoss. Diese Treppe wurde ehemals aus Eichenholz gefertigt, die aktuelle Eisenbetonstruktur wurde in den 1980er Jahren eingebaut35. Das kleine Treppenhaus befindet sich am südlichen Ende des Schlosses. 35 N a g y (wie Anm. 11), S. 47. 46 Beáta Bordás 3. Nördliche Seitenfront. Quelle: http://www.kronika.ro/index.php?action=open &res=30372. 4. Gartenfassade. Iparművészeti Múzeum [Museum der Kunstgewerbe], Budapest, MLT 1697.55. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 47 5. Hauptfassade heute. Foto: Attila Kopacz. 6. Hauptfassade zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Szekler Nationalmuseum, Sankt Georgen, Fotoarchiv 116. 48 Beáta Bordás Das Äußere des Gebäudes erhielt sein Aussehen Ende des 19. Jahrhunderts, im Inneren sind später einschneidende Änderungen vorgenommen worden. Das Gebäude wurde zum ersten Mal während des Ersten Weltkriegs beschädigt, sogar das Parkett wurde aufgerissen36. Von der einstigen pompösen Innenausstattung sind nur einige Archivaufnahmen und Ansichten auf Postkarten geblieben. Die zwei großen Räume im Erdgeschoss wurden für repräsentative Zwecke genutzt. Der kleinere Raum, der auf die Hauptfassade mit der Säulenterrasse hinausgeht, könnte aufgrund seiner Einrichtung wahrscheinlich der Tanzsaal (Táncterem) gewesen sein37 (Abb. 7). In diesem befanden sich nur einige bequeme Rokoko-Stühle und ein größeres Sofa, den Boden schmückte ein schönes Parkett38. Die Zimmerdecke war mit – von der deutschen Renaissance inspirierten – Stuckarbeiten dekoriert, die heute noch vorhanden sind. Ein weiteres wichtiges Detail des Saales ist der große Türrahmen mit einer Rundbogen-Öffnung, dessen Giebelfeld mit Stuckarbeiten geschmückt wurde. Diese Arbeiten wurden verändert, sind aber noch sichtbar. Die schönsten Dekorationen im Raum waren große Gobelins, von denen man drei auf zeitgenössischen Postkarten sehen kann. Alle drei Wandteppiche sind exakt nach der Natur gearbeitete Landschaftsdarstellungen, in deren Vordergrund eine Schafherde mit Schäfer, ein Zeltlager und mehrere Reiter erscheinen. Die Familie besaß insgesamt vier Gobelins, die aber während des Ersten Weltkriegs in den Palast nach Budapest verlagert wurden39. In einer Ecke neben dem Eingang stand ein weißer Rokoko-Ofen. Der größte Saal im Erdgeschoss, der Speiseraum (Ebédlő), dessen Tür in den Garten hinausführte, war mit einer Holzdecke aus Eichenbalken gedeckt (Abb. 9), die aus Budapest stammte40. Der Boden war mit einem in dieser Zeit sehr beliebten rhombenförmigen Parkett belegt. Man kann den Türrahmen mit der reichen Schnitzarbeit und die eindrucksvolle Holzdecke heute noch sehen (Abb. 10). Der Raum war üppig möbliert und mit bedeutenden Gemälden ausgestattet. Ein Nebenzimmer war vermutlich das Arbeitszimmer des Barons (Dolgozó). In der Zeitschrift Szalon Újság vom 30. November 1902 wird über das Schloss Árkos berichtet, dass sich östlich des großen Saales der Salon (Szoba) befand41 (Abb. 8). Durch die an der Wand hängenden Porträtbilder der Familie und deren Ahnen wurde hier eine familiäre Atmosphäre geschaffen. Die Wände waren tapeziert, klassizistische Stühle möblierten den Raum und in der Ecke war ein riesiger Rokoko-Spiegel über dem kleinen Kamin angebracht. Aus dem Salon trat man in ein weiteres Zimmer, das der Rauchsalon (Dohányzó) gewesen sein könnte, vielleicht auch das Empfangszimmer des Barons. Im Raum hing ein Lüster fast bis zum Tisch, der Kamin war klein, aber mit prachtvollen Kacheln und einer Büste ausgestattet. Die auf zeitgenössischen Aufnahmen sichtbaren Interieurs können als Beispiele für eine Einrichtung gelten, die für die Zeit des Historismus (1840-1914) charakteristisch ist. Die Zimmer waren meist im eklektischen Stil gestaltet und hatten mit Holzvertäfelungen, Gesimsen 36 37 38 39 40 41 Brief von Marietta Szentkereszty an ihren Vater, Béla Szentkereszty sen., nach Árkos vom 16. November 1916 in: Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 39, 40. Szalon Újság vom 30. November 1902, Nr. 22, S. 8. S i s a 2007 (wie Anm. 2), S. 240. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 39 (48), 84-85. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 34 (48), 249. Szalon Újság vom 30. November 1902, Nr. 22, 8. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 7. Tanzsaal, rechts der Vorraum. Kreisdirektion Klausenburg der Rumänischen Nationalarchive, Fonds der Familie Ugron, 72. 2. . 9. Der größte Saal im Erdgeschoss. Kreisdirektion Klausenburg der Rumänischen Nationalarchive, Fonds der Familie Ugron, 72. 8. 49 8. Salon. Iparművészeti Múzeum [Museum der Kunstgewerbe], Budapest, MLT 1697.51. . 10. Der größte Saal heute. Foto: József Király. . 11. Portal der Kapelle. Foto: József Király. 12. Innenraum der Kapelle. Detail. Foto: József Király. 50 Beáta Bordás aus Gips und Stuck, Holzdecken und Deckenornamenten auch eine wichtige architektonische Funktion42. Möbel, Teppiche, Gemälde, schwere Gardinen und Kunstgegenstände stellten Geschmack, Gesinnung und repräsentativen Anspruch der Familie zur Schau. Auch beim Schloss von Árkos ist erkennbar, dass im Zeitalter des Historismus die Öffentlichkeitsbereiche von der „Bühne des Familienlebens“ noch klar getrennt waren. Für die Öffentlichkeit war das Erdgeschoss vorgesehen. Hier gestaltete sich die Einrichtung der Räume besonders prachtvoll und repräsentativ, hier wurden die Gäste empfangen und hier veranstaltete die Familie ihre öffentlichen Einladungen und Begegnungen. Im ersten Obergeschoss befanden sich die Privatsuiten der Familie, die Schlafzimmer des Herrn und der Dame des Hauses, die Arbeitszimmer, die Kinderzimmer, ein oder mehrere Badezimmer, davon getrennt auch die Zimmer des Personals43. Es existieren aber keine zeitgenössischen Fotos davon. In unmittelbarer Nähe des Schlosses stand das auf einer zeitgenössischen Aufnahme abgebildete Gästehaus, ein ebenerdiges Gebäude mit Wandelgang im klassizistischen Stil44 (Abb. 6, rechts). Laut Konskription von 1863 wurde das Gästehaus, das über sieben Zimmer verfügte und dessen Länge fast identisch mit der Länge des Schlosses war, aus Stein und Ziegeln gebaut45. Es könnte zusammen mit der Kapelle in den 1840er Jahren hergestellt werden worden sein46, aber es gibt hierzu keine konkreten Baudaten. Das Gebäude steht heute nicht mehr, obzwar Anfang des 20. Jahrhunderts Baron Béla Szentkereszty der Jüngere (1885-1944), der letzte Herr des Schlosses, noch hier gewohnt hat. Die Grabkapelle Parallel zur Längsrichtung des Schlosses, auf dem westlich gelegenen Hügel in Richtung Nord-Süd, befindet sich die Kapelle47, die der Familie Szentkereszty als Grablege diente (Abb. 11, 12). Die Fachliteratur hat sich noch nicht mit diesem Kapellenbau beschäftigt, obwohl sie trotz ihrer geringen Größe sehr bezeichnende architektonische Werte enthält. Die einfache, klassizistische Fassade ist mit einem neogotischen Holztor verbunden, an den Seitenfronten sind einfache spitzbogige Fenster eingebaut. Diese Mischung von Klassizismus mit einer frühen Neogotik ist nur an wenigen ungarischen Gebäuden zu finden, wie es überhaupt wenige Gebäude in Ungarn und Siebenbürgen gibt, die eine frühe Neogotik aufweisen. Durch die assymetrische Dekoration der gotischen Formen unterscheidet sie sich von anderen Bauarten48. Die früheren, in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts 42 43 44 45 46 47 48 Siehe S i s a 2007 (wie Anm. 2), S. 82; Pál R i t o ó k , Magyar építészet 5. Klasszicizmus, historizmus [Ungarische Baukunst 5. Klassizismus, Historismus]. Budapest 2003, S. 158. R i t o ó k (wie Anm. 42), S. 158. S i s a 2007 (wie Anm. 2), S. 240. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 500-503. Mitteilung von József Rozsnyai. Hier wurden begraben: Anna Haller, die Frau von Zsigmond Szentkereszty (1878), Béla Szentkereszty sen. (1925), Béla Szentkereszty jun. (1944), vgl. Országos Széchenyi Könyvtár [Szechenyi-Nationalbibliothek], Budapest, Todesanzeigen, Rolle 492. Dénes K o m á r i k : A korai gótizálás Magyarországon [Die frühe Gotisierung in Ungarn]. In: Művészet és felvilágosodás. Művészettörténeti tanulmányok[Kunst und Aufklärung. Kunstgeschichtliche Arbeiten]. Hg. Anna Z á d o r , Hedvig S z a b o l c s i . Budapest 1978, S. 217. Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 51 errichteten gotisierenden Gebäude49 sehen nicht so einheitlich gotisch aus wie spätere, die um die Jahrhundertmitte entstanden sind. Die nächstgelegenen Parallelen bezüglich der Mischung von Klassizismus und früher Neogotik sind die katholische Kirche von 1816 in Palkonya, Komitat Baranya50, die Kapelle der Helfenden Jungfrau Maria von 1821 auf dem Ferenc­halom in Budapest in der Budakeszi-Str. 51/b und die spätere Synagoge von 1860-1861 in Kiskunhalas, Komitat Bács-Kiskun51. Der Zusammenhang zwischen der Kapelle und den genannten Gebäuden ist unbekannt, denn auch diese gelten als isolierte Phänomene in der ungarischen Architektur des 19. Jahrhunderts. Die Kapelle erscheint erst 1863 in Konskriptionen52 als „römisch-katholische Kirche“; sie war dem Heiligen Georg geweiht53, ist ca. 10,5 Meter lang und 8 Meter breit und aus Stein und Ziegeln erbaut. Im kleineren Turm der Kapelle befindet sich eine Glocke im Renaissancestil des Glockengießers Kiss István aus Sankt Georgen, die „zu Ehren von St. Anna gegossen (1845)“ wurde54. Die Namen des Patrons und der Glocke weisen auf den katholischen Grafen György Kálnoky (1810-1844) und dessen Frau Anna Haller hin. Auch wenn die Glocke für die Kapelle gemacht wurde, dürfte diese vor 1845 fertig gewesen sein. Über ihren Bau gibt es keine Erwähnung in den Dokumenten der seit 1847 in Árkos lebenden Familie Szentkereszty. Vermutlich wurde sie von ihr zwischen 1840 und 1845 errichtet. Die kleine Kapelle ist einräumig, das Sanktuarium endet in einem Korbbogen. Ihre nördliche Fassade ist klassizistisch einfach gehalten, über der gotischen Tür befindet sich ein halbkreisförmiges Fenster. Der Innenraum der Kapelle ist in der Form einer „tschechischen Kappe“ bedeckt, sie ruht auf einfachen, klassizistischen Strebepfeilern (Abb. 12). Infolge Quellenmangels kann man schwer entscheiden, ob unter den heutigen Einrichtungsgegenständen originale Elemente sind. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle mehrmals aufgebrochen. Die Gräber wurden ausgeraubt und ein Teil der Möbel abtransportiert. Das wertvollste Element der derzeitigen Einrichtung ist ein Holzkruzifix, das teilweise sehr plastisch ausgearbeitet ist. Die Anatomie des Leibes Christi ist hervorragend gestaltet. Die familiäre Legende spricht vom „Kreuz von Szentkereszt“, das aus der ungarischen Provinzstadt Szentkereszt herrührt. Daher könnte man es auch vor 1727 datieren55. Der Schlosspark Das Schloss wird von einem englischen Garten mit insgesamt über neun Hektar Ausmaß umringt56. Im Garten wachsen viele spezifische Pflanzen und Baumarten, wie auch jene für die englische Gartenarchitektur so charakteristischen Gebäude und Bauten vorhanden sind, die 49 50 51 52 53 54 55 56 Ebenda, S. 262. Anna Z á d o r : A klasszicizmus és romantika építészete Magyarországon [Baukunst des Klassizismus und der Romantik in Ungarn]. Budapest 1981, S. 20; K o m á r i k (wie Anm. 48), S. 248. László G e r ő (Hg.): Magyarországi zsinagógák [Synagogen in Ungarn]. Budapest 1989, S. 89. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 500-503. Schematismus Venerabilis Cleri Diocesis Transylvaniensis. Alba Carolina 1882, S. 40. Zoltán K i s g y ö r g y und Domokos I m r e h : Árkos. Falufüzetek 5 [Dorfhefte 5}. Székelyudvarhely 1998, S. 17. Laut Mitteilung des Erben András Jankovich-Bésán. Blanka B í r ó : Háromszék. Közmunkával teszik rendbe az árkosi kastélyparkot [Drei Stühle. Gemeinsame Erneuerungsarbeiten am Árkoser Schlosspark]. In: Krónika vom 5. August 2009. http://www.kronika.ro/index.php? action=open&res=30372 (Zugriff am 1.12.2009). Neueres Datum angeben??? Link ist noch gültig! 52 Beáta Bordás wir noch von zeitgenössischen Beschreibungen kennen. Bei der Gestaltung eines englischen Gartens war die pittoreske Anordnung der Pflanzen und der Gebäude das wichtigste Ziel. Es musste alles unordentlich und wie wild gewachsen aussehen, die in die Natur hineingestellten Gebäude wie Ruinen, Türme und Türmchen etc. dienten nur dekorativen Zwecken. Ab den 1850er und 1860er Jahren änderte sich die Idee von Landschaftsgärten. Nun war es den Auftraggebern wichtig, in die Gärten seltene und exotische Pflanzen zu setzen, sodass diese dendrologischen Gärten ähnelten57. Die schönsten Beispiele für englische Gärten in Siebenbürgen sind die englischen Parks58 rund um die herrschaftlichen Schlösser von Gernyeszeg, Mezősámsond, Marosvécs, Kendilóna, Válaszút, Bayersdorf, Abafa, Bethlen sowie der dendrologische Landschaftsgarten von Scharberg und der pompöse Park von Bruck59. Der Grundriss des Szentkereszty-Gutes in Árkos ist unregelmäßig. Die nördlichen und östlichen Grenzen sind vom Bach des Dorfes bestimmt. Der größte Teil entstand aus der Parkanlage (Abb. 13) rund um das Hauptgebäude in der Form eines lateinischen Kreuzes. Der Park um Teich und Schloss ist einer der schönsten in Siebenbürgen. Von der Hauptfassade des Schlosses führt eine Treppe in den französischen Garten, dessen Hauptelement ein Springbrunnen war. Rundum waren Blumenkompositionen gepflanzt. Die Gartenfassade des Schlosses stand in Richtung des Teiches. Südlich des Schlosses liegt der englische Garten, in der südwestlichen Ecke des Landsitzes befinden sich der Obstgarten, die ehemaligen Ställe, Schweinekoben und landwirtschaftliche Gebäude. Ein wichtiges Element der Parkanlage ist der große, schlängelnde bachähnliche Teich, der von nordwestlicher in südöstliche Richtung verläuft. Mittels einer kleinen Brücke gelangt man auf eine verborgene kleine Insel. Westlich des Sees befindet sich ein Glashaus. Die in den genannten Inventaren erwähnten Gartenhäuser existieren nicht mehr, nur die Pfade zwischen den dichten Bäumen zeigen noch das ehemalige Konzept des Schlossgartens. Aus dem 19. Jahrhundert sind nur die Grotte und der Fischteich erhalten geblieben. Es ist schwer zu sagen, wann der englische Garten rund um das Schloss ausgebaut worden sein könnte. Die verschiedenen Konskriptionen zeigen schon in den 1820er Jahren Gebäude, die in solchen Gärten essenzielle Elemente sind: das Eremitenhaus, das bis 1829 neben dem Teich stand. Er wurde zerstört, gleichfalls der Aussichtsturm auf der südwestlichen Seite. Der große Fischteich wurde schon 1829 gestaltet. Auf der Insel wurde später, laut Inventar von 1859, ein „Badehaus“ errichtet60. Umbau und Erweiterung des Schlossgartens erfolgten nach 1847, nachdem Baron Zsigmond Szentkereszty in den Landbesitz von Árkos eingeheiratet hatte. Neben den Schlossbauarbeiten in den 1850er Jahren hat die Familie dem „englischen“ Gartenstil entsprechend mehrere Gebäude im Park errichtet. Zwischen 1847 und 1857 waren es61: das Blumenhaus, dessen südliche Seite aus Glas bestand und in dem besondere Pflanzen gezüchtet wurden62, 57 Géza G a l a v i c s : Magyarországi angolkertek [Englische Gärten in Ungarn]. Budapest 1999, S. 107. József B i r ó : Erdélyi kastélyok [Siebenbürgische Schlösser]. Budapest 1943, S. 114f. B i r ó , Erdélyi kastélyok (wie Anm. 58), S. 114. 60 Nachweis des Gutes Árkos von B. Sigmond Szentkereszti und Graf Anna Haller am 9. Juni 1859, vgl. Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 473-475. 61 Nachweis über das Jahr 1847. Über erworbene Güter, bezahlte Schulden, größere Ausgaben, 1857, Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 25, 266. 62 Inventar des Jahres 1863, Fonds Szentkereszty (wie Anm. 4), Fasz. 3, 500-503. 58 59 Das Schloss der Familie Baron Szentkereszty in Árkos 53 13. Lageplan des Parks (Foto: Attila K o p a c z ). und das „Schweizer“, eine Art sommerliches einstöckiges Lusthaus, dessen Wände aus Holzsäulen und Ziegelsteinen bestanden und das mit seinen drei Räumen eine Grundfläche von fast 6 mal 6 Metern aufwies63. 1871 stand es noch – heute gibt es keine Spur mehr davon. Der aus Stein und Ziegeln errichtete Turm war fast 13 Meter hoch, hatte ebenfalls eine 6 mal 6 Meter große Grundfläche und stand im südöstlichen Winkel des Gartens64. Die Grotte, die in den Baukosten von 1847-1857 verzeichnet ist, befindet sich neben einem kleinen Wasserlauf. Sie schmiegt sich an die verwilderte Landschaft, ihr Dach aus Kalkstein ist von Pflanzen überwachsen. Vermutlich verlief die Gestaltung des englischen Parks in den 1860er Jahren kontinuierlich, denn es kamen Gartengebäude hinzu, wie eine Kegelbahn, ein Eiskeller und fast gegenüber in südlicher Richtung ein Wildhaus. Diese standen noch 1871 im Schlossgarten65, gingen aber im Laufe der Jahre verloren. In der Nähe der Grotte wurde 1871 ein „guter und schöner Dusch-Wasserfall“ erwähnt, daneben ein aus Holzbrettern gefertigtes Entkleidungszimmer. Der Wasserfall existierte noch in den 1930er Jahren66, derzeit gibt es stattdessen einen kleinen See. 63 Ebenda. Ebenda. 65 Ebenda, 568-573. 66 Erinnerungen des Erben András Jankovich-Bésán. 64 Von wann ist der Plan??? 54 Beáta Bordás Aufgrund der von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts geführten Pflanzenlisten ist bekannt, dass im Glashaus des Schlosses beinahe 100 Pflanzenarten Platz fanden, vor allem Blumen sowie verschiedene Arten von Palmen, Büschen, Zypressen, Buchsbäumen, Lebensbäumen und Forsythien. Zu Beginn der 1890er Jahren pflanzte Baron Béla Szentkereszty ein Arboretum in den Garten des Schlosses67, von dem zurzeit noch ungefähr 100 Baum- und Gebüscharten existieren68, davon auch mehrere seltene Pflanzen: Ölweide (Eleagnus sp.), Blutbuche (Fagus syvatica f. atropurpurea), Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), GurkenMagnolie (Magnolia acuminata), Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata) sowie Eibe (Taxus baccata)69. Im Schlossgarten findet man die beliebtesten Baumarten der ungarischen englischen Gärten: Silbertannen, Linden, Eichen, Rosskastanie, Akazien, eine ungarische Eigen­art in englischen Gärten sowie die unvermeidliche „Stimmungskanone“ Trauerweide70. Übersetzung aus dem Ungarischen von Tímea und Károly G á s p á r . 67 N a g y (wie Anm. 11), S. 46. K i s g y ö r g y , I m r e h (wie Anm. 54), S. 24. 69 Zoltán K i s g y ö r g y : Barangolás Székelyföldön 3 [Wanderung im Seklerland 3]. Csíkszereda 2000, 50f. 70 Anna Z á d o r : Az angolkert Magyarországon [Die englischen Gärten in Ungarn]. In: Építés – Építészettudomány 5 (1973), Nr. 1-2, S. 12. 68