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ZEI TUNG FÜR DEUTSCHLAND

Mittwoch, 14. November 2012 · Nr. 266 / 46 R1 HERAUSGEGEBEN VON WERNER D’INKA, BERTHOLD KOHLER, GÜNTHER NONNENMACHER, FRANK SCHIRRMACHER, HOLGER STELTZNER 2,10 € D 2955 A F. A. Z. im Internet: faz.net
Vor fünfunddreißig Jahren hat Win-
fried Nerdinger das Münchner Archi-
tekturmuseum eingerichtet. Jetzt
nimmt er mit einer großen Ausstel-
lung Abschied. Feuilleton, Seite 27
Er ist finanziell unabhängig und
politisch widerborstig: Der Anwalt
Peter Gauweiler hat als Spezialist
für Alleingänge sein altes Image
abgestreift. Feuilleton, Seite 25
Schwerpunkt des deutschen Einsat-
zes ist die Begleitung afghanischer
Offiziere und Ausbilder im Alltag.
Die partnerschaftliche Beratung ver-
langt den Deutschen einiges ab, aber
sie werden gebraucht. Politik, Seite 6
Joachim Löw denkt gar nicht daran,
den Stil der Nationalelf zu ändern.
Vor dem Länderspiel gegen Holland
heißt es an alle Kritiker gerichtet
nur: Weiter so. Sport, Seite 24
Für wen sich die Wähler in der Bun-
destagswahl 2013 entscheiden, weiß
niemand. Umfragen verheißen keine
Mehrheit für Schwarz-Gelb oder Rot-
Grün. Aber lässt sich mit anderen Ko-
alitionen werben? Politik, Seite 3
Zehn Jahre nach Einführung des Do-
senpfands vermüllen nicht mehr Bier-
dosen das Land. Der Anteil von Mehr-
wegflaschen ist dennoch zurückgegan-
gen. Was tun? Wirtschaft, Seite 11
Ministerpräsident Bouffier mahnt
zu Gelassenheit bei der Energiewen-
de. Die Opposition spricht dagegen
von kaum messbaren Fortschritten
seit dem Energiegipfel vor einem
Jahr. Rhein-Main-Zeitung, Seite 31
Mitteilung des Verlags:
10 Seiten Verlagsbeilage
„Finanzierung für den Mittelstand“,
4 Seiten Verlagsbeilage
„Industriestandort Berlin“
Mein Freund, der Architekt
W
as hat die „Frankfurter Rund-
schau“ nicht alles versucht: Spar-
runden, Gehaltsverzicht der Beleg-
schaft, die Umstellung auf das kleinere
Papierformat, eine Redaktionsgemein-
schaft mit anderen Blättern aus der Du-
Mont-Verlagsgruppe. Geholfen hat es
nicht. Weil sie überschuldet ist, hat die
Zeitung, die immerhin seit dem 1. Au-
gust 1945 erscheint, Insolvenz ange-
meldet.
Allgemeine und besondere Ursa-
chen kommen zusammen. Die deut-
schen Tageszeitungen – nicht jede ein-
zelne, aber die Gattung insgesamt –
verlieren Leser. Dieser Entwicklung,
deren Ursache nicht nur das Internet
ist, war die „Frankfurter Rundschau“
im Besonderen ausgesetzt. Das links-
grüne Blatt machte eine bleierne Pha-
se durch, in der die Zeitung für viele
schlicht langweilig, weil vorhersehbar
wurde, während auf ihrem politischen
Terrain die „taz“ frischer und frecher
wirkte. Und obschon die Leserschaft
außerhalb Frankfurts schwand, hielt
der Verlag an dem überregionalen An-
spruch fest, erkauft mit hohen Ver-
triebskosten. Als die Zeitung wieder
munterer wurde, war es zu spät. Der
Einstieg der SPD-Medienholding und
später des Kölner Verlages DuMont
Schauberg verschaffte der „Rund-
schau“, wie sich jetzt zeigt, nur einen
Aufschub. Beide Gesellschafter gli-
chen jahrelang Millionenverluste aus,
die weiter zu tragen sie nun nicht mehr
bereit sind.
Für die gedruckten Medien kommt
derzeit auf jede gute Nachricht eine
schlechte – oder umgekehrt. Das Maga-
zin „Newsweek“ stellt am Jahresende
seine Papierversion ein, die „Financial
Times Deutschland“ steht auf der Kip-
pe. Andererseits hat sich Warren Buf-
fett, ein Mann, der sich aufs Geldver-
dienen versteht, an 63 amerikanischen
Zeitungen beteiligt – nicht aus Mitleid,
wie man vermuten darf. Und hierzu-
lande gibt es Hinweise darauf, dass der
Leserschwund zum Stillstand kommt.
So oder so sollte das ungewisse Schick-
sal der „Frankfurter Rundschau“ einer
an die Gratismasche der digitalen
Welt gewöhnten Gesellschaft Anlass
zum Nachdenken darüber geben, was
ihr unabhängige Zeitungen und eine
Vielfalt der Stimmen wert sind. Die
Basislektion lautet: Gratismahlzeiten
gibt es nicht. Wer für guten Journalis-
mus nicht gutes Geld ausgeben will, lie-
fert sich dem Kommerz und den Such-
maschinen aus, die gierig sind auf
unsere Daten. Und wenn die letzte
anständige Zeitung verschwunden ist,
bleibt nur noch das Geschwätz.
ufe. WIESBADEN, 13. November. Die
Gefahr von weiteren Streiks des Kabinen-
personals bei der Lufthansa ist gebannt.
Die Führung der größten deutschen Flug-
gesellschaft und die Branchengewerk-
schaft UFO legten ihren mehrmonatigen
Tarifkonflikt bei. Der Arbeitgeber stimm-
te Lohnerhöhungen von bis zu 4,6 Pro-
zent zu. Dafür akzeptierten die Arbeitneh-
mer niedrigere Einstiegslöhne für neues
Personal. (Siehe Wirtschaft, Seite 9.)
Ein Kessel Buntes
Schule der Geduld
Gute Flaschen, böse Flaschen
Offensiver Selbstverteidiger
Briefe an die Herausgeber . . . . . . . . . . . . 12
Natur und Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . N1
Geisteswissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N3
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Deutschland und die Welt . . . . . . . . . . . . . . 7
Zeitgeschehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Menschen und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . 14
Markt und Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Wetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Finanzmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Recht und Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Kurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Feuilleton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Fernsehen und Hörfunk . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Forschung und Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N5
Jugend schreibt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N6
S
o hart und systematisch wie der-
zeit sind die Machthaber in Russ-
land seit dem Ende der Sowjetunion
nicht mehr gegen Gegner und Kritiker
vorgegangen. Nach der Rückkehr Wla-
dimir Putins in das Präsidentenamt im
Mai wurden in schneller Folge mehre-
re Gesetze beschlossen, die den Bewe-
gungsspielraum von Opposition und
Zivilgesellschaft stark einengen.
Gleichzeitig begann die Justiz damit,
Oppositionsaktivisten mit Verfahren
zu überziehen. Betroffen davon sind
sowohl die Führer der Protestbewe-
gung, die nach der zweifelhaften
Duma-Wahl vor fast einem Jahr spon-
tan entstanden ist, als auch einfache
Demonstranten.
Diese Welle der Repressionen ist
mehr als eine innenpolitische Verhär-
tung. Der Kreml selbst bringt sie mit
der Außenpolitik in Verbindung, in-
demer das Vorgehen gegen die Opposi-
tion als antiwestliche Kampagne insze-
niert: Er verpflichtet russische Nichtre-
gierungsorganisationen mit ausländi-
schen Geldgebern, sich als „ausländi-
sche Agenten“ registrieren zu lassen,
macht durch ein neues Gesetz über
Hochverrat jeden Kontakt zu Auslän-
dern zur potentiellen Straftat, wirft Or-
ganisationen wie die amerikanische
Usaid aus dem Land und lässt seine
Justiz in Verfahren gegen Oppositio-
nelle groteske Szenarien über ausländi-
sche Verschwörungen gegen Russland
entwerfen.
Es ist zweitrangig, ob die russische
Führung selbst glaubt, was sie da ver-
breitet, oder ob sie nur versucht, in der
Bevölkerung verbreitete Ressenti-
ments im Kampf gegen innere Gegner
zu instrumentalisieren. Entscheidend
ist, welche Einstellung zu den Staaten
darin zum Ausdruck kommt, die Mos-
kau auf dem diplomatischen Parkett
als „Partner“ bezeichnet. Diese „Part-
ner“ sollten daraus ihre Schlüsse zie-
hen. Das gilt in besonderem Maße für
Deutschland, das von allen EU-Staa-
ten die engsten und besten Beziehun-
gen nach Moskau unterhält.
Bisher geht die deutsche Russland-
Politik von der Annahme aus, dass
eine enge und breitangelegte Zusam-
menarbeit mit Moskau mittel- und
langfristig zu einer nicht nur technolo-
gischen und wirtschaftlichen, sondern
auch gesellschaftlichen Modernisie-
rung Russlands führen werde, also
letztlich zu einem Russland, das sich
an den westlichen Vorstellungen von
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie
orientiert. Dahinter steht die Hoff-
nung, dass auch aus der derzeitigen
russischen Elite Veränderungen kom-
men könnten. In den Argumenten für
diese Ansicht konnte man noch wäh-
rend der Präsidentschaft Dmitrij Med-
wedjews eine gewisse Plausibilität er-
kennen, selbst wenn man sie nicht teil-
te. Aber nun ist endgültig eindeutig,
dass diese russische Führung an einer
Kooperation im deutschen Sinne kein
Interesse hat. Die deutsche Politik soll-
te daher die Illusion aufgeben, mit den
derzeitigen Herrschern in Russland
könne es so etwas wie eine „strategi-
sche Partnerschaft“ geben.
Die Alternative dazu ist nicht ein
neuer kalter Krieg, sondern eine realis-
tische und deutliche Vertretung deut-
scher und europäischer Interessen.
Dazu gehört auch eine eindeutige,
nicht in diplomatische Floskeln ver-
packte Kritik an der Verletzung von
Menschenrechten und rechtsstaatli-
chen Grundsätzen. Das ist eine Frage
der Glaubwürdigkeit der eigenen Wert-
orientierung – aber nicht nur: Die Au-
ßenpolitik Russlands ist ein Spiegel-
bild seiner Innenpolitik. Nicht nur ge-
genüber Bürgern des eigenen Landes,
sondern auch gegenüber Nachbarlän-
dern neigen Putin und seine Entoura-
ge zum Foulspiel. Ihr Verhalten gegen-
über Ländern, die sie als schwächer
wahrnehmen (auch gegenüber EU-Mit-
gliedern), ist von rüder Einmischung
und Erpressungsversuchen gekenn-
zeichnet. Die in der deutschen Politik
noch verbreitete Vorstellung, man kön-
ne bei Putin mit leisen Worten und
Rücksicht auf die von ihm definierten
russischen Befindlichkeiten etwas er-
reichen, ist daher naiv. Ein deutlicher
Protest gegen Rechtsbeugung und Will-
kür in Russland dagegen ist ein Signal
der eigenen Wehrhaftigkeit.
Deutschland und Russland, die EU
und Russland kommen aufgrund ihrer
Nachbarschaft und ihrer vielfältigen
gegenseitigen Verflechtungen nicht an
einer engen Zusammenarbeit vorbei.
Beide Seiten brauchen einander – und
Russland den Westen vermutlich mehr
als umgekehrt. Daher sind Regierungs-
konsultationen wie diese Woche in
Moskau trotz allem gut. Es gibt eine
lange Reihe von sicherheits-, umwelt-,
wirtschafts- und sozialpolitischen The-
men, bei denen deutsche und europäi-
sche Interessen mit denen Russlands
sehr nahe beieinanderliegen könnten
– wenn es Moskau um Sachfragen und
nicht in erster Linie um Machtpolitik
ginge. Es ist Russlands Neigung, die
Beziehungen zumWesten als Nullsum-
menspiel zu sehen, in dem einem Ge-
winn der einen Seite immer ein Ver-
lust der anderen entspricht, die eine
engere Kooperation auf diesen Fel-
dern erschwert und aus natürlichen In-
teressengegensätzen ernste Konflikte
werden lässt.
Dass der Kreml seine Interessen nur
machtpolitisch und nicht sachlich defi-
niert, macht es für den Westen schwie-
rig, eine Politik zu formulieren, die
den berechtigten Interessen Russlands
(und nicht nur seiner Herrscher) Rech-
nung trägt. Auf die Destruktivität der
Putinschen Außenpolitik kann er nicht
mit gleicher Münze antworten. Aber
er sollte Prinzipienfestigkeit zeigen.
Tarifkonflikt bei
Lufthansa beigelegt
„Tempo ist kein Wert an sich“
rüb. WASHINGTON, 13. November.
Der Skandal um den früheren Komman-
deur der internationalen Truppen in Af-
ghanistan (Isaf) und einstigen CIA-Direk-
tor David Petraeus weitet sich aus. Wie
das Pentagon am Dienstag mitteilte, wur-
de nach Ermittlungen der Bundespolizei
FBI eine interne Untersuchung gegen den
gegenwärtigen Isaf-Kommandeur Gene-
ral John Allen eingeleitet. Dabei geht es
um einen 20 000 bis 30 000 Seiten umfas-
senden E-Mail-Verkehr, der zu einemGut-
teil zwischen Jill Kelley aus Tampa in Flo-
rida und Allen stattgefunden haben soll.
Es geht nach Angaben des Pentagons um
den Verdacht „unangemessenen Aus-
tauschs“. Verteidigungsminister Leon Pa-
netta wurde nach Pentagon-Angaben am
Sonntag über die Ermittlungen infor-
miert. Ob das FBI wegen einer Straftat
die Sache an die Justizbehörden weiterlei-
ten wird, war zunächst unklar.
Aus dem Pentagon hieß es, dass offen-
bar ein Zusammenhang zwischen den Er-
mittlungen gegen Allen und jenen gegen
Petraeus bestehe, die am Freitag zum
Rücktritt des CIA-Direktors wegen dessen
Affäre mit seiner Biographin Paula Broad-
well geführt hatten. Die Untersuchung des
FBI war vor Monaten durch eine Be-
schwerde Jill Kelleys wegen anonymer
E-Mail-Drohungen in Gang gekommen.
Diese stammten von der Petraeus-Gelieb-
ten Broadwell, die in Jill Kelley eine poten-
tielle Nebenbuhlerin sah und sie aufforder-
te, „die Finger von meinem Kerl zu las-
sen“. Bei der Untersuchung des privaten
Mail-Verkehrs von Frau Broadwell, die
verheiratet und Mutter zweier Söhne ist,
wurden Mails zwischen Broadwell und
Petraeus aufgedeckt, die auf eine Affäre
zwischen beiden schließen ließen.
Offenbar brachte die Erforschung des
Mail-Verkehrs von Frau Kelley, die eben-
falls verheiratet ist und drei Kinder hat,
den „unangemessenen Austausch“ zwi-
schen ihr und Allen zutage. Allen – auch
er ist verheiratet – hat nach Angaben des
Pentagons abgestritten, etwas Unrechtes
getan, gegen den Verhaltenskodex des Mi-
litärs oder gar gegen Gesetze verstoßen zu
haben. Allen bleibt vorerst Kommandeur
der Isaf; seine Nominierung zum künfti-
gen Kommandeur der amerikanischen Sol-
daten sowie aller Nato-Truppen in Europa
(Sacrum) wird dagegen auf Eis gelegt.
Allen hält sich derzeit in Washington
auf, wo im Senat die Anhörungen zur Be-
stätigung seiner Nominierung vorgesehen
waren. Verteidigungsminister Panetta, der
sich zurzeit auf einer Asien-Reise befin-
det, forderte den Senat auf, die Anhörun-
gen zur Nominierung von Marinekorps-
General Joseph Dunford zum neuen Isaf-
Kommandeur wie geplant abzuhalten.
(Fortsetzung Seite 2; Kommentar Seite 8.)
wmu. BRÜSSEL, 13. November. Zwi-
schen den Eurostaaten und dem Interna-
tionalen Währungsfonds (IWF) ist ein of-
fener Streit über die weitere Finanzierung
des internationalen Hilfsprogramms für
Griechenland ausgebrochen. „Wir haben
Meinungsverschiedenheiten, wir arbeiten
daran, wir versuchen sie zu lösen“, sagte
die Geschäftsführende Direktorin des
IWF, Christine Lagarde, nach einem Tref-
fen der Eurogruppe in der Nacht zum
Dienstag in Brüssel. Der bisher nur schwe-
lende Streit trat offen zutage, nachdem
die Troika aus IWF, EU-Kommission und
Europäischer Zentralbank (EZB) der Re-
gierung in Athen attestiert hatte, dass sie
die ihr auferlegten Reformen bis auf eini-
ge Restposten verwirklicht habe.
Nach dem Bericht der Troika braucht
Athen zwei Jahre mehr Zeit, um seine
Sparziele zu erfüllen. Wegen des Auf-
schubs, der unter den Kreditgebern im
Prinzip unstrittig ist, entsteht imaktuellen
Hilfsprogramm für Athen eine Finanzie-
rungslücke von 32,6 Milliarden Euro. Der
IWF dringt weiter darauf, dass sich auch
die öffentlichen Gläubiger wie EZB und
Eurostaaten an einer Umschuldung beteili-
gen, um die Lücke zu schließen. Dagegen
schlossen Bundesfinanzminister Wolf-
gang Schäuble und der Chef der Eurogrup-
pe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-
Claude Juncker, eine solche Lösung aus.
Erst wenn sich die Kreditgeber in die-
ser Frage geeinigt haben, kann die nächs-
te Kredittranche von 31,5 Milliarden
Euro ausgezahlt werden, auf die der grie-
chische Staat dringend angewiesen ist.
Juncker sagte, die Fragen sollten bis zu ei-
ner Sondersitzung der Eurogruppe am
kommenden Dienstag geklärt werden. An-
schließend soll der Bundestag damit be-
fasst werden. Offen uneinig sind sich Eu-
rogruppe und IWF auch in der Frage, wie
sicherzustellen ist, dass Athen seine
Schulden wieder dauerhaft bedienen
kann. Juncker vermittelte in einer gemein-
samen Pressekonferenz mit Frau Lagarde
den Eindruck, die Finanzminister des Eu-
roraums hätten bereits „beschlossen“,
dass die griechische Staatsschuld nicht –
wie bisher vorgesehen – imJahr 2020, son-
dern erst 2022 auf den Zielwert von 120
Prozent der Wirtschaftsleistung sinken
müsse. Frau Lagarde widersprach und sag-
te, der Fonds könne das Zieljahr nicht än-
dern.
Schäuble deutete an, dass die Finanzie-
rungslücke mit Mitteln aus verschiedenen
Quellen geschlossen werde. „Das kostet
nicht unbedingt mehr Geld“, sagte er im
Südwestrundfunk. „Es erhöht nur den Fi-
nanzierungsbedarf auf der Zeitachse.
Und dafür müssen Lösungen gefunden
werden.“ (Fortsetzung und weiterer Be-
richt Seite 2; siehe Wirtschaft, Seite 11.)
Heute
Die neue Rolle
des Überbayern
miha. FRANKFURT, 13. November. Der
Verlag der „Frankfurter Rundschau“ hat
am Dienstag beim Amtsgericht Frankfurt
einen Antrag auf Insolvenz gestellt. „Mas-
sive Umsatzverluste im Anzeigen- und
Druckgeschäft in der ersten Hälfte des
laufenden Jahres“ hätten der Geschäfts-
führung „keine Chance für ein Verlassen
der Verlustzone gegeben“, teilte der Ver-
lag mit. Die Gesellschafter, die SPD-Me-
dienholding DDVGund der Verlag M. Du-
Mont Schauberg, hielten die „sich nun-
mehr abzeichnende dauerhafte Finanzie-
rung hoher Verluste“ für „nicht länger dar-
stellbar“. Ursprünglich hatten die Gesell-
schafter der „Rundschau“ eine Finanzie-
rungsgarantie bis 2015 gegeben, doch ließ
sich diese angesichts der sich seit April die-
ses Jahres abzeichnenden Anzeigenverlus-
te nicht mehr halten. Die Gehälter der Mit-
arbeiter, hieß es, seien über das Insolvenz-
geld bis zum 31. Januar 2013 gesichert.
Nun würden „Sanierungsansätze“ geprüft
und mögliche Investoren gesucht. Einge-
stellt wird die Zeitung vorerst nicht. „Nur
wenn wir erscheinen, haben wir die Chan-
ce, Investoren zu finden“, hieß es auf einer
Mitarbeiterversammlung in Frankfurt.
(Siehe Seite 3, Feuilleton, Seiten 25 und 29
sowie Rhein-Main-Zeitung.)
Kein Partner
Von Reinhard Veser
mic. PARIS, 13. November. Präsident
François Hollande hat die Franzosen auf
Einsparungen bei den Staatsausgaben ein-
gestimmt. Der Staat müsse dringend mo-
dernisiert und „mit weniger Mitteln besser
gewirtschaftet“ werden, sagte Hollande
amDienstag bei seiner ersten Pressekonfe-
renz im Elysée-Palast. Sechs Monate nach
seiner Wahl bezifferte der Sozialist den
Einsparbedarf auf etwa zwölf Milliarden
Euro im Jahr und verteidigte die im Bud-
get für 2013 vorgesehenen Steuererhöhun-
gen. Die Reform des Staates, der sozialen
Sicherungssysteme und der Gebietskör-
perschaften sei die nächste Etappe. „Mei-
ne Mission ist, durch die Rückkehr zum
Wachstum die Arbeitslosigkeit zu sen-
ken“, sagte Hollande. Zudemsagte Hollan-
de, dass Paris die syrische Nationale Koali-
tion als „einzige Vertreterin des syrischen
Volkes“ anerkenne. Er sehe in demneu ge-
gründeten Oppositionsblock die künftige
provisorische Regierung Syriens. Die Fra-
ge nach Waffenlieferungen an die Opposi-
tion müsse nun neu gestellt werden. (Sie-
he Seite 6 und Wirtschaft, Seite 9.)
Ermittlungen gegen Isaf-Kommandeur Allen
Skandal um Petraeus weitet sich aus / Verdacht auf „unangemessenen Austausch“
„Frankfurter
Rundschau“
insolvent
Hollande: Mit Wachstum
Arbeitslosigkeit senken
Streit zwischen Eurostaaten und IWF
über Hilfen für Griechenland
Lagarde widerspricht Juncker / Schäuble will Steuerzahler nicht zusätzlich belasten
Deutschland und die EU
müssen gegenüber Putins
Russland hart und
prinzipienfest auftreten.
Die Rundschau
Von Werner D’Inka
Unter schwierigsten Bedingungen: Am 1. August 1945 wurde die „Frankfurter Rundschau“ gegründet. Sie war die zweite deutsche
Tageszeitung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. In diesem halbzerstörten Gebäude saß damals die Redaktion. Foto dpa
4<BUACUQ=facbai>:Y;l;l;p;w
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH; Abonnenten-Service: 0180 - 2 34 46 77 (6 Cent pro Anruf aus dem dt. Festnetz, aus Mobilfunknetzen max. 42 Cent pro Minute). Briefe an die Herausgeber: [email protected]
Belgien 2,80€ / Dänemark 21dkr / Finnland, Frankreich, Griechenland 2,80€ / Großbritannien 2,80£ / Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande 2,80€ / Norwegen 29nkr / Österreich 2,80€ / Portugal (Cont.) 2,80€ / Schweden 28skr / Schweiz 4,80sfrs / Slowenien 2,80€ / Spanien, Kanaren 2,80€ / Ungarn 720Ft
SEI TE 2 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 F P M FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Politik
Die Bezeichnung eines anderen als
rechtsradikal in einer Auseinander-
setzung in einem Internetforum ist
ein Werturteil und von der Mei-
nungsfreiheit gedeckt, hat Karlsruhe
entschieden. Politik, Seite 4
Längst nicht alle Palästinenser sind
damit einverstanden, die Totenruhe
ihres nationalen Idols nur einiger me-
dizinischer Tests wegen, mit denen
die Todesursache festgestellt werden
soll, zu stören. Politik, Seite 6
Die Leute auf den Rockaways
fühlen sich alleingelassen.
Zwei Wochen nach dem Hurrikan
Sandy hat die New Yorker Halbinsel
noch immer keinen Strom.
Deutschland und die Welt, Seite 7
In Karlsruhe hat am Dienstag ein
erster Prozess um die fehlerhaften
Brustimplantate aus Frankreich
begonnen. Das Urteil könnte
Zehntausende Frauen betreffen.
Deutschland und die Welt, Seite 7
So etwas gibt es nicht alle Tage
im Bundestag. Alle Fraktionen sind
besorgt über die Lage in Russland
und drücken dies auch aus. Aber
auch hier liegt der Teufel im Detail.
Zeitgeschehen, Seite 8
Einige im Beamtenbund sahen
schon den Untergang des Abend-
landes nahen. Aber trotz allem
wählten sie einen Vorsitzenden, der
„nur“ Angestellter im öffentlichen
Dienst ist. Zeitgeschehen, Seite 8
Z
u einem Studium gehört seit jeher,
der Lebensfreude nicht nur in Semi-
narräumen und Bibliotheken nachzu-
spüren. Manche Bürger, die in diesem
Sinne als bildungsfern gelten müssen,
schätzen solche erweiterten Curricula
nicht immer, zumal wenn sie in der
Nähe von einschlägigen Bildungsstät-
ten wohnen. In der Universitätsstadt
Passau wird ein exemplarischer Streit
über die Sperrzeit für Gastwirtschaften
und Kneipen ausgefochten. Grundsätz-
lich gilt in Bayern eine großzügige Rege-
lung; die allgemeine Sperrzeit ist auf
eine Stunde beschränkt, auf die Zeit
zwischen fünf und sechs Uhr morgens.
Diese salopp „Putzstunde“ genannte
Ruhezeit kann nach der Gaststättenver-
ordnung verlängert werden, wenn ein
öffentliches Bedürfnis dafür vorliegt.
Die Stadt Pas-
sau, in der sich
Beschwerden
über Lärmbeläs-
tigungen durch
Kneipengänger
gehäuft hatten,
wollte diese Aus-
nahmemöglich-
keit nutzen; von
diesem Monat
an sollte an
Werktagen eine
Sperrzeit von
zwei bis sechs Uhr, an Sonn- und Feier-
tagen von drei bis sechs Uhr gelten.
Ausgenommen sollten gastronomische
Betriebe sein, die in Gewerbe-, Indus-
trie- und Sondergebieten liegen.
Der Bayerische Verwaltungsgerichts-
hof missbilligte jetzt in einer Eilent-
scheidung diesen Versuch, in Passau
eine Zeitrechnung einzuführen, bei der
eine Putzstunde 240 beziehungsweise
180 Minuten umfasst. Die Richter dür-
fen als durchaus sachkundig gelten, ist
es doch vomGebäude des Verwaltungs-
gerichtshofs in der Münchner Ludwig-
straße nicht allzu weit zu Orten studen-
tischer Zerstreuungen, die auch schon
länger examinierten Kräften offenste-
hen. Pauschal das Passauer Stadtgebiet
mit Ausnahme der Gewerbe-, Indus-
trie- und Sondergebiete als besonders
ruhebedürftig zu deklarieren, hielten
sie für zu unbestimmt.
Die Debatte ist eng mit einem Ver-
bot verbunden, das noch immer die Ge-
müter in Bayern bewegt – dem Verbot
des Rauchens in Gaststätten. Seit es in
Kraft ist, sollen die Beschwerden ruhe-
bedürftiger Nachbarn sprunghaft ge-
stiegen sein, weil es die Raucher vor die
Kneipentüren zieht. Eine Ausdehnung
des Rauchverbots auf öffentliche Plätze
und Straßen dürfte in Bayern aber
noch nicht drohen. Zumindest nicht
vor der Landtagswahl im nächsten
Jahr. ALBERT SCHÄFFER
F
o
to
R
e
u
te
rs
Unverständlicher Kontrast
Der „Reutlinger General-Anzeiger“ bewertet die Hal-
tung der Bundesregierung zu Griechenland:
„Man gewöhnt sich daran, auch wenn es schwerfällt.
Und gewusst haben wir es auch schon. Das extrem ver-
schuldete Griechenland braucht ein weiteres Hilfspa-
ket. Die Rezession fällt gewichtiger aus als erwartet. Un-
verbesserliche Optimisten in höchsten Ämtern wollen
nicht wahrhaben, dass wenn Staat, Unternehmen und
Bürger sparen, das Wachstum einer Volkswirtschaft
merklich zurückgehen muss. In der Folge räumt auch
die Bundesregierung der Reihe nach alle Positionen,
die sie einst aufstellte. Ein Stück weit mag das zumpoli-
tischen Geschäft gehören. Unverständlich bleibt jedoch
der Kontrast, wenn Wirtschaftsminister Rösler noch
vor wenigen Wochen meinte, ein Austritt Griechen-
lands sei zu verschmerzen.“
Merkel muss für ein Ja werben
„Der Tagesspiegel“ (Berlin) blickt auf die Stimmung
im Bundestag:
„In Deutschland werden sich aus dempolitischen Um-
feld von CDU, CSU und FDP Stimmen dagegen melden.
Das ist verständlich. Mehr Zeit heißt eben auch mehr
Geld. Über den deutschen Beitrag zur Streckung der
Zahlungsziele muss der Bundestag vermutlich schon in
der nächsten Woche abstimmen. Ohne eine Bewilligung
durch die Mehrheit des Hauses kann der deutsche Anteil
nicht aufgestockt werden. Bereits bei der letzten Grie-
chenland-Debatte war aus der Koalition die Drohung
,Ein drittes Paket wird es nicht geben!‘ unüberhörbar. In-
zwischen aber reiste die Kanzlerin nach Athen und si-
gnalisierte dort, Deutschland werde Griechenland nicht
alleinlassen. Angela Merkel wird also, um glaubwürdig
zu bleiben, selbst im Plenum für ein Ja ihrer Koalition
werben müssen.“
Man muss politische Reformen verlangen
Die „Südwest Presse“ (Ulm) widmet sich der Lage in
Griechenland selbst:
„Die Entscheidung, mit Griechenland auch den euro-
päischen Gedanken und die gemeinsame Währung zu
halten, ist richtig. Genauso richtig ist aber auch der
Zwang, dem Land, das so schludrig mit dem Geld ande-
rer umgegangen ist, politische Reformen abzuverlangen.
Die Lösungsversuche der Krise schlingern zwischen die-
sen beiden Polen hin und her. Man mag es Durchwurs-
teln nennen. Doch das Durchwursteln gehört unauflös-
lich zu jedem Dilemma widerstreitender Ziele. Grie-
chenland hat viel politisches Bemühen geliefert, das
stimmt. Aber es hat noch keinen Staat aufgebaut, der
das vorbehaltlose Vertrauen derer verdient, die ihn fi-
nanzieren. Das braucht Zeit und Geld. Beides bekommt
Athen bis auf weiteres. Aber nicht ewig.“
Offerte an die Bürgerlichen
Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Ent-
scheidung von Claudia Roth, trotz ihrer Niederlage bei
der Urwahl Parteichefin der Grünen bleiben zu wol-
len:
„Tatsächlich wird Roth gut beraten sein, ihr Ausschei-
den als Spitzenkandidatin nicht auf die Goldwaage zu
legen. Die Grünen wählten ein Team, und da erschien
es wohl dem Gros der Mitglieder klug, dem unbestritte-
nen Trittin nicht noch eine temperamentvolle Linke,
sondern eine Mittepolitikerin zur Seite zu geben. Zwei
scharfkantige Linke hätten abschreckend wirken kön-
nen. Göring-Eckardt dagegen wird in bürgerlichen Mi-
lieus Stimmen gewinnen. Wie Baden-Württembergs Mi-
nisterpräsident Kretschmann, wie der neue Stuttgarter
Oberbürgermeister Kuhn, die Hamburger Grünen in
der Koalition mit Ole von Beust oder der Tübinger
Oberbürgermeister Boris Palmer ist Göring-Eckardt in
der Lage, der Partei neue Segmente in der Mitte zu er-
schließen.“
Nicht die Kraft zum Rückzug
Die „Badische Zeitung“ (Freiburg) kritisiert die Par-
teivorsitzende und legt ihr nahe, politische Konsequen-
zen aus der Niederlage zu ziehen:
„,Wer nervt mehr als Claudia?‘ Es war kein übler
Slogan, mit dem die Grünen im Frühling um weibliche
Mitglieder warben. Was kaum einer zugab: Die Antwort
vieler Grünen auf die Frage lautete schon länger: ,Nie-
mand nervt mehr als Claudia Roth.‘ Derzeit nervt die
Sirene des Politikbetriebs keinen mehr. Die gefühlt ewi-
ge Co-Chefin der Grünen erregt Mitleid. Mitleid, weil
sie in der Urwahl um die Spitzenkandidatur zur Bundes-
tagswahl brutal Prügel bezogen hat. Mitleid aber auch,
weil Roth nicht die Kraft hatte, aus dem Misstrauensvo-
tum der Basis die einzig glaubwürdige Konsequenz zu
ziehen: nämlich ihren Rückzug vom Vorsitzendenpos-
ten zu erklären.“
Kein Ersatz in Sicht
Anders sieht es die „Lausitzer Rundschau“ (Cottbus):
„Ein Ersatz für Roth im Parteivorsitz, der nach der
grünen Arithmetik weiblich und ,links‘ sein muss, ist
weit und breit auch nicht in Sicht. Nimmt man noch die
Tatsache hinzu, dass Roth praktisch nur grüne Partei ge-
lernt hat, wird klar, warum selbst die Demütigung durch
die Basis für sie noch lange kein Grund zumRückzug ist.
Durch die zahllosen ,Claudia, mach’s noch einmal‘-Rufe
bleibt ja auch der Schein gewahrt. Viel mehr allerdings
nicht.“
Eine andere Mentalität
Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kommentiert den
Besuch der Bundeskanzlerin in Portugal und kontras-
tiert die Situation dort mit der im Krisenland Grie-
chenland:
„Die Demonstrationen hielten sich gestern in Gren-
zen, zumindest verglichen mit Merkels Griechenland-
Besuch. Was Portugal von Griechenland unterscheidet,
ist die Mentalität: Eine breite politische Mehrheit imLis-
sabonner Parlament steht hinter den harten Reformen,
und die staatliche Verwaltung funktioniert. Dennoch
brauchen auch die ungeduldiger werdenden Menschen
Mutmach-Botschaften, weil in Portugal das Wirtschafts-
wachstum sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt. Erfolge
sind trotz des Sparkurses bisher nicht in Sicht. Nötig
sind die schmerzvollen Einschnitte gleichwohl. Sie die-
nen ja nicht als Selbstzweck, sondern zur Sanierung des
portugiesischen Haushalts. Zumindest Regierungschef
Coelho ist bewusst: Ohne Rettungsschirm wäre das
Land wirtschaftlich am Ende.“
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Rechtsradikal als Werturteil
Arafat unvergessen
Da flucht nicht nur Cuomo
„Die nehmen Sie mit ins Grab“
ImPrinzip einig
Der Angestellte
nbu. BRÜSSEL, 13. November. Im Eu-
ropäischen Parlament hat sich der
designierte neue EU-Gesundheitskom-
missar Tonio Borg am Dienstag gegen
Vorwürfe verteidigt, er vertrete zu kon-
servative gesellschaftspolitische An-
sichten. In einer Anhörung der zustän-
digen Ausschüsse hob Borg hervor, er
werde sich in Fragen der Abtreibung
oder gleichgeschlechtlicher Partner-
schaften strikt an die EU-Verträge und
die EU-Grundrechtecharta halten. „Ich
werde nicht der maltesische Kommis-
sar sein, sondern der EU-Kommissar,
den Malta nominiert hat“, sagte er un-
ter Anspielung darauf, dass in seinem
Heimatland Abtreibungen verboten
sind.
Borg, der im Augenblick noch malte-
sischer Außenminister ist, soll seinem
Landsmann John Dalli folgen, der kürz-
lich in einer Korruptionsaffäre zurück-
getreten war, deren genaue Umstände
immer noch ungeklärt sind. In der An-
hörung des Parlaments, die bei der Er-
nennung eines neuen Kommissars vor-
geschrieben ist, wurde Borg von sozial-
demokratischen, sozialistischen, libera-
len und grünen Abgeordneten gefragt,
wie seine Haltungen zu Abtreibung und
Homosexualität sich auf seine Arbeit
als Kommissar auswirken würden. Zur
Abtreibung sagte Borg, obwohl er per-
sönlich gegen Schwangerschaftsabbrü-
che sei, legten die EU-Verträge eindeu-
tig fest, dass deren Regelung Sache der
Mitgliedstaaten sei. Daran werde er
sich halten. Alle Programme der Kom-
mission werde er fortführen. Zur Homo-
sexualität sagte Borg, dass er eine Ge-
setzesänderung in Malta eingebracht
habe, umgleichgeschlechtliche Partner-
schaften eintragen zu können. Er habe
sich nie geringschätzig über Homose-
xualität geäußert.
Das Parlament wird bei der Ernen-
nung eines neuen Kommissars nach ei-
nem Rücktritt nur angehört. Sollte es
den Kandidaten ablehnen, gilt er aber
als politisch so beschädigt, dass ihn die
vorschlagende Regierung zurückziehen
muss. Über Borg waren kurz vor der
Anhörung Berichte in Brüssel verbrei-
tet worden, die erkennbar darauf abziel-
ten, ihn als erzkonservativ und korrupt
darzustellen. Borg zeigte sich in der An-
hörung gut vorbereitet und legte unter
anderemeinen 14 Jahre alten Zeitungs-
artikel vor, in demer mit der Aussage zi-
tiert wurde, es sei für eine Malteserin
„völlig legal“, zu einer Abtreibung nach
Großbritannien zu reisen. In Brüssel
war behauptet
worden, Borg
habe abtrei-
bungswilligen
Malteserinnen
die Ausreise ver-
bieten wollen.
In der Frakti-
on der Christli-
chen Demokra-
ten, der Borgs
Partei angehört,
herrschte die
Hoffnung, dass
das Parlament ihn am Ende bestätigen
wird, weil die maltesischen Sozialdemo-
kraten in ihrer Fraktion für Borg wer-
ben. Beide Fraktionen zusammen verfü-
gen über eine große Mehrheit, selbst
wenn Teile der Sozialdemokraten ge-
gen ihn stimmen würden. Als nächsten
Schritt werden die zuständigen Aus-
schüsse eine Empfehlung aussprechen,
dann soll das Plenum in der nächsten
Woche über Borg abstimmen.
In den stärker fachlich ausgerichte-
ten Teilen der Anhörung kündigte Borg
an, dass er schon im Januar einen Vor-
schlag für eine neue Tabakrichtlinie
vorlegen wolle. Es solle kein Unter-
schied zwischen unterschiedlichen Ta-
bakformen gemacht werden. Er kündig-
te an, sich für eine bessere Beachtung
der EU-Regeln beim Tiertransport ein-
zusetzen, und sprach sich dafür aus, das
Klonen zur Nahrungsmittelgewinnung
zu verbieten. Borg, der auch für Ver-
braucherschutz zuständig wäre, sagte,
Bankkunden sollten einfacher die
Bank wechseln können. Außerdem sei
er für Sammelklagen in der EU.
Heute
Dunford soll im Januar Allen nachfolgen,
unabhängig davon, ob der 58 Jahre alte
amtierende Isaf-Kommandeur zum Sa-
ceur ernannt wird oder seine Laufbahn
womöglich beenden muss. Der Umstand,
dass zwei der führenden Generäle in den
Skandal verwickelt
sind, wirft einen
Schatten auf die
Streitkräfte. Petrae-
us und Allen haben
als Kommandeure
der amerikani-
schen und interna-
tionalen Truppen
im Irak und in Af-
ghanistan die Krie-
ge seit 2001 ge-
prägt. In den Streit-
kräften gelten außereheliche sexuelle Be-
ziehungen als Straftaten, die gewöhnlich
hart bestraft werden. Derweil durchsuch-
ten am Montagabend FBI-Beamte das
Wohnhaus Broadwells im Bundesstaat
North Carolina. Die Polizisten machten
Fotos und nahmen Dokumente mit.
STIMMEN DER ANDEREN
STREIFZÜGE
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Passau
ISTANBUL, 13. November. Zu den Be-
gleiterscheinungen der griechischen Kri-
se gehört es, dass sich die wirtschaftliche
und finanzielle Lage des Landes bisher
stets schlechter entwickelt hat als in den
Modellrechnungen zur Rettung des Lan-
des veranschlagt. Weil das von Beginn an
so war, mussten die damalige Athener Re-
gierung und Griechenlands Geldgeber im
Februar dieses Jahres die Bedingungen
für ein zweites Hilfspaket aushandeln,
nachdem die erste, 110 Milliarden Euro
an Notkrediten umfassende Einigung
vomMai 2010 längst von den Entwicklun-
gen überholt war, Griechenland also
mehr Geld brauchte. Der nun vorliegende
Bericht der Troika (bestehend aus der
EU, der Europäischen Zentralbank und
demInternationalen Währungsfonds) be-
stätigt die von Beginn an bestehenden Be-
fürchtungen, dass auch das zweite Hilfspa-
ket für Griechenland nicht das letzte sein
wird.
Das hat auch damit zu tun, dass die
Dauer und das Ausmaß der Rezession in
Griechenland wie schon beim ersten
Hilfspaket unterschätzt wurden. Für 2012
erwartet die Troika inzwischen einen
Rückgang der Wirtschaftsleistung um
etwa sechs Prozent. Im kommenden Jahr
wird mit einem Minus von mehr als vier
Prozent gerechnet. Es wäre für Griechen-
land das sechste Jahr der Rezession in Fol-
ge. Frühestens Ende 2013 könne ein leich-
ter Aufschwung einsetzen, der 2014 zu ei-
nem Wirtschaftswachstum von 0,6 Pro-
zent führen könnte, heißt es nunmehr. Al-
lerdings ist an anderer Stelle des Berichts
zu lesen: „Eine Rückkehr zu nachhalti-
gem Wachstum kann nur erreicht wer-
den, wenn die Strukturreformen vollstän-
dig und schnell ausgeführt werden.“ Kom-
me es nicht dazu, werde der Aufschwung
auch 2014 ausbleiben. Deshalb müsse die
Regierung sich auf einen Kampf gegen
„mächtige Interessengruppen“ einstellen.
Die Autoren der „Ersten Überprüfung
des zweiten wirtschaftlichen Anpassungs-
programms für Griechenland“, wie der
Troika-Bericht offiziell heißt, waren zwi-
schen Anfang Juli und Mitte Oktober die-
ses Jahres viermal in Athen. Aus diesen
Aufenthalten ziehen sie das Fazit, es habe
in Griechenland in den vergangenen
Monaten (auch) „deutliche Fortschritte“
gegeben. Die Regierung (von Ministerprä-
sident Antonis Samaras) habe „bald“ klar
Stellung bezogen und sich hinter die Ziele
des Anpassungsprogramms gestellt. Sa-
maras hatte noch im Wahlkampf und vor
allemin seiner Zeit als Oppositionsführer
die Arbeit der Troika harsch kritisiert und
einen Kurswechsel in Aussicht gestellt.
Zu den guten Nachrichten zählt die
Troika den Abbau bürokratischer Hürden
für Unternehmensgründungen. In der
jährlich dazu veröffentlichten Analyse
der Weltbank ist Griechenland um elf
Plätze nach oben gerückt, liegt aber im-
mer noch auf Rang 78 – zwischen der
Mongolei, den Bahamas, Vanuatu und Sri
Lanka. EU-Beitrittskandidat Kroatien
liegt allerdings noch einmal deutlich hin-
ter Griechenland. Durch die Kürzungen
von Höchstrenten und die Heraufsetzung
des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sei-
en die Rentenkassen entlastet worden,
heißt es lobend. Vage bleibt der Bericht
bei der Frage nach der Verkleinerung des
Staatsapparates. Es wird daran erinnert,
dass Athen sich bereits im ersten Anpas-
sungsprogramm dazu verpflichtet hatte,
die Zahl der Staatsdiener um „mindestens
150 000“ Personen bis 2015 zu verrin-
gern. Bisher, so steht es jedenfalls im Be-
richt der Troika, sei der Staatsapparat im-
merhin um fast 80 000 Personen verklei-
nert worden, indemfür je fünf pensionier-
te Beamte nur einer neu eingestellt wur-
de. In einigen Behörden beträgt das Ver-
hältnis angeblich sogar eins zu zehn. Den-
noch heißt es in dem Bericht: „Die Redu-
zierung der öffentlichen Verwaltung
muss fortgesetzt werden.“ Eine Ausnah-
me soll offenbar das Justizsystem bilden,
wo es nicht gelungen ist, die Masse an un-
erledigten Fällen im vorgesehenen Maße
zu verringern. Dies hat laut dem Bericht
„vor allem“ mit dem Mangel an Personal
an den Gerichten zu tun.
Die für europäische Verhältnisse sehr
hohen Verteidigungsausgaben Griechen-
lands konnten gesenkt werden, liegen
aber immer noch über dem Durchschnitt.
Im Jahr 2009 machten sie laut Angaben
aus dem Troika-Bericht 3,9 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts aus. Der Wehretat
sei danach auf einen Anteil von 2,2 Pro-
zent an der Jahreswirtschaftsleistung ge-
senkt worden, doch liege Griechenland
damit immer noch auf dem dritten Platz
der 27 EU-Staaten. Nur Großbritannien
und Zypern geben pro Kopf mehr für ihre
Verteidigung aus als Griechenland.
Erfolge bei den Sparanstrengungen zei-
gen sich laut Troika im Gesundheitswe-
sen, wo die Kosten um fast eine Milliarde
Euro gesenkt werden konnten. In Grie-
chenland gebe es nun ein elektronisches
Verschreibungssystem für Medikamente,
„das eines der modernsten in Europa ist“
und maßgeblich zur Kostensenkung beige-
tragen habe. Auch die Budgets staatlicher
Krankenhäuser unterlägen inzwischen der
Überwachung durch Computersysteme.
Die Privatisierung von Staatseigentum
ist hingegen enttäuschend verlaufen – zu-
mindest angesichts der hochgesteckten
Erwartungen, die damit noch im vergan-
genen Jahr verknüpft wurden. Bis Dezem-
ber werden Einnahmen von 1,7 Milliar-
den Euro erwartet. Griechische Politiker
hatten zuvor allein das staatliche Immobi-
lienvermögen auf 300 Milliarden Euro ta-
xiert und insinuiert, es ließe sich leicht zu
Geld machen. In einemdeutlichen Seiten-
hieb auf das bis Ende 2011 regierende Ka-
binett des früheren Ministerpräsidenten
Papandreou heißt es in demBericht: „Lei-
der stellte sich schnell heraus, dass der
Privatisierungsprozess nicht genügend
vor politischen Behinderungen beschützt
wurde und dass es an politischem Willen
mangelte, den Prozess voranzutreiben.
Eine maßgebliche Zahl von für den Priva-
tisierungsprozess nötigen Regierungsent-
scheidungen blieb aus.“ Erschwerend hin-
zugekommen sei allerdings ein „reduzier-
ter Appetit“ der Investoren angesichts der
politisch ungewissen Lage in Griechen-
land.
„Die Risiken für das Programm bleiben
sehr groß“, resümieren die Autoren –
auch unter Hinweis auf juristische Schwie-
rigkeiten: „Wichtige Haushaltsmaßnah-
men werden wahrscheinlich vor Gerich-
ten in Frage gestellt werden, was zu der
Notwendigkeit führen könnte, daraus ent-
stehende fiskalische Löcher zu füllen.“
Wer diese „fiskalischen Löcher“ füllen
soll, sagt der Bericht nicht.
Juncker und Frau Lagarde sagten, es stün-
den etliche Möglichkeiten zur Verfü-
gung, die alle „unvoreingenommen“ ge-
prüft würden. Unter anderem ist daran
gedacht, ein Schuldenrückkaufpro-
gramm unter Beteiligung der Krisen-
fonds EFSF oder ESM auf die Beine zu
stellen. Fast sicher werden auch die Zin-
sen nochmals gesenkt, die der grie-
chische Staat für seine Kredite zahlen
muss. Auch eine Streckung der Zahlungs-
ziele ist imGespräch. Schäuble schloss ei-
nen Schuldenschnitt unter Beteiligung öf-
fentlicher Gläubiger abermals mit der Be-
gründung aus, dies verstoße gegen das na-
tionale Haushaltsrecht mehrerer Mit-
gliedstaaten. Es werde nichts beschlos-
sen, was sich „unmittelbar“ auf die öffent-
lichen Haushalte auswirke. Der Minister
gab aber zu, dass es durch die Senkung
von Zinsen oder eine Streckung von Zah-
lungszielen in laufenden Programmen zu
„Änderungen in den Einnahmen“ der
Staatshaushalte kommen könne.
Besonders deutlich traten die Mei-
nungsverschiedenheiten zwischen IWF
und Eurostaaten mit Blick auf die Wie-
derherstellung der griechischen Schul-
dentragfähigkeit zutage. Damit ist ge-
meint, dass das Land seine Schulden dau-
erhaft bedienen können muss und nicht
immer wieder in Zahlungsschwierigkei-
ten gerät. Frau Lagarde schloss eine Ver-
längerung des Zieldatums 2020 katego-
risch aus. „Es geht darum, dass die grie-
chische Staatsschuld wieder tragfähig
wird. Dafür müssen jetzt die richtigen
Entscheidungen getroffen werden“, sag-
te sie. „Wir haben ganz klar unterschiedli-
che Ansichten.“ Berechnungen der EU-
Kommission zufolge steigt Athens Schul-
denstand von fast 177 Prozent der Wirt-
schaftsleistung in diesem Jahr auf knapp
189 Prozent im Jahr 2014.
Über den zweijährigen Aufschub für
Athen waren sich die Minister erwar-
tungsgemäß einig. Geplant ist, dass Grie-
chenland erst 2016 einen Primärüber-
schuss (Haushaltssaldo vor Zinsen) von
4,5 Prozent der Wirtschaftsleistung errei-
chen muss; zudem soll auch das Staatsde-
fizit zwei Jahre später – also ebenfalls
erst 2016 – auf unter drei Prozent der
Wirtschaftsleistung zurückgehen. Nach
Angaben von EU-Währungskommissar
Olli Rehn ist eine Zwischenfinanzierung
des griechischen Staates sichergestellt,
auch wenn sich nun die Auszahlung der
nächsten Kredittranche von 31,5 Milliar-
den Euro um mindestens zwei Wochen
verzögern dürfte. Am Freitag muss
Athen kurzfristige Anleihen ablösen.
Dies sei auch ohne Hilfe der EZB mög-
lich, sagte Rehn, ohne dies näher zu er-
läutern. Nach Informationen aus der Zen-
tralbank bleibt diese in die Absicherung
dieser Anleihen involviert.
Schäuble wies darauf hin, dass bis Jah-
resende drei Tranchen – zu den 31,5 Milli-
arden Euro kämen die ursprünglich für
September geplante Rate von fünf Milli-
arden und die Jahresendrate von 8,3 Mil-
liarden Euro – anstehen. Es sei zu überle-
gen, alle drei geplanten Tranchen bis Jah-
resende gemeinsam zu behandeln. Vor-
aussetzung sei, dass in Kürze ein „wirksa-
mer Kontrollmechanismus“ etabliert sei,
sagte der Minister, ohne ins Detail zu ge-
hen. Auch diese Frage solle in den kom-
menden Tagen geklärt werden. Eine ge-
meinsame Behandlung hätte auch eine
nur einmalige Behandlung durch den
Bundestag zur Folge.
Fortsetzung von Seite 1
Eine Stunde
dauert 180 Minuten
Fortsetzung von Seite 1
Borg verteidigt sich
imEU-Parlament
Ermittlungen
gegen Allen
Wenig Appetit auf Griechisches
Streit über Hilfen für Griechenland
Tonio Borg
John Allen
Gaudeamus igitur
Die Troika aus EU, EZB und
IWF bescheinigt Griechenland
Reformfortschritte. Aber die
Fachleute sehen nicht nur
weiteren Geldbedarf, sondern
auch große Risiken.
Von Michael Martens
Foto dapd
Täglicher Protest:
Am Dienstag
demonstrierten in
Athen Staatsangestell-
te vor dem Ministe-
rium für die Reform
des öffentlichen
Dienstes. Ihnen
stehen nach der
Verabschiedung des
Sparprogramms
vergangene Woche
weitere Gehalts-
kürzungen bevor.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 3 Politik
BERLIN, 13. November. Sigmar Gabriel
hatte seinen grimmigen Blick aufgesetzt,
als er sein Wort zum Sonntag wieder ein-
kassierte. Am Tag nach der Veröffentli-
chung des Ergebnisses der Urwahl der
Grünen, als die beiden Sieger – Katrin Gö-
ring-Eckardt und Jürgen Trittin – längst
ihr Bekenntnis abgelegt hatten, im Wahl-
kampf auf „Rot-Grün“ zu setzen, ließ sich
der SPD-Vorsitzende von der „Süddeut-
schen Zeitung“ mit Warnungen zitieren:
Die Grünen dürften nicht mit einem
schwarz-grünen Bündnis nach der Bundes-
tagswahl spekulieren. „Wählerinnen und
Wähler wollen Klarheit und kein doppel-
tes Spiel.“ Tags darauf, nach der Sitzung
des SPD-Vorstands, klang es dann anders.
„Wir finden gut, dass sowohl Jürgen Trit-
tin als auch Frau Göring-Eckardt klar ge-
sagt haben, dass das Ziel ist, nicht nur die
jetzige Bundesregierung abzulösen, son-
dern – wie wird das gelegentlich gesagt? –
rückstandsfrei, also auch Frau Merkel als
Kanzlerin, abzulösen.“
Weil – jedenfalls nach den seit Mona-
ten in dieser Frage konstanten Umfragen
– keines der gewünschten Koalitionsbünd-
nisse eine Aussicht auf die „Kanzlermehr-
heit“ hat, ist es den Maßgeblichen in den
Parteien fast unmöglich geworden zu ver-
mitteln, welche Koalition sie anstreben.
Die Unionsparteien blicken mit Sorge auf
den Koalitionspartner FDP und dessen
Aussichten, die Fünf-Prozent-Hürde zu
nehmen. Selbst wenn die etwa vier Pro-
zent FDP-Stimmen zu den Prognosewer-
ten der Union addiert werden, würde es
nicht reichen. SPD und Grüne sind eben-
falls weit davon entfernt, gemeinsam eine
Bundestagsmehrheit zustande zu brin-
gen. Nur zwei Zweierbündnisse erschei-
nen ein Jahr vor der Wahl wahrschein-
lich: Schwarz-Rot und Schwarz-Grün.
Diese Aussichten sind die Basis für Speku-
lationen, für Warnungen und Gegenan-
griffe. Gabriels Wort zum Sonntag war
nur ein Teil davon.
Den Fall des Falles mittels dessen The-
matisierung zu verhindern ist die Heraus-
forderung für die Wahlkämpfer geworden,
was umso schwieriger ist, weil ihre Koaliti-
onsaussagen andere Notwendigkeiten –
aus der Not geborene Bündnisse also –
nicht grundsätzlich ausschließen dürfen.
Keine „Ausschließeritis“ lautet das Motto.
Vor allem Union und SPD nehmen das
Recht für sich in Anspruch, wenn auch wi-
derwillig; gegebenenfalls ein Bündnis mit-
einander eingehen zu können, wenn sie es
denn müssen. Die Ankündigung des SPD-
Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, er
werde nicht in ein „Kabinett Merkel“ ein-
treten, wird deshalb von manchen SPD-
Spitzenpolitikern nicht als sonderlich klug
empfunden. Die SPD könne gezwungen
sein, eine Kanzlerin Merkel zu akzeptie-
ren. Dass die Union als Bedingung für
eine große Koalition von sich aus auf An-
gela Merkel verzichtet, gilt, ein halbwegs
gutes Abschneiden von CDUund CSUvor-
ausgesetzt, als ausgeschlossen. Seitens der
Unionsparteien aber hat sich noch kein
Spitzenpolitiker mit der gleichen Wucht
gegen eine große Koalition ausgespro-
chen, wie das Steinbrück – jedenfalls für
sich als Person – getan hat. Nur wenn er
seine Festlegung vor der Bundestagswahl
zurücknähme, könnte Steinbrück nach
Lage der Dinge in ein drittes „Kabinett
Merkel“ eintreten.
Gabriels Wendungen aber zeigen, wie
die beiden großen Parteien ihre beiden
kleineren „Wunschpartner“ behandeln.
Union und SPDwollen selbst je zwei Bünd-
nisoptionen zur Verfügung haben. Ihren
„geborenen“ Partnern, der FDP und den
Grünen, aber gönnen sie nur je eine Opti-
on. Anderes gilt es zu verhindern. Entspre-
chend wird in der SPD kolportiert, das
Spitzenpersonal der Grünen werde – gege-
benenfalls – ein Bündnis mit der Union
eingehen. Vor allemJürgen Trittin und die
andere Fraktionsvorsitzende, Renate Kü-
nast, würden schon aus Altersgründen
dazu bereit sein. Es sei, wird gesagt, für
die beiden Grünen die letzte Aussicht,
noch einmal Bundesminister zu werden.
Wenn Unionspolitiker streng sein wol-
len, erzählen sie, auf das Versprechen der
FDP, nur mit CDU und CSU koalieren zu
wollen, sei wenig Verlass. FDP-Politiker
wie Christian Lindner und Wolfgang Ku-
bicki würden sich – gegebenenfalls – für
ein Bündnis mit SPD und Grünen einset-
zen. Freilich: Die FDP ist derzeit derma-
ßen schwach, dass Unionspolitiker nicht
oft böse sein wollen.
Mit Vehemenz haben sich die Grünen
gewehrt. Die Warnung Gabriels laufe „ins
Leere“, widersprach ihr Vorsitzender Cem
Özdemir, weil sich kein Grüner für
„Schwarz-Grün“ einsetze. Auch gab es grü-
ne Sticheleien gegen die Sozialdemokra-
ten – dort, wo es weh tut. „Meine Gegen-
aufforderung an Herrn Gabriel wäre, sich
vielleicht an diesem Ideenwettbewerb ak-
tiv zu beteiligen, wie denn die SPD einen
Beitrag dazu leisten kann, dass wir Rot-
Grün bekommen“, sagte Özdemir. Nichts
anderes als ein Hinweis auf die immer
noch ziemlich mäßigen Umfragewerte der
SPD war das. Jürgen Trittin im Deutsch-
landfunk wies noch auf eine andere
Schwachstelle des SPD-Kanzlerkandida-
ten Steinbrück hin: „Er hat Fehler ge-
macht.“ Immerhin fügte Trittin an: „Aber
er hat diese Fehler auch korrigiert.“
Wenn Trittin es ganz übel mit der SPD
gemeint hätte, hätte er noch etwas anfü-
gen können: Durch Steinbrücks Fehler
und die Reaktionen in der SPD ist das
Konzept des SPD-Kanzlerkandidaten ge-
scheitert, wie weiland Joachim Gauck
bei der Bundespräsidentenwahl als ein
parteiungebundener Kandidat in den
Wählerreservoirs aller Parteien zu fi-
schen. So übel jedoch meinte es Trittin
mit Steinbrück nicht. Doch unter Anhän-
gern der SPD wird so geredet.
Die nachträglichen Glückwünsche Ga-
briels nicht bloß zu den Kandidaten der
Grünen, sondern auch zum Urwahlverfah-
ren dürften seine Wunschpartner mit Ge-
nuss zur Kenntnis genommen haben. War
das nicht eine Kritik amSPD-Fraktionsvor-
sitzenden Steinmeier, der mit seinem Kan-
didaturverzicht die Sturzgeburt des SPD-
Kanzlerkandidaten provoziert hatte? Sol-
che Reibereien zwischen den Bundestags-
fraktionen von SPD und Grünen gehören
zur Tagesordnung.
Die Unionsparteien aber sorgen sich,
wegen des bürgerlich-protestantischen
Hintergrundes der Spitzenkandidatin
Katrin Göring-Eckardt Wähler an die
Grünen zu verlieren. Immerhin ist sie
Bundestagsvizepräsidentin und Präses
der Synode der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) – und sie genießt An-
sehen auch in der Union. Deren General-
sekretäre und Parlamentarische Ge-
schäftsführer setzten auftragsgemäß zum
Angriff an. Menschliche Beliebtheit rei-
che nicht. „Das ist kein Angebot, das bür-
gerliche Wähler überzeugt“, sagte Her-
mann Gröhe (CDU). „Gesellschaftspoli-
tisch sind und bleiben die Grünen eine
durch und durch linke Partei“, äußerte
Stefan Müller (CSU). „Jürgen Trittin ist
derjenige, der jetzt das Sagen hat. Alles
andere ist nur eine nette Verpackung“, be-
merkte Alexander Dobrindt (CSU). Trit-
tin soll, als sei er ein Gottseibeiuns, zum
eigentlichen Wahlkampfgegner aufge-
baut werden. So arrogant sei er, dass eine
Zusammenarbeit schon aus menschli-
chen Gründen nicht möglich sei. Politi-
sche Differenzen kämen hinzu.
„Schwarz-grüne Spekulationen verbieten
sich damit von selbst“, lautet die Schluss-
folgerung des CSU-Generalsekretärs.
Manche in der Union aber lassen es
sich nicht verbieten. Günther Beckstein
(CSU), früher Ministerpräsident in Bay-
ern, nannte Frau Göring-Eckardt eine
„fromme Frau“ und eine „verlässliche
Frau“. 2009 hatte er bei der Wahl der
Spitze der EKD-Synode – vergeblich – ge-
gen die Grüne kandidiert. Nun sagte
Beckstein im Bayerischen Rundfunk, er
könne sich vorstellen, dass „es zu einem
Wahlergebnis kommt, wo Schwarz-Grün
die Chance ist, und dann habe ich keine
Bedenken, auch Schwarz-Grün in Erwä-
gung zu ziehen“. Günter Krings (CDU),
stellvertretender Vorsitzender der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion, äußerte in der
„Rheinischen Post“, die Wahl Frau Gö-
ring-Eckardts zur Spitzenkandidatin sei
ein Signal, dass sich die Grünen für neue
Bündnisse, also solche mit der Union,
öffneten. Er nannte es ein „gutes Zei-
chen“.
Auch weiter oben in der Union sind
Leute auf Abwegen. Ursula von der Ley-
en, Arbeitsministerin und stellvertreten-
de CDU-Vorsitzende, pflegt seit Wochen
zu versichern, in der nächsten Regie-
rungskoalition würden Mindestlöhne be-
schlossen, wissend, dass die FDP das par-
tout nicht will. Ob nach der großen Koali-
tion und nach dem schwarz-gelben Bünd-
nis „Schwarz-Grün“ komme, wurde sie
jüngst gefragt. „Das wird an der Wahlur-
ne entschieden“, war die Antwort. Selbst
der Frage, ob sie sich eine Fortsetzung
der Koalition mit der FDP wünsche,
wich die Ministerin aus. „Parteien soll-
ten ihre eigene Position ganz klar be-
stimmen.“
Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) aber hatte mit der Ver-
höhnung Philipp Röslers begonnen. Je-
denfalls wurde seine Bemerkung, der (da-
mals frisch gewählte) FDP-Vorsitzende
sei „überaus sachkundig und liebenswür-
dig“, in dessen Partei als Spott verstan-
den. Auch eine Bemerkung Angela Mer-
kels ging auf Kosten des FDP-Vorsitzen-
den. „Herr Rösler ist gerne Vizekanzler –
und das kann ich gut verstehen.“
Kunst und Rückgabe: Der
Bundesgerichtshof will nicht,
dass NS-Unrecht perpetuiert
wird – auf Kosten des Rechts.
Morgen auf der Seite
Staat und Recht
FRANKFURT, 13. November
F
ür die „Frankfurter Rundschau“
war dieser Dienstag ein schwarzes
Datum. Denn an diesem Tag wur-
de offiziell, dass die Zeitung pleite
ist. Morgens um9.45 Uhr ging beim Amts-
gericht Frankfurt der Insolvenzantrag des
Druck- und Verlagshauses Frankfurt am
Main ein. Als Insolvenzverwalter wurde
der Anwalt Frank Schmitt eingesetzt.
Nachmittags um drei wurde den Mitarbei-
tern die schlechte Nachricht überbracht.
„Massive Umsatzverluste im Anzeigen-
und Druckgeschäft in der ersten Hälfte
des laufenden Jahres“, hieß es, hätten der
Geschäftsführung „keine Chance für ein
Verlassen der Verlustzone gegeben“. Der
desaströse Befund lautet: Es sei „keine Per-
spektive der Fortführung des Unterneh-
mens mehr erkennbar“. Für die Gesell-
schafter – den Verlag M. DuMont Schau-
berg und die SPD-Medienholding DDVG
– sei „eine sich nunmehr abzeichnende
dauerhafte Finanzierung hoher Verluste“
nicht länger „darstellbar“. Gleichwohl sei
es das Ziel, den Geschäftsbetrieb fortzu-
führen; die Gehälter seien bis Ende Janu-
ar 2013 durch das Insolvenzgeld gesichert.
Der Dank gelte den Mitarbeitern, die seit
Jahren auf Gehaltserhöhungen verzichtet
haben, sowie den Lesern, die dem Blatt
bis zuletzt die Treue hielten.
Eingestellt wird die „Frankfurter Rund-
schau“ also – noch – nicht, doch ist sie
vomAus nicht weit entfernt. Sie ist nun ab-
hängig von den Entscheidungen des Insol-
venzverwalters. Der sondiert nun „Sanie-
rungsansätze“ und sucht nach Investoren.
„Nur wenn wir weiter erscheinen, haben
wir die Chance, Investoren zu finden“, be-
kamen die Mitarbeiter zu hören.
Das Gerücht, dass das defizitäre Blatt
eingestellt werden könnte, machte die
Runde, seit im September publik wurde,
dass der Mehrheitseigentümer, der Verlag
M. DuMont Schauberg, sondierte, ob das
Blatt statt auf Papier nur noch digital ver-
breitet werden könnte. Nach der „Beendi-
gung eines Druckauftrags“ mit dem Han-
noveraner Medienunternehmen Madsack
könne die „Frankfurter Rundschau“, sagte
der DuMont-Sprecher Wolfgang Brüser
damals, „in abgelegenen Gebieten Nord-
deutschlands nicht mehr tagesaktuell aus-
geliefert“ werden. Deswegen würden die-
se Leser befragt, ob sie auch mit einer digi-
talen Version zufrieden seien. Die Frage,
ob das nur für bestimmte Gegenden im
Norden der Republik geprüft werde, blieb.
Die „Frankfurter Rundschau“ zählt zur
Gründungsgeneration der demokrati-
schen Presse der Bundesrepublik. Am
1. August 1945 erschien sie zum ersten
Mal. Sie war die zweite Zeitung über-
haupt, die von den westlichen Alliierten li-
zensiert wurde, vor ihr kamen nur die „Aa-
chener Nachrichten“ heraus. Sieben Publi-
zisten wurde das Blatt anvertraut. Schon
im April 1946 stieg der Mann ein, der die
Zeitung bis zu seinem Tod 1973 als Verle-
ger, Herausgeber und Chefredakteur prä-
gen sollte: Karl Gerold, der in der NS-Zeit
als Sozialdemokrat verfolgt worden war
und sich ins Schweizer Exil retten konnte.
Unter ihmprofilierte sich die „Frankfurter
Rundschau“ als linksliberales Blatt, ver-
stand sich als publizistischer Wegbereiter
der sozialliberalen Koalition. Neben der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung begrün-
deten die „Frankfurter Rundschau“ und
die „Frankfurter Neue Presse“ den Ruf
Frankfurts als führender Zeitungsstadt
der Republik.
1973 wurde die Karl-Gerold-Stiftung ge-
gründet, sie blieb bis zumMai 2004 alleini-
ge Eigentümerin des Blattes, bis die SPD-
Medienholding DDVG 90 Prozent der An-
teile übernahm. Da hatten die besonderen
wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Blat-
tes schon begonnen: Im März 2002 wur-
den den damals 1500 Beschäftigten die
ersten drastischen Sparmaßnahmen ver-
kündet. Sie verhinderten jedoch nicht,
dass das Land Hessen im Jahr darauf eine
Bürgschaft für die „Frankfurter Rund-
schau“ übernehmen musste. Es wurden
Verkaufsverhandlungen geführt, Finanzin-
vestoren erschienen als mögliche Käufer,
Chefredakteure und Geschäftsführer ka-
men und gingen, die Linie und die Ausrich-
tung des Blattes wurden in Frage gestellt.
Management-Chaos, Streit und Nieder-
gang drangen nach außen und spiegelten
sich im Verkauf und schließlich im Abriss
des „Rundschau“-Hauses in der Frankfur-
ter Innenstadt wider.
Schon damals wurde die „Frankfurter
Rundschau“ totgesagt. Doch schien im
Juli 2006 eine Lösung gefunden: Der Köl-
ner Verlag M. DuMont Schauberg stieg
mit einem Mehrheitsanteil von 50 Prozent
und einer Stimme bei der „Rundschau“
ein und suchte sie in den Regionalzeitungs-
verbund mit dem „Kölner Stadt-Anzei-
ger“, der „Berliner Zeitung“ und der „Mit-
teldeutschen Zeitung“ einzubinden. Peu à
peu wurde der Schwerpunkt der Redakti-
on von Frankfurt nach Berlin verlagert,
schon 2006 wurden von den bis dato ver-
bliebenen 720 Stellen 200 gestrichen, am
Ende verblieben allein die für den Online-
Auftritt und die Lokalberichterstattung
Zuständigen am Main.
Nach zwei Jahren, so lautete das Ziel
des „Offensive 08“ genannten Plans, soll-
te die „Frankfurter Rundschau“ wieder
schwarze Zahlen schreiben. Die Hoff-
nung beruhte auch auf der Umstellung
des Blattes aufs Tabloid-Format. Doch
aus dem Aufschwung wurde nichts, das
Blatt brachte seinen Eigentümern fortlau-
fend Verluste, von zehn Millionen Euro
pro Jahr war die Rede. Dabei hat allein
die Umstellung aufs Tabloid-Format
schon einen zweistelligen Millionenbe-
trag gekostet. Ein Kostenfaktor ist auch
die 1978 in Betrieb gegangene Druckerei
der „Frankfurter Rundschau“.
Doch wird man nicht sagen dürfen,
dass die Gesellschafter nicht alles ver-
sucht hätten. Das Engagement der SPD-
Medienholding war nie nur wirtschaftlich
motiviert; die DDVGverstand sich als Ret-
ter in der Not und erhob jedes Mal ihre
Stimme, wenn die Kürzungen des neuen
Mehrheitseigentümers das Blatt auszu-
höhlen drohten. Und auch vom Verlag M.
DuMont Schauberg wird man nicht sa-
gen, dass er nicht alles versucht hätte –
mehr als 130 Millionen Euro soll der Ver-
lag in die „Rundschau“ gepumpt haben,
nur ging das Konzept der neuen „Rund-
schau“ eben nicht auf. Auch in diesem
Jahr soll es einen Verlust von 16 Millio-
nen Euro geben.
Was einen nicht verwundern muss,
denn nicht nur der Sprung vom großen
zum kleinen Tabloid-Format war gewal-
tig. Auch der Schwenk, aus demLeib-und-
Magen-Blatt der linksliberalen Funktio-
närsschicht der alten Bundesrepublik eine
flippige Großstadtzeitung zu machen, war
groß. Der inneren Verfassung nach ist die
„Rundschau“ zu spät im wiedervereinig-
ten Deutschland angekommen und findet
es schwer – was nicht nur für sie gilt –, sich
in der digitalen Welt zu behaupten. Für sie
gilt das Gorbatschow-Diktum von dem,
der zu spät kommt und dafür vom Leben
bestraft wird, in abgewandelter Form: Die
Strafenden sind in diesem Fall die Leser –
die, die es nicht mehr gibt, und die, an die
man nicht herankommt. Und natürlich die
Anzeigenkunden, die glauben, im Inter-
net für kleines oder gar kein Geld zu be-
kommen, was Zeitungen an Aufmerksam-
keit zu schaffen vermögen.
Die Leser mussten sich bei all dem fra-
gen, welche Art Zeitung sie denn in Hän-
den hielten: Um das Überregionale küm-
merte sich die von Leuten der „Berliner
Zeitung“ geführte Redaktionsgemein-
schaft in Berlin, das echt Frankfurteri-
sche war nur noch das Lokale. Damit sind
neue Leser in ausreichender Zahl nicht zu
gewinnen. Von der Auflage von mehr als
400 000 Exemplaren zu ihren Gründungs-
zeiten hatte die „Frankfurter Rundschau“
nur noch rund ein Viertel übrig. Die letz-
te gemeldete Verkaufszahl liegt bei knapp
118 000 Exemplaren.
Die Geschichte des Niedergangs der
„Frankfurter Rundschau“ ist also eine spe-
zielle, von der man nicht so schnell aufs
Allgemeine schließen sollte – auch wenn
sich die Zeichen mehren, dass bei Gru-
ner + Jahr mit der „FTD“ die nächste Zei-
tungsschließung bevorsteht. Es ist die Ge-
schichte einer Zeitung, die ihre Mitte, ih-
ren Markenkern, verlor, und eines Ver-
lags, der sich übernahm. Mit der „Rund-
schau“ im Gepäck wuchs M. DuMont
Schauberg zum führenden Regionalzei-
tungsverlag, doch hat dieser, wie nun zu
sehen ist, seine Kräfte überspannt. Das
kann man auch daran erkennen, dass die
„Berliner Zeitung“ mit abermaligen Kür-
zungen rechnen muss und der Bonner
„General-Anzeiger“, an dem M. DuMont
Schauberg beteiligt ist, fortan auf einen
so entscheidenden und dabei preiswerten
Faktor wie eigene Korrespondenten in
Berlin verzichtet. So sollen, wie zu hören
ist, 400000 Euro im Jahr gespart werden.
Bei M. DuMont Schauberg ist die De-
cke an allen Ecken und Enden zu kurz.
Für die „Frankfurter Rundschau“ besteht
durch die Insolvenz wenigstens noch die
Chance, dass andere an die Stelle der jetzi-
gen Eigentümer treten. Wer sich um die
deutsche Presselandschaft verdient ma-
chen will, er hätte in Frankfurt die Chan-
ce dazu. Auf die Redaktionsmannschaft,
deren Leidensfähigkeit legendär ist und
die man nur dafür bewundern kann, wie
sie bei all dem täglich Blatt machte, dürf-
te er zählen.
Vom merkwürdigen Verhalten koalitionsreifer Hauptstädter
Die Urwahl der grünen Spitzenkandidaten verleiht den Spekulationen über das künftige Regierungsbündnis neuen Schwung / Von Günter Bannas
Der Frankfurter
Patient
Zukunftsmodell? Schwarz-Magenta Foto dapd
Im August 1945 erschien die „Frankfurter
Rundschau“ erstmals. Nach einem Jahrzehnt
wirtschaftlicher Probleme ist das Traditionsblatt seit
Dienstag insolvent. Von Michael Hanfeld
Überlebenskampf einer Institution: Mitarbeiter der „Frankfurter Rundschau“ während der Betriebsversammlung Foto Wolfgang Eilmes
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SEI TE 4 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Politik
Frankfurter Zeitung
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mk. BERLIN, 13. November. Das Berli-
ner Verwaltungsgericht hat die Klage ei-
ner jungen Türkin an den Gerichtshof
der Europäischen Union (EuGH) weiter-
geleitet. Die 25 Jahre alte Frau hatte
2010 in der Türkei einen sieben Jahre äl-
teren Türken geheiratet, der eine Nieder-
lassungserlaubnis in Deutschland be-
sitzt und seit 1988 hier lebt. Die Ehefrau
hat zweimal Sprachprüfungen beimGoe-
the-Institut in Ankara nicht bestanden
und damit eine Voraussetzung zur Ertei-
lung eines Visums nicht erfüllt. Ihre Prü-
fungsergebnisse lagen bei 8,5 bezie-
hungsweise 4,5 von 25 möglichen Punk-
ten. Ihr wurde daraufhin ein Einreisevi-
sum verweigert. Die Klägerin habe, so
das Gericht in seinem Beschluss, nicht
dargelegt, warum es ihr nicht zuzumu-
ten sei, vor der Einreise nach Deutsch-
land rudimentäre deutsche Sprachkennt-
nisse nachzuweisen, wie es seit 2007 ver-
langt wird. Die Anforderung an nachzie-
hende Ehepartner, „sich in einfacher
Weise in deutscher Sprache verständi-
gen zu können“, so das Gericht, sei bis-
her von den deutschen Gerichten nicht
beanstandet worden. Inzwischen hat
das Bundesverwaltungsgericht jedoch
in einem anderen Fall solche Fragen als
offen bezeichnet; daher lässt das Verwal-
tungsgericht nun das Spracherfordernis
beim Ehegattennachzug grundsätzlich
überprüfen. Es legte dem EuGH zwei
Fragen zur Entscheidung vor: Wider-
spricht die Sprachanforderung den Asso-
ziationsabkommen zwischen der damali-
gen Europäischen Wirtschaftsgemein-
schaft und der Türkei, in denen verein-
bart wurde, „keine neuen Beschränkun-
gen der Niederlassungsfreiheit“ einzu-
führen, oder widerspricht sie möglicher-
weise EU-Recht? (Aktenzeichen VG 29
K 138.12 V.)
Mü. FRANKFURT, 13. November. Die
Bezeichnung eines anderen als „rechts-
radikal“ in einer Auseinandersetzung in
einem Internetforum ist ein Werturteil
und grundsätzlich von der Meinungsfrei-
heit gedeckt. Das hat das Bundesverfas-
sungsgericht am Dienstag entschieden.
Der Erste Senat hob damit die Entschei-
dungen der Vorinstanzen auf.
Ein Rechtsanwalt hatte auf seiner
Kanzleihomepage und in Zeitschriften-
veröffentlichungen etwa über die „khasa-
rischen, also nicht-semitischen Juden“
geschrieben, die das Wirtschaftsgesche-
hen in der Welt bestimmten, und über
den „transitorischen Charakter“ des
Grundgesetzes, das lediglich ein „ord-
nungsrechtliches Instrumentarium der
Siegermächte“ sei.
Ein anderer Anwalt setzte sich in ei-
nem Internet-Diskussionsforum damit
auseinander: Der Verfasser liefere „ei-
nen seiner typischen rechtsextremen ori-
ginellen Beiträge zur Besatzerrepublik
BRD, die endlich durch einen bioregio-
nalistisch organisierten Volksstaat zu er-
setzen sei“. Wer meine, „die Welt werde
im Grunde von einer Gruppe khasari-
scher Juden beherrscht, welche im Ver-
borgenen die Strippen ziehe“, müsse „es
sich gefallen lassen, rechtsradikal ge-
nannt zu werden“.
Das Landgericht und das Oberlandes-
gericht verurteilten den Anwalt zur Un-
terlassung der Äußerungen, wobei das
Landgericht sie teilweise als unwahre
Tatsachenbehauptungen und das Ober-
landesgericht sie als Schmähkritik aus
dem Schutzbereich der Meinungsfrei-
heit herausfallen ließen. Das Bundesver-
fassungsgericht hob nun beide Urteile
auf und verwies die Sache an das Land-
gericht zurück.
Diese Urteile verletzen den Beschwer-
deführer nach Ansicht der Karlsruher
Richter in seinem Grundrecht auf Mei-
nungsfreiheit. Es handele sich um Mei-
nungsäußerungen in Formeines Wertur-
teils, denn es ist nicht durch eine Beweis-
erhebung festzustellen, wann ein Bei-
trag „rechtsextrem“ ist, wann sich ein
Denken vom „klassisch rechtsradikalen
verschwörungstheoretischen Weltbild“
unterscheidet und wann man „es sich ge-
fallen lassen muss, rechtsradikal ge-
nannt zu werden“. Bedeutung und Trag-
weite der Meinungsfreiheit würden ver-
kannt, wenn eine Äußerung unzutref-
fend als Tatsachenbehauptung, Formal-
beleidigung oder Schmähkritik einge-
stuft werde.
In der Abwägung müsse berücksich-
tigt werden, dass der Anwalt, der auf Un-
terlassung der Äußerungen klagte, we-
der in seiner Intim- noch in seiner Privat-
sphäre betroffen sei, sondern allenfalls
in seiner Sozialsphäre. „Dagegen ist die
Meinungsfreiheit des Beschwerdefüh-
rers in ihremKern betroffen.“ Die Verur-
teilung zur Unterlassung eines Wertur-
teils müsse im Interesse des Schutzes
der Meinungsfreiheit „auf das zum
Rechtsgüterschutz unbedingt Erforderli-
che beschränkt werden“. Der Anwalt
habe seine Beiträge öffentlich zur Dis-
kussion gestellt; „dann muss zur öffentli-
chen Meinungsbildung auch eine inhalt-
liche Diskussion möglich sein“, ent-
schied das Bundesverfassungsgericht
(Aktenzeichen 1 BvR 2979/10). (Kom-
mentar Seite 8.)
pca. BERLIN, 13. November. Bundesin-
nenminister Friedrich (CSU) hat sich
abermals skeptisch zu einem NPD-Ver-
botsverfahren geäußert. „Verbote von Par-
teien müsse ultima ratio bleiben. Wir müs-
sen in erster Linie dafür sorgen, dass auch
radikale Parteien mit Argumenten be-
kämpft werden“, sagte Friedrich bei der
Herbst-Tagung des Bundeskriminalamtes
(BKA) in Wiesbaden. Allerdings gebe es
„Überschneidungen zwischen der NPD
und gewaltbereiten Neonazis, beispiels-
weise bei Demonstrationen, beispielswei-
se bei rechtsradikalen Musikveranstaltun-
gen“. Friedrich fügte hinzu: „Wir müssen
das Prozessrisiko abwägen“ und dann
„klug entscheiden“. Er selbst sei „weder
leidenschaftlich für noch leidenschaftlich
gegen ein NPD-Verbot“. Die Entschei-
dung müsse aber bald getroffen werden,
denn es sei nicht gut, solche Entscheidun-
gen im zeitlichen Zusammenhang mit
dem Wahlkampf zu treffen.
Friedrich rief zu einer verstärkten Ver-
zahnung der Sicherheitsbehörden auf. Der
Schlüssel zum Erfolg sei aber „nicht Fusi-
on und Zusammenlegung“ von Sicher-
heitsbehörden, sondern „eine partner-
schaftliche Herangehensweise“ der Poli-
zei- und Nachrichtendienstbehörden.
Richtig sei „Vernetzung“ und nicht „Zen-
tralisierung“. Der Präsident des BKA, Zier-
cke, sagte es könne nicht ausgeschlossen
werden Terroristen des „Nationalsozialisti-
scher Untergrund“ (NSU) Nachahmer fän-
den. „Ausschließen dürfen wir nach den
Erfahrungen mit dem NSU nichts mehr.“
Friedrich verteidigte die Einrichtung ei-
nes neuen, umfassenden Abwehr- und
Analysezentrum (GETZ) gegen Kritik.
Der innenpolitische Sprecher der SPD-
Bundestagsfraktion, Michael Hartmann,
griff Friedrich in dieser Sache an. „Der
Bundesinnenminister versagt auf der gan-
zen Linie, nicht nur beim Kampf gegen
Nazis. Gerade jetzt, wo es um engste Zu-
sammenarbeit und Vertrauen zwischen
Bund und Ländern geht, brüskiert er die
Beteiligten erneut.“ Friedrich werde mit
seinem „Supersicherheitszentrum“ eben-
so scheitern wie mit seinem Versuch zur
Neuordnung des Verfassungsschutzes,
sagte Hartmann.
Die BKA-Herbsttagung befasst sich mit
dem Rechtsextremismus. An diesem Mitt-
woch wird auch der türkische Botschafter
in Deutschland eine Rede halten. General-
bundesanwalt Range soll sprechen zu „Ver-
fahrensproblemen und Terrorismusgesetz-
gebung“. (Kommentar Seite 8.)
rab. BERLIN, 13. November. Der „DBB
Beamtenbund und Tarifunion“ hat auf sei-
nem Gewerkschaftstag am Dienstag in
Berlin die Verschmelzung der bisher zwei
Gewerkschaften für Beamte (Beamten-
bund) und für Angestellte des öffentli-
chen Dienstes (Tarifunion) beschlossen.
94,69 Prozent der 868 Delegierten votier-
ten für die Strukturreform und wählten
anschließend erstmals gemeinsam eine
neue Bundesleitung für die Organisation,
der 1,26 Millionen Mitglieder angehören.
Zum Bundesvorsitzenden wurde der Voll-
jurist Klaus Dauderstädt gewählt, zum
Fachvorstand Tarifpolitik Willi Russ und
zum Fachvorstand Beamtenpolitik Hans-
Ulrich Benra.
Dauderstädt drohte den Ländern für
das Frühjahr harte Tarifauseinanderset-
zungen an. Die Beschäftigen des öffentli-
chen Dienstes dürften trotz der angekün-
digten Sparhaushalte in den Ländern
nicht von der allgemeinen Einkommens-
entwicklung ausgegrenzt werden, sagte er
auf demGewerkschaftstag. Der DBB wer-
de weiterhin für einen Gleichklang zwi-
schen den Gruppen der Beamten und der
Angestellten in der Einkommensentwick-
lung eintreten. Dauderstädt erinnerte dar-
an, dass der Artikel 33 des Grundgesetzes
bei der Ausübung hoheitsrechtlicher Be-
fugnisse „einen Vorrang für die Beschäfti-
gung im Beamtenverhältnis“ vorsehe.
Dessen Umfang könne man politisch en-
ger oder weiter interpretieren: „Nun sind
wir keine Utopisten, die verlangten, dass
die Fahrer, die mit ihren Zugmaschinen
die Flugzeuge am Boden bewegen, mor-
gen verbeamtet werden sollen.“ Aber vor
jedem Herauslösen von Aufgaben aus
dem öffentlichen Dienst müssten die Fol-
gen langfristig abgeschätzt werden. Jeden-
falls dürften Beamte nicht streiken, und
das müsse so bleiben.
Der neue Bundesvorsitzende – zumers-
ten Mal übt ein Angestellter, kein Beam-
ter diese Funktion aus – stellte heraus,
dass der öffentliche Dienst „den Staat am
Laufen“ halte. Dafür erwarte er imGegen-
zug, „dass man unseren Einsatz auch wür-
digt“: „Wir möchten keine Angst haben,
aus einer Befristung nicht übernommen
zu werden, keine Angst, dass eine Beför-
derung blockiert wird, keine Angst, dass
unsere Versorgungsrücklagen verfrüh-
stückt werden, und keine Angst vor Ein-
heitsdienstrecht, Einheitsversicherung
oder Einheitsgewerkschaft.“
Der neue Vorsitzende warnte davor, an-
gesichts leerer öffentlicher Kassen und ei-
ner alternden Bevölkerung das hohe Leis-
tungsniveau der Verwaltung in Deutsch-
land durch falsche Personalpolitik zu ge-
fährden. Heute schon fehlten mehr als
100 000 Fachkräfte – darunter 15 000 Fi-
nanzbeamte, 10 000 Polizisten, 10 000
Lehrer, Lebensmittelkontrolleure, Stra-
ßenwärter, Zöllner und auch Ingenieure.
In den kommenden Jahren würden weite-
re 700 000 Beschäftigte des öffentlichen
Dienstes in den Ruhestand gehen.
Politiker aus Bund und Ländern sowie
Abgeordnete der im Bundestag vertrete-
nen Parteien überboten sich anschlie-
ßend in Reden und Grußworten mit Lo-
beshymnen auf den öffentlichen Dienst
im Allgemeinen und das Berufsbeamten-
tum im Besonderen. Der niedersächsi-
sche Ministerpräsident McAllister (CDU)
bezeichnete es als „tragende Säule unse-
res Staatswesens“.
F.P. KIEL, 13. November. Der Landtag
von Schleswig-Holstein wird an diesem
Mittwoch eine Änderung der Landesver-
fassung beschließen, nach der die Sinti
und Roma als Minderheit unter besonde-
ren Schutz gestellt werden. Der Antrag
kann mit der Zustimmung des gesamten
Landtages in Kiel rechnen. Schleswig-
Holstein ist damit das erste Bundesland,
das einen solchen Passus in seine Verfas-
sung aufnimmt. Die Sinti und Roma er-
halten so einen ähnlichen Status wie die
in der Verfassung bereits genannten Dä-
nen und Friesen.
Die Sinti und Roma, die ursprünglich
aus Indien kamen, sind im Norden
schon lange zu Hause. Ihre erste bekann-
te urkundliche Erwähnung findet sich
1417 in einer Lübecker Urkunde. Etwa
400 Sinti und Roma kamen in der Zeit
des Nationalsozialismus in den Vernich-
tungslagern um. In Schleswig-Holstein,
wo die Minderheitenpolitik von großer
Bedeutung ist, leben heute schätzungs-
weise 5000 Sinti und Roma, in ganz
Deutschland sind es etwa 70 000. Die
Sinti und Roma im Norden wohnen vor
allem in den Städten Kiel und Lübeck,
aber auch im Hamburger Umland. In
Kiel entstand für sie die Siedlung „Maro
Temm“, was „Unser Platz“ bedeutet. Für
das Wohnprojekt bot die Landeshaupt-
stadt ein 10 000 Quadratmeter großes
Erbpachtgrundstück im Stadtteil Gaar-
den an. Träger der politischen und kultu-
rellen Arbeit in Schleswig-Holstein ist
der Landesverband Deutscher Sinti und
Roma e.V. Er wird mit Mitteln des Lan-
des Schleswig-Holstein gefördert.
Die Förderung beinhaltet unter ande-
rem auch Gelder für die Arbeit von Me-
diatoren an Kieler Schulen. Sinti-Kinder
haben oft einen schweren Stand in der
Schule. Zum einen stößt ihre Kultur auf
Vorbehalte, zum anderen behindern
häufig mangelnde Kenntnisse der deut-
schen Sprache den Lernerfolg. Die Me-
diatoren vermitteln bei kulturellen und
sprachlichen Problemen zwischen den
Lehrern und Eltern und sind auch An-
sprechpartner für die Kinder.
Die Verfassungsänderung zugunsten
der Sinti und Roma war seit etwa zwei
Jahrzehnten betrieben worden, vor al-
lem von der SPD. Aber erst seit SPD,
Grüne und Südschleswigscher Wähler-
verband gemeinsam regieren, zeichnete
sich eine Zweidrittelmehrheit im Land-
tag für die Verfassungsänderung ab, zu-
mal auch die FDP und die Piratenpartei
Zustimmung signalisierten. In der ver-
gangenen Woche gab aber auch die
CDU-Fraktion ihren Widerstand auf.
Dies sei kein leichter Schritt gewesen,
sagte der Fraktionsvorsitzende Johan-
nes Callsen. „Bislang war es die Position
der CDU-Fraktion, dass die Landesver-
fassung ausnahmslos den Schutz landes-
spezifischer Minderheiten – also den
der Dänen und Friesen – regeln soll.“
DBB-Chef Klaus Dauderstädt im
Porträt, Zeitgeschehen, Seite 8
cpm. ERFURT, 13. November. In Erfurt
hat der Untersuchungsausschuss „Rechts-
terrorismus und Behördenhandeln“, der
das Abtauchens der Terrorzelle „National-
sozialistischer Untergrund“ (NSU) unter-
sucht, seine Arbeit fortgesetzt. Noch im-
mer befasst sich der Ausschuss, den der
Landtag am 26. Januar eingesetzt hat und
der wohl die ganze Legislaturperiode hin-
durch bis 2014 tagen wird, mit dem Zeit-
raum bis zum Abtauchen des Jenaer Trios
imJanuar 1998. Bis zu den Morden, Atten-
taten und Banküberfällen, die den mut-
maßlichen Tätern zur Last gelegt werden,
ist der Ausschuss noch nicht vorgedrun-
gen. Die Regierungsfraktionen von CDU
und SPD fragen bereits ungeduldig, wann
es denn vorangehe.
Ein früherer Abteilungsleiter des Innen-
ministeriums, Bernd Hillmann, der den
Verfassungsschutz zu kontrollieren hatte,
verteidigte den viel kritisierten früheren
Präsidenten des Verfassungsschutzes Roe-
wer. In Roewers Amtszeit, die 1994 be-
gann und 2000 von Ministerpräsident Vo-
gel (CDU) beendet wurde, waren die Mit-
glieder des Trios mit Straftaten auffällig
geworden und schließlich untergetaucht.
Wichtige Fragen, wie etwa die Arbeit mit
Verbindungsleuten in die rechte Szene,
seien unmittelbar zwischen Roewer und
dem damaligen Innenminister Dewes
(SPD) besprochen worden, sagte Hill-
mann. Dewes habe sogar die Verhältnisse
zwischen dem Verfassungsschutz sowie
dessen Fach- und Rechtsaufsicht umge-
kehrt, indem er den Verfassungsschutz
mit der Untersuchung eines Vorgangs im
Innenministerium betraut habe. Unge-
klärt sind noch immer die genauen Um-
stände, unter denen Roewer an sein Amt
kam. Befragt wurde dazu der frühere
Staatssekretär im Innenministerium Mi-
chael Lippert (CDU), in dessen Amtszeit
(1990 bis 1994) Roewer Präsident des Ver-
fassungsschutzes wurde. Die Entschei-
dung über Roewer sei im Kabinett gefal-
len und von der Staatskanzlei vorbereitet
worden. Damals war die heutige Minister-
präsidentin Christine Lieberknecht Minis-
terin in der Staatskanzlei.
Spracherfordernis wird geprüft
Gericht leitet Klage einer Türkin an den EuGH weiter
Friedrich gegen Fusion von Sicherheitsbehörden
Innenminister äußert sich skeptisch zu NPD-Verbot / Herbsttagung des Bundeskriminalamts
Nürnberg ohne „N-SU“-Kennzeichen –
Die Stadt Nürnberg verzichtet bei ih-
ren Dienstfahrzeugen auf Kennzei-
chen mit der Buchstabenfolge „N-SU“.
Mit den Morden der Terrorzelle „Natio-
nalsozialistischer Untergrund“ (NSU)
habe diese Buchstabenkombination
eine schlimme Bedeutung erhalten,
sagte Oberbürgermeister Ulrich Maly
(SPD). Die Fahrzeuge des kommuna-
len Eigenbetriebs Stadtentwässerung
und Umweltanalytik, die bislang Kenn-
zeichen mit N-SU haben, erhalten
neue Nummernschilder. Zugleich kön-
nen private Halter von Fahrzeugen,
die ein Kennzeichen mit dieser Buch-
stabenfolge haben, ein neues Num-
mernschild beantragen, ohne dass
Gebühren erhoben werden. (ff.)
Kurt Beck soll aussagen – Im Untreue-
Prozess wegen der Finanzierung des
Nürburgring-Ausbaus sollen der rhein-
land-pfälzische Ministerpräsident
Kurt Beck (SPD) und sein gesamtes Ka-
binett aus dem Jahr 2009 nun doch öf-
fentlich vernommen werden. Das Ge-
richt werde auf Anregung der Staatsan-
waltschaft umeine entsprechende Son-
dergenehmigung der Landesregierung
und der Landtagsverwaltung bitten,
sagte der Vorsitzende Richter. Als
wahrscheinliche Termine für die Ver-
nehmung Becks und seiner Minister,
darunter auch seine designierte Nach-
folgerin Malu Dreyer (SPD), nannte
der Richter den 3. und 5. Dezember. Ur-
sprünglich sollten der Ministerpräsi-
dent und seine noch amtierenden Kabi-
nettsmitglieder und Landtagsabgeord-
nete nicht öffentlich vor dem Amtsge-
richt Mainz aussagen. (holl.)
CDU-Fraktion wählt abermals – Die
CDU-Fraktion im Brandenburger
Landtag hat am Dienstag abermals die
stellvertretende Fraktionsvorsitzende
gewählt. Es kandidierten, wie schon
vor drei Wochen, Roswitha Schier und
Barbara Richstein, und es gewann aber-
mals Frau Schier. Die Wahl war not-
wendig geworden, weil Frau Richstein
die Wahl angefochten hatte und Frau
Schier daraufhin zurückgetreten war.
Am Samstag wählt die märkische Uni-
on eine neue Parteispitze. (mk.)
Wieder Streit bei den Piraten – Die
Parlamentarische Geschäftsführerin
der Piratenpartei im nordrhein-westfä-
lischen Landtag, Monika Pieper, hält
eine Auflösung ihrer Fraktion für mög-
lich. „Jeder handelt so, wie er es für
richtig hält, ohne auf die Konsequen-
zen Rücksicht zu nehmen“, schreibt sie
in einem in Internet veröffentlichten
Brief. Derzeit sei die Fraktion ein „lo-
ckerer Haufen von 20 Piraten ohne Re-
geln und Verbindlichkeiten“. Wenn
das so bleibe, „können wir die Frakti-
on auch auflösen“. Die nordrhein-west-
fälische Piratenpartei hatte bei der
Landtagswahl im Mai 7,8 Prozent der
Stimmen erhalten. (reb.)
Abermals Akten vernichtet – Die Lei-
terin des Berliner Verfassungsschut-
zes, Claudia Schmid, hat am Dienstag
darüber informiert, dass in ihrem Haus
2010 Akten vernichtet worden sind,
die nicht zuvor demLandesarchiv ange-
boten worden waren. Die Vernichtung
war ordnungsgemäß angeordnet wor-
den. Frau Schmid hat Innensenator
Frank Henkel (CDU) am Montag über
den Vorgang informiert. Dieser sprach
am Dienstag von „ernsthaften struktu-
rellen Mängeln“ beim Verfassungs-
schutz. Die Akten betrafen nach Aus-
kunft von Frau Schmid die verbotene
rechtsextreme Gruppe „Blood and Ho-
nour“. Sie nehme an, dass das kürzlich
bekanntgewordene Schreddern von Ak-
ten, die ins Landesarchiv gehörten, so-
wie das Schreddern von Akten, die zu-
vor nicht dem Landesarchiv angeboten
worden seien, auf „Fehlern und Miss-
verständnissen“ beruhe, sagte Frau
Schmid, doch sei auch über „strukturel-
le Mängel“ zu reden. Zu überdenken
gab sie etwa eine stärkere Verzahnung
ihrer Behörde mit der Arbeit des Ge-
heimschutzbeauftragten. (mk.)
Neonazi-Ausschuss
tagt in Erfurt
Schutz für Sinti und Roma
Schleswig-Holstein ändert seine Landesverfassung
Bezeichnung „rechtsradikal“
von der Meinungsfreiheit gedeckt
Karlsruhe: Werturteil / „Grundrecht imKern betroffen“
Eine Gewerkschaft für den ganzen öffentlichen Dienst
Beamtenbund und Tarifunion fusionieren / Harte Tarifauseinandersetzungen angekündigt
Inland in Kürze
Lunch in London – Mit einer eintägigen Reise nach Großbritannien hat Bundespräsident Joachim Gauck seine Antrittsbesuche bei
den europäischen Nachbarn abgeschlossen. Gauck und seine Lebenspartnerin Daniela Schadt kamen am Dienstag in London mit
Königin Elisabeth II. und Prinz Philip zu einemMittagessen zusammen. Nach einemAperitif gab es imBuckingham-Palast ein Drei-
Gänge-Menü. „Als besondere Geste wurde ein Riesling von der Saar gereicht“, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Zum Abschluss
tranken die Staatsoberhäupter Kaffee. (dapd) Foto dpa
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SEI TE 6 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Politik
oe. BUENOS AIRES, 13. November.
Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hat
den Kabinettschef des früheren Präsi-
denten Luiz Inácio Lula da Silva, José
Dirceu, wegen Bildung einer illegalen
Vereinigung und „aktiver Korruption“
zu zehn Jahren und zehn Monaten Ge-
fängnis verurteilt. Die Mehrzahl der elf
Mitglieder des Tribunals folgte damit
der Forderung des Ermittlungsrichters
JoaquimBarbosa. Das Gericht sieht Dir-
ceu als Organisator des großen Korrupti-
onsnetzes an, mit dessen Hilfe zwischen
2003 und 2005 Abgeordnete mit einer re-
gelmäßigen Mo-
natszahlung
(„Mensalão“) be-
stochen wurden,
um sie zu regie-
rungskonformem
Verhalten zu ver-
anlassen. Über-
dies muss Dirceu
eine Geldstrafe
von umgerechnet
260 000 Euro zah-
len. Wegen der
gleichen Vergehen verhängte das Ge-
richt gegen den früheren Präsidenten
von Lulas Arbeiterpartei (PT) José Ge-
noino eine Haftstrafe von fast neun Jah-
ren und gegen den Schatzmeister Delú-
bio Soares eine Haftstrafe von fast sie-
ben Jahren.
Einen Teil der Strafe muss Dirceu vor-
aussichtlich in einemHochsicherheitsge-
fängnis absitzen. Der frühere starke
Mann in der Regierung, einst rechte
Hand Lulas und zusammen mit ihm
Gründer der PT, bezeichnete das Urteil
als „Infamie“. Der gesamte Prozess sei
eine „Schande“, sagte er. Das Verfahren
sei „auf Druck der Medien“ zustande ge-
kommen. Dirceu bezeichnete sich rund-
weg als unschuldig. Nie habe er eine un-
erlaubte oder illegale Handlung began-
gen. Er werde nicht schweigen und sich
nicht mit dem „ungerechten Urteil“ ab-
finden. Der Prozess sei allerdings noch
nicht zu Ende, ihm bleibe die Möglich-
keit, Rechtsmittel einzulegen. Keiner
der bislang Verurteilten muss die Haft-
strafe antreten, bevor nicht auch im letz-
ten Fall der insgesamt 38 Angeklagten
das endgültige Urteil gesprochen ist.
Lula, der behauptet, von demKorrupti-
onsskandal nichts gewusst zu haben, ent-
hielt sich einer Stellungnahme zu den Ur-
teilen. Er habe den Prozess zuletzt nicht
verfolgt und könne deshalb nichts dazu sa-
gen, teilte er auf Nachfragen mit. Einige
der in demsogenannten„Jahrhundertpro-
zess“ Beschuldigten wie der Werbemana-
ger Marcos Valéria, über dessen Agentu-
ren die Korruptionszahlungen abgewi-
ckelt wurden, behaupteten, Lula sei nicht
nur über die Machenschaften informiert
gewesen, sondern er sei sogar der „Chef“
und „Bürge“ des Systems gewesen.
Das Gericht sah es als erwiesen an,
dass damals in großem Umfang öffentli-
che Mittel in eine schwarze Kasse („Cai-
xa 2“) der PT umgeleitet, zunächst für
die Finanzierung von Lulas Wahlkampf
2002 und später für die „üppigen Mo-
natszahlungen“ verwendet wurden. Die
Verteidigung betrachtet die Kasse, de-
ren Existenz niemand bestreitet, als pri-
vaten Fonds von Zuwendungen aus der
Wirtschaft, wie ihn auch andere Partei-
en zur Wahlkampffinanzierung benutzt
hätten.
RAMALLAH, 13. November. Am Diens-
tag räumen Arbeiter die letzten Kränze
beiseite und machen sich an der Steinplat-
te zu schaffen. „Unser Führer Jassir Ara-
fat“, steht in schwungvollen arabischen
Lettern darauf. Genau elf mal elf Meter
ist das würfelförmige Mausoleum neben
dem Präsidentenpalast in Ramallah groß,
das damit an Arafats Todestag am 11. No-
vember 2004 erinnert. Zumachten Jahres-
tag pilgerten am Wochenende noch viele
Palästinenser dorthin. Jetzt sind die Tore
geschlossen und mit blauen Plastikplanen
zugehängt – bis zum 26. November soll
die vier Meter dicke Betonschicht durch-
brochen sein, unter der der Leichnam
liegt. Denn dieser wird nun exhumiert.
Der palästinensischen Autonomiebe-
hörde fehlt zwar das Geld, um das Arafat-
Museum neben dem Mausoleum fertigzu-
stellen. Aber Arafats Nachfolger Mahmud
Abbas ließ sich nicht davon abbringen,
eine neue Baustelle aufzumachen. Fach-
leute aus Frankreich und der Schweiz sol-
len mit russischer Unterstützung Proben
nehmen, umendlich herauszufinden, wor-
an Arafat in einem Pariser Militärkran-
kenhaus wirklich gestorben ist. Im Juli
hatten Schweizer Experten in einem Do-
kumentarfilm des qatarischen Senders Al
Dschazira Hinweise darauf gefunden,
dass der PLO-Chef möglicherweise durch
die radioaktive Substanz Polonium 210
vergiftet worden ist. „Die Leute wollen
die Wahrheit wissen. Es sind auch schon
andere Muslime exhumiert worden. Des-
halb wird es bis zum Monatsende gesche-
hen“, sagt Abbas’ Berater Sabri Saidam.
Aber längst nicht alle Palästinenser
sind damit einverstanden, die Totenruhe
ihres Idols zu stören. „Die Öffnung des
Grabs ist unnötig. Wir wissen, dass Ara-
fat ermordet wurde, und wir wissen, wer
dafür verantwortlich ist“, sagt Nasser al
Kidwa. Er ist nicht nur der Neffe des ver-
storbenen Palästinenserführers, sondern
– als Vorsitzender der Arafat-Stiftung –
auch dessen Nachlassverwalter. Die offi-
zielle Gedenkfeier, die Kidwa jedes Jahr
für seinen Onkel im Kulturpalast von Ra-
mallah organisiert, stand zwar 2012 unter
dem Motto „Wir sind alle Jassir Arafat“,
aber die wichtigste Botschaft war eine an-
dere: Lasst unser Nationalsymbol in Frie-
den ruhen.
Damit übte der frühere palästinensi-
sche Außenminister auch indirekt Kritik
an Arafats Nachfolger Abbas, der kurz
nach dem Fernsehbericht den Forderun-
gen nachgab, den Leichnam noch einmal
untersuchen zu lassen. „Für diese ab-
scheuliche Idee gibt es keine Rechtferti-
gung. Unser Volk kennt die Wahrheit. Es
ist Zeit, die Mörder zur Rechenschaft zu
ziehen“, fordert Kidwa. Schon im Foyer
des Kulturpalasts stellen Plakate mit Zei-
tungsausschnitten klar, wen er für verant-
wortlich hält: Dort kommen der frühere
israelische Ministerpräsident Ariel Scha-
ron und andere israelische Politiker und
Militärs mit Zitaten zu Wort, die aus Kid-
was Sicht beweisen, dass sie Arafat mit al-
len Mitteln beseitigen wollten.
„Polonium wäre nur ein zusätzlicher
Hinweis. Bei einer Halbwertszeit von
acht Jahren könnte es acht Jahre nach
dem Tod aber für einen Nachweis schon
zu spät sein“, sagt Kidwa. Wasel abu Jusef
teilt Kidwas Bedenken. Auch das Mit-
glied des einflussreichen PLO-Exekutiv-
komitees ist dagegen, das Grab für weite-
re Untersuchungen zu öffnen. „Wir wis-
sen, dass er vergiftet wurde. Was wir brau-
chen, ist eine internationale Untersu-
chung, um die Mörder zu finden“, sagt Ju-
sef. Als Vorbild nennt er das internationa-
le Sondertribunal, das den Mord amfrühe-
ren libanesischen Ministerpräsidenten Ra-
fiq Hariri aufklärt und schon mehrere An-
klagen erhoben hat.
Der verstorbene Palästinenserführer
beschäftigt die Menschen wieder einmal
stärker als sein lebender Nachfolger. Wäh-
rend der Arafat-Gedenkfeier in seinem
Präsidentensitz versuchte Abbas am Wo-
chenende, sich als tatkräftiger Präsident
in Erinnerung zu bringen: Niemand kön-
ne sich vorstellen, welch starker Druck
auf die Palästinenser ausgeübt werde.
Aber er werde sich nicht davon abhalten
lassen, noch vor Ende November die UN-
Vollversammlung um eine Aufwertung
des Status der palästinensischen Vertre-
tung zu bitten. Seit September 2011 war-
tet Abbas auf eine Entscheidung des UN-
Sicherheitsrats über die palästinensische
Bewerbung um eine UN-Vollmitglied-
schaft, die die Vereinigten Staaten ableh-
nen. In der UN-Vollversammlung ist Ab-
bas schon heute eine Mehrheit für eine Re-
solution sicher, die die Palästinenser we-
nigstens zu einem Beobachterstaat („non
member observer state“) machen wird.
Als Datumfür die Abstimmung hat Abbas
jetzt den 29. November genannt.
Im September vorigen Jahres versam-
melten sich die Palästinenser auf Plätzen,
um Abbas zuzujubeln, als seine Bewer-
bungsrede aus New York übertragen wur-
de. „Dieses Mal sind die Menschen nicht
aufgeregt. Sie erinnern sich an voriges
Jahr, als nach der UN-Bewerbung nichts
passierte“, sagt der Politikwissenschaftler
Ghassan Khatib. Besorgt reagieren man-
che eher auf die israelischen Drohungen,
die Überweisung palästinensischer Steu-
ergelder zu stoppen und andere Strafmaß-
nahmen zu verhängen. „Israel hat kein
Interesse am Zusammenbruch der Auto-
nomiebehörde“, dämpft Mohammed Stay-
yeh die Befürchtungen; er gehört dem Fa-
tah-Zentralkomitee an und gilt als ein Ver-
trauter des Präsidenten. Stayyeh erwar-
tet, dass Israel vor allem mit zusätzlichem
Siedlungsbau reagiert. Zudem hätten ara-
bische Staaten wie Saudi-Arabien ein fi-
nanzielles „Sicherheitsnetz“ im Wert von
monatlich 100 Millionen Dollar in Aus-
sicht gestellt. „Wir müssen endlich das po-
litische Vakuum beenden, auch wenn wir
keine zu großen Erwartungen wecken
sollten“, sagt Stayyeh.
Aber Abbas hofft fast verzweifelt, mit
seinem zweiten UN-Antrag die Initiative
wiederzugewinnen und in der eigenen Be-
völkerung an Boden gutzumachen. Zu-
letzt hatte er viele Palästinenser mit Äuße-
rungen irritiert, die klangen, als sei er zu
Kompromissen beim Rückkehrrecht pa-
lästinensischer Flüchtlinge bereit. Zudem
findet seine Ankündigung, am Tag nach
der UN-Abstimmung wieder mit Israel zu
verhandeln, kaumUnterstützung. Ein gro-
ßes Plakat, das in der Nähe von Präsiden-
tensitz und Arafat-Mausoleum dem ers-
ten Wintersturm trotzt, soll offenbar hel-
fen, die Zweifel skeptischer Palästinenser
zu zerstreuen. Darauf blickt Arafat seinen
Nachfolger aufmunternd an.
MAZAR-I-SHARIF, 13. November. Der
Zünder der Sprengfalle liegt unter den
Wurzeln eines Kiefernbäumchens, am
Straßenrand, kaum einen Meter von den
Schuhspitzen des deutschen Verteidi-
gungsministers entfernt. Thomas de Mai-
zière sieht geduldig zu, wie der junge af-
ghanische Feuerwerker mit einem Pinsel
langsam den Staub von der Zündschnur
wischt und die rote Plastikdose mit dem
Zündmechanismus freilegt. Hier ist nur
eine Attrappe vergraben, auf dem Gelän-
de der Pionierschule der afghanischen Ar-
mee, in der Offiziere der Bundeswehr ih-
ren einheimischen Kameraden zur Seite
stehen, um ihnen bei der Ausbildung, der
Organisation und der Leitung dieser Ein-
heit zu helfen. Dieses „Monitoring“, das
Begleiten afghanischer Offiziere im All-
tag, ist inzwischen zum Schwerpunkt des
deutschen Einsatzes im Norden Afghani-
stans geworden. „Partnerschaftliche Bera-
tung“ heißt das Konzept, bei demdie Offi-
ziere der Bundeswehr ganze Tage, Wo-
chen oder Monate lang ihre afghanischen
Gegenüber begleiten, beraten und „im
Zweifel machen lassen“, wie es ein deut-
scher Ausbilder nennt.
Das verlangt zuerst den Deutschen
eine Umstellung ab: Man müsse sich von
den eigenen Arbeitsprinzipien lösen und
die „afghanische Kultur“ akzeptieren,
sagt der deutsche Oberst, der das „Part-
nerschaftlichen Beratungsteam“ im deut-
schen Verantwortungsgebiet führt, mit
höflicher Umschreibung – „und ganz
wichtig ist viel, viel Geduld“. Außerdem
gelte: „Die Afghanen sagen niemals nein,
das macht die Sache nicht leichter.“ Ein
anderer Oberst, der über Monate hinweg
einem afghanischen Bataillonskomman-
deur als Berater zugeteilt war, erzählt, es
fehle den Afghanen nicht an Einsatzfreu-
de: Kämpfen können die. Aber die Vorbe-
reitung, die Planung von Einsätzen, das
Vorausdenken übernächster Schritte, das
sei weniger ausgeprägt.
„Man muss sich von deutschen Ge-
wohnheiten einfach trennen“, sagt der
Oberst. Und ein dritter beratender
Oberst, der einen afghanischen Brigade-
kommandeur begleitet, berichtet von der
ungewohnten Arbeitsweise „seines“ Ge-
nerals: Der afghanische Kommandeur sei
der einzige Entscheidungsträger der ge-
samten 3000 Mann starken Brigade, sein
Büro ein Taubenschlag, ein großer Raum
mit Sofas an den Wänden, ständig Be-
trieb, einige Offiziere zu einer Beratung
anwesend, trotzdem pausenloses Kom-
men und Gehen, das Telefon klingele,
und dann kämen noch Untergebene vor-
bei, die einen Urlaubsantrag unterschrie-
ben haben wollten.
Sachte, durch das Berichten von Bei-
spielen, durch persönlichen Austausch su-
chen die deutschen Mentoren das Ent-
scheidungsverhalten ihrer afghanischen
Kollegen zu beeinflussen. Und alle sind
im Grundton positiv gestimmt: Doch, es
gebe Fortschritte, wenn auch mitunter
bloß zähe und kleine, und ja, die Sicher-
heitslage habe sich merklich verbessert,
wie sich an den sinkenden Zahlen von
Zwischenfällen und bewaffneten Ausein-
andersetzungen zeige.
In den nördlichen Provinzen, die dem
deutschen Regionalkommando in Mazar-
i-Sharif zugeordnet sind, gelten inzwi-
schen die Sprengfallen als das größte Risi-
ko. Sie werden von den Aufständischen in
Straßen und Wegen vergraben und mit-
tels Fern-, Draht- oder Druckzündern zur
Explosion gebracht. Wöchentlich regis-
triert das deutsche Kommando eine be-
trächtliche Zahl von Meldungen über sol-
che Sprengminen, von denen allerdings
nur rund ein Fünftel explodieren, Schä-
den anrichten und Opfer fordern. Die
meisten Sprengfallen werden rechtzeitig
entdeckt und entschärft.
Auf der Ausbildung afghanischer Pio-
niere, zu deren Aufgaben auch das Auf-
spüren und Unschädlichmachen solcher
Bomben gehört, liegt daher ein besonde-
res Augenmerk des deutschen Kontin-
gents. Die Bundesrepublik hatte vor drei
Jahren schon angeboten, die Pionierschu-
le für die gesamte afghanische Armee in
Mazar-i-Sharif einzurichten. Inzwischen
ist das Gelände der Schule zu klein, am
Rand des regionalen Hauptquartiers der
afghanischen Armee entsteht ein Neubau
mit Werkstätten und Unterkünften.
Deutschland finanziert das Vorhaben mit
24 Millionen Euro. Auch an der Schule
sind viele deutsche Offiziere und Unterof-
fiziere als „Mentoren“ tätig: Sie begleiten
die afghanischen Ausbilder imAlltag, ver-
bessern ihre Ausbildungs- und Führungs-
methoden. Die deutschen Berater gesel-
len sich gleich nach dem Morgengebet
der afghanischen Soldaten zu ihren Part-
ner-Offizieren; sie begleiten sie bis zum
Dienstende vor der abendlichen Gebets-
zeit.
Die afghanische Armee soll nach der
vollständigen Aufstellung bald in jeder ih-
rer 24 Brigaden über einen Zug von Pio-
nieren verfügen, die in Kampfmittelbesei-
tigung ausgebildet sind. Insgesamt errech-
nete sich daraus eine Truppe von 1200
Feuerwerkern, die an der Pionierschule
im Entschärfen der Sprengfallen unter-
wiesen werden müssen, hinzu kommen
entsprechende Fachkräfte für die afghani-
sche Polizei.
Der afghanische Kommandeur der Pio-
nierschule empfängt den deutschen Ver-
teidigungsminister höflich auf Englisch.
Er beginnt mit Dankesworten, kommt
aber nach wenigen Sätzen schon zu seiner
dringenden Bitte: dass die Bundeswehr
über das Abzugsdatum2014 hinaus mit ih-
ren Mentoren präsent bleibe und den
Stab der Schule und die afghanischen Aus-
bilder unbedingt weiterhin unterstützen
solle. Der Afghane sagt zu de Maizière:
„Wir brauchen sie wirklich dringend.“
KAIRO, 13. November. Der klaren Spra-
che des Golfkooperationsrats (GCC)
mochte jedenfalls in Kairo keiner folgen.
Die Nationale Koalition der syrischen
Oppositions- und Revolutionskräfte sei
„der legitime Vertreter“ des syrischen
Volkes, sagte GCC-Generalsekretär Ab-
dullatif al Zayani zu Beginn eines Tref-
fens der Außenminister der Arabischen
Liga und der Europäischen Union in Kai-
ro, in dessen Mittelpunkt der Krieg in Sy-
rien stand — sowie das am Sonntag unter
erheblichem internationalen Druck ge-
bildete neue Oppositionsbündnis mit
dem sperrigen Namen. Der Zusammen-
schluss der sechs Golfstaaten kündigte
an, die Gegner Präsident Baschar al As-
sads unterstützen zu wollen, in der Hoff-
nung, „dass das zu einer schnellen Macht-
übergabe“ in Damaskus führen werde.
Unterstützung für das vom früheren
Imam der Damaszener Omayyadenmo-
schee, Ahmed Moaz al Khatib, geführte
Bündnis sagte zwar auch die Arabische
Liga zu. Doch weil der Staatenbund ge-
spalten ist in der Frage, ob Assad ge-
stürzt oder weiter im Amt bleiben solle,
versagten die in Kairo versammelten Au-
ßenminister der maßgeblich vom Stell-
vertreter Khatibs, Riad Seif, geschmiede-
ten Nationalen Koalition die Anerken-
nung als einziger legitimer Vertretung
des syrischen Volkes. Auf Drängen vor al-
lem Algeriens und des Iraks, die weiter
an der Seite Assads stehen, bezeichnete
die Liga die Nationale Koalition ledig-
lich als „einen legitimen Vertreter und
vorrangigen Gesprächspartner des syri-
schen Volkes mit der Arabischen Liga“.
Das ist ein Formelkompromiss, den die
Vertreter der in Doha nach langem Rin-
gen gebildeten Koalition auf Dauer
kaumgutheißen werden. Die Liga forder-
te regionale und internationale Organisa-
tionen auf, das Oppositionsbündnis als
„legitimen Vertreter des Strebens des sy-
rischen Volkes“ anzuerkennen — auch
das fällt hinter die Formulierung des
GCC zurück, dessen Syrien-Politik von
den Assad-Gegnern Qatar und Saudi-
Arabien bestimmt wird. Dieser Sprachre-
gelung schlossen sich am Dienstag die
Vereinigten Staaten an.
Die Position der Liga scheint wenig ge-
eignet, den von demdeutschen Außenmi-
nister Guido Westerwelle erhofften „Ero-
sionsprozess“ des Assad-Regimes in Sy-
rien zu beschleunigen. Immerhin Frank-
reich erkannte am Dienstag die Nationa-
le Koalition „als einzige Vertreterin des
syrischen Volkes an“, wie Präsident Fran-
çois Hollande in Paris während einer
Pressekonferenz sagte. Er sehe in dem
Oppositionsblock die künftige provisori-
sche Regierung Syriens. Frankreich war
schon eines der ersten Länder gewesen,
das die Vorgängerorganisation der Natio-
nalen Koalition, den Syrischen National-
rat (SNC), anerkannt hatte.
Westerwelle lud Khatib, den er in Kai-
ro getroffen hatte, zwar nach Berlin ein,
stellte zugleich aber Bedingungen. „Nun
muss es gelingen, diesen Zusammenhalt
zu festigen und in den Augen aller Syrer
zu einer Alternative zum Regime zu ent-
wickeln, um einen politischen Neuan-
fang zu ermöglichen“, sagte er. Der Sta-
tus, den die Bundesregierung demOppo-
sitionsbündnis zugestehen will, ist völlig
offen — dürfte aber kaum die Erwartun-
gen Seifs und anderer Führungskräfte
der Nationalen Koalition erfüllen, die
sich von ihrem Zusammenschluss erhof-
fen, den seit der Suspendierung Syriens
Anfang des Jahres vakanten Platz inner-
halb der Arabischen Liga einzunehmen.
Frühestens Mitte Dezember, wenn die
„Freunde Syriens“ in Marokko zusam-
menkommen wollen, könnte die
Nationale Koalition den SNC auch for-
mal als wichtigsten Ansprechpartner der
internationalen Gemeinschaft ablösen.
Die Probleme, die die von den Vereinig-
ten Staaten, Frankreich, Großbritan-
nien, Saudi-Arabien und Qatar dominier-
ten „Freunde Syriens“ dem SNC seit des-
sen Gründung im August 2011 vorhiel-
ten, dürfte auch die Effizienz der Natio-
nalen Koalition schwächen: Viele ihrer
Vertreter leben im Exil, und trotz der an-
gestrebten Bildung eines Militärrats ist
kaum damit zu rechnen, dass diesem der
Zusammenschluss der Dutzenden Mili-
zen gelingen wird. Auch die von George
Sabra, demamWochenende zum dritten
SNC-Vorsitzenden gewählten Reform-
kommunisten, erhobene Forderung wird
nicht verstummen, nur weil künftig neue
Ansprechpartner die syrische Oppositi-
on vertreten: „Wir brauchen Waffen. Wir
brauchen Waffen. Wir brauchen Waf-
fen“, sagte er in Doha. Khatib gab in Kai-
ro bekannt, dass ihm Waffenlieferungen
zugesagt worden seien — aus welchem
Land, sagte er nicht. In Paris sagte Hol-
lande am Dienstag, die Frage nach Waf-
fenlieferungen an die Opposition müsse
nun, nach Gründung der Nationalen Ko-
alition, neu gestellt werden.
Frankreichs Präsident mag sich eines
Dilemmas bewusst sein: Je länger der
Westen zögert, das neue Oppositions-
bündnis aufzuwerten, umso schneller
könnte die dank der Autorität Seifs ange-
sehene Koalition in der Bedeutungslosig-
keit versinken. Die militärische Logik
scheint ohnehin kaum zu bremsen. Auch
das in Doha verkündete Ziel der Nationa-
len Koalition, nach Anerkennung als ein-
zige legitime Vertretung des syrischen
Volkes eine Übergangsregierung zu bil-
den, würde weiter erschwert. Nach dem
Wunsch Sabras solle diese sich innerhalb
des von Aufständischen kontrollierten
Streifens entlang der türkischen Grenze
niederlassen, gewählt von einem Natio-
nalkongress, wie ihn auch der GCC for-
dert. Doch Äußerungen europäischer
Diplomaten in Kairo, dass in Syrien an-
ders als in Libyen 2011 nicht „befreite
Zonen“, sondern allenfalls „befreite
Flecken“ existierten, deuten nicht auf
Unterstützung dieses Ziels hin.
F
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Ein Idol wird exhumiert
Gefragte Ausbilder
Die afghanische Pionierschule braucht die Hilfe der Bundeswehr / Von Johannes Leithäuser
Boutros Boutros-Ghali 90
Als Boutros Boutros-Ghali am 1. Janu-
ar 1992 als erster Afrikaner Generalse-
kretär der Vereinten Nationen wurde,
war die bipolare Weltordnung gerade
verschwunden. Mit der Auflösung der
Sowjetunion im Dezember 1991 stan-
den die UN vor einem Umbruch, auf
die der ägyptische Kopte mit seiner
„Agenda für den Frieden“ reagierte:
Kernstück des Plans war die Bildung ei-
ner schnellen Eingreiftruppe, die Kon-
flikte wie den in Jugoslawien rasch lö-
sen sollte. Doch das vom früheren De-
kan der Fakultät für Wirtschaft und Po-
litikwissenschaft an der Universität
Kairo vorgelegte Konzept stieß auf den
Widerstand der Vetomächte im UN-Si-
cherheitsrat. Selbst die Regierung in
Paris, wo der frankophile Angehörige
der ägyptischen Oberschicht 1949 an
der Sorbonne in Internationalem
Recht promoviert worden war, versag-
te dem bekennenden „Drittweltler“
die Unterstützung. Dass er zu sehr Ge-
neral und zu wenig Sekretär sei, mach-
te ihm nach der Tötung amerikani-
scher UN-Soldaten in Somalia 1993
die Regierung Clinton zum Vorwurf –
und verhinderte 1996 seine Wieder-
wahl. Seine politische Karriere hatte
knapp zwanzig Jahre zuvor begonnen,
mit der Ernennung zumStaatsminister
durch Präsident Anwar al Sadat, den er
im November 1977 zum historischen
Treffen mit Israels Ministerpräsident
Menachem Begin nach Jerusalem be-
gleitete. Bis zur Enteignung durch Ga-
mal Abdel Nasser war Boutros-Ghalis
Landbesitzerfamilie eine der reichsten
Ägyptens; sein Großvater war der ein-
zige koptische Ministerpräsident, sein
Vater Finanzminister. An diesem Mitt-
woch wird Boutros Boutros-Ghali 90
Jahre alt. (mrb.)
Angriffe in Gaza vorerst eingestellt —
Militante Palästinenser im Gazastrei-
fen und das israelische Militär haben
die gegenseitigen Angriffe nach vier
Tagen eskalierender Gewalt am Diens-
tag vorerst eingestellt. Zuvor hatte die
israelische Regierung mit einer harten
Antwort auf die mehr als 120 Raketen
und Mörsergranaten gedroht, die seit
Samstag aus dem Gazastreifen Rich-
tung Israel abgeschossen worden wa-
ren. Am frühen Morgen hatte die israe-
lische Luftwaffe noch drei Ziele in
dem Küstenstreifen am Mittelmeer an-
gegriffen. Dabei gab es jedoch nach In-
formationen aus Gaza-Stadt keine Op-
fer. Das israelische Militär berichtete
von einem Raketeneinschlag am Mor-
gen. Auch dabei kamniemand zu Scha-
den. Am Vortag hatte Ministerpräsi-
dent Benjamin Netanjahu Botschafter
in Israel über Gegenmaßnahmen infor-
miert. Israel werde handeln, umdie Ra-
ketenangriffe zu beenden, zitierte ihn
die Zeitung „Haaretz“. (dpa)
Achalaja droht lange Haftstrafe – We-
gen Foltervorwürfen drohen dem um-
strittenen früheren georgischen Innen-
minister Batscho Achalaja bis zu 15
Jahre Haft. Er habe als Verteidigungs-
minister 19 Soldaten im Winter tage-
lang ohne Essen und Heizung einsper-
ren lassen, sagte der georgische Gene-
ralstaatsanwalt am Dienstag in Tiflis.
Er klagte den 32 Jahre alten Achalaja,
der vor knapp einer Woche verhaftet
worden war, daher auch wegen Frei-
heitsberaubung an, wie georgische Me-
dien berichteten. Viele Georgier ge-
ben dem engen Vertrauten von Präsi-
dent Micheil Saakaschwili zudem die
Schuld an einem Folterskandal in
Gefängnissen. Berichte über die grau-
samen Misshandlungen hatten kurz
vor der Parlamentswahl am 1. Okto-
ber zu Massenprotesten geführt. Acha-
laja hatte daraufhin zurücktreten müs-
sen. (dpa)
Abu Qatada freigelassen — Die briti-
sche Justiz hat den islamistischen Pre-
diger Abu Qatada am Dienstag aus der
Haft entlassen. Der 51 Jahre alte Ter-
rorverdächtige verließ am Vormittag
in einem dunklen Transporter das
Hochsicherheitsgefängnis Long Lar-
tin. Die Justiz hatte am Montag einem
Einspruch Qatadas gegen seine ge-
plante Auslieferung an Jordanien statt-
gegeben und entschieden, dass der Is-
lamist unter strengen Auflagen auf
freien Fuß kommt. Großbritannien
versucht seit einem Jahrzehnt, den
mutmaßlichen Al-Qaida-Aktivisten
nach Jordanien auszuweisen, wogegen
Qatada immer wieder den Rechtsweg
beschreitet. Die britische Regierung
sieht in ihm ein Risiko für die nationa-
le Sicherheit. Die Justiz begründete
die Entscheidung zu seiner Freilas-
sung damit, dass Qatada in seinem
Heimatland ein Prozess drohe, in dem
unter Folter erzwungene Beweise ge-
gen ihn verwendet werden könnten.
Zu den Auflagen der Haftentlassung
gehören nun eine ständige elektroni-
sche Überwachung und begrenzte Aus-
gangsmöglichkeiten. (AFP)
Angriffe in Kabul – Bei Raketenangrif-
fen sind in der afghanischen Haupt-
stadt Kabul am Dienstag mindestens
ein Mensch getötet und drei weitere
verletzt worden. Aufständische feuer-
ten am Morgen mindestens vier Ge-
schosse ab, wie die Polizei mitteilte.
Zwei davon schlugen nahe demFlugha-
fen ein, ein weiteres Geschoss in der
Nähe eines Fernsehsenders. Die vierte
Rakete landete in der Nähe eines Büro-
gebäudes, das vom afghanischen Ge-
heimdienst genutzt wird. (dapd)
Endlich einig,
aber kaum anerkannt
Die Haltung zu Syriens Opposition / Von Markus Bickel
Gipfel in Kairo: Die EU-Außenbeauftragte
Ashton (oben) und der UN-Sonderbeauf-
tragte Lakhdar Brahimi (unten) Foto AFP
Urteile in „Mensalão“-Prozess
Brasiliens Oberstes Gericht verhängt lange Haftstrafen
Personalien
Ausland in Kürze
Palästinenserpräsident Abbas
will den Leichnam seines
Vorgängers Jassir Arafat
untersuchen lassen und
damit als tatkräftiger Führer
erscheinen.
Von Hans-Christian Rößler
Ramallah, 12. November 2004: Der Leichnam Arafats wird zu Grabe getragen. Foto AP
José Dirceu
NR. 266 · SEI TE 7
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 Deutschland und die Welt
Mitt Romney verliert nach der Präsi-
dentenwahl jetzt auch noch Anhänger.
Bis zu 850 Amerikaner je Stunde
haben sich seit der Niederlage am 6.
November bei Facebook von demRepu-
blikaner verabschiedet, der nach der
Wahl bei den sozialen Netzwerken
nahezu verstummt ist. Am Wochen-
ende meldete sich der ehemalige Gou-
verneur von Massachusetts nur mit
einer kurzen Botschaft bei den Wäh-
lern. „Aus tiefstem Herzen möchten
Ann und ich uns für die Unterstützung,
die Gebete und die Stimmen bedan-
ken“, ließ Romney wissen. Wie die
Website „disappearingromney.com“ es
mit einer abfallenden Kurve darstellte,
ist der Freundeskreis des Politikers bei
Facebook inzwischen auf etwa zwölf
Millionen geschrumpft. Präsident Oba-
ma gewann seit der Wahl etwa 800 000
neue Anhänger und hat jetzt mehr als
33 Millionen. (ceh.)
Daniel Solomon hat Barack Obamas
Wiederwahl um ein Haar mit dem
Leben bezahlt. Als der Sechsunddrei-
ßigjährige seiner Ehefrau Holly
gestand, bei der Präsidentenwahl am 6.
November nicht seine Stimme abgege-
ben zu haben, versuchte sie, ihn mit
dem Geländewagen der Familie zu
überfahren. Wie der Sender CBS berich-
tet, jagte Holly Solomon den Nicht-
wähler nach einer hitzigen Debatte aus
dem Haus in Gilbert (Arizona), setzte
sich ans Steuer und überrollte ihn, als
er sein Versteck hinter einemLaternen-
pfahl verließ. Nach dem Anruf mehre-
rer Zeugen bei der Polizei wurde
Daniel Solomon unter dem Gelände-
wagen hervorgeholt. Während er mit
lebensbedrohlichen Verletzungen in
das Osborn Medical Center in Scotts-
dale gebracht wurde, nahm die Polizei
Holly Solomon fest. Die Achtundzwan-
zigjährige, die vor dem Angriff weder
Drogen noch Alkohol konsumiert
hatte, muss sich nun wegen Körper-
verletzung und häuslicher Gewalt
verantworten. Wie ein Polizeisprecher
sagte, soll sie nach Obamas Wieder-
wahl finanzielle Schwierigkeiten
befürchtet haben. (ceh.)
Kevin Clash, amerikanischer Puppen-
spieler, ist nach Gerüchten über eine
Beziehung zu einer Minderjährigen bei
der Kinderserie „Sesamstraße“ beur-
laubt. Wie jetzt bekannt wurde, wird
der Zweiundfünfzigjährige beschuldigt,
vor sieben Jahren eine Affäre mit
einem 16 Jahre alten Jugendlichen
begonnen zu haben. Die New Yorker
Gesetze legen den 17. Geburtstag als
Grenze fest. Während der Emmy-Preis-
träger, der seit den achtziger Jahren das
rote Monster Elmo spielt, die unterstell-
ten Übergriffe in Abrede stellt, lässt
sich sein angebliches Opfer von einem
auf Missbrauch spezialisierten Anwalt
vertreten. (ceh.)
Karlie Kloss, amerikanisches Model,
hat jetzt die Indianer vor den Kopf
gestoßen. Seit die Zwanzigjährige in
der vergangenen Woche bei der Moden-
schau des Dessousherstellers Victo-
ria’s Secret mit indianischem Feder-
schmuck zum Leoparden-Bikini über
den Laufsteg lief, muss sie sich gegen
Diskriminierungsvorwürfe wehren.
„Rassismus und die Sexualisierung
indianischer Frauen sind inzwischen
zu einer Epidemie ausgeartet. Es geht
hier nicht um vermeintlichen Spaß
oder ein Phantasiekostüm, sondern
umunsere Kultur“, monierten Angehö-
rige mehrerer Stämme der Organisati-
on „Native Appropriations“. Nachdem
schon die Band No Doubt das Video
„Looking Hot“ vor einigen Wochen bei
Youtube hatte löschen lassen, als sich
Indianer über das perlenbesetzte Out-
fit der Sängerin Gwen Stefani
beschwerten, versprach auch Victo-
ria’s Secret, Kloss’ Auftritt für die Fern-
sehübertragung Anfang Dezember zu
löschen. Wie Kloss via Twitter wissen
ließ, unterstützt sie die Entscheidung
ihrer Auftraggeber. (ceh.)
NEW YORK, 13. November. Auch zwei
Wochen nach dem Hurrikan Sandy kann
das Ausmaß der Zerstörung die Helfer
noch schockieren. „Die Fotos in den Zei-
tungen waren schon Wahnsinn. Aber
wenn man dann mittendrin steht, ist das
noch mal was ganz anderes. Als wir mit
dem Bus über die Brücke waren, sind alle
ganz still geworden“, sagt Tamara Hender-
son, eine junge Frau aus Manhattan. Sie
gehört zu einer Gruppe Freiwilliger, die
auf die Rockaways, eine Halbinsel im
New Yorker Stadtteil Queens, gekommen
ist, umbeimAufräumen zu helfen. Zusam-
men mit ihrer Freundin Siobhan McHale
macht sie Dienst auf der Beach 129th
Street, in Steinwurfweite vom Strand. Die
Helfer tragen salzwassergetränkten Müll
aus den zweistöckigen Häusern, schau-
feln Schutt in Eimer und versorgen die
Leute auf der Straße mit Snacks und Was-
ser. „Die Häuser hatten bis zu zwei Meter
SchlammimKeller“, sagt McHale, die un-
weit der Rockaways in der ebenfalls über-
fluteten Strandgemeinde Long Beach
wohnt.
„Dead End – Sackgasse“ steht auf
einem gelben Straßenschild. Die Straße
endet für gewöhnlich erst am Meer. Jetzt
ist sie von einem Lastwagen voll grüner
Müllcontainer blockiert. Dahinter türmt
sich meterhoch Hausrat, vermischt mit
grauem, feuchtem Sand. Hausbesitzer
Mark Hudson hat wertlos gewordene
Elektroartikel in seiner schon schlamm-
freien Garage auf einen Haufen gewor-
fen. „Das können sich die Inspektoren
von der Versicherung anschauen“, sagt
Hudson, der seit zwölf Jahren in den Rock-
aways wohnt und schon drei Sturmfluten
hinter sich hat. Wie viele in seiner Straße
gibt sich Hudson unbeugsam. „Ich baue
das wieder auf“, sagt er, „wir haben eine
großartige Gemeinschaft hier.“
Die Hilfsbereitschaft der Freiwilligen
und die demonstrative Zuversicht der
Bewohner sind aber nur die eine Seite.
Auf der anderen werden die Rockaways
mit jedem Tag mehr zum Synonym für
Missmanagement. Die „New York Times“
etwa berichtete am Wochenende auf der
ersten Seite über ein Pflegeheim an der
Strandpromenade, das auf den Sturm
nicht vorbereitet war. Die gebrechlichen
Bewohner hatten dann nicht mehr genug
zu essen, die Medikamente gingen aus.
Bis heute wissen manche Angehörige
nicht, wo die erst nach dem Sturm aus
dem Gebäude geholten Patienten abge-
blieben sind.
Der Zorn der Anwohner richtet sich
aber vor allem gegen den staatlichen
Stromversorger der Region, die Long Is-
land Power Authority (Lipa) und deren
Vertragspartner National Grid. Zwei Wo-
chen nach demSturmsind die meisten Be-
wohner der Rockaways – anders als die in
New Yorks bekanntestem Stadtteil Man-
hattan – noch immer ohne Strom. Gouver-
neur Andrew Cuomo hat die Unterneh-
men scharf kritisiert und will sie zur Re-
chenschaft ziehen: „Sie haben versagt.“
Intern soll sich Cuomo noch deutlicher
geäußert haben. Aber Kraftausdrücke des
Gouverneurs nutzen den frustrierten Kun-
den imAugenblick so wenig wie Demons-
trationen vor den Unternehmensverwal-
tungen. Nicht einmal Präsident Barack
Obama, der die Rockaways am Donners-
tag besuchen will, kann einfach wieder
das Licht anschalten.
Man hätte vorbereitet sein können. Zu-
letzt waren bei einer staatlichen Überprü-
fung im vergangenen Jahr – nach dem
Hurrikan Irene – schlimme Mängel zu-
tage getreten. Die Mitarbeiter der Versor-
ger haben keine mobilen Kleincomputer
wie Smartphones oder Tablets. Manch-
mal fehlt es sogar an Druckern und Faxge-
räten. Der Notfalleinsatz wird über einen
antiquierten Großrechner gesteuert. Rou-
tine-Wartungsarbeiten wurden verscho-
ben, vermoderte Strommasten aus Holz
nicht ausgetauscht, Bäume in der Nähe
der Leitungen nicht zurückgeschnitten.
Ein Reporter der Lokalzeitung
„Newsday“ beobachtete Ingenieure, die
sich mit Leuchtmarkern über herkömm-
liche Karten beugten, um die Stromaus-
fälle zu lokalisieren. Zuletzt waren in der
Region noch mehr als 120 000 Haushalte
ohne Strom. „WOIST LIPA?“ steht auf ei-
nem Betttuch, das der Besitzer eines Hau-
ses von seiner Veranda wehen lässt. Dass
zahllose Wagen der Stromversorger mit
gelbem Warnlicht auf dem Dach geschäf-
tig in den Rockaways herumfahren, muss
ein Affront für die Bewohner sein.
Nach Sonnenuntergang mischen sich
die gelben Lichter mit den roten der Kran-
kenwagen. Nur einige Straßenkreuzungen
des Stadtteils sind von Scheinwerfern der
Polizei erleuchtet, der Strom kommt aus
Generatoren. An den Bushaltestellen ste-
hen Schattengestalten mit Plastiktüten.
Die Lichtkegel vorbeifahrender Autos
schneiden sie aus der Dunkelheit. „Bei
uns sind die Stromwagen anfangs immer
bloß vorbeigefahren“, erzählt die Afro-
amerikanerin Gaye Watkins, die in einem
Wohnblock am östlichen Ende der fast 20
Kilometer langen Halbinsel wohnt. In
den Sozialwohnungen dort leben vor
allem Schwarze, weiter westlich dagegen,
in einer typischen Mittelklassegegend,
viele Irischstämmige. In den ärmeren
Vierteln kam gleich der Verdacht auf,
dass die Stromversorger sich zuerst um
die wohlhabendere Klientel kümmern.
„Du frierst dir hier sonst was ab, und kei-
ner kümmert sich umdich. Die Leute füh-
len sich alleingelassen“, sagt Watkins.
Auch das Rote Kreuz habe erst Tage nach
dem Sturm mit der Verteilung von Essen
begonnen.
Berichte über Plünderer, die Schnaps,
Kleider, Handys und Fernsehgeräte mit-
gehen lassen, schüren die Unsicherheit
noch. In einem dunklen Sozialwohnungs-
block soll eine Frau vergewaltigt worden
sein. Ein McDonald’s ist immer noch mit
Brettern verbarrikadiert. „Hier ist nichts
zu holen“ steht mit Filzstift darauf. In
manchen Straßen patrouillieren Polizis-
ten oder Soldaten der Nationalgarde. Hel-
fer geben von einem Pritschenwagen
einer drängelnden Menge warmes Essen
in Styroporschachteln aus. Vor zwei Tank-
lastwagen stehen Leute mit roten Benzin-
kanistern in langer Schlange. Vor einer
Kirche und einem Waschsalon gibt es
warme Kleidung. Hortensia und Zoraida
Anderson, zwei Schwestern aus der
Bronx, gönnen sich unterdessen an
diesem Spätnachmittag eine Pause beim
Spaziergang an dem von Radladern zer-
furchten Rockaway-Strand. Den ganzen
Tag lang haben sie selbstgemachte Hüh-
nersuppe auf puertorikanische Art an die
Flutopfer verteilt. Morgen wollen sie wie-
derkommen.
Kurze Meldungen
Da flucht nicht nur Cuomo
JOHANNESBURG, 13. November. Es ist
der schlimmste Überfall auf Sicherheits-
kräfte seit der Unabhängigkeit Kenias
von Großbritannien im Jahr 1964: Mehr
als 40 Polizisten sind am vergangenen
Wochenende imNorden des Landes mut-
maßlich von Viehdieben in einen Hinter-
halt gelockt und ermordet worden. Die
Zahl der Opfer wird vermutlich noch stei-
gen. Nach wie vor suchen Sicherheits-
kräfte in der entlegenen Gegend von
Baragoi im Samburu County nach weite-
ren Opfern. „Das ist bei weitem der bru-
talste Angriff auf Polizisten in der
Geschichte unseres Landes“, sagte der
Sprecher der kenianischen Polizei, Eric
Kiraithe. Dabei hatte der Einsatz vom
Wochenende zunächst nach Routine aus-
gesehen. Der Ethnie der Samburu in Ba-
ragoi war wieder einmal Vieh gestohlen
worden, und zwar von der rivalisieren-
den Ethnie der Turkana. Das ist Alltag in
der Halbwüste am Südrand des Turkana-
sees. Mal sind es die Turkana, die sich
bei den Samburus bedienen, mal umge-
kehrt. Die beiden nomadisierenden Eth-
nien kämpfen seit Urzeiten um Weide-
rechte für ihre Viehherden und um Zu-
gang zu Wasser. Jedes Jahr sind dabei
Dutzende Todesopfer zu beklagen. In
den beiden vergangenen Jahren hat sich
der Konflikt allerdings durch die anhal-
tende Trockenheit imNorden Kenias ver-
schärft, und jede der beiden Ethnien
meint, ihre verdursteten Tiere durch den
Diebstahl von anderem Vieh ersetzen zu
müssen. Insofern war der Diebstahl in
der vergangenen Woche nichts Neues.
Ungewöhnlich allerdings war die Brutali-
tät, mit der die Diebe vorgingen: 13 Sam-
buru wurden bei dem Versuch, ihr Hab
und Gut zu verteidigen, erschossen.
Die Polizei hatte offenbar recht
schnell entdeckt, wo die Turkana die
gestohlenen Rinder versteckt hielten, ein
enges Tal nahe Baragoi. Als sich in der
Nacht zum Sonntag dann eine Hundert-
schaft dem Tal näherte, geriet sie in
einen offenbar von langer Hand geplan-
ten Hinterhalt. „Das war ein mit militäri-
scher Präzision vorgetragener Angriff“,
beschreibt der Provinzgouverneur von
Rift Valley, Osman Warfa, das Gemetzel.
Die Viehdiebe nahmen die Polizisten mit
schweren Maschinengewehren und Gra-
natwerfern unter Beschuss, sogar von
taktisch klug gelegten Antipersonen-
minen ist die Rede.
Zwar ist der Norden Kenias wegen
seiner Nähe zu Somalia, Südsudan und
den Unruheprovinzen Äthiopiens seit
je ein Waffenbasar, wo selbst Vieh-
hirten Schnellfeuergewehre tragen. Die
Region gilt unter Kenianern als „Bandi-
tenland“, was auch damit zusammen-
hängen mag, dass es in der Gegend für
gewöhnlich so gut wie keine Polizei
gibt. Ein Vorfall wie am Wochenende
ist jedoch etwas gänzlich Neues. In der
Hauptstadt Nairobi spekulierte die Poli-
zei am Dienstag, bei den Viehdieben
könnte es sich um ehemalige Soldaten
handeln, die sich als Söldner für die
Nomaden verdingen.
Der kenianische Minister für innere
Sicherheit, Katoo ole Metito, versprach,
die Schuldigen zur Rechenschaft zu zie-
hen. Woraufhin einige Stammesälteste
sowohl der Turkana als auch der Sambu-
ru die Befürchtung äußerten, die Polizei
werde sich an den Ethnien rächen. Zu
einem ungünstigeren Zeitpunkt jeden-
falls hätte der Überfall nicht stattfinden
können: ImMärz wählt Kenia einen neu-
en Präsidenten, und diese Wahl könnte
abermals unfriedlich enden. Bei den
Wahlen 2007 waren 1200 Menschen getö-
tet und 300 000 vertrieben worden, weil
skrupellose Politiker die ethnischen Riva-
litäten für ihre Zwecke missbrauchten.
ceh. LOS ANGELES, 13. November.
Nach der Ermordung eines Amerika-
ners in Belize sucht die Polizei des
mittelamerikanischen Staates den ame-
rikanischen Softwaredesigner John
McAfee. Der 67 Jahre alte Programmie-
rer, der durch die nach ihm benannte
Anti-Virus-Software bekannt wurde,
soll ein Nachbar des Toten gewesen
sein. Wie die Justizbehörden von Beli-
ze mitteilten, war McAfee am Wochen-
ende verschwunden, als eine Haushälte-
rin den ermordeten Gregory Faull auf
der Insel Ambergris Caye entdeckte.
Faull soll mit einem Kopfschuss getötet
worden sein. „Wir sind immer noch auf
der Suche nach McAfee. Er soll vernom-
men werden“, sagte der Sprecher der
Nationalpolizei von Belize, Raphael
Martinez, dem Sender CNN. Wie „wi-
red.com“ meldete, gilt der Programmie-
rer als Hauptverdächtiger. Der frühere
Mathematikstudent, der vor vier Jah-
ren nach Ambergris Caye zog, soll das
Internetportal am Montag aus einem
Versteck in Belize angerufen haben,
um seine Unschuld zu beteuern. „Sie
haben sich im Haus geirrt. Sie haben
ihn vermutlich mit mir verwechselt“,
sagte McAfee. Seitdem die Polizei sein
Haus im Frühjahr nach Rauschgift und
Waffen durchsucht hatte, fühle er sich
von der Regierung Belizes verfolgt.
Die Leute auf den
Rockaways fühlen sich
alleingelassen. Zwei
Wochen nach dem
Hurrikan hat die New
Yorker Halbinsel noch
immer keinen Strom.
Von Norbert Kuls
KARLSRUHE, 13. November. Der Chi-
rurg Dr. Horst S. gab sich große Mühe,
ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, als
die Patientin Iris H. Anfang 2007 in seine
Karlsruher Klinik kam. Er sprach über
die Schönheiten Südfrankreichs, das gute
Essen dort, sein Haus und die angeblich
hervorragenden Brustimplantate der
französischen Firma „Poly Implant Pro-
thèse“ (PIP). „Die nehmen Sie mit ins
Grab, da kann sogar ein Auto drüberfah-
ren“, soll der bekannte Arzt für Plasti-
sche Chirurgie gesagt haben. Mario H.,
damals der Lebensgefährte der künftigen
Patientin, war vom Auftreten des Arztes
begeistert. Für ein zweites Gespräch be-
sorgte er am Kiosk sogar Hochglanz-Ma-
gazine – Chirurg Dr. Horst S. wollte Vorla-
gen, umdie Brust genau nach den Vorstel-
lungen der Eheleute formen zu können.
„Da hast du eine richtige Kanone rausge-
sucht“, kommentierte er später die Arzt-
wahl seiner Frau. Bei der Mutter von drei
Kindern war zufällig eine Zyste entdeckt
worden, nach den Schwangerschaften
und dem Erschlaffen des Brustgewebes
fand sie Gefallen an einer Brustvergröße-
rung.
Fünf Jahre später sind die positiven Er-
innerungen an das Aufklärungsgespräch
bei der Patientin ziemlich verblasst: Am
Dienstag traf sie im großen Gerichtssaal
des Karlsruher Landgerichts auf ihren frü-
heren Chirurgen. Die zweite Zivilkam-
mer verhandelte über eine Schadenser-
satzklage der Patientin gegen den mittler-
weile in den Ruhestand getretenen 73 Jah-
re alten Arzt. Iris H. gehört zu den etwa
5000 Frauen in Deutschland, denen feh-
lerhafte Brustimplantate eingesetzt wor-
den sind. Sie hat starke Beschwerden und
braucht ein neues Implantat, das ihren
Körper nicht schädigt. Allein in Baden-
Württemberg sind 1587 Silikonkissen mit
minderwertigem Silikon bei 887 Patien-
ten eingepflanzt worden. Im März 2010
war der weitere Vertrieb der Silikonkis-
sen von den französischen Aufsichtsbe-
hörden untersagt worden.
Der frühere PIP-Chef, Jean-Claude
Mas, hatte in seiner Fabrik in Südfrank-
reich Brustimplantate aus Profitgier mit
billigem Bausilikon auffüllen lassen. Mas
saß im März im Gefängnis, die französi-
sche Regierung hatte 30 000 Frauen emp-
fohlen, die Implantate entfernen und er-
setzen zu lassen. Die Firma ist mittlerwei-
le insolvent. Nachteilig für Patienten
wirkt sich eine Entscheidung des deut-
schen Gesetzgebers aus: Der entschied
sich bei der Abfassung des Medizinpro-
duktgesetzes gegen eine staatliche Prä-
ventivkontrolle, das heißt: Der Hersteller
ist verantwortlich für das Produkt, das er
auf den Markt bringt – die staatliche Kon-
trolle ist dementsprechend lasch. Das Ver-
fahren in Karlsruhe ist die erste Schadens-
ersatzklage von Opfern der französi-
schen Firma, über die in Deutschland ver-
handelt wird. Die Münchner Kanzlei,
von der Iris H. vertreten wird, bereitet ge-
rade drei weitere Verfahren vor. ImKarls-
ruher Fall entschieden sich die Anwälte
für eine Maximalstrategie: Sie wollen für
ihre Mandantin ein Schmerzensgeld in
Höhe von etwa 30000 Euro erstreiten;
sie klagen gleich gegen fünf Mitverant-
wortliche: den damaligen Operateur Dr.
Horst S., die deutsche Firma, die das Sili-
kon nach Frankreich lieferte, den TÜV-
Rheinland, der die Silikonkissen einst
zertifizierte, die Haftpflichtversicherung
des Herstellers und die Bundesrepublik
Deutschland, die nach Auffassung der
Kläger über den Weg der Amtshaftung
zur Verantwortung gezogen werden
muss, weil das zuständige Bundesinstitut
angeblich zu spät vor den Implantaten
warnte. Die Kläger beziehen sich auf War-
nungen amerikanischer Gesundheitsbe-
hörden im Jahr 2000. Die Verjährungs-
frist imMedizinhaftungsrecht in Deutsch-
land ist kurz, deshalb wird versucht, ge-
gen jeden vorzugehen, der in irgendeiner
Form einen „Ursachenbeitrag“ geleistet
haben könnte.
In der am Dienstag vom Vorsitzenden
Richter der Zweiten Zivilkammer am
Karlsruher Landgericht mit feiner Ironie
referierten Klageschrift schossen sie aller-
dings etwas über das Ziel hinaus: Sie zo-
gen selbst ein Urteil eines Gerichts auf
Mallorca zur Begründung der Klage her-
an: „Nach welchem Recht haben die dort
denn geprüft, dem balearischen, dem ka-
talanischen oder demspanischen?“, frag-
te der Richter die Kläger. Als nicht tragfä-
hig erwies sich auch die Klage gegen den
deutschen Silikon-Lieferanten. Die Teil-
firma, gegen die Klage eingereicht wur-
de, hat das Silikon gar nicht geliefert.
Der Richter ließ erkennen, dass er we-
der die Ansprüche auf Amtshaftung noch
die an den Haftpflichtversicherer der Fir-
ma für rechtlich begründbar hält. Eine un-
angemeldete Prüfung der Implantate
durch den TÜV-Rheinland hielt der Rich-
ter durchaus für rechtlich begründbar.
Umfangreich ließ sich das Gericht das Be-
ratungsgespräch vor der Operation noch
einmal schildern: Iris H. und ihr Mann
Mario H. behaupteten, über eine Lymph-
knotenschwellung und die Durchlässig-
keit der semipermeablen Hülle des Sili-
konkissens seien sie nicht aufgeklärt wor-
den. Der Chirurg Dr. Horst S. präsentier-
te eine andere Erinnerung an das Aufklä-
rungsgespräch, er hat sich auf einer Kar-
teikarte alle Risiken notiert, die angespro-
chen werden mussten. Das Gericht muss
nun entscheiden, ob es in den Verspre-
chungen des Arztes eine Verharmlosung
des Eingriffs erkennt. Ist das der Fall,
kann sich Iris H. vielleicht doch noch
Hoffnung auf Schadensersatz machen.
McAfee wird in
Belize wegen
Mordes gesucht
„Die Implantate nehmen
sie mit ins Grab“
In Karlsruhe ein erster „PIP-Prozess“ / Von Rüdiger Soldt
Dutzende Polizisten getötet
Hinterhalt in Kenias Norden / Von Thomas Scheen
Getroffen, aufgestanden, zornig geworden: Bewohner Rockaways reparieren ein Haus am Strand. Fotos Norbert Kuls
A little help: Zoraida und Hortensia
Anderson haben Hühnersuppe auf die
Rockaways mitgebracht.
Nairobi
Viktoriasee
Turkanasee
Viktoriasee
Turkanasee
UGANDA KENIA
Mount Kenia Mount Kenia
5199 m Kisumu
Kitale
Maralal
F.A.Z.-Karte lev.
Nairobi
UGANDA KENIA
Kisumu
Kitale
Maralal
F.A.Z.-Karte lev.
150 km
T
a
n
a
RIFT VALLEY
Samburu
RIFT VALLEY
Samburu
S
u
g
u
ta
Baragoi
SÜDSUDAN SÜDSUDAN ÄTHIOPIEN
KENIA SOMALIA
TANSANIA
KONGO
Nairobi
BURUNDI
RUANDA
Mombasa
ÄTHIOPIEN
KENIA SOMALIA
TANSANIA
KONGO
Nairobi
BURUNDI
RUANDA
Indischer
Ozean
500 km Mombasa
SEI TE 8 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Zeitgeschehen
A
uch ohne gleich die große Ver-
schwörung zu wittern, ist festzu-
halten: Eine außereheliche Affäre, de-
ren Anfang in Kabul liegt, weitet sich
zu einem Skandal aus. Erst sah sich
CIA-Direktor Petraeus, der vielbewun-
derte ehemalige Heeresgeneral, zum
Rücktritt veranlasst – drei Tage nach
der Präsidentenwahl –, nun steht der
amerikanische Oberbefehlshaber in Ka-
bul, General Allen, im Verdacht unlau-
teren Handelns: Tausende E-Mails soll
er an eine Frau geschrieben haben, die
auch im Fall Petraeus eine Rolle spielt.
Zufall, Dummheit oder ein Komplott?
Dass Allen, wie geplant, demnächst
Nato-Oberbefehlshaber wird, kann
man sich kaum vorstellen. Dafür drän-
gen sich Fragen auf: Wurden Sicher-
heitsbelange verletzt und Informatio-
nen weitergegeben? Hätte das FBI den
Kongress früher informieren müssen?
Was wusste wann das Weiße Haus?
Wie kommt ein Befehlshaber im Krieg
dazu, Abertausende Mails zu verfas-
sen? Und dann die Mutter aller Fragen:
Wem nutzen die Aufdeckung der Affä-
re und ihre personellen Konsequen-
zen? Doch spekulieren wir nicht, die
Geschichte ist bizarr genug. K.F.
D
a hat das Verfassungsgericht
recht: Wer im Internet zweifelhaf-
te Theorien von sich gibt, muss Kritik
aushalten. Es ist nur konsequent, dass
die liberale Rechtsprechung des Ge-
richts zugunsten von Äußerungen und
Aufmärschen etwa der NPD auch für
deren Gegner gilt. Es gehört nicht nur
zur Meinungsfreiheit, zur deutschen
Geschichte eine andere Auffassung zu
haben als die in Schulbüchern und Leh-
rer-Wochenzeitungen verbreitete. Man
muss einen radikalen Gegner auch so
nennen dürfen. Das ist in der Tat ein
Werturteil, da über ein Weltbild kein
Beweis erhoben werden kann. Diesen
Eindruck versuchen aber Studien zu er-
wecken, die – wie jetzt wieder – einem
guten Teil der Deutschen in den östli-
chen Bundesländern ein „geschlossen
rechtsextremes Weltbild“ unterstellen.
„Bewiesen“ wird so etwas mit der Zu-
stimmung zu vorgelegten Aussagen,
etwa über Ausländer. Ein Blick in die
Geschichte, auf die wirtschaftliche
Lage und die Struktur der Länder wäre
hilfreicher. Aber auch die Fragesteller
haben eben ein geschlossenes Weltbild,
das sie sich bestätigen lassen wollen.
Auch das ist radikal. Mü.
Unmittelbar vor seinem 64. Geburts-
tag hat Klaus Dauderstädt es geschafft
und steht an der Spitze des Beamten-
bundes, der sich offiziell „DBB Beam-
tenbund und Tarifunion“ nennt. Damit
wird Dauderstädt der älteste DBB-
Chef aller Zeiten und der erste sein,
der selbst kein Beamter ist.
Dauderstädt wurde am 14. Novem-
ber 1948 in Nördlingen geboren. Der
Arztsohn studierte in Bonn Rechtswis-
senschaften und widmete sein Berufs-
leben fast ausschließlich der Gewerk-
schaft der Sozialversicherung (GdS).
Er war dort Justitiar, stieg zum Ge-
schäftsführer auf und war seit 1999 in
Personalunion auch GdS-Bundesvorsit-
zender. Seit 2003 gehört er der Bundes-
leitung des DBB an, erlebte aus nächs-
ter Nähe Höhen und Tiefen der Ära
Heesen, insbesondere dessen teilweise
Entmachtung durch die Folgen der Fö-
deralismusreformvon 2006. Er war ein
loyaler und unauffälliger Diener seines
Herrn, bis Heesen beim Verzicht auf
eine dritte Amtszeit äußerte, er wolle
nicht dauernd mit der Frage konfron-
tiert werden: „Was will denn dieser
Pensionär da?“ Daraufhin ging Dauder-
städt auf Distanz und rühmte sich vor-
ab: „Bei mir würde in der Tat wieder
Transparenz und Kollegialität einzie-
hen.“ Als Übergangskandidat versäum-
te er es dabei nicht, denkbare Kron-
prinzen und Kronprinzessinnen für
2017 zu nennen, darunter jene, die sei-
ne Kandidatur stützen wollten.
Der leidenschaftliche Briefmarken-
sammler Dauderstädt war sich schon
im Juli der Unterstützung der 12 Bun-
desbeamtengewerkschaften sicher,
und bei den 26 Bundesfachgewerk-
schaften und den 16 Landesbünden ge-
wann er an Boden. Von den DBB-Mit-
gliedern sind fast 900 000 Beamte und
zirka 360 000 Tarifbeschäftigte. Um
die von Heesen favorisierte Eingliede-
rung des Arbeitnehmerbereichs küm-
merte sich Dauderstädt federführend.
Auf dem Gewerkschaftstag präsentier-
te er sich sogar als deren Schöpfer.
In seiner Bewerbungsrede meinte
Dauerstädt, der altersbedingt nur für
eine Amtsperiode von fünf Jahren zur
Verfügung steht, dass es nicht auf den
Status, sondern auf die Qualifikation
ankomme. Auch als Nichtbeamter be-
trachte er den Beamtenbereich als
„Kernkompetenz“ der Organisation.
Demgegenüber hob sein Herausforde-
rer Rolf Habermann hervor, dass allein
schon aus Gründen der Glaubwürdig-
keit ein Beamter Bundesvorsitzender
werden müsse. 60 Prozent der Dele-
gierten sprachen sich für Dauderstädt
aus und sehen darin kein Signal für
eine Selbstabschaffung des Berufsbe-
amtentums. Trotzdem wird dieser in
seiner Amtszeit klarstellen müssen,
wohin die Reise der öffentlich Bediens-
teten mit ihren zwei Statusgruppen ge-
hen kann und soll. Noch sind fast zwei
Drittel der DBB-Mitglieder von der So-
zialversicherung befreit und wollen es
auch bleiben. Vielleicht hat aber die
Berliner Dachorganisation längst
schon bemerkt, dass sie sich hier lang-
fristig auf verlorenem Posten befindet,
und will sich daher selbst um eine stär-
kere Gleichbehandlung und Gleichstel-
lung von Beamten und Arbeitnehmern
bemühen. Dann jedenfalls ergeben die
Verschmelzung und der neue Spitzen-
mann einen Sinn. RAINER BLASIUS
W
enn Bundesinnenminister Fried-
rich amDonnerstag das erweiter-
te Terrorabwehrzentrum in Köln und
Meckenheim eröffnet, stehen die Län-
der abseits. Friedrich geht damit den
Weg weiter, den er im Dezember 2011,
kurz nach der Aufdeckung der NSU-
Verbrechen, gegangen ist. Damals ent-
stand das Zentrum zur Abwehr des
Rechtsextremismus nach dem Vorbild
des Zentrums gegen islamistischen Ter-
ror, und schon damals fragte man sich,
warum nicht gleich alle Spielarten von
Extremismus berücksichtigt werden.
So kommt es jetzt. Doch die Länder füh-
len sich übergangen, und damit endet
für sie der Fortschritt. Der Ärger ist
auch deshalb so groß, weil Friedrich
am längeren Hebel sitzt. Der Bund
kann die Länder nicht zwingen, sich zu
beteiligen, aber es gilt die Regel: Wer
nicht mitmacht, ist selbst schuld. So
kann Friedrich Schritt für Schritt Beob-
achtung und Ermittlungsarbeit zentrali-
sieren, ohne dass der Föderalismus ab-
geschafft würde. Haben die Länder
nach den NSU-Morden, nach Polizeiver-
sagen und Behördeneitelkeit ein Recht
zu lamentieren? Wer zu spät kommt,
den bestraft das Leben. kum.
Wer zu spät kommt
Klaus DAUDERSTÄDT Foto dpa
Unabhängig von einer Mitwirkung der
Bundeswehr ist die europäische Mission
zur Ausbildung der Armee von Mali ein be-
grenztes militärisches Engagement mit ho-
hemRisiko. Ob 200 oder 500 Soldaten von
der EU entsandt werden und wie viele al-
gerische, mauretanische und westafrikani-
sche Militärausbilder eventuell dazukom-
men: die Unternehmung wird zeitlich und
zahlenmäßig begrenzt sein müssen. Da-
mit sind Fragen gestellt, die eine Um-
schreibung des Problems und des Risikos
ergeben: Welcher Personalumfang mit wel-
cher militärischen Qualität ist notwendig?
Welche internationale Zusammensetzung
mit welcher „Leitnation“, die für alle Ver-
antwortung trägt? Wie intensiv in Ausbil-
dung und Einsatzbegleitung? Wie lange?
Solche Fragen standen vor zwei Jahr-
zehnten amBeginn der europäischen „Kri-
senbeherrschung“ zur „Stabilisierung“ der
Lage, als europäische Truppen auf den Bal-
kan in den jugoslawischen Zerfallskon-
flikt geschickt wurden. Deutschland stand
damals bis 1994 abseits. Das Grundpro-
blem lag in der objektiven Unmöglichkeit,
die Lage in den Bürger- und Sezessions-
kriegen zu stabilisieren, die bis zum Koso-
vo-Krieg 1999 andauerten.
Auf dem Balkan handelte es sich um
sechs Völker. In Mali leben etwa 30 Eth-
nien verschiedener Sprachen, davon Bam-
bara als stärkste. Sie stellt etwa ein Drittel
der Einwohnerzahl, dazu die politisch do-
minanten Malinké mit etwa sechs Pro-
zent, diverse Nomaden im Norden des
Landes mit etwa 14 Prozent. Rund 80 Pro-
zent der Malier sind Sunniten, etwa drei
Viertel der Jugendlichen über 15 sind An-
alphabeten.
Der Grund für die Instabilität in Mali ist
der Tuareg-Aufstand seit Januar 2012 im
Norden des Landes. Zwei Drittel der ge-
samten Landesfläche sind von der Sahara
bedeckt. Nord-Mali liegt in der Sahelzone.
Die Grenze zu Algerien ist 1376 Kilome-
ter lang, die zu Mauretanien 2237 Kilome-
ter. Der Tuareg-Aufstand wurde zu einem
großen Anteil von Kämpfern begonnen,
die vorher imSolde Gaddafis imlibyschen
Bürgerkrieg gewesen waren. Der Zusam-
menhang mit Nordafrika und den dorti-
gen Islamisten ist ebenso auffällig wie die
Folgen des libyschen Krieges. Algerische
Truppen und französische Spezialkräfte
vertrieben die Tuareg-Banden aus Libyen.
Algerien und Mauretanien scheuen ein mi-
litärisches Engagement in Mali aus Sorge,
dass sie in den malischen Aufruhr hinein-
gezogen werden könnten. Die von den
Tuareg angestrebte Unabhängigkeit in ei-
nem eigenen Staat berührt an den Gren-
zen beide Nachbarn und im Osten Niger
mit dem von Frankreich genutzten Uran-
abbau.
In dieser Situation soll nun auf amerika-
nisches und französisches Drängen die
EU zusammen mit der westafrikanischen
Wirtschaftsorganisation Ecowas, mit Alge-
rien und Mauretanien militärische Ausbil-
der entsenden, um die geschlagene und in
Auflösung befindliche malische Armee
von etwa 4000 Soldaten auf Vordermann
zu bringen. Präsidentengarde und Gendar-
merie kommen hinzu, sind aber bisher
nicht geschlossen mobil einsatzfähig.
Was soll eine solche Mission, die zu-
nächst für zwei Jahre in Aussicht genom-
men ist, ausrichten? Das größte Risiko
liegt in der dem Eskalationspotential des
Konflikts und den Desintegrationstenden-
zen angemessenen Begrenzung und Befris-
tung des europäisch-westafrikanischen
Engagements. Seit 1992 nennt man ein sol-
chen Engagement „incremental“ oder
„graduell“: ein Herangehen an das Pro-
blem mit einem schwachen Kräfteansatz
zu Beginn, danach imZuge der Eskalation
eine graduelle Erweiterung des Auftrags
und eine Verstärkung der Kräfte.
Paris, das französische Interessen in
Mali und Nordwestafrika vertritt, wünscht
eine afrikanische Fassade des Einsatzes.
Bieten soll sie imRahmen von Ecowas das
nordafrikanische Algerien. Die dortige Re-
gierung aber zögert und stellt Bedingun-
gen. Im Hintergrund müsste und würde
Frankreich wirken mit der Fremdenlegion
wie mit Spezialeinsatzkräften. Von der
Ausbildung führt, wie das afghanische Bei-
spiel wieder lehrt, ein direkter Weg über
die „Einsatzbegleitung“ der ausgebildeten
einheimischen Einheiten durch die frem-
den Ausbilder in deren Kampfeinsatz.
Was westafrikanische Militärausbilder bei-
tragen würden, bliebe abzuwarten. Es ist
verständlich, dass man in Paris und damit
auch im EU-Hauptquartier in Brüssel an
einer möglichst breiten europäischen Be-
teiligung interessiert ist. Damit wird der
Solidaritätsappell politisch an alle EU-
Partner gerichtet, handelt es sich doch
auch um eine Probe aufs Exempel für die
seit 1999 eingerichtete gemeinsame Si-
cherheits- und Verteidigungspolitik, die
auf der gemeinsamen Außen- und Sicher-
heitspolitik gründet und für ein Krisenma-
nagement deren militärische Substanz
sein muss.
Washington ist zwar am Erfolg interes-
siert, aber nicht an der Teilnahme ameri-
kanischer Militärberater. Das „Africa
Command“ in Stuttgart wird aber die eu-
ropäischen Aktionen, wenn es denn dazu
kommt, genau beobachten. Denn Europa
soll seine südwestliche Peripherie von Ita-
lien bis zumAtlantik in Afrika selber kon-
solidieren und wenn nötig auch mit mili-
tärischen Mitteln kontrollieren. Eine
Afrikapolitik für solche Fälle hat die EU
bisher aber ebenso wenig wie eine Orient-
politik östlich von Italien und Libyen.
Amerika wird von nun an seinen militäri-
schen wie ökonomischen Kriseneinsatz
sorgfältig nach geopolitisch-strategischen
Prioritäten ausrichten. Diese liegen mit
der Levante beginnend im Osten und rei-
chen in Richtung Ferner Osten/Pazifik.
Westlich der Linie Ägypten-Israel-Türkei
wird Washington, wie schon im Libyen-
Krieg, vor allemeuropäische Anstrengun-
gen erwarten und einfordern. Wie auch
immer ein europäischer Anteil an einer
militärischen Ausbildungsmission in Mali
zugeschnitten sein wird, Europa ist insge-
samt gefordert – in der EU oder in einer
„Mali-Koalition“.
Die deutschen Parlamentarier sind sich ei-
nig, dass man sich um Russland immer
größere Sorgen machen muss. Sie stim-
men auch darin überein, dass man Präsi-
dent Putin diese Sorgen mitteilen sollte.
Gestritten wird allerdings darüber, wie
scharf Kritik in Richtung Moskau formu-
liert sein darf und ob der erhobene Zeige-
finger — der Partnerschaft wegen — von
Entgegenkommen (in Visafragen bei-
spielsweise) begleitet werden sollte. Als
die Plenarsitzung des Bundestags am ver-
gangenen Freitag beim Tagesordnungs-
punkt 45 („Die Situation in Russland mit
besonderem Blick auf die Rechtsstaatlich-
keit“) angelangt war, lagen deshalb drei
unterschiedliche Anträge auf dem Tisch:
Die Regierungsfraktionen CDU/CSU und
FDP hatten ihre Beunruhigung über zu-
nehmende Repression, politisch motivier-
te Gerichtsurteile und Kriminalisierung
von Regierungskritikern in einen sechs
Seiten langen Text gegossen. Die SPD und
die Grünen hatten jeweils eigene Mahnun-
gen formuliert, die erstere etwas milder
im Ton, die letztere etwas schärfer.
Im Kern waren sich die Beschreibung
der Missstände in Russland, die Aufzäh-
lung der repressiven Gesetze, fragwürdi-
gen Urteile und Menschenrechtsverletzun-
gen sehr ähnlich. Deshalb wurde der An-
trag der Regierungsfraktionen ohne Ge-
genstimmen angenommen. Die Abgeord-
neten von SPDund Linkspartei enthielten
sich. Die Grünen votierten mit den regie-
renden Parteien. Lediglich den ersten Ab-
satz, in den das Auswärtige Amt diplomati-
sche Freundlichkeiten hatte hineinschrei-
ben lassen und in demRussland als „strate-
gischer Partner Deutschlands“ bezeichnet
wird, wollten sie nicht mittragen, weil
Russland nach Ansicht der Grünen in Er-
mangelung einer gemeinsamen Werteba-
sis zurzeit kein strategischer Partner sein
kann. Gerade der versöhnliche Geist die-
ser ersten Textzeilen, in denen auch Russ-
lands Bedeutung für die Friedensordnung
in Europa hervorgehoben wird, gefiel SPD
und Linkspartei. Sie stimmten dort (und
nur dort) ausdrücklich zu.
Über kaum ein anderes Land wird im
Deutschen Bundestag so viel gesprochen
wie über Russland. Im Sinne der „Moder-
nisierungspartnerschaft“ mit Moskau, die
der damalige Außenminister Frank-Wal-
ter Steinmeier (SPD) unter der großen Ko-
alition ausgerufen hatte und die seitdem
von der schwarz-gelben Bundesregierung
fortgeführt wird, wurde Kritik an Russ-
lands Führung — mindestens bei den gro-
ßen Parteien — bisher feinst dosiert und
weich verpackt. Dieses Mal fiel im An-
tragsentwurf der Regierungsparteien die
Kritik so ungewöhnlich deutlich aus, dass
das Auswärtige Amt, demder Text routine-
mäßig vorgelegt wurde, ihn stark veränder-
te, verwässerte und ergänzte, was imOkto-
ber bekannt wurde und für einigen Unmut
im Bundestag sorgte. In dem letztlich ge-
fundenen Kompromisstext haben die Fe-
derführer, allen voran der Russland-Beauf-
tragte der Bundesregierung, Andreas
Schockenhoff (CDU), viel von ihrer Kritik
doch noch unterbringen dürfen. Den Be-
griff der Modernisierungspartnerschaft
haben die Parteien beibehalten, aber aus-
drücklich auf eine „umfassende Moderni-
sierungspartnerschaft“ erweitert. „Weit
über die wirtschaftlich-technologische Zu-
sammenarbeit hinaus“ solle „auf die För-
derung von Demokratie, Menschenrech-
ten, Rechtsstaatlichkeit, Zivilgesellschaft,
bürgerliches Engagement und das Wach-
sen einer breiten Mittelschicht in Russ-
land“ gesetzt werden, heißt es im Antrag.
Die FDP erinnerte Russland in einer Text-
ergänzung daran, dass es Mitglied der Eu-
ropäischen Menschenrechtskonvention
ist, und ließ auch den Fall des inhaftierten
ehemaligen Oligarchen Michail Chodor-
kowskij im Antrag erwähnen, dessen Pro-
zess Bundesjustizministerin Sabine Leut-
heusser-Schnarrenberger (FDP) im Auf-
trag des Europarats beobachtet und stets
sehr kritisch kommentiert hatte.
Wegbereiter für den deutlichen Ton wa-
ren die Grünen, die vor allemunter Feder-
führung der Abgeordneten Marieluise
Beck und Volker Beck einen Antrag mit
dem Titel „Keine Modernisierung Russ-
lands ohne Rechtsstaatlichkeit“ vorgelegt
hatten. Die Grünen hatten auch während
des Prozesses gegen die Aktivistinnen der
Punkgruppe Pussy Riot in einem Brief an
den russischen Botschafter die Kunstfrei-
heit angemahnt und sich für die Freilas-
sung der jungen Frauen eingesetzt. Die
Fraktion hat außerdem einen Antrag zum
Fall des Anwalts Sergej Magnitskij auf den
Weg gebracht, in dem Einreisebeschrän-
kungen für 60 Personen gefordert wurden,
die mit dem Tod des Anwalts in einem
Moskauer Untersuchungsgefängnis in Ver-
bindung gebracht werden. Magnitskij, der
wegen Korruption auf höchster staatlicher
Ebene ermittelt hatte, starb im November
2009 in Moskauer Untersuchungshaft,
weil er misshandelt und ihm medizinische
Hilfe verweigert worden war.
Die SPD, die in Bezug auf Russland bis-
her in einer Post-Schröder-Diktion fest-
steckte und sich mit der Männerfreund-
schaft von Altkanzler Gerhard Schröder
und Wladimir Putin auseinandersetzen
muss, tut sich mit allzu missbilligenden Tö-
nen auch weiterhin schwer. Man wolle ei-
nen kritischen Dialog, aber „mit ausge-
streckter Hand“, sagt SPD-Außenpolitiker
Franz Thönnes, der auch den Gesprächs-
kreis Russland der Fraktion leitet. Dass Pu-
tin „die Zügel angezogen“ habe, könne
und wolle man nicht ignorieren. „Auch
wir kritisieren die Entwicklungen der letz-
ten Monate in Russland, aber mit demlau-
ten Ton erreichen wir nichts für die Men-
schen“, sagt Thönnes. So zeigt sich der
SPD-Antrag nach einer zutreffenden Dar-
stellung der rechtsstaatlichen Defizite in
Russland auch verständnisvoll. Einige „Be-
fürchtungen der russischen Seite im Zu-
sammenhang mit demgeplanten Raketen-
abwehrsystem (Balistic Missile Defense,
BMD) der Nato“, die ab 2015 Abfangrake-
ten in Polen stationieren möchte, seien
nicht einfach beiseitezuwischen. Russ-
land, das sich seit langem nicht mehr als
gleichberechtigter Partner anerkannt füh-
le, solle an Verhandlungen mit der Nato
beteiligt werden, fordert die SPD. Als zwei-
tes Entgegenkommen für Russland for-
dern die Sozialdemokraten Erleichterun-
gen der Einreisebestimmungen in die EU
für russische Staatsbürger. In diesem
Punkt würde sich auch die FDP anschlie-
ßen, die allerdings keine Einigung mit
CDU und CSU erzielen konnte.
Ihrer russlandfreundlichen Linie am
treuesten bleibt die Linkspartei, deren
Außenpolitischer Sprecher Wolfgang
Gehrcke in der Aussprache klagte, dass
ihm der Ton der Debatte missfalle. „Was
würden wir sagen, wenn die Duma so
über uns sprechen würde?“ Jenseits des
Rednerpults ist auch Gehrcke nicht so
weit vom Common Sense entfernt „Es ist
nicht akzeptabel, mit welchen repressi-
ven Maßnahmen in Russland agiert
wird“, sagt Gehrcke, der kürzlich erst wie-
der in Moskau war, dann. In Sachen Visa-
erleichterungen und Raketenabwehr liegt
die Linke auf SPD-Linie. Deren Antrag
hatte man aber trotzdem nicht zustim-
men können, „wegen der Grundtendenz
einer positiven Beurteilung der Nato“.
Im Übergang
Im Prinzip einig
Der Bundestag macht sich Sorgen um Russland / Von Ann-Dorit Boy
Geschlossenes Weltbild
E-Mail-Verkehr
Auf dem Weg nach Mali
Ein europäischer Einsatz in Afrika mit Eskalationsrisiko / Von Lothar Rühl
ALGERIEN
MAROKKO
MAURETANIEN
SENEGAL
SIERRA
LEONE
ELFEN-
BEIN-
KÜSTE G
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BURKINA
FASO
NIGER
NIGERIA
GAMBIA
GUINEA-
BISSAU
GUINEA
LIBERIA
MALI
Westsahara
Kanar.
Inseln (Sp.)
Madeira (Port.)
Nouakchott
Rabat
Algier
Lagos
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Westsahara
Kanar.
Inseln (Sp.)
Madeira (Port.)
Nouakchott
Rabat
Algier
Lagos
Atlantik
Golf von Guinea
Bamako
Niger
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500 km 500 km
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© Deutsche Bank AG 2012. Stand 12. September 2012. Die vollständigen Angaben zu den Wertpapieren, insbesondere zu den Bedingungen sowie Angaben zur Emittentin, der DB ETC plc, sind dem jeweiligen Verkaufsprospekt zu entnehmen; dieser ist nebst Nachträgen bei der Deutschen Bank AG, CIB GME db ETC, Große Gallusstraße 10 -14, 60311 Frankfurt am Main, Telefon: 069 910 82800,
Telefax: 069 910 38673 kostenfrei erhältlich oder kann unter www.etc.db.com heruntergeladen werden.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 9 Wirtschaft
Alfred Neven
DuMont lässt von
der „Frankfurter
Rundschau“ ab.
Sein Sohn wirft dem Verlag vor,
zu spät auf das digitale Geschäft
gesetzt zu haben. Seite 14
Rechtsanwälte sollen in ein paar
Jahren keine Briefe, Faxe oder
Akten mehr an die Gerichte
schicken dürfen – sondern nur noch
E-Mails. Recht & Steuern. Seite 19
Auf ihrem IT-Gipfeltreffen ruft die
Bundesregierung eine neue indus-
trielle Revolution aus. Die Unterneh-
men wollen mit anpacken. Seite 12
Die finanzielle Überbrückung für
Griechenland wird zur Zitterpartie.
Ohne Belastung der Steuerzahler
kommt das erforderliche Geld nicht
zusammen. Seite 11
Der größte Mobilfunkkonzern der
Welt leidet unter der Euro-Krise:
Das Unternehmen macht einen
Milliardenverlust. Seite 16
Die Rentner im Osten dürfen sich
im kommenden Jahr voraussichtlich
über eine deutlich höhere Renten-
anpassung freuen als die Ruheständ-
ler im Westen. Seite 10
Die Klassifizierung des zerstöreri-
schen Sturms wird zum Zankapfel
zwischen Versicherern, Haus-
besitzern und der Politik. Seite 15
Kölner
Patriarch
Revolution für Deutschland
A
uf einmal ist der Eon-Konzern
an der Börse fast vier Milliarden
Euro weniger wert. Der Kapitalmarkt
ist enttäuscht über die Warnung des
Energieunternehmens, dass die schon
verhaltene Gewinnerwartung für die
nächsten Jahre weiter gesenkt wurde;
der Aktienkurs fällt um mehr als 10
Prozent. Zwar schneidet der Versorger
in den ersten neun Monaten besser ab
als im vergangenen Jahr. Aber damals
hat der abrupte Kernenergieausstieg
zu gewaltigen Belastungen geführt.
Eon-Chef Johannes Teyssen trat mit
voller Kraft auf die Bremse, verordne-
te dem Konzern eine Rosskur mit hef-
tigem Personalabbau. Bis vor kurzem
vermeldete der Vorstand den erfolgrei-
chen Umschwung: Die Verkaufsliste
wurde abgearbeitet, mit den Gasliefe-
ranten wurden bessere Lieferkonditio-
nen ausgehandelt, in Brasilien wurde
ein Partner für den Kraftwerksbau ge-
funden und die Straffung des Kon-
zerns hervorgehoben.
Es stimmt, Teyssen übernahm als
neuer Eon-Chef 2010 eine schwierige
Aufgabe. Dann kamauch noch die Re-
aktorkatastrophe in Fukushima. Mit
der Energiewende und dem beschleu-
nigten Atomausstieg brachte die Bun-
desregierung das lange sehr ergiebige
Geschäftsmodell der vier Kernkraft-
werksbetreiber ins Wanken. Das kann
man nicht in einem Jahr auffangen.
Aber nach dem Strukturbruch mit ge-
waltigen Sonderlasten müsste jetzt
eine ruhigere Zeit folgen, in der sich
der Vorstand an seinen Versprechen
messen lassen muss. Eon hat sich frü-
her als sein heimischer Wettbewerber
RWEauf die politischen Vorgaben ein-
gelassen und viel Geld in regenerative
Energie und Gaskraftwerke investiert.
Nun zeigt sich, dass RWE an den poli-
tisch getriebenen Strommärkten mit
dem Schwerpunkt Braunkohle besser
arbeitet. Eon fährt mit regenerativer
Energie und Gaskraftwerken schlech-
ter als im Vorjahr. Selbst moderne
Gaskraftwerke machen Verlust. Au-
ßerdem fehlt der Ergebnisbeitrag der
verkauften Gesellschaften. Zudem ist
jenseits russischer Kraftwerke bei den
avisierten Auslandsprojekten wenig
Konkretes erkennbar.
Eons Gegenmaßnahmen klingen
vertraut: Kosten senken, flexibler wer-
den, Investitionsplanung überdenken.
Der Kurssturz der Aktie dürfte irgend-
wann aufgeholt sein. Noch winkt mit
der versprochenen Dividende eine at-
traktive Rendite. Spätestens danach
stellt sich jedoch die Frage, wie Eon
mit geschäftlichen Rückzugsgefech-
ten für die Zukunft eine angemessene
Ausschüttung erwirtschaften will.
Vodafone hart getroffen
Was war Sandy?
FI RMENI NDEX Seite
Aareal Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Allianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Apple . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
AWD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
BCG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Bertelsmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
BHF-Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Conergy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Dematic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Deutsche Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Deutsche Lufthansa . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Eon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9, 17
Fannie Mae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
FTI Touristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Generali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Hannover Rück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Hapag-Lloyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
HHLA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Homag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
K+S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Kabel Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . 12
Kleinwort Benson . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
LPKF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Microsoft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Nordex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Norma Group . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Peach Property . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Prinovis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
RWE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
SAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Siemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13, 17
Steiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Ströer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Swiss Life . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Teachers Private Capital . . 13
Tennet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Triton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Unicredit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Vodafone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Volkswagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Youtravel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
N
ein, es „kostet nicht unbedingt
mehr Geld“, die Finanzierungs-
lücke im internationalen Hilfspro-
gramm für Griechenland zu schlie-
ßen. Es erhöht nur „den Finanzie-
rungsbedarf auf der Zeitachse“. Es
mag zwar sein, „dass wir bei der Redu-
zierung von Zinsen ein Stück weit
Maßnahmen ergreifen“. Auswirkun-
gen auf den (deutschen) Staatshaus-
halt hat das aber nicht, denn es sind al-
lenfalls „Änderungen in den Einnah-
men“ vorstellbar. Mit derlei verbalen
Pirouetten will Wolfgang Schäuble die
Tatsache vernebeln, dass die Nibelun-
gentreue zu Griechenland einen Preis
hat – und zwar einen, der von den
Steuerzahlern zu entrichten ist.
Die politische Entscheidung, Grie-
chenland in der Währungsunion zu
halten und demLand auf alle Fälle wei-
ter zu helfen, ist längst gefallen – unab-
hängig davon, dass die im Hilfspro-
gramm vereinbarten Reformen lange
nicht in Angriff genommen wurden.
Und da die Eurostaaten A gesagt ha-
ben, kommen sie nicht umhin, jetzt
auch B zu sagen. Wenn Athen weiter
geholfen werden soll, ist das nur mög-
lich mit einem Aufschub für die Ver-
wirklichung der Sparziele. Dass die da-
für kalkulierten zwei Jahre realistisch
sind, darf durchaus bezweifelt werden.
Der Aufschub muss jedenfalls finan-
ziert werden, und die Finanzierung
wird nicht vom Himmel fallen.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu.
Die Bundesregierung konnte ihnen
bisher immer mit dem Verweis darauf
ausweichen, dass ja der Troika-Be-
richt noch nicht da war. Soweit der Be-
richt jetzt vorliegt, attestiert er Athen
mit einigem Vorbehalt gute Reform-
fortschritte. Dass seine wichtigste
Komponente – die Schuldentragfähig-
keitsanalyse – fehlt, liegt an der Un-
einigkeit der Kreditgeber. Sie streiten,
wie die Finanzierungslücke geschlos-
sen werden soll und wie sich die Schul-
dentragfähigkeit wiederherstellen
lässt.
Die unterschiedliche Haltung von
IWF und Eurostaaten lässt sich auf ei-
nen recht einfachen Nenner bringen.
Der Fonds besteht auf seinen eigenen
Regeln, die er nicht verbiegen will und
kann. Die europäischen Politiker wol-
len die griechische Staatsschuld aber-
mals ein wenig schönrechnen – in der
Hoffnung, dass sich das nächste Loch
erst nach dem nächsten Wahltermin
auftut. Und sie wollen die öffentliche
Beteiligung an der Umschuldung mög-
lichst kunstvoll verschleiern. Schäub-
le kann das wohl am besten. Aber die
nachhaltige und verlässliche Lösung
der griechischen Tragödie erreicht er
so gerade nicht.
D
ie Einigung im Tarifkonflikt zwi-
schen der Lufthansa und ihren
18 000 Flugbegleitern erfolgte schnel-
ler und geräuschloser als erwartet. Un-
ter der Regie des geschickt vermitteln-
den Schlichters Bert Rürup einigten
sich jetzt die Akteure von zwei Partei-
en, die noch vor wenigen Wochen heil-
los zerstritten schienen.
Mit dem ausgehandelten Tarifpaket
präsentieren die Verhandlungsführer
der Lufthansa und der Branchenge-
werkschaft UFOeinen nur auf den ers-
ten Blick akzeptablen Kompromiss.
Zum einen kann das Kabinenpersonal
mit Gehaltsaufschlägen von bis zu 4,6
Prozent rechnen und muss für die
kommenden zwei Jahre keine betriebs-
bedingten Kündigungen befürchten.
Im Gegenzug sichert sich die Lufthan-
sa durch Einführung von flexibler Ar-
beitszeit und Umstellung auf erfolgs-
orientierte Vergütung den nötigen
Spielraum, um auf eine flaue Ge-
schäftslage und steigende Kostenlas-
ten reagieren zu können.
Mit dem Spareffekt des Tarifpakets
erfülle das Passagiergeschäft die Vor-
gaben, meint das Management von
Lufthansa. Danach muss sich das Er-
gebnis des Konzerns bis Ende 2014
um mindestens 1,5 Milliarden Euro
verbessern, wobei mit 900 Millionen
Euro der Löwenanteil auf die Kern-
marke Lufthansa entfällt. Doch schon
heute zeichnet sich ab, dass die Vorga-
be von Christoph Franz, dem Vor-
standsvorsitzenden des Konzerns,
nicht mehr reichen wird.
Die Folgen einer schwachen Kon-
junktur schlagen sich zusammen mit
dem Siegeszug der Billigfluggesell-
schaften in Europa und der obendrein
wachsenden Konkurrenz durch staat-
lich geförderte Fluggesellschaften aus
der Golfregion und der Türkei immer
deutlicher in der Ergebnisrechnung
der Lufthansa nieder. Bei einem Um-
satz von rund 13 Milliarden Euro in
den vergangenen Monaten halbierte
sich der Betriebsgewinn in diesem
Zeitraum auf nur noch 64 Millionen
Euro. Die zunehmende Erosion des
Ergebnisses führe zu einem Substanz-
verlust im Kerngeschäft, der auf Dau-
er nicht geduldet werde, warnte Franz
vor wenigen Wochen.
Damit deutet sich eine Verschär-
fung des Sparkurses an, von dem vor
allem das Passagiergeschäft der Luft-
hansa betroffen sein wird. Angesichts
der Aussicht, dass sich die Konjunktur
in der Luftfahrt vorerst weiter eintrü-
ben wird, erweist sich der Verzicht auf
Personalanpassungen bis Ende 2014
als eine schwere Bürde, deren Folgen
heute nicht abzusehen sind.
Ost vor West
Eon auf dem Rückzug
Von Werner Sturbeck
Bürde für Lufthansa
Von Ulrich Friese
St. DÜSSELDORF, 13. November. Mit
überraschender Härte hat der Kapital-
markt auf den Zwischenbericht der Eon
AG reagiert. Der Kurs der Eon-Aktie fiel
um bis zu 14 Prozent zurück, so stark wie
nie zuvor in der Geschichte des Düssel-
dorfer Energiekonzerns. „Das ist ein
schwerer Tag für Eon und ein schwerer
Tag auch für unsere Investoren“, eröffne-
te der Vorstandsvorsitzende Johannes
Teyssen die Telefonkonferenz. Ein Grund
für diese Börsenreaktion ist die Ankündi-
gung, dass die Prognosen für die Jahre
2013 bis 2015 nicht mehr zu halten sind
und überarbeitet werden müssen. Die Ein-
zelheiten, wie Eon auf die erschwerte
Marktlage reagieren will, sollen Anfang
nächsten Jahres veröffentlicht werden.
Das laufende Effizienzprogramm mit
demAbbau von 11 000 Arbeitsplätzen soll
schnell umgesetzt werden, sagte Teyssen.
Ferner soll geprüft werden, ob mehr Unter-
nehmen verkauft werden müssen. Das mit-
telfristige Investitionsprogrammsoll über-
prüft und dabei erwogen werden, ob sich
Eon stärker nach Geschäften außerhalb
Europas in Regionen mit wachsendem
Energiebedarf umschauen sollte. Teyssen
begrüßte die Ankündigung der Kommissi-
on, für 2013 weniger Emissionszertifikate
zu verkaufen. Denn bei den gegenwärti-
gen Preisen gebe es überhaupt keinen An-
reiz, in umweltfreundlichere Anlagen zu
investieren. Sogar moderne Gaskraftwer-
ke seien gegenüber dem stärker als erwar-
tet produzierten regenerativen Strom
nicht kostendeckend zu betreiben. Am
Standort Staudinger sollen daher zwei Blö-
cke aus dem Markt genommen, allerdings
nach Vereinbarungen mit dem Netzbetrei-
ber Tennet noch für einige Zeit als Netzre-
serve verwendet werden. Das Kohlekraft-
werk Staudinger 6 ist auf Eis gelegt wor-
den. Immer mehr sauberer Stromverdrän-
ge effiziente thermische Kraftwerke. Zum
Ausgleich des unregelmäßigen Anfalls
würden sehr alte Kraftwerke eingesetzt
werden. Abgesehen von den energiepoliti-
schen Einflüssen, drücke auch die ver-
schlechterte Wirtschaft in Europa auf die
Stromgroßhandelspreise. Deswegen will
Eon auch in anderen Staaten den Kraft-
werkspark ausdünnen. Auch Gesetzesän-
derungen wie in den Niederlanden eine
Steuer auf Kohlestrombelasten das Ergeb-
nis. Eon hat deshalb in Europa größere
Wertkorrekturen auf Kraftwerke vorge-
nommen. Im dritten Quartal fiel dadurch
eine Abschreibung in Höhe von 1,2 Milliar-
den Euro an, die das auf die Eon-Gesell-
schafter entfallende Konzernergebnis auf
179 Millionen Verlust drückten, nach 173
Millionen Euro Quartalsgewinn im Vor-
jahr. Dennoch weist der Konzern für die
ersten neun Monate ein um64 Prozent auf
6,1 Milliarden Euro verbessertes betriebli-
ches Ergebnis aus. Auch der Umsatz wur-
de um 21 Prozent auf 93 Millionen Euro
gesteigert. Teyssen bekräftigt, dass in die-
sem Jahr ein Konzernüberschuss zwi-
schen 4,1 Milliarden und 4,5 Milliarden
Euro erwirtschaftet und eine Dividende
von 1,10 Euro je Aktie ausgeschüttet wer-
den soll. (Aktienkurs von Eon fällt so
stark wie noch nie, Seite 17)
Anwälte müssen mailen
Sammeln für Athen
Schäubles Pirouetten
Von Werner Mussler, Brüssel
Heute
Eon macht unrentable Kraftwerke dicht
Energieversorger kritisiert Förderung erneuerbarer Energien / Stärkster Kurssturz
Unternehmen
Eon in Zahlen
in Millionen Euro
9
Monate
2011
9
Monate
2012
Veränd.
in
Prozent
Umsatz 77 506 93 629 21
Ebitda
1
) 6553 8817 35
Ebit
1
) 3737 6114 64
Konzernüberschuss der
Gesellschaf ter Eon AG 864 2727 216
Investitionen 4106 4334 6
Cashflow 4489 6827 52
Ergebnis je Aktie
(in Euro) 0,46 1,43 211
Netto-Verschuldung
2
) 36 385 35 585 –2
Mitarbeiter 78 889 73 133 –7
Stromabsatz
(in Mrd. kWh) 554,0 550,8 –1
Gasabsatz
(in Mrd. kWh) 796,2 837,6 5
1
) bereinigt um außergewöhnliche Ef fekte;
2
) einschl. Rückstellungen,
2011: 31. 12. Quelle: Unternehmensangaben
chs. PARIS, 13. November. Der französi-
sche Präsident François Hollande hat am
Dienstag angekündigt, den Kampf gegen
die Arbeitslosigkeit zum zentralen Anlie-
gen seiner fünfjährigen Amtsperiode zu
machen. „Meine Mission besteht darin,
durch die Rückkehr zum Wachstum die
Arbeitslosigkeit zu senken“, sagte er bei
einer Pressekonferenz vor vierhundert
Journalisten im Elysée-Palast. Rund
sechs Monate nach seinem Amtsantritt
versuchte Hollande, der in Meinungsum-
fragen drastisch an Popularität verloren
hat, seiner Politik durch den Medienauf-
tritt neuen Schwung zu verleihen. An kei-
ner anderen Frage wolle er nach fünf Jah-
ren mehr gemessen werden als an der Fra-
ge der Arbeitslosigkeit. „Eine Million
mehr Arbeitslose als vor fünf Jahren –
das akzeptieren wir nicht“, sagte Hol-
lande. Er kündigte jedoch an, dass die Ar-
beitslosenquote noch ein Jahr lang stei-
gen werde, bis die Gegenmaßnahmen
wirken würden.
Der französische Präsident steht wegen
der schlechten Lage am Arbeitsmarkt un-
ter wachsendem politischen und wirt-
schaftlichen Druck. Nach Angaben des
staatlichen Statistikamtes Insee vom
Dienstag sind im dritten Quartal dieses
Jahres gegenüber dem Vorquartal rund
50 400 Stellen in der französischen Wirt-
schaft gestrichen worden. Der Verlust
war mehr als doppelt so hoch wie imzwei-
ten Quartal dieses Jahres. Gegenüber
dem dritten Quartal 2011 ist die Stellen-
zahl um fast 67 000 geschrumpft. In den
Unternehmen Frankreichs – der öffentli-
che Dienst ist in den Angaben nicht be-
rücksichtigt – sind somit nur noch etwas
mehr als 16 Millionen Menschen beschäf-
tigt. Das Statistikamt Insee rechnet bis
zum Ende des Jahres nun mit einer Ar-
beitslosenquote von 10,2 Prozent – 0,5
Prozentpunkte mehr als noch imSpätsom-
mer erwartet. Im dritten Quartal ging die
Beschäftigung besonders stark bei befris-
teten Anstellungsverträgen zurück. Dies
ist ein Zeichen für die aktuelle Konjunk-
turschwäche.
Hollande wies die Verantwortung für
die schlechte Lage am Arbeitsmarkt der
Vorgängerregierung zu. Im Festsaal des
Elysée-Palastes ließ er sich in der sorgfäl-
tig orchestrierten Pressekonferenz kaum
eine Unsicherheit anmerken und machte
sogar einige humorvolle Anmerkungen.
Hollande bestätigte dabei sein Verspre-
chen, die Tendenz der steigenden Arbeits-
losigkeit Ende 2013 umzudrehen. Aus
Sicht etlicher Ökonomen ist das unmög-
lich, weil noch auf absehbare Zeit mehr
Stellen zerstört als geschaffen würden.
„Alles ist vielleicht schon gesagt worden,
aber alles wurde noch nicht versucht“,
rief Hollande den Skeptikern zu. Er hat
die Subventionierung von 150 000 neuen
Arbeitsplätzen für junge Franzosen be-
schlossen, bei denen der Staat bis zu 75
Prozent des staatlichen Mindestlohnes
von derzeit rund 1400 Euro bezahlt – für
Haushaltskosten von mehr als fünf Milli-
arden Euro über zwei Jahre. Die ersten
Stellen weihte Hollande in der vergange-
nen Woche medienwirksambei der Staats-
bahn SNCF, beim Roten Kreuz und bei ei-
nigen Kommunen ein. Außerdem verhan-
deln die Sozialpartner im Regierungsauf-
trag über eine Flexibilisierung von Ar-
beitszeit und Löhnen in den Unterneh-
men. Wirtschaftsvertreter haben den Pro-
zess als zu langwierig kritisiert.
Nach Hollandes Angaben sind die Re-
formen jedoch nur nachhaltig, wenn sie
im Konsens erreicht würden. Er wies
auch darauf hin, dass Frankreich trotz der
Herausforderungen weiter Vertrauen auf
den Finanzmärkten genieße. Seit seiner
Wahl imMai seien die Zinsen für zehnjäh-
rige französische Staatsanleihen auf 2,1
Prozent gesunken. Hollande kritisierte da-
bei jedoch, dass mehrere große europäi-
sche Länder gleichzeitig scharfe Sparpro-
gramme verfolgten. Dadurch verstärke
sich der Abschwung. Er forderte, dass die
europäischen Länder über „den Rhyth-
mus“ des Defizitabbaus nachdenken soll-
ten. Alleine werde Frankreich aber nicht
von seinem Ziel abweichen, im kommen-
den Jahr die Neuverschuldung von 4,5 auf
3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu-
rückzuführen. Wegen einer möglichen Ge-
genreaktion an den Finanzmärkten sei
das zu risikoreich.
ufe. WIESBADEN, 13. November. Die Ge-
fahr von weiteren Streiks des Kabinenper-
sonals bei der Deutschen Lufthansa AG
ist gebannt. Die Führung der größten
Fluggesellschaft und die zuständige Bran-
chengewerkschaft UFO, die das Gros der
18 000 Flugbegleiter vertritt, legten ihren
mehrmonatigen Tarifkonflikt bei. Die Ei-
nigung basiert auf einer Empfehlung, die
unter Federführung des zum Schlichter
bestellten früheren Wirtschaftsweisen
Bert Rürup ausgehandelt wurde.
Das am Dienstag in Wiesbaden vorge-
stellte Tarifpaket umfasst zum einen
Lohnerhöhungen von bis zu 4,6 Prozent
für das Kabinenpersonal sowie den Ver-
zicht auf betriebsbedingte Kündigungen
bis Ende 2014. Im Gegenzug mussten die
Verhandlungsführer von UFO niedrigere
Tarife für künftige Mitarbeiter in der Kabi-
ne, eine stärker am wirtschaftlichen Er-
folg orientierte Vergütung sowie flexible-
re Arbeitszeiten akzeptieren, um auf et-
waige Personalüberhänge rasch reagieren
zu können. „Meine Empfehlungen wur-
den von beiden Parteien nur zähneknir-
schend akzeptiert“, beschreibt Rürup den
zähen Prozess der Verhandlungen. Ni-
coley Baublies, der Verhandlungsführer
von UFO, sowie der für Lufthansa zustän-
dige Personalvorstand Peter Gerber kom-
mentierten das Ergebnis der Schlichtung
am Dienstag sichtlich erleichtert.
Mit dem erreichten Tarifabschluss für
das Kabinenpersonal, der für einen Zeit-
raum von zwei Jahren gilt, sei die gefor-
derte Sparvorgabe im Rahmen des kon-
zernweiten „Score“-Programms erfüllt,
sagte Gerber. Danach will der Lufthansa-
Konzern bis Ende 2014 sein Ergebnis ins-
gesamt um mindestens 1,5 Milliarden
Euro verbessern.
Die Bruttokosten für den Tarifab-
schluss bezifferte Gerber auf rund 33 Mil-
lionen Euro. Auf deutliche Veränderun-
gen einigten sich die Unterhändler bei
der Entwicklung einer neuen Vergütungs-
struktur für das Kabinenpersonal: Statt
der 17 Altersstufen, die bislang jährliche
Gehaltszuwächse für Flugbegleiter vorsa-
hen, soll es künftig vom sechsten Jahr der
Betriebszugehörigkeit an nur noch alle
zwei Jahre mehr Geld geben.
Erreicht ein Kabinenchef (Purser)
beim Einsatz im Übersee-Verkehr gegen-
wärtig ein monatliches Grundgehalt von
4400 Euro, wird sein Gehalt in Zukunft
wohl etwa 3700 Euro im Monat betragen.
Dies kann bei einem gutem Geschäftsver-
lauf der Lufthansa jedoch durch eine ent-
sprechende Erfolgsbeteiligung aufge-
stockt werden.
Hinzu kommt: Von der geplanten Aus-
gliederung des Europa-Verkehrs abseits
der Flughafen-Drehkreuze Frankfurt und
München sind die Flugbegleiter der Luft-
hansa kaum betroffen. Die etwa 500 Mit-
arbeiter an den Flughäfen Stuttgart, Düs-
seldorf, Hamburg oder Berlin können bei
der Muttergesellschaft verbleiben und bei
Bedarf auf die beiden Heimatbasen wech-
seln. Der Umstieg auf die neu formierte
Billigfluggesellschaft Germanwings in
Köln hätte indessen für sie kräftige Ge-
haltseinbußen zur Folge gehabt.
Arbeitslosigkeit setzt Hollande unter Druck
Stellenabbau in Frankreich beschleunigt sich / „Über Rhythmus des Defizitabbaus nachdenken“
Tarifkonflikt bei Lufthansa beigelegt
Flugbegleiter erhalten bis zu 4,6 Prozent mehr Lohn / Vergütung für neues Personal sinkt
Schwierige Suche: Francois Hollande erklärt seine Politik. Foto Reuters
SEI TE 10 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Wirtschaft
enn. WÜRZBURG, 13. November. Im
Wahljahr 2013 könnten die Rentenanpas-
sungen in Ost und West erheblich ausei-
nanderklaffen. Die Deutsche Rentenversi-
cherung rechnet nach vorläufigen Schät-
zungen im Westen mit einer Rentenerhö-
hung um nur 1 Prozent, im Osten hinge-
gen um rund 3 Prozent. Sie begründet die
ungewöhnlich große Abweichung mit
„technischen Eigenheiten“ der Rentenbe-
rechnung. Zum einen müssten im Westen
noch Rentenkürzungen nachgeholt wer-
den, die in früheren Jahren zum Schutz
der Rentner unterblieben seien, erläuter-
te die Vorstandsvorsitzende der Deut-
schen Rentenversicherung Bund, Annelie
Buntenbach, am Dienstag in Würzburg.
Zum anderen wird der Anstieg im Westen
voraussichtlich dadurch gemindert, dass
die statistischen Annahmen zur Lohnent-
wicklung des Vorjahres nachträglich nach
unten korrigiert werden müssen. Im Os-
ten führt diese Korrektur dagegen zu ei-
ner deutlichen Steigerung.
„Das wird zu politischen Diskussionen
führen“, sagte Buntenbach, die zugleich
Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerk-
schaftsbundes (DGB) ist. Der Rentenan-
stieg im Westen wäre nicht einmal ein In-
flationsausgleich. Angesichts der politi-
schen Brisanz einer gespaltenen Renten-
anpassung forderte Buntenbach, den
„Nachholfaktor“ nächstes Jahr auszuset-
zen. Allein diese nachträgliche Verrech-
nung früher unterbliebener Rentenkürzun-
gen dämpft den Rentenanstieg im Westen
2013 um 0,7 Punkte. Gegen eine Ausset-
zung wandte sich indes der Arbeitgeber-
vertreter im Vorstand, Alexander Gunkel.
Wenn Kürzungen in schwierigen Jahren
unterblieben, müsse sichergestellt wer-
den, dass sie in besseren Zeiten nachge-
holt würden. Sonst würden die langfristi-
ge Finanzierbarkeit des Rentensystems
und die Beitragssatzstabilität gefährdet.
Gunkel verwies darauf, dass die Rentner
im Osten die Nachholleistung schon er-
bracht hätten, da sie sich in Vorjahren mit
niedrigeren Anpassungen begnügt hätten
als rechnerisch möglich. Insofern wären
West-Rentner durch eine Aussetzung be-
günstigt. Besonders gravierend wirkt sich
laut Rentenversicherung die nachträgli-
che Korrektur von Fehleinschätzungen
zur Lohnentwicklung im Vorjahr aus. Sie
könnte den Rentenanstieg im Westen um
0,6 Prozentpunkte vermindern, den imOs-
ten um 1,3 Prozentpunkte erhöhen.
Ein Sprecher von Bundesarbeitsminis-
terin Ursula von der Leyen (CDU) sagte
zur Prognose der Rentenversicherung, es
sei noch zu früh, Zahlen für 2013 zu nen-
nen. Der CDU-Rentenpolitiker Peter
Weiß sagte dieser Zeitung, er halte das
Nachholen der Rentenkürzungen imWes-
ten 2013 für „vertretbar, weil dann alle
quitt sind“. Wenig Verständnis zeigte er
für die statistischen Korrekturen. „Solche
Korrekturen auf einen Schlag führen zu
als ungerecht empfundenen Unterschie-
den. Da wäre es besser, solche Effekte auf
mehrere Jahre zu verteilen“, sagte Weiß.
In der Debatte um drohende Altersar-
mut präsentierte die Rentenversicherung
neue Zahlen: Das Rentenniveau vor Steu-
ern liegt derzeit bei 49,6 Prozent des Brut-
toeinkommens aller Beschäftigten. Nach
dem neuen Rentenversicherungsbericht
der Bundesregierung wird das Rentenni-
veau 2020 bei 48 Prozent liegen und der
Rentenbeitragssatz bei 19,8 Prozent. Im
Jahr 2030 wird das Rentenniveau noch
44,8 Prozent betragen und der Beitrags-
satz 21,9 Prozent. (Kommentar Seite 16.)
mas. BERLIN, 13. November. Der Bun-
desrechnungshof mahnt die Bundesre-
gierung, die Risiken beim angestrebten
strukturellen Haushaltsausgleich nicht
zu unterschätzen. „Für die Rückführung
stehen die Chancen derzeit noch gut.
Die relativ günstige gesamtwirtschaftli-
che Situation sollte genutzt werden, um
das Haushaltsdefizit konsequent zu redu-
zieren“, sagte sein Präsident Dieter En-
gels, als er am Dienstag in Berlin von
den Ergebnissen der jährlichen Überprü-
fung der Haushaltsführung des Bundes
berichtete. Die Koalition will bis zum
Jahr 2014 den Etat „strukturell“ ausglei-
chen. Dabei werden konjunkturelle Wir-
kungen und Sondereffekte aus demDefi-
zit herausgerechnet.
Wie der Rechnungshofpräsident her-
vorhob, setzt der vorgesehene Defizitab-
bau voraus, dass die Konjunktur stabil
bleibt, die Steuereinnahmen weiter stei-
gen, die Arbeitslosigkeit zurückgeht und
das Zinsniveau nicht anzieht. Sollten
sich diese Annahmen nicht erfüllen, wä-
ren die derzeitigen Pläne zur Rückfüh-
rung der Neuverschuldung gefährdet.
Weitere Risiken ergäben sich aus der Be-
teiligung des Bundes an den Hilfsmaß-
nahmen zugunsten von Euroländern
mit Haushaltsproblemen. Engels wies
darauf hin, dass die Koalition einen Teil
ihrer jüngsten Beschlüsse (Betreuungs-
geld, Lebensleistungsrente) noch nicht
vollständig finanziert hat. Der Bundes-
rechnungshof forderte die Bundesregie-
rung auf, in stärkerem Maße finanzielle
Vorsorge zu treffen. Sie sollte zum einen
an ihren Konsolidierungsbeschlüssen
von 2010 festhalten, die noch nicht voll-
ständig verwirklicht seien. In dem Zu-
sammenhang nannte er unter anderem
die geplanten Kürzungen im Verteidi-
gungsetat. Zum anderen sollte jeder
Haushaltstitel darauf untersucht wer-
den, ob Zweck und Umfang der Mittel ei-
ner kritischen Prüfung standhielten.
Im aktuellen Jahresbericht spießen
die Rechnungsprüfer wieder einige kras-
se Fälle von unwirtschaftlichem Verhal-
ten in Bundesbehörden auf. Einige Bei-
spiele aus dieser Liste:
í Tonnenleger, die keine Tonnen
legen können
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
beabsichtigt, für 28 Millionen Euro ei-
nen Tonnenleger zu ersetzen. Mit ihm
werden schwimmende Verkehrszeichen
ausgebracht. Weil das neue Schaff damit
höchstens zur Hälfte ausgelastet wäre,
schlug die Verwaltung vor, es auch für
Feuerschutz und Schadstoffbekämpfung
zu nutzen. Damit würde es jedoch nicht
nur 11 Millionen Euro teurer, sondern
könnte nicht mehr genutzt werden, um
Tonnen zu legen. Denn Schiffe, die Feu-
erschutz betreiben, müssen sich ständig
im Einsatzgebiet aufhalten und können
nicht woanders Tonnen ausfahren.
í Teure Energieeinsparung
Der Bau des Umweltbundesamtes in Des-
sau imJahr 2005 gilt als ökologisches Mo-
dell. Es sollte möglichst wenig Energie
verbrauchen. Das Ergebnis ist ernüch-
ternd. Das Gebäude taugt kaum als öko-
logisches Vorbild. Die Betriebskosten la-
gen im geprüften Zeitraum um rund die
Hälfte höher als bei herkömmlichen Ver-
waltungsgebäuden und im Durchschnitt
knapp 400 000 Euro über Plan.
í Streit verteuert Konsens-Programm
Bund und Länder bemühen sich seit 23
Jahren, eine einheitliche Software für
die Finanzämter zu entwickeln. Das Pro-
jekt Fiscus wurde 2005 eingestellt, nach-
dem dafür mehr als 400 Millionen Euro
ausgegeben waren. Dem Nachfolgevor-
haben mit Namen Konsens drohen nun
Verzögerungen und damit Kostensteige-
rungen, weil Bund und Länder sich
nicht einig sind, was die wichtigsten Zie-
le sind.
í Mehr Computer als Beschäftigte
Bei der Physikalisch-Technischen Bun-
desanstalt ist die Ausstattung mit Infor-
mationstechnik üppig. 1800 Beschäftig-
te müssen sich 4350 Computer „teilen“,
auf jeden entfallen fast drei.
Im Wahljahr droht eine Rentenspaltung
Altersbezüge steigen in Ostdeutschland wohl um3 Prozent, in Westdeutschland nur um1 Prozent
Dieter Engels Foto dapd
www.eurofinanceweek.com/ifc | [email protected]
Ein Projekt der
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Hauptmedienpartner
Gastgeber
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IFC – EURO FINANCE WEEK Conference
Risks and Opportunities in Financing Sustainable Development
20. November 2012, Congress Center Messe Frankfurt am Main
Bola Adesola
Chief Executive Officer,
Standard Chartered Bank
Nigeria Limited, Lagos
Imoni Akpofure
Director Western Europe,
IFC, Paris
Roberto Dumas Damas
Head, Environmental & Social
Risk Assessment, Itaú BBA,
São Paulo
Olubukunola Adewunmi
(Bukky) George
Managing Director & CEO,
Health Plus Limited and
CasaBella International,
Lagos
Karin Ireton
Head of Sustainability
Management, Standard Bank
Group, Johannesburg
Mary Ellen Iskenderian
President and CEO,
Women’s World Banking,
New York
Leo Johnson
Partner,
PwC and Co-founder,
Sustainable Finance,
London
Tania Moussallem
Head of Strategic Development
and Financial Management
Group, Assistant General
Manager, BLC Bank, Beirut
Houda Sbihi
Group Secretary General,
BMCE Bank, Casablanca
Dr. Thomas Schäfer
Hessian Minister
of Finance, Wiesbaden
Snezana Stoiljkovic
Vice President, Business
Advisory Services, IFC,
Washington D.C.
Bruno Wenn
Chairman of the
Management Board,
KFW-DEG, Cologne
Dr. Wolfgang Schäuble
Bundesminister der Finanzen,
Berlin
Volker Bouffier
Ministerpräsident des Landes
Hessen, Wiesbaden
Unter der Schirmherrschaft von
Mobilitätspartner
Internationaler
Hauptmedienpartner Radio-Partner
Unter den Sprechern sind
Konferenzthemen Konferenzsprache: Englisch
TV-Hauptmedien-
partner Europa
• Managing Risks and Realizing Opportunities in Emerging Markets through Partnerships
• Shared Experiences and Innovative Solutions in Emerging Market Investment
• Managing Environmental and Social Risks at Financial Institutions
• Financing Women’s Entrepreneurship
Reding setzt Frauenquote durch
Nach heftigeminternen Streit wird Brüs-
sel am Mittwoch eine Frauenquote für
Europas börsennotierte Unternehmen
auf den Weg bringen: EU-Justizkommis-
sarin Viviane Reding sicherte sich am
Dienstag die notwendige Rückende-
ckung ihrer Kollegen, berichtete die
Nachrichtenagentur dapd aus Diploma-
tenkreisen. Ihr Richtlinienvorschlag wür-
de den Firmen vorschreiben, bis 2020
Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit
Frauen zu besetzen - also bei gleicher
Qualifikation Bewerberinnen den Vor-
zug zu geben. Wer sich nicht daran hält,
soll mit Geldbußen bestraft werden -
oder die Besetzungen sollen annulliert
werden. dapd
Erbschaftsteuer unter Vorbehalt
Künftig sollen Bescheide zur Erbschaft-
steuer nur noch mit einemVorbehalt ver-
sandt werden. Darauf haben sich Bund
und Länder verständigt, teilte Finanz-
staatssekretär Hans Bernhard Beus in ei-
nem Schreiben an die Abgeordnete der
Linken, Barbara Höll, mit. Der Bundesfi-
nanzhof hat die Erbschaftsteuer dem
Bundesverfassungsgericht vorgelegt,
weil er sie für grundgesetzwidrig hält. In
solchen Fällen ist es üblich, die Steuerbe-
scheide mit einem Vorläufigkeitsver-
merk zu versehen. Die Betroffenen müs-
sen dann keinen Einspruch einlegen,
um von einer für sie günstigen Entschei-
dung auf jeden Fall zu profitieren. mas.
ZEW-Konjunkturindex sinkt
Die Konjunkturerwartungen der Fi-
nanzmarktanalysten sind im November
wieder etwas gesunken. Dies teilte das
Mannheimer Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung mit. Der ZEW-In-
dex der Konjunkturerwartungen fiel
um 4,2 Punkte auf minus 15,7 Punkte.
Im September und Oktober hatten sich
die Konjunkturerwartungen der Finanz-
fachleute unter dem Eindruck steigen-
der Kurse und der Ankündigung der Eu-
ropäischen Zentralbank zu Anleihekäu-
fen etwas gebessert. Nun rechneten sie
wieder deutlicher mit einer Verschlech-
terung der wirtschaftlichen Lage im
nächsten halben Jahr, schrieb das Zen-
trum. Die rezessive Entwicklung im
Euroraum strahle auf Deutschland aus,
warnte ZEW-Präsident Wolfgang
Franz. ppl.
Krisenfonds füllt sich langsam
Der deutsche Krisenfonds zur Banken-
rettung füllt sich nur langsam. In
diesemJahr zahlen heimische Geldinsti-
tute 692 Millionen Euro Bankenabga-
be, sagte der Chef des Rettungsfonds
Soffin, Christopher Pleister, der „Süd-
deutschen Zeitung“. Zusammen mit
den Einzahlungen von 2011 und abzüg-
lich Verwaltungskosten lägen 1,27 Milli-
arden Euro im Fonds. Ursprünglich
hatte die Bundesregierung mit Einnah-
men von 1,3 Milliarden Euro pro Jahr
gerechnet. dpa
Deutsche wollen mehr arbeiten
Millionen Erwerbstätige in Deutschland
wollen einer Umfrage des Statistischen
Bundesamtes zufolge mehr arbeiten.
Rund 3,7 Millionen Erwerbstätige zwi-
schen 15 und 74 Jahren hätten sich im
vergangenen Jahr mehr Arbeit ge-
wünscht, teilte die Statistikbehörde am
Dienstag in Wiesbaden mit. Die Betrof-
fenen wollten ihre wöchentliche Arbeits-
zeit umdurchschnittlich 11,5 Stunden er-
höhen. Zugleich fühle sich aber auch
knapp eine Million Erwerbstätiger über-
beschäftigt. Diese haben genau den um-
gekehrten Wunsch. Sie streben eine Re-
duzierung ihrer Wochenarbeitszeit um
im Schnitt 11,7 Stunden an. AFP
Keine Entschädigung
Verspätet sich ein Anschlussflug außer-
halb der EU haben Flugpassagiere kei-
nen Anspruch auf eine Ausgleichszah-
lung. Das stellte der Bundesgerichtshof
(BGH) am Dienstag in Karlsruhe klar.
Er wies damit eine Klage von Passagie-
ren ab, die Flüge nach Brasilien und
Thailand gebucht hatten. Im ersten Fall
hatten die Kläger bei der brasilianischen
Fluglinie TAM Flüge von Frankfurt am
Main ins brasilianische Belem bestellt.
BeimUmsteigen in São Paulo verspätete
sich der Anschlussflug allerdings um
acht Stunden. Im zweiten Fall ging die
Reise mit Oman Air von Frankfurt über
Muskat in Oman nach Bangkok. Auch
hier mussten die Fluggäste beimUmstei-
gen acht Stunden länger warten als ur-
sprünglich vorgesehen. AFP
Kurze Meldungen
Rechnungshof mahnt
zur Vorsorge
Der Haushalt des Bundes auf
dem Prüfstand: Gegen das
Defizit wird zu wenig getan,
dafür an anderer Stelle viel
Geld unnütz ausgegeben.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 11 Wirtschaft
bes./ruh./wmu. LONDON/FRANKFURT/
BRÜSSEL, 13. November. Bis zum nächs-
ten Treffen der Eurogruppe am kommen-
den Dienstag wollen sich die Euro-Staa-
ten und der Internationale Währungs-
fonds (IWF) darauf verständigen, wie die
Finanzierungslücke von 32,6 Milliarden
Euro im Hilfsprogramm für Athen ge-
schlossen werden kann. Die Lücke ent-
steht, weil Griechenland von seinen inter-
nationalen Gläubigern zwei Jahre mehr
Zeit erhalten soll, umseine Sparziele zu er-
reichen. Ohne Einigung über die Finanzie-
rungslücke und die Wiederherstellung der
griechischen Schuldentragfähigkeit wird
die nächste Kredittranche von 31,5 Milliar-
den Euro nicht ausgezahlt. Ein Teil dieses
Geldes wird für die Kapitalisierung der
griechischen Banken benötigt.
Mit der Schließung der Finanzierungslü-
cke hängt zusammen, dass die griechische
Staatsschuld wieder tragfähig werden
muss. Athens Schulden sollen in Relation
zur Wirtschaftskraft auf ein erträglicheres
Niveau reduziert werden. Griechenland
hat derzeit Staatsschulden von etwa 340
Milliarden Euro, von denen etwa die Hälf-
te zu EFSF-Konditionen, also zu 2 Prozent
für 10 Jahre verzinst wird. Es gilt als ausge-
schlossen, dass Athen – wie im bisherigen
Programmfestgelegt – bis 2020 eine Schul-
denquote von 120 Prozent des Bruttoin-
landsprodukts erreicht. Für das laufende
Jahr wird mit etwa 175 Prozent gerechnet,
imkommenden Jahr könnte die Schulden-
quote gegen 190 Prozent steigen. Zwi-
schen dem IWF und der Eurogruppe gibt
es Streit darüber, wie sich die Schulden-
tragfähigkeit wiederherstellen lässt. Die
Eurogruppe favorisiert eine Verlängerung
des Ziels bis 2022, der IWF lehnt das ab.
Fest steht bereits, dass die Finanzie-
rungslücke mit einer Kombination aus
mehreren Maßnahmen geschlossen wer-
den soll. Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) schloss am Dienstag in
Brüssel abermals einen Schuldenschnitt
unter Beteiligung öffentlicher Gläubiger
aus. Es werde nichts beschlossen, was sich
unmittelbar auf die öffentlichen Haushal-
te auswirke. Es könne allenfalls sein, dass
es durch die Senkung von Zinsen oder
eine Streckung von Zahlungszielen zu
„Änderungen in den Einnahmen“ der
Staatshaushalte komme.
In Londoner Bankenkreisen heißt es da-
gegen, in den längst laufenden Verhand-
lungen zur Schließung der Finanzierungs-
lücke bestehe Einigkeit, dass die öffentli-
chen Gläubiger jedenfalls mittelfristig in
eine Umschuldung einbezogen werden.
Der Punkt sei nämlich, dass die Zinszah-
lungen für Athen bereits relativ niedrig
sind und die Schuldentragfähigkeit letzt-
lich nur durch eine Senkung des Schulden-
betrages erreicht werden kann. Das sehe
auch die Bundesregierung so.
Zunächst aber werden wohl folgende
Maßnahmen beschlossen: Wahrscheinlich
werden die Geberländer die Zinsen auf
ihre bilateralen Kredite von 53 Milliarden
Euro reduzieren, was zu jährlichen Er-
leichterungen von 500 Millionen Euro für
Athen führen könnte, Italien und Spanien
aber teuer zu stehen kommt, die sich zu hö-
heren Zinsen Geld leihen müssen. Einen
Verzicht auf die Kredite wird es zunächst
nicht geben, um den Reformdruck auf
Athen aufrecht zu erhalten. Schäuble
sprach davon, dass es einen „verlässlichen
Mechanismus“ geben müsse, der ausschlie-
ße, dass das griechische Anpassungspro-
gramm abermals aus der Spur gerate.
Von privaten Banken und Investoren,
die sich an der ersten Umschuldung Grie-
chenlands imFebruar beteiligt haben, wer-
den nach Bankenangaben 62 Milliarden
Euro umgetauschte Anleihen gehalten,
die bis 2015 nur mit 2 Prozent und danach
mit langsam steigendem Sätzen verzinst
werden. Diese Zinszahlungen machen für
Athen nicht viel aus, durch eine weitere
Umschuldung wäre nicht viel zu holen.
Schäuble bestätigte aber Überlegungen
über ein Schuldenrückkaufprogramm. In
der Londoner City wird bereits an einem
solchen Programm gearbeitet, mit dem
die imUmlauf befindlichen Griechenland-
anleihen, die mit Marktpreisen von 25
Cent je Euro Nennwert gehandelt werden
von Griechenland mit Hilfe eines Kredites
weitgehend zurückgekauft werden. Nomi-
nal könnte Athen damit fast das Dreifache
des eingesetzten Betrages an Schulden aus
demMarkt nehmen. Dies würde die Schul-
denlast senken. Die verbleibenden Schul-
den Athens und damit auch die Risiken
würden dann aber fast komplett bei öffent-
lichen Gläubigern liegen.
Etwa 5,7 Milliarden Euro Anleihen wer-
den von Investoren und Banken gehalten,
die sich an der Umschuldung im Februar
2012 nicht beteiligen wollten und hoffen,
dass sie die alten Anleihen voll ausgezahlt
bekommen. Diese Anleihen werden weit-
gehend 2016 fällig. Die griechische Regie-
rung zögert noch, wie sie mit diesen Ti-
teln umgehen soll. In der Londoner City
gäbe es aber großes Verständnis für einen
Zahlungsausfall Athens auf diese Rest-
anleihen, hieß es.
Eine heikle Finanzierungshilfe von
etwa 13 Milliarden Euro könnte Athen
von den Regierungen der Euro-Staaten er-
halten, wenn diese sich entschließen soll-
ten, die Buchgewinne ihrer Notenbanken
aus dem Tausch der Griechenlandanlei-
hen während der Umschuldung an Athen
zu überweisen. Die nationalen Notenban-
ken hatten Griechenland-Anleihen imBe-
stand, die sie zum Nennwert an die EZB
verkauft haben, damit diese die Anleihen
vor der Umschuldung in neue Anleihen
tauscht. Der Buchgewinn wurde von den
Notenbanken an die Länder überwiesen,
und es war vereinbart worden, diese Buch-
gewinne weiter nach Athen fließen zu las-
sen. Dies ist wegen der Nähe zur Staatsfi-
nanzierung allerdings umstritten.
Eine entscheidende Größe sind die no-
minal 45 Milliarden Euro an Griechen-
land-Anleihen der Europäische Zentral-
bank, die aus dem ersten Anleihekaufpro-
gramm stammen. Die EZB hat einen Teil-
verzicht ausgeschlossen und als unerlaub-
te monetäre Staatsfinanzierung bezeich-
net. Als Kernfrage gilt, ob die EZB darauf
pocht, dass ihr die in ihrem Bestand be-
findlichen griechischen Anleihen pünkt-
lich zurückgezahlt werden oder ob sie zu
einem Verkauf zu Preisen deutlich unter-
halb des Nennwerts bereit ist.
jpen. FRANKFURT, 13. November. Es
war eines der Prestigeprojekte der rot-grü-
nen Bundesregierung, und es sollte
Deutschland ein Stück umweltfreundli-
cher machen: „Das Pfand dämmt die Ein-
wegflut ein, die mit zunehmender Wucht
ökologisch vorteilhafte Mehrwegsysteme
vom Markt drängt“, frohlockte der frühe-
re Umweltminister Jürgen Trittin von den
Grünen zur Einführung des Dosenpfan-
des. Am 1. Januar 2003 war es soweit.
Fast genau zehn Jahre später fällt die
Bilanz ernüchternd aus. Zwar verschmut-
zen Bierdosen nicht weiter Parks und In-
nenstädte, sie sind fast vollständig aus
den Regalen der Supermärkte verschwun-
den. Doch Trittins Vorhaben, durch den
Aufpreis auf Bier, Mineralwasser und Er-
frischungsgetränke in Dosen und Einweg-
flaschen die Mehrwegquote zu erhöhen,
ist grandios gescheitert: Nicht einmal
jede zweite Flasche wurde im Jahr 2010
wiederbefüllt – 2004 waren es immerhin
noch zwei von drei Flaschen, zeigen Erhe-
bungen der Gesellschaft für Verpackungs-
marktforschung. Besonders drastisch ist
der Rückgang beim Mineralwasser, die
Mehrwegquote hat sich seit 2004 auf we-
niger als 35 Prozent halbiert.
Warum das Zwangspfand seine Len-
kungswirkung verfehlt hat? „Der Auf-
stieg der Einwegflaschen hat mehrere
Gründe“, sagt Günter Birnbaum, Geträn-
kemarktexperte der Gesellschaft für Kon-
sumforschung (GfK). Zum einen sei es
der günstige Preis von beispielsweise
19 Cent für die 1,5 Liter-Flasche Mineral-
wasser, der die Kunden imDiscounter zur
PET-Flasche greifen lässt. Zum anderen
spielten strukturelle Veränderungen eine
Rolle: „Die Menschen sind im Schnitt äl-
ter“, sagt Birnbaum, „außerdem gibt es
mehr Single-Haushalte.“ Beides führe
dazu, dass schwere Getränkekisten zum
Ladenhüter werden und Kunden lieber
einzelne, vergleichsweise leichte Plastik-
flaschen einkaufen.
Die Kehrtwende, die „Mister Dosen-
pfand“, Jürgen Trittin, nicht geschafft
hat, will Umweltminister Peter Altmaier
(CDU) jetzt mit einer verschärften Kenn-
zeichnungspflicht einleiten. „Für den
Handel wird die Verpflichtung einge-
führt, bei der Abgabe bepfandeter Geträn-
keverpackungen darauf hinzuweisen, ob
es sich um Einweg- oder Mehrwegverpa-
ckungen handelt“, heißt es in einem aktu-
ellen Verordnungsentwurf des Umweltmi-
nisteriums. Mit „deutlich sicht- und lesba-
ren Informationsschildern“ über den Re-
galen sollen Getränkehändler über die
Verpackungskategorien aufklären. Alt-
maier erhofft sich, dass Kunden durch
eine klarere Kennzeichnung häufiger zu
wiederverwendbaren Flaschen greifen.
Denn, so zeigten es Studien, selbst Käu-
fer, die bewusst Mehrweg kaufen wollen,
seien derzeit häufig verwirrt, weil sie die
verschiedenen Flaschenarten kaum
voneinander unterscheiden könnten. Ver-
wirrung entstehe durch ähnliches Design
und „rechtswidrig falsche Deklaration in
den Geschäften“, heißt es in dem Ent-
wurf.
Während der Getränkefachhandel, der
besonders viele Mehrwegflaschen ver-
treibt, die mögliche Verordnung als einen
„wichtigen ersten Schritt bezeichnet“, be-
zweifeln Experten, dass eine verschärfte
Kennzeichnungspflicht tatsächlich das
Konsumverhalten verändert. „Auf die
Preisdifferenzen und die strukturellen Ur-
sachen hätte die Verordnung keinerlei
Einfluss“, sagt GfK-Experte Birnbaum.
Der Geschäftsführer des Einzelhandels-
verbandes HDE, Kai Falk, fordert die Poli-
tik auf, anzuerkennen, dass durch Pfand-
regelungen keine Steuerung erzielt wer-
den könne: „Die Händler jetzt abermals
einseitig zu Pfandkennzeichnungen zu
verpflichten ist nicht nur ungerecht, son-
dern belastet die Unternehmen wirt-
schaftlich.“ Nach Berechnungen des Um-
weltministeriums würden die Pflicht zur
Kennzeichnungen den Handel zunächst
einmalig 5,6 Millionen Euro kosten, da-
nach jährlich 700 000 Euro.
Doch selbst wenn die Schilder wirken –
sind Mehrwegflaschen überhaupt per se
besser für die Umwelt als Einwegfla-
schen? Experten streiten darüber. „Pau-
schalurteile zur ökologischen Verträglich-
keit von Mehrweg und Einweg greifen zu
kurz“, sagt Benedikt Kauertz, Verpa-
ckungsforscher am Heidelberger Institut
für Energie- und Umweltforschung (ifeu).
Studien vom Anfang des Jahrtausends,
die Plastikflaschen ein miserables Öko-
Zeugnis ausstellten, seien inzwischen ver-
altet. Kauertz: „Eine moderne PET-Ein-
wegflasche ist heute nur noch etwa halb
so schwer wie vor 10 bis 15 Jahren.“
Wer glaubt, mit dem Griff zur Glasfla-
sche der Umwelt etwas Gutes zu tun,
kann leicht danebenliegen. Mehrere Stu-
dien zeigen, dass Mehrwegflaschen aus
Plastik deutlich weniger Emissionen ver-
ursachen als solche aus Glas. In einer
Analyse, die das ifeu-Institut im Auftrag
der Kunststoffindustrie angefertigt hat,
ist eine moderne PET-Einwegflasche so-
gar einer durchschnittlichen Mehrweg-
glasflasche nahezu ebenbürtig. Zwar stim-
men diesem Ergebnis nicht alle Experten
zu, nicht von der Hand zu weisen scheint
jedoch, dass PET-Flaschen durch gerin-
ger werdendes Gewicht, höhere Anteile
von aufbereitetem PET und kürzer wer-
dende Distributionswege im Vergleich
aufholen. „Die Fokussierung auf Mehr-
weg ist ein politisches Ziel, das eventuell
mehr als nur ökologische Gründe hat“,
sagt deshalb ifeu-Experte Kauertz. Eine
höhere Mehrwegquote käme in erster Li-
nie kleinen Abfüllbetrieben und Fach-
händlern zugute. ImVerordnungsentwurf
des Umweltministers ist davon nichts zu
lesen. Das Dosenpfand – für die Politik ist
es weiterhin ein ökologisches Prestigepro-
jekt.
Der griechische Staat hat sich am
Dienstag 4 Milliarden Euro über die
Ausgabe von kurzlaufenden Schuldti-
teln verschafft. Die mit rund 4 Pro-
zent verzinsten Titel seien zu einem
guten Teil an Londoner Banken ver-
kauft worden, hieß es in Finanzkrei-
sen. Vor dort sollten sie nach und
nach an griechische Banken weiter-
verkauft werden. Durch die Emission
ist die ärgste Finanznot des grie-
chischen Staats wohl behoben, der
am Freitag 5 Milliarden Euro für die
Tilgung von auslaufenden Schuldti-
teln aufbringen muss, die er im Som-
mer unter ähnlich schwierigen Um-
ständen begeben hatte. Anders als in
der vergangenen Wochen vermutet,
hat die Europäische Zentralbank
nicht den Rahmen für das Notkredit-
programm der griechischen Noten-
bank ausgeweitet, um den grie-
chischen Banken Spielraum für den
Kauf der Staatstitel zu verschaffen.
Gleichwohl werden die neuen Schuld-
titel zu einem hohen Anteil bei der
Zentralbank landen. Denn die grie-
chischen Banken müssen sich refinan-
zieren und können die Kurzläufer als
Sicherheit bei ihren Finanzierungsge-
schäften mit der Athener Notenbank
verwenden. ruh./bes.
Prestigeobjekt Dosenpfand
Nach zehn Jahren sind die Ziele weitgehend verfehlt / Altmaier will Kennzeichnungspflicht
now. BRÜSSEL, 13. November. Die Ge-
spräche über den EU-Haushalt 2013 sind
am Dienstag gescheitert. Da die EU-Re-
gierungen zu keiner Lösung für einen
Nachtragshaushalt in Höhe von bis zu
knapp 9 Milliarden Euro beigetragen hät-
ten, könne das Parlament die Verhand-
lungen über den Etat für 2013 nicht fort-
setzen, sagte der Vorsitzende seines
Haushaltsausschusses, Alain Lamassou-
re. Er reagierte damit auf eine offenbar
zäh verlaufende Gesprächsrunde der
EU-Finanzminister. Parlament und Re-
gierungen war eine Frist bis Mitternacht
gesetzt worden, zu einer Verständigung
zu gelangen. Diese Verständigung über
den Nachtragshaushalt, den die Europäi-
sche Kommission mit Zahlungsver-
pflichtungen in der Struktur- und For-
schungspolitik sowie beim Studenten-
austauschprogramm Erasmus begrün-
det hatte, galt als Voraussetzung für eine
Vereinbarung über den Etat 2013.
Die Beratungen am Dienstag galten
auch als Gradmesser für die Ende kom-
mender Woche auf dem EU-Gipfel ge-
planten schwierigen Beratungen über
die Ausstattung des EU-Haushalts in
den Jahren 2014 bis 2020. Die Kommis-
sion wird jetzt einen weiteren Vorschlag
zum Etat 2013 vorlegen. Ohne eine Ver-
ständigung vor Jahresende griffe die so-
genannte Zwölftelregelung. Demnach
steht dem EU-Haushalt monatlich nicht
mehr Geld zur Verfügung als imentspre-
chenden Vorjahresmonat.
now. BRÜSSEL, 13. November. Der
nach wie vor unvollendete europäische
Energiebinnenmarkt führt jährlich zu
Milliardenbelastungen für private und
industrielle Verbraucher. Mit diesem
Argument verstärkt die Europäische
Kommission den Druck auf säumige
EU-Staaten, das Regelwerk zum Wett-
bewerb auf dem Strom- und Gasmarkt
in Kraft zu setzen. Fast die Hälfte der
27 Mitgliedsländer sei nach wie vor
nicht der für März 2011 auferlegten
Verpflichtung nachgekommen, des so-
genannten Dritten Pakets der Energie-
marktliberalisierung in innerstaatli-
ches Recht zu übertragen. Wie aus ei-
ner von Energiekommissar Günther
Oettinger federführend vorbereiteten
und am Donnerstag veröffentlichten
Mitteilung hervorgeht, gehört Deutsch-
land im Gegensatz zu Frankreich,
Großbritannien oder Polen nicht zu
den Nachzüglern. Nach den Ende Ok-
tober eingereichten Klagen gegen Po-
len und Slowenien betrachte die Kom-
mission jetzt weitere Verfahren gegen
säumige Mitgliedsländer und den Fli-
ckenteppich beim Energiebinnen-
markt vor demEuropäischen Gerichts-
hof als „dringliche Angelegenheit“,
heißt es in dem Textentwurf.
Außer dem unzureichenden Wettbe-
werb moniert die Kommission insbe-
sondere, dass die zu wenig genutzte,
häufig den Endkunden auch unbekann-
te Möglichkeit, innerhalb von drei Wo-
chen den Gas- oder Stromanbieter zu
wechseln, mit Mehrkosten von jährlich
13 Milliarden Euro einhergehe. Ein
Dorn im Auge ist der Kommission fer-
ner die Praxis der „regulierten Preise“
für viele Kunden, die es in 18 der 27
EU-Staaten gebe und ebenfalls eine
Hürde für wirksamen Wettbewerb dar-
stelle. Sorgen bereitet der Kommission
die Diskussion in mehreren EU-Län-
dern, darunter auch Deutschland, zum
Umgang mit Angebotsengpässen bei
erneuerbaren Energien. Es sei proble-
matisch, bei unzureichender Versor-
gung mit Solarstrom oder Windener-
gie einen Rückgriff auf konventionelle
Kraftwerke durch staatliche Beihilfen
zu unterstützen. Vielmehr müssten die
Mitgliedstaaten zunächst eingehend
prüfen, inwieweit Engpässe durch
Stromeinfuhr aus EU-Nachbarstaaten
zu vermeiden seien. Auch mit den bei-
hilferechtlichen Aspekten der Förde-
rung erneuerbare Energien will sich
Oettinger eingehender befassen.
ppl. FRANKFURT, 13. November. Eine
neue Umfrage zeigt, wie das Misstrauen
der Deutschen gegenüber der Marktwirt-
schaft sich verhärtet hat. Die Skepsis
habe „eine ganz neue Dimension“ er-
reicht, sagte die Politologin Ulrike
Ackermann vomHeidelberger John-Stu-
art-Mill-Institut. Erstmals sagte eine re-
lative Mehrheit von 43 Prozent, dass die
Marktwirtschaft automatisch zu sozialer
Ungerechtigkeit führe. Nur noch 38 Pro-
zent sind der Meinung „Marktwirtschaft
macht soziale Gerechtigkeit erst mög-
lich“. Dies ergab eine repräsentative Al-
lensbach-Umfrage, die das Mill-Institut
in Auftrag gegeben hat. Im Osten ist die
Ablehnung der Marktwirtschaft stärker
als im Westen. Vor neun Jahren war das
Meinungsbild noch anders. Damals sag-
ten nur 34 Prozent, die Marktwirtschaft
führe automatisch zu Ungerechtigkeit,
48 Prozent in Gesamtdeutschland fan-
den die Marktwirtschaft insgesamt ge-
recht. „Immer mehr scheint die Überzeu-
gung verlorenzugehen, dass diese Wirt-
schaftsform Grundlage für Freiheit und
Wohlstand ist“, kritisierte Ackermann
während der Vorlage der Studienergeb-
nisse in Berlin. „Stattdessen nehmen die
antikapitalistischen Ressentiments zu.“
Das Mill-Institut hat einen „Freiheits-
index“ konstruiert, der neben der Umfra-
ge auch Zeitungen analysiert und bewer-
tet, wie oft Bürger und Journalisten für
staatliche Verbote plädieren oder freie
Entscheidung bevorzugen. Der Freiheits-
index hat 2012 etwas zugelegt, er bleibt
mit minus 0,3 Punkten (nach minus 3 im
Vorjahr) aber im negativen Bereich. Bei
der Abwägung gegen Sicherheit und
Gleichheit liege die Freiheit im Hinter-
treffen, sagte Ackermann. Die Mehrheit
der Bürger fordert ausdrücklich eine
Ausweitung der Staatsaufgaben. Der
„betreuende“, „sich kümmernde Staat“
werde im Unterschied zum liberalen
Staat, der wenig eingreife, als der gerech-
tere gesehen, in demes menschlicher zu-
gehe und der mehr Wohlstand ermögli-
che. Während Freiheit als abstrakter
Wert zwar hochgeschätzt werde, befür-
worten viele Bürger aber gleichzeitig vie-
le Verbote. Die Mehrheit findet, der
Staat solle Drogen verbieten, Klonen
von Menschen, rechtsradikale Parteien,
ungesunde Lebensmittel, Filme mit Ge-
waltdarstellungen sowie Kredite für Per-
sonen, die schon verschuldet sind. Im
Vergleich zum Vorjahr ging die Verbots-
neigung der Deutschen leicht zurück.
Gläubiger kratzen Geld für Athen zusammen
Die Finanzminister überlegen verschiedene Optionen: Senkung der Zinsen, längere Laufzeiten oder ein Schuldenrückkauf Foto AFP
bet. MOSKAU, 13. November. Die globa-
le Wirtschaftsschwäche hinterlässt auch
beim Energieexporteur Russland ihre
Spuren. Das russische Bruttoinlandspro-
dukt (BIP) stieg im dritten Quartal 2012
gegenüber der Vorjahresperiode nur
noch um 2,9 Prozent, wie das Statisti-
kamt mitteilte. Damit hat sich das
Wachstumstempo weiter verlangsamt;
im zweiten und ersten Quartal hatte das
BIP noch um4,0 Prozent beziehungswei-
se 4,9 Prozent zugelegt. Das Statistik-
amt schlüsselte die Wachstumsrate
nicht weiter auf, doch gilt es unter Ex-
perten als wahrscheinlich, dass eine ge-
ringere Exportnachfrage und auch die
schlechte Ernte schwerer wogen als der
wachsende Inlandskonsum.
Die russische Wirtschaft wuchs von
Juli bis September so langsam wie seit
Anfang 2010 nicht mehr, auch wenn Fi-
nanzmarktteilnehmer mehrheitlich eine
nochmals leicht tiefere Rate erwartet hat-
ten. Auf Sicht von neun Monaten ergibt
sich ein Wachstum von 3,9 Prozent; 0,4
Prozentpunkte weniger als im Gesamt-
jahr 2011. Auch die russische Zentral-
bank verwies auf den Abschwung, als sie
amFreitag darauf verzichtete, die Leitzin-
sen nach einem überraschenden Schritt
im September zum zweiten Mal in die-
sem Jahr zu erhöhen. Trotz des stark ge-
drosselten Tempos sehen die Währungs-
hüter die Wirtschaft imzweiten Halbjahr
weiterhin nahe am Potentialwachstum,
was deren strukturelle Schwächen bezie-
hungsweise die Abhängigkeit von exter-
nen Faktoren hervorhebt.
Nicht nur bestehen rund 80 Prozent
der russischen Ausfuhr aus Rohstoffen
(vor allem Erdöl und Gas), die bei ei-
nemverlangsamten Wachstumder Welt-
wirtschaft weniger gefragt sind. Auch
richtet Russland seinen Export mehr-
heitlich nach Europa, das unter der
Schuldenkrise ächzt. Die Inlandsnach-
frage expandiert zwar weiter, hat diese
Abhängigkeit aber nicht maßgeblich re-
duziert – auch deshalb nicht, weil sie
sich vor allem in Konsum erschöpft, der
durch wachsende Kreditvergabe ge-
stützt wird. 2013 will die Zentralbank
die Vergabe von Privatkrediten eindäm-
men und so das Inflationspotential be-
grenzen. Bei den Investitionen ist eine
Bremse nicht nötig: Die Kapitalausga-
ben sind im September zum ersten Mal
seit Anfang 2011 wieder gesunken, und
die Bauausgaben liegen knapp 6 Prozent
unter dem Vorjahr. Zumindest die Ar-
beitslosigkeit, die dem Wirtschaftsver-
lauf mit einer gewissen Verzögerung
folgt, blieb im Oktober mit 5,2 Prozent
noch auf einem Rekordtief seit dem
Ende der Sowjetunion.
„Nein!“ Es bricht aus Wolfgang Schäub-
le geradezu heraus, als ihn ein französi-
scher Journalist auf Deutsch fragt, ob
Frankreich der „kranke Mann Europas“
sei. „Keine Sekunde lang“ dürfe diese
Frage unbeantwortet bleiben, sagt der
Bundesfinanzminister. Neben ihm sitzt
sein französischer Amtskollege Pierre
Moscovici, der Schäuble um diese unge-
wöhnliche Veranstaltung gebeten hat:
eine gemeinsame Pressekonferenz der
beiden Minister nach kurzer Nacht am
Dienstagmorgen. Offiziell geht es dar-
um, den internationalen Medien im völ-
lig überfüllten deutschen Pressesaal ge-
meinsam die Ergebnisse des Treffens
der Eurogruppe zu Griechenland am
Vorabend zu berichten. Der eigentliche
Grund für den gemeinsamen Auftritt
wird indes schnell klar: Die beiden Mi-
nister haben Anlass, zu demonstrieren,
dass kein Blatt zwischen sie passt.
Das ist vor allemein französisches An-
liegen. Zu oft schien es in den deutsch-
französischen Beziehungen in den ver-
gangenen Monaten zu knirschen, zu oft
drängte sich der Eindruck auf, Frank-
reich sei – vor allemwegen seiner ökono-
mischen Schwierigkeiten – kein gleich-
berechtigter Partner mehr. Hinzu ka-
men offenkundige Meinungsunterschie-
de zwischen der Bundesregierung und
der sozialistischen Regierung in Paris in
wirtschaftspolitischen Einzelfragen.
Vor dem EU-Gipfeltreffen im Oktober
hatte Staatspräsident François Hollande
verkündet, man werde einen schnellen
Start der Eurobankenaufsicht beschlie-
ßen. Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) sagte das Gegenteil – und sollte
recht behalten. Dieses Muster wiederhol-
te sich auf dem Eurogruppen-Treffen:
Vorher forderte Moscovici eine politi-
sche Einigung für eine Fortsetzung der
Griechenland-Hilfe, Schäuble tat so, als
gebe es noch gar nichts zu entscheiden.
Heraus kam ein Kompromiss, eine Art
konditionierte Hilfszusage für Athen.
Bei ihrem Auftritt versuchen die bei-
den Minister eine gemeinsame Interpre-
tation des Beschlusses: Die Eurogruppe
müsse einen „verlässlichen Mechanis-
mus“ finden, um die griechische Staats-
schuld tragfähig zu machen, sagt
Schäuble. Man brauche vor allem eine
„gute“ Übereinkunft, die auch noch ein
paar Tage dauern könne, sagt Moscovi-
ci. Schäuble deutet an, dass die gemein-
same Pressekonferenz nicht allen Part-
nerländern gefallen werde. Sie sei aber
nötig, um zu zeigen, dass ohne die bei-
den großen Eurostaaten nichts vorange-
he. Und natürlich gebe er anderen Län-
dern keine Noten, ganz unabhängig da-
von, dass auch Deutschland vor einigen
Jahren als „kranker Mann Europas ge-
golten habe. Diese Bezeichnung sei da-
mals genauso falsch gewesen, wie sie
heute für Frankreich falsch sei. „Der
eine ist nicht besser als der andere.“
Und schließlich: „Wichtig ist, dass wir
einander vertrauen.“ Bis zum nächsten
Brüsseler Treffen. WERNER MUSSLER
Auslaufmodell Bierdose Foto ddp
Griechenland leiht sich 4 Milliarden Euro
EU-Haushaltsgespräche geplatzt
Finanzminister streiten über Lücke von 9 Milliarden Euro
EU-Energiemarkt:
13 Milliarden zu teuer
Misstrauen gegen Marktwirtschaft
Umfrage: 43 Prozent sagen, sie führt zu Ungerechtigkeit
Russlands Wirtschaft lahmt
Wachstum sinkt auf niedrigsten Stand seit Anfang 2010
Kein kranker Mann
Wolfgang Schäuble will Frankreichs Politik nicht benoten
F.A.Z.-Grafik swa. Quelle: Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung
Weniger Lust auf Mehrweg
Anteil Mehrweg- und ökologisch vorteilhafter
Einwegverpackungen für Getränke (MövE) in %
80
71,1
50,1
40
20
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Bier (mit Mischgetränken) Bier (mit Mischgetränken)
davon:
Mehrweg
MövE
Alle Getränke
87,8
68,2
88,2
34,6
Mineralwasser Mineralwasser
Der Aufschub für Griechen-
land ist eine Zitterpartie.
Ohne Belastung der Steuer-
zahler kommt das erforderli-
che Geld nicht zusammen.
SEI TE 12 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Briefe an die Herausgeber
magr. ESSEN, 13. November. Veranstal-
tungen mit dem Wort Gipfel im Titel
wohnt oft eine Mischung aus Neuem und
Bekanntem inne. So auch dem Nationa-
len IT-Gipfel der Bundesregierung, zu
dem sich am Dienstag zum inzwischen
siebten Mal mehr als 800 Vertreter aus
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in
Essen trafen. Neu war etwa, dass der
Gastgeber Philipp Rösler bekanntgab,
künftig mehr für Unternehmensgründer
in der Internetbranche tun zu wollen.
150 Millionen Euro will der FDP-Bundes-
wirtschaftsminister an sogenannte Busi-
ness Angels ausschütten, wenn diese sich
für einen Zeitraum von drei Jahren an
neuen Geschäftsideen beteiligen.
Neuigkeitswert besaß auch Röslers An-
kündigung, Deutschland soll bis 2020 zu
den Ländern gehören, deren Informati-
ons- und Telekommunikationsindustrie
(IKT) am leistungsfähigsten ist. Derzeit
rangiert Deutschland laut einer Studie
des Zentrums für Europäische Wirt-
schaftsforschung wie im Vorjahr auf
Rang 6. An der Spitze stehen die Verei-
nigten Staaten, Südkorea und Japan.
Zum Bekannten zählte dagegen etwa,
dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) diese Zusammenkunft besucht,
die sie einst selbst ins Leben gerufen hat-
te. „Wenn Deutschland seine Exportkraft
behalten will, kann das nur funktionieren,
wenn man sich der Strukturen der Infor-
mations- und Kommunikationstechnolo-
gie bedient“, sagte Merkel und traf damit
ebenfalls keine unbedingt neue Aussage.
Dass klassische deutsche Branchen
wie der Maschinenbau oder die Autoin-
dustrie nach den Worten der Kanzlerin
ohne Informationstechnologie nicht
mehr vorstellbar sind, hatte zuvor auch
schon Heinrich Hiesinger, Vorstandsvor-
sitzender des Industriekonzerns Thyssen-
Krupp, festgestellt, in dessen Zentrale
der Gipfel stattfand. „Ohne die IT würde
unser Unternehmen nicht funktionie-
ren.“ Ein Beispiel sei der Service der Auf-
zugsparte des Konzerns. Ohne Smart-
phones oder Tabletcomputer könne man
die 30 000 Ingenieure nicht mehr sinn-
voll disponieren.
Mit Blick auf das Cloud Computing so-
wie die zunehmende Durchdringung vie-
ler Wirtschaftsbereiche mit IT rief die
Kanzlerin die Gipfelbesucher dazu auf,
die vernetzte Wirtschaft als „Industrie
4.0“ zu fördern. Rösler hatte vorher von
der „vierten industriellen Revolution“ ge-
sprochen. „Die digitale Wirtschaft ist
nicht nur für die eigene Branche ein
Wachstumstreiber, sondern auch für an-
dere Branchen“, sagte Rösler.
Ohne eine modernisierte Infra-
struktur wird diese Revolution nach An-
sicht des IT-Branchenverbands Bitkom
aber nicht gelingen. Eine pünktlich zum
Gipfel erschienene Studie des Fraun-
hofer Instituts im Auftrag des Branchen-
verbandes beziffert, welches Potential
zum Beispiel intelligente Netze in sich
tragen: Zwar müsste die Industrie ein-
malig 130 Milliarden Euro investieren,
um Netze aufzubauen, in denen nach
dem Schlagwort „Internet der Dinge“
alle mit allem verbunden sind: Men-
schen mit Maschinen und Maschinen un-
tereinander. Doch summieren sich die
gesamtwirtschaftlichen Effekte schon
während des Auf- und Abbaus dieser
allumfassenden Netze auf 336 Milliar-
den Euro innerhalb von zehn Jahren.
(Kommentar Seite 16.)
sup. STUTTGART, 13. November. Der
Spezialist für Holzbearbeitungsmaschi-
nen Homag AG hat im dritten Quartal
zwar weniger Aufträge erhalten und
auch weniger Umsatz erwirtschaftet als
im Vorjahr, doch das Ergebnis ist – von
niedrigem Niveau aus – kräftig gestie-
gen. Man lege großes Augenmerk auf die
Marge, erklärt der Vorstandsvorsitzende
Markus Flik die Entwicklung.
Der Auftragseingang von 125 Millio-
nen Euro, 3 Prozent weniger als im Vor-
jahr, sei ein Zeichen dafür, dass die Kun-
den großes Vertrauen in die Produkte
der Homag-Gruppe hätten – schließlich
sei der Auftragseingang in der Branche
deutlich stärker, nämlich um 10 Prozent
zurückgegangen. Ziel bleibe es, bis Jah-
resende das Auftragsvolumen des Vorjah-
res zu erreichen. Für den Umsatz erwar-
tet der Vorstand nun, die eigene Progno-
se von 750 Millionen Euro in diesem
Jahr etwas zu übertreffen. ImVorjahr wa-
ren 799 Millionen Euro Umsatz erzielt
worden – ein Volumen, das Homag erst
wieder für das kommende Jahr anpeilt.
Nach drei Quartalen erreicht der Umsatz
572 Millionen Euro, nach 579 Millionen
Euro im Vorjahr. Die operative Marge
hat Homag von 8,4 auf 11 Prozent gestei-
gert. Im dritten Quartal erreichte das
Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen) – allerdings vor
Sondereffekten – 25 Millionen Euro, seit
Jahresbeginn summiert sich der Wert da-
mit auf 52 Millionen Euro. Der Plan von
65 Millionen Euro fürs Gesamtjahr dürf-
te damit realisierbar sein. Unterm Strich
bleibt im dritten Quartal ein Periodener-
gebnis von 5,7 Millionen Euro.
jja. BERLIN, 13. November. Banken
und Sparkassen dürfen für die Füh-
rung eines Pfändungsschutzkontos kei-
ne Zusatzgebühren verlangen. Das hat
der Bundesgerichtshof am Dienstag
entschieden. Der Bundestag hatte vor
zwei Jahren die Kreditinstitute durch
eine Gesetzesänderung gezwungen,
überschuldeten Kunden ein solches
„P-Konto“ anzubieten, umden notwen-
digen Lebensunterhalt vor jeglicher
Pfändung durch Gläubiger zu schüt-
zen. Den damit verbundenen Mehrauf-
wand dürften die Banken nicht über
den Preis auf die Kontoinhaber abwäl-
zen, urteilten die Karlsruher Richter,
weil sie zu diesen Tätigkeiten gesetz-
lich verpflichtet seien. Ein „P-Konto“
darf demnach nicht teurer sein als ein
Standardkonto. Dies gilt sowohl bei
der Umwandlung eines bestehenden
Kontos als auch bei der Einrichtung ei-
nes neuen Kontos (Az.: XI ZR 500/11
und 145/12).
Der Dachverband der Kreditwirt-
schaft versicherte umgehend, die bei-
den Urteile umzusetzen und bei der Ge-
staltung der Entgeltmodelle zu beach-
ten. Allerdings sei damit eine verursa-
chungsgerechte Verteilung der Kosten
von „P-Konten“ nicht mehr möglich.
„Die Institute werden nun dazu ge-
zwungen, den Mehraufwand auf die
Gesamtheit der Kunden umzulegen.“
Diesen hätten die Geldinstitute wegen
der Gesetzesreform den Gerichten ab-
nehmen müssen. Der Bundesverband
der Verbraucherzentralen, der die Mus-
terklage gegen die Sparkasse Bremen
angestrengt hatte, zeigte sich zufrie-
den. „Wir erwarten, dass Banken und
Sparkassen die zu Unrecht eingenom-
men Entgelte unbürokratisch erstat-
ten“, sagte ihr Vorstand Gerd Billen.
Im aktuellen Fall hatte die Sparkasse
für die Führung eines „P-Kontos“ ei-
nen gesonderten Pauschalpreis von
7,50 Euro im Monat verlangt.
hpe. MÜNCHEN, 13. November. Gäbe es
nicht das erklärte Ziel, in diesemJahr mit
Pfandbriefen und Immobilienkrediten
ein Neugeschäft von 8 Milliarden Euro ab-
zuschließen, könnten sich die Zahlen der
PBB Deutsche Pfandbriefbank durchaus
sehen lassen. Doch das Schwesterinstitut
der maroden Hypo Real Estate, das nach
der Rettung durch den Staat bis Ende
2015 privatisiert werden muss, tut sich im
Markt äußerst schwer. Zwar weist es im
dritten Quartal abermals einen Gewinn
vor Steuern aus, noch dazu mit 49 Millio-
nen Euro den höchsten in diesem Jahr.
Aber nach neun Monaten kommt die PBB
nur auf ein Neugeschäft von 2,9 Milliar-
den; davon entfielen 2,5 Milliarden Euro
auf die Immobilienfinanzierung und nur
0,4 Milliarden Euro auf die öffentliche In-
vestitionsfinanzierung. Im vierten Quar-
tal rechnet der Vorstand mit einem weite-
ren Anstieg des Neugeschäftvolumens.
Das geplante Wachstum im letzten Quar-
tal wird aber angesichts einer klaffenden
Lücke von gut 5 Milliarden Euro nicht rei-
chen, um das Jahresziel noch zu erfüllen.
Positiv auf das Ergebnis wirkten sich im-
merhin die stabil hohen Bruttomargen im
Geschäft aus. Beim Gewinnziel sieht sich
die PBBauf Kurs. Nach neun Monaten be-
trägt der Gewinn vor Steuern nun 100 Mil-
lionen Euro und erreicht damit das unte-
re Ende des Jahresziels von 100 bis 140
Millionen Euro. Dass die PBB überhaupt
profitabel ist, verdankt sie der staatlichen
Bad Bank, der FMS Wertmanagement, in
die sie vor zwei Jahren faule Kredite und
Wertpapiere europäischer Krisenländer
im Wert von 173 Milliarden Euro ausla-
gern durfte.
Unternehmen
Homag vermeldet Erfolge
Maschinenbauer steigert Ergebnis
hpa. FRANKFURT, 13. November. Die
Umbauarbeiten im Windturbinenkon-
zern Nordex SE zeigen erste Erfolge,
aber bis das Unternehmen alle internen
Fehlerquellen beseitigen kann, wird
noch einige Zeit vergehen. Zwischen
Juni und September erwirtschaftete
Nordex erstmals nach drei Verlustquarta-
len wieder einen Überschuss im operati-
ven Geschäft (Ebit) von 15,4 Millionen
Euro und machte damit den Fehlbetrag
des ersten Halbjahres mehr als wett. Der
Vorstandsvorsitzende Jürgen Zeschky be-
gründete die Trendwende in einer Tele-
fonkonferenz zum einen mit guten Ge-
schäften in Europa, wo der Umsatz in
den ersten neun Monaten um 16 Prozent
gestiegen sei, und der damit verbunde-
nen besseren Auslastung der Werke.
Zum anderen zeigten die im vergange-
nen Jahr eingeleiteten Sparmaßnahmen
– unter anderem wurde die Zahl der Mit-
arbeiter im Jahresvergleich um knapp 6
Prozent auf 2560 Menschen reduziert –
nun Wirkung. Unterm Strich blieb nach
neun Monaten allerdings immer noch
ein Verlust von 15,6 Millionen Euro. Den-
noch überzeugte Nordex am Dienstag
die Investoren: Der Kurs der Aktie stieg
im Tagesverlauf um rund 7 Prozent.
Noch immer kämpft Nordex aber mit
Qualitäts- und Lieferproblemen seiner
Zulieferer. Gut 20 Millionen Euro Mehr-
aufwand haben diese Mängel in diesem
Jahr schon verursacht, sagte Zeschky. Da-
her rechne das Unternehmen für das Ge-
samtjahr 2012 nur noch mit einer Ebit-
Marge von 1 Prozent. „Wir haben Maß-
nahmen ergriffen, dass wir Blätter und
Türme künftig pünktlich und in der rich-
tigen Qualität auf der Baustelle haben“,
sagte der Nordex-Chef. Die finanziellen
Belastungen würden dadurch sinken, „al-
lerdings können wir die Probleme nicht
von einem Quartal zum anderen abstel-
len“, räumte er ein.
Als gutes Zeichen wertete Zeschky da-
gegen die Umsatzentwicklung; nach neun
Monaten steht ein Plus von 7 Prozent auf
715 Millionen Euro zu Buche. Das Ziel, in
diesem Jahr wieder zwischen 1 und 1,1
Milliarden Euro zu erlösen, werde er-
reicht, kündigte er an. Während der Wind-
anlagenbauer mit seiner Fokussierung
auf weniger Modelle und Schwachwind-
standorte in Europa offenbar genau die
richtige Strategie gefunden hat, tut er sich
in Amerika, wo ein heftiger Preiswettbe-
werb tobt, und in Asien weiter schwer. In
Amerika gingen die Umsätze in den ers-
ten neun Monaten um 8 Prozent zurück,
dort habe man im dritten Quartal aber
ein fast ausgeglichenes Ergebnis erreicht,
sagte Zeschky. In Asien sanken die Erlöse
imJahr 2012 bisher um64 Prozent, Nord-
ex macht dort Verlust. Bis Jahresende sol-
len daher die Strukturen in beiden Regio-
nen überprüft werden. Ob der gesuchte
Partner in China überhaupt noch gefun-
den wird, ließ Zeschky ebenso offen wie
die Frage nach dem Fortbestand des
Werks im amerikanischen Jonesboro.
Wie alle Windanlagenbauer stellt sich
Nordex in Amerika auf ein besonders
schwieriges Jahr 2013 ein.
cmu. HAMBURG, 13. November. Ham-
burgs größter Hafenbetrieb bekommt die
Wachstumsschwäche in Teilen von Asien
und Europa zu spüren. Im dritten Quar-
tal gingen auf den Terminals der Hambur-
ger Hafen und Logistik AG (HHLA)
rund 1,9 Millionen Standardcontainer
(TEU) über die Kaimauern, damit sta-
gnierte die Umschlagsmenge im Ver-
gleich zur Vorjahreszeit. Die HHLA rea-
giert darauf, indem sie ihre Investitionen
zurückfährt. Nach den ursprünglichen
Plänen sollten in diesem Jahr rund 250
Millionen Euro investiert werden, nun
sollen es nur noch 200 Millionen Euro
sein. Der Konzern streicht vor allem sol-
che Projekte, welche die Kapazität der
Hafenanlagen erhöhen sollten. Schon
zum Ende des Halbjahres hatte das Un-
ternehmen mitgeteilt, dass die ursprüng-
lich anvisierte Mengensteigerung von 5
Prozent im Gesamtjahr nicht mehr zu
schaffen ist. Stattdessen werde man auf
dem Vorjahresniveau von rund 7 Millio-
nen TEU landen.
Der Umsatz sank im dritten Quartal
um etwas mehr als 11 Prozent auf rund
280 Millionen Euro. Das erklärt sich zum
Teil durch den Verkauf der Anteile am
Logistikunternehmen TFG Transfracht,
dessen Umsätze nun nicht mehr der
HHLA zufließen. Darüber hinaus stieg
der Anteil von Containern, die auf kleine-
re Zubringerschiffe (Feederdienste) um-
geladen werden. In diesemGeschäft sind
die Umsätze niedriger als beim Auf- und
Abladen von Ozeanriesen, die zum Bei-
spiel nach Asien und Amerika fahren.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern
sank überproportional um fast ein Drit-
tel auf knapp 50 Millionen Euro. Im Vor-
jahr hatte die HHLAvon einemSonderef-
fekt profitiert: Weil sie vorzeitig aus ei-
nem Mietvertrag ausstieg, wurde sie von
der Stadt Hamburg mit 15 Millionen
Euro entschädigt. Sorgen bereitet dem
Unternehmen die verzögerte Elbvertie-
fung. Die Folgen des Baustopps könnten
„erhebliche Beeinträchtigungen der Ver-
mögens-, Finanz- und Ertragslage verur-
sachen“, heißt es im Quartalsbericht.
hpe. MÜNCHEN, 13. November. Der bör-
sennotierte Netzbetreiber Kabel Deutsch-
land Holding AG hat in den ersten sechs
Monaten des Geschäftsjahres 2012/13
(31. März) das Nettoergebnis fast verdrei-
facht. Der Gewinn nach Steuern stieg
laut Unternehmensangaben von 45 Mil-
lionen Euro im Vorjahreszeitraum auf
nunmehr 127 Millionen Euro. Deutsch-
lands größter Kabelnetzbetreiber steiger-
te zudem den Umsatz um 8 Prozent auf
896,8 Millionen Euro, und das obwohl
die Zahl der angeschlossenen Haushalte
um 2 Prozent auf 8,5 Millionen Einhei-
ten zurückgegangen ist. Weil aber immer
mehr Kunden, die bisher lediglich Fern-
sehen oder Festnetztelefonie beziehen,
kostenpflichtige Angebote wie HD-Fern-
sehen und einen digitalen Videorekorder
hinzubuchen, nahm der Umsatz je Kun-
de deutlich zu. Dieser in der Branche
wichtige Wert lag zur Geschäftsjahres-
mitte bei 15,55 Euro je Monat, 1,43 Euro
mehr als im Vorjahr.
Außerdem ist es dem hochverschulde-
ten Unternehmen gelungen, die Nettofi-
nanzverbindlichkeiten auf 2,76 Milliar-
den Euro etwas zurückzuführen. Diese
Summe entspricht einemVerschuldungs-
grad des 3,3-fachen Ebitda (Ergebnis vor
Zinsen, Steuern, Abschreibungen und
Goodwill). Kabel Deutschland will den
Verschuldungsgrad des 3,0- bis 3,5-fa-
chen Ebitda auch nach Zahlung einer Di-
vidende und der Übernahme des Wettbe-
werbers Tele Columbus nicht überschrei-
ten. Für die Zukunft ist Finanzvorstand
Andreas Siemen zuversichtlich: „Wir ha-
ben den Anspruch, dass wir im Ge-
schäftsjahr 2013/14 beim Wachstum
noch zulegen.“
Die guten Halbjahreszahlen lassen
den Streit mit den öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten ein wenig in den Hin-
tergrund treten. Doch allmählich läuft
die Zeit ab. ARD und ZDF hatten die Ka-
belverträge zum Jahresende gekündigt,
weil sie die jährlichen Einspeisegebüh-
ren nicht mehr zahlen wollen. Kabel
Deutschland droht damit, einige kleinere
Programme der öffentlich-rechtlichen
Sender nicht mehr zu verbreiten.
PBB mangelt es an Neugeschäft
Die verstaatlichte Pfandbriefbank tut sich schwer im Markt
Die vierte Version der IT-Industrie
Aufbruch: Bundeskanzlerin Merkel ruft die Industrie 4.0 aus. Foto dpa
Nordex ist operativ erfolgreich
Unter dem Strich bleibt ein Verlust / Aktienkurs steigt
Ein Rotorblatt wird geboren. Foto dpa
HHLA drosselt
Investitionen
Zusatzgebühr
für „P-Konto“
ist verboten
Kabel Deutschland
wird profitabler
Auf ihrem IT-Gipfeltreffen
ruft die Bundesregierung
eine neue industrielle
Revolution aus. Und die
Unternehmen wollen
intelligente Netze ausbauen.
Der Artikel von Sarah Khan „Die Macht
der Frisuren“ (F.A.Z.-Feuilleton vom 9.
November) befasst sich mit der Darstel-
lung der „Nazis“ in der heutigen Kunst,
speziell imFilm. Bei den Naziverkörperun-
gen bemängelt sie im Besonderen die Ak-
kuratesse, die gewienerten Ledermäntel,
die kernseifige Haut, die frisch rasierten
Wangen und vieles mehr. Speziell bei den
höheren Offizieren des Generalstabs, die
sie im Film „Rommel“ gesehen hat, stört
sie sich an gebügelten Uniformen, wieder-
um an Ledermänteln, an ausrasierten Na-
cken, Messerschnitten und blendend wei-
ßer Haut. Der Film ist in diesem Punkt so-
gar recht maßvoll, die Realität war kras-
ser.
Es wäre ja zu schön, wenn uns der Teu-
fel ungepflegt und in finsterer Maske be-
gegnen würde. Wir würden ihn dann so-
fort erkennen. Leider tritt der Teufel ge-
pflegt auf, ist glattrasiert und gekleidet
„wie aus demEi gepellt“. Wie man damals
sagte: „eine tadellose Erscheinung“. Die
Täuschung war perfekt, und das machte
ihn so gefährlich.
Wenn man in die Fänge dieser Teufel in
Menschengestalt geriet, dann ließ die Ei-
seskälte, die sie umgab, das Blut in den
Adern gefrieren. Die Maske war eben Rea-
lität, und so sollte die Kunst diese Realität
auch widerspiegeln. Das macht jede Dar-
stellung aus diesen schrecklichen Zeiten
authentisch, und erst dann wird die Kunst
ihrem moralischen Anspruch und Auftrag
gerecht. So ist es einfach nicht zulässig,
Kunst hin oder her, und auch geradezu al-
bern, auch gefährlich, Hitler im Film als
komische Figur darzustellen. Er war nicht
komisch – leider. Eine Verharmlosung der
Täter ist eine Verhöhnung der Opfer.
Nur nebenbei von einemalten Branden-
burger: Carinhall wurde von Göring in
Brandenburg in der Schorfheide und nicht
in der Rominterheide gebaut, denn diese
liegt in Ostpreußen.
DR. KARL-ERNST KRÜGER, CUXHAVEN
Ich stimme Leser Albrecht Paschke in sei-
ner Zuschrift „Von Elstern und Eichelhä-
hern eroberte Gärten“ (F.A.Z. vom27. Ok-
tober) zu; denn in den jahrelangen tägli-
chen Streifen in Wald und Feld (Zollbeam-
ter) habe ich eine noch größere Vielfalt an
Vögeln erleben können, wie sie Leser
Paschke genannt hat. Die schwindende Po-
pulation der Singvögel und die Vermeh-
rung der Eichelhäher und Elstern ist eine
Tatsache, wobei die Häher vormals ledig-
lich einzeln und ausschließlich nur in Wäl-
dern anzutreffen waren. Jahrhunderte-
lang waren dies seltene und unauffällige
Vögel, deren Aufgabe darin bestand, die
Population der Kleinvögel auszugleichen.
Eichelhäher und Elstern können nicht sin-
gen, sie schättern und krächzen. Sie gehö-
ren zu den Kleinräubern unter den Vö-
geln, die besonders in der Brutzeit die Vo-
gelnester der Singvögel auskundschaften,
die lebenden Bruten ausrauben, um sie
dann an ihre Jungen zu verfüttern. Interes-
sant ist es, dies zu beobachten. Sie fliegen
in die Brutgebiete der Singvögel, suchen
verdeckte Warten auf und studieren regel-
recht den Flugbetrieb der ansässigen Vö-
gel. Jedes entdeckte Vogelnest wird seiner
Brut beraubt. Die hilflosen Alarmrufe der
Altvögel sind vergeblich. Im Übrigen ge-
ben die sonst oft imGebüsch und auf Bäu-
men sitzenden oder im Fluge lärmenden
Räuber beimAuskundschaften und erfolg-
reichen Angriffen sowie beim Abflug, im
Gegensatz zu ihrem sonstigen Verhalten,
keinen Laut von sich! Dieses Verhalten
entspricht dem fast aller Raubvögel.
Was auch immer die von uns eingesetz-
ten Volksvertreter veranlasst hat, Elstern
und Eichelhäher zu den Singvögeln zu zäh-
len, um sie damit der Bejagung zu entzie-
hen, kommt der Gesamtpopulation unse-
rer heimischen Singvögel nicht entgegen.
WERNER BÜTTNER, MINDEN
Die ausführlichen und engagierten Beiträ-
ge von Uta Rasche zum Betreuungsgeld
und zur Krippenerziehung (F.A.Z. vom 6.
und 7. November) weisen auf viele Proble-
me und Versäumnisse bei der Realisie-
rung des Rechtsanspruchs auf einen Krip-
penplatz ab dem ersten Geburtstag hin.
Die Kernproblematik wird aber auch in
den genannten Beiträgen nicht ausrei-
chend deutlich: Die „Systemrelevanz“ der
Familie geht weit über die Argumentation
von Frau Rasche hinaus. „In jeder Kultur
ist der Familienverband als Urzelle der
menschlichen Gesellschaft bisher das
wichtigste Modell geblieben, an dem sich
das Verhalten der Kinder orientiert“ (Hel-
ga Fleischhauer-Hardt, „Probleme der
Fremdbetreuung von Kindern“).
Die große Koalition hat 2008 den
Rechtsanspruch für einen Krippenplatz ab
August 2013 beschlossen, ohne die not-
wendigen Regeln für eine Realisierung in
Gang zu setzen. Ähnlich wie bei manch an-
deremGesetz, zumBeispiel bei demKran-
kenpflege-Ausbildungs-Gesetz, bleibt der
Schwarze Peter bei den Ländern und Kom-
munen und nicht beim Bund.
Schon 2008 hätte ein großzügiger Aus-
bau der Tagesstätten und der Erzieherin-
nen-Ausbildung in Gang gesetzt werden
müssen. Stattdessen merken die Kommu-
nen angeblich erst jetzt, Ende 2012, dass
es an Gebäuden, Erzieherinnen und Tages-
betreuerinnen fehlt. Aus den Zahlen und
Prognosen des Statistischen Bundesamtes
war schon 2008, 2009, 2010 und 2011 ab-
zulesen, dass der Rechtsanspruch 2013
nicht realisierbar sein wird.
Es steht zu befürchten, dass, wie Frau
Rasche richtig schreibt, die Kommunen
sich einer Flut von Klagen wegen fehlen-
der Bereitstellung von Krippenplätzen aus-
gesetzt sehen werden. Man kann Müttern
heute nicht mehr raten, ihre außerhäusli-
che Tätigkeit zu unterbrechen. Denn die
Stabilität der Ehen hat in den letzten Jahr-
zehnten stark abgenommen, so dass die
Zahl der alleinerziehenden Mütter ständig
steigt.
In der aktuellen politischen Diskussion
geht es vornehmlich umdie Bereitstellung
der Krippenplätze, nicht um deren Quali-
tät und Ausstattung. Die Untergrenze in
der Betreuungsrelation für unter Dreijähri-
ge liegt bei einer qualifizierten Erzieherin
für sechs Kinder. Man braucht also in der
Regel zwei Planstellen, um Urlaubszeiten
und Überstunden abzudecken. Das Gehalt
der Erzieherinnen muss überdies ihrer
Qualifizierung angepasst werden. Schon
werden Forderungen nach einer Senkung
der Ausbildungszeiten für Erzieherinnen
laut, Hilfskräfte werden gesucht. Bei der
gemischten Betreuung von Kleinst- und
Kindergartenkindern wird der Stellenplan
imEinzelfall unübersichtlich; die Kommu-
nen werden gelegentlich beide Augen zu-
drücken müssen, umden Betrieb aufrecht-
erhalten zu können.
Der qualifizierte Wiedereinstieg und
eine „gehaltvolle Teilzeitarbeit“, wie von
Frau Rasche angesprochen, mag in Einzel-
fällen hilfreich sein. Generell aber ist bei-
des unzureichend, um die Demographie
und die Kinderfreundlichkeit der Gesell-
schaft zu verbessern. Die Geburtenrate in
Deutschland wird sich durch derartige
Maßnahmen nicht erhöhen, sondern auf-
grund der rückläufigen Zahlen von Frau-
en im„gebärfähigen Alter“ weiter vermin-
dern.
PROFESSOR DR. HELMUT HELWIG, FREIBURG
Zum Leitartikel von Michael Hanfeld
„Geld gegen Proporz“ (F.A.Z. vom 3. No-
vember): Das öffentliche Gedächtnis ist
so kurz, dass es gut war, in der F.A.Z. die
längst vergessene Geschichte um einen
vergleichbaren Anruf aus dem Büro Rau
sozusagen als Ouvertüre wiederaufge-
frischt zu bekommen – der Leitartikel von
Hanfeld war dann das angemessene Fina-
le furioso: Das politisch korrekte Pikiert-
sein vor so viel Unkorrektheit bei der CSU
– „in Wahrheit hat das Schmierentheater
das Gegenteil bewiesen: Der öffentlich-
rechtliche Rundfunk ist von den politi-
schen Parteien abhängig bis ins Mark“.
Mit seinem Leitartikel bringt Hanfeld das
eigentliche Problem des öffentlich-rechtli-
chen Rundfunks auf den Punkt: „Fünf Mi-
nisterpräsidenten im Verwaltungsrat des
ZDF und ein Vertreter der Bundesregie-
rung.“ Und im Verwaltungsrat weit und
breit nur Parteipolitik – bis zur Besetzung
des Landesstudios. Die so gestaltende Me-
dienpolitik erscheint den wenigsten be-
richtenswert, weil sie keine Sensation ist –
da macht Hanfeld seit langemeine rühmli-
che Ausnahme: Gut, dass dies auf die Titel-
seite genommen wird. Genau da gehören
die Breitseiten hin.
LORING SITTLER, BERLIN
Zum Wirtschaftsleitartikel von Jan Gross-
arth „Glaubensstreit um die Scholle“
(F.A.Z. vom27. Oktober): Die Bio-Bauern
haben alles richtig gemacht: Pioniere wa-
ren innovativ, gegen einen Mainstream.
Sie haben sich eigene Standards gesetzt,
selbst Kunden gesucht und gewonnen, kei-
ne Subventionen gefordert oder ge-
braucht; sie haben sich in Verbänden ver-
netzt und wertvolles Wissen ausgetauscht,
zum Wohle von Kollegen, Kunden und
Umwelt. So haben sie Vertrauen im Markt
aufgebaut und die Umweltschützer als
Partner gewonnen. Daraus einen Glau-
bensstreit machen diejenigen, die mit ih-
ren bisher gepredigten Wahrheiten plötz-
lich alt aussehen und die erfolgreichen In-
novatoren des Abfalls vom Glauben be-
zichtigen – sie seien verantwortungslos,
weil sie so den Welthunger nicht besiegen
könnten, oder sie seien romantisierend-
rückständig und fortschrittsfeindlich.
Interesse an einem solchen Dogmatis-
mus haben die Profiteure des alten Sys-
tems, die chemische Industrie, die viel
Dünger und Pestizide verkaufen möchte,
und die Nahrungsmittelindustrie, die ihre
Rohstoffe möglichst billig einkaufen
möchte.
HANSJÖRG SCHRADE, REUTLINGEN
Briefe an die Herausgeber
Die Kleinräuber unter den Vögeln
Die Familie als Urzelle der Gesellschaft
Weit und breit nur Parteipolitik
Leider tritt der Teufel gepflegt auf
Die Bio-Bauern haben alles richtig gemacht
t
Von den vielen Zuschriften, die uns täglich erreichen
und die uns wertvolle Anregungen für unsere Arbeit
geben, können wir nur einen kleinen Teil veröffent-
lichen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob sie Kritik
oder Zustimmung enthalten. Oft müssen wir kürzen,
denn möglichst viele Leser sollen zu Wort kommen.
Wir lesen alle Briefe sorgfältig und beachten sie, auch
wenn wir sie nicht beantworten können.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 13 Unternehmen
tag. FRANKFURT, 13. November. Die
mittelständischen Chemieunternehmen
sind von der Bundesregierung ent-
täuscht. Die im Koalitionsvertrag zwi-
schen Union und FDP versprochene
steuerliche Forschungsförderung sei
nicht umgesetzt worden, überdies belas-
teten der „chaotische“ Ausstieg aus der
Atomenergie und die Kosten für die
Energiewende die heimischen Anbieter,
berichteten die beiden Unternehmer
Reinhold von Eben-Worlée und Sabine
Herold in Frankfurt. Der Verband der
chemischen Industrie hatte erstmals zu
einer eigenen Pressekonferenz seiner
mittelständischen Mitglieder geladen,
um dem Unmut Luft zu machen und die
Bedeutung der Branche zu belegen. Die
meist spezialisierten kleineren und mitt-
leren Unternehmen beschäftigten dem-
nach in Deutschland 161000 Menschen
und erwirtschafteten mit 56 Milliarden
Euro rund ein Drittel des Chemieumsat-
zes. Heftige Kritik übte Eben-Worlée an
der gestiegenen EEG-Umlage. Allein in
seinem Unternehmen steige der Betrag
im nächsten Jahr auf 465000 Euro.
Auch deshalb überlege er, neue Investi-
tionen im Ausland zu tätigen. Von den
2000 Chemieunternehmen in Deutsch-
land seien lediglich knapp 60 als energie-
intensiv klassifiziert und deshalb von
der EEG-Umlage befreit. „Die von der
Bundesregierung als Mittelstandskom-
ponente bezeichnete Erweiterung der
EEG-Härtefallregel kommt beim Mittel-
stand größtenteils nicht an.“ Die Mittel-
ständler fordern deshalb einen „vollstän-
digen Systemwechsel“, zumindest müss-
ten die Steigerungen der Umlage gede-
ckelt werden. Während den Energieer-
zeugern auf Jahre ihre Abnahme garan-
tiert werde, steige bei den Unternehmen
die Unsicherheit. Langfristige Investiti-
onsplanungen seien auf dieser Basis
kaum noch möglich.
hpa./thwi. FRANKFURT, 13. November.
Nach sechs Jahren voller Umbauarbeiten
bekommt die einstige Siemens-Tochter-
gesellschaft Dematic abermals neue Be-
sitzer aus der Finanzwelt. Die Beteili-
gungsgesellschaft Triton, die den seiner-
zeit schwer angeschlagenen Anlagenher-
steller von Siemens übernommen und
anschließend profitabel gemacht hat, ver-
äußert Dematic nun an die nordamerika-
nischen Finanzinvestoren AEA Inves-
tors und Teachers’ Private Capital. Zum
Verkaufspreis für das Unternehmen, das
mit 4500 Mitarbeitern auf rund 1 Milliar-
de Euro Jahresumsatz kommt, wurden
keine Angaben gemacht. Gerüchten zu-
folge lag er aber unterhalb der von Tri-
ton zunächst erhofften 800 Millionen
Euro.
Als Triton den Spezialisten für Logis-
tik- und Fördersysteme 2006 erwarb,
schrieb Dematic dem Vernehmen nach
einen jährlichen Verlust im operativen
Geschäft (Ebitda) von bis zu 100 Millio-
nen Euro und hatte ein viel zu schwa-
ches Servicegeschäft. Der Finanzinves-
tor, der häufig Restrukturierungsfälle
kauft, baute den Konzern um, verringer-
te Produktion und Arbeitsplätze im
Stammland Deutschland und erwarb da-
für unter anderen den wichtigen ameri-
kanischen Wettbewerber HK Systems.
Heute macht Dematic einen operativen
Gewinn von gut 100 Millionen Euro,
und Kreditanalysten trauen dem Unter-
nehmen zu, diese Ebitda-Marge von 9
bis 10 Prozent auch weiterhin zu erwirt-
schaften. Der Auftragseingang erreiche
in diesemJahr mehr als 1 Milliarde Euro,
der Auftragsbestand liege bei 485 Millio-
nen Euro, heißt es. Dematic sieht sich
mit einem Weltmarktanteil von rund 10
Prozent als führend in einem ansonsten
sehr fragmentierten Markt.
Das wollen die neuen Besitzer nutzen,
umdie Position des Anlagenbauers insbe-
sondere in Asien auszubauen. AEA
kommt aus Amerika, hat seit vier Jahren
ein Büro in München und sieht sich als
Wachstumsinvestor, nachdem Triton
„das Dematic-Boot wieder flottgemacht
hat“, wie es im Umfeld der Übernahme
heißt. Allerdings wird Dematic auch wei-
terhin eine hohe Verschuldung zu tragen
haben. Der Konzern hat zwei Anleihen
im Volumen von insgesamt 575 Millio-
nen Dollar begeben, die Hälfte der ers-
ten Emission floss an Triton. Zudem hat
Dematic geschätzte Bankschulden von
50 Millionen Euro, allerdings auch 84
Millionen Euro in der Kasse. AEA will
die beiden Anleihen nun vollständig zu-
rückholen und durch eine ebenso hohe
Bankenfinanzierung ersetzen, hieß es.
Die Geschäftsführerin der IG Metall in
Offenbach, Marita Weber, reagierte zu-
rückhaltend auf den Besitzerwechsel.
Ein Industriekonzern wäre der Gewerk-
schaft als Eigentümer lieber gewesen, al-
lerdings scheine der Verkauf an Finanzin-
vestoren nun keine negativen Folgen für
die Mitarbeiter zu haben, sagte sie.
rit. HAMBURG, 13. November. Der Gü-
tersloher Medienkonzern Bertelsmann
wird sein Ergebnisziel in diesem Jahr wo-
möglich nicht erreichen. Bisher hatte sich
das Unternehmen für dieses Jahr vorge-
nommen, das Konzernergebnis zu stei-
gern. Doch in einer amDienstag vorgeleg-
ten Pressemitteilung berichtet Bertels-
mann-Vorstandschef Thomas Rabe von
negativen Sondereffekten aus dem
Druck- und Direktkundengeschäft sowie
aus den Geschäften im krisengeplagten
Südeuropa. Außerdem verweist er auf die
gedämpften Konjunkturaussichten. Der
Umfang der erwarteten Sonderbelastun-
gen könne derzeit nicht vorhergesagt wer-
den, ergänzte ein Bertelsmann-Sprecher
auf Anfrage. Aber diese könnten so hoch
ausfallen, dass das Konzernergebnis an-
statt zu steigen gleich bleiben oder leicht
unter das Vorjahresniveau fallen werde.
2011 hatte Bertelsmann einen Nettoge-
winn von 612 Millionen Euro erzielt.
Das Druckgeschäft ist in ganz Europa
ausgesprochen schwierig. Bertelsmann
ist in diesemvon Überkapazitäten geplag-
ten Markt mit der Tochtergesellschaft Pri-
novis prominent vertreten. Im Direktver-
trieb von Produkten (wie dem Brock-
haus) an der Haustür ist die Tochtergesell-
schaft Inmediaone zu einemProblemkind
geworden, verlautet aus dem Konzern.
Von der Krise imSüden sind vor allemdie
spanischen Tochtergesellschaften von
RTL (wie Antena 3) und Gruner + Jahr
(G+J) betroffen. Der Hamburger Zeit-
schriftenverlag G+J („Stern“, „Geo“) lei-
det aber auch unter der Anzeigenflaute
im deutschen Stammgeschäft und erwar-
tet in diesem Jahr einen herben Gewinn-
rückgang. Wenn es zu einer Schließung
der defizitären Wirtschaftsmedien
kommt (F.A.Z. vom 12. November), sind
weitere, hohe Sonderbelastungen zu er-
warten.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch
positive Effekte aus dem Buch- und Fern-
sehgeschäft. Der konzerneigene Publi-
kumsverlag Random House profitiert
nach wie vor von dem sensationellen Er-
folg des Erotikromans „Shades of Grey“,
der bisher mehr als 30 Millionen Mal ver-
kauft wurde. Bertelsmann nennt im Zwi-
schenbericht zu den ersten neun Mona-
ten keine Segmentergebnisse. Aber dem
Vernehmen nach hat Random House
auch im dritten Quartal 2012 einen schö-
nen Ergebnis- und Umsatzsprung ge-
schafft und so erheblich zum Anstieg des
operativen Konzernergebnisses auf 363
(Vorjahr: 296) Millionen Euro beigetra-
gen. Auch die RTL Group hat ihre schon
traditionelle Rolle als Gewinnbringer mit
Leben gefüllt. Aus den separat vorgeleg-
ten Zahlen der börsennotierten RTL
Group geht hervor, das Europas größte
private Senderkette das operative Ergeb-
nis im dritten Quartal um knapp 6 Pro-
zent auf 165 Millionen Euro erhöht hat.
Bei diesem Anstieg spielten allerdings
auch einmalige Sondererlöse aus demVer-
kauf einer Immobilie in London eine Rol-
le. Zur deren Höhe wollte sich RTL auf
Anfrage nicht äußern.
Während die Sendergruppe im dritten
Quartal in fast allen ausländischen Märk-
ten mit sinkenden Werbeeinnahmen zu
kämpfen hatte, stiegen die Werbeerlöse
in Deutschland. Nach Angaben eines
RTL-Sprechers war der deutsche Fernseh-
werbemarkt auch im Oktober leicht im
Plus. Daher blicke man vorsichtig optimis-
tisch auf die weitere Marktentwicklung in
Deutschland bis zum Ende des Jahres.
Der Bertelsmann-Konzern meldet für
die ersten neun Monate einen Umsatz
von 11,4 Milliarden Euro. Das waren
knapp 6 Prozent mehr als in der Vorjah-
reszeit. Bereinigt umPortfolio- und Wech-
selkurseffekte verblieb ein Plus von 4 Pro-
zent. Das Betriebsergebnis stieg ebenfalls
um6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Mit-
hin verharrte die operative Umsatzrendi-
te bei 9,6 Prozent. Dank deutlich geringe-
rer Sondereffekte kletterte der Nettoge-
winn auf 528 (377) Millionen Euro. Bis
zum Erreichen des Gesamtgewinns des
Vorjahres (612 Millionen Euro) fehlt also
nicht mehr viel.
maf. FRANKFURT, 13. November. Die
Deutsche Bank muss sich in den Vereinig-
ten Staaten wegen Hypothekenanleihen
über 14 Milliarden Dollar in einem Pro-
zess verantworten. Den Versuch des Insti-
tuts, eine Schadensersatzklage in dieser
Höhe der staatlichen Behörde Federal
Housing Finance Agency (FHFA) abzu-
wehren, lehnte das New Yorker Bezirksge-
richt nun ab. Ein Sprecher der Deutschen
Bank wollte dies nicht kommentieren.
Auch die amerikanische Investmentbank
Goldman Sachs scheiterte vor dem Be-
zirksgericht. Von ihr fordert die FHFA
Schadensersatz über 11 Milliarden Dollar.
Insgesamt hat die Behörde 18 Banken
verklagt, die an die halbstaatlichen Woh-
nungsbaufinanzierer Fannie Mae und
Freddie Mac Hypothekenanleihen ver-
kauft hatten. Die Schäden werden auf ins-
gesamt 196 Milliarden Dollar beziffert.
Die Hypothekenanleihen verursachten
hohe Verluste, als viele Immobilienkäufer
ihre Kredite nicht mehr bedienen konn-
ten. Sie waren durch den starken Rück-
gang der Häuserpreise und den wirtschaft-
lichen Abschwung in Zahlungsschwierig-
keiten geraten. Ihre Kredite wurden von
den verklagten Banken zuvor in den Hy-
pothekenanleihen gebündelt. Deren Aus-
fälle haben die Finanzkrise verursacht.
Die Schadensersatzklagen hatte die Be-
hörde schon im Herbst 2011 eingereicht.
Sie wirft den Banken – darunter auch der
Bank of America, UBS und JP Morgan –
vor, beimVerkauf der forderungsbesicher-
ten Wertpapiere zwischen 2005 und 2007
falsche Angaben gemacht zu haben. Auch
die Anträge von UBS, Bank of America
und JP Morgan, die Klagen als unbegrün-
det zurückzuweisen, lehnte das Bezirksge-
richt in Manhattan ab.
Fannie Mae und Freddie Mac hatten
den staatlichen Auftrag, den Hausbesitz
in den Vereinigten Staaten zu fördern. Sie
erwarben die Hypothekenanleihen, be-
hielten davon einen Teil in ihren Büchern
und verkauften den Rest an andere Inves-
toren. Jedoch sorgten die Zahlungsausfäl-
le dafür, dass die beiden Immobilienfinan-
zierer vom amerikanischen Staat aufge-
fangen werden mussten. Die Übernahme
kostete den amerikanischen Steuerzahler
insgesamt 151 Milliarden Dollar.
Die Deutsche Bank muss sich wegen ih-
rer Rolle amamerikanischen Immobilien-
markt in mehreren Rechtsstreitigkeiten
verantworten. ImMai hatte das Institut ei-
nen Vergleich mit dem amerikanischen
Justizministeriumüber 202 Millionen Dol-
lar geschlossen. Dabei wurden einer auf
Hypothekenfinanzierungen spezialisier-
ten Tochtergesellschaft der Deutschen
Bank vorgeworfen, falsche Angaben zu
Hypothekenkrediten gemacht zu haben,
die in ein staatliches Förderprogramm
eingereicht worden waren.
In ihrem am 30. Oktober vorgelegten
Zwischenbericht nennt die Deutsche
Bank im Zusammenhang mit Hypothe-
kenanleihen noch weitere Klagen, die ge-
gen sie eingeleitet wurden. Darunter be-
finden sich die Bayern LB, Charles
Schwab sowie die Versicherungen All-
state, Mass Mutual Life und Union Cen-
tral Life. Daneben muss sich die Deut-
sche Bank zusammen mit anderen Ban-
ken in den Vereinigten Staaten wegen an-
geblicher Manipulationen des Interban-
kenzinses Libor verantworten. Hier wur-
den mehrere Klagen bei einem New Yor-
ker Bezirksgericht eingereicht. Alle diese
Rechtsrisiken sind der Geschäftssparte In-
vestmentbanking zuzuordnen.
ols. GIENGEN, 13. November. Ein kleines
Chamäleon aus mintgrünem Pailletten-
stoff steht auf demKonferenztisch. Martin
Hampe, seit Sommer wieder beim Plüsch-
tierhersteller Steiff an der Spitze, nimmt
das 20 Zentimeter große Tier in die Hand.
Die Pailletten funkeln. Hampe überlegt
kurz und sagt: „Wir versuchen auch, neue
Käuferschichten anzusprechen. Modeaffi-
ne Käufer.“ Das Chamäleon könne er sich
auch in modernen Wohnungen vorstellen
– bei Menschen, die beruflich erfolgreich
sind. Hampe ist seit 2009 alleiniger Ge-
schäftsführer der in Giengen an der Brenz
ansässigen Steiff Beteiligungsgesellschaft
mbH. Er folgte bei demPlüschtier-Herstel-
ler Katja Thoma nach, die das Unterneh-
men verlassen hatte.
In den vergangenen Jahren hat sich bei
Steiff einiges getan. Seit Hampes Amtsan-
tritt kommen verschiedenste neue Mate-
rialien zum Einsatz, berichtet der Ge-
schäftsführer. Das Portfolio sei erweitert
worden, um den Bereich Kinder- und Ba-
bykleidung. Für diesen Bereich sei eine Li-
zenz vergeben worden. Außerdem plant
der Plüschtierhersteller einen Ausbau des
Modebereichs und zugleich die Eröffnung
von neuen Läden in Deutschland.
Bisher gilt für Steiff: „Die Produkte, vor
allem die Plüschtiere, werden entweder
im Facheinzelhandel oder in den Kauf-
und Warenhäusern präsentiert.“ Das sei
ein schwieriges Umfeld. „Wir haben ein
beratungsintensives Produkt. Ich befürch-
te, dass es im Bereich der Kauf- und Wa-
renhäuser aus diesem Grund langfristig
zu einer Bereinigung der Flächen
kommt“, sagt Hampe und ergänzt: „Es
gibt auch vereinzelt Überlegungen, Spiel-
warenabteilungen ganz zu schließen.“
Rund 20 Prozent des Umsatzes mit den
Plüschtieren werde in den Kauf- und Wa-
renhäusern gemacht. Vielerorts mangelt
es seiner Ansicht nach an einer hochwerti-
gen Präsentation. Steiff-Tiere würden zu-
sammen mit den Plüschtieren anderer Her-
steller auf ganz normalen Regalen nicht
dekorativ oder gar wild durcheinander prä-
sentiert. „Wir müssen aber emotionalisie-
ren“, merkt Hampe an.
45 Prozent des Umsatzes werden im
Facheinzelhandel gemacht. Weitere 10
Prozent durch Verkauf in eigenen Geschäf-
ten. In Deutschland gibt es davon acht, im
Ausland sind es drei. Das Geschäft über ei-
gene Läden will Steiff ausbauen: Ziel sei-
en mittelgroße Städte mit relativ starker
Kaufkraft wie beispielsweise Reutlingen,
Braunschweig, Freiburg oder Konstanz.
„In Deutschland kann ich mir langfristig
30 bis 40 solcher Steiff-Läden vorstellen“,
sagt Hampe. Ende des ersten Quartals
2013 soll es losgehen.
Auch das Warenangebot in den Ge-
schäften soll sich ändern: Über das Vehi-
kel Fashion wolle Steiff mehr Kunden in
die Geschäfte holen und die Flächenprofi-
tabilität erhöhen. „Wir überarbeiten gera-
de die eigene Flächenkonzeption für
Steiff-Läden, um sie auch für Franchise-
nehmer interessanter zu gestalten“, er-
klärt der Steiff-Chef. Bisher teilt sich der
Umsatz in der Fläche folgendermaßen
auf: Zwei Drittel werden mit Plüscharti-
keln erzielt und ein Drittel mit Beklei-
dung. „Das wollen wir ändern: Der Mode-
bereich soll in Zukunft 60 Prozent ausma-
chen und das Plüsch-Geschäft noch 40 Pro-
zent“, benennt Hampe die Ziele. Die Lä-
den sollen im Idealfall um die 100 Qua-
dratmeter Fläche haben und die komplet-
te Tierwelt in Plüsch sowie das Beklei-
dungsangebot präsentieren. In den Läden
sei auch ein separater Raum für Sammler
vorgesehen. Der Sammlermarkt macht
nur noch 25 Prozent vom Gesamtumsatz
aus. Dieser Bereich sei deutlich zurückge-
gangen. Vor etwa zehn Jahren waren es
einmal 80 Prozent vom Umsatz.
Die Kleidung bietet Steiff bisher vor al-
lem für Kinder bis zu sechs Jahren an.
„Nun wollen wir auch Bekleidung für bis
zu Zehnjährige anbieten.“ Doch das ge-
nügt Hampe nicht: Er könne sich auch
eine Lizenzvergabe für den Bereich Reise-
gepäck, Rucksäcke, Schuhe, Teppiche
oder Kindermöbel vorstellen. Angespro-
chen auf das Thema Elektronik, hat Ham-
pe eine klare Meinung: Da sieht er Proble-
me. „Die klassische Funktion von unseren
Kuscheltieren, nämlich die des Seelentrös-
ters und emotionalen Beschützers, wird
durch Elektronik konterkariert.“
Für 2012 erwartet der Steiff-Manager
ein leichtes Wachstum. Letztes Jahr habe
der Umsatz der Steiff-Gruppe – zu ihr ge-
hört auch noch der Ventilhersteller Alliga-
tor und eine Weberei – 91 Millionen Euro
(Vorjahr: 81,4) betragen. Der Bereich
Spielwaren stagnierte bei 36 Millionen
Euro. Die Ventile legten um10 auf 52 Mil-
lionen Euro Umsatz zu. Konkrete Anga-
ben zum Ergebnis 2011 macht Hampe
nicht. Das operative Geschäft habe sich
verbessert. Die Eigenkapitalquote des Un-
ternehmens mit 1916 Beschäftigten liegt
bei über 50 Prozent. Im Jahr 2014 strebt
die Gruppe einen Umsatz von über 100
Millionen Euro an. In Deutschland sind
506 Personen tätig, davon 246 bei Alliga-
tor. In der Produktion in Tunesien gibt es
rund 900 Mitarbeiter und in Portugal wei-
tere 100. Nach Angaben des dortigen Fa-
brikdirektors gibt es zumindest inoffiziel-
le Pläne, die Produktion in Oleiros zu
schließen und aus Kostengründen nach Tu-
nesien zu verlagern, wie die dpa berichtet.
Eine Sprecherin sagt, eine Entscheidung
sei noch nicht getroffen worden.
Am Stammsitz soll vermehrt wieder für
die Sammler gefertigt werden, berichtet
Hampe. Er will die Internationalisierung
vorantreiben. In China sei nun ein Partner
gefunden worden. Mit ihm werde die Er-
öffnung von sechs Läden im Großraum
Schanghai geplant. Aktuell wird in 45 Län-
der geliefert. Der Manager denkt über
eine Straffung des Plüschtier-Angebots
nach. Es werden 750 Artikel im Verkaufs-
programm verwaltet. „Das macht die Ver-
triebs- und Produktionsplanung sehr kom-
plex. Wir wollen mittelfristig das Standard-
sortiment auf 300 bis 350 Artikel plus 120
Neuheiten reduzieren.“ Besser als mit den
Plüschtieren wird mit demBereich Ventile
verdient. In den vergangenen beiden Jah-
ren gab es zweistellige Zuwachsraten.
maf. FRANKFURT, 13. November. Die
Bonitätsnote der künftigen Muttergesell-
schaft der Frankfurter BHF-Bank steht
vor einer Herabstufung. Wie die Rating-
agentur Moody’s am Dienstag mitteilte,
wird das Rating der britischen Privat-
bank Kleinwort Benson auf eine Herab-
stufung geprüft. Derzeit wird die Kredit-
würdigkeit der Bank, die von der auf Fi-
nanzdienstleistungen spezialisierten Be-
teiligungsgesellschaft RHJ Investors kon-
trolliert wird, mit „Baa2“ und damit als
investitionswürdig eingestuft. Moody’s
nennt als Gründe für die Prüfung den Er-
tragsdruck in einemunsicheren konjunk-
turellen Umfeld sowie die Schwierigkei-
ten im Wachstum des verwalteten Ver-
mögens. Mit der Übernahme der BHF-
Bank würde Kleinwort Benson deutlich
an Gewicht gewinnen. Das noch von der
Deutschen Bank kontrollierte Institut
verwaltet Vermögen von 36 Milliarden
Euro, während Kleinwort Benson nur
auf 9 Milliarden Euro kommt. Mitte Sep-
tember teilte die Deutsche Bank mit,
dass die BHF-Bank für 384 Millionen
Euro an ein von RHJ angeführtes Kon-
sortium verkauft wird. Diesem gehören
BMW-Großaktionär Stefan Quandt,
RHJ-Anteilseigner und -Mitgründer Ti-
mothy Collins, die amerikanische Fonds-
gesellschaft Blackrock und der chinesi-
sche Mischkonzern Fosun an. Sie wollen
eine Kapitalerhöhung von Kleinwort
Benson mittragen, wodurch sich der
RHJ-Anteil von 100 auf 60 Prozent ver-
ringert. Doch noch prüft die Finanzauf-
sicht Bafin die Übernahme, die sie
schon einmal wegen Bedenken zur Kapi-
talausstattung untersagt hatte. RHJ
muss offenbar noch Unterlagen nachrei-
chen, so dass mit einer Bafin-Entschei-
dung in diesem Jahr nicht mehr zu rech-
nen ist. Moody’s nennt die geringen Risi-
ken und die Kapitalausstattung als Stär-
ken von Kleinwort Benson.
jagr. HANNOVER, 13. November. Unge-
achtet der gesellschaftspolitischen De-
batte um die sogenannte Massentierhal-
tung erfährt diese Branche im In- und
Ausland einen anhaltenden Auf-
schwung. Zu Beginn der Messe Eurotier
in Hannover teilte der Veranstalter am
Dienstag mit, die Rekordzahl an Ausstel-
lern der vergangenen Messe sei in die-
sem Jahr abermals um rund ein Viertel
übertroffen worden. Viele der nun rund
2450 Aussteller, darunter viele Unter-
nehmen aus dem Anlagenbau und der
Informationstechnologie, stellen dort in
den kommenden Tagen neue Produkte
vor, die auch die Haltungsbedingungen
für Tiere verbessern sollen. Dies wird in
Deutschland und der EU zunehmend
vomGesetzgeber eingefordert. Die Hälf-
te der Aussteller in Hannover kommt
auch aus Deutschland, stark vertreten
sind die Niederlande, Frankreich, China
oder Italien. Eurotier ist die größte Mes-
se dieser Art auf der Welt.
Zu den Produktneuheiten zählen
Computerprogramme, die anhand der
Laufbewegungen etwa von Schweinen
frühzeitig Krankheiten signalisieren
oder aber neue, keimtötend wirkende
Futtersubstanzen, die den umstrittenen
hohen Antibiotikaeinsatz in der Tierhal-
tung senken. Die Antwort der Agrarin-
dustrie auf die verbreitete Kritik an der
„entfremdeten“, weil hochtechnisierten
Landwirtschaft lautet also: Mit noch
mehr Hochtechnologie soll die intensive
Tierhaltung tierfreundlicher werden.
Große Hersteller wie Big Dutchman,
Gea oder De Laval zeigten aber auch
neue Stallanlagen. Der Staatssekretär
des Bundesagrarministeriums, Gerd
Müller (CSU), zeichnete am Dienstag
solche Ställe aus, die Tieren mehr Platz
lassen oder etwa Besuchergänge enthal-
ten, um die Praxis der Tiermast für Bür-
ger transparent zu machen. Er lobte die-
se „gläsernen Ställe“ wie auch den zu-
nehmenden Einsatz von Stallkameras,
die „der Öffentlichkeit einen Einblick in
die moderne Tierhaltung“ böten. Die
Bundesregierung brachte in dieser Legis-
laturperiode eine Arzneimittel- und
eine Tierschutznovelle auf den Weg, mit
denen unter anderem eine Senkung des
Antibiotikaeinsatzes erreicht werden
sollen.
Trotz sich verschärfender Gesetzesla-
ge floriert das Geschäft der mitteleuro-
päischen Tierhalter. Laut einer auf der
Messe vorgestellten Umfrage unter
mehr als 2500 Betriebsleitern bleiben
deren Geschäftserwartungen auf einem
hohen Niveau, auch wenn sie nunmehr
leicht eingetrübt sind. Wegen guter Preis-
abschlüsse mit dem Handel und florie-
renden Käseexports äußerten etwa die
Milchviehhalter in Deutschland, Polen
und Frankreich positive Erwartungen
bezüglich der Umsatzentwicklung im
kommenden Jahr. 2015 entfällt die EU-
Milchquote, viele Betriebe stellen sich
auf Produktionsausweitungen ein. Weil
global auch der Hühnerfleischverzehr
steigt, sind die Erzeuger auch in diesem
Segment zuversichtlich – trotz hoher
Futterpreise. Allerdings fürchten insbe-
sondere deutsche Landwirte die öffentli-
che Debatte um die Tierhaltung. 88 Pro-
zent erwarten dauerhafte Schäden für
ihr Geschäft. Trotzdem wollen 48 Pro-
zent der Höfe im kommenden Jahr in
neue Anlagen investieren.
Bertelsmann blickt mit Sorge nach Spanien
In Südeuropa und im
Druckgeschäft läuft es nicht
rund. Wegen hoher
Sonderaufwendungen könnte
der Medienkonzern sein
Ergebnisziel verfehlen – trotz
des Erfolgs mit dem
Erotikroman „Fifty Shades“.
Chemie hadert mit
der Regierung
BHF-Bank-Käufer
unter Druck
Dematic bekommt neue Eigner
Anlagenbauer wird von Triton an AEAveräußert
Roboter und Kameras
halten Einzug in die Tierställe
Stallausstatter-Branche floriert trotz Kritik
Milliardenklage gegen Deutsche Bank zugelassen
Amerikanische Behörde fordert Schadensersatz von 14 Milliarden Dollar
Zeitungskiosk in Madrid Foto Imago
Steiff plant neue Läden in Deutschland
Plüschtierhersteller setzt verstärkt auf Kinderkleidung / Geschäft mit Sammlern soll wieder wachsen
Steiff-Produktion Foto Rainer Wohlfahrt
SEI TE 14 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Unternehmen
W
as braucht man, um ein erfolgrei-
cher Manager zu werden? Durch-
setzungsvermögen, ein ausgeprägtes Ego
und den Ruf, absolut termintreu zu sein?
Soziale Fähigkeiten, Empathie für die
Wünsche und Bedürfnisse anderer? Die
Antwort darauf ist nicht so trivial, wie es
scheint. Zwei Personalien aus der ameri-
kanischen Computer- und Softwarebran-
che deuten darauf hin, dass man mit fach-
licher Kompetenz und unbedingtem Wil-
len zwar nach ganz oben kommen kann.
Sich dort länger zu halten erfordert dann
aber offensichtlich einiges mehr an zwi-
schenmenschlicher Sensibilität.
So lassen sich sowohl der Abgang von
Scott Forstall bei Apple als auch von Ste-
ven Sinofsky bei Microsoft deuten. Der
konfrontative Forstall war bei Apple bis
vor ein paar Tagen für die erfolgreichen
mobilen Plattformen verantwortlich und
weigerte sich, die Verantwortung für das
Debakel um die fehlerhafte Karten-An-
wendung im Apple-Betriebssystem
„iOS“ zu übernehmen. Das brachte das
Fass zum Überlaufen. Und auch Sinof-
sky, der bisherige Windows-Chef von Mi-
crosoft, ist über seine Art der Führung ge-
stolpert. Forstalls Abschied war schon
ein hörbarer Knall. Die Resonanz auf das
abrupte Aus für Sinofsky wird im Ver-
gleich dazu aber noch um ein Vielfaches
dadurch verstärkt, dass der Manager gera-
de erst für die Entwicklung und wenigs-
tens in Amerika glamouröse Marktein-
führung des neuen Betriebssystems
„Windows 8“ zuständig war.
Und Sinfosky zählte durch seine sicht-
baren Erfolge zu den Kandidaten für
eine Nachfolge für den selbst nicht unan-
gefochtenen Microsoft-Vorstandsvorsit-
zenden Steve Ballmer. Der 47 Jahre alte
Informatiker Sinofsky war nichts ande-
res als „Mr. Windows“. Seine Bedeutung
imUnternehmen geht aber weit über die-
sen Ehrentitel hinaus, wenn man Sinof-
skys gesamte bisherige Karriere berück-
sichtigt. Denn Sinofsky kam schon im
Juli 1989 als Software-Designer zu Micro-
soft und war lange Zeit für die Entwick-
lung des Office-Büroprogrammpakets
mitverantwortlich, des zweiten großen
Standbeins des Konzerns neben Win-
dows. Auch hier hat er für wichtige Inno-
vationen gesorgt.
Zur Windows-Produktsparte stieß Si-
nofsky erst, nachdem das Unternehmen
mit der Version „Vista“ beinahe alles
falsch gemacht hatte, was es falsch ma-
chen konnte: Entwicklungsziele waren
zu ambitioniert gewiesen. Die Entwick-
lungszeiten wurden deutlich überschrit-
ten. Das endgültige Produkt schließlich
war völlig überladen – und zumVerkaufs-
start schon nicht mehr auf der Höhe der
Zeit. Sinofsky gelang es in einem für ihn
typischen Kraftakt, die Sparte wieder
handlungsfähig zu machen, lieferte
„Windows 7“ und nun „Windows 8“
schneller als erwartet aus – und setzte
durch, dass nicht nur für Computer, son-
dern auch für Tablets und Laptops fortan
Windows-Programme aus einem Guss
verwendet werden.
Wie sich in einem weitsichtigen Sinof-
sky-Porträt nachlesen lässt, das schon
vor einiger Zeit imamerikanischen Bran-
cheninformationsdienst Cnet erschienen
ist, gehörte zu den Gegnern Sinofskys
auch der in der Technologiewelt sehr be-
kannte Ray Ozzie, der von 2005 bis 2010
als Technologiechef Microsoft arbeitete.
Ozzie hatte früh versucht, die Microsoft-
Dienste verstärkt in der Internetwolke
(Cloud) anzusiedeln. Er scheiterte aber
mit seinem Ansinnen, den Dienst „Live
Mesh“ neben der Windows-Produktgrup-
pe aufzubauen – und musste sich Sinof-
skys „Sky Drive“ geschlagen geben, der
in der ihm eigenen, kompromisslosen
Art nicht wollte, dass Dritte über wichti-
ge Bestandteile „seines“ Win-
dwos-Systems bestimmen sollten. Kurz
nachdem Ballmer seinerzeit entschieden
hatte Sinofskys Vorschlag zu folgen, ver-
ließ Ozzie das Unternehmen.
Während der Apple-Vorstandsvorsit-
zende Tim Cook Forstall öffentlich keine
Träne nachgeweint hat, ist sich Ballmer
nun zwar nicht zu schade, Sinofsky für
seine Leistungen zu loben. Noch auffälli-
ger ist allerdings, wie sehr Ballmer die in-
tegrativen Fähigkeiten seiner beiden
Nachfolgerinnen lobt, auf die Sinofskys
bisherige Arbeit nun aufgeteilt wird: Um
die Software- und Hardware-Entwick-
lung kümmert sich ab sofort Julie Lar-
son-Green, die auch für die Entwicklung
des Kacheldesigns zuständig war, das
den ersten optischen Eindruck von
„Windows 8“ prägt. Die bisherige Finanz-
chefin Tami Reller soll als Business-Ma-
nagerin dafür sorgen, dass auch an der
Ladenkasse das Geschäft mit Windows
stimmt. Die Aufgabe, die Reller und Lar-
son-Green übernehmen, lässt sich in ih-
rer Bedeutung für das Unternehmen gar
nicht unterschätzen. Microsoft muss es
gelingen, endlich wieder Kunden für ein
Produkt des Hauses zu begeistern. Das
ist seit Jahren nicht mehr gelungen; App-
le hat die Herzen der Kunden erobert.
Für die Emotionen rund um „Windows
8“ setzt Ballmer jetzt auf zwei Frauen.
Das Windows-Team wird dafür dankbar
sein, nun müssen noch die Kunden fol-
gen. CARSTEN KNOP
A
uf dem traditionellen Neu-
jahrsempfang des Kölner
Verlages sprach Anfang
diesen Jahres der Hausherr von
der digitalen Zukunft. „Verjün-
gung und Elektronik“, sagte Al-
fred Neven DuMont. „Das sind
die Aufgaben, die vor uns liegen.“
Er sah einen „dornigen Weg“ vor-
aus, an dessen Ende jeder einzel-
ne Unternehmensbereich profita-
bel sein müsse. „Wir gehen diesen
Weg mit Geduld, aber auch mit
Konsequenz.“ An diesem Diens-
tag nannte die Mediengruppe M.
DuMont Schauberg eine Konse-
quenz: Die „Frankfurter Rund-
schau“ ist insolvent – zu hoch sei-
en die Verluste in der ersten Hälf-
te des Jahres.
Das ist auch ein Verlust für Al-
fred Neven DuMont, den 85 Jahre
alten und immer noch aktiven Zei-
tungsmann. Als Herausgeber und
Verleger des „Kölner Stadt-Anzei-
gers“, des „Express“ und der „Mit-
teldeutschen Zeitung“ in Halle ist
er präsent im Haus – vor allem
lenkt er als Aufsichtsratsvorsit-
zender die Geschicke der Medien-
gruppe M. DuMont Schauberg,
dessen Regionalzeitungen auf
eine Auflage von mehr als eine
Million Exemplaren kommen.
Wenn er mal nicht da ist, so wird
in der Branche erzählt, passiert
auch nicht viel im Verlag.
Alfred Neven DuMont kommt
aus einer seit Jahrhunderten als
Verleger agierenden Familie, der
er seit Jahrzehnten vorsteht. Ge-
boren am 29. März 1927 in Köln
studiert er Philosophie, Geschich-
te und Literatur in München.
Nach Lehrjahren beim Springer-
Verlag und dem Verlag der „Süddeut-
schen Zeitung“ sowie einem Journalis-
musstudium in Chicago steigt er 1953 in
den Familienverlag in Köln ein. Er wird
Herausgeber der Tageszeitung „Kölner
Stadt-Anzeiger“ und gründet 1964 das
Kölner Boulevardblatt „Express“. Nach
dem Tod des Vaters, Kurt Neven Du-
Mont, wird er 1967 alleiniger Herausge-
ber beider Zeitungen. Der Weg des poli-
tisch Liberalen Alfred Neven DuMont
führt nach oben. Im vergangenen Jahr-
zehnt setzt er mit demFamilienunterneh-
men weiter auf gedruckte Titel und
macht damit dieses zum viertgrößten Ta-
geszeitungsverlag in Deutschland. Seit
1999 erscheint die „Kölnische Rund-
schau“ im Verlag, 2006 übernimmt M.
DuMont Schauberg die Mehrheit an der
„Frankfurter Rundschau“ und 2009 die
„Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“
und „Hamburger Morgenpost“. Der Ver-
lag investiert in teils kriselnde Medien
und wächst.
Im Jahr 2010 kommt es zum Knall in
der Familie: Sein Sohn Konstantin Ne-
ven DuMont, Vorstand der Mediengrup-
pe, soll in Internetkommentaren teils
irre Aussagen getroffen haben; später kri-
tisiert er den Vater in anderen Medien.
Dieser weilt auf Mallorca und schweigt –
der Sohn scheidet aus dem operativen
Geschäft imStreit aus. Seinen Vorstands-
posten übernimmt später die Schwester
Isabella Neven DuMont. Der erstgebore-
ne Sohn Markus, ein Maler, starb 1995.
Wie sieht der Sohn die Rolle sei-
nes Vaters? „Er hat auch schon
seine großen Verdienste, die Fra-
ge ist halt, wie man ein Unterneh-
men in die nächste Generation
führt. Da ist bei uns einiges schief-
gegangen“, sagte Konstantin Ne-
ven DuMont am Dienstag. „Ich
habe die Hoffnung noch nicht auf-
gegeben.“ Das Verhältnis zum Va-
ter hat sich wieder gebessert, be-
findet er. Der Sohn hält weiter An-
teile am Unternehmen und sitzt
mit seinem Vater sowie Christian
DuMont Schütte, Vorstand der
Mediengruppe, in der Gesellschaf-
terversammlung.
Könnte sich nun mit der Insol-
venz der „Frankfurter Rund-
schau“ auch die Führungsstruktur
des Hauses ändern? Möglich
wäre, dass sich die Familienvertre-
ter aus dem Vorstand zurückzie-
hen und auf den Aufsichtsrat be-
schränken. Bislang haben sie das
nicht umgesetzt. „Trennung von
Kapital und Management wurde
uns schon vor Jahren empfohlen
von Experten“, sagt Konstantin
Neven DuMont. Er selbst
wünscht sich eine Rolle im Auf-
sichtsrat.
Alfred Neven DuMont wird sei-
ne Rolle im Zeitungsverlag kaum
aufgeben, obwohl er auch andere
Interessen hat. So schreibt er zum
Beispiel Bücher. ImJahr 1994 ver-
öffentlichte er, der sich vor der
Verlagszeit auch als Schauspieler
übte, einen ersten Roman mit
dem Titel „Abels Traum“ unter
dem Namen Franz Nedum. Mit
seinem eigenen Namen schrieb er
2009 über eine „Reise zu Lena“
und 2011 über „Vaters Rückkehr“
teilweise autobiographisch eingefärbt.
Ein Blick in diese Bücher dürfte ihm
wohl gerade lieber sein als der Blick in
die Bücher der Zeitungen.
Zur „Frankfurter Rundschau“ sagt
Konstantin Neven DuMont noch, dass
man zu lange auf die gedruckte Zeitung
gesetzt habe und früher ins digitale Ge-
schäft hätte umsteuern müssen. Also,
das, wovon sein Vater am Jahresanfang
sprach: dass die Elektronik „vor uns“ lie-
ge. JAN HAUSER
cmu. HAMBURG, 13. November. Deutsch-
lands größte Linienreederei Hapag-Lloyd
hat imdritten Quartal von höheren Trans-
portpreisen profitiert, bekommt momen-
tan aber die Schuldenkrise in Europa zu
spüren. Normalerweise transportieren die
Reeder zum Jahresende deutlich mehr
Fracht, weil die Händler ihre Lager für das
Weihnachtsgeschäft füllen (Peak Season).
Davon sei in diesem Jahr nichts zu spüren,
sagte ein Sprecher der Hapag-Lloyd AG
aus Hamburg. Wegen der Konsumflaute
in einigen Ländern bauten viele Händler
ihre Bestände ab. Das mache sich in einer
sinkenden Nachfrage nach Transport-
dienstleistungen bemerkbar.
Im dritten Quartal hat die Reederei
knapp 1,3 Millionen Standardcontainer
(TEU) transportiert, rund 4,4 Prozent we-
niger als in der Vorjahreszeit. Der Umsatz
stieg dennoch auf rund 1,8 Milliarden
Euro nach gut 1,5 Milliarden Euro im drit-
ten Quartal 2011. Das erklärt sich zum
Teil aus der imzweiten Quartal vorgenom-
menen Erhöhung der Frachtraten. Diese
Transportpreise waren im vergangenen
Jahr auf ein katastrophal niedriges Niveau
gefallen und erreichten nun laut Hapag-
Lloyd mit knapp 1700 Dollar je transpor-
tiertem Container einen um 8 Prozent hö-
heren Wert als in der Vorjahreszeit. We-
gen der momentan schwachen Nachfrage
sind die Raten vor allemauf der wichtigen
Route zwischen Asien und Europa seit
September aber wieder gesunken.
Der vorübergehende Preisanstieg be-
scherte Hapag-Lloyd im Zeitraum von
Juli bis September einen um Sonderfakto-
ren bereinigten operativen Gewinn
(Ebit) von fast 87 (Vorjahr: 37) Millionen
Euro. Der operative Verlust des ersten
Halbjahres ist damit mehr als ausgegli-
chen. Entsprechend rechnet das Unter-
nehmen im Gesamtjahr mit einem positi-
ven operativen Ergebnis. Unter dem
Strich wird allerdings wohl wie schon
2011 ein Verlust stehen. Seit Jahresbe-
ginn ist auf dieser Ebene ein Fehlbetrag
von gut 94 Millionen Euro entstanden.
Dabei spielen die hohen Treibstoffpreise
eine große Rolle. Im Durchschnitt musste
Hapag-Lloyd in diesem Jahr rund 670
Dollar je Tonne Treibstoff bezahlen,
knapp 13 Prozent mehr als 2011. Eigent-
lich müssten die Reeder diese höheren
Kosten an ihre Kunden weitergeben. Weil
das Angebot an Frachtraum aber deutlich
höher als die Nachfrage ist, lassen sich die
früher üblichen Treibstoffzuschläge der-
zeit am Markt nur schwer durchsetzen.
Der Vorstandsvorsitzende von Hapag-
Lloyd, Michael Behrendt, rechnet damit,
dass die Überkapazitäten erst in zwei
oder drei Jahren verschwunden sein wer-
den.
hpa. FRANKFURT, 13. November. Die
Schwierigkeiten vieler europäischer Fahr-
zeugkonzerne schlagen auch auf die Nor-
ma Group AGdurch, aber der Zulieferkon-
zern aus dem hessischen Maintal zeigt
sich zuversichtlich, im kommenden Jahr
wieder neuen Schwung zu bekommen.
Für 2012 hat der Hersteller von Rohrver-
bindungen und Schlauchschellen seine
Prognose auf ein Wachstum aus eigener
Kraft von lediglich 1 Prozent zurückge-
nommen, obwohl nach neun Monaten ein
Umsatzplus von knapp 6 Prozent auf 467
Millionen Euro erreicht wurde. „Aber die
Lage hat sich in Europa inzwischen verän-
dert, viele Fahrzeughersteller machen Be-
standsanpassungen nach unten“, erläuter-
te der Norma-Vorstandsvorsitzende Wer-
ner Deggim den eingetrübten Blick aufs
laufende Quartal. Imkommenden Jahr set-
ze man in Europa aber auf die allmähliche
Einführung der Euro-6-Norm für Lastwa-
genmotoren. „Wir erwarten trotz rückläu-
figer Produktionszahlen in Europa ein or-
ganisches Wachstumfür Norma“, sagte er.
In Amerika und in Asien war der Kon-
zern zuletzt deutlich zweistellig gewach-
sen. Nun soll mit der Übernahme eines
kleinen Herstellers von Verbindungsstü-
cken für die Sanitärindustrie in Malaysia,
Chien Jin Plastic, das Geschäft in Asien
weiter ausgebaut werden. Chien Jin verfü-
ge über ein großes Händlernetz, das für an-
dere Norma-Produkte genutzt werden kön-
ne, erläuterte Deggim. Norma weist nach
neun Monaten einen Gewinn von 47 Mil-
lionen Euro aus. Finanzvorstand Othmar
Belker kündigte an, dass Norma auch für
2012 wieder rund 30 bis 35 Prozent des
Nettogewinns ausschütten werde.
loe. FRANKFURT, 13. November. Neuer
Deutschland-Chef der Unternehmensbe-
ratung The Boston Consulting Group
(BCG) wird vom kommenden Jahr an
Carsten Kratz. Der 45 Jahre alte Berater
und Seniorpartner im Frankfurter BCG-
Büro folgt im Januar auf Christian Veith,
der künftig einer von zwei Europa-Chefs
der Beratungsgesellschaft sein wird. Die
Wechsel sind Folge einer umfangreichen
Managementrotation, nachdem die 750
BCG-Partner im Mai den Amerikaner
Rich Lesser zu ihrem neuen internationa-
len Vorsitzenden gewählt hatten. Carsten
Kratz arbeitet seit 22 Jahren für BCG. Er
gilt als Industriefachmann, betreut Kon-
zerne wie Siemens und Lufthansa. Zuvor
war er mehrere Jahre Leiter der Technolo-
gie-Einheit des Beratungsunternehmens.
Seit sechs Jahren ist er Teil des deut-
schen Managementteams. Kratz, der
einst in Darmstadt Wirtschaftsingenieurs-
wesen studierte, hat sich in demAuswahl-
verfahren gegen Hubertus Meinecke aus
dem Hamburger Büro durchgesetzt, der
schon bei der Wahl zum internationalen
Vorsitzenden kandidiert und den dritten
Platz erreicht hatte. Kratz’ Ernennung
ging keine Abstimmung voraus. Der künf-
tige Vorsitzende Lesser und der bisherige
Deutschland-Statthalter Veith haben die
Entscheidung nach Gesprächen mit den
Partnern in Deutschland getroffen. BCG
ist die zweitgrößte Unternehmensbera-
tung der Welt hinter McKinsey. In den ver-
gangenen neun Jahren verdreifachte sich
der Umsatz auf zuletzt 3,55 Milliarden
Dollar. Die Zahl der Mitarbeiter verdop-
pelte sich auf 8400.
Alfred Neven DuMont Foto Daniel Pilar
tko. FRANKFURT, 13. November. Am
Urlaub haben die Deutschen 2012 nicht ge-
spart – die Reisebranche steht vor demAb-
schluss eines weiteren Rekordjahres. Die
Reiseveranstalter melden mehr Buchun-
gen, und ihre Kunden gaben im Durch-
schnitt auch mehr für Urlaube aus. Beson-
ders hoch fiel abermals der Zuwachs von
FTI Touristik aus. Im vergangenen Jahr
hatte sich das Münchner Unternehmen
schon in der Rangfolge der größten Ur-
laubsanbieter auf Platz vier vorgeschoben.
Für das am 31. Oktober abgeschlossene
Geschäftsjahr weist der FTI-Gründer nun
ein Umsatzplus von 29 Prozent aus. Die
Branche dürfte nur um einen mittleren
einstelligen Wert gewachsen sein.
Zwar haben der Kauf des britischen Un-
ternehmens Youtravel, eines Betreibers ei-
ner Unterkunftsdatenbank, sowie die
Übernahme des französischen Anbieters
Starter wesentlich zum Umsatzanstieg auf
1,8 Milliarden Euro beigetragen. Doch
auch ohne die Zukäufe kommt FTI auf ein
Wachstum von 16 Prozent. Ausgezahlt hat
sich unter anderem, dass die Münchner an-
ders als viele Konkurrenten im arabischen
Frühling das Ägypten-Angebot nicht zu-
sammengestrichen hatten. Für 2013 setzt
FTI auf die Erholung eines weiteren Sor-
genziels. Die Nachfrage nach Griechen-
land-Reisen hatte unter Berichten über die
Schuldenkrise des Landes gelitten, nun sol-
len Kunden dorthin gelockt werden. „Wir
sind überzeugt, dass die allgemeine Nach-
frage für diese vielfältige Destination im
kommenden Sommer wieder deutlich an-
steigen wird“, sagt FTI-Managerin Heike
Niederberghaus. Für den Sommer wurde
das Flugangebot zu den Inseln Kreta, Rho-
dos und Korfu auf das Eineinhalbfache des
diesjährigen Niveaus erhöht.
Ausgebaut wird auch das Angebot für
Kunden, die mit dem Auto verreisen. Der
Anteil der Deutschen, die mit dem eige-
nen Wagen in den Urlaub aufbrechen,
liegt seit Jahren relativ konstant knapp
über 50 Prozent. Andere Anbieter wollen
das größte Segment des deutschen Reise-
markts aber ebenfalls stärker für sich er-
schließen. So stockt die Rewe-Sparte für
Bausteinreisen mit den Marken Dertour
und ADAC Reisen ihr Hotelangebot in
diesem Segment auf. Auch Dertour
schloss Ende Oktober ein Rekordjahr ab.
Der Umsatz stieg um 2 Prozent auf 1,7
Milliarden Euro. Nach einem branchen-
weit schwachen Auftakt verzeichnet Der-
tour für die Wintersaison inzwischen
mehr Buchungen als im Vorjahr.
„Mr. Windows“ scheitert an sich selbst
Neue Spitze für Gesamtmetall
Oliver Zander wird neuer Hauptge-
schäftsführer des Arbeitgeberverbandes
Gesamtmetall. Er wird sein neues Amt
am1. Februar 2013 antreten und Gabrie-
le Sons nachfolgen, die den Verband im
Juli verlassen hatte und zum Thyssen-
Krupp-Konzern gewechselt war. In der
Übergangszeit wird der Verband von Süd-
westmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-
Michael Dick geleitet. Zander kommt
vomHauptverband der Deutschen Bauin-
dustrie. Neben demKerngeschäft, die Ta-
rifpolitik der Mitgliedsverbände zu koor-
dinieren, sei seine Aufgabe, den Verband
„noch sichtbarer“ im öffentlichen Leben
zu verankern. maxw.
Deutsche Generali legt leicht zu
Der Versicherungskonzern Generali
Deutschland (Aachen-Münchener, Cos-
mos Direkt, Central und Advocard) hat
seine gesamten Beitragseinnahmen in
den ersten neun Monaten um 3,8 Pro-
zent auf 12,5 Milliarden Euro verbessert,
wie das Unternehmen mitteilte. In der
Lebensversicherung ist das Beitrags-
wachstumvon knapp 4 Prozent vor allem
auf das gestiegene Einmalbeitragsge-
schäft zurückzuführen, bei dem auf ei-
nen Schlag eine größere Summe einge-
zahlt wird. Generell sei in der Lebensver-
sicherung mit Blick auf langfristige Geld-
anlagen nach wie vor bei vielen Kunden
eine Zurückhaltung zu spüren, berichtete
der zweitgrößte deutsche Erstversiche-
rer. So ging denn auch das Neugeschäft
gegen laufenden Beitrag leicht zurück. In
der Krankenversicherung führte die Um-
strukturierung der Central zu niedrige-
ren Beitragseinnahmen. Dagegen konn-
ten die Schaden- und Unfallversicherer
der Gruppe ihr Geschäft ausbauen. Das
Konzernergebnis zog dank höherer Erträ-
ge aus Kapitalanlagen und eines steuerli-
chen Sondereffekts auf 340 (Vorjahr
302) Millionen Euro an. csc.
Aareal Bank wird mutiger
Der Wiesbadener Immobilienfinanzierer
Aareal Bank will im kommenden Jahr
wieder mehr Neugeschäft zeichnen. Der
Vorstandsvorsitzende Wolf Schumacher
sagte am Dienstag, dass die Ausgangssi-
tuation viel besser sei als Ende 2011. Des-
halb soll die Akquise von Neugeschäft
schon im Januar starten. In diesem Jahr
hatte sich die Aareal Bank zunächst auf
die Refinanzierung konzentriert. Ende
September belief sich das Neugeschäft
auf 3 Milliarden Euro. Bis Jahresende
hofft Schumacher, dass es 5,5 Milliarden
Euro werden. Das wären aber 2,5 Milliar-
den Euro weniger als im Geschäftsjahr
2011. In den ersten neun Monaten ist das
Konzernbetriebsergebnis um 6 Prozent
auf 130 Millionen Euro gesunken. Das
Zinsergebnis ging um 8 Prozent zurück.
Die Bank parkt aus Sicherheitsgründen
4,2 Milliarden Euro an liquiden Mitteln
bei der Europäischen Zentralbank, die
darauf keine Zinsen zahlt. maf.
Unicredit mit Nettogewinn
Die größte italienische Bankengruppe
Unicredit schließt das dritte Quartal
2012 mit einem Nettogewinn von 335
Milliarden Euro ab, doppelt so viel wie
imzweiten Quartal. Die Rückkehr zu ver-
besserter Ertragskraft zeigt sich vor al-
lem gegenüber 2011, als ein Eigenhan-
delsverlust, Beteiligungsverluste sowie
Rückstellungen zu einem Verlust vor
Steuern von 1,05 Milliarden Euro führ-
ten. 2012 muss Unicredit zwar einen
Rückgang des Zinsgewinns um 6,1 Pro-
zent auf 3,59 Milliarden Euro verkraften,
zugleich blieb aber der Provisionsgewinn
bei 1,93 Milliarden Euro fast konstant
und wurde ein Eigenhandelsgewinn von
449 Milliarden Euro erzielt. Unter ande-
rem wegen der Verringerung der operati-
ven Kosten um 3,7 Prozent ergibt sich
schließlich für das dritte Quartal ein Vor-
steuergewinn von 756 Millionen Euro,
mehr, als von Analysten erwartet wor-
den war. tp.
Kölner Patriarch
Alfred Neven DuMont lässt von der „Frankfurter Rundschau“ ab
Hapag-Lloyd profitiert
von höheren Frachtraten
Ergebnis steigt trotz sinkender Transportmenge
Norma sieht Belebung
durch Euro-6-Norm
FTI rückt im Reisemarkt weiter vor
2013 soll Erholung in Griechenland für Wachstumsorgen
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Carsten Kratz wird
BCG-Deutschland-Chef
Kurze Meldungen
Der Münchener Touristiker
wächst um 29 Prozent,
während der Gesamtmarkt
bloß einstellig zulegt.
Steven Sinofsky Foto AFP
Mein Bild auf Seite 1
Jetzt absti mmen und mi t etwas Gl ück
Prei se von CEWE gewi nnen:
www. faz-ti tel bi l dwahl . de
MENSCHEN &WIRTSCHAFT
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 15 Unternehmen
NEWYORK/FRANKFURT, 13. November
A
ls der verheerende Sturm Sandy
vor zwei Wochen über den ameri-
kanischen Nordosten fegte, mach-
ten sich Hausbesitzer an der Atlantikküs-
te noch wenig Gedanken über meteorolo-
gische Feinheiten. Im Fernsehen wurde
Sandy zwar mal als Hurrikan und mal als
Tropensturm bezeichnet. Klar war den
Leuten an der Küste nur, dass der Wirbel-
wind mächtig genug war, das Meer meter-
hoch aufzuwallen und ganze Häuserfron-
ten wegzureißen. NachdemSandy vorbei-
gezogen ist und das Ausmaß der Zerstö-
rungen deutlich wird, droht die Klassifi-
zierung des Sturms aber zu einem Zank-
apfel zwischen Hausbesitzern, Versiche-
rern und den Politikern der betroffenen
Bundesstaaten zu werden: Es geht um
hohe Millionen-Dollar-Beträge. Wird
Sandy als Hurrikan klassifiziert, müssen
Hausbesitzer in der Regel einen Selbstbe-
halt von 1 Prozent bis zu 5 Prozent des
versicherten Hauswertes zahlen. Bei ei-
nem schönen Strandhaus im Wert von
500 000 Dollar müssten die Besitzer also
bis 25 000 Dollar aus der eigenen Tasche
berappen. War Sandy dagegen nur ein
Tropensturm, die nächstschwächere
Sturmkategorie, belaufen sich die Selbst-
behalte in der Regel nur auf einen fixen
Betrag von 500 bis 1000 Dollar.
Klassifiziert werden Wirbelstürme
vom Nationalen Wetterdienst der Verei-
nigten Staaten. Der Wetterdienst hat San-
dy am Abend des 29. Oktober, eine Stun-
de bevor der Sturm auf die Küstenstadt
Atlantic City traf, von Hurrikan auf Tro-
pensturm heruntergestuft. Entscheidend
dafür sind die Windgeschwindigkeiten.
Die Gouverneure mehrerer betroffener
Bundesstaaten haben den Versicherungs-
unternehmen umgehend bedeutet, dass
sie wegen der Klassifizierung Sandys als
Tropensturm nun keine Hurrikan-Selbst-
behalte von ihren Kunden einfordern
könnten.
In der Assekuranz regt sich allerdings
Widerstand. „Fragen Sie irgendjemanden
in New York oder New Jersey, was pas-
siert ist, und sie werden Ihnen sagen,
dass Hurrikan Sandy zugeschlagen hat“,
sagt Jimi Grande, der für Regierungsbe-
ziehungen beim Versicherungsbranchen-
verband Namic zuständig ist, mit Beto-
nung auf „Hurrikan“. Anwälte in der
Branche meinen, dass letztlich Gerichte
über die Klassifizierung entscheiden
müssten. Der New Yorker Senator
Charles Schumer gibt den Druck zurück
und warnte die Versicherer kürzlich da-
vor, auf eine Änderung der Klassifizie-
rung von Sandy zu drängen. „Versiche-
rungsunternehmen sollten nicht versu-
chen, die Realität zu verändern, damit sie
auf dem Rücken von Hausbesitzern Geld
sparen“, sagte Schumer.
Die Kontroverse betrifft allerdings nur
die direkten Schäden aus dem Sturm.
Fachleute des Rückversicherers Munich
Re rechnen damit, dass sie nur den gerin-
geren Anteil an den gesamten Schäden
ausmachen. Viel kostspieliger dürften
die Folgen der Sturmflut werden. Hier
dürfte vor allem das staatliche Flutversi-
cherungsprogramm greifen, das bei
Wohngebäuden für Schäden bis zu
250 000 Dollar aufkommt. Viele Häuser
beispielsweise auf Long Island, der stark
betroffenen Halbinsel östlich der Stadt
New York, dürften allerdings deutlich
teurer sein. Für sie wurden zum Teil pri-
vate Zusatzdeckungen abgeschlossen,
was wiederumKosten für Erst- und Rück-
versicherer verursacht. Auch im Jahr
2005 bei Katrina, dem bislang teuersten
Hurrikan, entfiel ein erheblicher Anteil
– 16 Milliarden Dollar – der gesamten
Versicherungschäden von 61,5 Milliar-
den Dollar auf die staatliche Flutversiche-
rung. Die europäischen Rückversicherer
haben sich mit konkreten Schadenschät-
zungen bisher allerdings noch zurückge-
halten. Die Hannover Rück, bei der rund
5 Prozent der Prämieneinnahmen in der
Schaden-Rückversicherung (rund 400
Millionen Euro) auf das globale Katastro-
phengeschäft entfallen, hält es selbst für
Richtwerte für zu früh. Die Munich Re
hingegen gab kürzlich bekannt, dass sie
einen mittleren dreistelligen Millionen-
Euro-Betrag erwartet, falls die bislang
höchste Schadenschätzung von 20 Milli-
arden Dollar für die Versicherungsbran-
che zutreffen sollte. Fällt der Gesamt-
schaden geringer aus, bliebe allerdings
deutlich weniger bei den Rückversiche-
rern hängen. Denn vor allem bei der Ver-
sicherung von Einzelrisiken – etwa gro-
ßen Industrieanlagen oder Geschäftsge-
bäuden – haben sie sogenannte „Excess
of Loss“-Verträge geschlossen. Das be-
deutet, dass ihre Erstversicherungskun-
den mit einem Selbstbehalt bis zu einer
bestimmten Schadenhöhe die Kosten al-
lein tragen. Das ist auch der Grund da-
für, dass die Münchner Allianz, Europas
größter Erstversicherer, ihre Ergebnis-
prognose von 9 Milliarden Euro durch
Sandy nicht gefährdet sieht.
lzt. FRANKFURT, 13. November. Je mil-
der der Winter ausfällt, desto weniger Ge-
schäft macht der Rohstoffkonzern K+S –
diese einfache Gleichung lässt sich aus
der am Dienstag veröffentlichten Zwi-
schenbilanz des Düngemittel- und Salz-
produzenten aus Kassel ableiten. Weil die
Städte und Gemeinden nach demRekord-
winter vor zwei Jahren ihre Läger mit be-
sonders viel Auftausalz gefüllt haben, im
Jahr danach aber kaum Schnee fiel, ge-
hen jetzt nur spärlich Bestellungen beim
größten Streusalzlieferanten der Welt
ein. Nicht einmal die regionale Diversifi-
zierung, die das Management 2009 mit
der Übernahme des amerikanischen Wett-
bewerbers Morton Salt für 1,3 Milliarden
Euro angekurbelt hat, dämpft diesen Ef-
fekt. Denn ausnahmsweise fiel die kalte
Jahreszeit zuletzt auf beiden Seiten des
Atlantiks ähnlich gemäßigt aus. Um 16
Prozent ist der Salzabsatz der K+S AGdes-
halb in den ersten neun Monaten des lau-
fenden Jahres gegenüber dem Vergleichs-
zeitraum zurückgegangen, der operative
Gewinn wegen der im Gleichschritt mit
der Nachfrage gesunkenen Preise sogar
um 76 Prozent.
Gegen die Wetterfühligkeit der Salz-
sparte hat sich K+S eigentlich durch den
Ausbau der Düngemittelproduktion abge-
sichert. Er beschäftige keine Meteorolo-
gen, betont der Vorstandsvorsitzende Nor-
bert Steiner deshalb gerne. Doch in den
vergangenen Monaten waren auf dem
Weltmarkt trotz hoher Nahrungsmittel-
preise auch Kalium- und Magnesiumdün-
gemittel nicht so stark gefragt wie noch
vor Jahresfrist erhofft. Ein Grund dafür
ist, dass die schon längst überfälligen, zen-
tral verhandelten Abschlüsse neuer Liefer-
verträge für die Landwirte in den beiden
bevölkerungsreichsten Ländern der Erde,
China und Indien, immer noch ausstehen.
Die daraus resultierenden Überkapazitä-
ten der in Indien und China stärker enga-
gierten Wettbewerber wirken sich auch
auf den Anbieter aus Kassel aus, selbst
wenn für K+S andere Märkte wichtiger
sind. Höhere Preise lassen sich unter die-
sen Umständen kaumdurchsetzen, und ge-
ringere Mengen lassen tendenziell die Pro-
duktionskosten je Tonne steigen. So
kommt es, dass der Ertrag in der Dünge-
mittelsparte nicht so deutlich zugelegt hat
wie der Umsatz. Insgesamt liegen die Kon-
zernerlöse nach den ersten drei Quartalen
fast unverändert auf Vorjahresniveau. Der
mit Salz, Kalium- und Magnesiumdünge-
mitteln erzielte Gewinn ist um 14 Prozent
auf 409 Millionen Euro gesunken. Durch
den im zweiten Quartal abgeschlossenen
Verkauf des mit 140 Millionen Euro bewer-
teten Stickstoffdüngemittelgeschäfts an
die russische Eurochem ergibt sich jedoch
ein höherer Konzerngewinn.
Für das Gesamtjahr orientiert sich der
Vorstand nun für fast alle Kennzahlen am
unteren Rand des im Frühling gegebenen
Ausblicks. Der Umsatz soll bei 3,9 Milliar-
den Euro liegen, das operative Ergebnis
bei 820 Millionen Euro. Ursprünglich gal-
ten ein Umsatz von bis zu 4,2 Milliarden
Euro und ein Ergebnis von bis zu 900 Mil-
lionen Euro als möglich. Für den Gewinn
nach Steuern geht das Management sogar
davon aus, dass der einst mit 540 Millio-
nen Euro bezifferte untere Rand der Prog-
nosebandbreite um rund 10 Millionen
Euro unterschritten wird, und begründet
dies mit außerplanmäßigen Aufwendun-
gen in derselben Höhe, die wegen des ge-
sunkenen Zinsniveaus für Rückstellungen
nötig werden, zu denen Bergbaubetriebe
zur Deckung künftiger Kosten für die Still-
legung ihrer Produktionsstätten verpflich-
tet sind. An der Börse gehörte die im Dax
notierte Aktie von K+S amDienstag mit ei-
nem Kursverlust von zeitweise mehr als 5
Prozent zu den Verlierern des Tages.
Hurrikan oder nur ein Tropensturm?
FRANKFURT, 13. November
D
ie deutschen Unternehmen sen-
ken die Kosten und investieren
gleichzeitig. Das ist das Ergebnis
des CFO Survey der Wirtschaftsprü-
fungs- und Beratungsgesellschaft Deloit-
te, für den im Abstand von sechs Mona-
ten mehr als hundert Finanzvorstände
großer Unternehmen befragt werden.
Rolf Epstein, Partner bei Deloitte, fasst es
in dem Bild zusammen, wonach die Un-
ternehmen mit angezogener Bremse Gas
geben. Man habe in der letzten Krise
(dem Einbruch der Realwirtschaft nach
der Finanzkrise von 2008) gelernt, dass
es gut war, in der Krise nicht die Mitarbei-
ter massenhaft zu entlassen, und dass es
wichtig ist, auch in der Krise weiter zu ent-
wickeln, damit man am folgenden Auf-
schwung von Anfang an teilhaben kann.
Wenn die Zyklen kürzer werden – der letz-
te Aufschwung dauerte nur eineinhalb
Jahre –, hat man immer weniger Zeit,
sich über Einstellungen und Entwicklun-
gen auf die neue Situation einzustellen.
Um den Anschluss nicht zu verlieren,
ist seit April 2012 sogar der Anteil der
Unternehmen, die neue Produkte einfüh-
ren und in neue Märkte expandieren wol-
len, ummehr als 30 Prozentpunkte gestie-
gen. Es haben auch immer noch mehr
Unternehmen die Absicht, die Investitio-
nen zu erhöhen als zu senken, obwohl
die Konjunktur für die kommenden
zwölf Monate von ihnen mehrheitlich ne-
gativ oder stagnierend eingeschätzt wird
und man davon ausgeht, dass die Gewin-
ne eher schrumpfen.
Glaubten die befragten Finanzvorstän-
de im April noch, ihre Umsätze steigern
zu können, geht man heute von einer Sta-
gnation aus. Alle Aussagen zur wirt-
schaftlichen Lage seien allerdings mit ei-
ner hohen Unsicherheit behaftet, geben
die Befragten selbst zu. Die größte Sorge
bereitet den Finanzvorständen dabei das
instabile Finanzsystem und die insge-
samt schwächere Nachfrage. Danach
kommt – und das ist neu gegenüber April
– schon die Befürchtung vor steigenden
Energiekosten.
Alle Sorgen rund um den Euro sind in
den vergangenen sechs Monaten erheb-
lich verblasst. Dass der Euro in nationale
Währungen oder in Währungsblöcke zer-
fällt, glaubt heute (die Umfrage fand im
Oktober statt) fast niemand mehr. Selbst
ein Austritt Griechenlands aus demEuro
wird für so unwahrscheinlich gehalten,
dass 64 Prozent der Befragten angaben,
sich auf einen solchen Fall auch nicht vor-
zubereiten. Die Mehrheit geht zudem da-
von aus, dass ein Austritt Griechenlands
ohnehin keinen Dominoeffekt auf ande-
re Euroländer auslösen würde.
In den Investitionsstandort Deutsch-
land ist das Vertrauen sehr hoch. Mehr
als 60 Prozent denken bei Investitionen
zunächst an Deutschland, nur in der Fer-
tigungswirtschaft liegt China als Investiti-
onsziel bei den deutschen Unternehmen
an erster Stelle. Die Unternehmen gehen
davon aus, dass sich der Markt für Unter-
nehmensübernahmen beleben wird. Be-
fragt danach, ob sie selbst an Übernah-
men denken, reagieren die Finanzvor-
stände allerdings sehr restriktiv. Das
deckt sich mit der Meinung, dass in der
Krise Übernahmen von den Aufsichtsgre-
mien nicht genehmigt werden. Hier gilt
es, keine Risiken einzugehen. Ähnliches
gilt für die Verschuldung. Obwohl alle sa-
gen, dass die Fremdfinanzierung selten
so günstig war wie derzeit, denkt nie-
mand daran, sich zu verschulden. Im Ge-
genteil, trotz niedriger Zinsen steht die
Entschuldung im Vordergrund. Auch
hier gilt: keine neuen Risiken. Daher wer-
den zwar Mitarbeiter gehalten, aber kei-
ne neu eingestellt. GEORG GIERSBERG
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MARKT & STRATEGIE
csc. DÜSSELDORF, 13. November. Der
Kölner Außenwerbekonzern Ströer leidet
weiter unter der zögerlichen Auftragsver-
gabe seiner Großkunden. In den ersten
neun Monaten sank der Umsatz um 4,5
Prozent auf 397,4 Millionen Euro, wie das
börsennotierte Unternehmen mitteilte.
Am stärksten schrumpfte das Geschäft
mit den Werbeflächen in Polen, aber auch
in Deutschland und in der Türkei entwi-
ckelten sich die Umsätze rückläufig.
Beim bereinigten operativen Gewinn
(Ebitda) musste Ströer einen Rückgang
auf 58,5 (Vorjahr: 84) Millionen Euro hin-
nehmen. Die Einbuße wird unter ande-
rem mit höheren Mietaufwendungen und
Anlaufkosten für neu erworbene Verträge
in der Türkei begründet. Unter dem Strich
stand ein nahezu unveränderter Verlust
von 17,4 Millionen Euro. Auch weiterhin
werde die Außenwerbebranche von Unsi-
cherheiten auf den Wirtschafts- und Fi-
nanzmärkten sowie von vorsichtigem
Kundenverhalten bestimmt sein, teilte
Vorstandsvorsitzender Udo Müller mit.
Allerdings verzeichne Ströer im vierten
Quartal einen verbesserten Auftragsbe-
stand im Vergleich zum dritten Quartal.
Dennoch werde der Umsatz zwischen Ok-
tober und Dezember voraussichtlich orga-
nisch imniedrigen einstelligen Prozentbe-
reich sinken.
Große Erwartungen setzt Müller in
den Ausbau des Geschäfts mit digitalen
Werbeträgern. Die stärkere Vernetzung
der klassischen Außenwerbung mit digita-
len Services werde ein wesentlicher Mo-
tor für die Entwicklung neuer Geschäfts-
felder sein, sagte Müller. Ströer hat hierzu-
lande mehr als 1000 große LCD-Bildschir-
me an Bahnhöfen und in Einkaufszentren
aufgestellt und verzeichnet bei diesemAn-
gebot steigende Umsätze.
cmu. HAMBURG, 13. November. Nach ei-
nem geringen operativen Gewinn im
zweiten Quartal ist der Solarkonzern Co-
nergy im dritten Quartal wieder in die ro-
ten Zahlen gerutscht. Wie das Unterneh-
men mit Sitz in Hamburg mitteilte, stieg
der Verlust vor Zinsen, Steuern und Ab-
schreibungen (Ebitda) auf knapp 32 Mil-
lionen Euro nach rund 27 Millionen Euro
in der Vorjahreszeit.
Unter dem Strich schlug ein Fehlbetrag
von 37 Millionen Euro zu Buche. Das ist
zwar deutlich weniger als imdritten Quar-
tal 2011. Damals hatte Conergy einen Net-
toverlust von rund 65 Millionen Euro aus-
gewiesen. Doch dieser hohe Verlust war
durch Sondereffekte bedingt. Weil das Un-
ternehmen einen Teil seiner Fertigung in
Frankfurt an der Oder eingestellt hatte,
musste Conergy im vergangenen Jahr
hohe Abschreibungen und Restrukturie-
rungskosten schultern.
Auch im dritten Quartal dieses Jahres
belastete ein Sondereffekt das Ergebnis.
Weil Conergy einen langfristigen Vertrag
mit dem amerikanischen Lieferanten
MEMC Electronic Materials gekündigt
hat, wurden Sicherheiten von 18 Millio-
nen Euro fällig. Allerdings lief das Ge-
schäft auch operativ nicht rund. Die Prei-
se für Solarmodule sind nach Angaben
von Conergy in den vergangenen zwölf
Monaten um 40 Prozent gefallen. Dar-
über hinaus verzögerten sich einige Groß-
projekte. Insgesamt sank der Umsatz im
dritten Quartal um mehr als 40 Prozent
auf 108 Millionen Euro. Die Liquidität
hat sich seit Jahresbeginn (23,8 Millionen
Euro) auf 11,9 Millionen Euro halbiert.
Der Vorstandschef Comberg will die
Fertigungstiefe in Frankfurt an der Oder
nun weiter zurückfahren. Zudem will er
mehr Kunden für Großprojekte in Asien
und den Vereinigten Staaten gewinnen,
um die fallenden Preise für Solarmodule
durch steigende Absatzzahlen aufzufan-
gen. Zunächst muss Conergy aber zum
zweiten Mal innerhalb von nicht einmal
zwei Jahren eine außerordentliche Haupt-
versammlung einberufen, weil die Hälfte
des Grundkapitals aufgezehrt wurde. Der
Termin dafür ist am 18. Dezember.
Gespräche beendet
Die Opel-Muttergesellschaft General
Motors und Peugeot haben Gespräche
über eine gemeinsame Sanierung ihres
Europageschäfts Kreisen zufolge ge-
stoppt. Gründe seien Peugeots ver-
schlechterte Finanzlage sowie die jüngst
gewährten Garantien des französischen
Staates für die Finanzierungssparte Ban-
que PSA, sagten zwei mit den Verhand-
lungen vertraute Personen. Durch die
Staatsgarantien über 7 Milliarden Euro
sei die engere Zusammenarbeit von Opel
mit Peugeot durchkreuzt worden. Der
französische Staat hatte sich im Gegen-
zug Mitspracherechte imAufsichtsrat ge-
sichert. Reuters
Stahlnachfrage schwach
Ungeachtet einer leichten Produktionszu-
nahme im Oktober hat sich die Auftrags-
lage in der Stahlindustrie im dritten
Quartal leicht eingetrübt. So ging der
Auftragseingang um rund ein Prozent
auf 8,75 Millionen Tonnen zurück. Ur-
sächlich für das Minus war vor allem der
Nachfragerückgang aus dem Inland, wie
die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düs-
seldorf mitteilt. Die Schwäche im Auf-
tragseingang in der frühzyklischen Stahl-
industrie spiegle wider, dass die deut-
sche Volkswirtschaft inzwischen stärker
von der Euro-Krise erfasst wird, heißt es
dort zur Begründung. Die Rahmenbedin-
gungen für den Industriezweig werden
nach den Prognosen auch im vierten
Quartal schwierig bleiben. Allerdings
wird eine lagerzyklisch bedingte Stabili-
sierung beim Auftragseingang nicht aus-
geschlossen. Bei der Rohstahlproduktion
legten die Unternehmen im Monatsver-
gleich indes zum zweiten Mal in Folge
leicht zu, womit der Abwärtstrend der
vorausgegangenen Monate zumindest
vorerst gestoppt wurde. So wurde im Ok-
tober mit fast 3,7 Tonnen 0,3 Prozent
mehr Rohstahl produziert als im Jahr zu-
vor. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt
sich allerdings ein Minus von 4,4 Pro-
zent. Für das Gesamtjahr erwartet der
Stahlverband einen Produktionsrück-
gang von 4 Prozent. B.K.
LPKF wird vorsichtiger
Im Gegensatz zu vielen anderen Maschi-
nenbauern hat der Lasertechnikspezia-
list LPKF Laser &Electronics AGimdrit-
ten Quartal nochmals einen Umsatz-
und Ergebnisrekord erzielt. Dadurch
kann das Unternehmen aus Garbsen
nach neun Monaten ein Erlöswachstum
von 36 Prozent auf 82,5 Millionen Euro
vorweisen sowie eine Ebit-Marge von
fast 18 Prozent. Die Dynamik wird sich
nun allerdings verlangsamen, hieß es.
Zum einen wird LPKF im Schlussquartal
wohl nicht wieder an das extrem hohe
Wachstum des Vorjahres heranreichen.
Von daher hat der Maschinenbauer zwar
seine Umsatzprognose für 2012 auf 106
bis 109 Millionen Euro leicht erhöht, das
wäre im Vergleich zum Vorjahr aber ein
Wachstum von lediglich knapp 20 Pro-
zent. Zum anderen wird 2013 wohl deut-
lich weniger Geschäft mit Kunden aus
der Solarbranche bringen, hieß es. „In
den anderen Kundensegmenten wird
aber nicht auf die Investitionsbremse ge-
drückt“, erklärte Finanzvorstand Kai
Bentz auf Anfrage. Daher rechnet LPKF
für 2014 wieder mit 10 Prozent Wachs-
tum. hpa.
Constantin meldet Gewinn
Mehrere Kinoerfolge, darunter die
3D-Produktion „Resident Evil: Retributi-
on“, haben der Constantin Medien AGin
den ersten neun Monaten einen Gewinn
von 5,8 Millionen Euro beschert. Da das
vierte Quartal allerdings wieder schwä-
cher ausfallen dürfte, bleibt der Vorstand
mit einer Prognose vorsichtig. hpe.
Unternehmen üben sich in kontrollierter Defensivstrategie
Umfrage unter Finanzvorständen: Kostensenkung und Investitionen in neue Produkte haben gleiche Priorität
Geringe Nachfrage nach Streusalz
macht K+S zu schaffen
Aktienkurs des Rohstoffkonzerns sinkt um 5 Prozent
K+S in Zahlen
in Millionen Euro
Jan.–
Sept.
2011
Jan.–
Sept.
2012
Veränd.
in
Prozent
Umsatz
1
) 2975 2994 0,6
Kali- und Magnesium-
produkte 1590 1812 13,9
Salz 1271 1065 –16,3
Operatives Ergebnis 698,4 625,3 –10,5
Kali und Magnesiumpro-
dukte 558 608 8,9
Salz 163 39 –76
Konzernergebnis
1
) 476 409 –14
Mitarbeiter 14 275 14 352 0,5
1
) ohne die im zweiten Quar tal 2012 verkauf te Stickstof fdüngersparte
Quelle: Unternehmensangaben
Ströer spürt die Werbeflaute
Digitale Werbeflächen erobern die Außenwerbung
Conergy kämpft gegen Preisverfall
Mehr als die Hälfte des Grundkapitals ist aufgezehrt
Naturkräfte: Ein Auto kämpft sich durch die Fluten nach Sandy. Foto Reuters
Kurze Meldungen
Alle Sorgen rund um
den Euro haben in den
vergangenen sechs Monaten
abgenommen.
Morgen im Reiseblatt
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Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent pro Minute.
Traum und Trance
Lauter Überdosen an Schönheit
in Französisch-Polynesien
Wind und Wetter
Einmal mit der Segelyacht
eigenhändig über den großen Teich
Sterne und Schnuppen
Ein Blick in die Zukunft des Universums
in der südafrikanischen Wüste Karoo
Geister und Gespenster
Vom beschwerlichen Leben
als Schlossherr in der Dordogne
Die meteorologische
Klassifizierung des
Sturms Sandy wird zum
Zankapfel zwischen
Versicherern, Haus-
besitzern und der
Politik. Es geht um
Millionen Dollar.
Von Norbert Kuls und
Philipp Krohn
Sandy wurde von „Hurri-
kan“ auf Tropensturm her-
untergestuft.
SEI TE 16 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Unternehmen
theu./bü. LONDON/BONN, 13. Novem-
ber. Der britische Mobilfunkkonzern Vo-
dafone gerät immer stärker in den Strudel
der Euro-Krise. Der Weltmarktführer teil-
te am Dienstag eine Abschreibung von
insgesamt 5,9 Milliarden Pfund (7,5 Milli-
arden Euro) auf seine Tochtergesellschaf-
ten in Spanien und Italien mit. „Wir tun
das nicht gerne, aber es spiegelt die Situa-
tion wider“, sagte Vorstandschef Vittorio
Colao. Vodafone machen seit einigen
Quartalen Umsatzeinbußen im krisenge-
schüttelten Südeuropa zu schaffen, wo
die Kunden zunehmend preisbewusster
werden und ihre Mobiltelefone weniger
benutzen. Das Unternehmen erwirtschaf-
tet rund ein Viertel seiner gesamten Um-
sätze in Südeuropa. Die Abschreibungen
reißen ein tiefes Loch in das Halbjahreser-
gebnis (30. September) des Mobilfunkan-
bieters.
Der Konzern weist einen Nettoverlust
von 1,89 Milliarden Pfund aus. Für Voda-
fone ist dies der erste Verlust, seit der Ita-
liener Colao vor vier Jahren das Ruder
übernommen hat. Im Vorjahreszeitraum
hatte Vodafone dagegen noch einen Über-
schuss von 6,64 Milliarden Pfund ausge-
wiesen. Zugleich schrumpfte der soge-
nannte Service-Umsatz mit Telefonge-
sprächen und Datendiensten global berei-
nigt um 1,4 Prozent auf 10,18 Milliarden
Pfund und damit doppelt so stark wie von
Analysten prognostiziert. Auch die Deut-
sche Telekom hatte vergangene Woche
wegen hoher Wertberichtigungen einen
Milliardenverlust bekanntgegeben.
An der Börse führten die schlechten
Nachrichten zu einer Verkaufswelle. Der
Aktienkurs von Vodafone fiel imHandels-
verlauf in London um 4 Prozent auf 160
Pence, obwohl Colao zusammen mit den
Halbjahreszahlen ankündigte, das Unter-
nehmen werde eigene Aktien im Volu-
men von 1,5 Milliarden Pfund zurückkau-
fen, um die Notierung zu stützen. Finan-
ziert wird dies aus einem Teil der Aus-
schüttung der amerikanischen Beteili-
gung Verizon. Vodafone teilte mit, von Ve-
rizon sei für 2012 eine Dividende von 2,4
Milliarden Pfund zu erwarten. Viele Ana-
lysten hatten dagegen erst im Dezember
mit einer Entscheidung über die Höhe
der Ausschüttung gerechnet.
In Südeuropa schrumpft das Geschäft
von Vodafone derweil weiter stark. Der
Service-Umsatz fiel in der Region um 10
Prozent. Die Abwertung des Euro gegen-
über dem Pfund führte zu weiteren Belas-
tungen. Wachstumsstarke Märkte wie In-
dien, Südafrika und die Türkei halfen al-
lerdings, die Einbußen teilweise wettzu-
machen. „Wir sind weiter sehr zuversicht-
lich, was die langfristigen Chancen an-
geht“, sagte Colao. ImGesamtjahr rechne
Vodafone mit einem operativen Gewinn
von bis zu 11,9 Milliarden Pfund.
Auch in Deutschland hat sich Voda-
fone vergleichsweise gut geschlagen. Der
Gesamtumsatz ist von Juli bis September
um rund 3 Prozent gestiegen, wobei sich
die Geschäftskundensparte und das mobi-
le Internet wie schon in den Vorquartalen
als Impulsgeber erwiesen. „Vodafone
zeigt sich in einem schwierigen Marktum-
feld robust“, sagte der neue Deutschland-
chef Jens Schulte-Bockum, der Anfang
Oktober von der niederländischen Lan-
desgesellschaft nach Düsseldorf gewech-
selt ist. Sein erster Zwischenbericht wird
allerdings dadurch getrübt, dass Voda-
fone die Marktführerschaft im deutschen
Mobilfunk schon wieder an die Deutsche
Telekom abgeben musste.
Die Zahl der Mobilfunkkunden ist im
Vergleich zum Vorjahr um fast 5 Prozent
auf 35,1 Millionen geschrumpft, während
die Telekom Ende September knapp 36
Millionen Kunden meldete. Vodafone be-
gründete den Kundenverlust vor allem
mit der Ausbuchung von Karteileichen.
Erst im Mai hatte Vodafone die Telekom
das erste Mal seit 2006 wieder überholt.
Während der Umsatz in Deutschland wei-
ter nach oben zeigt, kämpft Vodafone mit
einer sinkenden Rendite: Der Betriebsge-
winn Ebitda gab in Deutschland im ers-
ten Halbjahr um3 Prozent nach. Ein Spre-
cher begründete dies in erster Linie mit
Umbaukosten für das vor Jahren von Ar-
cor übernommene Festnetz.
Der größte Mobilfunkkonzern
der Welt wird von der Euro-
Krise getroffen. Hohe
Abschreibungen auf den Wert
der Unternehmensteile in
Italien und Spanien vermas-
seln das Halbjahresergebnis.
N
ichts macht die Politik so erfinde-
risch wie ein naher Wahltermin.
Geübt sind Regierungen in dem Bemü-
hen, die Rentner zufriedenzustellen.
Schließlich gibt es davon mehr als 20
Millionen, sie stellen eine erhebliche
Wählergruppe – und können aus Alters-
gründen nur wenig an ihrer wirtschaftli-
chen Situation ändern. Die Sorge um
das Wohl der Rentner hat Politiker stets
zu gravierenden Manipulationen an
der Rentenberechnung motiviert: Re-
chenfaktoren, die den Rentenanstieg
dämpfen, setzten sie außer Kraft. Und
sie ersannen Schutzklauseln, um Ren-
tenkürzungen zu verhindern, die alle
hätten hinnehmen müssen, weil da-
mals auch die Löhne sanken. Im Wahl-
jahr 2013 könnten nun die komplizier-
ten technischen Details der Rentenbe-
rechnung – nachgeholte Kürzungen
und statistische Korrekturen – zu einer
gespaltenen Rentenanpassung in
Deutschland führen: um ein Prozent im
Westen, aber dreimal so hoch im Os-
ten. Schnell haben Politik, Gewerk-
schaften und Sozialverbände neue Ma-
nipulationen im Kopf, um die gefühlte
Gerechtigkeit bei der Rentnermehrheit
im Westen zu erhöhen. Zumindest auf
diesen Rentenmechanismus ist Verlass.
Zu größerer Verlässlichkeit der Renten-
politik führen solche Vorschläge nicht.
Vodafone macht Milliardenverlust
D
ie Euro-Krise zwingt auch einen
Riesen wie Vodafone in die Knie.
Happige Abschreibungen auf die Toch-
tergesellschaften in Italien und Spa-
nien haben dem weltgrößten Mobil-
funkkonzern einen Halbjahres-Netto-
verlust von mehr als 2,3 Milliarden
Euro eingebracht. Die Hiobsbotschaft
wirft ein Schlaglicht darauf, wie tief
sich die Krise der Europäischen Wäh-
rungsunion in die Realwirtschaft hin-
eingefressen hat – und wie dringend sie
entschärft werden muss. Vodafone ist
an der Börse fast dreimal so viel wert
wie die Deutsche Telekom und rund
um den Erdball aktiv. Wenn die Euro-
wirren selbst einen solchen „Global
Player“ erbeben lassen, lässt das für an-
dere, weniger potente und breit aufge-
stellte Unternehmen Schlimmes be-
fürchten. Die Börse reagierte ver-
schreckt auf die südeuropäischen Wert-
berichtigungen. Dauerhaft aus der
Bahn werfen werden sie Vodafone aber
kaum, dafür ist das Geschäft geogra-
phisch zu gut diversifiziert. Südeuropa
macht lediglich ein Viertel des Kon-
zernumsatzes aus. Solange Deutsch-
land, der insgesamt wichtigste Markt
des Konzerns, nicht voll von der Euro-
Krise erfasst wird, bleibt sie für Vodafo-
ne beherrschbar.
Nairobi ab 558 Euro
Johannesburg ab 577 Euro
Seychellen ab 668 Euro
Malediven ab 739 Euro
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Vodafone und der Euro
Von Marcus Theurer
D
ie Frage, warum es in Deutsch-
land keine Garagen- oder Wohn-
heimzimmergründungen in der Compu-
ter- oder Internetbranche gibt, ist älter
als der Facebook-Mitbegründer Mark
Zuckerberg und beinahe so alt wie
FPD-Bundeswirtschaftsminister Phil-
ipp Rösler. Letzterer hat sich nun dazu
bereiterklärt, mit 150 Millionen Euro
Gründungen in der Internetwirtschaft
zu unterstützen. Freuen sollte man sich
darüber aber nicht. Denn öffentliche
Fördergelder sind das letzte Mittel, das
es braucht, um auf diesem Markt vor-
anzukommen. Es geht auch nicht allein
darum, Bürokratie in der Bearbeitung
von Förderanträgen abzubauen, wie
Rösler meint. Was braucht Deutsch-
land tatsächlich? Eine noch bessere
Ausbildung seiner Schüler und Studen-
ten, eine Gründermentalität, mehr
Toleranz gegenüber Gescheiterten,
eine bessere – private – Wagniskapital-
finanzierung, mehr Netzwerke, in de-
nen sich Fachleute und Gründer gegen-
seitig inspirieren können, und schließ-
lich auch weniger Bürokratie. Mehr
staatliches Geld braucht man dafür
nicht, nur mehr Luft zum Atmen. Es
würde völlig reichen, wenn der Staat in
eine modernere eigene IT-Infrastruktur
investierte.
Unnötige Förderung
Von Carsten Knop
Die F. A.Z.-Wetterinformationen im Internet: www.faz.net/wetter
ASIEN
Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
NORDAMERIKA DEUTSCHLAND
Messwerte und Prognosen
EUROPA
Aussichten
Am Donnerstag breiten sich im Nor-
den und in der Mitte von Deutschland
sehr dichte Hochnebelfelder aus, die
sich nur noch selten auflösen wer-
den. Hier sind höchstens 3 bis 7 Grad
möglich. An den Nordrändern der
Mittelgebirge und Alpen scheint da-
gegen auch öfter die Sonne bei maxi-
mal 12 Grad. Am Freitag ändert sich
nur wenig: Im Norden bleibt es trüb,
während sich auf den Nordseiten der
Berge die Sonne durchsetzt. In der
Sonne ist es mild, sonst eher kühl.
Heute
s =sonnig, h =heiter, w=wolkig, b =bedeckt,
G=Gewitter, N=Nebel, R =Regen, Rs =Regenschauer,
Sr=Sprühregen, S=Schnee, SR =Schneeregen, Ss=
Schneeschauer, -- =keine Meldung. Alle Tabellenzeigen
als Prognose die Tages-Höchsttemperatur, als gestrigen
Wert die Messung mittags Ortszeit.
Aachen 7° b 11° h 9° w 11° h
Arkona 5° b 8° b 7° h 7° w
Berlin 6° s 8° h 7° h 6° w
Bremen 7° b 9° w 7° N 7° N
Brocken 1° s 8° s 7° h 6° h
Cottbus 7° s 8° h 8° h 6° w
Cuxhaven 7° b 10° w 8° w 7° w
Dresden 6° s 8° s 7° s 6° h
Düsseldorf 7° b 10° h 8° w 9° w
Erfurt 5° s 6° N 7° h 5° N
Essen 6° b 10° h 8° w 9° w
Feldberg 2° s 10° h 10° h 10° h
Feldberg Ts. 3° s 6° w 6° h 5° w
Frankfurt/M. 5° s 8° w 8° w 7° w
Freiburg 4° b 8° w 10° h 10° N
Garmisch 6° R 9° N 11° N 11° h
Greifswald 5° b 8° w 6° h 6° w
Großer Arber 4° h 8° h 10° s 7° h
Hamburg 7° w 9° w 8° h 7° w
Hannover 7° s 9° h 7° h 7° N
Helgoland 8° b 11° w 10° w 9° b
Hof 2° s 6° w 5° h 4° N
Kahler Asten 3° s 7° h 5° w 5° N
Karlsruhe 6° s 10° w 8° w 8° w
Kassel 2° s 7° h 6° h 5° w
Köln 6° b 11° h 9° w 9° w
Konstanz 7° b 8° b 8° N 8° N
Leipzig 6° h 8° h 7° h 6° w
Lübeck 6° w 9° w 7° h 7° N
Magdeburg 6° s 8° h 7° h 6° w
Mannheim 6° s 9° w 8° w 8° N
München 7° b 7° w 8° w 8° N
Norderney 7° b 10° w 9° w 7° w
Nürnberg 4° s 8° w 7° w 7° w
Oberstdorf 6° b 11° h 12° s 12° s
Osnabrück 6° R 9° w 8° h 6° w
Passau 8° b 8° w 5° w 5° w
Rostock 6° h 9° w 7° h 7° w
Saarbrücken 1° N 8° w 8° N 9° N
Stuttgart 5° b 9° w 10° N 9° w
Sylt 8° b 10° b 10° w 9° b
Trier 5° h 9° w 8° N 8° N
Zugspitze -1° s 4° h 4° h 1° h
An der Westseite von Hoch OTTO über
Osteuropa strömt zumindest in höhe-
ren Luftschichten recht milde Luft zu
uns nach Deutschland.
Berlin, Brandenburg, Sachsen-
Anhalt, Thüringen, Sachsen: An-
fangs halten sich teils zähe Nebel-
und Hochnebelfelder. Diese lösen sich
aber heute im Tagesverlauf meist
noch wieder auf. Dann scheint bei
maximal 8 Grad auch länger die
Sonne. Es weht nur schwacher Wind.
Bremen, Niedersachsen, Ham-
burg, Schleswig-Holstein, Meck-
lenburg-Vorpommern: Nach zu-
nächst dichten Nebelfeldern in den
Früh- und Vormittagsstunden setzt
sich noch einmal öfter die Sonne
durch. Bei Werten bis 10 Grad weht
schwacher bis mäßiger Südwind.
Nordrhein-Westfalen, Hessen,
Rheinland-Pfalz, Saarland: Heute
starten wir häufig mit zähen Nebel-
und Hochnebelfeldern, die sich auch
am Tage öfter lange halten. Dort, wo
diese sich aber auflösen, scheint die
Sonne und es zeigen sich nur wenige
hohe Wolkenfelder. Die Höchstwerte
liegen bei schwachem Wind aus un-
terschiedlichen Richtungen zwischen
8 und 11 Grad.
Baden-Württemberg und Bayern:
Am Bodensee und entlang der Donau
halten sich heute am ehesten den
ganzen Tag über Nebel- und Hoch-
nebelfelder. In den anderen Regionen
setzt sich dagegen die Sonne durch,
es zeigen sich nur wenige Wolken.
Bei Höchstwerten zwischen 7 und 9
Grad weht schwacher Wind aus östli-
chen Richtungen.
Sonne & Mond
Auf- und Untergang in Mitteleuropäischer
Zeit (MEZ) für Frankfurt/Main.
Melbourne 16° h 20° b 20° b 17° b
Sydney 20° s 21° w 28° w 20° b
Wellington 12° R 13° h 14° s 17° h
Almaty 1° b 3° h 2° h 7° Rs
Bangkok 32° w 35° w 36° w 35° w
Mumbai 32° h 34° h 34° s 34° s
Colombo 29° G 32° w 32° w 32° w
Hanoi 24° b 28° b 28° b 28° b
Hongkong 24° h 27° h 28° w 26° w
Jakarta 32° Rs 33° w 33° w 34° w
Kalkutta 28° s 30° s 30° h 30° h
Manila 30° b 31° b 32° w 31° b
Neu Delhi 25° s 28° s 29° s 29° s
Peking 5° s 8° s 9° h 7° h
Seoul 8° w 6° h 9° s 9° w
Schanghai 17° s 18° s 14° h 15° R
Singapur 28° Rs 31° w 32° w 32° w
Taipeh 24° w 25° h 25° w 24° w
Tokio 17° s 17° s 16° s 16° s
Xian 10° s 13° h 11° R 9° h
Ankara 12° h 16° h 14° w 15° h
Antalya 23° s 25° h 24° h 24° w
Baghdad 19° Rs 22° w 22° h 23° h
Dubai 33° s 34° h 33° h 30° h
Kuwait 25° R 26° h 25° h 25° h
Riad 29° h 27° w 24° w 24° h
Teheran 13° R 13° Rs 14° w 13° w
Tel Aviv 21° w 24° w 26° h 29° s
B.Aires 21° h 24° w 25° w 26° w
Caracas 27° w 26° w 26° w 26° w
Lima 22° w 23° w 23° w 23° w
Mexiko-St. 17° w 20° w 21° w 22° h
Recife 30° w 30° w 30° w 30° w
R.d. Janeiro 24° R 23° b 23° R 25° R
Sant.(Ch.) 20° h 26° h 26° h 24° w
Atlanta 14° w 13° b 12° w 16° w
Chicago 2° w 8° b 9° b 11° b
Denver 5° h 13° w 10° h 13° h
Houston 14° w 19° w 20° w 20° w
Los Angeles 27° h 26° w 23° w 20° w
Miami 28° w 28° w 28° w 27° w
Montreal 7° w 6° h 6° h 7° h
NewYork 10° b 10° w 10° b 11° b
S. Francisco 18° w 20° w 19° w 18° w
Toronto 4° w 6° h 8° h 9° h
Vancouver 9° R 10° s 9° s 9° s
Washington 9° b 10° w 10° b 11° w
Accra 31° w 33° w 32° w 32° w
Algier 17° R 19° w 21° R 23° h
Casablanca 19° h 21° h 23° w 23° w
Dakar 30° h 30° h 29° h 29° h
Johannesb. 24° h 25° w 26° w 29° h
Kairo 22° h 25° h 26° h 26° s
Kapstadt 20° h 27° s 25° h 24° w
Kinshasa 26° b 33° w 33° R 33° w
Lagos 28° w 32° w 32° w 33° w
Nairobi 24° w 27° w 28° w 27° w
Tunis 24° w 22° R 21° R 21° R
Reykjavik 5° w 5° Rs 5° Rs 1° Rs
Riga 6° w 8° b 7° b 7° b
Rom 20° w 22° w 19° w 18° h
Salzburg 7° b 8° w 8° N 8° N
Sofa 9° w 9° b 8° b 11° w
Stockholm 2° h 11° b 10° b 7° w
St.Petersbg. 4° w 7° R 8° R 6° b
Venedig 14° N 16° h 15° s 14° h
Warschau 6° w 6° w 7° h 6° w
Wien 8° R 7° w 9° w 8° w
Zürich 6° b 8° b 8° N 8° N
bis --10° --9 bis --6 --5 bis --1 0 bis 4 5 bis 9 10 bis 14 15 bis 19 20 bis 24 25 bis 29 von 30° an
Vorhersagekarten für heute,
14.11.2012 (Tagesmaximum)
2
2
2
3
3
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2
3
4
Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken Saarbrücken
/ 07:37 16:42Uhr / 08:14 17:09Uhr
H T Hochdruckzentrum Tiefdruckzentrum
Warmfront
Kaltfront
Kaltluftzufuhr Warmluftzufuhr
Kaltluftzufuhr in der Höhe, Erwärmung am Boden Okklusion
sonnig heiter wolkig bedeckt Nebel Regen Schauer Gewitter Schnee Schnee-
schauer
Schnee-
regen
www.wetter.com Quelle: ddp/wetter.com AG
88 888 888 8
Kiel Kiel Kiel Kiel Kiel Kiel Kiel Kiel Kiel
Rostock Rostock Rostock Rostock Rostock Rostock Rostock Rostock Rostock
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Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg
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Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen Bremen
Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover
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Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg Magdeburg
Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin
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Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig Leipzig
Dresden Dresden Dresden Dresden Dresden Dresden Dresden Dresden Dresden
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Essen Essen Essen Essen Essen Essen Essen Essen Essen
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Köln Köln Köln Köln Köln Köln Köln Köln Köln
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Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg Nürnberg
Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt
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Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart Stuttgart
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Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg
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München München München München München München München München München
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Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver Vancouver
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Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles Los Angeles
13 13 13 13 13 13 13 13 13
Denver Denver Denver Denver Denver Denver Denver Denver Denver
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Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago
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Toronto Toronto Toronto Toronto Toronto Toronto Toronto Toronto Toronto
New York New York New York New York New York New York New York New York New York
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Washington Washington Washington Washington Washington Washington Washington Washington Washington
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Miami Miami Miami Miami Miami Miami Miami Miami Miami
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Havanna Havanna Havanna Havanna Havanna Havanna Havanna Havanna Havanna
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Peking Peking Peking Peking Peking Peking Peking Peking Peking
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Xian Xian Xian Xian Xian Xian Xian Xian Xian
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Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai Schanghai
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Seoul Seoul Seoul Seoul Seoul Seoul Seoul Seoul Seoul
Tokio Tokio Tokio Tokio Tokio Tokio Tokio Tokio Tokio
17 17 17 17 17 17 17 17 17
Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Taipeh Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong Hongkong
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Manila Manila Manila Manila Manila Manila Manila Manila Manila
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Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok Bangkok
Saigon Saigon Saigon Saigon Saigon Saigon Saigon Saigon Saigon
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Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur Kuala Lumpur
Singapur Singapur Singapur Singapur Singapur Singapur Singapur Singapur Singapur
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St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg St. Petersburg Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki Helsinki
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Moskau Moskau Moskau Moskau Moskau Moskau Moskau Moskau Moskau
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11 11 11 11 11 11 11 11 11
Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm Stockholm
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London London London London London London London London London
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Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg
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Warschau Warschau Warschau Warschau Warschau Warschau Warschau Warschau Warschau Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt Frankfurt
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Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien Wien
München München München München München München München München München 77 777 777 7
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Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest
Varna Varna Varna Varna Varna Varna Varna Varna Varna
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Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik Dubrovnik
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Paris Paris Paris Paris Paris Paris Paris Paris Paris
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Rom Rom Rom Rom Rom Rom Rom Rom Rom
Palermo Palermo Palermo Palermo Palermo Palermo Palermo Palermo Palermo
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Tunis Tunis Tunis Tunis Tunis Tunis Tunis Tunis Tunis Algier Algier Algier Algier Algier Algier Algier Algier Algier
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Nizza Nizza Nizza Nizza Nizza Nizza Nizza Nizza Nizza
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Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand
Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona Barcelona
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Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux Bordeaux
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Madrid Madrid Madrid Madrid Madrid Madrid Madrid Madrid Madrid
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Malaga Malaga Malaga Malaga Malaga Malaga Malaga Malaga Malaga
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Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon Lissabon
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Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas Las Palmas
Europa Latein-
amerika
Afrika
Nordamerika
Lateinamerika
Naher Osten
Asien
Australien und Neuseeland
TT TTT TTT T
HH HHH HHH H
TT TTT TTT T
HH HHH HHH H
TT TTT TTT T
HH HHH HHH H
Biowetter
In den Nebelgebieten sowie in den
kühlen Morgenstunden besteht eine
hohe Gefahr für rheumatische Pro-
bleme, Schmerzen in Gliedern und
Gelenken sind wahrscheinlich. Tags-
über sorgt das teils trübe Wetter für
Verstimmungen und schlechte Laune.
Dort, wo sich allerdings die Sonne
durchsetzt, bessert sich sofort die
Gemütslage. Nach einem meist tiefen
Nachtschlaf ist man hier tagsüber
dann fit und ausgeruht sowie voller
Tatendrang und Vitalität.
Ausländische Städte
Bogota 17° w 20° w 20° R 19° R
Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Ausländische Städte (Fortsetzung)
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Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Amsterdam 9°b 10°w 9°w 7°N
Athen 19°w 20°w 18°w 19°b
Barcelona 11°h 19°w 20°h 19°w
Belgrad 11°w 9°w 11°w 12°w
Bordeaux 6°N 18°w 18°w 18°w
Bozen 12°h 16°h 15°s 13°s
Brüssel 8°Sr 9°h 8°w 9°N
Budapest 9°R 10°h 9°w 9°w
Bukarest 7°N 7°R 9°w 11°h
Dublin 14°Sr 13°w 10°w 10°b
Dubrovnik 20°h 21°h 16°w 18°h
Edinburgh 12°R 11°R 9°w 9°R
Europa
Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Di. Mi. Do. Fr.
13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Faro 18°s 19°h 19°w 19°b
Helsinki 3°w 9°R 8°R 7°b
Innsbruck 7°w 11°h 11°s 11°h
Istanbul 16°h 16°w 16°Rs 17°w
Kiew 7°R 6°w 6°w 6°h
Kopenhagen 7°N 10°b 9°w 8°b
Larnaka 24°h 25°h 25°h 26°h
Las Palmas 23°w 24°w 24°w 25°w
Lissabon 14°s 17°w 17°R 18°b
Ljubljana 10°R 9°b 8°w 8°b
Locarno 8°w 13°w 11°s 10°h
London 14°w 13°w 12°w 13°w
Madrid 4°s 18°h 17°w 17°w
Mailand 12°b 14°w 13°w 12°N
Malaga 16°s 21°h 21°w 20°w
Mallorca 16°R 21°R 21°h 20°h
Moskau 4°b 3°w 6°R 4°Rs
Neapel 20°h 23°h 20°w 20°R
Nizza 15°h 20°w 19°h 17°h
Oslo -2°N 9°b 8°w 4°w
Ostende 10°b 9°h 9°w 9°w
Palermo 21°s 22°h 21°w 20°R
Paris 7°b 10°h 11°w 13°N
Prag 7°w 5°w 5°w 4°w
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Rentenmanipulationen
Von Kerstin Schwenn
Tunis
Tripolis
Seychellen
Addis Abeba
Kairo
Luanda
Abidjan
Accra
Entebbe
Kapstadt
Casablanca
Khartum
Dakar
Lagos
Mauritius
Nairobi
Daressalam
Harare Lusaka
Johannesburg
Durban
Vodafone-Filiale im Einkaufszentrum Westfield in London Foto Bloomberg
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 17 Finanzmarkt
Novak Djokovic
beherrscht die
Kunst, Zeit zu steh-
len – der serbische
Tennisstar krönt sich beim ATP-
Tour-Finale in London spektakulär
zum Champion. Seite 23
Mittelständler haben künftig
weniger Mühe mit ihrer Bilanz. So
müssen sie in ihrer Gewinn-und-
Verlust-Rechnung statt 20 Posten
nur noch acht Positionen auflisten.
Recht & Steuern. Seite 19
An der Wall Street schwindet die
Hoffnung auf eine schwächere
Bankenregulierung. Bald sitzt eine
scharfe Kritikerin der Finanzinstitu-
te im Senat. In Europa sind Banken-
werte weniger belastet. Seite 18
15 Kilogramm weniger Gewicht,
aber kein Milligramm weniger
Selbstbewusstsein: Van Gaal, der
Bondscoach von Deutschland-Geg-
ner Niederlande, preist immer noch
seine Arbeit in München. Seite 24
Dampf in der
blauen Lagune
W
er in Osteuropa den Ausweg aus
dem niedrigen Zinsumfeld des Eu-
roraums sucht, findet dort immer weni-
ger lukrative Währungen. Denn nun sin-
ken die Zinsen auch dort. In der vergan-
genen Woche hat die polnische Noten-
bank ihren Leitzins um 0,25 Prozent-
punkte auf 4,5 Prozent gesenkt und wei-
tere Zinssenkungen angekündigt. In Un-
garn gab es im zweiten Halbjahr schon
drei Zinssenkungen. Sogar in der Türkei,
die lange durch eine unorthodoxe Geld-
politik auffiel, könnten die Zinsen bald
fallen. Zumindest deutete Notenbankprä-
sident Erdem Basçi zu Wochenbeginn
an, der Leitzins von derzeit noch 5,75
Prozent werde gesenkt, falls die türki-
sche Lira wegen der Kapitalzuflüsse wei-
ter aufwerten sollte.
Die Ratingagentur Fitch hat die Boni-
tät der Türkei Anfang November von
„BB+“ auf „BBB–“ heraufgestuft. Zuvor
hatte die Türkei nicht zu den Ländern ge-
hört, die Kapitalanlegern als investi-
tionswürdig empfohlen wurden. Die Her-
aufstufung durch Fitch in den Klub „In-
vestment Grade“ löste nun an der Börse
Istanbul ein freudiges Kursfeuerwerk
aus. Der Aktienindex ISE 100 der wich-
tigsten türkischen Unternehmen stieg
auf einen neuen Rekord. Der Index hat
seit Jahresanfang in Punkten um 40 Pro-
zent zugelegt. In Euro rechnende Anle-
ger haben wegen der Kursgewinne der
Lira zum Euro mit türkischen Aktien in
diesem Jahr im Schnitt sogar 46 Prozent
gewonnen.
Seit Mitte letzter Woche gehört die
Lira allerdings zu den vielen Währungen,
die rund 1 Prozent zumEuro verloren ha-
ben. Amstärksten sind seither die Einbu-
ßen des polnischen Zloty, der zum Euro
1,6 Prozent abgewertet hat. Gemeinsam
haben Polen und die Türkei, dass sie seit
Jahren die Tigerstaaten Europas sind. An-
ders als Kapitalanleger halten westeuro-
päische Unternehmen beide Länder seit
langem für investitionswürdig. So hat es
zum Beispiel BNP Paribas, die größte
französische Bank, vorgezogen, Filialen
inder Türkei und in Polen zu eröffnenan-
statt zum Beispiel in Deutschland.
Die Gründe dafür sind offensichtlich.
Die polnische Volkswirtschaft wuchs in
jedem Jahr der Krise um mindestens 1,7
Prozent. Der Euroraum dagegen steckt
in der Rezession. Das türkische Bruttoin-
landsprodukt wuchs im vergangenen
Jahr sogar um 8,5 Prozent. In diesem
Jahr schwächt sich das türkische Wachs-
tum zwar auf die Hälfte ab. Doch das
langsamere, aber nach wie vor beachtli-
che Wachstumstempo hat auch Vorteile.
Die Inflationsrate könnte auf rund 7 Pro-
zent fallen – vor allem dann, wenn die
höheren Lira-Kurse den Kauf von Waren
im zunehmend günstigeren Ausland er-
leichtern. Mit niedrigeren Inflationsra-
ten böte sich dann tatsächlich die Chan-
ce für die Notenbank, die Leitzinsen zu
senken. Anlegern würden dann weitere
Kursgewinne bei Anleihen winken.
Etwas anders ist die Lage in Polen.
Zinsniveau und Wachstumstempo sind
niedriger als in der Türkei, aber gleich-
wohl deutlich höher als im Euroraum.
Die polnische Notenbank verringerte
aber in der vergangenen Woche ihre Er-
wartungen an das Wirtschaftswachstum
im kommenden Jahr deutlich von 2,1 auf
1,5 Prozent und für 2014 von 3,0 auf 2,3
Prozent. Ein Mitglied des Zentralbankra-
tes stellte noch zwei weitere Leitzinssen-
kungen auf dann 4 Prozent für die kom-
menden Monate in Aussicht. Damit bie-
tet sich zwar die Chance auf Kursgewin-
ne bei Zloty-Anleihen, aber das Zinsni-
veau insgesamt könnte Euroanlegern
bald nicht mehr attraktiv genug erschei-
nen. Mit jeder Zinssenkung wächst dann
die Gefahr, dass der Zloty zumEuro stär-
ker abwertet, als der Anleger in Polen an
Zinsaufschlag zumEuroraumgewinnt. In
zehn Jahren fällige polnische Zloty-
Staatsanleihen werfen derzeit mit 4,2 Pro-
zent Rendite so wenig ab wie noch nie.
Deutsche Bundesanleihen bringen 1,3
Prozent. Etwas höher ist noch der Zins-
aufschlag in der Türkei: Türkische Lira-
Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit
rentieren derzeit mit 7,4 Prozent.
Fast überall auf der Welt sinken die
Zinsen. Da ist es schon fast eine Nach-
richt, dass der Leitzins in Russland von
8,25 Prozent und in Australien von 3,25
Prozent in diesem Monat (noch) nicht
gesenkt wurde. Damit verliert der größ-
te Nachteil der Anlage im Edelmetall
Gold – die fehlende Verzinsung – zuse-
hends an Bedeutung. Während Gold in
Euro nicht weit von einem neuen Re-
kordpreis entfernt ist, könnte Polen und
der Zloty bei Euroanlegern an Boden
verlieren. HANNO MUSSLER
Aus 20 Posten werden acht
Heute
Bankaktien unter Druck
Sport
Louis van Bayern
Herr Heinz, Karl Matthäus Schmidt von
der Quirin-Bank sagt, Provisionen seien
Bestechungsgeld für den Berater. Sind
Sie bestechlich?
Genauso wenig wie Bank- oder Steuer-
berater. Die Aussage ist zu pauschal.
Sonst hätten wir doch seit 60 Jahren den
Straftatbestand der Bestechlichkeit bei
Vermittlern und allen Berufsgruppen, die
Provisionen für ihre Tätigkeit erhalten.
Aber durch Provisionen werden Anreize
gesetzt, Produkte zu vermitteln, die dem
Vermittler mehr nutzen als dem Kunden.
Der Vorwurf ist in Teilen berechtigt.
Das liegt aber nicht an der Vergütungs-
form, sondern an den Auswüchsen be-
stimmter Vertriebsformen. Verbraucher-
schützer sollten da einhaken, wo der Ver-
trieb dem olympischen Motto „Höher,
Schneller, Weiter“ frönt. Wo er mit irrsin-
nigen Umsatzvorgaben die Menschen kö-
dert, in diesen Beruf einzusteigen und sie
dazu veranlasst, fehlgeleitete Abschlüsse
zu erzielen. Wo er bestimmte Geschäfts-
abschlüsse mit einer Reise auf einem
Schiff belohnt.
Muss man also statt an die Provisionen
an die Incentives heran?
Wir lehnen Incentives ab, wenn sie nur
darauf abzielen, bestimmte Produktions-
vorgaben zu erreichen. Das hat doch
nichts mehr mit dem ursprünglichen Ge-
danken zu tun: „Beratung kostenfrei, Ab-
schlusskosten vom Versicherer gezahlt,
eingepreist in das Produkt“.
Mit dem Honorar ist allerdings tatsäch-
lich die Beratung vom Produkt getrennt,
das der Vermittler empfiehlt.
Die Idee ist nicht ganz schlecht, funktio-
niert aber nicht. Der Versicherungsneh-
mer sieht nicht ein, warum er etwa für ein
Produkt wie die Autoversicherung mit ei-
ner durchschnittlichen Prämie von 400
Euro bei einem Stundensatz von 50 Euro
und zwei Stunden marktumfänglicher Be-
ratung 100 Euro Honorar zahlen sollte.
Das kann man übertragen auf eine Haus-
rat- oder eine Berufsunfähigkeitsversiche-
rung.
Das Problem sind doch kapitalbildende
Versicherungen mit langer Laufzeit:
Kranken- oder Rentenpolicen. Hilft die
Provision nicht, den Kunden in Abschlüs-
se zu drängen?
Das ist möglich, aber es ändert sich
auch nicht durch ein Honorar. Wenn ich
jemandem nach einer umfangreichen Be-
ratung eine Lebensversicherung verkau-
fe, bekomme ich 1000 Euro Provision.
Nun denken wir um: Ich gebe ihm einen
umfassenden Überblick über die Alters-
versorgung und bekomme 200 Euro Hono-
rar. Dann sage ich: „Ob du dich versi-
cherst, ist mir egal. Ich habe keine Storno-
haftung und drucke dir 24 Seiten Proto-
koll aus. Auf Wiedersehen.“ Versicherun-
gen sind doch ein Verkaufsprodukt. Ich
führe gerade viele Gespräche zur Pflege-
rente. Kein Mensch kommt von selbst auf
die Idee, so eine Police abzuschließen.
Was also sollte an der Vergütungsform
geändert werden?
In der Kranken- und Lebensversiche-
rung haben wir fünf Jahre Stornohaft-
zeit. Wir haben die klare Maßgabe, Kran-
kenpolicen nicht zu kündigen und neu ab-
zuschließen. Wir müssen heran an Struk-
turvertriebe mit Zusatzvergütungen und
Hierarchien, die darauf zielen, immer
mehr zu produzieren. Bei der Umstellung
auf Unisex-Tarife führt das dazu, dass
dem Kunden die vierte Lebensversiche-
rung verkauft wird. Der einfache Versi-
cherungskaufmann macht so etwas
nicht.
Großbritannien und die Niederlande hal-
ten trotzdem ein Provisionsverbot für nö-
tig, Deutschland nicht. Dient das nicht
ausschließlich dem Schutz des mit
260 000 Vermittlern aufgeblähten An-
bietermarkts?
Wir kämen sicherlich auch mit 150000
Vermittlern aus. In Skandinavien kam es
aber durch die Honorarberatung zu einer
erheblichen Konzentration. Im ersten
Jahr waren 50 Prozent aller Makler plei-
te. Es gibt weiterhin Versicherungsbe-
darf und der Markt verengt sich auf weni-
ge Unternehmen, die Konditionen diktie-
ren. Nicht der gute Einfirmen-Vertreter
überlebt, sondern die Vertriebsorganisa-
tionen mit viel Kapital im Hintergrund.
Dabei gibt es gar keinen Anlass für grund-
legende Reformen: Die Beschwerden
über Vermittler beim Ombudsmann ge-
hen zurück.
Bei lang laufenden Verträgen haben Kun-
den und Vermittler kein deckungsglei-
ches Interesse. Vermittlern kann es nach
fünf Jahren egal sein, was mit dem Ver-
trag passiert. Müsste es nicht einen Teil
der Provision erst am Ende geben?
Darüber kann man nachdenken. Wie
aber ist es beim Honorar? Der Kunde legt
das Geld nach der Beratung hin. Wie lan-
ge er den Vertrag hält, ist egal. Das Hono-
rar hilft nicht, hohe Stornoraten zu sen-
ken. Auch sie haben viel mit dem Geba-
ren von Strukturvertrieben zu tun. Hinzu
kommen veränderte Lebens- und Er-
werbsbiographien. Außerdem ist heute
vielen Leuten Konsum wichtiger.
Dann hat aber doch der Berater etwas
falsch gemacht, wenn er dem Kunden
nicht klarmacht, dass der Vertrag sich
erst am Ende wirklich lohnt.
Er kann trotzdem optimal beraten ha-
ben. Aber wenn der Kunde nach zehn
Jahren von 30 Jahren Laufzeit sagt: „Ich
habe mich selbständig gemacht und muss
mir ein Auto kaufen.“ Was habe ich dann
vor zehn Jahren falsch gemacht?
Welches Interesse hat der Vermittler dar-
an, dass der Kunde durchhält?
Die Lebensversicherung ist doch nur
ein Aspekt seiner Arbeit. Wenn jemand
eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab-
schließt, fragen wir ihn nach anderen Ver-
trägen: Hausrat, Gebäude, Unfall, Hund.
Wir haben doch ein strategisches Interes-
se, den Kunden ein Leben lang zu beglei-
ten. Und das ist bei den Einfirmen-Vertre-
tern noch größer, weil sie den Cross-Sel-
ling-Gedanken verfolgen. Wenn der Kun-
de nach fünf Jahren kündigt, habe ich
nichts davon, weil ich ihn dann für andere
Geschäftsfelder verliere. Bei einer Um-
stellung auf Honorar werden die Leute
weniger Vorsorgeverträge abschließen.
Und dann möchte ich die Politik sehen,
wenn plötzlich keiner mehr eine Renten-
versicherung oder eine Berufsunfähig-
keitsversicherung kauft. Dann sagen wir:
„Wir beraten doch. Was die Leute daraus
machen, ist uns egal.“
Das Gespräch führte Philipp Krohn.
N
eben demVersorger RWE berichtet
am Mittwoch mit Infineon ein wei-
terer Dax-Wert über seine Geschäfte im
dritten Quartal des Jahres 2012. Da das
Geschäftsjahr von Infineon schon zum
30. September endete, wird gleichzeitig
das Jahresergebnis 2011/2012 der frühe-
ren Tochtergesellschaft von Siemens be-
kanntgegeben. Diese Aufgabe über-
nimmt der erst seit Anfang Oktober als
Vorstandsvorsitzender amtierende Rein-
hard Ploss. Außerdem legen erstmals
seit dem Börsengang Anfang Oktober
der Erstversicherer Talanx sowie die
M-Dax-Unternehmen Bilfinger und Ce-
lesio Geschäftsergebnisse vor. ham.
Die Börse heute
Michael Heinz Foto Reuters
dmoh. FRANKFURT, 13. November. Die
Eon-Aktie hat am Dienstag im Handels-
verlauf rund 14 Prozent an Wert verloren
und damit so viel wie noch nie zuvor an ei-
nem Handelstag. Die Aktie schloss mit ei-
nem Minus von 11,5 Prozent. Das Unter-
nehmen hatte anlässlich der Vorlage sei-
ner Quartalszahlen mitgeteilt, die Ziele
für das Jahr 2013 „vor dem Hintergrund
der erheblichen wirtschaftlichen Unsicher-
heiten und strukturellen Änderungen des
Sektor-Umfeldes“ wohl nicht zu errei-
chen. Auch die Aussagen bis zum Jahr
2015 würden überprüft. Der Aktienkurs
von RWE, das seine Geschäftszahlen an
diesem Mittwoch vorlegt, gab um bis zu
6,5 Prozent nach. Der europäische Bran-
chenindex für Energieversorger verlor 3
Prozent.
„Die Kommunikation von Eon ist aus
Sicht der Anleger äußerst schlecht“, sagt
Daniel Seidenspinner, Aktienanalyst des
Bankhauses Metzler. „Das Unternehmen
sagt, dass es seine Ziele nicht erreichen
werde, nennt aber keine neuen. Das zeugt
von Ratlosigkeit.“ Die Energiewende be-
reite demUnternehmen nach wie vor gro-
ße Schwierigkeiten. „Die steigende Strom-
erzeugung aus erneuerbaren Energien
führt zu geringeren Kapazitätsauslastun-
gen insbesondere der Gaskraftwerke und
somit zu sinkenden Gewinnmargen“, sagt
Seidenspinner. Gerade Eon bereite das
Probleme. „Eon ist im Gasbereich beson-
ders stark, das sind aber die ersten Kapazi-
täten, die vom Netz genommen werden
müssen, wenn Strom aus Sonne und
Wind eingespeist wird.“
Das Unternehmen teilte mit, für das
Geschäftsjahr 2012 weiterhin eine Divi-
dendenzahlung von 1,10 Euro je Aktie an-
zustreben. Das entspricht auf Basis des
auf rund 14,80 Euro gesunkenen Aktien-
kurses einer Dividendenrendite von 7,5
Prozent. Die meisten Analysten gehen da-
von aus, dass die für den 6. Mai geplante
Dividendenzahlung die anvisierten 1,10
Euro betragen wird. Für die Folgejahre
setzen sie hinter die Dividenden aber ein
dickes Fragezeichen. Dieses Jahr hatte
Eon mit 1 Euro je Aktie bereits ein Drittel
weniger gezahlt als in den Vorjahren.
Für die Eon-Aktionäre war der jüngste
Kursrückschlag nicht der erste in einer lan-
gen Kette von Enttäuschungen. Im Juni
war der Kurs auf 14 Euro gefallen, im Vor-
jahr kostete die Aktie im Tief 12,50 Euro.
Gleichwohl müssen sich die aktuellen Kur-
se auch mit Werten aus demJahr 2008 ver-
gleichen lassen, als die Eon-Aktie noch
mehr als 50 Euro kostete. In den Jahren
2006 bis 2009 war Eon über längere Zeit
das wertvollste börsennotierte deutsche
Unternehmen. Mittlerweile liegt Eon mit
einem Börsenwert von knapp 30 Milliar-
den Euro nur noch auf Platz elf und weit
hinter demSpitzentrio Siemens, Volkswa-
gen und SAP mit einemBörsenwert von je-
weils knapp 70 Milliarden Euro. Seit 2009
gehört Eon Jahr für Jahr zu den schwächs-
ten Dax-Werten und liegt auch in diesem
Jahr mit einemMinus von 11 Prozent ganz
am Ende, während die Dax-Werte durch-
schnittlich um knapp 20 Prozent im Kurs
zugelegt haben.
Nord-LB-Analyst Heino Hammann
sieht angesichts der desaströsen Kursent-
wicklung der vergangenen Jahre nun den
Wendepunkt in Sicht und empfiehlt die
Aktie zu halten. „Das Unternehmen ist
mittlerweile in der Realität angekommen
und verfällt nicht mehr reflexartig in Weh-
klagen über den Atomausstieg“, sagt Ham-
mann. Allen Beteiligten sei klar, dass die
guten Zeiten mit oligopolistischen Struktu-
ren, in denen verdient werden konnte, was
man wollte, endgültig vorbei seien. „Das
war ein Umgewöhnungsprozess, aber nun
ist das Unternehmen auf dem richtigen
Weg und passt langsam die Kosten an.“
Standortschließungen seien wegen unren-
tabler Gas- und Kohlekraftwerke ange-
sichts von Überkapazitäten auf dem
Strommarkt unumgänglich. „Es gibt der-
zeit mehr als genug Stromaus allen mögli-
chen Quellen, das hatte nach dem Atom-
ausstieg mancher anders eingeschätzt“,
sagt Hammann. Da die Stromnachfrage
stagniert, sinken die Großhandelspreise.
Der Endverbraucher zahlt wegen höherer
Umlagen für erneuerbare Energien nächs-
tes Jahr wohl dennoch mehr für seinen
Strom.
Eon ist mit seiner Entwicklung jedoch
kein Sonderfall. Auch RWE partizipiert
kaum vom Aufschwung der erneuerbaren
Energien und leidet unter den Überkapazi-
täten. Hier kommen zudem erschwerend
die Kosten für CO
²
-Emissionen hinzu, die
bei RWE wegen des besonders hohen An-
teils an Kohlekraftwerken überdurch-
schnittlich hoch ausfallen. Aber auch den
meisten Energieversorgern im europäi-
schen Ausland geht es nicht viel besser.
Hier belastet weniger das steigende Ange-
bot, sondern die schwache Nachfrage an-
gesichts tiefer Rezessionen in einigen euro-
päischen Ländern. Vor allembei der italie-
nischen Enel und der spanischen Iberdro-
la sehen viele Analysten jedoch eine Kurs-
wende zum Besseren erreicht.
Der Devisenmarktbericht
ImGespräch: Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute
Das Unternehmen kassiert
seine Prognosen für die Jahre
2013 bis 2015 und nennt keine
neuen Ziele. Die besten
Zeiten sind aber auch für die
Konkurrenz vorbei.
Zloty je Euro
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Fleischmann
Referenzkurse der Europäischen Zentralbank
4,02
4,10
4,18
4,26
4,34
4,42
13.11.2012 13.2.2012
maf. FRANKFURT, 13. November. Die
zahlreichen Schadensersatzklagen ge-
gen viele Banken im Zusammenhang
mit angeblichen Manipulationen des In-
terbankenzinses Libor können deren Bo-
nitätsnoten belasten. Dies teilte die Ra-
tingagentur Moody’s am Dienstag mit.
Die von den Aufsichtsbehörden zu er-
wartenden Strafen schätzen die Boni-
tätsprüfer dagegen als verkraftbar ein.
Zu den Banken, die Anfragen der Auf-
sichtsbehörden in diesem Zusammen-
hang schon eingeräumt haben, zählen
unter anderem die Deutsche Bank, Bar-
clays, HSBC, JP Morgan, UBS oder die
Citigroup. Gegen mehrere Institute, dar-
unter auch die Deutsche Bank, sind in
New York zivilrechtliche Klagen einge-
reicht worden. An dem Interbankenzins
Libor sind Finanzprodukte im Volumen
von 500 Billionen Euro gekoppelt. Dazu
gehören variabel verzinsliche Immobi-
lienkredite oder Anleihen. Die Finanz-
aufsicht Bafin prüft die Rolle der Deut-
schen Bank in der Zinsaffäre seit eini-
gen Monaten. Zwei Händler mussten
deshalb die Bank verlassen.
pso. FRANKFURT, 13. November. Die
deutsche Tochtergesellschaft des Schwei-
zer Luxusimmobilienkonzerns Peach
Property hat ihren Börsengang abge-
sagt. Nach eigenen Angaben würden
jetzt „alternative Formen der Zusam-
menarbeit und Finanzierung“ geprüft.
Eine Begründung für den gescheiterten
Börsengang nannte das Unternehmen
nicht. Offensichtlich reichte die Nachfra-
ge nicht aus. Schon in der vergangenen
Woche hatte Peach Property die Zeich-
nungsfrist verlängert. Das Unterneh-
men wollte sich mit dem Börsengang
rund 25 Millionen Euro beschaffen. Zu-
mindest für Großanleger war es damit
wohl nicht attraktiv genug, zumal der
Aktienkurs der Schweizer Muttergesell-
schaft seit längerem unter starkem
Druck steht. Peach Property versicherte
jetzt, dass die laufenden Projekte wegen
ausreichender Innenfinanzierungskraft
gesichert seien. Das Unternehmen be-
fasst sich mit demNeubau von Luxusim-
mobilien, der Verwaltung von Bestands-
gebäuden und mit der Umnutzung von
Gewerbeimmobilien in Wohnungen.
„Die Idee der Honorarberatung funktioniert nicht“
Aktienkurs von Eon fällt so stark wie noch nie
Ausrangierte Stromzähler: Die Energiewende bereitet Schwierigkeiten. Foto Reuters
Infineon blickt auf das Geschäftsjahr
Die Tigerstaaten Europas
Moody’s erwartet
Libor-Belastungen
Kein Börsengang
von Peach Property
Werden Provisionen abgeschafft, schließen weniger Kunden Verträge zur Altersvorsorge ab / Reformbedarf für die Branche.
74
33
30
Aktienkurs in Euro
1)
101
Ende 2007
29
aktuell
Börsenwert
(Mrd. €)
Börsenwert
(Mrd. €)
54
Ende 2007
20
aktuell
Eon
Deutsche Energiekonzerne verlieren stark an Wert
1) Jüngster Stand: 13.11.2012, im Tagesverlauf. Monatswerte. 2) Kursindex (ohne Dividenden). Quelle: Thomson Reuters / F.A.Z.-Grafik Brocker
Aktienkurs in Euro
1)
RWE
Ende 2007=Index 100
1)
Dax
2)
RWE
Eon
31.12.2007 13.11.2012
31.12.2007 13.11.2012 31.12.2007 13.11.2012
Eon und RWE versus Dax
10
15
20
25
30
35
40
45
20
30
40
50
60
70
80
90
20
30
40
50
60
70
80
90
12.11. 13.11.
Dax
F.A.Z.-Index 1542,71 1542,26
Dax 30 7168,76 7169,12
M-Dax 11317,97 11296,97
Tec-Dax 806,89 805,33
Euro Stoxx 50 2473,52 2493,14
Dow Jones 12815,08 12756,18
Nasdaq Index 2904,26 2883,89
Bund-Future 143,23 143,37
Tagesgeld Frankfurt 0,06 % 0,06 %
3-Monats-Euribor 0,192 % 0,192 %
F.A.Z.-Rendite 10 J. Dollar je Euro Rohöl $ je Barrel
London
14.8.2012 13.11.2012
1,35
1,50
1,65
1,80
1,95
2,10
14.8.2012 13.11.2012
6750
6900
7050
7200
7350
7500
14.8.2012 13.11.2012
1,22
1,24
1,26
1,28
1,30
1,32
14.8.2012 13.11.2012
104
107
110
113
116
119
12.11. 13.11.
Bundesanl.-Rendite 10 J. 1,35 % 1,33 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. 1,46 % 1,45 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,59 % 1,59 % *
Gold, London ($/Unze) 1735,25 1726,25
Rohöl (London $/Barrel) 108,77 108,05**
1 Euro in Dollar 1,2735 1,2696
1 Euro in Pfund 0,8020 0,7997
1 Euro in Schw. Franken 1,2057 1,2046
1 Euro in Yen 101,13 100,93
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr
SEI TE 18 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Finanzmärkte und Geldanlage
Die Aktie von Schaltbau Holding zu kau-
fen, rät Close Brothers Seydler Research
und nennt ein mittelfristiges Kursziel von
32 Euro. Aktuell liegt der Kurs der Aktie
des Unternehmens
bei etwa 27,80
Euro. Der Anbieter
von Technologie für
Transportsysteme
mit Sitz in der bayri-
schen Landeshaupt-
stadt München
habe einen Aus-
blick auf seine fi-
nanzielle Entwick-
lung im kommen-
den Jahr vorgelegt.
Das Ergebnis dürfte
von Kosten für das
künftige Wachstum geprägt werden. Die
Perspektiven erschienen sehr verhei-
ßungsvoll, doch es könnten noch keine
konkreten absoluten Zahlen präsentiert
werden, da die Voraussehbarkeit des Ge-
schäfts vor allem mit China und Russland
begrenzt sei. hi.
Die Rheinmetall-Aktie wird von der Na-
tional-Bank in Essen zum Kauf empfoh-
len. Das mittelfristige Kursziel wurde je-
doch von 51 Euro auf 42 Euro gesenkt.
Aktuell notiert das
Papier bei etwa 32
Euro. Die Zahlen
des Rüstungsprodu-
zenten und Autozu-
lieferers aus Düssel-
dorf seien für das
dritte Quartal uner-
wartet schwach aus-
gefallen. Zudem
habe der Konzern
seine Vorgaben für
das gesamte Jahr
herabgesetzt. Vor
diesem Hinter-
grund seien die Prognosen zurückgenom-
men worden. Das Erreichen des neuen
Kursziels setze eine Stabilisierung des
Automarktes, besonders aber eine den
Erwartungen entsprechende Entwick-
lung des Rüstungsgeschäfts im vierten
Quartal voraus. hi.
Die Commerzbank-Aktie zu verkaufen,
rät die Berenberg Bank und steckt ein
mittelfristiges Kursziel von 1 Euro. Aktu-
ell notiert die Aktie bei etwa 1,35 Euro.
Die Strategie des Fi-
nanzinstituts mit
Sitz in Frankfurt
am Main enttäu-
sche. Sie ignoriere
die wirklichen Ursa-
chen seiner Schwie-
rigkeiten und die
daraus folgenden
Konsequenzen.
Das geplante
Wachstum werde
nicht zu höherer Ef-
fizienz und höhe-
rem Ertrag auf das
Eigenkapital führen. Die Bank bleibe
wohl auch weiterhin unzureichend kapi-
talisiert. Ihre Kosten dürften bis 2016 ent-
gegen den eigenen Vorgaben nicht stabil
bleiben, sondern unter anderem wegen
der geplanten Investitionen deutlich
schwanken. hi.
KGV(IBES) 12/2012
1)
28,75/22,103
171,54
9,7
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-
Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters
F.A.Z.-Grafik
Zinkhan
Börsenwert Mio. Euro
Höchst-/Tiefst-
stand, 52 Wochen
Schaltbau Holding
Tagesschlusskurse Xetra
13.11.: Tagesverlauf
ISIN DE0007170300
in Euro
24
25
26
27
28
29
13.11.2012 11.5.2012
KGV(IBES) 12/2012
1)
47,23/30,345
1266,38
6,5
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-
Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters
F.A.Z.-Grafik
Zinkhan
Börsenwert Mio. Euro
Höchst-/Tiefst-
stand, 52 Wochen
Rheinmetall
Tagesschlusskurse Xetra
13.11.: Tagesverlauf
ISIN DE0007030009
in Euro
30
33
36
39
42
45
13.11.2012 11.5.2012
Schaltbau Holding ist ein Kauf Rheinmetall-Aktie kaufen
KGV(IBES) 12/2012
1)
2,171/1,134
7840,69
9,5
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-
Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters
F.A.Z.-Grafik
Zinkhan
Börsenwert Mio. Euro
Höchst-/Tiefst-
stand, 52 Wochen
Commerzbank
Tagesschlusskurse Xetra
13.11.: Tagesverlauf
ISIN DE0008032004
in Euro
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
13.11.2012 11.5.2012
hi. FRANKFURT, 13. November. Der
amerikanische Aktienmarkt steht unter
anhaltendem Druck. Seit der Präsiden-
tenwahl am 6. November hat sich daran
wenig geändert, Aktienindizes haben
wichtige charttechnische Punkte unter-
schritten. Für eine wachsende Zahl tech-
nisch orientierter Analysten befindet
sich der Markt nicht nur in einer Korrek-
turphase, sondern in einer neuen zykli-
schen Abwärtsbewegung, die als Teil
der „säkularen“, im Jahr 2000 entstan-
denen Baisse gedeutet wird. Unbestrit-
ten ist, dass der Markt in eine zuneh-
mend überverkaufte Lage gerät, aus der
heraus jederzeit eine Zwischenerho-
lung entstehen kann. Nach Ansicht der
Pessimisten wäre dies vielleicht sogar
die letzte Gelegenheit für längere Zeit,
sich von amerikanischen Aktien zu tren-
nen. Auf jeden Fall aber müssten Anle-
ger wieder lernen, steigende Kurse zum
Verkaufen zu nutzen und fallende Kur-
se nicht als Chance zum Kaufen zu be-
trachten, heißt es.
Walter Murphy, ein unabhängiger
Techniker, stellt fest, nach der „Elliott
Wave Theory“ spreche das Gesamtbild
der 2009 entstandenen Aufwärtsbewe-
gung für eine Korrektur im Rahmen der
langjährigen Baisse. Da viele techni-
sche Indikatoren unter mittelfristigen
Aspekten für fallende Kurse sprächen,
dürften alle Erholungsversuche in
nächster Zeit nur dazu dienen, die vor-
übergehend überverkaufte Lage zu be-
reinigen. Dabei würde ein Aufschwung
des S&P 500 in den Bereich von 1415
bis 1430 Punkten nicht überraschen.
Nach unten hin sieht Murphy Stützung
zunächst zwischen 1345 und 1369 Punk-
ten.
McNeill Curry, technischer Stratege
bei Bank of America Merrill Lynch,
sieht kurzfristig das Risiko weiter fallen-
der Kurse. Beim S&P 500 sei die Auf-
wärtstrendlinie, die zuletzt bei 1393
Punkten Stützung verheißen habe, ver-
letzt worden. Dies bedeute, dass sie
zum Widerstandsbereich geworden sei.
Der Techniker argwöhnt, dass der Index
in die Zone zwischen 1353 und 1357
Zählern fallen könne, bevor sich über-
zeugendere Anzeichen für die Bildung
eines tragfähigen Bodens ergeben wür-
den.
Kürzlich hat sich auch Robert Farrell,
früher Cheftechniker bei Merrill Lynch,
erstmals wieder zur Lage amamerikani-
schen Aktienmarkt geäußert. Farrell
gilt als einer der Nestoren der moderne-
ren Technischen Analyse, der nach sei-
ner Pensionierung noch einen kleinen
Kreis von Anlegern berät. Äußerungen
des Technikers sind eine Rarität. Schon
vor der Präsidentenwahl hatte er er-
klärt, der Markt werde seine „säkulare“
Baisse wiederaufnehmen, gleich wel-
cher Kandidat aus ihr als Sieger hervor-
gehe. Folglich werde er bei jeder Erho-
lung, die nach der Wahl einsetzen kön-
ne, amerikanische Aktien verkaufen.
Ob der zyklische Gipfel bereits erreicht
oder sogar überschritten sei, könne
noch nicht mit hinreichender Gewiss-
heit festgestellt werden, doch sei der
Markt reif für eine neue zyklische
Baisse. Selbst wenn die „säkulare“
Baisse inzwischen beendet sein sollte,
was mancherorts behauptet wird, dürf-
te der Markt nach Überzeugung des
Technikers die Tiefpunkte noch einmal
auf ihren Bestand hin testen. Im Falle
des S&P 500 wäre dies der Bereich von
670 Punkten.
Farrell weist in diesem Zusammen-
hang auf eine seiner Meinung nach be-
deutende negative Divergenz hin. Der
S&P 500 habe am 14. September ein
neues zyklisches Hoch erreicht. Die
Marktbreite, also der linear dargestell-
te, täglich fortgeschriebene Saldo von
gestiegenen und gefallenen Aktien in
diesem Index, habe bereits am 2. April
ihren Gipfel überschritten. Der Techni-
ker fragt sich, wie lange diese Diver-
genz noch ohne Konsequenzen für das
Kursniveau fortbestehen kann. Aller Er-
fahrung nach erreicht die Marktbreite
schon Monate vor einem Index ihren zy-
klischen Höchstpunkt.
nks./ham. NEW YORK/FRANKFURT, 13.
November. Das Votum der Börsianer an
der Wall Street war eindeutig: Die Aktien-
kurse der großen Banken gaben am Tag
nach den amerikanischen Präsident-
schafts- und Kongresswahlen am Diens-
tag der vergangenen Woche kräftig nach
und zogen auch die großen Marktindizes
nach unten. Die Kurse haben sich seither
auf dem niedrigeren Niveau eingependelt.
Die Finanzbranche hatte sich vor den
Wahlen mehrheitlich auf die Seite des
Wahlverlierers Mitt Romney geschlagen,
der die Wall Street als ehemaliger Vor-
standsvorsitzender der Beteiligungsgesell-
schaft Bain Capital gut kennt. Der wieder-
gewählte Präsident Barack Obama hatte
nach der schweren Finanzkrise vor vier
Jahren dagegen ein an der Wall Street un-
beliebtes Finanzmarktreformgesetz voran-
getrieben. Romney hatte sich im Wahl-
kampf für die Aufhebung dieses sogenann-
ten Dodd-Frank-Gesetzes starkgemacht.
„Die Wall Street muss nun herausfin-
den, wie sie diese Beziehung erfolgreich
führen kann“, sagte Glenn Schorr, Ban-
kenanalyst bei der Investmentbank No-
mura, zum Verhältnis der Finanzbranche
zur amerikanischen Regierung. „Das ist
nicht unmöglich, aber es ist nicht der Aus-
gangspunkt, auf den sie gehofft hatte.“
Gemessen am Branchenindex KBW
Bank Index, haben die amerikanischen
Banken in den vergangenen fünf Tagen
knapp 4 Prozent ihres Börsenwertes ein-
gebüßt. Der Dow-Jones-Index, der 30 gro-
ße amerikanische Standardwerte abbil-
det, ist dagegen nur um rund 2 Prozent ge-
fallen. Einzelne Banken haben noch deut-
lichere Kursverluste verbucht. Der Ak-
tienkurs der auf Wertpapiergeschäfte spe-
zialisierten Bank Morgan Stanley ist um
fast 6 Prozent gefallen. Die Titel des grö-
ßeren Konkurrenten Goldman Sachs
sackten um knapp 5 Prozent ab. Die Kur-
se von Großbanken wie der Bank of Ame-
rica oder Wells Fargo ermäßigten sich
ebenfalls um nahezu 5 Prozent.
In Europa, wo sich die Aktienkurse seit
Anfang Oktober/November kaum bewegt
und damit besser als in Amerika entwi-
ckelt haben, sind auch Bankaktien weni-
ger belastet. Auf Sicht von drei Monaten
ist der europäische Bankaktienindex mit
einem Zuwachs um 11 Prozent sogar so
stark geklettert wie keine andere Bran-
che. Die Vorschläge der Liikanen-Kom-
mission laufen, sofern sie in Europa über-
haupt verwirklicht werden, nicht darauf
hinaus, dass Universalbanken wie die
Deutsche Bank ihr Investmentbanking ab-
spalten müssen. Daher gerieten an der
Börse nur einige europäische Bankaktien
unter Druck, zum Beispiel die Commerz-
bank. Sie kürzte in der vergangenen Wo-
che ihr mittelfristiges Renditeziel von 12
auf 10 Prozente. Seither hat der Com-
merzbank-Kurs mehr als 10 Prozent verlo-
ren. Gut kam an der Börse dagegen das
harte Durchgreifen des UBS-Vorstandes
an, der fast 10 000 Stellen im Investment-
banking streicht. Die Aktie der Schweizer
Bank stieg daraufhin seit Anfang Oktober
um 25 Prozent.
In Amerika beschränkt dagegen das
Dodd-Frank-Gesetz verschiedene einst lu-
krative Geschäftsbereiche von Banken
wie den Eigenhandel mit Wertpapieren.
Die genauen Regeln sind von den nachge-
ordneten Behörden zwar noch nicht alle
festgeschrieben. Allerdings schwinden
mit der Wiederwahl Obamas, der unter
anderem die personelle Besetzung von
Aufsichtsbehörden bestimmt, die Chan-
cen auf eine Verwässerung des Gesetzes.
Bei den Wahlen im Jahr 2008 hatte die
Wall Street Obama noch mehrheitlich un-
terstützt. Nachdem der Präsident den-
noch das Reformgesetz favorisierte und
Banker einmal als „Bonzen“ bezeichnete,
reagierten führende Köpfe der Branche
extrem sensibel. Ein Hedgefonds-Mana-
ger sprach von „Klassenkampf“, ein ande-
rer von „kommunistischer Regierung“.
Stephen Schwarzman, der Gründer der
Beteiligungsgesellschaft Blackstone, setz-
te einen ungeliebten Steuergesetzvor-
schlag mit der Invasion Polens durch Hit-
ler gleich – entschuldigte sich später aller-
dings für die Entgleisung.
Zum Gegenwind für die Banken könn-
te in den kommenden Jahren auch die
Wahl von Elisabeth Warren beitragen, die
sich im Bundesstaat Massachusetts im
Rennen umeinen Senatssitz gegen den re-
publikanischen Amtsinhaber Scott
Brown durchgesetzt hatte. Die als scharfe
Bankenkritikerin bekannte Professorin
der Elite-Universität Harvard hatte zu-
letzt die neue Verbraucherschutzbehörde
aufgebaut, die Teil des 2010 verabschiede-
ten Dodd-Frank-Gesetzes ist. Die Oba-
ma-Regierung sah aber von ihrer Nomi-
nierung als Leiterin der Behörde ab, da
die nötige Bestätigung durch den Senat
an der republikanischen Opposition in
dieser Kongresskammer zu scheitern
drohte. Nun zieht Warren selbst in den Se-
nat ein und gilt als Kandidatin für einen
Sitz imBankenausschuss. „Die Vorstands-
vorsitzenden der Wall-Street-Banken –
die gleichen Leute, die unsere Wirtschaft
zugrunde gerichtet und Millionen von
Jobs vernichtet haben – stolzieren immer
noch schamlos im Kongress herum, ver-
langen Gefälligkeiten und tun so, als
schulden wir ihnen Dankbarkeit“, hatte
Warren in ihrer Rede auf dem Parteitag
der Demokraten in diesem Jahr gesagt.
Die amerikanische Handelskammer hatte
sie vor der Wahl als die „größte Bedro-
hung für die freie Marktwirtschaft“ unter
allen Kongresskandidaten bezeichnet.
Die Republikaner haben bei den Wahlen
ihre Mehrheit imRepräsentantenhaus ver-
teidigt, die Demokraten bleiben weiter
stärkste Fraktion im Senat.
Banken beschäftigen Armeen von Lob-
byisten, um Einfluss auf das Dodd-
Frank-Regelwerk zu nehmen. An der
Wall Street wird damit gerechnet, dass
Banken nun mehr rechtliche Schritte un-
ternehmen werden. Wirtschaftsvertreter
hatten in jüngsten Auseinandersetzun-
gen vor Gericht erfolgreich argumen-
tiert, dass die Börsenaufsicht SECdie Fol-
gekosten neuer Regularien nicht richtig
analysiert hätte.
BERLIN, 13. November (dpa). Geschlos-
sene Immobilienfonds sind nach einer Un-
tersuchung der Stiftung Warentest für An-
leger oft riskant und kaum durchschau-
bar. 40 von 58 Fonds für Immobilienpro-
jekte in Deutschland fielen bei dem Test
durch. Nur acht Fonds erhielten das Quali-
tätsurteil „Befriedigend“, zehn andere die
Note „Ausreichend“. Kein Fonds schnitt
mit „sehr gut“ oder „gut“ ab. Geschlosse-
ne Immobilienfonds seien für die Alters-
vorsorge und für Kleinsparer ungeeignet.
Der Verband Geschlossene Fonds (VGF)
stellte hingegen einige der Warentest-Kri-
terien in Frage und verwies auf eine gute
Leistungsbilanz. Geschlossene Immobi-
lienfonds investieren über zehn oder
mehr Jahre Millionen-Eurobeträge in ein
oder mehrere Bauprojekte wie Büroge-
bäude. Die Häuser werden mit Geld von
Anlegern und Krediten finanziert. An-
ders als bei offenen Immobilienfonds
sind die Anleger Gesellschafter und blei-
ben während der Laufzeit an den Fonds
gebunden. Bei Verlusten haften sie in
Höhe ihrer Einlage.
pik. FRANKFURT, 13. November. Der
Versicherungskonzern Allianz will den
Anteil nicht börsennotierter alternativer
Investments ausbauen. Wünschenswert
sei eine Ausweitung von Immobilien, di-
rekten Unternehmenskrediten und Pri-
vate-Equity-Fonds von derzeit 8 auf 16
Prozent des Anlagevolumens in den kom-
menden fünf Jahren, sagte Vorstandsmit-
glied Maximilian Zimmerer amDienstag
in Frankfurt. Europas größter Versiche-
rer hat derzeit rund 498 Milliarden Euro
angelegt. Bislang hat das Unternehmen
etwas mehr als eine Milliarde Euro di-
rekt in Infrastrukturprojekte wie erneuer-
bare Energien oder Energienetze inves-
tiert. Künftig will die Allianz auch
Fremdkapital für solche Investments be-
reitstellen und baut dafür gerade ein
Team auf, das die Vergabe von Infra-
strukturkrediten prüft.
Die Investitionen in Immobilien sol-
len bis 2015 von derzeit 20 Milliarden
auf dann 30 Milliarden Euro steigen. In
Deutschland und Frankreich sollen auch
verstärkt Immobilienkredite vergeben
werden. Gebremst würde dieses Engage-
ment in beide Anlageklassen durch das
noch geringe Angebot an lukrativen Pro-
jekten und die künftigen europäischen
Eigenkapitalregeln (Solvency II). Wenn
Immobilieninvestitionen mit 25 Prozent
Eigenkapital unterlegt werden müssten,
spiegle das nicht die marktüblichen
Schwankungen auf dem deutschen
Markt wider, kritisierte Zimmerer.
Zudem plant das Unternehmen, stär-
ker in Unternehmensanleihen zu inves-
tieren. Sie machen derzeit 30 Prozent
des Anleiheportfolios von 453 Milliar-
den Euro aus, der Anteil von Bankenan-
leihen von 8 Prozent werde sinken. Da-
für werde stärker in Pfandbriefe inves-
tiert. Staatsanleihen, die mit 37 Prozent
den Großteil amAnleiheportfolio ausma-
chen, würden umgeschichtet. Risiken in
den europäischen Staaten würden abge-
baut, dafür werde mehr in Staatsanlei-
hen von Schwellenländern investiert. In
den vergangenen neun Monaten erhielt
die Allianz auf ihre Neuanlage eine Ver-
zinsung von 3,5 bis 3,6 Prozent.
Tendenzen und Tipps
Analysten sehen amerikanischen
Aktienmarkt im Abwärtstrend
Technische Analyse aus Wall Street
Amerikanische Bankaktien nach Wahlen unter Druck
Des einen Freud, des anderen Leid: Obama feiert seinen Wahlsieg. Foto dpa
Riskante
Immobilienfonds
Allianz setzt auf Infrastruktur
Ausbau der direkten Finanzierung und der Kreditvergabe
S&P-500-Index
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Fleischmann
Börse New York
Wochenschluss, 13.11.: Tagesverlauf
1250
1300
1350
1400
1450
1500
13.11.2012 30.12.2011
in Punkten
An der Wall Street schwindet
die Hoffnung auf eine
schwächere Regulierung.
Dazu sitzt bald eine scharfe
Bankenkritikerin im Senat.
Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Niebel
Die Wall Street eine Woche nach der Wahl
Verluste der Aktien seit dem 5.11.2012
in Punkten in Prozent
5.11.2012 7.11. 8.11. 9.11. 6.11.
Obamas Wahlsieg
zeichnet sich ab
12.11.
47,5
48,0
48,5
49,0
49,5
50,0
50,5
KBW-Bankenindex
Morgan Stanley
Goldman Sachs
Wells Fargo
Blackstone
JP Morgan
Bank of America
Citigroup
US Bancorp
–5,5
–5,5
–4,9
–4,5
–4,0
–3,7
–3,3
–2,4
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Commerzbank enttäuscht
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 19 Recht und Steuern
Gerichte müssen belehren
Gerichte müssen Bürger, die einen Zivil-
prozess verlieren, künftig über die mögli-
chen Rechtsmittel aufklären. Das hat der
Bundestag beschlossen. Durch diese Infor-
mation über Form, Frist und das zuständi-
ge Gericht soll der Rechtsschutz verbes-
sert werden. Die Pflicht gilt allerdings nur
für Verfahren, in denen nicht ohnehin ein
Rechtsanwalt vorgeschrieben ist. jja.
Datenschutz für Jugendliche
Krankenkassen dürfen bei Gewinnspie-
len nur dann Daten von Minderjährigen
ab 15 Jahren sammeln, um sie als Mitglie-
der werben zu können, wenn die Erzie-
hungsberechtigten zustimmen. Denn die
Jugendlichen hätten nicht unbedingt die
nötige Reife, um die Tragweite einer Ein-
willigungserklärung zur Datenspeiche-
rung und Datenverwendung abzusehen,
befand das Oberlandesgericht Hamm. Zu
berücksichtigen sei zwar der mit dem Al-
ter zunehmende Reifeprozess. Abzustel-
len sei aber auf den Durchschnitt der an-
gesprochenen Personengruppe, die in ge-
schäftlichen Dingen noch unerfahren sei.
Beim Lesen der Gewinnkarte überwiegt
demnach der Anreiz, etwas zu gewinnen,
gegenüber dem „konsequenten Nachden-
ken darüber, was infolge der Preisgabe
der Daten passieren könne“. Auf den Teil-
nehmerkarten wurden Name, Anschrift,
Geburtsdatum und Kontaktdaten abge-
fragt (Az.: I-4 U 85/12). jja.
Rauswurf nach Drohung
Wer seinen Vorgesetzten bedroht, muss
sich auf eine fristlose Kündigung gefasst
machen. Das Arbeitsgericht Mönchen-
gladbach billigte die Entlassung eines
langjährigen Beschäftigten der dortigen
Stadtverwaltung. Der Arbeiter hatte sich
mit seinem Chef über die Durchführung
von Arbeiten am Bodenbelag einer Stra-
ße gestritten. In Gegenwart eines Kolle-
gen sagte er zu ihm: „Ich hau dir vor die
Fresse. Ich nehme es in Kauf, nach einer
Schlägerei gekündigt zu werden. Der
kriegt von mir eine Schönheitsoperation;
wenn ich dann die Kündigung kriege, ist
mir das egal.“ Die Richter sahen darin
eine strafrechtlich relevante Bedrohung –
zumal der Mann wegen eines ähnlichen
Vorfalls bereits einmal abgemahnt wor-
den war (Az.: 6 Ca 1749/12). jja.
Wer mogelt, zahlt selbst
Wenn jemand seine wahren Vermögens-
verhältnisse verschleiert, um sich einen
Rechtsstreit vom Staat bezahlen zu las-
sen, kann ihm diese Prozesskostenhilfe
nachträglich wieder aberkannt werden.
Wie der Bundesgerichtshof entschied, gilt
das auch dann, wenn sich die wirtschaftli-
che Lage des Betroffenen anschließend
tatsächlich verschlechtert hat (Az.: IV ZB
16/12). jja.
B
ei etwa 500 000 Unternehmen
könnten bereits für die diesjähri-
gen Abschlüsse deutliche Erleichterun-
gen möglich sein. Diese ergeben sich
aus dem Regierungsentwurf eines Ge-
setzes zur Schaffung von Erleichterun-
gen für Kleinstkapitalgesellschaften
bei den Bilanzierungs- und Offen-
legungsvorschriften (F.A.Z. vom
31. Juli). Mit diesem Entwurf wird die
Micro-Richtlinie der EU weitgehend
umgesetzt. Erfasst werden Kapital- und
haftungsbeschränkte Personenhandels-
gesellschaften, die höchstens einen der
folgenden Schwellenwerte überschrei-
ten: Umsatzerlöse 700 000 Euro; Bi-
lanzsumme 350 000 Euro; im Jahres-
durchschnitt zehn Arbeitnehmer.
Die Erleichterungen bedeuten eine
deutlich verringerte Darstellungstiefe
in der Bilanz und in der Gewinn-und-
Verlust-Rechnung, den Wegfall der
meisten Angaben im Anhang sowie
eine reduzierte Offenlegungspflicht.
Wichtige Regelungen der handels-
rechtlichen Rechnungslegung werden
durch diese Entlastung nicht zur Dispo-
sition gestellt. So sind weiter gehende
Vorschläge, insbesondere die Zulas-
sung einer Einnahmen-Ausgaben-
Rechnung, zu Recht abgelehnt worden.
Denn die Ansprüche der Gesellschaf-
ter auf das Jahresergebnis und das Ei-
genkapital wären dann nicht mehr aus
der kaufmännischen Rechnungslegung
ableitbar. Die Folge wären aufwendige
individuelle Vereinbarungen zur Rege-
lung der Gesellschafteransprüche.
Die Bilanz muss nur noch zwischen
Anlagevermögen, Umlaufvermögen
und aktiven Rechnungsabgrenzungs-
posten sowie zwischen Eigenkapital,
Rückstellungen, Verbindlichkeiten
und passiven Rechnungsabgrenzungs-
posten unterscheiden. Für die Ge-
winn-und-Verlust-Rechnung sind wahl-
weise lediglich acht Posten vorgesehen
statt bisher 19 oder 20. Die Gesellschaf-
ten werden zudem von der Pflicht zur
Aufstellung eines Anhangs befreit. Vor-
aussetzung ist, dass unter der Bilanz
die Haftungsverhältnisse dargestellt
werden; außerdem sind dann Angaben
zu Vorschüssen und Krediten an Mit-
glieder der Geschäftsführung und Auf-
sichtsorgane auszuweisen. Bei Aktien-
gesellschaften müssen ferner Angaben
zu eigenen Aktien gemacht werden.
Der Entwurf geht davon aus, dass
auch ein solcher Abschluss ein Bild der
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
vermittelt, das den tatsächlichen Ver-
hältnissen entspricht. Dazu bedarf es
zusätzlicher Angaben: Wenn Unterneh-
men Pensionszusagen erteilt haben,
die unter Nutzung gesetzlicher Wahl-
rechte nicht in der Bilanz passiviert
sind, ist eine Angabe solcher Verpflich-
tungen unter der Bilanz erforderlich.
Bisher waren die Unterlagen imBun-
desanzeiger zu veröffentlichen. Künf-
tig soll es ausreichen, sie beim Bundes-
anzeiger zu hinterlegen. Außenstehen-
de können aber auf Antrag kosten-
pflichtig eine Kopie der Bilanz erhal-
ten. Somit werden demWirtschaftsver-
kehr für wichtig gehaltene Informatio-
nen weiterhin nicht vorenthalten.
Klaus-Peter Naumann ist Vor-
standssprecher des Instituts
der Wirtschaftsprüfer (IDW).
BERLIN, 13. November. In der Justiz be-
reitet man sich auf eine „bürotechnische
Revolution“ vor, wie es der nordrhein-
westfälische Familienrichter Wolfram
Viefhues nennt. Dazu ist nichts geringe-
res nötig als ein „Zehn-Jahres-Plan“, mit
dem schrittweise die gesamte Korrespon-
denz zwischen Anwälten und Gerichten
elektronisch umgestellt werden soll.
Rechtsvertretern soll damit die Nutzung
des Internets vorgeschrieben werden, um
den gewünschten „Effizienzgewinn“ zu er-
zielen, kündigte der hessische Justizstaats-
sekretär Rudolf Kriszeleit auf einer Ta-
gung des Deutschen Anwaltvereins
(DAV) zum „elektronischen Rechtsver-
kehr“ in Berlin an. Der Bundesrat hat be-
reits parteiübergreifend einen entspre-
chenden Gesetzentwurf auf den Weg ge-
bracht (F.A.Z. vom 26. September). Bun-
desjustizministerin Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger (FDP) will einen ganz
ähnlichen Vorschlag noch in diesem Jahr
vom Kabinett verabschieden lassen.
Bisher gleicht die Elektrifizierung der
Justiz noch einem Flickenteppich: Hessen
und Berlin haben bereits an allen Gerich-
ten den Mailempfang von Schriftsätzen
erlaubt, wie Christian Meyer-Seitz vom
Bundesjustizministerium auf derselben
Veranstaltung vortrug – Bayern und Nord-
rhein-Westfalen hingegen noch gar nicht.
Noch immer sei das Fax bei den Anwälten
weitaus beliebter als das „Elektronische
Gerichts- und Verwaltungspostfach“ von
Gerichten und Behörden; die Eingänge
dort bewegten sich im Promillebereich,
bedauerte Meyer-Seitz. „Kein Wunder“,
rief ein Advokat dazwischen: „Bisher
kocht jedes Bundesland seine eigene Sup-
pe – und wir sind die Einzigen, die haften,
wenn deshalb etwas schiefgeht.“
Familienrichter Viefhues, im Ehren-
amt Vorsitzender der zuständigen Kom-
mission des Deutschen EDV-Gerichts-
tags, warb für eine baldige Ausweitung.
„Die elektronische Akte ist das Ziel“, sag-
te er. Allerdings könne man nicht einfach
alle dicken Briefumschläge einscannen,
die ein Lieferwagen etwa am Amtsge-
richt Köln täglich abliefere: „Dann wür-
de manches schiefgehen, und manches
wäre futsch.“ Auch seien die bislang am
Markt befindlichen Computerprogram-
me bloß „elektronische Bilderbücher“,
rügte Viefhues – „schön zum Angucken,
aber ungeeignet, um damit zu arbeiten“.
Er räumte ein: „Der normale Justiz-
mensch ist nicht immer die Spitze des
Fortschritts – wir sind da etwas bewah-
rend eingestellt.“
Viefhues wandte sich gegen Bedenken-
träger auf allen Seiten. „Richter sehen im-
mer gleich den Rechtsstaat in Gefahr,
falls es zu technischen Problemen
kommt, und Anwälte fürchten ein Haf-
tungsrisiko.“ Dabei komme es schließlich
auch im herkömmlichen Aktenbetrieb zu
Pannen, und umgekehrt funktioniere die
Internetübermittlung doch in aller Regel.
Wie zur Illustration solch professioneller
Sorgensucherei beschwor ein Anwalt im
Saal die Gefahr, eine Frist zu versäumen,
falls der elektronische Zeitstempel eines
Providers von der amtlichen Zeit nach
der Atomuhr abweichen sollte. Solch ein
Fall sei aber noch niemals vorgekommen,
wurde ihm allseits versichert.
Was bislang technisch schon alles mög-
lich ist, schilderte der Wiesbadener
Rechtsanwalt Ulrich Volk. „Ich bin vom
Saulus zum Paulus geworden“, berichtete
Volk begeistert von der elektronischen Be-
arbeitung und Übermittlung von Schrift-
stücken. Allerdings dürfe man seine Mit-
arbeiter im Büro auch nicht überfordern,
umkeinen Proteststurmzu ernten. In klei-
nen Schritten hat er seine Kanzlei des-
halb aufgerüstet, und manches druckt er
sich auch immer noch gerne aus: „Einen
Tabletcomputer nehme ich bislang nicht
mit ins Gericht.“
Für seinen Eingangsstempel hat Volk
zudem ein zusätzliches Feldchen kreiert:
Das kreuzt der jeweils bearbeitende
Rechtsanwalt an, wenn die Sekretärin ein
per Briefpost eingetrudeltes Schriftstück
einscannen soll. Die Versendung eigener
Schreiben läuft über eine Chipkarte, die
in ein kleines Lesegerät gesteckt wird und
mittels einer Geheimzahl eine „qualifi-
zierte Signatur“ erzeugt. So kann Volk
das rechtzeitige Absenden des Schriftsat-
zes beweisen; und der Empfänger kann
sich darauf verlassen, dass dieser wirklich
von dem Anwalt stammt und nicht nach-
träglich verfälscht worden ist.
Die Fahrpläne von Bundesrat und Bun-
desjustizministerium unterscheiden sich
nur in Details; beide sehen drei Stufen für
die Einführung des elektronischen Benut-
zungszwangs vor. Wie Wiesbadens Justiz-
staatssekretär Kriszeleit berichtete, soll
die Bundesrechtsanwaltskammer bis zum
1. Januar 2015 dafür sorgen, dass jeder
Rechtsberater ein „Besonderes Anwalts-
postfach“ erhält: Die Mails werden ver-
schlüsselt und sind fälschungssicher; Ab-
sendung und Empfang sind beweiskräf-
tig. VomJahr 2018 an können die Bundes-
länder dann nach und nach die Benut-
zung vorschreiben – auch jeweils nur für
einzelne Gerichtszweige. „Solche Pilot-
und Probephasen sind außerordentlich
wichtig, um Erfahrungen zu sammeln.“
Zudem benötigten einige Bundesländer
noch viel Zeit, um ihre Übertragungsnet-
ze auszubauen.
Wenn es nach der ganz großen Koaliti-
on im Bundesrat geht, fällt dann in zehn
Jahren die Klappe: Falls Anwälte, Behör-
den oder andere „professionelle Einrei-
cher“ – etwa Sozialverbände oder die
Rechtssekretäre der Gewerkschaften – da-
nach noch Briefe oder Faxe an die Justiz
schicken, sollen sie eine Strafgebühr zah-
len. „Auch für die Kommunen wird das
eine große Herausforderung“, unterstrich
Kriszeleit. Eine weitere Neuerung: Ein
zentrales Register für Schutzschriften soll
dazu führen, dass niemand, der einen Eil-
antrag gegen sich befürchtet, ohne Be-
rücksichtigung seiner Argumente von ei-
nemGericht in einer einstweiligen Anord-
nung verurteilt wird.
Das Bundesjustizministeriumhat in sei-
nem Gesetzentwurf eine etwas kürzere
Übergangsphase vorgesehen. Auch sollen
die Bundesländer zwar ein Opt-out-Recht
behalten, dies aber nur jeweils einheitlich
für alle ihre Gerichtsbarkeiten ausüben
können. Der Bund soll zudem durch eine
Verordnung die technischen Formate fest-
legen können. Offen ist überdies, ob wei-
terhin die aufwendige „qualifizierte Signa-
tur“ nötig ist – oder ob das neue „De-
Mail-Verfahren“ ausreicht. Streit gibt es
außerdem darüber, ob und wann eine
Mail automatisch als zugestellt gilt.
Ein „Anscheinsbeweis“ soll für die
Echtheit der Schriftstücke gelten, und bei
technischen Pannen ist zugunsten der An-
wälte eine „Wiedereinsetzung in den vori-
gen Stand“ garantiert. Und noch in einem
weiteren Punkt will Meyer-Seitz künftig
Papier sparen: Schon in zwei Jahren sol-
len die Gerichte ihre Urteile im Normal-
fall nicht mehr mit Brief und Siegel als
„vollstreckbare Ausfertigung“ rausjagen
müssen, kündigte er an.
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NACHGEFRAGT
Illustration Andrea Koopmann
HAMBURG, 13. November. Vor gut ei-
nem Jahr hat der Bundestag die energie-
rechtlichen Entflechtungsvorschriften für
Transportnetzbetreiber nach europarecht-
lichen Vorgaben deutlich verschärft. Dies
betrifft die Betreiber von großen, überre-
gionalen Energienetzen. Umdie Gefahr ei-
ner Diskriminierung anderer Marktteil-
nehmer zu vermeiden und der Macht gro-
ßer Energieversorger zu begegnen, wur-
den eigentumsrechtliche Entflechtungs-
vorschriften verabschiedet. Diese sehen
eine weitgehende Trennung des Netzbe-
triebes von den Bereichen der Energieer-
zeugung und des -vertriebs vor. Die Vor-
schriften gehen auf die EU-Richtlinien
2009/72/EG (Strom) und 2009/73/EG
(Gas) zurück. Sie sind Bestandteil des
„Dritten Energiebinnenmarktpakets“. Die-
se Vorgaben aus Brüssel wurden durch
eine Änderung des Energiewirtschaftsge-
setzes (EnWG) umgesetzt.
In der Folge kam es zur beabsichtigten
Aufspaltung großer, vertikal integrierter
Energieversorger. Die Praxis der vergange-
nen Monate zeigt nun aber, dass die Vorga-
ben die Entwicklung des Energiesektors
nachhaltig beeinträchtigen. Dies gilt vor
allem für den Ausbau der benötigten Off-
shore-Netzanbindungen. Gerade große Fi-
nanzinvestoren, Infrastrukturfonds und
Unternehmen der Versicherungsbranche
sind in der Lage und bereit, sich als Co-Fi-
nanzierer an großen Infrastrukturvorha-
ben zu beteiligen. Doch auch sie unterlie-
gen den strikten Vorgaben, obwohl sie am
Tagesgeschäft ihrer Beteiligungen in der
Regel gar kein primäres Interesse haben.
Denn bei wortlautgetreuer Anwendung
der Entflechtungsvorgaben ist es diesen
Unternehmen prinzipiell untersagt, sich
beispielsweise an einem deutschen Über-
tragungsnetzbetreiber wesentlich zu betei-
ligen, wenn bereits ein nicht unerhebli-
cher Anteil an einem niederländischen
Offshore-Windpark besteht.
Die Entflechtungsvorschriften drohen
somit über ihr Ziel hinauszuschießen. Bei
vertikal integrierten Versorgungsunter-
nehmen alter Prägung bestand die Gefahr
einer wirtschaftlichen Bevorzugung der
Marktstufen der Erzeugung und des Ver-
triebs mit Hilfe des monopolistischen
Transportbereichs. Ganz anders sieht die
Interessenlage jedoch für nichtstrategi-
sche Investoren aus: Diese sind vorrangig
an einer Risikostreuung über Anlageklas-
sen in verschiedene Marktstufen interes-
siert, um eine bestmögliche und stabile
Verzinsung der Investitionen zu sichern.
Weil Finanzinvestoren kein eigenes Ver-
marktungsinteresse an der Energie selbst
haben, besteht für sie kein Anreiz, ihren
Einfluss auf der Ebene des Energietrans-
ports auszunutzen, umandere Energiepro-
duzenten zu diskriminieren.
Eine strikt amWortlaut orientierte Aus-
legung hat nachteilige Konsequenzen zur
Folge, weil sie die zügige Umsetzung der
Energiewende gefährdet. Vor diesem Hin-
tergrund ist mit Blick auf den Gesetzes-
zweck eine korrigierende Auslegungshilfe
oder Leitlinie der Europäischen Kommis-
sion geboten. Denn nur so können unver-
hältnismäßige Investitionsbarrieren besei-
tigt und die erforderliche Rechtssicherheit
für Finanzinvestoren im Energiesektor
wiederhergestellt werden.
MATTHIAS HIRSCHMANN
Der Autor ist Partner bei Hogan Lovells.
Rechtsanwälte sollen in ein paar Jahren keine Briefe, Faxe oder
Akten mehr an die Gerichte schicken dürfen. Bislang setzen sie
noch auf die klassischen Kommunikationswege. Doch Bundes-
regierung und Bundesländer wollen den „Elektronischen Rechts-
verkehr“ verbindlich einführen. Anfang kommenden Jahres könnte
der Bundestag endgültig über die Gesetzentwürfe abstimmen.
Von Joachim Jahn
Aus 20 Posten
werden acht
Regulierung bremst Energiewende
Finanzinvestoren sind jetzt auf eine Marktstufe festgelegt
Künftig dürfen Anwälte nur noch Mails an die Gerichte schicken
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Royal KPN 4,698 4,606
Royal Wessanen 2,206 2,213
SBM Offshore 10,10 10,02
TNT Express 7,132 7,341
TomTom 3,715 3,669
Wolters Kluwer 14,52 14,37
Brüssel 12.11. 13.11.
Belgacom 22,375 22,335
GBL 58,22 58,39
KBC Group 19,245 19,45
Solvay 93,72 93,70
Telenet 35,40 35,52
Dublin 12.11. 13.11.
Bank of Ireland 0,093 0,094
CRH 14,20 14,27
Kerry Group 38,15 39,50
Ryanair Holdings 4,925 5,00
Helsinki 12.11. 13.11.
Fortum 13,94 13,64
Kone 56,00 56,15
Sampo 24,07 24,21
Stora Enso Corp. 5,55 5,535
UPM-Kymmene 8,23 8,235
Lissabon 12.11. 13.11.
Banco Espirito Santo 0,792 0,80
EDP 1,973 1,958
GALP 12,02 12,025
Jeronimo Martins 13,72 13,885
Portugal Telecom 3,778 3,764
Madrid 12.11. 13.11.
Abertis Infraestr. 10,64 10,72
Acciona 45,325 45,565
Acerinox 8,70 8,464
ACS 15,725 16,075
Antena 3 TV 2,89 2,97
Banco E. d. Cr. 2,73 2,701
Bankinter 3,016 3,02
Caixabank 2,645 2,623
Enagás 14,91 14,885
Endesa 15,685 15,655
Ferrovial 10,705 10,965
Fom-Constr. FCC 9,54 9,411
Gas Natural 11,85 11,785
Grupo Banco Popular 1,169 1,025
Indra 8,578 8,59
Int. Consol. Airlines 2,124 2,113
Mapfre 2,009 2,011
Mediaset Espana 4,222 4,166
Metrovacesa 0,72 0,69
Red Eléctrica 35,285 35,345
Sacyr Valleherm. 1,39 1,349
Mailand 12.11. 13.11.
Atlantia 12,34 12,69
Autogrill 7,73 7,70
Buzzi Unicem 4,428 4,444
Davide Campari 5,86 5,875
Exor 19,61 19,48
Fiat Industrial 8,21 8,045
Fiat StA 3,384 3,432
Finmeccanica 3,716 3,694
Geox 2,002 1,991
Impreglio 3,012 3,024
Indesit 5,09 5,10
Italcementi 3,606 3,606
Luxottica 29,16 29,86
Mediaset 1,268 1,275
Mediobanca 4,396 4,486
Mediolanum 3,52 3,544
Mondadori Editore 1,089 1,051
Parmalat 1,737 1,799
Pirelli & C. 8,675 8,43
RCS MediaGroup 1,24 1,185
Saipem 33,80 34,32
Snam Rete Gas 3,346 3,34
Telecom Italia 0,72 0,722
Tenaris 14,20 14,50
Paris 12.11. 13.11.
Accor 24,125 24,195
Air France-KLM 7,22 7,258
Alcatel-Lucent 0,896 0,873
Alstom 27,64 27,74
Atos 52,10 53,54
BIC 96,34 96,57
Bouygues 17,90 17,91
Bull 2,25 2,24
Cap Gemini 30,74 31,475
Casino Guich. 66,96 68,37
Club Méditerranée 11,90 11,80
Crédit Agricole 5,479 5,65
EADS 26,115 26,185
Edenred 22,895 23,00
EdF 15,42 15,225
Euro Disney 4,92 4,96
Faurecia 11,775 11,34
GBL 58,22 58,39
Groupe Eurotunnel 5,80 5,749
Groupe SEB 51,08 50,30
Imerys 43,93 44,355
Lafarge 45,595 45,985
Lagardère 21,00 21,305
Michelin 65,55 65,16
Pernod Ricard 83,00 84,12
Peugeot 4,584 4,471
Pinault-PR 137,30 137,15
Renault 34,00 33,695
Sodexo 60,73 60,80
STMicroelectronics 4,314 4,388
Technicolor 1,87 1,883
Technip Sa 84,23 84,21
TF1 6,721 6,755
Thales 26,765 26,52
Valeo 32,67 32,66
Vallourec 34,155 34,005
Veolia Environnem. 7,701 7,697
Wien 12.11. 13.11.
Agrana Beteil. 93,50 93,50
Andritz 46,385 46,27
AT&S Austria 6,84 6,732
BWT 15,85 15,845
Erste Group Bank 20,57 20,42
EVN 11,05 11,00
Flughafen Wien 35,325 35,50
Immofinanz 2,981 2,992
Intercell 1,75 1,752
Mayr-Melnhof 77,60 76,97
OMV 27,13 26,96
Österreich. Post 29,14 29,00
Palfinger 16,45 16,57
Raiffeisen Bank Intl 30,855 30,725
RHI 20,885 21,10
Schoeller-Bleckmann 74,00 73,02
Semperit 32,465 31,14
Strabag SE 21,015 20,405
Telekom Austria 4,565 4,588
Verbund Ö.E. 17,23 17,22
Vienna Insurance 33,70 33,685
Voest-Alpine 23,645 23,615
Wienerberger 5,76 5,75
Zumtobel 8,10 8,149
Fremdwährungen
Kopenhagen (DKK)
12.11. 13.11.
Heimatbörse
AP Moeller-Maersk 41120 41040
Carlsberg B 534,50 531,50
Coloplast B 1317,00 1313,00
Danske Bank 94,05 93,30
Novo Nordisk B 913,00 914,00
Novozymes B 155,10 155,10
Sydbank 104,50 103,50
Topdanmark 1193,00 1180,00
Vestas Wind 25,72 24,77
London (GBP) 12.11. 13.11.
3i Group 214,70 213,60
A. B. Foods 1385,00 1404,00
Admiral Group 1092,00 1081,00
Alliance Trust 368,80 370,10
AMEC 1030,00 1033,00
Antofagasta 1257,00 1249,00
ARM Holdings 715,50 720,00
Aviva 328,30 332,50
BAE Systems 306,30 308,40
Bank of Ireland 0,093 0,094
Brit. Land 521,50 524,50
Brit. Sky Broadc. 753,50 763,00
BT Group 224,90 227,90
Heimatbörse Frankfurt
52 Wochen 12.11. 13.11. 13.11. Ver.
Vergleich Dividende Schluss Schluss Schluss in %
3M Co. 0,59$4x 89,18 89,08 70,30 +0,1
Alcoa 0,03$4x 8,43 8,31 6,59 -0,7
American Express 0,20$4x 55,52 54,74 43,43 -0,4
AT & T Inc. 0,44$4x 33,87 33,95 26,62 +0,1
Bank of America 0,01$4x 9,39 9,33 7,48 +0,8
Boeing Co. 0,44$4x 73,69 73,36 58,19 -0,2
Caterpillar Inc. 0,52$4x 85,18 83,26 67,00 +0,1
Chevron Corp. 0,90$4x 105,93 105,28 83,42 +0,4
Cisco Sys. 0,14$4x 16,86 16,85 13,24 -0,7
Coca Cola Co. 0,26$4x 36,08 36,16 28,75 +1,1
Disney Co. 0,60$1x 47,45 47,96 37,69 +1,9
DuPont Co. 0,43$4x 43,13 42,91 33,77 -0,5
Exxon Mobil Corp. 0,57$4x 87,32 86,47 69,19 +0,8
General Electric 0,17$4x 20,89 20,68 16,40 -0,6
Hewlett-Packard 0,13$4x 13,41 13,14 10,37 -1,7
Home Depot 0,29$4x 61,16 63,38 50,30 +4,8
IBM 0,85$4x 189,25 188,32 149,39 +0,1
Intel Corp. 0,23$4x 20,77 20,28 16,22 -0,2
Johnson & Johnson 0,61$4x 69,68 69,51 54,90 -0,1
Mc Donald’s 0,70$4x 84,88 84,64 66,79 -0,1
Merck & Co. 0,42$4x 44,02 43,68 34,56 -0,1
Microsoft 0,23$4x 28,22 27,09 21,41 -4,1
Morgan (J.P.) 0,30$4x 40,58 40,04 31,69 -1,3
Pfizer 0,22$4x 24,11 24,05 19,10 +0,7
Procter & Gamble 0,56$4x 67,08 66,85 52,80 -0,1
Travelers Comp. 0,46$4x 68,44 68,23 53,53 -0,4
United Technologies 0,54$4x 76,95 77,00 60,55 +1,4
UnitedHealth 0,21$4x 52,20 52,19 41,13 ±0,0
Verizon 0,52$4x 42,56 42,54 33,98 +1,2
Wal-Mart Stores 0,40$4x 72,48 71,81 56,59 -0,5
Übersee Börsen
Dow Jones Industrial Average
New York (USD)
12.11. 13.11.
Heimatbörse
Abbott Labor 64,87 64,68
Accenture 66,64 66,28
AES Corp. 9,91 9,74
Aetna Inc. 41,91 41,48
Aflac Inc. 49,84 50,03
Agilent Techno. 36,82 36,33
Air Prod. & C. 79,95 80,54
AK Steel 5,46 4,50
Allegheny Tech. 28,29 27,07
Allergan Inc. 90,56 89,77
Alliant Energy 43,58 43,46
Allstate 38,55 38,09
Alpha Natural Res. 7,87 7,58
Altria Group Inc. 31,10 31,18
Am. Electric Power 41,27 41,34
Am. Intl. Group 31,98 31,35
AMD Inc. 1,99 2,09
Ameren 29,86 29,69
American Tower Reit 74,74 74,23
Anadarko Petr. 70,75 70,24
Aon PLC 56,01 56,17
Apache Corp. 78,57 77,34
Archer-Daniels 25,26 24,89
ASA Gold&Precious 23,03 22,75
Ashland Inc. 72,07 71,95
Avery Dennison 32,80 32,55
Avon Products 14,31 14,05
Baker Hughes Inc. 40,71 40,25
Ball Corp. 43,70 43,37
Bank of N.Y. Mellon 24,07 24,01
Barnes & Noble 14,97 15,33
Baxter Int. Inc. 65,06 65,95
Beam Inc. 54,53 54,55
Becton D.& C. 74,63 74,88
Bemis 33,11 32,67
Berkshire Hath. A 128160 128925
Berkshire Hath. B 85,27 85,87
Best Buy 15,85 15,70
Blackstone L.P. 14,50 14,36
BMC Software 40,12 39,74
Boston Scientific 5,21 5,19
BP PLC 40,95 40,54
Bristol-Myers Sq. 31,94 31,87
Campbell Soup 35,77 36,58
Capital One 57,82 57,31
Carnival Corp. 38,46 38,41
Cdn Pacific Railw. 91,13 91,91
Centerpoint En. 20,155 19,96
Centurytel 38,92 38,78
Charles Schwab 12,95 12,68
Chiquita Brands 6,86 6,90
Chubb 74,17 74,53
CIGNA Corp. 51,08 51,05
Citigroup Inc. 36,42 36,16
Clorox 73,04 73,47
CNA Financial 28,21 27,49
Coca Cola Enterpr. 30,51 30,10
Colgate-Palmolive 104,31 104,28
Computer Sciences 35,24 35,22
ConAgra Foods 27,84 27,82
ConocoPhillips 55,64 55,35
Consolidated Edison 55,12 55,19
Con-Way Inc. 28,32 27,76
Cooper Industries 76,72 76,73
Corning Inc. 11,27 11,16
Crane 41,44 41,37
Crown Castle Intern. 66,50 66,66
Crown Holdings Inc. 37,20 37,10
CSX Corp. 19,96 19,90
CVS Caremark 46,25 46,23
Dana Hold. 13,43 13,47
Danaher Corp. 52,07 52,11
Deere & Co. 85,68 85,69
DeLuxe Corp. 30,03 29,71
Dominion Res. 49,19 50,21
Dover Corp. 60,43 60,75
Dow Chem. 28,79 28,83
Duke Energy 61,45 62,01
Dun & Bradstreet 80,81 81,00
Eaton Corp. 49,55 49,47
Edison Internat. 43,91 44,14
EMC Corp. 24,10 23,91
Emerson Electric 50,34 49,91
Entergy Corp. 64,22 64,29
Enzo Biochem 2,58 2,78
Excelon Corp. 30,75 29,94
FedEx Corp. 90,08 90,46
FirstEnergy 41,88 42,10
Fluor Corp. 52,23 52,24
FMC Corp. 52,81 52,26
Foot Locker Inc. 32,35 32,62
Ford Motor 10,97 11,00
Forest Labs 32,60 32,42
Franklin Resources 129,49 129,86
Freeport-McMoRan 38,64 38,37
Gannett Inc. 16,79 17,04
Gap Inc. 33,50 33,69
GATX Corp. 41,20 41,56
GenCorp Inc. 8,68 8,65
General Dynamics 64,18 63,75
General Mills 39,20 39,35
General Motors 25,26 24,82
GlaxoSmithKline 43,03 42,81
Goldman Sachs 117,24 116,47
Goodyear 11,61 11,29
Grace 63,76 63,33
Grainger Inc. 193,42 192,80
H&R Block 17,82 17,82
Halliburton 30,65 30,39
Harley-Davidson 45,84 45,53
Harris Corp. 48,14 47,94
Harsco Corp. 19,15 19,05
Hartford Fin. Serv. 20,89 20,55
Heinz (H.J.) 57,68 58,07
Hershey Co. 71,13 71,81
Hess Corp. 50,57 49,96
Hillshire Brands 26,20 26,35
Honeywell Intl. 61,44 61,24
Hospira 29,89 29,60
Host Hotels & Res. 14,25 14,38
Illinois Tool Works 60,91 60,83
Ingersoll Rand 45,93 46,09
Ingram Micro 15,78 15,68
Int. Paper 34,66 34,36
Intl. Flavors & Frag. 62,70 62,16
ITT 21,73 21,57
Johnson Controls 25,54 25,17
Kansas C.South. 77,31 77,44
Kellogg 53,67 53,82
Keycorp 8,29 8,17
Kimberly-Clark 83,64 84,39
Kroger Co. 24,91 24,77
Leggett & Platt 26,53 26,34
Lilly (Eli) 48,30 47,14
Limited Brands 46,43 47,31
Lockheed Mar. 89,81 90,18
Loews 40,99 40,61
Louis. Pacific 16,13 16,09
Lowe’s 31,98 31,97
Macys 38,70 39,08
Manpower 36,56 36,70
Marriott Intl. 35,31 35,13
Marsh & McL. 34,17 34,10
Masco Corp. 15,11 15,47
McCormick 62,42 63,20
McDermott 10,06 10,14
McGraw Hill 51,26 51,27
MeadWestvaco 29,58 29,42
Medtronic Inc. 41,49 41,30
Meredith Corp. 31,28 30,93
MetLife 32,04 31,47
Molson Coors. Br. 40,77 40,42
Monsanto 85,60 85,19
Morgan Stanley 16,77 16,52
Motorola Sol. 53,41 53,26
Murphy Oil 58,56 57,23
NCR 21,88 22,14
New York Times 8,20 8,29
Newell Rubb. 20,49 20,49
Newmont Min. 47,71 47,19
Nextera Energy 66,79 67,10
Nike 92,29 91,47
NiSource 24,02 24,01
Nordstrom Inc. 54,69 54,89
Norfolk South. 58,06 58,51
Northrop Grumman 65,40 65,37
Nucor Corp. 40,42 40,13
NYSE Euronext 23,26 23,28
Occidental P. 76,53 74,86
OfficeMax 8,05 8,41
Olin Corp. 20,57 20,49
Omnicom 47,02 46,65
Overseas Ship 1,20 1,13
Parker Hannifin 79,14 78,23
Penney (J.C.) 17,97 17,40
PepsiCo 68,61 68,58
PerkinElmer 30,46 30,52
PG & E Corp. 40,53 40,85
Philip Morris 84,98 84,42
Pitney Bowes 11,92 11,67
PP&L Res. 28,26 28,32
PPG Ind. 117,47 117,45
ProLogis 33,34 33,37
Quantum DSS 1,34 1,40
Quest Diagnostics 57,21 56,67
Radioshack 2,12 2,06
Raytheon Co.New 55,39 55,86
Regions Fin. 6,53 6,45
Reynolds America 40,67 40,88
Rockwell Automat. 77,46 78,22
Ryder System 45,60 45,49
Schlumberger 68,48 69,07
Sherwin Will. 149,06 152,05
Snap-On Tools 77,19 76,50
Sothebys Hlds. 29,05 28,91
Southern Co. 42,58 42,95
SPX Corp. 65,80 66,08
Stanley Black & D. 68,67 69,36
Starwood H&R 51,86 51,88
State Street 44,39 44,28
Stryker 53,05 52,68
Sun Trust B. 26,54 26,17
Supervalu 2,77 2,74
SW Airlines 9,07 9,03
Sysco 29,96 29,96
Target Corp. 61,98 62,09
Teradyne 15,68 15,54
Teva Pharmac. 40,20 39,48
Texas Instr. 29,505 29,38
Textron 23,79 23,99
Tiffany & Co. 61,41 61,24
Time Warner New 44,65 44,61
Timken 38,33 38,24
Tupperware 61,63 62,44
Tyco Intl. 27,41 27,33
U.S. Steel 21,515 21,31
Union Pac. 121,77 121,32
Unisys Corp. 15,85 15,52
UPS 72,30 71,86
USG 25,76 25,47
Valero Energy 29,46 29,22
VISA 143,24 142,45
Walgreen 32,76 32,54
Wash. Post 337,92 338,00
Waste Managem. 31,81 31,55
Wells Fargo 32,37 32,02
Western Digital 34,735 34,679
Western Refin. 26,00 26,16
Weyerhaeuser 26,43 26,30
Whirlpool 96,48 96,95
Williams Cos. 31,65 31,87
Worthington 21,10 21,92
Xerox 6,33 6,42
Yum! Brands 72,76 72,70
Nasdaq (USD) 12.11. 13.11.
Adobe Sys. 32,70 32,54
Akamai Techn. 36,57 36,31
Altera Corp. 30,66 30,62
Amazon.com 226,47 226,60
Ameritrade 15,62 15,48
Amgen 85,52 85,77
AMR 0,38 0,371
Apollo Group 19,245 19,01
Apple Inc. 542,83 542,898
Applied Mater. 10,63 10,48
Ascena Retail Group 19,23 19,73
ASM Lithogr. 55,24 54,80
Atmel Corp. 4,81 4,70
Autodesk Inc. 31,00 30,64
Autom. Data 55,42 55,59
Avis Budget 17,04 16,97
Baidu Inc. 104,60 98,601
Bed Bath & B. 57,54 57,96
Biogen Idec 139,48 138,02
Broadcom A 30,91 30,44
C.H.Robinson 61,38 61,39
CA Technologies 22,09 22,20
Celgene 75,66 74,40
Cerner Corp. 77,02 76,66
Check point Softw. 44,59 44,27
Ciena Corp. 14,71 14,17
Cincinnati Fin. 38,86 38,46
Cintas Corp. 40,55 40,53
Citrix Sys. 59,29 57,93
Cognizant 65,95 65,282
Comast Corp. 35,11 35,03
Comcast A 36,165 36,111
Costco 95,98 95,69
Cracker Barrel 62,75 63,00
Dell Inc. 9,345 9,40
Dentsply Int. 38,46 38,14
Directv A 48,17 48,54
Discovery Comm. A 56,07 56,77
Dish Network Corp. 35,74 35,17
Donnelley 9,17 9,18
EarthLink 6,38 6,40
Eastman Kodak 0,208 0,22
eBay 47,47 47,74
Elec. for Imag. 16,44 16,36
Electronic Arts 13,02 12,98
Expedia 57,59 57,19
Expeditors Int. 36,97 36,86
Express Scripts Hold. 51,92 50,98
Facebook 20,07 19,86
Fannie Mae 0,271 0,267
Fastenal C. 41,76 41,39
Fiserv, Inc. 73,96 73,83
Flir Systems 19,37 19,29
Foster Wheeler 22,47 22,52
Freddie Mac 0,27 0,268
Garmin Ltd. 36,52 36,40
Gilead Science 73,928 72,69
Google 665,90 659,053
Green Mountain C. 24,83 24,52
Hasbro Inc. 36,95 36,98
Henry Schein 77,07 77,63
Herman Miller 19,31 19,57
Hologic 20,39 20,25
Illumina 48,22 48,70
Infosys Techn. 42,80 42,08
Integrated Dev. 5,76 5,75
Intuit Inc. 59,35 59,23
Intuitive-Surgical 533,64 536,17
Börsenwert Xetra Xetra Ums.Ges.
52 Wochen in Mrd. Landeswähr. KGV 12.11.12 13.11.12 Tages Veränd. in % seit 52 Wochen Div.- Tsd.St.
Tief Vergleich Hoch Gesamt Streubes. 2012 2013 Schluss Schluss Hoch Tief 12.11. 30.12.11 Hoch Tief Div. Rend. 13.11.
10,8 10,2 Dax 30 7168,76 7169,12 7185,29 7074,87 ±0,0 +21,5 7478,53 5366,50 262,90 3,67 192707
13,46 13,46 16,8 13,8 Adidas NA 64,35 64,35 64,60 63,59 ±0,0 +28,0 68,37 47,11 1,001x 1,55 639
43,27 43,01 8,4 7,6 Allianz SE vink NA I P 93,99 95,04 95,27 93,51 +1,1 +28,6 97,38 64,26 4,501x 4,73 1968
58,87 58,87 11,5 10,3 BASF NA I P 63,06 64,09 64,32 62,74 +1,6 +18,9 68,63 46,06 2,501x 3,90 2856
55,12 55,12 12,3 11,1 Bayer NA I P 66,14 66,66 66,90 65,85 +0,8 +34,9 70,50 42,38 1,651x 2,48 1879
15,15 5,93 28,8 25,7 Beiersdorf 59,94 60,13 60,28 59,62 +0,3 +37,2 61,53 39,75 0,701x 1,16 247
38,30 20,45 8,4 8,8 BMW StA I 63,66 63,62 63,89 62,57 –0,1 +22,9 73,95 48,52 2,301x 3,62 2122
7,90 5,93 19,4 12,3 Commerzbank 1,35 1,36 1,36 1,33 +0,7 +4,1 2,21 1,12 0,001x 0,00 47117
15,10 6,00 6,9 6,5 Continental 75,93 75,50 75,98 74,02 –0,6 +57,0 84,45 44,59 1,501x 1,99 623
38,57 35,64 8,3 8,9 Daimler NA I P 36,01 36,14 36,31 35,56 +0,4 +6,5 48,95 29,02 2,201x 6,09 4690
31,66 31,25 9,2 7,6 Deutsche Bank NA I P 33,42 34,06 34,26 33,11 +1,9 +15,7 39,51 22,11 0,751x 2,20 5718
8,22 7,94 12,4 11,5 Deutsche Börse NA 42,35 42,57 42,70 41,88 +0,5 –1,3 52,10 36,25 3,301x 7,75 752
18,07 13,47 11,6 10,7 Deutsche Post NA 14,98 14,95 14,99 14,81 –0,2 +25,8 16,18 10,12 0,701x 4,68 3915
36,17 24,60 14,0 13,1 Dt. Telekom NA I P 8,35 8,37 8,40 8,27 +0,3 –5,6 10,06 7,69 0,701x 8,36 13167
29,29 27,90 6,8 8,7 E.ON NA I P 16,55 14,64 15,51 14,28 –11,5 –12,2 19,74 14,05 1,001x 6,83 68023
16,00 11,00 18,4 17,6 Fres. Med. Care StA 52,94 52,98 53,16 52,61 +0,1 +0,9 60,27 48,11 0,691x 1,30 636
15,24 11,09 16,2 14,5 Fresenius SE&Co 85,00 85,70 85,92 84,50 +0,8 +19,9 96,93 67,29 0,951x 1,11 533
7,79 5,83 19,9 10,4 Heidelb.Cement StA 41,68 41,55 41,84 40,99 –0,3 +26,7 46,68 26,13 0,351x 0,84 741
11,16 10,92 16,7 15,1 Henkel Vz 62,62 62,63 63,20 62,41 ±0,0 +40,5 64,15 39,85 0,801x 1,28 576
5,70 5,66 13,8 23,8 Infineon Tech. NA 5,27 5,24 5,30 5,14 –0,6 –9,9 7,99 4,87 0,121x 2,29 7850
6,56 5,91 11,4 9,9 K+S NA 35,91 34,29 34,88 33,81 –4,5 –1,8 42,35 30,14 1,301x 3,79 4627
5,09 5,09 8,9 7,8 Lanxess 61,49 61,21 61,48 60,58 –0,5 +53,0 68,90 35,27 0,851x 1,39 427
23,94 23,94 16,2 13,7 Linde 128,85 129,35 129,65 128,15 +0,4 +12,5 136,90 101,60 2,501x 1,93 354
5,76 5,76 21,7 11,0 Lufthansa vink NA 12,43 12,58 12,60 12,41 +1,2 +37,0 12,77 7,88 0,251x 1,99 3948
6,35 6,35 13,1 11,9 Merck 98,40 98,34 98,73 97,43 –0,1 +27,7 101,00 68,67 1,501x 1,53 173
22,96 20,18 8,3 8,0 Münchener R.v.NA I 126,85 128,05 128,35 126,20 +0,9 +35,1 132,00 82,93 6,251x 4,88 744
18,96 16,11 7,9 7,6 RWE StA I 33,32 32,93 32,93 31,17 –1,2 +21,3 37,12 25,67 2,001x 6,07 9585
69,34 50,96 17,5 14,6 SAP I P 55,67 56,45 56,73 55,58 +1,4 +38,2 57,74 39,77 1,101x 1,95 2424
70,28 64,80 10,0 11,8 Siemens NA I P 79,28 79,77 79,97 78,75 +0,6 +7,9 82,78 62,13 3,001x 3,76 2597
8,84 6,60 0,0 21,2 Thyssen Krupp 17,24 17,18 17,27 16,85 –0,3 –3,1 23,29 11,45 0,451x 2,62 2895
26,44 22,33 6,8 6,6 VW Vz I 155,40 155,40 156,20 153,10 ±0,0 +34,3 165,10 109,75 3,061x 1,97 879
15,5 12,5 M-Dax 11317,97 11296,97 11303,26 11200,18 –0,2 +27,0 11720,76 8097,81 317,02 2,81 11156
0,99 0,71 11,3 8,9 Aareal Bank 16,55 16,58 16,70 16,09 +0,2 +18,6 20,04 10,51 0,001x 0,00 216
2,21 1,66 10,7 11,4 Aurubis 49,31 49,26 49,34 48,44 –0,1 +19,6 51,29 35,15 1,201x 2,44 88
3,22 1,33 11,6 11,0 Axel Springer NA 32,52 32,59 32,70 32,32 +0,2 –1,9 39,87 29,64 1,701x 5,22 107
1,15 0,45 20,7 12,9 BayWa vink. NA 34,98 34,85 34,90 34,33 –0,4 +27,7 36,39 26,40 0,601x 1,72 37
3,37 2,73 14,4 13,6 Bilfinger 73,95 73,30 74,05 73,03 –0,9 +11,3 77,40 58,76 3,401x 4,64 158
5,00 5,00 14,3 12,7 Brenntag NA 96,25 97,15 97,43 95,36 +0,9 +35,0 102,60 65,35 2,001x 2,06 185
2,55 1,16 12,0 11,1 Celesio NA 15,09 14,98 15,07 14,74 –0,7 +22,4 15,85 10,30 0,251x 1,67 352
1,57 1,34 15,9 14,6 Deutsche EuroShop NA 30,96 30,45 30,95 30,43 –1,6 +22,8 32,04 22,91 1,101x 3,61 252
1,48 0,75 25,4 17,4 Douglas Hold. 37,66 37,66 37,70 37,65 ±0,0 +35,4 38,10 25,26 1,101x 2,92 76
2,07 2,07 45,8 26,3 Dt. Wohnen Inh. 14,11 14,20 14,20 13,91 +0,6 +42,5 14,74 8,83 0,221x 1,57 103
0,99 0,69 9,2 9,8 Dürr 57,77 57,30 57,80 56,32 –0,8 +68,5 61,98 29,67 1,201x 2,09 52
21,64 10,74 22,6 10,6 EADS (NL) 26,19 26,24 26,36 26,06 +0,2 +8,6 31,66 20,20 0,451x 1,72 67
1,42 0,68 15,4 14,1 ElringKlinger NA 22,45 22,39 22,44 22,12 –0,3 +16,7 25,50 16,22 0,581x 2,59 38
3,11 0,90 23,5 21,9 Fielmann 73,87 73,94 74,17 73,50 +0,1 +0,7 80,85 65,20 2,501x 3,38 17
3,97 1,53 15,6 15,1 Fraport 43,53 43,03 43,53 42,57 –1,1 +13,2 49,84 37,06 1,251x 2,91 177
1,90 1,90 18,5 17,1 Fuchs Petrolub Vz. 53,55 53,56 53,59 52,73 ±0,0 +58,4 55,45 29,82 1,001x 1,87 84
1,67 0,61 18,4 30,0 Gagfah (L) 8,19 8,11 8,17 8,01 –1,0 +104,0 9,05 3,63 0,004x 0,00 102
4,38 4,03 11,4 10,5 GEA Group 23,73 23,33 23,73 23,29 –1,7 +6,8 26,83 18,28 0,551x 2,36 396
1,20 1,20 15,3 13,6 Gerresheimer 38,79 38,29 38,71 38,02 –1,3 +18,9 41,88 28,85 0,601x 1,57 113
1,64 0,87 20,8 18,0 Gerry Weber 35,67 35,81 35,82 35,40 +0,4 +51,9 36,60 20,31 0,651x 1,82 45
0,83 0,66 12,2 11,2 Gildemeister 13,89 13,75 13,82 13,48 –1,0 +41,0 15,62 8,70 0,251x 1,82 154
1,54 1,44 32,3 26,2 GSW Immobilien 30,09 30,39 30,44 30,10 +1,0 +39,2 32,18 20,31 0,901x 2,96 80
1,31 0,40 19,7 17,8 Hamburger Hafen 17,84 17,94 18,54 17,80 +0,6 –21,4 27,03 16,77 0,651x 3,62 151
6,71 3,34 10,4 10,6 Hann. Rückv. 55,43 55,60 55,72 54,96 +0,3 +45,1 57,50 33,91 2,101x 3,78 174
2,93 1,05 15,2 9,8 Hochtief 38,85 38,04 38,73 37,36 –2,1 –14,9 55,68 34,64 0,001x 0,00 230
5,54 1,80 17,4 15,7 Hugo Boss NA 79,08 78,63 78,80 77,26 –0,6 +42,5 89,35 52,50 2,881x 3,66 108
4,91 4,60 29,2 17,6 Kabel Deutschland 54,62 54,02 54,88 52,80 –1,1 +37,8 58,00 37,00 1,501x 2,78 389
0,80 0,80 0,0 0,0 Klöckner & Co. SE NA 8,04 8,06 8,14 7,87 +0,2 –18,8 12,33 6,49 0,001x 0,00 934
1,35 0,57 14,7 13,7 Krones 43,71 42,76 43,55 42,52 –2,2 +16,3 46,98 33,11 0,601x 1,40 24
0,79 0,59 13,1 12,2 KUKA 23,16 23,17 23,23 22,90 +0,1 +63,9 25,20 12,81 0,001x 0,00 59
0,81 0,81 5,8 6,6 Leoni NA 25,12 24,68 25,06 24,06 –1,8 –4,2 40,87 23,56 1,501x 6,08 375
11,03 2,75 18,2 11,9 MAN SE StA 78,47 78,26 78,46 77,24 –0,3 +13,9 103,00 55,01 2,301x 2,94 136
6,92 2,77 8,9 8,3 Metro StA 21,31 21,37 21,51 21,06 +0,3 –24,2 37,35 19,52 1,351x 6,32 707
3,33 3,25 15,9 12,7 MTU Aero Engines NA 64,02 64,04 64,21 63,51 ±0,0 +29,5 67,46 45,45 1,201x 1,87 133
2,31 1,75 10,5 9,2 ProS.Sat.1 Media Vz 20,85 21,16 21,16 20,60 +1,5 +49,9 22,50 12,05 1,171x 5,53 260
3,27 0,58 14,9 13,3 Puma SE 220,00 217,00 219,15 215,15 –1,4 –3,6 277,05 209,05 2,001x 0,92 10
2,35 0,67 24,3 21,9 Rational 206,75 206,50 208,75 200,75 –0,1 +22,8 210,95 152,00 5,501x 2,66 10
1,27 1,23 6,3 5,9 Rheinmetall 32,42 32,17 32,60 31,90 –0,8 –6,0 47,60 30,00 1,801x 5,60 363
2,03 1,47 17,9 12,7 Rhön Klinikum StA 14,69 14,65 14,72 14,56 –0,3 –0,5 22,26 13,50 0,451x 3,07 321
2,03 1,29 161,2 20,5 Salzgitter 34,59 33,86 34,30 32,80 –2,1 –12,4 48,95 27,03 0,451x 1,33 299
2,12 0,85 30,7 21,5 SGL Carbon SE 30,00 30,07 30,22 29,92 +0,2 –21,1 48,26 29,75 0,201x 0,67 89
2,61 1,31 K.A. K.A. Sky Deutschland NA 3,38 3,36 3,37 3,27 –0,7 +138,7 3,59 1,33 0,001x 0,00 1419
1,36 1,36 8,9 7,7 Stada vink. NA 22,70 22,97 22,97 22,35 +1,2 +19,3 26,50 17,74 0,371x 1,61 422
5,85 1,98 16,7 11,8 Südzucker 30,45 30,91 30,94 30,36 +1,5 +25,4 30,94 19,34 0,701x 2,26 371
3,10 2,92 16,2 14,4 Symrise 26,27 26,27 26,34 25,96 ±0,0 +27,4 27,97 18,36 0,621x 2,36 210
0,86 0,86 10,0 15,2 TAG Immobilien 8,69 8,69 8,83 8,62 ±0,0 +41,0 8,97 5,80 0,201x 2,30 131
1,81 0,99 7,5 6,2 TUI NA 7,08 7,16 7,17 7,01 +1,1 +49,2 7,50 3,11 0,001x 0,00 720
0,99 0,36 16,8 13,6 Vossloh 75,56 74,60 75,62 74,22 –1,3 +0,7 81,28 63,57 2,501x 3,35 15
2,20 0,63 23,4 22,2 Wacker Chemie 42,47 42,12 42,40 42,00 –0,8 –32,2 92,60 40,96 2,201x 5,22 93
1,12 1,01 15,9 11,8 Wincor Nixdorf 33,41 33,80 33,81 33,04 +1,2 –2,1 41,90 26,41 1,701x 5,03 104
21,1 15,6 Tec-Dax 806,89 805,33 807,01 800,49 –0,2 +17,6 830,91 635,42 16,78 2,08 6085
0,20 0,16 12,4 11,7 ADVA Optical Networking 4,12 4,09 4,12 3,96 –0,6 +12,9 5,69 3,32 0,001x 0,00 233
0,97 0,90 0,0 23,2 Aixtron SE NA 9,68 9,52 9,65 9,47 –1,6 –3,3 14,85 8,34 0,251x 2,63 535
0,94 0,89 30,6 30,1 BB Biotech NA (CH) 72,94 72,52 73,38 72,47 –0,6 +42,3 81,90 44,24 0,001x 0,00 4
0,57 0,37 9,9 8,6 Bechtle 27,25 27,01 27,35 26,89 –0,9 +3,1 35,53 24,38 1,001x 3,70 78
0,12 0,12 9,8 8,5 Cancom IT Systeme 11,47 11,54 11,58 11,40 +0,6 +30,9 15,39 7,77 0,301x 2,60 39
1,82 0,64 25,1 20,1 Carl-Zeiss Med. 22,60 22,33 22,70 22,10 –1,2 +36,8 22,70 13,45 0,301x 1,34 93
0,98 0,88 22,9 13,5 Dialog Semic. NA (GB) 14,62 14,42 14,54 14,28 –1,3 +14,6 18,84 11,23 0,001x 0,00 325
0,45 0,45 10,3 9,0 Drägerwerk Vz 71,75 71,50 71,90 71,06 –0,3 +14,0 88,70 60,44 0,191x 0,27 36
0,55 0,49 11,9 7,9 Drillisch 10,16 10,32 10,38 10,07 +1,6 +45,1 10,38 5,74 0,701x 6,78 298
0,12 0,11 7,2 6,4 Euromicron 18,05 17,32 18,05 17,10 –4,0 +8,7 23,50 15,75 1,151x 6,64 100
0,32 0,24 44,7 26,8 Evotec 2,72 2,68 2,71 2,66 –1,5 +14,7 3,07 1,87 0,001x 0,00 184
1,75 1,37 7,2 7,6 freenet NA 13,89 13,70 13,86 13,54 –1,3 +37,0 13,90 8,88 1,201x 8,76 551
0,43 0,32 12,2 13,3 Jenoptik 7,27 7,47 7,50 7,25 +2,7 +63,6 7,80 4,41 0,151x 2,01 189
0,18 0,12 0,0 13,2 Kontron 3,35 3,16 3,35 3,12 –5,7 –37,7 6,58 3,12 0,201x 6,34 426
0,16 0,16 13,9 12,0 LPKF Laser & Electr. 14,56 14,71 14,80 14,25 +1,0 +55,0 17,00 7,55 0,401x 2,72 71
0,58 0,54 356,8 312,2 Morphosys 25,61 24,98 25,67 24,38 –2,5 +42,5 26,76 15,83 0,001x 0,00 169
0,23 0,17 0,0 31,0 Nordex 2,94 3,10 3,20 3,01 +5,3 –21,6 5,50 2,57 0,001x 0,00 1218
0,79 0,79 16,5 16,4 Pfeiffer Vacuum 79,75 80,00 80,72 79,50 +0,3 +18,3 95,00 61,55 3,151x 3,94 27
0,24 0,18 26,4 19,7 PSI NA 15,61 15,56 15,70 15,43 –0,3 +5,7 19,16 13,38 0,251x 1,61 25
3,22 3,22 16,3 14,4 Qiagen (NL) 13,62 13,62 13,67 13,48 ±0,0 +27,9 15,05 9,97 0,001x 0,00 256
0,28 0,21 15,8 9,8 QSC NA 2,10 2,06 2,11 2,02 –2,1 –1,6 2,70 1,65 0,081x 3,89 342
0,63 0,57 18,2 16,3 Sartorius Vz 66,87 67,14 67,50 66,36 +0,4 +89,1 68,69 32,80 0,821x 1,22 20
0,55 0,16 6,7 75,0 SMA Solar Techn. 15,70 15,75 15,91 15,70 +0,3 –63,5 55,75 15,70 1,301x 8,26 45
2,77 1,97 13,2 11,7 Software 31,30 31,86 32,22 31,00 +1,8 +11,6 32,45 21,80 0,461x 1,44 136
0,14 0,10 0,0 0,0 SolarWorld 1,27 1,25 1,28 1,25 –1,4 –61,5 4,50 1,02 0,091x 7,20 315
0,39 0,22 26,0 20,3 Stratec Biomed. 31,35 33,04 33,20 31,00 +5,4 +4,0 39,48 27,70 0,551x 1,66 25
0,14 0,14 22,2 14,5 Süss MicroTec NA 7,22 7,11 7,21 7,07 –1,6 +26,3 11,26 5,44 0,001x 0,00 51
3,23 1,38 18,3 13,6 United Internet NA 15,02 15,05 15,07 14,87 +0,2 +9,0 16,58 12,49 0,301x 1,99 114
2,08 1,96 28,0 24,3 Wirecard 18,61 18,51 18,68 18,44 –0,5 +49,0 18,81 11,39 0,101x 0,54 167
0,24 0,16 26,4 21,9 Xing NA 43,81 43,80 43,85 43,75 ±0,0 +6,7 58,97 33,35 0,561x 1,28 11
52 Wochen 52 Wochen 12.11. 13.11. Veränd. in %
Tief Vergleich Hoch Hoch Tief Schluss 22.06 h 12.11. 30.12.
Deutsche Indizes
1597,53 1208,54 F.A.Z. 1542,71 1542,26 –0,03 +17,1
696,92 424,27 F.A.Z. Banken 585,89 594,47 +1,5 +15,3
18186,16 11749,22 F.A.Z.-Versicherungen 17569,16 17742,78 +0,99 +32,0
3942,98 3079,99 F.A.Z.-IT und Elektronik 3841,12 3875,37 +0,89 +19,2
2912,62 2028,21 F.A.Z.-Bau und Immobilien 2729,67 2712,04 –0,65 +14,8
2279,47 1590,70 F.A.Z.-Chemie und Pharma 2155,19 2171,85 +0,77 +21,2
1003,46 758,88 F.A.Z.-Versorger, Telekom. 872,79 837,31 –4,1 –0,97
3142,20 2052,39 F.A.Z. Auto- und Zulieferind. 2774,33 2772,61 –0,06 +22,7
562,41 359,82 F.A.Z.-Maschinenbau 486,63 483,78 –0,59 +15,0
1206,64 834,89 F.A.Z.-Grundstoffe 1074,15 1061,70 –1,2 +3,5
1120,64 894,53 F.A.Z.-Handel undVerkehr 1043,58 1044,70 +0,11 +10,7
1100,32 789,21 F.A.Z.-Konsum, Medien 1069,69 1069,99 +0,03 +26,8
559,42 179,42 F.A.Z.-Erneuerb. Energien 181,36 183,58 +1,2 –58,8
369,03 278,15 F.A.Z. Performance 356,83 356,57 –0,07 +19,1
83,95 66,04 F.A.Z. Euro 79,50 79,91 +0,52 +9,5
116,31 89,24 F.A.Z. Euro Performance 110,37 110,94 +0,52 +12,3
7478,53 5366,50 Dax 30 7168,76 7169,12 +0,01 +21,5
11720,76 8097,81 M-Dax 11317,97 11296,97 –0,19 +27,0
830,91 635,42 Tec-Dax 806,89 805,33 –0,19 +17,6
3796,98 2738,38 H - Dax 3662,23 3661,48 –0,02 +21,8
5257,70 4163,92 S - Dax 5004,06 4973,16 –0,62 +12,5
657,01 475,77 C - Dax 634,71 634,42 –0,05 +21,8
7451,62 5434,80 Late Dax 7186,13 7165,12 –0,29 +22,4
11694,36 8103,67 Late M - Dax 11332,63 11282,35 –0,44 +27,8
829,20 634,30 LateTec - Dax 809,75 805,75 –0,49 +18,6
5241,35 4162,69 Late S - Dax 5005,93 4959,99 –0,92 +14,0
36,27 15,64 V - Dax 18,24 17,81 –2,4 –37,7
187,41 132,53 DivDax (Perf.) 178,16 177,38 –0,44 +21,4
2787,83 2015,07 Prime-All-Share 2692,68 2691,80 –0,03 +21,7
1021,14 763,03 Tec-All-Share 989,32 986,24 –0,31 +15,7
3894,72 2761,04 Classic-All-Share 3775,84 3769,07 –0,18 +25,3
1007,57 712,25 Midcap Market 975,51 973,81 –0,17 +24,9
1265,79 785,00 GEX (Preis) 792,08 787,75 –0,55 –25,5
Europäische Indizes
2611,42 2050,16 Euro Stoxx 50 (Europa) 2473,52 2493,14 +0,79 +7,6
2594,60 2094,20 Stoxx Europe 50 (Europa) 2513,22 2524,99 +0,47 +6,6
257,68 202,09 Euro Stoxx (Europa) 245,39 246,75 +0,55 +9,3
276,56 217,60 Stoxx Europe 600 (Europa) 269,53 270,60 +0,40 +10,7
1133,37 892,49 S & P Euro 350 (Europa) 1101,60 1106,30 +0,43 +10,1
676,02 527,46 Euronext 100 (Europa) 650,76 654,73 +0,61 +10,4
340,22 268,74 AEX Index (Amsterdam) 332,33 334,04 +0,51 +6,9
910,99 471,35 Comp. Index (Athen) 772,85 775,72 +0,37 +14,0
6308,96 4785,00 OMX Index (Helsinki) 5482,00 5458,23 –0,43 +2,2
73313,87 48812,40 Nat. 100 Index (Istanbul) 71357,03 72015,20 +0,92 +40,5
506,51 356,99 OMXC 20 Ind. (Kopenhagen) 487,12 485,54 –0,33 +24,5
2301,26 1847,50 PSI-GERAL (Lissabon) 2186,11 2191,25 +0,24 +1,1
5989,07 5075,22 FTSE 100 (London) 5767,27 5786,25 +0,33 +3,8
8967,40 5905,30 IBEX 35 (Madrid) 7567,80 7693,40 +1,7 –10,2
17158,65 12295,76 FTSE MIB (Mailand) 15121,70 15333,15 +1,4 +1,6
1757,51 1209,52 RTS Index (Moskau) 1401,90 1377,46 –1,7 –0,32
3600,48 2793,22 CAC 40 (Paris) 3411,65 3430,60 +0,56 +8,6
352,68 272,44 All-Sh. Priceind. (Stockholm) 327,01 326,69 –0,10 +6,6
44617,35 36483,38 WIG Index (Warschau) 43368,99 43610,01 +0,56 +16,0
2266,69 1637,89 ATX Index (Wien) 2183,43 2175,37 –0,37 +15,0
6803,03 5307,76 SMI (Zürich) 6696,67 6722,76 +0,39 +13,2
Übersee Indizes
13661,87 11231,56 Dow Jones (NewYork) 12815,08 12756,18 –0,46 +4,4
2878,38 2150,71 Nasdaq 100 (Nasdaq) 2582,77 2561,86 –0,81 +12,5
3196,93 2441,48 Nasdaq Com. (Nasdaq) 2904,26 2883,89 –0,70 +10,7
1474,51 1158,66 S & P 500 (NewYork) 1380,00 1374,53 –0,40 +9,3
68969,00 52212,00 Bovespa (Sao Paolo) 57064,31 57529,42 +0,82 +1,4
42750,99 34546,51 Mexiko SE (Mexiko) 40859,90 41047,64 +0,46 +10,7
12788,63 11209,55 TSE Comp. Ind. (Toronto) 12191,46 12134,66 –0,47 +1,5
1314,64 965,07 SET Index (Bangkok) 1294,50 1289,07 –0,42 +25,7
22149,70 17613,20 Hang-Seng (Hongkong) 21430,30 21188,65 –1,1 +14,9
4366,86 3618,97 Jakarta SE (Jakarta) 4318,59 4332,08 +0,31 +13,3
44946,32 32833,19 JSE Industr.Ind. (Johannesb.) 44767,74 44908,20 +0,31 +30,9
5808,99 4683,15 SSE 180 (Schanghai) 4875,60 4791,65 –1,7 –4,3
2049,28 1750,60 Kospi (Seoul) 1900,87 1889,70 –0,59 +3,5
3110,86 2606,52 StraitsTimes (Singapur) 3007,57 gs. - -
4602,50 4033,40 All Ordinaries (Sydney) 4469,90 4404,20 –1,5 +7,1
8170,72 6609,11 TaiwanWeighted (Taipeh) 7267,75 7136,05 –1,8 +0,90
10255,15 8135,79 Nikkei 225 (Tokio) 8676,44 8661,05 –0,18 +2,4
Aktien-Indizes
Compugroup Medical 13,675 13,714
Conergy konv. 0,306 0,301
Constantin Medien 1,481 1,445
COR&FJA 0,887 0,879
C-Quadrat Inv. (A) 23,641 23,994
CropEnergies 4,664 4,63
CTS Eventim 22,761 21,785
Curanum 2,091 2,10
DAB Bank 3,391 3,40
Data Modul 14,769 15,715
Deag 2,666 2,67
Delticom 41,60 39,93
Derby Cycle 32,079 32,12
Deufol 0,90 0,896
Deutz 3,086 3,069
DF Deutsche Forfait 3,491 3,645
DIC Asset 7,037 6,899
Dr. Hönle 11,681 11,661
Drägerwerk StA. 61,499 60,26
Dt. Beteiligung 18,39 18,32
Dt. Wohnen NA 16,85 16,50
Dyckerhoff StA 32,80 30,10
Dyckerhoff Vz 31,078 30,207
Eckert & Ziegler 23,275 23,137
Ecotel Communic. 4,802 4,757
Einhell Germany Vz. 27,411 28,50
Electr. Line 3000 (IL) 0,675 0,66
Elmos Semic. 6,597 6,597
EnviTec Biogas 7,425 7,425
Epigenomics 0,84 0,845
Essanelle Hair Group 10,87 10,95
Estavis 1,65 1,696
European CleanTech (L) 8,331 8,35
Exceet Group (L) 3,722 3,707
Fabasoft (A) 3,629 3,70
Fair Value Reit 4,31 4,305
Fantastic Comp (CH) 0,011 0,01
Fast Casualwear 2,15 2,20
First Sensor 8,45 8,157
Firstextile 9,782 9,776
Fortec 9,954 9,798
Francotyp-Postalia 2,73 2,693
Fresenius MC Vz 44,156 43,209
Fuchs Petrolub StA 47,62 47,235
Funkwerk 2,905 2,887
Geratherm Medical 5,00 4,87
Gesco 65,811 65,76
GfK SE 34,595 34,70
GFT Technologies 3,171 3,17
Gigaset 1,055 1,026
GK Software 37,00 37,00
Grammer 14,385 14,516
Grenkeleasing 51,50 51,84
GWB Immobilien 0,081 0,081
H&R 12,89 12,45
Haikui Seafood 7,752 7,512
Hamborner Reit 7,05 7,077
Hansa Group 2,207 2,208
Hawesko 39,105 39,095
Heidelb. Druck 1,015 1,018
Henkel & Co. 50,66 51,125
Hess 15,30 15,78
Highlight (CH) 3,939 3,85
Höft & Wessel 1,65 1,62
Homag Group 10,04 10,22
Hornbach Hold. 52,811 53,20
Hornbach-Baum. 24,95 25,15
Hypoport 8,291 8,205
IBS NA 7,426 7,608
IFM Immobilien 11,11 11,181
Indus 19,801 19,85
Init Innovation 23,83 22,984
Integralis 6,826 6,87
Intershop 1,90 1,891
InTiCa Systems 3,018 3,156
InVision 17,50 17,70
Isra Vision 21,58 21,27
Itelligence 10,741 10,75
IVG Immobilien 1,911 1,873
IVU Traffic 1,25 1,239
Jetter 5,397 5,389
JK Wohnbau 3,069 3,08
Joyou 9,15 9,389
Jungheinrich 27,50 27,25
Koenig & Bauer 14,272 14,175
Kromi Logistik 8,983 8,75
KWS 237,806 233,442
Leifheit 26,038 25,989
Lloyd Fonds 0,574 0,608
Loewe 3,50 3,499
Logwin (L) 0,827 0,819
Lotto24 3,567 3,377
Magix 2,181 2,181
MAN SE Vz 74,114 73,84
Manz 20,10 20,116
Marseille-Kliniken 3,70 3,817
Masterflex 4,967 4,83
MBB Industries 17,659 16,316
Mediclin 4,008 3,981
Medigene NA 1,051 1,045
Metro Vz 23,517 23,459
MeVis Medical Solut. 8,50 8,61
MIFA M.Fahr. 6,879 6,939
Ming Le Sports 7,00 7,03
MLP 5,017 4,999
Mobotix 18,652 18,38
Mologen 12,44 12,32
Mühlbauer Hold. 19,25 18,97
MVV Energie 22,305 22,299
mybet Holding 1,201 1,232
Nemetschek 34,16 32,772
Nexus 9,064 9,033
Norma Group 18,463 18,355
november 0,039 0,039
OHB 14,458 14,65
Orad Hi-tec Sys. (IL) 2,172 2,19
Orco Germany (L) 0,521 0,516
OVB Holding 16,929 17,50
P & I Personal & Inf. 30,50 30,45
paragon 9,265 8,90
Patrizia Immob. 5,419 5,584
Petrotec 0,83 0,853
Phoenix Solar 1,007 0,982
PNE Wind 2,12 2,142
Polis Immo. 10,20 9,951
Powerland 6,85 7,00
Praktiker 1,325 1,296
Prime Office Reit 3,235 3,10
Princess Pr.E.Hld. (GG) 6,612 6,85
Progress 27,95 28,019
Pulsion 9,647 9,412
PVA TePla 2,10 2,062
Quanmax (A) 2,58 2,56
R. Stahl NA 26,38 26,106
REALTECH 4,226 4,20
Reply Deutschland 10,35 10,634
RIB Software ∆ 4,77 4,777
Rofin Sinar (USA) 16,029 15,525
Rücker 15,962 15,934
RWE Vz 30,458 29,701
S.A.G. Solarstrom 2,829 2,62
SAF-Holland (L) 4,96 5,01
Sartorius StA 64,00 65,924
Schaltbau Hold. 28,75 27,977
Schuler 16,307 16,142
Secunet 11,97 11,916
Sedo Holding 1,644 1,60
SFC Energy 6,05 6,08
SHW 28,245 28,26
Singulus ∆ 1,281 1,245
Sinner Schrader 1,682 1,732
Sixt StA 14,088 14,206
Sixt Vz 11,858 11,875
SKW Stahl-Metallurg. 14,415 14,313
Smartrac (NL) 10,15 10,355
SMT Scharf 20,956 20,081
Softing 7,87 7,194
Solarfabrik 2,68 2,65
Ströer Out-of-Home 7,237 7,222
Surteco 18,368 18,219
Sygnis Pharma 0,40 0,39
Syzygy 3,46 3,437
TAKKT 10,814 10,525
Talanx 20,40 20,307
technotrans NA 6,692 6,639
Telefonica Deutschl. 5,87 5,836
Telegate 6,074 6,09
Teles 0,40 0,38
Tipp24 SE 38,313 37,385
Tognum 27,80 27,80
Tom Tailor 15,349 15,268
Tomorrow Focus 3,482 3,45
Travel24.com 15,29 15,614
Ultrasonic 8,30 8,452
UMS 8,709 8,686
United Labels 1,014 1,014
United Power Techn. 3,60 3,408
USU Software 5,96 6,00
VBH Holding 2,68 2,69
Verbio 1,41 1,299
Villeroy & Boch Vz 6,733 6,65
Vita 34 2,938 3,025
VTG 12,032 11,993
Vtion Wireless Techn. 4,366 4,393
VW StA 144,95 144,02
Wacker Neuson SE 10,225 9,85
Washtec 8,97 9,21
Westag & Get. StA 16,346 16,203
Westag & Get. Vz 16,738 16,405
Wilex 1,084 1,047
YOC 8,341 8,15
Youbisheng Gr. Paper 5,61 5,43
Youniq 4,929 4,929
ZhongDe Waste 1,779 1,83
zooplus 30,865 31,081
Deutsche Börsen Kurse in Euro
Analytik Jena 10,42 10,259
Artnet 3,991 3,881
Asian Bamboo 6,111 6,037
Atoss Software 19,85 19,78
Augusta Tech. 23,081 23,009
Balda 3,45 3,378
Basler 11,945 12,001
Bauer 16,263 16,186
BayWA NA 38,894 39,30
BDI-BioEnergy Intl. (A) 9,20 8,42
Beck, Ludwig 23,323 23,205
Bertrandt 64,531 64,388
Biolitec 2,084 2,159
Biotest StA 46,424 46,401
Biotest Vz 44,746 43,142
BMP Media Investors 0,645 0,63
BMW Vz ∆ 43,902 43,677
C.A.T. oil (A) 5,57 5,62
Cenit 6,63 6,789
Centrosolar 1,021 0,932
Centrotec 13,60 13,176
Centrotherm Ph. 0,748 0,70
CeWe Color 33,01 32,349
China Spec. Glass 2,851 2,859
Comdirect Bank 7,861 7,844
Prime Standard
12.11. 13.11.
Schluss/Kassa Schluss
118000 0,10 0,141
3U Holding 0,53 0,527
3W Power (L) 0,80 0,843
4SC 1,865 1,879
A.S.Creation Tapeten 33,672 33,589
aap Implantate 1,319 1,30
ad Pepper Media (NL) 0,886 0,883
ADC African Dev. 8,03 7,919
Adler Modemärkte 4,353 4,302
Advanced Vis. (IL) 4,74 4,51
Agennix 0,51 0,401
Ahlers StA 10,40 10,20
Ahlers Vz 10,679 10,42
Air Berlin (GB) 1,565 1,576
AIRE 20,56 20,165
aleo solar 9,22 9,00
All for One Steeb 12,85 12,305
Alphaform 1,983 2,019
alstria office REIT 9,138 9,098
Amadeus Fire 34,435 35,477
J.B. Hunt Tran. 60,04 60,15
Jetblue Airways 5,33 5,28
Joy Global 58,32 57,63
KLA Tencor 47,60 46,07
Kraft Foods Gr. 43,94 43,96
Lam Research 36,68 36,308
Lamar Advert. 40,87 40,95
Landstar Sys. 50,31 50,20
Liberty Global 57,62 56,962
Mattel Inc. 35,80 35,50
Microchip T. 30,35 30,13
Moduslink Global 3,01 3,04
Mondelez Intern. 25,96 25,741
Monster Beverage 45,16 46,39
NetApp Inc. 26,815 26,33
News Corp 24,67 24,54
NII Hold. 5,76 5,11
Northern Trust 46,98 46,66
NVIDIA Corp. 11,915 11,83
Oracle Corp. 30,30 30,02
Paccar Inc. 43,04 42,789
Parametric Techn. 19,71 19,76
Patterson Comp. 34,21 34,35
Paychex 32,225 32,12
PDL BioPharma 7,83 7,80
Pets Mart 65,20 65,71
Potlatch Corp. 38,19 38,26
Priceline.com 633,43 630,31
Qualcomm Inc. 61,62 62,13
Rambus 4,43 4,39
Research Motion 8,81 8,40
Ryanair Hold. 35,47 35,18
Sandisk 40,47 40,465
Sears Hold. 61,438 59,90
Sigma-Aldr. 69,69 69,42
Staples Inc. 11,09 11,25
Starbucks 50,68 50,31
Steel Dynamics 13,28 13,11
Stericycle 92,38 92,33
Symantec 17,96 17,79
Synopsys 31,85 31,97
T. Rowe Price 63,70 64,07
Tech Data 45,36 44,92
VeriSign 42,97 42,29
Vertex Pharm. 44,00 44,10
Viacom 49,77 49,47
Virgin Media Inc. 32,245 32,16
Vivus 11,365 11,44
WebMD Health 13,61 13,54
WholeFoodsMark. 91,01 90,41
Wynn Resorts 107,42 106,93
Xilinx 33,53 33,18
Yahoo 17,51 17,85
Toronto (CAD) 12.11. 13.11.
ACE Aviation 3,65 3,65
Alacer Gold 5,43 5,27
Aurico Gold 8,13 8,08
Ballard Power Syst. 0,70 0,68
Barrick Gold 35,80 35,34
BCE Inc. New 42,69 42,50
Bk. of Montreal 58,84 58,74
Bk. of N.Scotia 53,98 53,86
Bombardier B 3,37 3,30
CAE Inc. 9,95 9,91
Can. Imp. Bank 78,47 78,08
Can. Nat. Railway 86,94 86,78
Domtar Corp.new 77,33 76,93
Eldorado Gold 14,57 14,78
EnCana Corp. 20,75 20,81
Goldcorp 43,44 42,93
Husky Energy 27,38 27,23
Iamgold 15,08 14,88
Imperial Metals 12,70 12,63
Imperial Oil 45,24 44,87
Inmet Mining 57,50 54,44
Kinross Gold 10,20 10,01
Magna Int. A 45,02 44,74
Methanex 29,31 29,22
Nat. Bk. Canada 76,81 76,59
Nexen Inc. 24,39 24,37
Open Text Corp. 52,49 52,29
Royal Bank Cda 55,91 55,95
Suncor Energy 33,39 32,55
Talisman Energy 11,16 11,43
Teck Resources 32,98 32,81
Telus Corp. 64,46 65,17
Thomson Reut. Corp. 27,69 27,81
Toronto-Domin. Bk. 80,68 80,36
TransCda Corp. 44,94 45,09
Bangkok (THB) 12.11. 13.11.
Bangkok Bank 176,91 177,00
Delta Electronics 30,25 29,75
Kasikornbank 182,50 179,50
Thai Airways 21,80 21,40
Hongkong (HKD) 12.11. 13.11.
Bank of China 3,15 3,10
Bank of Comm. 5,47 5,35
Bank of East Asia 28,60 28,50
BOC (HK) 23,70 23,55
Cathay Pacific 13,86 13,66
CCB 5,77 5,65
Cheung Kong 114,30 112,40
China Life Insurance 22,95 22,55
China Light & Power 65,80 65,60
China Mobile 85,65 85,15
China Nat. Offs. Oil 15,96 15,86
China Petroleum 8,10 7,87
Esprit 11,12 10,96
Hang Lung Group 45,50 45,50
Hang Seng Bank 115,10 114,10
HK Exchange 126,10 123,50
Hongk.& China Gas 19,96 19,74
HSBC Hold. 74,10 73,60
Hutchison Whamp. 77,60 77,00
Li & Fung Ltd. 12,52 12,80
MTR 29,50 29,25
New World Develop. 12,24 11,80
PCCW 3,05 3,02
Petrochina 10,34 10,14
Ping An Insur. 61,05 59,90
Power Assets Hold. 66,50 66,50
Shanghai Industries 25,50 25,35
Sino Land 13,24 13,08
Sun Hung K.P. 113,60 113,10
Swire Pacific A 92,40 92,35
Wharf Holdings 53,60 52,45
Wheelock 34,60 34,25
Jakarta (IDR) 12.11. 13.11.
Astra International 7700 7700
Indocement 22925 22700
Indosat 6650 6600
Johannesb. (ZAR)12.11. 13.11.
AECI Ltd. 79,00 77,05
Anglo Americ. Plat. 383,06 377,50
Anglo American 255,60 246,62
Anglo Gold 295,00 290,40
Arc.Mittal. S. Africa 31,15 29,80
Barlow World 72,49 71,00
Evraz Highveld Steel 16,37 16,39
Gold Fields Ltd. 110,89 109,20
Harmony 72,29 71,15
Impala Platinum 144,96 147,80
Nedcor (Nedbank) 177,50 180,93
SAB Miller 371,50 375,32
Sasol 366,50 366,00
Schanghai (CNY) 12.11. 13.11.
Aluminium Corp. 4,81 4,73
Bank of China 2,83 2,83
Baoshan Iron & Steel 4,66 4,64
China Citic Bank 3,65 3,62
China Life 17,77 17,66
China Merchants Bk. 10,26 10,06
China Petrol. & Ch. 6,24 6,19
Ind. a. Comm. Bank 3,90 3,86
Industrial Bank 12,79 12,53
Ping An Insurance 38,20 37,58
Seoul (KRW) 12.11. 13.11.
Hyundai Motor 216500 212000
Posco 323000 325000
Samsung Elec. 1345000 1349000
Samsung Heavy 34350 33150
SK Telecom 150500 150500
Singapur (SGD) 9.11. 12.11.
City Develop. 11,59 11,52
Dairy Farm $ 10,53 10,61
DBS Grp. Hold. 14,08 14,13
Hongkong Land $ 6,69 6,67
Jardine Matheson $ 59,59 58,94
Keppel Corp. Ltd. 10,15 10,20
Mandarin Orient 1,445 1,40
Nept. Orient. Lines 1,135 1,145
Singapore Airlines 10,48 10,43
Singapore Land 6,86 6,83
Singapore Press Hld. 4,03 4,09
Unit. Overs. Bk. 18,30 18,28
Bunzl 1015,00 1030,00
Burberry Group 1247,00 1231,00
Cable & Wireless 38,20 37,37
Cairn Energy 277,50 275,10
Capita PLC 727,00 722,00
Capital Shopping 332,80 335,40
Carnival Corp. 2544,00 2502,00
Centrica 319,60 310,80
Cobham 190,60 190,10
Compass Group 690,50 700,00
Drax Group 541,00 541,50
Eurasian Natural 289,10 289,60
Evraz 236,50 233,80
Experian Group 1046,00 1053,00
FirstGroup 188,50 181,00
Foreign Col.Inv. 310,70 311,80
GKN 205,70 207,70
Glencore 336,25 336,90
Group 4 Securicor 248,70 249,90
Hammerson 471,20 472,10
ICAP 315,60 309,90
Intercont. Hotels 1579,00 1590,00
Invensys 221,30 218,60
ITV 86,80 94,60
Johnson, Matthey 2276,00 2292,00
Kingfisher 285,90 288,90
Land Securities 792,00 791,50
Legal & General 141,50 142,80
Lloyds Bank.Group 45,135 46,52
London Stock Ex. 969,00 974,50
Lonmin 483,20 484,20
Man Group 81,55 80,75
Marks & Spencer 384,60 385,20
Morrison Superm. 264,50 263,10
Next 3600,00 3622,00
Old Mutual 168,40 169,70
Pearson 1225,00 1221,00
Petrofac 1552,00 1559,00
Provident Fin. 1349,00 1344,00
Prudential Corp. 849,00 865,50
Randgold Res. 6950,00 6930,00
Reed Elsevier 610,50 618,00
Rexam 441,90 445,30
Rolls-Royce Group 871,00 876,00
Royal Bk. of Scotl. 274,50 277,60
Royal Dutch Sh. B 2206,00 2226,50
RSA Insurance 112,70 112,30
SAB Miller 2676,50 2701,00
Sage Group 304,60 304,90
Sydney (AUD) 12.11. 13.11.
Alumina 0,87 0,85
Amcor 7,85 7,76
Ansell 15,50 15,38
ANZ 24,45 24,05
BHP Billiton 34,30 33,75
Bougainville Copper 0,67 0,665
Brambles Ltd. 7,08 6,99
Carbon Energy 0,058 0,055
Commonwealth Bank 59,40 58,70
CSR 1,66 1,555
Energy Resources 1,30 1,28
Intrepid Mines 0,32 0,31
J. Hardie 9,20 8,96
Leighton 17,05 16,71
Lend Lease Group 8,45 8,27
Nat. Australia Bank 23,64 23,11
Newcrest Mining 26,36 25,75
Origin Energy 10,28 10,11
Rio Tinto Ltd. 58,64 57,67
Santos 11,02 10,79
Telstra Corp. 4,13 4,10
Westpac 25,35 24,80
Woodside 34,17 33,86
Tokio (JPY) 12.11. 13.11.
Aeon 854 865
Asahi Glass 553 549
Asahi Kasei Corp. 439 443
Astellas Pharma 4020 3995
Bridgestone 1770 1782
Canon Inc. 2453 2441
Cosmo Oil 147 149
Daiichi Sankyo 1192 1198
Daikin Ind. 2192 2194
Daiwa Sec. 305 306
Eisai 3365 3335
Fuji Heavy Industries 793 779
Fujifilm Hold. 1274 1273
Fujitsu Ltd. 272 274
Hikari Tsushin 4280 4125
Hitachi 407 409
Honda Motor 2358 2356
Japan Tobacco 2214 2185
JFE Hold. Inc. 1071 1086
Kajima Corp. 206 211
Kansai El.Power 612 632
Kao 2168 2167
Kirin Holding 993 989
Komatsu 1698 1683
Konica 510 511
Kubota 795 807
Kyocera 7150 7160
Mitsub. UFJ Fin. 350 350
Mitsubishi Electr. 562 566
Mitsubishi Est. 1528 1536
Mitsubishi Heavy 321 321
Mitsui & Co. 1075 1069
Mitsumi Elec. 367 366
Mizuho Financ. 122 123
MS&AD Ins. 1302 1303
NEC Corp. 139 137
Nintendo 9520 9860
Nippon Steel & S. M. Corp.167 167
Nissan Motor 688 687
Nomura Holdings 284 283
NTT Data 229800 229400
NTT Docomo 114900 113900
OKI Elec. Industry 75 71
Olympus Corp. 1244 1317
Panasonic Corp. 390 385
Pioneer Elec. 163 163
Ricoh 650 648
Sekisui House 769 764
Seven + I Hold. 2332 2328
Sharp Corp. 154 152
Shiseido 1075 1081
Softbank 2768 2719
Sony Corp. 856 861
Sumitomo M.&M. 1041 1040
Sumitomo Mit.Fin. 2371 2368
Taisei Corp. 208 205
Takeda Ch. Ind. 3650 3635
TDK 2768 2800
Tokyo El. Power 121 123
Tokyo Electron 3380 3415
Toshiba Corp. 272 268
Toyota Motor 3085 3085
Tagesgewinner Veränd. %
Stratec Biomed. +5,39
Nordex +5,30
Jenoptik +2,74
Deutsche Bank NA +1,93
Tagesverlierer Veränd. %
E.ON NA –11,51
Kontron –5,73
K+S NA –4,51
Euromicron –4,02
52-Wochen-Gewinner Veränd. %
Sartorius Vz +96,32
Gagfah +86,54
Dürr +73,90
Drillisch +65,65
52-Wochen-Verlierer Veränd. %
SMA Solar Techn. –68,51
SolarWorld –67,53
Wacker Chemie –40,61
Kontron –40,56
Heimatbörse Frankfurt
52 Wochen 12.11. 13.11. 13.11. Ver.
Vergleich Dividende Schluss Schluss Schluss in %
ABB Ltd. 0,651x 17,32 17,24 14,25 -1,4
Air Liquide 2,271x 91,08 91,41 91,18 -0,2
Anglo American 0,32$2x 1827,50 1770,00 21,98 -4,5
Anh.-Busch In 1,201x 65,21 66,36 65,96 +1,1
ArcelorMittal 0,19$4x 12,17 12,15 12,05 -1,1
ASML Hold. 0,461x 43,48 43,57 43,15 -1,1
Ass. Generali 0,201x 12,23 12,40 12,39 +1,5
AstraZeneca 0,58£2x 2852,00 2875,00 35,83 -0,1
AXA 0,691x 11,81 11,90 11,87 +0,5
Banco Santander 0,124x 5,43 5,63 5,64 +4,2
Barclays 0,01£2x 234,95 237,30 2,90 ±0,0
BBVA 0,102x 6,02 6,23 5,97 -0,4
BG Group 0,08£2x 1040,50 1043,00 13,25 +1,9
BHP Billiton 0,57$2x 1950,50 1953,50 24,22 -0,6
BNP Paribas 1,211x 39,54 40,50 39,96 +0,3
BP 0,09$2x 427,30 428,80 5,36 +0,1
Brit. Am. Tobacco 0,42£2x 3208,50 3220,00 40,35 +1,0
Carrefour 0,521x 18,34 18,12 18,10 -2,7
CRH 0,192x 14,20 14,27 14,06 -0,8
Danone 1,391x 49,38 49,37 49,35 -0,3
Diageo 0,27£2x 1800,00 1819,00 23,08 +0,9
Enel 0,162x 2,76 2,76 2,80 +1,2
Eni 0,542x 17,41 17,52 17,50 +0,4
Ericsson B fr 2,50K1x 58,75 58,60 6,76 -1,0
Essilor 0,861x 70,88 71,30 71,58 +0,7
France Télécom 0,582x 8,23 8,21 8,22 ±0,0
GDF Suez 0,832x 16,70 16,65 16,59 -0,7
GlaxoSmithKline 0,17£2x 1358,50 1356,50 17,10 +0,8
Hennes & Mauritz 9,50K1x 220,90 220,40 25,44 -1,4
HSBC Hold. 0,09$4x 603,80 608,60 7,53 -0,1
Iberdrola 0,032x 3,77 3,87 3,87 +2,2
Imperial Tobacco 0,32£2x 2427,00 2445,00 30,49 +0,8
Inditex 0,902x 98,65 99,90 100,37 +1,5
ING Groep 0,001x 6,74 6,79 6,75 +1,0
Intesa Sanpaolo 0,051x 1,19 1,26 1,26 +4,3
L’Oréal 2,001x 99,00 99,80 99,31 +0,4
LVMH Moët Hen. 1,802x 126,15 127,85 127,75 +1,2
National Grid 0,25£2x 687,00 692,00 8,70 +0,5
Nestlé NA 1,95F1x 59,85 60,05 49,78 -0,2
Nokia A 0,201x 2,13 2,12 2,12 -2,1
Novartis NA 2,25F1x 56,95 57,20 47,32 -0,1
Philips Electr. 0,751x 19,92 20,15 20,14 +0,9
Reckitt Benckiser 0,56£2x 3777,00 3810,00 48,25 +1,2
Repsol YPF 0,582x 15,07 15,26 15,19 +0,7
Rio Tinto 0,46£2x 3081,00 3089,50 38,65 +0,2
Roche Hold. 6,80F1x 179,20 180,20 149,59 +0,7
Royal Dutch Sh. A 0,43$4x 2142,50 2160,00 26,97 +0,6
Saint-Gobain 1,241x 28,12 28,40 28,48 +0,4
Sanofi S.A. 2,651x 68,61 68,74 68,68 ±0,0
Schneider Electr. 1,701x 49,52 49,57 49,00 -1,4
Société Générale 0,001x 24,91 25,35 25,18 +1,0
Standard Ch. PLC 0,27$2x 1443,50 1461,00 18,28 +0,4
Telefónica 0,532x 9,97 10,13 10,09 +1,5
Tesco 0,05£2x 324,75 321,00 4,00 -1,4
Total 0,574x 37,83 37,98 37,83 +0,2
UBS NA 0,101x 14,41 14,53 12,02 +0,3
Unibail-Rodamco 8,001x 169,10 171,35 169,30 -0,3
UniCredit 0,201x 3,37 3,52 3,51 +3,7
Unilever N.V. 0,244x 28,38 28,65 28,72 +0,9
Unilever plc. 0,20£2x 2320,00 2341,00 29,59 +0,5
VINCI 0,552x 32,59 32,83 32,86 +0,5
Vivendi 0,971x 14,80 14,99 15,65 +5,5
Vodafone 0,06£2x 166,60 162,50 2,05 -2,2
Zurich Insur. Grp 17,001x 231,60 232,00 192,47 +0,2
Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50
Sainsbury PLC 349,00 347,20
Schroders 1564,00 1569,00
Schroders(Non V.) 1264,00 1266,00
Scot.&South. En. 1395,00 1383,00
Serco Group 551,00 545,00
Severn Trent 1518,00 1529,00
Shire PLC 1750,00 1767,00
Smith & Nephew 659,50 661,50
Smiths Group 1052,00 1063,00
Spirent Comm. 143,00 144,10
Standard Life 303,10 306,00
Tate & Lyle 757,00 757,00
Thomas Cook 21,00 20,75
Tullow Oil PLC 1379,00 1385,00
UBM PLC 693,00 698,00
United Utilities 647,50 647,50
Vedanta Res. 1103,00 1090,00
Whitbread 2393,00 2434,00
Wolseley Ltd. 2709,00 2726,00
Xstrata 956,00 961,20
Moskau (RUB) 12.11. 13.11.
Gazprom 145,14 140,43
Lukoil 1925,00 1862,36
MMC Norilsk N. 4824,27 4721,81
Rosneft 245,15 241,71
Sberbank 86,96 84,78
Surgutneftegas 26,875 26,168
Tatneft 195,37 194,87
VTB Bank 0,053 0,051
Oslo (NOK) 12.11. 13.11.
Aker Solutions ASA 106,10 105,00
DNB ASA 70,15 69,90
Norsk Hydro 25,84 25,41
Orkla 45,67 45,44
Seadrill 224,00 220,60
Statoil ASA 137,80 137,00
Yara 256,00 254,40
Stockholm(SEK) 12.11. 13.11.
ABB Ltd. 123,30 123,20
AstraZeneca 305,70 309,50
Electrolux B fr 166,00 164,70
Handelsbank. B fr 223,40 224,30
Holmen B 193,10 192,10
Investor B fr 145,00 144,30
Nordea Bank AB 59,40 59,40
Sandvik 92,70 92,35
SAS 6,60 6,05
SCA B fr 132,30 132,20
Scania B fr 129,30 129,50
SE Banken A fr 52,95 53,30
Securitas B fr 52,50 52,35
Skanska B fr 103,60 104,10
SKF B fr 153,50 153,00
Trelleborg B fr 71,65 70,80
Volvo B 89,85 89,65
Zürich (CHF) 12.11. 13.11.
Actelion NA 43,85 43,79
Adecco NA 44,00 44,86
Baloise NA 77,05 77,20
Clariant NA 10,09 10,00
Credit Suisse NA 21,64 21,77
Fischer Ge. NA 325,50 323,75
Forbo Hold. NA 590,00 577,50
Geberit 189,10 191,60
Givaudan NA 915,50 922,00
Holcim Ltd. 63,30 63,45
Julius Bär NA 32,67 32,75
Kudelski Inh. 9,46 9,33
Kuoni NA 252,50 251,50
Lindt&Spr. PS 2932,00 2945,00
Logitech NA 6,62 6,56
Lonza Group 44,50 43,65
Nobel Biocare NA 7,70 7,80
OC Oerlikon NA 8,92 8,94
Richemont 66,05 66,00
Roche Inh. 183,70 184,60
Schindler PS 122,40 122,50
Schweiter Inh. 449,50 458,00
SGS S.A. NA 2012,00 2017,00
Sika Inh. 1950,00 1933,00
Sonova Hold. NA 93,00 100,90
Sulzer NA 136,10 135,80
Swatch Group Inh. 422,30 423,40
Swiss Life Hold. 116,60 117,70
Swiss Re NA 65,85 66,30
Swisscom NA 383,10 381,80
Syngenta 357,00 359,30
Valora Hold. NA 173,90 173,20
Vontobel Hold. 25,90 25,45
VP Bank 67,90 67,30
Letzte Kursfeststellung um 22.06 Uhr.
Statistik (aus dem HDAX)
D J F M A M J J A S O N
5600
6000
6400
6800
7200
7600
Enttäuschende Geschäftszahlen und pessimisti-
sche Ausblicke von Unternehmen wie Vodafone
und Eon haben den deutschen Aktienindex Dax
am Dienstag in der Spitze um 1,3 Prozent ge-
drückt. Erst auf 7077 Punkten fand der Index halt
und bügelte, unterstützt von ins Plus drehenden
Kursen in Amerika, bis kurz vor Handelsschluss
seine gesamten Tagesverluste wieder aus. Wäh-
rend der Dax um 0,01 Prozent im Plus auf 7169
Punkten stand, war die Aktie von Eon immer noch
11,5 Prozent im Minus.
In der Spitze hat der Eon-Aktienkurs am Diens-
tag 13,7 Prozent verloren, so viel wie noch nie zu-
vor an einem Handelstag. Der Energieversorger
hatte anlässlich der Vorlage seiner Quartalszahlen
mitgeteilt, die Ziele für das Jahr 2013 „vor dem
Hintergrund der erheblichen wirtschaftlichen Un-
sicherheiten und strukturellen Änderungen des
Sektor-Umfeldes“ wohl nicht zu erreichen. Auch
die Aussagen bis zum Jahr 2015 würden über-
prüft. Der Aktienkurs des Konkurrenten RWE,
der seine Geschäftszahlen an diesem Mittwoch
vorlegt, gab um knapp 1,2 Prozent nach.
An den amerikanischen Börsen überwogen die
Ängste vor der Fiskalklippe. Die Investoren sor-
gen sich, dass das Auslaufen von Steuerermäßigun-
gen eine Rezession auslösen könnte. Zudemeinig-
ten sich die Euro-Staaten und der IWF nicht, wie
viel Zeit Griechenland für den Abbau seiner Schul-
den bekommen soll. In diesem Umfeld tendierten
die amerikanischen Aktienmärkte schwächer. Der
Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,5
Prozent auf 12 756 Punkte. Der S&P-500 fiel um
0,4 Prozent auf 1374 Punkte und der Nasdaq-Com-
posite um 0,7 Prozent auf 2883 Punkte. An der
New York Stock Exchange wechselten rund 676
Millionen Aktien den Besitzer. 970 Werte legten
zu, 2038 gaben nach und 90 blieben unverändert.
43 Titel verzeichneten neue Höchststände, 134
hatte neue Tiefstände. ham.
Eon-Kurs verliert so stark wie noch nie an einem Handelstag
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 21 Anleihen, Devisen und Fonds
Devisenkurse für 1 Euro 13.11.12 Notenpreise für 1 Euro
Interbankenkurse (21 Uhr) EZB Banken aus Sicht der Bank
Geld Brief kurs Euro-FX Währung Ankauf Verkauf
1,2702 1,2704 1,2696 1,2717 Am. Dollar* 1,2029 1,3339
1,2174 1,2184 1,2187 Austr. Dollar* 1,1171 1,3271
2,611 2,619 2,6186 Bras. Real* 1,8107 4,9707
0,8002 0,8004 0,7997 0,7996 Brit. Pfund* 0,7582 0,8308
1,9484 1,9634 1,9558 Bulg. Lew* 1,7311 2,1712
7,9002 7,9202 7,9116 Chin. Yuan* 5,6446 10,1446
7,4566 7,4569 7,4572 7,4571 Dän. Krone* 7,1143 7,8643
9,843 9,848 9,8399 Hongk. Dollar* 8,5007 11,3007
69,814 69,974 69,790 Indische Rupie 53,5172 82,5172
Isländ. Krone 146,838 189,147
100,850 100,880 100,930 101,200 Jap. Yen* 94,970 108,970
1,2728 1,2734 1,2709 1,2715 Kan. Dollar* 1,1965 1,3485
7,5338 7,5402 7,5363 Kroat. Kuna 6,1231 9,3627
0,6952 0,6972 0,6962 Lett. Lats* 0,611 0,771
3,4486 3,4556 3,4528 Lit. Litas* 2,9787 3,9787
16,807 16,822 16,8062 Mex. Peso* 12,6937 20,0153
1,5499 1,5514 1,5544 Neus. Dollar* 1,2786 1,8486
7,3257 7,3287 7,326 7,3318 Norw. Krone* 6,9292 7,9292
4,182 4,184 4,1785 Poln. Zloty* 3,653 5,0729
4,5374 4,5424 4,5375 Rumä. Leu*
40,360 Russ.Rubel 34,4817 47,5471
8,6218 8,6248 8,6077 8,6052 Schw. Kron.* 8,1557 9,3057
1,2036 1,2039 1,2046 1,2049 Schw. Franken* 1,1651 1,2466
1,5523 1,5543 1,5539 Sing. Dollar* 1,3669 1,8069
11,1708 11,1808 11,1705 Südaf. Rand* 9,3548 13,7548
35,8935 37,8935 Taiwan Dollar 28,1031 47,0427
38,962 39,032 38,951 Thail. Baht* 31,5865 49,5865
25,476 25,496 25,445 Tsch. Krone* 21,655 28,055
2,2962 2,2992 2,2885 Türk. Lira* 2,1379 2,4379
284,680 284,880 284,360 Ungar. Forint* 232,490 362,490
* Interbankenkurse von der Commerzbank, Notenpreise der Deutschen Bank
Zinsen, Renditen, Terminkontrakte und Indizes
Ausländische Schuldner
Zins- 13.11. 13.11. Rat-
Zins Laufzeit termin Schluss Rend. ing
A
4,25 ABN Amro Bk. 07/17 1.3. 114,04 G 0,8985 AAA
4,125 Aegon 04/14 8.12. 106,24 1,0507 A-
6 Aegon 06/11unb. 21.7. 96,00 BBB
8,5 Air Berlin 10/15 10.2. 100,25 8,6726
8,25 Air Berlin 11/18 19.1. 94,00 10,0406
11,50 Air Berlin 11/14 1.2. 103,70 9,7475
6,375 Alcatel 04/14 7.4. 100,70 G 5,8040 B
5,625 Allianz Fin. 02/12 29.11. 99,97 6,2633 AA
6,5 Allianz Fin. 02/25 13.1. 108,25 5,5466 A+
5,375 Allianz Fin. 06/11unb. 3.3. 101,75 A+
4,125 Alstorm S.A. 10/17 1.2. 109,66 1,7266 Baa1
5,875 Anglo American 08/15 17.4. 111,185 1,1564 BBB+
5,5 Arcelor Fin. 04/14 15.7. 103,00 G 3,5957 Baa3
9,375 ArcelorMittal 09/16 3.6. 116,05 4,3773 Baa3
8,25 ArcelorMittal 09/13 3.6. 103,20 2,2653 Baa3
5,87 Argentinien 93/23 31.3. 63,50 12,5197 Ca
12,00 Argentinien 96/16 19.9. 18,00 Ca
11,75 Argentinien 96/26 13.11. 15,00 Ca
2,26 Argentinien 05/38 31.3. 29,00 10,1469
4,191 Argentinien 05/35 15.12. 8,98
7,82 Argentinien 05/33 31.12. 74,55 11,2258
6 Asfinag 93/13 23.12. 105,53 0,9383 AA+
9,75 Austral.Mng.F. 08/15 31.12. 2,00
4,85 Austria 09/26 15.3. 131,00 2,1494 AA+
5,625 Autoroutes 07/22 4.7. 124,95 2,6537 BBB+
6 Axa 01/13 18.6. 103,192 G0,5505 A
B
5,875 B.A.T. Intl. Fin. 08/15 12.3. 111,47 0,8592 A-
4,625 Bank Amerika 04/14 18.2. 103,58 1,7213 A-
4,625 Bank Amerika 07/17 7.2. 106,15 3,0499 BBB+
4 Bank of Ireland 06/13 5.7. 100,70 G 2,8521 Baa3
6,25 Banq.Cent.Tunis. 03/13 20.2. 100,50 4,2157 BB
5 BASF Fin. Eur. 07/14 26.9. 108,32 0,5013 A+
6 BASF Fin. Eur. 08/13 4.12. 105,69 0,5590 A1
5,125 BASF Fin. Eur. 09/15 9.6. 111,68 0,5262 A1
4,25 Belgien 03/13 28.9. 103,546 0,1605 Aa1
4 Belgien 06/22 28.3. 115,97 2,1023 Aa1
4,25 Belgien 11/21 28.9. 117,82 G 2,0331 Aa1
4,5 Belgien 11/26 28.3. 120,30 2,6724
4,375 BHP Billiton 07/14 26.2. 104,05 1,1682 A+
8,875 BMW Fin. 08/13 19.9. 107,05 0,4800 A2
3,875 BMW Fin. 10/17 18.1. 111,61 1,0196 A2
3,25 BMW Fin. 12/19 14.1. 109,51 1,6160 A
6,375 BNP Par. Fortis 01/16 16.2. 109,515 3,2407 A-
7,25 Bombardier 06/16 15.11. 102,87 6,5282 BB+
11,00 Brasilien 97/17 26.6. 139,16 2,0153 BBB
7,375 Brasilien 05/15 3.2. 114,21 0,8769 BBB
7,5 Bulgarien 02/13 15.1. 101,07 G 1,0106 BBB
C
8,25 C.de St.-Gobain 09/14 28.7. 111,57 1,3112 Baa2
4,375 Cais. d’Amort. 06/21 25.10. 119,73 1,9491 AA+
6,25 Cargill Inc. 08/15 24.7. 113,86 0,9957 A
3,625 Carrefour 05/13 6.5. 101,01 1,4450 BBB
4,5 Celesio Fin. 10/17 26.4. 106,00 3,0324
6,125 Cie Fin. Foncier 00/15 23.2. 112,28 0,6625 AAA
3,875 Cie Fin. Foncier 06/55 25.4. 104,09 G 3,6822 AAA
4,5 CIF Euromort. 03/13 10.12. 103,86 0,8537 Aaa
4,5 CIF Euromort. 04/14 10.6. 105,61 0,8768 Aaa
6,4 Citigroup 08/13 27.3. 101,90 G 1,0852 A-
7,5 Conti Gummi 10/17 15.3. 107,25 5,8397 BB-
6,5 Conti Gummi 10/16 15.1. 107,00 4,1589 BB-
8,5 Conti-Gummi 10/15 15.1. 109,00 4,9143
D
6,125 Daiml. Int.Fin. 08/15 8.9. 114,58 G 0,8569 A3
7,875 Daiml. Int.Fin. 09/14 16.1. 108,36 0,6708 A-
4,375 Daiml.NorthAm. 06/13 21.3. 101,341 0,4713 A-
4,875 Dexia Mun. 07/17 3.7. 113,46 G 1,8155 AA+
5,125 Dt. Bahn Fin. 01/13 28.11. 104,85 0,4209 AA
4,75 Dt. Bahn Fin. 03/18 14.3. 118,495 1,1490 AA
4,25 Dt. Bahn Fin. 03/15 8.7. 109,62 0,5723 AA
4,25 Dt. Bahn Fin. 04/16 23.11. 113,47 0,8306 AA
3,625 Dt. Bahn Fin. 09/17 16.10. 112,195 1,0662 Aa1
3,75 Dt. Bahn Fin. 10/25 9.7. 116,08 2,2719 AA
3,375 Dt. Bahn Fin. 10/22 4.11. 112,38 1,9934 Aa1
2,875 Dt. Bahn Fin. 11/16 30.6. 107,49 0,7694 Aa1
5,125 Dt. Bank 98/13 20.8. 102,38 1,9351 A+
4,155 Dt. Bank 04/14 10.2. 104,00 2,1103 BBB+
9,5 Dt. Bank C.F. 09/15unb. 31.3. 108,55
4,875 Dt. Post Fin. 03/14 30.1. 105,13 0,5971 BBB+
7,5 Dt. Telekom Fin. 03/33 24.1. 154,34 3,6486 BBB+
6,625 Dt. Telekom Fin. 03/18 29.3. 126,305 1,4871 BBB+
4,75 Dt. Telekom Fin. 06/16 31.5. 112,74 1,0619 BBB+
5,75 Dt. Telekom Fin. 08/15 14.4. 111,41 0,9388 BBB+
5,75 Dt. Telekom Fin. 08/14 10.1. 105,82 0,6641 BBB+
5,875 Dt. Telekom Fin. 08/14 10.9. 109,25 0,7357 Baa1
6 Dt. Telekom Fin. 09/17 20.1. 119,42 1,2070 Baa1
4,25 Dt. Telekom Fin. 10/20 16.3. 115,73 1,9274 Baa1
4,875 Dt. Telekom Fin. 10/25 22.4. 121,68 2,7863 Baa1
4,25 Dt. Telekom Fin. 10/22 13.7. 116,48 2,3240 Baa1
E
6,375 E.ON Intl. Fin. 02/17 29.5. 123,61 1,0185 A-
5,125 E.ON Intl. Fin. 08/13 7.5. 102,19 0,4816 A-
5,75 E.ON Intl. Fin. 08/20 7.5. 129,13 1,5847 A-
5,25 E.ON Intl. Fin. 08/15 8.9. 112,62 G 0,7035 A3
4,875 E.ON Intl. Fin. 09/14 28.1. 105,18 0,5388 A3
5,5 EADS Finance 03/18 25.9. 121,425 1,6353 A-
2,75 EFSF 11/16 18.7. 107,78 0,6005 Aaa
3,375 EFSF 11/21 5.7. 112,22 1,8313 Aaa
1,625 EFSF 12/15 4.2. 102,78 0,3659
1,625 EFSF 12/17 15.9. 103,34 G 0,9151
2,125 EIB 11/14 15.1. 102,35 0,1082 AAA
3,625 EIB 11/21 15.1. 115,10 1,6343 AAA
2,75 EIB 11/21 15.9. 108,25 G 1,7342 AAA
5,5 Electr.de Fr. 01/16 25.10. 117,11 1,0468 A+
5,625 Electr.de Fr. 03/33 21.2. 128,35 3,6246 A+
4,5 En. Oberösterr. 05/25 4.3. 109,75 3,5086 A
4,875 EnBW Int. Fin. 04/25 16.1. 120,90 2,8211 A-
6,125 EnBW Int. Fin. 09/39 7.7. 139,625 G3,7467 A2
9,375 Europcar 10/18 15.4. 79,00 15,7738 CCC+
F - G - H
7,125 FCE Bank PLC 07/13 15.1. 100,80 2,1981 BBB-
6,625 Fiat Fin.+Trade 06/13 15.2. 101,00 2,5817 BB-
3,875 Finnland 06/17 15.9. 115,55 0,6005 AAA
3,375 Finnland 10/20 15.4. 115,29 1,2059 Aaa
3,5 Finnland 11/21 15.4. 116,49 1,4073 AAA
1,625 Finnland 12/22 15.9. 99,97 G 1,6281 AAA
6,5 FMC Fin. 11/18 15.3. 116,00 3,4763 BB+
5,25 FMC Fin. 12/19 31.1. 109,99 3,5936 BB+
7,25 France Tel. 03/13 28.1. 101,18 1,3287 A-
8,125 France Tel. 03/33 28.1. 156,93 3,9721 A-
4 Frankreich 05/55 25.4. 120,80 G 3,1101 Aaa
5 Fresenius Fin. 06/13 31.1. 100,70 1,6301 BB+
5,5 Fresenius Fin. 06/16 31.1. 107,95 2,9077 BB+
8,75 Fresenius US 09/15 15.1. 118,62 1,5935 BB+
5,375 GE Capital 08/18 16.1. 118,50 G 1,6148 AA+
4,875 GE Capital 08/13 6.3. 101,377 G0,3316 AA+
6,025 GE Capital 08/38 1.3. 131,25 4,0302 AA+
5,25 GE Capital 08/15 18.5. 110,835 0,8558 AA+
5,25 GE Capital 09/13 31.1. 101,00 0,4733 AA+
4,25 GE Capital 10/17 1.3. 111,995 1,3521 Aa2
4,125 Gen. Elec. Cap. 05/35 19.9. 99,00 4,1931 AA
5,875 German P.S. Fin. 86/16 31.5. 115,50 1,3576
5,625 GlaxoSmithKl. 07/17 13.12. 122,41 1,0661 A+
4 Goldm. Sachs 05/15 2.2. 105,525 1,4462 A-
5,125 Goldm. Sachs 07/14 16.10. 106,66 1,5709 A-
6,375 Goldm. Sachs 08/18 2.5. 119,34 2,5338 A1
4,5 Goldm. Sachs 11/16 9.5. 108,17 2,0403 A1
5,5 Groupe Danone 08/15 6.5. 112,06 0,5699 A-
4,875 HBOS 03/15 20.3. 101,90 G 3,9994 BB+
5,625 Hdlbg.Cement 07/18 4.1. 108,77 3,7155 BB
7,5 Hdlbg.Cement 10/20 3.4. 115,29 5,0589 Ba2
6,75 Hdlbg.Cement 10/15 15.12. 112,175 2,6288 Ba2
5,5 Helaba Fin. 98/13 4.2. 100,13 4,7919 AA-
4,375 Holcim Fin.Lux. 04/14 9.12. 106,60 1,1239 BBB
6 Hydro-Quebec 86/16 1.5. 115,00 1,5113 A+
7,375 Hypo Alpe-Adria 01/06unb.13.1. 34,40
I - J - K
4,875 Iberdrola 03/13 18.2. 99,51 6,7191 BBB+
6,625 IBM 08/14 30.1. 107,40 0,4639 AA-
8 ING Groep 08/13unb. 18.4. 101,549 BBB
5,375 Internat. Endesa 03/13 21.2. 100,534 3,2746 BBB+
5,9 Irland 09/19 18.10. 107,415 4,6225 Ba1
4,5 Irland 12/15 18.2. 106,48 G 1,5562
4,5 ISS Global 04/14 8.12. 101,005 G3,9802 B
10,50 Jamaika 04/14 27.10. 106,50 6,8149 B-
7,5 John Deere 09/14 24.1. 107,878 0,8231 A2
6,875 Kazkommerts 07/17 13.2. 84,38 11,7312 B+
5,25 Komm.K.Aust. 98/13 29.7. 100,00 5,2086 Baa1
4,5 KPN 06/13 18.3. 101,258 0,7375 BBB
6,25 Kraft Foods 08/15 20.3. 111,93 1,0631 BBB-
5 Kroatien 04/14 15.4. 103,90 2,1599 BBB-
L - M - N - O
4 La Poste 06/13 8.11. 102,527 1,3876 A
5 Lafarge 04/14 16.7. 104,40 2,2707 BB+
7,75 Lanxess 09/14 9.4. 109,65 0,7743 Baa2
5,5 Lettland 08/18 5.3. 116,22 G 2,2204 BBB
4,75 Linde Fin. 07/17 24.4. 116,70 0,8942 A
5,375 Linde Fin. 08/13 12.9. 103,97 0,5349 A3
3,875 Linde Fin. 11/21 1.6. 116,05 1,8275 A3
3,125 Linde Fin. 11/18 12.12. 110,60 1,2985 A
4,85 Litauen 07/18 7.2. 110,34 G 2,7009 BBB
3,75 Luxemburg 08/13 4.12. 103,83 0,1050 Aaa
4,45 Merrill Lynch 07/14 31.1. 103,469 1,5307 A-
9,375 Metro Fin. 08/13 28.11. 108,64 0,9493 Baa2
5,375 Mexico 03/13 10.6. 102,27 1,3158 BBB
5,5 Mexico 04/20 17.2. 118,73 2,6292 BBB
4,25 Mexico 05/15 16.6. 107,745 1,1859 BBB
8,625 Michelin Lux. 09/14 24.4. 111,37 0,6524 Baa2
5,5 Morgan Stanley 07/17 2.10. 110,79 3,0824 A-
4,375 Natl. Grid 05/20 10.3. 116,40 1,9466 BBB+
6,5 Österreich 94/24 10.1. 138,90 2,4668 AA+
F.A.Z.-Renten-Rendite
Restlaufzeit*) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Öffentliche Anleihen
Hoch 52 Wochen 0,93 1,09 1,27 1,73 1,94 2,17 2,27 2,42 2,59 2,62
Tief 52 Wochen 0,01 0,12 0,30 0,46 0,69 0,89 1,12 1,10 1,46 1,36
09.11.2012 0,09 0,13 0,30 0,49 0,69 0,91 1,15 1,48 1,47 1,47
12.11.2012 0,10 0,12 0,30 0,49 0,69 0,91 1,14 1,48 1,46 1,46
13.11.2012 0,10 0,11 0,28 0,48 0,68 0,90 1,13 1,47 1,44 1,45
Hypothekenpfandbriefe und öffentlichen Pfandbriefe
Hoch 52 Wochen 1,97 2,01 2,14 2,61 2,67 3,14 2,92 3,00 3,17 3,20
Tief 52 Wochen 0,48 0,51 0,77 1,03 1,02 1,32 1,50 1,73 1,95 1,80
09.11.2012 0,50 0,53 0,78 1,04 1,03 1,33 1,51 1,74 2,00 1,80
12.11.2012 0,50 0,51 0,77 1,03 1,02 1,32 1,50 1,73 2,00 1,80
13.11.2012 0,50 0,52 0,77 1,02 1,02 1,31 1,49 1,72 1,96 1,79
*) In Jahren. Die in die Berechnung einbezogenen Papiere haben Restlaufzeiten von einem halben Jahr weniger bis zu sechs Monaten
mehr als die angegebenen vollen Jahre. – Berechnung vom 31. Oktober 1995 an mit Stückzinsen.
Rex-Renten-Indizes
12.11.12 13.11.12
Schluss Schluss Rendite
Gesamt 135,0041 135,0848 0,8518
Performance 441,3976 441,6798 0,8518
Renditen/Kreditzinsen
Umlaufrendite der Bundesanleihen
13.11.2012 (12.11.12) 1,05 % (1,07 %)
3 bis 5 Jahre 0,15 % (0,16 %)
5 bis 8 Jahre 0,69 % (0,71 %)
8 bis 15 Jahre 1,26 % (1,28 %)
15 bis 30 Jahre 2,05 % (2,06 %)
Bundesschatzbriefe
(Zinslauf ab 1.9.2012, Zinsstaffel in Prozent jährlich, in
Klammern Zwischenrendite für die jeweilige Besitzdauer):
Ausgabe 2012/11 (Typ A) - 0,00 (0,00) - 0,00 (0,00) - 0,00
(0,00) - 0,50 (0,12) - 1,25 (0,35) - 1,50 (0,54) Ausgabe
2012/12 (Typ B) - 0,00 (0,00) - 0,00 (0,00) - 0,00 (0,00) -
0,50 (0,12) - 1,25 (0,35) - 1,50 (0,54) - 1,50 (0,68)
Finanzierungsschätze des Bundes
1 Jahr Zinssatz: 0,0001 % Rendite: 0,0001 %
2 Jahre Zinssatz: 0,0001 % Rendite: 0,0001 %
Tagesanleihe des Bundes (Preis 100,11): 0,00 %
Spareinlagen (3 Mon. Kündigungsfr.): ca. 0,49 %*
Sparbriefe mit Laufzeit von 4 Jahren: 1,56 %*
Private Dispositionskredite etwa 10,66 %*
Ratenkredite bei 5 Jahren Laufzeit:
bis 5 000 Euro, effektiv etwa 6,75 %*
bis 10 000 Euro, effektiv etwa 6,68 %*
Hypothekarkredite auf Wohngrund stücke (effektiv,
100 %Auszahlung): Fest 5 Jahre 2,03 %*; Fest 10 Jahre
2,60 %*. *ungefähr: Zinssätze sind institutsabhängig
Eurolibor/Libor am 13.11.2012
Euro 3 Mon. 0,1286 6 Mon. 0,2568
Dollar 3 Mon. 0,3100 6 Mon. 0,5240
Basiszins nach § 247 BGB (02.07.2012) 0,12 %
EZB-Daten
EZB-Zinsen (ab 11.07.2012)
Spitzenrefinanzierung 1,50 %
Einlagefazilität 0,00 %
Hauptrefi. 0,75 %
Mindestreserve (Verzinsung) 0,75 %
Hauptrefinanzierungsgeschäft (Refis)
7 Tage (fällig 21.11.) 0,75 %; 35 Tage (fällig 14.11.)
0,75 %; 91 Tage (fällig 29.11.) - %; 84 Tage (fällig 20.12.)
- %
Wachstum Euro-Geldmenge M 3
Jahresrate 09/2012 2,70 %
3 Monats Durchschnitt 09/2012-09/2012 3,00 %
Referenzwert für das Geldmengenwachstum
der 3 Monats-Jahresrate 4,50 %
Notenumlauf im Euro-Raum
zum 09.11.2012: 890 Milliarden Euro.
Euro-Inflationsrate 2,50 %
New Yorker Geldmarkt
USA Primerate 3,25 %
USA Tagesgeld 0,12 %
Bankers Acceptances in %
30 Tage 0,23; 60 Tage 0,28; 90 Tage 0,28; 120 Tage 0,33;
150 Tage 0,38; 180 Tage 0,38
Leitzinsen im Ausland
Dänemark 0,00 % (Diskont); Großbritannien 0,50 %
(Repo-Satz); Japan 0,82 %(Diskont); Kanada 1,00 %(Dis-
kont); Norwegen 1,50 % (Deposite Rate); Schweiz 0,03 %
(Libor CHF 3M); Schweden 1,25 % (Pensionssatz); USA
0,25 % (Federal Fund Rate);
Benchmark-Anleihen
12.11. 13.11. 13.11. 30.12.11
Laufzeit RenditeRendite Kurs Rendite
Deutschland
2 Jahre -0,03 -0,05 100,084 0,16
5 Jahre 0,29 0,28 118,223 0,76
10 Jahre 1,35 1,33 101,571 1,84
30 Jahre 2,21 2,19 107,001 2,37
Frankreich
2 Jahre 0,10 0,09 107,568 0,74
5 Jahre 0,66 0,63 104,708 1,87
10 Jahre 2,00 1,95 108,94 3,15
30 Jahre 3,02 2,98 128,805 3,66
Großbritannien
2 Jahre 0,24 0,23 108,614 0,33
5 Jahre 0,72 0,70 101,417 0,88
10 Jahre 1,72 1,69 100,50 1,97
30 Jahre 3,06 3,04 128,615 3,05
Japan
2 Jahre 0,10 0,10 99,9925 0,14
5 Jahre 0,20 0,20 100,005 0,35
10 Jahre 0,73 0,74 100,576 0,99
30 Jahre 1,91 1,91 99,814 1,91
USA
2 Jahre 0,26 0,26 99,98 0,24
5 Jahre 0,62 0,62 100,65 0,84
10 Jahre 1,59 1,59 100,31 1,88
30 Jahre 2,73 2,73 100,51 2,90
Terminkontrakte
12.11.12 13.11.12
Schluss Verlauf
Euro-Bund-Future 143,23 143,33
Euro-Bobl-Future 126,60 126,64
DAX-Future 7183,50 7128,00
S&P500-Future 1378,90 1371,70
Bundesanleihen
Zins- 13.11. 13.11.
Zins Laufzeit termin Schluss Rend.
6 86II/16 20.6. 121,04 0,1329
5,625 86I/16 20.9. 120,515 0,2588
6,25 94/24 4.1. 149,55 1,4101
6,5 97/27 4.7. 160,45 1,7730
5,625 98/28 4.1. 149,50 1,8460
4,75 98/28 4.7. 138,03 1,8864
6,25 00/30 4.1. 161,85 1,9637
5,5 00/31 4.1. 152,45 2,0173
4,5 03/13 4.1. 100,62 -0,0527
4,75 03/34 4.7. 145,40 2,1128
3,75 03/13 4.7. 102,367 0,0188
4,25 03/14 4.1. 104,87 -0,0349
4,25 04/14 4.7. 107,00 -0,0268
3,75 04/15 4.1. 108,10 -0,0395
4 05/37 4.1. 135,00 2,1299
3,25 05/15 4.7. 108,56 0,0026
3,5 05/16 4.1. 110,855 0,0361
1,684 Inflat. 06/16 15.4. 108,91
4 06/16 4.7. 114,12 0,1070
3,75 06/17 4.1. 114,69 0,1817
4,25 07/39 4.7. 142,65 2,1335
4,25 07/17 4.7. 118,26 0,2799
4 07/18 4.1. 118,315 0,3910
4,25 08/18 4.7. 120,805 0,4970
4,75 08/40 4.7. 154,20 2,1331
3,75 08/19 4.1. 118,825 0,6142
3,5 09/19 4.7. 118,015 0,7106
1,851 Inflat. 09/20 15.4. 117,805
3,25 09/20 4.1. 116,81 0,8153
3 10/20 4.7. 115,32 0,9133
3,25 10/42 4.7. 124,10 2,1424
2,25 10/20 4.9. 109,67 0,9576
2,5 10/21 4.1. 111,49 1,0208
3,25 11/21 4.7. 117,70 1,0906
2,25 11/21 4.9. 109,37 1,1256
2 11/22 4.1. 106,89 1,1990
0 Inflat. 12/23 - 104,77
1,75 12/22 4.7. 104,22 1,2808
2,5 12/44 4.7. 107,20 2,1817
1,5 12/22 4.9. 101,61 1,3235
Bundesobligationen
2,485 Inflat. 07/13 15.4. 100,93
3,5 S.152 08/13 12.4. 101,425 0,0099
4 S.153 08/13 11.10. 103,635 -0,0136
2,25 S.154 09/14 11.4. 103,205 -0,0294
2,5 S.155 09/14 10.10. 104,803 -0,0233
2,5 S.156 10/15 27.2. 105,78 -0,0301
2,25 S.157 10/15 10.4. 105,46 -0,0215
1,75 S.158 10/15 9.10. 105,00 0,0150
2 S.159 11/16 26.2. 106,37 0,0559
2,75 S.160 11/16 8.4. 109,09 0,0701
0,77 Inflat. 11/18 15.4. 108,72
1,25 S.161 11/16 14.10. 104,325 0,1411
0,75 S.162 12/17 24.2. 102,165 0,2287
0,5 S.163 12/17 7.4. 101,085 0,2514
0,5 S.164 12/17 13.10. 100,725 0,3508
Schatzanweisungen
1 10/12 14.12. 100,08 0,0068
1,5 11/13 15.3. 100,50 0,0000
1,75 11/13 14.6. 101,025 -0,0153
0,75 11/13 13.9. 100,635 -0,0170
0,25 11/13 13.12. 100,295 -0,0236
0,25 12/14 14.3. 100,37 -0,0280
0 12/14 13.6. 100,06
0 12/14 12.9. 100,08
Länderanleihen
Bundesländer
5,25 3v.98/13 2.4. 101,91 0,2197
5,25 4v.98/13 29.4. 102,26 G 0,2331
3,375 23v.06/13 6.2. 100,69 0,2985
3,75 25v.06/13 17.10. 103,29 0,1762
4,125 26v.07/14 24.1. 104,71 0,1649
4,25 27v.07/17 13.4. 115,32 0,7091
4,125 29v.08/15 30.1. 108,57 0,2296
4,25 30v.08/14 2.5. 105,91 0,2020
3,25 31v.09/14 29.4. 104,45 G 0,1958
3,5 32v.09/19 7.10. 114,43 1,2980
2,625 33v.10/16 18.3. 107,06 0,4893
2 34v.10/15 2.6. 104,48 0,2337
1,875 35v.10/15 1.10. 104,56 0,2817
2,875 36v.11/16 9.2. 107,75 0,4546
3 37v.11/16 17.5. 108,43 0,5639
2,375 38v.11/18 21.9. 107,49 1,0479
1,625 39v.12/17 26.1. 103,95 0,6672
1,75 40v.12/22 13.6. 100,17 1,7298
1,375 41v.12/19 11.10. 100,44 1,3077
Berlin
3 11/16 29.3. 108,285 G 0,5134
Brandenburg
4 03/13 20.2. 100,99 0,2390
3,5 11/21 15.6. 115,28 1,5810
Hessen
4,5 02/13 4.1. 100,57 0,2989
4 03/15 10.3. 108,69 0,2381
4 04/14 7.4. 105,28 0,2036
4 04/15 5.1. 108,20 0,1566
Anleihen Deutscher und Ausländischer Schuldner
Internationale Devisenmärkte Intern. Warenmärkte
Umsätze der deutschen Börse
Kurswert Anteil in %
alle Börsenplätze in Mio. Euro Xetra Parkett
12.11. 13.11. Ffm
Aktien im Dax 30 1915 3778 97,90 0,85
Aktien im M-Dax 244 287 96,86 1,43
Aktien im Tec-Dax 62 63 93,96 3,55
Terminmarkt (Stand: 21.56 Uhr) Put-Call-Ratio: 1,51
Aktienoptionen Put: 1608883 Call: 1065990
4,65 Österreich 03/18 15.1. 119,50 0,7836 AA+
3,8 Österreich 03/13 20.10. 103,50 0,0304 AA+
4,3 Österreich 04/14 15.7. 107,05 0,0573 AA+
3,9 Österreich 05/20 15.7. 118,25 G 1,3737 AA+
3,5 Österreich 05/15 15.7. 108,90 0,1486 AA+
3,5 Österreich 06/21 15.9. 115,75 1,5755 AA+
4 Österreich 06/16 15.9. 113,65 0,4036 AA+
4,15 Österreich 07/37 15.3. 127,10 2,6276 AA+
4,35 Österreich 08/19 15.3. 120,00 1,0646 AA+
4,3 Österreich 07/17 15.9. 117,15 0,6803 AA+
3,4 Österreich 09/14 20.10. 106,45 0,0533 AA+
3,2 Österreich 10/17 20.2. 111,25 0,5253 AA+
3,65 Österreich 11/22 20.4. 116,95 1,6891 AA+
3,4 Österreich 12/22 22.11. 114,80 1,7745 AA+
5 OTE 03/13 5.8. 96,04 10,9315 B-
P - Q - R - S
7,5 Peru 04/14 14.10. 112,09 1,0769 BBB
8,375 Peugeot 09/14 15.7. 105,515 4,8168 Baa3
5,625 Peugeot 10/15 29.6. 100,45 5,4214 Baa3
5 Peugeot 10/16 28.10. 96,58 G 5,9959 Baa3
4 Peugeot 10/13 28.10. 100,65 3,2911 Baa3
6,875 Peugeot 11/16 30.3. 101,75 6,2664
5,625 Peugeot 12/17 11.7. 97,725 6,1930
4,5 Polen 03/13 5.2. 100,85 0,6785 A-
4,2 Polen 05/20 15.4. 112,50 2,3420 A-
4,5 Polen 07/22 18.1. 114,80 2,6598 A-
5,25 Polen 10/25 20.1. 122,47 3,0170 A2
3,875 Porsche Int. 06/16 1.2. 107,29 1,5310
4,2 Portugal 06/16 15.10. 89,75 7,3004 BB
6,4 Portugal 11/16 15.2. 97,05 7,4391 BB
4,5 Portugal Telec. 05/25 16.6. 86,13 6,1075 BB+
3,75 PPR S.A. 10/15 8.4. 106,58 0,9556 BBB
4,375 Rabo Bk. Nederl. 06/21 7.6. 115,94 2,3004 AA
4,75 Rabo Bk. Nederl. 07/22 6.6. 120,00 G 2,3834 AA
3,875 Rabo Bk. Nederl. 11/16 20.4. 109,27 1,1025 AA
5,625 RCI Banque 12/15 13.3. 107,62 2,2177 BBB
6 Renault 09/14 13.10. 106,415 2,5140 BB+
5,625 Renault 10/17 22.3. 106,50 3,9619 Ba1
5,625 Renault 10/15 30.6. 105,76 G 3,2876 Ba1
4,625 Renault S.A. 12/17 18.9. 101,00 G 4,3881
4,625 Repsol 04/14 8.10. 104,80 2,0167 BBB-
7,5 Resparcs Fd.Il 03/09unb.30.6. 19,50
5,625 Roche Hldg. 09/16 4.3. 115,92 0,7223 A1
4,875 Roy.Bk. Scot 03/15 22.4. 102,00 3,9859 BBB-
5,25 Roy.Bk. Scot 05/10unb. 30.6. 68,50 G BB
6,5 Rumänien 08/18 18.6. 108,725 4,6822 BB+
5 Rumänien 10/15 18.3. 104,05 3,1669 BB+
6,25 RWE Fin. 01/16 20.4. 117,64 0,9880 BBB+
5,125 RWE Fin. 03/18 23.7. 119,67 1,4892 BBB+
7 SAF-Holland 12/18 26.4. 105,25 5,8550
9,625 Safilo Cap. 03/13 15.11. 99,50 10,9635 CCC+
7,75 Schaeffler Fin. 12/17 15.2. 109,755 5,2277 B+
6,75 Schaeffler Fin. 12/17 15.11. 107,20 5,0488
4,5 Schneider El. 06/14 17.1. 104,14 0,9297 A-
5,375 Siemens Fin. 08/14 11.6. 107,59 0,5066 A+
5,625 Siemens Fin. 08/18 11.6. 124,06 1,1406 A+
5,125 Siemens Fin. 09/17 20.2. 117,86 0,8431 A1
4,75 Sioen Ind. 06/16 14.3. 102,65 3,8789
4,5 Slowakei 04/14 20.5. 105,56 0,7780 A
4,625 Slowakei 12/17 19.1. 113,10 1,3756 A
6,625 SNS Bank 11/16 30.11. - BBB+
5,25 Soc. Generale 08/13 28.3. 101,74 0,4525 A
4,4 Spanien 04/15 31.1. 102,07 3,4061 BBB-
4,1 Spanien 08/18 30.7. 95,71 4,9781 BBB-
5,5 Spanien 11/21 30.4. 97,62 5,8590 BBB-
6,5 St.Georg Bk. 08/13 24.6. 103,739 0,3057 AA-
5,125 Stora Enso Oyj 04/14 23.6. 104,60 2,1654 BB
4,25 Strabag SE 10/15 25.5. 103,20 2,9100 BBB-
4,125 Südzucker Intl. 11/18 29.3. 113,91 G 1,4141
4,625 Swedish Match 06/13 28.6. 102,041 1,2688 BBB
4,125 Syngenta Fin. 05/15 22.4. 108,45 0,6138 A
T - U - V - W
7,75 Telecom Italia 03/33 24.1. 112,52 6,6060 BBB
6,875 Telecom Italia 03/13 24.1. 101,077 1,1719 BBB
5,125 Telefónica Eur. 03/13 14.2. 100,885 1,5032 BBB
5,875 Telefónica Eur. 03/33 14.2. 104,01 5,5382 BBB
5,875 Telenor 02/12 5.12. 99,79 9,6385 A-
6,75 ThyssenKr. Fin. 09/13 25.2. 101,61 0,9168 Baa3
8,5 ThyssenKr. Fin. 09/16 25.2. 116,90 3,0025 Baa3
4,7 Total Capital 07/17 6.6. 116,035 1,0736 AA-
6,625 Toyota Motor 09/16 3.2. 118,70 0,7247 Aa3
4,125 Tschechien 05/20 18.3. 113,79 2,0778 AA-
6,5 Türkei 04/14 10.2. 105,75 1,7546 BB
5,5 Türkei 05/17 16.2. 111,775 2,5415 BB
5 Türkei 06/16 1.3. 108,02 2,4304 BB
5,875 Türkei 07/19 2.4. 115,75 3,1107 BB
4,75 UBS 07/17 7.6. 115,95 1,1384 A
6 UBS 08/18 18.4. 122,83 1,5721 A
4 UBS 10/22 8.4. 118,62 1,8243 Aaa
4,95 Ukraine 05/15 13.10. 93,53 7,5015 B+
4,5 Ungarn 03/13 6.2. 100,25 3,3172 BB+
4,5 Ungarn 04/14 29.1. 100,88 3,7280 BB+
3,875 Ungarn 05/20 24.2. 91,06 5,3893 BB+
4,375 Ungarn 07/17 4.7. 97,09 5,0896 BB+
6 Ungarn 11/19 11.1. 102,26 5,5523 BB+
7 Uruguay 03/19 28.6. 120,00 G 3,5502 BBB-
7 Venezuela 03/15 16.3. 100,00 6,9748 B+
6,125 Veolia Env. 03/33 25.11. 127,74 4,1261 BBB+
4,375 Veolia Env. 05/20 11.12. 112,97 2,5743 BBB+
4,375 Veolia Env. 06/17 16.1. 112,47 1,2833 BBB+
5,125 Veolia Env. 07/22 24.5. 116,59 G 3,0851 BBB+
5,25 Veolia Env. 09/14 24.4. 106,24 0,8622 A3
4 Voestalpine 12/18 5.10. 103,51 G 3,3324
9,875 Volvo Treasury 09/14 27.2. 111,53 0,8072 Baa2
6,875 VW Fin. 09/14 15.1. 107,09 0,7457 A3
7 VW Int. Fin. 09/16 9.2. 119,14 G 0,9607 A3
2,125 VW Int. Fin. 12/15 19.1. 103,03 0,7172 A-
6,25 Weltbank 86/16 15.3. 117,25 0,9580 AAA
5,25 Wienerberger 11/18 4.7. 106,50 3,9362 BB
5,125 Wolters Kluwer 03/14 27.1. 104,531 1,2894 BBB+
6,375 Wolters Kluwer 08/18 10.4. 122,92 1,8703 BBB+
4,25 Würth Fin.Int. 06/13 31.5. 101,86 0,7756 A
4,75 Würth Fin.Int. 07/14 12.6. 105,80 1,0101 A
6,25 Xstrata Fin. 08/15 27.5. 112,37 1,2465 BBB+
Rating von S&P wenn verfügbar, sonst Moodys (kursiv)
52 Wochen 12.11. 13.11.
Hoch Tief Schluss Schluss
16,4 12,0 CBK FAZ-ETF 15,85 15,71
3,5 05/16 4.1. 109,72 0,3762
3,25 05/15 14.10. 108,44 0,3344
3,625 05/17 25.1. 112,33 0,6361
0,135 08/13 21.1. 99,773
3,125 09/14 13.5. 104,39 0,1803
2,125 09/13 11.2. 100,23 1,1411
3,5 10/20 10.3. 114,90 1,3475
2 10/15 16.6. 104,44 0,2744
2,75 10/20 22.9. 109,71 1,4333
3,75 11/21 12.4. 117,52 1,5139
1,75 12/17 10.2. 104,80 0,5987
Niedersachsen
4,25 03/13 24.9. 103,45 0,2216
4,125 04/14 20.2. 104,98 0,1763
3,625 05/15 20.1. 107,35 0,2411
3,5 06/16 22.2. 109,80 0,4717
4,25 07/17 22.2. 114,70 0,7388
4,25 08/18 27.2. 116,72 0,9856
3,25 09/14 7.4. 104,24 0,2014
3,5 09/19 21.10. 114,43 1,3090
2,125 10/15 8.6. 104,50 0,3582
0,376 11/16 7.1. 100,35
2,75 11/21 13.9. 109,00 1,6456
2,5 11/18 18.10. 107,945 1,1070
0,388 12/19 30.11. 99,96
Nordrhein-Westfalen
3,5 05/15 16.11. 109,18 0,4173
4,5 07/18 15.2. 117,86 0,9910
2,625 10/15 31.3. 105,90 G 0,6367
2,125 10/15 30.6. 104,64 0,3459
1,25 10/13 13.9. 100,86 0,2088
2 10/15 15.10. 104,685 0,3816
2,625 11/16 21.1. 106,61 G 0,5253
3,5 11/21 7.7. 114,58 1,6731
2,125 11/16 13.10. 105,89 0,5967
0,65 12/16 15.2. 100,28 G 0,5628
Rheinland-Pfalz
4,25 08/13 7.1. 100,55 0,4245
4 08/14 6.2. 104,219 0,5337
0,289 08/13 18.2. 100,08
4,25 08/18 2.3. 116,90 0,9614
3 10/16 15.1. 107,475 0,6090
2,875 10/17 3.3. 109,14 0,7087
2 10/15 5.8. 104,395 0,3739
3,5 11/21 1.3. 113,70 1,7128
0,212 11/13 16.12. 100,00
0,06 12/14 16.1. 99,66
0,04 12/14 15.1. 99,56
0,232 12/17 17.12. 99,50
Sachsen-Anhalt
6,3 97/17 11.12. 123,39
4,25 04/14 28.2. 105,13 0,2489
3,375 05/15 1.6. 107,83 0,2818
4 06/16 26.9. 113,07 0,5700
4,5 07/17 11.9. 117,37 0,8117
4,125 08/13 22.4. 101,69 0,2402
3,75 11/21 6.4. 116,77 1,5974
Thüringen
2,875 11/15 11.5. 106,275 0,3383
Sonderinstitute
KfW
3,875 03/13 4.7. 102,39 0,1135
3,5 06/21 4.7. 116,43 1,4601
4,375 08/13 11.10. 103,88 0,0866
3,875 09/19 21.1. 117,18 0,9957
3,625 10/20 20.1. 116,49 1,2125
3,375 11/21 18.1. 115,20 1,3941
3,125 11/16 8.4. 109,48 0,3148
0,875 12/17 13.10. 101,04 0,6590
NRW-Bank
3,875 05/20 27.1. 116,61 1,4299
4,25 08/13 14.5. 101,945 0,3250
3,375 09/14 18.3. 104,22 0,2209
3 11/16 17.5. 108,16 0,6379
2 12/22 16.9. 101,14 1,8715
Unternehmensanleihen
7,471 A.T.U. 04/14 1.1. 67,00
4,5 BASF SE 06/16 29.6. 113,65 0,6690
6,5 Berentzen 12/17 18.10. 107,00 4,8645
4,75 Bertelsm.06/16 26.9. 113,30 1,2048
7,875 Bertelsm.09/14 16.1. 108,20 0,7983
4,125 Daimler 10/17 19.1. 112,47 1,0571
5 Dt.Börse 08/13 22.4. 101,959 0,4533
7,5 Dt.Börse 08/38 13.6. 103,491 7,1923
7,25 Dürr 10/15 28.9. 112,00 2,8313
7 Evonik 09/14 14.10. 111,00 1,1497
5,125 Evonik Deg. 03/13 10.12. 104,27 1,0816
4,375 EWE Tr.1 04/14 14.10. 107,56 0,3984
4,875 EWE Tr.2 04/19 14.10. 118,76 1,9474
8 Franz Haniel 09/14 23.10. 109,554 2,8562
6,25 Franz Haniel 12/18 8.2. 110,999 3,8821
5,25 Fraport 09/19 10.9. 117,845 2,3823
4,25 GEA Group 11/16 21.4. 108,05 1,8058
7 Gerling 04/14/24 12.8. 105,51 6,3162
6,75 Gerling 05/15/49 30.6. 103,50 6,4939
8,625 Grohe 04/09/14 1.4. 101,27 8,0297
7,5 Heid.Cem. 09/14 30.4. 110,60 1,9593
8 Heid.Cem. 09/17 31.1. 117,18 3,5979
8,5 Heid.Cem. 09/19 30.4. 122,05 4,7972
6,5 Heid.Cem. 10/15 3.2. 110,38 2,5377
4,25 Henkel 03/13 10.6. 102,22 0,3226
5,5 Hochtief 12/17 23.3. 107,95 3,4932
6,125 Hornbach 04/14 15.11. -
5 Leoni 06/13 17.7. 101,31 G 2,9671
4,625 Lufthansa 06/13 6.5. 101,807 0,7597
6,75 Lufthansa 09/14 24.3. 107,199 1,3393
6,5 Lufthansa 09/16 7.7. 115,07 2,1483
5,375 MAN SE 09/13 20.5. 102,394 0,6457
7,25 MAN SE 09/16 20.5. 120,94 G 1,1280
4,5 Maxingv. 04/14 13.10. 105,569 1,5176
3,375 Merck Fin. S. 10/15 24.3. 106,03 0,7780
4,5 Merck Fin. S. 10/20 24.3. 117,64 1,9050
5,75 Metro 09/14 14.7. 107,815 0,9778
7,625 Metro 09/15 5.3. 113,785 1,4828
5,875 Praktiker 11/16 10.2. 47,50
5,75 RWE 03/33 14.2. 133,95 3,4016
6,125 SolarWorld 10/17 21.1. 25,51
4,375 ThyssenKr. 05/15 18.3. 106,17 1,6580
8 ThyssenKr. 09/14 18.6. 109,15 2,0741
4,375 ThyssenKr. 12/17 28.2. 106,09
8,625 TUI 05/13 30.1. 99,00
6 Unicreditbank 02/14 5.2. 104,55 2,1831
5,375 Voith 07/17 21.6. 116,15 1,6916
6,5 Windreich 10/15 1.3. 61,25 G
Titel Veränd. Proz.
Vortag aktuell
Dow Jones-UBS Spot 441,15 440,44 -0,16
CRB Futures 558,87 557,80 -0,19
S&P GSCI Index (Spot) 634,52 633,15 -0,22
Moodys-Index 6302,0 6279,8 -0,35
FTSE Gold (London) 3097,0 3063,2 -1,09
American Gold Bugs (HUI) 481,2064 475,1194 -1,26
Gold, London ($/Unze) 1735,3 1726,3 -0,52
Gold, New York ($/Unze) 1728,2 1724,9 -0,19
Schalterpreise 12.11.2012 13.11.2012
in Euro Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf
Barrengold 1kg 43554,35 44256,10 43427,54 44118,46
Barrengold 10g 429,34 465,21 428,08 463,83
1/1 Nugget/Maple/Krüger 1336,85 1415,75 1332,94 1411,36
1/2 Nugget/Maple/Krüger 668,07 737,45 666,10 735,17
1/4 Nugget/Maple/Krüger 331,53 377,55 330,55 376,39
1/10 Nugget/Maple/Krüger 129,31 156,45 128,92 155,98
1/1 Britannia/Eagle/Philh. 1336,85 1429,41 1332,94 1424,98
1/2 Britannia/Eagle/Philh. 668,07 737,45 666,10 735,17
1/4 Britannia/Eagle/Philh. 331,53 377,55 330,55 376,39
1/10 Britannia/Eagle/Philh. 129,31 156,45 128,92 155,98
20-Mark-Stück 312,88 384,82 311,95 383,63
Vreneli 242,72 278,88 242,00 278,02
Sovereign (neu) 306,81 352,62 305,90 351,53
1 Dukaten Österreich 141,44 164,45 141,02 163,95
20 Pesos Mexiko 620,93 708,35 619,11 706,16
Barrensilber 1kg 791,40 1058,78 785,68 1052,05
Platin Koala 1171,49 - 1180,37 -
Stand 11.30 Uhr Quelle: Deutsche Bank
Swaps
in Prozent 12.11. 13.11.
Eonia
1 Woche 0,069 0,069
1 Monat 0,074 0,075
3 Monate 0,065 0,066
6 Monate 0,050 0,050
12 Monate 0,041 0,039
Quelle: DZ Bank AG
Geldmarktsätze unter Banken
Euribor neu Tagesgeld: Euro Overnight Index Average (Eonia) 0,080 % (Vortag: 0,082 %)
Prozent 12.11.12 13.11.12 12.11.12 13.11.12 12.11.12 13.11.12
1 Monat 0,10800 0,10800
2 Monate 0,14400 0,14500
3 Monate 0,19200 0,19200
4 Monate 0,24400 0,24300
5 Monate 0,30400 0,30300
6 Monate 0,36300 0,36100
7 Monate 0,40400 0,40200
8 Monate 0,44400 0,44200
9 Monate 0,47800 0,47600
10 Monate 0,52100 0,52000
11 Monate 0,55200 0,55100
12 Monate 0,58700 0,58600
Emissionsrendite Stand 21.56 Uhr; Laufzeit in Jahren
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
12.11.2012 0,17 0,28 0,43 0,65 0,92 1,16 1,36 1,56 1,71 1,86
13.11.2012 0,17 0,28 0,42 0,64 0,91 1,15 1,35 1,54 1,69 1,83
Letzte Kursfeststellung um 21.56 Uhr.
Münzen, Barren
Neue Fremdwährungs-Anleihen
19.10. European Investment Bank GBP XS0602217159 200 100.000 3,250 109,008 07.12. 4 --- / AAA / AAA HSBC
22.10. Great Places Housing Gr. 15) GBP XS0842152281 200 100.000 4,750 99,052 22.10. 29 Aa3 / AA- / AA- RBC, RBS, Santander
23.10. ASB Finance GBP XS0846882669 250 100.000 83+K) 100,000 23.10. 3 Aa3 / AA- / - CBA, Credit Suisse, Nomura
23.10. Rentenbank USD US515110BH61 1.250 1.000 1,375 99,456 23.10. 7 Aaa / AAA / AAA Citigroup, Dt. Bank, Royal Bank of Canada
24.10. Großbritannien GBP GB00B84Z9V04 4.250 0,01 3,250 99,594 22.01. 31,5 Aaa / AAA / AAA Barclays, Citigroup, Goldman Sachs, Lloyds Bk.
24.10. Kommuninvest USD XS0847832267 1.750 100.000 1,000 99,539 24.10. 5 Aaa / AAA / - Bk of Am. - ML, Citigroup, Dt. Bank, RBS
29.10. Schweden USD XS0849423917 1.000 100.000 0,375 99,697 22.10. 3 Aaa / AAA / AAA Barclays, Citigroup, Dt. Bank
30.10. Deutsche Bahn GBP XS0849509392 300 1.000 1,375 99,861 30.10. 5 Aa1 / AA / AA Barclays, Credit Suisse, Mitsubishi
30.10. Export Development Canada GBP XS0849729677 300 1.000 0,500 99,755 07.12. 3 Aaa / AAA / AAA HSBC, Royal Bank of Canada
30.10. PepsiCo GBP XS0849673602 500 100.000 2,500 99,622 01.11. 10 Aa3 / A- / A Dt. Bank, HSBC, UBS
31.10. European Investment Bank GBP XS0849420905 300 100.000 2,500 99,378 31.10. 10 Aaa / AAA / AAA HSBC, Royal Bank od Canada
01.11. Anadolu USD XS0848940523 500 200.000 3,375 98,761 01.11. 10 Baa3 / BBB- / - Bk of America - Merrill Lynch, HSBC, RBS
Wäh- Betrag Mindest- Ausg. Zins-
Valuta Emittent rung ISIN (Mio) anlage Zins Kurs % term. Laufz. Ratings Konsortialführer
C) = Dreimonats-Kanada-Dollar-Interbankensatz; D) = Dreimonats-Euribor; E) = Einmonats-Euribor; J) = Einjahres-Euribor; K) = Dreimonats-Libor; L) = Einmonats-Libor; M) = Mid Swaps;
N) = Eonia; S) = Sechsmonats-Euribor; U) = Dreimonats-Dollar-Interbankensatz; 1) Pfandbrief; 2) Wandelanleihe; 3) Variabel verzinst; 4) Zinssatz zunächst fest,dann variabel; 5) Stufen-
zinsanleihe (steigende Zinsen); 6) Stufenzinsanleihe (fallende Zinsen); 7) Nullkuponanleihe; 8) Volumen, Zinsausstattung, Laufzeit oder Tilgung mit besonderen Elementen; 9) In mehreren
Tranchen mit unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen; 10) Ohne feste Endlaufzeit; 11) Vorzeitig kündbar; 12) Aufstockung einer früheren Anleihe; 13) Monatlich; 14) Vierteljährlich;
15) Halbjährlich; 16) Teil einer auf verschied. Währungen lautenden Anleihe; 17) Asset Backed Security (ABS - durch Aktiva besicherte Anleihen) (Zusammenstellung: DowJones)
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DEGI EUROPA € 30,01 / 28,58 0,17 -26,15
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NV Strat-Kons. P € 48,47 / 47,06 0,67 4,48
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NV Strat-Kons. POT € 42,84 / 42,84 0,05 -4,56
OneWorld Tactics €* 38,05 / 36,24 0,00 -0,91
Alger Fund
Alger LargeCap A $* 12,99 / 12,31 0,00
Alger LargeCap B $* 10,91 / 10,91 0,00
Alger MidCap A $* 7,35 / 6,96 0,00
Alger MidCap B $* 5,78 / 5,78 0,00
Alger SmallCap A $* 8,04 / 7,62 0,00
Alger SmallCap B $* 6,71 / 6,71 0,00
Alger SICAV
Alger Asset A $* 32,73 / 30,77 0,00 49,12
Alger Asset I $* 32,66 / 32,66 0,00 19,23
Alger China-US A $* 13,04 / 12,26 0,00 15,28
Alger China-US B $* 18,13 / 18,13 0,00 40,65
Alger US LgCap A $* 7,90 / 7,43 0,00 23,22
Alger US MdCap A $* 11,14 / 10,47 0,00 26,77
Alger US SmCap A $* 9,95 / 9,35 0,00 43,77
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Adifonds A € 76,17 / 72,54 0,00 -16,28
Adirenta P € 14,69 / 14,26 0,14 0,00
Adireth € 89,54 / 86,93 1,02 0,13
Adiverba A € 93,15 / 88,71 0,00 -77,61
Aktien Europa A € 61,68 / 58,74 0,02 -37,92
Concentra AE € 70,63 / 67,27 0,00 29,16
Europazins AE € 51,91 / 50,40 1,14 0,00
Fl Rentenfd AE € 80,73 / 78,00 2,80 2,03
Flex Eur Ba AE € 57,22 / 55,02 0,46 -1,98
Flex Eur Dy AE € 54,56 / 51,96 0,00 -16,48
Flexi Immo A € 95,87 / 92,18 2,19 -0,97
Fondak A € 105,96 / 100,91 0,00 21,74
Fondirent € 48,54 / 47,13 0,51 0,00
Geldmarkt AE € 49,83 / 49,83 1,13 0,00
Geldmkt SP AE € 50,44 / 50,44 1,05 0,00
Global Eq.Dividend € 85,50 / 81,43 0,00 -51,07
Industria AE € 80,06 / 76,25 0,00 -23,02
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Kapital + AE € 54,18 / 52,60 0,93 11,07
Mobil-Fonds AE € 55,52 / 54,43 1,58 0,00
Nebenw. Deutschl.A € 155,14 / 147,75 0,00 66,93
Reale Werte A € 56,37 / 54,20 1,77 -0,27
Rentenfonds AE € 82,44 / 80,43 2,11 0,00
Rohstofffonds A € 98,92 / 94,21 0,00 54,12
Thesaurus AT € 554,67 / 528,26 0,00 38,20
Vermög. Deutschl. A € 113,85 / 108,43 0,00 27,98
Wachstum Euroland A € 70,23 / 66,89 0,00 -2,47
Wachstum Europa A € 76,74 / 73,09 0,00 24,82
Allianz Global Investors Luxembourg S.A.
AGIF B St E IE € 7,75 / 7,75 0,00 0,00 -25,72
AGIF Eu EqD ATE € 179,49 / 170,94 0,00 25,99 25,39
AGIF EuBd AE € 11,05 / 10,73 0,03 0,00 0,00
AGIF EuSmCa AE € 116,14 / 110,61 0,00 0,00 9,72
AGIF Gl AgTr AE € 132,57 / 126,26 0,00 0,00 6,14
AGIF GlEcoT AE € 75,14 / 71,56 0,00 0,00 -36,83
All Comm Stra A € 87,62 / 83,45 0,00 0,00 -0,82
Emerging Europe A € 348,92 / 332,30 0,00 11,31 53,69
Eur Bd TR AE € 63,32 / 61,48 1,02 0,00 0,00
Euro HiYield Bd A € 116,82 / 113,42 6,08 0,00 0,00
Europe 25 ATE € 107,88 / 102,74 1,39 8,19 -2,93
Flex Bond Strat A € 107,69 / 104,55 2,76 0,00 0,00
Flexi Asia Bond AT $* 11,07 / 10,54 0,05 0,07 0,00
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Mlt.AsiaAct.A(EUR) € 51,67 / 49,21 0,00 0,25 -4,12
Oriental Income AT € 124,30 / 118,38 0,00 3,81 -1,59
RCM BRIC Stars A € 133,54 / 127,18 0,00 0,00 28,82
RCM Enh ST Euro AT € 108,45 / 108,45 0,00 6,89 0,00
RCM Renminbi Cur A $ 10,65 / 10,44 0,14 0,00 0,00
Allianz Global Investors Ireland Ltd.
Emg Mrkt Bd AE € 70,45 / 68,40 2,38 0,00 0,00
Gl. Em. Mkts Eq. A € 37,78 / 35,98 0,00 0,00 65,56
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€uro Short Term € 48,92 / 48,44 1,21 0,00
Aktien Deutschland € 81,73 / 77,84 0,00 -9,68
AL Trust €uro Relax € 51,74 / 50,23 0,00 1,33
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Trust €uro Renten € 46,24 / 44,89 1,34 0,00
Trust Aktien Europa € 39,15 / 37,29 0,00 -77,69
Trust Global Invest € 54,44 / 51,85 0,00 -66,30
Name Whrg. Ausg./Rückn. Zwg. ATE Aktg.
Stand: 13.11.2012 /Img.
*Preise vomVortag / letzt verfügbar
www.ampegaGerling.de
AAA MAP Rend.AMI P € 105,60 / 100,57 0,00 -8,49
AAA MAP Sich.AMI P € 104,08 / 101,05 1,19 4,09
Activersa StratAMI € 105,24 / 100,23 0,00 -0,83
All-in-one MK Dachf € 11,65 / 10,98 0,01 13,27
Alpha select AMI € 22,69 / 21,61 0,00 5,75
Bern.Deutschl.+ AMI €* 100,82 / 96,02 0,00 -4,23
CQUAD. Strategie € 50,42 / 47,68 0,00 8,97
CQUAD.ArtsTRGIAMI € 92,61 / 88,20 0,00 99,11
CT Welt Pf AMI Pt € 101,81 / 96,96 0,00 -4,52
CT Welt Portf. AMI € 35,79 / 34,09 0,13 21,44
D3RS Welt AMI € 104,66 / 101,61 0,00 1,43
DC Value One AMI Pt € 110,00 / 104,76 0,00 7,31
Gen InvEuAk.AMI Pt €* 95,25 / 90,71 0,00 67,98
Gen.In.7:3 V AMI Pt €* 110,44 / 106,71 0,41 6,74
Gerl EuroAktVC10Pt € 96,85 / 94,03 0,00 -5,26
Gerl Pf Mu ETF St € 20,71 / 20,11 0,09 17,70
Gerl Substanz Pa € 24,43 / 23,49 0,37 -12,24
Gerl. Global Aktien € 7,84 / 7,50 0,00 -159,41
GerlGeldmarktfonds € 57,23 / 57,23 0,50 0,00
Gerling AS € 35,29 / 33,77 0,02 -48,44
Gerling Balanced 3 € 126,76 / 120,72 1,17 11,98
Gerling Flex € 35,01 / 33,42 0,14 -34,21
Gerling Global € 19,36 / 18,66 0,42 0,00
Gerling Kompakt P(t) € 131,39 / 125,13 0,00 22,37
Gerling Massiv € 108,24 / 103,09 2,79 -3,43
Gerling Pf.Tot.Ret € 97,39 / 93,64 2,13 -11,33
Gerling Rendite € 21,18 / 20,56 0,58 0,00
Gerling Reserve € 53,23 / 52,70 1,27 0,00
Gerling Vario P(t) € 106,55 / 102,45 1,55 -0,71
GerlingEuroStar 50 € 32,75 / 32,75 0,00 5,73
GerlPf MuETFStr Pa € 20,32 / 19,73 0,12 -77,53
GerlPf Real Estate € 106,50 / 101,43 0,28 0,29
GFS Strat IV AMI € 115,94 / 110,42 0,00 -3,25
Gl.Min.Varianz AMI € 47,06 / 44,82 0,00 -26,57
Glob.ETF Aktien Pa € 9,86 / 9,57 0,00 -2,76
Golden Gate Global € 7,85 / 7,55 0,00 -86,02
HeLa AMI P(t) € 99,09 / 94,37 0,45 -24,38
HSSB Vermögensb. I € 8,95 / 8,65 0,07 -55,45
HSSB Vermögensb.II € 7,52 / 7,16 0,02 -19,81
JF M-Rentenf.AMI I €* 36,79 / 36,79 1,23 0,00
JF Renten W. € 110,98 / 108,80 3,59 0,00
JF-Mittelst.Rent P €* 37,62 / 36,52 1,14 0,00
Kapit.Tot.Re.AMI P € 96,58 / 93,77 1,35 -37,53
Kapitalauf.+ AMI P € 73,46 / 71,32 0,56 -180,37
Kapitalauf.AMI P € 77,71 / 75,45 0,34 -117,22
Kirchröder 1 AMI € 82,76 / 81,94 1,25 -18,52
Lacore AA.AMI It € 962,95 / 962,95 21,83 -5,43
Mayerhofer Str. AM € 114,08 / 110,76 0,00 4,07
MPC Europa Meth.I € 1195 / 1138 0,00 8,75
NV Str.Stif.AMI Pt € 101,84 / 101,84 0,40 0,81
NV Strat Q PI AMI PO € 89,40 / 89,40 0,00 377,00
NV Strat Stift AMI € 110,14 / 106,93 0,72 -2,56
NV Strat.Q.Pl. AMI € 112,14 / 106,80 0,36 -36,71
PF Glob ETF Aktien € 16,82 / 16,33 0,00 -34,02
RBV- VV AMI € 73,61 / 70,10 0,42 -43,60
Responsibility Fds € 91,22 / 86,88 0,88 -11,26
Sherpa Abs.Ret.AMI € 95,31 / 90,77 0,00 8,50
terrAssi.Akt.I AMI € 15,46 / 14,79 0,00 -60,48
terrAssisi Rent IA € 102,01 / 101,50 2,11 0,00
TOP TREND AMI € 113,89 / 108,47 0,00 -10,61
Unternehmensanleih € 25,04 / 24,31 1,43 0,00
Val. Intell.Fd AMI € 119,56 / 119,56 0,00 11,47
Zan.Eu.Cor.B.AMI I €* 110,73 / 110,73 3,99 0,00
Zan.Eu.Cor.B.AMI P €* 112,57 / 110,36 2,66 0,00
Zantke Eu.HY AMI Ia €* 119,37 / 119,37 5,90 0,00
Zantke Eu.HY AMI Pa €* 121,25 / 118,87 5,51 0,00
APO-Bank / INKA Intern. KAG
apo European Equit €* 48,99 / 47,56 0,00 -4,47
apo Kupon Plus I €* 9460 / 9366 181,73 0,00
APO Vivace INKA €* 50,95 / 48,99 0,26 -16,65
Forte Dachfd. €* 42,85 / 41,20 0,07 7,58
Geldmarkt Plus €* 49,37 / 49,37 0,35 0,00
Mezzo Dachfd. €* 52,78 / 51,24 0,90 2,96
Piano Dachfd. €* 59,16 / 58,00 1,46 4,95
Rendite Plus €* 51,29 / 50,28 2,12 0,01
Trend Selekt €* 26,82 / 26,04 0,00 -105,61
Aquila Capital
AC - Risk Parity17 €* 106,39 / 101,32 0,00 0,00
€ 72,91 / 69,27 0,00 -38,04
Akrobat Europa € 164,30 / 156,48 0,00 39,63
Akrobat Value € 106,55 / 101,48 0,00 19,11
BlaFerrym-Aggr.A € 72,92 / 69,28 0,00 -9,55
BlaFerrym-Strat.A € 72,39 / 68,77 0,00 80,63
BlaFerrym-Strat.T € 72,39 / 68,77 0,00 -33,86
GREIFF Spec Val I € 101,29 / 96,47 0,00 12,35
GREIFF Spec Val P € 98,58 / 93,89 0,00 9,34
M-AXX Abs. Return € 79,81 / 76,01 0,00 2,84
M-AXX Im-Puls1 € 30,76 / 29,02 0,34 -13,01
M-AXX InCap Taurus € 64,91 / 61,82 0,00 37,53
M-AXX Platinum €* 106,68 / 100,64 1,37 3,58
M-AXX RCS Univers. €* 111,06 / 105,77 0,00 0,00 3,29
Sm-I.FCP Superf.AR € 24,63 / 23,40 0,00 9,22
Sm-In.FCP HEL.AR B € 43,09 / 40,94 0,00 7,64
Sm-Inv.ProteusAR C € 30,02 / 28,52 0,00 0,58
Telos-Mom. Sel. €* 39,89 / 37,99 0,00 0,00 -18,34
www.baloise-funds-invest.com I Tel. 0041 58285 8724
BFI Activ R F 112,98 / 108,63 1,22 3,69 2,94
BFI Activ R € 63,25 / 60,82 0,00 4,42 0,80
BFI Cap.Prot. Pl.R € 11,15 / 10,67 0,27 0,29 -7,67
BFI Cap.Protect R F 12,23 / 11,70 0,37 0,00 -0,76
BFI Cap.Protect R € 13,25 / 12,68 0,00 0,64 -4,30
BFI C-Quad A Bal R € 10,80 / 10,49 0,22 7,35
BFI C-Quad A Dyn R € 10,75 / 10,24 0,11 28,43
BFI C-Quad ACons R € 11,02 / 10,60 0,45 4,58
BFI Dynamic R F 92,19 / 88,64 0,38 4,06 -11,47
BFI Dynamic R € 49,49 / 47,59 0,00 2,68 -5,99
BFI Equity Fund R € 130,06 / 124,46 0,00 2,17 -0,72
BFI EuroBond R € 81,28 / 78,91 1,64 10,49 0,00
BFI EuroStock R € 35,00 / 33,33 0,00 1,00 -25,53
BFI InterStock R F 62,51 / 62,51 0,00 0,72 -23,84
BFI Progress R F 107,83 / 103,68 0,85 3,47 1,11
BFI Progress R € 59,51 / 57,22 0,00 3,41 0,92
BFI Swissfr.Bond R F 116,98 / 113,57 1,31 0,00 -0,12
BFI SwissStock R F 86,21 / 82,10 0,00 0,00 7,58
Bank für Sozialwirtschaft AG
BFS-EuroRent.D 54 €* 50,96 / 49,48 1,18 0,00
www.bantleon.com
Bantleon Cash (IA) € 98,29 / 98,29 2,36 0,00 0,00
Bantleon Dynamic IA € 94,01 / 94,01 0,97 0,00 0,00
Bantleon Opp. L IA € 137,73 / 137,73 1,02 0,00 0,00
Bantleon Opp. L IT € 159,99 / 159,99 2,51 11,14 0,00
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Bantleon Opp. S IT € 140,09 / 140,09 3,13 12,86 0,00
Bantleon Opp.GlbIA € 106,22 / 106,22 0,00 0,46 -5,49
Bantleon Opp.GlbPA € 105,81 / 105,81 0,00 0,25 -5,50
Bantleon Opp.L PA € 110,75 / 110,75 0,46 0,00 0,00
Bantleon Opp.L PT € 112,52 / 112,52 0,92 1,43 0,00
Bantleon Opp.S PA € 107,80 / 107,80 0,92 0,00 0,00
Bantleon Opp.S PT € 111,19 / 111,19 1,91 2,39 0,00
Bantleon Opp.XL IA € 105,55 / 105,55 0,69 0,00
Bantleon Opp.XL IT € 105,55 / 105,55 0,82 0,00
Bantleon Return IA € 113,47 / 113,47 1,25 0,00 0,00
Bantleon Return IT € 108,14 / 108,14 2,52 3,29 0,00
Bantleon Return PA € 105,41 / 105,41 1,01 0,00 0,00
Bantleon Return PT € 107,16 / 107,16 2,14 2,80 0,00
Bantleon Strat. IA € 100,41 / 100,41 1,20 0,00 0,00
Bantleon Strat. IT € 104,27 / 104,27 2,66 3,42 0,00
Bantleon Strat. PA € 98,63 / 98,63 1,08 0,00 0,00
Bantleon Trend IA € 106,82 / 106,82 1,13 0,00 0,00
Bantleon Trend IT € 104,79 / 104,79 2,46 3,55 0,00
Bantleon Yield IA € 105,47 / 105,47 1,58 0,00 0,00
Bantleon Yield PA € 104,79 / 104,79 1,42 0,00 0,00
Bantleon Yield PT € 108,87 / 108,87 3,00 3,79 0,00
Balanced € 54,73 / 52,12 0,59 13,01
Europa € 34,68 / 33,03 0,00 -68,63
Eurorent € 58,13 / 56,44 1,37 0,00
Megatrend € 42,65 / 40,62 0,00 23,47
Protect 2013 D € 53,15 / 50,62 0,00 0,00
Strategie Welt Sec € 18,59 / 17,70 0,66 -19,49
Strategie Welt Sel € 16,43 / 15,65 0,25 -6,72
Triselect € 45,81 / 43,63 0,21 -9,86
C&P Funds (Creutz & Partners)
C&P ClassiX €* 33,53 / 32,24 0,00 1,83 -0,33
C&P QuantiX €* 55,10 / 52,98 0,00 1,60 -0,21
ARTS Best Mom. T €* 191,37 / 182,26 0,00
ARTS TotR Bal. T €* 168,64 / 160,61 0,65
ARTS TotR.Dyn. T €* 165,34 / 157,47 0,00
CQ ARTS TotR.Gara. €* 121,79 / 115,99 0,00
C-Quad.ARTS TR Fl.T € 94,80 / 90,29 1,43 -3,01
Caso Asset Management S.A.
Plutos Internat.F. €* 80,44 / 76,61 0,00 79,67
Plutos MultiChance €* 46,79 / 44,56 0,03 21,75
Plutos T-VEST Fund €* 54,95 / 52,33 0,15 12,72
Catella Real Estate AG KAG
BouwfondsEuropResid € 10,83 / 10,83 0,09 0,81
Catella MAX € 10,74 / 10,23 0,00 0,00
Focus HealthCare € 10,73 / 10,22 0,02 0,00
FocusNordicCities € 10,72 / 10,72 0,18 10,42
Immo-Spez-Süddeut. € 10,17 / 10,17 0,01 0,00
Sar Sust Prop-EuCi € 1074 / 1048 5,14 0,31
Commerz Real
hausInvest € 43,02 / 40,97 0,11 2,09
CONREN
CONREN Fortune € 108,49 / 103,32 0,57 -8,84
CPB Immobilien
SemperReal Est.A € 128,25 / 124,51 0,06 0,00
Global Resources $* / 137,33 0,00 -92,28
Precious Metal $* / 211,35 0,00 -71,84
Ren.Alt.&Sust.Res. $* / 95,20 0,00 -23,16
www.credit-suisse.com/de
C.S.FD-F.I.CYC.I.B €* 101,90 / 101,90 0,27 0,00
CSEF(L)Gl.Val.R CH F* 9,14 / 9,14 0,00 -1,88
CSEF(L)Gl.Val.R US $* 9,76 / 9,76 0,00 -1,68
Eq.Mid Cap Ger. FI €* 1046 / 1046 0,00 2,79
PF Lux Bal Sfr I F* 1055 / 1055 4,03 2,49
PF Lux Inc Sfr I F* 1042 / 1042 6,56 1,37
SGSS Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH
CS MACS Absolut P €* 106,96 / 106,96 1,40 -0,88
CS MACS Clas. 40 B €* 108,29 / 108,29 1,70 -0,57
CS MACS Clas. 40 P €* 107,05 / 107,05 1,70 0,48
CS MACS Clas. 60 P €* 102,46 / 102,46 1,45 3,07
CS MACS Classic 20B €* 111,29 / 111,29 1,90 2,89
CS MACS Classic 20P €* 112,88 / 112,88 1,97 1,57
CS MACS Dynamic B €* 120,57 / 120,57 2,05 3,95
CS MACS Dynamic P €* 108,48 / 108,48 1,92 -9,16
CS MACS EuDivVal.P €* 88,10 / 88,10 0,00 -24,92
CS MACS Funds 20 P €* 111,82 / 111,82 0,27 -1,64
CS MACS Funds 40 P €* 109,05 / 109,05 0,19 -4,77
CS MACS Funds 60 P €* 103,35 / 103,35 0,15 -3,75
CS MACS Glob. Eq. P €* 94,83 / 94,83 0,00 4,77
CS Vario St.&Bo.Pl €* 100,78 / 100,78 0,62 2,71
Vario MACS II €* 111,01 / 111,01 0,14 4,91
Vario MACS III €* 113,81 / 113,81 0,91 3,24
CSAM Immobilien Kapitalanlagegesellschaft mbH
CS EUROREAL €* 51,28 / 51,28 0,07 0,55
Property Dynamic €* 108,03 / 108,03 0,00 5,25
DAVIS FUNDS SICAV
Global A $* 22,13 / 20,86 0,00 23,53
Value Fund A $* 29,62 / 27,92 0,00 16,03
DBV-Win
DJ Indus.Average $* 127,62 / 127,62 0,00 18,20
EuroStoxx 50 €* 85,65 / 85,65 0,00 -9,87
www.dje.lu I [email protected] I Tel. 00352 26925220
DJE - Div&Sub I € 267,03 / 267,03 0,00 41,70
DJE - Div&Sub P € 260,72 / 248,30 0,00 43,27
DJE - Div&Sub XP € 159,32 / 159,32 0,00 25,48
DJE Inv.Karitativ € 1324 / 1249 9,98 12,36
DJE Inv.Lux Select € 165,63 / 157,74 0,61 -5,49
DJE Inv.Primus € 1939 / 1829 48,06 25,03
DJE INVEST-StiftRI € 10,93 / 10,66 0,19 0,00
DJE INVEST-Vario P € 935,78 / 882,81 4,40 -20,51
DJE Vermögensm I € 104,91 / 103,87 0,86 0,13
DJE Vermögensm P € 103,86 / 98,91 0,00 -0,31
DJE-Absolut I € 229,29 / 229,29 1,28 26,04
DJE-Absolut P € 229,11 / 218,20 1,17 27,41
DJE-Absolut XP € 95,31 / 95,31 0,61 -12,13
DJE-Ag&Ernährung I € 147,77 / 147,77 0,00 35,99
DJE-Alpha Global I € 172,78 / 172,78 1,20 28,48
DJE-Alpha Global P € 169,79 / 163,26 1,10 29,84
DJE-Asien Hi D XP € 152,73 / 152,73 0,00 31,26
DJE-Asien High D I € 149,74 / 149,74 0,00 31,73
DJE-Asien High D P € 153,15 / 145,86 0,00 32,12
DJE-Div&Sub.IH-CHF F 116,97 / 116,97 0,00 11,40
DJE-Gold&Ressour I € 188,31 / 188,31 0,06 34,19
DJE-Gold&Ressour P € 190,42 / 181,35 0,00 33,68
DJE-InterCash I € 130,51 / 130,51 1,21 0,00
DJE-InterCash P € 130,52 / 129,23 1,12 0,00
DJE-Real Estate I € 661,90 / 655,35 4,56 6,78
DJE-Real Estate P € 6,60 / 6,29 0,00 2,70
DJE-Renten Glob I € 154,94 / 154,94 3,19 0,13
DJE-Renten Glob P € 153,24 / 150,24 2,56 0,09
DJE-Renten Glob XP € 131,94 / 131,94 3,44 -0,54
DJE-Zins&Divid I € 105,93 / 105,93 0,16 0,88
DJE-Zins&Divid P € 109,74 / 105,52 0,06 0,68
DJE-Zins&Divid XP € 107,42 / 107,42 0,33 0,98
Gamma Concept € 190,82 / 183,48 13,56 37,27
GoldPort Stab.Fd.I F 128,47 / 127,20 1,34 5,39
GoldPort Stab.Fd.P F 129,12 / 122,97 0,00 4,78
LuxPro-Euro Rent I € 1044 / 1019 13,87 0,00
LuxTopic-Akt.Eu A € 19,53 / 18,60 0,00 -9,96
LuxTopic-Akt.Eu B € 1027 / 1027 0,00 -16,17
LuxTopic-Bk.Schill € 16,57 / 15,78 0,19 14,95
LuxTopic-DJE Cosmo € 153,17 / 145,88 2,67 18,17
LuxTopic-Pacific P € 21,53 / 20,50 0,22 35,79
www.deka.de I Tel. 069 / 7147-652
AriDeka € 51,62 / 49,04 0,00 -68,60
ARIDEKA TF € 130,33 / 130,33 0,00 20,37
BasisIndustrie CF € 61,96 / 59,72 0,00 30,10
BasisIndustrie TF € 53,13 / 53,13 0,00 28,40
bAV Fonds € 27,99 / 27,24 0,00 -20,29
BerolinaRent EUR € 38,83 / 37,47 0,76 -11,09
BonusStrategie 3y € 72,46 / 71,39 0,00
BR Aktien 100 € 42,44 / 41,00 0,00 -3,94
BR Aktien 20 € 55,77 / 53,88 0,00 0,76
BR Aktien 35 € 53,85 / 52,03 0,06 1,83
BR Aktien 45 € 52,26 / 50,49 0,20 -2,19
BR Aktien 55 € 51,69 / 49,94 0,00 -1,54
BR Aktien 75 € 48,98 / 47,32 0,00 -0,33
BR Aktien 85 € 45,32 / 43,79 0,06 -6,98
BW Portfolio 20 € 42,73 / 41,89 0,48 -5,06
BW Portfolio 40 € 41,53 / 40,72 0,56 -11,37
BW Portfolio 75 € 36,80 / 36,08 0,22 -14,68
BW Zielfonds 2020 € 34,81 / 34,13 0,45 -20,82
BW Zielfonds 2025 € 32,88 / 32,24 0,22 -25,46
BW Zielfonds 2030 € 32,90 / 32,25 0,14 -23,36
DeepDiscount 2y € 121,38 / 120,18 0,00
Deka-BalDynCF € 103,20 / 100,19 0,00
Deka-BasAnl A20 € 102,81 / 100,79 0,25 -0,33
Deka-BasAnl A40 € 105,02 / 101,96 0,30 -0,43
Deka-BasAnl A60 € 106,80 / 102,69 0,58 -0,57
Deka-BasAnl Def € 100,02 / 100,02 0,12 -0,03
Deka-BasAnl VL € 105,20 / 100,19 0,00 -0,42
Deka-Co.Bd.NFin. CF € 122,02 / 118,47 3,36
Deka-Co.Bd.NFin. S € 122,54 / 118,97 3,68
Deka-DDiscount2y III € 121,35 / 120,15 0,00
Deka-Deut.Bal. CF € 108,61 / 105,45 0,48 1,72
Deka-Deut.Bal. TF € 105,12 / 105,12 0,30 1,72
Deka-DisSt.1/2016 € 66,86 / 65,23 0,00
Deka-DisSt.12/2015 € 115,87 / 113,04 0,00
Deka-DisStrat5y II € 135,06 / 130,18 0,00
Deka-Eu.Bal.Dyn TF € 97,49 / 97,49 0,33
Deka-Eu.Ren.Abs.R € 47,39 / 46,01 0,34
Deka-Eur. Renten+ € 39,55 / 38,77 0,25
Deka-Euro Rent.+CF € 44,56 / 43,26 0,24
Deka-Euro Rent.+TF € 42,15 / 42,15 0,19
Deka-Euro.Trend CF € 38,22 / 36,84 0,13 -10,61
Deka-Euro.Trend TF € 35,10 / 35,10 0,06 -10,57
Deka-EuroGar Strat € / 108,46 0,00 0,00 0,00
Deka-Eurol.B.Dy.CF € 108,60 / 104,67 0,43
Deka-Eurol.B.Dy.S € 106,18 / 103,59 0,54
Deka-Eurol.Bal. € 57,05 / 55,39 0,04 -1,59
Deka-Eurol.Bal. TF € 110,89 / 110,89 0,05 -0,08
Deka-Euroll.B.Dy.I € 105,79 / 103,21 0,46
Deka-EuroRent 2y A € 105,69 / 105,69 1,96
Deka-EuroRent 2y CF € 108,12 / 107,05 2,08
Deka-EuroRent 2y TF € 105,87 / 105,87 1,85
Deka-EuroRent 4y A € 109,86 / 109,86 2,36
Deka-EuroRent 4y CF € 112,95 / 111,28 2,50
Deka-EuroRent 4y TF € 110,05 / 110,05 2,22
Deka-EuroRent.K.IA € 105,78 / 103,71 1,75
Deka-EuroRent3y A € 105,57 / 105,57 2,12
Deka-EuroRent3y CF € 107,03 / 105,97 2,25
Deka-EuroRent3y TF € 105,03 / 105,03 1,96
Deka-Finanzw.CF € 26,50 / 25,54 0,00 -64,23
Deka-Finanzw.TF € 23,67 / 23,67 0,00 -66,67
DekaFonds € 72,21 / 68,60 0,00 16,06
DekaFonds TF € 173,62 / 173,62 0,00 36,63
Deka-GlInvAusCF(T) € 102,68 / 100,18 0,03 -0,02
Deka-GlInvKonCF(T) € 102,75 / 100,24 0,00 -0,01
Deka-HedgeSelect P € 40,49 / 38,56 0,00 -12,77
Deka-HedgeSelectIT € 40,32 / 40,32 0,00 -18,83
Deka-Inst.Akt.Eu IT € 47,29 / 45,80 0,00 -22,34
Deka-Inst.Ren.Eu. € 65,04 / 63,76 1,23
Deka-Inst.Ren.Euld. € 59,95 / 58,77 0,58
Deka-InstLiqu € 52,87 / 52,61 0,02
DekaKomEuBal.I(A) € 62,70 / 61,17 0,30 10,05
DekaKomEuBalCF(T € 102,73 / 100,22 0,05 -0,26
Deka-Liq:Euro TF € 66,35 / 66,35 0,48
Deka-MegaTrends CF € 41,34 / 39,85 0,00 -6,25
Deka-MegaTrends TF € 36,53 / 36,53 0,00 -15,20
Deka-PB Ausgewogen € 101,91 / 99,91 0,50
Deka-PB Defensiv € 108,75 / 106,62 0,01
Deka-PB Offensiv € 101,92 / 99,92 0,67
Deka-PB Wert 4y € 102,22 / 99,73 0,00 -0,13
Deka-PB Wertkonzept € 106,65 / 104,56 0,52 0,53
DEKA-RECOVERY CF € 101,62 / 97,95 0,00 -5,47
DEKA-RECOVERY TF € 101,77 / 101,77 0,00 -0,01
Deka-RentenReal € 46,87 / 45,50 7,81
DekaRent-intern.TF € 123,77 / 123,77 1,60
DekaRent-Internat. € 20,15 / 19,56 0,31
Deka-RentSp 4/17 € 107,49 / 105,90 1,77
Deka-RentSpezPlus2 A € 106,99 / 105,15 1,25
Deka-RentSpezPlus2 T € 111,13 / 109,22 1,29
Deka-Sachwer. CF € 103,10 / 100,10 0,00 1,33
Deka-Sachwer. TF € 100,00 / 100,00 0,00 1,32
Deka-Schweiz € 212,90 / 206,20 0,00 23,17
DekaSe:Konservativ € 99,74 / 98,75 1,46 0,12
DekaSel:Nachhaltig € 110,34 / 106,35 0,37 6,13
DekaSpezial € 214,57 / 203,85 0,00 -46,91
DekaSpezial TF € 155,97 / 155,97 0,00 33,35
Deka-Staatsanl.Eur € 108,67 / 105,50 1,29
Deka-Stift. Bal. € 55,44 / 54,35 0,06 -0,28
Deka-StratPort akt € 102,49 / 102,49 0,11 0,56
DekaStruk.5 Ertrag € 107,94 / 105,82 4,30 0,30
DekaStruk.5Chance € 118,93 / 116,60 0,65 22,16
DekaStruk.5Chance+ € 144,83 / 141,99 0,14 28,92
DekaStruk.5Ertrag+ € 106,68 / 104,59 2,64 3,56
DekaStruk.5Wachst. € 111,47 / 109,28 1,74 6,01
DekaTresor € 86,42 / 84,31 0,42
DekaWertk def CF T € 104,61 / 101,56 0,62 0,01
DekaWertk def TF T € 101,10 / 101,10 0,47 0,01
DekaWertk off CF T € 107,13 / 104,01 0,82 -0,59
DekaWertk off TF T € 103,39 / 103,39 0,64 -0,60
DekaWertkonzeptCF(T) € 1154 / 1120 18,20 -0,12
DekaWertkonzeptS(A) € 1109 / 1076 20,91 -0,49
DekaWertkonzeptTF(T) € 100,45 / 100,45 0,40 0,48
DiscountStrat 2013 € 99,38 / 96,02 0,00
Div Value Europ CF € 27,48 / 26,49 0,00 -47,19
Div Value Europ TF € 26,43 / 26,43 0,00 -49,61
Div.Strateg.CF A € 110,78 / 106,78 0,00 4,54
Eur. Disc.Strat.CF € 39,29 / 37,87 0,00 -21,70
Eur. Disc.Strat.TF € 36,02 / 36,02 0,00 -22,35
Europa Potential CF € 71,08 / 68,51 0,00 -19,37
Europa Potential TF € 64,13 / 64,13 0,00 -12,14
EuropaBond CF € 117,41 / 113,99 1,00
EuropaBond TF € 41,78 / 41,78 0,26
EuropaSelect CF € 41,23 / 39,74 0,00 -53,78
Frankf.Sparinrent € 52,62 / 51,09 1,05
Frankf.Sparinvest € 90,36 / 86,06 0,00 -9,77
Futur-Chance € 41,82 / 41,82 0,03 -17,45
Futur-ChancePlus € 41,26 / 41,26 0,00 -16,14
Futur-Ertrag € 51,23 / 51,23 0,52 -2,55
Futur-Wachstum € 51,19 / 51,19 0,14 -3,30
GlobalChampions CF € 105,02 / 101,22 0,00 -1,08
GlobalChampions TF € 96,97 / 96,97 0,00 -2,65
HedgeSelect I (A) € 35,25 / 35,25 0,00 -25,20
Köln-Aktien Gl. € 24,76 / 24,76 0,00 -68,72
Köln-Aktienf.o.A. € 31,08 / 31,08 0,00 -80,24
Köln-Aktienfonds € 38,54 / 36,61 0,00 -83,60
Köln-Rentenf. o.A. € 29,93 / 29,93 0,73
Köln-Rentenfonds € 29,85 / 28,80 0,83
LBBW Bal. Konzept € 45,86 / 44,96 0,10 9,52
LBBW Exportstrat. € 49,31 / 47,34 0,00 -21,26
LBBW-Rentenf.Euro € 43,69 / 42,42 0,60
Mainfranken Strate € 107,55 / 107,55 0,00 9,22
MF Weltkonz. kons. € 102,77 / 102,77 0,76 -0,70
MF Wertkonz. ausg. € 102,16 / 102,16 0,67 -1,37
Naspa-Aktienfonds € 40,01 / 38,41 0,00 -50,37
Naspa-Europafonds € 38,34 / 38,34 0,00 -59,52
Naspa-Fonds € 42,73 / 41,23 0,31 -29,34
RenditDeka € 22,62 / 21,96 0,30
RenditDeka TF € 28,42 / 28,42 0,34
RentSpEM12/2014S(A) € 106,76 / 104,92 4,24
RentSpez.2/2014 CF € 109,98 / 106,78 4,18
RentSpez.2/2014 TF € 106,48 / 106,48 3,93
RentSpezEM12/14 GF € 108,47 / 106,60 4,07
RentSpezial Plus 1 € 107,47 / 105,62 0,53
S-BayRent-Deka € 53,22 / 51,36 1,52
Sigma + Konservativ € 43,12 / 42,07 0,13 -27,92
Sigma Plus Balanced € 42,46 / 41,42 0,13 -4,26
Sigma Plus Offensiv € 38,04 / 37,11 0,00 -16,46
SK Corporate Bd. € 57,92 / 56,10 1,16
Technologie(CF) € 13,86 / 13,36 0,00 -174,19
Technologie(TF) € 11,42 / 11,42 0,00 -183,29
TeleMedien TF € 44,60 / 44,60 0,00 -60,34
UmweltInvest CF € 67,52 / 65,08 0,00 -53,80
UmweltInvest TF € 62,40 / 62,40 0,00 -59,64
Zielfds 2035-2039 € 34,23 / 33,07 0,06 -20,56
Zielfds 2040-2044 € 34,10 / 32,95 0,08 -21,14
Zielfds 2045-2049 € 34,08 / 32,93 0,05 -21,57
Zielfds 2050-2054 € 33,31 / 32,18 0,07 -24,00
Zielfonds 2015-019 € 45,13 / 45,13 1,06 2,11
Zielfonds 2020-024 € 43,79 / 42,31 0,50 3,34
Zielfonds 2025-029 € 43,51 / 42,04 0,15 8,30
Zielfonds 2030-034 € 46,36 / 44,79 0,07 10,71
Zielstr.Chance € 114,19 / 111,95 0,00 5,61
Zielstr.Chance Pl € 119,83 / 117,48 0,00 8,30
Zielstr.Wachst € 107,84 / 105,73 0,00 2,26
Zukunftsplan I € 157,78 / 154,69 0,00 34,97
Zukunftsplan II € 143,11 / 140,30 0,00 19,61
Zukunftsplan III € 167,32 / 164,04 1,57 29,03
Zukunftsplan IV € 120,57 / 118,21 1,66 4,90
Deka Intern. (Lux.) (Deka-Gruppe)
Berol.Ca.Chance € 44,70 / 43,40 0,30 0,00 24,72
Berol.Ca.Premium € 42,76 / 41,31 0,07 0,00 26,66
Berol.Ca.Sicherh. € 44,25 / 43,17 0,54 0,00 10,41
Berol.Ca.Wachst. € 40,86 / 39,77 0,46 0,00 14,88
Best of Ga 10/2013 € / 102,83 0,03 7,29 0,00
BF EuroRentTR CFA € 119,60 / 116,12 0,23 14,91 0,00
BF EuroRentTR IA € 106,12 / 104,04 1,83 0,00 0,00
BF EuroRentTR SA € 106,34 / 104,25 2,06 0,00 0,00
CapGarant 3 € / 102,75 1,66 4,55 0,00
Commodities I (A) € 78,20 / 75,37 0,00 0,00 0,00
Commodities I (T) € 84,03 / 80,99 0,00 6,82 0,00
Commodities TF (A) € 71,90 / 71,90 0,00 0,00 0,00
Corp.Bd. Euro CF € 55,12 / 53,51 1,26 0,00 0,00
Corp.Bd. Euro TF € 53,09 / 53,09 1,05 0,00 0,00
Corp.Bd.HY Euro CF € 41,54 / 40,33 1,94 0,00 0,00
Deka Eu.StocksCF € 26,90 / 25,93 0,00 0,03 -5,73
Deka Eu.StocksTF € 24,61 / 24,61 0,00 0,00 -8,83
Deka EuroGarant 7 € / 102,35 1,70 4,99 0,00
Deka OptiMix Eu.CF € 130,88 / 127,07 0,00 0,00 0,59
Deka OptiMix Eu.TF € 124,29 / 124,29 0,00 0,00 -1,86
Deka:DeutschlGara1 € / 100,70 0,00 0,00 0,00
Deka:DeutschlGara2 € / 107,06 1,85 1,77 0,00
Deka-CapGarant 1 € / 117,34 0,18 1,84 0,00
Deka-CapGarant 2 € / 106,55 1,34 4,32 0,00
Deka-Commod CF(A) € 76,74 / 73,97 0,00 0,00 0,00
Deka-Conv.Akt. TF € 147,87 / 147,87 0,00 0,00 51,11
Deka-Conv.Aktien CF € 165,98 / 159,98 0,00 0,29 50,63
Deka-Conv.Rent. TF € 53,30 / 53,30 0,23 0,25 0,00
Deka-Conv.Renten CF € 55,84 / 53,82 0,45 0,28 0,00
Deka-DtlGar Str1 € 108,85 / 105,17 0,00 0,00 0,00
Deka-DtlGarant 4 € / 103,34 0,00 0,00 0,00
Deka-EmEu&Afri CF € 140,07 / 135,01 0,00 0,45 37,13
Deka-EmEu&Afri TF € 131,13 / 131,13 0,00 0,01 36,75
Deka-EmEur&AfricaF € 112,76 / 108,68 0,00 0,06 9,64
Deka-Eu Akt LR SA € 120,01 / 117,08 0,00 0,00 14,91
DekaEuAktLR CF(T) € 102,40 / 98,70 0,00 0,00 -1,13
DekaEuAktSpezCF(T) € 102,07 / 98,38 0,00 0,00 -1,32
Deka-EuGar Str 1 € 108,39 / 104,72 0,00 0,00 0,00
Deka-EuroGarant 1 € / 101,37 0,00 0,08 0,00
Deka-EuroGarant 2 € / 104,25 0,00 0,00 0,00
Deka-EuroGarant 3 € / 101,13 0,00 0,00 0,00
Deka-EuroGarant 4 € / 101,60 0,00 0,00 0,00
Deka-EuroGarant 5 € / 101,20 0,00 0,10 0,00
Deka-EuroGarant 6 € / 109,85 0,87 3,99 0,00
Deka-EuroGarant 8 € / 101,26 0,00 0,02 0,00
Deka-EuroGarant 9 € / 101,79 0,88 1,53 0,00
Deka-EuroGarant10 € / 102,01 2,57 0,33 0,00
Deka-EuropaGarant1 € / 102,25 1,50 3,29 0,00
Deka-EuropaGarant80 € 116,91 / 116,91 0,00 4,78 14,82
Deka-Flex:EUR A € 1010 / 1003 20,34 366,10 0,00
Deka-Flex:EUR C € 1185 / 1177 2,37 476,02 0,00
Deka-Gl.Con.Rent. CF € 48,40 / 46,65 1,38 0,00 0,00
Deka-Gl.Conv.Re.TF € 46,33 / 46,33 1,18 0,00 0,00
Deka-InLiqGarCF(A) € 4765 / 4741 12,01 0,00 0,00
Deka-InLiqGarTF(A) € 4717 / 4717 9,98 0,00 0,00
Deka-KickGarant 06 € / 41,08 0,70 5,71 0,00
Deka-LiquPlanCF € 981,36 / 976,48 1,55 0,00 0,00
Deka-LiquPlanPB € 983,46 / 983,46 1,34 0,00 0,00
Deka-LiquPlanTF € 977,79 / 977,79 1,18 0,00 0,00
Deka-LuGeldm:Euro € 49,81 / 49,81 0,48 0,00 0,00
Deka-LuGeldm:USD $ 98,43 / 98,43 0,49 0,00 0,00
DekaLux Bond EUR € 69,22 / 67,20 1,04 0,00 0,01
DekaLux Deut.TF € 81,00 / 81,00 0,00 0,13 21,67
DekaLux Europa TF € 45,20 / 45,20 0,00 0,00 -9,68
DekaLux Pazifik € 474,80 / 451,07 0,00 0,00 46,06
DekaLux USA TF € 55,89 / 55,89 0,00 0,00 21,90
DekaLux-BioTech CF € 170,32 / 164,16 0,00 0,00 45,08
DekaLux-BioTech TF € 159,12 / 159,12 0,00 0,00 45,55
DekaLux-Japan CF € 417,10 / 396,26 0,00 1,12 -6,12
DekaLux-MidCapTF A € 43,19 / 43,19 0,00 0,00 53,99
DekaLux-PharmaT.TF € 139,10 / 139,10 0,00 2,35 27,83
DekaLuxTeamEMBdCF € 112,86 / 108,78 2,25 0,00 0,00
DekaLuxTeamEMBdTF € 108,19 / 108,19 1,97 0,00 0,00
DekaLuxTeamEmMkts € 113,15 / 107,50 0,00 0,00 10,29
Deka-NachhAkt CF € 111,33 / 107,31 0,00 0,00 7,38
Deka-NachhBal CF € 107,14 / 104,02 0,99 0,00 2,06
Deka-NachhRent CF € 114,17 / 111,39 2,30 0,00 0,00
Deka-PB Werterh.2y € 119,94 / 117,01 0,92 3,43 6,91
Deka-PharmaTech CF € 146,13 / 140,85 0,00 0,00 28,19
Deka-Rent 3-7 CF A € 1389 / 1348 1,80 566,96 0,00
Deka-Rent 3-7 CF B € 62,94 / 61,11 0,73 0,00 0,00
Deka-RentEur1-3CF(A) € 1056 / 1030 1,45 490,14 0,00
Deka-Russland CF € 119,85 / 115,52 0,00 0,00 14,11
Deka-Russland TF € 113,07 / 113,07 0,00 0,00 12,70
Deka-ToReSt.94I A € 105,23 / 101,43 1,32 0,00 0,77
Deka-WldTopGarant1 € / 101,47 0,00 0,00 0,00
Deka-WorldGarant 1 € / 103,76 0,00 0,00 0,00
Deka-WorldGarant 2 € / 101,03 0,00 0,00 0,00
Deka-WorldGarant 3 € / 102,26 0,00 0,00 0,00
Deka-WorldGarant 4 € / 100,86 0,00 0,00 0,00
Deka-WorldGarant 6 € / 118,97 0,61 3,34 0,00
Deka-WorldGarant 7 € / 106,34 1,42 4,74 0,00
Deka-WorldGarant 8 € / 103,89 1,50 4,21 0,00
Disc.Strategie 5y € / 77,11 0,00 0,00 0,00
EuroGarant Plus 5 € / 99,77 0,00 0,00 0,00
Favo-Invest Gar1 € 106,46 / 102,86 0,00 0,00 0,00
Favorit-Inv Gar 2 € 102,89 / 99,41 0,00 0,24 0,00
GlobalResources CF € 82,10 / 79,13 0,00 0,22 -13,11
GlobalResources TF € 77,93 / 77,93 0,00 0,09 -47,11
GlobalSelect CF € 111,21 / 107,19 0,00 0,00 -1,07
GlobalSelect TF € 106,34 / 106,34 0,00 1,59 4,68
Inst. OptiCash CF € 5613 / 5558 0,58 71,29 56,11
Inst. OptiCash TF € 5466 / 5466 0,54 62,96 46,92
Inst. OptiFlex CF € 5528 / 5473 0,00 48,02 7,97
Inst. OptiFlex TF € 5445 / 5445 0,00 44,67 7,65
Kick Garant 1 € / 116,77 0,00 0,00 0,00
KickGarant 2006 II € / 44,82 0,53 6,20 0,00
MidEast&Africa CF € 108,14 / 104,23 0,00 0,00 14,25
MidEast&Africa TF € 103,41 / 103,41 0,00 0,43 15,22
SpreadGarant 12/2013 € / 103,00 1,34 3,83 0,00
StrategieChanceAlt € 44,29 / 43,42 0,40 0,01 -11,06
Tr.CreditStrat.S(A) € 98,44 / 94,88 1,66 0,00 0,00
Wandelanleihen CF € 51,13 / 49,64 0,00 0,00 -1,61
Wandelanleihen TF € 48,37 / 48,37 0,00 0,00 -1,66
WorldTopGarant €* / 100,68 0,00 0,00 0,00
WorldTopGarant 2 € / 105,52 0,00 0,00 0,00
ZielGar. 2010-2013 € 103,29 / 103,29 0,86 7,95 -5,65
ZielGar. 2014-2017 € 105,28 / 105,28 0,44 9,63 -12,04
ZielGar. 2018-2021 € 105,18 / 101,62 1,77 8,18 -22,07
ZielGar. 2022-2025 € 97,01 / 93,73 5,11 4,75 -30,41
ZielGar. 2026-2029 € 93,83 / 90,66 3,32 4,69 -30,61
ZielGar. 2030-2033 € 85,22 / 82,34 2,18 4,33 -40,58
ZielGar. 2034-2037 € 80,06 / 77,35 2,17 4,27 -46,00
ZielGar. 2038-2041 € 76,42 / 73,84 1,60 3,96 -51,99
ZielGar. 2042-2045 € 74,76 / 72,23 0,00 2,98 -51,93
ZielGar. 2046-2049 € 80,73 / 78,00 0,65 3,61 -44,53
ZielGar. 2050-2053 € 78,39 / 75,74 0,61 3,30 -46,76
Deka Immobilien Investment
Deka Immob Europa € 49,48 / 47,01 0,20 2,87
Deka Immob Global € 59,91 / 56,92 0,59 13,46
Deutsche Postbank International (Lux.)
Postbank Fonds finden Sie jetzt unter DWS Investment S.A. Luxem-
bourg.
Deutsche Postbank Fonds
Best Inv.Chance € 53,49 / 51,43 0,00 0,00 -5,66
Best Inv.Wachst. € 52,29 / 50,52 0,00 0,24 -16,44
Business Basic EUR € 53,14 / 52,88 0,88 1,64 0,00
Euro Cash EUR € 56,97 / 56,97 0,00 10,32 0,14
Europaf. Aktien € 47,21 / 45,39 0,00 0,00 -103,77
Europaf. Plus EUR € 53,72 / 52,16 1,05 1,66 -13,00
Europaf. Renten € 57,10 / 55,44 1,81 2,18 -0,02
Global Player EUR € 27,82 / 26,75 0,00 0,00 -263,95
PB Dyn.KlimaGarant € / 50,24 0,00
PB Dyn.Zuk.Gar. € / 53,70 0,00
PB Dyn.Zuk.Gar. II € / 53,91 0,00
Protekt Plus € 127,75 / 123,13 1,12 17,76 -3,80
VL Invest EUR € 34,40 / 33,08 0,08 0,21 -88,61
www.dws.de I [email protected] I Tel. 01803 - 10 11 10 11
Fax 01803 - 10 11 10 50
Astra-Fonds € 180,56 / 171,96 0,00 21,23
DWS Akkumula € 592,96 / 564,72 0,65 -4,71
DWS Akt.Strat.D € 183,81 / 175,06 0,57 30,11
DWS Bonus Aktiv € 46,41 / 44,62 0,00 6,45
DWS Convertibles € 127,63 / 123,90 0,54 0,57
DWS Cov Bond F € 52,43 / 51,15 1,26 0,02
DWS Deutschland € 121,20 / 115,42 0,00 15,36
DWS EUR Strat(R) € 42,35 / 41,31 1,06 -0,02
DWS Eurol Strat R € 36,73 / 35,83 0,83 -0,01
DWS Europ. Opp € 171,77 / 163,59 0,02 1,99
DWS Eurovesta € 90,77 / 86,45 0,00 -31,63
DWS Flexizins + € 68,01 / 68,01 0,51
DWS ImoFl VeM(GS) € / 92,58 0,96
DWS Inter Genuß € 39,50 / 38,35 2,03 4,91
DWS Inter-Renta € 16,51 / 16,02 0,20 0,02
DWS Investa € 103,21 / 98,29 1,03 -5,22
DWS Klimawandel € 27,35 / 26,04 0,00 -92,67
DWS PlusInv.(W) € 39,60 / 37,71 0,00 13,90
DWS RG2015II € / 107,32 0,88
DWS Select-Invest € 233,94 / 222,80 2,28 9,47
DWS Stiftungsf. € 47,91 / 46,51 1,18 0,43
DWS Top 50 Asien € 107,48 / 103,34 0,00 41,43
DWS Top 50 Europa € 100,49 / 96,62 0,01 5,54
DWS Top 50 Welt € 60,84 / 58,50 0,00 -25,52
DWS Top Dividende € 92,42 / 88,02 0,01 43,04
DWS Vermbf.I € 90,61 / 86,29 0,02 -28,06
DWS Vermbf.R € 18,58 / 18,03 0,44
DWS Vors.AS(Dyn.) € 86,37 / 83,05 0,22 -20,53
DWS Vors.AS(Flex) € 83,17 / 79,97 0,23 -10,90
DWS Zukunftsress. € 50,15 / 47,76 0,00 -6,40
Ring-Aktienfonds € 45,20 / 43,16 0,00 13,24
Ring-Internat. € 90,63 / 86,55 1,71 -3,14
Ring-Rentenfonds € 24,81 / 23,69 0,44
DWS Investment S.A. Luxemburg
DWS DivDirekt2014 € 105,63 / 101,57 0,01 -12,43
DWS Eurorenta € 54,05 / 52,47 0,80 0,08
DWS Fl Rt Nts € 83,54 / 82,71 0,81 0,07
DWS Global Value € 146,72 / 139,72 0,01 34,16
DWS Gold plus € 2235 / 2169 0,00
DWS I.Money+ € 14163 / 14023 70,09
DWS Inv.GlAgr LC € 130,31 / 123,79 0,00 17,21
DWS Rend.Opt. € 73,71 / 73,71 0,30 0,02
DWS Rend.Opt.4 S € 103,54 / 103,54 0,51
DWS VermMan-Bal € 98,90 / 95,09 1,46 -11,17
DWS VermMan-Def € 107,35 / 104,22 2,83 -3,18
DWS VermMan-Dyn € 94,44 / 89,94 1,15 -12,11
DWS VermMan-Pro80 € 86,19 / 82,08 0,94 -23,52
DWS Zinseinkommen € 107,26 / 104,14 2,19
FPM FdStpGerm AC € 210,72 / 202,61 0,00 55,10
FPM FdStpGerm LC € 135,44 / 130,23 0,00 28,71
FPM FdStpGerm SMC € 174,36 / 167,65 0,00 49,06
PB Dyn Innovation € 17,87 / 17,22 0,00 30,82
PB Dyn.Best Garant € / 53,27 0,00
PB Dyn.DAX® € 90,81 / 87,95 0,09 9,61
PB Dyn.DAX® Gar.II € / 53,07 0,61
PB Dyn.Garant 2013 € / 49,77 0,00
PB Dyn.KlimaGarant € / 50,24 0,00
PB Dyn.Protekt € 52,88 / 50,84 0,84 -0,58
PB Dyn.Vision € 45,57 / 43,92 0,01 -13,22
PB Dyn.Zuk.Gar. € / 53,70 0,00
PB Dyn.Zuk.Gar. II € / 53,91 0,00
PB Str. Prt.+ III € 109,09 / 104,89 1,66 -1,16
PB Strat. Prt.+ II € 120,82 / 116,17 1,86 1,42
PB Strat. Rt Medi € 51,45 / 49,94 1,03
PB Strat. Rt Short € 52,12 / 52,12 0,81
PB Vermog + Chance € 43,83 / 42,35 0,48 -0,20
PB Vermog + Ertrag € 48,37 / 46,73 0,36 0,43
PB Vermog + Wachst € 45,70 / 44,15 0,36 0,95
SFC Glob. Markets € 132,09 / 125,80 1,29 3,24
DWS Invest SICAV
DWS Inv.AlpS FC € 119,90 / 119,90 0,00 3,88
DWS Inv.AlpS LC € 119,01 / 115,44 0,00 2,30
DWS Inv.BRIC+ LC € 184,73 / 175,50 0,00 46,47
DWS Inv.ChiEq LC € 153,65 / 145,97 0,00 31,75
DWS Inv.Conv.FC € 139,39 / 139,39 1,31 4,08
DWS Inv.Conv.LC € 136,10 / 132,02 0,16 4,37
DWS Inv.DFIS FC €* 112,87 / 112,87 2,79
DWS Inv.EURB S LC € 142,59 / 138,31 3,29
DWS Inv.EURCoB LD € 118,46 / 114,90 2,70
DWS Inv.EUREq. LC € 118,85 / 112,90 0,00 22,71
DWS Inv.EURSMC LC € 126,12 / 119,81 0,00 10,15
DWS Inv.GlInf LC € 95,15 / 90,39 0,00 -12,01
DWS Inv.GlVal LC € 106,62 / 101,29 0,00 -1,61
DWS Inv.InSt Pl LC € 124,46 / 120,73 2,75 -0,47
DWS Inv.NewResLC € 98,70 / 93,76 0,00 -7,27
DWS Inv.T50A LC € 178,84 / 169,89 0,00 62,71
DWS Inv.TD EUR LC € 118,09 / 112,19 0,00 28,28
Ethna-AKTIV E (A) € 119,52 / 116,04 1,38 21,42
Ethna-AKTIV E (T) € 121,03 / 117,50 1,35 0,55
Ethna-GLOBAL Def (A) € 138,92 / 135,53 2,58 0,69
Ethna-GLOBAL Def (T) € 149,07 / 145,43 2,88 0,45
Ethna-GLOBAL Dyn (A) € 63,21 / 60,20 0,46 9,35
Ethna-GLOBAL Dyn (T) € 63,56 / 60,53 0,49 9,30
www.fidelity.de I Tel. 0800 / 000 65 66 (gebührenfrei)
Am. Div.- A-Euro € 13,20 / 12,54 0,00 8,24
America EUR € 4,55 / 4,32 0,00 44,60
American Growth $ 25,45 / 24,18 0,00 25,25
Asean Fund $ 33,09 / 31,44 0,00 72,75
Asian Special Sit. $ 32,56 / 30,94 0,02 75,76
Australia Fund A 42,91 / 40,77 0,02 45,05
China Focus Fund $ 41,46 / 39,39 0,00 89,53
Em.Mkt Debt A Eur € 12,58 / 12,15 0,28 0,95
Emerging Markets $ 21,25 / 20,19 0,00 51,03
Euro Balanced Fund € 13,84 / 13,37 0,05 22,99
Euro Blue Chip € 16,05 / 15,25 0,00 33,68
Euro Bond Fund € 12,44 / 12,02 0,15 0,00
Euro Stoxx 50 Fund € 7,56 / 7,56 0,00 -44,00
Europ. High Yield € 9,90 / 9,57 0,27 -2,89
Europ.Lager Comp. € 33,26 / 31,60 0,00 52,11
European A Acc Eur € 10,87 / 10,33 0,00 29,93
European Agressive € 13,10 / 12,45 0,00 5,10
European Dyn Gr. € 31,42 / 29,85 0,00 61,06
European Growth € 10,54 / 10,01 0,00 36,38
European Sm. Comp. € 27,60 / 26,22 0,00 67,92
FF Global Opport. € 12,07 / 11,47 0,00 -6,69
FF Mult.Asset Str. € 10,56 / 10,20 0,03 -2,10
France Fund € 38,25 / 36,34 0,00 62,78
Germany Fund € 29,67 / 28,19 0,00 45,25
Gl. Property A Eur € 10,64 / 10,11 0,00 23,56
Gl. Technology € 7,29 / 6,93 0,00 22,03
Gl.Consumer Indust. € 29,45 / 27,98 0,00 54,93
Gl.Financ.Services € 19,70 / 18,72 0,00 19,54
Gl.Health Care € 20,59 / 19,56 0,00 35,55
Gl.Industrials Fund € 36,68 / 34,85 0,00 61,41
Gl.Telecommunicat. € 8,36 / 7,94 0,00 45,52
Global Focus Fnd A € 34,48 / 32,76 0,00 50,88
Greater China Fund $ 139,50 / 132,50 0,06 66,46
Iberia Fund € 45,85 / 43,56 0,00 99,99
India Focus Fd EUR € 28,65 / 27,22 0,00 58,04
Indonesia Fund $ 30,82 / 29,28 0,01 83,63
International USD $ 35,16 / 33,41 0,00 28,12
International Bond $ 1,33 / 1,29 0,01 0,01
International EUR € 27,66 / 26,28 0,00 27,86
Italy Fund € 24,14 / 22,94 0,00 87,22
Japan Adv. Fd - A ¥ 16131 / 15326 0,06 6,77
Japan EUR € 1,02 / 0,97 0,00 9,67
Japan Sm. Comp. ¥ 889,90 / 845,50 0,00 -31,54
Korea Fund $ 19,83 / 18,84 0,00 55,32
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SEI TE 22 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Fonds
ANZEIGE Tägl i che Veröffentl i chung der Antei l sprei se von Qual i tätsfonds - mi tgetei l t von vwd group
Latin America Fund $ 42,67 / 40,54 0,00 74,11
Malaysia Fund $ 49,87 / 47,38 0,02 65,22
MoneyB. Euro Bd. € 21,22 / 21,22 0,32 -0,49
MoneyB. Euro Fd. € 23,09 / 23,09 0,00 21,79
MoneyB. Global Fd. € 27,00 / 27,00 0,00 20,43
Nordic Fund S 593,30 / 563,70 0,05 54,08
Pacific Fund $ 21,49 / 20,42 0,00 54,17
Port.Sel. Gr.&Inc. $ 18,19 / 17,28 0,00 28,76
Port.Sel. Growth € 14,70 / 13,97 0,00 25,51
Port.Sel. Mod. Gr. € 10,32 / 9,97 0,05 13,80
Short Term Bond A € 25,04 / 24,19 0,39 0,00
Singapore Fund $ 52,56 / 49,94 0,00 81,36
South Ea.As. A EUR € 5,40 / 5,13 0,00 58,51
Sterling Bond Fund £ 0,33 / 0,32 0,00 -0,23
Switzerland Fund F 38,77 / 36,84 0,00 32,70
Taiwan Fund $ 8,18 / 7,77 0,00 9,33
Target 2010 Euro €* 21,69 / 20,96 0,00 9,47
Target 2015 Euro € 29,01 / 28,03 0,20 21,61
Target 2020 Euro € 31,55 / 30,48 0,13 24,48
Target 2025 Euro € 25,21 / 24,36 0,06 15,81
Target 2030 Euro € 25,20 / 24,35 0,00 16,35
Thailand Fund $ 46,18 / 43,88 0,04 77,42
United Kingdom £ 1,98 / 1,88 0,00 35,81
US Dollar Bond $ 7,27 / 7,02 0,05 0,00
US High Yield Fund $ 12,43 / 12,01 0,34 0,83
World Fund € 11,38 / 10,81 0,00 26,52
FP Akt.Emerg.Mkts. €* 105,40 / 100,38 0,19 48,48
FP Aktien Global A €* 57,82 / 55,07 0,00 14,10
FP Alpha Global €* 47,37 / 45,11 23,04 119,95
FP Dyn.Eq.Alloc. A €* 51,17 / 48,73 0,07 3,44
FP EuroAkt.Staufer €* 49,72 / 47,35 0,00 -27,82
FP Europa Akt.ULM €* 51,90 / 49,43 0,00 -8,76
FP Wealth B €* 66,54 / 63,37 0,62 4,00
www.fvsag.com I Tel. +49 221 33 88 290
Aktien Global F € 162,66 / 154,91 0,00 2,91
Aktien Global I € 160,50 / 152,86 0,00 58,20
Aktien Global P € 128,12 / 122,02 0,00 10,58
Ausgewogen F € 128,58 / 122,46 3,19 5,05
Ausgewogen R € 124,98 / 119,03 2,63 4,85
Bond Diversifik I € 119,91 / 116,42 7,21 0,00
Bond Diversifik P € 119,10 / 115,63 6,54 0,00
Bond Opport. I € 117,66 / 114,23 4,12 0,00
Bond Opport. P € 116,62 / 113,22 3,47 0,00
Defensiv F € 123,38 / 117,50 3,86 1,03
Defensiv R € 122,35 / 116,52 3,32 0,89
Dividende I CHF F 103,95 / 98,99 0,00 -0,61
Dividende I EUR € 104,30 / 99,33 0,00 -0,61
Dividende P CHF F 103,83 / 98,89 0,00 -0,69
Dividende P EUR € 104,12 / 99,16 0,00 -0,75
Fundament P €* 109,05 / 103,86 0,00 3,45
Glob Opportunit I € 175,94 / 167,56 0,00 38,07
Glob Opportunit P € 161,96 / 154,25 0,00 34,30
Multiple Opp. F € 183,06 / 174,34 0,00 17,24
Multiple Opp. R € 173,46 / 165,20 0,00 15,94
Stiftung € 106,90 / 105,84 4,40 -0,59
Wachstum F € 128,16 / 122,06 2,31 6,92
Wachstum R € 124,88 / 118,93 1,69 6,68
Wandelanl.Global F € 153,57 / 146,26 4,33 0,94
Wandelanl.Global I € 155,25 / 147,86 4,68 0,97
Wandelanl.Global P € 134,03 / 127,65 7,55 0,24
Fonds Direkt Sicav
Skyline Dynamik € 119,71 / 114,01 0,00 42,03
Skyline Klassik € 113,80 / 109,42 0,00 12,22
www.frankfurt-trust.de I Tel. 069/92050-200
AL FT Chance € 50,64 / 48,23 0,00 0,00
AL FT Stabilität € 55,95 / 53,80 0,00 0,00
AL FT Wachstum € 54,16 / 51,83 0,11 0,00
AW Glob.Inv.Basic+ € 48,14 / 46,51 0,42 0,85
AW Global Dynamic+ € 34,79 / 33,13 0,00 0,00
Basis-Fonds I € 139,45 / 139,45 0,64 0,00
BHF Tot. Return FT € 60,23 / 58,48 1,25 0,25
EDG Abs.Ret.Strat. € 99,02 / 96,14 0,63 -1,66
ETFplus Portf Balance € 53,75 / 52,18 0,86 -25,37
FMM-Fonds € 366,88 / 349,41 3,69 13,07
FT AccuGeld I € 50,82 / 50,82 0,02 0,00
FT AccuGeld PA € 49,93 / 49,93 0,02 0,00
FT AccuGeld PT € 71,17 / 71,17 0,01 0,00
FT AccuZins € 282,25 / 274,03 3,30 0,00
FT DollarGeld $ 70,97 / 70,97 0,56 0,00
FT Euro High Div. € 48,45 / 46,14 0,00 0,04
FT EuroGovernm. M € 53,44 / 51,88 0,37 0,00
FT EuropaDynamik I € 56,67 / 56,67 0,00 -1,25
FT EuropaDynamik P € 188,24 / 179,28 0,00 15,90
FT EuroRendite € 54,49 / 52,90 0,00 0,00
FT EuroZins € 26,64 / 25,86 0,09 0,00
FT EuroZins K € 114,15 / 113,02 1,58 0,00
FT FlexInvest Clas € 40,82 / 38,88 0,06 -11,06
FT FlexInvest ProP € 43,35 / 41,29 0,25 -39,38
FT Frankfurter-Eff. € 158,52 / 150,97 0,00 -8,85
FT Gl.InfraSt.Div.I € 58,72 / 58,72 0,00 15,11
FT Gl.InfraSt.Div.P € 60,52 / 57,64 0,00 13,48
FT Global HighDiv € 57,40 / 54,67 0,01 14,45
FT GlobalDynamik € 33,83 / 32,22 0,00 -143,97
FT InterSpezial € 24,78 / 23,60 0,00 -17,27
FT Navigator 100 € 44,69 / 42,56 0,00 0,00
FT Navigator 25 € 55,41 / 53,54 0,36 0,00
FT Navigator 40 € 61,13 / 58,78 0,00 0,13
FT Navigator 70 € 56,01 / 53,60 0,00 0,00
FT Navigator Sust. € 51,92 / 50,41 0,68 0,00
FT NewGeneration € 19,66 / 18,72 0,01 -76,92
GWP-Fonds FT € 113,69 / 109,32 0,02 16,57
HL BasisInvest FT € 61,18 / 60,57 1,41 0,00
HL MaxInvest FT € 27,40 / 26,60 0,00 -97,00
HL MediumInv. FT € 47,94 / 47,00 0,54 -26,91
KapitalPrivatPortf € 42,65 / 40,62 0,35 -0,10
KlawInvest-Trading € 27,99 / 26,66 0,00 0,00
Portf. Opportunity € 49,72 / 47,35 0,00 -74,07
PTAMStratPortfDef € 50,23 / 47,84 0,54 0,00
R1 Value Portfolio € 46,32 / 44,11 0,00 0,00
S&H GlobaleMaerkte € 42,68 / 40,65 0,09 0,08
Sch&Ptnr Glob Def € 63,46 / 60,44 0,00 0,00
Schmitz&PtnrGloOff € 46,38 / 44,17 0,00 0,00
Substanz-Fonds € 774,72 / 752,16 9,14 20,71
UnternehmerWerte € 50,90 / 48,48 0,00 -2,22
Vermögens-Fonds € 573,26 / 556,56 8,74 3,84
WFPortf.Ausgewogen € 45,17 / 45,17 0,23 0,00
FRANKFURT-TRUST Invest Luxemburg AG
Flex. Allocation FT € 58,60 / 55,81 0,00 20,61
FT ABS-Plus € 34,60 / 33,59 0,00 -19,93
FT Em.Cons.Dem.P € 63,77 / 60,73 0,00 17,33
FT EmergingArabia € 31,47 / 29,97 0,08 -44,21
FT EmergingArabia $ 49,76 / 47,39 0,00 -0,94
FT EuroCorporates € 58,90 / 57,18 0,98 0,00
FT Europazins € 158,54 / 153,92 2,09 0,00
FT Protect.Growth € 92,02 / 87,64 0,00 64,84
FT-Rendite Plus € 66,14 / 65,81 1,00 0,00
GRAND CRU € 114,44 / 113,31 0,00 8,81
GRAND CRU SWISS F 85,37 / 84,52 0,00 -17,36
Nik.Bel.Gl.AT(EUR) € 95,90 / 91,33 0,00 12,90
SMS Ars selecta € 42,85 / 41,20 0,00 -1,80
www.franklintempleton.de I [email protected]
Tel. 0800 / 073 80 02
FRK E.SM C.Gr. A a €* 22,54 / 21,36 0,00 1,05 51,48
FRK Gl.Fd.Stra.A d €* 8,43 / 7,99 0,04 5,06
FRK GoldPrec Mt.Ad €* 9,18 / 8,70 0,00 -9,73
FRK India Fd. A d €* 33,15 / 31,41 0,00 0,01 40,20
FRK Mut.Europ. A a €* 16,89 / 16,00 0,00 2,60
TEM East.EuropeA a €* 22,56 / 21,38 0,00 0,00 33,69
TEM Em.Mkts Bd A d €* 10,84 / 10,51 0,34 0,00
TEM Front.Mkts.A a $* 16,66 / 15,79 0,00 0,65 34,15
TEM Gl.Bd. A Yd €* 10,98 / 10,65 0,16 0,00
TEM Gl.Tot.Ret AYd €* 11,53 / 11,18 0,33 -2,81
TEM Growth Inc.Ad $* 19,54 / 18,42 0,00 0,77 -38,21
TEM Growth(Eur) Aa €* 11,28 / 10,69 0,00 0,74 3,46
TEM Growth(Eur) Ad €* 11,72 / 11,10 0,00 0,00 3,22
FranklinTempleton Strat. All. Funds
FRK Cons. Fund A a €* 12,35 / 11,98 0,21 1,15 0,33
[email protected] I Tel. +423 3844000
Galileo China Reg. $* / 4,24
Galileo Japan €* / 52,57
Glb.Nat.Res.Fd Reg €* / 1,84
www.gamax.lu I Tel. Deutschland: 0800/0107107
Tel. International: 0049 89 96011-230
F-Junior A € 9,17 / 8,64 0,00 29,05
F-Maxi-Bond A € 6,70 / 6,32 0,14 -0,04
F-Top 100 A € 7,75 / 7,31 0,00 11,80
MxFd Asien InternA € 12,59 / 11,87 0,00 40,70
www.gp-ag.de I Tel. 069 96 36 48 - 0
G&P- Flex VV Fds I € 970,50 / 960,89 0,45 -4,31
G&P- Flex VV Fds R € 48,62 / 47,20 0,00 -5,47
G&P Inv.Struktur A € 9,57 / 9,11 0,00 -35,25
G&P-FE Gl.All.BalA € 11,59 / 11,04 0,00 0,56
G&P-Univ.Aktien A €* 54,04 / 51,47 0,06 -119,58
www.geninvest.de
AktiMix Dyn.Pro.80 € 96,34 / 92,63 0,09 -9,36
AktivMix Ertrag € 58,46 / 56,76 1,05 -1,89
AktivMix Vario Sel € 58,27 / 56,57 0,83 -3,76
Dynamik € 45,78 / 45,78 0,64 -2,82
GaranT 1 DX €* / 113,84
GaranT 2 DX €* / 101,93
GaranT 3 DX €* / 109,56
GaranT 4 DX €* / 103,04
GaranT 5 DX €* / 101,96
Geldmarkt Euro € 60,70 / 60,70 0,65 0,00
IS Euro Bonds DX €* / 137,63
IS Euro Liq. DX €* / 119,00
Komf. Balance € 55,06 / 55,06 0,20 12,76
Komf. Dyn. Europa € 46,22 / 46,22 0,00 -2,83
Komf. Dyn. Global € 40,40 / 40,40 0,79 9,68
Komf. Wachstum € 51,52 / 51,52 0,00 20,97
Vermö.Strat. Aus.D €* / 102,37
Vermö.Strat. Def.D €* / 99,24
[email protected]
Gothaer Comf.Bal. € 119,44 / 114,84 0,69 11,05
Name Whrg. Ausg./Rückn. Zwg. ATE Aktg.
Stand: 13.11.2012 /Img.
*Preise vomVortag / letzt verfügbar
Gothaer Comf.Dyn. € 112,94 / 107,55 0,37 7,38
Gothaer Comf.Ert. € 115,41 / 112,05 1,07 5,82
Gothaer Euro-CashA €* 106,13 / 106,13 2,76 0,00
Gothaer Euro-Rent €* 57,43 / 55,22 1,69 0,00
Gothaer Global € 59,12 / 56,85 0,33 -5,69
Gutmann Kapitalgesellschaft
PRIME Val Growth T € 121,10 / 115,25 0,16 5,76
Prime Values Inc T € 140,85 / 134,10 1,13 4,06
HANSAINVEST
4Q-SMART POWER € 48,21 / 45,91 0,00 9,27
4Q-Spec.Inc.CHF R F 106,19 / 101,13 0,51 0,04
4Q-Spec.Inc.EUR I € 101,27 / 101,27 0,51 0,20
4Q-Spec.Inc.EUR R € 105,72 / 100,69 0,63 0,03
Active DSC Opp T € 28,44 / 26,96 0,00 -0,80
Active DSC Ret T € 26,50 / 25,12 0,00 -2,90
Aktiv Con.Prof.Gl. € 43,78 / 41,50 0,00 0,00
antea € 75,24 / 71,66 1,32 18,53
ARTUS Europa Core € 48,91 / 46,58 0,00 -0,12
ARTUS GlobalSelect € 40,33 / 38,41 0,00 -20,48
ARTUS GlobRentenHI € 46,76 / 45,40 0,00 5,56
ARTUS Welt Core € 43,63 / 41,55 0,00 -0,16
BAC List.Infrast.3 € 100,55 / 94,86 0,00 -16,01
C-Quad.ARTS TR Fl.T P 106,44 / 101,37 0,00 -0,48
C-Quad.ARTS TRFl A € 96,95 / 92,33 1,40 -1,84
D&R BoT Classic I € 113,48 / 110,17 1,04 0,00
D&R BoT Classic P € 109,17 / 103,97 0,00 0,00
D&R BoT Devisen € 94,51 / 91,76 0,00 0,00
D&R BoT Optimix € 116,66 / 111,10 0,00 -11,56
D&R BoT Wachstum € 119,87 / 114,16 0,03 -1,63
D&R KoStr Europa I € 102,92 / 99,92 0,00 0,00
D&R KoStr Europa P € 102,72 / 99,73 0,00 0,00
D&R Substanz € 109,88 / 104,65 0,00 0,00
EURO ZINS PLUS € 95,78 / 89,40 0,00 0,30
HANSA D&P € 29,98 / 28,55 1,87 -94,80
HANSAaccura A € 61,88 / 60,37 0,04 0,00
HANSAamerika € 38,88 / 37,03 0,00 -38,58
HANSAasia € 37,32 / 35,54 0,00 -48,58
HANSAbalance A € 66,51 / 64,26 0,00 -0,97
HANSAcentro A € 55,71 / 53,06 0,10 -2,00
HANSAdynamic A € 41,07 / 39,11 0,02 -3,28
HANSAeuropa € 35,00 / 33,33 0,00 -87,89
HANSAgarant 2013 € 109,67 / 105,45 12,79 0,00
HANSAgeldmarkt € 50,78 / 50,53 0,49 0,00
HANSAgold USD $ 91,05 / 87,55 5,53 5,29
HANSAimmobilia €* 47,32 / 45,07 0,00 1,22
HANSAinternat. A € 21,26 / 20,54 0,95 0,00
HANSArenta € 24,71 / 23,87 0,70 0,00
HANSAsecur € 30,02 / 28,59 0,00 31,66
HANSAsmart SelectE € 65,92 / 62,78 0,00 20,69
HANSAzins € 25,36 / 25,11 0,46 0,00
HI Topselect D € 43,05 / 41,00 0,02 -2,49
HI Topselect W € 56,04 / 53,37 0,10 -1,42
HI ZertGlobal D&P € 35,43 / 33,74 0,27 -11,50
Konz. Europa plus € 13,77 / 13,50 0,00 29,89
Konz. privat € 43,77 / 42,91 0,36 -18,60
Konz. Pro-Select € 17,16 / 16,82 0,00 -107,36
SI BestSelect € 83,30 / 79,33 0,00 -96,50
SI SafeInvest € 82,78 / 78,09 0,00 -0,25
HANSAINVEST LUX S.A.
BH Neelm. Aktstrat € 105,56 / 102,49 1,53 -6,63
Interbond € 88,90 / 85,89 0,32 0,00
www.haig.lu
Fairassetman.Caut. € 82,77 / 81,15 0,00 -11,43
H&A Lux Wandel € 72,15 / 70,05 0,00 5,28
H&A Lux Wandel CI € 53,58 / 52,02 0,55 -2,93
HAIG Eq.Val. Inv.B € 59,86 / 57,01 0,00 22,12
HAIG MB Flex Plus € 56,06 / 55,50 1,19 -0,08
HAIG MB Max Global € 54,33 / 51,74 0,00 13,63
HAIG MB Max Value € 106,69 / 101,61 0,00 25,46
HAIG MB S Plus € 104,46 / 99,49 0,00 12,48
HAIG Return Global € 171,88 / 171,88 0,40 48,62
HAIG Untern.fds I A € 183,87 / 175,11 0,00 46,35
HAIG Untern.fds I B € 96,95 / 92,33 0,00 -3,59
www.henderson.com I Telefon: +49 69 714005-0
Gartm.ContEurR€Acc €* 6,24 / 5,95 0,00 0,23 7,57
Gartm.EmergMaR€Acc€* 10,96 / 10,43 0,00 0,07 46,68
Gartm.GlobFocR€Acc €* 7,00 / 6,67 0,00 0,12 18,26
Gartm.LatAm R€Acc €* 17,69 / 16,84 0,00 0,22 36,32
HSBC Trinkaus Investment Managers
Glb Inv Dollar Mi. $* 169,91 / 166,58 19,42 26,17 11,31
Glb Inv Euro Bonds €* 138,54 / 135,82 3,32 17,44 -1,60
Glb Inv h.-y.Gov. $* 249,81 / 242,53 7,68 46,34 0,00
Global Strategy €* 80,28 / 76,46 1,52 6,25 -1,71
Golden Opportunit. $* 143,03 / 138,86 0,00 -8,77
Mecam Fds-Gl Sel.B €* 113,05 / 113,05 0,23 0,00 13,80
Telefon: +49 651 1704 301
HWB Alex.Str.Ptf R €* 52,87 / 50,35 0,00 -72,74
HWB Alex.Str.Ptf V €* 52,87 / 50,35 0,00 -67,81
HWB DfdsV.V.Vici R €* 41,09 / 39,89 0,00 -58,84
HWB DfdsV.V.Vici V €* 41,09 / 39,89 0,00 -58,78
HWB Gold&Silber+ R €* 14,95 / 14,51 0,00 53,46
HWB Gold&Silber+ V €* 14,95 / 14,51 0,00 63,92
HWB Pf. Ex.Plus R €* 59,81 / 56,96 0,00 -12,95
HWB Pf. Ex.Plus V €* 59,81 / 56,96 0,00 -13,59
HWB Pf. Plus CHF F* 47,88 / 45,60 0,03 -13,65
HWB Pf. Plus R €* 63,15 / 60,14 0,00 51,15
HWB Pf. Plus V €* 63,15 / 60,14 0,00 47,17
HWB QuoVadis R €* 32,57 / 31,02 0,01 -32,40
HWB QuoVadis V €* 32,57 / 31,02 0,09 -29,71
HWB RentenPf.+ R €* 49,68 / 48,00 0,00 1,86
HWB RentenPf.+ V €* 49,68 / 48,00 3,34 0,37
HWB Sachw. Plus R €* 75,43 / 73,23 0,00 20,10
HWB Sachw. Plus V €* 75,38 / 73,18 0,00 19,98
HWB Vict.Str.Pf. R €* 911,37 / 867,97 0,00 -12,08
HWB Vict.Str.Pf. V €* 911,36 / 867,96 0,00 -30,38
iii-investments
INTER ImmoProfil € 58,13 / 55,36 0,00 -0,51
IFM Independent Fund Management AG
ACATIS FV Akt.Gl. €* 139,07 / 132,45 0,00 0,00 20,19
INKA Intern.Kapitalanlageges.
Aktien Welt €* 34,06 / 32,44 0,02 -18,62
Antecedo Euro Eq €* 106,59 / 103,49 0,00 -4,62
Antecedo Ind.Inv.A €* 149,00 / 144,66 0,42 -0,01
AR Inter €* 88,81 / 85,81 0,00 -23,30
DuoPlus €* 55,04 / 52,42 0,01 -2,59
EMCORE TOBa I €* 103,23 / 103,23 1,04 -3,27
EMCORE TOBa R €* 101,81 / 101,81 0,61 -3,32
GET-Capital Ren.1 €* 10,37 / 9,88 0,00 -0,57
HiYld Spez INKA €* 12440 / 11847 923,14 0,05
INFLATION €* 103,93 / 101,89 0,03 -22,06
INKA Ret.Strat. + €* 997,18 / 968,14 0,00 8,75
INKA Tertius €* 1041 / 973,14 0,00 -22,65
Rendite Strateg.Pl €* 1112 / 1080 11,78 0,00
StSk. Dü. Abs. Ret. €* 125,10 / 119,14 1,11 4,81
ToB-Portfolio INKA €* 123,69 / 115,60 2,45 1,66
Val. Select Europe €* 50,87 / 48,45 0,00 -44,07
International Fund Management S.A. Lux.
1822 Str.Cha.Pl. € 74,70 / 71,83 0,20 0,00 21,28
1822 Str.Chance € 61,81 / 59,72 0,58 0,00 14,67
1822 Str.Ert.Pl. € 51,17 / 49,92 1,19 0,00 0,67
1822 Str.Wachstum € 57,10 / 55,44 1,33 0,00 3,75
1822-Struk. Ertrag € 49,08 / 48,12 1,56 0,00 0,58
2-Chancen Garant € 101,66 / 98,22 0,00 0,00 0,00
Deka:DeutschlGara3 € / 105,87 0,74 1,29 0,00
EuroProtect 8/2013 € 99,63 / 96,26 0,00 0,00 0,00
Haspa TrendKonzept € 98,77 / 94,97 0,86 0,00 0,16
HMI Chance € 46,80 / 45,44 0,32 0,05 14,25
HMI Chance+ € 40,83 / 39,45 0,26 0,00 -10,45
HMI Ertrag+ € 38,39 / 37,64 0,67 0,00 1,77
HMI Wachstum € 42,16 / 41,13 0,60 0,00 4,77
Köln Str.Chance € 46,20 / 45,29 0,32 0,00 18,87
Köln Str.Ertrag € 47,86 / 46,92 0,59 0,00 -0,82
Köln Str.Wachstum € 46,03 / 45,13 0,50 0,00 4,28
KölnStr.ChancePlus € 31,15 / 30,54 0,04 0,00 25,36
LBBW Bal. CR 20 € 41,45 / 40,64 0,58 0,00 7,28
LBBW Bal. CR 40 € 41,74 / 40,92 0,48 0,00 14,12
LBBW Bal. CR 75 € 41,35 / 40,54 0,17 0,00 23,66
Naspa Str.Chan.Pl. € 60,75 / 59,56 0,41 0,00 16,14
Naspa Str.Chance € 39,26 / 38,49 0,22 0,00 19,12
Naspa Str.Ertrag € 47,53 / 46,60 0,74 0,00 1,46
Naspa Str.Wachstum € 44,37 / 43,50 0,63 0,00 13,73
www.de.invesco.com I Tel. (069) 29 807 800
Abs.Ret.Bond A € 2,99 / 2,84 0,13 1,97 0,00
ASEAN Equity A $ 105,84 / 100,56 0,00 0,00 52,44
Asia Cons Dem A $ 12,09 / 11,49 0,00 0,05 12,73
Asia Infrastruct A $ 14,27 / 13,56 0,00 0,27 30,86
Asia Opport.Eq A $ 93,82 / 89,14 0,00 2,95 52,97
Asian Bond A $ 11,33 / 10,76 0,03 0,00
Asian Equity A $ 5,78 / 5,49 0,00 0,05 64,82
Bal Risk Alloc A € 14,81 / 14,07 0,59 0,00 -0,43
Bond A $ 31,74 / 30,16 0,52 0,00 0,00
Cap.Shield 90(€) A € 12,02 / 11,42 0,00 1,59 0,00
Cap.Shield 90(€) C € 12,51 / 11,89 0,00 1,71 0,00
China Focus Eq A $ 12,00 / 11,40 0,00 12,29
Con.Eur.SmCap Eq A $ 132,25 / 125,65 0,00 1,30 61,85
Cont.Europ.Eq A € 5,24 / 4,98 0,00 0,00 22,71
Em Mkt Corp.Bd A $ 11,57 / 10,99 0,02 0,00 0,00
Em Mkt Quant Eq A $ 11,80 / 11,21 0,00 0,06 11,37
Emerg.Europe Eq A $ 10,62 / 10,09 0,00 0,41 44,35
Emerg.Loc.Cur.Db A $ 16,49 / 15,67 0,46 1,82 0,00
Emerg.Markets Eq A $ 36,85 / 35,01 0,00 0,67 64,59
Energy A $ 24,04 / 22,84 0,00 0,06 68,45
Euro Corp.Bd A € 15,96 / 15,17 0,47 1,56 0,00
Euro Infl-Lkd Bd A € 15,94 / 15,14 0,97 2,75 0,00
Euro Sh.Term Bd A € 11,02 / 10,47 0,27 0,00 0,00
Europ.Growth Eq A € 17,46 / 16,59 0,00 1,30 37,09
European Bd A € 6,16 / 5,85 0,22 2,02 0,00
Gbl Inv Gr CorBd A $ 11,96 / 11,37 0,29 0,00 0,00
Gilt A £ 15,13 / 14,38 0,07 0,12 0,00
Gl.Bond A $ 5,92 / 5,63 0,03 0,13 0,00
Gl.Eq.Income A $ 46,53 / 44,21 0,00 0,00 14,10
Gl.HealthCare A $ 81,55 / 77,48 0,00 0,44 46,18
Gl.High Income A $ 14,42 / 13,70 0,32 0,00 -0,93
Gl.Leisure A $ 22,42 / 21,30 0,00 0,22 43,67
Gl.RealEstSe A Hdg € 10,05 / 9,75 0,00 0,84 -9,73
Gl.Select Eq A $ 11,12 / 10,57 0,00 0,15 39,43
Gl.SmCap Eq A $ 91,00 / 86,46 0,00 4,29 51,99
Gl.SmComp Eq A $ 38,02 / 36,12 0,00 0,00 9,53
Gl.Structured Eq A $ 32,93 / 31,29 0,00 0,08 -10,24
Gl.Technology A $ 11,03 / 10,48 0,00 0,76 44,76
Gold & Prec Met A $ 10,41 / 9,89 0,05 0,00 0,03
Greater China Eq A $ 35,61 / 33,83 0,00 1,93 67,18
India Equity A $ 38,33 / 36,42 0,00 0,07 16,29
Japan. Eq.Advtg A ¥ 1898 / 1803 0,00 0,00 4,88
Japanese Eq A $ 14,22 / 13,51 0,00 2,36 -21,30
Japanese Eq Core A $ 1,19 / 1,13 0,00 0,01 11,47
Japanese Val.Equ A ¥ 612,00 / 581,00 0,00 0,00 -8,02
Korean Eq A $ 24,15 / 22,95 0,00 0,01 79,12
Latin Americ Eq A $ 10,58 / 10,05 0,00 0,00 -0,62
Nipp.SmMdCp Eq A ¥ 499,00 / 474,00 0,00 0,00 -34,76
Pacific Eq A $ 37,44 / 35,57 0,00 0,91 50,91
Pan Eur.Eq A € 12,74 / 12,10 0,00 0,57 37,27
Pan Eur.Eq Inc A € 8,48 / 8,06 0,00 0,25 -22,02
Pan Eur.High Inc A € 16,23 / 15,42 0,56 2,35 5,15
Pan EurSmMdCp Eq A € 13,59 / 12,91 0,00 0,27 44,18
Pan EurStruct Eq A € 11,32 / 10,76 0,00 0,60 41,39
PRC Equity A $ 44,94 / 42,70 0,00 0,57 70,79
UK Equity A £ 6,03 / 5,73 0,00 0,00 28,55
UK Inv.Grade Bd A £ 1,01 / 0,96 0,01 0,00 0,00
US Val. Equity A $ 23,44 / 22,27 0,00 0,00 16,82
USD Reserve A $ 91,59 / 87,02 0,00 15,61 0,00
INVESCO Kapitalanlagegesellschaft
Fd.f.Stift. INV € 59,34 / 57,61 0,33 15,32
INV Europa Core € 102,97 / 97,14 0,04 -322,75
INV Glob. Dynamik € 134,69 / 128,28 0,15 -27,44
INV Umwelt&Nachh. € 63,11 / 60,10 0,01 -134,80
Mercedes-Benz Bk Z € 106,97 / 101,88 0,21 120963
Sachwerte Portf. €* 52,35 / 50,83 2,43 4705
www.ipconcept.lu I Die Fonds-Designer
apo Medical Opp. € 73,93 / 70,41 0,00 35,19
apo VV Prem-Privat € 66,78 / 63,60 0,00 20,07
ME Fonds PERGAMONF € 1202 / 1145 0,00 -24,27
ME Fonds Special V € 1660 / 1581 3,99 2,73
Multiadv-Esprit € 95,99 / 91,42 0,00 35,85
Multiadv-Priv. Inv € 222,13 / 211,55 0,00 38,44
MVM IndependGlob A € 34,55 / 32,90 0,00 -26,34
MVM LUX S-frontr g € 5,00 / 4,76 0,00 -225,40
PVV CLASSIC € 36,49 / 34,75 0,00 -32,19
PVV Untern. Plus € 54,38 / 52,80 0,73 0,01
Stabilit.Gold&ResP € 53,14 / 50,61 0,00 -107,73
Stabilit.Sil&WeißP € 57,46 / 54,72 0,00 -74,69
Strateji Türkei € 105,48 / 101,42 0,17 47,62
TOMAC-OFFENSIV € 34,13 / 32,50 0,00 40,54
VR Dink.World Sel € 33,48 / 32,82 0,23 4,49
Telefon 069-2713680
Führ-Corp.Bond-LBB € 34,86 / 33,84 1,13 0,00
J. Führ-UI-Aktien €* 84,92 / 80,88 0,00 -15,15
J. Führ-UI-Renten €* 45,10 / 44,22 0,84 0,00
J.Führ Opt.Strat.M €* 57,38 / 54,39 0,33 0,67
JF Multi Ass Pro.I € 107,26 / 102,15 0,33 1,11
JF Renten W. € 110,98 / 108,80 3,59 0,00
JF-Mittelst.Rent P €* 37,62 / 36,52 1,14 0,00
www.jpmam.de
JF India Adist $* 72,26 / 68,82 0,00 0,05 51,65
JPM Ea Eur Adis € €* 44,70 / 42,57 0,00 0,87 55,21
JPM EmMk Adis $ $* 31,36 / 29,87 0,00 0,66 61,73
JPM EmMtsDbt Adist €* 10,37 / 10,07 0,37 0,00 0,00
JPM EmMtsLcCrDt A €* 15,38 / 14,93 0,48 1,82 -0,06
JPM EmMtsLcCrDt A h€* 11,86 / 11,51 0,12 0,57 0,00
JPM EmMtsSmCap A €* 8,30 / 7,90 0,00 0,04 -4,85
JPM EU Str G Adi €* 8,58 / 8,17 0,00 0,11 40,61
JPM EU Str V Adi €* 11,10 / 10,57 0,00 0,00 10,48
JPM Eur Dy Adi €* 12,84 / 12,23 0,00 0,00 39,87
JPM Euro Eq Adi €* 33,57 / 31,97 0,00 0,11 19,29
JPM Euro Gov Liq A € 10407 / 10407 35,24 330,30 0,00
JPM Gb CaPre€ Adis €* 95,27 / 90,73 3,63 0,92 1,61
JPM Gb Dy Adis $ $* 14,84 / 14,13 0,00 0,04 28,89
JPM Gb Focus Adis €* 22,30 / 21,24 0,00 0,13 40,48
JPM Highbrd. St Mt €* 111,34 / 106,04 0,00 3,35 0,00
JPM Inc. Opp. A di €* 135,57 / 131,62 2,81 3,69 0,11
JPM US Sel Eq A di $* 128,43 / 122,31 0,00 1,11 21,96
www.jbfundnet.com I [email protected]
Tel. +49 69 50 50 50 111
Allround QUADInv.B €* 128,24 / 128,24 0,25 8,01 10,71
Allround QUADInv.C €* 120,11 / 120,11 0,38 6,68 6,25
JB MM Dollar B $* 1815 / 1815 1,64 920,29 0,00
JB MM Euro B €* 2073 / 2073 5,47 1070,74 0,00
JB MM Sterling B £* 2295 / 2295 4,75 1384,62 0,00
JB MM SwissFranc B F* 1476 / 1476 8,99 423,14 0,00
www.kanam-grund.de I [email protected]
Tel. 069-7104110
grundinvestFonds € 50,38 / 47,75 0,00 -1,16
US-grundinvest Fd. $ 5,63 / 5,34 0,00 -19,03
KAS Investment Servicing GmbH
ComfortInvest C € 42,41 / 40,39 0,24 21,81
ComfortInvest P € 47,86 / 45,58 0,31 -2,05
ComfortInvest S € 57,59 / 55,91 1,05 6,88
FM Core Ind.Select € 60,29 / 57,97 0,00 6,91
Geneon Inv Ren Sel € 104,99 / 102,93 2,08 2,96 -0,05
H&S FM Global 100 € 103,18 / 98,27 0,33 13,10
H&S FM Global 60 € 107,87 / 104,73 0,85 7,61
MultiManager 1 € 63,08 / 61,24 0,49 5,46
MultiManager 2 € 62,40 / 60,29 0,43 5,86
MultiManager 3 € 62,99 / 60,57 0,69 13,89
MultiManager 4 € 56,18 / 53,76 0,13 11,00
MultiManager 5 € 49,39 / 47,04 0,03 17,97
Sydbank VV Dyn € 42,89 / 40,85 0,43 20,36
Sydbank VV Klass € 47,64 / 45,37 0,30 7,44
LBB-INVEST
Das Ertragsausgleichsverfahren im Sinne des §9 Satz 2 InvStG wird
angewendet.
Best-Inv. Bd.Sat. € 50,45 / 48,98 1,13 0,06
Best-INVEST 100 € 34,83 / 33,49 0,00 23,17
Best-INVEST 30 € 47,95 / 46,55 0,55 7,69
Best-INVEST 50 € 45,35 / 43,82 0,34 11,75
Deutschland -Invest € 70,79 / 67,42 0,00 12,28
EuroK-INVEST. € 34,77 / 34,77 0,13 0,00
Europa-Invest € 48,59 / 46,28 0,00 -53,74
EuroRent-Invest € 45,60 / 44,27 0,40 0,00
Führ-Corp.Bond-LBB € 34,86 / 33,84 1,13 0,00
Go East Invest € 82,48 / 78,55 0,00 49,00
Keppler Em. Mkts € 37,03 / 35,27 0,00 22,80
Keppler Glbl.Value € 23,03 / 21,93 0,00 -33,64
LBB-PrivatDepot1 A € 30,79 / 29,32 0,92 -0,16
LBB-PrivatDepot1 B € 29,31 / 29,31 0,04 -0,02
LBB-PrivatDepot2 A € 30,53 / 29,08 0,76 1,87
LBB-PrivatDepot2 B € 29,08 / 29,08 0,03 -0,15
LBB-PrivatDepot3 A € 30,53 / 29,08 0,57 3,71
LBB-PrivatDepot3 B € 29,08 / 29,08 0,03 -0,32
LBB-PrivatDepot4 A € 29,72 / 28,30 0,36 5,73
LBB-PrivatDepot4 B € 28,30 / 28,30 0,02 -0,47
Lingohr-Am.-Sys. € 80,66 / 76,82 0,00 -3,96
Lingohr-Asien-Sys. € 78,91 / 75,15 0,00 17,47
Lingohr-Europa-Syst. € 46,97 / 44,73 0,00 33,77
Lingohr-Syst.-Invest € 88,44 / 84,23 0,00 29,51
Multirent-Invest € 41,18 / 39,98 0,48 0,00
Multizins-Invest € 35,90 / 34,85 1,88 0,00
PBP Chance € 79,36 / 74,87 0,24 11,92
PBP Ertrag € 54,42 / 52,33 1,65 0,39
PMIM-MultiAss-LBB € 106,55 / 103,45 1,04 0,03
Stratego Grund € / 25,79 0,09 -2,31
TopPortfolio-Invest € 34,77 / 33,11 0,00 -40,68
WachstumGlobal-INV € 22,34 / 21,28 0,00 -156,45
WeltKap-Invest € 45,17 / 43,43 1,41 -12,35
Weltzins-INVEST € 32,70 / 31,75 1,57 0,00
www.lbbw-am.de I Tel. 0711 / 22910 - 3000
Akt. Deutschland €* 123,47 / 117,59 0,00 9,26
Akt. Dyn. Europa €* 14,11 / 13,44 0,00 -130,54
Akt. S&M Deutschl. €* 21,09 / 20,09 0,00 31,87
Aktien Europa €* 27,65 / 26,33 0,00 -30,92
Div. Str. Eurol. R €* 32,68 / 31,12 0,00 17,53
Div. Str. Eurol. RT €* 26,12 / 24,88 0,00 -0,66
Europa Select Plus €* 20,03 / 19,31 0,00 -21,32
FP Kontinuität €* 61,33 / 59,26 1,94 2,22
FP Rendite €* 53,72 / 51,90 1,37 -0,33
FP Wachstum €* 44,67 / 43,16 0,45 0,35
Geldmarktfonds R €* 50,46 / 50,46 0,24 0,00
Global Warming €* 27,71 / 26,39 0,00 6,15
H&A Fonds-Select €* 51,76 / 47,74 0,98 -0,47
Konsum Dyn. Global €* 29,00 / 27,62 0,00 11,67
Multi Global €* 93,30 / 90,58 1,55 6,40
Nachh. Aktien R €* 63,17 / 60,16 0,00 13,29
Nachhalt. Renten R €* 103,18 / 103,18 2,29 0,00
RentaMax R €* 69,90 / 67,54 2,53 0,00
Renten Euro Flex €* 32,73 / 32,73 0,77 0,00
Renten Euro Kurzl. €* 69,44 / 69,44 0,99 0,43
Rohstoffe & Ress. €* 30,70 / 29,24 0,09 20,11
Rohstoffe 1 R €* 51,95 / 49,48 0,24 0,00
RW Rentenstrategie €* 118,68 / 117,50 3,19 -0,30
W&W €land-Renditefd €* 54,17 / 52,34 0,69 -4,87
W&W Dachfd Str.lex €* 51,83 / 49,36 0,34 -10,81
W&W Dachfonds Basis€* 56,21 / 53,53 0,72 -2,15
W&W Dachfonds Gl.+€€* 56,02 / 53,35 0,00 7,04
W&W Europa-Fonds €* 49,14 / 46,80 0,39 -16,65
W&W Global-Fonds €* 48,44 / 46,13 0,17 -14,60
W&W Intern.Rentenfd €* 51,36 / 49,58 0,85 -4,82
W&W Qua.Sel.Ak.Eu.€ €* 29,19 / 27,80 0,00 -63,43
W&W Qua.Sel.Ak.Welt €* 47,25 / 45,00 0,00 -11,11
WAVE Multi Quant R €* 54,97 / 53,37 0,73 -4,70
WAVE Total Return R €* 56,33 / 54,69 0,82 -2,62
Zanonia-Deep-Fonds €* 135,53 / 132,87 0,00 -2,00
Zyklus Strategie R €* 43,93 / 41,84 0,03 -37,61
Legg Mason Dublin Funds
Legg Mason Global Funds Plc
BM AsPac Eq At $* / 101,62 4,14 0,00
BM EmMk Eq A t $* / 75,13 2,29 0,00
BM Euro Eq At $* / 66,19 5,49 0,00
BM Gl Eq Aa(A) $* / 97,94 1,32 0,00
BM IntLaCap At $* / 68,40 5,19 0,00
BW Gl Fi In Aa(S) $* / 134,48 1,61 0,00
CB US Ag Gr At $* / 105,29 0,00 0,00
CB US Appr At $* / 107,72 2,83 0,00
CB US FunVal At $* / 86,95 2,26 0,00
CB US LCapGr At $* / 109,48 0,00 0,00
CM Growth Fd At $* / 65,28 0,00 0,00
CM Opport. Aa(A) $* / 174,15 3,81 0,00
CM Value At $* / 58,42 0,00 0,00
GC Gl Eq At $* / 75,98 1,40 0,00
LMHK China Aa(A) $* / 94,23 0,08 0,00
Perm GlAbs At $* / 101,07 1,66 0,00
Roy.USSCapOp At $* / 95,64 0,11 0,00
Royce EuSmCo Aa(A) €* / 122,14 1,38 0,00
Royce GlSmCo At $* / 120,53 1,12 0,00
Royce Sm Co At $* / 106,50 0,04 0,00
WA Asian Op Aa(D) $* / 125,04 1,17 0,00
WA Brazil Eq Aa(A) $* / 71,26 0,00 0,00
WA DivSt In Aa(M) $* / 100,10 7,47 0,00
WA ECore+Bd Aa(D) €* / 93,77 2,77 0,00
WA Em Mkt Bd Aa(M) $* / 115,58 1,55 0,00
WA Eur HY A a(D) €* / 99,17 0,04 0,00
WA GCAR Aa(M) $* / 102,95 0,02 0,00
WA Gl Credit Aa(D) $* / 108,28 1,51 0,00
WA Gl HY Aa(M) $* / 95,64 2,27 0,00
WA Gl M St Aa(M) $* / 108,06 2,49 0,00
WA GlBChip At $* / 116,66 8,17 0,00
WA GlCore+Bd Aa(D) $* / 108,12 1,32 0,00
WA GlInfLkd Aa(D) $* / 108,57 7,18 0,00
WA Inf Mgt Aa(A) $* / 121,05 7,45 0,00
WA US Adj Rate At $* / 99,69 6,20 0,00
WA US Cor+Bd Aa(D) $* / 112,38 2,85 0,00
WA US CorBd Aa(D) $* / 101,40 1,33 0,00
WA US HY Aa(D) $* / 85,43 1,52 0,00
WA US MMkt Aa(D) $* / 1,00 0,00 0,00
WA US STGov Aa(D) $* / 101,65 1,51 0,00
Legg Mason Luxembourg Funds
Asset Allocation Funds
LM Mu-Ma Bal Euro €* 132,22 / 127,13 1,32 19,58 19,20
LM Mu-Ma Cons Euro €* 128,46 / 124,12 1,57 21,67 14,43
LM Mu-Ma Cons USD $* 129,46 / 125,08 1,47 27,85 10,06
LM Mu-Ma Perf. Euro €* 134,90 / 129,09 1,04 13,95 24,18
Equity Funds
LM EmMarket Equity $* 310,31 / 295,53 0,57 6,51 47,16
LM Erl Eq Fd A Cap €* 102,50 / 97,62 0,00 7,19 -1,97
Money Funds
LM Erl.Cash A Dis €* 103,37 / 103,37 0,35 18,30 0,00
LM Euroland Cash €* 136,03 / 136,03 0,44 34,27 0,00
Weitere Anteilsklassen und Fonds unter www.LeggMason.de
Lehman Brothers-GLG Partners
GLG Balanced Fd. €* 122,96 / 122,96 0,00 18,09
GLG Cap.Appreciat. €* 145,60 / 145,60 0,00 78,63
GLG European Eq. $* 184,94 / 184,94 0,00 -18,37
GLG Glob.Convert. €* 194,57 / 194,57 135,25 12,16
Performance D €* 165,82 / 165,82 0,00 97,50
MultiLeadersFund R €* 95,91 / 91,13 0,00 14,39
LiLux
LiLux Convert €* / 177,28 0,00 54,97 2,10
LiLux-Rent €* / 171,96 2,23 73,21 1,04
LRI Invest S.A.
Alpha Stable € -T- €* 46,08 / 45,18 0,00 -14,00
Deutsche AktTotRet €* 105,83 / 103,75 1,31 35,14
E&G Global Bonds €* 57,13 / 55,47 1,15 0,00
E&G Global Stocks €* 50,77 / 48,35 0,03 -10,30
E&G Im.akt.Eu.Cl.C €* 163,66 / 155,87 0,00 -21,75
E&G Pro.St.As.Cl.C € 77,67 / 73,97 0,00 -14,66
Glb Family Protect €* 86,22 / 82,11 0,00 -19,58
Gul.Dem.Sicherheit €* 117,02 / 114,17 2,08 -1,59
Gul.Dem.Wachstum €* 114,93 / 109,46 2,22 -12,51
LBBW Alpha Dyn. T €* 38,73 / 36,89 0,00 -41,20
LBBW Bond Sel. I €* 62,88 / 62,88 1,27 -0,11
LBBW Bond Sel. T €* 61,34 / 59,55 0,78 -0,09
LBBW Equity Sel. I €* 51,49 / 51,49 0,16 -13,79
LBBW Equity Sel. T €* 49,36 / 47,01 0,09 -19,52
LBBW Opti Ret. A €* 57,32 / 56,47 0,01 -0,05
LBBW Opti Ret. T €* 58,11 / 57,25 0,01 -0,04
LBBW Tot.Ret.Dyn. T €* 56,50 / 54,85 1,32 -4,22
M&W Capital €* 70,49 / 67,78 0,13 25,43
M&W Privat C €* 155,18 / 149,21 0,00 10,69
NW Global Strategy €* 41,53 / 39,55 0,00 -22,21
VermögensPtf. Ulm €* 1131 / 1131 12,98 9,07
Volando Strat. QED €* 88,49 / 85,09 0,00 0,59
GIP
ABCInv.-Rend.Plus €* 81,54 / 77,50 1,04 0,21
Europe Portfolio €* 4,88 / 4,65 0,00 0,00 23,31
Internat.Portfolio €* 4,23 / 4,03 0,00 0,00 33,29
Special Portfolio €* 5,13 / 4,89 0,00 0,00 46,76
www.lvm.de I Tel. (0251) 70249
Euro-Kurzläufer €* 28,37 / 28,28 0,03 0,00
Europa-Aktien €* 17,31 / 16,44 0,00 23,98
Euro-Renten €* 32,45 / 31,48 0,02 0,00
Inter-Aktien €* 15,38 / 14,61 0,00 26,04
Inter-Renten €* 33,69 / 32,68 0,08 0,00
ProBasis €* 24,53 / 23,67 0,01 1,96
ProFutur €* 22,15 / 21,37 0,00 14,86
M & G International
American A € 9,84 / 9,84 0,00 41,37
American Fund A-H € 10,36 / 10,36 0,00 18,81
Asian A € 27,50 / 27,50 0,00 56,76
Corporate Bond A € 16,41 / 16,41 0,27 -0,01
Eur. Index Track A € 11,78 / 11,78 0,00 19,40
Europ Inf Lk CoBd A € 11,01 / 11,01 0,41 -0,03
Europ. Sm. Comp. A € 18,37 / 18,37 0,00 39,95
Europ.Corp.Bond A € 15,27 / 15,27 0,13 -0,01
Europ.High Yi.Bd.A € 22,84 / 22,84 0,48 -0,01
Europ.Strat.Value A € 9,72 / 9,72 0,00 52,69
European A € 9,95 / 9,95 0,00 14,82
Gl. Em. Mkts Fd A € 22,50 / 22,50 0,00 8,08
Gl. Em. Mkts Fd A $ 22,22 / 22,22 0,00 8,08
Global Basics A € 23,89 / 23,89 0,00 56,78
Global Leaders A € 12,29 / 12,29 0,00 30,99
Japan A € 7,99 / 7,99 0,00 33,68
Japan Sm. Comp. A € 11,88 / 11,88 0,00 -3,45
Pan European A € 12,13 / 12,13 0,00 28,03
Recovery A € 22,31 / 22,31 0,00 42,12
UK Growth Fund A € 9,73 / 9,73 0,00 8,16
EuroBalance € 44,52 / 42,81 0,36 -27,22
EuroErtrag € 61,02 / 58,96 0,86 -8,86
EuroFlex € 49,91 / 49,42 0,95 0,00
EuroInvest A € 54,52 / 51,92 0,00 -2,95
EuroKapital € 56,20 / 53,52 0,00 -58,21
EuroRent A € 31,45 / 30,39 0,61 0,08
FairReturn A € 59,01 / 57,29 1,09 -1,34
Floor EuroAktien € 47,24 / 45,21 0,00 -22,87
GlobalBalance DF € 45,77 / 44,01 0,24 20,60
GlobalChance DF € 36,00 / 34,29 0,00 18,03
Nachhaltigkeit A € 60,74 / 57,85 0,00 16,21
Osteuropa A € 37,95 / 36,14 0,00 -36,14
ProInvest € 103,50 / 98,57 0,00 -14,65
ProZins A € 49,99 / 49,99 1,17 0,00
RealReturn A € 55,87 / 53,98 3,64 0,00
Meridio Funds
Mer. Green Balance € 68,81 / 65,53 0,00 -2,29
Metzler Investment GmbH
Aktien Deutschl.AR €* 128,61 / 122,49 0,00 -1,75
Aktien Europa AR €* 89,49 / 85,23 0,00 -54,85
Argentum Perf Navi €* 120,32 / 116,25 0,00 23,27
Argentum Stab.-Port €* 112,79 / 109,50 0,00 1,71
Expert Select €* 29,53 / 28,12 0,00 -1,98
Geldmarkt €* 67,84 / 67,84 0,00 0,00
Priv Portf Plan 1 €* 52,34 / 50,57 0,00 -13,08
Renten Allstyle €* 42,24 / 40,42 0,92 0,00
RWS-Aktienfonds €* 60,40 / 57,52 0,00 -26,47
RWS-Wachstum MI €* 77,97 / 74,26 0,00 -87,57
TORERO Glob Prot A €* 109,31 / 105,61 0,00 0,00
TORERO Glob Prot B €* 99,94 / 99,94 0,00 0,00
TORERO Glob Prot C €* 99,99 / 99,99 0,00 0,00
Wachstum Internat. €* 102,38 / 97,50 0,00 -110,87
Metzler Ireland Ltd.
Chinese Equity €* 72,30 / 68,86 0,00 29,28
Eastern Europe A €* 106,04 / 100,99 0,00 22,72
Europ.ConcGrowth A €* 127,42 / 121,35 0,00 20,62
Europ.Sm&Micro Cap €* 124,78 / 118,84 0,00 19,00
Europ.Small Comp.A €* 144,11 / 137,25 0,00 63,87
European Growth A €* 108,14 / 102,99 0,00 46,78
Focus Japan €* 41,45 / 39,48 0,00 -25,28
Global Selection €* 62,42 / 59,45 0,15 6,38
Internat. Growth €* 39,68 / 37,79 0,00 37,93
Japanese Equities A €* 26,83 / 25,55 0,00 -56,48
MK LUXINVEST S.A.
IAM-Novum €* 4,79 / 4,55 0,00 -29,10
Monega Kapitalanlageges.mbH
50+ Ruhestandsplan € 52,44 / 50,42 1,34 0,23
Asia Pac. Sm. Sel. € 54,18 / 52,10 0,00 2,29
DEVK Verm.Classic € 48,25 / 46,84 0,26 0,24
Euro-Duraflex Mo € 101,01 / 98,07 3,17 -0,38
Eur-Rend.-Flex. Mo € 94,80 / 91,15 2,17 12,50
Monega BestInvest € 49,16 / 49,16 0,00 -13,23
Monega Chance € 29,81 / 28,53 0,04 -17,22
Monega Ertrag € 57,19 / 55,26 1,16 -2,29
Monega Euro-Bond € 53,95 / 52,38 0,20 0,00
Monega Euroland € 30,42 / 29,39 0,00 -42,03
Monega FairInv.Akt € 38,31 / 36,49 0,00 -37,75
Monega Germany € 52,39 / 50,62 0,00 0,85
Monega Innovation € 34,25 / 33,09 0,00 -0,18
MONEGA ROHSTOFFE € 52,95 / 50,91 0,30 1,92
Monega Zins ProAkt € 42,84 / 41,19 1,60 -4,60
MonegaBestInvEur A € 50,83 / 48,41 0,00 -17,25
OptiAnlage Ausg. T € 54,34 / 53,27 1,12 -0,86
Rendite FX Plus I € 99,90 / 99,90 0,50 0,00
Rendite FX Plus R € 51,20 / 49,47 0,03 0,00
Short-Track A € 50,48 / 49,98 0,24 0,00
Short-Track T-Net- € 52,18 / 52,18 0,21 0,00
Sparda M.nh.Verm. € 49,66 / 48,93 0,03 -1,59
Sparda Maxxima € 54,73 / 53,66 1,32 -0,83
Sparda OptiAnAusEA € 53,45 / 52,40 0,98 -0,07
Sparda-MünchenVerm € 51,12 / 50,36 1,91 -1,72
VM Sterntaler € 113,58 / 109,21 0,00 7,81
WGZ Mittelst.-Rent. € 102,54 / 102,54 1,48 0,00
MPC Competence
MPC Europa Meth. € 147,91 / 140,87 0,00 -10,05
MPC Europa Meth.I € 1195 / 1138 0,00 8,75
MPC Gr. Pf. AMI € 59,94 / 57,09 0,89 11,52
MultiSelect
MS Absolute Ret I €* 55,83 / 53,17 0,70 0,00 -2,16
MS Europa-Aktien I €* 50,90 / 48,48 0,00 0,54 7,67
MS Global-ChancenI €* 57,36 / 54,63 0,00 0,32 20,85
MS Global-ChancenS €* 48,65 / 46,33 0,00 5,41
MS Welt-Aktien I €* 63,19 / 60,18 0,00 0,66 16,00
Nomura Asset Management Deutschland
Asia Pacific € 105,36 / 100,34 0,00 32,43
Asian Bonds € 68,73 / 66,73 2,08 0,00
Euro Convertible € 46,88 / 45,51 0,22 0,00
Fundamental Europe € 39,63 / 37,74 0,00 -33,75
Fundamental Japan € 0,00 / 34,69 0,00 -49,01
Japan Equity € 27,85 / 26,52 0,00 -138,08
Medio Rent € 72,03 / 70,62 0,87 0,00
Real Protect € 115,10 / 112,84 11,62 0,00
Real Return € 623,32 / 611,10 68,79 0,00
NORAMCO Asset Management
Quality Funds USA € 5,72 / 5,43 0,00 -28,03
Quality Fd.Europe € 10,27 / 9,76 0,00 -16,16
Norddeutsche Landesbank Luxembourg S.A.
N.Lux Pro 30 €* 1095 / 1095 11,86 8,26
N.Lux Pro 60 €* 1055 / 1055 8,43 7,88
N.Lux Pro 100 €* 786,26 / 786,26 0,00 4,45
N.Lux Renten Cap. €* 72,21 / 72,21 0,94 0,02
N.Lux Renten Dis. €* 43,22 / 43,22 1,39 0,03
N.Lux Strat. Cap. €* 95,90 / 95,90 0,00 -3,35
N.Lux Strat. Dis. €* 95,92 / 95,92 0,00 -2,61
NORDLB HorizontCFA €* 104,04 / 101,01 1,35 0,48
NORDLB HorizontCFB €* 101,49 / 98,53 1,20 0,59
NORDLB HorizontTFA €* 100,31 / 100,31 1,29 0,48
NORDLB HorizontTFB €* 97,82 / 97,82 0,84 0,52
www.oekoworld.de I Tel. 0888 150 19 99
Klima € 35,18 / 33,50 0,00 0,00 0,00
Ökotrend Bonds € 51,17 / 49,44 0,67 0,00 0,00
ÖkoTrust € 106,27 / 101,21 0,00 0,00 0,00
ÖkoVision Classic € 103,55 / 98,62 0,00 0,00 66,14
ÖkoVision Europe € 33,72 / 32,11 0,00 0,00 0,00
ÖkoVision Gar.20C € 113,38 / 107,98 0,06 0,00 0,00
Water For Life C € 111,93 / 106,60 0,00 0,00 11,13
www.oppenheim-fonds.de I Tel. 01802 / 145 145
adv. dynamisch OP € 37,40 / 35,62 0,28 2,01
adv.konservativ OP € 52,15 / 50,63 1,72 -17,86
Albatros EUR € 60,01 / 57,15 0,26 -13,28
Bond Spezial K € 57,54 / 56,97 0,37 0,00
FFPB MTrend Dplus € 10,44 / 9,94 0,01 -0,28
FFPB MTrend Plus € 11,83 / 11,27 0,06 -8,38
FFPB Substanz € 10,02 / 9,54 0,12 -5,20
FFPB Wachstum OP € 67,73 / 64,50 0,25 -14,54
FVV Select OP € 56,55 / 53,86 0,49 -5,26
Inovesta Classic OP € 35,46 / 33,77 0,18 -4,30
Inovesta Opport.OP € 26,29 / 25,04 0,00 -26,79
Japan Eq.Quant R € 26,31 / 25,06 0,00 -211,80
NOAH-MIX OP € 49,41 / 47,51 0,00 -3,72
OP America-Equit. € 101,38 / 96,55 0,00 8,88
OP Bond Active € 54,83 / 53,23 0,75 0,00
OP Bond Euro L € 66,74 / 64,80 1,01 0,00
OP Bond Euro Plus € 71,21 / 68,80 0,60 -2,85
OP DAX-Werte € 188,31 / 179,34 0,00 -29,99
OP East Asia € 122,00 / 116,19 0,00 52,08
OP Eur.Mid&Sm.Caps € 73,73 / 70,22 0,00 21,69
OP Euroland Werte € 55,39 / 52,75 0,00 -57,66
OP Europa Balanced € 55,46 / 53,33 0,45 23,28
OP Exklusiv AktSel € 114,58 / 109,12 0,00 8,78
OP Exklusiv AssAll € 108,58 / 105,42 1,33 13,12
OP Extra Portf. € 51,99 / 50,48 1,41 0,00
OP ExtraBond.Euro € 60,38 / 58,62 1,00 0,00
OP Food € 209,36 / 199,39 0,00 48,73
OP FX Opportuni. € 55,95 / 54,32 0,35 0,00
OP Global Securiti € 79,81 / 76,01 0,00 -71,04
OP MoneyMarket Eu. € 49,52 / 49,52 0,00 0,00
OP Value Europ. Eq € 37,30 / 35,52 0,00 -64,27
Oppenh. DA EUR € 36,57 / 35,50 0,32 -20,20
Oppenheim Portf. E € 27,87 / 27,06 0,33 -13,07
RSI Internat.OP € 41,53 / 39,55 0,00 48,07
Sant. Europ.Akt.OP € 132,53 / 126,22 0,00 -40,54
SOP Akt.Marktneut € 107,25 / 104,13 0,00 16,85
SOP NonEuQuaAnl.R € 54,35 / 52,77 0,00 0,00
Spezial 3 € 96,63 / 93,82 0,00 6,54
Oppenheim Asset Mgmt. Serv. S.à r.l.
„spec. situations“ € 62,55 / 59,57 0,00 36,36
3 V Swiss S&M Cap F 118,15 / 115,83 0,00 -90,46
AbsReturnCommOPI € 105,60 / 100,57 0,87 0,00
AbsReturnCommOPR € 111,30 / 106,00 0,23 0,00
AbsReturnCommOPV € 113,70 / 108,29 0,58 0,00
AbsReturnComOPII € 98,96 / 94,25 0,68 0,00
Aktienstrat.MM.OP € 52,83 / 50,31 0,00 11,34
AW Stks AlphPls OP € 44,45 / 42,33 0,00 5,70
Cash Plus € 102,79 / 101,27 1,62 0,00
Commodity Alpha OP $ 116,83 / 111,27 0,00 0,00
ERBA Invest OP € 43,47 / 43,47 0,08 -28,42
Eur.BonusStratOP I € 103,50 / 100,00 0,00 0,00
Eur.BonusStratOP R €* 55,47 / 53,59 0,00 0,00
EuroSwitch Bal.Pf. € 51,19 / 48,99 0,00 0,50
EuroSwitch Def.C. € 51,78 / 50,03 0,04 2,20
EuroSwitch Subst. € 50,25 / 47,86 0,22 -7,17
EuroSwitch WldProf.OP € 46,95 / 44,61 0,00 -4,75
FFPB Dynamik € 9,07 / 8,64 0,01 -20,28
FFPB Fokus € 8,90 / 8,48 0,00 -45,57
FFPB Kupon € 11,99 / 11,42 0,15 -3,21
FFPB Rendite € 12,25 / 11,67 0,05 0,36
FFPB Variabel € 9,72 / 9,26 0,02 -3,37
FFPB Wert € 9,49 / 9,04 0,00 -12,67
Gl.Trend Equity OP € 45,29 / 43,13 0,00 -4,22
Global Abs.Ret. OP € 40,88 / 38,93 0,00 27,46
Greiff Def.Plus OP € 52,56 / 51,03 0,03 7,99
Greiff Dyn.Plus OP € 36,92 / 35,16 0,00 -40,31
MedBioHealth EUR € 156,92 / 149,45 0,00 58,75
MedBioHealth EUR H € 155,52 / 148,11 0,00 64,78
MedBioHealth I € 162,76 / 155,01 0,00 57,60
MedBioHealth I H € 167,34 / 159,37 0,00 53,04
Mercedes-Benz Bk A € 96,65 / 93,61 0,09 12,97
Mercedes-Benz Bk B € 92,98 / 89,62 0,48 7,37
Mercedes-Benz Bk C € 92,94 / 88,73 0,00 16,65
M-Fonds Aktien € 54,61 / 52,01 0,00 7,33
M-Fonds Balanced € 78,48 / 76,19 1,11 7,51
Mu.In.Spezial OP R € 59,98 / 56,99 0,00 40,04
Mult.Inv.Global OP € 47,63 / 45,25 0,00 15,11
Multi Inv Spez OPF € 0,00 / 0,00 0,00 0,00
Multi Invest OP F € 49,76 / 48,31 0,00 33,04
Multi Invest OP R € 43,43 / 41,26 0,00 15,30
München Rohstofffd € 94,85 / 94,85 0,31 -0,01
Namira Cap-AMANA A € 95,26 / 95,26 0,00 -1,72
OCP International € 46,64 / 44,42 0,00 14,17
OP GlStr Worldwide € 116,99 / 116,99 0,52 8,81
OP-INVEST CHF A F* 132,32 / 127,85 0,54 2,10
OP-INVEST CHF B F* 162,44 / 156,95 0,73 0,61
Pf Defensiv OP € 53,23 / 51,68 0,23 -9,61
Pf Dynamisch OP € 45,17 / 43,02 0,00 33,47
Pf Moderat OP € 46,50 / 44,29 0,00 -6,26
PHARMA/HEALTH $ 286,83 / 281,21 0,13 37,13
PTAM Bal. Pf. OP € 59,65 / 56,81 0,31 22,80
PTAM Def.Portf.OP € 50,52 / 48,11 0,30 10,02
Rentenstrat.MM.OP € 54,80 / 52,69 0,15 -2,95
Sant. EurRent. Ext € 95,44 / 92,66 0,37 0,00
Sant.Asiat. Aktien € 106,80 / 101,71 0,00 58,21
SOP Anl ChinaPl I € 52,38 / 52,38 0,45 0,00
SOP Anl ChinaPl I $ 52,43 / 52,43 0,44 0,00
SOP Anl ChinaPl R € 53,81 / 52,24 0,31 0,00
SOP Anl ChinaPl R $ 53,83 / 52,26 0,31 0,00
SOP MultiAssAll I € 46,28 / 46,28 0,00 -1,08
SOP MultiAssAll R € 47,49 / 46,11 0,00 -1,08
Special Opp. € 37,49 / 35,70 0,00 40,40
Swiss Opportunity F 169,74 / 161,66 0,00 33,64
Tb Commodity A IV € 82,45 / 78,52 0,27 0,00
Tib. Commodity A. I € 84,16 / 80,15 0,45 0,00
Tib. Commodity A. R € 79,39 / 75,61 0,00 0,00
Tib.Act.Commodity $ 102,66 / 97,77 0,00 -5,64
Tib.EuroBond OP I € 129,97 / 126,18 2,72 0,00
Tib.EuroBond OP R € 128,38 / 124,64 2,83 0,00
Tib.Int.Bond OP I € 144,46 / 140,25 3,09 0,00
Tib.Int.Bond OP R € 142,29 / 138,15 3,11 0,00
Top Ten Balanced € 57,23 / 55,29 0,02 21,48
Top Ten Classic € 66,71 / 63,53 0,00 4,89
US Opportunities OP $ 145,40 / 138,48 0,00 6,51
Weisenh.Europa € 26,80 / 25,77 0,00 37,36
AHM Dach A € 1280 / 1219 3,32 -8,03
Ideal Global A € 69,08 / 65,79 0,00 -3,70
PEH Quintessenz SICAV
Q Europa € 50,43 / 48,49 0,00 -2,64
Q Goldmines € 70,47 / 67,76 0,00 18,91
Q Renten Global I €* 109,31 / 105,11 0,00 -0,05
Q Renten Global P € 105,23 / 101,18 0,00 -0,15
PEH SICAV
Empire P € 83,01 / 79,82 0,00 25,21
Infl Link Bds Fl I € 108,17 / 104,01 4,53 0,00
Infl Link Bds Fl P € 106,66 / 102,56 5,41 0,00
Renten EvoPro P € 107,78 / 103,63 0,31 0,00
RentenEvoProVR2 d € 48,65 / 46,78 0,46 0,00
RentenEvoProVRdist € 49,84 / 47,92 0,47 0,00
Strat Flexibel P € 64,18 / 61,71 0,00 12,72
Strat.Flexibel I € 98,00 / 94,23 0,00 -0,57
PEH Trust SICAV
Trust Balanced € 88,23 / 84,84 0,00 -1,03
Trust Chance € 81,47 / 78,34 0,00 2,54
Trust Rendite Plus € 100,67 / 96,80 0,00 -0,08
www.pictetfunds.com I Tel. +41 (58) 323 3000
Nach Auskunft des Emittenten wurde das Ertragsausgleichsverfahren
für die u.g. genannten Fonds angewendet.
$ Governm.Bds-P dy $ 414,26 / 402,19 11,22 0,00 0,00
$ Short MT Bd-P dy $ 101,34 / 98,39 1,10 0,00 0,00
€ Gov. Bds-HP CHF F 124,08 / 120,47 0,43 18,51 0,00
€ Infl.Lkd Bd-P dy € 112,70 / 109,42 3,32 0,00 0,03
€ Short MT Bd-P dy € 94,48 / 91,73 2,84 0,00 -0,03
Ab.Ret.Gl.D. P EUR € 125,29 / 119,32 0,00 3,11 -3,76
As.Eq.Ex-Jap P EUR € 137,39 / 130,85 0,00 2,71 22,63
Asn Loc.Cur.Deb-P$ $ 158,65 / 154,03 0,58 22,05 0,29
AsnL.Cur.Debt-Pdy$ $ 139,25 / 135,19 3,52 1,80 0,30
Biotech P EUR € 288,45 / 274,71 0,00 0,17 37,21
Biotech P USD $ 366,64 / 349,18 0,00 0,56 44,34
CHF Bds-P F 474,42 / 460,60 0,90 45,98 -0,22
CHF Bds-P dy F 422,11 / 409,82 7,43 0,00 -0,24
Clean Energy P USD $ 62,91 / 59,91 0,00 0,75 -58,75
Clean Energy-P EUR € 49,60 / 47,24 0,00 0,56 -58,75
Digital Com. P € / 110,88 0,00 5,84 46,30
Digital Com. P $ 147,64 / 140,61 0,00 5,84 46,30
East.Europe P EUR € 359,25 / 342,14 0,00 4,69 61,59
Em.Loc.Cu.D. P USD $ 201,99 / 196,11 1,32 49,33 0,00
Em.Loc.Cur.Deb-Pdy$ $ 153,66 / 149,18 8,57 0,00 0,00
Em.Mrkts Idx P USD $ 249,32 / 237,45 0,00 18,49 44,18
Em.Mrkts P EUR € 405,83 / 386,50 0,00 3,38 21,13
Em.Mrkts P USD $ 514,68 / 490,17 0,00 7,07 55,09
EUR Bds-P dy € 320,27 / 310,94 11,83 0,00 -1,57
EUR Bonds P € 467,52 / 453,90 2,32 144,53 -0,95
EUR Corp. Bds-P dy € 110,26 / 107,05 4,02 0,00 -0,03
EUR Corp.Bonds P € 175,92 / 170,80 0,66 53,88 -0,02
EUR Gov. Bds-P dy € 110,41 / 107,19 3,60 0,00 0,00
EUR Governm. Bd. P € 135,55 / 131,60 0,47 21,35 0,00
EUR Hi. Yield P € 197,12 / 191,38 1,14 89,60 -0,57
EUR High Yld-P dy € 95,49 / 92,71 5,21 0,00 -1,03
EUR Inf.Lkd.Bd. P € 123,25 / 119,66 0,15 7,37 0,03
EUR Sh.Mid T.Bd. P € 132,42 / 128,56 0,40 36,72 -0,02
Euro.Eq.Sel. P EUR € 496,31 / 472,68 0,00 41,49 22,59
Euro.Sus.Eq. P EUR € 158,60 / 151,05 0,00 14,12 10,78
Euroland Idx P EUR € 91,37 / 87,02 0,00 10,12 -31,81
Europe Idx P EUR € 122,71 / 116,87 0,00 19,13 8,73
Generics P EUR € 122,13 / 116,31 0,00 0,85 23,02
Generics P USD $ 154,89 / 147,51 0,00 1,11 24,64
Gl Em.Debt P USD $ 332,61 / 322,92 0,94 112,73 0,00
Gl. Em.Debt-P dy $ $ 195,15 / 189,47 8,10 0,00 0,00
Gl.Em.Debt-HP EUR € 237,29 / 230,38 0,66 82,57 0,00
Great.China P EUR € 298,42 / 284,21 0,00 9,21 38,22
Great.China P USD $ 378,47 / 360,45 0,00 22,22 49,23
Indian Eq. P EUR € 244,23 / 232,60 0,00 0,11 32,71
Indian Eq. P USD $ 309,74 / 294,99 0,00 0,53 54,87
Ja.Eq.Opp. P EUR € 42,39 / 40,37 0,00 0,40 -91,58
Ja.Eq.Opp. P JPY ¥ 4272 / 4069 0,00 62,77 -37,22
Ja.Eq.Sel. P EUR € 66,81 / 63,63 0,00 0,98 -127,95
Ja.Eq.Sel. P JPY ¥ 6733 / 6412 0,00 36,23 -46,43
Japan Idx P JPY ¥ 7655 / 7290 0,00 656,00 -43,88
Pac.ExJa.Idx P USD $ 340,70 / 324,48 0,00 41,49 37,30
Piclife-P CHF F 870,74 / 829,28 0,49 80,99 0,00
Pictet-AsEq-HP € € 131,17 / 124,92 0,00 3,85 15,43
Pictet-AsnEq-P $ $ 174,24 / 165,94 0,00 4,18 49,37
Pictet-Biot-HP € € 272,16 / 259,20 0,00 0,44 36,13
Pictet-Gener-HP € € 121,00 / 115,24 0,00 0,97 8,45
Pictet-JpESe-HP € € 46,38 / 44,17 0,00 0,04 -189,09
Pictet-Water-P EUR € 171,29 / 163,13 0,00 6,85 47,93
Prem.Brands P EUR € 108,08 / 102,93 0,00 0,72 46,43
Russian Eq-P $ $ 63,30 / 60,29 0,00 0,04 -63,26
Russian Equ. P EUR € 49,80 / 47,43 0,00 0,03 -63,26
S.-T.M.Mkt CHF P F 124,32 / 124,32 0,11 23,40 0,00
S.-T.M.Mkt CHF Pdy F 92,20 / 92,20 1,05 0,00 0,00
Security P USD $ 131,89 / 125,61 0,00 0,00 23,88
Sh.-Term M.Mkt P € 137,82 / 137,82 0,11 34,36 0,00
Sh.-Term M.Mkt P $ 132,05 / 132,05 0,06 30,16 0,00
Sh.-Term M.Mkt Pdy € 96,25 / 96,25 0,73 0,00 0,00
Sh.-Term M.Mkt Pdy $ 84,73 / 84,73 0,49 0,00 0,00
Sm.Cap Euro. P EUR € 630,98 / 600,93 0,00 19,69 50,87
Sov. S-T M.Mkt P € 102,90 / 102,90 0,09 2,69 0,00
Sov. S-T M.Mkt P $ 101,91 / 101,91 0,08 1,62 0,00
Sov. S-T M.Mkt Pdy € 100,21 / 100,21 0,34 0,00 0,00
Sov. S-T M.Mkt Pdy $ 100,38 / 100,38 0,56 0,02 0,00
US Eq Gwth Sel.HP€ € 94,02 / 89,54 0,00 0,19 20,14
US Eq.G.Sel. P USD $ 127,24 / 121,18 0,00 0,22 22,66
USA Idx P USD $ 121,58 / 115,79 0,00 9,37 17,89
USD Governm.Bd. P $ 615,29 / 597,37 1,82 175,33 0,00
USD Sh.Mid T.Bd. P $ 129,02 / 125,26 0,15 23,08 0,00
Wld Gov.Bds-P dy $ $ 150,10 / 145,73 3,65 0,00 0,02
Wld.Gov.Bd. P USD $ 194,81 / 189,14 0,51 36,04 0,02
Tel. 0800 888 1928
PF-Commod.Alpha T €* 48,15 / 46,30 0,66 1,79 0,00
PF-Glob.Ecology T €* 166,22 / 158,30 0,00 2,32 -36,01
PF-Glob.Select T €* 56,99 / 54,28 0,00 1,54 -25,24
PF-US.Pioneer Fd T €* 4,75 / 4,52 0,00 0,19 23,76
PI German Equity € 132,84 / 126,51 0,00 0,00 17,47
PI Tot.Ret.A € 49,20 / 47,77 1,57 0,00 -0,96
Worldwide Investors Portfolio Sicav
Transfer Agent: Sal Oppenheim jr. & Cie. Lux. S.A.
Tel. +352 22 15 22 - 441; Fax: +352 22 15 22 - 600
Em. Mkt Fix Inc. A €* 16,86 / 16,29 0,32 0,00
Em. Mkt Fix Inc. A $* 21,26 / 20,54 0,05 0,00
Em. Mkt Fix Inc. I $* 20,59 / 20,59 0,05 0,00
Em. Mkt Fix Inc.AX $* 23,23 / 22,44 0,44 0,00
Em. Mkt Fix Inc.IX $* 31,33 / 31,33 0,74 0,00
Gl. RealEst. Sec.A €* 9,71 / 9,25 0,00 23,37
Gl. RealEst. Sec.A $* 12,55 / 11,95 0,00 27,24
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Gl. RealEst. Sec.IX $* 13,40 / 13,40 0,00 30,84
Opp.Eq. Fd A €* 46,57 / 44,35 0,00 36,50
Opp.Eq. Fd A $* 61,10 / 58,19 0,00 39,41
Opp.Eq. Fd I $* 67,42 / 67,42 0,00 44,64
US High Yield A $* 8,48 / 8,19 0,02 1,50
US High Yield AX $* 9,09 / 8,78 0,24 1,54
US High Yield I $* 8,35 / 8,35 0,03 1,23
US High Yield IX $* 13,61 / 13,61 0,40 1,82
TMW Immo.Weltfd. € 41,46 / 39,49 0,13 -0,25
Pro Fonds (LUX) Sicav
ProFonds-Emerg M B € 240,12 / 228,69 0,00 41,90
ProFonds-Inter B A F 98,30 / 95,44 3,63 -0,07
ProFonds-Inter B B F 223,84 / 217,32 8,27 -0,08
ProFonds-Inter B I F 1,07 / 1,00 0,03 0,03
ProFonds-Prem. B € 60,81 / 58,47 0,00 4,35
Renaissance Asset Managers
East. Eur. Allo. A € / 395,27 1,50 14,09
Eastern Eur. B € / 101,61 0,00 23,56
Eastern European A € 502,87 / 472,34 0,00 24,25
European Opport. A €* 137,24 / 130,70 0,00 29,12
European Opport. B €* 103,50 / 98,57 0,00 10,19
OTTOMAN A € / 127,23 0,00 35,63
RREEF Investment
grundb. europa RC € 43,96 / 41,86 0,07 -0,02
grundb. global RC € 54,49 / 51,89 0,03 0,44
Die Wandelanleihen-Spezialisten www.salm-salm.de
Tel.: 06706/9444-20 Email: [email protected]
Salm Balanced Conv € 70,08 / 67,06 0,41 0,09
Salm Conservative € 53,33 / 51,03 0,31 0,00
Salm Sustain Progr € 49,57 / 47,44 0,21 0,21
Santander Consumer Bank AG
Sant. Europ.Akt.OP € 132,53 / 126,22 0,00 -40,54
Sant. EurRent. Ext € 95,44 / 92,66 0,37 0,00
Sant. Mix OP € 42,24 / 40,23 0,18 -28,85
Sant. Rent OP € 61,99 / 60,18 1,11 0,00
Sant.Asiat. Aktien € 106,80 / 101,71 0,00 58,21
www.sarasin.de
Das Ertragsausgleichsverfahren im Sinne des §9 Satz 2 InvStG wird
angewendet.
Sar BondSar USD $* 108,63 / 103,46 0,35 0,02
Sar Curr Oppor CHF B F* 98,70 / 94,00 0,37 0,00
Sar Curr Oppor CHF F F* 100,55 / 95,76 0,51 0,00
Sar Curr Oppor EUR €* 114,99 / 109,51 0,78 0,00
Sar Emerging-Gl $* 355,87 / 338,92 0,00 17,87
Sar EmerSar NF $* 128,81 / 122,68 0,00 4,85
Sar Eq-IIID EUR €* 147,46 / 140,44 0,00 10,87
Sar EquiSar-Gl A €* 145,81 / 138,87 0,00 37,21
Sar EquiSar-Gl F €* 148,11 / 141,06 0,00 22,42
Sar EquiS-Int.In A €* 115,07 / 115,07 0,00 7,68
Sar EquiS-Int.In B €* 117,68 / 117,68 0,00 11,39
Sar Gl Ret (EUR) €* 129,59 / 123,42 0,82 -1,85
Sar Gl Ret (EUR) F €* 127,55 / 127,55 1,01 -0,63
Sar GlSar-Bal CHF F* 345,47 / 329,02 1,88 9,23
Sar GlSar-Bal EUR €* 270,49 / 257,61 0,89 21,03
Sar GlSar-Gro EUR €* 116,52 / 110,97 0,19 14,14
Sar New Power Fd A €* 44,65 / 42,52 0,00 -132,41
Sar New Power Fd B €* 44,58 / 42,46 0,00 -133,36
Sar New Power Fd F €* 46,24 / 44,04 0,00 -131,31
Sar Oeko Eq-Gl €* 121,41 / 115,63 0,00 14,35
Sar OekoEq-Gl B €* 121,56 / 115,77 0,00 11,66
Sar Real E Gl A €* 128,65 / 122,52 0,00 29,22
Sar Real E Gl B €* 143,10 / 136,29 0,00 27,46
Sar Struct.Ret.EUR €* 135,37 / 128,92 0,15 -28,22
Sar Sust Eq - Gl EMA B$* 98,13 / 93,46 0,00 -0,31
Sar Sust Eq-USA $* 96,61 / 96,61 0,00 -2,23
Sar Sust. Bond CHF F* 165,87 / 157,97 0,87 0,06
Sar Sust. Bond EUR €* 113,09 / 107,70 0,80 0,00
Sar Sust. Eq. - Gl €* 102,35 / 97,48 0,00 21,73
Sar Sust. Eq.-RE Gl €* 116,14 / 110,61 0,00 -15,40
Sar Sust. Water A €* 105,69 / 105,69 0,00 6,71
Sar Sust. Water B €* 105,68 / 105,68 0,00 12,56
Sar Sust. Water F €* 108,03 / 108,03 0,00 12,89
Sar Sust.Bd-EUR Co €* 164,93 / 157,08 0,00 0,00
Sar Sust.Bd-EURCoF €* 161,15 / 161,15 2,06 0,00
Sar Sust.Bd-EURCoM €* 161,37 / 161,37 2,23 0,00
Sar Sust.Eq- Eur A €* 67,90 / 64,67 0,00 13,48
Sar Sust.Eq- Eur B €* 69,76 / 66,44 0,00 4,84
Sar SustPf-Bal EUR €* 171,45 / 163,29 0,55 14,23
SarSust.Eq-Gl EM M $* 96,27 / 96,27 0,00 -6,94
Sarasin Multi Label SICAV
New Energy EUR €* 4,59 / 4,33 0,00 -0,55
Sar OekoFlex (EUR) €* 47,09 / 44,40 0,23 -15,43
www.SEBAssetManagement.de I [email protected]
Tel. 01801 / 777 999
Asset Selection Fd € / 13,31 0,26 2,75
BfS Nachhaltigkeit. €* 46,80 / 45,44 0,81 0,00 -2,37
SEB Aktienfonds €* 73,25 / 70,43 0,00 0,00 13,61
SEB Conc. Biotech. € / 43,82 0,00 2,35
SEB deLuxe MA Bal. € 62,81 / 59,82 0,27 -0,09
SEB deLuxe MA Def. € 56,56 / 53,86 0,42 0,00
SEB deLuxe MA Def.+ € 59,82 / 56,97 0,00 -0,04
SEB EastEur.exRuss € / 2,68 0,00 -15,77
SEB EastEuropeSCap € / 2,43 0,00 -26,85
SEB Ethical Europe € / 2,20 0,00 -2,64
SEB Euro.Eq.Sm.Cap € / 136,65 0,00 -0,78
SEB EuroCompanies €* 44,68 / 42,55 0,00 0,00 -43,24
SEB Europafonds €* 44,46 / 42,75 0,00 0,00 -52,91
SEB Europe REIT Fu €* 34,24 / 32,61 0,00 0,00 -69,17
SEB Gl.Chance/Risk € / 0,76 0,00 38,88
SEB High Yield €* / 38,85 0,07 0,00 0,00
SEB ImmoInvest € 43,45 / 41,28 0,00 0,00 4,15
SEB Nordic Fund € / 6,54 0,02 7,05
SEB ÖkoLux € / 28,01 0,00 3,17
SEB ÖkoRent € / 53,73 0,22 0,00
SEB Optimix Chance € / 59,45 0,00 -1,34
SEB Optimix Ertrag € / 51,45 0,00 -0,34
SEB Optimix Subst. € / 47,91 0,00 0,00
SEB Optimix Wachst € / 60,55 0,00 -0,73
SEB Strat Aggress. € / 36,34 0,00 -0,57
SEB Total Return Bd €* 27,63 / 26,57 0,56 0,00
SEB TrdSys®Rent.I € / 58,27 0,94 0,00
SEB TrdSys®Rent.II € / 58,26 0,93 0,00
SEB Zinsglobal €* 31,91 / 30,68 0,42 0,00 0,00
Semper Constantia Immo Invest GmbH
SemperReal Est.A € 128,25 / 124,51 0,06 0,00
www.starcapital.de I 0800 - 6941900
SC Allocator € 1176 / 1142 0,00 -2,59
SC Argos € 1467 / 1424 40,10
SC Huber-Strategy1 € 1042 / 1011 12,03 -2,59
SC Priamos € 1214 / 1156 0,00 2,29
SC SIC.Ger.Masters € 79,92 / 76,11 0,00 29,68
SC SIC.Starpoint € 1364 / 1299 0,00 18,70
SC SIC.Winbonds+ € 1528 / 1484 140,15 2,65
Tweedy Browne
Gl. High Div. Val. €* / 10,24 0,00 -35,81
Int`l EUR Inv. Cl. €* / 66,45 0,00 29,67
Int`l SFR Inv. Cl. F* / 31,19 0,00 20,48
USA Val. Inv. Cl. $* / 177,53 0,00 36,99
Akt. Spec. I Deut. €* 428,90 / 412,40 27,68
Eq Global Opp. €* 109,48 / 105,27 -47,26
Eq.Fd. MC Germany €* 215,44 / 207,15 55,68
Eq.Fd. SC Germany €* 284,44 / 273,50 22,24
Euro Aktiv-Balance €* 105,75 / 99,76 0,34 -17,04
Euro Aktiv-Dynamik €* 100,59 / 94,90 0,38 -26,33
Euro Aktiv-Substanz €* 114,93 / 108,42 0,54 2,42
Konzeptf. Europe + €* 42,88 / 40,88 0,29 22,44
Konzeptfonds I €* 33,48 / 32,19 0,29 26,72
Konzeptfonds III €* 59,84 / 57,54 1,32 -3,09
Konzeptfonds IV €* 59,19 / 56,91 1,05 13,86
Konzeptfonds V €* 52,99 / 50,95 0,74 21,53
MESINA-Aktienfds €* 74,56 / 74,56 20,01
MESINA-Rentenfds €* 64,22 / 64,22 1,49
Mixed Plus I €* 56,96 / 55,30 0,81
Mixed Plus III €* 70,79 / 68,73 0,89
Renten I €* 64,68 / 61,60 1,02
Renten II €* 63,43 / 60,41 0,86
Rent-Euro €* 58,36 / 56,33 1,26
Rent-International €* 47,66 / 46,00 1,17 -0,01
Short-Term Credit €* 55200 / 525711330,88 0,60
Stiftungsfonds I €* 55,94 / 53,28 0,19 0,03
Stiftungsfonds II €* 46,28 / 44,08 -14,00
Vermögens.Aktieno. €* 55,28 / 52,65 4,24
Vermögensstrat.I €* 52,49 / 49,99 0,55 23,02
Vermögensstrat.II €* 54,76 / 52,15 0,61 41,63
Vermögensstrat.III €* 52,97 / 50,45 1,09 -5,64
Vermögensstrat.IV €* 50,14 / 47,75 0,58 -8,46
Vermögensstrat.VI €* 52,00 / 49,52 -1,38
Vermögensstrat.VII €* 47,58 / 45,31 0,52 -13,83
UBS Funds Services Lux S.A.
UBS (L) EM Eq P AA $* 95,61 / 95,61 0,00 9,08 -10,70
UBS (L) EM Eq P XA $* 96,00 / 96,00 0,01 10,47 -11,94
UBS (L) GCB AD T2 €* 107,83 / 107,83 4,61 6,76 -0,04
www.union-investment.de I Tel. 069 589 98-6060
Das Ertragsausgleichsverfahren im Sinne des §9 Satz 2 InvStG wird
angewendet.
BBBank Chance Uni. €* 26,43 / 25,79 0,00 25,44
BBBank Dyna.Uni. €* 36,39 / 35,50 0,28 16,64
BBBank Kont.Uni. €* 60,57 / 59,38 1,54 10,40
BBBank Wach.Uni. €* 45,99 / 44,87 0,76 20,48
BBBankRenSel 2015 €* 47,71 / 46,53 1,04 0,00
BBV-Fonds-Union €* 47,96 / 46,56 1,24 0,00
BBV-Invest-Union €* 95,06 / 90,53 0,00 17,10
Condor-Fd.Union €* 52,11 / 50,59 1,50 -5,48
Delbrück Renten € 55,30 / 53,69 0,78
Deutschl. 2016 III €* 0,00 / 104,94 0,13 0,00
Ern. Ener. (2018) €* 0,00 / 101,08 0,17 0,00
FVB-Dt. Aktienfonds €* 37,04 / 36,14 0,00 -17,11
FVB-Dt. Rentenfonds €* 42,61 / 41,98 0,77 0,00
Geno AS:1 €* 49,01 / 47,58 0,05 -10,44
Ab
0800- 6941900
GenoEuroClassic €* 45,28 / 43,96 0,59 -5,69
GenoEuroClassic II €* 41,35 / 40,15 0,35 -12,56
Invest Euroland €* 38,57 / 37,45 0,00 -49,79
Invest Global €* 54,23 / 52,65 0,00 -1,26
KasselerB.UniSel. €* 28,16 / 27,61 0,13 -2,47
KCD Uni. Aktien €* 34,02 / 34,02 0,00 -36,56
KCD Uni.Renten+ €* 52,22 / 52,22 1,41 0,00
KCD-Union Nachh.Mix €* 50,49 / 49,02 0,56 -4,72
LIGA-Pax-Aktien-U. €* 28,65 / 28,65 0,00 -22,19
LIGA-Pax-Bal.S.U. €* 30,93 / 30,93 0,25 -44,87
LIGA-Pax-K-Union €* 39,06 / 38,48 0,51 0,00
LIGA-Pax-Rent-Unio €* 26,03 / 25,27 0,28 0,00
MultiStratGloUnion €* 73,73 / 72,28 2,51 -2,32
Münch.Bk.Glob.Sel. €* 0,00 / 46,42 0,66 -1,22
MVB Renta Sel. 2017 €* 56,88 / 55,20 1,77 0,00
MVB Union Global + €* 40,03 / 38,49 0,00 -26,17
Priv.Fonds:Flex. €* 98,00 / 98,00 0,99 -0,12
Priv.Fonds:FlexPro €* 105,91 / 105,91 0,00 5,71
Priv.Fonds:Kontr.p €* 108,17 / 108,17 0,64 0,95
PrivFd:Kontrolliert €* 106,99 / 106,99 1,31 0,61
Profi-Balance €* 53,70 / 52,65 1,26 11,48
SüdwBk.Intershare €* 39,66 / 38,50 0,00 -24,96
Uni21.Jahrh.-net- €* 20,76 / 20,76 0,00 -57,56
UniBalancePlus €* 108,18 / 105,54 0,27 -5,56
UniDeutschland €* 132,23 / 127,14 0,00 12,30
UniDeutschland XS €* 68,08 / 65,46 0,00 35,80
UniEu.Rent.Ab.Ret. €* 40,30 / 39,13 0,75 0,00
UniEu.Renta-net- €* 51,25 / 51,25 1,14 0,00
UniEuroAktien €* 46,65 / 44,43 0,00 -38,74
UniEuroBond €* 77,57 / 75,31 2,25 0,00
UniEuropa-net- €* 42,90 / 42,90 0,00 -16,15
UniEuroRenta €* 69,31 / 67,29 1,02 0,00
UniEuroRentaHigh Y €* 37,49 / 36,40 2,21 0,00
Unifavorit: Aktien €* 73,72 / 70,21 0,00 49,40
UniFonds €* 38,47 / 36,64 0,00 27,97
UniFonds-net- €* 56,05 / 56,05 0,00 10,21
Unigar: BRIC 2017 €* 0,00 / 100,40 0,13 0,00
UniGar:Europ.2016II €* 0,00 / 101,72 0,13 0,00
UniGlobal €* 130,48 / 124,27 0,04 15,90
UniGlobal-net- €* 74,67 / 74,67 0,01 9,52
UniJapan €* 30,38 / 28,93 0,00 -74,80
UniKapital €* 111,69 / 109,50 0,30 0,00
UniKapital-net- €* 44,42 / 44,42 1,10 0,00
UniNordamerika €* 143,17 / 136,35 0,00 4,19
UnionGeldmarktfonds €* 50,44 / 50,44 0,32 0,00
UniRak €* 88,36 / 85,79 0,56 27,59
UniRak -net- €* 46,81 / 46,81 0,24 -1,01
UniReits €* 70,87 / 68,14 0,00 -38,03
UniRenta €* 21,63 / 21,00 0,35 0,00
UniSel. Global I €* 41,52 / 40,31 0,00 21,96
UniStrat: Ausgew. €* 44,06 / 42,78 0,49 7,16
UniStrat: Dynam. €* 33,99 / 33,00 0,29 6,57
UniStrat: Flex net €* 46,76 / 46,76 0,64 -8,29
UniStrat: Konserv. €* 56,23 / 54,59 0,69 8,41
UniStrat:Flexibel €* 47,45 / 46,07 0,75 -8,13
UniStrat:Offensiv €* 30,18 / 29,30 0,01 3,06
UniTrend: Gbl-net- €* 37,59 / 37,59 0,16 -10,74
UniTrend: Global €* 38,07 / 36,96 0,24 -9,94
VR Main.Sel.Union €* 55,81 / 55,81 1,06 7,64
VR WestMünsterland €* 48,42 / 47,49 0,69 -2,51
VR-BK RH.-NK.UNI.BA€* 115,18 / 112,10 1,88 -0,39
Union Investment Luxemburg
Commodities Invest €* 65,73 / 65,73 0,00 0,00
FairWorldFonds €* 47,69 / 46,53 1,62 -0,53
KURPFALZ-SELECT €* 47,33 / 46,63 0,53 -0,11
LIGA-Pax-Cattol.-U €* 1178 / 1158 0,00 8,78
LIGA-Pax-Corp.-U. €* 42,53 / 41,29 0,73 0,00
LuxTopic-Flex € 170,95 / 162,81 0,00 6,65
QuSe.-Euro FICrLi €* 1089 / 1086 17,19 0,00
UG BestofA Kon.2015 €* 0,00 / 118,44 0,00 0,00
UG: Com.2017 IV €* 0,00 / 107,18 0,19 0,00
UG:BRIC 2017 II €* 0,00 / 100,54 0,21 0,00
UG:Europa 2015 €* 0,00 / 100,87 0,13 0,00
UGaTop: Europa III €* 121,23 / 115,40 0,25 -4,24
UGP BoA K. 2015 II €* 0,00 / 106,43 0,26 0,00
UGP:Commod.2012 II €* / 121,15 0,00 0,00 0,00
UGP:D.-St. 2013 €* 0,00 / 107,04 0,00 0,00
UGP:D.-St. 2013 II €* 0,00 / 104,94 0,00 -0,02
UGP:Deutschl. 2012 €* 0,00 / 106,59 0,00 0,00
UGP:Klimawand2013 €* 0,00 / 104,94 0,00 0,00
UGPBestofAss(2014) €* 0,00 / 106,77 0,00 0,01
UGPBestW(2014) €* 0,00 / 105,32 0,00 0,00
UGPKlimawandel2014 €* 0,00 / 107,02 0,00 0,00
UGTEuropa €* 131,31 / 125,00 1,80 0,10
UGTEuropa II €* 123,60 / 117,66 1,47 -2,80
UGTop:Europa V €* 115,06 / 109,52 1,61 -3,89
UI EM-Bonds 2016 €* 106,28 / 105,06 3,17 0,00
UIGl.High.YieldBds €* 43,12 / 43,12 2,44 0,00
UniAsia €* 46,50 / 44,29 0,00 38,65
UniAsia Pacif. net €* 102,53 / 102,53 0,00 53,34
UniAsia Pacific A €* 103,85 / 99,86 0,00 53,22
UniCommodities €* 67,97 / 64,73 0,00 0,00
UniConvert.-Invest €* 96,96 / 94,14 0,41 -2,83
UniDividAss net A €* 46,54 / 46,54 0,00 -3,66
UniDividendenAss A €* 47,55 / 45,72 0,00 -2,62
UniDyn.Eur-net A €* 33,84 / 33,84 0,00 28,75
UniDyn.Europa A €* 56,51 / 54,34 0,00 30,94
UniDyn.Gl.-net- A €* 20,79 / 20,79 0,00 24,69
UniDynamic Gl. A €* 33,31 / 32,03 0,00 26,62
UniEM Fernost €* 1295 / 1233 0,00 53,37
UniEM IMMUNO 90 €* 100,19 / 97,27 0,68 -0,81
UniEM M.East&N.Af. €* 50,56 / 48,15 0,00 2,65
UniEM Osteuropa €* 2312 / 2202 0,70 13,95
UniEMGlobal €* 75,54 / 71,94 0,04 41,09
UniEu.Kap.Co.net A €* 37,72 / 37,72 0,99 0,00
UniEu.Re.Governm.A €* 75,77 / 73,56 1,69 0,00
UniEu.Rent.Corp.M €* 10802 / 10802 462,18 0,00
UniEuRe.Corp.50 15 €* 107,85 / 103,66 2,25 0,00
UniEuReal Zins-net €* 61,13 / 61,13 8,89 0,00
UniEuRenta Em.Mkt. €* 61,41 / 59,62 3,24 0,00
UniEurKap Corp-A €* 37,85 / 37,11 1,08 0,00
UniEurKapital-net- €* 44,23 / 44,23 0,76 0,00
UniEuroAspirant €* 55,05 / 53,45 3,05 0,00
UniEuroKapital €* 69,80 / 68,43 1,21 0,00
UniEuropa €* 1352 / 1287 0,00 14,92
UniEuropaRenta €* 47,45 / 46,07 1,11 0,00
UniEuroRenta 2014 €* 107,72 / 105,08 3,27 0,00
UniEuroRenta 5J €* 52,80 / 50,75 0,10 0,00
UniEuroRenta Co.16 €* 45,64 / 44,31 0,85 0,00
UniEuroRenta Co.17 €* 45,10 / 43,79 0,74 0,00
UniEuroRenta Sp.13 €* 130,18 / 126,96 5,78 0,00
UniEuroRentaCor.A €* 48,49 / 47,08 1,55 0,00
UniEuroSt.50 A €* 37,28 / 35,85 0,00 -3,72
UniEuroSt.50-net €* 30,54 / 30,54 0,00 -5,55
UniEurR.Corp.40/14 €* 113,27 / 109,94 5,71 0,00
UniEurRentRealZins €* 61,37 / 59,58 8,83 0,00
UniExtra EuroSt.50 €* 78,88 / 75,85 0,01 -15,07
UniFavorit: Renten €* 28,43 / 27,60 0,93 0,00
UniFlex EuroAktien €* 42,30 / 40,67 0,36 -9,48
UniGa:Er.Energ 2018 €* 0,00 / 97,87 0,49 0,00
UniGaExt:D 2019 II €* 0,00 / 103,25 0,14 0,00
UniGar: BRIC 2018 €* 0,00 / 99,80 1,17 0,00
UniGar: Deut.2012 II €* / 111,20 1,95 0,00 0,00
UniGar: Deut.2016 €* 0,00 / 139,85 0,22 0,00
UniGar: Deut.2017 €* 0,00 / 102,32 0,22 0,00
UniGar: Deut.2018 €* 0,00 / 104,54 1,17 0,00
UniGar: Deut.2019 €* 0,00 / 97,72 0,21 0,00
UniGar: EmMkt 2018 €* 0,00 / 101,19 0,20 0,00
UniGar: Europa 2016 €* 0,00 / 104,83 0,28 0,00
UniGarExt: Deut.2019 €* 0,00 / 100,93 0,52 0,00
UniGarPl: BRIC 2014 €* 0,00 / 113,25 0,00 0,00
UniGarPl: Eur.2018 €* 0,00 / 106,72 0,15 0,00
UniGarTop: Eur.IV €* 129,25 / 123,04 1,43 -4,44
UniGlobal II A €* 56,43 / 53,74 0,00 5,92
UniInst. AAA BoStr €* 9203 / 9203 302,02 0,00
UniInst.S.-TCredit €* 42,97 / 42,97 0,00 0,00
UniM.&S.Caps:Eur. €* 31,49 / 30,28 0,00 34,55
UniMarktf. A €* 27,84 / 26,77 0,00 3,44
UniMarktf. -net- A €* 27,51 / 27,51 0,00 3,09
UniOpti4 €* 102,78 / 102,78 1,36 0,00
UniOptima €* 764,88 / 757,31 4,26 0,00
UniOptimus-net- €* 738,14 / 738,14 6,99 0,00
UniOptiRenta 2013 €* 117,54 / 112,98 0,00 0,20
UniOptiRenta 2015 €* 126,40 / 121,49 0,00 0,39
UniOptiRenta 4J €* 58,83 / 57,10 0,75 0,00
UniProfiAnl. 2017 €* 107,99 / 107,99 1,50 0,27
UniProfiAnl. 2021 €* 106,81 / 106,81 0,99 0,66
UniProfiAnl. 2025 €* 101,78 / 101,78 1,16 1,03
UniProfiAnl.2015II €* 106,96 / 106,96 1,34 0,00
UniProfiAnl.2017II €* 108,39 / 108,39 1,14 -0,33
UniProfiAnl.2019II €* 108,47 / 108,47 0,83 0,12
UniProfiAnl.2020/II €* 104,01 / 104,01 1,13 -2,39
UniProfiAnl.2023II €* 103,27 / 103,27 1,15 0,05
UniProfiAnlage2015 €* 0,00 / 104,52 1,77 -9,58
UniProfiAnlage2016 €* 106,15 / 106,15 1,87 -3,49
UniProfiAnlage2017 €* 0,00 / 112,29 1,63 -9,50
UniProfiAnlage2019 €* 0,00 / 104,67 3,38 -13,45
UniProfiAnlage2020 €* 102,96 / 102,96 1,65 -3,59
UniProfiAnlage2023 €* 0,00 / 104,00 2,93 -15,89
UniProfiAnlage2024 €* 97,86 / 97,86 1,31 -5,01
UniProfiAnlage2027 €* 97,46 / 97,46 1,10 0,07
UniProt.Europa II €* 114,42 / 111,09 0,11 0,74
UniProtect:Europa €* 114,08 / 110,76 0,56 -4,03
UniRak Em. Mkts €* 151,85 / 146,01 0,85 26,86
UniRak Nachh.A €* 53,65 / 52,09 0,00 4,09
UniRak Nachh.A net €* 51,94 / 51,94 0,00 3,95
UniRenta Corp A €* 87,58 / 85,03 2,92 0,00
UniRentaEURPlus 5J €* 105,52 / 103,45 2,73 0,00
UniRes: Euro Corp. €* 39,70 / 39,70 0,00 0,00
UniReserve: Euro A €* 505,61 / 505,61 6,14 0,00
UniReserve: USD $* 993,16 / 993,16 0,28 0,00
UniSec. Bas. Ind. €* 83,28 / 80,08 0,00 35,41
UniSec. BioPha. €* 60,51 / 58,18 0,00 26,83
UniSec. Cons.Goods €* 75,74 / 72,83 0,00 39,14
UniSec. Finance €* 34,90 / 33,56 0,00 -34,94
UniSec. GenTech A €* 63,72 / 61,27 0,00 38,88
UniSec. High Tech. €* 42,18 / 40,56 0,00 32,32
UniSec. MultiMe. €* 21,63 / 20,80 0,00 20,49
UniSec.Klimawandel €* 20,59 / 19,80 0,00 -116,88
UniVa. Europa A €* 39,59 / 38,07 0,00 1,75
UniVa. Global A €* 58,60 / 56,35 0,00 31,30
UniVa.Euro.-net-A €* 38,68 / 38,68 0,00 1,05
UniVa.Glb-net-A €* 56,62 / 56,62 0,00 30,98
UniWirts.Aspirant €* 46,54 / 45,18 2,07 0,00
UProInv:Akt net €* 124,19 / 124,19 0,00 15,06
UProInv:Aktien €* 130,08 / 125,08 0,01 15,28
Union Investment Real Estate
UniImmo:Dt. €* 97,20 / 92,57 0,22 1,06
UniImmo:Europa €* 60,02 / 57,16 0,26 1,82
UniImmo:Global €* 53,40 / 50,86 0,00 1,58
www.universal-investment.de
Kontakt für B2B-Partner: Tel. 069/71043-900
ACATIS AKT.GL.UI A €* 192,59 / 183,42 0,00 30,06
BW-Renta-Internat. €* 42,96 / 41,91 0,80 0,00
BW-Renta-Univ. €* 27,01 / 26,35 0,48 0,00
Concept Aurelia Gl €* 132,20 / 125,90 0,00 18,09
Degussa Univ.Renten €* 36,23 / 35,52 1,46 -9,97
Glob. Best.Adv. UI €* 52,38 / 50,37 0,00 2,19
H&A Akt.Eurol.-UI €* 120,05 / 114,33 0,00 -41,26
H&A Univ.Geldmarkt €* 47,98 / 47,98 4,33 0,00
hp&p://-Euro-Sel. €* 73,85 / 70,33 0,17 38,59
HWG-Fonds €* 369,16 / 354,96 0,00 -17,12
J. Führ-UI-Aktien €* 84,92 / 80,88 0,00 -15,15
J. Führ-UI-Renten €* 45,10 / 44,22 0,84 0,00
J.Führ Opt.Strat.M €* 57,38 / 54,39 0,33 0,67
LAM-EU-Rent.Univ. €* 129,46 / 125,69 4,36 0,00
LAM-EURO-GELD. UNI€* 1125 / 1125 14,19 0,00
Moeller Mitarb.Univ. €* 33,66 / 32,68 0,27 -22,76
quantumX Global UI €* 97,32 / 94,49 0,24 0,61
SC BondValue UI €* 73,93 / 71,78 2,75 0,00
Spiekerm.& Co Str €* 95,37 / 90,83 0,02 -13,51
Trendco.-U.-A.-Eur. €* 60,69 / 57,80 0,00 -35,36
Trendco.-U.-EU-Bd €* 53,85 / 52,03 0,72 0,01
Vermögensmgt-UniFd €* 111,17 / 111,17 0,64 -6,90
Universal-Investment-Luxembourg S.A.
CondorBalance-UI €* 58,72 / 55,92 0,00 42,22
CondorChance-UI €* 36,34 / 34,61 0,00 31,49
CondorTrends-UI €* 39,28 / 37,41 0,00 36,45
TC Sel.Systematic €* 73,55 / 70,05 0,00 15,38
UGP:BestofA2014 II €* 0,00 / 106,02 0,00 -0,08
VERITAS INVESTMENT
A2A Defensiv € 13,03 / 12,53 0,12 0,27
A2A Offensiv € 14,81 / 13,97 0,00 4,82
A2A Wachstum € 14,88 / 14,17 0,04 -9,28
ETF-Dachf. Quant € 29,13 / 27,74 0,00 25,40
ETF-Dachf.EM+Money € 18,52 / 17,81 0,10 10,08
ETF-Dachfd AktienP € 11,29 / 11,29 0,00 6,08
ETF-Dachfd RentenP € 11,97 / 11,97 0,16 -0,47
ETF-DACHFONDS P € 12,08 / 12,08 0,00 8,18
ETF-Dachfonds VDH € 12,39 / 12,39 0,00 10,82
ETF-PTFOLIO GLOBAL € 10,71 / 10,71 0,00 -10,33
RWS-BALANCE € 14,67 / 14,11 0,07 11,29
RWS-DYNAMIK € 21,59 / 20,56 0,00 19,90
RWS-ERTRAG € 14,36 / 13,94 0,14 1,70
VERI-Europa € 17,80 / 16,79 0,00 -76,77
VERIFONDS € 133,19 / 126,85 0,68 -46,61
VERIFONDS Europa € 31,79 / 30,57 0,00 -87,61
VERI-GLOBAL € 13,81 / 13,15 0,00 -139,75
VERI-LIQUIDE € 30,35 / 30,20 0,09 0,00
VERI-VALEUR € 59,88 / 56,49 0,00 -66,17
VSP AG
VSP SachweltfondsR € 104,54 / 99,56 0,00 5,26
www.wallberg.eu I [email protected]
Tel. +352 27 3572-1
Acatis AktienD ELM € 169,39 / 160,56 0,00 62,13
Wallb. Acatis V I € 64,32 / 60,97 0,00 7,70
Wallb.Gl.Mircof.F €* 116,21 / 112,83 3,92 0,02
Wallb.Real Asset P € 8,95 / 8,52 0,02 -3,86
www.walserprivatbank.com I Tel.: +43 (55 17) 202-01
Walser Abs.Ret.FoF €* 101,10 / 96,29 0,00 -0,43
WALSER EUR C. AT T € 678,23 / 671,51 2,69 0,00
Walser Pf Akt.Eur. €* 63,49 / 60,47 0,00 5,04 20,95
Walser Pf.Cap.USD $* 183,64 / 178,29 0,73 27,01 0,00
Walser Pf.Class.NA $* 130,14 / 123,94 0,00 1,19 84,73
Walser Pf.EmMkt.Se €* 106,21 / 101,15 0,00 3,24
Walser Pf.Germ.Sel €* 185,37 / 176,54 0,84 5,55 26,31
Walser Pf.Gl.St.S. €* 107,53 / 102,41 0,73 -2,02
Walser Pf.Rent Eur €* 133,77 / 129,87 1,52 22,59 0,00
Walser Pf.Rent Gl. €* 121,35 / 117,82 1,23 0,00
Walser Valor AT -V- € 98,24 / 93,56 0,66 5,30
www.warburg-fonds.com I Tel. +49 40 3282-5100
Advisor Global € 50,90 / 48,48 0,00 8,65
AE&S Struktur Sel € 40,72 / 38,78 0,32 1,24
AE&S Substanz Sel € 46,58 / 44,36 0,00 -6,06
Aequo Global I € 41,06 / 40,65 0,68 -9,90
AES Rendite Selekt € 56,16 / 54,52 0,74 -0,59
AES Selekt A1 € 35,86 / 34,15 0,00 -3,22
AFA Gl Werte Stab € 12,27 / 11,56 0,00 -1,32
Aktien Europa €* 89,53 / 85,27 0,00 -20,82
Alstertor Portfolio Fl € 11563 / 10909 74,59 -0,07
Alstertor Portfolio Ka € 11048 / 10423 53,74 3,80
Amerak € 49,65 / 47,29 0,00 -114,31
BK FOKUS BASEL III € 38,54 / 36,70 1,02 0,00
Bremen Trust € 18,80 / 18,25 0,11 -45,80
BUND TREND as I € 8692 / 8692 9,14 0,00
BUND TREND as R € 88,39 / 85,82 0,00 0,00
Bund Trend Dynamic € 82,61 / 80,20 0,44 0,00
Classic € 15,80 / 15,05 0,08 -55,03
Daxtrend € 41,61 / 39,63 0,00 10,24
Defensiv € 24,85 / 23,44 0,62 -159,21
Degussa Pf.Priv.Ak. € 59,71 / 56,87 0,72 -19,37
Duo Best Select. R € 101,71 / 97,80 2,75 -0,64
Euro Renten-Trend € 130,24 / 126,45 0,00 0,00
Fundamentum € 41,59 / 39,61 0,00 -0,91
Glb Div.Portf. I € 89,92 / 85,64 0,65 -3,94
Glb Div.Portf. II € 93,24 / 88,80 0,72 -5,13
Glb Div.Portf. III € 96,22 / 91,64 0,76 -9,81
Global Alpha Strat € 67,54 / 64,32 0,00 -18,67
Global Economic P. € 47,58 / 45,31 1,52 -14,57
Global Konz Stab € 52,86 / 49,82 0,00 2,98
HMT Abs.Return L&S € 46,53 / 46,53 0,00 3,37
Liquid € 63,67 / 63,67 0,00 0,00
MPF Global € 33,83 / 32,84 0,00 -0,46
Multi-Asset Select € 59,22 / 56,40 0,60 -63,33
Multi-Genuss € 44,62 / 43,32 1,98 0,00
ORDO - Rentenfonds € 26,31 / 25,54 0,85 0,00
PrivatConsult € 52,69 / 50,18 0,23 -14,35
Profil - Fonds € 92,70 / 90,00 1,98 -0,02
Progress € 47,03 / 44,79 0,00 -32,41
Renten Plus € 35,96 / 34,91 0,28 -17,11
RP Glbl Abs. Ret. € 91,40 / 87,05 0,00 -7,74
RP Glbl Real Est.T € 110,38 / 105,12 1,59 -4,00
RP Glob Abs Ret Bd € 125,81 / 122,15 4,83 -0,04
Sachw Global € 112,36 / 107,01 2,66 -0,83
Sachw Global Def. € 111,13 / 105,84 1,95 0,19
Sm&MiCaps Europa R € 54,17 / 51,59 0,00 2,27
Trend Alloc. Plus € 158,63 / 152,53 0,00 0,00
Trend Return Plus € 117,83 / 113,30 0,00 2,14
U.S. Treasury Bnds $ 94,97 / 92,20 1,64 0,00
US-Diversified € 30,69 / 28,95 0,00 2,63
Valexx Adv.Konserv € 100,91 / 97,97 0,74 -3,66
Valexx Advant.Dyn. € 103,50 / 98,57 0,00 -1,77
Wachstum-Strategie € 24,95 / 23,99 0,04 3,79
WARBURG SELEKT I € 105,16 / 102,10 0,82 0,50
WI Selekt C - A - € 38,79 / 36,94 0,00 -21,79
WI Selekt D - A - € 49,69 / 48,24 0,01 -3,82
World-Top-Defensiv € 100,82 / 96,02 0,63 -8,75
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Convert. Europe I €* 103,59 / 103,59 1,69 -0,84
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Man AHL Trend CHF D F* 86,31 / 86,31 1,22 0,00
Man AHL Trend EUR D€* 93,49 / 93,49 0,00 0,00
Man AHL Trend EUR I €* 93,56 / 93,56 0,00 0,00
Man AHL Trend GBP D£* 92,69 / 92,69 0,00 0,00
Man AHL Trend USD D$* 92,52 / 92,52 0,00 0,00
Man AHL Trend USD I $* 94,33 / 94,33 0,00 0,00
Allgemeine Erläuterungen
Investmentfonds nach Investmentgesetz (InvG.)
Whrg.: Währung (A = Australischer Dollar, € = Euro, F = Schweizer
Franken, £ = Brit. Pfund, ¥ = Japanische Yen, P = Polnischer Zloty,
S = Schwedische Krone, $ = US-Dollar).
Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag.
Rückn.: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag.
Zwg: Zwischengewinn seit 1. Januar 2005.
ZWG fett abgedruckt: für diesen Fonds wird Ertragsausgleichs-
verfahren angewendet.
ATE: Akkumulierte Thesaurierte Erträge ausländischer Fonds
seit 1.1.1994 nach Auslandsinvestmentgesetz (AIG).
Aktg./Img.: Der aktuelle Aktiengewinn/Immobiliengewinn (Veräuße-
rungsgewinn bei Investmentanteilen) wird täglich in Prozent
veröffentlicht.
* Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.
Ausgabe / Rücknahmepreise werden bei mehr als vier Vorkomma-
ohne Nachkommastellen abgebildet.
Aktg. und Img. sind Prozentzahlen und werden mit zwei Nachkomma-
stellen angegeben und kaufmännisch gerundet.
Alle Angaben ohne Gewähr, keine Anlageberatung und -empfehlung.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 23 Sport
W
ie will man die Weichen der Do-
ping-Prävention in die Zukunft
stellen, ohne die Doping-Ver-
gangenheit öffentlich aufgearbeitet zu ha-
ben? Das ist schwer vorstellbar, wie sich
an einemTeil der Ergebnisse unseres For-
schungsvorhabens an der Humboldt-Uni-
versität in Berlin belegen lässt. Wir ha-
ben beschrieben, dass die von 1986 an
vom Bundesinstitut für Sportwissen-
schaft (BISp) mit öffentlichen Mitteln ge-
förderte multizentrische Studie „Regene-
ration und Testosteron“ nach unserer Ein-
schätzung als Doping-Forschung anzu-
sprechen ist. Zu den Bedingungen für die
Förderung gehörte zwar, dass die Testos-
teronstudie „nur auf Regeneration und
nicht auf Leistungssteigerung ausgerich-
tet“ sein solle. Doch wir konnten nach-
weisen, dass die Teilstudien von vornhe-
rein auch der leistungssteigernden Wir-
kung von Testosteron nachgingen, dass
die Forschungsgruppen sich also über die-
se Bedingung hinwegsetzten. Das blieb
durch eine Sprachregelung verdeckt, die
im Anschluss an die Grundsatzerklärun-
gen des Deutschen Sportbundes und des
Nationalen Olympischen Komitees ge-
gen Doping von 1977 und 1983 geschaf-
fen wurde: Begriffe wie „Stabilisierung“
und „Substitution“/„Regeneration“, medi-
kamentös wohlgemerkt, eröffneten die
Option, am Einsatz von Substanzen zur
pharmakologischen Leistungssteigerung
festzuhalten, ohne nominell mit demoffi-
ziellen Verbot in Konflikt zu geraten.
Das war selbstverständlich Etiketten-
schwindel.
Das Bundesinnenministerium benutz-
te diese verschleiernde und verharmlo-
sende Sprache noch 1991 in der Antwort
auf eine kleine Anfrage der SPD. Die Mit-
glieder der Arbeitsgruppe „Doping-Fra-
gen“ beim BISp, hieß es darin, „vertraten
die Auffassung, dass im Sinne der Sport-
ler wissenschaftlich zu klären sei, ob
durch physiologische Testosterongaben
zumDefizitausgleich eine schnellere Wie-
derherstellung eines normalen Gesund-
heitszustandes erreichbar wäre“.
Diese Sprachregelung war mit der
„Entschließung zur ‚Grundsatzerklärung
für den Spitzensport‘“ 1983, auf die sich
das BISp berief, unzulässig geworden. Im
Namen der Deutschen Gesellschaft für
Sportmedizin und Prävention hatte der
Mediziner Herbert Reindell eine Erklä-
rung zumBegriff der Substitution abgege-
ben, welche die „Substitution“ durch Ana-
bolika oder Testosteron unmissverständ-
lich ausschloss. Sollten die „von einem
gesunden Organismus synthetisierten
Substanzen“ wie Hormone nicht ausrei-
chen, führte Reindell aus, so sei dies „als
Grenze der individuellen Leistungsfähig-
keit zu respektieren“.
Ethisch problematisch war schon die
Idee der medikamentösen Substitution
oder Regeneration selbst. Spätestens in
den 1980er Jahren sehen wir in einigen
Sportdisziplinen wie der Leichtathletik
eine überhöhte Trainingsbelastung. Bei
den betroffenen Sportlern führte sie zu
gravierenden gesundheitlichen Beein-
trächtigungen wie Störungen der hormo-
nellen Regulation, „katabole Stoffwech-
sellagen“ mit Krankheitsneigung und Be-
lastungsschäden. Der Bundesausschuss
Leistungssport des DSBhatte die entspre-
chende Trainingssystematik nach der
Grundsatzerklärung 1977 mit initiiert.
Auf das resultierende „Übertraining“
wurde nicht mit regenerativen Maßnah-
men, etwa Pausen und Erholung, rea-
giert. Vielmehr wurde an der überhöhten
Trainingsbelastung festgehalten und die
medikamentöse Substitution bis hin zur
Anwendung der anabolen Ursubstanz,
des Testosteron, vorangetrieben.
In der Frage der Veröffentlichung unse-
rer Berichte mache ich mir Sorgen prinzi-
pieller Art. Denn es droht, was der in
Großbritannien arbeitende Bioethiker
und Transhumanist Andy Miah be-
schreibt: die Freigabe von Doping und an-
deren Manipulationen des menschlichen
Körpers. Für ihn ist die conditio humana
nicht etwas Unveränderliches, sondern
unterliegt der freien Gestaltungsmacht
des Menschen. Das schließt auch techno-
logische Eingriffe zur Überwindung bio-
logischer Beschränkungen ein. Transhu-
manisten befürworten dies als Mittel zur
„Selbstverbesserung“. Miah schreibt:
„Das olympische Motto citius, altius, for-
tius kann betrachtet werden, als verewige
es transhumanistische Vorstellungen
über die Dynamik der Natur des Men-
schen. Miahs Einschätzung, dass das
olympische Prinzip zum Transhumanis-
mus führt, ist meines Erachtens richtig,
auch wenn der Begründer der modernen
Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin,
das wohl anders gesehen hätte. Jedoch:
Ohne weitere normative Regulierung ist
das olympische Prinzip schlicht ein Leis-
tungsimperativ, dessen Überbietungslo-
gik in den Doping-Sport führt und letzt-
lich nicht einmal vor den Grenzen des
Menschenmöglichen haltmacht.
Die Verselbständigung des olympi-
schen Leistungsprinzips ist ein graduel-
ler Prozess, der es nicht leichtmacht, ethi-
sche Grenzüberschreitungen zum inhu-
manen Sport rechtzeitig und zielsicher
zu erkennen. Miah sieht die entscheiden-
de Grenze zu einem „posthumanen“ Sta-
dium im Spitzensport bereits überschrit-
ten. In ihrer biologischen Konstitution
und in ihrer Nutzung von Technologie als
leistungssteigernder Ressource sieht er
Spitzensportler von heute auf einemLeis-
tungsniveau, das die Grenzen des bislang
„Menschlichen“ hinter sich gelassen hat.
Hätte Miah damit recht, wären alle Anti-
Doping-Bemühungen imSpitzensport ge-
scheitert. Vielleicht noch beunruhigen-
der aber wäre, dass die Grenzüberschrei-
tung zum Posthumanen in der spitzen-
sportlichen Praxis sich ganz unvermerkt,
abseits der öffentlichen Aufmerksam-
keit, vollzogen hätte.
Das ist nicht alles: Miah hofft auf eine
„Normalisierung“ transhumaner Techno-
logien auch in der außersportlichen Ge-
sellschaft und schließt mit dem Ausblick,
dass es für Menschen möglich sei, „Post-
humans“ zu werden und zugleich davon
überzeugt zu sein, dass diese Qualitäten
grundsätzlich menschlich bleiben. Diese
Vision müssen wir sehr ernst nehmen.
Wir stehen an einem Scheideweg: Noch
steht es in unserer Entscheidung, ob diese
Vision eines (bio-)technologischen Quali-
tätswandels des „Menschlichen“ selbst
Wirklichkeit werden soll oder nicht. Eine
offen geführte gesellschaftliche Selbstver-
ständigung über die normativen Bedin-
gungen und Grenzen menschlicher Leis-
tungssteigerung ist heute vielleicht drin-
gender als je zuvor. Wenn diese Diskussi-
on unterbleibt, ist zu befürchten, dass die
Eigendynamik der pharmakologischen
und biotechnologischen „Selbstverbesse-
rung“ unumkehrbare Fakten schafft.
Dann ist es zu spät, den Verlust dessen
rückgängig zu machen, was wir heute
noch bewahren können: eine humane
Leistungskultur im Sport.
Holger J. Schnell, promovierter Philosoph, lebt in
Berlin als freiberuflicher Autor und Lektor. Er gehör-
te der Forschergruppe an der Humboldt-Universi-
tät beim Projekt „Doping in Deutschland“ an.
Bayern-Stürmer Mario Gomez hat
nach seiner langen Verletzungspause
ein torreiches Comeback gefeiert. Der
27 Jahre alte Nationalspieler, der auch
beim Länderspiel in Amsterdam fehlt,
erzielte am Dienstagabend beim 6:0
der Münchner im Testspiel beim ober-
bayerischen Landesligaverein FC Fal-
ke Markt Schwaben vier Tore. Außer-
dem trafen Claudio Pizarro und Mit-
chell Weiser. Gomez hatte sich An-
fang August eine Verletzung am
Sprunggelenk zugezogen und musste
nach anschließender Operation drei
Monate pausieren. (dpa)
Zwei Remis in der dritten Liga
In zwei nachgeholten Partien des 15.
Spieltags in der dritten Fußball-Liga
haben sich die Stuttgarter Kickers und
die Spielvereinigung Unterhaching am
Dienstagabend 0:0 getrennt, Rot-Weiß
Erfurt und der SV Babelsberg 03 spiel-
ten 1:1. (re.)
MSV-Chef tritt zurück
Der Fußball-Zweitligaverein MSV
Duisburg muss sich einen neuen Chef
suchen. Wie der Club am Dienstag-
abend mitteilte, ist der Vorstandsvor-
sitzende Andreas Rüttgers zurückge-
treten. „Über die weitere Ausrichtung
des MSV gibt es zu unterschiedliche
Auffassungen. Ich habe mich ent-
schlossen, mein Amt mit sofortiger
Wirkung zur Verfügung zu stellen“, er-
klärte Rüttgers in der Vereinsmittei-
lung. Er hatte sein Amt im Januar
2012 angetreten. Bis zu einer Neuwahl
wird der Club von den weiteren Vor-
standsmitgliedern geführt. (dpa)
Hinrunde für Jentzsch zu Ende
Torwart Simon Jentzsch vom Fußball-
Bundesligaklub FC Augsburg fällt we-
gen einer hartnäckigen Fingerverlet-
zung für den Rest der Hinrunde aus.
Wie der Verein am Dienstag mitteilte,
verletzte sich der 36 Jahre alte Torhü-
ter am Samstag beim 1:3 gegen Borus-
sia Dortmund an seinem bereits ope-
rierten Finger. (dpa)
Flensburg im Aufwind
Die SG Flensburg-Handewitt aus der
Handball-Bundesliga hat mit einem
mühsam erkämpften 30:24-Heimsieg
gegen den SC Magdeburg die jüngste
Mini-Krise beendet. Der Meister-
schaftszweite setzte sich am Dienstag-
abend vor allem dank Torhüter Matthi-
as Andersson durch und kletterte in
der Tabelle auf Platz fünf. (dpa)
Straubing besiegt Wolfsburg
Die Straubing Tigers haben in der
Deutschen Eishockey Liga (DEL) den
dritten Sieg nacheinander geschafft.
Die Bayern gewannen in einem Nach-
holspiel des 10. Spieltages gegen die
Grizzly Adams Wolfsburg 5:3 und ver-
drängten in der Tabelle den deutschen
Meister Eisbären Berlin von Rang fünf
mit nun 30 Punkten. Wolfsburg bleibt
nach der zwölften Niederlage mit 17
Zählern Letzter. (dpa)
Rekordbesuch für DEL-Match
Die Deutsche Eishockey Liga freut
sich auf einen bevorstehenden Besu-
cher-Europarekord. Für das sogenann-
te Winter Game zwischen den Nürn-
berg Ice Tigers und Titelverteidiger Eis-
bären Berlin sind bereits über 36 000
Eintrittskarten verkauft worden. Das
teilte die DEL am Dienstag mit. Die
Freiluftpartie am 5. Januar nächsten
Jahres wird damit das bestbesuchte
Match in der Geschichte europäischer
Eishockey-Ligen sein. (dpa)
Spotakova macht Babypause
Die tschechische Speerwerferin und
zweimalige Olympiasiegerin Barbora
Spotakova macht eine Babypause. Das
meldete die Agentur CTK am Diens-
tag. Wegen ihrer Schwangerschaft wer-
de sie die kommende Saison 2013 aus-
lassen, teilte Spotakova mit. Die Olym-
piasiegerin von 2008 und 2012 hatte
vor vier Jahren in Stuttgart mit 72,28
Metern den bis heute gültigen Weltre-
kord aufgestellt. (dpa)
Nowitzki-Team verliert weiter
Das Fehlen von Dirk Nowitzki macht
sich bei den Dallas Mavericks nun doch
immer stärker bemerkbar. Nach ihrem
überraschend guten Saisonstart mit
vier Siegen aus den ersten fünf Spielen
erlitten die „Mavs“ beim 82:90 gegen
die Minnesota Timberwolves die dritte
Niederlage nacheinander. (dpa)
Sport in Kürze
LONDON. Als er nach der letzten Presse-
konferenz mit dem Aufzug in die Kata-
komben fuhr, hallte schon das Hämmern
und Bohren der Handwerker durch die
Arena. Irgendwie ein symbolisches Ge-
räusch, denn noch ist Novak Djokovic
nicht fertig mit der Arbeit. In ein paar Ta-
gen wird er in Brasilien landen, wo er im
größten Slum Rio de Janeiros zu einem
Wohltätigkeitsspiel mit der früheren
Nummer eins des Tennis Gustavo Kuer-
ten, erwartet wird. Ein wenig Fußball
will er dort auch spielen. Aber danach, so
kündigte er nach seinem glanzvollen
Sieg beim ATP-Finale gegen Roger Fede-
rer (7:6, 7:5) an, werde es zweieinhalb
Wochen lang nur noch eines geben – eine
schöne tropische Insel.
Wenn er dort mit einem bunten Drink
in der Hand den Blick aufs Meer richtet,
werden in den ersten Tagen vielleicht
noch mal ein paar Szenen aus London
durch seine Gedanken ziehen. Farblich
passend, denn der blaue Tennisplatz der
in blaues Licht getauchten O2 Arena erin-
nert jedes Jahr aufs Neue stark an einen
Swimmingpool.
Was er mit Federer zu später Stunde
im und am Pool präsentierte, gehörte
phasenweise zum Besten, was das ohne-
hin prall gefüllte Tennisjahr 2012 zu bie-
ten hatte. Nach dem verrücktesten Ball
des Schweizers, einer aus extremer Be-
drängnis fast mit dem Rücken zum Netz
gespielten Vorhand im Tiebreak des ers-
ten Satzes, stand Djokovic fassungslos
auf der anderen Seite und dachte offen-
bar dasselbe wie alle in der vollen Halle:
Der ist ja verrückt. Aber mit einem leich-
ten Fehler im nächsten Ballwechsel
schenkte ihm Federer die dritte Chance
zum Satzgewinn, und Djokovic nahm
dankend an.
Manchmal ist es tatsächlich ein einzi-
ger von vielen hundert Schlägen eines
Spiels, der Dinge erklären kann. So wie
jener, mit dem das letzte Turnier des Jah-
res zu Ende ging. Federer hatte zehn Mi-
nuten zuvor zwei Satzbälle vergeben,
musste einen Matchball abwehren, um
weiter im Spiel zu bleiben, und er ver-
suchte es auf perfekte Art. Er spielte ge-
schickt einen Vorteil heraus, schlug im
richtigen Moment eine extrem harte und
flache Vorhand cross auf die Rückhand-
seite des Serben, und alle bis auf einen
dachten: Matchball abgewehrt. Doch auf
quietschenden Sohlen schlidderte Djoko-
vic in die Ecke, streckte sich, erwischte
den Ball, und der landete unerreichbar
an der Aufschlaglinie neben dem aufge-
rückten Federer. Ein sensationeller Kra-
cher mit der Wirkung eines ganzen Feuer-
werks – spektakulärer kann ein Spiel
kaum zu Ende gehen. Und ein Schlag,
der den Tennisprofi Djokovic der Jahre
2011 und 2012 beschreibt. In Federers
Worten klingt das so: „Auch in der Defen-
sive bleibt er immer irgendwie offensiv,
und damit stiehlt er dir Zeit.“ Andre
Agassi hatte genau diese Mischung kürz-
lich als eine der größten Errungenschaf-
ten des modernen Tennis bezeichnet.
Vor Beginn des Turniers hatte bereits
festgestanden, dass der Serbe wie im ver-
gangenen Jahr als Nummer eins in die
Winterpause gehen würde. Er sagt, da-
mals sei er sich nicht sicher gewesen, wie
es für ihn nach den großen Erfolgen, nach
drei Grand-Slam-Titeln weitergehen kön-
ne, aber er sei entschlossen gewesen, die
Zeit des besten Tennis seines Lebens zu
nutzen. Und deshalb ist er nun, obwohl
2012 nicht ganz so spektakulär lief wie
2011, angesichts seiner Konstanz auf
höchstem Niveau tatsächlich noch zufrie-
dener mit sich und seinen Leistungen, vor
allemauch in Anbetracht schwieriger Um-
stände. Im Frühjahr, während des Tur-
niers in Monte Carlo, war sein Großvater
gestorben, mit demihn starke Gefühle ver-
bunden hatten. Und seit ein paar Wochen
sorgt er sich umseinen Vater, der ins Kran-
kenhaus gebracht wurde und auch nach
wie vor intensiv behandelt wird. In gewis-
ser Weise habe er in London auch für sei-
nen Vater gespielt, sagt Djokovic. „Das
war einer der Gründe, warumich in dieser
Woche und speziell in diesem letzten
Spiel noch mal alles gegeben habe. Dieser
Titel ist für ihn.“
Federer hatte während der Woche in
der „blauen Lagune“ von London immer
wieder erklärt, seiner Meinung nach
gebe es keinen Zweifel, dass Djokovic
auch in diesem Jahr zu Recht an der Spit-
ze der Weltrangliste stehe. Ob er nun mit
der Familie wie der Kollege auf eine tro-
pische Insel verschwinden wird, um die
Füße ein paar Tage in dezenter Umge-
bung hochzulegen, mochte Federer nicht
verraten. Er hat sich für die umgekehrte
Variante entschieden: zuerst der Urlaub,
dann Südamerika. Im Dezember wird er
zu Schaukämpfen in Brasilien und Ko-
lumbien über den Teich fliegen.
Da drängt sich natürlich die Frage auf,
weshalb die Spieler jahrelang ein frühe-
res Ende der Saison forderten, um mehr
Zeit zur Regeneration zu haben, und
warum sie nun, da zwei Wochen früher
Schluss ist, zu Schaukämpfen ausschwär-
men. Er sehe da keinen Widerspruch,
sagt Federer. Das Schöne an einer Aus-
zeit sei doch, dass jeder damit machen
könne, was er wolle. „Es liegt jetzt in der
Verantwortung eines jeden Einzelnen,
die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Aber zumindest haben wir die Wahl, und
das finde ich gut.“ Na dann, gute Reise.
Feuerwerk in der blauen Lagune
Mario Gomez spielt wieder
ahe. FRANKFURT. Einen Tag nach
dem Deutschen Leichtathletik-Ver-
band (DLV) hat die Landesregierung
von Baden-Württemberg eine Erweite-
rung des staatlichen Kampfes gegen
Doping gefordert. „Es geht uns um die
Einführung eines Straftatbestandes
Sportbetrug, also einer neuen Straf-
norm, die eine Bestrafungsmöglich-
keit für Berufssportler schafft, die ge-
dopt an einem Wettkampf teilneh-
men“, teilte Justizminister Rainer Sti-
ckelberger (SPD) nach der Kabinetts-
sitzung am Dienstag unter Leitung
von Ministerpräsident Winfried
Kretschmann (Bündnis 90/Die Grü-
nen) mit. Bislang werden Spitzensport-
ler, falls als Doper entlarvt, allein von
Sportgerichten sanktioniert. Nach
dem Wunsch des Deutschen Olympi-
schen Sportbundes soll sich der Staat
allein um die Enttarnung und Bestra-
fung von Hintermännern kümmern.
Der DLV hatte auf Klagen von Staats-
anwälten, wegen einer zu schwachen
Gesetzeslage nicht in Doping-Szenen
des Spitzensports eindringen zu kön-
nen, reagiert. Er fordert, schon den Be-
sitz von Doping-Mitteln unabhängig
vom Umfang unter Strafe zu stellen.
Mit einem entsprechenden Gesetzent-
wurf hat sich Bayerns hartnäckige Jus-
tizministerin Beate Merk (CSU) bis-
lang nicht durchsetzen können. Auch
Stickelberger, der unter anderen wie
der DLV die Einführung einer Kron-
zeugenregelung anregt, werden keine
großen Erfolgsaussichten eingeräumt.
Dazu ist der Widerstand des DOSB
und der Bundespolitik bislang zu
groß. Der Unmut über die geltenden
Bestimmungen im Lande aber scheint
stetig zu wachsen.
ARD: 20.15 Uhr: Fußball, Länderspiel in Amster-
dam: Niederlande – Deutschland.
EUROSPORT: 10 Uhr und 12.30 Uhr: Fußball,
Futsal-Weltmeisterschaft in Thailand, Viertelfina-
le. 14 Uhr: Fußball, U-19-EM, Testspiel in Kehl:
Deutschland – Frankreich. 17.30 Uhr: Fußball,
U-21-EM, Testspiel in Bochum: Deutschland –
Türkei.
(Durch kurzfristige Absagen oder Verschiebun-
gen können sich Übertragungszeiten ändern.)
NÜRBURG (dpa). Die Formel 1 am
Nürburgring steht für 2013 auf der Kip-
pe: Die Verhandlungen zwischen den
Sanierern der insolventen Rennstrecke
und den gekündigten Ring-Pächtern
sind geplatzt, heißt es in Online-Be-
richten der „Rhein-Zeitung“ und der
Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ vom
Dienstag. Der deutsche Grand Prix hät-
te im nächsten Jahr turnusmäßig auf
dem Nürburgring ausgefahren werden
sollen – in diesemSommer war der Ho-
ckenheimring an der Reihe. Wegen der
Finanznot des Nürburgrings hatten die
Formel-1-Verantwortlichen zuletzt
aber parallel mit den Hockenheimern
über das am14. Juli 2013 geplante Ren-
nen verhandelt. Karl-Heinz Steinküh-
ler, ein Sprecher der Pächter, sagte der
„Allgemeinen Zeitung“, am Nürburg-
ring werde es „keine Formel 1 mehr ge-
ben“. Die Gespräche mit For-
mel-1-Chef Bernie Ecclestone seien ab-
gebrochen worden. Die Sanierer des
Nürburgrings wollen das offenbar
nicht hinnehmen. Auf Nachfrage er-
klärt ein Sprecher, mit Ecclestone
selbst verhandeln zu wollen, falls die
Gespräche der Pächter wirklich abge-
brochen wurden. In dem Grand-Prix-
Rennkalender für 2013 hatte der Inter-
nationale Automobilverband FIA das
deutsche Rennen mit einem Sternchen
versehen. Das heißt, dass es erst noch
bestätigt werden muss. Den beiden Zei-
tungen zufolge wollen die Pächter zum
1. Dezember Insolvenz beantragen.
Bislang ist nur die Besitzgesellschaft
pleite. Sie gehört größtenteils dem
Land Rheinland-Pfalz.
Gezeichnet: Verlierer Federer Foto dapd
Mit „Sportbetrug“
Doper attackieren
Selbstverbesserung bis jenseits des Menschlichen?
Warumwir über Doping der Vergangenheit sprechen müssen, umden Sport der Zukunft zu retten / Von Holger J. Schnell
Sport live imFernsehen
Formel-1-Rennen
am Nürburgring
2013 vor dem Aus
Novak Djokovic
beherrscht die Kunst,
dem Gegner Zeit zu
stehlen – der serbische
Tennisstar krönt sich
beim ATP-Tour-Finale
spektakulär zum
Champion.
Von Doris Henkel
Meisterlich: Novak Djokovic gelingt in London ein glanzvoller Sieg über Roger Federer – und bald wird er sich auf einer Insel vom Tennisjahr erholen. Foto Reuters
Ohne weitere normative
Regulierung ist das
Olympische Prinzip schlicht
ein Leistungsimperativ,
dessen Überbietungslogik in
den Dopingsport führt und
letztlich nicht einmal vor
den Grenzen des Menschen-
möglichen Halt macht.
SEI TE 24 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Sport
W
er kennt das nicht? Beschwer-
den, die immer zur selben Jah-
reszeit kommen. Bei Fußballprofis,
jedenfalls richtig guten, ist das zum
Beispiel oft Mitte November der Fall.
Dann heißt es: muskuläre Beschwer-
den. Weil sich zerebrale Unpässlich-
keiten auch nicht so gut anhören.
Man versteht sie ja, die kostbaren
Kickerbeine. Sensibel, wie sie sind,
vermögen sie sich so gut in die Hirne
ihrer Herren einzufühlen, dass sie im-
mer gerade vor sogenannten Freund-
schaftsspielen zu zwicken beginnen.
Schließlich soll man auf seinen Kör-
per hören, und der sagt: Wer braucht
nach zehn englischen Wochen am
Stück, nach 19 Liga-, Pokal-, Champi-
ons-League- und Länderspielen im
Drei- bis Viertagesrhythmus von
Ende August bis Mitte November,
eine freiwillige Zugabe? Etwa das
dritte Deutschland-gegen-Holland-
Spiel in zwölf Monaten? Oder eine
Reise nach Gabun? Oder Panama?
Cristiano Ronaldo hat allerdings
guten Grund dafür, den Trip nach
Schwarzafrika mit Portugal zu
schwänzen. Sein Gegenspieler Balles-
teros rammte ihm am Sonntag beim
Sieg von Real Madrid gegen Levante
den Ellbogen so heftig vors Auge,
dass die Braue aufplatzte und so hef-
tig blutete, als wär’s eine Showeinla-
ge beimWrestling. Dagegen ist Vicen-
te del Bosque klug genug, seine Spie-
ler gar nicht erst zu echten oder fal-
schen Verletzungen zu zwingen. So
verschont der Trainer des Weltmeis-
ters Spanien Spieler wie Xavi, Xabi
Alonso oder Torres auch ohne Kran-
kenschein.
Bei anderen Partien gibt es dage-
gen so viele auffällige Ausfälle, und
zwar solche vorhersehbar vorüberge-
hender Art, als solle hier die These
bestärkt werden, dass auch Männer
ihre Tage haben. Die Engländer be-
klagen sieben Absagen, die Deut-
schen sogar zehn (darunter sechs von
Spielern, die am Wochenende noch
aktiv waren). Bei den Holländern fal-
len die Stars Sneijder und van Persie
aus. So erwartet die Zeitung „Volks-
krant“ eine Partie zwischen „Holland
B und Deutschland C“.
Natürlich sind, dies zur Ehrenret-
tung, viele wirklich krank oder ver-
letzt. Das Tröstliche für die anderen
ist, dass ihre Zipperlein wie von al-
lein bis zum Wochenende verschwin-
den werden. Die englische Zeitung
„Guardian“ nannte es mal das
„Freundschaftsspiel-Verletzungssyn-
drom“. Ach, wenn das doch nur ge-
nauso einfach wäre mit allen Plagen,
die den Menschen im November so
befallen. Man könnte sich manche
Praxisgebühr sparen. Gern hätte
man sie auch einmal als Nichtfußbal-
ler, die saisonale DiMiDo-Blessur:
Dienstag zwickt’s, Mittwoch ruht’s,
Donnerstag geht’s schon wieder.
Ich bin dann
mal krank
Von Christian Eichler
MÜNCHEN. In einem Jahr ohne Fußball
hat Louis van Gaal 15 Kilo Körperge-
wicht verloren. Aber kein Milligramm
Selbstbewusstsein. Die deutsche Natio-
nalelf spiele „jetzt so, wie ich es beim FC
Bayern eingeführt habe“, erklärte er vor
zwei Wochen in „Sportbild“, imersten In-
terview seit der Entlassung in München
im März 2011. Er sagte dabei nicht, dass
das 4-5-1-System spätestens seit Mitte
des letzten Jahrzehnts in ganz Europa ge-
bräuchlich ist; und dass es vom deut-
schen Team schon im EM-Viertelfinale
2008 übernommen wurde. Also ein Jahr
bevor van Gaal in Deutschland erschien.
Auch van Gaals Selbstdarstellung,
dass die aktuelle Klasse des FC Bayern
noch auf seiner Arbeit beruhe, beruht
auf exklusiver Wahrnehmung: vielleicht
nicht ganz falsch, aber höchstens halb
wahr. Denn van Gaal ordnete in Mün-
chen zwar Spielaufbau und Offensive, in-
teressierte sich aber nie allzu sehr für sei-
ne Abwehr, im Gegensatz zum Nachfol-
ger Jupp Heynckes. Der entscheidende
Fortschritt der Bayern in der Zeit nach
van Gaal ist die viel größere Stabilität in
der Defensive. Aber niemand bestreitet
die Fähigkeiten des Fachmanns van
Gaal, vor allem den Blick für Talente,
den Mut zur Jugend.
Deshalb glaubt sein niederländischer
Landsmann Arjen Robben, dass sich van
Gaal, nunmehr als Nationaltrainer, freu-
en wird, an diesem Mittwoch beim Län-
derspiel in Amsterdam seine Münchner
Entdeckung Thomas Müller wiederzuse-
hen. Müller ist einer der vielen Spieler,
die van Gaals Weggang aus München be-
dauerten. Es sei „immer noch eine Freu-
de, mit ihm zu arbeiten“, sagt auch Rob-
ben, der unter van Gaal 2009/10 seine
stärkste Saison spielte. Als dessen „größ-
te Qualität“ nennt er, „dass er Spieler bes-
ser macht“.
Van Gaal selber sagt zwar, es sei für
ihn „kein besonderes Spiel“, wenn zum
dritten Mal binnen zwölf Monaten die
Nachbarländer aufeinandertreffen. Doch
räumt er „das irritierende Gefühl“ ein,
dass bei ihm als TV-Zuschauer während
des EM-Spiels zwischen Holland und
Deutschland im Juni „zwei Herzen in
meiner Brust schlugen“. Damals sei er
„fast noch mehr Fan von Deutschland“
gewesen, weil im deutschen Team „ein-
fach zu viele Spieler“ gestanden hätten,
„denen ich näher stand“ – seine alten
Bayern-Zöglinge.
AmEnde war van Gaal einer der Profi-
teure des deutschen 2:1-Sieges und des
daraus resultierenden EM-Debakels der
Holländer, die als Titelfavorit mit null
Punkten ausschieden. Die Entlassung
Bert van Marwijks öffnete die Tür für die
Rückkehr des auch in der Heimat stets
umstrittenen van Gaal. Noch im Früh-
jahr war seine Ernennung zum General-
direktor bei Ajax Amsterdam vom ewi-
gen Gegenspieler Johan Cruyff verhin-
dert worden. Ein zweiter Intimfeind ähn-
licher Kragenweite ist ihm auch in Uli
Hoeneß erwachsen („er ist der Präsident,
ich bin ein Passant in München“). Er
sieht Hoeneß als einzigen Grund für sei-
ne Entlassung in München — wenngleich
er es „schön fände“, irgendwann zum FC
Bayern (ohne Hoeneß) zurückzukehren.
Denn van Gaal ist Wiederholungstäter.
An jeder Wirkungsstätte hat er in seiner
Karriere eine zweite Amtszeit erlebt: bei
Ajax, in Barcelona, in Alkmaar und nun
auch als „Bondscoach“.
Auf dem Posten hat er etwas gutzuma-
chen. 2001 scheiterte Oranje mit van
Gaal blamabel in der WM-Qualifikation
— auch weil der Trainer an zu vielen Alt-
stars festhielt. Nun beschreibt er als
„neue Strategie, dass ich keinem Spieler
mehr Vertrauen geben will. Als National-
trainer bist du noch abhängiger von Re-
sultaten, deshalb haben sie mein Vertrau-
en nur für ein Spiel.“ Van Gaal probierte
in den ersten drei Monaten viele junge
Spieler aus der heimischen „Eredivisie“
aus. „Die Ergebnisse geben ihm recht“,
sagt der Hamburger Rafael van der
Vaart, einer der fünf Bundesligaspieler
im holländischen Aufgebot. Nach vier
Siegen in vier Spielen führen die Nieder-
lande ihre WM-Qualifikationsgruppe
überlegen vor Ungarn und Rumänien an.
„Nicht unzufrieden“ ist van Gaal: „Aber
erst nach dem Spiel gegen Deutschland
wissen wir, wo wir stehen.“ Nach der
0:3-Vorführung vor einem Jahr und dem
1:2 bei der EM brennen die Holländer
auf Revanche, wenngleich der sportliche
Wert des Spiels nach den vielen Ausfäl-
len im deutschen Team (und denen von
Sneijder und van Persie im holländi-
schen) deutlich geschrumpft ist.
Immerhin bekommt die Partie „durch
die Personalie van Gaal zusätzliche Bri-
sanz“, findet Oliver Bierhoff, Manager
des Nationalteams. Dabei ist van Gaals
persönliche Ausgangsposition gemütli-
cher als die des Kollegen Joachim Löw
nach dem 4:4-Kollaps gegen Schweden.
Van Gaal nennt Löw „einen guten Trai-
ner“, der aber „noch nicht viel gewonnen
hat“.
„Deutschland ist viel weiter als wir“,
urteilt Arjen Robben, deshalb sei es „ein
ganz wichtiger Test, denn unsere jungen
Spieler können sich mit einigen der bes-
ten Spieler der Welt messen.“ Ein Repor-
ter fragte, ob er eventuell noch ein Ticket
für Uli Hoeneß besorgen könnte. Robben
konnte nicht. „Da muss er Louis van
Gaal anrufen.“ CHRISTIAN EICHLER
Louis van Bayern
Selbstbewusst wie eh und je: Der Bondscoach preist immer noch seine Arbeit in München
Niederlande – Deutschland
Niederlande: Krul (Newcastle United/24 Jah-
re/4 Länderspiele) – van Rhijn (Ajax Amsterdam
/21/4), Mathijsen (Feyenoord Rotterdam/32/84),
Vlaar (Aston Villa/27/13), Bruno Martins Indi
(Feyenoord Rotterdam/20/5) – Nigel de Jong
(AC Mailand/27/66), Heitinga (FC Ever-
ton/28/84) – Robben (Bayern München/28/62),
van der Vaart (Hamburger SV/29/102), Afellay
(FC Schalke 04/26/43) – Huntelaar (FC Schalke
04/29/59).
Deutschland: Neuer (Bayern München/26/35) –
Höwedes (FC Schalke 04/24/9), Mertesacker (FC
Arsenal/28/84), Hummels (Borussia Dort-
mund/23/22), Lahm (Bayern München/29/94) –
Lars Bender (Bayer Leverkusen/23/10), Gündo-
gan (Borussia Dortmund/22/3) – Müller (Bayern
München/23/37), Götze (Borussia Dort-
mund/20/19), Podolski (FC Arsenal/27/105) –
Reus (Borussia Dortmund/23/13).
Schiedsrichter: Proença (Portugal)
Fernsehen: 20.30 Uhr/ARD (in Amsterdam).
AMSTERDAM. Heute weiß man, dass die
Ära Löw vor exakt einem Jahr auf ihrem
Höhepunkt war. Die Deutschen fegten im
November 2011 die Niederlande mit unge-
ahnter Leichtigkeit hinweg. Dieser Sieg
im großen Nachbarduell aber war mehr
als nur ein Sieg. Er war ein Kunstwerk. So
brillant wie bei diesem 3:0 in Hamburg
hatte eine deutsche Nationalmannschaft
seit Jahrzehnten nicht gespielt. Es war ein
Fußball, den sich die Deutschen kaum zu
erträumen gewagt hatten, von dem sie vor
ein paar Jahren nicht einmal ahnten, dass
sie ihn spielen konnten. Und JoachimLöw
war es, der diesen Fußball geschaffen hat.
Die Gala von Hamburg enthielt aber auch
ein Versprechen. Denn dass Schönheit
kein Selbstzweck ist, gehört zum deut-
schen Fußballselbstverständnis.
Eine verspielte Europameisterschaft
und eine verschenkte 4:0-Führung gegen
Schweden später trifft die Nationalmann-
schaft an diesemMittwoch wieder auf Hol-
land. Am Tag vor dem Spiel wird Löw auf
der Pressekonferenz gefragt, ob seine
Mannschaft spielerisch immer noch bes-
ser als die holländische sei. Es ist die Fra-
ge eines Holländers. Löwist in seinemEle-
ment, er spricht vom Ballbesitz- und Of-
fensivspiel, dass die Holländer seit dreißig
Jahren lernen und dass sie immer noch zu
einem der spielstärksten Teams der Welt
gehörten. „Aber wir haben spielerisch auf-
geholt, wir haben Holland zweimal hinter-
einander geschlagen. Wir haben es ge-
schafft, einen solchen Gegner auch mal
spielerisch zu dominieren.“ Es ist eine letz-
te Reminiszenz an die leichten Tage vor
der EM, als der spielerische Glanz auch
den großen Gewinn versprach. In Deutsch-
land werden dem Bundestrainer mittler-
weile andere Fragen gestellt. Sie drehen
sich darum, was dem Team fehlt. Was ge-
schehen muss, um das schöne Spiel zum
Erfolg zu führen. Es geht um Defensivar-
beit, deutsche Tugenden, um Hierarchie
und Führung. Die Fragen sind spätestens
nach dem4:4 gegen die Schweden so drän-
gend geworden, dass Löw nun in seiner
„schwierigsten Phase“ als Bundestrainer
steckt, wie er zuletzt sagte, eine Phase, die
schon vier, fünf Monate dauert. Dass sie
sich zum Dauerzustand bis zur WM aus-
weitet, ist nicht ausgeschlossen.
Löw muss kämpfen. Zum ersten Mal,
seit er die Nationalelf im Sommer 2006
übernahm. Aber noch weiß man nicht, ob
der Begründer des schönen neuen deut-
schen Fußballs das kann. Schon die erste
Frage eines deutschen Reporters zeigt in
Amsterdamdie neue Richtung an. Der hol-
ländische Trainer Louis van Gaal habe ge-
sagt, Löw sei ein guter Trainer, aber was
ihm fehle, sei Erfolg. Der Bundestrainer
hält zunächst ein paar Komplimente für
den ehemaligen Bayern-Trainer bereit,
dann kontert er: „Es ist auch gut für einen
Nationaltrainer, sich für ein Turnier zu
qualifizieren. Das hat er beim letzten Mal
ja nicht geschafft.“ Der Bundestrainer hat
den Angriff abgewehrt, spielerisch. Ganz
so, wie er sich das auch von seiner Mann-
schaft auf dem Fußballplatz bei Attacken
wünscht. „Es wird viel von deutschen Tu-
genden gesprochen“, fuhr Löw fort. „Aber
man muss auch den Mut haben zu sagen,
dass die deutschen Tugenden heute auch
technisch gut ausgebildete Spieler sind,
ein technisch gutes Spiel – Angriffsfuß-
ball. Das wollen wir fördern.“ Jahrelang er-
schien Löw wie Deutschlands bester Fuß-
ballingenieur, einer, der sein Team immer
weiter optimiert nach seinem Bild vom at-
traktiven Fußball. Nun aber ist er auch als
Krisenmanager gefragt, als Sanierer der
Defensive, als Motivator nach Rückschlä-
gen. „Zwei Dinge“ seien ihm wichtig, sagt
er. „Dass wir unserem Spielstil treu blei-
ben können – schnelles Spiel und Ballsi-
cherheit. Und dass wir unsere Grundord-
nung herstellen.“ Die Balance zu finden,
dass sei das Thema der nächsten Monate.
Man kann mittlerweile – wenn Löw un-
verdrossen die deutsche Spielstärke preist,
die gar nicht in Frage gestellt wird – auf
den Gedanken kommen, dass sich der
Bundestrainer, der in Deutschland den
Rumpelfußball erledigt hat, ungerecht be-
handelt fühlt, dass er glaubt, seine Leis-
tung der vergangenen Jahre würde nicht
gebührend gewürdigt. Löw hatte zuletzt
eine kleine Medienoffensive nach dem4:4
gegen Schweden gestartet. Er verteidigte
vor allem seinen bisherigen Weg. Auch
nach seiner ersten Pressekonferenz seit
demAbsturz von Berlin kann man schwer-
lich behaupten, dass der Bundestrainer in
eine neue Rolle geschlüpft wäre. Man
weiß nicht mal, ob er sie überhaupt anneh-
men will – und damit auch die Kritik an
seiner Arbeit, die damit verbunden ist.
„Die Menschen sprechen mich eher auf
die ersten 60 Minuten gegen die Schwe-
den an als auf die halbe Stunde danach“,
sagte Löw vor ein paar Tagen in einem In-
terview mit dem „Kölner Express“. Das
klang trotzig, fast so, als wolle er die offen-
kundigen Schwächen ausblenden, zumin-
dest aber überblenden. Und er fügte hin-
zu: „Die Kritik, die nach dem Aus gegen
Italien aufkam, habe ich nicht auf meine
Person bezogen.“ Warum eigentlich
nicht?
In Amsterdam fehlen acht Stammkräf-
te, so viele wie lange nicht. Löw trat dem
Eindruck entgegen, dass die Profis das
Test-Länderspiel nicht mehr ganz so wich-
tig nähmen und sich im Zweifel für ihre
Klubaufgaben schonten. Auch Marcel
Schmelzer ist nicht dabei. Fußprellung.
AmWochenende hatte der Dortmunder al-
lerdings schon auf sich aufmerksam ge-
macht. Er äußerte sich erstmals zu der Kri-
tik von Löw, der in aller Öffentlichkeit vor
demSpiel imOktober in Irland gesagt hat-
te, er könne sich keinen anderen Verteidi-
ger schnitzen, und so müsse er es eben wei-
ter mit Schmelzer probieren. „Ich bin aus
allen Wolken gefallen“, sagte der Dort-
munder in einem Interview mit der „Süd-
deutschen Zeitung“. Mitspieler Mario Göt-
ze, an den er sich mit seiner Sorge wende-
te, sagte ihm, dass es so nicht gehe und
dass er sich nichts habe zuschulden kom-
men lassen. „Ich war immer schon ein
Typ, der über Vertrauen funktioniert und
nie über Druck“, sagte Schmelzer. „Ver-
trauen gibt mir Selbstvertrauen. Ich weiß,
dass in Dortmund alle Vertrauen in mich
haben.“ Man kann nun in mancherlei Hin-
sicht sagen, dass bei der Nationalelf Ver-
trauen verlorengegangen ist.
Manuel Neuer hat sich zuletzt auch Ge-
danken gemacht. „Vielleicht muss einfach
mal im Vordergrund stehen: Wir spielen
heute zu null“, sagte der Bayern-Torhüter
nach dem 4:4 im „Kicker“. Er würde sich
dies als „Hauptvorgabe“ für ein Länder-
spiel wünschen. Sie dürften die elementa-
ren Dinge des Fußballs nicht vergessen.
Auch beim2:1 in Österreich oder beim4:2
im EM-Viertelfinale gegen Griechenland
hätten sie Gegentore bekommen, „wie es
schlimmer nicht mehr geht. Wir müssen
alle defensiver denken“, forderte Neuer.
Löw erklärte in Amsterdam: „Wir wollen
unsere Offensiv-Spielweise absolut beibe-
halten – aber wir müssen an einigen Din-
gen in der Defensive arbeiten.“ Die sportli-
che Frage jedoch, die über allen anderen
steht, und die auch das Missvergnügen
nach der EM stärker begründete als die
bloße Niederlage gegen Italien: Schafft es
die Nationalelf – aktuelle Defensivschwä-
che hin oder her – beim nächsten Saison-
höhepunkt, ihre Bestleistung zu zeigen,
oder gar über sich hinauszuwachsen? Das
ist der Anspruch, den Sportler an sich
selbst haben müssen, aber den die Natio-
nalelf unter Löw bisher nicht erfüllt hat.
Das ist etwas ganz anderes als eine plum-
pe Titelforderung, die der Bundestrainer
kritisiert.
Löw räumte in Amsterdam ein, dass
sein TeamProbleme hat, wenn etwas „Au-
ßergewöhnliches“ geschehe auf demPlatz.
Da muss sich also auch etwas ändern bis
zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Aber was? Die Signale, die der Bundestrai-
ner seit dem Sommer sendet, stehen nicht
unbedingt für Veränderung oder neue Rei-
ze. Das Motto von Jogi Löw zum Ende ei-
nes Jahres, das so einiges auf den Kopf ge-
stellt hat in seiner Fußballwelt, lautet: Wei-
ter so.
AMSTERDAM (dpa). Joachim Löw hat
eine Rückkehr von Torjäger Stefan Kieß-
ling in die deutsche Fußball-National-
mannschaft nicht ausgeschlossen. „Ich re-
gistriere seine guten Leistungen in Lever-
kusen absolut“, sagte der Bundestrainer
in Amsterdam. Der sechsmalige National-
spieler Kießling hat in dieser Bundesliga-
Saison bislang sieben Tore erzielt. Nur
Mario Mandzukic (Bayern München) und
Adam Szalai (Mainz 05) waren mit je-
weils acht Treffern erfolgreicher. „Stefan
Kießling ist ein treffsicherer Spieler. Er
ist nicht in Vergessenheit geraten“, sagte
Löw. Der Bundestrainer hatte den 28 Jah-
re alten Stürmer auch nach dem Ausfall
von Miroslav Klose nicht für das Länder-
spiel an diesem Mittwoch gegen die Nie-
derlande nachnominiert. Kießling war zu-
letzt bei der WM 2010 in Südafrika im
Spiel umPlatz drei gegen Uruguay als Ein-
wechselspieler zum Einsatz gekommen.
Selbstverteidiger in der Offensive
Linientreu: Bundestrainer Löw kontert den Kritiker van Gaal und sagt außerdem, dass die Nationalmannschaft unter allen Umständen eine Attraktion bleiben soll. Foto dpa
ash. FRANKFURT. Der Deutsche Fuß-
ball-Bund (DFB) sieht die Pläne der Eu-
ropäischen Fußball-Union (Uefa) für
ein EM-Turnier unter Beteiligung von
13 Ländern im Jahr 2020 weiterhin po-
sitiv. Nach bisherigen Überlegungen
könnten auch drei Spiele im Berliner
Olympiastadion stattfinden. „Der Ge-
danke ist reizvoll. Wir haben das The-
ma in unserem Präsidium besprochen
und stehen den Vorschlägen offen ge-
genüber“, sagte DFB-Präsident Wolf-
gang Niersbach. Auch der englische
Verband zeigt Interesse an der Ausrich-
tung einiger Partien, wie der Vorsitzen-
de David Bernstein mitteilte. In Istan-
bul könnte das Finale gespielt werden,
aber nur, wenn die Stadt nicht den
Olympia-Zuschlag für 2020 erhielte.
Am 27. und 28. November in Brüssel
werden die Uefa-Pläne beim Treffen ei-
niger Verbandsspitzen aus Europa wei-
ter diskutiert werden. Anfang Dezem-
ber soll sich der Uefa-Vorstand erst-
mals damit befassen. Uefa-Präsident
Michel Platini verfolgt die Idee einer ge-
meinsamen Europameisterschaft seit
einiger Zeit, weil das EM-Turnier 2020
im 60. Jubiläumsjahr stattfindet. Doch
zu hören ist auch, dass aufgrund der
schwer kalkulierbaren Finanzkrise in
Europa es immer schwieriger sein
wird, eine solch teure Sportveranstal-
tung mit Milliardeninvestitionen nur ei-
nem Land aufzubürden. Wie aus Uefa-
Kreisen zu hören ist, könnte außer in
Berlin, London und Istanbul noch in
Madrid, Lissabon, Paris, Amsterdam,
Brüssel, Basel, Athen, Rom, Moskau
und Zagreb gespielt werden. Von 2016
(Frankreich) an nehmen 24 Teams am
Turnier teil. Qualifizierte sich die deut-
sche Elf für 2020, wären Gruppenpar-
tien als auch ein Achtelfinale als Heim-
spiele in Berlin möglich. Erst vomVier-
telfinale an soll an neutralen Orten ge-
spielt werden.
Löw hat Kießling
weiter imBlick
DFB findet
EM-Pläne reizvoll
Deutschland-Kenner: Reizfigur Louis van Gaal Foto dpa
Namen und Daten zumSpiel
Joachim Löw denkt gar
nicht daran, nach der
gewachsenen Kritik den
Stil der Nationalelf zu
verändern. Vor dem
Länderspiel gegen die
Niederlande gibt er die
Losung aus: weiter so.
Von Michael Horeni
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 25 Feuilleton
Die Gesellschaft wird moderater,
aber ist sie schon tolerant? John
Irving und die subtilen Diskriminie-
rungen: ein Gespräch mit dem ame-
rikanischen Schriftsteller. Seite 28
Häuslebauer oder Welterrichter:
Winfried Nerdinger verabschiedet
sich mit der grandiosen Ausstellung
„Der Architekt“ vom Münchner
Architekturmuseum. Seite 27
Vom Einsiedler Antonius in der
ägyptischen Wüste bis zur klöster-
lichen Kultur im Mittelalter: Gert
Melville folgt der Spur der
Ordensleute. Seite 26
Die „Frankfurter Rundschau“ meldet
Insolvenz an, der „General Anzeiger“
schließt sein Berliner Büro, und
„Prinz“ gibt es künftig nur noch digi-
tal. Kein guter Tag für die Medien 29
In einer Person
Die vierte Hand
Gottes Werk
Heute
Teufels Beitrag
A
uf den ersten Blick liegt eine billi-
ge Ironie darin, wenn die Nach-
richt von der Insolvenz der „Frankfur-
ter Rundschau“ zuerst die Nutzer der
großen Nachrichtenportale erreicht,
und dann erst die Redakteure des
Blatts. Die Einladung für die FR-Be-
triebsangehörigen war gestern für den
Nachmittag ausgesprochen worden, da
hatten aber die Bewohner der sozialen
Netzwerke sich schon seit Stunden ihre
speziellen Gedanken über das Aus der
„Rundschau“ gemacht. Wie immer ging
es dort schräg und emotional zu, mal
nostalgisch, mal aggressiv. Auf Karika-
turen sah man Dinosaurier auf einen
herannahenden Kometen starren, oder
es wurden suggestive Todesketten kon-
struiert, denn auch das Stadtmagazin
„Prinz“ kommt nur noch digital. Und in
„Amerika“ ist Newsweek in TheDaily-
beast.com aufgegangen, Tina Browns
teurer Klatsch- und Nachrichtenseite.
Es sind Ketten ohne Kausalitäten mit
nur einem Anschein von Plausibilität
verbunden: Magazine haben, wenn sie
gut sind, Legendencharakter, die sind
bekanntlich unsterblich, aber von be-
schränkter irdischer Dauer: „Tempo“
und „Life“ sind Lesern noch im Sinn,
auch wenn sie längst nicht mehr er-
scheinen. Das haben private Medien-
marken im Kapitalismus mit anderen
Waren gemein, sie kennen ein Ende,
aber, anders als Konsumgerätemarken
oder Spülmittel, prägen sie darüber hin-
aus die Kultur ihrer Zeit und die Erinne-
rung der Bürger. Trotz der dauernd be-
schworenen Schnelllebigkeit der Me-
dien verfügt die bürgerliche Öffentlich-
keit über ein präzises Gedächtnis, ja
ein Gespür für Presse. Mehr noch; viele
betrachten die Zeitung ihrer Wahl als
Teil ihres Lebens: Da ist die Wochenzei-
tung, deren jahrzehntelange Lektüre
manchemden Schul- und Hochschulbe-
such wenn nicht ganz ersetzt, so doch
zumindest optimiert hat, die regionale
Zeitung als dezentrale Informations-
quelle über den sozialen Nahbereich
und die überregionale Tageszeitung als
scharfes, geistiges Multifunktionswerk-
zeug, um sich im Medien- und Nach-
richtendschungel zurecht zu finden. Le-
ser in ganz Europa pflegen eine innige
Beziehung zu jenen Zeitungen, die
über Jahrzehnte zu Symbolen gewor-
den sind – die Spanier fiebern mit dem
Schicksal von „El País“, vielen Briten
war peinlich, was Murdoch aus seinen
Zeitungen machte, und Frankreich,
sinkt zu Boden, wenn „Le Monde“
schwächelt. Nicht jedem Blatt glückt
eine wirtschaftliche Positionierung in
einem sich sehr rasch verändernden
Markt. Eine orientierungslose Füh-
rung, die das Risiko scheut und mit al-
lem, insbesondere aber mit Phantasie
geizt, eine lieblose Führung also, kriegt
jede Marke klein. mink
Rund sechshundert Briefe der österrei-
chischen Schriftstellerin Ilse Aichinger
liegen künftig in Marbach. Der Brief-
wechsel der Autorin mit ihrer Zwillings-
schwester Helga Michie setzt im Juli
1939 ein und reicht bis in die Gegen-
wart. Die oft mehrere Seiten langen
Korrespondenzen sind „berührende Do-
kumente“ zu Krieg, Exil und Nach-
kriegszeit, wie das Literaturarchiv mit-
teilt. Sie spiegelten die Entwicklung der
einundneunzig Jahre alten Autorin und
die Entstehung ihres Romans „Die grö-
ßere Hoffnung“ wider. Auch die Ehe
mit dem Dichter Günter Eich und ihre
lebenslange Zusammenarbeit werden
reflektiert. Ilse Aichinger, die in Wien
lebt, zählt zu den bedeutendsten Vertre-
terinnen deutschsprachiger Nachkriegs-
literatur. Neben dem Roman schrieb
die Autorin der „Gruppe 47“ auch Kurz-
geschichten und Gedichte. F.A.Z.
M
ünchen, Promenadeplatz.
Dunkelbraune Wandtäfe-
lung, ein Steingarten mit
Fetthenne unter demDach-
fenster, dahinter trübgrauer
Novemberhimmel. Anwälte kommen und
gehen durch Türen mit Messinggriffen. Im
Eckbüro mit Stilmöbeln schwebt ein Putto
mit Helm und bayerischer Fahne über dem
Schreibtisch, auf demkein Computer steht.
Ein schwarzesweißes Bild zeigt den Vater,
ein farbiges die Ehefrau und vier wohlgera-
tene Kinder. Auftritt Peter Gauweiler, weiß
der Schnauzbart und der Haarkranz, Sport-
uhr mit Kautschukband, Slipper, mittel-
graue Wollhose, Tweedjacket, schmale Kra-
watte, schmaler Ehering. Fester Hände-
druck, beinahe schwarz wirkende Augen in
tiefen Höhlen, überdacht von graumelier-
ten Augenbrauenskulpturen.
„Sind sie katholisch?“, fragt er überfall-
artig nach der Begrüßung, umgleich anzu-
fügen: „Ich bin evangelisch.“ Ob das viel-
leicht doch von größerem Belang ist? Der
Dreiundsechzigjährige ist einer von zwei
protestantischen Mitgliedern im Katholi-
schen Männerverein Tuntenhausen. Des-
sen Ehrenvorsitzender, der ehemalige Kul-
tusminister Hans Zehetmair, ist sicher,
dass Gauweiler „ein Marienverehrer ist,
„katholischer lebt als mancher von uns“.
Also reden wir erst einmal über Kinder
und Erziehungsfragen, landen bald beim
Dauerbrenner: Wenn er seinem Sohn
sage, er könne so viel Geld haben, wie er
brauche, dann nähme der auch alles an –
wie die Griechen. Woher nimmt Gauwei-
ler nebenher soviel Zeit für die Griechen,
als Anwalt, Bundestagsabgeordneter, Par-
teimitglied, Publizist, Familienvater? Er
könne sich ein Leben, in dem das alles
nicht stattfände, nicht vorstellen. „Ein An-
walt ist im Dienst, bis er umfällt. Man will
ja nicht wie ein Möbel herumstehen. Man
muss es ja nicht mehr so gach machen.“
Gach, süddeutsch für schnell, jäh.
Schnell war der Münchner Rechtsan-
waltssohn immer. Im Alter von dreiund-
zwanzig Jahren Stadtrat, Jura-Studium, be-
rufsmäßiger Stadtrat, Kreisverwaltungsre-
ferent in München, Innenstaatssekretär,
Umweltminister. Als ihn „die Liebe mei-
ner Partei“, wie er heute spöttelt, aus dem
Amt drückt, macht er sich als Anwalt selb-
ständig. Die ersten Mandanten kommen
aus Neugierde. Später Fusion zur Kanzlei
Bub, Gauweiler & Partner in vornehmer
Altstadtlage. Eine Boutique mit fünfzehn
Anwälten sei man, keine Law Firm.
vvv
Als Einheizer und Feuerwehrmann ist
er der CSUwillkommen, als stellvertreten-
der Vorsitzender nicht. Nach der Niederla-
ge um das Amt eines Partei-Vizes wollte
ihn Seehofer stärker einbinden, erinnert
sich Theo Waigel, „aber Gauweiler ist
schlau und weiß, dass das gar nicht geht,
weil Integration nicht gerade seine Lieb-
lingsbeschäftigung ist“. Lieber will man
ihn dort haben, wo es brennt. Der Strau-
binger Abgeordnete Hinsken, Banknach-
bar Gauweilers im Bundestag, will ihn als
Redner im Bayerischen Wald. Eine CSU-
Bastion droht verlorenzugehen. Die SPD
hat den Bürgermeister von Bodenmais als
Landratskandidaten aufgestellt – einen
sechsundzwanzigjährigen bekennenden
Homosexuellen. Gauweiler lehnt ab.
Die Gerüchteküche platziert ihn imZu-
sammenhang mit einer möglichen Partei-
gründung rechts der CDU gern zwischen
Thilo Sarazzin und Friedrich Merz. Der
langjährige Kultusminister Hans Zehet-
mair, der heute als Chef der Hanns-Sei-
del-Stiftung Strippen zieht, hält es durch-
aus „für denkbar, dass es zu einer Partei-
gründung kommt. Aber ich halte es für un-
denkbar, dass Peter Gauweiler mit-
macht.“ Als brillanter Analytiker sei Gau-
weiler das Salz in der Suppe: „Einen sol-
chen Typen braucht die Volkspartei CSU
– viele könnte sie nicht ertragen.“
In der Eurofrage ist Gauweilers inner-
parteilicher Hauptgegner naturgemäß
Theo Waigel. Der sich nach außen gelas-
sen gibt, wenn er sagt, Gauweilers Wet-
tern gegen das „Esperanto-Geld“ führe
bei ihm „nicht zu einer Pulsverstärkung.“
Auch glaube er nicht, dass dieser sich an
der Neugründung beteiligen würde: „Das
ist ein ganz hartes Geschäft – und da
kennt er auch zu viele gescheiterte Gegen-
beispiele, angefangen bei Franz Schönhu-
ber und Manfred Brunner. Die CSU, die
Partei, der er viel verdankt, kann nicht
sein Hauptfeind sein.“ Stattdessen hat er
eine Karriereempfehlung parat: Er könne
sich Gauweiler als Kulturstaatsminister
oder als Staatssekretär im Auswärtigen
Amt vorstellen.
Gauweiler winkt ab, kontert, seine Par-
tei sei „entwöhnt“, habe das Kämpfen ver-
lernt, die Bindung zum Wähler verloren.
Er illustriert seine Diagnose mit einem
Vergleich: Das verhalte sich wie bei einer
Vorinsolvenz, wenn die ganz dringlichen
Anfragen kämen. Man setze sich zusam-
men, erkläre den Mandanten, was zu tun
sei, wovon sie sich verabschieden müss-
ten, zum Beispiel vom Auto. Dann käme
die Frage: Wie lange können wir noch so
weitermachen? Wenn man dann sage,
ein, zwei Jahre, hieße es häufig: Zwei Jah-
re – vielen Dank, also dann, wir melden
uns! So käme ihm die CSU vor.
vvv
Münchner Kaufmannsclub, Odeons-
platz. Am Empfang ein livrierter Diener,
Herr Goldfuß. Seit 1832 ein Hort des
konsvervativen München, zwölf Dutzend
Honoratioren haben sich eingefunden,
Kaufleute, Anwälte, Unternehmer, mehr
als ein Drittel sind Frauen. Der Vorsitzen-
de hat einen imposanten Schnauzer und
verweist bei der Begrüßung auf den Um-
stand, dass der Redner Ehrenhauptmann
der Traunsteiner Schützenkompagnie ist.
Gauweiler wechselt die sprachlichen Re-
gister fließend, fällt vom Hochdeutschen
ins Bairische, retour ins Münchnerische.
Er spricht frei, assoziativ, hangelt sich an
einer internalisierten Motivkette entlang,
wartet mit historischen Parallelen auf:
1832, Todesjahr Goethes, Hambacher
Fest, sagt er mit Blick auf die Casino-His-
torie. „Und der Sohn des bayerischen Kö-
nigs wurde König von Griechenland. Wo-
mit wir beim Thema wären.“
Viele Zitate. Von Max Weber, Niall Fer-
guson, Charles de Gaulle, Margret That-
cher, Alexis de Tocqueville, Immanuel
Kant, Friedrich August von Hayek, Tho-
mas Mann, Alexander Kluge, Sebastian
Haffner und Sigmund Freud. Gauweiler
zündet ein Tischfeuerwerk von Senten-
zen. „Aus einem Aquarium kann man
Fischsuppe machen, aber aus einer Fisch-
suppe kein Aquarium.“ – „Möglicherwei-
se wollen die Griechen keine Herzinfarkt-
deutschen werden, und wir wollen nicht
um vier Uhr Mittagessen.“ Dass die Grie-
chen uns hassen werden, prophezeit er,
für die Türkei und Russland als Teil Euro-
pas ist er andererseits doch. Die Türkei
habe die Staatspleite von 1995 gut über-
wunden, Griechenland solle sich ein Bei-
spiel nehmen. Fanfare für ein Europa der
Vaterländer!
In der Fragerunde wandern seine Bli-
cke zur Decke. Der Volkstribun kennt
schon alle Fragen, und die Antworten
auch. Er ist lange genug im Geschäft. Mit
der Oberlippe saugt er die Luft ein, um
mit einemAtemstoß die Antwort förmlich
auszublasen. Ob er mehr Nationalstaat
wolle? In Bayern sei man gewohnt, aus
Berlin Befehle zu empfangen. „Egal, wer
uns etwas anschafft, Berlin oder Brüssel –
beides ertragen wir nicht.“ In der Galerie-
straße wartet mit laufendem Motor der
Fahrer mit dem dunklen Siebener-BMW,
Gauweiler entschwindet in die Nacht.
vvv
Cuvilliéstheater München, Nacht der
Pianisten. Gauweilers Kanzlei ist Sponsor
des Abends. Beim Empfang nach dem
Konzert ist das Ehepaar Stoiber dabei, die
ehemaligen Minister Otto Wiesheu und
Georg Freiherr von Waldenfels, die „Bun-
te“-Kolumnistin Marie Waldburg, der Ka-
rikaturist Dieter Hanitzsch. Gauweiler ist
mit seiner Frau und drei von vier Kindern
erschienen. Der jüngste Sohn kommt
nach dem Vater, Hände-in-den-Hosenta-
schen-Rebell, finsterer Blick, aber wohler-
zogen. Um22 Uhr verlässt Gauweiler eini-
germaßen lautlos die Gesellschaft. „Frü-
her hätte der hier den großen Zampano ge-
geben“, sagt die Gräfin Waldburg, „aber er
ist schon sehr viel ruhiger geworden.“
Immerhin ist aus dem Todfeind Stoiber
wieder ein Parteifreund geworden, den
man einlädt. Gräben lassen sich eben
doch zuschütten. Der Kommunarde Fritz
Teufel habe ihm zur Hochzeit gratuliert,
hatte Gauweiler in seinem Büro erzählt,
obwohl man sich nach ’68 bis auf die Nuss
bekämpft habe. Aber Verwundungen blei-
ben, auf beiden Seiten, bis heute.
1991 schreibt Christian Ude in der „Süd-
deutschen Zeitung“ über seinen Freund Pe-
ter Gauweiler: „Er pickt sich symbolische
Teilfragen heraus, wirft sich auf den Geg-
ner oder das Opfer und bleibt unheimlich
hartnäckig am Ball. Dabei verkürzt er ei-
nen komplizierten Sachverhalt auf symbo-
lische Themen.“ Dass es sich dabei auch
umeine treffende Selbstbeschreibung han-
delt, wird in Baierbrunn klar. Der Kultur-
verein Isartal hat Gauweiler und Ude gela-
den, sie sollen aus ihrem wöchentlichen
Briefwechsel, den sie seit Jahren im
„Münchner Merkur“ führen, vorlesen.
Ude will im nächsten Herbst bayerischer
Ministerpräsident werden.
Ein Rustikalbau mit Schießstand nahe
den S-Bahn-Gleisen imSpeckgürtel Mün-
chens. An den Wänden Fotografien, die
Trachtler zeigen, aufgetürmt zu Sechser-
reihen, wie man es von Hochzeiten
kennt. Die halbe Bier kostet 2,50 Euro,
eine Breze fünfzig Cent. Der Saal sieht so
aus, als würde gleich ein Stück von Lud-
wig Thoma gegeben. An die hundert Zu-
hörer sind erschienen, darunter eine Grü-
ne aus Solln. Der Tisch der Vorleser ist
mit weißem Leinen gedeckt, darauf eine
Vase mit zehn Tulpen und eine Kerze, die
nicht angezündet wird. Gauweiler kommt
als Landadeliger, Ude als Trachtendarstel-
ler. Gauweiler schiebt die Unterlippe vor,
bläst aus, nimmt die Blumenvase, rückt
sie in die Mitte des Tisches, dann stellt er
sie auf den Boden, schließlich platziert er
sie vor dem Tisch in der Mitte.
In den Briefen geht es um das „ewige
Euro-Scheiß-Hin-und-Her“, also um The-
men wie Euro-Krise, das Versagen der
Landesbank, die Rating-Agenturen, um
Udes Kandidatur. Gauweiler schreibt
schärfer, witziger, der Nebenerwerbs-Ka-
barettist Ude ernsthaft, beinahe nachdenk-
lich. Die Herren kennen sich seit mehr als
vier Jahrzehnten, und wenn der „Stern“
nicht 1994 die sich später als Gerücht ent-
puppende Behauptung befeuert hätte,
Gauweiler habe, als er in den Bundestag
einzog, seine Kanzleianteile unrechtmä-
ßig verpachtet, wäre er im Wahlkampf ge-
gen Ude womöglich Sieger geblieben –
und säße heute noch auf dessen Stuhl.
Zu den Fragen setzt Gauweiler ein
durchsichtiges Brillengestell und sein Po-
kerface auf. Wieder sucht er die Decke ab,
die Hände in die Sakkotaschen gebohrt.
Langweilt er sich? Vermutlich. Er lässt
Ude Zeit für Ausführungen zum damali-
gen Bundespräsidenten Wulff. Dessen In-
terventionen im Hause Springer erzürnen
Ude besonders. Dass er selbst nie den di-
rekten Weg in Münchner Chefredaktionen
scheute, wenn ihm eine Schlagzeile miss-
fiel, hat er wohl verdrängt. Ude gibt den In-
tellektuellen, Gauweiler ist einer.
Und lässt es sich gerade deswegen nicht
nehmen, sich als Praeceptor Bavariae zu
inszenieren. „Bayern hat mehr Kläranla-
gen als Italien den ganzen Stiefel rauf und
runter“, poltert er. Der Euro sei wie eine
Jacke, die schon siebenmal falsch einge-
knöpft ist. Und dann legt er seine größten
Hits auf: Raus aus dem Euro, nicht raus
aus Europa, raus aus der doppelten Trans-
ferunion, die Geld nach Brüssel und Ber-
lin schaufle. Er wolle nicht, dass Bayern
„nordrhein-westfalisiert“ werde. Da tobt
der Saal. Bald drei Stunden lang geht das
so. Draußen in der nebligen Winternacht
warten zwei unbeleuchtete BMW-Limousi-
nen mit laufendemMotor auf die Kombat-
tanten. Udes Wagen steht auf der linken,
Gauweilers auf der rechten Straßenseite.
vvv
Karlsruhe, Bundesverfassungsgericht.
Das Urteil über Gauweilers Eilantrag ge-
gen den Euro-Rettungsschirm wird in we-
nigen Minuten verkündet. Die deutsche
Fahne hängt schlaff an ihrer Standarte in
der Ecke, der Bundesadler sieht so aus,
als sei er in einer Radarfalle geblitzt wor-
den. Gauweiler betritt um 9.47 Uhr den
Sitzungssaal. Sonnengebräunt, grauer An-
zug, weißes Hemd, weiße Krawatte. Er
macht den Eindruck, als würde er selbst
gleich etwas verkünden. Die durchsichti-
ge Brille braucht er, um beim Gestikulie-
ren etwas in der Hand zu haben. Er gibt
sich entspannt, lächelt, grüßt, redet. Ein
Reporter mit roten Socken kniet vor ihm.
Andreas Voßkuhle, schwarzbebrillter Prä-
sident des Bundesverfassungsgerichts,
sucht einige lange Sekunden den Blick-
kontakt mit dem Publikum, seine ge-
schlossenen Lippen zucken. Zweimal fällt
in den ersten Minuten die Vokabel „abge-
lehnt“ am Ende verschachtelter Sätze.
Gauweiler lächelt nicht mehr. In den fol-
genden zwei Stunden der Urteilsbegrün-
dung fallen Wörter, die Erinnerungen an
Edmund Stoiber wecken: „Kompetenz-
Komptenz“, „Blankettermächtigungen“,
„tatbestandliche Konkretisierung“, „Fi-
nanzstabilisierungsfazilität“. Nach Sit-
zungsende stülpt sich eine Journalisten-
glocke über Gauweiler.
vvv
Berlin, ein Büro im Paul-Löbe-Haus.
Gauweiler empfängt einen Ministerialdi-
rektor des Auswärtigen Amtes, es geht
um das Goethe House in New York. Den
Vorschlag, die Immobilie zu verkaufen,
hat der Unterausschuss für Auswärtige
Kultur- und Bildungspolitik, dessen Vor-
sitzender der Abgeordnete Gauweiler ist,
abgelehnt. Die Kulturpolitik nennt Gau-
weiler sein „Zaunkönigtum“. Joschka Fi-
scher habe das Goethe-Institut ruiniert,
erst unter Steinmeier habe es sich erholt.
Micky-Mouse-Beträge würden hier ver-
handelt: Schließung der Deutschen Biblio-
thek in Helsinki – weil 40 000 Euro feh-
len? „Die Deutschen sind kein Kulturvolk
mehr, wenn sie ihre Bibliotheken schlie-
ßen. Wir gelten nun einmal als das Land
der Dichter und Denker. Wir sollten nicht
ein Signum für das Positive an Deutsch-
land abschaffen.“
Am Tag nach dem Karlsruher Urteil
sitzt Gauweiler um 6.30 Uhr in Potsdam
beim Frühstücksfernsehen; um acht Uhr
Obleute-Sitzung im Regierungsviertel,
dann Besuch vom neuen Botschafter Por-
tugals, Treffen mit dem SPD-Abgeordne-
ten Peter Dankert, Diskussion mit drei
Hauptstadtjournalisten beim Sender ntv
unter Führung von Klaus Brender. „Käse-
glocke“ nennt Gauweiler den Berliner Poli-
tikbetrieb – das Ausdeuten in Hinterzim-
mern. Als ihn der „Bild“-Redakteur Niko-
laus Blome einen „Pausenclown Seeho-
fers“ nennt, verbittet sich Gauweiler diese
Zuschreibung strikt. Brender fragt, ob Gut-
tenberg ein Comeback haben sollte. Gau-
weiler überlegt: „Bitte nächste Frage.“
Unter den Linden, Abgeordnetenbüro.
Über seinen Kampf gegen die Deutsche
Bank redet Gauweiler nicht gern, das Ver-
fahren läuft noch. Und zwar seit elf Jah-
ren. Am Freitag dieser Woche will das
Oberlandesgericht in München deutlich
werden. Im März scheiterte ein Vergleich;
jetzt sieht es günstig aus für Kläger und
Anwälte. Dass er als Freund Leo Kirchs
durchaus persönliche Motive hat, verbirgt
er nicht. „Hermann Josef Abs würde sich
im Grab umdrehen, wenn er manche Din-
ge sehen würde, die in den letzten fünf-
zehn Jahren eingerissen sind. Die Deut-
sche Bank hat sich so viel an indiskutab-
lem Vorgehen erlaubt – bis hin, dass sie
versucht hat, unsere Kanzlei auszuspä-
hen.“ Der Fall Kirch sei „ein Lehrstück der
Verherrlichung, der Umhofung durch die
Deutsche Bank“. Kaum sei „Kirch in Nö-
ten gewesen, sagt die Bank, wir sind be-
rechtigt, den Todesstoß zu setzen“. Vom
noblen Image der Banker sei nichts übrig.
Investment-Banking habe man betrieben,
umes zumKundenverrat zu nutzen. „Den-
ken Sie an ,Pretty Woman‘: Das Geschäft
von Richard Gere ist es, wackelnde Fir-
men aufzukaufen, zu zerteilen und zu ver-
werten. Dieses ursprüngliche Nebenge-
schäft ist zum Hauptgeschäft geworden.
Das hat die Vertrauensbasis ruiniert.“
vvv
Populist, Scharfmacher, Eurohasser,
Rechtsaußen – die Zeit der negativen At-
tribute ist für Peter Gauweiler schon eine
Weile vorbei. Die Alleingänge des beken-
nenden Föderalisten verfehlen ihre Wir-
kung nicht. Seit er als der große Unabhän-
gige gleichzeitig durch Fundament und Fir-
mament der Politik zieht, wandelt sich Ab-
lehnung in Respekt, ja Hochachtung. Er
punktet in Thüringen mit einem Vortrag
über Thomas Müntzer, im Oberland mit
der Weihnachtsgeschichte von Ludwig
Thoma, in Karlsruhe mit Schriftsätzen ge-
gen die Europäische Zentralbank, in Mün-
chen gegen die Kapitäne der Frankfurter
Zwillingstürme. Soll und Haben: Im Sinne
Solschenizyns müsse man ein „Sekretär
des Volkes“ sein, findet Gauweiler.
„Diese Parteinummer – ich gut, du
schlecht – kann kein Mensch mehr hö-
ren. Man muss nur im Amt gut sein und
dann möglichst überparteilich Eindruck
machen.“ Das ist die neue Paraderolle
des Peter Gauweiler. „Wenn er merkt, er
wird respektiert, tritt eine weiche Seite
an ihmzutage“, urteilt Theo Waigel. Gau-
weiler selbst weiß sich auf einer „Lebens-
reise“und gibt sich sokratisch: „Wir sind
alle Opfer unserer persönlichen Erfah-
rungen.“ In seiner politischen Laufbahn
habe er so viele Watschen bekommen,
dass er sich freue, wenn ihm einmal die
Sonne ins Gesicht scheine. Sagt ein
Mann, der sein Leben liebt.
Rundschau
Wie der antike Philosoph Sokrates (links oben) weiß dessen Verehrer Peter Gauweiler, dass er nichts weiß: Aber dafür hat er es recht weit gebracht. Foto Jan Roeder
Berührende Briefe
Ilse-Aichinger-Post in Marbach
Der Überbayer
Vom Schwarzen Peter zum Sekretär des Volkes: Der bekennende Föderalist
Peter Gauweiler liebt politische und juristische Alleingänge. Das gefällt nicht allen,
aber vielen. Eine Langzeitbeobachtung. Von Hannes Hintermeier
SEI TE 26 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Feuilleton
I
n der Spätantike änderte sich das Pres-
tige des Asketen. Nicht zuletzt für Mit-
glieder der Oberschicht verloren die
Vergnügen des städtischen Lebens an An-
ziehung. Man hatte genug von exorbitan-
ten Gastmählern und erotischen Eskapa-
den. Im Zug der Völkerwanderung brach
die verfeinerte städtische Kultur weitge-
hend zusammen. Es erschien der christli-
che Asket, der als Eremit, Mönch oder
Nonne ein anderes Glück suchte. Die
höchsten sozialen Instanzen, die Amtskir-
che, die Päpste und Bischöfe, die weltli-
chen Herrscher unterstützen das Leben
dieser außergewöhnlichen religiösen Figu-
ren, weil diese das Christentum vorbild-
lich zu repräsentieren schienen.
An diesem Punkt setzt Gert Melville
mit seiner Studie über „Die Welt der mit-
telalterlichen Klöster“ ein: Mit dem Er-
scheinen der ersten christlichen Asketen
in der ägyptischen Wüste imdritten Jahr-
hundert nach Christus, von denen der
Eremit Antonius der berühmteste wurde
und auf die klösterliche Kultur des Mit-
telalters ausstrahlte. Melville ist aller-
dings an der Vorgeschichte oder an an-
thropologischen Erklärungen für das
Phänomen der christlichen Asketen
kaum interessiert, ganz so, als seien sie
ein Phänomen sui generis, ohne die Vor-
läufer der Stoa.
Der Ton ist leicht erhaben: „Dieses
Buch handelt von Menschen, die die Voll-
kommenheit ihrer Seele suchten und be-
reit waren, sich dafür der irdischen Welt
zu entledigen.“ Die Darstellung bewegt
sich in traditionellen Bahnen und schil-
dert das Leben der christlichen Mönche
und Nonnen „aus der Perspektive der
Klöster“, wie der Autor hervorhebt. Im
Wesentlichen greift er auf spätantike
oder mittelalterliche Texte zurück, die
das Leben von charismatischen Gründer-
figuren der monastischen Sphäre schil-
dern, oder auf berühmte Regelwerke, wel-
che den Alltag der Mönche und Nonnen
bestimmten. Der Leser wird hauptsäch-
lich mit der idealen oder organisatori-
schen Seite der klösterlichen Welt ver-
traut, nicht so sehr mit demtatsächlichen
Erlebnis – sei es mystische Ekstase, sei es
Langeweile. Es fehlen die Berichte und
Visionen, welche in der einsamen Zelle
entstanden, von Mönchen und Nonnen,
die nicht durchweg zu den Gründerfigu-
ren gehörten.
Die Stärke des Buches liegt darin, dass
es die wichtigen äußeren Etappen des mit-
telalterlichen Klosterlebens solide dar-
stellt. In chronologischer Folge wird man
mit den entscheidenden Figuren und Re-
geln ein wenig vertraut. Die wesentlichen
Grundlagen für die christlichen Asketen
wurden die Evangelien, ferner die Vita
des Antonius, die Schriften des Augusti-
nus, ebenso die Vita des Benedikt von Nur-
sia, welche Papst Gregor der Große in sei-
nen „Dialogen“ beschrieb, und schließlich
die „Regel des heiligen Benedikt“ selbst,
welche im sechsten Jahrhundert entstand.
Melville stellt die besagten Lebensläufe
und Texte kurz vor, ohne sie umfassend zu
erörtern. Die bedeutenden Unterschiede
beispielsweise zwischen der Lehre der
Evangelien und der Regel des Benedikt
treten nicht systematisch in Erscheinung
oder werden nur tröpfchenartig in den
Fortgang der Darstellung eingeflochten.
Deutlich wird allendings, dass es zu kei-
nemZeitpunkt nur einen einzigen Bezugs-
punkt gegeben hätte, um das klösterliche
Leben zu formen. Es existierte kaumje Ei-
nigkeit unter den Mönchen und Nonnen
in verschiedenen Häusern, was der rechte
Weg sei. Es gab ständig Experimente, Re-
formen und neue Ansätze.
Es waren die fränkischen Herrscher, die
im achten und neunten Jahrhundert ge-
meinsammit der römischen Kurie und cha-
rismatischen Figuren wie Bonifatius ver-
suchten, die Regel des Benedikt für Mön-
che und Nonnen als verbindlich einzufüh-
ren. Die Klöster sollten in die Politik des
Frankenreiches eingebettet werden, und
zwar nicht nur als religiöse, sondern auch
als wirtschaftliche und kulturelle Stütz-
punkte. Gerade die Klosterinsassen woll-
ten sich aber nie ganz von den weltlichen
Machthabern oder von der Amtskirche be-
stimmen lassen. Christliche Asketen und
Eremiten, Mönche und Nonnen blieben
subversiv, schwankten zwischen Anpas-
sung und Selbstbestimmung.
Das burgundische Kloster Cluny wurde
bereits bei seiner Gründung im Jahr 910
durch Herzog Wilhelm von Aquitanien
mit umfassenden Freiheiten gegenüber
weltlichen Mächten ausgestattet, bald be-
stätigt durch König und Papst. Die neue
Abtei sollte nach dem Willen des Grün-
ders zu einem Symbol der „Unversehrt-
heit der katholischen Religion“ werden.
Der Papst erteilte Cluny schließlich auch
die Erlaubnis, andere Klöster zur Besse-
rung in Besitz zu nehmen. Es entstand in-
nerhalb von zwei Jahrhunderten ein mo-
nastisches Imperium mit siebenhundert
Niederlassungen. Der Abt von Cluny wur-
de steinreich, Umfang und Pracht der Klos-
teranlage und der Liturgie nahmen zu, zu-
gleich spendete man reiche Almosen und
pflegte die Nächstenliebe. Unter den drei-
hundert Mönchen waren viele Adlige, die
einen Diener hatten und einen üppig ge-
deckten Tisch vorfanden.
Einigen Mönchen wurde die Sache zu
bunt. 1098 verließensie das Kloster Moles-
me und gründeten just zwischen Cluny
und Dijon das Kloster Cîteaux. Es sollte
der neue Orden der Zisterzienser entste-
hen, damit die Mönche wieder „Arme mit
dem armen Christus“ seien und die Regel
Benedikts streng befolgt werde. Auch Cî-
teaux baute schnell einen Verband von
Klöstern auf, der aber ganz anderes organi-
siert wurde als jener von Cluny: nicht
mehr patriarchalisch mit einem einzigen
Abt als Eigenherrn aller Klöster, sondern
nach rationalem Prinzip, welches auf den
Konsens zwischen den Äbten setzte. Man
führte ein jährliches Generalkapitel ein,
quasi als mönchisches Parlament, zu dem
alle Äbte des Ordens kamen.
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
entwickelten die neuen Bettelorden, die
Franziskaner oder Dominikaner, ähnli-
che Strukturen und nannten auch die Vor-
steher der Klöster nicht patriarchalisch
Abt (Vater) oder Äbtissin, sondern sach-
lich Prior (Erster) oder Priorin, welche
ihre Ämter nicht mehr lebenslang, son-
dern auf Zeit erhielten. Parallele Dinge
vollzogen sich in den Städten, wo die Pa-
trizier eine konsularische Verfassung
durchsetzten.
Melville legt so sein Augenmerk auf die
evolutionäre, verfassungsmäßige Entwick-
lung der mittelalterlichen Klöster, auf die
allmähliche Aufspaltung in unterschiedli-
che Orden und arbeitet diese Phänomene
aufschlussreich heraus. Doch der spirituel-
le Clou kommt zu kurz: das Durchbrechen
der Endlichkeit des menschlichen Lebens
durch Techniken der Selbstdisziplinie-
rung. Auch vermisst man eine tiefere In-
terpretation des Ganzen: die Einsicht,
dass es hier um die Auflehnung gegen die
Triebe der Natur ging, um eine Aufleh-
nung, die ihrerseits ganz neue feine Ner-
venreize erzeugt. Es wurden die gewöhnli-
chen Lebensrhythmen ausgehebelt, um
zum Unendlichen vorzudringen. Der
Mönch oder die Nonne konnte sich nicht
einfach abends ins Bett legen und mor-
gens aufstehen. Man betete und sang zu
verschiedenen Tag- und Nachtzeiten, in
genau festgelegten zeitlichen Abständen.
Das Leben im Kloster wurde in höchstem
Maße zu einem Artefakt – im Glücksfall
zum gesteigerten Dasein, das ganz eigene
Wonnen bot. ERWIN SEITZ
Gert Melville:
„Die Welt der
mittelalterlichen
Klöster“.
Geschichte und
Lebensformen.
Verlag C. H. Beck,
München 2012. 415 S.,
Abb., geb., 24,95 €.
Zu den Schriftstellern, auf die das Kli-
schee von Genie und Wahnsinn leider zu-
trifft, gehört Guy de Maupassant (1850
bis 1893): Er litt seit 1877 an Syphilis
und starb im besten Mannesalter in einer
Nervenklinik. Aus dem Schrecken heraus
entstanden Texte, die das Thema beein-
druckend gestalten: Der bekannteste ist
„Der Horla“. Melanie Walz präsentiert
nun fünf von ihr übersetzte, teils verspiel-
te, teils abgründige Wahnsinns-Erzählun-
gen. Die längste, ein Kleinod, erscheint
dabei erstmals auf Deutsch: „Dr. Gloss
und die Seelenwanderung“ erzählt von ei-
nem friedlichen Privatgelehrten, der ein
Manuskript findet. Mit deftiger Ironie be-
schreibt Maupassant, wie Dr. Gloss, des-
sen Name Candides unverbesserlichen
Lehrer evoziert, erst einen Affen und
dann sich selbst für eine Reinkarnation
des Pythagoras hält: „. . . nichts bedeutet
diese Freude neben der, die Doktor
Héraclius Gloss überkam, als er nach so
langem Schlingern in der Dünung der Phi-
losophen und auf dem Floß der Ungewiss-
heiten endlich triumphierend und
erleuchtet in den Hafen der Seelenwande-
rung einfuhr.“ Des Einen Triumph ist des
anderen Spott: Als Dr. Gloss sich nicht
damit begnügt, mit seinem Hund zu
reden, sondern zum militanten Vegeta-
rier wird, erregt er öffentliches Ärgernis
– der Weg ins Irrenhaus ist vorgezeichnet.
Dort wartet eine Überraschung . . . Die
anderen Erzählungen präsentieren einen
Mann, den Eifersucht auf ein Pferd quält,
einen mordenden Richter, einen Seher
unsichtbarer Wesen und einen Liebhaber
der Nacht. Als Kaminlektüre unbedingt
empfohlen! (Guy de Maupassant: „Dr.
Gloss und die Seelenwanderung“.
Erzählungen. Herausgegeben und aus
dem Französischen übersetzt von Mela-
nie Walz. Verlag C. H. Beck textura, Mün-
chen 2012. 126 S., br., 14,95 €.) nibe
Neue Sachbücher Literatur
Anweisungen für ein gesteigertes Dasein
Wahnsinn als Leidenschaft
Seit 1133 wird hier ohne Unterlass gesungen: Zisterziensermönche im österreichischen Stift Heiligenkreuz Foto Universal
Neue Erzählungen, alte Motive: Johannes Heesters in Louis Daquins Verfilmung von „Bel ami“, 1954 Foto akg-images
E
ingemeißelt schwebt der Kanon
über dem bunten Treiben der Bü-
chernarren und Leselustigen. Das
Boston Book Festival, das in diesem Jahr
zum vierten Mal stattfand, unterscheidet
sich von Literaturfestivals anderer Städte
durch zwanglose Konzentration: Alles
spielt sich an einem Tag und auf einem
Platz ab, dem Copley Square vor der Bos-
ton Public Library. In die Mauern des Neo-
renaissancepalastes sind an drei Seiten
die Namen der Urheber geritzt, deren
Werke imEinweihungsjahr 1895 die eiser-
ne Ration einer humanistischen Bildung
ausmachten. Der in der Bibliothek ein-
sehbare Index aller geehrten Personen
umfasst 76 Seiten.
Diese amerikanische Bestenliste ist
noch überwiegend europäisch, mit star-
kem deutschen Anteil von Wolfram von
Eschenbach bis zu Theodor Mommsen,
der 1895 noch unter den Produzierenden
weilte. Die Wissenschaften stehen noch
gleichgewichtig neben der Dichtung, und
auch Autoren, die für den Tag arbeiteten,
Staatsmänner und die Gründer des Re-
zensionsjournals „Edinburgh Review“,
haben sich erfolgreich verewigt. Litera-
tur ist eine öffentliche Sache – und ist es
in Boston immer noch.
Da die Veranstalter nur für neun Stun-
den Programm machen, können sie eine
beachtliche Zahl kanonischer Autoren
präsentieren. Auf demPodiumüber „Gra-
phic Novels“ sitzen Chris Ware, der nach
zwölf Jahren soeben seinen zweiten Bei-
trag zur Gattung veröffentlicht hat, die in
einer Pappschatulle ausgelieferten „Buil-
ding Stories“, und Charles Burns, der sei-
nen Zyklus von Paraphrasen über „Tim
und Struppi“ vorstellt. Die weltbekann-
ten Wissenschaftler unserer Zeit wohnen
in der Nachbarschaft: der Kognitions-
wissenschaftler Steven Pinker, der Ur-
heberrechtsexperte Lawrence Lessig und
der politische Philosoph Michael Sandel.
Wie viel kann man doch auf kleinem
Raum unterbringen, wenn man wie Ware
den Sinn des Präzisionsarbeiters für
Rhythmus und Formeln hat! Schon Ho-
mer, den Puvis de Chavannes auf dem
Fresko im Treppenhaus der Bibliothek
als Urvater des Kanons inthronisiert, ver-
stand sich auf Wirkungssteigerung durch
Kompression. Die langen Gedichte über
den Krieg um Troja und die verzögerte
Heimkehr des Odysseus wurden von pro-
fessionellen Vortragskünstlern zur Auf-
führung gebracht. Das Festival war da-
mals der einzige Publikationsort für die
Dichter. Eine Gesamtrezitation der Ilias,
vermutet David Elmer, ein junger Profes-
sor für Klassische Philologie in Harvard,
nahm drei Tage in Anspruch. Verglichen
mit der Zeit, die heute auch ein kundiger
Leser für die Lektüre der Übersetzung be-
nötigt, war das schnell. Die Hörer erkann-
ten die für Homer so charakteristischen
Motivwiederholungen, weil sie die Verse
noch im Ohr hatten.
Eine Stunde hat Elmer, um Madeline
Miller zu befragen, die mit ihrem Debüt-
roman „The Song of Achilles“ den briti-
schen Orange-Preis gewonnen hat. Das
Gespräch wird zu einer höchst vergnüg-
lichen Lehrstunde über metaphysische
Entscheidungen und logistische Kniffe
auf einer epischen Großbaustelle. Am
Abend gelingt dem Festredner Richard
Ford und seiner Laudatorin Claire Mes-
sud im selben Zeitrahmen das gleiche
Kunststück.
Zehn Jahre lang hat Madeline Miller
an ihrem Manuskript zu „The Song of
Achilles“ gearbeitet. „Ich musste meinen
Weg zu meiner Version der Stimme des
Patroklos finden.“ Nach fünf Jahren war
der Roman fertig – aber sie verwarf diese
Fassung wieder, weil sie noch zu home-
risch war, „in einer epischen Stimme“ ge-
schrieben.
Die Entstehung von Richard Fords
Roman „Kanada“ hat noch mehr Zeit be-
nötigt. Im Oktober 1989 schrieb er elf
Seiten, die den Keim der Geschichte
enthielten: Ein Junge, um den sich die
Eltern nicht mehr kümmern können,
wird nach Kanada geschickt. Der
Banküberfall der Eltern, mit dessen Er-
wähnung imersten, heute schon geflügel-
ten Satz der Roman beginnt, kam
zwanzig Jahre später hinzu. In der Zwi-
schenzeit nahm Ford diese Blätter nicht
mehr in die Hand. Er verwahrte sie im
Eisfach.
Diese Geschichte (F.A.Z. vom 28. Juli)
wird in der Bostoner Version zum roman-
tischen Märchen: Das Textfragment war
ein Schatz, den der Autor hütete, aber
nicht anzufassen und nicht anzuschauen
wagte. „Während Jonathan Franzen, Jef-
frey Eugenides, Zadie Smith und Jennifer
Egan debütierten, erwachsen wurden und
ihre Verlage wechselten, lag die Geschich-
te im Eisfach.“ So spricht ein Schriftstel-
ler, der sich seiner kanonischen Stellung
sicher ist. PATRICK BAHNERS
Boston und
seine Bücher
Von den Eremiten zu den
Klöstern des Mittelalters:
Der Dresdner Mediävist
Gert Melville folgt der Spur
der Ordensleute – und
vernachlässigt den spirituel-
len Antrieb dieser Bewegung.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 27 Feuilleton
Frau Edeltraut Ritter ist manchmal nicht
mehr ganz klar im Kopf. Da kann es vor-
kommen, dass sie das Haus verlässt, und
weil sie eine gründliche Person ist,
schließt sie vorher noch die Balkontür ab.
Dabei hat sie allerdings vergessen, dass
auf dem Balkon noch jemand ist. Er heißt
Daniel und ist eigentlich dazu da, Edel-
traut tagsüber zu betreuen. Nun friert er
stundenlang vor sich hin, kann weder Hil-
fe holen noch nach Edeltraut suchen. Erst
als deren Sohn Sven abends von der Ar-
beit nach Hause kommt, wird Daniel aus
seiner Zwangslage erlöst. Und „die Mutti“
taucht schließlich auch wieder auf. Kein
Grund zur Panik.
Eine seltsame Familie ist das, die Axel
Ranisch in seinemFilm„Dicke Mädchen“
präsentiert. Sven, ein älterer Junggeselle,
schläft mit seiner Mutter in einem Bett.
Abends tanzt er, wenn der Augenblick
günstig ist, nackt zu Ravels „Bolero“. Und
Daniel, der eine eigene Familie hat, fügt
sich ganz hervorragend in die spontanen
Darbietungen, zu denen Sven und seine
Mutter sich manchmal hinreißen lassen.
Das Leben hat etwas Theatralisches, es
wird getanzt, gespielt, gesungen, am Ran-
de der Altersdemenz wird die Mutti noch
einmal ganz jung, eine Performerin, von
der manchmal nicht ganz klar ist, ob sie
nicht vielleicht einfach der Schalk reitet,
wenn sie sich in sich verliert.
Das Ernste heiter zu nehmen, das ist
eine der höchsten Künste. Und man
könnte sagen, dass Axel Ranisch sich die-
ser Kunst auf mehrfache Weise verschrie-
ben hat. Denn in seinem Film geht es
nicht nur umeine schräge Beziehungskis-
te mit einer Dame und zwei Herren, die
sich auf eine komplizierte Konstellation
einlassen. Es geht auch um eine Weise,
dem richtigen Kino mit seinen plot
points und production values einen
Streich zu spielen. „Dicke Mädchen“ wur-
de mit einer Mini-DV-Kamera gedreht
und sieht aus wie bei Nachbars in der
Wohnung mal schnell so hininszeniert.
Der Soundtrack mit seinen wehmütigen
Walzerklängen, aber auch einemnassfor-
schen Reggae-Track, ist da fast noch das
aufwendigste Ausstattunsgsdetail. Der
Rest ist Berliner Plattenbaugemütlich-
keit, und ein bisschen Seeufer, an dem
sich prächtig von Australien träumen
lässt.
Das Geheimnis dieses ganz offensicht-
lich unabhängigen Films liegt im Zusam-
menspiel dieser drei Menschen, die eine
große Zärtlichkeit ausstrahlen gerade
dort, wo sie eigentlich unbeholfen wir-
ken. Für „Dicke Mädchen“ wurde viel im-
provisiert, so steht zu lesen, und so meint
man es den Bildern auch deutlich anzuse-
hen. Mit den Rollenspielen mit Mutti, die
etwa zur Hälfte des Films einen verita-
blen bunten Abend ergeben, werden die
Grundlagen für eine Annäherung zwi-
schen Sven und Daniel gelegt, in der aus
dem Spiel dann ein gewisser Ernst wer-
den kann. Denn wenn da plötzlich Gefüh-
le bewusst werden, die davor imAlltag of-
fensichtlich gut unter Kontrolle gehalten
waren, dann kann einen das ganz schön
in Schwierigkeiten bringen – es sei denn,
man hat mögliche neue Identitäten schon
mal geübt.
Nun kann ein Mann, der davor mit
Frau und Kind gelebt hat, die Homosexua-
lität nicht einfach anlegen wie einen Fum-
mel. Doch Axel Ranisch will auch nicht
sofort das große queere Schmerbauch-Me-
lodram ausrufen. Er hält „Dicke Mäd-
chen“ sehr schön in einer Schwebe, in der
zumindest für Sven zwischen Weinkrämp-
fen und Aufbruchsstimmung alles drin
ist, während von Daniel eine Grundsatz-
entscheidung nicht verlangt werden
kann. Das wäre einfach zu früh am Ende
eines knapp fünf Viertelstunden langen
Low-Budget-Films, den man sich gut als
Serie (im Netz?) fortgesetzt vorstellen
kann. Ob „Mutti“ dann noch mitzuma-
chen in der Lage ist? Das hängt sehr von
der Phantasie der Beteiligten ab, und
wenn man „Dicke Mädchen“ als Anhalts-
punkt nimmt, dann haben sie davon auf
jeden Fall genug. BERT REBHANDL
SANKT PETERSBURG, im November
In dem unbedrohten Paradies ihrer infor-
mellen, der Kunst geweihten Gegenwelt
glaubten die Moskauer Konzeptualisten
schon unter der späten Sowjetmacht,
dass die Epoche der großen Werke und
Autoren zu Ende ging. Der ungekrönte
König dieser Szene, der 2007 gestorbene
Dmitri Prigow, der auch ein tiefsinniger
Kulturtheoretiker war, stilisierte deshalb
die eigene Person zu einer Mischung aus
Pop-Held und interdisziplinärem Ge-
samtkunstwerk. Prigow, das unablässig
Zeichnungen und Texte ausstoßende Mul-
titalent, verschmolz als Deklamator, Per-
formancekünstler und Schauspieler völ-
lig mit seiner scheinnaiven, tragisch-ab-
surden Dichtung. Als lebendige Skulptur
wurde er zum Klassiker. Dass seine Wit-
we Nadjeschda Burowa den Hauptteil
des Nachlasses – Zeichnungen, Installati-
onsmaterial, Videos – dieses moskowi-
tischsten aller russischen Gegenwarts-
künstler der Petersburger Eremitage ver-
machte, ist dennoch folgerichtig: Das eu-
ropäische Kunstrefugium der Zaren, das
soeben seine prächtige Dependance für
Zeitgenössisches im grandios ausgebau-
ten Generalstabsgebäude am Schloss-
platz eröffnete, ist Russlands kulturelle
Arche.
Nach einem Prigow-Bonmot wurde
Rembrandt eigentlich deswegen so be-
rühmt, weil viele seiner Bilder in der Ere-
mitage hängen. Betrüblich nur, dass fähi-
ge junge Kunsthistoriker, in der Zange
zwischen der Scylla desinteressierter Kol-
legen und der Charybdis von Hungerlöh-
nen, die ein Bruchteil des Verdienstes
von Soldaten oder Polizisten ausmachen,
das trudelnde Schiff Richtung Westeuro-
pa verlassen. Die neue Prigow-Schau, die
teilweise in der ständigen Ausstellung
bleiben wird, startet mit einem Festival,
als dessen Krönung die Oper „Zwei
Akte“ nach einem Prigow-Libretto im
neu überdachten Innenhof gespielt wur-
de. Die Uraufführung der Multimedia-
Partitur des Petersburger Komponisten
Wladimir Rannjew durch das Berliner
Ensemble Mosaik geriet zu einem Höhe-
punkt des deutsch-russischen Kultur-
jahres.
Der vor sieben Jahren für Rannjew ge-
schriebene Text versetzt die zu anthropo-
logischen Archetypen gewordenen Figu-
ren Faust und Hamlet in die moderne, al-
les verdauende Gesellschaft und zeigt,
wie sie mehr und mehr verhackstückt
werden. Die beiden Personifikationen
des willensgesteuerten Denkens und des
radikalen Hinterfragens manifestieren
sich bei Prigow, indem Faust und Hamlet
alternierend jeweils Formeln aus ihren
klassischen Monologen stottern. Dazu
heult wortlos die Weltseele. Rannjews
Musik zerbröselt die rudimentären Hel-
den zum Klon-Chor. Der Komponist hat
die Sprechgesangspartien von Hamlet
und Faust mit den Sprechern Gunnar
Brandt Sigurdson und Rainer Killius auf
je acht ineinandergreifenden Tonspuren
aufgezeichnet. Das Mischpult fügt sie zu
einem schillernden Stimmengestöber zu-
sammen, das die Instrumentalisten
durch Pulse und Glissandobögen struktu-
rieren.
Die ebenfalls von Rannjew besorgte
Regie projiziert dazu die abwesenden,
aber vervielfältigten Solisten per Video
auf die Gebäudewand. Auf der Bühne
steht, die Seele der Zeit verkörpernd, nur
die Extremvokalistin Natalja Pschenit-
schnikowa und wimmert, seufzt, grum-
melt. Zur Collage der Männerstimmen
wandelt sie sich erst zur gebückten Al-
ten, die überrollt wird wie Ophelia, im
zweiten Akt dann zu einem apathischen
Gretchen in Gestalt einer Straßenverkäu-
ferin. Und sie ist es auch, die diesen Go-
belin aus medialen Partikeln zum finalen
Einsturz bringt. KERSTIN HOLM
A
chtundsechzig: Bis heute missver-
stehen Betroffene, vor allem aber
Nachgeborene diese Ära. Als habe
sie nur aus antiautoritären Ideologen,
blindwütigen Steinewerfern und sektiere-
rischen Maoisten bestanden. Unterschla-
gen werden jene, die in Folge des Um-
bruchs die Gesellschaft in Politik, Wissen-
schaft und Kultur grundlegend reformiert
haben. Zu ihnen gehört Winfried Nerdin-
ger, der drei Jahrzehnte lang das Architek-
turmuseum der Technischen Universität
München geleitet hat. Nerdinger vereinte
dabei mehrere Professionen: Der diplo-
mierte Architekt war zugleich engagierter
Hochschullehrer und Ausstellungsma-
cher, Publizist und nicht zuletzt ein streit-
barer, oftmals unbequemer Zeitgenosse.
Als Museumsdirektor hat Winfried Ner-
dinger wie kein zweiter seines Fachs wis-
senschaftliche Erkenntnisse in eine breite
Öffentlichkeit getragen. Doch er hat das
Architekturmuseum nicht nur geleitet,
sondern vor fünfunddreißig Jahren über-
haupt erst erfunden. Als er dort begann,
gab es an der Münchner TU eine beschei-
dene Sammlung. Nunmehr verfügt das Mu-
seum mit 1100 Modellen, 500 000 Plänen
und 200 000 Fotografien über das bedeu-
tendste Archiv für Architektur in Deutsch-
land. Dabei ist es als Hochschulmuseum
ein Sonderfall, weil sich hier Forschung
und Lehre mit der Vermittlung von Archi-
tektur unmittelbar verbinden. Diese Syner-
gien hat Nerdinger für mehr als sechzig ei-
gene Ausstellungen wirkungsvoll genutzt
– gemeinsam mit seinem „Hochleistungs-
team“, wie der Wiener Architekturhistori-
ker Friedrich Achleitner die Gruppe jun-
ger Wissenschaftler und Gestalter kürz-
lich gerühmt hat.
Im Rückblick muss man staunen, wie
breit das Spektrum der Ausstellungen an-
gelegt war. Neben monographischen Un-
tersuchungen und historischen Forschun-
gen wurden auch poetische Themen prä-
sentiert. So zeigte Nerdinger, ein beken-
nender Bibliomane, etwa „Architektur,
wie sie im Buche steht“. Seine wohl
schönste Schau zum Werk eines lebenden
Architekten war dem österreichischen
Baukünstler Heinz Tesar gewidmet.
Die Ideologen der Moderne verstörte er
durch seine Tabus brechende Ausstellung
zur Rechtfertigung von Rekonstruktionen.
Überhaupt war für ihn die Geschichte im
Sinne von Jacob Burckhardt das „Gerüst“
seines Programms. Und so spielte bei der
erfolgreichen Präsentation „Ort und Erin-
nerung – Nationalsozialismus in Mün-
chen“ die eigene Herkunft eine Rolle: Ner-
dingers Vater, ein Mann des Widerstands,
wäre von den Nazis fast ermordet worden.
Mit Walter Benjamin gesprochen, war
Nerdingers Leidenschaft ein „Vordringen
mit der geschliffenen Axt der Vernunft“.
Sein Vordringen in Gestalt von Ausstellun-
gen und begleitenden Publikationen vor al-
lem seit dem Einzug des Museums in die
Pinakothek der Moderne 2002 nannte der
Schweizer Architekturhistoriker Werner
Oechslin kürzlich eine „weltweit einzig-
artige wissenschaftliche Leistung“. Das
trifft besonders auf die aktuelle Ausstel-
lung zu, mit der sich Nerdinger verabschie-
det. „Der Architekt – Geschichte und Ge-
genwart eines Berufsstandes“ ist ein Pau-
kenschlag: Niemals zuvor ist dieses The-
ma so umfassend, aber auch überzeugend
dargestellt worden.
Das Bauen gehört zu den ältesten Akti-
vitäten der Menschheit; der Name Archi-
tekt bedeutet nicht umsonst „Ur-Baumeis-
ter“. Außerdem ist jeder, von der Wiege
bis zur Bahre, ständig von Architektur um-
geben. Es ist deshalb verwunderlich, dass
die Arbeit des Architekten und die histori-
sche Entwicklung seiner Profession bis-
lang nur wenigen genauer bekannt sind.
Dieses Defizit behebt die Ausstellung mit
einer Fülle von Zeugnissen. Skulpturen,
Gemälden und Zeichnungen, darunter
wertvolle Leihgaben aus Münchner Mu-
seen und Bibliotheken, sowie Fotos, Mo-
delle, Filme und die Werkzeuge des Archi-
tekten. Sie dokumentieren einen Zeit-
raumvon fast fünftausend Jahren, vomAl-
ten Ägypten bis zur heutigen digitalen Pra-
xis. Daneben werden Seitenblicke auf die
Beziehung von Architekten zu Musik,
Theater und Film geworfen.
Dass sich das Thema noch viel weiter
spannen lässt, vermittelt der zweibändige,
mehr als vier Kilo schwere Katalog. Darin
ist nahezu alles versammelt, was man
schon immer über den Beruf des Architek-
ten wissen wollte – historisch gehen die
Beiträge bis zu den frühen Mythen zurück,
international werden auch das heutige Ja-
pan, China und Indien behandelt.
Der einführende Text von Winfried Ner-
dinger schlägt kritische Töne an: „Der Ar-
chitekt steht imSpagat zwischen Alleskön-
ner und sich aller Disziplinen bedienen-
der Dilettant.“ Seine Rolle wie auch sein
Status stellen sich in den verschiedenen
Kulturkreisen und Epochen ganz unter-
schiedlich dar. Wurde etwa der Architekt
im Alten Ägypten zum Gott erhoben,
blieb er im Mittelalter der dienende Werk-
meister, wurde mal als „Titan der Erde“
(Ledoux) gefeiert, mal als „Schwachkopf“
(Flaubert) geschmäht.
Eine große, weltweit wirksame Zäsur
tat sich im neunzehnten Jahrhundert auf,
als sich die Berufe von Ingenieur und Ar-
chitekt trennten, eine zweite im zwan-
zigsten, weil seither Sonderfachleute die
Berufsfelder des Architekten zunehmend
einengen. Gleichwohl könnte der bekann-
te Satz von Leon Battista Alberti heute
noch als Leitbild dienen: „Einen hohen
Geist, unermüdlichen Fleiß, höchste Ge-
lehrsamkeit und größte Erfahrung muss je-
ner besitzen und vor allemeine ernste und
gründliche Urteilskraft und Einsicht
haben, der es wagt, sich Architekt zu
nennen.“ WOLFGANG JEAN STOCK
Der Architekt – Geschichte und Gegenwart eines
Berufsstandes. Architekturmuseum der TU Mün-
chen in der Pinakothek der Moderne. Bis zum
3. Februar 2013. Der zweibändige Katalog aus
dem Prestel Verlag kostet im Museum 76 Euro.
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Klarstellung: Mit der grandiosen Ausstel-
lung „Der Architekt“ verabschiedet sich Win-
fried Nerdinger nach fünfunddreißig Jahren
vom Münchner Architekturmuseum
Als das Bauen noch geholfen hat: Wilhelm von Kaulbach brachte um 1850 auf die Leinwand, wer alles König Ludwig I. bei der Ausführung monumentaler Architekturen unter die Arme griff. Foto Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
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FRANKFURT
Die Axt
der Vernunft
Das Leben hat etwas Theatralisches
Rollenspiele: Axel Ranisch lässt in seinemFilm„Dicke Mädchen“ Identitäten üben
Die Mutti: Ruth Bickelhaupt spielt Edeltraut Ritter im Film „Dicke Mädchen“. Foto dpa
Dazu heult wortlos die Weltseele
Wladimir Rannjews Multimedia-Oper „Zwei Akte“ in der Eremitage uraufgeführt
SEI TE 28 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Feuilleton
In Ihrem neuen Buch gibt es wieder eine
Schriftstellerfigur und auch einen Trans-
sexuellen – ist es eine neue Version von
„Garp und wie er die Welt sah“?
Die Themen ähneln sich vielleicht,
aber die Romane sind doch sehr unter-
schiedlich. „Garp“ war über weite Stre-
cken eine Parodie, das Buch war in den
siebziger Jahren ein Weg für mich zu sa-
gen: So, ihr denkt also, die sexuelle Befrei-
ung hat funktioniert? Warum hassen die
Menschen sich dann so? Die Figuren in
diesem Buch sind – hoffe ich – keine Par-
odien. Es ist trauriger, ernster als „Garp“.
Was hat sich denn seit damals geändert?
Das politische Klima, in dem ich
„Garp“ damals schrieb, war eines des Ex-
tremismus, der Attentate sogar. Heute ver-
sucht jeder, moderater zu sein als alle an-
deren, es kommt mir manchmal vor, als ob
man zurück in die fünfziger Jahre wollte.
Die Demokraten scheuen sich, das Wort
„liberal“ auszusprechen. Romney war
sehr bemüht, sich als moderat zu präsen-
tieren – auch wenn er in Paul Ryan einen
extremistischen Vizekandidaten hatte.
Aber was klagen Sie dann an?
Nun, natürlich ist man heute schon viel
toleranter als damals – aber noch immer
gibt es Orte, an denen es für Gleichge-
schlechtliche keine gute Idee ist, Händ-
chen zu halten, auch in Deutschland,
oder? Und es geht in meinem Buch um
subtilere Diskriminierungen, um das Ver-
hältnis von sexuellen Minderheiten inner-
halb von Minderheiten. Der bisexuelle
Mann wird vom Hetero wie auch vom
Schwulen komisch beäugt. Er ist „nicht
im Club“. Bei Jüngeren ist das heute viel-
leicht nicht mehr so problematisch, aber
in meiner Generation – und also im Alter
des Erzählers Billy Abbot – gilt ein Bi-
sexueller einfach nur als jemand, der sich
nicht traut, sich ganz zum Schwulsein zu
bekennen.
Die Lehrerin Miss Frost ist von der ers-
ten Seite des Romans an das Objekt der
Begierde dieses Billy Abbott. Haben Sie
auch gewisse Empathie für solche Leser,
die enttäuscht sind, wenn sie herausfin-
den, das diese Miss Frost nicht wirklich
eine „Miss“ ist?
Das ist interessant: Ich habe dazu
schon ganz verschiedene Rückmeldungen
von Lesern bekommen. Komischerweise
haben die Frauen darunter Miss Frost fast
so lange wie zunächst Billy für eine Frau
gehalten, während Männern gleich auf-
fiel, dass sie zu breite Schultern hat.
Man könnte meinen, Ihr Buch sei auch
eine Art Theatergeschichte des zwanzigs-
ten Jahrhunderts, zumindest der Stücke,
die in Amerika viel gespielt wurden.
Mir ging es eher ums Bild des Rollen-
spiels als solches, das sich im Roman in
vielen Facetten zeigt: Jede Figur spielt auf
eine Weise eine Rolle, ist nicht ganz, was
sie scheint, eben mehr als eine Person.
Theater war aber auch für mich persön-
lich seit der Kindheit sehr wichtig. Und
das Buch ist auch eine Hommage an Weg-
gefährten, die mich geprägt haben, zum
Beispiel den Regisseur Tony Richardson.
Der 1991 an Aids gestorben ist. Was be-
deutet diese Krankheit für den Roman?
Das hat ebenfalls einen persönlichen
Hintergrund: Aids war, auch in meinem
engen Freundeskreis, manchmal der einzi-
ge Weg, auf demman erfuhr, dass jemand
homosexuell war – erst, als man bemerk-
te, dass die Leute starben! Das hat mich
zu der Frage geführt: Warum haben sie es
dir nicht früher gesagt, hast du irgendet-
was getan oder gesagt, weswegen sie sich
nicht sicher fühlten?
Bedeutet die Wiederwahl Obamas für
Sie auch eine Hoffnung auf mehr Tole-
ranz in Amerika, wenn man etwa an die
– was die Themen Ihres Romans betrifft
– ziemlich radikalen Ansichten der Tea-
Party-Bewegung denkt?
Dazu muss ich zunächst sagen: Es ge-
fällt mir nicht, wie in der europäischen
Presse Amerika immer als moralisch zu-
tiefst zweigeteiltes Land dargestellt wird.
Die gesellschaftlich Konservativen sind
eine – wenn auch sehr laute – Minderheit.
Seit der späten Reagan-Zeit bezeichnet
sich die christliche Rechte zwar gern auch
als „moral majority“ – doch in der Mehr-
heit war sie nie.
So richtig begeistert über den Ausgang
der Wahl scheinen Sie aber nicht.
Obama ist ein guter Typ, ich mag ihn –
aber gebe auch zu, dass ich vorher lieber
Hillary Clinton gehabt hätte, weil sie deut-
lich liberaler ist. Oder lieber noch vorher
schon John Kerry.
Das erinnert daran, was vor der Wahl im
Jahr 2000 der Kandidat der amerikani-
schen Grünen, Ralph Nader, gesagt hat:
Dass der demokratische Kandidat nur
das kleinere von zwei Übeln ist . . .
. . . und jedes von diesen Übeln ist ein
kleineres als Ralph Nader! Der Grund da-
für, dass George Bush damals gewonnen
hat, war nicht die Auszählung in Florida.
Es war Nader. Ohne ihn hätte Gore dort
locker gewonnen und wäre Präsident ge-
worden, so einfach ist das.
Also gehören Sie auch zu denen, die sa-
gen, dass Nader niemals hätte antreten
sollen?
Er hätte den Rest seines Lebens damit
verbringen sollen, Autositze für Kinder si-
cherer zu machen, ja. Er hat als Anwalt
für Kundenrechte viel erreicht, aber an-
sonsten – ich weiß nicht, ob Sie im Deut-
schen auch diesen Ausdruck haben –
weiß ich nicht, was der geraucht hat.
Aber hatte er nicht in einem Punkt
recht: dass Amerika mindestens eine
dritte große Partei nötig hätte?
Wissen Sie, wir haben doch schon die-
se dritte Partei. Einmal sind da die Demo-
kraten – die einzige Partei, die am gesell-
schaftlichen Fortschritt interessiert ist.
Und dann gibt es zwei Parteien der Kon-
servativen. Nämlich die fiskal Konservati-
ven, die einfach nur Angst haben, dass
die Regierung sich zu sehr einmischt, was
sie dann schnell Sozialismus nennen.
Und es gibt jene eben genannte Minder-
heit der gesellschaftlich Konservativen:
Diese Gruppe, die auch sexuell konserva-
tiv und unter allen Umständen gegen Ab-
treibung ist, ist die dritte Partei – die da-
bei ist, die Republikaner zu zerstören.
Die Fragen stellte Jan Wiele.
Der amerikanische Schriftsteller John Irving imGespräch
Der gerade im Krach als Opernchef in
Köln abgegangene Regisseur und Inten-
dant Uwe Eric Laufenberg wird neuer
Generalintendant des Staatstheaters
Wiesbaden als Nachfolger von Manfred
Beilharz, dessen Vertrag im August
2014 endet. Der einundfünfzigjährige
Kölner bekommt einen Vertrag über
fünf Jahre, gilt als erfahren, ehrgeizig
und solide, fing amStaatstheater Darm-
stadt an, kam über Stationen in Frank-
furt, wo er sich auch als Schauspieler
probierte, und Köln ans Schauspiel-
haus Zürich, wo er in der Ära Kuck das
Haus mit ordentlichen Produktionen
am Laufen hielt. Nach drei Jahren am
MaximGorki in Berlin übernahmer bis
2009 das Hans Otto Theater in Pots-
dam, dem er ein ambitioniertes Pro-
gramm verschrieb. Er wandte sich
schon länger mehr der Oper zu (Insze-
nierungen etwa in Dresden, Wien,
Genf) und eroberte seinem Kölner
Haus überregionale Aufmerksamkeit.
Für Wiesbaden müsste er sich wohl ei-
nen eigenen Schauspielchef suchen
und interessante Temperamente neben
sich zulassen. G.St.
Eine der heftigsten literarischen
Auseinandersetzungen der letzten Jah-
re soll beigelegt sein. Wie die „Times“
meldet, bedauern Salman Rushdie und
John le Carré beide den bitteren Schlag-
abtausch, der sich imNovember auf der
Leserbriefseite des „Guardian“ im Zu-
sammenhang mit dem Streit um
Rushdies Roman „Die Satanischen Ver-
se“ entfachte. Als die Fatwa 1989 gegen
Salman Rushdie ausgesprochen wurde,
zählte le Carré nicht zu den Schriftstel-
lern, die bedingungslos für das Recht
der freien Meinungsäußerung eintra-
ten. Vielmehr schien er mit der Frage,
ob vom Islam zu erwarten sei, auf dem-
selben Entwicklungsstand zu stehen
wie der säkularisierte Westen, gegen
Rushdie Stellung zu beziehen. In einem
Jahre später folgenden Schriftverkehr
beschimpfte Rushdie le Carré als „arro-
ganten Esel“ und le Carré empfahl,
dass Rushdies Briefe Pflichtlektüre in
den Schulen sein solle als Beispiel ei-
ner sich als freie Meinungsäußerung
tarnenden Intoleranz. Nun hat Rushdie
ein Friedensangebot gemacht. Er be-
wundere le Carré und halte „Dame, Kö-
nig, As, Spion“ für einen der bedeutend-
sten Romane der Nachkriegszeit, sagte
er anlässlich der Veröffentlichung sei-
nes jüngsten Buches „Joseph Anton“.
Darin bekennt er auch, den Streit zu be-
reuen. Le Carré hat der „Times“ gegen-
über bestätigt, dass er den Streit eben-
falls bereue. Die Frage allerdings, ob
„wir die Freiheit haben sollten, Religio-
nen zu verspotten, an die andere leiden-
schaftlich glauben“, und ob „wir über-
rascht sein sollten, wenn die Gläubi-
gen, die wir verletzt haben, zornig rea-
gieren“, könne er bis heute nicht beant-
worten. Le Carré gestand im Nach-
hinein, ein wenig stolz zu sein, dass er,
den Zorn der westlichen Intellektuel-
len in Kauf nehmend und diesen in sei-
ner selbstgerechten Herrlichkeit ertra-
gend, seine Stimme erhoben habe ge-
gen den Trend. Heute würde er seinem
brillanten Schriftstellergenossen herz-
lich die Hand schütteln. Vor vier Jahren
bereits hat le Carré in einem Interview
gesagt, er habe sich vielleicht geirrt –
wenn ja, dann sei er aus den richtigen
Gründen im Unrecht gewesen. G.T.
Der vom Sender Freies Berlin und dem
Literaturhaus Berlin ausgeschriebene
Walter-Serner-Preis geht in diesem
Jahr an die einundvierzigjährige, in
Wien lebende Schriftstellerin Almut
Tina Schmidt. Prämiert wird ihre Ge-
schichte „Wiener Geflecht“, die sich
unter 361 Einsendungen für die seit
fast vierzig Jahren vergebene Auszeich-
nung durchsetzte. Der mit 5000 Euro
dotierte Preis für Kurzgeschichten erin-
nert an den 1889 in Karlsbad gebore-
nen und 1942 gemeinsam mit seiner
Frau von den Nationalsozialisten aus
Prag deportierten, dann in Lettland er-
mordeten Schriftsteller Walter Serner.
Unter den früheren Preisträgern fin-
den sich etwa Michael Kumpfmüller
und David Wagner. F.A.Z.
Drei Musikhandschriften von Friedrich
dem Großen, die als verschollen gal-
ten, sind in den Kunstsammlungen der
Veste Coburg wiedergefunden worden.
Bei den „Coburger Sonaten“ handele es
sich um Kompositionen für Flöte und
Cembalo, teilten die Münchner Arbeits-
stelle des internationalen Quellenlexi-
kons der Musik RISM und die Kunst-
sammlungen der Veste Coburg mit. Der
Fund sei auch deshalb bedeutend, weil
von den Kompositionen Friedrichs II.
nur sehr wenige in eigenhändigen Nie-
derschriften überliefert seien. F.A.Z.
Das Geheimnis der Miss Frost
LONDON, 13. November
W
enn Lady Diana Cooper an ihre
Kindheit auf der Stammburg ih-
rer Familie zurückdachte, erin-
nerte sie sich an den „erstickenden“ Ge-
ruch der Touristen, die durch den Besitz
strömten. Für ihren Großvater stellten
diese Touristen „England und Freiheit
und das Lehnswesen dar, ein Bindeglied
zwischen Adel und Volk“. In ihren Me-
moiren schildert die aristokratische So-
ciety-Schönheit diese regelmäßige Invasi-
on des Pöbels als Lästigkeit. Die herr-
schaftlichen Kinder wurden im Sommer
zu einem Picknick rausgeschickt, bis die
Horden abgerückt waren. Selbst dort sei
ihnen nicht zu entgehen gewesen.
Alan Bennetts Lady Dorothy Stac-
poole empfindet den gleichen Horror
beim Gedanken, dass Ausflügler durch
die Räume ihres Stammsitzes wandern
und ihr einsiedlerisches Dasein stören
könnten. Aber es bleibt ihr keine Wahl.
In „People“, dem jüngsten Stück des Pu-
blikumslieblings, das jetzt im National
Theatre seine Uraufführung erlebt, hat
die Familie das Schicksal vieler briti-
scher Adelshäuser ereilt. Das Geld ist
ausgegangen und die Erbin muss ent-
scheiden, ob sie den Besitz der Denkmal-
schutzstiftung National Trust übergibt,
wie es die jüngere Schwester June, eine
humorlose lesbische Erzdiakonissin,
wünscht. Die wunderbar überdrehte Do-
rothy von Frances de la Tour schwankt
zwischen demGegenangebot eines zwie-
lichtigen Fonds, der historische Anwe-
sen für die exklusive Nutzung von
„Gleichdenkenden“ aufkauft, und der
Möglichkeit, die Räume als Drehort für
Pornofilme zu vermieten. Alles, bloß
nicht die schrecklichen Menschen, die
der National Trust mit sich brächte.
Schließlich ist Dorothy schon vor vie-
len Jahren aus der mondänen Welt ge-
flüchtet, in der sie als Haute-Couture-Mo-
del ein unstetes Dasein fristete, und hat
sich mit ihrer Begleiterin hinter dem
feuchten und brüchigen Gemäuer des Ah-
nensitzes im nordenglischen Yorkshire
verschanzt, liest alte Zeitungen, die sich
in ihren wilden Jahren angehäuft haben,
womit sie mit dreißig jährigen Rück-
stand gerade beim Falkland-Krieg ange-
langt ist. Unter undichtem Dach sitzt sie
mit ihrer schrulligen, strickenden Beglei-
terin frierend vor einem kleinen elektri-
schen Heizapparat wie eine Pennerin in
modrigem Pelzmantel und Turnschuhen.
Der verblichene Glanz des klassizisti-
schen Salons, wo die beiden kampieren,
gleicht mit seinen alten Meistern und
dem Nippes der Jahrhunderte einer
Rumpelkammer. Ein Gutachter mustert
das Inventar für eine jener „Dachboden-
versteigerungen“, bei denen Krims-
krams durch die adelige Provenienz zum
Wertgegenstand deklariert wird. Neben-
bei vertritt Miles Jupps listig untertäni-
ger Auktionator den finsteren „Kon-
zern“, der die Öffentlichkeit aus seinen
Immobilien fernhält. Der größte Luxus
sei, Plätze für sich zu haben, das
Schlimmste seien die anderen Men-
schen, sie verdürben alles, umgarnt er
die Schlossherrin und spricht dem Au-
tor Alan Bennett aus dem Munde.
Es sind allerdings nicht nur die ande-
ren Menschen, die diesen spöttischen Be-
obachter der kleinen Befindlichkeiten
mürrisch machen. Bennett verabscheut
die kosmetische Aufbereitung histori-
scher Anwesen und deren Darbietung als
authentisches Bild der Vergangenheit. In
einem Aufsatz, den das Programmheft
gekürzt wiedergibt, bezichtigt er die
Denkmalschutzorganisation, vor nichts
zurückzuschrecken in ihrem publikums-
geilen Eifer, nicht einmal vor einer Au-
dio-Tour des Londoner Rotlichtviertels
Soho. In nostalgischer Erinnerung an
die wohlfahrtsstaatliche Bescheidenheit
seiner Kindheit sieht Bennett diese Ver-
marktung des nationalen Erbes als Sinn-
bild der Kommerzialisierung, die mit
Margaret Thatcher Einzug gehalten habe
und mit der die Selbstverständlichkeit so-
zialer Einrichtungen verschwunden sei.
Auf der „Poeple“-Bühne des National
Theatre gerät der National-Trust-Kura-
tor – Nicholas Le Prevost spielt ihn in
rostbrauner Cordhose und Tweedjacke
als lehrerhaften Enthusiasten – vor al-
lemüber ein Dutzend Nachttöpfe in Ver-
zückung, die berühmte Gäste des Hau-
ses wie George Bernard Shaw, Thomas
Hardy und Ramsay MacDonald einmal
genutzt haben und die aus Pietät nie ge-
leert wurden. Der National Trust will sie
reinigen und „originalgetreu“ wieder
auffüllen lassen. Auch die Vermietung
des Salons für den Pornofilm „Griff
nach dem Schenkel“ soll dem Publikum
nicht vorenthalten werden, und als Krö-
nung des Ganzen wird Dorothy Stacpoo-
le den Besuchern in ihren lumpigen Klei-
dern als lebendes Exponat dargeboten.
Am Schluss, nachdem der Salon in ei-
ner witzig choreographierten Restaurie-
rungsnummer zu altem Glanz gebracht
wird, speit die verfallene Grandedame
jene anekdotischen Banalitäten der Na-
tional-Trust-Freiwilligenhelfer aus, die
Bennett besonders ärgern: Es gebe ja
„nichts, was nicht gesagt werden kann,
nirgendwo, das nicht besuchbar ist. Das
hat uns zumindest der Holocaust beige-
bracht“, lässt er den Vertreter des Natio-
nal Trust in einem seiner pointierten
Sprüche sagen, die, gemessen an den
spitzen Pfeilen eines Oscar Wilde, frei-
lich wie stumpfe Instrumente wirken.
Auch krankt die Satire an pennäler-
haften Sex-Witzen, die Bennett mit der
Beharrlichkeit des verklemmten Briten
streut, der imAlter von seinen Hemmun-
gen befreit worden ist. Selbst unter Ni-
cholas Hytners geschliffener Regie gerät
der Klamauk mit einer lettischen Porno-
darstellerin und ihrem schlaffen Gegen-
über imschaukelnden Himmelbett zu ei-
ner plumpen Situationskömödie. Das Pu-
blikum aber nimmt die possenhafte Ko-
mik begierig auf. Und der National
Trust geht mit Presseerklärungen in die
Defensive. GINA THOMAS
Ordentliche Lösung
Laufenberg für Wiesbaden
Heute versucht jeder, moderater zu sein als alle anderen: John Irving letzte Woche in München. Foto Frank Leonhardt
Die Goethe-Universität Frankfurt am Main
trauert um ihren
Ehrensenator und Präsidenten a. D.
Prof. Dr. Hartwig Kelm
15. April 1933 – 11. November 2012
Professor Dr. Hartwig Kelm studierte an der Frankfurter Goethe-Universität Chemie und promovierte
dort 1962. Danach wechselte er als Assistant Professor an die State University of New York, kam jedoch
1970 als Professor für Physikalische Chemie nach Frankfurt zurück. Schon fünf Jahre später rückte er
in das Präsidium der Goethe-Universität auf, zunächst als Vizepräsident von 1975 bis 1977, dann als
ihr Präsident von 1979 bis 1986. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Stiftung zur Förderung der
internationalen wissenschaftlichen Beziehungen der Goethe-Universität, die Prof. Kelm als Vorsitzender
viele Jahre lang leitete. In Dankbarkeit und Anerkennung seines Engagements ernannte ihn der Senat der
Goethe-Universität 2002 zum Ehrensenator.
Professor Dr. Hartwig Kelm hat sich zudem als Intendant des Hessischen Rundfunks verdient gemacht
sowie als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik Deutschland. Die Goethe-Universität wird ihren Ehrensenator Hartwig Kelm als
herausragende Persönlichkeit stets in bester Erinnerung behalten. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt
seiner Familie.
Der Präsident der
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Prof. Dr. Werner Müller-Esterl
* 4. August 1926 in Freiburg 8. November 2012 in Freiburg
In Liebe und Dankbarkeit
Prof. Dr. jur. Hans Stoll
Der Trauergottesdienst ist am Freitag, den 23. November 2012, um 10.00 Uhr in der
St. Barbara-Kirche (Sudetenstraße 20 in 79117 Freiburg), anschließend Beerdigung
auf dem Bergäcker-Friedhof in Freiburg-Littenweiler.
Elisabeth Stoll, geb. Schneider
Dr. Andreas Stoll mit Familie
Dr. Veit Stoll mit Familie
Dr. Eva Stoll mit Familie
Angela Stoll mit Familie
Alemannensteige 9 ¥ 79117 Freiburg
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
ausgezeichnet mit dem großen Bundesverdienstkreuz
Endlich
Freunde
Salman Rushdie und John
le Carré versöhnen sich
In Serners Tradition
Preis für Almut Tina Schmidt
VomAlten Fritz
Coburger Sonaten wiedergefunden
Was du ererbt von deinen
Briten – verjuxe es!
Spaß amAlten: Alan Bennetts „People“ uraufgeführt
Tanzen zu Downtown: Frances de la Tour und Linda Basset Foto Catherine Ashmore
Im Jogginganzug sitzt
John Irving entspannt
in einem Frankfurter
Luxushotel. Er hat bei
uns gerade seinen Ro-
man „In einer Person“
vorgestellt. Ein Ge-
spräch über Toleranz,
Theater und Politik.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 29 Medien
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Der Tod eines sechsfachen Vaters ist zu be-
klagen. Ach was – eines sechzigtausend-
fachen. Wolf Gerlach brachte 1963 Sechs-
linge zur Welt und benannte sie in streng
alphabetischer Reihenfolge Anton, Berti,
Conni, Det, Edi und Fritzchen. Zwanzig
mehr hätten es also noch werden können,
aber für Gerd und Hänschen war dann ge-
nauso wenig Platz wie für Gerda oder Hel-
ga. Mädchen gab es in der Familie von
Wolf Gerlach nicht. Dafür aber eben sech-
zigtausend Episoden mit den Jungs.
Die Jungs, das sind die Mainzelmänn-
chen, und dieser Name war ein Genie-
streich, auch wenn niemand mehr weiß,
wer überhaupt darauf gekommen ist. Ger-
lach schnappte ihn in den Studios auf, wo
man fieberhaft den Start eines neuen Fern-
sehsenders vorbereitete, und weil das so
eifrig betrieben wurde, hatte irgendwer
die damit Beschäftigen „Mainzelmänn-
chen“ getauft. Denn der Sender, für den
Gerlach seine Figuren in Trickfilmchen
zum Leben erweckte, war das in Mainz
beheimatete ZDF. Das sollte Adenauers
Wunderwaffe gegen die demgreisen Kanz-
ler zu links eingestellten öffentlich-recht-
lichen Sender des ARD-Verbunds werden.
Doch die Mainzelmännchen brachten
vom zweiten Sendetag am 2. April 1963
an mehr als nur einen Hauch von An-
archie ins ZDF. Ihre Komik war dazu ge-
dacht, die spätnachmittägliche Werbung
attraktiver zu machen, also wurden die ein-
zelnen Reklamespots getrennt durch je-
weils sechssekündige Trickfilme. Da aber
die Öffentlich-Rechtlichen am Sonntag
keine Werbung senden dürfen, blieben
sechs Tage dafür übrig, und deshalb wur-
den es nur sechs Mainzelmännchen.
Doch die Truppe agierte nicht selten im
Verbund, und es sollte erfolgsbedingt bald
auch längere Episoden geben, die so-
genannten „Kapriolen“, die eine richtige
Dramaturgie aufwiesen und nicht nur auf
den schnellen Gag setzten. Da kamen die
unterschiedlichen Charaktere der Figuren
erst richtig zum Ausdruck, denn außer
Det, dem Streber mit der schwarzen Latz-
hose, dem man seine Klugheit an der
Nickelbrille ansehen konnte, hatte Ger-
lach auch dessen Brüder mit spezifischen
Eigenschaften versehen: Anton ist Faulen-
zer, Berti ein Tüftler, Conni der Frech-
dachs, Edi ein Genießer und Fritzchen ein
Sportler. In ein festes Schema gegossen
wurde diese zuvor oft kaum erkennbare
Rollenverteilung erst vor zehn Jahren, als
man das Aussehen der Mainzelmännchen
gefälliger zu machen versuchte.
Das misslang, der Charme der ersten
vier Jahrzehnte ist weg, aber immerhin
sind sie noch alle da, und zwischendurch
gab es tatsächlich auch einmal Kurzfilme
von sage und schreibe fünf Minuten Län-
ge, in denen auch Mainzelmädchen auftra-
ten. Auch das ist vorbei, wie die „Kaprio-
len“, auf die man als Kind vor demFernse-
her wartete wie auf Weihnachten; geblie-
ben ist die traditionelle Rolle als Werbe-
unterbrechung, die nach Ansicht ihres Er-
finders dazu geführt hat, dass Kinder Fern-
sehreklame eher als Mainzelmännchen-
unterbrechung wahrnehmen und entspre-
chend hassen. „Aber diese Erkenntnis“, so
sagte Gerlach einmal lapidar, „ist ohne
Folgen geblieben.“
Das hat ihm sein Auskommen gesi-
chert, denn Gerlach war 1962, als er die
Mainzelmännchen entwarf, noch ange-
stellter Filmarchitekt, der für die neue Ge-
schäftsidee seinen Job aufgab. Einen eige-
nen Fernseher konnte er sich damals noch
nicht leisten; als der erste Cartoon, den er
animiert hatte, am 2. April 1963 ausge-
strahlt wurde, musste er im Bekannten-
kreis erst mühsam ein Gerät suchen, um
ihn sehen zu können.
Auch das gekrähte „Guten Abend!“
stammte von Gerlach selbst, weil er mit
keiner anderen Synchronstimme zufrie-
den war. Mit dempointenfreien Herumge-
hampel von heute hatten seine Episoden
nichts zu tun. Man wünscht sich und allen,
die damals noch gar nicht geboren waren,
einen Klassikervorabend im ZDF zu Eh-
ren von Wolf Gerlach, der vorgestern in
Bad Zwischenahn im Alter von 84 Jahren
gestorben ist. ANDREAS PLATTHAUS
Vor dem Landgericht Dresden wird seit
Dienstag abermals über die freien Jour-
nalisten Thomas Datt und Arnd Ginzel
verhandelt. Die beiden, die unter ande-
rem für den „Spiegel“, die „Zeit“ und die
ARD arbeiten, waren im August 2010
im sogenannten „Journalistenprozess“
vom Amtsgericht Dresden wegen übler
Nachrede in zwei Fällen zu fünfzig Ta-
gessätzen à 50 Euro verurteilt worden.
Die Reporter hatten in einem 2008
bei „Zeit online“ erschienenen Artikel
über den sogenannten „Sachsensumpf“,
ein angeblich mafiöse Kartell von Poli-
zei, Politik, Justiz und Organisierter Kri-
minalität, zwei Fragen zu den Ermittlun-
gen der Polizei gestellt, die das Gericht
als falsche Tatsachenbehauptungen wer-
tete. Vom Vorwurf der teilweise fal-
schen Berichterstattung in einem Arti-
kel für den „Spiegel“ im gleichen Jahr,
für den sie recherchiert, den sie aber
letztlich nicht selbst verfasst haben, wur-
den die Angeklagten freigesprochen. Ge-
gen das Urteil hatten sowohl Datt und
Ginzel als auch die Staatsanwaltschaft
Dresden Berufung eingelegt. Die Journa-
listen sehen sich in ihrer Recherche ver-
folgt und fordern einen Freispruch; die
Staatsanwaltschaft dagegen fordert, die
Angeklagten nicht nur wegen übler
Nachrede, sondern auch wegen Verleum-
dung und darüber hinaus auch wegen ih-
rer Zuarbeit für den „Spiegel“ zu verur-
teilen. Letzteres fordert zudem auch der
Nebenkläger, der ehemalige Richter Jür-
gen N., der seinen Ruf von den Repor-
tern in den Dreck gezogen sieht. Der
Journalistenverband DJV, der beide Re-
porter in dem Verfahren unterstützt,
wertet die Anklage als Angriff auf die
Pressefreiheit; investigative Recherche
sei kein Straftatbestand. Gegen beide
Veröffentlichungen wurde bisher nicht
zivilrechtlich vorgegangen.
Zum Auftakt des Berufungsprozesses
stellten beide Angeklagte Befangenheits-
anträge gegen den Vorsitzenden Richter
sowie die Zusammensetzung des Ge-
richts, da sie aufgrund der damals be-
haupteten Verstrickung der sächsischen
Justiz in die Affäre sowie eine Parteinah-
me für den Nebenkläger befürchten, es
werde kein faires Urteil gefällt. Der Pro-
zess wird jedoch bis zu einer Entschei-
dung über den Befangenheitsantrag fort-
gesetzt. STEFAN LOCKE
Die alte Bundeshauptstadt hat für die
neue nicht mehr so viel übrig – zumin-
dest was das Pressewesen angeht. Zum
31. Dezember 2013 nämlich schließt
der Bonner „General-Anzeiger“, die
mit einer Auflage von rund 80000
Exemplaren führende Regionalzeitung
am Platz, sein Korrespondentenbüro
in Berlin. Den drei Korrespondenten
und der Redaktionsassistenz sind an-
geblich Auflösungsverträge vorgelegt
worden. Der Verlag will sich künftig
demVernehmen nach – demsogenann-
ten „Bauchladen-Prinzip“ folgend – in
die Berichterstattung anderer Korre-
spondenten einklinken.
Gespart werden soll dadurch eine
Summe von rund 400 000 Euro jähr-
lich – für diese freilich wird der „Gene-
ral-Anzeiger“ bis dato täglich mit um-
fassender, eigener Berichterstattung
aus Berlin versorgt. Und diese dürfte
beim Bonner Lesepublikum nicht nur
ob der am Rhein verbliebenen Ministe-
rialen sehr gefragt sein. Insofern darf
die Entscheidung schon Verwunde-
rung auslösen. Erläutern will der „Ge-
neral-Anzeiger“, der in der zehnten Ge-
neration im Besitz der Familie Neusser
und an dem der Kölner Verlag M. Du-
Mont Schauberg seit ein paar Jahren
mit achtzehn Prozent beteiligt ist, die-
se nicht. Die Geschäftsführung und
die Chefredaktion der Zeitung wollten
sich zu dem Vorgang auf Anfrage nicht
äußern. „Wir geben keine Stellungnah-
me ab“, hieß es. miha.
W
ann immer ich in den letzten
Jahren das vertraute Grün der
„Frankfurter Rundschau“ gese-
hen habe, musste ich an ein Modell den-
ken, welches der Philosoph David Hume
gewählt hat, umdie Verwirrungen zu be-
schreiben, die beim Nachdenken über
Identität und Wandel entstehen. Ist ein
Schiff, an dem über die Jahre nach und
nach alle Teile ausgetauscht werden,
überhaupt noch dasselbe Schiff? Ist die
„Rundschau“, deren Aus jetzt endgültig
droht, noch die „Rundschau“?
Für die Tageszeitung, bei der ich acht
Jahre lang Redakteur war, lässt sich die-
se Frage nicht ganz so einfach beantwor-
ten, auch wenn es mir, elf Jahre nach
dem Weggang, so vorkommt, als sei da
nicht mehr viel von dem geblieben, was
ich erst als lesender Student und später
als schreibender Redakteur kennenge-
lernt hatte. Nicht nur, weil das Rund-
schau-Haus an der Großen Eschenhei-
mer Straße schon 2006 abgerissen wurde
und die Zeitung damit aus dem städti-
schen Raum verschwand, um einer die-
ser Simulationen von Urbanität Platz zu
machen – das von Wilhelm Berentzen
entworfene Haus war, nebenbei gesagt,
mit seinen eleganten Rundungen und
der großzügigen Verglasung ein sehr ge-
lungenes Exemplar der sonst oft verrufe-
nen Architektur der fünfziger Jahre und
in seiner Anmutung für mich lange auch
Ausdruck einer Haltung, welche der Zei-
tung entsprach, die dort entstand.
Fremd geworden war mir die Zeitung
allerdings, weil personell und strukturell
nur noch wenig an die Jahre erinnerte,
die ich dort verbrachte. Wer damals weg-
gehen konnte, der ging weg, weil das Kri-
sengefühl eine Grundstimmung und das
Klagen über schrumpfende Auflage und
knappe Finanzen die Begleitmusik der
neunziger Jahre gewesen waren. Im Be-
wusstsein vieler altgedienter Redakteure
mischte sich eine gewisse Zaghaftigkeit
mit der durch nichts gedeckten Gewiss-
heit, eher werde der Main austrocknen
als die „Rundschau“ untergehen. Das
war schon damals eine Haltung, mit der
sich zwar überleben, mit der sich aber
niemand für Aufbruch und Neuerung be-
geistern ließ. Was sich in dem Moment,
in dem sich die Mediengruppe M. Du-
Mont Schauberg und die DDVG, die Me-
dienholding der SPD, an der Druck- und
Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH
beteiligten, veränderte, war paradox:
Vorher, in den neunziger Jahren, war
noch investiert und zugleich gejammert
worden; jetzt, wo Geld von außen den
Fortbestand des Betriebs garantierte,
wurde nur noch gespart und wenig ge-
hofft – so klang es jedenfalls bei jenen,
die über all die Jahre geblieben waren.
Dass die „Rundschau“ nun das Insol-
venzverfahren eröffnen will, überrascht
niemanden ernstlich. Dass die Geschäfts-
führung zunächst weiter im Amt bleibt,
aber bei jedem Cent, den sie ausgeben
will, unter Kuratel steht, klingt dagegen
wie ein Horrorfilm: Als wolle man aus
der Zeitung eine Art Zombie machen,
der nicht mehr leben kann, aber auch
nicht sterben darf. Das ist, wenn man
dort einmal gearbeitet hat, wenn man
die politische Bedeutung und das intel-
lektuelle Format betrachtet, welche sich
die Zeitung in der Nachkriegspublizistik
erworben hatte, sehr bitter und traurig.
Das Dahinsiechen hat aber auch, wenn
man ohne Nostalgie an die Debatten der
Neunziger zurückdenkt, eine traurige
Konsequenz. Damals lagen sich immer
wieder die überregional Denkenden mit
den Patrioten des Lokalen in den Haa-
ren, wenn es darumging, wo die Zukunft
der Zeitung läge. Und weil die Richtung
in diesem Konflikt sich mit wechselnden
Machtkonstellationen ändern konnte,
weil vor allem jedoch die politischen
Analysen oft reflexhafte Züge annah-
men, weil viele Beständigkeit und Starr-
sinn miteinander verwechselten, konnte
sich kein Kurs so durchsetzen, dass noch
ein attraktives Profil der Zeitung daraus
geworden wäre. Und zugleich wankte,
schon lange vor dem Internet, sogar die
Bastion der lokalen und regionalen An-
zeigenerlöse.
Als Redakteur eines überregionalen
Ressorts fehlte mir wohl das Verständ-
nis, wie sehr ihre lokale Wurzeln die Zei-
tung prägten. Ich nahm sie als das, was
sie fern von Frankfurt gewesen war: als
eine Bühne der intellektuellen Auseinan-
dersetzung, die in Feuilleton und Politik
stattfand, als eine harte Währung im in-
tellektuellen Diskurs – und womöglich
war auch das in den Neunzigern schon
mehr Nimbus als Realität. Was an der
Trauer nichts ändert. PETER KÖRTE
GENF, 13. November
Die Insolvenz der Nachrichtenagentur
dapd hat auch Folgen in Paris. Vor ei-
nem Jahr hatten deren Eigentümer die
renommierte französische Fotoagentur
Sipa übernommen. Und zwar mit dem
vollmundigen Versprechen, diese zu ei-
ner umfassenden Nachrichtenagentur
und ernsthaften Konkurrenz für die
AFP (Agence France Presse) auszubau-
en. Im vergangenen Juli wurden noch
lautere Töne angeschlagen: Nach langen
Verhandlungen konnte zusätzlich die
französische Tochter der amerikani-
schen Agentur AP erworben werden.
Siebzehn der zwanzig AP-Redakteure
behielten ihren Arbeitsplatz – vorerst.
Gleichzeitig wurden 35 weitere Jour-
nalisten angestellt. Bei der AFP wurde
der Chefredakteur Frankreich, Jean-Luc
Testaut, abgeworben. Emmanuel Hoog,
Direktor der Agentur, die zu den welt-
weit führenden gehört, beschwor die Ge-
fahr einer „Pauperisierung durch einen
neuen Akteur, der die Tarife nach unten
drückt“.
Seit einem Monat testen rund zwan-
zig Redaktionen das Angebot von Sipa
News. Nach Angaben des „Figaro“ hatte
sich AP bereiterklärt, jedes Jahr eine Mil-
lion zu bezahlen. Und dies drei Jahre
lang. Damit sollte der Betrieb in der An-
laufphase garantiert werden. Für AP
ging es darum, die hohen Kosten im Fal-
le einer Einstellung zu vermeiden. Laut
„Figaro“ hat sich dapd nicht an die Ver-
einbarung gehalten und „es scheinbar
vorgezogen, das Geld zu behalten, um
die Verluste in Deutschland zu decken“.
Der Plan des Insolvenzverwalters
Wolf von der Fecht für die Restrukturie-
rung der dapd sieht vor, dass in der Berli-
ner Zentrale rund hundert von 29 Mitar-
beitern entlassen werden (F.A.Z. vom
13. November). In Paris glaubt keiner
mehr an die Rettung. Die 120 Angestell-
ten wurden informiert, dass Sipa News
wohl schon Ende Monat eingestellt wer-
de – entgegen allen Versprechungen. Bis
vor kurzem hatte man verlauten lassen,
dass die Insolvenz von dapd in Deutsch-
land für Sipa News keinerlei Gefahr be-
deute. Das ebenfalls erst im Sommer
übernommene AP-Büro in der West-
schweiz ist vor drei Wochen geschlossen
worden. JÜRG ALTWEGG
Das monatlicherscheinende Stadtmaga-
zin „Prinz“ erscheint im Dezember zum
letztenMal ingedruckter Form. Der Jah-
reszeiten-Verlag will dafür das tagesaktu-
elle Internetangebot der Marke ausbau-
en. Der Medienwandel verändere den
Markt dieser Magazine fundamental,
sagte der Geschäftsführer des Verlags,
Peter Rensmann. Die wirtschaftlichen
Erwartungen seien nicht erfüllt worden,
ergänzte der Verleger Thomas Ganske.
Die bisherigen Investitionen seien aber
eine Basis für die Neuausrichtung. Das
Stadtmagazin „Prinz“ wurde 1986 in Bo-
chum gegründet, gehört seit 1989 zum
Jahreszeiten-Verlag und erscheint mit
vierzehnregionale Ausgaben. Die Aufla-
ge lag zuletzt bei 150 000 Stück. F.A.Z.
Kein Korrespondent
„General-Anzeiger“ verlässt Berlin
Die Anarchisten waren seine Brut
Gegenprogrammals Prinzip: ZumTod des Mainzelmännchen-Erfinders Wolf Gerlach
Strichkonzert: Wolf Gerlach am Werk
Der Tag der
lebenden Toten
Pleitegeier in Paris?
dapd-Tochter Sipa News fürchtet die Einstellung
Stattmagazin
„Prinz“ gibt es nur noch digital
Was vom„Sachsensumpf“ bleibt
Wiederaufnahme: Der „Journalistenprozess“ in Dresden
Wunderwaffe gegen links – oder ein Hauch von Revolte aus dem Filzstift? Wolf Gerlach, aufgenommen 1990. Fotos Marcus Kaufhold
Die Insolvenz der
„Frankfurter
Rundschau“ war
absehbar, dennoch ist
es ein trauriges Datum
für Zeitungsleser in
ganz Deutschland.
Eine Art Nachruf
SEI TE 30 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Feuilleton
HÖRSPIEL
20.03 ARD-Radio-„Tatort“ – BR 2
21.30 HR 2
„Der Stalker“. Von Robert Hültner
Mit Florian Karlheim, Brigitte Hobmeier u.a.
Komposition: zeitblom. Regie: Ulrich Lampen
ca. 57 Min.
20.05 „Der Sonderzug“ – NDR Kultur
Von Erich Kuby nach Gerhart Pohl
Mit Paul Bildt, Maria Wimmer u.a.
Regie: Kurt Reiss, ca. 84 Min.
21.33 „Und dann“ – DKultur
Von WolframHöll
Mit Fabian Busch, Florian Lukas u.a.
Regie: Cordula Dickmeiß, ca. 57 Min.
KLASSIK
18.05 Opernführer – RBB Kulturradio
Ambroise Thomas: „Hamlet“, ca. 55 Min.
19.05 Roland Kunz: Oratorium „Der Seele Ruh“
– BR-Klassik
Mit Andreas Scholl, Countertenor; Roland
Kunz, Countertenor, Keyboards; Orlando Cir-
cle, orpheus chor münchen, Münchner
Rundfunk orchester, Leitung: Anu Tali
ca. 115 Min.
20.03 Musik kommentiert – SWR 2
Alban Berg: Wozzeck, ca. 117 Min.
20.04 Drachentöter – SR 2
Kantaten zumMichaelisfest
J.S. Bach: „Herr Gott, dich loben alle wir“,
Kantate BWV 130; „Es erhub sich ein Streit“,
Kantate BWV 19; „Nun ist das Heil und die
Kraft“, Coro BWV 50; „Man singet mit Freu-
den vomSieg“, Kantate BWV 149 (Chapelle
de la Vigne, Leitung: Bernhard Schmidt)
ca. 146 Min.
JAZZ, POP, ROCK
19.35 Jazz Lounge – MDR Figaro
Susie Arioli, Vocal, ca. 30 Min.
20.03 In concert – DKultur
Elbjazz 2012
Robert Glasper Experiment, ca. 87 Min.
KABARETT
21.05 Querköpfe – DLF Köln
Der Mut der Lisa Fitz, ca. 60 Min.
FEATURE & MAGAZIN
6.05 Mikado – HR 2
Darin: Das Odenwälder Plattenlabel „Peri-
pherique Records“ und die erste CD des
jungen Pianisten Michael Geldreich
8.20 Reportage – DKultur
Ende des Flüchtlingscamps? Asylbewerber
erreichen Bundestagsabgeordnete
ca. 10 Min.
8.30 kulturWelt – BR 2
U.a.: Peter Menasse fordert die Juden in
Österreich und Deutschland auf, die Opfer-
rolle zu verlassen ca. 30 Min.
9.07 Thema – DKultur
Das Literaturfest München begibt sich auf
die Spuren der Romantik, ca. 13 Min.
10.05 Leute – SWR 1 BW
Gast: Wilfried Scharnagl, ehem. Chefredak-
teur des„Bayernkurier“, ca. 115 Min.
10.05 Notizbuch – BR 2
Mit Mentoring zumSchulerfolg, ca. 115 Min.
10.10 Länderzeit – DLF Köln
Wie die Länder die Bundesregierung unter
Reformdruck setzen, ca. 80 Min.
12.05 Scala – WDR 5
Darin: Kunst durch Konsole. Videospiele jen-
seits des Mainstreams, ca. 55 Min.
12.05 Doppel-Kopf – HR 2
Herbert Brandl, „Landschafts-Phantast“
ca. 55 Min.
13.07 Länderreport – DKultur
Ein Zwischenhalt an Deutschlands ältester
Tankstelle in Essen, ca. 23 Min.
14.07 Thema – DKultur
Was den Filmemacher Andreas Dresen an
der Wahl ins Landesverfassungsgericht reizt,
ca. 13 Min.
15.05 Fidelio – HR 2
17.10 Gespräch mit der Schauspielerin
Iris Berben, ca. 95 Min.
15.05 LebensArt – WDR 5
Gut sein, wenn es drauf ankommt, ca. 55 Min.
16.05 Leo nardo – WDR 5
Ärzte warnen vor bestimmten Arzneimitteln
für Kinder, ca. 55 Min.
16.05 Eins zu Eins – BR 2
Gast: Django Asül, Kabarettist, ca. 55 Min.
16.10 Zu Gast – RBB Kulturradio
Der Maler und Grafiker Johannes Grützke
ca. 35 Min.
16.35 Forschung aktuell – DLF Köln
U.a.: Bericht vomAWI-Permafrost-Statusse-
minar in Hamburg, ca. 25 Min.
17.05 Forum– SWR 2
Was müssen Schauspieler heute können?
ca. 45 Min.
17.35 Kultur heute – DLF Köln
„ImBanne des Dunkels“ – Die Hamburger
Kunsthalle zeigt den französischen Radierer
Charles Meryon, ca. 25 Min.
18.05 Der Tag – HR 2
Vorwärts und schon wieder vergessen –
was ist Solidarität?, ca. 55 Min.
18.05 IQ – Wissenschaft und Forschung – BR 2
Gefährliche Teilchen - Muss der Einsatz von
Nano-Silber reguliert werden?, ca. 25 Min.
18.07 Weltzeit – DKultur
Asiatische Immigranten in Kalifornien / Lati-
nos in Kalifornien, ca. 23 Min.
18.10 Figaro trifft … – MDR Figaro
Die Sopranistin Christiane Karg, ca. 50 Min.
19.05 Zündfunk – BR 2
Das neue Berlin: Leipzig zieht Künstler und
Kreative an, ca. 55 Min.
19.15 Zur Dis kussion – DLF Köln
Europas Zukunft, ca. 45 Min.
19.30 Zeitreisen – DKultur
Sexualtität in Japan, ca. 30 Min.
20.05 Tischgespräch – WDR 5
Mit der Schauspielerin Claudia Michelsen
ca. 55 Min.
20.10 Studiozeit – DLF Köln
Wirtschafts-ethische Impulse der Weltreli-
gionen, ca. 20 Min.
20.30 Das Forum– NDR Info
Der Internationale Strafgerichtshof ICC –
Weltgericht oder Alibi-Institution?, ca. 20 Min.
21.05 Redezeit – NDR Info
Der Erfolg Chinas. Vorbild oder Schreckens-
bild?, ca. 55 Min.
22.00 Feature – MDR Figaro RBB Kulturradio
Gerhart Hauptmanns Heimkehr, ca. 60 Min.
22.03 Feature – SWR 2
Kino und Metaphysik, ca. 57 Min.
23.05 Fazit – DKultur
U.a.: Berlin, MuseumDeutsche Guggenheim
„Visions of Modernity“, ca. 55 Min.
LESUNG
14.30 Fortsetzung folgt – SWR 2
Josef Haslinger: „Jáchymov“ (2/19)
ca. 25 Min.
14.30 Lesung – RBB Kulturradio
Hans Fallada: „Ein Mann will nach
oben“ (3/21), ca. 30 Min.
20.30 Lesezeit – DLF Köln
Christoph Peters liest aus„Wir in Kahlen-
berg“ (2/2), ca. 30 Min.
22.05 AmAbend vorgelesen – NDR Kultur
Theodor Fontane: „Cécile“ (3/15), ca. 30 Min.
Radio am Mittwoch
5.00 Report Mainz 5.30 ZDF-Morgenma-
gazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen
9.55Sturmder Liebe 10.45Brisant 11.00
Tagesschau 11.05 ARD-Buffet. Leben &
genießen 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-
Buffet. Leben&genießen13.00ZDF-Mit-
tagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10
Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10
Sturmder Liebe 16.00 Tagesschau16.10
Verrückt nach Meer. Ein Kapitän zum
Knutschen 17.00 Tagesschau 17.15 Bri-
sant 18.00 Verbotene Liebe. Unterhal-
tungsserie. Mit Tatjana Kästel, Melanie
Kogler 18.50 Heiter bis tödlich – Hubert
undStaller. EinStück vomKuchen. Krimi-
serie 19.45Wissenvor 8 –Werkstatt. Wo-
raus besteht eine Schallmauer? 19.50Das
Wetter imErsten 19.55 Börse imErsten
20.00 Tagesschau
20.15 Fußball Testspiel. Niederlande –
Deutschland. Live aus Amster-
dam (NL) / ca. 22.40 Zusammen-
fassungen der anderen Testspie-
le: Schweden – England, Italien –
Frankreich, Österreich – Elfen-
beinküste, Irland – Griechenland,
Russland – USA. Moderation:
Matthias Opdenhövel,
Experte: Mehmet Scholl
23.30 Sportschau-Club
Live aus Amsterdam(NL)
0.00 AnneWill Genosse Krösus – Stein-
brücks Kanzler-Träume schon ge-
platzt? Zu Gast: Matthias Machnig
(SPD, Wahlkampfberater von Peer
Steinbrück), Werner Hansch
(Sportreporter), Hans-Ulrich Jör-
ges (Mitglied der„Stern“-Chefre-
daktion), SevimDagdelen (Die
Linke, Bundestagsabgeordnete
mit Wahlkreis Bochum), Jakob
Augstein (Journalist undVerleger)
1.15 Tagesschau
5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute
9.05 Volle Kanne – Service täglich. Miss-
stände in Pflegeheimen  / Gulasch mit
Kürbis und Linsen – Kochen mit Armin
Roßmeier / Reportage: Eine Altenpflege-
rin packt aus / Redensarten (3) – die hal-
be Miete / Mode: Trendlook Schößchen.
Zu Gast: Simone Rethel-Heesters 10.30
Notruf Hafenkante 11.15 SOKO Wismar
12.00heute 12.10drehscheibe Deutsch-
land 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00
heute  – in Deutschland 14.15 Die Kü-
chenschlacht 15.00 heute 15.05 Topf-
geldjäger 16.00 heute – in Europa 16.10
Die Rettungsflieger 17.00 heute 17.10
hallo deutschland 17.40 Leute heute
18.00 SOKO Wismar 18.50 Lotto 19.00
heute 19.25 Die Garmisch-Cops
20.15 Das Geheimnis der Wale
Dt. Drama mit Veronica Ferres
Regie: Philipp Kadelbach, 2010
Anna reist nach Neuseeland,
um dort ihren Vater Johannes
Waldmann, den renommierten
Walforscher, endlich wieder ein-
mal zu besuchen und sich mit
ihm aussprechen. Doch das
Schicksal will es anders.
23.05 heute-journal
23.32 Wetter
23.35 Markus Lanz
Zu Gast: Rolf Töpperwien
(Sportkommentator), Hansi Mül-
ler (Fußball-Legende), Désirée
Nick (Autorin und Kabarettistin),
Nina Pauer (Journalistin),
Oliver Pocher (Moderator)
0.50 heute nacht
1.05 Geheimnisse des ZweitenWelt-
kriegs (2) Dokumentationsreihe
1.50 Cocktail für eine Leiche
Amerik. Kriminalfilmmit John
Dall. Regie: Alfred Hitchcock, 1948
6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpa-
norama9.00ZIB9.05Kulturzeit 9.45nano
10.15 Lanz kocht 11.30 ECO 12.00 New-
ton 12.25 Natur imGarten (8/10) 12.50
StreifzugdurchJordanien13.00ZIB13.15
Oman – Land imAufbruch 13.30 Sehn-
suchtsrouten–Kreuzfahrt ins Morgenland
14.15 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt ins
Morgenland 15.00 Sehnsuchtsrouten –
Kreuzfahrt imReich der Drachen 15.40
Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt imReich
der Drachen 16.25 Sehnsuchtsrouten –
Kreuzfahrt um Kap Hoorn 17.10 Sehn-
suchtsrouten–Kreuzfahrt umKapHoorn
17.55 Notizen aus dem Ausland 18.00
NewYork für Fortgeschrittene18.30nano
spezial: Planet Stadt 19.00 Brasilia 19.30
Kulturzeit extra: Sehnsucht Stadt
20.15 Eine Stadt wird erpresst
Dt. Thriller mit Uwe Kockisch und
Misel Maticevic. Regie: Dominik
Graf, 2006. Unbekannte erpressen
die Stadt Leipzig: Ein Anschlag
auf das Stromnetz ist geplant.
AmRande eines Braunkohleab-
baugeländes wird eine Sonder-
kommission mit seltsamen Dorf-
bewohnern konfrontiert.
21.45 Die Angst hat 1000 Augen
Städte im Zeichen des Terrors
22.35 La zona – Betreten verboten
Span./Argen./Mexik. Drama mit
Alan Chávez. Regie: Rodrigo Plá,
2007. Beim Einbruch in einer rei-
chen Wohnsiedlung wird eine
Frau getötet, ihr Nachbar er-
schießt wiederum zwei der Täter.
Der Dritte, der 16-jährige Miguel,
kann vomTatort fliehen. Anwoh-
ner verfolgen ihn.
0.05 2057 – Unser Leben in der
Zukunft Präsentiert von
Frank Schätzing. Die Stadt
5.30 SAT.1-Frühstücksfernsehen 10.00
Lenßen 10.30 Lenßen 11.00 Richterin
Barbara Salesch. Die übergewichtige An-
ja soll ihre PersonaltrainerinSilke imWald
mit einemgespannten Draht zu Fall ge-
bracht haben 12.00 Zwei bei Kallwass
13.00Britt. Kreuzverhör: Wie echt ist Dei-
ne Liebe? 14.00 Richter Alexander Hold
15.00Familien-Fälle 16.00Familien-Fälle
17.00 Pures Leben – Mitten in Deutsch-
land. Liebesquartett 17.30 Schicksale –
und plötzlich ist alles anders. Ich liebe
den Freund meiner Tochter 18.00 Nach-
bar gegenNachbar. Die wilde Hilde 18.30
K11– Kommissare imEinsatz. Der falsche
Bulle 19.00K11– Kommissare imEinsatz.
Der letzte Flug 19.30 K 11 – Kommissare
imEinsatz. Blutiges Brautkleid
20.00 SAT.1 Nachrichten
20.15 Beim Leben meiner Schwester
Amerik. Drama mit Cameron Di-
az. Regie: Nick Cassavetes, 2009
Sara und Brian führen mit ihren
Töchtern Kate und Jesse ein
glückliches Familienleben.
Als Kate an Leukämie erkrankt,
beginnt die vergebliche Suche
nach einem geeigneten
Knochenmarkspender.
22.35 The Mentalist
Von langer Hand. Krimiserie
Als Patrick Jane an einemObst-
stand einkaufen möchte, wird er
von einer unbekannten Person
entführt. Daraufhin durchforstet
das CBI-Team Janes alte Fälle, um
Aufschluss zu gewinnen.
23.30 The Mentalist
Tiger, Tiger? Krimiserie
0.30 Beim Leben meiner Schwester
Amerik. Drama mit Cameron
Diaz. Regie: Nick Cassavetes, 2009
2.15 The Mentalist
6.00 Schumann@Pier2 7.00 360° – Geo
Reportage 8.00 Nächster Halt 8.25
X:enius 8.55Unterwegs imSüdenAfrikas
(3/5) 9.40 Prohibition (3/5) 10.30 Der
schwarze Löwe. Österr. Drama, 2008
12.00 Fotografie als Kunst. 1850 – 1860
12.30 As Time Goes By. Dt. Historienfilm,
201112.40Skulpturenaus Pappmaschee
12.50 ARTE Journal 13.00 X:enius 13.25
Mit dem Zug durch ... 14.10 Karambola-
ge 14.25 Zu Tisch in ... 14.50 Bedrohte
Tiere 14.55 Dein Wille geschehe 16.30
X:enius 17.00 Skulpturen aus Pappma-
schee 17.10 Nächster Halt (3/5) 17.35
Der Duft der Götter – Weihrauch 18.20
Silex andthe City 18.25Die Rückkehr be-
drohter Tierarten (1) 19.10 ARTE Journal
19.30Böhmen– Landder hundert Teiche
20.15 Mammuth Franz. Komödie
mit Gérard Depardieu. Regie:
Benoît Delépine, Gustave de
Kervern, 2010. Nach einemlangen
Arbeitsleben entdeckt der
Schlachthofarbeiter Serge kurz
vor seinem Ruhestand, dass sein
früherer Arbeitgeber ihn nie
steuerlich angemeldet hat. Er
begibt sich auf einen Roadtrip.
21.45 Merce Cunningham (1919-
2009) Tanz als Vermächtnis
22.40 Die Eigenheiteneiner jungen
Blondine Franz./Span./Portug.
Drama. Regie: Manoel de Oliveira,
2009. In Galizien sagt man: „Was
du weder deiner Frau noch dei-
nembesten Freund erzählen
kannst, das erzähle einemFrem-
den.“ Genau das tut der junge
Macário auf einer Zugfahrt von
Lissabon an die Algarve.
23.45 Tournee Franz. Komödie
Regie: Mathieu Amalric, 2010
1.35 28 Minuten Magazin
5.35 Explosiv – Das Magazin 6.00 Punkt
6 7.30Alles was zählt 8.00Unter uns 8.30
Gute Zeiten, schlechte Zeiten9.00 Punkt
9 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mitten im
Leben! 11.30 Unsere erste gemeinsame
Wohnung 12.00 Punkt 12 – Das RTL-Mit-
tagsjournal 14.00 Mitten im Leben!
15.00 Verdachtsfälle 16.00 Familien im
Brennpunkt 17.00 Die Schulermittler
17.30 Unter uns. Unterhaltungsserie. Mit
Joy Lee Joana Abiola-Müller, Anne
Apitzsch, Petra Blossey 18.00 Explosiv –
Das Magazin 18.30 Exclusiv – Das Star-
Magazin18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Ak-
tuell – Das Wetter 19.05 Alles was zählt.
Unterhaltungsserie. Mit Silvan-Pierre Lei-
rich, Andrè Dietz, Tatjana Clasing 19.40
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
20.15 Christopher Posch –
Ich kämpfe für Ihr Recht!
Doku-Soap. Kredit-Romeo
21.15 Raus aus den Schulden Marco E.
(32) ist DiplomBetriebswirt. Er
studierte an einer privaten Hoch-
schule. Doch die Studiengebüh-
ren und die vermeintliche Investi-
tion in die eigene Zukunft brach-
ten ihm60.000 Euro Schulden.
22.15 sternTV Abrechnung mit der
Justiz / Schwermetallvergiftung
nach Hüft-OP – Wenn Prothesen
krank machen / Der „Rollermann“
– bäuchlings mit Höchstge-
schwindigkeit unterwegs / Bau-
unternehmung„Stern“-TV: Aus
Müll wird ein Haus. Zu Gast: Jörg
Kachelmann, Miriam Kachelman,
Dieter Kleinschnieder, Kerstin
Pinkes, Professor Dr. Jürgen
Schäfer, Jean Yves Blondeau
0.00 RTL Nachtjournal
0.30 Christopher Posch –
Ich kämpfe für Ihr Recht!
Pro Sieben
7.45 Malcolm 8.45 Scrubs 9.40 Two and
a Half Men 10.30 The Big Bang Theory
11.25 HowI Met Your Mother 12.20 Mal-
colm mittendrin 13.20 Scrubs – Die An-
fänger 14.10 Two and a Half Men 15.05
The Big Bang Theory 16.00 How I Met
Your Mother 17.00 taff 18.00 Newstime
18.10 Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15
Grey’s Anatomy 21.15 New Girl 21.45
How I Met Your Mother 22.15 Suburga-
tory 23.40 TV total 0.45 How I Met Your
Mother 1.10 New Girl 1.35 Suburgatory
Phoenix
8.15 Leben am Limit 9.00 Vor Ort 9.10
BON(N)Jour mit Börse 9.45 Thema 11.00
Vor Ort 12.00 Thema 13.15 Die Cowboys
der Camargue 14.00 Vor Ort 14.30 PK zu
den Deutsch-Polnischen Regierungskon-
sultationen15.15Ausgebrannt –VomEn-
de der Glühbirne 16.00 Thema 17.15
Kampf umden Fisch 17.45 Vor Ort 18.00
Mein Geld, mein Haus, mein Risiko 18.30
Leben am Limit 19.15 Leben am Limit
20.00 Tagesschau 20.15 Der Playboy auf
dem Sachsenthron 21.00 Größenwahn
undSelbstbedienung21.45Bis zumMor-
gengrauen 22.15 Phoenix-Runde 23.00
DerTag0.00Phoenix-Runde0.45DieSter-
nenkriege der Maya 2.15 Die Germanen
Tele 5
8.00 Homeshopping 12.30 Jackie Chan:
Meister aller Klassen. Hongkong. Action-
film, 1980 14.15 Star Trek – Das nächste
Jahrhundert 15.15Star Trek –DeepSpace
Nine 16.15Stargate 17.10Star Trek – Das
nächste Jahrhundert 19.10 Star Trek –
Deep Space Nine 20.15 Birthday Girl.
Engl./Amerik. Krimikomödie, 2001 22.05
Wes Craven’s Carnival of Souls. Amerik.
Mysterythriller mit Shawnee Smith, 1998
23.55 Bettinas Hollywood 0.05 True Hol-
lywood Story 1.00 Birthday Girl. Engl./
Amerik. Krimikomödie, 2001
KIKA
8.25 Lulu Zapadu 8.50 Löwenzähnchen
9.00 Kleiner Roter Traktor 9.25 Kleine
Prinzessin9.45Zoés Zauberschrank 9.55
Au Schwarte! 10.18 Kikaninchen 10.25
Nick 10.50Briefe vonFelix 11.15Der klei-
ne Prinz 11.40 Kein Keks für Kobolde
12.05 Chi Rho 12.30 Meister Eder und
sein Pumuckl 12.55 Talis und die 1000
Aufgaben 13.10 Die Schule der kleinen
Vampire 13.55 Fluch des Falken 14.10
Schloss Einstein 15.00 Die Hauptstadt-
praktikanten 15.25 Der Sleepver Club
16.25 Piets irre Pleiten 16.45 Hier ist Ian
17.10Chi Rho17.35KeinKeks für Kobolde
18.00SherlockYack18.15BriefevonFelix
18.40 Der Mondbär 18.50 Sandmann
19.00 Der kleine Prinz 19.25 pur+ 19.50
logo! 20.00 KiKa Live 20.10 Elternalarm
Hessen
7.45 Sturm der Liebe 8.35 maintower
9.00 hessenschau 9.30 Experiment Ver-
wandtschaft (3/3) 10.00Ichmach’s 10.15
Inaller Freundschaft 11.00service: reisen
11.25 Eine Frau für alle Fälle 11.55 Giraf-
fe, Erdmännchen & Co. 12.45 In aller
Freundschaft 13.30 Unterwegs in Sach-
sen 14.00 Zu Gast in der Türkei 14.30 Die
Straße von Gibraltar 15.15 Im Reich des
Eisvogels 16.00 hallo hessen 16.45 hes-
senschau kompakt 17.00 hallo hessen
17.50 hessenschau kompakt 18.00
maintower 18.20 Brisant 18.50 Service:
Trends 19.15 alle wetter! 19.30 hessen-
schau 20.00 Tagesschau 20.15 mex. U.a.:
Gemütlich, preiswert, lecker – Wie die
Gastronomie Senioren lockt 21.00 Alles
Wissen 21.45 Weg mit der Brille? – Chan-
cen und Risiken des Augenlaserns 22.30
hessenschau kompakt 22.45 defacto
23.15 Die Marx-Brothers: GoWest. Ame-
rik. Komödie, 1940 0.30 Die Marx Brot-
hers im Kaufhaus. Amerik. Komödie,
1941 1.50 Unsere 60er Jahre (4/6)
NDR
8.10 Sturmder Liebe 9.00 Nordmagazin
9.30 Hamburg Journal 10.00 Schleswig-
Holstein Magazin 10.30 buten un binnen
Magazin11.00HalloNiedersachsen11.30
Im Land der Schneeaffen 12.15 In aller
Freundschaft 13.00 NaturNah 13.30 Bri-
sant 14.00Aktuell 14.15Bilderbuch15.00
Aktuell 15.15 Kanadas Queen Charlotte
Islands 16.00Aktuell 16.10MeinNachmit-
tag 17.10 Das Waisenhaus für wilde Tiere
18.00Regional 18.15Winter auf Neuwerk
18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00 Tages-
schau 20.15 Expeditionen ins Tierreich.
Wildes Skandinavien–Finnland21.00Die
bewegendsten TV-Momente 1953 bis
201021.45Aktuell 22.00Großstadtrevier
22.50 extra 3 23.20 Zapp 23.50 Kojak
0.40 Anne Will 1.55 Weltbilder
RBB
8.30 Abendschau/Brandenburg aktuell
9.00 zibb 9.55 Täter  – Opfer  – Polizei
10.20 nano 10.50 Menschliches Versa-
gen (2) 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Ro-
te Rosen 13.05 Schloss Einstein 13.30 In
aller Freundschaft 14.15 Planet Wissen
15.15 Planet Erde (1) 16.05 Heute imPar-
lament 17.05 Das Waisenhaus für wilde
Tiere 18.00 rbb um sechs 18.30 zibb
19.30Abendschau/Brandenburgaktuell
20.00 Tagesschau 20.15 rbb Praxis. Töd-
liche Keime im Krankenhaus 21.00
Abenteuer Bahnhof. Neues Leben an al-
ten Gleisen 21.45 rbb aktuell 22.15 was!
22.45 Wie ein wilder Stier. Amerik. Dra-
ma, 1980 0.45 ttt – titel thesen tempe-
ramente 1.15 Die Leica-Geschichte
WDR
8.20 Planet Wissen9.20 Eins zu eins 9.45
Warschauer Notizen 10.00 Lokalzeit
10.30 Aktuelle Stunde 11.10 Giraffe, Erd-
männchen & Co. 12.00 Pinguin, Löwe &
Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit
13.30 In aller Freundschaft 14.15 Mord
ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen 16.00
WDR aktuell 16.15 daheim& unterwegs
18.05 hier und heute 18.20 Servicezeit
18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit
20.00 Tagesschau 20.15 Das NRW Duell.
Zu Gast: Sandra Quellmann (Moderato-
rin), Stefan Pinnow (Moderator), Bella
Lesnik (Moderatorin), Rainer Nitschke
(Moderator) 21.00 Bunt und lecker (2/6)
21.45 WDR aktuell 22.00 Bericht aus
Brüssel 22.15 SK Kölsch 23.00 Tatort. TV-
Kriminalfilm, Dt. 1985 0.20 Berlin Parter-
re 1.05 Domian 2.00 Lokalzeit aus Köln
MDR
8.05 Sturm der Liebe 8.55 Brisant 9.45
Einfach genial! 10.10 Elefant, Tiger & Co.
11.00 MDR um elf 11.40 In aller Freund-
schaft 12.30 Klinik unter Palmen – Kuba
(2/2). Letzte Liebe. Dt. Familienfilm mit
Klausjürgen Wussow, 2003 14.00 Dabei
ab zwei 14.30 LexiTV 15.30 Biwak 16.00
Hier abvier 17.45 MDR aktuell 18.05 Bri-
sant 18.54 Sandmännchen 19.00 MDR
regional 19.30 MDR aktuell 19.50 Tie-
risch, tierisch 20.15 Exakt. U.a.: Raus aus
demJob: Wie das Arbeitsamt mit Mitar-
beitern umgeht / Vertrieben aus der
Stadt: Warum die Polizei Bürger nicht
schützen kann 20.45 Exakt 21.15 Die
Spur der Schätze 21.45 MDR aktuell
22.05 Tatort. Todesbilder. Dt. Kriminal-
film mit Simone Thomalla, 2012 23.35
Liebe für Fortgeschrittene. Österr./Dt. Ko-
mödie, 2008 1.05 Exakt 1.35 Exakt
SWR
8.40 ARD-Buffet 9.25 Grünzeug 9.55
SWR BW extra 10.25 SWR Landesschau
BW 11.25 Brisant 11.50 Leopard, Seebär
&Co. 12.40 Sturm der Liebe 13.30 Schö-
ne Lügen. Dt. Drama, 2003 15.00 Planet
Wissen 16.05 Kaffee oder Tee 17.05 Kaf-
fee oder Tee 18.00 SWR Landesschau ak-
tuell 18.15 Lust auf Backen 18.45 SWR
Landesschau BW 19.45 SWR Landes-
schau aktuell 20.00 Tagesschau 20.15
betrifft. Der Preis der Blue-Jeans 21.00
betrifft: Die Paketsklaven21.45SWR Lan-
desschau aktuell 22.00 Renn, wenn Du
kannst. Dt. Drama, 2010 23.50 Hannes
undder Bürgermeister (5/10) 0.20Freun-
de in der Mäulesmühle 0.50 Dies biss-
chen Leben (1/2) 1.20 Leben live
Bayern
7.30 Panoramabilder 9.00 Tele-Gym
9.15 Panda, Gorilla & Co 10.05 Münchner
Runde 10.50 Vor Ort 11.20 Rote Rosen
12.05 Sturm der Liebe 13.00 Dahoam is
Dahoam 13.30 Gesundheit! 14.15 Klinik
unter Palmen 15.00 Wirtshausgeschich-
ten aus Bayern 15.30 Wir in Bayern 16.45
Rundschau 17.00 Wirtshausgeschichten
aus Bayern 17.30 Abendschau 18.45
Rundschau 19.00 stationen.Dokumen-
tation 19.45 Dahoam is Dahoam 20.15
Bayerntour. U.a.: Lebensader Regen: Ro-
ding und sein Fluss / Bayerns Gewicht-
heber-Hochburg: die schweren Jungs
aus der Oberpfalz / Der schnelle Stolz
der Stadt: Unterwegs im Roding Roads-
ter / Volksmusik mal anders: zu Besuch
bei „D´Raith-Schwestern“ 21.00 Rund-
schau 21.15 Kontrovers. Zoff um Studi-
engebühren: Verhärtete Fronten im Ko-
alitionsstreit / Wahnsinn: Willkür,
Widersinn, Wurstigkeit / Nachschlag:
Was sonst noch geschah 21.45 Der be-
wegte Mann. Dt. Komödie, 1994 23.15
Kino Kino 23.30 Rundschau-Nacht 23.40
BR-Kurzfilmnacht 1.35 on3-südwild
RTL 2
8.05 Die Schnäppchenhäuser 9.05 Frau-
entausch 11.00 Family Stories 12.00 Fa-
mily Stories 13.00 Berlin – Tag & Nacht
13.55 Privatdetektive im Einsatz 14.50
Der Trödeltrupp17.05Privatdetektive im
Einsatz 18.00X-Diaries 19.00Berlin–Tag
& Nacht 20.00 News 20.15 Teenager in
Not (3/8) 21.10 Babys! Kleines Wunder –
großes Glück (3) 22.05 Transgender  –
Mein Weg in den richtigen Körper (3)
23.05 Extrem schön! 0.00 Dog  – Der
Kopfgeldjäger 1.00 Crime 360 (1) 1.45
MythBusters – Die Wissensjäger
Super RTL
8.40 Chuggington 8.55 Die Oktonauten
9.20Timmy das Schäfchen9.30Mike der
Ritter 9.45 Cleo und die Kunstpiraten
10.15 Mister Maker 10.45 LazyTown  –
Los geht’s 11.15 Benjamin Blümchen
11.45 Meister Manny’s Werkzeugkiste
12.15 Disney Jake und die Nimmerland
Piraten 12.45 Disney Micky Maus Wun-
derhaus 13.15Disneys AmericanDragon
13.45 Disney Phineas und Ferb 14.15
Kim Possible 14.45 Cosmo & Wanda
15.15 Fünf Freunde – Für alle Fälle 15.45
Go Wild! 16.15 Coop gegen Kat 16.45
Cosmo & Wanda 17.15 Eddie Angsthorn
17.45 Angelo! 18.15 American Dragon
18.45KimPossible 19.15Disney Phineas
undFerb19.45Disney Jessie 20.15Once
Upon A Time  – Es war einmal... 21.10
Sindbad 22.10 Ritas Welt 23.40 Golden
Girls 0.25 Shop24Direct Schlagernacht
Kabel 1
8.05 Unsere kleine Farm 9.05 Ein Engel
auf Erden 10.05 Charmed– Zauberhafte
Hexen11.05Ghost Whisperer – Stimmen
aus dem Jenseits 12.00 Cold Case – Kein
Opfer ist je vergessen 12.55 Navy CIS
13.50 Charmed 14.50 Ghost Whisperer
15.45 Cold Case 16.50 Navy CIS 17.50
Abenteuer Leben – täglich neu entde-
cken 19.00 Toto & Harry 19.30 Achtung
Kontrolle – DieTopstories der Ordnungs-
hüter 20.15 The Missing. Amerik. Drama
mit Tommy Lee Jones, 2003 22.55 India-
na Jones und der Tempel des Todes.
Amerik. Abenteuerfilmmit HarrisonFord,
1984 1.20 The Missing. Amerik. Drama
mit Tommy Lee Jones, 2003
Vox
8.00 Unter Beobachtung 9.05 Hilf mir
doch! 10.00Verklagmichdoch! 11.05Mie-
ten, kaufen, wohnen 12.05 Shopping
Queen13.05Verklagmichdoch! 14.00Hilf
mir doch! 14.55 Shopping Queen 15.55
Menschen, Tiere&Doktoren17.00Mieten,
kaufen, wohnen 18.00 Mieten, kaufen,
wohnen19.00Das perfekteDinner. Tag3:
Anca/Altes Land 20.00 Prominent! 20.15
Rizzoli & Isles. Unter Verdacht. Krimiserie
21.15 King (5/8) 22.15 Crossing Jordan –
Pathologin mit Profil 23.50 Rizzoli & Isles
0.40 Nachrichten 1.00 King (5/8) 1.40
Crossing Jordan – Pathologin mit Profil
BR-alpha
8.15 Frauen des Mittelalters (3/4) 8.30
Ich leb’ doch nicht von Luft 9.00 Meilen-
steineder Naturwissenschaft undTechnik
9.15 Grips Englisch 9.30 Frage China –
Frage Österreich 10.15 bäckstage Volks-
musik 10.30Willis Quiz Quark Club11.00
Die Seidenstraße 11.45KAT spezial 12.05
Tagesgespräch13.00alpha-Forum: Chris-
tine Haderthauer 13.45 Mädchenarrest
14.15Die Müritz 15.00Sehenstatt Hören
15.30 nano 16.00 alpha-Campus Doku
16.30 on3-südwild 17.30 W wie Wissen
18.00 Fast Track English18.30 DieTages-
schau vor 25 Jahren 18.45 Rundschau
19.00 Kunstraum 19.15 Grips Mathe
19.30 Kabbala  – Magie, Mystik, Kult
20.15 Iran: ImLandder Ayatollahs 21.00
alpha-Forum: Peter Gritzmann21.45Pla-
net Wissen 22.45 alpha-Centauri 23.00
Rund um den Chiemsee 23.45 LeseZei-
chen 0.15 alpha-Forum 1.00 Kabbala –
Magie, Mystik, Kult 1.45 alpha-Centauri
N24
Stündlich Nachrichten 12.45 Börse am
Mittag 13.05 N24 Zeitreise 14.05 Count-
down in Las Vegas 15.05 N24 Drive
15.30 N24 Cassini 16.05 Tanker, Docks
und harte Jungs 17.05 Der Superhafen
18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cas-
sini 19.10 Autopsie XXL: Der weiße Hai
20.15 Die Erde – Ein Planet entsteht (1)
21.10 Die Erde – Ein Planet entsteht (2)
22.10 Kraftwerk Erde 23.05 Deutsch-
land akut 23.35 Legenden der Vergan-
genheit 0.35 Die Erde 1.25 Die Erde
n-tv
Stündlich Nachrichten 7.35 Telebörse
14.30 News Spezial 15.20 Ratgeber  –
Steuern & Recht 15.40 Telebörse 16.05
Planet Extrem17.05Abriss Extrem18.20
Telebörse18.30Ratgeber: Geld19.05Pla-
net Extrem20.05Welt der Wunder 21.05
Wissen22.03Hurrikane – Stürme der Zer-
störung 22.45 Telebörse 23.05 Mysteri-
um Universum 0.05 Welt der Wunder
0.55 Fastfood-Produktion 1.15 Der Ge-
tränkekarton 1.35 Planet Extrem
CNN
8.00 Report 9.00 WorldSport 9.30 Inside
Africa 10.00 WorldBusiness Today 11.00
Amanpour 11.30 CNNGo 12.00 World
One 13.00 Piers Morgan Tonight 14.00
News Stream 15.00 World Business To-
day 16.00 International Desk 17.00 Glo-
bal Exchange 18.00 World Sport 18.30
CNNGo 19.00 International Desk 20.00
Quest Means Business 21.00 Amanpour
21.30 CNN NewsCenter 22.00 Connect
the World 23.00 Amanpour 23.30 World
Sport 0.00 Piers Morgan Tonight 1.00
World Report 1.30 World Sport
Fernsehen am Mittwoch Aktualisiertes und ausgewähltes Programm www.faz.net/tv
Arte, 20.15 Uhr, Mammuth, Auf einem Roadtrip entdeckt der Beinahe-
Rentner Serge (Gérard Depardieu) ein neues Gefühl von Freiheit. FotoArte
ARD ZDF ARTE 3SAT RTL SAT.1
INDUSTRIESTANDORT BERLIN
Frankfurter Allgemeine Zeitung
VORBILDLICH
Welche Rolle die Hauptstadt mit
fortschrittlichen Technologien bei
der nachhaltigen Energieversor-
gung von morgen spielt. S. B2
ANZIEHEND
Interview mit Regierungschef Klaus
Wowereit über die Zukunft des
Industrie standorts und boomende
Wachstumsbranchen. S. B3
VERSPIELT
Wo früher Stahlseile für
Auf züge hergestellt wurden,
gehen heute Seilspiel geräte
in Produktion. S. B3
Made in Berlin
Regierungssitz, Partyhauptstadt, Berlinale – so lauten die
Stichworte, mit denen man Berlin heute für gewöhnlich in
Verbindung bringt. Wer „Industriestandort“ hört, der dürfte eher
an Städtenamen wie Duisburg, Wolfsburg oder Ludwigshafen
denken. Dabei waren vor rund 75 Jahren noch mehr als eine
halbe Million Menschen im produzierenden Gewerbe der
damaligen Wirtschaftsmetropole beschäftigt, die mit so klangvol-
len Namen wie Siemens, AEG oder Telefunken verbunden war.
Heute zählt das Verarbeitende Gewerbe gerade einmal noch
20 Prozent der im Jahr 1936 darin Beschäftigten. Doch
genügend Anzeichen sprechen dafür, dass die Industrie in Berlin
eine rosige Zukunft hat. Unternehmen aus den Sparten Mobilität
und Energietechnik, aber auch aus der Kreativ- und der Gesund-
heitsbranche siedeln sich vermehrt an, die Hochschulen locken
mit interessanten Angeboten junge Leute aus aller Welt – eine
Chance gerade wegen des demographischen Wandels. Stolz
weist der Regierende Bürgermeister darauf hin, dass kein
Bundesland seit 2005 stärker gewachsen ist als der Stadtstaat.
Ob gigantische Gasturbinen, schicke Motorräder oder innovative
Stahlseilkonstruktionen, Produkte made in Berlin sind Aushänge-
schilder und Exportschlager zugleich. Auch auf dem Gebiet der
Forschung kann die Bundeshauptstadt gut mithalten. Ein Beispiel
von vielen: In der City soll eine mit Batterien betriebene Buslinie in
Zukunft für Furore sorgen. Die wachsende Bedeutung des
Industriestandorts nimmt die Berliner Wirtschaftskonferenz in ihrer
heutigen sechsten Auflage zum Anlass, sich mit den Zukunfts-
trends der heimischen Industrie eingehend auseinanderzusetzen.
Ludger Kersting
EDITORIAL
Verlagsbeilage
14. November 2012 | Nr. 266
BEWEGLICH
Neue Verkehrskonzepte und
elektrische Fortbewegungs-
mittel werden die Mobilität
verändern. S. B4
Ein Beispiel von vielen, das die Bedeutung des Industriestandorts Berlin unterstreicht: die Gasturbinenfabrik von Siemens in Moabit. Hier wurden bisher mehr als 800 leistungsstarke Maschinen hergestellt und in 60 Länder ausgeliefert.
Vom Spätentwickler
zum „neuen“ Berlin
Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Industrialisierung
Berlin. Den großen wirtschaftlichen Einbruch brachten der
2. Weltkrieg und schließlich die Teilung. Doch mittlerweile hat die
Stadt wieder zu neuer Leistungskraft zurückgefunden.
VON KLAUS SEMLINGER. Berlin kokettiert inzwischen mit
Karl Schefflers Verdikt, die Stadt sei dazu verdammt, „im-
merfort zu werden und niemals zu sein“. Kritiker halten es
dagegen für eine aktuelle Umschreibung ihres Vorurteils,
dass die Stadt nichts zu Ende bringt. Tatsächlich stammt die
Charakterisierung aber aus den Anfängen des 20. Jahrhun-
derts, als Berlin zu „Elektropolis“, zum weltweiten Zentrum
dieser damals noch jungen Industrie wurde.
Dabei war die Stadt in der Tat ein wirtschaftlicher Spät-
entwickler. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte
die Industrialisierung auch Berlin. Grundlage dafür war
die lange zuvor bereits betriebene Ansiedlung qualifizier-
ter Handwerker, Kaufleute und Unternehmer. Aber erst
nach Einführung der Gewerbefreiheit 1810, mit entfach-
tem Gründergeist und unterstützt durch staatliche Quali-
fizierung- und Finanzierungshilfen gelang es Berlin, an die
Spitze der deutschen Wirtschaftszentren vorzudringen.
Den 1. Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise überstand
die Stadt noch als unangefochtenes ökonomisches Kraftzen-
trum Deutschlands, in dem die Industrie beschäftigungspoli-
tisch immer noch bestimmend war. 1936 zählte das produzie-
rende Gewerbe in Berlin rund 575 000 Beschäftigte und damit
mehr als in ganz Württemberg, Baden oder Thüringen. Nach
dem 2. Weltkrieg lag die Stadt jedoch, wie viele andere auch, in
Schutt und Asche. Was an Produktionsanlagen nicht zerstört
war, wurde hier aber umfassend demontiert.
Erschwerter Neuaufbau
Hinzu kam die besondere Situation der Teilung, die den
Neuaufbau massiv erschwerte. War die Stadt noch bis
in den Krieg hinein auf dem Weg zur Fünfmillionen-
Metropole, so zählte sie nach Kriegsende nur noch
3,3 Millionen Einwohner. Und während die Währungs-
reform in Westdeutschland einen Grundstein zum bald ein-
setzenden Wirtschaftswunder legte, war sie in Berlin Anlass
oder Vorwand für die Blockade des Westteils der Stadt und
die zunehmende Trennung der beiden Stadthälften, die im
Mauerbau von 1961 ihren Höhepunkt fand.
Bis dahin war es in beiden Stadthälften nur vorder-
gründig gelungen, die wirtschaftlichen Folgen des Krie-
ges zu überwinden. Im Ostteil der Stadt erfolgte der
Wiederaufbau eingezwängt in das Korsett von Planwirt-
schaft und verordneter Arbeitsteilung zwischen den so-
zialistischen RGW-Ländern, so dass es hier bis zum Fall
der Mauer kaum einen Bereich gab, der ohne staatliche
Subventionen wettbewerbsfähig war.
Ganz anders und doch ähnlich hing auch die West-Berli-
ner Wirtschaft am staatlichen Tropf, da hier sonst kaum ein
Privater investieren wollte. Als 1950 die Arbeitslosenquote
auf mehr als 30 Prozent angestiegen war, bemühte sich die
Bundesregierung durch Kürzung der Umsatzsteuerschuld
für Lieferungen an westdeutsche Abnehmer die Produktion
und den Absatz Berliner Industrieerzeugnisse zu begüns-
tigen. Bis 1961 konnte dann auch in West-Berlin nahezu
Vollbeschäftigung erreicht werden.
Einschnitt Mauerbau
Der Mauerbau drohte diese Entwicklung dann wieder rück-
gängig zu machen. Gleichzeitig bescherte er West-Berlin ein
ganz neues ökonomisches Problem: Von einem Tag auf den
anderen versiegte der Flüchtlingsstrom und es fehlten plötz-
lich auch 60 000 Einpendler aus Ost-Berlin und dem Umland.
Die Politik reagierte darauf vor allem mit einer deutlichen
Erhöhung der Investitionsförderung, um nun vorrangig die
Produktivität zu steigern. Die Situation konnte damit zwar
stabilisiert werden, allerdings verstärkte sich dadurch auch
in West-Berlin der Trend zu einer Industriestruktur, deren
Wettbewerbsfähigkeit weniger auf innovativen Produkten
und hoch qualifizierten Arbeitskräften als vielmehr auf sub-
ventionsbedingten Kostenvorteilen beruhte.
So war am Vorabend der Wiedervereinigung die einstige
Industriemetropole im Westteil der Stadt zur verlängerten
Werkbank westdeutscher Unternehmen und im Ostteil
zum Reservat staatlich regulierter Großkombinate gewor-
den. Mit dem Fall der Mauer verlor dann zunächst die Ost-
berliner Industrie ihre Subventionsbasis und ihre garantier-
ten Absatzmärkte. Der Westberliner Wirtschaft wurde kurz
darauf im Vertrauen auf das Anhalten des kurzen Nach-
wendebooms die besondere staatliche Förderung entzogen.
In der Folge gingen in der Berliner Industrie bis 1995, in
nur sechs Jahren, bald 180 000 oder fast die Hälfte der Ar-
beitsplätze verloren. Das war mehr als der Strukturwandel
in der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie nach 1974
in fünfzehn Jahren gekostet hatte.
Auch danach ging es mit der Berliner Industrie vorder-
gründig weiter bergab. Hinter dem allgemeinen Schrump -
f ungsprozess verbarg sich jedoch ein grundlegender Erneu-
erungsprozess. Dieser war im Westteil der Stadt vornehm-
lich mit einer Modernisierung der Produktpalette in fort-
bestehenden Altbetrieben verbunden, im Ostteil mit einer
Fortsetzung Seite B2
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite B2
INDUSTRIESTANDORT BERLIN
neuen Gründerzeit. So arbeiteten im Jahr
2001 in Ost-Berlin bereits zwei von drei In-
dustriebeschäftigten in einem Betrieb, der erst
nach 1991 gegründet worden war. In Berlin
insgesamt war es immerhin gut jeder vierte.
Mittlerweile scheint die Berliner Industrie
wieder Grund unter den Füßen gefunden zu
haben. So überstand nicht nur die Berliner
Wirtschaft insgesamt, sondern auch die Ber-
liner Industrie den letzten Konjunkturein-
bruch im Jahr 2009 deutlich besser als der
Bundesdurchschnitt. Ausdruck ihrer neuen
Leistungsfähigkeit sind die inzwischen über
dem bundesdeutschen Durchschnitt liegende
Produktivität und eine Exportquote, die sich
gegenüber Anfang der 1990er Jahre auf inzwi-
schen 46 Prozent mehr als vervierfacht hat.
Seit 2005 wächst Berlins Wirtschaft jedenfalls
wieder, über die Zeit sogar schneller als die
bundesdeutsche Wirtschaft insgesamt. Paral-
lel dazu steigt die Zahl der Erwerbstätigen,
und auch dies deutlich stärker als im Bundes-
gebiet. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit ist
denn auch weniger einer fortwährenden wirt-
schaftlichen Stagnation geschuldet. Sie ist
vielmehr im Zusammenhang mit dem ständig
wachsenden Pendlerüberschuss zu sehen, der
mittlerweile die 100 000er Marke übersteigt.
Und nicht zuletzt ist Berlin in den vergange-
nen fünf Jahren bei steigender Tendenz um
gut 100 000 Einwohner gewachsen. Mit 3,5
Millionen hat die Stadt heute den höchsten
Bevölkerungsstand der Nachkriegszeit.
Berlin wird neu: vielleicht mit neuen Ba-
sistechnologien des 21. Jahrhunderts (Inter-
net, Biotechnologie), vielleicht aber auch mit
einer „2.0-Version“ ihrer alten Kernbranchen
Elektro- und Verkehrstechnik (regenerative
Energieerzeugung, Energieeffizienz, Elektro-
mobilität und neue Verkehrskonzepte). Die
Stadt hat ihre Entwicklungsschwerpunkte de-
finiert. Wie weit sie führen, wird maßgeblich
davon abhängen, inwieweit es gelingt, das neu
erwachte unternehmerische Engagement und
das kreative Potential der Stadt wirtschaftlich
wirksam werden zu lassen. Als Kulturmetro-
pole und Zentrum der Wissenschaft bietet
Berlin das ideale urbane Hinterland für eine
moderne, dienstleistungsgestützte Industrie.
Die Stadt hat es damit schon einmal geschafft.
Klaus Semlinger, Professor für Volkswirt-
schaftslehre und Vizepräsident der
Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
FORTSETZUNG VON SEITE B1
Vom Spätentwickler zum „neuen“ Berlin
Die Energiewende muss in
den Städten beginnen
In Berlin entstehen fortschrittliche Technologien für die nachhaltige Energieversorgung
der Welt. Die Stadt könnte bei der Energiewende eine Vorreiterrolle übernehmen.
VON BURKHARD ISCHLER UND DANIEL MÜLLER. Groß-
städte bedecken nur etwa ein Prozent der Erdoberfläche,
verschlingen aber rund 75 Prozent der Energie weltweit.
Nicht zuletzt deshalb muss die Energiewende in Deutsch-
land vor allem auch in den Städten beginnen. Doch diese
Aufgabe ist anspruchsvoll, denn eine klima- und umwelt-
freundliche Energieversorgung lässt sich nur durch ein
ganzes Bündel an Maßnahmen erreichen. Die Energie-
landschaft von morgen setzt sich daher wie ein Puzzle aus
verschiedenen Teilen zusammen – beispielsweise einer effi-
zienten Energieerzeugung und einem sparsamen Energie-
verbrauch. Wie die Teile dieses Puzzles aussehen können,
zeigt Berlin schon heute. Viele der dafür benötigten Ideen
und Technologien entstehen hier und sind größtenteils für
den Weltmarkt bestimmt.
Ein Beispiel sind Hightechkomponenten für das künftige
Stromversorgungsnetz, zum Beispiel Überlastschutzsysteme.
Immerhin muss das Strom-
netz zunehmend Fluktua-
tionen verkraften, weil der
Anteil an erneuerbaren
Energiequellen wie etwa
Windkraft und Sonnen-
energie stetig wächst. So
schwankt etwa die Leistung
von Photovoltaikanlagen
enorm, wenn sich Son-
nenschein und Wolken
abwechseln. Eine weitere
Herausforderung ist, dass
das Stromnetz selbst immer
komplexer wird. Bereits
heute speisen neben Groß-
kraftwerken zahlreiche klei-
ne und mittlere Energieer-
zeuger erneuerbaren Strom
in die Netze ein – künftig
werden es Millionen sein.
Um die Stromnetze verläss-
lich betreiben zu können,
sind intelligente Verteilernetze – sogenannte Smart Grids – nö-
tig. Dafür braucht es unter anderemneuartige Sicherungs- und
Schutzsysteme, wie sie in Berlin entwickelt und gebaut werden.
Vor allem auf die intelligente Steuerung kommt es also
künftig an. Eine aktuelle Studie der Technischen Uni-
versität (TU) Berlin und der Unternehmen Siemens und
Vattenfall kommt zu dem Schluss, dass sich der Anteil an
Ökostrom in Berlin bis zum Jahr 2037 von derzeit etwa
25 Prozent auf rund 60 Prozent erhöhen ließe. Neben
dem Ausbau der erneuerbaren Energien würde allein die
intelligente Abstimmung zwischen Energieerzeuger und
Energieverbraucher die Nutzung regenerativer Energien
um 14 Prozentpunkte erhöhen. Der Grund: Wenn der
Wind nachts stark weht, wird kaum Strom benötigt. In
solchen Fällen müssen Windräder oftmals abgeschal-
tet oder die Strommengen exportiert werden. Mit einer
intelligenten Netzsteuerung aber kann man in solchen
Momenten Wärmepumpen, Spülmaschinen oder Kühl-
häuser starten, um das „Zuviel“ des Stroms zu nutzen.
In Berlin wird zudem seit mehreren Jahren intensiv er-
forscht, wie Elektroautos auf diese Weise zum Speichern
von Sonnen- und Windstrom beitragen können.
Neben gut funktionierenden Stromverteilungsnetzen in
Städten und Landkreisen sind in der Zukunft aber auch
neue Stromautobahnen wichtig, die den Strom aus den gro-
ßen Offshore-Windparks im Norden zu den industriellen
Verbraucherzentren im Süden transportieren. Auch dafür
werden in Berlin Schlüsselkomponenten produziert – etwa
Hochspannungsschaltanlagen und Komponenten für eine
effiziente Übertragungstechnik.
Zur Energiewende gehört natürlich auch der Baustein
Energieeffizienz – vor allem bei Gebäuden. Immerhin ver-
brauchen sie allein rund 40 Prozent
der Energie weltweit. Saniert man
Büro- und Wohnhäuser konsequent
nach dem heutigen energetischen
Stand der Technik, lässt sich laut der
Studie der TU Berlin bis 2037 der
Gesamtenergiebedarf der Berliner
Häuser um 45 bis 50 Prozent senken.
Eine enorme Einsparung, die durch
moderne Heizungen, Lüftungen,
Klimatechnik, Gebäudeautomation, Dämmungen oder einen
Ausbau der Fernwärmeversorgung möglich wird. Mit intelli-
genten Zählern oder durch Netzautomationssysteme können
Gebäude auch mit einem Smart Grid verbunden werden. Je
nach Strom angebot können so die Stromverbraucher wie zum
Beispiel Klimaanlagen gesteuert werden. Fahrstühle können je
nach Stromangebot langsamer oder schneller fahren.
Da viele Bauherren oder Eigentümer die Kosten scheu-
en oder nicht für sie aufkommen können, bieten Techno-
logieunternehmen „Energiespar-Contracting-Modelle“ an.
Dabei braucht der Kunde kein Geld in die Hand zu neh-
men – er spart Energie und Kosten und finanziert damit die
Investition über einen vertraglich festgelegten Zeitraum.
Viele Berliner Liegenschaften wurden mit Hilfe dieses Mo-
dells – in Berlin auch als „Energiespar-Partnerschaften“ be-
kannt – saniert: darunter viele Schulen, Rathäuser, mehrere
Schwimmbäder oder die Berliner Universität der Künste.
Insgesamt werden damit pro Jahr garantierte Einsparungen
von rund 11,7 Millionen Euro erzielt.
Ein ehrgeiziger Plan wie die deutsche Energiewende lässt
sich aber nicht allein durch Energieeinsparungen oder mit
erneuerbaren Energien schaffen. Um eine ausreichende
und sichere Energieversorgung zu erreichen, werden zu-
mindest in den nächsten Jahrzehnten auch konventionelle
Kraftwerke benötigt. Denn zum einen reicht die Menge des
grünen Stroms noch nicht, um eine ganze Industrienation
zu versorgen. Zum anderen müssen die Schwankungen von
Sonne und Wind ausgeglichen werden, um Versorgungssi-
cherheit zu gewährleisten.
Doch auch bei konventionellen Kraftwerken sind noch
erhebliche Verbesserungen und Effizienzgewinne möglich.
Das zeigt beispielsweise eine in
Berlin entwickelte und herge-
stellte Gasturbine, die in Kom-
bination mit einer Dampfturbi-
ne im vergangenen Jahr einen
Effizienzweltrekord aufgestellt
hat: Mehr als 60 Prozent der
Energie des Erdgases wandelt
dieses Gaskraftwerk in Strom
um. Zum Vergleich: Der Kraft-
werkspark in Deutschland bringt es heute durchschnittlich
auf gerade einmal 30 bis 40 Prozent. Zudem können Gas-
kraftwerke sehr flexibel kurzfristig schwankende Netzein-
speisungen erneuerbarer Energien ausgleichen. Auch sie
sind damit ein wichtiger Bestandteil des künftigen intelli-
genten Stromnetzes.
Wie Kernkomponenten der Energiewende optimal in-
einandergreifen, könnte künftig auf dem Gelände des
Tegeler Flughafens erforscht werden. Denn das Gelände
soll nach ersten Planungen zu einem Entwicklungs- und
Forschungsstandort ausgebaut werden, in dem auch mo-
derne Energietechnik für Metropolen entworfen und ge-
testet wird. Damit könnte sich Berlin zu einem Vorreiter
der Energiewende entwickeln.
Burkhard Ischler und Daniel Müller, Berliner Büro der
Leitung der Siemens AG
5 FRAGEN AN . . .
Mit „Berlin“ verbindet man nicht unbedingt auf Anhieb „Industrie“. Ist die Stadt in Ihren Augen
dennoch ein spannender Industriestandort?
Unbedingt ist Berlin ein spannender Industriestandort mit einer langen Geschichte. Und die Stadt hat viel
mehr an Industrieunternehmen zu bieten, als man denkt. Daher freut es mich auch, wenn Veranstaltun-
gen wie die Lange Nacht der Industrie oder die Industriekampagne von be Berlin dazu beitragen, Berlin
wieder als Industriestandort bekannter zu machen. Es gibt hier zahlreiche Universitäten und Hochschu-
len, die nicht nur gute Fachkräfte hervorbringen, sondern auch viele gemeinsame Projekte mit Industrie-
unternehmen ermöglichen. Berlin ist mehr als nur eine coole Event- und Dienstleistungsstadt – Industrie
ist wieder angesagt.
Könnte der Firmensitz der BAE GmbH auch irgendwo anders in Deutschland sein?
Die BAE Batterien GmbH ist seit über 115 Jahren in Schöneweide in Berlin. Der Standortvorteil ergibt sich
aus dem Zusammenspiel von Technologie und Wissenschaft. Die enge Zusammenarbeit mit der HTW
Berlin beispielsweise hilft uns, die Produktionsprozesse zu optimieren. Außerdem liegt Berlin strategisch
ideal, dies spiegelt sich allein schon in den Exportzahlen von BAE wider, die bei 80 Prozent liegen.
Natürlich profitieren wir auch von der hohen Anziehungskraft und Außenwirkung, die Berlin in den vergan-
genen Jahren erfahren hat.
Aus welchen Gründen würden Sie anderen, vor allem jungen Menschen empfehlen, auch in Berlin und dort in der
Industrie zu arbeiten?
Die Industrie hat vielleicht nicht das Image wie kreative Bereiche, sie bietet aber genauso spannende Aufgaben und Tätigkeitsfelder. Es gibt
etliche Möglichkeiten, sich zu verwirklichen und spannende Erfahrungen zu machen. Ich finde es toll zu erleben, wie aus vielen einzelnen
Materialien am Ende ein fertiges Produkt herauskommt. Außerdem ist Berlin eine absolut lebendige und abwechslungsreiche Stadt. Hier
lohnt es sich zu leben.
Kommen Sie aus Berlin?
Nein, ich stamme aus Eisenhüttenstadt, einer Kleinstadt in Brandenburg. Ich bin nach Berlin gekommen, da mir hier einfach mehr Möglich-
keiten geboten wurden als in Eisenhüttenstadt je möglich gewesen wären.
Sollte Berlin das wirtschaftliche Standbein „Industrie“ weiter ausbauen?
Die Industrie ist ein wichtiger Baustein im Kreislauf der Wirtschaft und zugleich ein wichtiger Wachstumstreiber. Es ist außerordentlich
wichtig, sie weiter auszubauen und nachhaltig zu stärken. Deshalb sollte die Stadt Interessenten dabei unterstützen, sich hier niederzulas-
sen. Des Weiteren ist es wichtig, das vorhandene Wissen zu bündeln und die vorhandenen Institutionen und Netzwerke miteinander zu
verknüpfen. In Berlin ist viel Potential vorhanden. Es wäre schade, es nicht zu nutzen.
Verena Jantke arbeitet als
Assistentin der Geschäftsführung
bei der BAE Batterie GmbH.
Bis 2037 lässt sich laut Studie der
TU Berlin der Gesamtenergiebedarf
der Berliner Häuser um bis zu 45 bis
50 Prozent senken.
Ein echter Kraftprotz: die Siemens-Gasturbine SGT5-8000H ist die größte und leistungsstärkste Gasturbine der Welt.

W
V
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite B3
INDUSTRIESTANDORT BERLIN










INTERVIEW mit Klaus Wowereit
Herr Wowereit, durch die deutsche Teilung hat Berlin
den Status der führenden Industriemetropole
zwischen Paris und Moskau verloren. Doch seit
einigen Jahren steigt der Industrieanteil wieder.
Woran liegt dies?
Da kommt einiges zusammen: die auch allgemein sehr gute
Wirtschaftsentwicklung Berlins – kein Bundesland ist seit
2005 stärker gewachsen; die umfassende Neuaufstellung
der hiesigen Unternehmen, die einen harten Strukturwan-
del mitgemacht haben und nun wieder wettbewerbsfähige
Produkte herstellen; die vielen guten Köpfe, die Berlin zu
einem Innovationsstandort gemacht haben, und nicht zu-
letzt auch eine verlässliche, strategische Wirtschaftspolitik,
die die richtigen Akzente setzt.
Dennoch arbeiten lediglich rund zehn Prozent der
Beschäftigten im produzierenden Gewerbe – zum
Vergleich: In Gesamtdeutschland liegt der Anteil bei
25 Prozent.
Ein vergleichsweise geringer Produktionsanteil ist für große
Ballungsräume nichts Ungewöhnliches. Schauen Sie nach
Paris oder London, auch dies sind Metropolen wie Berlin,
die von Dienstleistungen geprägt werden. Gleichwohl setzt
Berlin gezielt auf die weitere Entwicklung des Industrie-
standorts. Und wir freuen uns natürlich über jeden zusätz-
lichen Arbeitsplatz. Entscheidend ist dabei in zunehmen-
dem Maße, welche Industrien am Standort eine Perspektive
haben. Berlin ist inzwischen Gründerhauptstadt in innova-
tiven, stark wissensbasierten Branchen. Da entwickeln sich
jetzt Betriebe, deren Wachstumsspielräume noch lange
nicht ausgeschöpft sind.
Wie fördert das Land Berlin die Weiterentwicklung
des Industriestandorts?
Unsere Investitionsbank bietet gute Förderangebote für Inves-
titionen und Wachstum. Was den Unternehmensservice be-
trifft, so gibt es bei Berlin Partner und in den Bezirken kompe-
tente Anlaufstellen. Der Masterplan Industrie hat Themen
identifiziert, an denen der Industriestandort Berlin weiterent-
wickelt werden muss, und entsprechende Projekte aufgesetzt.
Ich selbst habe vor einigen Jahren den Steuerungskreis Indus-
trie ins Leben gerufen, der ressortübergreifend für bessere
Rahmenbedingungen in der Industrie sorgt.
Warum sollte Industrie überhaupt wieder eine größere
Rolle in Berlin spielen? Ist das noch zeitgemäß?
Zurückgefragt: Was ist an Industrie denn unzeitgemäß? Gehö-
ren ein Elektroantrieb oder ein Herzkatheter etwa nicht in un-
sere Zeit? Ich finde schon – und ich bin auch ein wenig stolz
auf die weltweit gefragten Produkte ‚Made in Berlin‘. Außer-
dem gibt es in den Industriebetrieben viele gut bezahlte Ar-
beitsplätze, auch davon können wir in Berlin ruhig noch ein
paar mehr gebrauchen. Und noch einmal: Auf junge Betriebe
mit viel Zukunftspotential kommt es uns ganz besonders an.
Was bedeutet die bundesweite Energiewende für den
Standort Berlin?
Als Stadtstaat ist Berlin weder großer Produzent regenerati-
ver Energien noch besonders stark von der Frage neuer bun-
desweiter Netzverbindungen direkt betroffen. Mit den vie-
len innovativen Betrieben im Bereich der Energietechnik,
der e-Mobilität oder der energetischen Gebäudesanierung
bieten sich Berlin aber neue Wachstumschancen. Insbeson-
dere mit Blick auf unsere exzellente Forschungslandschaft
werden von Berlin intelligente Lösungen für neue Speicher-
systeme oder mehr Energieeffizienz ausgehen. Damit birgt
die Energiewende auch für Berlin große Potentiale.
Nach „Stuttgart 21“ dürfte es noch schwerer
geworden sein, Industriebetriebe in dichtbewohnten
Gebieten anzusiedeln. Wie wollen Sie Akzeptanz für
die Industrieansiedlung schaffen?
Die Zeiten, in denen Industrie gleichbedeutend war mit rau-
chenden Schloten, sind lange vorbei. In Berlin haben wir daher
auch in den innerstädtischen Gebieten Gewerbegebiete, die
völlig akzeptiert sind. Wir haben eine Industriekampagne ge-
startet, die natürlich vorrangig nach außen das Profil des In-
dustriestandorts Berlin stärken soll. Aber auch nach innen, in
die Stadt hinein hat sie Wirkung. Zum Beispiel über die ‚Lange
Nacht der Industrie‘, in der viele Betriebe ihre Türen öffnen.
Apropos Großprojekte: Im Zuge des neuen Großflug-
hafens sollte eigentlich noch in diesem Jahr ein Teil
des jetzigen Flughafens Tegel zum Industrieareal
umgewidmet werden. Was wird daraus angesichts
der verzögerten Inbetriebnahme?
Wir wollen den Flughafen Tegel als Standort für Urban Tech-
nologies nachnutzen. Von Forschung über Entwicklung bis
Produktion werden wir dort Wissenschaftseinrichtungen
und wissensorientierte Unternehmen ansiedeln. Dazu bietet
das Areal eine nahezu einzigartige Chance. Mit der Beuth-
Hochschule wird es einen ersten Ankermieter geben. Der
noch laufende Flugbetrieb in Tegel ändert nichts an diesen
Plänen, außer dass sich die Zeitschiene etwas verschoben hat.
Wenn ausländische Investoren einen geeigneten
Standort in Deutschland suchen, steht Berlin auf der
Hitliste immer mit ganz oben. Welche Branchen zieht
es in die Bundeshauptstadt?
Erfreulicherweise ist Berlin nicht nur für einige wenige Einzel-
branchen attraktiv. Viele Unternehmen zieht es inzwischen in
die Hauptstadt, auch deshalb, weil die Metropole Berlin beson-
ders attraktiv ist für qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter, und weil die vielen Berliner Hochschulen auch ein
deutschlandweit einzigartiges Angebot an Absolventinnen
und Abvsolventen haben. Besondere Ansiedlungserfolge gibt
es in seit Jahren von uns zielstrebig entwickelten und geförder-
ten Bereichen wie der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft, der
Mobilität oder der Energietechnik. Aber auch der Tourismus
und die dynamische Start-up-Szene boomen.
Ein Standortvorteil Berlins ist ihre Anziehungskraft
auf junge Leute. Wie nutzen Sie diesen positiven
Effekt für den Industriestandort Berlin?
Unsere Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt ist tat-
sächlich ein riesiges Wettbewerbsplus. Allein im vergange-
nen Jahr ist Berlin um 40 000 Menschen gewachsen. Viele
Qualifizierte kommen hierher, aber viele Junge kommen
auch zu Beginn ihres Studiums. Das wirkt sich positiv aus.
Auf die Ausstrahlung der Stadt, aber auch natürlich für Be-
triebe, die Fachkräfte brauchen.
Wie wird der Industriestandort Berlin im Jahre 2025
aussehen, welche neuen Branchen werden sich
angesiedelt haben?
Es werden die innovativen und kreativen Branchen sein.
Die Forschungslandschaft sowie die Attraktivität und Of-
fenheit unserer Stadt werden dafür sorgen, dass die guten
Köpfe weiterhin nach Berlin kommen. Tegel wird sich zu
einem Standort moderner Industrien gemausert haben.
Außerdem bin ich sicher, dass die vielen Start-ups von heu-
te die Hauptstadt dann noch stärker prägen werden.
Die Fragen stellte Ludger Kersting.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, zur Zukunft des
Industriestandorts Berlin, zur Anziehungskraft der Stadt für Investoren und
Arbeitnehmer sowie zur künftigen Nutzung des Flughafenareals Tegel.
ZUR PERSON
Klaus Wowereit (59) ist seit Juni 2001 Regierender Bürgermeister von
Berlin, zunächst kurze Zeit als Chef eines Übergangssenats, dann zwei
Legislaturperioden in einer Regierung aus SPD und PDS. Seit November
2011 führt der im West-Berliner Bezirk Tempelhof geborene Volljurist eine
rot-schwarze Landesregierung an.
„Die Wachstumsspielräume
sind noch lange nicht ausgeschöpf“
Industrie zum Anfassen: Klaus Wowereit zu Besuch bei Nokia Siemens Networks
Kreativer Drahtseilakt
Seit fast 150 Jahren produziert die Berliner Seilfabrik Stahlseile.
Während mit den Seilen früher die Aufzüge der Industrie betrieben
wurden, stellt man heute aus ihnen Seilspielgeräte her.
VON KATHARINA KLEIN. Wer denkt nicht weh-
mütig an sie zurück: an die Zeiten, in denen
Nachmittage hauptsächlich darin bestanden,
die Rutsche so oft wie irgend möglich herun-
terzurutschen, beim Fangspiel den anderen
davonzulaufen oder den Sandtunnel mit Hilfe
der richtigen Technik endlich vor dem Ein-
sturz zu bewahren. Für die meisten Menschen
bieten solche Erinnerungen lediglich Stoff für
Tagträume. Für David Köhler hingegen sind
sie Antrieb seines beruflichen Alltags: Zusam-
men mit seinem Vater Karl-Heinz Köhler, mit
dem er die Berliner Seilfabrik leitet, und den
weiteren 50 Mitarbeitern entwickelt, produ-
ziert und liefert er Seilspielgeräte für die Spiel-
plätze dieser Welt.
In der Nische produzieren
Die Berliner sind dabei ein ganz besonderer
Fall: Als Produzenten im Nischenbereich „Seil-
spielgeräte“ entwerfen sie einzigartige Geräte-
konstruktionen, bei denen mit Polyestergarn
umwickelte Stahlseile zu Kletternetzen aufge-
spannt werden. Die dadurch entstehenden so-
genannten „Raumnetze“ bieten nicht nur meh-
reren Kindern gleichzeitig Platz zum Spielen,
sondern machen die Berliner Seilfabrik auf-
grund ihrer seltenen Handwerksfähigkeit zu
einem der Weltmarktführer auf dem Gebiet.
Dabei wurden in der Berliner Seilfabrik
nach ihrer Gründung 1865 mehr als 110 Jahre
lang hauptsächlich Stahlseile für die Aufzüge
der Industrie hergestellt. Dies änderte sich, als
Ende der 70er Jahre ein Architekt auf die Idee
kam, aus kunststoffummantelten Stahlseilen
Spielgeräte für Kinder zu bauen. Er gewann
die Unterstützung der Fachmänner, welche
die Idee fortan verfeinerten und optimierten.
1995 entschied schließlich der damalige Tech-
nische Leiter Karl-Heinz Köhler, sich aus-
schließlich auf das Seilspielgeschäft zu kon-
zentrieren. Er kaufte die Berliner Seilfabrik
und widmet sich seither der Herstellung und
Weiterentwicklung von Seilspielgeräten.
Gegenüber ihren wenigen Konkurrenten
haben die Berliner dabei vor allem einen
Vorteil: einen langjährigen Erfahrungs- und
Wissensschatz rund um die technischen und
gestalterischen Spitzfindigkeiten der Materie
„Seil“. So wussten sie beispielsweise gleich,
dass für die Spielgeräte am besten vierlitzige
Seile mit einem Durchmesser von 16 Milli-
metern verwendet werden mussten. „Würde
man weniger Litzen verwenden, wäre die
Haptik des Seiles zu uneben – würde man
mehr als vier verwenden, wäre die Seilober-
fläche zu glatt“, erklärt Klaus Muth, Prokurist
und Technischer Leiter der Seilfabrik. Eine
„Litze“ ist dabei je ein mit Polyestergarn um-
wickeltes Stahlseil, wobei vier von ihnen für
die Herstellung des schließlich finalen Seiles
verflochten werden.
Auch das Flechten der komplexen Raum-
netze ist Teil des seltenen Handwerks, das die
Berliner beherrschen: „Das können tatsäch-
lich nur eine Handvoll Hersteller auf der Welt
– und wir gehören dazu“, sagt David Köhler
stolz. Mit einem Seilzug werden die vorher
produzierten Einzelteile einige Meter in die
Höhe gezogen und dann der Vorlage entspre-
chend per Hand miteinander verbunden oder
verflochten. „Man muss dabei genau wissen,
an welcher Stelle das Seil in welche Richtung
gebogen werden muss“, erklärt Muth.
Mit Berlin gewachsen
Dass solches, durch jahrelange Erfahrung ent-
standenes Spezialwissen nicht einfach ersetzt
werden kann, betont auch David Köhler. Aus
diesem Grund kann er sich auch nicht vor-
stellen, die Produktion in eine andere deut-
sche Stadt oder gar ins Ausland zu verlagern.
„Vielleicht würden wir Kosten sparen, aber
hier in Berlin haben wir die Fachleute, die wir
brauchen. Außerdem sind wir mit der Stadt
zusammengewachsen und wollen hier einfach
nicht weg“, unterstreicht er.
Die räumliche Konzentration von Ideen-
schmiede und Produktion bietet überdies
einen weiteren entscheidenden Wettbe-
werbsvorteil: die Möglichkeit, neue Ideen
schnell testen zu können. Denn neben der
hohen Qualität der Spielgeräte sind es die
innovativen Gerätekonstruktionen, wel-
che die Kunden der Seilfabrik mögen. Mit
Produkten wie „Picolino“, „Cosmo“ oder
„Quadropolis“ sind inzwischen zwar alle
möglichen geometrischen Raumnetze ver-
wirklicht, dennoch ist der Kreativität der
Mitwirkenden kaum eine Grenze gesetzt.
„Man kann die Formen der Außengerüste
ständig verändern oder vorhandene Gerä-
telemente zu ganz neuen Konstruktionen
kombinieren“, erklärt Köhler.
Auch in Zukunft werden den Berlinern die
Ideen daher so schnell nicht ausgehen. „Sich
beruflich mit einem so positiv besetzten The-
ma beschäftigen zu können macht uns sehr
viel Spaß“, versichert er. Und vermutlich in
Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen auf
Rutschen und Klettertürmen im Sand fügt er
schmunzelnd hinzu: „Das ist es auch, was ich
an meinem Beruf so sehr schätze: die hundert-
prozentige Identifikation mit dem Produkt.“
Katharina Klein, Freie Journalistin,
Frankfurt am Main
Begeistern Kinder, Eltern und Mitarbeiter gleichermaßen: die Produkte der Berliner Seilfabrik
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite B4
INDUSTRIESTANDORT BERLIN
Berliner Herzensangelegenheit
Höchste Präzision gefragt: In Berlin stellen ausgebildete Goldschmiede, Zahntechniker
oder Uhrenmacher Unterstützungssysteme für herzkranke Patienten her. Ein Besuch in
einem Unternehmen, das ein eher ungewöhnliches Tagesgeschäft ausübt.
VON KATHARINA KLEIN. Überlebenswichtige Produkte
herzustellen, das kann nicht jeder Betrieb von sich behaup-
ten. Das Unternehmen „Berlin Heart“ ist jedoch ein solcher
Fall: Seine Mitarbeiter entwickeln und produzieren mecha-
nische Herzunterstützungssysteme für Menschen, deren
eigene Herzfunktion so eingeschränkt ist, dass sie ohne die
technischen Geräte nicht überleben könnten.
Die kleine Lara aus Erlangen beispielsweise war eine
solche Patientin. Das Mädchen kam mit einem Herzfehler
auf die Welt, und im Alter von 3 Jahren war das Organ
schon so geschwächt, dass ihr Puls nur noch durch techni-
sche Geräte aufrechterhalten
werden konnte. Zweiein-
halb Jahre lang übernah-
men Pumpen des sogenann-
ten Excor-Systems von
Berlin Heart die Funktion ihres Herzens, bis sie im Sommer
2012 wieder fit genug war und ihr das langersehnte Spen-
derherz transplantiert werden konnte.
Das Excor-System ist eine außerhalb des Körpers lie-
gende mechanische Pumpe, die per Luftdruck angetrieben
wird und über Kanülen mit dem Herzen verbunden ist.
Berlin Heart ist nach eigenen Angaben weltweit der ein-
zige Hersteller, der eine solche technische Möglichkeit für
ganz junge Patienten anbietet. Für die herzkranken Kinder
gibt es oftmals keine andere Möglichkeit zu überleben: Ihre
Körper sind noch zu klein, als dass andere Unterstützungs-
systeme wie etwa innerhalb des Körpers liegende Pumpen
eingesetzt werden könnten.
Diese Möglichkeit besteht hingegen bei Erwachsenen –
vorausgesetzt jedoch, ihre Herzprobleme betreffen nur die
für den Blutkreislauf zuständige linke Herzkammer. Hier
hilft dann das implantierbare Incor-System. Es bietet den
Patienten eine deutlich erhöhte Lebensqualität: Angetrie-
ben durch einen Akku, der in einer kleinen Tasche unter-
gebracht ist, übernimmt die Pumpe die Funktion des Her-
zens. Ist jedoch überdies auch die rechte Herzkammer
erkrankt, muss der Patient mit dem parakorporalen Excor-
System unterstützt werden. Nach der stationären Unter-
bringung wird dann ein mit komplizierter Technik ausge-
stattetes mobiles Antriebssystem, dessen Aussehen an
einen Einkaufstrolley erinnert, sein ständiger Begleiter.
Ruhiges Händchen
Obwohl die mechanischen Pumpen theoretisch über lan-
ge Zeit die Funktion des Herzens für ihre Patienten über-
nehmen könnten, ist ihr Einsatz oft nicht von langer Dau-
er. „Unsere Systeme werden meistens eingesetzt, um die
Zeit bis zu einer Transplantation zu überbrücken“, erklärt
Geschäftsführer Dr. Dirk Lauscher. Es gebe andererseits
auch Fälle, in denen sich das Herz aufgrund der Entlas-
tung durch die Geräte wieder erholt und anschließend
selbständig weiterarbeiten kann. Dies komme jedoch sel-
ten vor.
Dass bei der Herstellung höchste Präzision gefragt ist,
bestätigt auch der Blick in die Produktionsräume von Ber-
lin Heart. Zum Zusammenbauen der angelieferten Teile
benötigen die 200 Mitarbeiter am Standort im Berliner
Bezirk Steglitz vor allem eines: ein ruhiges Händchen. Aus
diesem Grund sind ein Großteil der Belegschaft ausgebil-
dete Goldschmiede, Zahntechniker oder Uhrenmacher,
die, in weiße Hygieneanzüge gehüllt, die komplizierten
Produkte herstellen. Im ebenfalls wichtigen Geschäfts-
bereich Forschung und Entwicklung sind es vornehmlich
Maschinenbauer, die auf Strömungs- oder Fertigungs-
technik spezialisiert sind, und die mit ihrem Wissen den
Fortschritt der Geräte ständig vorantreiben.
Patienten liefern Ideen
Lauscher schätzt das qualifizierte Personal, das er in Ber-
lin vorfindet. Dieser Zustand bestätige ihn auch immer
wieder in der Wahl seines Betriebssitzes, der sich für ihn
darüber hinaus durch die enge Zusammenarbeit mit den
einzelnen Wissenschaftsstandorten und die logistisch
günstigen Bedingungen der Metropole auszeichnet. „Ein
Wechsel kam für uns nie in Frage und wird auch in Zu-
kunft kein Thema sein“, sagt er. Denn wenn beispielsweise
jemand im Betrieb neu eingestellt wird, dauert es bis zu
einem Jahr, bis er die benötigten Fertigkeiten besitzt, um
die hohen Qualitätsstandards der Produktion erfüllen zu
können. Außerdem bestehe nach wie vor eine Zusammen-
arbeit mit dem Herzzentrum Berlin, dessen Forscherteam
rund um Dr. Emil Sebastian Bücherl vor knapp 30 Jahren
auch die Vorstufe des heute verfügbaren Excor-System
entwickelt hatte. „Der Austausch mit den Ärzten und Ex-
perten bringt wichtige Impulse für die Weiterentwicklung
und Verfeinerung unserer Herzunterstützungsysteme“,
bestätigt Lauscher.
Wertvolle Ideen kommen aber durchaus von den Patien-
ten selbst, wenn sie beispielsweise Berlin Heart besuchen,
um zu sehen, wer das für sie überlebenswichtige Gerät
überhaupt herstellt. Für die Mitarbeiter sind solche Zusam-
menkünfte vor allem immer wieder eine Bestätigung ihrer
Arbeit: „Zu sehen, dass ein Patient mit den Metallteilen, die
wir poliert haben, oder mit den Kanülen, die wir gegossen
haben, weiterleben kann – das ist doch eine tolle Sache“,
sagt ein Produktionsmitarbeiter. Sein Beruf ist für ihn eben
in jeder Hinsicht eine Herzensangelegenheit.

Katharina Klein, Freie Journalistin, Frankfurt am Main
W
ie stellt Kraft Foods eigentlich Röstkaffee her? Oder Gillette seine Rasierklin-
gen? Und wie werden inzwischen BMW-Motorräder gefertigt? Auskunft über
solche und ähnliche Fragen gab die in diesem Jahr erstmals in Berlin veranstaltete
„Lange Nacht der Industrie“, bei der 25 Berliner Unternehmen ihre Werkstore öff-
neten und den Besuchern Einblicke in sonst verborgene Arbeits- und Produktions-
prozesse gewährten (Fotos). Das Veranstaltungsformat, das 2008 erfolgreich in
Hamburg gestartet war und aktuell in 10 deutschen Städten stattfindet, verfolgt
dabei das Ziel, die Industrie als Arbeitgeber und Wachstumsmotor bekannter und
attraktiver zu machen. Das Angebot richtet sich daher generell an alle Wissbegie-
rigen; vor allem profitieren aber potentielle Mitarbeiter, Schüler und Studierende
davon, denn bei den Führungen in je zwei Betrieben erhalten die Besucher von
fachkundigen Ansprechpartnern Antworten auf alle offen gebliebenen Fragen.
Die nächste „Lange Nacht der Industrie“ findet am 13. Mai 2013 statt. Da das
Veranstaltungskonzept nicht nur in Berlin auf große Begeisterung stößt, soll das
Angebot in den kommenden Jahren auf insgesamt 20 Städte im gesamten Bun-
desgebiet ausgedehnt werden. Überlebenswichtig: Produkte von Berlin Heart bringen Herzen auf der ganzen
Welt zum Schlagen.
Wie wird Elektromobilität
Berlin verändern?
Elektroautos für jedermann, elektrischer Lieferverkehr und
eine elektrische Buslinie – in Berlin werden ständig neue Ideen
zur Elektromobilität entwickelt, erprobt und umgesetzt.
VON BARBARA LENZ. Elektromobilität ist mehr
als das Ersetzen von konventionellen Autos
durch elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Pro-
minentes Beispiel ist das Car-Sharing, das in
ganz neuen Varianten die städtischen Mobili-
tätsmärkte in Schwung bringt. Besonders deut-
lich wird das in einer großen Stadt wie Berlin,
wo neue Mobilitätskonzepte nicht nur getestet
werden, sondern darüber hinaus dazu beitra-
gen, das bestehende Verkehrsangebot zu erwei-
tern und noch attraktiver zu machen.
Geringerer Flächenverbrauch
Neben den klassischen Car Sharing-Anbie-
tern gibt es in Berlin mittlerweile drei ver-
schiedene Anbieter für das sogenannte Flex
Car Sharing. Einer davon ist bereits vollstän-
dig mit elektrischen Autos ausgestattet, und
die beiden anderen Anbieter wollen ihre Flot-
te in naher Zukunft zusätzlich mit elektri-
schen Fahrzeugen bestücken. In Berlin zeigt
sich, dass die Flexibilität des neuen Angebots
und der einfache Zugang, aber auch die At-
traktivität der Fahrzeuge sowohl das flexible
als auch das konventionelle Car Sharing inter-
essant machen. Denn die Berliner, die einer-
seits seltener ein Auto besitzen, als dies im
Bundesdurchschnitt der Fall ist, und denen
andererseits ein weitverzweigtes und gut fre-
quentiertes ÖPNV-Netz zur Verfügung steht,
scheinen das Angebot recht gut anzunehmen.
Je mehr Menschen in hybriden, mit Elek-
trofahrzeugen ausgestatteten Systemen un-
terwegs sind, desto weniger Abgase entste-
hen, und desto weniger Fläche wird für den
ruhenden Verkehr benötigt. Darüber hinaus
verbindet sich mit der Elektromobilität ein
hohes Potential an Lärmminderung; beim
Anfahren an der Ampel beispielsweise verur-
sachen Elektroautos deutlich weniger stören-
de Geräusche als konventionelle Fahrzeuge.
Allerdings wird auch in Berlin diskutiert, mit
welchen Maßnahmen die Nutzung von Elek-
troautos so gefördert werden kann, dass für
die Lebensqualität der größtmögliche Nutzen
entsteht. Maßnahmen, die nur das Elektroau-
to an die Stelle des herkömmlichen Pkw set-
zen, kann sich eine Stadt allenfalls für kurze
Zeit leisten. Denn ansonsten stehen in weni-
gen Jahren die Autos wieder im Stau, nur dass
es dann halt Elektroautos sind.
Auch eBikes und Pedelecs sind ein immer
wichtiger werdender Bestandteil des elektro-
mobilen Verkehrs in Berlin. Typisch für Berlin
sind die weiten Entfernungen innerhalb der
Stadt. Bislang gab es keine Alternative zum
öffentlichen Verkehr oder zum Auto. 15 Kilo-
meter auf einem eBike sind aber keine Entfer-
nung mehr, und die dabei möglichen Reisezei-
ten müssen den Vergleich mit dem Pkw nicht
scheuen. Ziel wird es deshalb mittelfristig
sein, nicht nur den Radverkehr im Zen trum
sicherer und unkomplizierter zu machen,
sondern auch hochfrequentierte Pendlerstre-
cken attraktiv fürs Rad beziehungsweise für
eBikes zu machen.
Gemeinsam mit dem Land Brandenburg
wird Berlin in den nächsten Jahren eines der
vier nationalen „Schaufenster Elektromobili-
tät“ sein. Im Berliner Schaufenster sind mehr
als 30 unterschiedliche Projekte geplant. Sie
reichen vom elektrischen Car Sharing für
jedermann über Firmenflotten in Unterneh-
men und Behörden bis hin zum elektrischen
Lieferverkehr. Ein für die Bürger und die Tou-
risten besonders sichtbares Projekt wird eine
batterieelektrisch betriebene Buslinie sein, die
vom Hauptbahnhof durch die östliche Berli-
ner City bis zum Ostbahnhof verkehren soll.
Die Busse sollen an den Endhaltestellen in-
duktiv, das heißt kabellos, mit Strom versorgt
werden.
Führend in Ladeinfrastruktur
Im „Schaufenster Elektromobilität“ soll der
unmittelbare Austausch mit den Bürgern
schon in der Forschungsphase gesucht wer-
den. Die Region Berlin-Brandenburg ver-
folgt das Ziel, die Leitmetropole der Elektro-
mobilität in Europa zu werden. Schon heute
besitzt die Bundeshauptstadt das größte Netz
an Ladeinfrastruktur aller deutschen Städte.
Bereits angestoßen ist ein Ausbau der Lade-
infrastruktur von derzeit rund 500 auf 3700
Ladepunkte in den kommenden drei Jahren
– davon sollen 1400 Ladepunkte öffentlich
und 2300 privat sein.
Die Elektromobilitäts-Forschung umfasst
auch Fragen wie Akzeptanz und Nutzung der
neuen Technologie. Derzeit wird das Potenti-
al des Wirtschaftsverkehrs als Einsatzbereich
für Elektromobilität immer noch unter-
schätzt. Gerade im innerstädtischen Liefer-
verkehr liegen die Tageskilometer der einzel-
nen Fahrzeuge vielfach unter 40 Kilometern.
Das sind „perfekte“ Einsatzbedingungen für
Elektrofahrzeuge.
Außerdem sind durch exakte Fahrtenpla-
nung die Tageskilometer bereits vor Antritt
der Fahrt bekannt. Ein „Reichweitenproblem“
im Sinne von „range anxiety“ – also: „Reicht
der Strom bis zum Ziel?“ – besteht nicht. Erste
Projekte im Rahmen der Modellregionen ha-
ben gezeigt, dass Elektro-Lkw für städtische
Lieferverkehre sehr gut eingesetzt werden
können. Die Reduzierung von Abgasen und
Lärm macht sich vor allem in den Zentren be-
merkbar. Eine Befragung in einem der Berli-
ner Bezirkszentren hat gezeigt, dass mehr als
die Hälfte der Anwohner erwartet, dass sich
durch den Einsatz von Elektrolastern die Le-
bensqualität im Wohnumfeld erhöhen wird.
„Ich ersetze ein Auto“
Darüber hinaus hat Berlin das Projekt „Ich er-
setze ein Auto“ gestartet, in dem gemeinsam
mit sieben weiteren Städten im Bundesgebiet
getestet wird, wie kleinvolumige, bis zu 220
Kilogramm schwere Lieferungen mit Elektro-
Lastenrädern durchgeführt werden können.
Durch ein solches Vorhaben können zugleich
der Einsatz neuartiger Fahrzeuge sowie neue
Logistik-Konzepte erprobt werden.
Prof. Dr. Barbara Lenz, Direktorin des Instituts
für Verkehrsforschung des DLR, Berlin
Industriestandort Berlin
Verlagsbeilage
Frankfurter Allgemeine Zeitung
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Hellerhofstraße 2 – 4
60327 Frankfurt am Main, 2012
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:
Ludger Kersting
F.A.Z.-Institut für Management-,
Markt- und Medieninformationen GmbH
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60326 Frankfurt am Main
[email protected]
Verantwortlich für Anzeigen:
Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer);
für Anzeigenproduktion: Stephan Puls
Weitere Detailangaben siehe Politik, Seite 4
Verwendete Fotos:
S. B1: Siemens; S. B2: Berlin Partner GmbH
(Thomas Bruns), Siemens; S. B3: Berliner Seilfabrik,
Landesarchiv Berlin (Thomas Platow); S. B4: prima
events GmbH, Berlin Heart
IMPRESSUM
NR. 266 · SEI TE N 1
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 Natur und Wissenschaft
Isoliert in einem Ionenkäfig, lassen
sich die Massen der Elemente
jenseits von Uran präzise messen.
Dabei offenbaren die Kerne auch
schwer zugängliche Informationen
über ihre Stabilität. Seite N2
„Mehr Demokratie wagen“, lautete
die Parole der ersten SPD-geführten
Bundesregierung. Der Politologe
Wilhelm Hennis hatte davon 1969
eine eigene, weniger euphorische
Lesart. Seite N3
In der Affäre um die plagiathaltige
Dissertation der Bundesbildungs-
ministerin werden die Argumente
ständig subtiler. Sogar Leute, die sie
gar nicht gelesen haben, beurteilen
sie hermeneutisch. Seite N5
D
ie in entgegengesetzte Richtungen weisenden
Auswürfe, die wie diese beiden „Korkenzieher“
von Fleming 1 im Sternbild Centaurus etliche Plane-
tarische Nebel zieren, verdanken ihre Herkunft oft
Doppelsternen in den Zentren der Systeme. Diese
These wird jetzt von Beobachtungen mit dem Very
Large Telescope (VLT) der Europäischen Südstern-
warte bestätigt. Planetarische Nebel formen sich,
wenn alternde sonnenähnliche Sterne Schalen aus
Gas abstoßen. Sie sollten deshalb normalerweise ku-
gelsymmetrisch sein. Die bisherigen Studien haben
darauf hingedeutet, dass jeweils zwei zusätzliche Jets
wenigstens dann entstehen können, wenn Doppelsys-
teme im Zentrum, deren Komponenten weit ausein-
anderstehen und für einen gegenseitigen Umlauf min-
destens zehn Jahre benötigen, die Auswürfe beein-
flussen. Im innersten Bereich des Planetarischen Ne-
bels Fleming 1 haben die Forscher der Eso mit dem
VLT dagegen, wie sie in der jüngsten Ausgabe der
Zeitschrift „Science“ berichten, ein aus zwei Weißen
Zwergen bestehendes Doppelsternsystem mit einer
Umlaufperiode von nur 1,2 Tagen entdeckt. Außer-
dem fanden die Astronomen in dessen Nähe den äu-
ßeren Korkenziehern ähnliche – durch „Knoten“ aus-
gezeichnete – Gebilde, die zusammen mit den übri-
gen Befunden die Doppelstern-These für den Ur-
sprung der Jets stützen. Für Fleming 1 scheint es von
Bedeutung zu sein, dass sich die Achse der sogenann-
ten Akkretionsscheibe aus Gas, die sich um den ei-
nen Stern bildet, wenn er Materie von seinem Beglei-
ter an sich zerrt, wie die Achse eines schräg aufge-
setzten Kinderkreisels zu drehen beginnt. (G.P.)
Die Herkunft der kosmischen Korkenzieher gewinnt an Kontur
Alle Macht allen
Schavans Endspiel
Atomkerne auf der Waage
Der Planetarische Nebel Fleming 1 im Sternbild Centaurus ist rund zehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt. Foto Eso
Knapp eine Woche vor dem möglicher-
weise entscheidenden Treffen der euro-
päischen Finanzminister machen nun
auch die fünfzig größten Forschungsför-
der-Organisationen aus 25 Mitglieds-
ländern mobil, um das geplante 80 Mil-
liarden Euro umfassende Budget für
das nächste EU-Rahmenprogramm
„Horizon 2020“ zu retten. „Zeit für Eu-
ropa, sich zum wissensbasierten Wirt-
schaftsraum zu bekennen“, steht über
der Stellungnahme der Dachorganisati-
on „Science Europe“. Neben der ge-
meinsamen Unterschriftensammlung
von 44 Nobelpreisträgern und sechs
Field-Medaillen-Gewinnern sowie ei-
ner Online-Petition mit inzwischen fast
130 000 Unterzeichnern ist dies die drit-
te Initiative, um für das, wie es heißt,
von der EU-Kommission für die nächs-
ten sieben Jahre „vorsichtig kalkulier-
te“ – allerdings um mehr als ein Drittel
erhöhte – Forschungsbudget zu kämp-
fen. Wegen der Finanzkrise und natio-
naler Sparprogramme wird eine Kap-
pung der Etatsteigerung befürchtet. Je-
der Euro für die Forschung zahle sich
für die europäische Industrie mit sie-
ben bis 14 Euro Mehrertrag aus. F.A.Z.
Heute
Ob in Kosmetika, Zahncremes, Tabletten
oder Wandfarbe – nanometergroße Parti-
keln aus Titandioxid werden überall dort
verwendet, wo ein strahlend weißer opti-
scher Eindruck erzielt werden soll. Doch
je stärker man die Nanomaterialien nutzt,
desto größer ist auch das Risiko, dass sie
unkontrolliert etwa über Abwässer in die
Umwelt gelangen. Seit einigen Jahren dis-
kutiert man über die möglichen Auswir-
kungen auf die Natur und die Gesundheit.
Dass industrielle Titandioxid-Partikeln in
Wasser lebende Kleintiere offenkundig
stärker schädigen können als bislang ge-
dacht, zeigt jetzt eine Studie von Ökotoxi-
kologen der Universität Koblenz-Landau.
Die Wissenschaftler um Ralf Schulz
wählten für ihre Untersuchungen Wasser-
flöhe der Art Daphnia magna. Die Tier-
chen, die durchschnittlich 21 Tage lang le-
ben, sind Standard-Testorganismen für
Wissenschaftler, die Chemikalien oder Na-
nopartikeln auf deren Umwelttoxizität hin
untersuchen. Die Studienobjekte wurden,
kaumwaren sie geschlüpft, in Wassergefä-
ße mit unterschiedlich hohen Konzentra-
tionen an Titandioxid-Partikeln gegeben.
Die Belastungen variierten zwischen 0,02
und zwei Milligrammpro Liter. Die durch-
schnittliche Größe der – kommerziell er-
hältlichen – Titandioxid-Partikeln betrug
rund hundert Nanometer. Bei den Versu-
chen wurde darauf geachtet, dass die Was-
serflöhe einer konstanten Belastung aus-
gesetzt waren. Zur Kontrolle ließ man
eine Generation von Wasserflöhen in nor-
malem Wasser heranwachsen.
Aus früheren Versuchen, wussten die
Forscher bereits, dass Wasserflöhe, die
längere Zeit Nanopartikeln ausgesetzt
sind, ihre Schwimmfähigkeit verloren. Un-
tersuchungen hatten gezeigt, dass sich die
Nanopartikeln besonders an der Oberflä-
che der Tierchen anlagern. Bei ihren jüngs-
ten Versuchen interessierten sich Schulz
und seine Kollegen für die Nachkommen
von belasteten Wasserflöhen und dafür,
ob und wie stark der Nachwuchs geschä-
digt wird.
Bei einem Experiment ließen die For-
scher die Wasserflöhe 21 Tage in einer
hochkonzentrierten Titandioxid-Lösung
heranwachsen. Nach 18 Tagen entnahmen
sie die gerade geschlüpfte fünfte Brut und
gaben diese in eine andere, weniger belas-
tete Lösung. Es zeigte sich, dass die Jung-
tiere bereits bei geringer Titandioxid-Kon-
zentration nach kurzer Zeit eingingen. In
einem anderen Fall wurden die adulten
Tiere am 18. Tag herausgenommen und in
ein saubere Lösung gegeben, in die sie ih-
ren Nachwuchs entließen. Doch obwohl
die Jungtiere selbst nie Kontakt mit Titan-
dioxid hatten, waren sie weniger
schwimmfähig als ihre Pendants der Kon-
trollgruppe („PlosOne“, doi: 10.1371/jour-
nal.pone.0020112).
„Der Effekt trat schon bei einer recht ge-
ringen Partikelkonzentration auf, der die
Eltern zuvor ausgesetzt gewesen waren –
nämlich bei 0,02 Milligramm pro Liter,“,
sagt Ralf Schulz. Das ist etwa die Konzen-
tration, wie man sie Studien zufolge in na-
türlichen Gewässern vermutet. „Überra-
schenderweise zeigten die Elterntiere ih-
rerseits keine Auffälligkeit gegenüber der
Kontrollgruppe.“ Warum die Jungen so
empfindlich reagieren, können die For-
scher noch nicht sagen. „Wir glauben, dass
die Eltern durch die Titandioxid-Partikeln
geschädigt werden und ihrem Nachwuchs
dadurch nicht das weitergeben können,
was sie zum Überleben benötigen“, er-
klärt Schulz. MANFRED LINDINGER
D
ie von Werner Heisenberg 1927
formulierte Unschärfebeziehung
ist trotz ihrer Tiefgründigkeit und
Abstraktheit das wohl bekannteste Ge-
setz der Quantenphysik. Sie besagt ver-
einfacht, dass man nicht gleichzeitig die
Geschwindigkeit und den Ort etwa eines
Elektrons mit beliebiger Präzision bestim-
men kann. Für die Popularität dieses Ge-
setzes hat vor allem eine ebenfalls von
Heisenberg stammende bildhafte Erläute-
rung gesorgt, deren sich Lehrer und Wis-
senschaftler gerne zur Veranschauli-
chung des komplizierten Sachverhalts be-
dienen. Demnach sei es unmöglich, eine
Messung auszuführen, ohne das Quanten-
system dabei nachhaltig zu stören. Jeder
Versuch, den Ort eines Elektrons präzise
zu messen, führt laut Heisenberg dazu,
dass sich auch dessen Geschwindigkeit
verändert. Doch diese einfache Version
der Unschärferelation ist offenbar nicht
richtig, wie ein Experiment kanadischer
Forscher nun zeigt.
Heisenberg hatte ein Gedankenexperi-
ment – auch bekannt als Gammastrah-
len-Mikroskop – ersonnen, in demdie Po-
sition eines Elektrons da-
durch gemessen wird, dass
man es mit Licht bestrahlt
und die von demTeilchen ab-
gelenkten Photonen regis-
triert. Die Ortsbestimmung
wird umso präziser, je kürzer
die Wellenlänge des verwen-
deten Lichts ist. Weil damit
jedoch der Rückstoß größer
wird, den ein abgelenktes
Photon dem Elektron erteilt,
ändert sich entsprechend
auch dessen Geschwindig-
keit. Heisenberg schloss dar-
aus: Je genauer man den Ort
des Elektrons bestimmen
will, desto stärker muss man
zwangsläufig die Geschwin-
digkeit des Teilchens stören
– eine Folgerung, die allem
Anschein nachmit der Aussa-
ge der Unschärfebeziehung
in Einklang steht. Dass die
Sachlage nicht so ganz ein-
fach ist, wie Heisenberg
glaubte, vermutete im Jahr
2003 bereits Masanao Ozawa
von der Universität Nagoya.
Der japanische Theoreti-
ker zeigte, dass die Messgenauigkeit und
die dabei auftretende Störung durchaus
die Heisenberg-Beziehung verletzen kön-
nen. Er formulierte selbst eine verallge-
meinerte Unschärferelation, die die Ge-
nauigkeit einer Positionsmessung und
die Stärke der dadurch entstehenden Stö-
rung der Geschwindigkeit in Beziehung
setzt. Im Gegensatz dazu macht Heisen-
bergs Unschärferelation eine Aussage
über die Orts- und die Geschwindigkeits-
unschärfe eines Elektrons, die spezifi-
sche Eigenschaften des quantenmechani-
schen Zustands des Teilchens sind, aber
nichts mit Störungen bei einer Messung
zu tun haben, wie Heisenberg aus seinem
Gedankenexperiment folgerte. Was Oza-
wa vermutete, haben die Physiker um
Aephraim Steinberg von der University
of Toronto jetzt experimentell bestätigt.
Die kanadischen Forscher nahmen al-
lerdings nicht Ort und Geschwindigkeit
eines Elektrons unter die Lupe, sondern
zwei verschiedene Polarisationszustände
eines Photons. Das ändert nichts an der
Aussagekraft des Experiments, da Hei-
senbergs Unschärferelation in abgewan-
delter Form auch für die Schwingungszu-
stände von Lichtquanten gilt. Photonen
können auf verschiedene Art polarisiert
sein. So kann das mit einempolarisierten
Photon einhergehende elektrische Feld
zum Beispiel horizontal oder vertikal so-
wie in diagonaler Richtung oszillieren.
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit,
dass sich das elektrische Feld schrauben-
förmig rechts oder links in Richtung der
Flugbahn des Photons dreht. Man spricht
dann von rechts- beziehungsweise links-
zirkular polarisiertem Licht.
So wie es nach Heisenbergs Unschärfe-
beziehung unmöglich ist, dass ein Elek-
tron sich an einem bestimmten Ort befin-
det und zugleich eine bestimmte Ge-
schwindigkeit hat, so kann auch ein Pho-
ton beispielsweise nicht mit Bestimmtheit
horizontal und zugleich rechtszirkular po-
larisiert sein. Die Unschärfebeziehung be-
sagt in diesemFall, dass die lineare Polari-
sation des Photons umso ungenauer be-
stimmt ist, je präziser die zirkulare Polari-
sation festgelegt ist. Misst man für eine
große Zahl von identischen Lichtteilchen,
wie stark sie entweder zirkular oder linear
polarisiert sind, so findet man, dass die
Messergebnisse in einer Weise um ihren
jeweiligen Mittelwert streuen und somit
„Unschärfen“ aufweisen, die in Einklang
mit der Unschärfebeziehung stehen.
Während solche Polarisationsmessun-
gen zur Laborroutine gehören, standen
Steinberg und seine Kollegen vor einer un-
gleich schwierigeren Aufgabe. Sie muss-
ten an einer großen Zahl von Photonen
messen, wie stark die Schwingungsrich-
tung eines Photons gestört wird, wenn
man dessen horizontale oder zirkulare Po-
larisation misst. Nur auf diese Weise ließ
sichherausfinden, ob das Ausmaß der Stö-
rung unddie Streuung der gemessenenPo-
larisationen die vonHeisenberg aufgestell-
te Unschärfebeziehung erfüllen oder
nicht. Viele Fachkollegen hielten diese
Aufgabe für unlösbar, da es unmöglich
schien, den Schwingungszustand eines
Photons vor und nach einer Messung ein-
deutig zu bestimmen.
Mit dem Verfahren der „schwachen
Messungen“, das die israelischen Theore-
tiker Yakir Aharonov und Lev Vaidman
1988 entwickelt hatten, gelang den kana-
dischen Forschern jedoch das scheinbar
Unmögliche. Bei einer schwachen Mes-
sung schwächt man die Kopplung zwi-
schen dem Messgerät und dem Quanten-
system so weit ab, dass Letzteres nur we-
nig durch diese Messung beeinflusst
wird. Entsprechend geringer ist der Infor-
mationsgewinn, den eine schwache Mes-
sung verglichen mit einer normalen Mes-
sung liefert, die das Quantensystemaller-
dings nachhaltig stört. Führt man nun an
vielen, identischen Quantensystemen
erst eine schwache und dann eine norma-
le Messung durch, so erhält man genug In-
formation darüber, wie stark die normale
Messung die Quantensysteme stört.
In ihrem Experiment unterzogen die
Physiker Paare von Photonen, deren Pola-
risationszustände quantenmechanischver-
schränkt waren, einer behutsamen schwa-
chen Messung. Das Besondere an solch
korrelierten Teilchenpaaren ist, dass ihre
Polarisationen enger miteinander abge-
stimmt sind, als es inder klassi-
schen Physik möglich ist.
Führt maneine Messung anei-
nem Partner aus, spürt dies
der andere sofort, unabhängig
davon, wie weit beide vonei-
nander entfernt sind. Auf die-
se Weise konnten die Forscher
an einem Photon eine schwa-
che Messung der linearen
oder zirkularen Polarisation
vornehmen und an dem ver-
schränkten Partner eine ent-
sprechende normale Mes-
sung. Dadurch erhielten sie
das gleiche Resultat, so als hät-
te man beide Messungen an
einunddemselbenPhotonaus-
geführt, was aber wesentlich
schwieriger gewesen wäre.
Die Forscher wiederholten
die schwachen und die norma-
len Messungen der linearen
und der zirkularen Polarisati-
on an einer großen Zahl von
verschränkten Photonen. Dar-
aus ermittelten sie, wie stark
die Polarisation durch den
Messvorgang gestört wurde
und wie sehr die einzelnen
Messergebnisse um den Mittelwert streu-
ten. Wie Steinberg und seine Kollegen in
der Zeitschrift „Physical Review Letters“
(Bd. 104, Nr. 100404) berichten, erhielten
sie ein eindeutiges Ergebnis: Die normale
Messung der linearen Polarisation der
Photonen hatte deren Schwingung deut-
lich weniger stark gestört, als manes ange-
sichts der beobachteten Streuung der
Messergebnisse für die zirkulare Polarisati-
on erwarten würde – vorausgesetzt, man
könnte Heisenbergs Unschärferelation
hier anwenden. Doch das ist offensichtlich
nicht der Fall. Vielmehr erfüllten die ge-
mittelte Störung und die Unschärfe der
Messergebnisse jene Ungleichung, die Ma-
sanao Ozawa aufgestellt hatte.
Steinberg und seine Kollegen sehen es
damit als erwiesen an, dass die Schlüsse,
die Heisenberg aus seinem Gedanken-
experiment gezogen hatte, nicht korrekt
sind. Die Forscher betonen, dass Heisen-
bergs Unbestimmtheitsrelation nach wie
vor für die Unschärfe gültig ist, die von
Natur aus in einem Quantenzustand
steckt und als Streuung der Messergebnis-
se zutage tritt. Sie hat aber keine Bedeu-
tung für die durch eine Messung verur-
sachten Störungen, wie es Heisenberg
glaubte. Die Grenzen, die uns die Quan-
tenmechanik setzt, beruhen also nicht in
erster Linie darauf, dass wir bei unseren
Experimenten die Natur stören.
D
ass der Grieche vor dreitausend
Jahren einer Hochkultur angehör-
te und heute weltökonomisch auf den
Rang eines Sozialhilfeempfängers ge-
rutscht ist, gehört jetzt auch zu den Er-
scheinungen der menschlichen Ge-
schichte, die genetisch leicht zu erklä-
ren sind. Der Athener der Antike war
intellektuell einfach in einer besseren
Position. Er war uns evolutionspsycho-
logisch sogar haushoch überlegen. In
„Trends in Genetics“ rechnet uns der
amerikanische Anthropologe Gerald
Crabtree von der Stanford-Universität
in zwei Teilstudien vor, weshalb der
Grieche, aber längst nicht nur er durch-
aus wehmütig werden darf, wenn er
hundert oder zweihundert Generatio-
nen zurückblickt. Damals waren die
zwei- bis fünftausend Gene, die Homo
sapiens für die Realisierung seines vol-
len intellektuellen Potentials benötigt,
in ihrer höchsten Blüte. Seitdem geht
es langsam, aber stetig bergab, sagt der
Genetiker. Der Flynn-Effekt ist schiere
Illusion, die Beobachtung, wonach der
moderne Mensch in den ersten fünfzig
Jahren nach Einführung von Intelli-
genztests sukzessive um ein paar Punk-
te besser abgeschnitten hat, ist für den
Genforscher neurologisch mit demVer-
bot von bleihaltigem Benzin und der
Eliminierung kindlicher Schilddrüsen-
erkrankungen gut erklärbar. Fakt sei
vielmehr: Unsere Intelligenz erodiert,
und zwar ungebremst. Sie wird einfach
nicht mehr gebraucht. Das Übel hat
wohl mit der Sesshaftigkeit begonnen,
danach geriet der Mensch genetisch auf
die schiefe Bahn. Die Erbanlagen, die
aus ihm den Überlebenskünstler und
das Universalgenie der Evolution mach-
ten, wurden von da an nicht mehr benö-
tigt. Entsprechend fielen fatale Mutatio-
nen in diesen Genen kaum mehr ins
Gewicht. Und wenn wir weiter so be-
quem und faul in den Tag hineinleben
und uns hinter demLaptop auf den Me-
riten der frühen Hochkulturen ausru-
hen, prophezeit der Wissenschaftler,
werden in weiteren dreitausend Jahren
in jedemunserer Nachkommen mindes-
tens ein bis zwei weitere fatale Genver-
änderungen verankert sein, die den
schlauen Fuchs in uns sukzessive zum
Verschwinden bringen. Was also ist zu
tun? Crabtree rechnet mit technischen
Genoptimierungsstrategien der kom-
menden Generationen. Wir hingegen
setzen unsere Hoffnungen vollständig
in den genetischen Wildtyp und plädie-
ren dafür, die indigenen Reste von Intel-
lektualität noch konsequenter zu schüt-
zen als bisher. Jeder Versuch der Zivili-
sierung muss als Versuch der Zerstö-
rung unserer intellektueller Reservoire
angesehen werden und sollte von
höchster Stelle verboten werden. jom
Wie kann man quasi verspätet wirken und
gleichzeitig um Lichtjahre seiner Zeit vor-
aus sein? Die Deutsche Gesellschaft für
Humangenetik zeigt, wie es geht. Sie hat
seit Anfang dieser Woche eine Stellung-
nahme zum umstrittenen Pränataltest ver-
öffentlicht, der seit mehr als einem viertel
Jahr auf dem Markt ist. Mit dem Bluttest
der Konstanzer Firma Lifecodexx ist es
möglich geworden, aus einem Tropfen
Blut einer Schwangeren genügend Gen-
schnipsel des Fötus zu gewinnen, um be-
reits um die zwölfte Schwangerschaftswo-
che mit dem „Massively Parallel Shotgun
Sequencing“ eine Trisomie 21 (Down-Syn-
drom) feststellen zu können. Vorteil: Die
Diagnose ist viel treffsicherer als etwa Ul-
traschall, zudem müssen nicht wie bei den
klassischen, mit einem Fehlgeburtsrisiko
verbundenen invasiven Untersuchungen –
etwa bei der Amniozentese – Nadeln in
den Körper der Schwangeren gestoßen
werden. Nachteil: Wenn alles leichter und
sicherer ist, wird auch Missbrauch wahr-
scheinlicher.
Was freilich als Missbrauch anzusehen
ist bei einem schonenderen und weniger
gefährlichen Verfahren, darüber wird nun
energisch diskutiert. Vor dem„Automatis-
mus“ von Abtreibungen wird gewarnt. An
dieser Stelle – der bioethischen Debatte
um die Folgen der Testeinführung – greift
nun die Fachgesellschaft mit ihremVorsit-
zenden, dem Aachener Humangenetiker
Klaus Zerres, zu einem überraschenden
Manöver Sie publiziert eine Stellungnah-
me, die in Teilen fast wortgleich 1993 ver-
öffentlicht worden war. Seinerzeit ging es
ebenfalls um einen Bluttest, der allerdings
dazu gedacht war, ganze Zellen des Fötus
und nicht etwa Genschnipsel für weitere
Tests herauszufischen. Heute wie damals
heißt es: „Als eine Weiterentwicklung
nicht-invasiver Testverfahren zu einer risi-
kolosen, in der frühen Schwangerschaft
einsetzbaren Untersuchungsmethode ist
die Diagnostik . . . aus mütterlichem Blut
prinzipiell positiv zu bewerten.“ Will hei-
ßen: Viel ändert sich aus ärztlich-ethi-
scher Sicht erstmal nicht. Schließlich hat
sich der zelluläre Bluttest als Standarddia-
gnose auch nicht durchgesetzt.
Das könnte sich nun mit dem neuen
Gentest – trotz der 1200 Euro Kosten – än-
dern, was auch in der Stellungnahme zu le-
sen ist (http://www.gfhev.de). Vor allem
befürchten die Genetiker, dass das Mehr
an medizinischer Information, die mit der
Schnellsequenzierung des gesamten kind-
lichen Genoms bald schon verfügbar sein
wird, „die gesellschaftliche Bewertung
von erkennbaren Behinderungen/Entwick-
lungsstörungen beeinflusst wird“. Vor ei-
nem Katalog selektierbarer Krankheiten
wird gewarnt. Stattdessen setzt man auf
Einzelfallberatung, doch die Kapazitäten
im Land sind dafür alles andere als ausrei-
chend. JOACHIM MÜLLER-JUNG
Europas Förderer
machen mobil
Klug verliert
Plagiat mit Pränataltest
Die Humangenetik belebt Ur-Stellungnahme wieder
Heikle Hoffnungsträger
Partikeln aus Titandioxid schädigen Wasserflöhe
Wasserfloh mit Nanopartikeln Foto R. Schulz
Der große Heisenberg irrte
Die Natur ist schärfer
als gedacht: Experimen-
te an polarisierten
Photonen widerlegen
eine beliebte Veran-
schaulichung der Unbe-
stimmtheitsbeziehung.
Von Rainer Scharf
Einfallendes
Photon
Beobachter
Anfangsimpuls
des Elektrons
Photon trifft
auf Elektron
Endimpuls
des Elektrons
Reflektiertes
Photon
Linse
Gamma-Strahlen Mikroskop nach Heisenberg
F.A.Z.-Grafik Kaiser
SEI TE N 2 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Natur und Wissenschaft
W
enn sich schädliche Insekten über
Kulturpflanzen hermachen, kann
der vorschnelle Griff nach einem Pesti-
zid zum Bumerang werden. Denn unter
Umständen mindern die ungebetenen Be-
sucher einen noch folgenschwereren Be-
fall durch andere Insekten – und entpup-
pen sich somit als Nützlinge. Das hat
eine Gruppe von Ökologen der Universi-
täten Göttingen und Würzburg bei Unter-
suchungen in Kakaoplantagen auf der in-
donesischen Insel Sulawesi herausgefun-
den. Gefährdet wird der Ernteertrag
etwa durch die auf Pflanzensaft erpichte
Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi).
Stark befallene Früchte werden außen
hart und narbig. Das wiederum schätzt
ein anderer Schädling, die Kakao-Minier-
motte (Conopomorpha cramerella),
nicht. Gerade dieses Insekt, dessen Lar-
ven sich durch die Schale ins Innere der
Kakaofrucht bohren, kann verheerende
Schäden anrichten. Wie die Forscher um
Arno Wielgoss im „Journal of Applied
Ecology“ (Bd. 49, S. 465) berichten, stei-
gerte ein mittelstarker Befall mit Kakao-
Wanzen daher den Ernteertrag. Dass
manche Pflanzen infolge Insektenfrasßes
weniger attraktiv für weitere Schädlinge
werden, hat man schon früher beobach-
tet. Wielgoss zufolge wurde aber jetzt
erstmals auch ein günstiger Einfluss auf
den Ertrag nachgewiesen. (R.W.)
ImSchädling den Nützling erkennen
W
asser zum Kochen zu bringen,
ohne dass sich die beim Sieden typi-
schen Bläschen bilden, ist ein Fähigkeit,
die man normalerweise Zauberern zu-
schreiben würde. Was an Magie zu gren-
zen scheint, ist jetzt Forschern von der
König-Abdullah-Universität für Wissen-
schaft und Technik in Saudi-Arabien ge-
lungen. Ivan Vakarelski und seine Kolle-
gen beschichteten eine zwei Zentimeter
große Metallkugel mit einem stark hydro-
phoben Lack, der fein verteilte Nanoparti-
keln enthielt. Als die Forscher die auf 400
Grad erhitzte Kugel in ein Wasserbad
tauchten, war die Blasenbildung stark un-
terdrückt, obwohl das Wasser in der Um-
gebung siedete. Der Grund: Zwischen der
Oberfläche und der Flüssigkeit hatte sich
eine stabile trennende Dampfschicht ge-
bildet („Nature“, Bd. 489, S. 274). Einen
ähnlichen Effekt beobachtet man, wenn
man einen Wassertropfen auf eine heiße
Herdplatte fallen lässt. Der Tropfen tanzt
auf einem winzigen Dampfpolster so lan-
ge hin und her, bis er verdampft ist. Auf
einer unbeschichteten Kugel gleicher
Temperatur entwickelten sich hingegen
rasch viele kleine Gasblasen, die blub-
bernd aufstiegen. Extrem wasserabstoßen-
de Oberflächen stabilisieren offenkundig
die Verdampfungsphase von Wasser, die
nach Johann Gottlob Leidenfrost be-
nannt ist. Mag der Effekt für einige An-
wendungen durchaus wünschenswert
sein, so hat er doch einen entscheidenden
Nachteil. Das Aufheizen von Flüssigkei-
ten dauert länger, da blasenhemmende
Dampfschichten üblicherweise wärmeiso-
lierend wirken, so dass man mehr Ener-
gie benötigt. (mli)
Die Medaille für Naturwissenschaftliche
Publizistik der Deutschen Physikalischen
Gesellschaft (DPG) ist in diesem Jahr an
die „Physikanten & Co.“ verliehen wor-
den. Das Ensemble aus Dortmund trage
auf eine einzigartige Weise dazu bei, Be-
geisterung für naturwissenschaftliche Phä-
nomene und Fragestellungen in der brei-
ten Öffentlichkeit, insbesondere auch bei
Kindern und jungen Menschen zu we-
cken, heißt es in der Begründung. Seit ih-
rer Gründung hätten die Physikanten al-
lein in Deutschland dreitausend Shows
mit dreißigtausend Experimente präsen-
tiert. Zu den früheren Preisträgern zählen
unter anderem die ehemaligen Redakteu-
re von „Natur und Wissenschaft“ Günter
Paul und Rainer Flöhl. F.A.Z.
Saugt den Pflanzensaft aus der Kakaofrucht: Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi). Foto Universität Göttingen
Die implantierbaren Defibrillatoren, win-
zige Elektrodensysteme zur Verhinde-
rung eines plötzlichen Herztods, geben
teilweise auch ohne triftigen Grund elek-
trische Schocksignale ab – ein Nachteil,
der die Patienten erheblich belastet. An-
ders als weithin angenommen, fallen die
unnötigen Stromstöße allerdings nicht in
die Rubrik „unangenehm, aber weitge-
hend harmlos“. Laut den Ergebnissen ei-
ner aktuellen Studie unterminieren sie
vielmehr die lebensrettende Wirkung der
automatischen Schockgeber. Stellt man
die Defibrillatoren nämlich so ein, dass
sie nur noch selten überflüssige elektri-
sche Impulse aussenden, verringert sich
zugleich auch die Sterblichkeit der Patien-
ten. Überzeugende Belege für einen sol-
chen Zusammenhang haben jedenfalls
Wissenschaftler um den amerikanischen
Kardiologen Arthur Moss von der Univer-
sity of Rochester in New York „im New
England Journal of Medicine“ vorgelegt
(doi:10.1056/NEJMoa1211107).
In der Studie mit dem Kürzel MADIT-
RIT hatten die Forscher untersucht, ob
sich die Zahl der unnötigen elektrischen
Impulse verringern lässt, wenn die
Schockgeber weniger empfindlich ein-
stellt sind als bislang üblich. Hierzu pro-
grammierten sie die Defibrillatoren von
1500 Patienten, die bis dahin noch kein
bedrohliches Herzrasen erlitten hatten,
zu je einemDrittel entweder wie gewohnt
(Kontrollgruppe) oder auf eine von zwei
neuen Arten. Bei der herkömmlichen Ein-
stellung schaltete sich der Defibrillator
ein, wenn das Herz länger als zweieinhalb
Sekunden lang mit einer Frequenz von
mindestens 170 pro Minute schlug. Bei
der verzögerten Aktivierung feuerte er
beim gleichen Puls, jedoch erst nach 60
Sekunden. Und bei der dritten Anwen-
dungsart reagierte er erst von einer Herz-
frequenz von 200 Schlägen pro Minute
an, dann allerdings schon nach zweiein-
halb Sekunden. Das Ergebnis: Verglichen
mit dem herkömmlichen Vorgehen, führ-
ten beide neuen Programmierungsarten
zu einem drastischen Rückgang der unnö-
tigen Stromimpulse und – was viele nicht
für möglich gehalten hatten – einer gerin-
geren Sterblichkeit. So gaben die wie ge-
wohnt eingestellten Defibrillatoren im
Verlauf von eineinhalb Jahren insgesamt
1000 überflüssige Stromstöße ab. Bei den
Geräten mit verzögerter Aktivierung wa-
ren es demgegenüber nur 264 und bei je-
nen, die erst ab einer erhöhten Herzfre-
quenz feuerten, sogar lediglich 75. Was
die Sterblichkeit angeht, erlagen in der
Kontrollgruppe knapp sieben Prozent der
Patienten einem schweren Leiden. In den
beiden anderen Kollektiven waren es nur
etwa halb so viele Patienten. Ein weiterer
Vorteil der Programmierung war, dass sie
deutlich weniger Energie verbrauchte
und die Batterien somit mehr schonte. Je
länger diese halten, desto seltener müs-
sen sich die Patienten einem Gerätewech-
sel unterziehen.
Wie einer der Studienautoren, Helmut
Klein von der University of Rochester,
auf Anfrage darlegt, hatten die Ethikkom-
missionen und viele Ärzte zunächst be-
fürchtet, die erst später erfolgenden Im-
pulsabgaben könnten das Risiko für ei-
nen Herztod erhöhen. Es sei daher nicht
leicht gewesen, sie von der Notwendig-
keit des Projekts zu überzeugen. Weshalb
die herkömmliche Programmierung mit
einer erhöhten Sterblichkeit einherging,
ist bislang zwar unklar. Klein hält es
gleichwohl für denkbar, dass die unnöti-
gen Elektroschocks mitunter selbst ein
tödliches Herzflimmern – das sind unko-
ordinierte Zuckungen der Hauptkam-
mern des Herzens – erzeugen. „Nicht je-
des Herzrasen mündet zwangsläufig in
ein solches Kammerflimmern und muss
daher sofort beendet werden“, erklärt
der Kardiologe. „Oft hört das Herzjagen
vielmehr von selbst wieder auf.“ Das Ver-
dienst der Studienautoren ist es, die Fra-
ge nach der korrekten Programmierung
der kleinen Lebensretter systematisch an-
gegangen zu haben. Denn was nützen im-
mer bessere, zunehmend komplexere me-
dizinische Geräte, wenn man deren thera-
peutisches Potential nicht zu nutzen ver-
mag? NICOLA VON LUTTEROTTI
Z
u den wichtigsten Größen der
Physik zählt die Masse eines
Atomkerns. Sie liefert wertvolle
Informationen über den Aufbau, die
Struktur, die Bindungsverhältnisse und
die Stabilität des Kerns. Doch ist es mit-
unter recht schwierig, Massen von Atom-
kernen präzise zu messen. Das gilt insbe-
sondere für die künstlichen radioakti-
ven Nuklide, die schwerer sind als Uran.
Da sie durch Kernreaktionen hergestellt
werden müssen, stehen sie häufig auf-
grund geringer Produktionsraten nur in
kleinen Mengen zur Verfügung. Außer-
demsind die Halbwertszeiten der schwe-
ren Transurane für detaillierte Untersu-
chungen meist zu kurz. Abhilfe bietet
seit kurzem eine spezielle Waage für
schwere Elemente, die von der Gesell-
schaft für Schwerionenforschung (GSI)
in Darmstadt entwickelt wurde. Damit
hat eine europäische Forschergruppe
jetzt die Massen und die Bindungsener-
gien von Isotopen der künstlichen Ele-
mente Nobelium und Lawrencium be-
stimmt. Dabei sind sie auf Schaleneffek-
te gestoßen, die einigen dieser Atomker-
ne offenkundig eine recht große Stabili-
tät verleihen.
Die Protonen und Neutronen sind im
Atomkern in ähnlicher Weise auf Ener-
gieschalen angeordnet wie die Elektro-
nen in der Atomhülle. Kerne gelten als
besonders stabil, wenn die Zahl ihre Bau-
steine zwei, acht, 20, 28, 50 oder 82 be-
trägt. Bei diesen „magischen“ Zahlen ist
eine Schale vollständig gefüllt. Der Scha-
leneffekt sorgt dafür, dass selbst schwere
Atomkerne jenseits von Uran zusammen-
gehalten werden, die eigentlich sofort
durch Spontanspaltung zerfallen müss-
ten. Allerdings sind die Verhältnisse in
den großen Radionnukliden viel kompli-
zierter als in den kleineren Atomkernen.
Die Physiker können deshalb meist nur
grob abschätzen, bei welcher Neutro-
nen- oder Protonenzahl eine Schale ge-
füllt ist. Für die Überprüfung der theore-
tischen Vorhersagen sind die Experimen-
tatoren zuständig, indem sie etwa die
Masse und damit die Bindungsenergie
für die fraglichen Kerne möglichst präzi-
se ermitteln. Beide Größen sind über die
berühmte Einsteinsche Formel E= m и c
2
direkt miteinander verknüpft.
Die Masse eines schweren Radionu-
klids bestimmt man üblicherweise da-
durch, dass man die beim radioaktiven
Zerfall freigesetzte Energie und die Mas-
sen der Zerfallsprodukte misst – ein bis-
weilen ungenaues Verfahren, da ein Teil
der Energie als Anregungsenergie in den
entstehenden Atomkernen verbleibt und
sich damit der Massenbestimmung ent-
zieht. Einen Ausweg bietet nun die Waa-
ge in Darmstadt, da man mit ihr die Mas-
sen von künstlich erzeugten schweren
Kernen direkt und auf vergleichsweise
einfache Weise bestimmen kann.
Das zentrale Element der „Waage“ ist
ein Käfig, in dem geladene Teilchen mit
Hilfe sich überlagernder elektrischer und
magnetischer Felder festgehalten werden.
Aus der Frequenz, mit der ein Teilchen um
die magnetischen Feldlinien kreist – die
sogenannte Zyklotronfrequenz –, lässt
sich dessen Masse ermitteln. Die dabei er-
zielte Genauigkeit beträgt wenige Millions-
tel Prozent und übertrifft herkömmliche
Verfahren um eine Größenordnung.
Die Forscher um Michael Block und
Minaya Ramirez haben sich in ihrem
jüngsten Experiment auf Atomkerne der
Elemente Nobelium (Ordnungszahl 102)
und Lawrencium (Ordnungszahl 103)
mit Neutronenzahlen um 152 konzen-
triert. Der Grund: Bei 152 Neutronen er-
wartet man eine abgeschlossene Schale
und somit eine höhere Bindungsenergie
als bei benachbarten Kernen. Zur Herstel-
lung der Transurane haben Block und sei-
ne Kollegen Blei- beziehungsweise Wis-
mutfolien mit energiereichen Kalziumio-
nen bestrahlt. Trafen Kalziumkerne auf
die Kerne des Targetmaterials, kam es
hin und wieder zu Fusionsreaktionen, in
deren Folge auch Atomkerne mit 102
und 103 Protonen entstanden. Die Zahl
der Neutronen variierte zwischen 150
und 153. Die Halbwertszeiten der Radio-
nuklide waren mit rund zwei Sekunden
bis 1,7 Minuten für die direkte Massenbe-
stimmung lang genug. Allerdings war die
Rate, mit der einige Isotope erzeugt wur-
den, äußerst gering. So gingen den For-
schern während der viertägigen Messzeit
etwa gerade mal fünfzig Atomkerne des
Isotops Lawrencium-256 in die Falle.
Die Mühen haben sich offenkundig ge-
lohnt: Als die Forscher aus den Massen
der sechs „gewogenen“ Isotope und aus
den bereits bekannten Massen von weite-
ren Nobelium- und Lawrenciumnukliden
die entsprechenden Bindungsenergien er-
mittelten, zeigten die Atomkerne mit 152
Neutronen gegenüber den anderen Isoto-
pen eine deutliche Überhöhung. Für
Block und seine Kollegen ein untrügli-
ches Zeichen dafür, dass man es hier of-
fenkundig mit zwei vergleichsweise stabi-
len Atomkernen zu tun hat, die jeweils
eine abgeschlossene Neutronenschale be-
sitzen („Science“, Bd. 337, S. 1207). Für
die Forscher zählt 152 damit definitiv zu
den magischen Zahlen.
Das präzise Wägeverfahren für schwe-
re Atomkerne ermöglicht es nicht nur,
schwer zugängliche Kernmassen direkt
zu bestimmen, sondern auch die theoreti-
schen Modelle der Kernphysik zu testen.
„Ein theoretischer Ansatz sagt beispiels-
weise eine magische Zahl für 154 Neutro-
nen voraus, was nicht bestätigen konn-
ten“, sagt Michael Block. „Die theoreti-
schen Modelle können nun an unsere ex-
perimentellen Befunde angepasst wer-
den“. Daraus lassen sich etwa bessere
Voraussagen über die Lage der „Insel der
Stabilität“ auf der Nuklidkarte ableiten.
Damit bezeichnet man künstliche schwe-
re Atomkerne, die aufgrund vollständig
gefüllter Protonen und Neutronenscha-
len recht stabil sind und theoretischen Be-
rechnungen zufolge bis zu Minuten oder
vielleicht Stunden leben, bevor sie zerfal-
len. Die benachbarten Kerne existieren
dagegen nur für Millisekunden oder kür-
zere Zeit. Erwartet wird dieses Eiland
bei Nukliden mit rund 120 Protonen und
184 Neutronen. Die bislang schwersten
erzeugten Atomkerne haben 118 Proto-
nen und 176 Neutronen. Die Forscher-
gruppe, zu der Physiker aus Greifswald,
Heidelberg, Mainz, Padua und Peters-
burg zählen, will ihr Wägeverfahren
nun weiter verfeinern und sich schritt-
weise an die Stabilitätsinsel heran-
tasten. MANFRED LINDINGER
Sieden ohne Bläschenbildung
DPG-Medaille für
Wissenschaftskomiker
Unnötige Elektroschocks
Verzögerte Defibrillator-Signale sind wirkungsvoller
Die strengen Altersgrenzen für die Rotavi-
rus-Impfung zu lockern, könnte mehr Kin-
dern das Leben retten, als durch Impfkom-
plikationen gefährdet werden – vor allem
in Ländern mit geringem und mittlerem
Durchschnittseinkommen. Das schreiben
Wissenschaftler von den amerikanischen
Centers for Disease Control and Preventi-
on und der London School of Hygiene and
Tropical Medicine in der Zeitschrift
„PLoS Medicine“ (doi: 10. 1371/jour-
nal.pmed.1001330). Die Impfung gegen
das Virus, das starke Durchfälle auslöst, er-
höht das Risiko für eine gefährliche Dar-
minvagination, die Einstülpung eines
Darmabschnittes in einen anderen.
Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) entschied deshalb, dass die Imp-
fung, die mehrere Gaben erfordert, vor
dem Alter von fünfzehn Wochen begon-
nen und vor demAlter von 32 Wochen ab-
geschlossen sein sollte. Der Grund für die-
se Beschränkung ist, dass ältere Kinder oh-
nehin ein erhöhtes Risiko haben, eine Dar-
minvagination zu erleiden. Die Altersgren-
zen führten gerade in armen Ländern mit
schlechtem Zugang zu Ärzten dazu, dass
viele Kinder die Impfung verpassen,
schreiben die Wissenschaftler in ihrer Ver-
öffentlichung. Sie errechneten, dass man
zusätzlich 47 200 Todesfälle durch Rotavi-
rus-Infektionen verhindern könnte, wenn
man die Altersbeschränkung aufheben
würde. Knapp dreihundert Todesfälle
durch Darminvaginationen würden dann
allerdings zusätzlich auftreten.
Experten von der WHO räumten
nach dieser Berechnung ein, dass unter
bestimmten Umständen die Chancen,
die sich auch durch eine Impfung älterer
Kinder böten, die Risiken überträfen.
Somit müssten die Altersempfehlungen
in einigen Regionen abgeschafft wer-
den. In Deutschland rechnet die am Ro-
bert-Koch-Institut angesiedelte Ständi-
ge Impfkommission die Impfung gegen
das Rotavirus nicht zu ihren Empfehlun-
gen, sie rät aber auch nicht davon ab.
Vor einer generellen Empfehlung benö-
tigen die Experten noch Daten zur Si-
cherheit des Impfstoffs und zur Krank-
heitslast. CHRISTINA HUCKLENBROICH
Sie fühlen sich nicht in seelenlose Robo-
ter verwandelt und denken nicht, dass sie
ihrer Authentizität beraubt sind. So lau-
tet das Urteil derjenigen, die Medikamen-
te wie Ritalin oder verwandte Substan-
zen einnehmen, um ihre Unruhe und
Konzentrationsschwierigkeiten in den
Griff zu bekommen. Die Rede ist von Kin-
dern und Jugendlichen, die an einem
ADHS, dem Aufmerksamkeitsdefizit-
und Hyperaktivitätssyndromleiden. Erst-
mals wurden die Betroffenen selbst dazu
befragt, wie sie sich mit den Medikamen-
ten fühlen (http://adhdvoices.com und
„British Medical Journal“, doi:
10.1136/bmj.e6947). Die gängige Skepsis
wollten sie nicht bestätigen. Die von Geg-
nern der Therapie geäußerten Bedenken,
das moralische Urteilsvermögen und das
ethische Verantwortungsgefühl würde
den Kindern dadurch genommen, wiesen
sie von sich. Ilina Singh, Bioethikerin am
King ’s College in London, hatte 151 Kin-
der aus den Vereinigten Staaten und
Großbritannien im Rahmen der „ADHD
Voices“-Studie befragt. Vor allemder Vor-
wurf, man gebe allein „dem Gehirn“ die
Schuld an der Misere, man gebe die Ver-
antwortlichkeit für das eigene Fehlverhal-
ten damit ab, verletzte die Kinder. Sie kri-
tisierten auch das mangelnde Vertrauen
mancher Ärzte und Therapeuten. Diese
befürchteten allzu oft, dass sie sich nicht
strikt an die Medikation halten wollten.
Stattdessen geht es offenbar vielen Kin-
dern darum, flexibel mit der Dosis umzu-
gehen. Wenngleich die Ergebnisse nicht
den hohen Ansprüchen wissenschaftli-
cher Studien genügen, geben sie doch
erstmals wieder, wie die Kinder die Urtei-
le der Umgebung wahrnehmen. Sie füh-
len sich dadurch eher verletzt, als dass
die Medikamente ihnen schadeten, laute-
te ein Fazit von Singh. mls
Einen extremseltenen Zerfall eines Bs-Me-
sons haben Forscher am europäischen For-
schungszentrums Cern bei Genf beobach-
tet. Das aus einemAnti-Bottom-Quark und
einem Strange-Quark zusammengesetzte
Teilchen sei in zwei Myonen, die schweren
Verwandten der Elektronen, zerfallen – ein
Vorgang, der laut Standardmodell nur ein
Mal pro 300 Millionen Teilchenzerfälle auf-
treten sollte. Wie die Physiker des LHCb-
Experiments auf einer Tagung in Kyoto be-
richtet, habe man tatsächlich die prognosti-
zierte Rate gemessen. Damit sei die Hoff-
nung aber weiter gesunken, Hinweise auf
die Existenz von „supersymmetrischen“
Teilchen zu finden. Die Supersymmetrie,
die unter anderem die Natur der rätselhaf-
ten Dunklen Materie erklären könnte, sagt
eine weitaus höhere Zerfallsrate als die ge-
messene voraus. F.A.Z.
Acht Prozent unseres Genoms stammen
aus uralten Infektionen mit Retroviren.
Die sogenannten „Endogenen Retroviren“
(ERVs) haben ihr genetisches Material in
unser Erbgut eingebaut, doch mit der Zeit
haben sich darin so viele Fehler angesam-
melt, dass im Prinzip keine funktionstüch-
tigen Viren mehr daraus entstehen kön-
nen. Nun haben Forscher um Jonathan
Stoye und George Kassiotis vom National
Institute for Medical Research in London
gezeigt, dass die viralen Relikte in Mäusen
reaktiviert werden können, wenn die Tie-
re keine Antikörperabwehr besitzen.
In den Zellen der immungeschwächten
Nager beobachteten die Forscher, dass die
ERV-Gene ungewöhnlich aktiv waren.
Vor allem ein Überbleibsel des Murinen
Leukaemia Virus (MLV) – die sogenannte
Emv2 Sequenz – wurde auffällig stark ab-
gelesen. Was imGrunde ohne Konsequen-
zen hätte bleiben sollen, wie George
Young und seine Kollegen sie in der On-
line-Ausgabe der Zeitschrift „Nature“
(doi: 10.1038/nature11599) berichten.
Denn Defekte in Emv2 machen eine Ver-
mehrung und Ausbreitung des Virus un-
möglich. Gegen alle Erwartung ließen
sich im Blut der Mäuse infektiöse Viren
nachweisen: Emv2 hatte ihre defekten
Stellen gegen die intakten Gegenstücke an-
derer abgelesenen ERV-Gene ausge-
tauscht, und sich so wieder voll funktions-
fähig gemacht. Das hatte Folgen. Kurz
nach demersten Lebensjahr hatten 67 Pro-
zent der Tiere Lymphome – Tumore der
Lymphknoten – entwickelt, die die For-
scher einer massiven Infektion der dort an-
sässigen Zellen mit MLV zuschreiben.
Mäuse mit einem normalen Antikör-
per-Arsenal waren allerdings vor den Tu-
moren geschützt. Die Immunmoleküle hat-
ten nicht die Viren sondern Bakterien aus
der Darmflora im Visier. Wie sich heraus-
stellte, können die Darmbakterien die
ERV-Gene aktivieren. Indem das Immun-
system die Mikroben unter Kontrolle hält,
verhindert es, dass die viralen Sequenzen
abgelesen werden – lange bevor infektiöse
Partikel überhaupt entstehen könnten.
Beim Menschen ist bis jetzt nicht nach-
gewiesen, dass ERV-Gene wieder funktio-
nelle Viren bilden können. Allerdings kön-
nen einige davon – die sogenannte Retro-
transposons – mitunter ihre Position im
Genom wechseln und dabei schwerwie-
gende Mutationen verursachen – was Tu-
more auslösen kann. In der Petrischale
konnten die Forscher umYoung die „sprin-
genden Genen“ genauso wie die anderen
ERV-Sequenzen in dendritischen Zellen
mit bakteriellen Molekülen aktivieren:
Auch beimMenschen könnte also die Anti-
körper-Abwehr eine wichtige Rolle bei der
Kontrolle gefährlicher Virus-Überbleibsel
spielen. EMMANUELLE VANIET
Die Magier unter den Atomkernen
Die zylindrische Ionenfalle Foto GSI
Eine heiße Kugel mit einer stark wasserabweisenden Oberfläche zeigt nur wenig
Blasenbildung. Anders eine Kugel ohne Beschichtung (rechts). Foto Ivan Vakarelski
Kleineres Risiko
für Kinder?
Rotavirus-Impfung ohne
Altersgrenze gefordert
Medikamente gegen
ADHS aus Kindersicht
Für die Supersymmetrie
wird die Luft dünner
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Wieder auferstanden
Uralte Viren werden in Mäusen reaktiviert
Gefangen in einem Käfig las-
sen sich die Massen schwerer
Radionuklide präzise vermes-
sen. Dabei hat man nun Atom-
kerne aufgespürt, die eine
erhöhte Stabilität aufweisen.
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berichten aus F.A.Z. und Sonntagszeitung der
Jahre 1993 bis 2011.
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ISBN: 978-3-89843-219-1, Preis: 34,90 €, Update: 24,90 €
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE N 3 Geisteswissenschaften
Wer alle seit den sechziger Jahren
in dieser Zeitung publizierten Bei-
träge des am vergangenen Samstag
verstorbenen Freiburger Politikwis-
senschaftlers in Buchseitenformat
ausdrucken würde, käme auf mehr
als einen Band. Wilhelm Hennis
schrieb über Goya und Max We-
ber, über die Parteiendemokratie
und die Verfassungsorgane, über
politische Reformen und politische
Symbole. In dankbarer Erinnerung
an diesen großen intellektuellen
Begleiter der Bundesrepublik dru-
cken wir die gekürzte Fassung
eines Beitrags nach, der in der
F.A.Z. vom 22. Juli 1969 erschien.
Wenn man ihn liest, möchte man
sagen: gerade eben erst. F.A.Z.
W
er sich die Aufgabe stellt, den
Begriff ausfindig zu machen,
der am bündigsten, prägnant
und doch umfassend den Ge-
neralanspruch unserer Zeit zumAusdruck
zu bringen sucht, der muss nicht lange su-
chen: Es genügt, das tägliche Morgenblatt
aufzuschlagen. In jedemRessort, dempoli-
tischen ohnehin, aber auch in allen Spar-
ten des Feuilletons, im Wirtschaftsteil, in
allen Berichten aus der Welt der Kirche,
Schule, Sport, Universitätsreform, Thea-
terreform, Verlagsreform, Reformder Kin-
dergärten, Krankenhäuser und Gefängnis-
se bis hin zur allgemeinen Forderung der
Gesellschaftsreform– der Generaltenor al-
ler Ansprüche der Zeit auf Veränderung
der uns umgebenden gesellschaftlichen
Welt findet seine knappste Formel in dem
einen Wort „Demokratisierung“.
Man wird wohl sagen dürfen, dass die-
ser Begriff die universalste gesellschafts-
politische Forderung unserer Zeit in ei-
nem Wort zusammenfasst. Die Forderung
ist nichts spezifisch Deutsches. Die Forde-
rung nach mehr Demokratie, mehr Partizi-
pation, nach Verringerung oder Abbau
der Herrschaft – wir finden sie in allen
westlichen Kulturstaaten, aber genauso,
sei es als Formel des politischen Unter-
grunds oder als Propagandabegriff, der ge-
gen die kapitalistischen Staaten ausge-
spielt wird, auch, in den Staaten des kom-
munistischen Machtbereichs.
Und doch scheint die Formel in
Deutschland auf besonders fruchtbaren
Boden, zu fallen. Die Vorstellung, wir
Deutschen hätten einen besonderen Nach-
holbedarf an Demokratie, die Verhaltens-
weisen, der Menschen seien in unserem
Lande noch, in besonderer Weise von ob-
rigkeitsstaatlichen Traditionen bestimmt,
die „Strukturen“ der gesellschaftlichen
Sphären der Wirtschaft, Wissenschaft, Bil-
dung seien im Vergleich zu anderen Staa-
ten noch besonders autoritär und unfrei-
heitlich, ist weit verbreitet. Die von der
neuen Welle der Hochschulgesetzgebung
intendierte Umwandlung der überkomme-
nen Wissenschaftsuniversität in eine sich
als demokratisch verstehende „Gruppen-
universität“ steht in der Welt jedenfalls
einzigartig da.
Genau dies wird der Forderung nach
Demokratisierung aller gesellschaftlichen
Bereiche unterlegt, sei es, dass argumen-
tiert wird, die verfassungsmäßige staat-
lich-politische Demokratie schwebe in der
Luft, bedürfe zu ihrer Sicherung der kom-
plementären Demokratisierung aller ge-
sellschaftlichen Bereiche, am „Wider-
spruch“ von Demokratie hier, nicht Demo-
kratie da müsse die politische Demokratie
sonst zerbrechen, sei es, dass man aus der
politischen FormDemokratie den Auftrag
herausliest, diese Form in allen anderen
Bereichen gleichfalls durchzusetzen.
Ist denn die Demokratie identisch mit
dem menschlichen Guten, können wir in
unserem Jahrhundert noch Rousseau
nachreden, für den der Zusammenfall von
Mensch und Bürger der Probierstein der
guten Verfassung war, oder erfahren wir
nicht genau imGegenteil, dass der Probier-
stein der guten, das heißt der freiheitli-
chen Verfassung genau dies ist, dass der
Mensch die Freiheit haben muss – oder sie
sich im Widerstand nehmen sollte –, als
Mensch gegen seine Bürgerpflichten Wi-
derspruch anzumelden?
Das Betriebsklima durch mehr
Demokratie verbessern
Abgesehen vom Universitätsbereich, wo
die neuen Hochschulgesetze mit der De-
mokratisierung auf Paragraph und Absatz
genau Ernst zu machen suchen, bleibt die
Forderung bisher im Reich des Bewusst-
seins. Aber man muss klar sehen, dass in
ihm die großen politischen Entscheidun-
gen fallen. Wandlungen des Bewusstseins
sind zunächst immer Wandlungen der
Sprache, der Begriffe, mit denen sich der
Mensch die Wirklichkeit auslegt. Zu den
beliebtesten Zitaten der Neuen Linken in
Deutschland gehört eine sehr gelegentli-
che Stelle aus einem Brief Hegels an Niet-
hammer, in demHegel schreibt: „Die theo-
retische Arbeit, überzeugte ich mich täg-
lich mehr, bewegt mehr Zustände in der
Welt als die praktische; ist das Reich der
Vorstellungen revolutioniert, so hält die
Wirklichkeit nicht aus.“ Das ist eine voll-
kommen richtige Beobachtung, und daher
ist die erste Arbeit, die wir leisten müssen,
eine Analyse des Begriffes in seinem ge-
genwärtigen Gebrauch.
Er begegnet uns zunächst als eine ge-
dankenlose liberale Parole, als Synonym
für mehr Liberalität, Offenheit, besseres
„Betriebsklima“ hier und da – im Sinne
von „demokratischer machen“ gleich „bes-
ser, freiheitlicher machen“. Festzuhalten
ist, dass dieser bei Politikern noch gewöhn-
liche Sprachgebrauch nicht ihnen ur-
sprünglich ist, man bedient sich vielmehr
einer sich anbietenden Sprachhülse, ähn-
lich wie man sich daran gewöhnt hat, jede
Gehaltsverbesserung oder Rentenanhe-
bung als „Ausbau des sozialen Rechts-
staats“ hochzustilisieren.
Diese Redeweise ist nicht unproblema-
tisch. Wenn für jede beliebige politische
Maßnahme sofort die Kriterien Rechts-
staat, Demokratie oder gar „Menschen-
würde“ ins Spiel gebracht werden, so trägt
man in die täglichen Agenden der Politik
eine Dramatik hinein, die ihnen nicht zu-
kommt. Wenn jede Maßnahme des Gesetz-
gebers oder der Verwaltung vor demKrite-
rium sich bewähren muss, ob sie der De-
mokratisierung dient oder nicht, so kann,
wer die Frage meint negativ beantworten
zu müssen, gewissermaßen am laufenden
Band das Recht des Widerstands für sich
in Anspruch nehmen.
Schon die simple, gedankenlose Ver-
wendung des Demokratisierungsbegriffs
bringt mithin eine prinzipielle Ange-
spanntheit in das Gesamtbild der Politik,
die für die ernstesten Agenden sich aufzu-
sparen ein Gebot der praktischen Ver-
nunft sein sollte. Wir werden noch sehen,
dass die Folgen dieses Sprachgebrauchs,
die Dramatisierung jeder politischen Maß-
nahme als demokratisch oder undemokra-
tisch, jener Form der bewusstseinsverän-
dernden Sprachrevolutionierung in die
Hände arbeitet, die unter Demokratisie-
rung etwas ganz anderes versteht als das
bloße „demokratischer machen“.
Oft mit dem erstgenannten Sprachge-
brauch verbunden, zumeist aber klar da-
von abgesetzt, ist eine Verwendung des
Demokratisierungsbegriffs zu beobach-
ten, die die zu demokratisierenden „Struk-
turen“ nicht mehr primär unter dem Ge-
sichtspunkt ihrer gesellschaftlichen Aufga-
ben, sei es denen des Wirtschaftens, Bü-
cher- oder Theatermachens, Belehrens
oder auch der Verkündung des Glaubens
betrachten, sondern unter dem Aspekt ih-
rer Herrschaftsverhältnisse, die man unter
Abstraktion von dem Zweck der Herr-
schaft in Analogie zum modernen Politik-
verständnis kurz als Machtverhältnisse
versteht. Da ist die Rede von den Macht-
strukturen eines Gymnasiums, eines Be-
triebs, einer Familie, eines Krankenhau-
ses und natürlich, jedermann geläufig, ei-
ner Universität, die gekennzeichnet sein
soll durch die schrankenlose Macht der Or-
dinarien und die Ohnmacht aller anderen.
Dass diese Macht jedenfalls in allen öf-
fentlich-rechtlich geregelten Bereichen in
Wahrheit immer eine klar begrenzte, auf
eine bestimmte Aufgabe bezogene Amts-
zuständigkeit und Amtsverantwortung ist,
kommt den Kritikern der jeweiligen
Machtstruktur kaum je in den Blick. Hat
man diese Verhältnisse einmal unter Abse-
hung ihrer gesellschaftlichen Aufgaben
als Machtverhältnisse definiert, so fällt es
dann nicht schwer, auf diese Machtberei-
che jene Prinzipien der Machtkontrolle
und Machtverteilung, Machtverantwor-
tung anzuwenden, die imBereich der poli-
tischen Macht die demokratisch legitimier-
ten sind.
Nur wo es um Interessenausgleich
geht, ist Parität am Platz
Da man kaumdarumherumkommt, anzu-
erkennen, dass zwischen einem Arzt und
einem Patienten, zwischen einem Lehren-
den und einemLernenden einige in der Sa-
che begründete Kompetenzdifferenzen be-
stehen, eine radikale Egalität der Macht
und Einflusschance aller in der jeweiligen
Institution Zusammenwirkenden zu kaum
erträglichen Konsequenzen führen würde,
verbirgt sich unter dem Etikett der Demo-
kratisierung in dieser Ebene des Sprachge-
brauchs in Wahrheit fast immer eine eher
ständestaatliche Zuteilung von Einfluss-
chancen nach paritätischen oder proporz-
mäßigen Kriterien.
Die Drittelparität für die Zusammenset-
zung der Entscheidungsgremien der Uni-
versität ist das bekannteste Beispiel. Ge-
rechtfertigt wird solche paritätische Betei-
ligung mit der Behauptung, in der Instituti-
on träfen verschiedene Gruppen mit ver-
schiedenen, durch paritätische Zusam-
mensetzung auszugleichenden Interessen
aufeinander. Nur wenn der Nachweis ge-
lingt, dass in der Tat im Kern der Instituti-
on der Ausgleich verschiedener Interes-
sen steht, ist eine paritätische Besetzung
solcher Gremien auch zu rechtfertigen.
Die Zusammensetzung einer Tarifkommis-
sion, in der zwischen Arbeitgebern und Ar-
beitnehmern Löhne ausgehandelt wer-
den, genauso die Zusammensetzung einer
Schlichtungskommission, die zwischen
den Interessen von Mietern und Vermie-
tern einen Ausgleich herbeizuführen
sucht, nach paritätischen Kriterien ist völ-
lig gerechtfertigt, genauso wie für die pari-
tätische Zusammensetzung der Aufsichts-
gremien der Rundfunkanstalten oder
auch der großen Wirtschaftsbetriebe viel
vorgebracht werden kann.
Unfug wäre aber schon eine paritäti-
sche Besetzung des Vorstands eines Be-
triebs, ist das Ziel eines Betriebs doch das
Wirtschaften, woran immer es orientiert
sein mag – Profit, Erfüllung des Produkti-
onssolls –, ganz gewiss aber nicht der Aus-
gleich von Interessen. Genauso sehe ich
nicht, dass irgendetwas dafür vorgebracht
werden kann, die Leitungsgremien eines
Krankenhauses, einer Schule oder einer
Universität paritätisch zu besetzen. Man
mag den Schlichtungsausschuss einer Uni-
versität, der über Streitigkeiten zwischen
Lehrenden und Lernenden zu entschei-
den hat, getrost paritätisch besetzen. Die-
ses Muster auf die Senate und Fakultät an-
zuwenden heißt, zuvor die reale Aufgabe
einer Universität, ein Ort des Lehrens, Ler-
nens, Ausbildens und Forschens zu sein,
wegzudefinieren und an die Stelle dieser
Funktionsbestimmung das margmale Pro-
blemmöglicher Interessendifferenzierung
zu setzen, dem durch Anhörung, Mitspra-
che etc. leicht Rechnung getragen werden
kann und sollte.
Während im zweiten Sprachgebrauch
mehr Selbstbestimmung, also Freiheit,
aber immerhin noch ein Rest von Un-
gleichheit, durch Parität eventuell neutrali-
siert, anerkannt bleibt, wird im dritten
Sprachgebrauch das demokratische Prin-
zip der Gleichheit radikal genommen und
unter Demokratisierung die Beseitigung
jeder Ungleichheit verstanden. Während
in der alten marxistischen Theorie nur der
Protest gegen die ökonomische Ausbeu-
tung der Arbeiterschaft im Vordergrund
stand, wird die Forderung der Emanzipati-
on aus hierarchischen gesellschaftlichen
Verhältnissen in diesem dritten Sprachge-
brauch ausgeweitet auf den gesamten Be-
reich der Berufsausbildung, der Schule,
der Kirche, ja der Familie.
Den braven Politikern der Lingua demo-
cratica des ersten Sprachgebrauchs
kommt es zumeist gar nicht in den Sinn,
dass an diesem Begriff etwas problema-
tisch sein könnte; und nicht wenige libera-
le Wortführer der zweiten, noch halbwegs
metaphorischen Sprachusance erklären
bereits nicht ohne drohenden Unterton,
sie möchten den suchen, der Zweifel dar-
an anmeldet, dass in der Bundesrepublik
Schule, Universität etc. einer Demokrati-
sierung bedürftig seien. Aber diese Zwei-
fel sind nicht nur erlaubt, sondern imInter-
esse der Demokratie müssen sie schnells-
tens und mit allem Nachdruck vorge-
bracht werden. Ich scheue mich nicht zu
sagen, dass das, was sich hinter diesemBe-
griff verbirgt, auf die Preisgabe von Grund-
lagen der abendländischen, politischen
Kultur hinausläuft, wie sie einschneiden-
der nicht gedacht werden kann.
Demokratisierung trägt Machtfragen
in vorpolitische Gebiete hinein
Damit komme ich zum zweiten Teil,
dem Versuch, den Begriff in weitere Zu-
sammenhänge einzuordnen. Demokrati-
sierung gehört zu jenen für unsere Zeit so
typischen transitiven Begriffen. Er ver-
heißt die Überführung von einemZustand
in einen anderen, er definiert einen Pro-
zess, aber doch auch, wenn der Begriff
überhaupt etwas besagen soll, das ange-
strebte Ende des Prozesses. Bei einer Ver-
flüssigung dürfen wir die billige Erwar-
tung hegen, dass am Ende Flüssigkeit da
ist, bei einer Pulverisierung Pulver. Es
heißt den Begriff also nicht überfordern,
sondern ihn nur ernst nehmen, wenn man
am Ende einer Demokratisierung von
Schule und Universität eine Schul- oder
Universitätsdemokratie erwartet.
Was sind folglich die immanenten Kon-
sequenzen der Demokratisierung eines So-
zialbereichs unterhalb der politischen Ge-
samtordnung? Die Demokratisierung ei-
nes Sozialbereichs bedeutet im strikten
Sinn zunächst seine Politisierung, das
heißt die Unterwerfung dieses Bereichs
unter jene Prinzipien, die im Bereich der
Politik die maßgeblichen sind, zum zwei-
ten, da Demokratie ohne Gleichheit nicht
denkbar ist, die tunlichste Herstellung ei-
ner Gleichheit aller in diesem Sozialbe-
reich Tätigen. Beides zusammen ist eine
Forderung von ungeheurer Tragweite.
Wollen wir sie erfassen, so müssen wir
uns vergegenwärtigen, dass die spezifi-
sche abendländische Sozialordnung be-
stimmt wird durch die Unterscheidung
von Politischem und Nichtpolitischem.
Diese Unterscheidung, die die antike Polis
erstmals mit äußerster Schärfe durchge-
führt hat, liegt vor der durch das Christen-
tum die abendländische Welt bestimmen-
de Unterscheidung von weltlicher und
geistlicher Gewalt. Der Gegenbegriff zur
politischen Herrschaft ist vielmehr die
häusliche Herrschaft, die Herrschaft des
Hausvaters im Oikos.
Diese Unterscheidung ist für das Abend-
land insofern konstitutiv, als es sich darin
gegenüber der östlichen, barbarischen,
„despotischen“ Welt begriffen hat und
dass diese Unterscheidung immer noch al-
leine rechtfertigt, dass wir mit der Katego-
rie der Politik umgehen – die man durch
die Geschichte des Abendlandes seit der
athenischen Polis bis in unsere Tage hin-
ein verstehen kann als den Kampf um die
Grenze, ein Kampf, in demes kleine, mitt-
lere und riesige Grenzverschiebungen zwi-
schen politischem und nichtpolitischem
Bereich gegeben hat. Der geschichtliche
Paradefall der immer möglichen Grenzauf-
hebung war der Absolutismus; der totale
Staat unseres Jahrhunderts ist gleichfalls
durch diese Aufhebung der Grenze von öf-
fentlichem und privatem Bereich defi-
niert.
Zwar liegt es auf der Hand und kann natür-
lich von jemandem, der auch nur die bares-
ten Grundkenntnisse der Problematik ei-
nes modernen sozialen Wirtschaftsverwal-
tungsstaates hat, in keiner Weise bestrit-
ten werden, dass die Grenzen zwischen öf-
fentlichem und privatem Bereich sich au-
ßerordentlich verwischt haben. Und doch
ist in einer Beziehung die Unterscheidung
des politischen Bereichs, also modern: des
Staates und des ihm zugeordneten, auf ihn
hinführenden Bereichs der politischen
Willensbildung, von allen anderen Sozial-
bereichen durch eines grundsätzlich unter-
schieden. Der Staat mag noch so sehr
durch alle Einzelbereiche seiner Politik:
Gesundheitspolitik, Bevölkerungspolitik,
Wohnungspolitik, einwirken auf die Reali-
tät des sozialen Volkskörpers; von allen so-
zialen Tatbeständen bleibt er unterschie-
den durch seine Abstraktion von der Re-
produktion des Lebens: Er ist der Staat
der Erwachsenen, der den Menschen erst
„emanzipiert“, volljährig und dann in völli-
ger rechtlicher Gleichbehandlung an sei-
ner Willensbildung teilhaben lässt.
Alle Sozialtatbestände und ihre Institu-
tionen: Kirche, Schule, Universität, die Ar-
beitswelt und schließlich, im Grunde na-
türlich zuerst zu nennen, die Familie, sind
Initiationsgebilde, die in sich Ungleiche
und, so jedenfalls die Familie, auch Un-
freie vereinigen. Vereinigt die Familie in
sich absolut und unaufhebbar Unfreie, die
Neugeborenen, so sind alle Sozialtatbe-
stände nicht nur durch das Zusammenwir-
ken von Ungleichen, sondern durch das
Zusammenwirken von verschiedenen Frei-
en gekennzeichnet.
Adamsneid oder Die Leugnung der
Tatsache, geboren worden zu sein
Man kann – und warum sollte man
nicht – in Schulen, Universitäten, Wirt-
schaftsbetrieben, Zeitungsredaktionen,
Krankenhäusern die Formen des mensch-
lichen Miteinander ändern, sie freier,
auch ihre rechtlichen „Strukturen“ weni-
ger hierarchisch gestalten. Für Anhörung,
Mitwirkung, auch Mitbestimmung sollte,
wo immer es möglich ist, Raum gegeben
werden. Nur „demokratisch“ lässt all dies
sich nicht legitimieren. Nicht einmal für
die wirtschaftliche Mitbestimmung, die
ich für eine gute und nicht preiszugebende
Sache halte, lässt sich aus dem Begriff der
Demokratie das geringste ableiten.
Aber von welcher Art sind eigentlich
die Fesseln, von denen man sich hier in
letzter Instanz zu befreien sucht? Der For-
derung nach Demokratisierung der Schu-
le, Universität etc., also insbesondere der
Institutionen, die ihren Ursprung im
menschlichen Bedürfnis nach Belehrung
haben, liegt eine Variante adamitischer
Verirrung zugrunde, die ich Adamsneid
nennen möchte, der Neid auf den einen
Stammvater, der, da er nie Kind war, einer
solchen Belehrung nie bedürftig war.
Worum es mir geht, mag eine Steile aus
dem zweiten Treatise of Government
John Lockes zeigen. Da heißt es im 6. Ka-
pitel des 2. Buches, das von der väterli-
chen Gewalt handelt: „Adam wurde als
vollkommener Mensch geschaffen, Kör-
per und. Geist in vollem Besitz von Kraft
und Vernunft. Somit war er vomersten Au-
genblick seines Daseins an fähig, für sei-
nen eigenen Unterhalt und seine Erhal-
tung zu sorgen und seine Handlungen
nach der Vorschrift des Vernunftgesetzes
zu lenken, das Gott ihm eingeimpft hat.
Später bevölkerten seine Nachkommen
die Welt, die alle als unmündige Kinder ge-
boren wurden, schwach und hilflos, ohne
Wissen und Verstand.“ Wir würden „frei
geboren, sofern wir vernünftig geboren
werden, was aber nicht heißen soll, daß
wir beides sofort anwenden können: Das
Alter, welches das eine bringt, bringt auch
das andere mit sich.“
Ich glaube, nur in Kenntnis dieser den
Common Sense von Jahrtausenden aus-
drückenden Auffassung ist die revolutionä-
re Kraft des ersten Halbsatzes des ersten
Satzes des „Contract Social“ Rousseaus zu
ermessen, in dem es heißt: „Der Mensch
wird frei geboren und überall liegt er in
Fesseln.“ Dieser berühmte Satz leugnet
eine Tatsache der Natur, nach der der
Mensch zwar durchaus mit der Befähi-
gung, frei zu werden, geboren wird, imZu-
stand der Geburt jedoch mehr als jedes an-
dere Lebewesen auf Schutz und Geborgen-
heit angewiesen ist.
Was ist das stärkste beeinflussende Fak-
tum unseres Erkenntnisvermögens? Kein
anderes als die Tatsache, dass wir als
Kind geboren werden. In dem ersten Ver-
such einer zusammenfassenden Darstel-
lung der Hindernisse, die klarer wissen-
schaftlicher Erkenntnis im Wege stehen,
in Bacons Idolenlehre, heißt es daher am
Schluss ganz konsequent, dass all diese
„idols and their équipage“ beiseite ge-
rückt werden müssten“ mit der entschie-
denen und klaren Absicht, das Verstehen
„völlig und ganz davon zu befreien und zu
reinigen“. Das Verstehen muss befreit
und gereinigt werden. Wovon? Von der
Zeit der Belehrung durch Ältere. Und so
heißt es am Ende der Idolenlehre: „The
entrance into the kingdom of man, foun-
ded on the sciences, being not much other
than the entrance into the kingdom of
heaven, where into non may enter except
as a child.“ Das heißt: Ihr müsst werden
wie die Kindlein, unschuldig, von allen Er-
fahrungen frei.
Die Irritation des Forschers durch die
Verblendungen, Verstellungen, die die
Folge unseres langsamen Aufwachsens
sind, hat im Laufe der letzten 200 Jahre
eine Fülle von Variationen durchlaufen:
Die Idolatrie des Kindes in der Pädagogik
Rousseaus, die Zurückführung aller Ver-
krüppelungen unserer Psyche in der Leh-
re Freuds auf die Kindheit, Mitleid mit
dem Kind, Hass auf die Kindheit, es sind
alles verschiedene Seiten einer Sache, des
Umstandes, dass die Menschen zuneh-
mend weniger geneigt sind, die Umstände
ihrer Kreatürlichkeit anzunehmen.
Dieses ist der eigentlich tiefste Zusam-
menhang, in dem ich die emanzipatori-
sche Forderung nach Demokratisierung
von auf Grund der Natur durch Ungleich-
heit bestimmten Sozialtatbeständen glau-
be sehen zu müssen. Diese Forderung ist
mithin keine Ideologie, bloß falsches ge-
sellschaftliches Bewusstsein, sondern
eine Revolte gegen die Natur. Da wir nicht
imstande sind, die Natur zu verändern,
werden mit demBegriff der Demokratisie-
rung von Sozialtatbeständen Hoffnungen
geweckt, die unerfüllbar sind. Die Erwar-
tungen, die mit diesem Begriff verbunden
sind, sind nicht einlösbar. Da illusionäre
Erwartungen nicht eingelöst werden kön-
nen, könnte amEnde auch dieser illusionä-
ren Erwartung hier wie immer nur stehen:
die Agonie der Freiheit.
„Demokratisierung“ –
Zu einemhäufig gebrauchten
und vieldiskutierten Begriff
Sein Lieblingsbild: Francisco de Goyas „Der Traum der Vernunft produziert Monstren“ Foto Hamburger Kunsthalle
Wilhelm Hennis
Die immer wieder aktuelle Forderung nach mehr Demokratie
läuft auf die Politisierung dessen hinaus, was nur um den Preis der
Despotie politikfähig ist. Von Wilhelm Hennis
SEI TE N 4 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Geisteswissenschaften
E
gon Bahr hielt nicht viel von Willy
Brandts Wahlkampf 1961. Er war
ihm zu „amerikanisch“. Die Kam-
pagne, so Bahr damals, gleiche einemKa-
russell: „Bunt, klingelnd, dauernd in Be-
wegung, ohne vom Fleck zu kommen.“
Brandts PR-Strategen wollten den Regie-
rendenBürgermeister vonBerlin zumjun-
gen deutschen Kennedy stilisieren. Mit
cremefarbenem Mercedes-Kabriolett und
hellem Anzug schickten sie ihn auf eine
„Wahlreise neuen Stils“, in die deutsche
Provinz zum Händeschütteln. Brandts
Werberoute passte man dem Tageslauf
des Bürgers an, Wartezeiten bis zum Auf-
tritt des SPD-Kandidaten wurden von ei-
nem Berliner Kabarett-Ensemble über-
brückt, und der mitreisende Günter Grass
bekundete künstlerisch-intellektuellen
Beistand. Dagegenblieb „die Rumpelkam-
mer der sozialistischen Ideologie, ihrer
Symbole und Prinzipien“, wie der „Spie-
gel“ schrieb, „hermetisch verriegelt“.
Anfang der Sechziger mag ein Wahl-
kampf, der die Mechanismen amerikani-
scher „whistle-stop campaigns“ adaptier-
te, manchem noch wie ein schwindel-
erregendes Karussell vorgekommen
sein. Heute, gut fünfzig Jahre später, ist
der Blick über den Atlantik Usus, wenn
es gilt, Ideen für einen bevorstehenden
Wahlkampf zu entwickeln. Die Strategen
von SPD und CDU wissen, dass sich in
den Vereinigten Staaten ambesten beob-
achten lässt, wie man effektiv und effi-
zient Wahlkampf macht. Auf diese Wei-
se sind die Fernsehduelle der Spitzenkan-
didaten zum festen Bestandteil nicht nur
von Bundestags-, sondern auch von
Landtagswahlkämpfen geworden. Wäh-
rend der TV-Wettstreit inzwischen also
ein fester Bestandteil deutscher Wahl-
kämpfe ist, fristet das im vergangenen
amerikanischen Präsidentschaftswahl-
kampf so erfolgreich betriebene „Grass-
roots-Campaigning“ bei den deutschen
Parteien ein Nischendasein.
Dessen Logik ist schnell beschrieben
ist: Wer die Wahl gewinnen will, muss als
erstes die eigenen Anhänger identifizie-
ren, mobilisierenund andie Urne bringen
– getreu der Devise: „Der Kandidat kennt
seine Wähler.“ (F.A.Z. vom 3. November
2012) Dazu werden im Wahlkampfbüro
Listen geführt, in denen mögliche Stim-
menlieferanten mit Namen und Adressen
eingetragensind. Sympathisantender geg-
nerischen Partei sind in den Verzeichnis-
sen erst gar nicht aufgeführt. Dann ziehen
die Unterstützer eines Kandidaten von
Tür zu Tür und leisten Überzeugungsar-
beit. Durch Facebook und Twitter ge-
schieht die Ansprache auch über das
Netz. Klingeln hierzulande Unbekannte
an der Wohnungstür, sollte man sich eher
auf Zeugen Jehovas einstellen als auf mis-
sionierende Genossen. Und auchimInter-
net dürften die wenigsten schon auf wahl-
kämpfende Jungunionisten aus dem Kon-
rad-Adenauer-Haus gestoßen sein.
Dennoch werden sich SPD und CDU
bei der Bundestagswahl im kommenden
Jahr womöglich verstärkt an Graswur-
zel-Aktivitäten nach amerikanischem
Vorbild versuchen. Es gilt, sämtliche Re-
gister zu ziehen. Denn eine Regierungs-
mehrheit ist derzeit weder für das rechte
noch für das linke Lager erkennbar. So
drohten, schreibt der Mainzer Politikwis-
senschaftler Gerd Mielke mit Blick auf
die SPD, „die Gefahren einer unfreiwilli-
gen Demobilisierung der eigenen An-
hängerschaft vor allemdurch die koaliti-
onspolitischen Perspektiven“. Den Sozi-
aldemokraten stehe ein hartes Jahr be-
vor: „Man muss sich etwas einfallen las-
sen.“ Vorsorglich reisten Mitarbeiter des
Willy-Brandt-Hauses im Oktober nach
Ohio, einem der Swing-States, und sam-
melten als aktive Tür-zu-Tür-Wahl-
kampfhelfer von Obama Erfahrungen
für die heimische Kampagne. Gastfami-
lien gaben ihnen kostenlos Logis. Auf
diese Weise bedankten diese sich für die
Unterstützung aus Deutschland.
Auch die deutsche Politikwissenschaft
hat demThema Grassroots-Campaigning
noch relativ wenig Beachtung geschenkt.
Im Dezember wird nun ein Sammelband
neue Forschungsergebnisse präsentieren
(Rudolf Speth: Grassroot-Campaigning.
VS-Verlag, 2012). „Politische Kommunika-
tion“, sagt der in Kassel lehrende Speth,
sei als Forschungsfeld bisher kaum in die
Politologie integriert gewesen. Ansatzwei-
se sei es zwar in der Forschung über Inte-
ressenverbände oder soziale Bewegungen
diskutiert worden. Hauptsächlich habe
sich damit aber die Kommunikationswis-
senschaft auseinandergesetzt, was nicht
zuletzt amInternet liegt, das als Graswur-
zel-Apparat in den vergangenen Jahren
immer bedeutender wurde. „Eine zentral
gesteuerte Kampagnenorganisation kann
mit einem dezentralen Medium verbun-
den werden“, erklärt Speth.
Dass die Wissenschaft einen frucht-
baren Boden für Graswurzeln bereiten
kann, zeigt ein Projekt, welches schon
zwei Jahrzehnte zurückliegt. Eine For-
schergruppe um den Soziologen Micha-
el Vester wandelte 1992 auf den Spuren
von Pierre Bourdieu und fertigte in Han-
nover kleinräumige Stadtteilanalysen
an. Ausgangspunkt war das schlechte
Abschneiden der SPD bei der nieder-
sächsischen Kommunalwahl 1991. „Vie-
le Hannoveraner Ortsvereine wussten
nicht mehr, wie die soziale Lage in ih-
rem Stadtteil war“, erzählt Thomas
Herrmann, der zur Forschergruppe
zählte und bis heute selbst Kommunal-
politik in der Landeshauptstadt macht.
Auf der Basis eigener erhobener und im
Drei-Jahres-Rhythmus von der Stadtver-
waltung publizierter Daten entwickel-
ten die Sozialwissenschaftler einen
Kommunal-Atlas, der ein sozioökono-
misches Bild einzelner Stadtteile zeich-
nete. In Kenntnis dieses Bildes ließ
man die Parteien mit dem Milieu des Be-
zirks kommunizieren. „Wenn ich weiß,
mit wem ich es zu tun habe, kann ich
ihn auch ansprechen“, so umreißt Herr-
mann die Idee. 1996 habe man dann in
seinem Ortsverband (Südstadt) auch
Hausbesuche gemacht. Bei solch einem
Campaigning sei es natürlich wichtig,
dass man sich nicht zwei Stunden lang
mit einer Person aufhalte. Die Maßgabe
für Obamas Straßenwahlkämpfer laute-
te: zwei bis drei Minuten pro Tür.
Es gibt zwar eine deutliche Tendenz,
die sozialen Netzwerke auch für die
persönliche politische Ansprache stärker
zu nutzen. Dennoch sollten sich die PR-
Strategen der Parteien künftig nicht auf
„Social Media“ verlassen, meint Herr-
mann. Im Willy-Brandt-Haus will man
konventionellen und Internet-Wahl-
kampf miteinander verzahnen. Stets müs-
se man überlegen, wie sich der realweltli-
che Wahlkampf im Web 2.0 abbilden las-
se. Automatismen wie eine willfährige
Übernahme von Elementen der erfolgrei-
chen Obama-Kampagne werde es nicht
geben. Denn, so habe Franz Müntefering
einmal gesagt, jeder Wahlkampf sei ein
Unikat, dessen Bedingungen sich vom ei-
nenauf den anderenTag ändern könnten.
Die CDU will ebenso auf Grassroots-
Campaigning setzen. Der Schwerpunkt
liege dezentral in den Wahlkreisen
und werde dort auch organisiert. Bei
den bundesweiten Graswurzelaktivitä-
ten werde 2013 wie schon 2009 das
„teAM Deutschland“ wieder eine „wich-
tige Rolle spielen“. Die Unterstützer-
kampagne für Angela Merkel verfügt
über eine eigene Online-Plattform. Zu-
nehmend seien aber auch Offline-Kom-
ponenten in den bundesweiten Graswur-
zel-Wahlkampf eingebunden worden.
Vor drei Jahren hätten sich um die
30 000 Freiwillige auf der Plattform re-
gistriert. Über die Planungen für 2013 er-
fährt man aus dem Konrad-Adenauer-
Haus noch nichts. Ob on- oder offline –
„jetzt hat sich der Wind gedreht“, meint
Rudolf Speth. Die Medialisierung der
Wahlkämpfe sei an eine Grenze gekom-
men. Nun schlage die Stunde des „Bo-
denkampfes“. ANDREAS GROTH
Also sprach die Genossin Emma Holde-
fleiß: „Kollegen, Kommunismus, wenn ihr
euch den vorstellen wollt, dann richtet
eure Augen auf, was jetzt ist, und nehmt
das Gegenteil.“ Die Worte richten sich an
die Arbeiter einer Brikettfabrik in dem
Stück „Die Sorgen und die Macht“ von Pe-
ter Hacks aus demJahr 1962. Von Utopien
komme „nichts als Peinliches“, verkünde-
te Hacks dagegen in dem Aufsatz „Die
Schwärze am Ende des Tunnels“ von
1991. In welchem Umfang und mit wel-
chem Ziel Hacks’ Werke utopisch seien,
war Thema der fünften wissenschaftli-
chen Tagung der Peter-Hacks-Gesell-
schaft in Berlin.
Das erwähnte Stück aber hatte, wie Leo-
nore Krenzlin darlegte, das Paradoxon vor
Augen geführt, dass es, obwohl es der
staatlichen Forderung nach Produktions-
stücken vollkommen entsprach, durch sei-
nen utopischen Gehalt – „Und malt euch
also mit den grauen Tinten der Gegenwart
der Zukunft buntes Bild“, schließt Holde-
fleiß’ Rede an die Arbeiter – die Machtha-
ber so sehr verstörte, dass es nach kurzer
Zeit von den Spielplänen verschwand. Die
von 1970 bis 1990 an der Akademie der
Wissenschaft Berlin tätige Literaturwis-
senschaftlerin beschäftigte sich vor allem
mit Entstehung und Titelmotiv von „Die
Sorgen und die Macht“ und bettete das
Stück in die realen DDR-Verhältnisse ein.
Das zunächst, Anfang 1958, schlicht „Bri-
ketts“ und in der zweiten Fassung noch ko-
mödienhaft „Drei Flaschen Sekt“ betitelte
Stück hatte Hacks erst mit der dritten (erst-
mals erhaltenen) Fassung „Die Sorgen
und die Macht“ genannt – als heute rätsel-
hafte Verbindung zweier Abstrakta.
Im damaligen Zeitgeist war das anders:
Krenzlin erwähnte sowohl Walter Ul-
brichts Rede vom Oktober 1957, in der er
betonte, die „Festigung, Leistung und Er-
füllung“ der sozialistischen Planwirtschaft
„machen den Arbeitern auch Sorgen“, als
auch Chruschtschows – im Kontrast zur
üblichen Schönfärberei – ungewöhnliches
Eingeständnis von „Sorgen“ bei den
Machthabern im Zusammenhang mit der
Durchführbarkeit des Sowjet-Kommunis-
mus in seinem Gespräch mit Arbeitern in
Leipzig im gleichen Jahr. Bedeutender sei
jedoch das bei der Feier der Sowjetunion
im Oktober 1957 in der DDR uraufgeführ-
te Lied „Ohne Kapitalisten geht es besser“
gewesen, welches zur Musik von Hanns
Eisler die Freundschaft zur Sowjetunion
besang. Kurt Bartel, „Kuba“ genannt,
reimte hier: „Und stöhnten wir am Mor-
gen, / hat Moskau nur gelacht: / Wer die
Macht hat, der hat auch die Sorgen / – die
Sorgen und die Macht.“ Das Lied wurde
lange Zeit im Radio gespielt, es ist davon
auszugehen, dass Hacks es gekannt hat.
Wie bei Hacks – hier: rückwärtsgewand-
tes – Utopisches mit Realem verknüpft ist,
arbeitete auch Jens Mehrle (Berlin) an
dem zwölfstrophigen Gedicht „Das Vater-
land“ heraus, in dem sich das bekannte
Diktum über die Mauer als „der Erden-
wunder schönstes“ enthält. Rief sein Verle-
sen dieser mit „Wer kann die Pyramiden
überstrahlen?“ anhebenden sechsten Stro-
phe belustigte Irritation im Publikum her-
vor, so zeigte seine Analyse, wie Hacks
Zeile für Zeile die scheinbare Verklärung
der DDR humorvoll-realistisch be-
schränkt. Ute Baum (Dresden) erkannte
in den späten Russland-Dramen im ver-
mehrten Auftreten von Wundern, welche
zu glücklichen Stückausgängen führten,
utopisches Potential; Kai Köhler (Berlin)
ordnete Hacks’ Stückenden nach dem Kri-
terium, ob sie punktgenau abbrächen oder
bevor beziehungsweise nachdem die
Handlung zu Ende sei sowie nach ihremje-
weiligen utopischen Gehalt.
Für Utopie gebe es bei Hacks ein besse-
res Wort, nämlich Ideal, erläuterte Felix
Bartels, und machte drei Phasen im Werk
des Dichters aus: eine naive, pro-utopi-
sche bis 1961; die klassische Phase, in wel-
cher Hacks seinen Idealbegriff entwickel-
te, von 1962 bis 1972; und schließlich, be-
ginnend mit dem „Jahrmarktsfest zu Plun-
dersweilern“, eine von 1973 an währende
ideologiekritische Phase, die vor allem
von der Polemik gegen das „falsche Be-
wusstsein“ der anderen und weniger von
eigenen großen utopischen Entwürfen ge-
kennzeichnet, somit zunehmend utopiekri-
tisch gewesen sei.
Eva, nicht Adam sei sein „bester Wurf“,
sagt Gott in „Adamund Eva“ (1972). Wel-
che Rolle spielen Frauen für Hacks’ Uto-
pien? Finden sich Utopien vor allemin sei-
nen Kinderwerken? Fragen, mit denen die
Podiumsdiskussion die Zuhörer entließ.
Vergnügen bereitete und Vernetzung er-
möglichte das Vorprogramm der Tagung:
das jedermann offenstehende Arbeitstref-
fen für Studierende und Nachwuchswis-
senschaftler, die zu Hacks forschen, und
die immer am Vorabend stattfindende
Hacks-Darbietung, diesmal eine Lese-In-
szenierung der 1993 uraufgeführten Aris-
tophanes-Bearbeitung „Der Geldgott“ im
Habbema, der Bühne der Peter-Hacks-Ge-
sellschaft.
Mit Hacks’ kapitalismuskritischer Ko-
mödie, in welcher die Mächte des Geldgot-
tes Pluto und der Glücksgöttin Fortuna
wie zufällig mit menschlichen Schicksalen
verwoben werden, erheiterte und verstör-
te die Truppe um Regisseur Olaf Brühl die
anwesenden Zuschauer gleichermaßen.
Sie führte vor Augen, was Hacks zugleich
zeitlos und aktueller denn je macht: die
beiden unlösbar erscheinenden Wider-
sprüche, der zwischen Mann und Frau und
jener zwischen Leistung und Gerechtig-
keit: Arbeit und Kapital. MEIKE BOHN
Die Fahnen auf demDach lassen die „Me-
tropole Ruhr“ flattern. Eine aufgesetzte
Botschaft, die der Mann, in dessen Amts-
zeit das Haus des Siedlungsverbands
Ruhrkohlenbezirk (SVR) in Essen errich-
tet wurde, noch nicht im Blick hatte und
die sich doch auf ihn bezieht. Denn in Auf-
trag gegeben wurde der streng funktiona-
le, mit abgerundeten Ecken versehene
Backsteinbau des Architekten und Folk-
wang-Lehrers Alfred Fischer, der
1928/29, gleichzeitig mit der Zeche Zoll-
verein XII, entstand, von Robert Schmidt,
der als erster Direktor des SVR1920 ange-
treten war, den boomenden, doch infra-
strukturell unterentwickelten Industriebe-
zirk mit einer die kommunale Kirchturm-
politik überwindenden Regionalplanung
zu stärken und zu einer eigenständigen
Provinz auszubauen.
Die konzeptionelle Grundlage dafür
hatte der Wasserbauingenieur 1912 ge-
legt, er, als er, damals Technischer Beige-
ordneter der Stadt Essen, die Beratungen
der Grünflächenkommission des Regie-
rungsbezirks Düsseldorf zu einer vielbe-
achteten Publikation bündelte: „Denk-
schrift betreffend Grundsätze zur Aufstel-
lung eines General-Siedelungsplanes für
den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechts-
rheinisch)“. Der umständliche Titel spie-
gelt die komplexe Problemlage. Denn die
Planung eines großangelegten, die Wohn-
gebiete durchwebenden Grünflächensys-
tems war, so Schmidt, als Einzelaufgabe
nicht möglich, sondern mit Verkehrsent-
wicklung, Raumordnung und Siedlungstä-
tigkeit zu verknüpfen und auf den westfäli-
schen Teil des Reviers auszudehnen.
Hundert Jahre ist dieses Memorandum
nun alt, das 2009 als Faksimile-Nach-
druck wiederaufgelegt wurde und den An-
fang einer Fachdisziplin, der Regional-
und Landesplanung, markiert. So hatten
die Gesellschaft für Stadtgeschichte und
Urbanisierungsforschung und die Fach-
hochschule Dortmund gleich zwei gute
Gründe, dem „Erbe Robert Schmidts“
eine Tagung zu widmen. Dass sie imHaus
des Regionalverbands Ruhr (RVR) und da-
mit der Nachfolgebehörde des SVR statt-
fand, war Huldigung an den Genius loci
und Teil des Themas. Denn der SVR hatte
1975 die Planungshoheit verloren und
war zum Kommunalverband Ruhr (KVR)
abgewertet worden; erst der RVR, der
2004 neu aufgestellt wurde, erhielt 2009
die zentrale Kompetenz von den Bezirks-
regierungen zurück.
In diesen Diskontinuitäten bildet sich
das Dilemma des Ruhrgebiets ab, das –
von drei Regierungsbezirken und zwei
Landschaftsverbänden, auch sechs Hand-
werkskammern und vier WDR2-Program-
me zerschnitten – in seiner regionalen
Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist. Ro-
bert Schmidts Denkschrift ist aktuell ge-
blieben: Noch immer hemmen Verwal-
tungsgrenzen die politischen Entschei-
dungsprozesse und, vom Nahverkehr bis
zur Wirtschaftsförderung, eine effiziente
Zusammenarbeit.
Die Tagung handelte die Geschichte
des SVR an zentralen Aufgabenbereichen
(wie Verkehrsplanung oder Freiraum-
schutz) nuanciert ab: Die persönlichen
Konstellationen und das Stadtmodell der
zwanziger Jahre wurden dargestellt, Ver-
gleiche mit Hamburg und Mitteldeutsch-
land gezogen, die strategische Planung an
europäischen Beispielen aufgefächert, bis
Medellín und Dhaka wurde Schmidts Vor-
bildcharakter und Einfluss nachgewie-
sen. Als seine Erben verstehen sich der
RVR und die (im Haus gegenüber sitzen-
de) Emschergenossenschaft, die ihre Para-
deprojekte vorstellten: der RVR, der in-
zwischen Freiflächen von 18 000 Hektar
(etwa so groß wie das Stadtgebiet von Bo-
chum) besitzt, den Emscher Landschafts-
park und die Emschergenossenschaft die
Herkulesaufgabe, Europas größte Kloake
in eine saubere Flusslandschaft zu ver-
wandeln.
Doch Robert Schmidt verstand die
Durchführung des „General-Siedelungs-
plans“ auch als eine Art Gesamtkunst-
werk und berührte sich darin mit den Vi-
sionen des Kunstmäzens und Folkwang-
Gründers Karl Ernst Osthaus, der zur glei-
chen Zeit seine Heimatstadt Hagen zum
„Stützpunkt künstlerischen Lebens“ und
Gegengewicht zu Berlin ausbauen wollte.
Auf diesen Zusammenhang aber ging der
Diskurs ebenso wenig ein wie auf die In-
ternationale Bauausstellung Emscher
Park, deren Direktor Karl Ganser wie kei-
ner vor oder nach ihm den ganzheitlichen
Anspruch von Robert Schmidt aufnahm
und so dessen erster Erbe wurde. Welche
Rolle unter den Vorzeichen des Struktur-
wandels Architektur, Industriekultur,
Denkmalschutz und (Landmar-
ken-)Kunst für die Identitätsbildung des
Ruhrgebiets spielen können, wäre eine ge-
naue Betrachtung wert gewesen.
Als polyzentrische Region, die Ar-
beitslosigkeit und Überalterung, Bevöl-
kerungsrückgang und infrastrukturelle
Defizite belasten, ist das Ruhrgebiet mit
5,3 Millionen Einwohnern heute weit da-
von entfernt, sich mit Berlin, außer im
Fußball, messen zu können. Zu den Zei-
ten von Robert Schmidt (1869 bis 1934),
der dem SVR bis 1932 vorstand, war das
anders. Als der 1926 das Amt des Stadt-
baurats von Groß-Berlin ausschlug, be-
gründete er das, so erinnerte sich Mar-
tin Wagner, der es damals übernahm,
mit den Worten: „In Essen sei er doch
Erster unter Gleichen – und dazu noch
unter Gleichen von Weltrang.“ Am
Ende ist es dieses Selbstbewusstsein des,
wie Wagner ihn nannte, „Schmidt von
Essen“, das dem Ruhrgebiet heute vor al-
lem fehlt. ANDREAS ROSSMANN
Bodenoffensive mit
Netzunterstützung
Sorgen
und Macht
Eine Tagung über
Peter Hacks und die Utopie
Wer ein guter Mensch sein will, sollte
nicht allzu lange über seine Handlungen
nachdenken: das ist das Ergebnis einer
Reihe von zehn Experimenten, die Da-
vid G. Rand, Joshua D. Greene und Mar-
tin A. Nowak im Internet und im Labor
durchgeführt haben („Spontaneous giv-
ing and calculated greed“, in: Nature,
Band 489, 20. September 2012). Sie lie-
ßen ihre Versuchspersonen Spiele nach
Art des Gefangenen-Dilemmas spielen,
bei denen alle Spieler Gewinn machen,
wenn sie kooperieren, ein Egoist, der
nicht kooperiert, aber den höchsten Ge-
winn erzielen kann.
Dabei gingen die Forscher davon aus,
dass Menschen auf zwei verschiedenen
Wegen zu ihrer Entscheidung kommen
können: entweder schnell und intuitiv
oder langsamer und durchdacht. Wie
würde es sich auf das Spielverhalten aus-
wirken, wenn man die Versuchsperso-
nen drängte, sich schnell zu entscheiden,
oder ihnen eine Mindestbedenkzeit ver-
ordnete? Wie, wenn man sie zuvor bat,
sich an Situationen zu erinnern, in de-
nen spontane Entscheidungen aus dem
Bauch heraus sich als genau richtig oder
als verhängnisvoll erwiesen hatten?
Das Ergebnis war eindeutig: Die schnel-
leren, intuitiven Entscheidungen waren
die sozialeren. Die Versuchspersonen, die
nicht lange nachdachten, setzen mehr
Geld für die gemeinsame Sache ein, als
jene, die mehr Zeit hatten, über ihre Stra-
tegie nachzudenken. Zwar fandendie For-
scher auch, dass Menschen, die schlechte
Erfahrungen mit ihren Kooperationsver-
suchen gemacht hatten, zurückhaltender
waren und weder intuitiv noch reflektiert
besonders viel kooperierten. Doch in kei-
nemFall war die intuitive Reaktion weni-
ger kooperativ als die durchdachte.
Menschen sind demnach intuitiv auf
Kooperation und Vertrauen eingestellt.
Moralische Appelle und rationale Argu-
mente über den Nutzen von Kooperation
sind hier nicht nur überflüssig, sie könn-
ten nach hinten losgehen, indem sie die
intuitive Reaktion ausbremsen. Das passt
zu anderen Forschungsergebnissen, so
Michael Tomasello: Wenn Menschen in-
teraktive Spiele mehrmals spielen, begin-
nen sie mit kooperativen Strategien und
werden erst nach und nach egoistischer;
Menschen treffen viele moralische Ent-
scheidungen aus dem Bauch heraus und
können sie nicht rational rechtfertigen;
und einjährige Kinder helfen und teilen
umstandslos und beginnen erst, wenn sie
älter werden, ihren Altruismus selektiver
einzusetzen („Why be nice? Better not
think about it“, in: Trends in Cognitive
Sciences, Heft 12, Band 16).
Irgendwann, so scheint es, haben die
Menschen gemerkt, dass es besser ist zu-
sammenzuhalten, auch wenn man nicht
verwandt ist. Evolutionäre Modelle bestä-
tigen inzwischen, dass es besser ist, zu
vertrauen und ab und an übers Ohr ge-
hauen zu werden, als immer misstrauisch
zu sein und dadurch gute Gelegenheiten
zur Zusammenarbeit zu verpassen, be-
richtet Tomasello. Das bedeute nun aber
nicht unbedingt, dass uns kooperatives
Verhalten genetisch vorgegeben ist, es
könnte auch auf sozialen Normen beru-
hen. Der Effekt ist derselbe: Solange sie
nicht zu viel nachdenken, neigen Men-
schen dazu, erst einmal nett zu sein und
mitzumachen. MANUELA LENZEN
Schmidt
von Essen
Pionier der Regionalplanung
imRuhrgebiet
Freiwillige Helfer der Demokraten bei der Telefonwerbung am 5. November, einen Tag vor der Präsidentschaftswahl Foto Travis Dove/The New York Times
Der gute Mensch denkt nicht, sondern ist einfach nett
Intuitiv neigen Menschen zur Kooperation, Nachdenken macht sie egoistisch
In Amerika spielt die persönliche
Ansprache der Wähler auch an der Haus-
tür eine wichtige Rolle. In Deutschland
hingegen ist die Graswurzel-Technik
längst noch nicht so verbreitet.
Jeder Wahlkampf ist ein
Unikat, dessen Bedingun-
gen sich vom einen auf den
anderen Tag ändern.
Schlechte Ethik-
Progonose für
Rodin?
Foto picture alliance
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE N 5 Forschung und Lehre
Z
uletzt wieder, nach der Wahl ei-
nes Pfarrers zum Bundespräsi-
denten, ist bemerkt worden, die
Bundesrepublik sei nach 1989
protestantischer geworden. Imalten Wes-
ten hatte mit der Privatisierung der Reli-
gion die Konfession von Politikern kaum
noch dafür herhalten müssen, Politik dar-
zustellen oder zu deuten. Doch nun, in
der Debatte um die Plagiatsvorwürfe ge-
gen die Bundesbildungs- und -for-
schungsministerin Dr. Annette Schavan,
scheint sich eine Mentalitätsdifferenz er-
neut zu aktualisieren, die entlang des
Konfessionsschismas katholisch-evange-
lisch verläuft.
Die Referenz auf Konfession drängt
sich auf angesichts der umlaufenden
Selbstdarstellung der CDU-Ministerin,
die eine lupenrein katholische Biogra-
phie vorweist. Imrheinischen Katholizis-
mus großgeworden, hat sie vor der Amts-
übernahme, um nur zwei Funktionen zu
benennen, das katholische Begabtenför-
derungswerk Cusanus geleitet, das u. a.
Promotionsstipendien vergibt und der
Förderung katholischer Eliten dienen
will. Bis heute gehört sie der ebenso ka-
tholischen Görres-Gesellschaft zur För-
derung der Wissenschaft an, die auf den
preußischen Kulturkampf zurückgeht
und deren Protektor immerhin der Köl-
ner Kardinal Meisner ist.
Im Plagiatsstreit geht es aus der Sicht
der Betroffenen um die Ehre, aus der
Sicht der Regierung um Schadensbegren-
zung. Im Kern aber handelt es sich um
eine versetzt, mit moralischen Argumen-
ten geführte Kontroverse umdie Wissen-
schafts- und Bildungspolitik. Angefan-
gen von den Advokaten aus ihrer Partei,
die das Verfahren der Universität Düssel-
dorf angreifen, über die Kommentato-
ren aus den Medien und der Wissen-
schaft, die Methoden und Beurteilungs-
kriterien der Gutachter diskutieren, bis
zu den Sprechern der Opposition, die
den nächsten Wahlkampf vorbereiten,
denken alle Teilnehmer am Plagiats-
streit vom Ende her: dem Rücktritt der
Ministerin.
Wer aus politischen oder persönli-
chen Motiven hilfreich sein will, um ei-
nen solchen Ausgang der Affäre zu ver-
hindern, streicht die Verdienste der Mi-
nisterin um die Wissenschaft heraus
und weist vorsorglich den Verdacht ei-
ner Täuschungsabsicht der jungen Dok-
torandin zurück. Die unabweisbaren Tat-
sachen, die auf der Plattform der Plagi-
atsjäger nachzuvollziehen sind, werden
als lässliche (Jugend-)Sünden behan-
delt. Im Umgang mit einer unverhältnis-
mäßig breiten Themenstellung der Dis-
sertation und der viel zu umfangreichen
Sekundärliteratur mögen, so ihre Be-
schützer aus der Erziehungswissen-
schaft, der Studentin handwerkliche Feh-
ler unterlaufen sein. Um die Plausibilität
des Arguments zu erhöhen, erzeugen sie
historisierend den Eindruck, die inkrimi-
nierten Zitierpraktiken seien in der Er-
ziehungswissenschaft üblich, zumindest
üblich gewesen oder bei diesem Typ Dis-
sertation doch unvermeidlich. Bedient
wird der Eindruck, dass es mit der Wis-
senschaftlichkeit der doch eher verach-
teten akademischen Pädagogik so weit
nicht her sei.
In diesemweitherzigen Verständnis ei-
nes Plagiats leuchtet argumentativ das
Motiv der Werkgerechtigkeit auf, das die
römisch-katholische Rechtfertigungsleh-
re getragen und das Luther so erbost und
zum Protest getrieben hatte. Im aktuel-
len Fall sollen die guten Werke der Mi-
nisterin, gleichsam im Tausch, Verfeh-
lungen aufwiegen, die sie auf dem Kar-
riereweg begangen haben mag.
Die Mahnung zur Nachsicht, die auf
die Lebensleistung der Angeschuldigten
abhebt, wird konzertiert von ehemaligen
Granden der Wissenschaftsorganisatio-
nen vorgebracht, von der Deutschen For-
schungsgemeinschaft über den Wissen-
schaftsrat bis zur Hochschulrektorenkon-
ferenz. Sie sind der Ministerin in einer
Überzeugungsgemeinschaft verbunden,
ihre Organisationen bleiben auf die mil-
lionenschweren Zuwendungen ihres Mi-
nisteriums angewiesen. Dass aus dieser
Runde gar der Vorwurf in den Raum ge-
stellt wird, die Universität Düsseldorf, die
sich durch eine Indiskretion angreifbar ge-
macht hat, verfolge mit ihrer Untersu-
chung „eine Mission“, unterstreicht nur
den hochpolitischen Charakter der Aus-
einandersetzung. Es geht ums Ganze.
Wer dagegen bereit wäre, im Namen
der Wissenschaftshygiene die Folgen ei-
nes Rücktritts der Ministerin in Kauf zu
nehmen, oder wer direkt auf ein solches
Ende hinarbeitet, folgt einem engen
Konzept des Plagiats. Bewaffnet mit
computergestützter Textanalyse, sind
Plagiatsjäger zu einem neuen Typ des po-
litischen Akteurs geworden. Wie der sa-
genhafte Robin Hood operieren sie aus
demVerborgenen und lehren die abgeho-
benen Funktionseliten das Fürchten.
Aber sie rauben nicht, sie zahlen heim.
Hervorgebracht hat sie ein erneuter
Strukturwandel der Öffentlichkeit, der
von den interaktiv-digitalen Medien aus-
gelöst worden ist. Die Aktivisten beru-
fen sich auf Prinzipien guter wissen-
schaftlicher Praxis, die quer zu den Fa-
kultäten und Wissenschaftskulturen je-
derzeit gelten müssten. Appellierend an
die protestantische Ethik, bestehen sie
auf einem asketischen Berufsethos, des-
sen Verhaltensmaßstäbe kategorisch,
ohne Rücksicht auf Umstände oder Fol-
gen zu gelten hätten. Seit die nachkanti-
sche protestantische Theologie die Ethi-
sierung der Religion nachvollzogen hat,
können Wahrheitsfragen zu Wertfragen
umgedeutet, kann wert- von zweckratio-
nalem Handeln unterschieden werden.
Alle Zweckrationalität ist durch Werte
zu kontrollieren, die individuell als Tu-
genden zu leben sind.
Die Prüfkriterien werden von den Tu-
gendwächtern mechanisch, im Modus
moralischen Rigorismus angelegt. In ih-
rer Logik können sie, allen voran Red-
lichkeit und Gewissenhaftigkeit, für die
Begutachtung auch einer dreißig Jahre
zurückliegenden Dissertation nicht er-
mäßigt werden. Aktuell kommt hinzu,
dass nach der vorangegangenen Affäre
Guttenberg, an dessen Fall die Wissen-
schaftsministerin entscheidend beteiligt
war, im wissenschaftlichen Establish-
ment gerade noch die Verschärfung der
Maßstäbe verabredet worden war.
N
iemand würde sich heute für
Annette Schavans Dissertation
mit demvielversprechenden Ti-
tel „Person und Gewissen“ in-
teressieren, wäre sie nicht die Wissen-
schaftsministerin. In dieser Funktionsrol-
le freilich ist sie an den Resultaten ihrer
Politik zu messen. Das hatte die Kanzle-
rin im Fall Guttenberg gemeint, als sie
davon sprach, sie habe ihn schließlich als
Verteidigungsminister bestellt und nicht
als wissenschaftlichen Assistenten. In
der Politik, der Erziehung oder beimMili-
tär sind Plagiate ja nicht verboten, son-
dern: best practice, durchaus erwünscht.
Aber die Operation, Gewissenhaftigkeit
als systemspezifische Teil-Ethik zu be-
handeln, die in der Politik keine Geltung
beanspruchen könne, schlug fehl. Eine
solche Differenzierung ist kontraintuitiv
und dem Publikum nicht zu vermitteln.
Die anlasslose Überprüfung von Qua-
lifikationsarbeiten von Abgeordneten
oder Ministern hat einen paradoxen Ef-
fekt: Sie drängt die Rechtfertigung der je-
weiligen Politik aus dem Fokus der Auf-
merksamkeit. Die Moral, die System-
grenzen überspringt, substituiert das po-
litische Argument. Wenn das Handeln
von Politikern moralisierend auf ihr Ver-
halten in anderen Wertsphären redu-
ziert und nach „gut“ und „böse“ beur-
teilt wird, verläuft die Kontroverse nicht
mehr entlang der üblichen Koordinaten
„links“ und „rechts“, in denen Interes-
sen markiert werden. Insofern ist der Pla-
giatsstreit ein weiteres Beispiel für Ent-
politisierung, in diesem Fall der For-
schungs- und Bildungspolitik. Spiegel-
verkehrt kann man die Moralisierung po-
litischer Fragen als unbeholfen-wider-
ständige, Luhmann hätte gesagt „fieber-
hafte Immunreaktion“ der Wissenschaft
auf die neue Regierungstechnik lesen.
Moral wird überall da wütend in An-
schlag gebracht, wo die Politik ins Tech-
nokratische umzuschlagen droht, wo
Wertfragen von Sachzwängen überholt
und über die Zweckmäßigkeit von Ent-
scheidungen auf Märkten entschieden
werden soll.
Was sind die guten Werke der Ministe-
rin, welche ihre möglichen Verfehlun-
gen rechtfertigen sollen? Für die in Plagi-
atsfällen leicht erregbare Wissenschaft-
lergemeinschaft wäre es naheliegender,
inhaltlich in eine Kontroverse über die
Politik der Ministerin einzutreten. Es
war Annette Schavan, die ein Ministeri-
umübernommen hat, das – unter der An-
leitung der EU und der OECD, operati-
ver Stiftungen und Beratungsfirmen – al-
les daransetzte, die Organisationen des
Wissenschafts- und Erziehungssystems
mit betriebswirtschaftlichen Mitteln aus
ihrer Tradition und Routine herauszurei-
ßen, unter Wettbewerbsdruck zu setzen
und vom Kindergarten bis zur Universi-
tät unter Gesichtpunkten der Effizienz-
und Effektivität zu reorganisieren. Ist
das wirklich alternativlos?
Ganz dem Zeitgeist verpflichtet, hat
ihr Haus mit einer marktvorbereitenden
Politik unbeirrt darauf hingearbeitet,
auch die öffentlichen Güter Wissen-
schaft, Erziehung und Bildung einer kos-
tenbewussten Produktions- und Waren-
logik zu unterwerfen. Der Unmut in den
Bildungsanstalten über die Aufopferung
der Kindheit und Jugend für eine unbe-
kannte Zukunft im Zeichen globaler
Wettbewerbsfähigkeit wird unüberhör-
bar. Die Kritiken an „G8“ und „BA“ sind
einschlägige Chiffren. Und es war Annet-
te Schavan persönlich, die in bester
DDR-Manier realitätsblind die Bologna-
und Pisa-Reformen noch schönredete,
als vor aller Augen längst deutlich war,
dass die angestrebten Ziele verfehlt, die
unerwünschten Nebenwirkungen der
Umbauten aber zur Hauptsache gewor-
den waren.
Zur Debatte stünde also die Frage, ob
wir so regiert werden wollen. Ist es wün-
schenswert, wenn ein wichtiges Politik-
feld, dem anerkanntermaßen große Be-
deutung für die zukünftige Entwicklung
des Gemeinwesens zukommt, nicht
mehr über Werte und Normen, sondern
über Indikatoren und Marktmechanis-
men gesteuert wird? Zu fragen wäre, ob
weiter gelten soll, dass über Aufgaben,
die individuelle Lebenschancen unserer
Kinder betreffen, eine politische Ver-
ständigung nicht mehr stattfindet, son-
dern assessments, benchmarks und ran-
kings die Politik lenken. Erziehungs-,
Bildungs- und Wissenschaftspolitik sind
unter dem Ministerium der Annette
Schavan von einer expertokratischen
Handlungslogik überwältigt worden, die
dem Publikum Entscheidungen als blo-
ße Sachzwänge präsentiert. Die verspro-
chenen Verbesserungen sind Schavans
Betriebswirte aber schuldig geblieben.
Im Umgang mit dem herrschenden
Marktradikalismus jedenfalls hat die ka-
tholische Ministerin, die sich einer christ-
lichen Wissenschaft verbunden weiß, de-
ren Sorge dem ganzen Menschen als Per-
son gilt, weniger wertorientiert und prin-
zipienfest als konventionell und konfor-
mistisch gehandelt. Das sollte bei der Prü-
fung ihrer Werke für Zwecke der Recht-
fertigung nicht übersehen werden.
Frank-Olaf Radtke lehrte bis 2011 Allgemeine Er-
ziehungswissenschaft an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität.
V
erständnis allenthalben. Muss es
skeptisch stimmen, dass nach so
großem Jagdeifer nun so große
Duldsamkeit für mutmaßliche
Abschreiber herrscht? Von einer zorni-
gen Sehnsucht nach dem Neuen ist zu le-
sen, die Dissertationen unter Fortschritts-
zwang stellt, von der ausreichenden Legi-
timation einer Doktorarbeit durch die
Weitergabe von Wissen, von dem dringli-
chen Wunsch nach einem Ende der be-
schämenden Plagiatsjagd als Massenspek-
takel im Netz.
Zwischen Guttenberg und Schavan
liegt ein gutes Jahr. Die Fälle liegen unter-
schiedlich. Auf der einen Seite der charis-
matische Blender, auf der anderen die vor-
her eher für zu große Seriosität gescholte-
ne Hochschulpolitikerin. Unabhängig von
den Personen zeichnet sich aber ein Stim-
mungswechsel ab, der in seiner Schärfe an
eine andere Trendwende erinnert.
Verständnis ist eine hermeneutische Fi-
gur. Im Namen der Hermeneutik geht es
jetzt darum, an die digitale Kultur verlore-
nes Diskursgebiet zurückzuerobern. Text-
nähe und nuanciertes Verständnis werden
eingefordert anstelle der kontextblinden
Software-Lektüre, die am Buchstaben
klebt und Schriften auf Strichcodes skelet-
tiert. Man sieht die Zeit gekommen, mit
dem ungeliebten Typus des zahlenfixier-
ten Plagiatsjägers im Netz abzurechnen,
der den Informatiker und Zahnarzt als
Textkritiker salonfähig machte, ange-
stammte Autoritäten düpierte und sein Ur-
teil weit über seine Kompetenzen dehnte.
Und man wird auch der eifernden Selbst-
justiz der anonymen Kollektive nicht nach-
trauern, die sich in einer zufälligen Aus-
wahl an prominenten Opfern schadlos
hielten.
Parallel zur Rückeroberung angestamm-
ten Terrains läuft nicht zufällig der allge-
meine Rückzug der sogenannten Netzge-
meinde, die ihr utopisches Potential aufge-
zehrt hat. Die Netzavantgarde muss ihre
Freiräume heute gegen Staaten und Unter-
nehmen, die sie einmal auf ihrer Seite
glaubte, verteidigen. Ihr Personal ist ver-
schlissen, frühere Lichtgestalten wie Juli-
an Assange entzaubert.
Allgemein hat sich die Erkenntnis einge-
stellt, dass die oft mit messianischen Ver-
heißungen verbundenen Projekte nach
großer Anfangseuphorie keine Dauer er-
reichen. Man sah es bei der grünen Twit-
ter-Revolution in Iran wie bei den Face-
book-Erhebungen in den arabischen Staa-
ten, bei der Blogger-Offensive, die den
Massenmedien einmal die Herrschaft
über den öffentlichen Diskurs entreißen
wollte, wie bei der erlahmten Occupy-Be-
wegung, die eine neue Form der Revolte
zu etablieren schien. Und man erlebt es ge-
genwärtig beim Abstieg der Piratenpartei,
der es an ausreichendem Verständnis für
das Internet zu fehlen scheint. Spätestens
seit der erfolglosen Petition gegen das
Leistungsschutzrecht ist das Brodeln im
virtuellen Untergrund nicht mehr zu spü-
ren. Auch auf den Seiten der Plagiatsjäger
finden sich nur noch wenige Unermüdli-
che ein. Man nutzt die Gelegenheit, sich
von der hyperbolischen Aufmerksamkeits-
ökonomie des Netzes zu befreien, die af-
fektive Energien ausbeutet und Aufnahme-
kapazitäten schnell erschöpft.
Die hermeneutische Gegenoffensive
läuft unter der begründeten Annahme, die
Erkenntnisleistung einer Dissertation las-
se sich nicht im technischen Abgleich von
Textbausteinen beurteilen. Aber auch sie
hat ihre Übertreibungen. Man erkennt es
schon daran, dass mancher im Fall Scha-
van mehr Nähe zum Text forderte, sich
aber von der Lektüre des Werkes entbun-
den fühlte, das er vor demPlagiatsvorwurf
in Schutz nahm. Gegen das technizistische
Textverständnis wird eine überdehnte Her-
meneutik aufgefahren und eine Genieäs-
thetik, die oft imWiderspruch zumempiri-
schen Charakter der verhandelten Arbei-
ten steht. Das superlativische Vokabular
wurde den Universitäten im Zuge der Ex-
zellenzinitiative von Wissenschaftsmana-
gern eingeflüstert, die nicht kleinlich im
Gebrauch von Top- und Spitzenprädika-
ten sind. Eine antiquierte Bildungsspra-
che ragt steil über die Wirklichkeit finan-
ziell gebeutelter Massenuniversitäten her-
aus.
Die hermeneutische Wende hat so eine
falsche Ausschließlichkeitsfigur etabliert.
Die eigenständige Erkenntnisleistung, die
vombloß handwerklichen Mangel des Ab-
schreibens unangetastet bleibe, wird zum
allein maßgeblichen Kriterium erklärt
und verletzte Zitatpflichten mit lässiger
Geste abgetan. Im Umgang mit dem Wort
„Erkenntnis“ gibt man sich generös.
Nun kann eine Arbeit eine eigenständi-
ge Erkenntnis enthalten und trotzdem die
Anforderungen an eine Dissertation ver-
fehlen. Es wird von keinem Doktoranden
eine Schöpfung aus dem Nichts gefordert,
sondern nur, dass er die Leistungen, auf
denen er aufbaut, nennt. Es geht auch
nicht darum, nur im Schlusskapitel, son-
dern über die ganze Arbeit hinweg die sou-
veräne Autorschaft und die Emanzipation
von seinen Quellen zu demonstrieren.
Wenn man theoretische Vorbemerkungen
von der Pflicht eigenständiger Formulie-
rung entbindet, gibt man den (sicher oft
nicht eingehaltenen) Anspruch ganz auf,
dass sie die folgende Empirie leiten und
durchdringen sollen.
D
ie neu reklamierte Freiheit
kann auch als der Versuch ver-
standen werden, das Versagen
der akademischen Selbstreini-
gungskräfte zu überdecken. Die verspro-
chene Aufklärung nach den spektakulä-
ren Plagiatsfällen läuft halbherzig und
schleppend, von den angekündigten Ge-
genmaßnahmen und festen Instanzen ist
wenig zu sehen. Unverbindliche Redlich-
keitsformeln sollen es richten. Im Unter-
bewussten der Debatte gärt unterdessen
eine enorm hoch zu vermutende Dunkel-
ziffer. Die Pflicht und Möglichkeit zur
Aufklärung wächst mit verbesserten Re-
cherchewerkzeugen und weiteren Digitali-
saten. Sie würde eine personelle Überfor-
derung bedeuten, wenn nicht nur willkür-
lich und sporadisch, sondern gerecht und
flächendeckend nachgeprüft werden soll.
Es ist fraglich, ob dem Zukunftstyp des
akademischen Netzwerkers, der überall
potentielle Verbündete sieht und scharfe
Kontroversen meidet, die Aufklärung aus
eigener Kraft gelingt.
Hinter der Plagiatswelle steht auch das
Problem, dass Arbeiten im Bewusstsein
geschrieben werden, keine Leser zu ha-
ben. Verteidigt die Genierhetorik nur die
Indifferenz gegenüber den Texten? Der
Münchner Rechtswissenschaftler Volker
Rieble hat darauf hingewiesen, dass
das Urheberrecht keinen ausreichenden
Schutz gegen Plagiate bietet, weil es nur
den Anspruch des Einzelnen gegen heim-
liche Übernahme verteidigt und keine
Sanktionsmittel gegen das freiwillige
Ghostwriting und die von Professoren an-
gemaßte Autorschaft über die Schriften
ihrer Assistenten enthält.
Es geht in den Plagiatsfällen aber nicht
nur um den Schutz der Opfer, sondern um
den allgemeinen Anspruch auf fairen
Wettbewerb und wissenschaftliche Red-
lichkeit, umdie Kollision von Erkenntnis-,
Qualifikations- und Titelinteressen. Solan-
ge es den um Erkenntnis ringenden Pro-
movenden tatsächlich gibt, steht mehr auf
demSpiel als die Verteidigung handwerkli-
cher Standards. Wer verletzte Zitations-
pflicht als Lappalie abtut oder eigenständi-
ge Sprache nur für einen Teil der Disserta-
tion fordert, hat sich gegen das Erkenntnis-
interesse, mit demer seine Toleranz vertei-
digt, entschieden.
Mit Guttenberg hat sich auch eine symp-
tomatische Redefigur in die Plagiatsdebat-
te eingeschlichen: das in den Politikerer-
klärungen lässig eingestreute Autodafé
„die gewiss keine Glanzleistung ist“ (ge-
meint ist die jeweilige Doktorarbeit). Mitt-
lerweile ist die Beschwichtigungsformel
in den allgemeinen Gebrauch übergegan-
gen. Es fragt sich dann aber doch, warum
man jemanden, der „gewiss“(!) keine
Glanzleistungen im akademischen Feld
vollbracht hat, auf dem wichtigsten bil-
dungspolitischen Posten der Republik hal-
ten will. THOMAS THIEL
Der Wissenschaftsrat hat am vergange-
nen Montag eine Studie veröffentlicht,
die zur Notengebung an deutschen Hoch-
schulen feststellt: Die Prüfungsergebnis-
se werden im Durchschnitt immer bes-
ser, und die Notenverteilung weicht je
nach Fach, Studienort und Abschluss
stark voneinander ab. Außerhalb von Fä-
chern wie Jura und Medizin schließen
die allermeisten Studierenden mit „gut“
und „sehr gut“ ab; in Kunst und Kunstwis-
senschaften tun es beispielsweise 96 Pro-
zent, in den Sozialwissenschaften 89 Pro-
zent, über alle Fächer hinweg sind imBa-
chelorexamen 80 Prozent der Studenten
derart glänzend.
Der Wissenschaftsrat spricht von ei-
ner schleichenden Noteninflation. Sie
hat verschiedene Gründe. In manchen
Fächern werden weniger gute Studenten
schnell entmutigt oder „herausgeprüft“.
Oder auch: Manche Fächer haben Stan-
dards und setzen sie auch durch. So mag
man sich eventuell die 86 Prozent guter
beziehungsweise sehr guter Absolventen
in der Physik erklären, oder hohe Zahlen
in der Chemie (75 Prozent) und Informa-
tik (71 Prozent). Aber vermutlich nicht
die 96 Prozent im selben Notenbereich in
den Erziehungswissenschaften oder in
Geschichte (90 Prozent). Die Psycholo-
gen wiederum werden ihre absurden 37
Prozent an Sehr gut-Absolventen damit
erklären, der strenge Numerus clausus
sorge eben dafür, dass sie eben die bes-
ten Abiturienten bekommen.
Eine ganz andere (Teil-)Erklärung bie-
tet der Wissenschaftsrat an, wenn er auf
die Bedeutung der Bachelornoten für
den Übergang zum Masterstudium hin-
weist. Hochschulen unterlägen dem An-
reiz, ihren eigenen Absolventen über
gute Noten bildungsbiographische Vor-
teile zu verschaffen, heißt es. Der Wissen-
schaftsrat hätte es allerdings auch so for-
mulieren können: Die von uns vorbehalt-
los bejahte Bologna-Reform hatte unter
anderemdas Ziel eines statistischen Qua-
litätsausweises der Lehre und den haben
wir jetzt.
Je mehr Zertifikate verteilt werden,
was politisch erwünscht ist, desto weni-
ger informieren sie über die Inhaber, was
unpraktisch ist. Unpraktisch nicht zuletzt
deshalb, weil es den Eindruck an Studen-
ten vermittelt, beim Studium handele es
sich um einen Hindernisparcours, des-
sen Sinn einzig und allein im Erwerb ei-
nes Qualitätszertifikats besteht, da man
sich mit einer soliden „Drei plus“ nir-
gendwo mehr sehen lassen kann. Die Be-
funde des Wissenschaftsrats vollziehen
dabei einen weltweiten Trend nach.
Wie die Soziologen Richard Arum und
Josipa Roksa zuletzt in einer Studie ge-
zeigt haben, werden auch an nordameri-
kanischen Colleges immer mehr gute Ab-
schlüsse mit immer weniger Aufwand er-
worben. Eine Bedingung dafür, die der
Wissenschaftsrat nicht erwähnt, nennen
die Soziologen den „disengagement com-
pact“, also die Minderleistungsüberein-
kunft, die Studenten, die nur die Note in-
teressiert, mit Professoren schließen, die
nur die Forschung interessiert. Inhalt:
Macht ihr uns keine Schwierigkeiten,
dann sehen wir darüber hinweg, dass ihr
euch für uns nicht interessiert und lieber
publiziert oder Anträge schreibt.
Die Appelle des Wissenschaftsrats
sind darum so lange wohlfeil, so lange es
keine Anreize gibt, ihnen zu folgen. kau
In der Sekunde des Rücktritts von Minister zu Guttenberg: Annette Schavan und Angela Merkel Foto dapd
Die große
Notenblase
Nicht nur Finanztitel sind
überbewertet, auch Zeugnisse
Die Zukunft der Gewissensgesellschaft Gewiss kein Glanz
Die Debatte über das Plagiat lenkt von den Fehlern der Bildungsministerin ab / Von Frank-Olaf Radtke
Werkgerechtigkeit und Promotionshermeneutik: Die Folgen aus demFall Schavan
Die große Beschwichtigung: Schavans Hermeneuten
SEI TE N 6 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Jugend schreibt
ZEI TUNG I N DER SCHULE
Verantwortlich: Dr. Ursula Kals
Pädagogische Betreuung:
IZOP-Institut zur Objektivierung
von Lern- und Prüfungsverfahren, Aachen
Ansprechpartner:
Norbert Delhey
An dem Projekt
„Jugend schreibt“ nehmen teil:
Aachen, Inda-Gymnasium, Paul-Julius-Reuter-Berufs-
kolleg ț Aalen, Justus-von-Liebig-Schule ț Arns-
berg, Gymnasium Laurentianum ț Aschaffenburg,
Friedrich-Dessauer-Gymnasium ț Bad Bederkesa,
Niedersächs. Internatsgymnasium ț Bad Bergza-
bern, Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum
ț Bad Homburg, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium ț
Bad Kissingen, Jack-Steinberger-Gymnasium ț Bad
Mergentheim, Deutschorden-Gymnasiumț Bad Se-
geberg, Städtisches Gymnasium ț Barsinghausen,
Hannah-Arendt-Gymnasium ț Berlin, Anna-Freud-
Oberschule, Friedrich-Engels-Gymnasium, Lilienthal-
Gymnasium, Wilma-Rudolph-Oberschule ț Biele-
feld, Brackweder Gymnasium ț Braunschweig, Wil-
helm-GymnasiumțBremen, Oberschule Carl-Gorde-
ler-Str. ț Brixen, Italien, Vinzentinumț Bruchsal, Jus-
tus-Knecht-Gymnasium ț Burgwedel, Gymnasium
Großburgwedel ț Butzbach, Weidigschule ț Cott-
bus, Humboldt-Gymnasium, Pücklergymnasium ț
Dortmund, Konrad-Klepping-Berufskolleg (Wirt-
schaftsgymnasium) ț Dresden, Romain-Rolland-
Gymnasium ț Dublin, Irland, St. Kilian’s Deutsche
Schule ț Eschwege, Oberstufengymnasiumț Essen,
Maria-Wächtler-GymnasiumțEttenheim, Heimschu-
le St. Landolin ț Euskirchen, Gymnasium Marien-
schule ț Frankfurt, Lessing-Gymnasium, Otto-Hahn-
Schule, Schule am Ried ț Freiburg, Abendgymnasi-
um ț Freigericht, Kopernikusschule ț Fürth, Max-
Grundig-Schule ț Fulda, Freiherr-vom-Stein-Schule
ț Geisenheim, St. Ursula-Schule ț Genthin, Bis-
marck-Gymnasium ț Gifhorn, Humboldt-Gymnasi-
umțGilching, Christoph-Probst-GymnasiumțGlad-
beck, Städt. Ratsgymnasium ț Göppingen, Justus-
von-Liebig-Schule ț Göttingen, BBS Ritterplan ț
Hamburg, Stadtteilschule Stellingen Sek. II ț
Herxheim, Pamina-SchulzentrumțHeubach, Rosen-
stein-Gymnasium ț Hilden, Dietrich-Bonhoeffer-
Gymnasiumț Hüllhorst, Gesamtschule ț Ingolstadt,
Katharinen-Gymnasium ț Kall, Berufskolleg Eifel ț
Kaltenkirchen, GymnasiumKaltenkirchen ț Karlsbad,
Gymnasium Karlsbad ț Köln, Elisabeth-von-Thürin-
gen-Gymnasium, Erzbischöfl. Liebfrauenschule, Ur-
sulinengymnasium ț Konz, Gymnasium ț Landau,
Eduard-Spranger-Gymnasiumț Langenfeld, Konrad-
Adenauer-Gymnasiumț Leonberg, Berufl. Schulzen-
trumț Leverkusen, Werner-Heisenberg-Gymnasium
ț Linz am Rhein, Martinus-Gymnasium ț Ludwigs-
burg, Mathilde-Planck-Schule ț Lüneburg, Gymnasi-
um Oedeme ț München, Willi-Graf-Gymnasium ț
Münster, Hans-Böckler-Berufskolleg, Marienschule –
Bischöfl. Mädchengym. ț Neuenburg, Kreisgymnasi-
umNeuenburg țNieder-Olm, GymnasiumțOberur-
sel, Gymnasium, Hochtaunusschule ț Öhringen, Ri-
chard-von-Weizsäcker-Schule ț Oldenburg, Freie
Waldorfschule Oldenburg țQuickborn, Dietrich-Bon-
hoeffer-Gymnasium ț Regensburg, Musikgymnasi-
um der Regensburger Domspatzen ț Rosenheim,
Ignaz-Günther-Gymnasium ț Saarburg, Geschwis-
ter-Scholl-Schule ț Schleswig, Domschule Schles-
wig ț Schopfheim, Theodor-Heuss-Gymnasium ț
Schorndorf, Johann-Philipp-Palm-Schule țSchwetzin-
gen, Carl-Theodor-Schule ț Spenge, Regenbogen-
Gesamtschule ț Stegen, Kolleg St. Sebastian ț Stein-
furt, Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt ț Stutt-
gart, Hölderlin-Gymnasium ț Sundern, Städtisches
Gymnasium ț Uccle, Belgien, École Européenne
Bruxelles I ț Uetersen, Ludwig-Meyn-Gymnasium ț
Ulm, Gymnasium St. Hildegard ț Unterschleiß-
heim, Carl-Orff-Gymnasiumț Viernheim, Alexander-
von-Humboldt-Schule ț Waldshut-Tiengen, Kfm.
Schulen Waldshut țWernigerode, GymnasiumStadt-
feld ț Wiesbaden, Friedrich-List-Schule, Gutenberg-
Schule ț Zagreb, Kroatien, XVIII. Gimnazija
U
nd plötzlich war ich in der Tür-
kei und konnte meinen Traum
als Fußballprofi leben“, erzählt
der zwanzigjährige Cemal Kaldirim mit
einemLächeln auf den Lippen. Denn im
Juni 2011 wurde der mittelgroße, junge
Türke mit den kurzgeschnittenen, dunk-
len Haaren und dem goldenen Teint von
einem deutsch-türkischen Manager in
die Türkei an den dortigen Erstligisten
Bursaspor vermittelt. Bursa liegt imasia-
tischen Teil der Türkei und ist etwa eine
Stunde von Istanbul entfernt.
Doch bekanntlich ist aller Anfang
schwer, und so war es auch bei ihm: Er
fühlte sich fremd in dem Land, das er bis
dahin nur aus Urlauben kannte, war ein-
sam ohne seine Familie und Freunde,
und an die Sprache musste er sich auch
erst gewöhnen. Seine Eltern stammen
beide aus Isparta, der Hauptstadt der
gleichnamigen türkischen Provinz in der
Nähe von Antalya. Doch den Erfolg sei-
nes Bruders Hasan Ali Kaldirim vor Au-
gen, der seit 2012 nun bei Fenerbahce Is-
tanbul spielt und in der türkischen Natio-
nalmannschaft seinen Platz gefunden
hat, versuchte er sich schnell anzupas-
sen.
Seit seiner Ankunft wohnt er bei dem
Fußballclub mit vielen jungen Fußbal-
lern unter einem Dach. Alle haben das
gleiche Ziel: ein sorgenfreies Leben zu
führen und später vielleicht einmal ei-
ner der gefragtesten internationalen
Fußballer zu werden. Die Chancen da-
für sind aber gering, und aus dem Grund
sind Konkurrenzkämpfe programmiert.
Bei dem Club ist für Unterkunft und
Verpflegung gesorgt, sodass sich die Pro-
fis ausschließlich auf den Fußball kon-
zentrieren können. Training ist wäh-
rend der Saison zweimal am Tag. Die
Zeiten dafür sind nach den Spielzeiten
geregelt, damit sich die Spieler an die
Temperaturen gewöhnen können. Denn
einmal am Wochenende sind die Spiele
der türkischen Süper Lig, und da die
Temperaturen gerade im Sommer tags-
über sehr hoch sind, braucht der Körper
dafür viel Spielpraxis.
Dazwischen bleibt dann noch genug
Zeit für Freizeitaktivitäten. Gerne unter-
nimmt er etwas mit seinen Bekannten,
um auch außerhalb seines Vereins unter
Menschen zu kommen und die ihm frem-
de Kultur kennenzulernen. Dadurch hat
er gelernt, sich besser auf Türkisch zu
unterhalten und offener mit Menschen
umzugehen.
Doch Deutschland ist und bleibt für
ihn seine Heimat. So sagt Cemal Kaldi-
rim: „Ich bin in Deutschland geboren,
bin mit deutschen Kindern aufgewach-
sen und spreche die Sprache fließend.“
Es ist die Disziplin der Menschen in
Deutschland, die er sehr schätzt und in
der Türkei oft vermisst. Seine Eltern,
die beide Fabrikarbeiter bei Recticel
und Birkenstock sind, seine Schwester
und seine Großeltern mütterlicherseits
wohnen in Rheinbrohl in Rheinland-
Pfalz. Auch seiner Religion, dem Islam,
gegenüber zeigt er sich offen: „Ich bete
zwar nicht fünfmal am Tag, aber gläubig
bin ich trotz allem schon.“ Aus dem
Grund besucht er jeden Freitag die Mo-
schee. Dieses Ritual führt er in der Tür-
kei weiter fort. Sein Freundeskreis ist
bunt gemischt: Er versteht sich mit Men-
schen aller Kulturen gut. Außerdem be-
sitzt er beide Staatsangehörigkeiten.
Cemal Kaldirim besuchte bis zur
neunten Klasse die Regionalschule in
seinem Heimatort am Rhein. Danach
wechselte er auf die Ludwig-Erhardt-
Schule in Neuwied, um die mittlere Rei-
fe zu machen. Diese schaffte er trotz des
vielen Trainings, das er bei dem Verein
TuS Koblenz absolvierte, mit einem gu-
ten Abschluss. Ein enger Freund, Ilkay
Keskin, hat ihm den Zutritt zu dem
Oberligisten SG Bad Breisig organisiert.
In diesem Verein spielen viele Studen-
ten, von denen er selbst behauptet, dass
er einiges von ihnen gelernt hat und sie
sein Inneres zum Positiven beeinflusst
haben: „Es war alles wie eine Familie“,
berichtet der Sportler, während er in Ge-
danken schwelgt.
Zurzeit ist er nur noch selten in
Deutschland. Trotzdem versucht er den
Kontakt zu seinen Bekannten in seiner
Heimat zu halten, auch wenn sich dies
nicht immer als leicht entpuppt. „Ich ver-
suche mich stets gegenüber allen loyal
zu verhalten, damit ich trotz meines Er-
folgs nicht abgehoben wirke.“ Kaldirim
kann sich nämlich seit seinem Vertrag,
der bis 2014 anhält, einiges leisten,
wozu Menschen in seinem Alter meis-
tens nicht in der Lage sind, da sie gerade
die Schule beendet haben oder eine Aus-
bildung absolvieren.
Der Traum vom Fußballprofi stand
für ihn von Anfang an an erster Stelle.
Als es dann hieß „Hallo Türkei – tschüs
Deutschland“, brach er sofort seine Aus-
bildung bei der Firma Birkenstock in
Vettelschoß ab und verließ das Land.
Viele türkische Vereine suchen sich die
Spieler aus Europa aus, da sie von Ju-
gend an eine bessere Grundausbildung
im Fußball genießen. Sie sind meistens
professioneller dem Gegner gegenüber,
wogegen in der Türkei mit viel mehr
Körperkontakt und aggressiver gespielt
wird. Außerdem scheint der Aufstieg in
der Türkei leichter zu sein als in vielen
Ländern Europas. Die Vereine dort sind
im Allgemeinen von der Qualität her
nicht mit den europäischen zu verglei-
chen.
Der Berufsweg eines Fußballers ist je-
doch endlich, was bedeutet, dass ab ei-
nem gewissen Alter der Körper abbaut
und die so hohe Intensität des Sports
nicht mehr ertragen kann, und auch mit
plötzlichen Verletzungen muss immer
gerechnet werden. Deshalb plant der
Sportler zurzeit gemeinsam mit seinem
Bruder Hasan Ali, Immobilien zu kau-
fen, um sich finanziell abzusichern.
Eine Familie zu haben, kann er sich
zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vor-
stellen, und auch über einen weiteren
Beruf nach seiner Fußballkarriere hat
er sich noch keine Gedanken gemacht.
Aber für die Zukunft hält er sich alles of-
fen. „Ich möchte glücklich, frei und sorg-
los sein – was sonst noch kommt, das
weiß ich nicht“, erklärt Cemal Kaldirim,
der von seinen Freunden oft „Cem“ ge-
nannt wird. Doch eines steht für den jun-
gen Türken eindeutig fest: Eines Tages
möchte er zurück nach Deutschland,
nach Hause. Auch wenn bis dahin noch
einige Zeit vergehen wird.
Lea Rombach, Martinus-Gymnasium, Linz
D
onnerstagabend. Aus der Turn-
halle eines Internats in Würz-
burg-Heuchelhof tönt Drib-
beln, hin und wieder mal ein Jubel-
schrei sowie manchmal ein Quiet-
schen. In der Halle bewegen sich sechs
junge Frauen und Männer auf 24 Rä-
dern quer durch den Raum. Plötzlich
geht alles schnell. Eine Spielerin be-
kommt den Ball zugepasst und hat
freie Bahn in Richtung Korb. Die ers-
ten zurückgelegten Meter dribbelt sie
den Ball noch rechts von sich, bis sie
ihn auf den Schoß nimmt. Links und
rechts von ihr haben es mittlerweile
auch ihre Mitspieler ans andere Ende
des Feldes geschafft. Noch drei Armzü-
ge, dann bleibt sie stehen. Den Ball in
den Händen hebt sie die Arme, hält
kurz inne und wirft. Treffer! Ihre
Mannschaft jubelt.
Beim Rollstuhlbasketball benutzen
die fünf Spieler ihre Rollstühle, um
sich vom einen Ende des Feldes zum
anderen zu bewegen. Aus einem
Schrittfehler wird ein Schubfehler, das
heißt, dass ein Spieler mehr als die er-
laubten drei Anschübe seines Rollstuh-
les ausübt. Allerdings gibt es eine Klas-
sifizierung der Spieler. Die höchste
Punktzahl, die ein Spieler haben kann,
ist eine 4,5. Rollstuhlfahrer mit dieser
Klassifizierung sind laut dem offiziel-
len Regelwerk diejenigen Feldspieler,
die die geringste Behinderung haben
und noch über eine gewisse Beinfunk-
tion verfügen. Aber wie im Alltag
bestimmen auch hier Ausnahmen die
Regel: Nicht jeder Körperbehinderte
kann genau kategorisiert werden. So
wird dann zum Beispiel aus einem
Spieler, der einerseits ein 3-Punkte-
Spieler wäre, aber andererseits auch
ein 4-Punkte-Spieler sein könnte, ein
3,5-Punkte-Spieler. Diese Kategorisie-
rung ist im Spiel ausschlaggebend: Da
nicht jeder Spieler die gleichen körper-
lichen Fähigkeiten hat, muss selbstver-
ständlich darauf geachtet werden. Aus
diesem Grund darf der jeweilige Trai-
ner zu jedem Zeitpunkt des Spiels ins-
gesamt nur maximal so viele Spieler
spielen lassen, dass eine Gesamtpunk-
tezahl von 14 nicht überschritten wird.
Die 17 Jahre alte Natascha Differ-
ding, eine 3,5-Punkte-Spielerin, be-
wegt sich konzentriert durch die Hal-
le. Den Ball hat sie fest unter Kontrol-
le und schafft es immer wieder, die geg-
nerischen Spieler auszutricksen und
sich einen Weg zum Korb der Gegner
zu bahnen. Seit drei Jahren spielt sie
Rollstuhlbasketball. „Das Zusammen-
spiel im Team macht den Reiz aus“,
sagt sie. Für sie ist es vor allemdie Fair-
ness der Spieler untereinander, die
den Unterschied zum normalen Bas-
ketball bildet.
Seit ihrem vierten Lebensjahr sitzt
Natascha im Rollstuhl. Sie hat eine an-
geborene beinbetonte spastische Dipa-
rese, eine Behinderung, die es ihr
durch Gleichgewichtsstörungen und
zu kurze Sehnen erschwert, ohne Hilfs-
mittel zu gehen. Bis vor einigen Jahren
konnte sie noch Fußball spielen, aller-
dings nur mit Gehhilfen zur Unterstüt-
zung. „Ich stand dann immer im Tor
und hab den Ball statt mit den Händen
einfach mit den Krücken gefangen“,
berichtet sie stolz. „Ich weiß, dass ich
den Rollstuhl immer brauchen werde,
aber ich will trotzdem nicht immer auf
ihn angewiesen sein. Deswegen versu-
che ich so viel wie möglich mit meinen
Gehhilfen zu gehen. Auch wenn es
manchmal ein bisschen komisch aus-
schaut“, sagt die aus der Nähe von
Würzburg stammende Frau. Deshalb
ist sie froh, das Zentrumfür Körperbe-
hinderte Würzburg-Heuchelhof zu be-
suchen, wo sie auch Rollstuhlbasket-
ball spielt. „Da hat einfach jeder ir-
gendeine Behinderung, und für jeden
ist das normal“, fügt sie hinzu.
Ein „Läufer“, wie sie Menschen
ohne Behinderung nennen, kann noch
so viel Kraft in den Armen haben –
beim Spiel ist er den Rollstuhlfahrern
hoffnungslos unterlegen. Wofür die ge-
übten Spieler nur einen Anschub brau-
chen, benötigt ein Läufer zumTeil vier
oder fünf Schritte.
Tonja Strobel
Regiomontanus-Gymnasium, Haßfurt
Die Männer der
Familie Badstuber fahren
Motocrossrennen.
Cemal Kaldirim ist
in Deutschland auf-
gewachsen und Fußball-
profi in der Türkei.
Rollstuhlbasketballer
haben den Ball voll
unter Kontrolle.
D
ie 19 Fahrer auf dem Gelände
des MSC Manching bei Ingol-
stadt sind vollkommen konzen-
triert, die Zuschauer voller Er-
wartung auf das Rennen zur südbayri-
schen Motocrossserie. Die Fahrer, die am
Startgatter stehen, werfen ihre Motorrä-
der mit einem kräftigen Fußkick an. Ihr
Fokus ist auf die Zeittafel gerichtet, die
von einem hübschen Mädchen in etwa 40
Meter Abstand in die Höhe gereckt wird.
Das Mädchen dreht die Tafel von 15 auf 5
Sekunden um und verlässt zügig die Stre-
cke. Die Anspannung ist spürbar, die Mo-
toren heulen immer lauter auf, als die Fah-
rer den Gasgriff bis zumAnschlag aufdre-
hen. Dann fällt das Startgatter.
Die Motocrosspiloten schießen unter
ohrenbetäubendem Dröhnen auf ihren
250 Kubikzentimeter starken Maschinen
über die Startanlage und die rund 100 Me-
ter lange Start- und Zielgerade entlang auf
die erste Kurve zu. Dabei entsteht eine rie-
sige Staubwolke, die den unglücklich pos-
tierten Zuschauern jegliche Sicht auf das
Geschehen nimmt. Derweil hat einer der
Fahrer, der 16-jährige Florian Badstuber,
den Startsieg, auch Holeshot genannt, er-
rungen und führt das Fahrerfeld in die ers-
te von 20 langen Runden.
Florian ist ein drahtiger Junge mit kur-
zen, blonden Haaren und sympathischen,
braunen Augen. Er ist nicht der Größte für
sein Alter, aber genau wie sein zwei Jahre
jüngerer Bruder Stefan ein begabter Moto-
crosser. Florian betreibt diesen Sport, seit
er sechs ist. Die Brüder sehen sich recht
ähnlich, jedoch ist Stefan kleiner und
braunhaarig. Gemeinsam mit ihren Eltern
leben sie in Wettstetten, einem Ort bei In-
golstadt. Auch der Vater Eugen Badstuber
fährt seit 35 JahrenMotocross. Er ist 48 Jah-
re alt, sportlich gebaut, hat welliges, brau-
nes Haar und wachsame braune Augen.
Sein Dialekt verrät seine schwäbische Her-
kunft. Er hat schon unzählige Rennen be-
stritten und den zweiten Platz in der Meis-
terschaftsklasse „Deutscher Motocrosspo-
kal“ erreicht. Badstuber arbeitet als Archi-
tekt und trainiert nebenbei gewissenhaft
seine Söhne Florian und Stefan. Dadurch
hat er die Fahrweise und das Tempo der bei-
den kontinuierlich verbessern und eine
Menge Erfahrung weitergeben können.
Nicht nur das viele Üben auf demMotor-
rad, sondern auch Kraft- und Kondi-
tionseinheiten gehören zumTraining. Bad-
stuber betont, „dass gewisse Abläufe nötig
sind“. Die Tage vor einem Wettkampf soll
Florian beispielsweise besonders auf die
Ernährung achten, und am Tag vor dem
Rennen wird ein spezielles Programm ab-
solviert, um den Körper anzuregen, so
dass Florian zum Wettkampf maximal be-
lastbar ist. So wurde Florian 2007 südbay-
rischer Vizemeister und erreichte 2010 in
der deutschen Meisterschaft den 10. Ge-
samtrang. Außerdem hat er einen Titel in
der ADAC-Motocross-Serie vorzuweisen.
Auch umdie Wartung und Einstellungs-
arbeiten der Motorräder, einer 250 Kubik-
zentimeter starken Honda bei Florian und
einer 85 Kubikzentimeter starken KTM
von Stefan, kümmert sich der Vater. Die
Zeit, die er als Mechaniker verbringt, ist
enorm, auch wenn ihm seine Söhne dabei
helfen. Nach jedem Training und Rennen,
wird in jede der beiden Maschinen unge-
fähr eine Stunde Wartungszeit investiert.
Dazu kommen noch die Arbeiten vor dem
Fahren, so zum Beispiel die Feinjustierun-
gen, um die Motorräder auf die jeweiligen
Streckenbedingungen einzustellen. In der
Zwischenzeit kämpfen die Rennfahrer in
Manching verbissen um jeden Platz. Mit
atemberaubendem Tempo rasen die Pilo-
ten über die Strecke und liefern sich spek-
takuläre Duelle, egal ob in den Kurven
oder in der Luft. Mittlerweile führt Flori-
an Badstuber und baut seinen Vorsprung
Runde für Runde aus. Doch hinter ihm
geht es deutlich enger zu. Der Zweit- und
der Drittplatzierte liefern sich das ganze
Rennen über ein hartes Duell und sind nie
weiter als zehn Meter voneinander ent-
fernt. Nach 25 Minuten ist der Lauf zu
Ende, und ein vollkommen verdreckter,
aber überglücklicher Badstuber gewinnt
mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung.
„Das macht Fun. Wide open!“, ruft er to-
tal verschwitzt, aber über das ganze Ge-
sicht strahlend. „Diese Sprünge, die Kur-
ven, das ist einfach nur geil! Vor allem die
Action und das Gefühl von Freiheit auf
der Maschine machen richtig Spaß“,
schwärmt er. Das glaubt man ihm, wenn
man sieht, mit welcher Leichtigkeit und
Eleganz er über die bis zu 20 Meter weiten
Schanzen springt und wie leicht es aus-
sieht, wenn er sich in die Kurven legt.
Zwei Stunden später beginnt der zweite
Wertungslauf, in dem er nach hartem
Kampf um den Sieg als Zweiter über die
Ziellinie fährt. „Ein insgesamt erfolgrei-
ches Rennwochenende“, sagt er.
Motocrossrennen dauern meistens das
ganze Wochenende und setzen sich aus ei-
nem freien Training, während dem sich
die Fahrer mit der Strecke vertraut ma-
chen, einer Qualifikation und zwei Wer-
tungsläufen zusammen. Die Qualifikation
besteht aus einem verpflichtendem Zeit-
training, bei dem die schnellste gefahrene
Runde zählt. Bei überregionalen Veran-
staltungen mit einem größeren Fahrerfeld
können sich Fahrer, die an der zeitlichen
Hürde gescheitert sind, noch über ein Qua-
lifikationsrennen, ein sogenanntes Last
Chance Race, einen Startplatz für die
Hauptrennen erkämpfen. Die Qualifizier-
ten aus dem Zeittraining sowie die Plazie-
rungen eins bis sechs des Last Chance Ra-
ces dürfen dann in den Wertungsläufen
starten. In regionalen Serien finden diese
am selben, bei nationalen und internatio-
nalen Veranstaltungen am nächsten Tag
statt. In den beiden Hauptrennen kämpfen
die Fahrer um Punkte für das Meister-
schaftskonto. Der Sieger eines Laufes be-
kommt 25 Punkte, der 20. immerhin noch
einen. Wer am Ende die meisten Zähler
aus den beiden Rennen errungen hat, wird
Tagessieger.
Einmal WM-Rennen zu fahren ist ein
großer Traum von Florian und Stefan, die
zurzeit in ihren Altersklassen in der süd-
bayrischen Motocrossserie und in der
ADAC-MX-Masters-Se-
rie starten. Letztere
weist ein international
besetztes Fahrerfeld auf,
die Rennen finden in
ganz Deutschland statt.
Daher verbringt die
Familie Badstuber die
Wochenenden meistens
in ihrem Wohnmobil. In
der Regel wird am Frei-
tag losgefahren und am
Sonntagabend erst die
Heimreise angetreten.
Die Brüder müssen ihre
Schularbeiten unter der
Woche erledigen und in
ihremFreundeskreis Ab-
striche machen. „Ich geh
vielleicht nicht so oft fei-
ern wie andere, aber das
ist es mir auf jeden Fall
wert“, erklärt Florian.
Auch Mutter Sabine hat
sich angepasst. „Ich
muss den kompletten
Haushalt in nur fünf Ta-
gen erledigen und hab
halt dann amMontag im-
mer jede Menge Wäsche und einen Hau-
fen Arbeit vor mir“, sagt sie schmunzelnd.
Zwar ist sie über die Risiken des Hobbys
besorgt, sagt aber: „Wenn sie gut trainie-
ren, wird das Verletzungsrisiko geringer.
Ich hab da Vertrauen in meine Männer
und versuche einfach, nicht allzu viel dar-
über nachzudenken.“
Neben seinen Eltern zählt Florian mitt-
lerweile auch das Rockstar-Honda-Mey-
er-Racing-Team zu seinen Sponsoren, die
ihm sein Motorrad zur Verfügung stellen.
„Man braucht jede Unterstützung, die
man erhalten kann“, erklärt er, denn Mo-
tocross ist in Deutschland eine Randsport-
art. Anders ist es in den Vereinigten Staa-
ten. Für viele Amerikaner ist Motocross
wie Surfen zu einer Art Lifestyle gewor-
den. Die Rennen sind besser besucht, die
Trainingsmöglichkeiten traumhaft. Doch
auch in Deutschland löst sich die Moto-
cross-Szene immer mehr aus ihrem Ni-
schendasein. Der Sport kommt an, und
„Crazy Boys“, wie in Amerika, gibt es in
Deutschland genauso. Auch für Florian
Badstuber ist Motocross mehr als nur ein
cooles Hobby, sondern eine Art Lebens-
einstellung, sein „Way of Life“, wie er es
gerne nennt.
Tobias Wirth, Katharinen-Gymnasium, Ingolstadt
Die Brüder Badstuber fahren Motocrossrennen
und werden von ihrem Vater trainiert. Am
Wochenende ist die ganze Familie unterwegs.
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„Diese Sprünge,
das ist einfach geil“
In voller
Fahrt
Aus Schrittfehlern werden
beimRollstuhlbasketball
ganz einfach Schubfehler
In der fremden Heimat
Der türkische Fußballspieler kickt für Bursaspor
Ihr Ehrgeiz
trägt sie
weiter
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Frankfurter Allgemeine Zeitung
SUBSTANZSTEUERN DROHEN
Wie das Außensteuerrecht zum Abkassier-
ungsschwert geworden ist, erklärt der
Steuerrechtler Thomas Koblenzer S. V3
WORAN ES MANGELT
Viele Mittelständler bereiten sich
ungenügend auf Finanzierungsprozes-
se vor, meint Christian Ukens. S. V5
RITTERSCHLAG FÜR EIN START-UP
Dem Internet-Modeversandhaus
Zalando gelang eine langfristige
Fremdkapitalfinanzierung. S. V7
WEITERE THEMEN
Private Equity S. V8
Kreditplattformen S. V9
Mittelstandsanleihen S. V10
Komplexe Welt
2013 ist es so weit: Dann sollen schrittweise die sogenannten
Basel-III-Richtlinien für Banken umgesetzt werden. Sie sehen stren-
gere Vorgaben dafür vor, wie viel Eigenkapital und Liquidität
Finanzinstitute vorhalten müssen. Damit, so das Ziel, muss im
Krisenfall nicht mehr der Steuerzahler einspringen, um die
Banken zu retten. Andererseits treibt mittelständische Unterneh-
men die Sorge um, welche Folgen die Richtlinien für die Kreditver-
gabe seitens der Finanzinstitute haben werden. Denn das ist
derzeit noch nicht einmal den Banken selbst ganz klar.
Mit einer wirklichen Kreditklemme, so viel deutet sich an, ist
auch im kommenden Jahr nicht zu rechnen. Und an ein unsichere-
res Finanzierungsumfeld mussten sich die Unternehmen in den
vergangenen Jahren – notgedrungen – schon gewöhnen. Nicht
zuletzt deshalb haben viele Mittelständler ihre Eigenkapitalquoten
nach oben gefahren und sind so unabhängiger von den Banken
geworden. Ein Schreckgespenst dürfte vor diesem Hintergrund
Basel III nur für wenige sein. Vielmehr sind die Richtlinien ein
weiterer Schritt einer Entwicklung, die schon viel länger anhält:
Unternehmen müssen sich für ihre Finanzierung weit mehr
Instrumenten als früher bedienen. Dabei bleiben die Partner auf
Bankenseite als Kapitalgeber zwar wichtig. Doch auch der direkte
Kontakt zum Finanzmarkt sowie zu privaten Finanzinvestoren
gehört immer mehr dazu. Damit ist die Unternehmensfinanzie-
rung wesentlich komplexer geworden. Diese Komplexität zu
bewältigen ist – ganz unabhängig von Basel III – für mittelständi-
sche Unternehmen die eigentliche Herausforderung.
Alexander Schneider
EDITORIAL
Verlagsbeilage
14. November 2012 | Nr. 266
Unter dem Schirm
Seit Juli 2011 stehen Mezzanine-Programme sukzessive
zur Rückzahlung an. Doch offenbar sind viele Unternehmen
darauf nicht ausreichend vorbereitet. Bietet das Schutz-
schirmverfahren den Ausweg?
VON STEFAN BLUM. In den Jahren 2004 bis 2007 legten
zahlreiche deutsche Banken insgesamt 17 Programme auf,
mit denen mittelständischen Unternehmen Standard-Mez-
zaninekapital im Gesamtvolumen von 4,7 Milliarden Euro
gewährt wurde. Doch nun deuten sich Probleme bei der
Rückzahlung der auslaufenden Programme an. Betroffenen
Unternehmen bietet das reformierte Insolvenzrecht aber
Chancen auf eine erfolgreiche Sanierung.
Die Programme hatten schillernde Namen wie PREPS,
equiNotes, HEAT oder MezzCap – um nur die größten
zu nennen. Sie versprachen dem deutschen Mittelstand
billiges Kapital und institutionellen Anlegern eine (ver-
meintlich) sichere Anlage. Unter jedem der Programme
gewährte jeweils ein von einer Bank betreuter Fonds 30
bis 70 mittelständischen Unternehmen nachrangiges Ka-
pital, befristet für die Dauer von sieben Jahren. Der Fonds
bündelte und verbriefte die sich hieraus ergebenden For-
derungen und refinanzierte sich durch die Ausgabe von
Anleihen am Kapitalmarkt.
Die Programme boten für alle Beteiligten scheinbar nur
Vorteile: Insgesamt 572 – meist deutsche – mittelständische
Unternehmen erhielten schnell und unkompliziert billiges
Nachrangkapital zu Zinsen von jährlich 6 bis 10 Prozent.
Verlangt wurde meist nur, dass die Unternehmen von ei-
ner Ratingagentur mit „Investment Grade“ geratet wurden;
eine Due-Diligence, die Einhaltung bestimmter Finanz-
kennzahlen oder die Gewährung von Sicherheiten mussten
sie hingegen nicht vorweisen. Institutionelle Anleger erhiel-
ten durch den Erwerb der Anleihen erstmals Zugang zum
deutschen Mittelstand, der sich zuvor überwiegend konser-
vativ über Bankkredite finanziert hatte. Die Risiken aus den
Anleihen wurden aufgrund der erfolgten Risikostreuung
als überschaubar angesehen.
Euphorie schlägt in Angst um
Seit Juli 2011 stehen die Mezzanine-Programme nun sukzes-
siv zur Rückzahlung an. Die anfängliche Euphorie ist dabei
inzwischen in Angst vor einer deutschen „Subprime-Krise“
umgeschlagen. Denn offenbar haben sich zahlreiche Unter-
nehmen nicht ausreichend auf die bevorstehende Fälligkeit
der Programme vorbereitet. Vergleichbare Mezzanine-Pro-
gramme sind mit Aufkommen der Finanzkrise ab dem Jahre
2007 nicht mehr aufgelegt worden. Daher wird den Unter-
nehmen eine Anschlussfinanzierung meist nur gegen Sicher-
heiten oder zu deutlich teureren Konditionen möglich sein.
Zwar befindet sich das Zinsniveau derzeit auf einem his-
torischen Tiefstand. Allerdings werden (voraussichtlich) ab
dem 1. Januar 2013 sukzessive die neuen Basel-III-Regeln
in Kraft treten. Diese verschärfen – als Reaktion auf die Fi-
nanzkrise – die Pflicht der Banken, gewährte Kredite risi-
kogewichtet mit teurem Eigenkapital zu unterlegen. Es ist
daher zu befürchten, dass Banken künftig noch restriktiver
bei der Gewährung neuer Unternehmenskredite sein wer-
den. Die Folgen wären strengere Kreditprüfungen, höhere
Zinsen und ein noch stärkeres Verlangen nach werthaltigen
Sicherheiten. Eine Anschlussfinanzierung wird daher ins-
besondere für bonitätsschwache oder schlecht geratete Un-
ternehmen nur mit großen Anstrengungen oder gar nicht
zu erlangen sein.
In fast allen Mezzanine-Programmen ist es infolge von
Insolvenzen der beteiligten Unternehmen bereits zu Zah-
lungsausfällen gekommen. Aktuellen Prognosen zufolge
sollen zudem bis zu 15 Prozent der noch an den Program-
men beteiligten Unternehmen nicht in der Lage sein, das
ihnen gewährte Kapital bei Fälligkeit zurückzuzahlen.
Damit drohen den Anlegern, deren Anleihen bereits jetzt
erheblich im Wert gesunken sind, empfindliche Forde-
rungsausfälle. Genau wie bei der Bündelung und Verbrie-
fung US-amerikanischer Hypothekenkredite wurde of-
fensichtlich auch bei den Mezzanine-Programmen nicht
immer hinreichend berücksichtigt, dass Nachrangkapital
Risikokapital bleibt, auch wenn es an eine Vielzahl von
Unternehmen gewährt wird.
Was bringt der Schutzschirm?
Sobald ein Unternehmen absieht, dass es das Kapital bei
Fälligkeit nicht zurückzahlen kann, sollte es nicht untätig
abwarten, sondern umgehend handeln. Hierbei wird das
Unternehmen oftmals schmerzhaft zu spüren bekommen,
dass ihm unter den Mezzanine-Programmen keine kredit-
gebende Bank gegenübersteht, mit der es sinnvoll über eine
Stundung oder Reduktion der Zahlungspflichten verhan-
deln kann. Vertragspartner des Unternehmens ist vielmehr
ein Fonds mit einer Vielzahl kaum organisierter Anleger.
Dies erschwert in der Praxis oftmals sinnvolle Verhandlun-
gen oder macht diese praktisch unmöglich.
Scheitert eine außergerichtliche Einigung mit den Mez-
zanine-Gläubigern, bietet die Insolvenzordnung den be-
troffenen Unternehmen attraktive und aktuell nochmals
verbesserte Sanierungschancen. Mit Wirkung zum 1. März
2012 wurde die Insolvenzordnung durch das „Gesetz zur
weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“
(ESUG) substantiell reformiert und sanierungsfreundli-
cher ausgestaltet. Als völlig neues Sanierungsinstrument
wurde beispielsweise das sogenannte Schutzschirmver-
fahren in die Insolvenzordnung aufgenommen, das bereits
von zahlreichen Unternehmen erfolgreich genutzt wur-
de; aus der Presse bekannt sind beispielsweise Wieland,
Centrotherm und Solarwatt.
Das Schutzschirmverfahren kann von jedem Unterneh-
men beantragt werden, das zwar noch nicht akut zahlungs-
unfähig ist, dem die Zahlungsunfähigkeit allerdings künftig
Fortsetzung Seite V2
Botschafter einer selbstbewussten Finanzbranche: Die Bankenhochhäuser dominieren die Frankfurter Skyline nach wie vor. Ändern aber wird sich durch die Regulierung wohl die Rolle der Institute bei der Finanzierung des Mittelstands.
Große Sieger
beweisen
Kompetenz.
Kleine Sieger
beweisen Mut.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V2
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
droht. Dabei muss das Unternehmen durch
eine Bescheinigung nachweisen, dass eine Sa-
nierung nicht offensichtlich aussichtslos ist.
Nach Anordnung des Schutzschirmverfah-
rens hat das Unternehmen dann drei Monate
Zeit, um einen Insolvenzplan auszuarbeiten
und dem Insolvenzgericht vorzulegen. Wäh-
rend dieser Zeit wird es weiterhin durch das
alte Management geleitet – unter Aufsicht ei-
nes vom Insolvenzgericht bestellten Sachwal-
ters. Auf Antrag des Unternehmens untersagt
das Insolvenzgericht den Gläubigern zudem
Zwangsvollstreckungsmaßnahmen.
Das Schutzschirmverfahren bietet sich aus
mehreren Gründen an: Aufgrund der Eigen-
verwaltung muss die Unternehmensleitung
keine Sorge haben, mit dem Eröffnungsan-
trag die Kontrolle über das Unternehmen zu
verlieren. Ein Insolvenzplan ist zudem regel-
mäßig auf den Erhalt des Unternehmens und
dessen Rechtsträger gerichtet. Besonders
interessant ist die Unternehmenssanierung
mittels Insolvenzplan zudem deshalb, weil
nachrangige Forderungen im Insolvenzplan
grundsätzlich als erlassen gelten. Der Insol-
venzplan kann daher beispielsweise vorse-
hen, dass gezielt nur die nachrangigen For-
derungen aus den Mezzanine-Programmen
beschnitten werden, die ja gerade Auslö-
ser der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit
sind. So können die nachrangigen Mezza-
nine-Gläubiger durch Mehrheitsbeschluss
der Gläubiger im Insolvenzplan zu einem
Rechtsverzicht gezwungen werden, der au-
ßerhalb des Insolvenzverfahrens nicht zu
verhandeln war.
Jedes von einer Insolvenz bedrohte Unter-
nehmen sollte somit frühzeitig handeln und
eine Unternehmensinsolvenz nicht länger als
Makel, sondern als echte Sanierungschan-
ce zum Erhalt des Unternehmens begrei-
fen, wenn außergerichtliche Verhandlungen
scheitern. Dieses Verständnis hat sich in den
Vereinigte Staaten mit dem dortigen „Chapter
11“-Verfahren seit langem durchgesetzt.
Dr. Stefan Blum ist Partner bei Noerr LLP,
Düsseldorf
FORTSETZUNG SEITE V1
Unter dem Schirm
Schuldschein
international
Immer mehr internationale Investoren interessieren sich für den
Schuldschein. Das hilft deutschen Emittenten aus dem Mittelstand.
VON MARKUS DENTZ. Für viele Mittelständler
gilt der Schuldschein als beste Eintrittskarte für
den erweiterten Kapitalmarkt. Besonders dann,
wenn die Hausbanken an ihre Grenzen kom-
men und neue Gläubigergruppen erschlossen
werden sollen. Bei den Laufzeiten spielt die
Musik zwischen drei und sieben Jahren, aber
auch zehn Jahre sind in Einzelfällen möglich.
Experten gehen davon aus, dass das Marktvolu-
men dieses Jahr bei mehr als 12 Milliarden
Euro landen wird.
Inzwischen ist das typisch deutsche Pro-
dukt auch international immer angesagter –
sowohl für Emittenten als auch für Investoren.
Ein Beispiel ist der Schweizer Life-Science-
Konzern Lonza. Drei Viertel der Zeichner
des Schuldscheins über 170 Millionen Euro
kamen aus dem Ausland. Besonders stark war
der Anteil asiatischer Anleger mit 41 Prozent,
11 Prozent kamen aus Australien und 7 Pro-
zent aus Luxemburg.
„Investoren suchen nach Adressen mit gu-
ter Kreditqualität, vor allem aus dem
deutschsprachigen Raum“, sagt Claudia
Hopstein, Leiterin Debt Financing bei der
HSBC. Eine Chance auch für den Mittel-
stand. So hat das niedersächsische Unterneh-
men Envitec Biogas Ende September ein
Schuldscheindarlehen über 30 Millionen
Euro bei institutionellen Investoren plaziert.
Die Mittel sollen zur Wachstumsfinanzie-
rung genutzt werden. Analytic Jena, ein An-
bieter von Instrumenten auf den Gebieten
Messtechnik, Life Science und Optoelektro-
nik, hat im August ebenfalls 30 Millionen
Euro eingesammelt. Wiederholungstäter ist
die Otto Bock Gruppe. Der Medizintechnik-
produzent hat ein Schuldscheindarlehen
über 200 Millionen Euro am Kapitalmarkt
plaziert, begleitet von der Commerzbank
und der Landesbank Baden-Württemberg.
Ehrgeizige Pläne
Schon 2010 hatte die Gruppe den Schuld-
scheinmarkt mit einem Papier über 100 Milli-
onen Euro getestet. Dahinter stehen ehrgeizi-
ge Pläne: Bis 2020 soll sich der Umsatz mehr
als verdoppeln. Dafür muss die Finanzierung
angepasst werden: „Wir wollen im kommen-
den Jahr noch ein kleineres Private Placement
abschließen. Hinzu wird eine syndizierte Kre-
ditlinie kommen. Insgesamt streben wir einen
Gesamtfinanzierungsrahmen von circa 550
Millionen Euro an“, erklärt Ralf Stuch, Execu-
tive Vice President Finance & Treasury.
Die beiden Schuldscheine sollen dazu bei-
tragen, die Finanzierung des Unternehmens
auf eine breitere Investorenbasis zu stellen
und die Fälligkeitsstruktur zu verbessern: „Wir
wollen noch bis Jahresende einen Konsortial-
kredit über 300 Millionen Euro refinanzieren,
der 2013 fällig wird“, sagt Stuch. Zur Refinan-
zierung wäre auch eine Anleihe in Betracht
gekommen – doch gegenüber einem Schuld-
scheindarlehen hätte dies einen höheren Do-
kumentationsaufwand und mehr zeitlichen
Vorlauf bedeutet. Viele Firmen entscheiden
sich deshalb lieber für einen Schuldschein.
Nähe zum Kredit
„Unternehmen können über Schuldscheine
mit einem vergleichsweise geringen Aufwand
eine breite Investorenschicht erreichen“, sagt
Stefan Oldendorf, Co-Head Germany Syndi-
cation & Sales bei der Commerzbank. Auch
bei Lonza gaben das günstige Pricing und die
schlanke Dokumentation ohne Financial
Covenants den Ausschlag zugunsten des
Schuldscheins. „In dem Kreditprüfungspro-
zess, der nahezu vier Wochen dauerte, merkt
man die Nähe zum Kredit“, sagt Günther Ja-
kob, seit Anfang 2008 Head of Group Treasu-
ry des Unternehmens. Die Vermarktung über
einen Investorentag in Frankfurt sei deutlich
weniger aufwendig als eine Euroanleihe gewe-
sen. Für die Schweizer ist der Schuldschein
Teil der Refinanzierung eines Brückenkredits,
der für die Übernahme des US-Unterneh-
mens Arch Chemicals aufgenommen worden
war. „Wir konnten damit unsere Investorenba-
sis verbreitern“, freut sich Jakob.
Markus Dentz, Redakteur Fachmagazin
Finance, Frankfurt am Main
Geringer Aufwand, breite Investorenschicht: Viele Unternehmen setzen auf den Schuldschein.
Die Zeit ist reif
Im gehobenen Mittelstand liegt der Anteil von Kapitalmarkt-
produkten an der Gesamtfinanzierung derzeit lediglich bei
etwa 15 Prozent. Doch diese Quote wird weiter steigen.
VON CORNEL WISSKIRCHEN. Anders als in
den Vereinigten Staaten oder Großbritannien
finanzieren sich deutsche Unternehmen, erst
recht der Mittelstand, unverändert mehrheit-
lich über Bankkredite. Seit Jahren wird des-
halb eine baldige Trendumkehr prognosti-
ziert. In diesem Jahr ist hierzulande auch
tatsächlich eine Zunahme bei Kapitalmarktfi-
nanzierungen oder deren Vorstufen zu ver-
zeichnen – trotz rückläufigem Kreditmarkt.
Ist nun also die Zeit auch bei uns reif für ein
schnelles Einschwenken der Finanzierungs-
struktur auf angelsächsische Verhältnisse?
Alternativen zu Staatsanleihen
Die Argumente für Finanzierungen am Kapital-
markt sind vielfältig. Auf Investorenseite haben
viele Anleger, die in festverzinsliche Wertpapiere
investieren, freie Liquidität zur Verfügung und
suchen sichere, aber renditestärkere Alternati-
ven zu Staatsanleihen. Dies drückt die erwarte-
ten Risikoaufschläge und senkt die Einstiegsbar-
rieren (etwa externe Ratings). Hiervon
profitieren nicht nur börsennotierte Großunter-
nehmen, sondern auch größere mittelständische
Firmen. Gleichzeitig werfen die Krise der Ban-
kenindustrie und die anstehenden regulatori-
schen Veränderungen Fragezeichen auf. Zwar
kann von Kreditklemme aktuell keine Rede sein,
dennoch sind Finanzierungen mit langen Lauf-
zeiten über Banken bereits heute nur noch
schwer zu bekommen, da den Instituten teilwei-
se eigene Refinanzierungsmöglichkeiten fehlen.
Dies betrifft insbesondere Finanzierungen in
Fremdwährungen, etwa Dollar. Es war also sel-
ten leichter und gleichzeitig bedenkenswerter,
neben den Banken neue Investoren an das Un-
ternehmen zu binden. Zudem kann dies auch
ein vorbereitender Schritt sein auf dem Weg zu
einer externen Eigenkapitalbeschaffung.
Für überzogeneErwartungenbesteht dennoch
kein Anlass. Voraussetzungen für die sinnvolle
Nutzung des Kapitalmarkts bleiben Größe, da-
mit einhergehender Finanzierungsbedarf sowie
Stabilität des Unternehmens. Viele Mittelständ-
ler sind diesbezüglich noch zu klein und werden
somit ihren Bedarf auch zukünftig über Banken
abdecken (müssen). Auch die neuartigen Bör-
sensegmente für Mittelstandsanleihen mit nied-
rigeren Zugangsbarrieren können sich dieser
Logik nicht vollständig entziehen, wie spätestens
nach den ersten Problemfällen klargeworden ist.
Zudemsind jene Finanzierungsbausteine, deren
Inanspruchnahme atmet, für Kapitalmarktfinan-
zierungen nur bedingt geeignet. Eine Studie des
Instituts für Mittelstandsforschung vom April
dieses Jahres zeigt, dass neben der Kreditfinan-
zierung insbesondere die Innenfinanzierung
für Unternehmen einen hohen Stellenwert ein-
nimmt. Kapitalmarktinstrumente spielen derzeit
noch eine untergeordnete Rolle. Weiterhin ist
ein Großteil der Unternehmen nicht bereit, den
höheren Publizitätspflichten nachzukommen.
Selbst imgehobenen Mittelstand liegt der Finan-
zierungsanteil von Kapitalmarktprodukten oder
deren Vorstufen an der Gesamtfinanzierung der
Unternehmen lediglich bei etwa 15 Prozent.
Keine breite Öffentlichkeit
Diese Quote wird weiter steigen. Nach Schät-
zungen der Deutschen Bank sind eine vierstelli-
ge Zahl von Unternehmen in Deutschland Kan-
didaten für einen direkten Kapitalmarktzugang,
davon ist nur ein Teil bereits heute am Markt
aktiv. Diese Unternehmen können von einer Di-
versifizierung ihrer Finanzierungsbasis, einer
Konditionsverbesserung, dem Zugang zu ande-
ren Währungsräumen sowie längeren Laufzei-
ten profitieren. Den ersten Schritt in Richtung
Kapitalmarkt stellen in der Regel Schuldscheine
oder Anleiheprivatplazierungen dar. Mit einer
Volumenschwelle von teilweise unter 20 Millio-
nen Euro können sie bereits für Unternehmen
mit Gesamtfinanzierungsvolumina von etwa 75
Millionen Euro interessant sein. Sie bieten darü-
ber hinaus den Vorteil, dass Unternehmensin-
formationen nicht einer breiten Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden müssen. Momentan
ergeben sich auch gute Opportunitäten im
Markt für (schuldscheinähnliche) US-
Privatplazi erungen bei amerikanischen Lebens-
versicherungsgesellschaften, wo Laufzeiten von
bis zu 15 Jahren möglich sind. Im Anleihebe-
reich, wo bekannte Namen inzwischen nicht
mehr zwingend ein externes Rating vorweisen
müssen, ist es noch immer so, dass ein liquider
Sekundärhandel erst ab einem Emissionsvolu-
men von circa 100 Millionen Euro zuverlässig
erreicht wird. Alles darunter muss eher wie eine
Privatplatzierung gesehen und vermarktet wer-
den – unabhängig von der Kategorisierung.
Klare Kommunikation
Der Gang an den Kapitalmarkt im Wege einer
breiten Plazierung erfordert von Unternehmen
eine offene (Finanz-)Kommunikation mit den
Investoren. Diese erwarten Klarheit über Unter-
nehmensstrategie undMittelverwendungundim
weiteren Verlauf ein aussagefähiges Reporting.
Vonder induziertenLeistungssteigerunginterner
Funktionen profitieren die betroffenen Unter-
nehmen dabei in der Regel weit über die ur-
sprüngliche Finanzierungsmaßnahme hinaus.
Ob Kapitalmarkt oder nicht, außer Frage
steht, dass Unternehmen sich im Verhältnis zu
ihren Banken emanzipieren und professioneller
werden. Auch im Bereich der Bankenfinanz-
ierung nutzen mittelständische Unternehmen
einer gewissen Größenordnung zunehmend
Techniken, die über das klassische bilaterale
Kunde-(Haus)Bank-Verhältnis hinausgehen.
Dr. Cornel Wisskirchen ist Mitglied der
Geschäftsleitung Firmenkunden Deutschland
und des Management Committees
Deutschland der Deutschen Bank
INTERVIEW mit Manfred Maas
„Strategischer Partner“
Die Investitionsbank
Sachsen-Anhalt hat
sich als zentrale
Fördereinrichtung in
Sachsen-Anhalt
etabliert. Wo liegen
ihre Schwerpunkte?
Die Investitionsbank
Sachsen-Anhalt ist als
strategischer Partner
in Dialoge mit den Verantwortlichen auf regi-
onaler und Landesebene zu Fragen der Wirt-
schafts- und Finanzpolitik aktiv einbezogen.
Die Zusammenarbeit konzentriert sich vor
allem auf nachhaltige Landesentwicklung und
Zukunftsthemen, Förder- und Finanzierungs-
produkte werden gemeinsam überarbeitet
und neue kreiert.
Wie will die Investitionsbank Sachsen-
Anhalt in den kommenden Jahren zur
nachhaltigen Leistungsentwicklung der
Wirtschaft im Land beitragen?
Wir konzentrieren uns weiterhin auf die
Investitionsförderung, auf Forschung und
Entwicklung, auf kleine und mittlere Be-
triebe und Existenzgründung. Bei allen
Entscheidungen sind der demographi-
sche Faktor und Nachhaltigkeit ein ent-
scheidender Gradmesser. Gemeinsam
mit dem Land richten wir die Förderung
stärker auf forschungs- und wertschöp-
fungsintensive und innovative Unterneh-
men aus, ebenso auf wissensbasierte und
technologieorientierte Firmen.
Wie fördert die Investitionsbank Sachsen-
Anhalt die Sicherung und Qualifizierung
von Fachkräften in und für Unternehmen?
Fachkräfte sind und bleiben ein zentrales
Thema. Wir unterstützen mit unseren För-
der- und Finanzierungsinstrumenten die
engere Verbindung von Wissenschaft und
Wirtschaft, ebenso die engere Verzahnung
von Berufsbildung und Unternehmertum.
Das beginnt bei der frühkindlichen Bil-
dung, geht über die Lern- und Unterrichts-
bedingungen an Schulen bis hin zu denen
an Hochschulen und Universitäten. Kurz:
Gute Bildungsstandards sind wichtig für
Fachkräfte, für ihr Bleiben und auch für ihr
Kommen. Aktuell setzen wir gemeinsam mit
dem Land eine Kampagne zur Weiterbildung
von Fachkräften um.
Wie werden sich Förderschwerpunkte
und die Aufgabenfelder für die
Investitionsbank Sachsen-Anhalt
weiter verschieben, insbesondere
auch durch die veränderten
Fördermöglichkeiten der EU in der
kommenden Strukturfondsperiode?
Die EU-Gelder werden weiter fließen,
wenngleich längst nicht mehr so üppig wie
zuvor. Demzufolge werden wir auch in der
kommenden Strukturfondsperiode, die eine
Übergangsphase sein wird, über Fördermit-
tel verfügen und bisherige, angepasste oder
neue Programme umsetzen. Wir werden
an der Erschließung europäischer Förder-
möglichkeiten außerhalb der EU-Fonds
mitwirken. Wirtschaft, Wissenschaft und
Kommunen brauchen Förderung und neue
kreative Programme. Und wir brauchen als
zentrale Förderbank eine innovative För-
derpraxis. Klar ist auch, dass wir weiter
von der Zuschuss- zur Darlehensförderung
übergehen und die guten Erfahrungen beim
Einsatz revolvierender Fonds zielgerichtet
ausbauen.
Das Gespräch führte Michael Jakob
Manfred Maas, Sprecher der Geschäftsleitung der Investitionsbank
Sachsen-Anhalt, über bisherige und künftige Förderaufgaben
Manfred Mass
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Drei Prinzipien. Zwei Partner.
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Sicherheit von über 40 Jahren Erfahrung und der Verbindung zur
Landesbank Baden-Württemberg – das sind die gemeinsamen Stärken
der SüdLeasing und SüdFactoring, von denen Sie als unser Kunde pro-
fitieren. Gemeinsam sichern wir Ihre Liquidität für nachhaltigen Erfolg.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V3
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND







INTERVIEW mit Thomas Koblenzer
„Am Schuldenabgrund“
Herr Professor Koblenzer, Sie sagen: Unternehmer
müssen fest damit rechnen, dass es in der kommen-
den Legislaturperiode zu irgendeiner Form der
Substanzbesteuerung kommt. Doch das fordert
bislang nur die Opposition.
Wenn wir den Blick nur auf das Thema Vermögensteuer
oder Vermögensabgabe richten, dann stimmt das. Doch
es gibt genügend Anzeichen dafür, dass eine kommen-
de Bundesregierung – egal, welcher Couleur – an der
Substanzsteuerschraube drehen wird. Denn die Politik
steht vor folgendem Problem: Trotz rekordhoher Steu-
ereinnahmen und enorm niedrige Zinsen liegt der letzte
ausgeglichene Bundeshaushalt mehr als 40 Jahre zurück.
Auch die Gemeinden kommen nicht mehr mit ihrem
Geld klar. Das liegt vor allem daran, dass ein Teil der
Bevölkerung – die untere Mittelschicht und die Unter-
schicht – wesentlich mehr Leistungen erhält, als er an
volkswirtschaftlichem Wertschöpfungsbeitrag erbringt.
Das kann zwar gesellschaftlich durchaus wünschenswert
sein, damit die Einkommensschere zwischen Arm und
Reich sich nicht zu weit öffnet. Jedoch entsteht so ma-
thematisch betrachtet ein Delta, also ein Minus, das nur
durch Umverteilung oder Schuldenaufnahme ausgegli-
chen werden kann.
Und bislang auch so ausgeglichen wurde.
Die Bankenkrise hat uns aber schneller an den Schul-
denabgrund geführt, als sich die Politik gewünscht
hätte. Nun gibt es die Schuldenbremse. Das Delta lässt
sich daher – wenn man nicht die Ausgaben kürzt – nur
durch mehr Umverteilung reduzieren. Es ist vor diesem
Hintergrund nachvollziehbar, dass die Politik jetzt an
der Steuerschraube drehen will. Schließlich ist Steuer-
geld das politische Machtinstrument schlechthin. Ver-
schiedene Entwicklungen aus den vergangenen zwei
Jahren zeigen, dass die Reise ganz klar in Richtung
Substanzsteuer geht.
Welche konkret?
Ein Beispiel ist die Lancierung des Armutsberichts
durch die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen in
diesem Sommer, die sicherlich nicht ohne Rückspra-
che geschehen ist. Hierin ist die Rede davon, dass man
überlegen müsse, wie sich Leistungsträger stärker zur
gesellschaftlichen Verantwortung heranziehen ließen.
Hinzu kommen weitere Puzzlestücke: Die Erhöhung der
Grundsteuer und der Grunderwerbsteuer oder neue Re-
geln zur Abzugsfähigkeit von Kosten sind alles bereits
Eingriffe in die Vermögenssubstanz. Außerdem hat die
Bundesregierung ein Gutachten zur Privilegierung von
Betriebsvermögen bei der Erbschaftsteuer in Auftrag ge-
geben, das zu dem Schluss kommt, diese Privilegierung
sei nicht mehr gerechtfertigt. Die Begründung hierfür ist
schlichtweg perfide.
Weshalb?
Darin heißt es sinngemäß, durch die Verschärfung des Au-
ßensteuerrechts sei ein Wegzug für deutsche Unternehmen
nicht mehr ökonomisch sinnvoll, auch wenn man das Be-
triebsvermögen der Erbschaftsteuer unterwerfe. Das heißt
nichts anderes, als dass das Außensteuerrecht zum Abkas-
sierungsschwert des deutschen Fiskus geworden ist. Dieses
war – mal abgesehen von dem unrühmlichen nationalso-
zialistischen Ursprung – ein grundsätzlich steuerpolitisch
sinnvolles und nachvollziehbares Instrument der Miss-
brauchsbekämpfung, mit dem eine Abwanderung von Un-
ternehmen durch Verlagerung von Steuersubstrat ins Aus-
land verhindert werden sollte, die unter Inanspruchnahme
der deutschen Infrastruktur und der stabilen politischen
Lage entsprechend Werte aufbauen konnten. Jetzt aber
dient es scheinbar immer stärker dazu, die Leistungsträger
an die Kette zu nehmen. Wenn ein Unternehmen beispiels-
weise seine Forschung nach Indien verlagern will, wird
der Wertschöpfungsbeitrag des Forschungsbereichs als
fiktiver Gewinn besteuert.
Was raten Sie vor diesem Hintergrund mittelständi-
schen Unternehmen?
Für Mittelständler ist es angesichts der Verschärfung des
Außensteuerrechts ratsam, einen Teil der Wertschöpfung
möglichst frühzeitig ins Ausland zu verlagern, damit sie
nicht mit dieser Problematik konfrontiert werden. Darüber
hinaus müssen sie sich im Klaren darüber sein, dass jegli-
che Substanzsteuer – ob Vermögen- oder Erbschaftsteuer
– zusammen mit den Wirkungen einer künftig vermutlich
höheren Inflationsrate zur realen Vermögensvernichtung
ungeahnten Ausmaßes führt. Dabei muss man bedenken,
dass sich bei Unternehmern privates und betrieblich ge-
bundenes Vermögen oft kaum sinnvoll trennen lässt.
Andererseits werden große Vermögen vererbt, ohne
dass die Erben zu den Leistungsträgern gezählt
werden können.
Fakt ist, dass ein Prozent der Bevölkerung 25 Prozent des
Steueraufkommens erwirtschaftet, zehn Prozent etwa 55
Prozent. Dazu zählen zwar auch solche, die einfach nur
von ihrem Erbe leben, ohne unternehmerisch tätig zu sein.
Aber im Wesentlichen trägt der gehobene Mittelstand dazu
bei, den Sozialstaat zu bezahlen.
Wie sollte denn der Staat den Schuldenabbau
erreichen?
Zum einen sollten wir als Gesellschaft über unsere Definiti-
on von Armut nachdenken. Nach OECD-Richtlinien gilt je-
mand als arm, der weniger als 60 Prozent des Durchschnitts-
einkommens zur Verfügung hat. Das ist eine Definition von
oben. Eine vierköpfige Familie in Düsseldorf, die von Harz IV
leben muss, hat etwa eine Gesamtleistung von 2000 Euro zur
Verfügung und bekommt daneben weitere, nicht pekuniäre
Leistungen durch sonstige, nicht staatliche Einrichtungen, wie
etwa den Zugang zu sogenannten Kleiderkammern. Das ist für
mich keine Armut, wenngleich natürlich eine solche Familie in
unserer Gesellschaft mit einem teils nicht mehr nachvollzieh-
baren Anspruchsdenken täglich zu kämpfen hat und sicher-
lich nicht auf Rosen gebettet ist. Und solange beispielsweise je-
mand aus der unteren Mittelschicht in den Urlaub fahren, aber
angeblich kein Geld für die Gesundheit ausgeben kann, ist das
für mich ebenfalls eine fragliche Entwicklung. So könnte man
sich fragen, ob die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern
in der gesetzlichen Krankenkasse wirklich sinnvoll ist, und
sollte generell stärker daran arbeiten, die Eigenverantwortlich-
keit bei Themen wie Gesundheit zu fordern und zu fördern.
Eine Steuererhöhung wäre für Sie auf keinen Fall das
richtige Mittel?
Natürlich sollten wir verhindern, dass die Schere zwischen
Arm und Reich zu weit auseinandergeht. Doch statt über
eine Vermögensteuer könnte man auf andere Weise mehr
Leistungsgerechtigkeit herstellen und die Leistungsträger ver-
pflichten, in schwierigen Zeiten wie diesen mehr zu leisten –
zum Beispiel über eine Art Einkommenszuschlagssteuer, die
nur ab einem bestimmten Einkommen erhoben wird. Das ist
für Unternehmer viel eher akzeptabel als eine Steuer, die in
die Vermögenssubstanz und damit in die Substanz des Unter-
nehmens eingreift. Allerdings müsste der Gesetzgeber dafür
deutlich machen, dass diese Steuer zeitlich klar begrenzt und
zudem klar an den Zweck der Schuldentilgung gebunden ist.
Wie werden die Unternehmer auf Steuererhöhungen
reagieren?
Schon in der Vergangenheit sind große Vermögen ins Aus-
land abgewandert – und zwar nie wegen der Einkommen-
steuer, sondern immer wegen Substanzsteuern. Diese Ten-
denz könnte zunehmen. Zumindest aber werden sicherlich
viele überlegen, wie sich ein Vermögen so strukturieren
lässt, dass man die Substanzbesteuerung vermeidet, indem
man mögliche künftige politische Entscheidungen schon
heute in seine Überlegungen einbezieht.
Das Gespräch führte Alexander Schneider.
Wie sehr müssen Unternehmer mit einer Substanzbesteuerung rechnen? Und welche Folgen hätten eine
Vermögensteuer oder eine höhere Erbschaftsteuer für den deutschen Mittelstand? Ein Gespräch mit
dem Düsseldorfer Steuerrechtler Professor Thomas Koblenzer.
Dr. Thomas Koblenzer ist spezialisierter Steueranwalt mit
Büros in Düsseldorf und in Zürich. Er lehrt als Professor für
Steuerrecht an der Universität Siegen.
Chancen und Risiken
liegen dicht beieinander
Grenzüberschreitende Transaktionen in Europa: Die Eurokrise macht
Finanzierungen teurer und komplexer. Deutsche Mittelständler sind für
strategische Zukäufe gut positioniert.
VON CLAUS PETER UND OLIVER FRIESER.
Finanzierungen von grenzüberschreitenden
Transaktionen in Europa sind in den vergange-
nen Monaten komplexer geworden. So haben
die Staatsfinanzkrise und erhöhte regulatorische
Anforderungen im Euroraum dazu geführt, dass
sich wesentliche Paradigmen bei Finanzierun-
gen verändert haben. Viele Banken haben sich
verstärkt auf den Heimatmarkt ausgerichtet,
ihre Kriterien zur Kreditvergabe verschärft und
sich aus bestimmten Geschäftsfeldern zurück-
gezogen. Transaktionsfinanzierungen speziell in
Südeuropa stehen in der Regel gar nicht (Stich-
wort: Länder-Limits) oder nur unter hohen Auf-
lagen im Fokus. Trotz eines historisch niedrigen
Zinsniveaus sind Finanzierungen nicht güns-
tiger geworden, da speziell bei risikoreicheren
Transaktionen erhöhte Zinsmargen diesen Vor-
teil aufzehren oder sogar überkompensieren.
Die Risikospreads orientieren sich heute vor
allem an Economic Capital und RAROC (Risk
adjusted Return on Capital).
Mehr Risikobewusstsein als zuvor
Zur Reduzierung des eigenen Risikos treten
viele Banken derzeit gemeinsam, in soge-
nannten „Club Deals“ auf und verzichten
auf das in der Vergangenheit sehr lukrative
„Underwriting“. Ausdruck findet das ge-
stiegene Risikobewusstsein zudem auch in
einem im Vergleich zu den Vorjahren ge-
stiegenen Eigenkapitalanteil an der Finan-
zierung und einer reduzierten Leverage-
Akzeptanz. Aktuell liegt der „rechnerische“
Eigenkapitalanteil bei mindestens 45 Pro-
zent. Die Zurückhaltung klassischer Kre-
ditgeber nutzen in jüngster Zeit vor allem
Alternative Asset Manager – insbesondere
„Direct Lending Fonds“ –, um ihr Geschäft
auszuweiten. Diese neuen Spieler im Markt
sind bei Juniorfinanzierungen bereits ver-
stärkt in Europa vertreten. Eine weitere
Ausweitung auf den Senior Finanzierungs-
bereich ist kurzfristig zu erwarten.
Mit Blick auf die Ausführung von Trans-
aktionen lässt sich feststellen: Das Finanzie-
rungsmanagement ist zu einem integralen
Bestandteil eines Akquisitionsprozesses ge-
worden, auch weil Rezession und schlechte
Bonitäten nicht selten zu einer hohen Ver-
schuldung potentieller Übernahmekandida-
ten – insbesondere in Südeuropa – geführt
haben. Zudem müssen Bonitätsverwässerun-
gen auf der Käuferseite berücksichtigt werden.
Mittelstand liegt gut im Rennen
Viele deutsche Mittelständler sind aufgrund
ihrer soliden Kapitalausstattung gut posi-
tioniert, um das aktuelle Marktumfeld für
Akquisitionen zu nutzen. Zudem sind sie in
den zurückliegenden Monaten und Jahren
deutlich professioneller geworden und nut-
zen auch bei kleineren Transaktionen einen
gesunden Finanzierungsmix innerhalb der
gesamten Bandbreite der Finanzierungsins-
trumente. Die Bereitschaft, bei grenzüber-
schreitenden Transaktionen einen unab-
hängigen Spezialisten für das Arrangieren
einer nachhaltig angelegten Finanzierung
sowie für Bankenverhandlungen (insbe-
sondere mit bestehenden Hausbanken)
einzubeziehen, ist dabei spürbar gestiegen.
Die Unternehmen haben erkannt, dass die
Schuldenkrise nicht nur dazu geführt hat,
dass interessante Unternehmen zum Ver-
kauf stehen, sondern dass eine erfolgreiche
Übernahme auch Expertise und „neues
Denken“ bei der Strukturierung von Ver-
bindlichkeiten verlangt. Gleichzeitig wollen
viele Mittelständler durch die Einbeziehung
unabhängiger Fusions- und Finanzierungs-
experten ihre Position bei internationalen
Übernahmen verbessern und mit Hilfe ihres
Beraters Lösungen erarbeiten, die bei der
Finanzierung ausreichend „Sicherheitspuf-
fer“ bieten und klassische Fehlerquellen wie
Interessenkollisionen innerhalb des Finan-
zierungs-Pools vermeiden.
Erste Mittelständler haben die Schulden-
krise in Südeuropa bereits dazu genutzt, ihre
Marktposition durch Übernahmen auszubau-
en. Aufgrund einer abwartenden Haltung zur
Zukunft des Euroraums wird aber vielerorts
noch „Pulver trocken“ gehalten. Dies erklärt
auch den von unterschiedlichen Fusionsex-
perten diagnostizierten Stau am Transaktions-
markt. Bei einer Stabilisierung des Euroraums
wird sich die Übernahmetätigkeit deutscher
Mittelständler voraussichtlich verstärken. Für
den Mittelstand gilt es, Chancen zu nutzen
und Risiken zu minimieren. Unabhängige
und international aufgestellte Berater können
helfen, die richtige Balance zu finden.
Claus Peter und Oliver Frieser, beide
Managing Director bei Leonardo & Co.,
Frankfurt am Main
Die Euro-Krise trifft die spanische Jugend hart. Aber auch für den deutschen Mittelstand
macht sie sich bemerkbar.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V4
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Sicher ans Ziel
Fahrsimulatoren sind technisch komplex, ihre Entwicklung nimmt enorme
Ressourcen in Anspruch – eigentlich eine Mammutaufgabe. Wie gelang es
einem kleinen Unternehmen aus Brandenburg mit nur sechs Mitarbeitern
dennoch, einen der modernsten Simulatoren zu entwickeln?
VON CLARA GÖRTZ. Mit mehr als 180 Kilometern pro
Stunde rauscht ein Auto in der Nacht über die regennasse
Fahrbahn. Plötzlich entdeckt der Fahrer in Sichtweite einen
umgefallenen Baumstamm, der auf der Straße liegt. Er tritt
sofort in die Bremsen, aber das Auto verliert die Haftung
und gerät ins Schleudern. Zwar lenkt der Fahrer gegen,
doch das Auto kommt von der Fahrbahn ab und landet im
Straßengraben. Kurze Zeit später startet der unversehrte
Fahrer sein unbeschädigtes Auto neu und fährt weiter, als
sei nichts gewesen.
Was sich nach einem Actionfilm anhört, ist tatsächlich
nicht ganz real. Denn der Fahrer des Wagens sitzt zum
Glück nur in einem Simulator und übt, wie er bei einem
Unfall am besten reagiert. „Alle denkbaren Fahrsituationen
lassen sich so trainieren“, sagt Sebastian Saschenbrecker. Er
muss es wissen. Schließlich konstruiert er seit vielen Jahren
Fahrsimulatoren wie diese. Er ist Projektmanager bei Best-
sim, einem Unternehmen aus dem brandenburgischen Per-
leberg, das sich auf Konstruktion, Vermietung und Vertrieb
von Fahrzeugsimulatoren spezialisiert hat. 2003 baute die
Firma, damals noch eine Eventagentur, den ersten mobilen
Fahrsimulator, den es auf dem Markt gab, und vermietete
ihn zum Beispiel an Unternehmen, die damit auf Messen
oder anderen Events für Aufmerksamkeit sorgen wollten.
Doch mit 40 Quadratmetern nahm das Gerät eine enorme
Fläche in Anspruch, „und der Preis für Messeflächen wurde
auch nicht günstiger“, erin-
nert sich Saschen-
brecker. „Ein
kl ei nerer
S i mu -
l ator
musste her.“ Das war aber bei weitem nicht die einzige Anfor-
derung, die das Unternehmen an eine Neukonstruktion stellte,
er sollte auch einfacher zu transportieren und aufzubauen sein
– möglichst nur von einem einzigen Mitarbeiter. Ein wichtiges
Ziel war es zudem, ihn universell einsetzen zu können – also
sowohl als Rennsimulator, der ein Formel-1-Rennen nach-
ahmt, als auch für Sicherheitstrainings. „Die Herausforderung
bestand darin, die Realität annähernd eins zu eins abzubilden“,
sagt Saschenbrecker und fügt hinzu: „Unser neuer Simulator
sollte also beispielsweise auch die Kräfte abbilden, die in Ex-
tremsituationen auf das Lenkrad und
damit auf die Hände des Fahrers wir-
ken.“
Ein hochgestecktes Ziel – vor
allem, wenn man bedenkt, dass es
sich bei Bestsim um ein kleines Un-
ternehmen mit lediglich sechs Mit-
arbeitern handelt. Und 2009, bei Projektbeginn, war auch
der notwendige Informatiker, der die Simulationssoftware
programmieren sollte, noch nicht fest eingestellt. Auch wa-
ren sich Saschenbrecker und seine Kollegen dessen bewusst,
dass die Entwicklung eines neuen Simulators nicht nur Zeit
in Anspruch nehmen, sondern auch mit hohen Kosten ver-
bunden sein würde. „Als kleines Unternehmen wären wir
nicht in der Lage gewesen, das Projekt ohne fremde Unter-
stützung zu realisieren“, erzählt der Projektmanager.
Hilfe erhielten Saschenbrecker und seine Kollegen vom
Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand. Das Förder-
programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie unterstützt bundesweit Innovationsprojekte
im Mittelstand, und zwar in allen Branchen und Technolo-
giebereichen. So erhielt Bestsim Fördermittel in Höhe von
157 500 Euro – und konnte unter anderem den Informati-
ker einstellen.
Im Sommer 2011 trat dann der „G Motion 601“ nach
zwei Jahren Entwicklungszeit seine erste „Fahrt“ an. Stolz
erzählt Saschenbrecker: „Bei unserem neuen Gerät han-
delt es sich um den einzigen mobilen Simulator mit einer
sechsachsigen elektrischen Bewegungsplattform, auf die
das Cockpit aufgebaut ist.“ Das Besondere daran: Der Fahr-
simulator vermittelt ein besonders reales Fahrgefühl – und
das auf lediglich 4 Quadratmetern und ohne Starkstrom.
Das kommt nicht nur bei den „Fahrern“ gut an, sondern
auch bei vielen Unternehmen und Vereinigungen wie dem
ADAC, die den Simulator für Messen, Events und Trai-
nings buchen. Saschenbrecker und seine Kollegen sind
sogar in der komfortablen Lage, Interessenten manchmal
Absagen erteilen zu müssen, wenn der Simulator bereits
verliehen ist.
Clara Görtz, Redakteurin des Magazins
INNOVATIONSMANAGER, Frankfurt am Main
Als kleines Unternehmen wären wir nicht in der Lage gewesen,
das Projekt ohne fremde Unterstützung zu realisieren.
ZUR INFO
Zentrales Innovationsprogramm
Mittelstand (ZIM)
Eine eigene F&E-Abteilung können sich
wohl die wenigsten kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU) leisten. Abschre-
ckend wirkt auch der zeitliche Aufwand
intensiver F&E. Dennoch sind Innova-
tionen auch für KMU ein existentieller
Bestandteil unternehmerischen Erfolgs.
Mit seinem „Zentralen Innovationspro-
gramm Mittelstand“ (ZIM) möchte der
Bund KMU zu mehr Anstrengungen für
Forschung, Entwicklung sowie Innovatio-
nen anregen und dabei gleichzeitig die
technischen und wirtschaftlichen Risiken
von F&E-Projekten verringern.
Ziel ist es darüber hinaus, F&E-Ergebnis-
se zügig in marktwirksame Innovationen
umzusetzen und die Zusammenarbeit
von Unternehmen und Forschungseinrich-
tungen auszubauen. Unterstützt werden
KMU einschließlich des Handwerks und
der Freien Berufe. Die Förderung erfolgt
ohne thematische Einschränkung auf
bestimmte Technologiefelder oder
Branchen und in Form eines Zuschusses.
Das ZIM fördert Kooperationsprojekte
und Einzelprojekte ebenso wie Netzwerk-
projekte und innovationsunterstützende
Dienst- und Beratungsleistungen für KMU
für Kooperations- und Einzelprojekte.
Weitere Informationen:
EuroNorm GmbH
Dr. Kathrin Schreiber
Stralauer Platz 34
10243 Berlin
E-Mail: [email protected]
Web: www.euronorm.de
INTERVIEW mit Oliver Grün
„Wenig Verständnis
für IT und Sofware“
Herr Dr. Grün, wie
sehen Sie die
Finanzierungsbedin-
gungen mittelständi-
scher IT-Unternehmen
vor dem Hintergrund
von Basel III im
kommenden Jahr?
Trotz aller Zusicherun-
gen ist das Misstrauen
beim deutschen IT-Mit-
telstand gegenüber Basel III berechtigterweise
nach wie vor hoch. Kleine und mittlere Unter-
nehmen aus der IT-Branche haben es in
Deutschland generell schwerer, Banken von
ihrer Kreditwürdigkeit zu überzeugen, denn
ihr Kapital setzt sich weniger aus Bestandsgü-
tern als aus Know-how und Innovationsfähig-
keit zusammen. Hier müssen wir ernüchtert
feststellen, dass alle Reformversuche, Software
als Ratingkriterium in das Bewertungssystem
der Banken und Sparkassen aufzunehmen, in
der Praxis der Kreditvergabe vom Scheitern
bedroht sind. Für IT und Software besteht bei
deutschen Banken sehr viel weniger Verständ-
nis als in der Finanzkultur des Silicon Valley.
Tritt nun die Verschärfung von Kapitalregeln
hinzu, könnten Finanzierungsengpässe ent-
stehen. Der BITMi fordert deswegen die Bun-
desbank auf, die Umsetzung von Basel III zu
beobachten.
Forschung und Entwicklung ist heute von
essentieller Bedeutung für den Standort
Deutschland. Sie sehen hier aber
steuerrechtlichen Reformbedarf.
Neben der bewährten Technologieförderung
schlagen wir eine steuerliche FuE-Förderung
des Mittelstands in Form einer Steuergut-
schrift in Höhe von 10 Prozent aller For-
schungsinvestitionen vor, um noch mehr Dy-
namik in Forschung und Entwicklung
hineinzubringen. Bisher stellt sich das Bun-
desfinanzministerium aber quer. Deswegen
schlagen wir außerdem eine jährliche Ober-
grenze der Steuerförderung in Höhe von fünf
Millionen pro Unternehmen vor.
Ein Private-Equity-Gesetz und ein
IT-Fonds Deutschland sollen bei Finanzie-
rungengpässen Abhilfe schaffen. Wie soll
der Fonds aufgebaut sein?
Venture Capital (VC) ist aus unserer Sicht ein
wichtiges Instrument, um das Wachstum der
deutschen IT-Wirtschaft zu entwickeln und
Hürden gerade bei der Internationalisierung
der IT-Unternehmen zu überwinden. Dabei se-
hen wir nicht nur die Start-ups, sondern auch
Mittelständler als lohnende Investitionsobjekte,
denn die Start-ups von heute sind die Mittel-
ständler von morgen. Nach Zahlen des Bundes-
verbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesell-
schaften lag das VC-Kapital in Deutschland
2009 bei lediglich 260 Millionen Euro, wohin-
gegen es in den Vereinigte Staaten 15,4 Milliar-
den Dollar waren. Wir brauchen aber nicht nur
das Kapital der VC-Gesellschaften, sondern
ebenso ihr Knowhow bei der Abschätzung be-
triebswirtschaftlich zukunftsfähiger Projekte.
Daher ist es unsere Idee, einen IT-Fonds
Deutschland zu schaffen, in dem der Staat, ver-
treten durch die Kreditanstalt für Wiederauf-
bau, und Kapitalgeber zusammen in einem
noch auszulotenden Verhältnis einzahlen. So
entsteht eine Hebelwirkung, wodurch für jeden
Euro staatlichen Geldes ein VC-Betrag hinzu-
kommt. Anzudenken wäre ebenfalls eine garan-
tierte Ausfallbürgschaft, um auch größere insti-
tutionelle Anleger anzulocken. Es ist höchste
Zeit, in diese Richtung zu denken, denn wir
können nicht länger auf das bestehende
Bankensystem warten.
Inwiefern sind Ihre Forderungen
schon in Berlin diskutiert worden
beziehungsweise in konkrete
Gesetzesvorhaben eingeflossen?
Wir haben uns bezüglich Basel III in Koope-
ration mit anderen mittelständischen Verbän-
den sehr stark in der Politik dafür eingesetzt,
die Risikogewichte für den Mittelstand bei der
Kreditvergabe zu verkleinern und dabei Erfol-
ge bei deutschen und europäischen Parlamen-
tariern erzielt. Generell wünschen wir uns
aber beim Gesetzgeber eine stärkere mittel-
ständische Denkweise. Kaum jemand kann
etwa die heute amtliche Praxis der Verrech-
nungspreise noch beherrschen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie mit
Ihren Vorschlägen die politischen
Entscheidungsträger erreichen?
Die deutsche Politik ist noch immer stark an den
Industriekonzernen ausgerichtet. Doch wir hof-
fen, dass sich dies in Zukunft ändert. Denn ein
Vergleich von Frankreich und Deutschland in
der jetzigen Euro-Krise zeigt, dass dies früher
oder später in die Sackgasse führt.
Die Fragen stellte Alexander Schneider.
Dr. Oliver Grün, Präsident und Vorstandsvorsitzender
des Bundesverbands IT-Mittelstand e. V. (BITMi) sowie
Vorstand der GRÜN Software AG, über die speziellen
Finanzierungsbedürfnisse seiner Branche.
Dr. Oliver Grün
Geburtshelfer
des Neuen
Wie unterstützen Förderbanken Start-ups?
Rheinland-Pfalz geht mit gutem Beispiel voran.
Dort liegt die Gründerquote besonders hoch.
VON ULRICH DEXHEIMER. Existenzgrün-
dungen sind in Rheinland-Pfalz ein ent-
scheidender Wirtschaftsfaktor: Im bundes-
weiten Vergleich liegt das Land mit einer
Gründerquote von 1,84 Prozent auf Platz
eins der Flächenländer, davor liegen nur die
Großstädte Berlin, Hamburg und Bremen.
Eine positive Entwicklung ist ebenfalls im
Nebenerwerb festzustellen: Mit 40 Prozent
Nebenerwerbsgründungen liegt Rheinland-
Pfalz auf Platz drei.
Einen sicheren Start in die Selbstän-
digkeit ermöglicht die Investitions- und
Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) mit
Beratungs- und Förderprogrammen – dies
nicht nur bei Neugründungen, sondern
auch bei Unternehmensnachfolgen. Rund
3 800 rheinland-pfälzische Betriebe stehen
jährlich vor der besonderen Herausforde-
rung, die Nachfolge an der Unternehmens-
spitze zu regeln und damit ihre Existenz
zu sichern.
Keine Existenzgründung soll scheitern,
weil zur Umsetzung guter Ideen das nöti-
ge Kapital fehlt. Daher unterstützt die ISB
Gründungen mit unterschiedlichen För-
derprogrammen. Ein weiterer Baustein für
eine sichere Kreditversorgung sind Bürg-
schaften: Sie sorgen dafür, dass tragfähi-
ge Ideen nicht an fehlenden Sicherheiten
scheitern. Bei guten Erfolgsaussichten des
Gründungsvorhabens oder der Betriebs-
übernahme erhalten die Antragsteller die
notwendige Sicherheit. Mit der Bürgschaft
ist es erfahrungsgemäß leichter, eine Bank
als Finanzierungspartner zu finden.
Darüber hinaus betreut die ISB zurzeit
auch mehr als hundert Unternehmen, denen
sie mit Beteiligungskapital verschiedener
Venture-Capital-Gesellschaften zum nöti-
gen Eigenkapitel verholfen hat. In diesem
Geschäftsfeld werden insbesondere inno-
vative Technologieunternehmen finanziert.
Dabei kooperiert die ISB unter anderem
auch mit dem High-Tech Gründerfonds
(HTGF) und stellt Start-up-Unternehmen,
die vielversprechende Forschungsergebnis-
se umsetzen, Eigenkapital zur Verfügung.
Unterstützt wird damit die sogenannte
Seed-Phase für Forschungs- und Entwick-
lungsvorhaben bis zur Bereitstellung eines
Prototypen oder eines Machbarkeitsnach-
weises. Auch die Markteinführung kann da-
mit gefördert werden.
Ulrich Dexheimer, Sprecher des Vorstandes
der Investitions- und Strukturbank Rheinland-
Pfalz (ISB), Mainz
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V5
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND



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Individualisierung des Kreditprozesses
VON CHRISTIAN UKENS. Auch wenn der deutsche Mittel-
stand im aktuellen makroökonomischen Spannungsfeld
grundsätzlich gut aufgestellt ist, wird sich die momentan la-
bile internationale Konjunktur zunehmend auswirken. Die
Planungsunsicherheit wächst, das Umlaufvermögens wird
volatiler, Investitionen werden zurückgestellt. Auch die zu-
nehmende Unsicherheit im Bankenumfeld und die negati-
ven Erfahrungen einer überproportionalen Kreditvergabe
mit laschen Kontrollmöglichkeiten (covenant-lite) aus der
Vergangenheit im Kreditprozess werden Folgen haben.
Dieses Umfeld führt Bankinstitute zu einer grundsätzlich
zurückhaltenden und häufig auch verzögerten Kreditverga-
bebereitschaft. Daher ist eine frühzeitig und individuell auf
das Unternehmen bezogene Planung und Vorbereitung von
(Anschluss-)Finanzierungen unumgänglich. So kann die
Finanzierung in der angestrebten Höhe und zum avisierten
Zeitpunkt realisiert werden.
Eine aktuelle Befragung des Autors in Zusammenar-
beit mit der Universität Bamberg bei mehr als 200 deut-
schen Mittelständlern zeigte jedoch, dass die Vorberei-
tung auf (Re-)Finanzierungsprozesse häufig ungenügend
erfolgt. Vor allem mangelt es vielen Unternehmen an ei-
ner professionellen und integrierten Finanzplanung; Die
vorhandenen Finanzplanungen sind häufig nur ein „Ne-
benprodukt“ der Planungsprozesse. Für eine unterneh-
mensübergreifende drei- bis fünfjährige Gesamtplanung
inklusive einer integrierten Finanzplanung (also eine
verknüpfte G&V-, Bilanz- und Cash-Flow-Planung) ist
zwar ein höherer Aufwand nötig; diese ist aber entschei-
dende Voraussetzung, um Auswirkungen der Finanzie-
rung speziell auf die Unternehmensplanung kontrolliert
darstellen und steuern zu können.
Den Unternehmen ist die Bedeutung dieses Sachverhalts
bewusst, jedoch fehlen vielen mittelständischen Unterneh-
men in diesem komplexer gewordenen Finanzierungs-
umfeld die Ressourcen; zudem haben sie nicht genügend
oder nur unzureichend qualifiziertes Personal hierfür. Aus
diesen Gründen entsteht in der Kreditverhandlung ein Un-
gleichgewicht zugunsten der potentiellen Kreditgeber.
Eine integrierte Finanzplanung wirkt diesem Sachver-
halt entgegen. Durch sie können sich Unternehmen auf
die Herausforderungen der Kreditverhandlung vorbereiten
und im Hinblick auf die Verpflichtungen und operativ not-
wendigen Freiräume eine proaktive Verhandlungsführung
definieren. Aktuelle Insolvenzverwalterbefragungen bestä-
tigen, dass Finanzierungsprobleme als Konsequenz einer
unzureichenden Finanzierungsplanung und eines mangel-
haften Finanzmanagements zu den häufigsten Insolvenzur-
sachen im Mittelstand zählen.
Wertschöpfung durch konsequente Vorbereitung
Grundsätzlich sollte die Unternehmensplanung lange vor
der Kontaktaufnahme mit potentiellen Finanzierungsge-
bern (re-)finanzierbar gemacht werden. Der entsprechende
Finanzierungsbedarf muss in der Planung berücksichtigt
werden und so weit operativ umzusetzen sein, dass zu jedem
Zeitpunkt relevante Schwellenwerte bestimmter Leistungs-
kennzahlen nicht unter- beziehungsweise überschritten wer-
den. Es gilt, die Leistungsindikatoren des Unternehmens zu
sensitivieren und im Zirkelschluss die notwendigen Hand-
lungsspielräume, auch unter Berücksichtigung alternativer
Finanzierungsmöglichkeiten, für das Unternehmens si-
cherzustellen. Während dieser Vorbereitung ist es sinnvoll,
dass sich das Management, unterstützt von einem externen
operativ erfahrenen Berater, zusammensetzt und die Not-
wendigkeit von bestimmten unternehmensspezifischen In-
vestitionen – hinsichtlich Höhe und Ausgabenzeitpunkten
– plausibilisiert und potentielle Beschränkungen (zum Beispiel
Capex-Investitionen) und Verpflichtungen (zum Beispiel Ein-
haltung der Finanzkennzahlen) der Finanzierung analysiert.
Die gewonnenen Erkenntnisse fließen regelmäßig
in ein sogenanntes Informations-Memorandum ein,
das ganzheitliche Transparenz über Geschäftsmodell,
Wertschöpfung und besondere Anforderungen der Ge-
sellschafter bietet und für die Ansprache der Finanzie-
rungspartner genutzt wird. Unternehmen fehlen häufig
die Kapazitäten und die Erfahrung für die Außendarstel-
lung. Daher lassen sie sich hier zunehmend durch exter-
ne Dritte (neben Hausbanken meist finanzierungs- und
operativ erfahrene Berater, die aufgrund ihrer Neutrali-
tät und operativem Unternehmensverständnis bevorzugt
werden) unterstützen.
Wertschöpfung durch aktive Gestaltung
Erst wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, sollte
ein Unternehmen potentielle Finanzierungsgeber eigen-
ständig auswählen und ansprechen. Neben den traditionel-
len Bankbeziehungen ist es zunehmend unabdingbar, eine
objektive Einschätzung der möglichen Finanzierungsgeber
zu Fähigkeiten wie (i) Verhalten in schwierigen Situationen,
(ii) Verkauf/Übertragung der Kredite, (iii) Fähigkeit gege-
benenfalls die Syndizierung abzuschließen, und (iv) Erfah-
rungen zu Verhandlungsverhalten zu erhalten.
Kleinere Finanzierungen können in der Regel über
die Hausbank gestemmt werden, großvolumige und län-
gerfristige Finanzierungen üblicherweise über mehre-
re Finanzierungspartner. Sinnvoll ist zunächst, bilateral
erste informelle Vorgespräche zur Interessenauslotung
bei Kreditgebern zu führen. Diese führen dann in mul-
tilaterale Gespräche unter Unternehmensführung mit
den identifizierten Kreditgebern (zum Beispiel im Club
oder Konsortium) über die Verhandlung der wesentlichen
Transaktionsbedingungen durch ein Term Sheet. Dieser
Selektionsprozess ermöglicht zum einen Handlungsspiel-
räume, um bei einer Absage beziehungsweise aggressiven
Verhandlung einzelner noch Spielraum zu bewahren, und
zum anderen einen kompetitiven Wettbewerb hinsichtlich
Konditionen und Verpflichtungen des Kreditvertrages.
Das Unternehmen sollte bei mehreren Finanzierungs-
gebern neben einer kommunikationsstarken eigenen Rol-
le auf starke und verlässliche Hauptfinanzierungsgeber
(wie MLAs) achten, die die individuellen Interessen der
einzelnen Kreditgeber bündeln, steuern und ganzheitlich
gegenüber dem Kreditnehmer vertreten. Zusammenfas-
send lässt sich beobachten, dass Verhandlungsprozesse
zunehmend härter (digitaler) verlaufen, der Verhand-
lungsspielraum enger geworden ist und die Bereitschaft,
einem Finanzierungsprozess „treu zu bleiben“, abgenom-
men hat – auch bei den sogenannten Hausbanken. Daher
ist eine individuelle Vorbereitung und die eigenständige
Auswahl und Führung der Finanzierungsgeber für das
Unternehmen unumgänglich.
Aus Covenant-Brüchen lernen
Aus den Verfehlungen der Kreditverträge der letzten Jahre
lassen sich für den Finanzierungsprozess folgende Lehren
ziehen:
▶ Im Vorfeld einer Finanzierung sollten Unternehmen
mittels Sensitivitätsanalysen, auf Basis der integrierten
Finanzplanung, die Auswirkungen der Leistungskenn-
zahlen des Unternehmens simulieren.
▶ Ebenso sollte sich dieses vor einer Finanzierung proak-
tiv mit den Verpflichtungen und den Finanzkennzahlen
des Kreditvertrages auseinandersetzen, um individuelle
Handlungsspielräume sicherzustellen,
▶ Aktive Ansprache und individuelle Auswahl der Finan-
zierungpartner sind entscheidend, insbesondere bei
großvolumigen und längerfristigen Finanzierungen,
damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Fi-
nanzierung gewährleistet wird.
Christian Ukens, Partner Corporate Finance Deloitte, Leiter
Debt Advisory & Financial Restructuring Services, Frankfurt
am Main
WERTSCHÖPFUNG EINES INDIVIDUALISIERTEN KREDITPROZESSES
Deutschland im
europäischen Sog
Die Realwirtschaft kämpft, die Zahlungsmoral sinkt – die Aussichten
für die Eurozone sind nicht besonders rosig. Deshalb ist finanzielle
Absicherung jetzt oberstes Gebot.
VON DIRK BRÖCKELMANN. Die Bedingungen
für die Realwirtschaft sind schwierig, die Zah-
lungsmoral der Unternehmen in der Eurozo-
ne sinkt erneut im laufenden Jahr. Vor allem
in Italien und Spanien beobachten wir ver-
mehrt Zahlungsausfälle. Als internationaler
Kreditversicherer stuften wir die beiden süd-
europäischen Länder in seinen Länderbewer-
tungen weiter ab. Für die beiden großen
Volkswirtschaften erwarten die Coface-Ana-
lysten in 2012 einen Wirtschaftsabschwung
von bis zu zwei Prozent.
Dabei verschlechtert sich hauptsächlich die
Situation der südeuropäischen Unternehmen.
Bereits 2011 stiegen die Zahlungsausfälle um
50 Prozent. Nachdem daraufhin beide Länder
Anfang 2012 auf A4 herabgestuft wurden, ist
diese Bewertung mittlerweile mit negativem
Ausblick versehen. Spanien und Italien droht
– wie zuletzt schon Griechenland (C) und
Portugal (B) – eine Bewertung außerhalb der
üblichen Investment Grades (A1–A4). Unter-
nehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen nach
Südeuropa aufrechterhalten wollen, müssen
sich vor diesen Risiken wappnen.
Die angespannte Lage in der Eurozone spü-
ren auch die Unternehmen in Mittel- und Ost-
europa. Denn die Eurozone ist ihr wichtigster
Absatzmarkt. Erschwerend kommt die euro-
päische Bankenkrise hinzu. Rund ein Fünftel
des Wachstums in Osteuropa ging im vergan-
genen Jahrzehnt auf die grenzüberschreitende
Kreditvergabe zurück.
Auch in Deutschland verschlechtern sich
die wirtschaftlichen Perspektiven. Das BIP
in Deutschland bewegt sich nur noch knapp
im positiven Bereich. Hier macht sich die
Abhängigkeit von den benachbarten Märk-
ten bemerkbar. Coface rechnet nicht nur mit
einem Anstieg von Nichtzahlungsmeldungen,
sondern auch damit, dass die Zahl der Unter-
nehmensinsolvenzen steigt.
Jeder Lieferant, der Kunden Zahlungsziele
einräumt, ist indirekt Geldgeber für andere
Unternehmen. Er gewährt Lieferantenkredi-
te und geht damit ein Risiko ein. Aber schon
verspätete Zahlungen von Kunden können
Unternehmen in Liquiditätsprobleme brin-
gen. Forderungen sind also ein großes Risiko.
Ein professionelles Forderungsmanagement
ist deshalb existentieller Bestandteil des Ri-
sikomanagements. Kreatives Forderungsma-
nagement bietet auch die Möglichkeit, eigene
finanzielle Potentiale zu heben. Damit kann
zum Beispiel die Abhängigkeit von Krediten
reduziert werden. So wird das Forderungs-
management zum Bestandteil einer aktiven
Finanzierungsstrategie.
Unentbehrlich: Transparenz
Dies gilt nicht nur für Konzerne oder große
Mittelständler. Auch für kleinere Unterneh-
men gibt es einzelne Bausteine, die sich kon-
zeptionell ergänzen und kombinieren lassen.
Ein weiterer Vorteil: Weil Forderungen als
Vermögen gelten und in der Bilanz unter Ak-
tiva stehen, können hier Strategien und Ver-
fahren aufgebaut werden, um Forderungen
schneller zu realisieren und Bilanzen zu ent-
lasten. Voraussetzung ist, das Forderungsma-
nagement nicht allein als professionelles
Rechnungs- und Mahnwesen zu verstehen,
sondern als Prozess in der Finanzierungskette.
Kreditversicherungen schützen vor For-
derungsausfall. Der Kreditversicherer über-
prüft die Abnehmer des Versicherungs-
kunden und übernimmt Deckungsschutz
im Rahmen von Limiten, die sich aus der
Bonitätsprüfung ergeben. Die Forderungen
selbst bleiben in den Büchern des versicher-
ten Unternehmens. Es behält aber nur einen
geringen Teil des Risikos. Die Kreditversi-
cherung ist für nationale und internationale
Geschäftsverbindungen möglich.
Um das Vertrauen der kreditversicherten
Kunden zu gewinnen, ist es entscheidend,
Kreditentscheidungen transparent zu ma-
chen. Das bedeutet, Einblicke in Unterneh-
mensbewertungen zu gewähren. So können
Kunden auch unbequeme Entscheidungen
nachvollziehen und letztendlich akzeptieren.
Dr. Dirk Bröckelmann, Referent Unterneh-
menskommunikation Coface Deutschland,
Mainz
INDEX DER ZAHLUNGSAUSFÄLLE
Unternehmen in Spanien und Italien geraten in Schwierigkeiten.
(Gleitender Zwölfmonatsdurchschnitt; Basis: Welt 1995 = 100)
Quelle: Coface
Viele Mittelständler bereiten sich mangels Ressourcen ungenügend auf Finanzierungsprozesse in einem immer komplexeren
Umfeld vor. So entsteht in der Kreditverhandlung ein Ungleichgewicht zugunsten der potentiellen Kreditgeber.
Welt
Italien
Spanien
300
250
200
150
100
50
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V6
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Unternehmensfinanzierung durch
betriebliche Altersversorgung?
Die Rolle der betrieblichen Altersversorgung als Bestandteil der Unternehmensfinanzierung
hat sich im Mittelstand in den letzten Jahren stark zurückgebildet. Risikominimierung und
Bilanzneutralität stehen deshalb heute mehr denn je im Vordergrund.
VON PAULGERD KOLVENBACH. Spielt die betriebliche Al-
tersversorgung (bAV) eine Rolle bei der Unternehmensfi-
nanzierung, und wenn ja, welche? Diese Frage lässt sich
wohl am besten mit Zahlen belegen. In den Bilanzen der
deutschen Unternehmen standen Ende 2010 rund 250 Mil-
liarden Euro an Pensionsrückstellungen. Da auf der Passiv-
seite der Bilanz die Finanzierungsmittel stehen, ist die Frage
also erst mal einfach zu beantworten: Die betriebliche Al-
tersversorgung spielt ganz offensichtlich eine Rolle bei der
Finanzierung deutscher Unternehmen.
Die eingangs erwähnten 250 Milliarden Euro stellen
aber nur 53,1 Prozent der gesamten Deckungsmittel der
betrieblichen Altersversorgung im Jahre 2010 dar. Ratings,
Sicherheitsfragen, bilanzielle und administrative Gründe
gaben bei den übrigen 46,9 Prozent den Ausschlag für die
Wahl sogenannter externer Durchführungswege wie Pen-
sionskasse, Pensionsfonds und Direktversicherung. Deren
Dotierung erfolgt unmittelbar zu Lasten der Gewinn-und
-Verlust-Rechnung des jeweiligen Unternehmens und ent-
faltet keine Finanzierungswirkung.
Mittelstand neigt zu mehr externer Finanzierung
Erfahrungen belegen, dass die Durchdringung mit Direkt-
zusagen, für die Rückstellungen zu bilden sind, mit der Un-
ternehmensgröße deutlich zunimmt. Für den Mittelstand
dürfte dennoch ein Anteil am Rückstellungsvolumen in
zweistelliger Milliardenhöhe verbleiben und gleichzeitig
der prozentuale Anteil der externen Durchführungswege
wesentlich höher ausfallen. Auch im Mittelstand hat die be-
triebliche Altersversorgung also eine Finanzierungsfunkti-
on, allerdings in einem geringeren Ausmaß als bei den ka-
pitalmarktorientierten Unternehmen. Dabei hat die
Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung im Mittel-
stand deutlich zugenommen.
Gemäß Analysen von tns infratest aus dem Jahr 2007 ist
in mehr als 90 Prozent aller Unternehmen mit mindestens
20 Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung vorhan-
den. Bei den kleineren Unternehmen fällt die Quote stark
ab, bis auf 35 Prozent bei Unternehmen mit weniger als fünf
Mitarbeitern. Im Jahre 2001 lagen die Prozentsätze bei klei-
nen und mittleren Unternehmen noch erheblich niedriger.
Hier zeigen sich die Auswirkungen des 2001 eingeführten
Rechtsanspruchs auf eine betriebliche Altersversorgung im
Rahmen der Entgeltumwandlung, kostenneutral für den
Arbeitgeber und in aller Regel extern durchgeführt.
Risiken durch Pensionsrückstellungen werden häufig
unterschätzt
Geht man der Frage nach, welche Aktiva durch Pensions-
rückstellungen finanziert werden, ist festzustellen, dass sich
hier in den vergangenen 15 Jahren ein Paradigmenwechsel
vollzogen hat. Bis in die Mitte der neunziger Jahre hielt sich
die Überzeugung von der billigen Unternehmensfinanzie-
rung durch Direktzusagen im Rahmen der betrieblichen
Altersversorgung: Die Rückstellungen stellten einen zins-
günstigen, unkündbaren Dauerkredit der Arbeitnehmer an
den Arbeitgeber dar, mit dem dieser seine unternehmeri-
schen Aktivitäten nachhaltig finanzieren könne.
Schon damals wurde oft unterschätzt, dass der Kredit
der Arbeitnehmer keine feste, planbare Größe darstellt,
sondern sich mit der Entwicklung der dahinter liegenden
Pensionsverpflichtungen und dem aktiven Geschäft des
Unternehmens verändert. Reduziert sich beispielsweise
aus konjunkturellen Gründen die aktive Belegschaft, so
stellt die nach wie vor vorhandene Pensionslast der ehe-
maligen Aktiven eine immer stärkere finanzielle Belastung
des Unternehmens dar. Die finanziellen Auswirkungen
sind dann doppelt schmerzhaft, einerseits aufgrund der
Liquiditätsabflüsse für die Rentenzahlungen und anderer-
seits wegen der „Zwangstilgungen“ des Kredites aufgrund
nicht nachwachsender Aktivenbestände. Außerdem ist
eine Rückstellung, die gemäß HGB mit rund 5 Prozent pro
Jahr verzinst werden muss, in Zeiten deutlich gesunkener
Zinsen mittlerweile nicht mehr eine unbedingt günstige
Finanzierungsvariante.
Aus Erfahrung klug geworden, sind viele Unternehmen
dazu übergegangen, ihre Pensionsverpflichtungen auf der
Aktivseite mit einem sogenannten Deckungsvermögen zu
versehen. Gemeint sind hier Vermögenswerte, die dann die
passende Liquidität abwerfen, wenn sie für Pensionsleistun-
gen gebraucht werden, wie beispielsweise Rückdeckungs-
versicherungen. Gleichzeitig eröffnet das neue Handels-
recht seit 2010 die Möglichkeit der bilanziellen Saldierung
von Pensionsverpflichtung und Deckungsvermögen. Die
Pensionsrückstellung dient dann nicht mehr der Unterneh-
mensfinanzierung und tritt, soweit durch spezielles Vermö-
gen gedeckt, bilanziell gar nicht mehr in Erscheinung.
Zunehmende Risiken fördern externe Durchführung
Gerade im Mittelstand mit seinen oft kleinen Unterneh-
mensgrößen kommt es darauf an, das Unternehmen vor
Unwägbarkeiten zu schützen. Versorgungszusagen beinhal-
ten biometrische Risiken wie beispielsweise Berufsunfähig-
keit, Tod oder Langlebigkeit, und die Ansammlung der De-
ckungsmittel ist dem Kapitalanlagerisiko ausgesetzt. So ist
jetzt bereits erkennbar, dass der nach HGB für die Rückstel-
lungsberechnung anzusetzende Zins in den kommenden
Jahren kontinuierlich sinken wird. Dies hat zur Folge, dass
die Rückstellungen ansteigen werden, ohne dass diesem
Anstieg gesichert auch ein Anstieg des Deckungsvermö-
gens gegenübersteht. Eine solch drohende Unverhältnismä-
ßigkeit zwischen Aktiv- und Passivseite fördert zusätzlich
die Tendenz zur externen Durchführung der betrieblichen
Altersversorgung. Erweist sich diese als nicht genügend fle-
xibel für die bestehende Zusage, so kann eine Absicherung
durch Rückdeckungsversicherungen bei Beibehaltung der
internen Durchführung Abhilfe schaffen.
Dr. Paulgerd Kolvenbach, Aktuar und Sprecher der
Geschäftsführung der Longial GmbH, Düsseldorf
Auch im Mittelstand hat die betriebliche Altersversorgung eine Finanzierungsfunktion.
INTERVIEW mit Brun-Hagen Hennerkes
„Familienunternehmen werden
vom Kapitalmarkt geschätzt“
Herr Professor
Hennerkes, im
vergangenen Jahr
hat die Stiftung
Familienunterneh-
men eine Studie
zur Kapitalmarkt-
fähigkeit von
Familienunterneh-
men herausgege-
ben. Die Autoren
zogen unter
anderem das
Fazit, dass der
Großteil der Familienunternehmen den
Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle
noch nicht in Betracht gezogen hat.
Welches sind die Hauptgründe hierfür?
Eine Finanzierung über den Kapitalmarkt
ist an eine Reihe von Bedingungen ge-
knüpft. Neben der ausgewogenen Relation
von Unternehmensgröße zu eingeworbe-
nem Kapital müssen Familienunternehmen
weitere Kriterien erfüllen. Angefangen von
der Transparenz über das Reporting bis hin
zu Vorschriften bezüglich der Rechnungs-
legung. Dazu sind nicht alle bereit. Viele
Familienunternehmen neigen nicht dazu,
ihre Zahlen ins Schaufenster zu hängen
– und nicht viel anderes bedeuten für sie
die Anforderungen des Kapitalmarkts. Sie
scheuen den bürokratischen Aufwand und
seine Kosten.
Werden Familienunternehmen vor dem
Hintergrund regulatorischer Veränderun-
gen – Stichwort Basel III – verstärkt über
den Kapitalmarkt als Finanzierungsalter-
native nachdenken?
Als externe Säule der Unternehmensfinanzie-
rung spielt nach wie vor die Bank die Hauptrolle.
Vor allem größere Familienunternehmen arbei-
ten mit mehreren Finanzinstituten zusammen.
Durch Basel III und die verschärfte Bankenregu-
lierung wird die Schere weiter auseinanderge-
hen: einerseits die Firmen hoher Bonität mit gu-
ter Kreditversorgung, andererseits die mittlerer
oder schwacher Bonität, die – wenn überhaupt
– nur zu schlechten Konditionen an Geld kom-
men. FürgrößereUnternehmen, dieWachstums-
phasen finanzieren wollen, ist die Diversifizier-
ung der Finanzierungsquellen unerlässlich. Der
Kapitalmarkt bietet hier – auch ohne den Bör-
sengang – inzwischen gute Alternativen.
Welche Rolle spielt hier das relativ junge
Segment der Mittelstandsanleihen, das
bereits bei relativ geringen Volumina die
Möglichkeit eröffnet, Fremdkapital über
den Kapitalmarkt aufzunehmen?
Mittelstandsanleihen sind eine flexible und
schnelle Möglichkeit, an frisches Geld zu
kommen. Aber den Aufwand, eine Anleihe
am Markt zu plazieren, darf man auch nicht
außer Acht lassen. Und oft handelt es sich um
mit hohen Zinsen teuer erkaufte Liquidität.
Gibt es umgekehrt auf Kapitalmarktseite
inzwischen ein größeres Verständnis für
die Besonderheiten der Familienunter-
nehmen als noch vor einigen Jahren?
Der Markt hat die Familienunternehmen
entdeckt. Nachdem Stuttgart als Vorreiter ei-
nen Platz für Mittelstandsanleihen etabliert
hat, sind sofort fünf weitere in Deutschland
nachgezogen. Die Deutsche Börse in Frank-
furt hat mit Daxplus Family einen eigenen
Index aufgelegt, der sich ausschließlich auf
Familienunternehmen bezieht. Die Werte
und Charakteristika der Familienunterneh-
men, darunter das langfristige Engagement
der Inhaber, werden inzwischen sehr vom
Kapitalmarkt geschätzt.
Wie schätzen Sie die Finanzierungssitua-
tion der Familienunternehmen aktuell
ein? Was hat sich hier – auch seit der
Krise in den Jahren 2008 und 2009 –
verändert?
Die Finanzierungsbedingungen für die
deutsche Wirtschaft sind insgesamt noch
immer sehr günstig, auch wenn sich jetzt
eine Verschlechterung abzeichnet. Konsor-
tialkredite für große Familienunternehmen
sind mittlerweile an die Entwicklung be-
stimmter Finanzkennzahlen wie Verschul-
dung und Eigenkapitalquote gebunden.
Werden diese Werte über die Laufzeit nicht
eingehalten, kann die Bank die Konditionen
anpassen und im Extremfall den Kredit
kündigen. Für die Banken spielt aber zuneh-
mend nicht nur die individuelle Bonität des
Unternehmens, sondern auch die künftige
Entwicklung der gesamten Branche eine
große Rolle. Im Bereich Bau oder Schiff-
fahrt halten sie sich eher zurück, während
die Erwartungen an eine positive Entwick-
lung beispielsweise im Logistiksektor hoch
gespannt sind.
Die Fragen stellte Alexander Schneider.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für kleinere und
mittlere Unternehmen? Sind Familienunternehmen kapitalmarktfähig?
Und wie sind die Erwartungen für die Zukunft? Ein Interview mit
Professor Brun-Hagen Hennerkes, Gründer und Vorstand der
Stiftung Familienunternehmen in München.
Prof. Brun-Hagen
Hennerkes
Die Finanzierungs -
bedingungen für die deutsche
Wirtschaft sind insgesamt noch
immer sehr günstig.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V7
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Aufstieg in die nächste
Finanzierungsliga
Kann ein Start-up erstmals einen Bankenkredit ergattern, kommt das
einem Ritterschlag gleich. Ein gutes Beispiel ist der Online-Versand-
händler Zalando, der sich jetzt erstmals Kredite sicherte.
VON ALINA BARTSCHER. Das erste Problem ist die Idee.
Das zweite sind die Finanzen. Ein Start-up mit erfolgrei-
chem Geschäftsmodell zu gründen und zu finanzieren er-
fordert Planung und Kreativität. Erstes Geld liefern meist
Freunde und Familie, ein Venture-Capital-Geber oder
Business Angels. Ist das Geschäftsmodell tragfähig, rückt
eine Fremdkapitalfinanzierung von Banken in den Bereich
des Möglichen. Diese kommt jedoch einem Ritterschlag
gleich, sagt Walter Schiller von der Start-up-Beratung Mer-
kur, da ein Unternehmen für eine Bankenfinanzierung
„schon sehr kreditwürdig sein muss“.
Aktuelles Beispiel ist das E-Commerce-Start-up Zalando.
Knapp vier Jahre nach Gründung des Unternehmens si-
cherte sich der Modeversender, der durch kreative Wer-
bung von sich reden machte, eine langfristige Fremdkapi-
talfinanzierung. Finanzierende Banken waren die
Commerzbank, die Förderbank KfW Bankengruppe und
die Sparkasse Mittelthüringen. „Für ein junges Unterneh-
men wie Zalando stellt die Fremdkapitalfinanzierung einen
wichtigen Meilenstein dar“, unterstreicht Zalando-Finanz-
chef Jan Kemper. Mit dem Geld will das Unternehmen vor
allem den Innenbereich seines Logistikzentrums in Erfurt
ausbauen. Zalando sei jedoch kein Einzelfall, berichtet Mi-
chael Schmid, der bei der Commerzbank für Mittelstands-
kredite verantwortlich ist. Andere Unternehmen kommu-
nizierten allerdings weniger offen über ihre Finanzierungen.
Keine Sonderbehandlung für Start-ups
In der ersten Lebensphase eines Start-ups mögen noch
Business Angels ihre schützende Hand über das junge Un-
ternehmen halten, die nicht nur Geld geben, sondern auch
beraten. Möchte ein junges Unternehmen jedoch einen
Bankenkredit an Land ziehen, gibt es keine Sonderbe-
handlung: „Unsere Risikoanalysemethoden haben sich
bewährt und gelten für alle Kunden. Kleine wie große Fir-
men müssen daher bestimmte Kriterien erfüllen“, betont
Schmid. Zalando-Finanzchef Kemper kann das bestäti-
gen: „Finanzinstitute sind bei der Vergabe von Krediten
an Unternehmen tendenziell sehr risikoavers. Zalando
musste wie jedes andere Unternehmen den umfangrei-
chen Kreditprüfungsprozess jedes der beteiligten Institute
durchlaufen.“ Nach einigen Monaten Prüfung habe es von
allen Banken grünes Licht gegeben.
Ein bekannter Name wie Zalando sei allerdings kein Vor-
teil – wichtig seien nur „vernünftige Zahlen und ein überzeu-
gendes Gesamtbild“, verdeutlicht Michael Schmid. Was die
Kennzahlen anbelangt, betont Zalando vor allem sein Um-
satzwachstum: „Mit 471 Millionen Euro konnten wir allein
im ersten Halbjahr 2012 unseren Nettoumsatz im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppeln“, hebt CFO
Kemper hervor. Bereits von 2010 auf 2011 konnte sich Zalan-
dos Umsatz mehr als verdreifachen auf 510 Millionen Euro.
„Allgemein vergeben wir Mittelstandskredite ab einem
Geschäftsumsatz von 2,5 Millionen Euro“, sagt Schmid. Doch
der Umsatz allein reicht nicht. Vielmehr kommt es auf die
„Relation der Unternehmenskennzahlen“ an, sagt KfW-Spre-
cher Wolfram Schweickhardt. Im Idealfall sollte das betref-
fende Unternehmen bereits mehr einnehmen als ausgeben:
„Wir sehen es schon gern, dass die Gewinnschwelle erreicht
ist“, bestätigt Schmid. Zudem seien ein solider Cashflow und
ein nachhaltiges Geschäftsmodell entscheidend.
Schweickhardt betont zudem die Bedeutung von Sicher-
heiten für Start-ups: „Gründungsfinanzierungen sind im-
mer schwierig, weil die Erfahrungswerte fehlen.“ Bürg-
schaften oder ein zahlungskräftiger Mutterkonzern sind
empfehlenswert, und auch Privatvermögen oder Immobili-
en sind von den Banken gern gesehen. Doch Start-up-
Gründer können derartige Sicherheiten häufig noch nicht
vorweisen. Teils zähle belastbares Vermögen bei der Kredit-
entscheidung mehr als das Geschäftsmodell, sagt Jan Seeger
von der Berliner Unternehmensberatung Forensika, die
sich auf Frühphasenfinanzierung spezialisiert hat: „Ohne
Sicherheiten geht gar nichts. Banken brauchen Historie.
Deshalb müssen Start-ups erst mit einigen Abschlüssen
CHECKLISTE
Was braucht ein Start-up, um einen Bankenkredit in
Betracht ziehen zu können?
▶ Solider Businessplan, tragfähiges und nachhaltiges
Geschäftsmodell
▶ Stabile Umsätze
▶ Gewinnschwelle sollte überschritten oder in
Reichweite sein
▶ Solider Cashflow
▶ Sicherheiten, zum Beispiel Bürgschaften,
Privatvermögen, Immobilien
▶ Belastbare Erfahrungswerte: erste Jahresab-
schlüsse sollten vorliegen
nachweisen, dass ihr Geschäftsmodell tragfähig ist.“ Dies
erfordere in der Regel mindestens zwei bis drei Jahre.
Zalando muss den Banken jetzt beweisen, dass ihr Ver-
trauen in das Geschäftsmodell berechtigt ist: Bislang hatte
sich der Modeversender primär durch Eigenkapital von
Gesellschaftern finanziert, darunter JP Morgan, Quadrant
Capital Advisors und der Investor Kinnevik, der unlängst
seine Anteile von 16 auf 26 Prozent erhöhte. Dennoch
wollte Zalando den Fremdkapitalmarkt als Finanzie-
rungsquelle erschließen und eine gesunde Kombination
aus Fremd- und Eigenkapital sicherstellen. Den struktu-
rellen Ausbau will das Unternehmen künftig stärker mit
Krediten unterstützen.
Nach der Finanzkrise waren Banken zunächst allge-
mein vorsichtiger bei der Kreditvergabe, vor allem bei
riskanteren Finanzierungen wie Start-up-Krediten. Im
Zuge der Basel-III-Reformen sei es für Start-ups noch
schwieriger geworden, sich Bankenkredite zu sichern,
beobachtete Walter Schiller. Die Zalando-Finanzierung
kann möglicherweise als ein Zeichen für Entspannung
gedeutet werden: „Das könnte durchaus eine Orientie-
rungshilfe für andere Unternehmen sein.“
Alina Bartscher, Redakteurin „Markt und Mittelstand“,
Friedberg
Aktuelle Nachrichten rund um das Thema Mittelstandsfi-
nanzierung gibt es im Online-Portal der Fachzeitschrift
„Markt und Mittelstand“:
www.marktundmittelstand.de/nachrichten/finanzierung/
Qualitätsware? Zalando muss den Banken jetzt beweisen, dass deren Vertrauen in das Geschäftsmodell gerechtfertigt ist.
Die richtigen
Rechtsberater
Gerade bei Transaktionen – etwa im Zuge von Nachfolgeprozessen
– ist juristischer Rat gefragt. Nur: Auch Juristen können irren. Und das
kann teuer werden. Doch wie findet man die richtigen Rechtsberater?
VON REINHARD HERMES UND ROLF GIEBELER.
Nicht wenige mittelständische Unternehmer
stehen vor einer Herausforderung wie dieser:
Die Nachfolge ist noch ungesichert, und es
wird Kapital für notwendige Investitionen
benötigt. Anders als früher halten sich die
Banken mit der Kreditvergabe zurück. Ein
Investor will sich an dem Unternehmen be-
teiligen. Der Unternehmer ist interessiert,
möchte aber die Kontrolle und die Entschei-
dung über eine mögliche Nachfolge aus sei-
ner Familie behalten.
Wie bei anderen grundlegenden Unter-
nehmensentscheidungen auch ist hier kom-
petenter juristischer Rat gefragt. Nur: wie
den richtigen Anwalt mit der notwendigen
juristischen Expertise und Marktkenntnis
finden? Wem sollte der Unternehmer ver-
trauen, dem bewährten, ihm persönlich na-
hestehenden Hausanwalt, einer bekannten
Großkanzlei oder der Empfehlung eines gu-
ten Freundes? Außerdem, wie kann er die
Kosten im Griff halten?
Der Unternehmer sollte sich in dieser Kon-
stellation vor allem überlegen, wie und nach
welchen Kriterien er seinen Anwalt auswählt
– und nicht wie manch andere den Fehler ma-
chen, der Auswahl seines Autos mehr Sorgfalt
zu widmen als dieser wichtigen Entscheidung.
Denn ein mit den Usancen des Transaktions-
geschäfts nicht vertrauter Anwalt wirkt eher
hinderlich oder gefährdet sogar den Transak-
tionserfolg. Ebenso wenig hilft es dem Unter-
nehmer, sich hinter die Großmandanten einer
teuren internationalen Kanzlei einzureihen,
die dann vielleicht nur ihr B-Team für ihn aufs
Eis schickt und außerdem auch noch für fi-
nanzierende Banken agiert.
Die Auswahl des geeigneten Rechtsbera-
ters ist allerdings selbst für größere Unter-
nehmen nicht einfach. Hier hilft es einige
Regeln zu beherzigen:
▶ Sich frühzeitig Gedanken machen und
sich einen Überblick über den Anwalts-
markt verschaffen.
▶ Ein „Pflichtenheft“ für die Beratung im
konkreten Fall erstellen: Welche Leistun-
gen brauche ich voraussichtlich? Welche
Märkte und welche Länder sind betroffen,
welche Spezialfragen (zum Beispiel Um-
weltthemen, Patente) stellen sich? Wer be-
rät die Gegenseite?
▶ Eine Vorauswahl grundsätzlich geeigne-
ter, aber möglicherweise unterschiedli-
cher Kanzleien vornehmen. Großkanzlei-
en mögen da ebenso in Betracht kommen
wie spezialisierte Boutique-Kanzleien, die
vielleicht mit dem Hausanwalt gut zusam-
menarbeiten können.
▶ Die geeignete Kanzlei durch ein struktu-
riertes Bietungsverfahren ermitteln, bei
dem einheitliche Parameter, einschließ-
lich Kosten abgefragt werden und die
Kandidaten Gelegenheit zur persönlichen
Vorstellung erhalten.
▶ Bereits im Auswahlverfahren die Man-
datsbedingungen einschließlich der abre-
chenbaren Leistungen und der Zahl und
Qualifikation der beteiligten Anwälte fest-
legen.
▶ Auf einem Gesamtbudget, gegebenenfalls
Festpreisen für definierte Arbeitsschritte,
bestehen und die Kostentragung bei un-
vorhersehbaren Ereignissen regeln.
▶ Schließlich die Kanzlei und vor allem die
verantwortlichen Anwälte auswählen, mit
denen die Chemie stimmt, mit denen man
nach Persönlichkeit und Temperament
harmoniert (hier hilft der Pizza-Test:
Kann man sich vorstellen, nach einem
langen Verhandlungstag um Mitternacht
mit dem Anwalt noch gerne eine Pizza es-
sen zu gehen?).
▶ Das eigene Unternehmen auf die Transak-
tion vorbereiten: überlegen welche Aufga-
ben man im eigenen Haus erledigen kann;
einen zentralen Ansprechpartner für alle
Informationswünsche der Kanzlei bestim-
men.
▶ Während der Transaktion regelmäßig
Kontakt mit dem verantwortlichen An-
walt halten, insbesondere hinsichtlich
strategischer Entscheidungen und Einhal-
tung des Budgets.
Die entscheidenden Weichenstellungen
werden also am Anfang vorgenommen. Ist
die Kanzlei erst einmal beauftragt und läuft
die Transaktion, ist der Einfluss des Mandan-
ten begrenzt. Die teuersten Anwälte sind da-
bei nicht immer die am besten geeigneten. Ist
ein Landrover ein besseres Auto als ein Fer-
rari? Für die Fahrt durchs Gelände der eine,
für die Rennstrecke der andere. Für Stadt
oder Landstraße mag ein VW oder Toyota
sinnvoller sein.
Dr. Reinhard Hermes und Dr. Rolf Giebeler von
Hermes & Giebeler Legal Solutions beraten
Unternehmen unter anderem bei der Auswahl
von Kanzleien und Mandatsvereinbarungen.
Teuer gleich gut? Die teuersten Anwälte sind nicht immer am besten geeignet.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V8
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Neues Selbstbewusstsein
Die Finanzstrukturen der mittelständischen Unternehmen haben
sich deutlich verbessert. Das führt zu mehr Unabhängigkeit von den
Banken. Die Folge: Der Mittelstand wächst weiter.
VON MARTIN FISCHEDICK. Bereits Anfang des Jahres konn-
ten die Konjunkturforscher ihre Prognosen deutlich nach
oben korrigieren. Das galt übereinstimmend nicht nur für die
Volkswirte der großen Banken, sondern auch das Zentrum für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der Deutsche In-
dustrie- und Handelskammertag (DIHK) und das Ifo-Institut
hoben ihren Wachstumsausblick an. Von dieser Belebung,
die sich im bisherigen Jahresverlauf auch gezeigt hat, konnten
Deutschlands mittelständische Unternehmen in vollem Um-
fang profitieren. Auf dieser Basis wird sich das Wachstum des
deutschen Mittelstands – in seiner gewachsenen Struktur ein-
zigartig in Europa – weiter ausweiten.
Das liegt auch daran, dass die mittelständischen Unterneh-
men sich in den zurückliegenden Jahren deutlich wetterfes-
ter gemacht haben und so Krisen besser denn je widerste-
hen können. Auffällig ist insbesondere, dass auch kleinere
Unternehmen ihre Eigenkapitalquoten deutlich ausgebaut
haben. Dadurch besitzen diese jetzt die notwendigen Pols-
ter, um Phasen mit schwächeren Umsätzen abzufedern und
Investitionen zu finanzieren. Die Unternehmen haben sich
in vielerlei Hinsicht fit gemacht für „den Aufbruch nach Glo-
balia“, wie Professor Hermann Simon die Herausforderun-
gen internationaler Märkte für die „Hidden Champions“ aus
Deutschland genannt hat. Besonders auffällig: Die Unterneh-
men investieren weiter in Innovationen und stärken damit
nachhaltig ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Das Bild hat sich damit deutlich gewandelt. Denn lange
Zeit galten niedrige Eigenkapitalquoten (unter 10 Pro-
zent) als Achillesferse des deutschen Mittelstands. Seit
einigen Jahren aber verbessern sich diese Quoten nahe-
zu kontinuierlich, selbst die Finanzmarktkrise 2008/2009
konnte diesen Trend nicht stoppen. Vielleicht hat die Kri-
se die Unternehmen sogar erst darin bestärkt, ihre Eigen-
kapitalquoten nach oben zu fahren: Der Anteil schwach
kapitalisierter Unternehmen ist noch im vergangenen
Jahr auf unter 30 Prozent zurückgegangen, während es
vor zehn Jahren noch 41 Prozent waren. Fast gleichauf mit
knapp 29 Prozent liegt jetzt der Anteil der Unternehmen
mit solider (30 Prozent und mehr) Eigenkapitalquote. Er
stieg seit 2002 um 12 Prozentpunkte.
Größerer Finanzierungsspielraum
Da die Eigenkapitalquote ein wichtiger Faktor für die Ra-
tingeinstufung ist, verfügen viele Unternehmen heute auch
über einen größeren Finanzierungsspielraum – den sie aber
häufig gar nicht in Anspruch nehmen. Denn durch konse-
quentes Forderungsmanagement, Optimierung des Cash
Managements und Gewinnthesaurierung haben sie ihr Wor-
king Capital optimiert. Dadurch können sie immer häufiger
Investitionen aus Eigenmitteln und dem Cashflow finanzie-
ren. Die Kapitalstruktur ist heute deutlich besser als noch
2007, die Eigenkapitalbasis ist breiter. Auch die Effizienz ist
höher – die Unternehmen haben die Kosten im Griff, und die
Strukturen sind schlank. Dies spiegelt der Fremdfinanzie-
rungsbedarf wider: So werden noch immer zwischen 40 und
60 Prozent der zugesagten Kreditlinien nicht abgerufen. Von
einer Kreditklemme oder einem erschwerten Zugang zu
Fremdkapital ist deshalb schon längst nicht mehr die Rede –
im Gegenteil: das neue Selbstbewusstsein der Mittelständler
führt in der Folge zu mehr Unabhängigkeit von Banken.
Auch der Kapitalmarkt öffnet sich für den Mittelstand
– und umgekehrt. Hier gibt es aber eine größenabhängige
Komponente, die nicht übersehen werden darf. Eine Ka-
pitalmarktlösung muss zur Größe und Bilanzstruktur des
Unternehmens passen. Insbesondere kleine Anleihen sind
nur dann eine Alternative, wenn sich eine große Endfäl-
ligkeit als Risikofaktor erweist. Dieses ist nur bei einer ge-
sunden Diversifizierung der Passivseite sichergestellt. Ein
Trend ist sicherlich der Kredit in Form von Club Deals,
bei denen mehrere Banken gemeinsam involviert sind. Seit
längerer Zeit ist zudem die Finanzierung über „atmendes“
Umlaufvermögen beliebt – die sogenannte Borrowing Base
Finance, die insbesondere bei Unternehmen Anwendung
findet, die mit größeren Lagerbeständen operieren müssen.
Traditionell exportstark
Ein weiteres positives Signal für die künftige Wettbewerbs-
fähigkeit mittelständischer Unternehmen ist der Ausbau
ihrer Innovationskraft. Im weltweiten Innovationsindikator
2011 der Deutsche Telekom Stiftung und des Bundesver-
bands der Deutschen Industrie (BDI) belegt Deutschland
einen hervorragenden 4. Platz (2009: Platz 9), übertroffen
nur von der Schweiz, Singapur und Schweden, aber vor den
anderen großen Industrienationen. Zurückzuführen ist
diese erfreuliche Entwicklung darauf, dass die Aufwendun-
gen für Forschung und Entwicklung auch während der Kri-
senjahre 2008/2009 beibehalten wurden. Die aktuelle TNS-
Infratest-Studie im Auftrag der Commerzbank Initiative
Unternehmerperspektiven zeigt außerdem, dass rund 70
Prozent der befragten Unternehmen derzeit Investitionen
tätigen und weitere 11 Prozent neue Investitionen planen.
Diese Investitionen werden zumeist aus Gewinnen, Rückla-
gen und dem Cashflow getätigt.
Auf dieser nachhaltigen Basis besitzt der traditionell export-
starke deutsche Mittelstand beste Chancen, vom langfristigen
Wachstumstrend im Auslandsgeschäft zu profitieren. Die Eu-
roabwertung gegenüber nahezu allen wichtigen Währungen,
beispielsweise US-Dollar oder dem britischen Pfund, schafft
gute Voraussetzungen im deutschen Export, die niedrigen
Zinsen begünstigen Wachstumsperspektiven. So geht die
Welthandelsorganisation WHO davon aus, dass sich das welt-
weite Exportvolumen in den nächsten 20 Jahren verdreifachen
wird und somit deutlich schneller wächst als die Binnenwirt-
schaft. Ursache dafür ist nicht zuletzt die Entwicklung in vielen
Schwellenländern, in denen Wohlstand und Kaufkraft der Be-
völkerung sprunghaft zunehmen – und damit das Interesse an
technologisch anspruchsvollen Konsum- und Investitionsgü-
tern Made in Germany. Insofern sind die Aussichten der deut-
schen Wirtschaft für 2013 aufgrund dieser Rahmenbedingun-
gen gut, auch wenn die Wirtschaftsleistung am Jahresende
2012 leicht schrumpfen dürfte.
Die Bremse löst sich
Wenn es der deutschen Wirtschaft also derzeit vereinzelt
noch ergeht wie einem Auto, dessen Fahrer mehr und
mehr Gas gibt, aber vergessen hat, die Bremse zu lösen, so
wird diese Wirkung in den kommenden Monaten zurück-
gehen. Die Volkswirte der großen Geschäftsbanken spre-
chen schon jetzt von einem „schlummernden Boom“. Eine
wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings die Wiederge-
winnung von Vertrauen in die Finanzmärkte und die Sta-
bilität des Euro. Der Mittelstand hat in den letzten Jahren
sehr stark vom Euro profitiert und ist sich dessen Bedeu-
tung wohl bewusst. Die Auswirkungen der Haushaltssitu-
ation in einigen europäischen Nachbarländern würden
den deutschen Mittelstand viel härter treffen, gäbe es den
Euro nicht.
Die mittelständischen Unternehmen sollten daher nun
Faktoren, die sie selbst beeinflussen können, tunlichst im
Auge behalten: An erster Stelle steht eine stabile Kapital-
struktur des Unternehmens – mit einer soliden Eigenkapi-
talausstattung, gegebenenfalls unterstützt durch Mezzanine-
Kapital, welches wirtschaftliche Abschwünge verhindert,
und eine robuste Fremdkapitalausstattung. Gleichrangig ist
eine transparente und rechtzeitige Finanzkommunikation,
denn Vertrauen und Verlässlichkeit sind für eine gesunde
Hausbankbeziehung unerlässlich. Ebenso sollte eine nach-
haltige Personalpolitik – auch vor dem Hintergrund des
zunehmenden Mangels an Fachkräften – im Fokus stehen.
Zudem geht es weiterhin darum, die betrieblichen Prozesse
kontinuierlich zu verbessern und die Produktivität zu erhö-
hen. Der Mittelstand hat dafür – auch dank der Anstrengun-
gen der vergangenen Jahre – beste Voraussetzungen.
Martin Fischedick, Bereichsvorstand Mittelstandsbank,
Commerzbank AG, Frankfurt am Main
Eine existentielle Frage
Um Patente bei der Finanzierung einzusetzen, muss
der langfristige Schutz des geistigen Eigentums
sichergestellt sein. Viele Unternehmen unterschätzen
die Risiken.
VON ANNEROSE TASHIRO. Viele junge Un-
ternehmen starten mit einer neuen Produkt-
idee oder einer besonderen Erfindung. Aber
auch bei den typischen alteingesessenen
deutschen Familienunternehmen basiert
der Unternehmenswert oftmals auf speziel-
lem Know-how oder geistigem Eigentum –
teilweise bildet dieses sogar die Existenz-
grundlage des Unternehmens und muss
daher besonders geschützt werden.
Der erste Schritt ist in diesem Zusammen-
hang das Anmelden des geistigen Eigen-
tums als Patent sowie als Gebrauchs- oder
Geschmacksmuster. Da solche Schutzrechte
gleichzeitig Vermögenswerte darstellen, kön-
nen sie von Unternehmen nicht nur eingesetzt
werden, um Umsatz zu generieren: Sie kön-
nen darüber hinaus auch zur Finanzierung ge-
nutzt werden, indem sie Darlehen gegenüber
den Banken absichern.
Um die Ablösung möglicher Kredite und da-
rüber hinaus den zukünftigen Umsatz und letzt-
lich den Erfolg des Unternehmens sicherzustel-
len, ist es im nächsten Schritt für Unternehmen
von maßgeblicher Bedeutung, die Wertigkeit
ihrer Schutzrechte auch langfristig zu erhalten.
Viele Unternehmen unterschätzen dabei jedoch
das Risiko, das etwa im Falle einer Kooperation
mit dem Ausland entsteht: Muss das geistige
Eigentum zum Beispiel für die Expansion, für
den Verkauf oder für die Produktion eingesetzt
werden, kann es im Fall der Fälle verlorengehen.
Denn im Gegensatz zu Maschinen oder Waren
kann ein Unternehmen sein Knowhow nicht
einfach wieder bei seinem Vertragspartner ab-
holen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob man
mit ihm möglicherweise im Disput auseinander
– oder schlicht die vertragliche Zusammenarbeit
zu Ende gegangen ist.
Kein Schutz ist ohne Lücken
Neben der Anmeldung der Patente müssen
Unternehmen daher weitere Maßnahmen
zum Schutz des geistigen Eigentums ergreifen.
Grundsätzlich gilt dabei allerdings, dass es ge-
gen die Verletzung von geistigem Eigentum in
der globalen Welt keinen lückenlosen Schutz
gibt – auch wenn Erfindungen, Patente und
Marken angemeldet und registriert sind. In
vielen Ländern sind zum Beispiel die gesetz-
lichen Grundlagen mangelhaft, oder das Ge-
richtssystem ist nach europäischen Standards
unbrauchbar und nicht verlässlich. Ist ein funk-
tionierendes Gerichtssystem vorhanden, fehlen
vielen Mittelständlern oftmals die finanziellen
Mittel, um eine Verletzung ihrer Schutzrechte
rechtlich verfolgen zu lassen. Und selbst wenn
das Gericht die Rückgabe oder Zerstörung von
Unterlagen oder Dateien anordnet, ist damit
nicht sichergestellt, dass diese und das in ihnen
enthaltene Know-how nicht schon vorher ohne
Einverständnis und unkontrolliert kopiert
worden sind oder die Maschine längst ausein-
andergenommen und nachgebaut ist.
Verantwortliche können jedoch – und dies
ist von entscheidender Bedeutung – die recht-
lichen Rahmenbedingungen aus- und das
wirtschaftliche Risiko bewerten, bevor der
Vertrag mit einem ausländischen Geschäfts-
partner unterzeichnet wird. Die Fragen, die
sich Unternehmen stellen sollten, sind: Wie
viel gebe ich her, was steht auf dem Spiel, und
wie viel kann ich dadurch wirklich gewinnen?
Selbstzerstörung im Zweifelsfall
Ebenso wichtig ist es, dass sich die Verant-
wortlichen dezidiert überlegen, mit welchen
Produkten sie das Risiko einer möglichen
Schutzrechtsverletzung eingehen können. Ein
mögliches Vorgehen ist es zum Beispiel, Wa-
ren „von der Stange“ oder ältere Modelle im
Ausland in Serie zu fertigen, bei denen eine
Verletzung der Schutzrechte nicht mehr so
schmerzhaft ist, und die Spezialprodukte zu
Hause zu produzieren. Zudem sollten Un-
ternehmen prüfen, welche technischen Mög-
lichkeiten es gibt, mit denen ein Kopieren des
Know-hows verhindert werden kann – zum
Beispiel durch eine sogenannte erzwungene
Selbstzerstörung, wenn Dateien kopiert wer-
den. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass hier
insbesondere Juristen eng mit Ingenieuren
und Technikern zusammenarbeiten müssen,
um alle denkbaren Eventualitäten und techni-
schen Möglichkeiten durchzuspielen.
Fakt ist: Gerade wenn der Schutz des geis-
tigen Eigentums den Schutz des Unterneh-
menswertes bedeutet, ist dringend ein nüch-
terner Blick auf die Realität geboten – und
zwar von Beginn des Projektes an. Auch phy-
sisch muss geistiges Eigentum letzten Endes
geschützt werden. Denn nur so kann der Wert
des Know-hows erhalten werden, an dem die
Zukunft vieler Mittelständler hängt.
Dr. Annerose Tashiro, Rechtsanwältin, Head
of Cross-Border Group, Schultze & Braun,
Achern
Wie die Zusammenarbeit
auf Zeit gelingt
Private-Equity-Fonds und mittelständische Unternehmer haben eines gemeinsam: Beide möchten im
Unternehmen das Sagen haben. Dennoch arbeiten beide Seiten in der Praxis zusammen.
HANS-JOCHEN OTTO UND GABRIELE FONTANE.
Es gibt viele Situationen, in denen mittelständi-
sche Unternehmen daran interessiert sind, dass
ein Beteiligungsunternehmen sich als Min-
derheitsgesellschafter engagiert. Zum Beispiel
wenn der in der Unternehmensführung tätige
Mittelständler sich mit dem Ausscheidens-
wunsch von nicht aktiv tätigen Mitgesellschaf-
tern konfrontiert sieht oder Meinungsverschie-
denheiten zwischen unternehmerisch aktiven
Gesellschaftern eine Trennung erfordern und
hierdurch ein Kapitalbedarf entsteht, der mit
den verfügbaren Eigen- und Fremdmitteln
nicht zu decken ist. Auch alteingesessene, tra-
ditionsreiche Familienunternehmen, die eine
infolge zahlreicher Erbgänge überdehnte Ge-
sellschafterstruktur aufweisen, ziehen Bereini-
gungsmaßnahmen in Betracht.
Ungewohnte Rolle
Kommt in solchen Fällen eine den Auskauf des
oder der ausscheidenden Gesellschafter finan-
zierende Minderheitsbeteiligung eines Private-
Equity-Fonds (PE-Fonds) zustande, lassen
sich, wie die Praxis zeigt, während der Dauer
des Beteiligungsverhältnisses die Interessen des
Mittelständlers mit denen des PE-Fonds trotz
der für diesen ungewohnten Minderheitenrolle
durchaus in einer für beide Seiten zufrieden-
stellenden Weise durch Gesellschafterverein-
barung in Einklang bringen. Typisch ist etwa
die Einrichtung eines mit Überwachungs- und
Informationsrechten gegenüber der Geschäfts-
führung ausgestatteten Beirats, in welchem der
Mittelständler und der PE-Fonds sowie oft
auch neutraler Sachverstand vertreten sind.
Struktur- und Strategieentscheidungen sowie
sonstige außergewöhnliche Geschäftsfüh-
rungsmaßnahmen erfordern Einvernehmen
zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesell-
schafter. Über grundlegende Strategie- und
Strukturthemen sollte bei Bedarf schon vor Be-
teiligung des PE-Fonds eine Abstimmung er-
folgen, die anschließend vertraglich geregelte
Umsetzungsmaßnahmen zur Folge hat, wie
zum Beispiel eine Straffung der Gruppenstruk-
tur, Zukäufe, Internationalisierung des Ver-
triebs oder auch einen eventuellen Ausschüt-
tungs- oder Entnahmebedarf auf Seiten des
Mittelständlers oder seiner Familiengesell-
schafter. Je gründlicher die vertraglichen Ver-
einbarungen, desto weniger Abstimmungsbe-
darf wird sich im Regelfall während der
Beteiligungslaufzeit des PE-Fonds ergeben.
Schwieriger ist es dagegen, den Anspruch
des Mittelständlers auf Aufrechterhaltung sei-
ner Mehrheitsbeteiligung auch nach Ende der
Beteiligung des PE-Fonds mit den für diesen
gültigen Anlagegrundsätzen zu vereinbaren,
da das Geschäftsmodell des PE-Fonds auf
einer bestmöglichen Realisierung der Betei-
ligung nach Ende der Beteiligungslaufzeit (in
der Regel drei bis sechs Jahre) basiert. Kann
das Unternehmen, etwa aufgrund PE-finan-
zierten, internen oder externen Wachstum s,
börsenreif gemacht werden, so könnte bei
Gelingen eines IPO der PE-Fonds wunsch-
gemäß sein Investment über die Börse ver-
äußern, wohingegen der Mittelständler, ge-
gebenenfalls zusammen mit seiner Familie,
eine Beteiligungsquote von mehr als 50 Pro-
zent aufrechterhält und damit auch nach dem
Ausscheiden des PE-Fonds im Unternehmen
weiterhin das Sagen hat. Beispielsfälle aus der
Praxis für solche Minderheitsbeteiligungen
von PE-Fonds mit späterem Wiederausstieg
im Rahmen eines Börsengangs sind der M-
Dax-Konzern Fielmann (PE-Investor: Han-
nover Finanz) oder der S-Dax-Konzern Wa-
cker Neuson (PE-Investor: Lindsay Goldberg)
und demnächst vielleicht auch Heidelberger
Rudolf Wild (PE-Investor: KKR). Fehlt jedoch
eine IPO-Perspektive, haben sich in der Praxis
zur Sicherung der Ausstiegsmöglichkeiten des
PE-Fonds nach Ablauf der vereinbarten Be-
teiligungslaufzeit im Wesentlichen folgende
Gestaltungsvarianten herausgebildet:
▶ Zunächst wird dem Mittelständler und
seinen Familienmitgliedern innerhalb ei-
nes bestimmten Zeitraumes ein Erwerbs-
recht auf die Beteiligung des Finanzin-
vestors eingeräumt, wobei der Kaufpreis
durch ein Bewertungsverfahren ermittelt
wird, mindestens aber einem die erwarte-
te Mindestrendite des PE-Fonds sichern-
den Betrag entspricht.
▶ Macht der Mittelständler von seinem Er-
werbsrecht innerhalb einer bestimmten
Frist keinen Gebrauch, kann der PE-Fonds
seine Minderheitsbeteiligung selbst an ei-
nen beliebigen Dritten, eventuell mit Aus-
nahme von Wettbewerbern, veräußern.
▶ Gelingt auch eine solche (oft schwieri-
ge) Veräußerung der Minderheitsbetei-
ligung an einen Dritten nicht, steht dem
PE-Fonds letztlich das Recht zu, von dem
Mittelständler und dessen Familie die
Mitveräußerung ihrer Anteile zusammen
mit denen des PE-Fonds an einen Dritten
zu verlangen, welcher interessiert ist, das
Unternehmen im Ganzen zu erwerben.
Im Ergebnis bedeutet dies für den Mittel-
ständler jedoch, dass er sich auf einen Kom-
plettverkauf seines Unternehmens einlassen
muss, falls er nicht die Mittel hat, den PE-
Fonds auszukaufen, und auch die Veräußerung
der Minderheitsbeteiligung an einen Dritten
nicht zustande kommt. An diesem Risiko eines
möglichen Veräußerungszwangs des Mittel-
ständlers am Ende der Beteiligungslaufzeit des
PE-Fonds scheitern – gerade bei erfolgreichen
mittelständischen Unternehmen – häufig an-
sonsten sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten
mit den Anbietern von Beteiligungskapital.
Kreativität gefragt
Eine kreative Lösung dieses Dilemmas kann
darin bestehen, dass Mittelständler und PE-
Fonds eine unter anderem mit Eigenkapital
(Kapitalrücklagen und gegebenenfalls Gesell-
schafterdarlehen) des PE-Fonds sowie dem
Akquisitionskredit einer Bank finanzierte Er-
werbergesellschaft gründen, die 100 Prozent
des Unternehmens, also sowohl die Anteile
des ausscheidewilligen Gesellschafters wie
auch des Mittelständlers, erwirbt und an wel-
cher der Mittelständler durch steuerneutrale
Sacheinlage eines Teils seiner Altanteile die
Mehrheit übernimmt, während der PE-Fonds
Minderheitsgesellschafter wird. In vielen Fäl-
len dürfte der Nachsteuerertrag, welchen der
Mittelständler aus den von ihm veräußerten –
und nicht für die Sacheinlage in die Erwerber-
gesellschaft benötigten – Altanteilen erlöst,
ausreichen, um am Ende der etwa drei- bis
sechsjährigen Beteiligungslaufzeit des PE-
Fonds diesen ausbezahlen zu können. Ergän-
zend wäre im Übrigen auch denkbar, dass das
Unternehmen selbst, soweit es über freie
Rücklagen verfügt, diesen Rückerwerb durch
einen teilweisen Erwerb eigener Anteile vom
PE-Fonds unterstützt. Am Ende eines solchen
Prozesses stünde eine nachhaltige Bereini-
gung der Gesellschafterstruktur des Unter-
nehmens mit dem Ergebnis, dass der Mittel-
ständler, gegebenenfalls zusammen mit
weiteren Familienangehörigen, seinen An-
teilsbesitz auf bis zu 100 Prozent aufstockt,
ohne für die Finanzierung eines solchen Hin-
zuerwerbs von Anteilen sein Privatvermögen
einsetzen zu müssen.
Hans-Jochen Otto und Gabriele Fontane,
Gründungspartner der auf Private Equity
spezialisierten Kanzlei Otto Mittag Fontane
Gemeinsame Interessen: Mittelständler und PE-Fonds können erfolgreich kooperieren.
Wie steht es um die Wettbewerbsfähigkeit? Mittelständler bauen ihre Innovationskraft aus.
V
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V9
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
INTERVIEW mit Peter Kroha und Dr. Claus-Hermann Wiegel
„Anspruchsvolle, aber realistische Ziele“
Herr Dr. Wiegel, im Februar 2006 übernahm
Montagu Private Equity das Unternehmen BSN
medical, bis dahin ein Gemeinschaftsunternehmen
von Beiersdorf und Smith & Nephew.
Welchen Hintergrund hatte der Einstieg des Private-
Equity-Investors?
Wiegel: Als Beiersdorf und Smith & Nephew BSN medical
2001 als Joint Venture gründeten, war der spätere Verkauf
bereits geplant. Hierfür kamen vor allem Finanzinvesto-
ren in Betracht, denn der Verkauf an Wettbewerber wäre
aus kartellrechtlichen Gründen problematisch gewesen.
In einer globalen Auktion setzte sich schließlich Montagu
durch, die das beste Angebot machten, weil sie die Chan-
cen unseres Unternehmens optimistischer einschätzten als
andere Bieter.
Haben sich diese Erwartungen erfüllt?
Kroha: Bei Auktionsverfahren geht es für den Verkäufer
dar um, den Investor zu finden, der den höchsten Preis zah-
len möchte. Aus Sicht des Bieters ist es entscheidend, den
Preis zu zahlen, der den strategischen Entwicklungsmög-
lichkeiten eines Unternehmens angemessen ist. Bei BSN
haben sich unsere Erwartungen mehr als erfüllt.
Ist es denn immer gut, sich für das höchste
Angebot zu entscheiden? Falls die Erwartungen und
die Realität nicht zusammenpassen, kann es doch
Probleme geben.
Wiegel: In einem Auktionsprozess treffen die Anteils-
eigner die Entscheidung, nicht das Management des Un-
ternehmens. Das bedeutet im Bieterverfahren, sich als
Management mit allen Interessenten intensiv auseinan-
derzusetzen – auch mit denen, die man nicht favorisiert.
Bei Montagu – das hat dann die spätere Praxis gezeigt
– passte aber deren Ansatz, funktionierende Unter-
nehmen zu kaufen und das Management zu beteiligen,
sehr gut zu uns.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen
Unternehmensführung und Private-Equity-Unterneh-
men konkret vorstellen?
Wiegel: Zu Beginn gab es in unserem Unternehmen eine
vorsichtige Grundhaltung. Denn wir hatten noch keine Er-
fahrung mit Private Equity, und in der Öffentlichkeit do-
minierte damals die Heuschreckendebatte. Die Zusammen-
arbeit war aber deutlich besser, als wir uns das anfänglich
vorgestellt hatten. Montagu sieht sich als Finanzinvestor,
der dem Management die volle Verantwortung über das
Unternehmen überlässt und nicht in das operative Geschäft
eingreift. Wir haben zwar alle vier bis sechs Wochen die
wichtigsten Kennzahlen besprochen, es ging dann aber vor
allem um die strategische Grundausrichtung und Entwick-
lungsmöglichkeiten.
Kroha: Bei Private Equity gibt es unterschiedliche Modelle
und Investoren. Viele Private-Equity-Unternehmen haben
gute Erfahrungen mit einem partnerschaftlichen Modell
gemacht, wie auch Montagu es verfolgt. Wir bringen un-
sere Expertise bei Themen wie Übernahmen und Fusionen
ein, halten uns aber ansonsten aus dem operativen Tagesge-
schäft heraus – das überlassen wir den Managern. Wichtig
ist uns deshalb, dass sich das Management auch selbst am
Unternehmen beteiligt und wir dadurch auch Interessens-
gleichheit erreichen. Denn wer könnte besser die Chancen
und Risiken des Unternehmens beurteilen als ein erfahre-
nes Management, das selbst beteiligt ist?

Wo sehen Sie Vorteile von Private-Equity-Kapital ge-
genüber anderen Arten der Wachstumsfinanzierung?
Wiegel: Der Kauf war bei uns weniger eine Finanzierungs-
quelle, sondern ein wirklicher Inhaberwechsel, der natür-
lich von einer Finanzierung begleitet war. Doch das Finan-
zierungsthema spielte nur zu Beginn eine wichtige Rolle
in den Diskussionen – es ging in den späteren Gesprächen
eher um unsere Strategie. Finanzierung ist dabei nur ein
Mittel zum Zweck.
Kroha: Abstrakt gesprochen: Private Equity ist privates
Kapital, wie der Name schon sagt. Und anders als bei öf-
fentlichem Kapital, das man beispielsweise über den Gang
an die Börse erhält, ist bei Private Equity keine Investoren-
arbeit in dem Umfang nötig. Der Quartalsdruck, den viele
börsennotierte Unternehmen spüren, fällt weg. Das Ma-
nagement muss sich auch nicht mit den Einschätzungen
von Analysten auseinandersetzen, sondern kann konzen-
trierter und intensiver mit dem Investor zusammenarbei-
ten. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu börsennotier-
ten Unternehmen.
Und welche Nachteile hat Private Equity?
Wiegel: Unsere Erfahrungen waren sehr gut, und mit dem
neuen Investor EQT zeichnet sich eine ähnlich konstruktive
Zusammenarbeit ab. Doch sicherlich gibt es auch Finanzin-
vestoren, die sehr intensiv ins operative Geschäft eingreifen
oder Unternehmen mit extremen Finanzierungspaketen
überfordern.
Wie sehen Sie generell das Thema Fremdverschul-
dung im Zuge des Einstiegs von Private-Equity-
Investoren?
Wiegel: Es ist wichtig, dass sowohl das Management als
auch der Investor anspruchsvolle, aber realistische Ziele
setzen. Ist die künftige Finanzierung nur durch die Erfül-
lung extrem ambitionierter Ziele möglich, ist das problema-
tisch. Dass die Fremdfinanzierungskomponente beim Ein-
stieg von Private Equity immer relativ hoch ist, gehört dazu.
Das muss man akzeptieren. Generell dürfte aber durch die
vorsichtigere Haltung der Banken in der Finanzierung eine
Übernahme durch Überschuldung heute schwieriger ge-
worden sein.
Liegt denn die Heuschreckendiskussion mittlerweile
endgültig hinter uns?
Kroha: Ich bin überzeugt, dass die Finanzierungsform
Private Equity eine wichtige Rolle spielt und ihre Daseins-
berechtigung hat. Schwarze Schafe wird es immer wieder
geben, nicht nur in der Private-Equity-Industrie. Meiner
Meinung nach war die Heuschreckendebatte jedoch nicht
nur negativ, sondern die Branche hat auch davon profitiert.
Denn Private Equity ist viel transparenter geworden, das
sieht man unter anderem schon an den Websites einiger
Investoren. Ich persönlich arbeite seit Mitte der 1990er-
Jahre im Bereich Private Equity. Damals haben einen viele
Unternehmer noch als Finanzhai eher skeptisch gesehen.
Heute sind die Mittelständler viel offener für Private Equi-
ty – etwa, wenn es darum geht, eine Nachfolgeregelung
zu finden, um den Wert der eigenen Lebensleistung zu
erhalten. Zudem denken Mittelständler bei einer Kapital-
erhöhung verstärkt über Finanzinvestoren als Alternative
zu Banken nach.
Im Juni 2012 hat Montagu seine Beteiligung an den
schwedischen Finanzinvestor EQT weiterverkauft.
Wie haben Sie den Verkaufsprozess erlebt?
Wiegel: Der Verkauf war von Beginn an geplant, auch das ist
Teil des Prinzips bei Private Equity. Aus Unternehmenssicht
ist es wichtig, den Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen,
der mit einem Verkauf verbunden ist. Denn diese Zeit steht
nicht für das operative Geschäft zur Verfügung. Bei uns hat
der Prozess beispielsweise im vergangenen November be-
gonnen – es waren also mehr als sechs Monate nötig, bis die
Unterschriften unter dem Vertrag trocken waren.
Die „Börsenzeitung“ schrieb zum Verkauf an EQT,
dass Montagu nach dem Kauf „alles andere als
sieben Jahre an BSN beteiligt bleiben“ wollte.
Warum hielten Sie solange an BSN medical fest?
Kroha: Der übliche Zeithorizont für eine Investition beträgt
bei Private Equity-Gesellschaften rund drei bis sieben Jah-
re. Auf diesen Zeitraum ist in der Regel auch die Finanzie-
rung ausgerichtet. Über unsere relativ lange Beteiligung an
BSN haben wir uns nicht geärgert – wir haben in dieser Zeit
beispielsweise mehrere Akquisitionen durch das Unterneh-
men begleitet, was auch seine Zeit braucht. Die Finanzkrise
hatte aber auch Einfluss; als wir 2008 über eine Veräuße-
rung nachdachten, stimmten durch die Lehman-Pleite die
Rahmenbedingungen nicht.
Welche Rendite hat Montagu mit der Investition in
BSN medical erzielt?
Kroha: Unser Renditeziel lautet, unser eingesetztes Eigen-
kapital während der Beteiligungszeit zu verdoppeln. Diese
Erwartungen wurden übererfüllt.
Wie lange will EQT sich beteiligen?
Wiegel: Ebenfalls rund vier bis sechs Jahre wie Montagu,
abhängig von unseren Ergebnissen und den Marktver-
hältnissen. Anschließend ist der Börsengang eine Option.
Denn börsenfähig ist BSN medical schon heute.
Das Gespräch führte Alexander Schneider.
Ein Gespräch mit Dr. Claus-Hermann Wiegel, CEO von BSN medical,
und Peter Kroha, Geschäftsführer von Montagu Private Equity in
Deutschland, über die Erfahrungen mit Private Equity und die Rolle
von Finanzinvestoren im deutschen Mittelstand.
Peter Kroha Dr. Claus-Herman Wiegel
Von privat an privat
Kreditplattformen bieten Kleinunternehmen interessante
Finanzierungsmöglichkeiten. Das ist oft günstiger als
bei der Hausbank.
VON JÜRGEN HOFFMANN. Norbert Johannes
Heikamp ist freiberuflicher Dolmetscher und
Übersetzer in Köln. Vor eineinhalb Jahren
kaufte er sich einen neuen Laptop für 3000
Euro und unterschrieb beim IT-Händler ein
Finanzierungsangebot. Als er die erste Rate be-
zahlen sollte, stellte Heikamp fest, dass er über
13 Prozent Zinsen zu zahlen hatte. Er kündigte
den Kredit und suchte im Internet nach günsti-
geren Darlehen. Dabei stieß er auf das Portal
Smava – einen Kreditmarktplatz, über den so-
wohl Privatpersonen als auch kleine und mit-
telständische Unternehmer online günstige
Kredite von Banken und privaten Anlegern er-
halten. Heikamp gab seinen Kreditwunsch an,
schickte eine Selbstauskunft und hatte nach ei-
ner Woche die Zusage und nach zehn Tagen
das Geld auf seinem Konto. Die Konditionen:
5,7 Prozent für 36 Monate fest.
Privatpersonen hatten Heikamp Geld an-
geboten. „Ein gutes Gefühl, wenn man sieht,
dass andere an einen glauben“, betont der Spra-
chenexperte, der für Medien- und Industrie-
unternehmen arbeitet. Mit der Umschuldung
habe er seine „unternehmerische Sicherheit“
zurückgewonnen: „Ich muss mir jetzt keine fi-
nanziellen Sorgen mehr machen, sondern kann
mich wieder ganz auf meine Arbeit konzentrie-
ren.“ Auch Dietrich Schrag hat gute Erfahrun-
gen mit dem Kreditmarktplatz gemacht: Als
der IT-Berater vor einem Liquiditätsengpass
stand und sein Girokonto mit 14 Prozent Kon-
tokorrentzinsen nicht weiter überziehen wollte,
verweigerte ihm seine Hausbank ein günstiges
Darlehen. Schrag gab auf der Kreditvermitt-
lungsseite an, 25 000 Euro für 60 Monate leihen
zu wollen. Innerhalb von 24 Stunden lagen ihm
fast 40 Offerten von privaten Anlegern mit Ein-
zelsummen zwischen 250 Euro und 4000 Euro
vor – und nach drei Tagen hatte er die Gesamt-
summe zusammen.
Das sind keine Einzelfälle: Immer öfter
wechseln Unternehmer, Selbständige und Frei-
berufler von ihrer Hausbank zu einem Online-
Kreditmarktplatz wie Smava oder Auxmoney
oder zu Online-Vergleichsseiten wie Check24
oder Geld.de, um wieder liquide zu sein oder
eine Investition finanzieren zu können. Der
Chef einer Gärtnerei braucht 30 000 Euro für
ein neues Gewächshaus, eine Innenarchitek-
tin 15 000 Euro für die Erstausstattung ihres
Büros. Wer frisches Kapital sucht, stellt seinen
Wunschkredit und die gewünschte Laufzeit auf
die Seite des Vermittlers, der anhand der Boni-
tät des Kreditsuchenden einen Zinssatz festlegt.
Finden sich zu den Konditionen Banken oder
private Geldgeber, kommt das Geldgeschäft
zustande. „Das ist das klassische Marktprinzip“,
erläutert Alexander Artopé, Smava-Gründer
und Geschäftsführer. „Angebot und Nachfrage
bestimmen den Preis. Es gibt keinen Bittsteller,
sondern Marktteilnehmer in Augenhöhe. Auf
diese Weise bekommen beide Seiten die für sie
bestmöglichen Konditionen.“ Uneigennützig
ist die Vermittlung nicht: Für die Dienste von
Artopé muss der Kreditnehmer 2,5 Prozent der
Kreditsumme bei einer Laufzeit von 36 Monaten
zahlen, drei Prozent bei 60 und 84 Monaten.
Für Chefs kleiner oder mittelständischer
Betriebe und „Einzelkämpfer“ wie Berater,
Handwerker oder Web-Designer hat priva-
tes Fremdkapital einen großen Vorteil: Die
Kreditnehmer müssen den Geldgebern kei-
ne Sicherheiten stellen. Selbstauskunft und
Schufa-Bericht werden von den meisten
Vermittlern zwar erwartet, aber entschei-
dend ist die Kapitaldienstfähigkeit. Weiterer
Pluspunkt: Der Kreditnehmer kann seine
Schulden jederzeit tilgen, es gibt weder Kün-
digungsfristen noch Vorfälligkeitsentschä-
digungen. Folge bei Smava: Ein Drittel der
vermittelten Kredite gehen an Unternehmer,
Freiberufler oder Selbständige. Die Kredit-
höhe beträgt im Schnitt 12 000 Euro, der Kre-
ditzins derzeit etwa sechs Prozent. Übrigens:
Smava.de vermittelt Selbstständigen seit
einem Jahr auch Bankkredite bis zu 50 000
Euro. Effektiver Jahreszins derzeit ab 2,85
Prozent. Der Clou: Die Auszahlung erfolgt
innerhalb von 48 Stunden.
Online-Vergleichsportale und Kreditmarkt-
plätze wachsen rasant, weil sie eine Alternative
zu Banken darstellen. Doch Vorsicht: Es gibt
auch schwarze Schafe. Wie erkennt man die?
Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig alle
Plattformen, wie man schnell bei Google prü-
fen kann. Auch andere Prüfer vergeben Güte-
siegel. Wichtig: Seriöse Kreditvergleichsplatt-
formen verlangen Gebühren nur dann, wenn
ein Kredit ausgezahlt wird. Zahlen müssen
allerdings immer beide Seiten. Eine Einlagensi-
cherung gibt es bei Online-Krediten nicht.
Jürgen Hoffmann, Redaktionsbüro Hoffmann,
Hamburg
BSN MEDICAL
Das Unternehmen BSN medical, gegründet 2001
als Gemeinschaftsunternehmen von Beiersdorf und
Smith & Nephew, setzte 2011 mit hochwertigen
Medizinprodukten in den Bereichen Wundversorgung,
Orthopädie und Phlebologie (Erkennung und Behand-
lung von Gefäßerkrankungen) 663 Millionen Euro um.
Das Unternehmen mit weltweit 3800 Mitarbeitern
steht für bekannte Marken wie Leukoplast oder
Jobst. 2006 übernahm der britische Finanzinvestor
Montagu Private Equity BSN medical und verkaufte
seine Beteiligung im Juni 2012 an den schwedischen
Finanzinvestor EQT VI. Seither hält die 1968 gegrün-
dete Beteiligungsgesellschaft Montagu noch eine
Minderheitsbeteiligung.
FÜR DIE KRAFT,
DANKE
VORANZUTREIBEN.
EIN GANZES LAND
Zur Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken gehören außerdem:
easyCredit, Schwäbisch Hall und Münchener Hypothekenbank.
DEUTSCHLAND –
MADE BY MITTELSTAND.
Der Mittelstand bewegt Deutschland. Für uns ist das ein
guter Grund, den Unternehmerinnen und Unternehmern,
die unser Land Tag für Tag vorantreiben, Danke zu sagen.

Seien Sie gespannt auf unsere Initiative „Deutschland –
made by Mittelstand“.
www.deutschland-made-by-mittelstand.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V10
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND
Finanzierung für den Mittelstand
Verlagsbeilage
Frankfurter Allgemeine Zeitung
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Hellerhofstraße 2 – 4
60327 Frankfurt am Main, 2012
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:
Alexander Schneider
F.A.Z.-Institut für Management-,
Markt- und Medieninformationen GmbH
Mainzer Landstraße 199
60326 Frankfurt am Main
[email protected]
Verantwortlich für Anzeigen:
Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer);
für Anzeigenproduktion: Stephan Puls
Weitere Detailangaben siehe Politik, Seite 4
Verwendete Fotos:
S.V1: Jan Haas/Picture Alliance; S.V2: Picture
Alliance, IB Sachsen-Anhalt; S.V3: Thomas
Koblenzer, Picture Alliance; S.V4: EuroNorm GmbH,
Bundesverband IT-Mittelstand e.V.; S. V6:
Thinkstock, Stiftung Familienunternehmen; S. V7:
Picture Alliance, Thinkstock; S.V8: Thinkstock; S.V9:
BSN medical, Montagu Private Equity; S.V10:
Deutsche Börse.
IMPRESSUM
IMMER MEHR CLUB DEALS UND KONSORTIALKREDITE
Wie wirkt sich die Euro-Schuldenkrise auf die Finanzierung von Unternehmen mit schlechten Bonitäten
und in der Sanierung aus?
Quelle: Aktuelle Umfrage der Unter-
nehmensberatung Dr. Wieselhuber
& Partner (W&P) unter rund 90
Entscheidungsträgern in der Banken-
landschaft mit Schwerpunkt im Bereich
Sanierung/Intensive Care und Vertrieb
INTERVIEW mit Alexander von Preysing
„Unternehmen sollten Anleihen strategisch betrachten“
Herr von Preysing, wie hat sich
das noch junge Segment der
Mittelstandsanleihen bislang
entwickelt?
Innerhalb von nur zwei Jahren sehr
gut. Bei uns machen die Unterneh-
men über den Entry Standard für
Anleihen den ersten Schritt an den
Kapitalmarkt, gerade auch solche,
die damit noch nicht viel Erfahrung haben. Insgesamt ha-
ben Unternehmen seit dem Start der Mittelstandsanleihen
bei uns bereits rund 800 Millionen Euro an Fremdkapital
hierüber aufgenommen. Übrigens zählen hierzu nicht nur
klassische Mittelständler, sondern auch sehr junge Unter-
nehmen.
Wie wird sich dieser Markt weiterentwickeln?
Anleihen über eine Börse zu plazieren ist ein langfristiger
Trend. Denn, das zeichnet sich klar ab, die Bankenfinan-
zierung wird für kleine und mittlere Unternehmen schwie-
riger. Zudem ist auch das aktuelle Niedrigzinsumfeld sehr
günstig für Anleihen. So haben Anleger kaum Alternativen,
weil sich mit Staatsanleihen guter Bonität derzeit kein Geld
verdienen lässt.
Allerdings konnten bereits einige Mittelständler die
Forderungen nicht bedienen.
Dass Anleihen von Mittelständlern höhere Risiken aufwei-
sen, ist den Investoren klar. Ein Unternehmen aus dem Be-
reich der Windenergieindustrie musste im März Insolvenz
anmelden. Generell geraten kleinere Unternehmen eher in
Schwierigkeiten, wenn eine ganze Branche in Schwierigkei-
ten gerät wie etwa die Solarbranche. Davon ist ein großer
Konzern sicher weniger stark betroffen als ein einzelner So-
larzellenhersteller. Kleine Unternehmen sind daher imma-
nent riskanter – deshalb müssen sie ja auch einen höheren
Zins zahlen. Nur: Es hat sich gezeigt, dass auch Staatsanlei-
hen nicht risikolos sind.
Was hören Sie von Unternehmen über deren aktuelle
Finanzierungsmöglichkeiten?
Die Bankenzurückhaltung hat sich noch nicht grundsätz-
lich durchgeschlagen – gerade größere Unternehmen wer-
den weiter finanziert. Insofern ist es sicherlich verkehrt,
von einem „Credit Crunch“ zu sprechen. Doch man sollte
Mittelstandsanleihen nicht nur vor dem aktuellen Finan-
zierungshintergrund betrachten, sondern auch strategisch
darüber nachdenken. Das haben einige Unternehmen er-
kannt, die sich mit einer heute begebenen Anleihe auf die
Zeit in einigen Jahren vorbereiten. Denn wer dann nach-
weisen kann, bereits Erfahrung mit diesem Instrument
zu haben und seine Forderungen zu bedienen, der kann
das Instrument Anleihe auch in schwierigeren Zeiten
nutzen. Wer hingegen erst dann damit anfängt, wird es
schwer haben.
Für welche Mittelständler kommt eine Finanzierung
über Anleihen grundsätzlich in Frage – und für
welche eher nicht?
Es können durchaus auch kleinere Unternehmen sein. Im
Entry Standard für Anleihen haben bislang Unternehmen
mit einem Umsatz zwischen 50 Millionen und 2 Milliarden
Euro Anleihen begeben; das typische Unternehmen in die-
sem Segment hat einen Umsatz zwischen 50 Millionen und
300 Millionen Euro. Idealerweise sollte es bei dieser Art der
Finanzierung um eine Wachstumsfinanzierung gehen, zu-
dem muss das Unternehmen eine gesunde Bilanz und ein
überzeugendes Geschäftsmodell vorweisen. Im Einzelfall
kann auch die Umschuldung mittels Anleihen sinnvoll sein.
Bislang haben wir beobachtet, dass mehr als die Hälfte der
Unternehmen das Kapital für Wachstum nutzen wollte.
Wie teuer ist die Finanzierung über Anleihen im
Vergleich zu anderen Instrumenten?
Die Coupons zeigen, dass es nicht ganz billig ist. Unterneh-
men müssen abwägen, ob Alternativen günstiger sind. Da-
bei sollten sie aber bedenken, dass sie durch den Gang an
den Kapitalmarkt bei einigen Banken erst hoffähig werden.
Zudem bekommen sie das Kapital anders als einen Bank-
kredit langfristig – die Laufzeiten betragen oft fünf und
mehr Jahre.

Stichwort Transparenz: Wie sehr müssen sich
Mittelständler verändern, um kapitalmarktfähig
zu sein?
Der Anpassungsbedarf bei Mittelständlern ist nicht mehr
so groß wie noch vor einigen Jahren. Die meisten Unter-
nehmen haben inzwischen sehr gute Reportinginstrumen-
te, um verlässliche Daten zu produzieren. Umstellen müs-
sen sie sich teilweise bei der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse.
Denn die will der Kapitalmarkt früher kennen, als viele es
gewohnt sind.
Wie entwickelt sich das Rating von Mittelstands-
anleihen?
Ich bin mir sicher, dass die großen Ratingagenturen künftig
mehr dazu anbieten werden. Aus Sicht der Unternehmen ist
ein Rating zwar aufwendig, wird aber rückblickend häufig
als wertvoll angesehen, weil sie so erst bestimmte Defizi-
te entdecken und ihr Unternehmen anschließend besser
managen können.
Kann die Arbeit an der Kapitalmarktfähigkeit auch
eine Vorbereitung auf einen späteren Börsengang
sein?
Das steht für die Unternehmen meist nicht im Vordergrund.
Für die Deutsche Börse ist das natürlich schon wichtig.
Denn ein Unternehmen, das mit Anleihen gute Erfahrun-
gen macht, ist auch eher bereit, über den Gang an die Börse
nachzudenken. Für uns ist das ein klares strategisches Ziel
im Zusammenhang mit dem Entry Standard für Anleihen.
Wie sehen Sie den Wettbewerb im Segment?
Wir schielen nicht so sehr auf unsere Wettbewerber – für uns
ist es vor allem wichtig, dass sich das Segment der Mittel-
standsanleihen nachhaltig entwickelt. Dennoch kann ich sa-
gen, dass sich der Entry Standard für Anleihen seit dem Start
sehr gut entwickelt und wir den Pionier in diesem Segment,
die Stuttgarter Börse, bei der Anzahl der begebenen Anlei-
hen bereits eingeholt haben. Unser Anspruch als Deutsche
Börse ist es, auch hier die führende Plattform zu sein.
Wie wird die Liquidität bei kleineren Mittelstands-
anleihen sichergestellt?
Es gibt tatsächlich immer mehr Anleger, die ihre Anleihen
zwischenzeitlich verkaufen wollen. Mit der Xetra-Plattform
stellen wir eine hohe Liquidität sicher. Das ist schon fast ver-
gleichbar mit Aktienemissionen kleinerer Unternehmen. Die
Anleihen werden auch sehr stark gehandelt, so dass man sie
als echte Alternative zur Aktie bezeichnen kann.
Viele institutionelle Investoren haben strenge
Anlagerichtlinien. Können diese überhaupt in
Mittelstandsanleihen investieren?
Genau aus diesem Grund haben wir kürzlich den Prime
Standard für Anleihen gestartet. Hier werden Anleihen
mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Euro
platziert. Das ist für größere Unternehmen interessant, die
sich eher am institutionellen Kapitalmarkt orientieren und
deren Anleihen den Standard Investment Grade erfüllen.
Seit dem Start im Oktober sind bereits zwei Anleiheemis-
sionen über die neue Plattform abgewickelt worden. Auch
das zeigt: Das Segment Anleihen wird bei der Deutschen
Börse immer wichtiger.
Das Gespräch führte Alexander Schneider.
Das Segment der Mittelstandsanleihen wächst. Wir sprachen darüber
mit dem Head of Issuer Services bei der Deutschen Börse.
Alexander von Preysing
Tue Gutes und
rede darüber
Mittelstandsanleihen auf Kurs: Wenn Qualitäten eines Emittenten
und Ausstattung einer Anleihe stimmen, hat die sorgfältig geplante
Kommunikation der Plazierung beste Aussichten auf Erfolg.
VON SABINE TRAUB. Beispiele für erfolgrei-
che Produkte gibt es viele, iPhone und iPad
ebenso wie Nespresso und Bionade. Doch gute
Produkte zu entwickeln, ist nur ein Teil des
Erfolges. Genauso wichtig wie die Produktei-
genschaften sind die Anstrengungen, die un-
ternommen werden müssen, um diese Eigen-
schaften zu vermitteln. Das gilt nicht nur für
die angebotenen Produkte oder Dienstleistun-
gen eines Unternehmens, sondern auch – oder
vielleicht sogar erst recht – für das öffentliche
Angebot von Wertpapieren eines Emittenten.
Kapitalmärkte sind extrem global, schnell und
effizient organisiert, daher nehmen Informa-
tion und Kommunikation eine zentrale Schlüs-
selrolle ein. Und dies in mehrfacher Hinsicht,
denn Informationen sind für Investoren nicht
nur während der Begebung einer Anleihe ein
wertvolles Gut, sondern darüber hinaus auch
während der Laufzeit von großem Wert.
Bekannt oder unbekannt?
Bei der Emission einer Mittelstandsanleihe
stellt sich zunächst die Frage, ob der Name des
Unternehmens selbst schon bekannt ist oder
nicht. Ist der Firmenname bereits ein „brand
name“, kann die Kommunikation direkt darauf
aufbauen. Im Mittelpunkt steht in diesem Fall
neben einer Übersicht über die Gesellschaft die
Emission mit Informationen zu Struktur und
Ausstattung der Anleihe und zu den Plänen
zur Verwendung des Anleiheerlöses. Unterneh-
men und Anleihe sollten einerseits informativ
beschrieben werden, andererseits sollte aber
in der Kommunikationsentwicklung auch ein
Spannungsbogen aufgebaut werden. Insgesamt
bildet das die sogenannte Bond Story. Die Infor-
mationen zur Mittelverwendung besitzen dabei
einen besonderen Stellenwert, denn sie sind für
einen Investor ein wichtiger Hinweis darauf,
ob das aufgenommene Kapital ertragswirksam
eingesetzt wird und zusätzliches Geschäft ge-
neriert, aus dem die erforderlichen Mittel für
die Zinszahlungen gewonnen werden können.
Wird das Kapital auch zur Ablösung bestehen-
den Fremdkapitals eingesetzt, sollte die vor-
handene Ertragskraft und Gewinnsituation des
Emittenten beleuchtet werden.
Ist das Unternehmen über die eigene Indus-
trie hinaus noch nicht bekannt, sollte vor der
Kommunikationsstrategie zur Anleihe noch
ausreichend Öffentlichkeitsarbeit zum Unter-
nehmen selbst erfolgen, um der Emission den
Weg zu ebnen. Der Vorteil ist, dass eine reine
Kommunikation über die Gesellschaft losgelöst
von den regulatorischen Erfordernissen einer
Wertpapieremission und ohne zeitliche Be-
schränkung vor Emissionsstart erfolgen kann.
Bei einem gänzlich unbekannten Unternehmen
kann man idealerweise bis zu sechs Monate für
allgemeine PR einplanen. Je besser diese Vorbe-
reitungsphase genutzt wird, desto leichter wird
später die Anleihekommunikation fallen.
Kommunikation zählt
Die Kommunikation endet allerdings nicht
mit der Plazierung der Emission. Denn
Nachhaltigkeit in der Kommunikation ist
ebenso wichtig, wie eine gute kommunika-
tive Einführung, insbesondere mit Blick auf
eine Refinanzierung. Grundsätzlich sollte der
Emittent einer Mittelstandsanleihe ein lang-
fristiges Konzept der Kommunikation gegen-
über seinen Investoren erarbeiten. Die Folge-
pflichten einer Börsenzulassung geben dafür
bereits einen Rahmen vor, an dem er sich
orientieren kann. Passive Kommunikation
erfolgt idealerweise durch Veröffentlichung
von relevanten Informationen auf der Home-
page des Emittenten. Dazu zählen Jahresab-
schlüsse, Halbjahresabschlüsse, Kennzahlen
zu Kapitalstruktur, Cashflow und Liquidität,
Ratings und Folgeratings, (Quasi-)Ad-hoc-
Mitteilungen, der aktuelle Finanzkalender
mit allen Terminen zur Veröffentlichung der
vorgenannten Dokumente und von geplanten,
regelmäßigen Veranstaltungen des Emitten-
ten, an denen Investoren teilnehmen können.
Termintreue, insbesondere für die Veröffentli-
chung der Dokumente, ist dabei extrem wich-
tig. Nur so lassen sich Verunsicherungen bei
den Anleihegläubigern vermeiden.
An aktiven Instrumenten stehen dem Emit-
tenten Telefonkonferenzen mit Investoren
und Analysten, Roadshows unabhängig von
aktuellen Emissionen, Präsenzveranstaltun-
gen bei Multiplikatoren wie Banken, Brokern,
Beratern oder öffentliche Veranstaltungen wie
zum Beispiel Finanzmessen zur Verfügung.
Für mittelständische Emittenten bieten sich
insbesondere Telefonkonferenzen und öffent-
liche Veranstaltungen über Multiplikatoren
an, um eine regelmäßige zeitliche Durchfüh-
rung zu gewährleisten.
Wenn zum guten Geschäftsmodell des Un-
ternehmens und zur Kapitalmarktfähigkeit
durch eine gute Finanzstruktur und durch ein
leistungsfähiges Rechnungswesen sowie zur
sorgfältigen Produktstrukturierung noch eine
gut vorbereitete und durchgeplante Kommu-
nikation hinzukommt, sind die Voraussetzun-
gen für eine erfolgreiche Plazierung geschaf-
fen – und der Grundstein für ein dauerhaft
erfolgreiches und zufriedenes Verhältnis zwi-
schen Emittent und Investoren gelegt.
Sabine Traub, Leiterin der Primary Market
Group der Börse Stuttgart
Erster Schritt in die
Kapitalmarktöffentlichkeit
Der noch junge Markt für Mittelstandsanleihen wird erwachsen
und hat bisher erste Insolvenzen überstanden.
Auch im Kapitalmarkt gilt die Regel: Der erste Eindruck zählt.
VON MARTIN STEINBACH. Solvency II und Ba-
sel III sind Schlüsselwörter, die viele Unterneh-
mer nachdenklich stimmen. Denn die erhöhten
Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung
von Krediten, welche die Kreditgeber erfüllen
müssen, können den Zugang zum klassischen
Kredit erschweren oder die Kredite verteuern.
Um auch künftig ihre Unternehmensfinanzie-
rung zu sichern, müssen sich Unternehmen also
mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Was
ist zukünftig der richtige Finanzierungsmix zwi-
schen Fremd- und Eigenkapital, um weiterhin
von günstigen Gesamtkapitalkosten zu profitie-
ren? Welche Kapitalquellen stehen auch nach-
haltig zur Verfügung? Welche Vorteile bietet der
Kapitalmarkt? Passt diese Finanzierungsquelle
zum Unternehmen, und wie bereite ich mich auf
diesen Schritt vor?
Vorsprung durch Bekanntheit
Besonders mittelständische Unternehmen
sind von den bestehenden und zu erwarten-
den Veränderungen in der klassischen Bankfi-
nanzierung betroffen. Sie sondieren daher die
Anleihefinanzierung über den Kapitalmarkt.
Allerdings sind viele Anleiheemissionen unter
300 Millionen Euro für etablierte Plazierungs-
prozesse von sogenannten Benchmarkanlei-
hen und für die Bondmärkte in Luxemburg
und Dublin zu klein.
Für Unternehmen, die sich mit ihrem Finan-
zierungsbedarf unter der 300-Millionen-Euro-
Grenze bewegen, hat sich in Deutschland ein
noch recht junger Markt für Mittelstandsanlei-
hen herausgebildet: Seit 2010 haben fünf Börsen
neue Segmente eingerichtet und ein Gesamtem-
issionsvolumen von mehr als drei Milliarden
Euro generiert. Bis Mitte Oktober 2012 haben
sich bislang 54 Unternehmen diesen Weg er-
schlossen. Fünf Unternehmen haben sogar
mehr als eine Emission plaziert und den Anlei-
hemarkt mehrfach in Anspruch genommen.
Die Börsensegmente für Mittelstandsan-
leihen sind grundsätzlich für alle Branchen
offen. Schwerpunkte liegen jedoch derzeit im
Logistik-, Energie-, Automotive- und Consu-
mer-Bereich. Wer über einen bekannten Na-
men verfügt, hat einen Plazierungsvorteil.
Entscheidend beim Gang an die Börse über
Mittelstandsanleihen sind die Investoren.
Aufschluss über deren Erwartungen an Größe
und Finanzkennzahlen des Emittenten geben
Daten aus Wertpapierprospekten und Ad-hoc-
Meldungen der betreffenden Unternehmen.
Eine aktuelle Analyse der Mittelstandsanlei-
hen von Ernst & Young zeigt Implikationen
für Börsenneulinge und Größenindizien für
die Plazierbarkeit bei Investoren.
Die kritische Masse ist für viele institutio-
nelle Investoren ein Eingangskriterium, um
überhaupt in ein Unternehmen investieren
zu können beziehungsweise zu dürfen. Das
betrifft das Volumen der Emission und damit
implizit auch die Größe des Unternehmens
und seinen Finanzierungsbedarf.
Die Erwartungen von Investoren im Hin-
blick auf die Ertragskraft und Kapitaldienst-
fähigkeit der emittierenden Unternehmen ha-
ben Auswirkungen auf die Plazierbarkeit der
Anleiheemission. So zeigt die Analyse, dass
Anleihen mehrheitlich voll ausplaziert sind.
Der Anteil der Kouponzinsen am verfügbaren
Ebitda ist hier deutlich geringer als bei nicht
voll ausplazierten Anleihen.
Börsengang auf Zeit
Die Erfolge von Anleiheemissionen im Rah-
men der Plazierung sind sehr unterschiedlich.
Nicht jede Anleiheemission wird in wenigen
Stunden mehrfach überzeichnet. Wie viele
Beispiele zeigen, zahlt sich hier eine rechtzeiti-
ge und gute Vorbereitung der Anleiheemissi-
on aus, die sich an den Bedürfnissen der In-
vestoren orientiert und die Emission damit
zum Erfolg werden lässt: Eine Anleiheemissi-
on ist schließlich zunächst ein Börsengang auf
Zeit. Und für viele ist sie das Debüt am Kapi-
talmarkt, denn mehr als die Hälfte der Anlei-
heemittenten sind Börsenneulinge.
Die gute Vorbereitung bei Anleiheemis-
sionen startet mit einer internen Bestandsauf-
nahme beim Anleiheemittenten, deren Ergeb-
nis zunächst mit der erörterten Sollstrategie
zur Ansprache des Kapitalmarkts verglichen
wird. Die hier identifizierten notwendigen
und vorbereitenden Maßnahmenbündel füh-
ren zu teilweise erheblichen Einsparungen
bei den Finanzierungskosten; zugleich er-
höht sich die Transaktionswahrscheinlichkeit.
Wichtige Elemente des Gesamtkonzepts sind
die internen Strukturen (Reporting, Rech-
nungswesen, Investor Relations), das initiale
und fortlaufende Rating und ein individuelles
Emissionskonzept (Volumen, Plazierungs-
kreis, Ausstattung, Bond-Story, Börse).
Der noch junge Markt für Mittelstandsanlei-
hen wird erwachsen und hat bisher erste Insol-
venzen überstanden. Für viele mittelständische
Unternehmen ist der Börsengang über Anlei-
heemissionen ein neuer Finanzierungsweg und
ein erster Schritt in die Kapitalmarktöffentlich-
keit. Auch im Kapitalmarkt gilt bei Investoren
die Regel: Ein guter erster Eindruck schafft Po-
tentiale für weitere Kapitalaufnahmen.
Dr. Martin Steinbach, Head of IPO und Listing
Services, Ernst & Young
Geringe
Bereitschaft
zur Projekt-
finanzierung
Trend zu
Club Deals
& Konsortial-
krediten
Keine
Auswirkungen
auf Betriebs-
mittelkredite
Größere
Bereitschaft zur
Aufnahme von
Corporate Bonds
89 89 89 89
11%
32%
57%
9%
43%
49%
41%
44%
15%
21%
55%
24%
Trifft nicht zu
Teils-teils
Trifft zu
STARKE SPREIZUNG
Insbesondere kleine und große Unternehmen begeben viele Anleihen.
Quelle: Ernst&Young
Anzahl 20
15
10
5
0
19
12
5
9
16
Kleiner 50
Mio €
50 Mio € bis
100 Mio €
100 Mio € bis
150 Mio €
150 Mio € bis
200 Mio €
Größer 200
Mio €
Jahresumsatz im Vorjahr der Emission
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG NR. 266 (2) · SEI TE 31
MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 RMZ I M I NTERNET: www. faz. net / rmz
Blaue Flecken sind
für die C-Jugend-
Mannschaft der
TSG Oberursel ganz
normal. Denn wer beim Handball
auf Torejagd geht, muss hart im
Nehmen sein. Unsere Seite, Seite 38
Heute: Viele Nebelfel-
der, die sich nur lang-
sam auflösen. Bis in
den Nachmittag trüb bei maximal
9 Grad, nachts um 5 Grad.
Die Oscar-Academy in Los Angeles
hat ihre Archive geöffnet und
zeigt die Exponate erstmals der
Öffentlichkeit — und das nicht in
Amerika, sondern im Filmmuseum
Frankfurt. Kultur, Seite 35
In Mainz würde die Sanierung des
Rathauses laut einer Studie 48 Millio-
nen Euro kosten. Der Stadtvorstand
hat sich inzwischen für die Moder-
nisierung des Gebäudes ausgespro-
chen. Rhein-Main, Seite 39
Viele sehen mit Besorgnis, wie in
der Finanz- und Schuldenkrise poli-
tisch entschieden wird. Ob die Krise
des Kapitalismus auch zur Krise der
Demokratie wird, wurde in Frank-
furt diskutiert. Wirtschaft, Seite 34
Spiel für
harte Jungs
Wetter
Niemand in einer Bran-
che, die von harter Kon-
kurrenz geprägt ist, wird
auf das Ende der „Frank-
furter Rundschau“ mit
Häme blicken. Jeden, dem Presse-
freiheit und Meinungsvielfalt am
Herzen liegen, muss es bedrücken,
wenn eine Qualitätszeitung nach
mehr als sechzig Jahren ihr Erschei-
nen einstellt. Zwar ist es noch nicht
so weit, noch soll das Blatt weiter
herauskommen, noch ist es nicht
gänzlich ausgeschlossen, dass sich in
letzter Minute ein Retter findet.
Doch als wahrscheinlich kann das
nicht gelten: Die bisherigen Inhaber,
die SPD-Medienholding DDVG und
der Kölner Merheitsgesellschafter
M. DuMont Schauberg, verstehen ihr
Geschäft, sie haben alles versucht.
Auch der Geschäftsführer Karlheinz
Kroke hat alle Register des Sparens
gezogen, am Ende war das Gemisch
aus konjunktureller Anzeigenflaute,
aus hausgemachten Problemen mit
Langzeitfolgen und aus der Struktur-
krise einer ganzen Branche nicht
mehr beherrschbar. Die „Frankfur-
ter Rundschau“ geriet in einen Circu-
lus vitiosus: Mit einer verunsicher-
ten, dezimierten, schlecht bezahlten
Mannschaft lassen sich auf Dauer
keine Siege erringen.
Am Ende sind alle zu loben, die so
lange durchgehalten haben. Die Jour-
nalistenkollegen, weil sie sich nicht
haben entmutigen lassen und für den
Fortbestand ihres Blattes mit persön-
lichen Einbußen eingestanden sind.
Die Verlagsmanager, weil sie unver-
zagt gegen Windmühlenflügel an-
kämpften. Und nicht zuletzt die Geld-
geber; der Verlag aus Köln befindet
sich in Privathand, hier haben keine
anonymen Konglomerate Geld
durch den Schornstein geheizt, son-
dern Unternehmer aus Fleisch und
Blut; die DDVG ließ sich durch die
Verluste aus Frankfurt die Bilanz ver-
hageln, allein das Interesse der SPD
an einem linksliberalen Blatt könnte
einen Hoffnungskeim bergen.
Ob sich jemand nach der Insol-
venz den Titel sichert, der ja immer
noch einen Marktwert hat, ist unge-
wiss. Lokale Verlage werden davor
zurückschrecken, sich mit einem
überregionalen Vertrieb zu belasten.
Das Fortschreiben als rein lokales
Produkt aber dürfte die Leser nicht
befriedigen, die an einen politisch,
wirtschaftlich und kulturell intelli-
genten Mantelteil gewöhnt waren.
Nein, gestern war kein guter Tag.
Für die Mitarbeiter nicht, für die Eig-
ner nicht, für die Leser nicht und
nicht für eine ganze Branche.
Temperaturen gestern Min. Max.
Flughafen Frankfurt -1˚ 9˚
Feldberg im Taunus -1˚ 5˚
Flughafen Frankfurt gestern:
24-stg. Niederschlag bis 18h 0 mm
Kein
guter Tag
Von Peter Lückemeier
mak./rsch. FRANKFURT. Die „Frankfur-
ter Rundschau“ steht vor dem Aus. Die
Geschäftsführung der Druck- und Verlags-
haus Frankfurt am Main GmbH, die die
traditionsreiche Tageszeitung herausgibt,
hat gestern beim Frankfurter Amtsge-
richt Insolvenz beantragt. Als Grund wur-
den massive Umsatzverluste in der ersten
Jahreshälfte genannt. Sie hätten der Ge-
schäftsführung „keine Chance auf Verlas-
sen der Verlustzone gegeben“, heißt es in
einer Mitteilung der Kölner Mediengrup-
pe M. DuMont Schauberg, die die Mehr-
heit an demVerlag der „Frankfurter Rund-
schau“ hält. „Somit war auch für die Ge-
schäftsleitung keine Perspektive der Fort-
führung des Unternehmens erkennbar.“
Die 487 Mitarbeiter wurden gestern
während einer Betriebsversammlung im
Verlagshaus in Frankfurt-Sachsenhausen
über die Einzelheiten in Kenntnis ge-
setzt, mussten allerdings zuvor von der
Insolvenz aus dem Internet erfahren.
Wie der Geschäftsführer Karlheinz Kro-
ke imAnschluss an die Versammlung aus-
führte, hatten die Gesellschafter noch im
Frühjahr eine „Patronatserklärung“ abge-
geben, wonach der Betrieb eigentlich bis
2015 gesichert sei. ImApril sei der Anzei-
genmarkt allerdings derart eingebro-
chen, dass sich der „Business-Plan“ nicht
erfüllen lasse und die Finanzierung nur
noch bis ins dritte Quartal 2013 reiche.
„Wegen der Entwicklung auf dem Anzei-
genmarkt ist kein Business-Plan mehr
möglich, der uns in die schwarzen Zah-
len führt“, sagte Kroke. Weil die Gesell-
schafter zudem entschieden hätten, kein
zusätzliches Geld zur Verfügung zu stel-
len, sei ihm der Weg zum Amtsgericht
nicht erspart geblieben.
„Wir haben nie erwartet, dass unser
Engagement in Frankfurt hohe Gewinne
zeitigen würde“, teilten gestern DuMont
Schauberg und die Deutsche Druck- und
Verlagsgesellschaft gemeinsam mit.
Doch ließen sich nicht auf Dauer hohe
Defizite tragen. Die DDVG, die der SPD
gehört, hält 40 Prozent am Verlag der
„Rundschau“, während bei DuMont
Schauberg 50 Prozent plus eine Stimme
liegen. Die restlichen knapp zehn Pro-
zent liegen bei der Karl-Gerold-Stiftung.
Aus Köln hieß es gestern, allein in die-
sem Jahr seien bisher Verluste in Höhe
von 16 Millionen Euro aufgelaufen. Der
im Frühjahr bereitgestellte Betrag in
Höhe von 25 Millionen reiche mithin kei-
neswegs bis 2015, wie erhofft.
Solange nach Sanierungsansätzen und
Investoren gesucht wird, soll der Ge-
schäftsbetrieb fortgeführt werden. „Nur
wenn wir erscheinen, haben wir die
Chance, einen Investor zu finden“, sagte
Kroke gestern. Löhne und Gehälter seien
bisher stets gezahlt worden, bis zum 31.
Januar seien sie nun über das Insolvenz-
geld gesichert.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist
der Frankfurter Rechtsanwalt Frank
Schmitt aus der Kanzlei Schultze &
Braun bestellt worden. Er wolle nun zu-
nächst einen „Liquiditätsplan“ aufstellen,
sagte Schmitt gestern. Weitere Einspar-
möglichkeiten sieht er skeptisch: Schon
in den zurückliegenden Jahren habe man
„intensiv am Kostenrad gedreht“.
Auf die Frage, ob die „Frankfurter
Rundschau“ womöglich als digitale Versi-
on für Tabletcomputer weitergeführt und
das Druckerzeugnis eingestellt wird, sag-
te Kroke, er wolle keine Lösung ausschlie-
ßen: „Alles, was Sinn macht, werden wir
fortsetzen.“ Der Geschäftsführer führt
die Krise der „Rundschau“ auf das Abwan-
dern der Zeitungsleser ins Internet und
auf das schlechte Anzeigengeschäft zu-
rück: „Viele Medien streiten sich um ei-
nen Werbekunden, der nur begrenzt zur
Verfügung steht.“
Die Mitarbeiter zeigten sich gestern
entsetzt. „Es ist ein schrecklicher Tag“,
war am späten Nachmittag auf der Inter-
netseite der Zeitung zu lesen, „aber es ist
nicht das Ende der ,Frankfurter Rund-
schau‘“. Während die Redaktion weiterar-
beite, werde sie „mit allem Nachdruck
Möglichkeiten suchen und Wege erkun-
den, die das Erscheinen der ,Frankfurter
Rundschau‘ dauerhaft sichern“. Zugleich
zeigten sich die Mitarbeiter verärgert,
dass sie nicht vorab über den Insolvenz-
antrag informiert worden waren. „Das ist
ein schlechter Umgang der Anteilseigner
mit der Belegschaft“, sagte der Betriebs-
ratsvorsitzende Marcel Batis. Er kündig-
te Vorschläge an, wie der Betrieb fortge-
führt werden könnte. So sei über einen
Sanierungstarifvertrag zu reden. Außer-
dem könne man Miete sparen: In Sach-
senhausen zahle das Verlagshaus jährlich
1,3 Millionen Euro, während in Neu-Isen-
burg Verlagsräume leerstünden. Auch
habe die „Rundschau“ mit ihren Online-
Produkten erfolgreich den Einstieg in die
„digitale Welt“ geschafft. „Das sollten
wir nicht abbrechen.“
Der Leiter des Verdi-Fachbereichs Me-
dien in Hessen, Manfred Moos, machte
Fehlentscheidungen der Verleger für die
Lage verantwortlich. Die Umstellung auf
das kleinere Tabloid-Format habe Anzei-
genkunden verunsichert. „Keiner wusste
mehr, wofür die ,Rundschau‘ steht.“ Das
Ziel müsse es sein, Arbeitsplätze zu erhal-
ten und damit die Medienvielfalt in der
Region zu sichern.
Zahlreiche Politiker äußerten gestern
ihr Bedauern über die Insolvenz. Der
Frankfurter Oberbürgermeister Peter
Feldmann (SPD) sagte, die Zeitung sei
wichtig für die Stadt. „Es sind jetzt drei
Monate Zeit, in der alles unternommen
werden muss, um einem neuen Investor
den Einstieg zu ermöglichen.“ Der Vorsit-
zende der hessischen SPD, Thorsten Schä-
fer-Gümbel, schrieb, die „Rundschau“ ge-
höre zur Identität des Bundeslandes.
Hingegen meinte Jörg-Uwe Hahn, Vor-
sitzender der FDP in Hessen, die SPD
könne sich angesichts ihrer Beteiligung
an der Zeitung „nicht einfach aus der Ver-
antwortung stehlen“. Wenn Schäfer-
Gümbel Bedauern über die Insolvenz zei-
ge, sei dies „ein Schlag ins Gesicht“ der
Mitarbeiter.
Theater, Oper, Konzerte, Film:
Die große Übersicht auf Seiten 36, 37
Der Oscar und seine Historie
48 Millionen fürs Rathaus
Veranstaltungskalender
Wer würgt wen?
ler. WIESBADEN. Ministerpräsident
Volker Bouffier (CDU) hat vor übertriebe-
ner Eile bei der Energiewende gewarnt.
Geschwindigkeit sei in dieser existentiel-
len Frage „kein Wert an sich“, sagte der
Regierungschef ein Jahr nach dem von
ihm einberufenen Energiegipfel. „Es geht
nicht um die schnellste, es muss für Hes-
sen um die klügste Lösung gehen.“ Eine
sichere, saubere und bezahlbare Stromver-
sorgung könne auf absehbare Zeit nicht
ohne konventionelle Kraftwerke garan-
tiert werden.
Eine ganze Reihe der vor einem Jahr
vereinbarten Empfehlungen seien bereits
umgesetzt oder würden realisiert, betonte
Bouffier. So werde etwa derzeit das Anhö-
rungsverfahren zum novellierten Landes-
entwicklungsplan ausgewertet, der zwei
Prozent der Landesfläche als Standorte
für Windkraftanlagen ausweisen solle.
Die CDU/FDP-Landesregierung wolle
sich dafür einsetzen, dass der Umstieg auf
erneuerbare Energien bundesweit koordi-
niert werde, fügte Bouffier hinzu. Dazu
müsse das Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) grundlegend und „marktgerecht“
angepasst und eine bessere Verzahnung
von alternativen Energien mit dem beste-
henden Versorgungssystem erreicht wer-
den. Die Tatsache, dass 46 von 1400 Un-
ternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten
in Hessen von der EEG-Umlage ausge-
nommen seien, sei jedenfalls kein Grund
für die steigenden Strompreise.
Umweltministerin Lucia Puttrich
(CDU) kündigte an, dass sich die Arbeits-
gruppen des Gipfels bei ihren künftigen
Treffen vor allem mit dem Thema Ener-
giesparen befassen würden. Zudem stün-
den verbesserte technische Möglichkei-
ten zur Erzeugung und Speicherung alter-
nativer Energien im Blickpunkt.
Aus Sicht des CDU-Fraktionsvorsitzen-
den, Christean Wagner, ist Hessen bei der
Energiewende „einen großen Schritt vor-
angekommen“. Die Umstellung vollziehe
sich zügiger und erfolgreicher als erwar-
tet, sagte auch FDP-Fraktionschef Wolf-
gang Greilich. Die Vorsitzenden der Op-
positionsfraktionen SPD, Grüne und
Linkspartei äußerten sich hingegen er-
nüchtert über die Bilanz ein Jahr nach
dem Energiegipfel. An messbaren Fort-
schritten habe Bouffier kaum mehr ver-
künden können, als dass dank staatlicher
Förderung 20 000 Heizungs-Umwälzpum-
pen ausgetauscht worden seien, sagte Ta-
rek Al-Wazir (Die Grünen).
Auch Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD)
beklagte, dass wesentliche Teile des „Mini-
malkonsenses“ vom vergangenen Jahr nur
unzureichend umgesetzt worden seien. Ja-
nine Wissler (Linke), deren Fraktion die
Ergebnisse des Gipfeltreffens als Einzige
nicht mitgetragen hatte, warf dem Minis-
terpräsidenten vor, er sei mehr Bedenken-
träger als Motivator. „Es gibt keine zu
schnelle Energiewende“, sagte sie. „Es
kann gar nicht schnell genug gehen.“
Heute
jjo. NIDDA. Das Baby, dessen Leich-
namamSonntag amOrtsrand von Nid-
da-Eichelsdorf gefunden wurde, ist ge-
waltsam ums Leben gekommen. Gegen
die 16 Jahre alte Mutter werde wegen
des Anfangsverdachts des Totschlags er-
mittelt, teilte die Staatsanwaltschaft
Gießen gestern mit. Es stehe zweifels-
frei fest, dass das Mädchen lebend auf
die Welt gekommen sei. Die Obduktion
habe ergeben, dass das Kind durch
„multiple Gewalteinwirkung“ getötet
worden sei. Die junge Mutter müsse
nicht in Untersuchungshaft, dafür gebe
es „keine Gründe“.
ler. WIESBADEN. Der finanzpoliti-
sche Sprecher der CDU-Landtagsfrakti-
on, Gottfried Milde, ist neuer Chef der
hessischen Wirtschafts- und Infrastruk-
turbank (Wibank). Der Vorstand der
Landesbank Hessen-Thüringen habe
den 49 Jahre alten Abgeordneten aus
Griesheim (Kreis Darmstadt-Dieburg)
gestern zumSprecher der Geschäftsfüh-
rung berufen, teilte Finanzminister
Thomas Schäfer (CDU) mit. Die Neube-
setzung war notwendig geworden, weil
der langjährige Sprecher der Geschäfts-
führung Herbert Hirschler (FDP) vor ei-
nem Jahr als Staatssekretär ins Kultus-
ministerium gewechselt war. Milde ist
gelernter Bankkaufmann, gehört dem
Landtag seit 1997 an und ist seit 2005
Manager beim Finanzdienstleistungs-
konzern ICAP in Frankfurt. Für Milde
rückt Karin Neipp aus Seeheim-Jugen-
heim in den Landtag nach.
Zum Schluss ein aussichtsloser
Kampf Frankfurt, Seite 33
„Tempo ist kein Wert an sich“
Bouffier mahnt zu Gelassenheit bei Energiewende
mak. GROSSKROTZENBURG. Der
Energiekonzern Eon wird das Kraftwerk
Staudinger in Großkrotzenburg nicht aus-
bauen. Der Vorstandsvorsitzende Johan-
nes Teyssen teilte gestern mit, wegen der
gegenwärtigen energiewirtschaftlichen Si-
tuation fehle es an einer hinreichenden In-
vestitionssicherheit für den Bau des
Blocks 6, der mit Kohle befeuert werden
sollte. Das Projekt war in der Region um-
stritten, neben Umweltschutzverbänden
waren auch Anrainerkommunen juris-
tisch dagegen vorgegangen. Zwar hatte
das Regierungspräsidium Darmstadt im
Dezember 2010 eine Teilbaugenehmi-
gung erteilt, Eon hatte jedoch unter Hin-
weis auf mehrere Klagen vor demVerwal-
tungsgerichtshof in Kassel von einem
Baubeginn abgesehen. Man wolle Rechts-
sicherheit, hieß es.
Dass der Konzern nun den Ausgang
der Verfahren in Kassel gar nicht ab-
wartet, hängt mit den Veränderungen der
Stromproduktion in Deutschland zusam-
men. Der zunehmende Ausbau der Wind-
energie führt dazu, dass immer weniger
konventionelle Kraftwerke Strom produ-
zieren; denn je mehr Deutschland auf er-
neuerbare Energien setzt, desto unsiche-
rer wird es, ob sich ein solch milliarden-
schweres Investment wie in Großkrotzen-
burg auch lohnt.
Zugleich ließ Teyssen gestern wissen,
dass der mit Erdgas betriebene Block 4 in
Großkrotzenburg wegen fehlender Renta-
bilität zum Jahresende abgeschaltet wird,
allerdings voraussichtlich für winterliche
Notfälle bereitgehalten werden soll. Da
von den fünf Blöcken auch Block 3 zum
Jahresende außer Betrieb geht und
Block 2 seit Jahren nicht mehr läuft, be-
steht das Großkraftwerk Staudinger in Zu-
kunft nur noch aus den Blöcken 1 und 5.
Tatsächlich produziert allein Kohle-
block 5 gegenwärtig noch in großer Men-
ge Strom, seit dem Abschalten der alten
Atomkraftwerke in Deutschland nach der
Katastrophe in Japan im vergangenen
Jahr sogar mehr als zuvor. Die anderen
Blöcke sind hingegen zuletzt wenig am
Netz gewesen. Block 1 sollte eigentlich
ebenfalls Ende dieses Jahres abgeschaltet
werden, doch hatte das Regierungspräsidi-
um im vergangenen Jahr einer Verlänge-
rung der Laufzeit über 2012 hinaus zuge-
stimmt – bis zur Inbetriebnahme des ge-
planten Blocks 6, wie damals verlautete.
Aus der SPD-Fraktion im Hessischen
Landtag hieß es gestern, der Ausbaustopp
in Großkrotzenburg sei eine gute Nach-
richt für den Klimaschutz. „Eon hat end-
lich erkannt, dass ein solcher Kohle-Mega-
meiler nicht mehr in die Zeit passt“, sagte
der umweltpolitische Sprecher Timon
Gremmels. Block 4 hingegen solle für Re-
servefälle vorgehalten werden. Teyssen
hatte angekündigt, darüber würden Ver-
handlungen geführt. Sowohl die Betreiber
der Stromnetze wie auch die Bundesnetz-
agentur lehnen Kraftwerksschließungen
vor allem im Süden Deutschlands aus
Angst vor Stromausfällen ab.
Zwar dröhnen die neuen elektrischen
Laubbläser der Stadtreinigung nicht
mehr wie ein Flugzeug im Anflug, da-
für erinnert ihr Sirren an den Bohrer
beim Zahnarzt. hs.
rieb. FRANKFURT. Der Bund will
sich nicht in nennenswerter Weise an
der Finanzierung der Einhausung der
Autobahn 661 im Frankfurter Norden
beteiligen. Dies geht aus einem Schrei-
ben Jan Mückes, des Parlamentari-
schen Staatssekretärs im Bundesver-
kehrsministerium, an die Frankfurter
Bundestagsabgeordnete Erika Stein-
bach (CDU) hervor. Die fachliche Prü-
fung des Einhausungskonzepts hat
laut Mücke ergeben, dass sich die För-
dermöglichkeit des Bundes auf einen
„eher geringfügigen Betrag“ be-
schränkten. Dazu zähle das Geld, das
der Bund für Lärmschutzmaßnahmen
zur Verfügung stellen wolle, die bei ei-
ner Tunnellösung entfielen. Hinzu kä-
men Mittel aus der dann ersparten Un-
terhaltung des Fahrbahnbelages und
aus der Städtebauförderung.
Staatssekretär Mücke ließ in seiner
Antwort auf eine Anfrage Steinbachs
zum Ausbau der A 661 und dem Lü-
ckenschluss der A 66 mit dem Rieder-
waldtunnel keinen Zweifel daran, dass
Frankfurt das Projekt weitgehend
selbst stemmen müsse. „Es obliegt da-
her der Stadt Frankfurt, eine Lösungs-
strategie für die Finanzierung ihres
Projekts in eigener Zuständigkeit zu
finden“, schreibt Mücke. Es ist das ers-
te Mal, dass der Bund sich schriftlich
in dieser Richtung geäußert hat.
Die Kosten für die Einhausung des
nördlichen Teils der A 661, in deren
Umgebung das neue Ernst-May-Viertel
entstehen soll, liegen laut dem vor kur-
zem vorgelegten städtebaulichen Rah-
menplan zwischen 120 und 145 Millio-
nen Euro. Bei einer vollständigen Ein-
hausung bis zum Autobahndreieck Er-
lenbruch würden mindestens weitere
140 Millionen Euro an Kosten anfallen.
Ferner müsste in diesem Fall der Rie-
derwaldtunnel neu geplant werden.
Neugeborenes in
Nidda wurde getötet
CDU-Abgeordneter
wird Chef der Wibank
„Frankfurter Rundschau“ droht das Ende
Verlag meldet nach fortdauernden Verlusten Insolvenz an / Gehälter sind noch bis Januar gesichert
Eon verzichtet auf Block 6
Kraftwerk Staudinger wird nicht ausgebaut
Schmerzhaft
Einhausung A 661:
Bund zahlt nur
geringen Betrag
Rote Zahlen, schwarzer Tag: „Rundschau“-Geschäftsführer Karlheinz Kroke erläutert vor dem Redaktionsgebäude die Lage der insolventen Zeitung. Foto Wolfgang Eilmes
SEI TE 32 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Frankfurt
Dieser Auftritt Ferry Ahrlés kann der
gottlosen Stadt Berlin gewiss nicht
schaden. Der Frankfurter Maler (Foto)
tritt dort am Buß- und Bettag nächsten
Mittwoch in der Zwölf-Apostel-Kir-
chengemeinde auf bei einer Veranstal-
tung mit dem Titel „Wenn Christen
sich zeigen – anstatt sich zu verste-
cken“. Ahrlés Botschaft an die Ungläu-
bigen lautet: „Ich bete jeden Tag, das
ist mir wichtig.“ Der Frankfurter Polito-
loge Iring Fet-
scher hingegen,
der ebenfalls an
dem Gesprächs-
gottesdienst teil-
nimmt, wird be-
kennen: „Ich
bete auch, aber
ich setze es
nicht in die Zei-
tung.“ Woraus
der Leser ent-
nehmen kann,
dass Fetscher sich nicht darum bemüht
hat, an dieser Stelle erwähnt zu wer-
den. Ahrlé wiederum darf sich zugute-
halten, dass er mit seinemGlauben nie
hinter dem Berg gehalten hat. In so
manchen Gottesdienst waren seine Bil-
der schon integriert. Unter anderem
hat er einmal Bachs Musik bildlich um-
gesetzt. Zurzeit beschäftigt er sich mit
dem Thema „Auferstehung“. Ohne
den Glauben an Gott sei ihm sein Le-
ben nicht vorstellbar, sagt Arlé. Der lie-
be Gott hilft ihm sozusagen beim Ma-
len: Gedanken und Ideen kommen
dem Maler, seine Hand wird beflügelt,
Bilder entstehen. Arlé glaubt in sol-
chen Situationen, dass ihm ein höhe-
res Wesen über die Schulter schaut.
Hoffentlich glauben ihm das die Berli-
ner. rieb.
Das ist ja fast schon ein nordkoreani-
sches Ergebnis, das Erika Steinbach
jetzt auf der Bundesversammlung der
Vertriebenen erzielt hat. Die Frankfur-
ter Bundestagsabgeordnete wurde mit
97,5 Prozent der Stimmen als Präsiden-
tin wiedergewählt. In der Führung der
Vertriebenenverbände hat sich mittler-
weile ein Wechsel von der „Erlebnisge-
neration“ zur „Bekenntnisgeneration“
vollzogen. Will heißen: Steinbach und
die meisten ihrer Mitstreiter sind nicht
selbst vertrieben worden, sondern sind
Kinder von Vertriebenen oder sie ken-
nen die Vertreibung nur vom Hörensa-
gen und aus den Geschichtsbüchern.
Nicht so gut wie in der Bundesver-
sammlung der Vertriebenen läuft es
für Steinbach bei ihrer Kandidatur für
den Bundestag. Die CDU-Politikerin
wäre schon froh, wenn sie bei der ent-
scheidenden Abstimmung über den
CDU-Kandidaten im Wahlkreis 183
halb so viel Stimmen bekommen wür-
de wie auf der Vertriebenenversamm-
lung. Mit 48 oder 49 Prozent hätte sie
vermutlich gegen ihre Mitbewerber Ulf
Homeyer und Thomas Dürbeck ob-
siegt. Doch auch dies ist keine Garan-
tie für ein Mandat im Bundestag. Da-
für muss Steinbach den Wahlkreis oder
einen sicheren Listenplatz erringen.
Ein Selbstläufer dürfte das nicht wer-
den. rieb.
Claudia Dantschke vomZentrumfür De-
mokratische Kultur in Berlin hat Mo-
scheegemeinden mitverantwortlich da-
für gemacht, dass jugendliche Muslime
Halt bei Salafisten suchten. In Mo-
scheen werde oft über die Probleme der
jugendlichen Muslime „hinweggeredet“,
sagte sie amMontagabend bei einer Dis-
kussionsveranstaltung im Haus am
Dom. Extremistische Strömungen wie
die Salafisten seien vor allem bei jungen
Muslimen erfolgreich, weil sie ihnen
Wissen und Orientierung in einer Ge-
sellschaft versprächen, in der unter-
schiedliche Glaubensrichtungen um die
Gunst von Neumitgliedern werben.
Als „gefährlich“ beurteilte Dantschke
vor allem jene „politisch-missionari-
schen“ Salafisten in Deutschland, die
Gewalt legitimierten, um ihre Ziele zu
erreichen. Mit Leuten wie Pierre Vogel
an ihrer Spitze hätten sie Jugendliche
für sich gewonnen, die auf der Suche
nach Sinn und Orientierung im Leben
seien.
Dantschke diskutierte auf Einladung
des Rates der Religionen und des Hau-
ses am Dom mit Thomas Schmidt, Pro-
fessor für Religionsphilosophie an der
Goethe-Universität, und Muhammad
Murtaza von der Stiftung Weltethos
über religiösen Extremismus. Murtaza
sagte, bei den politisch-missionari-
schen Salafisten handele es sich um
eine „Splittergruppe“, die jugendliche
Muslime mit Büchern und Online-Un-
terricht ködere. Sie böte jenen, die sich
intensiver mit islamischemRecht und is-
lamischer Theologie beschäftigen woll-
ten, ein Angebot, „das es vorher nicht
gab“. Die Mehrheit der Salafisten lehne
Gewalt jedoch ab. Im Prinzip sei der Sa-
lafismus entstanden, weil islamische
Gelehrte seit 400 Jahren nach Auswe-
gen aus der Krise suchten, in der sich
die Religion seit dem Ende ihrer Blüte-
zeit im 16. Jahrhundert befinde. Den
Kampf gegen Radikalisierung könne ge-
winnen, wer die Weltbilder extremisti-
scher Gruppen hinterfrage und Alterna-
tiven anbiete.
Das Wort „Extremismus“, so Murta-
za, drücke in der öffentlichen Debatte
über Religionen oft nur das Unbehagen
einer Glaubensgemeinschaft gegenüber
einer anderen aus. Viele Christen fän-
den das Tragen von Kopftüchern ex-
trem. Wirklicher Extremismus liege
vor, wenn die Vertreter einer Glaubens-
richtung Gewalt anwendeten und ande-
re Religionen abwerteten.
Ähnlich argumentierte Schmidt. Er
bezeichnete Extremismus als Symptom
einer pluralistischen Gesellschaft, in der
sich jede Glaubensrichtung auf einem
„Markt der Optionen“ positionieren wol-
le – und dabei oft „grelle“ Töne anstoße,
um sich Gehör zu verschaffen. bewo.
Ein Ginkgo, eine Magnolie, Esskasta-
nien, Hainbuchen, Linden, Amber- und
Tulpenbäume – 18 Bäume an der Zahl
stehen nebeneinander aufgereiht inner-
halb der Baustellenabsperrung für das
Luxushotel, das an der Alten Oper ent-
stehen soll. Die Bäume kommen seit ges-
tern und voraussichtlich noch bis ein-
schließlich Freitag in den Wallanlagen
zwischen Reuterweg und Eckenheimer
Landstraße in den Boden. Sie sind Er-
satzpflanzungen für die 18 Bäume, die
Ende Februar für das Luxushotel an der
Liesel-Christ-Anlage gefällt wurden. Ur-
sprünglich war sogar von 23 Bäumen die
Rede gewesen, die gerodet werden soll-
ten, doch letztlich genügten 18, um den
Abriss auf dem Hotel-Areal zu ermögli-
chen. Wie das Grünflächenamt damals
mitteilte, können wegen mehrerer Lei-
tungstrassen etwa zum Mainova-Um-
spannwerk an der Hochstraße nur weni-
ge Ersatzbäume wieder direkt in der Lie-
sel-Christ-Anlage gepflanzt werden, also
im Abschnitt von der Alten Oper bis
zum Weiher der Bockenheimer Anlage.
Nach den Baumpflanzungen wird in den
nächsten drei Wochen der bisherige Bau-
zaun in Richtung der Baugrube versetzt.
Auf den somit wieder frei werdenden
Flächen der Wallanlagen solle Rasen ge-
sät werden, teilte gestern Harald Hamm
mit, Bauleiter bei der Gartenbaufirma
Rosskopf, die im Auftrag des Hotel-In-
vestors die Arbeiten vornimmt. Hamm
wird mit seinen Leuten auch die Bewäs-
serungsanlage in diesem Teil der Wallan-
lagen erneuern und einen Weg neu anle-
gen. Allerdings wird rund um einen statt-
lichen Mammutbaum noch eine kleinere
Baustellenfläche bleiben, bis das Hotel
fertig ist. Dann sollen weitere Bäume
auf dem Areal des Hotels hinzukommen,
um einen fließenden Übergang zu den
Wallanlagen zu schaffen. (mch.)
Warnung vor Salafisten
Diskussion imHaus amDomüber religiösen Extremismus
Magistrat und Stadtverordnetenver-
sammlung sollen dafür sorgen, dass in
der geplanten neuen Altstadt entlang
des Krönungswegs nur rekonstruierte
Häuser errichtet werden. Das fordert
eine Initiative, die sich selbst als „Zehn
Frankfurter“ tituliert, in einem offenen
Brief an alle Stadträte und Stadtverord-
neten sowie an die Mitglieder des Gestal-
tungsbeirats für das Dom-Römer-Areal.
Sollte das Ergebnis des Architekten-
wettbewerbs von 2010 verwirklicht wer-
den, drohe eine architektonische Ent-
gleisung.
Der Initiative gehören zehn mehr
oder weniger prominente Mitglieder an.
Es handelt sich um Eintracht-Präsident
Peter Fischer, Kommunikationsberater
Jürg Leipziger, die ehemalige Eiskunst-
läuferin Marika Kilius und Günter Poss-
mann, den Seniorchef des gleichnami-
gen Apfelwein-Unternehmens, außer-
dem um Ernesto Melber, den letzten
Nachfahren Goethes, Dagmar Charrier,
Gründerin der Aids-Aufklärung, und
der Unternehmer Peter Helberger. Auch
die Journalisten Günter Mick, bis 2007
Ressortleiter im Regionalteil dieser Zei-
tung, Dankwart Guratzsch („Die Welt“)
und Holger Weinert (Hessischer Rund-
funk) haben unterzeichnet.
Die Initiative wünscht sich für die Ge-
bäude Markt 7 bis 11 sowie Markt 30
bis 38 die Rekonstruktion der im Bom-
benkrieg zerstörten Häuser; Markt ist
die offizielle Bezeichnung des Krönungs-
wegs. Außerdem soll nach dem Willen
der zehn Unterzeichner das Ensemble
der Metzger- und Bäcker-Schirn neben
dem„Roten Haus“ wiederhergestellt wer-
den. Für die fraglichen Grundstücke wa-
ren imWettbewerb Entwürfe ausgewählt
worden, die sich an die Vorgaben der Ge-
staltungssatzung halten, im Übrigen
aber zeitgenössisch ausfallen. Diese Pla-
nung könne das über Jahrhunderte ge-
wachsene Stadtbild nicht ersetzen, viel-
mehr drohe ein Architekturexperiment
wie an der Saalgasse, heißt es in dem
Schreiben. Die Saalgasse war in den acht-
ziger Jahren mit Häusern bebaut wor-
den, die mit ihren Giebeln zwar die histo-
rische Grundformaufgreifen, jedoch mit
postmodernen Fassaden versehen sind.
Nach Meinung der Initiative sollten die
beauftragten Architekten eine entspre-
chenden Alternativplanung erarbeiten.
Die künftigen Erbpachtnehmer könnten
dann entscheiden, welchen Typus sie be-
vorzugten. Man vertraue darauf, dass „sie
imLichte der Erkenntnis die richtige Ent-
scheidung treffen werden.“ ale.
F
o
to
A
P
VERANTWORTLICHE RESSORTLEITER: Dr. Matthias
Alexander (Stadt) und Peter Lückemeier (Region).
Patricia Andreae, Peter Badenhop, Mechthild Har-
ting, Friederike Haupt, Katharina Iskandar, Ingrid
Karb, Hans Riebsamen, Tobias Rösmann, Rainer Schul-
ze, Helmut Schwan, Dieter Schwöbel, Stefan Toepfer,
Matthias Trautsch, Jacqueline Vogt, Cornelia von
Wrangel, Sascha Zoske.
KULTUR: Michael Hierholzer (Koordination); Dr. Flori-
an Balke, Harald Budweg, Katharina Deschka-Hoeck,
Eva-Maria Magel.
WIRTSCHAFT: Manfred Köhler (Koordination); Tim
Kanning, Jochen Remmert, Thorsten Winter.
KORRESPONDENTEN: Wolfram Ahlers, Bernhard Bie-
ner, Oliver Bock, Werner Breunig, Luise Glaser-Lotz,
Rainer Hein, Dr. Ewald Hetrodt, Heike Lattka, Hanns
Mattes, Markus Schug, Eberhard Schwarz, Anton Ja-
kob Weinberger.
LANDESPOLITIK: Ralf Euler.
RHEIN-MAIN-SPORT: Der Rhein-Main-Sport wird re-
digiert von der Sportredaktion der Frankfurter Allge-
meinen Zeitung; verantwortlich: Anno Hecker; zu-
ständiger Redakteur: Uwe Marx; Marc Heinrich, Leon-
hard Kazda, Ralf Weitbrecht.
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VERANTWORTLICH FÜR ANZEIGEN: Andreas For-
men. Zeitungsanzeigengesellschaft RheinMainMe-
dia mbH, Frankenallee 71–81, 60327 Frankfurt am
Main, Telefon (069) 7501 - 4000, Telefax (069) 7501-
4105.
Anzeigenpreise laut RMM-Preisliste Nr. 16, gültig
vom 1. Januar 2012 an.
Abonnementsannahme am Schalter (Nähe Gallus-
warte).
Die Begrüßung beginnt mit einem Ge-
ständnis: „Ganz ehrlich, wir haben Blut
und Wasser geschwitzt, bis wir wussten,
wie wir Sie hier alle unterkriegen sollen“,
sagt die Leiterin der Stadtbücherei, Sabine
Homilius. Doch am Ende finden die rund
200 ehrenamtlichen Helfer aus den Frank-
furter Büchereien und Schulbibliotheken
alle einen Platz. Mit einer Feier am Mon-
tagabend wollte sich die Stadtbücherei bei
ihnen bedanken.
Dort, wo normalerweise nicht gegessen
werden darf, in der hohen Halle der Stadt-
bücherei, sitzen, eingerahmt von Bücher-
regalen, die Bibliothekshelfer an gedeck-
ten Tischen. Die Mitarbeiter der Bücherei
schenken Wein aus und reichen belegte
Brötchen. Ein Pianist spielt auf einemFlü-
gel. Er ist einer der wenigen Männer im
Raum. Die ehrenamtliche Arbeit mit Lite-
ratur ist offensichtlich Frauensache.
Das ist auch in der Schillerschule so. In
der Bibliothek des Sachsenhäuser Gymna-
siums arbeitet ein Mann zusammen mit 30
Frauen. Eine von ihnen ist Kristiane Schit-
to. Für sie ist die Bibliothek „ein Ort, an
dem die Kinder zur Ruhe kommen kön-
nen“. Etwa fünf Stunden in der Woche
kümmert sich die Ärztin und Mutter dar-
um, dass der Alltag in der Bücherei funk-
tioniert. „Mein Anliegen ist es, dass die Bi-
bliothek wirklich in den Unterricht einbe-
zogen wird“, sagt Schitto.
Mehr als 450 Helfer engagieren sich in
den 90 schulinternen und 18 öffentlichen
Bibliotheken, die zum Verbund der Stadt-
bücherei gehören. „Sie verschenken eines
der wichtigsten Güter unserer heutigen
Gesellschaft: ihre freie Zeit“, bedankte
sich Bildungsdezernentin Sarah Sorge
(Die Grünen). Corinna Rämsch schenkt
Kindern einmal im Monat in der Stadtbü-
cherei eine Geschichte. „Ich finde es wich-
tig, Kindern die Welt der Bücher zu er-
schließen“, sagt die Gymnasiallehrerin.
Wenn sie die Bibliothek nach einer Stunde
Vorlesen am Samstagnachmittag verlasse,
habe sie gute Laune. Das geht auch ihren
drei Kolleginnen so, die mit ihr am Tisch
sitzen. Andrea Wölbig erzählt, wie die Kin-
der mit den Händen auf die Bilderbücher
patschen und „guck mal, guck mal“ rufen.
„Das rührt mich sehr“, sagt die ältere
Dame, die viele Jahre in der Universitäts-
bibliothek gearbeitet hat. Nicht nur Kin-
dergartenkinder kämen zum Zuhören, er-
zählen die Vorleserinnen. Auch ältere Ge-
schwister oder sogar die Eltern lauschten
den Geschichten von den wilden Kerlen
oder vom Huhn Gerda, das vom Bauern-
hof abhaut. Manchmal kicherten dann
auch die Erwachsenen. lawe.
Es waren namhafte Wissenschaftler wie
der israelische Vogelkundler Yossi Les-
hemund die deutsche Naturschützerin Ma-
rion Hammerl, die gestern mit demhöchst-
dotierten privaten Umweltpreis Deutsch-
lands, dem Bruno-H.-Schubert-Preis, aus-
gezeichnet wurden – die Stuhlreihen im
Kaisersaal waren dennoch nur spärlich be-
setzt. Dafür gibt es mehrere Gründen. Ei-
ner ist sicherlich, dass der Name des im
Oktober 2010 verstorbenen Stifters wegen
des Streits um sein Erbe und möglicher
Steuerhinterziehung mittlerweile in Miss-
kredit geraten ist. Außerdemhatte es Schu-
bert zu seinen Lebzeiten mit Hilfe großzü-
gig vergebener Einladungen zumanschlie-
ßenden Abendessen immer vermocht, die
Preisverleihungen zu einem gesellschaftli-
chen Ereignis zu machen.
Der frühere Regierungspräsident Ge-
rold Dieke, seit einemhalben Jahr stellver-
tretender Vorsitzender der Bruno-H.-Schu-
bert-Stiftung, ist überzeugt, dass „die Stür-
me der vergangenen Jahre“ der verdienst-
vollen Arbeit der Stiftung nicht abträglich
gewesen sind. Der Ruf des Preises sei un-
ter Natur- und Umweltschützern unbeein-
trächtigt, und man werde die 1984 begon-
nene Stiftungsarbeit fortsetzen – das zeige
schließlich die diesjährige Preisverlei-
hung.
Allerdings ist die Auszeichnung dieses
Mal nur mit insgesamt 70 000 Euro ausge-
stattet, vor zwei Jahren waren es noch
100 000 Euro gewesen. Die reduzierte
Summe wird mit den sinkenden Erträgen
des Stiftungsvermögens auf dem Kapital-
markt begründet. Schon seit 2008, also vor
den Auseinandersetzungen um das Schu-
bert-Erbe, hatte die Stiftung beschlossen,
den Preis nur noch alle zwei Jahre zu ver-
leihen. Vor seinem Tod hatte Schubert das
Preisgeld immer aus seinem Privatvermö-
gen aufgestockt.
Einen Blick hinter die Kulissen gewähr-
te zu Beginn der Preisverleihung auch das
Kuratoriumsmitglied Wolfgang Haber. Er
verabschiedete zwei Kuratoriumsmitglie-
der, die nach seinen Worten eine „solide“
Grundlage für die Stiftung geschaffen und
in der Krise den Weg gewiesen haben: der
ehemalige Frankfurter Oberfinanzpräsi-
dent Hermann Clemm als Finanzfach-
mann und Otto-Rudolf Kissel, einst Präsi-
dent des Bundesarbeitsgerichts, als Jurist.
Schubert habe seinerzeit eigentlich eine
GmbH und keine Stiftung gründen wol-
len, um den Preis nach seinen Vorstellun-
gen vergeben zu können, aber er sei dabei
von den beiden wie auch später, wenn er
„unerwartete und nicht immer durchdach-
te Ideen zur Verleihung“ gehabt habe, ge-
bremst worden.
In diesemJahr ist der Preis wiederumin
drei Kategorien vergeben worden:
25 000 Euro erhielt Yossi Leshem, der
sich für Zugvögel einsetzt, mit der Stadt
Frankfurt ein Mauersegler-Projekt plant
und eine besondere Verbindung zu Frank-
furt hat: Seine Mutter Klara Löffelholz
emigrierte 1932 nach Israel. Mit jeweils
15 000 Euro wurden Marion Hammerl für
ihr Engagement und das südafrikanische
Ehepaar van der Westhuiezen für seine
Einsätze in Simbabwe und Sambia ausge-
zeichnet. In der Kategorie für junge Men-
schen wurden die Schul-Imkerei der Ge-
schwister-Scholl-Realschule in Nürnberg
und die Jugendgruppe des Vereins der
Freunde des Nationalparks Berchtesgaden
mit jeweils 7500 Euro bedacht. mch.
Türöffner zur Bücherwelt
Stadtbücherei bedankt sich bei ehrenamtlichen Helfern
Baumzuwachs in den Wallanlagen
Die Stadt hat kein Geld mehr in Deriva-
ten angelegt. Wie Kämmerer Uwe Be-
cker (CDU) gestern im Haupt- und Fi-
nanzausschuss der Stadtverordnetenver-
sammlung sagte, hat die Stadt das Volu-
men des Portfolios nach der Pleite der
Lehman-Bank von ursprünglich 279 Mil-
lionen Euro sukzessive abgebaut. Zu-
letzt seien 60,8 Millionen Euro in Deri-
vaten angelegt gewesen; in diesem Mo-
nat sei das Portfolio nun ganz aufgelöst
worden. Durch diese Anlageform habe
die Stadt seit dem Jahr 2000 24,8 Millio-
nen Euro Gewinn gemacht, sagte Be-
cker. Das sei ein Beleg für den soliden
Umgang mit dem Geld der Stadt. Man
habe nicht „in Panik“ alles auf einmal
an den Markt gebracht, sondern das
Portfolio zu möglichst günstigen Kondi-
tionen aufgelöst. Der Ausstieg sei aber
grundsätzlich richtig gewesen, fügte der
Kämmerer hinzu.
Außerdem werde derzeit geprüft, so
Becker weiter, wann und unter welchen
Voraussetzungen die Stadt aus dem ge-
mischten Aktienfonds aussteigen kön-
ne, in den sie im Jahr 2000 rund 52 Mil-
lionen Euro investiert hat. Es handelt
sich um Geld der städtischen Zusatzver-
sorgungskasse, die die Altersversorgung
von rund 28 000 städtisch Versicherten
gewährleistet. Derzeit betrage das Gut-
haben des Fonds 41,4 Millionen Euro.
Lothar Reininger von der Linken-
Fraktion im Römer sagte, die Stadt habe
bei seinen Derivatgeschäften schlicht
Glück gehabt. Es sei gut, dass die Stadt
aus diesen „Wetten“ aussteige.
Im Ausschuss wurde auch die Insol-
venz der „Frankfurter Rundschau“ ange-
sprochen. Alle Fraktionen äußerten ihr
Bedauern über den Schritt des Verlages.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus
Oesterling sagte, er sei sehr betroffen.
Es müsse nun alles getan werden, um
ein ähnliches Ende wie beim Versand-
händler Neckermann – ebenfalls ein
Frankfurter Traditionsunternehmen
und ebenfalls in der Insolvenz – zu ver-
hindern. Michael zu Löwenstein, Frakti-
onsvorsitzender der CDU, wies darauf
hin, dass nun möglicherweise eine
„wichtige Stimme in der Stadt“ verloren-
gehe. Sein Parteifreund Becker sprach
davon, dass die „Rundschau“ eine Tradi-
tionseinrichtung sei – „bei allen inhaltli-
chen Unterschieden“. Manuel Stock,
Fraktionsvorsitzender der Grünen, fand
noch deutlichere Worte: „Das ist durch-
aus eine Katastrophe.“ moja.
Die Stadt unterstützt den Bau von 111
Sozialwohnungen im Europaviertel
mit 7,5 Millionen Euro. Der Förderbe-
scheid wird in diesen Tagen an den
Bauherrn Sahle Wohnen aus Greven
versandt, der im zweiten Bauabschnitt
des Quartiers Helenenhöfe die Woh-
nungen errichtet. Der zweite Bauab-
schnitt kostet insgesamt rund 15,9 Mil-
lionen Euro. Das Land Hessen betei-
ligt sich an der Finanzierung mit 5,9
Millionen. Das Gebäude wird als Pas-
sivhaus errichtet und soll spätestens
zum 31. Dezember 2014 fertig sein.
„Mit dieser Fördermaßnahme sor-
gen wir dafür, dass im Europaviertel
Wohnangebote für alle Einkommens-
schichten geschaffen werden“, teilte
der Planungsdezernent Olaf Cunitz
(Die Grünen) mit. Für den ersten Bau-
abschnitt des Projekts hatte die Stadt
bereits 16,5 Millionen Euro für 257
Wohnungen bewilligt.
Durch das Darlehen des Frankfurter
Programms zur sozialen Mietwoh-
nungsbauförderung werden 109 Zwei-
Zimmer- und zwei Drei-Zimmer-Woh-
nungen gefördert. Die Wohnungen un-
terliegen für zwanzig Jahre einer Bele-
gungs- und Mietpreisbindung. Der För-
derempfänger verzichtet für diese Zeit
auf das Recht der Direktvermietung
und erhält vom Amt für Wohnungswe-
sen Mietervorschläge zur Auswahl.
Die Anfangsmiete liegt bei 5,50 Euro
je Quadratmeter ohne Betriebskosten.
Die Wohnungen sind für Wohnungs-
suchende bestimmt, die beim Woh-
nungsamt registriert sind und wegen
des geringen Haushaltseinkommens ge-
förderten Wohnraum nutzen können.
Insgesamt sind etwa 30 Prozent der
Wohnflächen im Europaviertel für öf-
fentlich geförderte Miet- und Eigen-
tumswohnungen vorgesehen. Auf diese
Weise soll eine sozial ausgewogene Be-
wohnerstruktur gesichert werden. rsch.
Aufruf zur Rekonstruktion
„Zehn Frankfurter“ fordern Umdenken am Krönungsweg
Auszeichnung für Vogelschützer
Einer von 18: Die Bäume werden als Ersatz gepflanzt. Foto Dieter Rüchel
Ein 24 Jahre alter Mann ist am Montag-
abend bei einem Streit mit einem Messer
leicht verletzt worden. Wie die Polizei mit-
teilte, hatte sich der Mann mit dem Täter
auf einemParkplatz an der Mainzer Land-
straße getroffen, um über geschäftliche
Differenzen zu sprechen. Dabei gerieten
die Männer jedoch in Streit, und der Täter
versuchte mehrfach, mit einemMesser zu-
zustechen. In seiner Wohnung fand die
Polizei später 29 verschweißte Plomben
und 76 Ampullen mit verdächtigen Sub-
stanzen; er selbst ist flüchtig. pede.
Zwei 31 und 49 Jahre alte Rumänen sind
von der Polizei in der Nacht zum Dienstag
nach dem Einbruch in sechs Hütten einer
Kleingartenanlage an der Waldschulstra-
ße festgenommen worden. Wie die Polizei
mitteilte, fanden die Beamten die Einbre-
cher in einer der Hütten, wo sie sich hinter
einer Couch versteckt hatten. Das Diebes-
gut – mehrere Flaschen Wein und Bier,
eine Spielkonsole und Werkzeug – hatten
sie noch bei sich, unterwegs waren sie mit
zwei Fahrrädern, zumindest eines davon
war ebenfalls gestohlen worden. pede.
FRANKFURT&
FRANKFURTER
Stadt löst Derivate-Portfolio auf
Seit 2000 rund 24,8 Millionen Euro Gewinn
Messerstecherei auf
Parkplatz in Griesheim
Männer nach Einbruch
in sechs Gärten gefasst
7,5 Millionen Euro für
111 Sozialwohnungen
Beilagenhinweis: Einem Teil unserer heutigen Ausgabe liegen Prospekte der folgenden Firmen bei:
Galeria Kaufhof Frankfurt, An der Hauptwache; Möbel Segmüller; Eckerle; Möbel Martin; Möbel
Höffner; Saturn-Electro; Bürkle Wohnkonzept; Strauss Innovation. Informationen zur Prospekt-
werbung: Telefon: 0 69/ 75 01– 41 13; Telefax: 0 69/ 75 01– 41 16; E-mail: [email protected]
RHEIN-MAIN-ZEITUNG
Zeitung für Frankfurt
Trotz des Streits um das
Erbe ihres Stifters hat die
Bruno-H.-Schubert-Stiftung
wieder ihren hochdotierten
Umweltpreis vergeben.
Feierstunde im Römer: Schubert-Preisträger Yossi Leshem (links) mit dem Vorsitzen-
den des Kuratoriums, Zoodirektor Manfred Niekisch, und der Frankfurter Umwelt-
dezernentin Rosemarie Heilig Foto Wolfgang Eilmes
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 33 Frankfurt
Es war nicht immer von Krise die Rede
bei der „Frankfurter Rundschau“, es gab
auch goldene Zeiten. Die Anzeigen, vor
allem der lokale Wohnungs- und Stellen-
markt, spülten schöne Gewinne in die
Kassen. Man ließ es sich gutgehen, die
Weinrechnungen des Geschäftsführers
Horst Engel sind im Verlag noch heute
Legende. Doch schon damals verdeckten
die gutgehenden Geschäfte die struktu-
relle Schwierigkeit des Blattes: Die über-
regionale Auflage war nicht groß genug
für die teure nationale journalistische
Ambition, die Zeitung wurde zu je etwa
einem Drittel in Frankfurt, in Hessen
und in Deutschland vertrieben.
Die höchste je verkaufte Auflage lag
1989 bei immerhin 197 085 Exemplaren
(mittlerweile ist sie auf knapp 118 000
gesunken). Zugleich machten die florie-
renden Anzeigenerlöse auch innerredak-
tionelle Anstrengungen scheinbar nicht
erforderlich: In den kafkaesk engen Gän-
gen des Zeitungsverlags am Eschenhei-
mer Tor war oft von einer imaginären
„langen Bank“ die Rede. Die stand vor
der Chefredaktion und half beim Verta-
gen der Probleme.
Ehe sie wirtschaftlich mit voller Här-
te einschlug, äußerten sich redaktionel-
le Vorboten der Krise in unsteter Füh-
rung: Auf den langjährigen Chefredak-
teur Werner Holzer folgten 1992 Rode-
rich Reifenrath, 2000 das Duo Siemens/
Kohl, 2002 Wolfgang Storz, 2006 Uwe
Vorkötter, der zuletzt von Berlin aus die
Geschicke der mit der „Berliner Zei-
tung“ zusammengelegten Redaktion lei-
tete, bis er beim Verleger Alfred Neven
DuMont in Ungnade fiel und in diesem
Sommer abgelöst wurde. Bis heute wa-
ren in Frankfurt und im Rhein-Main-Ge-
biet nur noch die Lokalredaktionen und
die Abteilungen für die digitalen Forma-
te vertreten – die „Frankfurter Rund-
schau“ war im Grunde bis aufs Lokale
eine Zeitung aus der Bundeshauptstadt.
Spätestens im Jahr 2003 war die wirt-
schaftliche Krise des Blattes schon über-
deutlich geworden. Ausgerechnet die Lan-
desregierung jenes Roland Koch, dessen
Kampagne gegen die doppelte Staatsbür-
gerschaft die „Rundschau“ im Wahl-
kampf 1999 mit einer Unterschriftenakti-
on bekämpft hatte, unterstützte die Zei-
tung mit einer Landesbürgschaft. Als im
Mai 2004 die SPD-Medienholding DDVG
90 Prozent der „Rundschau“-Anteile über-
nahm, wurde dies in der Branche als le-
benserhaltende Maßnahme der Sozialde-
mokratie für ein linksliberales Blatt ge-
wertet.
Das Kölner Verlagshaus M. DuMont
Schauberg übernahm im Juli 2006 mit
50 Prozent und einer Stimme die Mehr-
heit bei der, wie der Verlag offiziell
heißt, Druck- und Verlagshaus Frankfurt
am Main GmbH. 40 Prozent hielt und
hält weiter die DDVG, zehn Prozent lie-
gen bei der nach dem Gründer be-
nannten Karl-Gerold-Stiftung. M. Du-
Mont Schauberg gibt regionale Blätter
wie den „Kölner Stadtanzeiger“, die
„Kölnische Rundschau“, den Kölner „Ex-
press“, die „Berliner Zeitung“ den „Berli-
ner Kurier“, die „Mitteldeutsche Zei-
tung“ in Halle und die „Hamburger Mor-
genpost“ heraus. Dem eigenwilligen Alt-
verleger Afred Neven DuMont wurde
nachgesagt, er verwirkliche mit dem
Mehrheitserwerb der „Frankfurter Rund-
schau“ lang gehegte überregionale Am-
bitionen.
Der Start in die neue Zukunft war fol-
gerichtig beschwingt. Große Erwartun-
gen setzte man in die Umstellung auf das
handlichere Tabloid-Format. Erfüllt wur-
den sie genauso wenig wie die Hoffnung,
schwarze Zahlen zu schreiben; seit 2006
ging es bergab.
Bewundernswert war, was sich die Mit-
arbeiter, deren Zahl auch durch teure Ab-
findungen immer stärker dezimiert wur-
de, im Laufe der Jahre gefallen ließen –
Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubs-
geld ebenso inklusive wie dauernde re-
daktionelle Strategiewechsel. Auch der
erste Mann des Managements in Frank-
furt, Karlheinz Kroke, ein munterer
Rheinländer, ließ sich durch all die Na-
ckenschläge, die er hinnehmen musste,
nicht den Kampfesmut nehmen; immer
wieder ersann er neue Sparmaßnahmen,
Auslagerungen, Leiharbeitsverhältnisse.
AmEnde hat alles nicht gefruchtet. Zu
spät angegangene hausgemachte Schwie-
rigkeiten trafen auf die strukturelle Krise
einer Branche, die noch keine Antwort
auf die digitale Herausforderung findet,
und auf hohe Rückgänge bei den Anzei-
generlösen. Es ist schade. Mit der „Frank-
furter Rundschau“ verliert die Presseviel-
falt eine vernehmbare Stimme.
Markant: Das Rundschau-Haus am Eschenheimer Turm ist Geschichte, jetzt droht der Zeitung das gleiche Schicksal. Foto Bergmann
Um 11.20 Uhr, als der Insolvenzverwalter
das Verlagshaus der „Frankfurter Rund-
schau“ in Sachsenhausen betritt, haben
die meisten Leser ihre morgendliche Zei-
tungslektüre schon hinter sich. Einige ma-
chen sich gleich auf zum Karl-Gerold-
Platz, als die Nachricht die Runde macht,
dass „ihre“ Zeitung pleite ist.
Hinter den Fensterscheiben versteiner-
te Gesichter. Die ersten Drucker und Ver-
lagsmitarbeiter sitzen schon eine halbe
Stunde vor Beginn der Mitarbeiterver-
sammlung im Foyer in den Stuhlreihen.
Zwischen Bangen und Hoffen. Um 15
Uhr beginnt die Betriebsversammlung,
auf der den rund 500 Mitarbeitern erläu-
tert wird, was sie zuvor schon im Internet
erfahren mussten: Dass die „Rundschau“
insolvent ist. Die Plakate auf den Tür-
scheiben des Foyers wirken wie Durchhal-
teparolen, die ihren Sinn verloren haben:
„Jetzt 24 Seiten pro Woche mehr“, steht
dort. Ein anderes Plakat wirbt für das Ge-
schichtsmagazin der Zeitung, die fünfzi-
ger Jahre in Frankfurt sind das Thema.
An einem Tag wie diesem erscheint die
damalige Aufbruchstimmung wie eine
goldene Zeit.
„Hier beginnt unsere Intimsphäre“,
sagt Chefredakteur Arnd Festerling, der
mit einer Gruppe rauchender Mitarbei-
ter den Hintereingang bewacht, bevor es
losgeht. Als es soweit ist, sieht man durch
die Scheiben wenig Emotionen. Einige
winken resigniert ab. Mitunter ein Kopf-
schütteln. Aber die meisten ertragen die
Nachricht anscheinend stoisch, mit erns-
ter Miene und verschränkten Armen.
Oder blicken betreten zu Boden. Vor
dem Gebäude marschieren die Kamera-
teams auf und warten, dass sich die Tür
öffnet. Eine Dreiviertelstunde dauert es
schon.
Vor dem Verlagsgebäude lässt auch Gi-
sela Haase ihren Emotionen freien Lauf.
Die Augen gerötet, die Stimme brüchig,
trauert sie um ihre Zeitung. Die „Rund-
schau“ war ihr Lehrbetrieb. „Karl Gerold
hat mir noch auf die Schulter geklopft“,
sagt sie. In den sechziger Jahren war das,
als es bei der Zeitung noch nach Blei roch
und längst eingesparte Korrekturleser
mit rotem Stift über den Fahnen hingen.
Die Rentnerin hat Verlagskauffrau ge-
lernt, damals noch in dem ehrwürdigen
Rundschau-Haus am Eschenheimer
Turm. Seltsam fern wirkt die Zeit, als an
jeder Straßenecke grünlivrierte Zeitungs-
boten die aktuelle Ausgabe verkauften.
Frau Haase ist heute „todtraurig“. „Es ist
ein Jammer.“ Seit den fünfziger Jahren
liest sie die Rundschau, schon ihre Eltern
hatten die Zeitung abonniert.
Mit einer Zeitung ist es wie mit einer
langen Beziehung. Man wechselt sie nicht
so leicht. Die F.A.Z. sei ihr „zu schwie-
rig“, die Neue Presse „zu rechts“. Was die
Rundschau für sie bedeutet? „Die war ein-
fach immer da“, sagt sie. Morgens ging
der erste Weg vor dem Frühstück zum
Briefkasten. Wie andere im Internet oder
Fernsehen ihre Informationen zu bezie-
hen kommt für sie nicht in Frage. „Die
neuen Medien sind nichts für mich. Ich sit-
ze auch nicht gern vor der Flackerkiste.
Eine Zeitung ist etwas anderes.“ Frau
Haase hat die „Rundschau“ schon mit
dem Gang nach Berlin enttäuscht. Seit
der Mantelteil gemeinsam mit dem der
„Berliner Zeitung“ produziert wird, sei es
nur noch „ein Matsch“, sagt sie. „Ich bin
nur noch am Heulen wegen denen.“
Um kurz vor vier geht die Tür auf, der
Geschäftsführer Karlheinz Kroke und der
Insolvenzverwalter Frank Schmitt wer-
den von Kameraleuten und Reportern um-
ringt, die über das Schicksal von Kollegen
zu berichten haben. Ein Betriebsratsmit-
glied und ein Verdi-Vertreter schimpfen,
die Drucker rauchen.
Gegen Abend postet die Belegschaft
eine Mitteilung auf der Internetseite „fr-
online.de“. Sie klingt trotzig: „Wir werden
Ihnen weiterhin jeden Tag eine Zeitung
nach Hause oder an den Kiosk liefern, die
lohnt, gelesen zu werden. Wir werden Ih-
nen aus Nepal berichten wie aus Südafri-
ka, aus Berlin wie aus Frankfurt-Bona-
mes. Wir werden über große Politik und
kleine Fahrraddiebe schreiben, über Sport
und Kultur und Wirtschaft.“ Die Beleg-
schaft hat ihre „Rundschau“ noch nicht ab-
geschrieben. „Wir machen Zeitung aus Lei-
denschaft“, steht dort. RAINER SCHULZE
ZumSchluss ein aussichtsloser Kampf
Der Chefredakteur schützt
die Intimsphäre der „Rundschau“
In Sachsenhausen trauern Leser um ihre Zeitung
Leistungs-
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Alle haben sie gekämpft
bei der „Frankfurter
Rundschau“: Mitarbeiter,
Manager, nicht zuletzt
die Geldgeber. Am Ende
hat alles nichts geholfen.
Ein Abgesang.
Von Peter Lückemeier
„Die ,Rundschau‘ war
einfach immer da.
Ich bin nur noch am
Heulen wegen denen.“
SEI TE 34 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Wirtschaft
Neue Vorstände
für den Börsenverein
Der für Hessen, Rheinland-Pfalz und das
Saarland zuständige Landesverband des
Börsenvereins des Deutschen Buchhan-
dels hat einen neuen Vorstand. Zum Vor-
sitzenden wurde der geschäftsführende
Direktor der Wissenschaftlichen Buchge-
sellschaft in Darmstadt, Andreas Auth,
gewählt. Der Wirtschaftswissenschaftler
gehört dem Verlegerausschuss des Bör-
senvereins an. Als Stellvertreterin wurde
die rheinland-pfälzische Verlegerin Bar-
bara Jost bestimmt. Auch gewählt wur-
den Jochen Mende von der Prolit-Ver-
lagsauslieferung in Fernwald, Walter Lü-
derssen von der Buchhandlung Anger-
mann in Wiesbaden und Martina Ricken-
Bollinger von der Buchhandlung Bollin-
ger in Oberursel. Der Vorstand umfasst
vier Vertreter Hessens, drei für Rhein-
land-Pfalz und zwei für das Saarland. Im
Frühjahr hatten die zuvor selbständigen
Verbände der drei Bundesländer rückwir-
kend zum 1. Januar dieses Jahres ihre Fu-
sion beschlossen. Seit 2002 unterhalten
sie im Wiesbadener Literaturhaus Villa
Clementine eine Geschäftsstelle. Der
neue Landesverband vertritt insgesamt
1100 Mitgliedsunternehmen aus dem Ver-
lagswesen und dem Buchhandel. balk.
kann. FRANKFURT. Man darf gespannt
sein auf den nächsten Montag. Zum ers-
ten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise
2007 lädt die Stadt Frankfurt wieder zum
Bankenabend in den Kaisersaal des Rö-
mer. Oberbürgermeister Peter Feldmann
(SPD) wird dann die Vorstandsvorsitzen-
den der größten Frankfurter Finanzinsti-
tute begrüßen. Dass der Kontakt mit den
Banken essentiell sei, stehe außer Frage,
schließlich zahlten die gut 200 Kreditinsti-
tute einen beachtlichen Teil der Gewerbe-
steuern, mit denen auch Kindergarten-
plätze und Schulen finanziert würden.
Doch das Stadtoberhaupt machte auf der
Auftaktveranstaltung zum Wintersemes-
ter der Bürger-Universität am Montag-
abend klar, dass für ihn eher die Etagen
unterhalb des Vorstands relevant sind. Er
wolle nicht nur mit den Chefs reden, sag-
te er, die vor dem Dinner noch einmal
rasch nach Hause fahren und sich schick
machen könnten. Die Kleiderordnung für
den Bankenabend sei daher Tagesdress,
nicht Smoking.
Das Verhältnis von Politik und Finanz-
welt steht imMittelpunkt des Winterhalb-
jahres der Bürger-Universität. „Demokra-
tie imWürgegriff der Finanzmärkte?“ lau-
tet die Frage, die in mehreren Diskussi-
onsrunden in Kooperation mit dieser Zei-
tung behandelt wird. Zum Auftakt disku-
tierten vor gut 500 Interessierten imHolz-
foyer der Oper neben Feldmann der
Frankfurter Finanzprofessor Reinhard
Schmidt, der Tübinger Soziologe Christi-
an Deutschmann, der Occupy-Aktivist
Erik Buhn und der stellvertretende Leiter
des Feuilletons dieser Zeitung, Andreas
Platthaus.
Der Begriff Würgegriff ging einigen
Diskutanten zu weit. Es gebe gewisse
Sachzwänge zwischen der Politik und der
Wirtschaft, auch in anderen Branchen
wie der Autoindustrie, sagte Schmidt.
Dennoch spreche doch niemand vom
„Würgegriff der Autoschlange“.
Für Deutschmann liegt der Beziehung
darin, dass Unternehmen heute interna-
tionaler aufgestellt seien als die Politiker,
so dass sie neuer Regulierung oft auswei-
chen könnten. Das verschaffe ihnen das
Drohpotential gegenüber der Politik, im
Falle neuer Gesetze Arbeitsplätze zu ver-
lagern. Eine stärkere politische Vernet-
zung innerhalb der Europäischen Union
sei daher geboten. Dabei sollte eine An-
gleichung der Steuersysteme eher im Mit-
telpunkt stehen als die Kontrolle, ob ein
anderer Staat spare oder nicht.
Die grassierende Staatsschuldenkrise
sahen viele Redner auf dem von F.A.Z.-
Redakteur Manfred Köhler moderierten
Podium als direkte Folge der Finanzkrise,
die die Banken 2007 und 2008 ausgelöst
hatten. Schmidt widersprach dieser Kau-
salkette aber zum Teil: Griechenland zum
Beispiel habe überhaupt keine größeren
Banken retten müssen.
Occupy-Aktivist Buhn nutzte Griechen-
land als Beispiel dafür, wie die Demokra-
tie im Sinne der Finanzmärkte ausgehe-
belt werde. Das Gegenbeispiel biete sei-
ner Meinung nach Island. Hier die hätten
die Bürger die Chance gehabt, über die
Maßnahmen gegen die Finanzkrise abzu-
stimmen, die schuldigen Banker seien ju-
ristisch bestraft worden, und heute könne
das Land wieder Wachstum vermelden.
Nach Ansicht des Feuilletonisten Platt-
haus ist weniger der Würgegriff der Fi-
nanzmärkte das Problem als vielmehr der
ständige Blick vieler Politiker auf die
nächste Wahl. Viele trauten sich nicht,
dass zu tun, was sie für richtig hielten, aus
Angst, nicht wiedergewählt zu werden.
Die Entscheidung der amerikanischen Re-
gierung, Lehman Brothers nicht zu ret-
ten, sei eigentlich die richtige gewesen,
sie sei den Politikern aber dann „um die
Ohren geflogen“. Platthaus konstatierte,
dass es den Banken heute gar nicht mehr
schlechtgehe. Das Problem sei auf die
Staaten verlagert worden, so dass heute
nur noch von Schuldenkrise die Rede sei.
Bankenvertreter wollten an der Diskus-
sionsrunde trotz mehrerer Anfragen
nicht teilnehmen, was auf dem Podium
und im Publikum teils heftig kritisiert
wurde. Feldmann sagte allerdings, dass er
inzwischen eine Zusage von Jürgen Fit-
schen, dem Co-Vorstandsvorsitzenden
der Deutschen Bank, habe, dass er sich an
einer der künftigen Veranstaltungen in
der Reihe beteiligen wolle. Vielleicht
kann das Thema ja während des Banken-
abends vertieft werden, der den ersten
Tag der Euro Finance Week abschließen
wird. Während der Kongresswoche wer-
den Wege aus der Krise wiederum nur
von Bankern unter sich gesucht.
Am 26. November um 19.30 Uhr in der Evangeli-
schen Akademie am Römerberg 9 geht es in der
Bürger-Universität um das Thema „Ohnmächtige
Demokratie – autistische Ökonomie: Wer kontrol-
liert Finanzsystem und Ratingagenturen?“
thwi./hpa. OFFENBACH. Die in Offen-
bach ansässige Dematic GmbH wechselt
wieder den Besitzer. Der Finanzinvestor
Triton verkauft den Hersteller von La-
ger- und Fördertechnik an AEA Investors
und an Teachers’ Private Capital weiter.
Auch AEA gehört der Private-Equity-
Branche an, während Teachers’ Private
Capital zu einem kanadischen Pensions-
fonds zählt. Zum Kaufpreis machten bei-
de Seiten gestern keine Angaben. Im Juli,
als die Verkaufsabsicht von Triton be-
kanntwurde, war der Wert von Dematic
angesichts eines Jahresumsatzes von
mehr als 900 Millionen Euro auf eine Mil-
liarde Euro taxiert worden.
Dematic gehörte bis 2006 zum Sie-
mens-Konzern, fristete dort aber ein
Randdasein und schrieb rote Zahlen.
Dem Finanzinvestor ist aber die Ertrags-
wende gelungen. Wie zu erfahren war,
drehte Triton den Betriebsverlust vor Zin-
sen, Steuern und Abschreibungen von
100 Millionen Euro in einen Gewinn in
etwa gleicher Höhe. Dieser sogenannte
Turnaround ging jedoch mit erheblichen
finanziellen Zugeständnissen der Beleg-
schaft in Offenbach einher. Dematic trat
zum 30. Juni 2008 aus dem Flächentarif-
vertrag der Metallindustrie aus, begleitet
von massiven Protesten. Erst seit 1. Mai
dieses Jahres zahlt das Unternehmen wie-
der nach Tarif.
„Mit diesem Ergebnis wurde eine für
beide Seiten tragfähige Lösung gefunden,
welche auch zu einer Verbesserung der
Einkommenssituation der Mitarbeiter
führt“, befand Marita Weber, Geschäfts-
führerin der IG Metall in Offenbach, im
Juli. Dies gilt noch immer, wie es beimBe-
triebsrat heißt. Zum Verkauf an die Fi-
nanzinvestoren sagte Weber, die Arbeit-
nehmervertreter hätten ein produzieren-
des Unternehmen als Eigentümer bevor-
zugt. Doch habe der Verkauf „dem ersten
Anschein nach keine Folgen für die Be-
schäftigung“. Die Dematic, die Konzerne
wie Amazon und Wal-Mart beliefert,
sucht auch für Offenbach neue Kräfte, die
Auftragslage gilt als gut. Aus Europa wie
Amerika gebe es mehrere Anfragen nach
Fördertechnik, wie Weber sagt. Mit Dema-
tic vertraute Personen beziffern den Auf-
tragsbestand auf 485 Millionen Euro.
450 Mitarbeiter sollen es bald in Offen-
bach sein, wie ein Betriebsratsmitglied
sagte. Diese Zielzahl habe das Manage-
ment genannt. Sie entspricht der Zahl
zum Zeitpunkt der Übernahme durch Tri-
ton. Derzeit arbeiten in Offenbach etwa
425 Angestellte für den Logistikspezialis-
ten, das sind 15 mehr als noch im Juli die-
ses Jahres. Hinzu kommen rund 30 Leih-
arbeiter. (Siehe Seite 13.)
thwi. MAINTAL. Zu Monatsbeginn
hat die Norma Group AG noch die An-
leger verschreckt, indem sie ihre Um-
satzprognose für das laufende Jahr zu-
rücknahm. Die Erlöse sollen nun um
ein bis drei Prozent wachsen statt um
bis zu sechs Prozent, wie es vorher ge-
heißen hatte. Doch für das nächste
Jahr erwartet der Vorstand um Werner
Deggim wieder bessere Geschäfte, wie
der Konzernchef sowie Finanzvor-
stand Othmar Belker gestern hervor-
hoben. „Wir können jetzt schon sagen,
dass wir 2013 organisch wachsen wer-
den“, sagte Deggim. Auch werde es
2013 wieder eine Dividende geben.
Der Vorstandsvorsitzende des seit
2011 börsennotierten Herstellers von
Schlauchschellen und Verbindungstei-
len sowie Fluidprodukten, die unter an-
derem in Autos, Zügen und Haushalts-
geräten eingebaut werden, begründete
die Zuversicht mit der Euro-6-Norm
für die Abgabe von Kraftfahrzeugen.
„Da liefern wir hinein.“
Deggim und Belker erwarten auch
deshalb nach dem Jahreswechsel wie-
der Rückenwind, weil Kunden derzeit
ihre Bestände an Zulieferteilen an den
Bedarf anpassten, um zu viel Umlauf-
vermögen und damit unnötige Kosten
zu vermeiden. Vor dem Jahreswechsel
2011/12 hätten sich Kunden ähnlich
verhalten, und von Januar an sei es
dann abermals aufwärts gegangen. Vor-
erst baue Norma in Maintal aber auf-
grund fehlender Auftragsspitzen den
Großteil der 100 Leiharbeiterstellen
ab; Änderungen an der 750 Kräfte star-
ken Stammbelegschaft seien nicht ge-
plant. Und im neuen Jahr dürften wie-
der mehr Leiharbeiter benötigt wer-
den, sofern sich das Geschäft belebe.
Wie Norma zuvor mitgeteilt hatte,
ist der Konzernumsatz in den ersten
drei Quartalen um 5,8 Prozent auf gut
467 Millionen Euro gewachsen, auch
dank zweier Übernahmen. In Asien
und Amerika verzeichne Norma
Wachstum, dagegen sei das Umfeld in
Europa, dem Nahen Osten und Afrika
„herausfordernd“. Das bereinigte Be-
triebsergebnis sei um 4,3 Prozent auf
83,5 Millionen Euro gestiegen.
hoff. FRANKFURT. Gestern war Be-
triebsversammlung bei Karstadt an der
Zeil, eine von jährlich vier ordentlichen
Sitzungen, die nach dem Betriebsverfas-
sungsgesetz während der Ladenöffnungs-
zeit stattfinden müssen. Um „circa 11.45
Uhr“ sollte laut Ankündigung Schluss
sein. Doch erst eine Dreiviertelstunde spä-
ter wurden die Absperrbänder beiseite-
geräumt. Die wartenden Kunden, unter
diesen viele Rentner, fanden das nicht so
gut. Es wurde viel geschimpft ( „Wer zahlt
mir jetzt die Parkgebühren?“) und speku-
liert („Ich denke mal, da geht es umEntlas-
sungen.“). Viele Kunden zogen auch belei-
digt wieder ab.
Norbert Sachs, der Betriebsratsvorsit-
zende im Frankfurter Karstadt-Haus, ver-
sichert auf Anfrage, es habe sich um eine
„ganz normale“ Betriebsversammlung ge-
handelt, bei der „nichts Schlimmes“ ver-
kündet worden sei. Die Länge der Ver-
sammlung sei schlichtweg der Frage ge-
schuldet gewesen, dass um 11.45 Uhr
noch nicht alle Fragen beantwortet gewe-
sen seien, sagt Sachs.
Gleichwohl ist bekannt, dass bei Kar-
stadt im nächsten Jahr ein Stellenabbau
im großen Stil ansteht. Im September ist
der Sanierungstarifvertrag ausgelaufen,
der drei Jahre lang die Jobs im Unterneh-
men und die 120 Filialen geschützt hat.
Umgekehrt erhalten mit dem Ende der
Schonzeit auch die rund 370 Karstadt-Mit-
arbeiter in Frankfurt jetzt wieder Urlaubs-
und Weihnachtsgeld. Mit 50 Millionen
Euro fallen die Sozialleistungen im Ge-
samtunternehmen ins Gewicht.
Bereits im Sommer hatte Vorstandschef
Andrew Jennings den Abbau von 2000
Vollzeitstellen angekündigt. Die Dienst-
leistungsgewerkschaft Verdi geht sogar
von 2600 Vollzeitstellen aus. Unter ande-
rem müsse die Schließung der Multime-
dia-Abteilungen im nächsten Jahr mitbe-
rücksichtigt werden. Diese schließt auch
das Frankfurt-Haus, wie Sachs bestätigt.
Der Betriebsratsvorsitzende hofft, dass ein
Teil des Stellenabbaus über Altersteilzeit
und Abfindung abgefedert werden kann.
Der Umfang hänge auch vom Umsatz im
Weihnachtsgeschäft ab. Das Frankfurter
Warenhaus war 2011 in einem ersten Bau-
abschnitt für zwölf Millionen Euro runder-
neuert worden. Nach derzeitigem Plan
wird 2013 das Erdgeschoss umgebaut.
Von oben betrachtet: Auch die Rolle der EZB in der Krise wurde diskutiert. Foto Seuffert
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Gestern zu: Karstadt Frankfurt Foto hoff
jor. WIESBADEN. Nach der Tarifeini-
gung zwischen der Deutschen Lufthansa
AG und der Flugbegleitergewerkschaft
Ufo spricht viel dafür, dass sich bald an
den Drehkreuzen Frankfurt und München
ein Personalüberhang ergeben wird. Hin-
tergrund ist der Entschluss der Lufthansa-
Konzernleitung, den Punkt-zu-Punkt-Ver-
kehr von den sogenannten dezentralen
Standorten wie Hamburg, Stuttgart oder
Berlin künftig mit Flugzeugen und Perso-
nal der Billigtochter Germanwings zu be-
dienen statt mit der teureren Lufthansa-
Passage.
Der nun unter der Leitung des Schlich-
ters Bernd Rürup erzielte Tarifabschluss
stellt es den etwa 500 betroffenen Lufthan-
seaten an den dezentralen Standorten
frei, ohne Verluste von Lufthansa zu Ger-
manwings oder aber als Lufthanseaten an
die Drehkreuze Frankfurt und München
zu wechseln. Auch der Lufthansa-Ver-
handlungsführer Peter Gerber, Vorstands-
mitglied der Lufthansa-Passage, ging ges-
tern bei der Vorstellung des Tarifergebnis-
ses davon aus, dass die meisten Betroffe-
nen die Lufthansa-Uniform weiter tragen
und den Dienst nun in Frankfurt oder
München werden fortsetzen wollen. Es
handelt sich dabei um etwa 500 Frauen
und Männer, die sich auf 370 Vollzeitstel-
len verteilen. Der vom 1. Januar auf zwei
Jahre geltende Abschluss sieht in der Sum-
me eine Entgeltanhebung um fast 4,6 Pro-
zent im Jahr 2013 vor. Tabellenwirksam
sind davon 3,95 Prozent, der Rest ergibt
sich beispielsweise aus Einmalzahlungen.
Verbesserte Erfolgsbeteiligungen sind
ebenfalls vereinbart worden.
Bis Ende 2014 sind zudem betriebsbe-
dingte Kündigungen ausgeschlossen. Für
neue Mitarbeiter der Lufthansa gilt vom
nächsten Jahr an eine höhere Einstiegsver-
gütung, aber eine ansonsten flacher als bis-
her verlaufende Entgeltsteigerung. Bisher
bekommen Einsteiger 1533 Euro Grundge-
halt, künftig 1670. In der Endstufe werden
in der Lufthansa-Kabine bisher maximal
4400 Euro erreicht, künftig nur noch 3700
Euro Grundgehalt. Gerber wie auch Ufo-
Chef Nicoley Baublies sprachen von
schmerzhaften Zugeständnissen.
Für die Kabinenmitarbeiter der Luft-
hansa-Tochter Germanwings spielt dieser
Tarifabschluss keine Rolle. Dort liegen die
Entgelte nach Ufo-Angaben alles in allem
um bis zu 40 Prozent unter denen bei der
Lufthansa. Auch dort stehen Tarifverhand-
lungen an, Mantel- wie auch Gehaltstarif-
vertrag sind gekündigt.
ler. WIESBADEN. Die hessischen Re-
gierungsfraktionen CDU und FDP ha-
ben sich gegen die Einführung sozialer
oder ökologischer Standards bei der
Vergabe öffentlicher Aufträge entschie-
den. Folglich hat sich in der Koalition
imLandtag die Linie der FDP durchge-
setzt. Man dürfe kleinen und mittleren
Unternehmen durch „vergabefremde
Kriterien“ nicht noch mehr Bürokratie
aufbürden, sagte der wirtschaftspoliti-
sche Sprecher der Liberalen im Land-
tag, Jürgen Lenders, gestern auf Anfra-
ge. Zudemsei unklar, wie eine Kommu-
ne die Einhaltung sozialer oder ökolo-
gischer Standards ausreichend überprü-
fen könnte.
Im Entwurf für ein Mittelstandsför-
derungs- und Vergabegesetz, den Uni-
on und Liberale heute in Wiesbaden
präsentieren wollen, wird allerdings
klargestellt, dass bei der Auswahl eines
Angebots nicht allein der niedrigste
Preis ausschlaggebend, sondern dass
das entsprechend den Ausschreibungs-
bedingungen „wirtschaftlichste“ Ange-
bot auszuwählen sei. Bei dieser Ent-
scheidung müssten auch „auftragsbezo-
gene Nachhaltigkeitsgesichtspunkte“ –
beispielsweise die technische Lösung,
die Ästhetik, die Umweltverträglich-
keit oder die Rentabilität – berücksich-
tigt werden, heißt es nach Informatio-
nen dieser Zeitung.
SPD und Grüne im Landtag treten
dafür ein, dass Unternehmen, die Auf-
träge von Landesbehörden oder Kom-
munen erhalten, einen Mindestlohn in
Höhe von 8,50 Euro zahlen müssen. Ei-
nig sind sich die beiden Oppositions-
parteien auch in der Forderung, dass
öffentliche Auftraggeber die Möglich-
keit haben müssten, die Bestellung da-
von abhängig zu machen, ob soziale
oder ökologische Standards eingehal-
ten werden.
Im Gesetzentwurf der Regierungs-
fraktionen wird eine Auftragserteilung
mit beschränkter Ausschreibung bei
Bauleistungen bis zu einem Auftrags-
wert von einer Million Euro zugelas-
sen, eine freihändige Vergabe ist bei
Aufträgen mit einem Wert von weni-
ger als 100 000 Euro gestattet. Bei Lie-
ferungen und sonstigen Leistungen lie-
gen die entsprechenden Höchstgren-
zen bei 200 000 beziehungsweise
100 000 Euro. Diese Summen entspre-
chen den Schwellenwerten, die zur Un-
terstützung der Konjunkturprogram-
me imJahr 2009, zunächst nur vorüber-
gehend, eingeführt worden waren.
Im Falle einer beschränkten Aus-
schreibung werden mehrere als geeig-
net erscheinende Unternehmen gezielt
zur Abgabe von Angeboten aufgefor-
dert, bei freihändiger Vergabe wird mit
mehreren oder ausnahmsweise nur mit
einem geeigneten Unternehmen ver-
handelt. Eine öffentliche Ausschrei-
bung, auf die sich eine unbeschränkte
Zahl von Interessenten melden kann,
ist künftig nur noch erforderlich, wenn
das Auftragsvolumen die imGesetzent-
wurf genannten finanziellen Grenzen
überschreitet.
MENSCHEN&
MÄRKTE
bie. KRONBERG. Am deutschen Haupt-
sitz des Vermögensverwalters Fidelity
Worldwide Investment verdoppelt sich
demnächst die Mitarbeiterzahl. Die Toch-
tergesellschaft FIL Fondsbank (FFB) zieht
am 19. November von ihrem bisherigen
Standort an der Strahlenberger Straße in
Offenbach in den Taunus. Damit wech-
seln 170 Beschäftigte den Arbeitsplatz; Fi-
delity gibt die Zahl seiner Mitarbeiter in
Kronberg mit 150 an. Dort sind künftig
alle Geschäftsfelder unter einemDach ver-
eint: Fidelity verwaltet für private Anleger
sowie Versicherungen und Pensionsfonds
zwölf Milliarden Euro und vertreibt in
Deutschland 152 Investmentfonds.
FFB wurde von Fidelity 2009 als Frank-
furter Fondsbank von der BHF-Bank ge-
kauft. Sie ist auf die Verwahrung von
Fondsanteilen spezialisiert und hat vor al-
lem unabhängige Finanzberater, Invest-
mentgesellschaften und Banken als Kun-
den, aber auch Privatkunden von Fidelity.
Sie betreut ein Vermögen von 12,9 Milliar-
den Euro. Fidelity bezeichnet die „Konsoli-
dierung des Firmensitzes“ als langfristiges
Bekenntnis zum deutschen Markt mit sei-
nen Wachstumsaussichten und zumStand-
ort Kronberg. Dort hatte das Unterneh-
men 1999 die historische Villa Mumm an
der Straße nach Falkenstein gekauft und
saniert. Daneben entstand ein moderner
Neubau, der bisher nicht vollständig ge-
nutzt wurde. Ein Stockwerk ist jetzt für
den FFB-Umzug ausgebaut worden.
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Lufthansa-Tarifabschluss sieht Wechsel zu Drehkreuzen vor
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Vergabegesetz:
Verzicht auf
Mindeststandards
Fondsbank zieht
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Dematic wechselt Besitzer
Trotz Verkaufs: Offenbacher Unternehmen sucht Mitarbeiter
Norma AG erwartet für
2013 wieder Auftrieb
Die Politiker müssten sich mehr
trauen, die Banken weniger.
Eine Diskussion über das
Verhältnis zwischen Demo-
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Ihm blute das Herz, habe ein Passant
beim Anblick des abgesägten Baums ge-
äußert. Dies sei durchaus eine angemes-
sene Reaktion, sagte Städelschulrektor
Nikolaus Hirsch. Er sprach gestern
Abend bei der Eröffnung der dritten
Ausgabe von „Roßmarkt hoch drei“.
Wieder hatten 25 Schüler Frankfurter
Gymnasien eine Kunstposition ausge-
wählt, um aus dem innerstädtischen
Platz den Winter lang einen Denkraum
zu machen. Dieses Mal war die Wahl
auf die Wiener Gruppe „gelitin“ gefal-
len, deren vier Mitglieder Wert darauf
legen, keine Platzgestaltung vorgenom-
men, sondern auf dem Roßmarkt eine
Skulptur plaziert zu haben. Und nichts
anderes. Ein zweiteiliges dreidimensio-
nales Werk: Baumstumpf und liegen-
der Restbaum mit ausladendem Wip-
fel. Ein kritischer Kommentar zu einer
Stadt, deren Häuser deutlich in die
Senkrechte streben, wie einer der betei-
ligten Schüler-Kuratoren erläuterte.
Zwar sieht es so aus, als sei der gefällte
Baum just an Ort und Stelle niederge-
streckt worden, tatsächlich aber
kommt er aus einem Wald in der Nähe
von Bensheim. Sein Stumpf wurde fest
in der Erde am Rand des grauen Gelän-
des verankert, neben schon lange dort
heimischen Ahornpappeln. So wirkt
die Installation doch, wie Hirsch be-
merkte, als hätten die Künstler es auf
eine Auseinandersetzung mit dem Be-
dürfnis der Menschen nach Grün in
der Stadt abgesehen. Hätten sie nicht,
beteuern die vier Österreicher, aber je-
der könne mit ihrer Arbeit anfangen,
was er wolle. Offiziell sprachen sie zur
Eröffnung nicht, sie riefen nur fröhlich
„Hallo Frankfurt“ ins Mikrofon. Das
Projekt „Roßmarkt hoch drei“, initiiert
und geleitet von Juliane von Herz,
habe drei Jahre lang den Fokus auf ei-
nen Platz gelenkt, der „von manchen
als eher suboptimal“ wahrgenommen
werde, sagte Kulturdezernent Felix
Semmelroth (CDU). Die intensive Aus-
einandersetzung mit Platz und Kunst
brachte den Schülern eine Auszeich-
nung für „außergewöhnliches Bürger-
engagement“ ein. (zer.)
Er ist Legende, er ist Mythos, er ist der äl-
teste, bekannteste und glamouröseste
Filmpreis der Welt: der Oscar. Die unprä-
mierte Auszeichnung wurde seit 1929 bis
heute 2809 Mal verliehen. Viele meinen,
sein Wert sei unermesslich, seine Herstel-
lungskosten jedenfalls liegen bei 300 Dol-
lar. Die mit einer 24-karätigen Gold-
schicht überzogene Trophäe eines nack-
ten Ritters mit Schwert auf einer Filmrol-
le geht oftmals an solche Filme, die von
Kunstkinoanhängern als konventionelle,
teure, effektaufgeblähte Großproduktio-
nen fürs Massenpublikum belächelt wer-
den. Für die Gewinner wie übrigens auch
schon für die Nominierten bedeutet hinge-
gen die 34,4 Zentimeter hohe und 3,8 Ki-
logramm schwere Statuette Ruhm und
Ehre, Ritterschlag und Karrieresprung.
Für die Zuschauer ist die Oscar-Verlei-
hung ein Medienspektakel, das spannen-
de Unterhaltung verspricht.
Mehrere Voraussetzungen muss ein
Film erfüllen, um von der Academy of
Motion Picture Arts and Sciences be-
rücksichtigt zu werden. So muss er an
mindestens sieben aufeinanderfolgen-
den Tagen in Los Angeles County zu
sehen sein. Er darf nicht übermä-
ßig beworben werden, nur „auf
normale und übliche Weise“.
Und falls es sich um einen
fremdsprachigen Film handelt,
muss er Englisch untertitelt
sein. Abgesehen vom Marke-
ting-Kriterium dürften solche
Auflagen nicht immer leicht zu er-
füllen sein für kleine (ausländi-
sche) Produktionen. In der Regel
haben die Academy-Mitglieder
ihre Favoriten dann aus 100 bis
250 Filmen zu treffen. Über viele
Arbeiten können sie gar nicht urtei-
len, schließlich sichten sie nicht
hauptberuflich wie etwa Mitglieder
einer A-Festival-Jury über das gan-
ze Jahr hinweg Filme.
Erstmals nun — und das ist wirk-
lich erstaunlich — hat die Academy
ihre Archive geöffnet für die Präsen-
tation ihrer Exponate und das nicht
etwa in Amerika, sondern in einer
Ausstellung im Deutschen
Filmmuseum Frankfurt. Erst
im nächsten Jahr soll die
von Jessica Niebel und Mi-
chael Kinzer kuratier-
te Schau in Los Ange-
les gezeigt werden.
Bislang wurden ein-
zig Forschern der Zu-
tritt in die Archive ge-
währt, in denen Tausende Kostüm-
entwürfe, Produktionsskizzen, Story-
boards, Casting-Kommentare,
Original-Plakate, Drehbü-
cher, Briefe, Requisiten und
Millionen von Fotos aufbe-
wahrt werden. Und erst jetzt
ist für all diese Schätze der
Filmgeschichte ein 250 Millio-
nen Dollar teurer Museumsbau
von Renzo Piano und Zoltan
Pali geplant, mit dessen Errich-
tung 2016 begonnen werden soll.
Dass nun also diese Exponate —
darunter zehn Oscar-Statuetten —
nicht mehr ausschließlich weiter
gesammelt, konserviert und ausge-
wertet, sondern auch der Öffent-
lichkeit vorgestellt werden — und
das am Schaumainkai ist ein „Knal-
ler“, so formuliert es Frankfurts
Kulturdezernent Felix Semmelroth
(CDU). „And The Oscar Goes
To . . .“ erzählt die 85 Jahre umfas-
sende Geschichte der Königskatego-
rie des Oscars. „The Best Film“ ist
der begehrteste Oscar, da er
im Gegensatz zu den Aus-
zeichnungen in den Ein-
zeldisziplinen wie etwa
Kamera, Schnitt und
Regie von allen
rund 6000 Acade-
my-Mitgliedern ge-
kürt wird. Die Aca-
demy setzt sich aus
Branchenkollegen zusammen, die selbst
zu den Gewinnern oder Nominierten ei-
nes Oscars gehören oder aufgrund ihrer
Leistungen eine „Einladung“ zum Acade-
my-Beitritt erhalten haben. Auch Nomi-
nierte und Gewinner des „Besten fremd-
sprachigen Films“ wie Florian Henckel
von Donnersmarck gehören der ehren-
amtlichen Organisation an.
Jedes Oscar-Jahr wird in der Sonder-
schau vorgestellt anhand einer Auflistung
aller nominierten „Besten Filme“ auf
Schautafeln mitsamt Standfotos. Zudem
wird pro Jahr ein Originalexponat eines
nominierten oder des Gewinnerfilms ge-
zeigt. Die „Besten Filme“ sind auf kleinen
in die Schautafeln eingelassenen Monito-
ren in Ausschnitten zu sehen, ergänzt
durch Clips aus den Preisverleihungen. So
wird die übersichtlich präsentierte Ausstel-
lung den seit 1929 inzwischen knapp 500
nominierten „Besten Filmen“ zumindest
über eine kleine textliche wie visuelle Re-
ferenz gerecht. Neun Themenbereiche be-
leuchten jahresübergreifend bestimmte
historische Aspekte wie die Anfänge, Re-
korde, vergessenen Filme oder das Wahl-
verfahren. VomEnde der klassischen Hol-
lywood-Ära und der Wahrnehmung inter-
nationaler „Neuer Wellen“ erzählt der
Themenbereich „Oscar und die Filmge-
schichte“, der den Umbruch an der Best-
Film-Verleihung an Tony Richardsons
„Tom Jones“ (1963) festmacht.
Für Glamour stehen die zehn Oscar-Sta-
tuetten, die nicht nur den „Besten Film“
und damit die „Beste Produktion“ meinen,
sondern auch die übrigen Disziplinen ver-
treten wie Regie, Schauspiel, Kamera und
Technik. Die von der Academy ausgewähl-
ten Oscars wurden in stoßresistente Klima-
boxen gebettet und in luftgefederten
Transportern und im Flieger auf die Reise
nach Frankfurt geschickt, überwacht von
einem ganzen Trupp Museumslogistikern.
Nach einer 24 Stunden andauernden Ruhe-
phase im Filmmuseum oblag es aus-
schließlich den kuratorisch und konserva-
torisch arbeitenden Academy-Kurieren,
die Trophäen auszupacken.
Die 1927 gegründete Organisation ver-
lieh ihre First Academy Awards 1929 un-
ter Douglas Fairbanks. In dem Jahr wurde
mit Emil Jannings der bislang einzige Os-
car an einen deutschen Schauspieler verlie-
hen. Aus diesem ersten Jahrgang ist der
Preis an Frank Borzage für „7th Heaven“
(1927) am Schaumainkai präsent. Der
jüngste Oscar ist der für Sam Spiegels
„Lawrence Of Arabia“ (1962) als bester
Film. Unter den übrigen Oscars befinden
sich Auszeichnungen an Clark Gable, Bet-
te Davis, John Huston und Billy Wilder.
Wilder heimste für seine tragikomische
Moralsatire „The Apartment“ (1960)
gleich mehrere der Trophäen ein, unter an-
deren auch die für den „Besten Film“.
Die Ausstellung im Deutschen Filmmuseum Frank-
furt, Schaumainkai 41, ist bis 28. April zu sehen.
Sie wird begleitet von einer Reihe (restaurierter)
Oscar-Filme und einer Reihe, in der deutsche
Filmschaffende über ihren Oscar sprechen.
„Roßmarkt hoch drei“: Der Baum, eine Skulptur
Bester Film: Billy Wilders „The Apartment“ mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine erhielt 1961 fünf Oscars. Foto Capital Pictures
Der Wunsch nach Geborgenheit, der im
berühmten Hauptthema des ersten Sat-
zes von Schuberts „Unvollendeter“ mit-
schwingt, war im sanft wiegenden Vor-
trag der Camerata Frankfurt in der Drei-
königskirche unter der Leitung von Win-
fried Toll als Sehnsucht nach Erlösung
vom menschlichen Leid verstehbar oder
als eine Erinnerung an irdisches Glück,
das nie von Bestand war. Vom düsteren
Beginn der tiefen Streicher zu den schick-
salhaften Fanfaren der Blechbläser zog
sich ein Spannungsbogen über die zwei
Sätze der Sinfonie Nr. 7 in h-Moll D 759,
im Andante con moto in feiner Statik
und heftigen Erschütterungen fortge-
führt, stimmig in den Kontrasten, an den
Übergängen und Schnittstellen.
Das 2010 auf Initiative Winfried Tolls
gegründete (Projekt-)Orchester, das die
von ihm geleitete Frankfurter Kantorei
begleiten soll, zeigte sich ebenso gut dis-
poniert wie im Zusammenwirken mit
dem Chor im hervorragend ausgewähl-
ten, weil zu selten aufgeführten Requiem
c-Moll von Luigi Cherubini. Das starke,
kompakte und ohne Solisten besetzte
Werk erklang bei Beethovens Begräbnis
1827, bei dem Schubert Fackelträger
war. Was Cherubinis visionäre Musik
mit der Beethovens und Schuberts ver-
bindet, ist das Spiel von Licht und Fins-
ternis, das Ringen mit sich, Gott und
Welt. Das vermittelte sich mit hoher Pia-
no-Kultur gleich im Introitus.
Die Frankfurter Kantorei sang durch-
weg geschlossen und ausgewogen, ohne
Schärfe in den Sopranen und ohne
Schwerfälligkeit in den Männerstim-
men. Das Tosen zumTag des Zorns, dem
mit einem Gongschlag eingeleiteten
„Dies irae“, bekam große Durchschlags-
kraft und wirkte technisch und artikula-
torisch doch noch kontrolliert. Die Fuge
auf „Quam olim Abrahae promisisti“ er-
klang hell, sicher und zügig. Ein angeneh-
mer Ruhepunkt zum Totengedenken war
das „Pie Jesu“. GUIDO HOLZE
Seit 1993 hat sich der „Open Mike“ zum
bekanntesten deutschen Nachwuchs-
preis für junge Schriftsteller entwickelt.
AmMontag stellten die tags zuvor in Ber-
lin bestimmten Gewinner des Wettbe-
werbs, der in diesem Jahr zum zwanzigs-
ten Mal veranstaltet wurde und seit 2006
von der Frankfurter Crespo Foundation
gefördert wird, ihre Texte im Club
Orange Peel an der Frankfurter Kaiser-
straße vor, als Gäste der Veranstaltungs-
reihe „Text and Beat“, am ersten Abend
einer kurzen Tournee, die sie auch noch
nach Wien und Zürich führt.
Aus 623 Einsendungen hatte die Jury
zuvor 22 Finalisten ausgewählt. Zu ent-
scheiden hatten ihre Mitglieder, unter de-
nen Marcel Beyer, der derzeitige Stadt-
schreiber von Bergen-Enkheim, ebenso
ist wie die in Offenbach lebende Schrift-
stellerin Silke Scheuermann und ihr Kol-
lege Thomas von Steinaecker, über die
Vergabe von vier mit insgesamt 7500
Euro dotierten Preisen – drei für Prosa,
einer für Lyrik.
Im Gespräch mit Christian Metz, Lite-
raturwissenschaftler an der Frankfurter
Goethe-Universität und Moderator des
Abends, stellte Juan S. Guse seinen Pro-
satext „Pelusa“ vor, eine Kurzgeschichte
über ein junges Paar im patagonischen
Nirgendwo, für die er eine der Auszeich-
nungen erhalten hatte. Der 1989 in Seli-
genstadt geborene Mitherausgeber der
Literaturzeitschrift „Bella triste“ hat vor
vier Jahren in dem vom Frankfurter
Literaturhaus abgehaltenen Workshop
„Schreibzimmer“ mit dem Schreiben be-
gonnen, damals unter Leitung von Ricar-
da Junge. „Das war die Geburtsstunde
für diesen Gewinn“, sagte Guse im Ge-
spräch am Rande der Lesung.
Der zweite Preisträger mit hessischen
Wurzeln, der in Frankfurt geborene und
in Bad Soden lebende Martin Piekar, rezi-
tierte seine von der Jury mit dem Lyrik-
Preis ausgezeichneten Gedichte, unter ih-
nen der „Bastard-Zyklus“, die Auseinan-
dersetzung einer Ich-Figur mit ihren
Träumen und Erinnerungen sowie der
Realität. Diese Zerrissenheit, sagte der
22 Jahre alte Student, lasse sich auf seine
Heimatstadt übertragen. „Penner neben
Banktürmen und Autobahnen, die durch
Parks führen, das gibt es sonst nirgends.“
Vor fünf Jahren hat auch Piekar am
„Schreibzimmer“ teilgenommen, heute
ist er Mitglied der aus der Werkstatt her-
vorgegangenen Autorengruppe „Sexy
Underground“.
Der zweite Prosa-Preis ging an die 34
Jahre alte Sandra Gugić für „Junge
Frau, undatiert“, die Geschichte einer
Namenlosen, die mit dem Wohnort die
Identität wechselt. Ihren mit dem Publi-
kumspreis geehrten Text „Schaf e.V.“
las die in Berlin lebende Autorin Joey
Juschka. CONSTANZE EHRHARDT
Bernd-Pfarr-Sondermann-Preis
Eine „Sondermann Spendengala für die
Opfer karnevalistischer Umtriebe“ wur-
de jetzt in Erinnerung an den Zeichner
Bernd Pfarr (1958 bis 2004) imFrankfur-
ter Depot 1899 ausgerichtet. Mit Pfarrs
Kuriositäten erheiterten Festredner wie
Bernd Eilert, Hans Zippert, Leo Fischer
oder Andreas Platthaus, Redakteur die-
ser Zeitung. Der Sondermannverein
überreichte den mit 5000 Euro dotierten
Preis „Bernd Pfarr Sondermann für Ko-
mische Kunst“ an den Illustrator Chris-
toph Niemann. kcd.
Penner neben Banktürmen
Die Gewinner des „Open Mike“ lesen in Frankfurt
Nackter Ritter mit Filmrolle
Gongschlag zumTag des Zorns
Die Frankfurter Kantorei mit Cherubinis c-Moll-Requiem
Horizontale: Arbeit der Künstlergruppe „gelitin“ auf dem Roßmarkt Foto Frank Röth
Kurz & klein
Ehe die Oscar-Academy
ihre Exponate in Los
Angeles zeigt, werden sie
im Frankfurter Film-
museum erstmals der
Öffentlichkeit vorgestellt.
Von
Pascale Anja Dannenberg
Foto Frank Röth
KULTURCAMPUS
FRANKFURT
Bürgermeister Olaf Cunitz lädt ein:
Vom Konsensplan
zum Bebauungsplan
Informationsveranstaltung
Kulturcampus Frankfurt
Dienstag, 20. November, 18.30 Uhr
Planungsdezernat
Kurt-Schumacher-Straße 10
60311 Frankfurt am Main
Themen:
• Umsetzung Konsensplan / Strukturplan
• Stand der Planungen zur Kultur
• Neues aus den Arbeitsgruppen
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Telefon (069) 7501 - 3336
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HEUTE IN FRANKFURT
THEATER
Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele: Phädra,
Schauspiel von Jean Racine, 20 Uhr; Willy-Brandt-
Platz, www.schauspielfrankfurt.de, z21 24 94 94.
Die Käs: Anka Zink, Sexy ist was anderes, 20 Uhr;
Waldschmidtstraße 19, www.die-kaes.com,
z55 07 36.
Die Katakombe: Der Prinz von Homburg,
Schauspiel von Heinrich von Kleist, 20 Uhr;
Pfingstweidstraße 2, www.katakombe.de,
z49 17 25.
Die Schmiere: Hauptsache egal! – Irren ist
Standard, 20 Uhr; Seckbächer Gasse 4, www.die-
schmiere.de, z28 10 66.
Frankfurt Art-Bar: Stand Up Comedy Open Mic,
20.30 Uhr; Ziegelhüttenweg 32–34, www.
frankfurtartbar.de, z63 30 79 38.
Frankfurt LAB: Study #1, Choreografie von William
Forsythe, Musik von Thom Willems, 19.30 Uhr;
Schmidtstraße 12.
Fritz Rémond Theater: Loriots Dramatische Werke,
Schauspiel von Vicco von Bülow, 20 Uhr; Bernhard-
Grzimek-Allee 1, www.fritzremond.de, z43 51 66.
Gallus Theater: The Tortilla Curtain, Schauspiel von
T.C. Boyle, Platypus Theater Berlin, in engl. Sprache,
11, 16, 19 Uhr; Anmeldung: z75 80 60 20,
Kleyerstraße 15, www.gallustheater.de,
z75 80 60 20.
Gesellschaftshaus Palmengarten: Le Grand C,
Compagnie XY, Akrobatik, Tanz und Musik,
Europa-Kulturtage 2012, 20 Uhr; Palmengartenstra-
ße 11, www.palmengarten-gastronomie.de,
z90 02 91 51.
Jahrhunderthalle: Alive & Swingin’, Rea Garvey,
Xavier Naidoo, Sasha und Michael Mittermeier, a
Tribute to the Rat Pack, 20 Uhr; Pfaffenwiese 301,
www.jahrhunderthalle.de, z1 34 04 00.
Neues Theater Höchst: Varieté Herbst 2012, 16,
20 Uhr; Emmerich-Josef-Straße 46a, www.neues-
theater.de, z33 99 99 33.
Stalburg-Theater: Severin Groebner, Servus Piefke,
20 Uhr; Glauburgstraße 80, www.stalburg.de,
z25 62 77 44.
The English Theatre: Sweet Charity, Musical von Cy
Coleman, Dorothy Fields and Neil Simon, 19.30 Uhr;
Gallusanlage 7, www.english-theatre.de,
z24 23 16 20.
Theaterperipherie im Titania: Die im Dunkeln –
Ein Projekt über Menschen ohne Papiere,
Schauspiel, theaterperipherie, anschl. Publikumsge-
spräch, 19.30 Uhr; Basaltstraße 23, www.
theaterperipherie.de, z71 91 30 20.
Theatrallalla: Bäppi’s Couch Gebabbel, mit Prof.
Dr. Felix Semmelroth und Bäppi La Belle, 20 Uhr;
Friedberger Landstraße 296, www.theatrallalla.de,
z59 37 01.
Tigerpalast: Internationale Herbst-Winterrevue
2012/2013, 19, 22 Uhr; Heiligkreuzgasse 16–20,
www.tigerpalast.de, z9 20 02 20.
KONZERTE
Alte Oper: Anna Vinnitskaya, Klavier, Werke von
Brahms, Scrjabin, Debussy u.a. 20 Uhr; Opern-
platz 1, www.alteoper.de, z1 34 04 00.
Alte Oper, Großer Saal: Frankfurter Opern- und
Museumsorchester, Pier Giorgio Morandi, Leitung,
Chor der Oper Frankfurt, Matthias Köhler, Chor u.a.
„Maria Stuart” von Gaetano Donizetti, Oper
Konzertant, in ital. Sprache mit dt. Übertiteln,
Konzerteinführung 18.15 Uhr, 19 Uhr; Opernplatz 1,
www.alteoper.de, z1 34 04 00.
Batschkapp: Into Darkness 2012, mit Pain,
Moonspell, Swallow The Sun, Lake of Tears und
Gästen, 18 Uhr; Maybachstraße 24, www.
batschkapp.de, z95 21 84 10.
Caritas-Altenzentrum Sankta Teresa: Kateryna
Kasper und Andrea Capecci, Sopran und Klavier,
16 Uhr; Große Nelkenstraße 16.
Das Bett: Die Orsons, Deutscher Hip-Hop, 20 Uhr;
Schmidtstraße 12.
Dreikönigskirche: Kammerensemble Cologne,
20 Uhr; Dreikönigsstraße 32, www.
dreikoenigsgemeinde.de.
Gibson: PUR präsentiert: Ryan Leslie, R’n’B, 5
Minute Freshen Up, 21 Uhr; Zeil 85– 93, www.
gibson-club.de, z7 10 48 94 75.
Heilig-Geist-Kirche im Dominikanerkloster:
Coffey Anderson, 20 Uhr; Kurt-Schumacher-Stra-
ße 23.
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst:
Sonaten von Johannes Brahms, Dozentenkonzert
mit Sophia Jaffé, Violine; Björn Lehmann, Klavier,
19.30 Uhr; Eschersheimer Landstraße 29–39,
www.hfmdk-frankfurt.de, z1 54 00 73 34.
Jazzkeller: Jazz-Session, mit professioneller
Rhythmusgruppe, 21 Uhr; Kleine Bockenheimer
Straße 18a, www.jazzkeller.com, z28 85 37.
Mampf: Hans Maiwald Trio, 20.30 Uhr; Sandweg 64,
www.mampf-jazz.de, z44 86 74.
Musikkeller Summa Summarum: Gypsy Swing
Session, 21 Uhr; Klappergasse 3,
z01 73 / 1 68 56 74.
Nachtleben: Dritte Wahl, Support: FreiBier, 21 Uhr;
Kurt-Schumacher-Straße 45, www.batschkapp.de,
z2 06 50.
Osterkirche: Emil Mangelsdorff, Janusz Maria
Stefanski, Thilo Wagner und Vitold Rek, „Swing
tanzen verboten – als Jazzmusiker im III. Reich”,
Gesprächskonzert, 20 Uhr; Mörfelder Landstra-
ße 214, www.maria-magdalena-gemeinde.de,
z9 63 16 10.
Ponyhof: Myles, 21 Uhr; Klappergasse 16,
www.ponyhof-club.de.
St. Jakob Bockenheim: Bettina Strübel, Reihe:
Orgelpunkt am Mittwoch, Thema: Consolation,
18.30–19 Uhr; Kirchplatz 9, www.
evgemeindebockenheim.de, z77 47 42.
FILME
Berger Kino: Das grüne Wunder – Unser Wald,
15.10 Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 16, 18.30,
20.55 Uhr; Messner, 16.55 Uhr; Der Vorname,
19 Uhr; Cloud Atlas, 20.55 Uhr; Cloud Atlas (OV),
20.55 Uhr; Berger Straße 177, z9 45 03 30.
Cinema: Winterdieb, 15, 19 Uhr; Argo (OmU), 15.15,
18, 20.30 Uhr; Die Wand, 15.30, 20 Uhr; Robot &
Frank, 17 Uhr; Wie beim ersten Mal, 17.45 Uhr;
Pieta, 21 Uhr; Rossmarkt 7, www.arthouse-kinos.de,
z21 99 78 55.
Cinestar: Skyfall, 17, 18, 19.30, 20 Uhr; Hotel
Transsilvanien (3D), 17.10 Uhr; Agent Ranjid rettet
die Welt, 17.30 Uhr; Hotel Transsilvanien, 17.30 Uhr;
Madagascar 3: Flucht durch Europa, 17.40 Uhr; Niko
2 – Kleines Rentier, großer Held, 17.40 Uhr; Das
Schwergewicht, 17.50, 20.30 Uhr; Canakkale 1915
(Türkisch mit dt. Untertiteln), 19.40 Uhr; Cloud
Atlas, 20 Uhr; Cold Blood: Kein Ausweg. Keine
Gnade, 20 Uhr; 96 Hours – Taken 2, 20.20 Uhr;
Mainzer Landstraße 681, www.cinestar.de,
z0 18 05 / 11 88 11.
Cinestar Metropolis: Skyfall (OV), 13.30, 16.30,
19.40, 22.50 Uhr; Das Schwergewicht, 14, 16.45 Uhr;
Skyfall, 14, 16.30, 17, 20.30 Uhr; Madagascar 3:
Flucht durch Europa, 14.15 Uhr; Niko 2 – Kleines
Rentier, großer Held, 14.15, 16.15 Uhr; Wie beim
ersten Mal, 14.15 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D),
14.20 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 14.30 Uhr;
Hotel Transsilvanien, 14.30 Uhr; Argo, 16.45, 19.30,
23 Uhr; Cold Blood: Kein Ausweg. Keine Gnade,
20 Uhr; Possession – Das Dunkle in Dir, 20.40 Uhr;
Paranormal Activity 4, 22.45 Uhr; Looper, 23.15 Uhr;
96 Hours – Taken 2, 23.25 Uhr; Eschenheimer
Anlage 40, www.cinestar.de, z95 50 64 01.
E-Kinos: Agent Ranjid rettet die Welt, 13, 15 Uhr;
Gregs Tagebuch – Ich war’s nicht! 13 Uhr; Skyfall,
13, 16.30, 17, 20, 20.30 Uhr; Hotel Transsilvanien,
13.15, 15.30, 18 Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag
ihrer Majestät, 13.30, 16 Uhr; Das Schwergewicht,
14, 16.15, 18.30, 20.45 Uhr; Madagascar 3: Flucht
durch Europa, 14 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier,
großer Held, 14, 16 Uhr; Die Vermessung der Welt,
15.15, 18, 21 Uhr; Argo, 17.45, 20.30 Uhr; Omama-
mia, 18.30 Uhr; Love Is All You Need, 20 Uhr;
Sneakpreview, 20.30 Uhr; Savages, 20.45 Uhr;
Zeil 125, www.ekinos-frankfurt.de, z28 52 05.
Eldorado: Cloud Atlas, 20 Uhr; Schäfergasse 29,
www.ekinos-frankfurt.de, z28 13 48.
Filmforum Höchst: El regreso de Lencho – Die
Rückkehr von Lencho (Original mit engl. Unterti-
teln), 18.30 Uhr; El diablo no se quema – Der Teufel
brennt nicht (Original mit engl. Untertiteln),
20.30 Uhr; Emmerich-Josef-Straße 46a, www.
filmforum-höchst.de, z21 24 56 64.
Filmtheater Valentin: Late Bloomers, 18 Uhr; Wie
beim ersten Mal, 20 Uhr; Bolongarostraße 105,
www.filmtheater-valentin.de, z3 08 69 27.
Harmonie: Lore (2012), 15 Uhr; More than Honey,
15, 19 Uhr; Fraktus, 17, 21.15 Uhr; Angels’ Share –
Ein Schluck für die Engel, 17.15 Uhr; Oh Boy, 19.15,
21 Uhr; Dreieichstraße 54, www.arthouse-kinos.de,
z66 37 18 36.
Kinder- und Jugendclub Nieder-Erlenbach: König
Drosselbart, 16 Uhr; Große Bleiche 10, www.
kijuclub.de, z0 61 01 / 4 11 34.
Kino des Deutschen Filmmuseums: In den
Sümpfen (OV), 18 Uhr; Bled Number One – Back
Home (Original mit engl. Untertiteln), 20.30 Uhr;
Schaumainkai 41, www.deutsches-filmmuseum.de,
z9 61 22 02 20.
Mal Seh’n: Camp 14 – Total Control Zone (OmU),
18 Uhr; The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit,
20 Uhr; Adlerflychtstraße 6, www.malsehnkino.de,
z5 97 08 45.
Orfeo’s Erben: Sushi in Suhl, 17 Uhr; Ein griechi-
scher Sommer, Türkisches Filmfestival, 19 Uhr;
Zenne – Der Bauchtänzer: Dancer (OmU),
21.15 Uhr; Hamburger Allee 45, www.orfeos.de,
z70 76 91 00.
Weltkulturen Museum: Fold Crumple Crush: The
Art of El Anatsui, 19 Uhr; Schaumainkai 29–37,
www.weltkulturenmuseum.de, z21 23 59 13.
LITERATUR
Frankfurter Literaturtelefon: Monika Carbe, liest
aus „Neuseelandskizzen”, Gedichte, Literatur rund
um die Uhr, Tel.: 069/24246021, ; www.frankfurt.de,
z24 24 60 21.
Haus des Buches: Spuk! Wahnsinn! Teufelswerk!
„Das Nashorn schläft”, ein kleines Festival zum 75.
Geburtstag von F. K. Waechter, szenische Lesung,
Fliegende Volksbühne, 20 Uhr; Info:
z4 07 66 25 80, www.fliegendevolksbuehne.de,
Braubachstraße 16.
Literaturhaus Frankfurt: Iris Berben und Christoph
Amend, liest aus „Ein Jahr – ein Leben oder Ein
Mädchen von den Sternen”, 19.30 Uhr; Schöne
Aussicht 2, www.literaturhaus-frankfurt.de,
z7 56 18 40.
VORTRÄGE
Archäologisches Museum: Kirchengrab und
Grabkirche, Elitenbestattung in merowingerzeit-
lichen Kirchen, von Dr. Sebastian Ristow, Europa-
Kulturtage 2012, 18 Uhr; Karmelitergasse 1,
www.archaeologisches-museum.frankfurt.de,
z21 23 58 96.
Cafébar im Kunstverein: Zusammenhalt. Die Stadt
und ihre Brüche, mit Peter Lindner, Daniela Wanger,
Klaus Ronneberger und Dieter von Lübke, Reihe:
Eine Stadt für alle? Heinrich-Boell-Stiftung Hessen
e.V. 19.30 Uhr; Markt 44, www.fkv.de,
z84 77 08 63.
Goethe-Universität, Campus Bockenheim:
Mineralische Rohstoffe in Sachsen und andere
Rohstoffprojekte in Deutschland – Chancen für die
Zukunft, von Prof. Dr. Thomas Seifert, Reihe: Der
Kampf um die Rohstoffe, Hörsaal H 14, 18.15 Uhr;
Senckenberganlage 31, www.uni-frankfurt.de,
z79 80.
Historisches Museum: Der Euro und seine
Vorläufer, von Dr. Gunther Quarg, Frankfurter
Numismatische Gesellschaft, 18 Uhr; Die schwarze
Schmach, Vortrag, eine rassistische Kampagne im
Deutschland der Zwanziger Jahre, von Dr. Iris
Wigger, 19 Uhr (abgesagt); Fahrtor 2, www.
historisches-museum-frankfurt.de, z21 23 51 54.
K-1 BusinessClub GmbH: Berufsfindung
– Umorientierung, Studienwahl, Work-Life-Balance,
Diskussion, Infoabend, Perspektive X, 19–20 Uhr;
Hanauer Landstraße 204, www.k1bc.de.
Museum für Angewandte Kunst, Historische Villa
Metzler: Agnes Meyer und Thomas Mann. Die
Geschichte einer unerwiderten Liebe, von Prof. em.
Dr. Hans Vaget, Transatlantischer Mittwoch,
19.30 Uhr; Schaumainkai 17, www.
angewandtekunst-frankfurt.de, z21 23 40 37.
Romanfabrik: Über das fiktive Spekulationskapital,
Kurzvortrag von Rudolf Hickel, anschl. Gespräch mit
Micha Brumlik, Ruthard Stäblein und dem
Publikum, Philosophisches Café, 20.30 Uhr
(abgesagt); Hanauer Landstraße 186, www.
romanfabrik.de, z4 94 09 02.
Saalbau Bockenheim: Wie die USA in Nahost ihre
Führung und ihren Weltfrieden voranbringen,
Diskussion der politischen Zeitschrift Gegenstand-
punkt, 19 Uhr; Schwälmer Straße 28, www.saalbau.
com, z77 75 46.
Stadtteilbibliothek Schwanheim: @ Wir zeigen’s
Ihnen! Interneteinführung mit persönlicher
Betreuung, 9–11 Uhr; Anmeldung erforderlich,
Alt-Schwanheim 6, www.stadtbuecherei.frankfurt.
de, z35 77 33.
Zentralbibliothek: Weiterbildung Rhein-Main,
Beratung der Walter-Kolb-Stiftung über allgemein-
bildende, schulische und berufliche Weiterbildung,
16.30–18.30 Uhr; Jenseits der bürgerlichen
Gesellschaft – Refeudalisierung und Postdemokra-
tie, von Sighard Neckel, Reihe: à jour: An der
Grenze? Über die Zukunft der Moderne, 19.30 Uhr;
Hasengasse 4, www.stadtbuecherei.frankfurt.de,
z21 23 80 80.
KINDER
Abenteuerspielplatz Riederwald: Abenteuerspiel-
platz Riederwald, Pädagogisch betreuter
Abenteuerspielplatz im Außengelände, 11–17 Uhr;
Kirschenallee, www.abenteuerspielplatz.de,
z42 10 50.
Eselsohr: Wenn einer eine Reise macht, dann kann
er was erzählen … von 8 bis 11 Jahren, Rahmen-
programm zur Frankfurter LeseEule, 19.30 Uhr; Info:
www.kinderkultur-frankfurt.de,Anmeldung
erforderlich, Am Weingarten 11, www.eselsohr-
buchhandlung.de, z70 68 11.
KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek:
LeseMinis, ab 4 Jahren, „Der Froschkönig oder der
eiserne Heinrich” von den Gebrüdern Grimm,
16 Uhr; Anmeldung erforderlich, Arnsburger
Straße 24, www.stadtbuecherei.frankfurt.de,
z21 23 16 31.
Löwenhof: Kleiner Klaus, großer Klaus, TheaterGrü-
neSosse, ab 6 Jahren, 9.30, 11 Uhr; Löwengasse 27.
Museum Giersch: Suchen, sammeln, Schätze
zeigen…, von 5 bis 10 Jahren, in der Ausstellung
„Kunstschätze des Mäzens Heinrich von Liebieg”,
15.30–17.30 Uhr; Anmeldung erforderlich,
Schaumainkai 83, www.museum-giersch.de,
z63 30 41 28.
Nikolauskapelle Bergen-Enkheim: Maulwurf
Grabowski, Theater Mär, ab 4 Jahren, 15 Uhr;
Marktstraße 56, www.saalbau.com, z15 30 81 20.
Römer: Marie-Aude Murail, liest aus „Das ganz und
gar unbedeutende Leben der Charity Tiddler”, ab
12 Jahren, in französischer Sprache, Tobias Scheffel,
Übersetzung, Rahmenprogramm zur Frankfurter
LeseEule, Schwanenhalle, 18 Uhr; Info: www.
kinderkultur-frankfurt.de,Anmeldung:
z21 23 64 95, Römerberg 19, www.frankfurt.de,
z21 23 85 89.
Senckenberg Naturmuseum: Forschen in der
dunklen Jahreszeit: Experimente mit Licht und
Schatten, Begleitprogramm zur Ausstellung „Licht
und Farbe”, von 7 bis10 Jahren, Experiment
Museum, 16–17.30 Uhr; Anmeldung: www.sencken-
berg.de/veranstaltungen, Senckenberganlage 25,
www.senckenberg.de, z7 54 20.
Stadtteilbibliothek Dornbusch: LeseMinis, ab 4
Jahren, „Die große Reise von Fräulein Pauline” von
Charlotte Gastaut, 15 Uhr; Anmeldung:
z21 23 45 03, Eschersheimer Landstraße 248,
www.stadtbuecherei.frankfurt.de, z21 23 45 03.
Stadtteilbibliothek Nieder-Eschbach: LeseZau-
ber-Fest, „Die Bremer Stadtmusikanten”, Puppen-
theater Kolibri – Theaterstück, Ausstellung und
Buchverlosung, ab 4 Jahren, 15 Uhr; Urseler
Weg 27, www.stadtbuecherei.frankfurt.de,
z21 27 56 87.
Stadtteilbibliothek Niederrad: SchülerInfos, Ein
Lesetrainer ganz für dich allein, ab 1. Klasse,
15–16 Uhr; Anmeldung: z67 46 73, Haardtwald-
platz 3, www.stadtbuecherei.frankfurt.de,
z67 46 73.
Stadtteilbibliothek Rödelheim: LeseZauber-Fest,
„Puppen.etc: Das Glück, das nicht vom Baum fallen
wollte“– Theaterstück, Ausstellung und Buchverlo-
sung, ab 4 Jahren, 15 Uhr; Radilostraße 17–19,
www.stadtbuecherei-frankfurt.de, z78 30 58.
Stadtteilbibliothek Seckbach: LeseMinis, ab 4
Jahren, „Freunde fürs Leben” von Florence Seyvos,
16.30 Uhr; Arolser Straße 11, www.stadtbuecherei.
frankfurt.de, z47 37 05.
WEITERE VERANSTALTUNGEN
Archäologisches Museum: Königinnen der
Merowinger, Adelsgräber aus den Kirchen von Köln,
Saint-Denis, Chelles und Frankfurt, 18 Uhr;
Karmelitergasse 1, www.archaeologisches-
museum.frankfurt.de, z21 23 58 96.
Ausstellungshalle: Eröffnung: Bernd Wolf und
Michael Kolod, Malerei und Objekte, Michael
Hierholzer, Einführung, 19 Uhr; Schulstraße 1a,
www.ausstellungshalle.info, z96 20 01 88.
Basis Gutleutstraße: Pablo Pijnapple, Mirror Facing
Mirror, 18 Uhr; Gutleutstraße 8–12, www.basis-
frankfurt.de, z40 03 76 17.
Die Galerie: Eröffnung: Johannes Heisig, Malerei,
18.30 Uhr; Grüneburgweg 123, www.die-galerie.
com, z9 71 47 10.
Experiminta Science Center: Teufelsrad-Vorfüh-
rung, 15.30 Uhr; Hamburger Allee 22–24,
www.experiminta.de, z71 37 96 90.
Frankfurter Kunstverein: Contact. Artists from
Aotearoa/New Zealand, 18 Uhr; Markt 44,
www.fkv.de, z2 19 31 40.
Historisches Museum: Die Dritte Welt im Zweiten
Weltkrieg, Führung mit Silke Lohmann, 18 Uhr;
Fahrtor 2, www.historisches-museum-frankfurt.de,
z21 23 51 54.
Jüdisches Museum: Arnold Daghani und Charlotte
Salomon, Erinnerung – Bild – Wort, 18 Uhr;
Untermainkai 14–15, www.juedischesmuseum.de,
z21 23 50 00.
Kunstraum Bernusstraße: Eröffnung: Victor
Sanovec, 1984–2012 – Arbeiten von Victor Sanovec,
19 Uhr; Bernusstraße 18, www.kunstraum-
bernusstrasse.de, z97 78 36 56.
Liebieghaus Skulpturensammlung: Kunst und
Religion, Senioren Wrestling, 19 Uhr; Schaumain-
kai 71, www.liebieghaus.de, z6 50 04 90.
Museum für Angewandte Kunst: Eröffnung: In
heißer Lieb’ gebraten – Plastiken von Caro
Suerkemper, Intervention in den Epochenräumen
der Historischen Villa Metzler, 19 Uhr; Schaumain-
kai 17, www.angewandtekunst-frankfurt.de,
z21 23 40 37.
Museum für Kommunikation: Willst du mit mir
gehen? Botschaften unter der Schulbank, 16 Uhr;
Tempo Tempo! Im Wettlauf mit der Zeit, Führung,
17 Uhr; Schaumainkai 53, www.mfk-frankfurt.de,
z6 06 00.
Museum für Moderne Kunst: Zeit, Führung mit
Marta McClennan, 11 Uhr; Fotografie Total, Führung
mit Bianca Knall, 18 Uhr; MMK Sunset, Kurzfüh-
rungen, Kuratoren- und Künstlergespräche, zur
Ausstellung „Thomas Scheibitz. One-Time Pad”,
19–0 Uhr; Domstraße 10, www.mmk-frankfurt.de,
z21 23 04 47.
Museum Giersch: Kunstschätze des Mäzens
Heinrich von Liebieg, 17.30 Uhr; Schaumainkai 83,
www.museum-giersch.de, z63 30 41 28.
Schirn Kunsthalle: Gustave Caillebotte, Ein
Impressionist und die Fotografie, 11 Uhr; Privat,
19 Uhr; Römerberg, www.schirn.de, z2 99 88 20.
Städel Museum: Wahnsinn in der Kunst des 19.
Jahrhunderts, Führung mit Maureen Alexandra
Ogrocki, in der Ausstellung „Schwarze Romantik”,
18.30 Uhr; Art Talks, Führung in engl. Sprache, Line,
Figure and Form in Raphael’s Drawings, 19 Uhr;
Raffael, Zeichnungen, 19.30 Uhr; Schaumainkai 63,
www.staedelmuseum.de, z6 05 09 80.
HEUTE IN RHEIN-MAIN
ASCHAFFENBURG
A KONZERTE
i
Colos-Saal: Randy Hansen & Band,
20 Uhr; Rossmarkt 19, www.colos-saal.de,
z0 60 21 / 2 72 39.
Hofgarten-Kabarett: Frank Keller’s Acoustic
Lounge, „The walk of fame”, 20 Uhr; Hofgartenstra-
ße 1a, www.hofgarten-kabarett.de,
z0 60 21 / 20 04 55.
A FILME
i
Casino-Filmtheater Aschaffenburg:
Madagascar 3: Flucht durch Europa, 15 Uhr; Robot
& Frank, 15.30 Uhr; Argo, 16.45, 19 Uhr; More than
Honey, 17.15 Uhr; Omamamia, 19 Uhr; Vielleicht
lieber morgen, 21 Uhr; Fraktus, 21.15 Uhr;
Ohmbachsgasse 1, www.casino-aschaffenburg.de,
z0 60 21 / 4 51 07 72.
Kinopolis: Hotel Transsilvanien, 14 Uhr; Skyfall, 14,
16.30, 16.45, 19.30, 20.15, 23 Uhr; Asterix & Obelix
– Im Auftrag ihrer Majestät, 14.10 Uhr; Madagascar
3: Flucht durch Europa (3D), 14.10, 16.45 Uhr; Hotel
Transsilvanien (3D), 14.15, 17 Uhr; Agent Ranjid
rettet die Welt, 14.30, 16.40 Uhr; Niko 2 – Kleines
Rentier, großer Held, 15 Uhr; Die Hochzeit unserer
dicksten Freundin, 17.15 Uhr; Das Schwergewicht,
17.30, 20.20, 23.15 Uhr; 96 Hours – Taken 2,
18.45 Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; Die Vermessung
der Welt (3D), 19.45 Uhr; Hasta la vista! 20 Uhr;
Paranormal Activity 4, 21, 23.15 Uhr; Sneakpreview,
22.45 Uhr; Goldbacher Straße 25–27, www.
kinopolis.de/aschaffenburg, z0 60 21 / 35 73 57.
BAD HOMBURG
A THEATER
i
Erstes Deutsches Äppelwoi-Theater:
Der König von Mallorga, Super-Show der 90er
Jahre, 20 Uhr; Louisenstraße 58, www.deutsches-
aeppelwoi-theater-bad-homburg.de,
z0 61 72 / 17 81 10.
A KONZERTE
i
Altana Kulturstiftung im
Sinclair-Haus: Lehrende der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst, Japanische Komponisten
des 20. Jahrhunderts, Werke von Yoritsune
Matsudaira, Toru Takemitsu u.a. 19 Uhr; Löwengas-
se 15, www.altana-kulturstiftung.de,
z0 61 72 / 40 41 20.
A FILME
i
Kaskade: Ice Age 4 – Voll verschoben,
15 Uhr; Skyfall, 16, 20 Uhr; Holy Motors, 17.30,
20 Uhr; Seedammweg, www.galax-cinema.de,
z0 61 72 / 48 92 09.
A VORTRÄGE
i
Klink Dr. Baumstark: Korea – Reise
in ein geteiltes Land, Dia-Vortrag von Horst Liebelt,
19.30 Uhr; Viktoriaweg 18, www.klinik-dr-
baumstark.de, z0 61 72 / 40 70.
BAD NAUHEIM
A FILME
i
Fantasia Filmtheater: Skyfall, 17,
20.15 Uhr; Kurstraße 3, www.kino-badnauheim.de,
z0 60 32 / 28 77.
BAD SODEN
A FILME
i
Kur-Theater: Wer’s glaubt wird selig,
20 Uhr; Zum Quellenpark 2, www.galax-cinema.de,
z0 61 96 / 2 77 33.
BAD VILBEL
A THEATER
i
Theater Alte Mühle: Robert Kreis,
Kabarett, Ach, du liebe Zeit, 20 Uhr; Lohstraße 13,
www.kultur-bad-vilbel.de, z0 61 01 / 55 94 55.
DARMSTADT
A THEATER
i
Staatstheater, Foyer: Aktion
Theaterfoyer, musikalischer Nachmittag, 16 Uhr;
Georg-Büchner-Platz 1, www.staatstheater-
darmstadt.de, z0 61 51 / 2 81 16 00.
Comedy Hall/Kikeriki-Theater: Faust – ein
teuflisches Jahrmarktspiel, Schauspiel, 20.30 Uhr;
Heidelberger Straße 131, www.comedyhall.de,
z0 61 51 / 96 42 66.
Die Komödie Tap: Taxi Taxi !! oder Doppelt leben
hält besser, Schauspiel von Ray Cooney, 20.15 Uhr;
Bessunger Straße 125, www.die-komoedie-tap.de,
z0 61 51 / 3 35 55.
West Side Theatre: The Sea, Schauspiel von
Edward Bond, ESOC-Theatre Group, 20 Uhr;
Landwehrstraße 58, www.westsidetheatre.de,
z0 61 51 / 4 92 46 21.
A KONZERTE
i
An Sibin: Open-Mic-Night, Mixed,
offene Bühne, 21 Uhr; Landgraf-Georg-Straße 25,
www.ansibin.com, z0 61 51 / 2 04 52.
Centralstation: Eric Bibb & Habib Koité, Weltmusik,
19.30 Uhr; Im Carree, www.centralstation-
darmstadt.de, z0 61 51 / 3 66 88 99.
Goldene Krone: Kitsch, Rock, 21 Uhr; Schustergas-
se 18, www.goldene-krone.de, z0 61 51 / 2 13 52.
Schlösschen im Prinz-Emil-Garten: Tanz mit
Gesang und Livemusik, Mixed, 14–17 Uhr;
Heidelberger Straße 56, www.nbh-darmstadt.de,
z0 61 51 / 6 32 78.
A FILME
i
Cinemaxx Darmstadt: Madagascar 3:
Flucht durch Europa (3D), 14.30, 17 Uhr; Niko 2
– Kleines Rentier, großer Held (3D), 14.30,
16.45 Uhr; Skyfall, 14.30, 15.45, 17.15, 19.30, 20,
20.45, 22.30 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.45,
17.45, 18.45 Uhr; Das Schwergewicht, 15, 17.45,
20.30, 23.15 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt,
15.15, 17.30 Uhr; Tom und Hacke, 15.30 Uhr; Posses-
sion – Das Dunkle in Dir, 18, 20.30, 23 Uhr; Cloud
Atlas, 19.30 Uhr; 96 Hours – Taken 2, 19.45 Uhr;
Paranormal Activity 4, 21, 23.15 Uhr; Sneakpreview,
23.15 Uhr; Goebelstraße 11, www.kinos-darmstadt.
de, z0 61 51 / 8 70 58 68.
Festival: Wie beim ersten Mal, 20.30 Uhr;
Wilhelminenstraße 9, www.helia-kinos.de,
z0 61 51 / 2 97 89.
Helia: Hotel Transsilvanien, 14.45, 18 Uhr; Niko 2
– Kleines Rentier, großer Held, 14.45 Uhr; Skyfall,
14.45 Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer
Majestät, 15 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch
Europa, 15, 17.30 Uhr; Gregs Tagebuch – Ich war’s
nicht! 15.30 Uhr; Die Vermessung der Welt (3D),
16.45, 20.15 Uhr; Skyfall (OV), 17, 19.45 Uhr; Robot &
Frank, 17.45 Uhr; Der Verdingbub, 18 Uhr; Cloud
Atlas, 19.30 Uhr; Savages, 20 Uhr; Mann tut was
Mann kann, 20.15 Uhr; Die Hochzeit unserer
dicksten Freundin, 20.30 Uhr; Wilhelminenstraße 9,
www.citydome.de, z0 61 51 / 2 97 89.
Pali: Skyfall, 14.45, 16.30, 20 Uhr; Luisenstraße 10,
www.citydome.de, z0 61 51 / 2 97 89.
Rex: More than Honey, 17, 19 Uhr; Argo, 17.30,
20.30 Uhr; Die Wand, 18.15, 20.45 Uhr; Vielleicht
lieber morgen, 18.15 Uhr; Hard Candy, 20.45 Uhr;
Omamamia, 21 Uhr; Grafenstraße 18–20,
www.citydome.de, z0 61 51 / 2 97 89.
A KINDER
i
Schlösschen im Prinz-Emil-Garten:
Geschichten vorlesen mit Romy, Lesung, 15–
16.30 Uhr; Heidelberger Straße 56, www.nbh-
darmstadt.de, z0 61 51 / 6 32 78.
A WEITERE VERANSTALTUNGEN
i
Schenck
Technologiepark: Kleinplastik aus Ägypten,
Führung, mit Annika Potzgalski, 18 Uhr; Landwehr-
straße 55, www.schenck-technologiepark.de,
z0 61 51 / 32 12 00.
FRIEDRICHSDORF
A FILME
i
Kino Köppern: Was bleibt, 20 Uhr;
Köpperner Straße 70, www.kinokoeppern.de,
z0 61 75 / 10 39.
HANAU
A FILME
i
Kinopolis: Hotel Transsilvanien,
14.15 Uhr; Skyfall, 14.20, 16.40, 17.30, 20, 20.40,
22.45 Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer
Majestät, 14.30 Uhr; Gregs Tagebuch – Ich war’s
nicht! 14.30 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch
Europa (3D), 14.30, 16.20 Uhr; Das Schwergewicht,
15, 17.30, 20, 22.45 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier,
großer Held, 15 Uhr; Der Lorax, 15.30 Uhr; Agent
Ranjid rettet die Welt, 16.45, 19 Uhr; Die Vermes-
sung der Welt (3D), 17, 20 Uhr; Liebe, 17 Uhr; Hotel
Transsilvanien (3D), 17.30 Uhr; Wie beim ersten Mal,
18.30 Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; Skyfall (OV),
19.30 Uhr; Possession – Das Dunkle in Dir, 20.45,
23 Uhr; 96 Hours – Taken 2, 21 Uhr; Sneakpreview,
22.30 Uhr; Paranormal Activity 4, 22.50 Uhr;
Canakkale 1915 (OmU), 23 Uhr; Am Steinheimer
Tor 17, www.kinopolis.de/hu, z0 61 81 / 42 82 52.
A WEITERE VERANSTALTUNGEN
i
Marktplatz:
Hanauer Wochenmarkt, Obst, Gemüse, Blumen,
Fleisch und weiter Produkte, 6–14 Uhr; Info: www.
hanau.de.
Weihnachtsgeschenkidee
Kurhaus Bad Homburg
Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden
Herbert Siebert
Sonntag, 23. Dezember 2012, 17.00 Uhr
Festliches
Weihnachtskonzert
Werke von
G.F. Händel, W.A. Mozart, E. Humperdinck,
J. Strauß u. a.
Claudia Grundmann, Sopran
Bernd-Peter Arnold, Moderation
Extra-Chor Staatstheater Wiesbaden
Projekt-Chor Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden
Samstag, 12. Januar 2013, 19.00 Uhr
Neujahrskonzert
Werke von
G. Puccini, C.M. Ziehrer, J. Offenbach, J. Strauß u. a.
Anja Stader, Sopran
Bernd-Peter Arnold, Moderation
Wer für beide Konzerte Karten erwirbt,
erhält 20 % Ermäßigung.
Vorverkauf an allen üblichen Vorverkaufsstellen:
Tourist Info + Service Kurhaus Bad Homburg,
Telefon 0 61 72 / 178 37 10
Frankfurt Ticket RheinMain,
Hauptwache B-Ebene und Call Center
Telefon 069 / 1 34 04 00
www.johann-strauss-orchester-wiesbaden.de
Ausschreibungsbekanntmachung
Öffentliche Ausschreibung VOL/A
Die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe – Der Magistrat – schreibt folgende Leistung nach
VOL/A aus:
Personalservice, Beihilfebearbeitung
Vergabe-Nr. Kosten Submissionstermin
HG-2012-0188 10,00 € 07.12.2012; 11:00 Uhr
Die Vergabeunterlagen können schriftlich bis zum 30.11.2012 bei der Stadt Bad Homburg
v.d.Höhe – Der Magistrat – Fachbereich Recht, Vergabestelle, Rathausplatz 1, 61348
Bad Homburg v.d.Höhe (Fax: 06172/100-3099 oder [email protected]), mit
Einzahlungsbeleg oder Verrechnungsscheck angefordert werden.
Girokonto Nr. 2512-609, BLZ 500 100 60, Geldinstitut: Postbank Frankfurt;
Kassenzeichen: FAD 138211 (bitte unbedingt angeben!)
Die vollständige Bekanntmachung kann unter www.had.de oder www.bad-homburg.de
eingesehen werden. Nach Abschluss eines Zugangs stehen die Vergabeunterlagen
unter www.vergabe24.de zur Ansicht und zum Download zur Verfügung (jeweils
NRVWHQSÀLFKWLJ Die Kosten werden nicht erstattet.
Magistrat der Stadt Bad Homburg v.d.Höhe, 07.11.2012
HOCHTAUNUSKREIS Der Kreisausschuss
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5, 61352 Bad Homburg v.d.Höhe
Öffentliche Ausschreibung
gemäß VOL/A, § 3 (1)
Der Kreisausschuss des Hochtaunuskreises, Ludwig-Erhard-Anlage 1 - 5,
61352 Bad Homburg v. d. Höhe, beabsichtigt, die Beschaffung von
Lehrmitteln des Herstellers LD Leybold Didactic
als Ergänzung zur vorhandenen Leybold-Ausstattung
für das Gymnasium Oberursel - Ausschreibung Nr. 36/2012
Veröffentlichung in Hessischer Ausschreibungsdatenbank:
HAD-Nr. 2018/598
auf dem Wege einer öffentlichen Ausschreibung an geeignete Firmen zu verge-
ben.
Die Lieferung muss innerhalb 8 Wochen nach Zuschlagserteilung, spätestens am
08.03.2013, erfolgen.
Die Zahlungsbedingungen und die Eigenerklärung des Bieters sind in den Verdin-
gungsunterlagen enthalten.
Die Ausschreibungsunterlagen können bis Freitag, den 30.11.2012 mit Angabe
der Ausschreibungsnr. 36/2012 per E-Mail, [email protected] oder
unter der Anschrift
Der Kreisausschuss des Hochtaunuskreises
Fachbereich 10.00 – Einkauf –
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5
61352 Bad Homburg v. d. Höhe
schriftlich angefordert werden. Auskünfte zum Vergabeverfahren erteilt Herr Löw
(06172/999-1010).
Das Angebot muss in allen Bestandteilen in deutscher Sprache abgefasst werden.
Das Angebot ist fest verschlossen und fristgerecht an den Hochtaunuskreis,
Der Kreisausschuss, Postfach 19 41, 61289 Bad Homburg v. d. Höhe, zu sen-
den oder bei der Posteingangsstelle der Kreisverwaltung Ludwig-Erhard-Anlage 1,
61352 Bad Homburg v.d.Höhe, abzugeben.
Die Angebotsfrist läuft am Mittwoch, den 05.12.2012 um 09.00 Uhr ab.
Die Zuschlags- und Bindefrist läuft bis Freitag, den 11.01.2013.
Zuschlagskriterium ist der Preis.
Es wird darauf hingewiesen, dass Bewerber mit der Abgabe ihres Angebotes auch
den Bestimmungen über nicht berücksichtigte Angebote gemäß § 19 VOL/A un-
terliegen.
Bad Homburg v. d. Höhe, 12. November 2012
Ulrich Krebs
Landrat
17.+18. November 2012
Stadthalle Oberursel
Sa.10-18 Uhr · So.11-17 Uhr
Messe und Vorträge
Information und Beratung
Veranstalter: fokus O. e.V. · ©Kappus W
erbeservice, Oberursel
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14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 SEI TE 37 Termine
HEUTE IN RHEIN-MAIN
HOFHEIM
A THEATER
i
ShowSpielhaus Main Taunus: Abba
Makabra, Show, von Hans-Jürgen Mock, 20 Uhr;
Hattersheimer Straße 31, www.showspielhaus.de,
z01 80 / 5 04 03 00.
A FILME
i
Cinepark: Madagascar 3: Flucht durch
Europa (3D), 14.45 Uhr; Asterix & Obelix – Im
Auftrag ihrer Majestät, 15 Uhr; Hotel Transsilvanien
(3D), 15 Uhr; Skyfall, 17, 20.15 Uhr; Skyfall (OV), 17,
20.30 Uhr; Das Schwergewicht, 17.30, 20 Uhr;
Sneakpreview, 22.30 Uhr; Chinonplatz 6, www.kino-
hofheim.de, z0 61 92 / 9 28 38 33.
KARBEN
A FILME
i
Cinepark Karben: Hotel Transsilvanien
(3D), 15 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa,
15 Uhr; Skyfall, 17, 20.30 Uhr; Das Schwergewicht,
17.30, 20 Uhr; Robert-Bosch-Straße 62, www.kino-
karben.de, z0 60 39 / 93 26 04.
KELKHEIM
A FILME
i
Kino Kelkheim: Skyfall, 20 Uhr; Der
atmende Gott – Eine Reise zum Ursprung des
modernen Yoga, 20.30 Uhr; Hornauer Straße 102,
www.kino-kelkheim.de, z0 61 95 / 6 55 77.
KRONBERG
A FILME
i
Kronberger Lichtspiele: Skyfall, 17,
20.15 Uhr; Friedrich-Ebert-Straße 1, www.
kronberger-lichtspiele.de, z0 61 73 / 7 93 85.
MAIN-TAUNUS-ZENTRUM
A FILME
i
Kinopolis Main-Taunus: Asterix & Obelix
– Im Auftrag ihrer Majestät, 14 Uhr; Skyfall, 14,
15.45, 16.20, 16.45, 17.20, 19.45, 20.10, 20.40,
22.45 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa,
14.20 Uhr; Das Schwergewicht, 14.50, 17.30, 20,
22.45 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.50,
17.25 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held,
14.50 Uhr; Hotel Transsilvanien, 15.20 Uhr; Die
Vermessung der Welt (3D), 16.30, 19.50 Uhr; Agent
Ranjid rettet die Welt, 16.40, 21 Uhr; Argo, 17, 20,
23 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D),
17.20 Uhr; Ziemlich beste Freunde, 17.45 Uhr;
Vielleicht lieber morgen, 17.50 Uhr; Die Hochzeit
unserer dicksten Freundin, 18.50 Uhr; Skyfall (OV),
19.25 Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; 96 Hours – Taken
2, 20.10 Uhr; Possession – Das Dunkle in Dir, 20.25,
22.55 Uhr; Paranormal Activity 4, 20.30 Uhr;
Harodim – Nichts als die Wahrheit? 23.10 Uhr;
Sneakpreview, 23.15 Uhr; Main-Taunus-Zentrum,
www.kinopolis.de/su, z3 14 03 15.
MAINZ
A THEATER
i
Staatstheater, Großes Haus: Rewind
I, Ballett, Ballettprogramm in drei Teilen, 19.30 Uhr;
Gutenbergplatz 7, www.staatstheater-mainz.de,
z0 61 31 / 2 85 12 22.
Staatstheater, Kleines Haus: Warten auf Godot,
Schauspiel von Samuel Beckett, 19.30 Uhr;
Gutenbergplatz 7, www.staatstheater-mainz.de,
z0 61 31 / 2 85 12 22.
Frankfurter Hof: Carolin Kebekus, Comedy, Pussy
Terror, 20 Uhr; Augustinerstraße 55, www.
frankfurter-hof-mainz.de, z0 61 31 / 28 62 10.
Kammerspiele: Tschick, Schauspiel von Wolfgang
Herrndorf, 20 Uhr (ausverkauft); Rheinstraße 4,
www.mainzer-kammerspiele.de,
z0 61 31 / 22 50 02.
Unterhaus: Thomas Freitag, Der kaltwütige Herr
Schüttlöffel, 20 Uhr; Münsterstraße 7, www.
unterhaus-mainz.de, z0 61 31 / 23 21 21.
A KONZERTE
i
Kulturcafé: Jazz am Mittwoch,
Open-Stage und Jam-Session, 21.30 Uhr;
Becherweg 5, www.kulturcafe-mainz.de,
z0 61 31 / 3 92 40 63.
Kulturzentrum KUZ: Eric Sardinas, Levell Price und
Bryan Keeling, Weltmusik, 20 Uhr; Dagobertstra-
ße 20b, www.kuz.de, z0 61 31 / 28 68 60.
A FILME
i
Bar Jeder Sicht: Kino am Mittwoch, Four
Letter Word, 20.30 Uhr; Hintere Bleiche 29,
www.sichtbar-mainz.de, z0 61 31 / 5 54 01 65.
Capitol: Cloud Atlas (OmU), 20 Uhr; Neubrunnen-
straße 9, www.programmkinos-mainz.de,
z0 61 31 / 2 13 34 95.
CinéMayence: Sag, dass du mich liebst (OmU),
20.30 Uhr; Schillerstraße 11, www.cinemayence.de,
z0 61 31 / 22 83 68.
Cinestar: Skyfall, 14, 15, 17.30, 18.30, 19.40, 20.30,
21.15, 22, 22.30 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D),
14.05 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held,
14.15 Uhr; Hotel Transsilvanien, 14.20, 16.50 Uhr;
Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.35 Uhr;
Agent Ranjid rettet die Welt, 14.55, 17.15 Uhr; Das
Schwergewicht, 15.10, 20.40 Uhr; Argo, 16.40,
19.30, 22.40 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch
Europa (3D), 17 Uhr; Mann tut was Mann kann,
17.50 Uhr; Cloud Atlas, 20 Uhr; Cold Blood: Kein
Ausweg. Keine Gnade, 20 Uhr; 96 Hours – Taken 2,
23.15 Uhr; Paranormal Activity 4, 23.20 Uhr;
Holzhofstraße 1, www.cinestar.de,
z0 61 31 / 2 06 84 01.
Palatin: Skyfall (OV), 17.15, 20.15 Uhr; Die Wand,
17.30 Uhr; Fraktus, 18.45, 20.45 Uhr; More than
Honey, 19 Uhr; Die Vermessung der Welt, 20 Uhr;
Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel, 20.45 Uhr;
Hintere Bleiche 6–8, www.programmkinos-mainz.
de, z0 61 31 / 2 13 34 95.
Residenz und Prinzess: Die Vermessung der Welt,
17, 19.30 Uhr; Omamamia, 17.30 Uhr; Wie beim
ersten Mal, 20 Uhr; Große Langgasse 5–7,
www.cinestar.de, z0 61 31 / 6 69 25 56.
A LITERATUR
i
Mainzer Kulturtelefon: Brigitta
Dewald-Koch, liest aus „Am falschen Ort”, Literatur
rund um die Uhr, Tel.: 06131/693944, ; www.
mainzer-kulturtelefon.de, z0 61 31 / 69 39 44.
A VORTRÄGE
i
Institut Français: Das literarische
Chanson – Vertonung französischer Lyrik, von
Gerhard Dörr, Salon, 19.30 Uhr; Schillerstraße 11.
DARMSTADT. Zwei herausragende Vertreter ihres Fachs geben sich die Ehre: Eric
Bibb, einer der derzeit einflussreichsten Künstler des amerikanischen Blues, und
Habib Koité, eine der wichtigsten Stimmen Westafrikas. Gemeinsam wollen sie
ihr Publikum die spirituelle Dimension von Musik spüren lassen. Die Künstler
treffen heute abend 19.30 Uhr in der Centralstation aufeinander. Foto Centralstation
Rathaus: Friedrich Jacob Schütz – ein globaler
Mainzer Revolutionär, Vortrag von Dr. Manfred H.
W. Köhler, 18 Uhr; Jockel-Fuchs-Platz 1, www.mainz.
de, z0 61 31 / 12 25 22.
A KINDER
i
Hugendubel: Ingo Siegner zeichnet
und liest aus „Der kleine Drache Kokosnuss”,
12–16 Uhr; Am Brand 33, www.hugendubel.de.
A WEITERE VERANSTALTUNGEN
i
Gutenberg-
Museum: Druckvorführung an der Gutenberg-
Presse, Vorführung an der Tiefdruckpresse,
stündlich außer an Wochentagen um 13 Uhr,
10–16 Uhr; Öffentliche Führung durch die
Dauerausstellung, Führung mit Führern der
Touristik Centrale Mainz, 14 Uhr; Liebfrauenplatz 5,
www.gutenberg-museum.de, z0 61 31 / 12 26 44.
Innenstadt: Wochenmarkt Weisenau, Tanzplatz,
9–15 Uhr; Info: www.mainz.de.
Leichhof: Wochenmarkt Altstadt, 7–15 Uhr; Info:
www.mainz.de, Leichhof 1.
Mainz-Gonsenheim: Wochenmarkt Gonsenheim,
Kirchstraße, 7–13 Uhr; Info: www.mainz.de.
NIDDATAL
A VORTRÄGE
i
Ehem. Synagoge: Zum früheren
jüdischen Leben in Assenheim und Umgebung,
von Monica Kingreen, 19.30 Uhr; Anmeldung:
z01 62 / 3 66 81 77, Brunnengasse 4.
OFFENBACH
A FILME
i
Cinemaxx: Skyfall, 14, 15, 16, 17.30, 19,
20, 21 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa,
14.10 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held,
14.20, 16.30 Uhr; Das Schwergewicht, 14.30, 17.30,
20.30 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.35 Uhr;
Hotel Transsilvanien, 16.20 Uhr; Madagascar 3:
Flucht durch Europa (3D), 16.50 Uhr; Mann tut was
Mann kann, 18.15 Uhr; Paranormal Activity 4,
18.30 Uhr; Cloud Atlas, 20 Uhr; Dredd (3D),
20.30 Uhr; Berliner Straße 210, www.cinemaxx.de,
z0 18 05 / 24 63 62 99.
RÜSSELSHEIM
A WEITERE VERANSTALTUNGEN
i
Stiftung
Opelvillen – Zentrum für Kunst: Kunstpause,
Exklusive Bildbetrachtungen, Dietrich Helms,
Führung mit Martina Frankenbach, 13–13.30 Uhr;
Anmeldung erforderlich, Kunstkaffee, Senioren,
Führungmit Doris Bender, 14.30 Uhr; Anmeldung
erforderlich, Ludwig-Dörfler-Allee 9, www.
opelvillen.de, z0 61 42 / 83 59 07.
WIESBADEN
A THEATER
i
Hessisches Staatstheater, Kleines
Haus: Der nackte Wahnsinn, Schauspiel von
Michael Frayn, 19.30 Uhr; Christian-Zais-Straße 3,
www.staatstheater-wiesbaden.de,
z06 11 / 13 23 25.
Pariser Hoftheater: Margie Kinsky, Kabarett, Legt
los, 19.30 Uhr; Spiegelgasse 9, www.
pariserhoftheater.de, z06 11 / 30 06 07.
A FILME
i
Apollo Kinocenter: Asterix & Obelix – Im
Auftrag ihrer Majestät, 15 Uhr; Das Schwergewicht,
15, 17.30, 21 Uhr; Hotel Transsilvanien, 15, 17 Uhr;
Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 15 Uhr; Hotel
Transsilvanien (3D), 15.15 Uhr; Die Wand, 16.45,
19 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 17.15 Uhr; Wie
beim ersten Mal, 17.15, 19.45 Uhr; Lore (2012),
19 Uhr; Omamamia, 19 Uhr; Love Is All You Need,
21.15 Uhr; Paranormal Activity 4, 21.15 Uhr;
Moritzstraße 6, www.wiesbaden.cineplex.de,
z06 11 / 1 60 03 33.
Arkaden am Ring: Skyfall, 14, 17.15, 20.30 Uhr;
Bleichstraße 45–47, www.wiesbaden.cineplex.de,
z06 11 / 1 60 02 22.
Bambi: Gnade, 20 Uhr; Mauritiusstraße 3a,
www.walhallabambi-kino.de, z06 11 / 9 10 37 43.
Caligari Filmbühne: Dicke Mädchen, 18 Uhr; Liebe,
20 Uhr; Marktplatz 9, www.wiesbaden.de/caligari,
z06 11 / 31 50 50.
Hollywood: Madagascar 3: Flucht durch Europa,
14.15 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D),
15.15 Uhr; Skyfall, 16.15, 19.30 Uhr; Argo, 17.15 Uhr;
Cloud Atlas, 19.45 Uhr; Sneakpreview, 22.45 Uhr;
Dredd (3D), 23 Uhr; Kirchgasse 72, www.wiesbaden.
cineplex.de, z06 11 / 1 60 04 44.
Murnau-Filmtheater im Deutschen Filmhaus:
Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück,
15.30 Uhr; Großstadtmelodie, 18 Uhr; Murnaustra-
ße 6, www.murnau-filmtheater.de,
z06 11 / 9 77 08 41.
A LITERATUR
i
Villa Clementine: Friedrich Ani,
„Krimi & Lyrik”, 19.30 Uhr; Frankfurter Straße 1,
www.literatur-in-wiesbaden.de,
z06 11 / 3 08 63 65.
A VORTRÄGE
i
Haus der Heimat: Michel
Houllebecq – ein neuer Klassiker der französischen
Literatur? von Friedemann Beyer, Sitzungszimmer,
Vorderhaus 3. Stock, 19.30 Uhr; Friedrichstraße 35.
A KINDER
i
Hessisches Staatstheater Wiesbaden,
Wartburg: Der Spürnasenclub, Führung,
Treffpunkt: Bühnenpforte, von 6 bis 8 Jahren,
16.30 Uhr; Anmeldung: z06 11 / 13 22 70,
Schwalbacher Straße 51, www.staatstheater-
wiesbaden.de, z06 11 / 13 23 25.
A WEITERE VERANSTALTUNGEN
i
Museum
Wiesbaden: Kunstpause, Dietrich Helms, Führung
mit Martina Frankenbach, 12.15 Uhr; Friedrich-
Ebert-Allee 2, www.museum-wiesbaden.de,
z06 11 / 3 35 22 50.
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SEI TE 38 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Unsere Seite
Was hast Du in letzter Zeit besonders
Schönes erlebt? Den Geburtstag von
meiner Oma, weil ich Klavier vorge-
spielt habe.
Und worüber hast Du Dich geärgert?
Über nichts.
Worauf freust Du Dich? Auf den Fami-
lien-Geburtstag von meinem Bruder.
Hast Du in der Schule ein Lieblingsfach?
Ich mag Mathe, Deutsch, Sachkunde
und Sport.
Was machst Du am liebsten mit Deinen
Freunden? Im Garten auf dem Kletter-
gerüst spielen.
Und was, wenn Du alleine bist? Lesen
und nähen.
Wie viele Geschwister hast Du? Ich habe
einen Bruder (12) und eine Zwillings-
schwester.
Weißt Du schon, was Du einmal werden
willst? Das weiß ich noch nicht.
Was würdest Du gerne können? Cello
spielen.
Wenn Du einen berühmten Menschen
treffen könntest, wer wäre es? Bach oder
Mozart.
Und wenn Du einen Wunsch frei hättest?
Dann würde ich mir wünschen, dass
alle Menschen gleich gut behandelt
werden.
Welches Essen schmeckt Dir, was magst
Du nicht? Ich mag Spinat und türkische
Pizza. Brokkoliauflauf mag ich nicht.
Spuk: Tok . . .Tok . . .Tok, grünlicher
Rauch schwillt unter dem Kapuzenmantel
hervor: Ein riesiger Geist schaut über das
Haustor in der Eselsgasse im alten Rom –
Olivia ist starr vor Schreck. Und als am
nächsten Morgen die linke Seite der Esels-
gasse krank ist, wird auch noch ihr Vater,
der Schmied, be-
schuldigt und soll
den Löwen zumFraß
vorgeworfen wer-
den. Gut, dass Olivia
Freunde hat: Remus,
den Sklavenjungen,
der seinem grausa-
men Herrn davonge-
laufen ist, und Mean-
der, der aus guter Fa-
milie kommt, seinen
Lateinunterricht hasst, aber auch man-
ches weiß, was die anderen nicht wissen.
Zusammen sind sie R.O.M: Ein starkes
Team, das den Machenschaften eines ge-
fährlichen Geheimbundes auf die Spur
kommen muss, um Olivias Vater aus dem
Gefängnis zu befreien. Freundschaft, Gru-
sel und höchst lebendiges altes Rom: die
Mischung stimmt. steff.
Christian Tielmann: „Daemonicus. R.O.M“. Loewe
Verlag. 192 Seiten, 12,95 Euro. Ab 10 Jahre.
Herz: Cowboy Klaus ist anders. Er reitet
nicht auf einem Pferd durch die Prärie
und fängt auch keine Kühe mit dem Las-
so. Er schläft nicht am Lagerfeuer und
trinkt nicht aus
Blechtassen. Statt-
dessen wohnt er auf
der Farm „Kleines
Glück“ im Westen
Amerikas, hat ein
Schwein, das Lisa
heißt und am liebs-
ten in der Sonne
liegt, und lernt eine
Kuh kennen, die seil-
tanzen kann. Wenn
es gefährlich wird, hat Cowboy Klaus
Angst. Einmal muss er den Kaktuswald
vor der Haustür rasieren, um einkaufen
gehen zu können. Ein anderes Mal will er
auf einempupsenden Pony reiten, das sei-
nem Indianerfreund gehört, mit dem er
Milchbrüderschaft trinkt. Und ein drittes
Mal besiegt er den fiesen Fränk – mit et-
was Glück und ganz ohne Waffen.
Cowboy Klaus hat nämlich etwas, wofür
die großen lassoschwingenden Cowboys
nicht berühmt sind: Herz. steff.
Eva Muszynski, Karsten Teich: „Cowboy Klaus.
Das pupsende Pony und andere Abenteuer“.
Tulipan Verlag. 122 Seiten, 14,95 Euro. Ab 8 Jahre.
Geheimnisse machen neugierig. Und
weil das Frankfurter Museum für Mo-
derne Kunst (MMK) Kinder neugierig
auf das Museum und die Kunst ma-
chen will, gibt es vom14. Dezember an
eine Ausstellung mit dem Titel
„Pssst!“, in der es um Geheimnisse
geht. Neun Künstler aus der Frankfur-
ter Ateliergemeinschaft Labor, die die
Leser dieser Seite durch die „Kritzelbü-
cher“ kennen, und acht Künstler aus
England haben Kunstwerke für Kinder
gestaltet. Der Beitrag von Moni Port ist
eine Ausstellung in der Ausstellung. In
Mini-Vitrinen zeigt sie, was Kinder in
ihren Hosentaschen verstecken: Mu-
scheln, Schneckenhäuser, Plastikfigür-
chen, Softair-Munition oder verfilzte
Objekte aus Taschentüchern und Bon-
bonpapier. Weil sie ganz viele solcher
Vitrinen aufstellen will, lädt Moni Port
jeden ein, ihr seine Hosentaschen-
Schätze für die Ausstellung zur Verfü-
gung zu stellen. Sie können in einem
Kuvert mit Namen, Alter und Datum
an der Kasse des Museums abgegeben
und dort nach der Ausstellung auch
wieder abgeholt werden. Die ersten 50
werden zur Eröffnung gezeigt. cp.
Termine
DINOSAURIER-NACHT: Am 16. November
können Kinder zwischen 19 und
22 Uhr die mehr als 60 Dinosaurier im
Rüsselsheimer Waldschwimmbad bei
Nacht erleben. Damit das finster-ge-
spenstische Spektakel nicht ganz so
gruselig wird, dürfen die Besucher
auch Martinslaternen, Fackeln und Ta-
schenlampen mitbringen. Karten gibt
es nur im Vorverkauf und nur in den
Kundenzentren der Stadtwerke im Ge-
bäude Walter-Flex-Straße 74 und im
Bahnhof Rüsselsheim.
ROMANTISCHES SPIEL: Kinder und Er-
wachsene können am 18. November
zwischen 14 und 18.30 Uhr im Petri-
haus in Frankfurt-Rödelheim ein Ge-
sellschaftsspiel basteln, das es schon in
der Romantik gab. Dieses Gänsespiel
haben sowohl der Dichter Clemens
Brentano als auch Heinrich Hoffmann,
der Erfinder des Struwwelpeters, ge-
spielt. Als Vorlage dienen auf Bilderbo-
gen gedruckte Gänsespiele aus dem 18.
und 19. Jahrhundert. Zubehör wird zur
Verfügung gestellt. Die Bastelrunde ist
geeignet für Kinder ab sechs Jahren.
Weitere Informationen und Reservie-
rung unter 01 70/4 05 27 03.
KINDER-KÜCHE: Die Frankfurter Kin-
der-Küche, in der man spielerisch Ko-
chen lernen kann, feiert am17. Novem-
ber ihr einjähriges Bestehen mit einem
Tag der offenen Tür. Von 11 bis 17 Uhr
gibt es Schnupper-Kochkurse, einen
Sinnes-Parcours und viele Snacks aus
der Küche. Weitere Informationen un-
ter 069 / 43 00 30 78 oder christina.den-
[email protected]. kkle.
PLÄTZCHENBACKEN: Das Restaurant „Ta-
ble“ an der Schirn-Kunsthalle in Frank-
furt lädt für Samstag, 1. Dezember,
zum „Benefiz-Backen“ zugunsten der
Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ ein. Von
11 bis 13.30 Uhr können Kinder von
sechs bis zwölf Jahren dort Teig rollen,
ausstechen und mit Zuckerguss deko-
rieren. Am Ende kann jedes Kind eine
Tüte Plätzchen mit nach Hause neh-
men. Anmeldung an die Mail-Adresse
[email protected] (Betreff:
Plätzchenbacken). Die Teilnahme „kos-
tet“ eine Spende in Höhe von 15 Euro
(Getränke und Imbiss werden ge-
stellt). Die Spende kommt zu gleichen
Teilen einem Verein zugute, der Ärzte
in Kalkutta unterstützt, einem Jugend-
hospiz in Wiesbaden und einer Main-
zer Initiative, die sich um Kinder mit
krebskranken Eltern kümmert. lr.
Sonstiges
BÜCHER: Die Kinderjury des Literatur-
preises „Kalbacher Klapperschlange“
hat ihr Lieblingsbuch des Jahres ausge-
zeichnet: Sylvia Heinleins Geschichte
„Mama ist Geheimagentin“. Der Preis
wird seit 1988 jährlich im Frankfurter
Stadtteil Kalbach-Riedberg vergeben.
In der Altersgruppe der fünften und
sechsten Klasse war Nele Neuhaus’
Buch „Elena – ein Leben für Pferde:
Gegen alle Hindernisse“ das beliebtes-
te. kkle.
rmz-unsere-seite @ faz.de – Die Redaktion
freut sich über E-Mails und Post an: F.A.Z.-
Rhein-Main, Unsere-Seite, 60267 Frankfurt
Fülle die Ziffern 1
bis 8 so in das
Gitter ein, dass jede
Ziffer genau einmal
in jeder Zeile, jeder
Spalte und in jedem
Rechteck vorkommt.
Beachte, dass in den
grauen Zellen nur
gerade Zahlen sind
und in den weißen
nur ungerade!
Geheimnisvolle
Ausstellung imMMK
LIES DOCH MAL
FRAGEBOGEN
Hosentaschen leeren!
G
estern war es wieder so weit: Vor der
Fahrt in die Schule mussten die ver-
eisten Scheiben des Autos freigekratzt
werden. Doch kaum setzte sich der Wa-
gen mit Mutter und zwei Kindern in Bewe-
gung, war die Sicht
schon wieder getrübt
– so, als wäre immer
noch eine Eisschicht
auf der Scheibe, oder
draußen dichter Ne-
bel. Beides war nicht
der Fall. Stattdessen
waren die Autofenster
von innen beschlagen.
Mit einem Lappen
ließ sich die Sicht ver-
bessern. Doch die
Scheibe beschlug im-
mer wieder. Das wurde erst besser, als die
Heizung eine Weile lief und es im Auto
wärmer wurde. Was wie Nebel aussieht,
ist etwas Ähnliches: winzig kleine Wasser-
tröpfchen, die sich auf die Fensterscheibe
legen. Das geschieht, wenn die Luft sehr
viel Feuchtigkeit enthält, und das tut sie,
wenn drei Menschen in einem Auto sit-
zen und atmen. Diese Feuchtigkeit ist
Wasserdampf, den man beim Atmen in
der Kälte ja auch sehen kann. Wenn sich
nun die feuchte Atemluft abkühlt, dann
schließen sich die Wasserteilchen zu win-
zigen Tropfen zusammen und heften sich
ans kalte Glas. Das
kann man auch im
Sommer beobachten,
wenn man ein Glas
mit einem eiskalten
Getränk hat, dann ist
es nach kurzer Zeit
von außen nass. Der
Wasserdampf aus der
Luft wird flüssig. Das
liegt daran, dass kalte
Luft weniger Flüssig-
keit aufnehmen kann
als warme. Wenn der
Wasserdampf aus der Luft an das kalte
Glas kommt, kühlt sich die Luft ab,
kann weniger Wasser halten, und des-
halb heften sich kleine Tröpfchen an die
Glasscheibe. Das geschieht übrigens
auch mit einer Brille, wenn man von
draußen in ein warmes Zimmer kommt,
oder mit den Badezimmerfenstern beim
Duschen. cp. Foto Plainpicture
Wünscht sich
Gerechtigkeit
Sudoku
FRAGE DER WOCHE
Zwei Mäusedamen treffen sich
zum Kaffee. Sagt die eine: „Du,
ich habe einen tollen Typ ken-
nengelernt, willst du mal ein
Foto sehen?“
„Das ist ja eine Fledermaus!“,
sagt die andere.
„So ein mieser Typ“, sagt die Ers-
te, „mir hat er gesagt, er sei Pi-
lot.“
í Von Carolin Winter (11 Jahre) aus
Bad Soden.
H
andball hat seinen ganz eige-
nen Soundtrack: eine Mi-
schung aus prallenden Bällen,
quietschenden Schuhsohlen
und zackigen Kommandos, die in der Hal-
le widerhallen. Wenn Yannik Gogolin ins
Spiel eingreift, kommen noch andere
Klänge dazu. Es klatscht, wenn er die Bäl-
le mit den Händen abwehrt. Es klingt
dumpf, wenn die Würfe an seinem
Bauch, Hüfte oder Oberschenkel abpral-
len. Yannik ist Torwart. Handballtorhü-
ter gilt als einer der brutalsten Jobs im
Sport überhaupt. Für die Aufgabe kom-
men nur furchtlose Jungs in Frage, die
gute Reflexe haben. Viele Bälle rauschen
unhaltbar an Yannik vorbei ins Netz,
aber wenn er dann einen pariert, ist der
Jubel von Mitspielern, Trainern und Zu-
schauern groß. Aus nächster Nähe sprin-
gen die Gegner ab und werfen mit voller
Kraft auf das Tor. Im Training sind es die
eigenen Mitspieler von der C-Jugend
(Jahrgang 1998/99) der TSG Oberursel.
Schon Yanniks Eltern waren beide Tor-
hüter, das prägt. „Ich mag es, das Spiel be-
sonders beeinflussen zu können“, erzählt
der Vierzehnjährige. In der Tat: Wenn ein
Torhüter einen Glanztag erwischt, hat er
häufig einen besonderen Anteil am Sieg
der Mannschaft. Das war aber amWochen-
ende nicht so. 29:33 haben die Oberur-
seler gegen Wallau verloren. Sie spielen in
der Oberliga – das ist die höchste Spielklas-
se in ihrem Alter. Drei Tage nach der Nie-
derlage sehen sie sich beimTraining in der
modernen Halle der Hochtaunusschule
wieder. Die meisten tragen blaue Hemden
mit demVereinswappen und ihremVorna-
men darauf. In der Kabine erklärt Trainer
Frank Stahl, was bei der Niederlage gegen
Wallau falsch gelaufen ist. „In der Abwehr
hat es nicht gestimmt“, analysiert der
Coach. Daran werde heute imTraining ge-
arbeitet. Die TSG-Spieler nicken.
Selbst beim Warmmachen im Training
der Oberurseler wird deutlich, welch ein
actionreicher Sport Handball ist. Schnell,
rasant, körperbetont, zupackend – es geht
fast pausenlos hin und her zwischen den
Toren. Und es fallen auch viele Tore. „Das
A und O ist es, mit hohem Tempo anzu-
greifen“, sagt Trainer Stahl. Man müsse
versuchen, die gegnerische Abwehr zu
überrumpeln, bevor sie sich postiert habe.
Dafür haben die Oberurseler verschiede-
ne Spielzüge und Passfolgen einstudiert.
Wenn Spielmacher Aaron Herzog bei-
spielsweise laut „Zwei rechts“ ruft, weiß je-
der, wie er zu laufen und zu passen hat.
Wer engen Körperkontakt, mal einen
Rempler und harte Duelle Mann gegen
Mann nicht verträgt, für den ist Handball
nichts. Denn nicht nur Torhüter Yannik
kann an seinen blauen Flecken ablesen,
das man im Handball auch etwas einste-
cken können muss. Auch die Feldspieler
erleiden manchmal Prellungen und Ähnli-
ches.
Das Besondere am Handball im Gegen-
satz zum Fußball ist, dass alle Spieler gut
verteidigen und angreifen können müssen.
Bei gegnerischem Ballbesitz verteidigen
alle das eigene Tor, ist der Ball in den eige-
nen Reihen, greifen alle gemeinsaman. So
verteilen sich die Torerfolge meist auf vie-
le Spieler. Viele Treffer für die Oberurseler
erzielt gewöhnlich Lucas Becker. Er ist für
seine 14 Jahre schon groß gewachsen und
verfügt über einen knallharten, plazierten
Wurf. „Mein Wurf ist mir in die Wiege ge-
legt worden“, erzählt er. „In meiner Fami-
lie haben alle, auch mein Opa, Handball
gespielt.“ Neulich ist ihm bei einem hefti-
gen Zusammenprall mit einemGegner ein
Stück Zahn abgebrochen. „Halb so wild“,
sagt Lucas und lacht. Von so etwas lässt er
sich den Spaß an seinem Sport nicht ver-
miesen. AmEnde des Trainings wird noch-
mal ausgiebig aufs Tor geworfen. Bälle
prallen, Schuhsohlen quietschen – und die
Würfe rauschen Yannik nur so um die Oh-
ren. Er ballt die Faust, wenn er im Hecht-
sprung einen gehalten hat.
Die TSG Oberursel bietet schon für die „Minis“ (ab
4 Jahren) Handballtraining an. Schon in der E-Ju-
gend spielen die Sechs- bis Siebenjährigen auf
dem großen Feld auf die großen Tore. Mehr Infor-
mationen unter www.oberursel-handball.com.
NOTIZBLOCK
Witz der Woche
KATJA NOLL ist 9 Jahre alt und besucht die
Grundschule in Wiesbaden-Nordenstadt
Spiele für furchtlose Jungs
Harte Jungs: Ein paar blaue Flecken halten die C-Jugend der TSG Oberursel nicht davon ab, sich richtig ins Zeug zu legen, wenn es um Tore geht. Fotos Wonge Bergmann
Warum beschlagen Glasscheiben?
Hochstapler
Handball ist nichts für Zaghafte, blaue Flecken gehören dazu. Vor allem der Torhüter muss eine
Menge aushalten. In der TSG Oberursel spielt der erfolgreiche Nachwuchs. Von Alex Westhoff
Handspiel: Auch beim Handball muss
das Runde ins Eckige.
Abbildung MMK/©von Zubinski, Monster-Versteck
Lösung vom
7. November
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 39
Der Mieterbund Aschaffenburg hält
der Wohnungsgesellschaft GBW
vor, die Mieten vor dem Verkauf der
Unterkünfte zu erhöhen. Die vom
Land zum Mieterschutz versproche-
ne Sozialcharta sei wertlos. Seite 43
Der Wissenschaftsrat befürwortet
die Fusion von Forschungsanstalt
und Fachhochschule in Geisenheim.
Damit kann die neue hessische
Hochschule im Rheingau Anfang
2013 gegründet werden. Seite 40
Eine Entlastung von 75 Prozent
erwartet Wöllstadt, wenn erst die
Umgehungsstraße für die B 3 und
die B 45 fertig ist. Gestern war
offizieller Baubeginn. Neun Kilo-
meter lang ist die Trasse. Seite 41
Über Geschmack lässt
sich streiten. Nicht aber
darüber, dass das seit
der Eröffnung am 31.
Dezember 1973 immer
wieder für Architektur-Debatten sor-
gende Mainzer Rathaus dringend sa-
niert werden muss. Denn viel zu lan-
ge ist die vom dänischen Baumeister
Arne Jacobsen amRheinufer geschaf-
fene Trutzburg von seinem Besitzer,
der Stadt, vernachlässigt worden.
Wer heutzutage immer noch eine Hei-
zungs- und Kühlungsanlage aus den
frühen siebziger Jahren betreibt – aus
einer Zeit also, in der Energie günstig
war –, dem wachsen die Kosten
zwangsläufig über den Kopf.
Selbst wenn es nicht viel bringt, im
Nachhinein Schuldige zu suchen, soll-
te jene CDU, die sich nun am lautes-
ten gegen die überfällige Modernisie-
rung wehrt, nicht vergessen, dass sie
gemeinsam mit der FDP jahrelang
die Geschicke der Stadt bestimmt
hat; und unter anderen ihr Baudezer-
nent, Norbert Schüler, damals andere
Prioritäten setzte.
So ist das bei den Bürgern von An-
fang an als „Beamtengefängnis“ ver-
spottete Gitter-Gebäude längst das
beste Beispiel dafür, dass sich eine
hochverschuldete Kommune auch
„kaputtsparen“ kann, wie es Finanz-
dezernent Günter Beck (Die Grü-
nen) gestern ausdrückte. Seiner Auf-
fassung nach lässt sich dank des von
Rheinland-Pfalz gewährten Landes-
hauptstadt-Zuschusses, wie schon
bei früheren Großprojekten, aber-
mals ein Grundstock bilden, um das
marode Bauwerk mit Hilfe der aktu-
ell zudemäußerst günstigen Kommu-
nalkredite wieder in Schuss zu brin-
gen. Wenn es stimmt, dass sich so
fortan jährlich eine halbe Million
Euro allein an Betriebs- und Heizkos-
ten einsparen lässt, könnte die Rech-
nung am Ende tatsächlich aufgehen.
Weil niemand der Stadt ein neues
Rathaus schenken wird, spricht alles
dafür, im alten zu bleiben. Auch
wenn es nicht aus rotem Sandstein
ist, wie die in ihren Dom, in das
Schloss und die Altstadt vernarrten
Mainzer es am liebsten mögen.
Selbstbewusst hat Jacobsen mit sei-
ner kühlen Architektur vor mehr als
vier Jahrzehnten einen Kontrapunkt
gesetzt. Und zumindest in der Fach-
welt genießt das vom Keller über das
Dach bis zumInterieur durchgestalte-
te Gebäude bis heute große Anerken-
nung. Das seit 2006 noch dazu unter
Denkmalschutz stehende Rathaus
abzureißen verbietet sich schon des-
halb von selbst. Es herzurichten und
künftig auch in Schuss zu halten ist
sicher keine billige, aber gleichwohl
die beste Lösung.
Eigentum
verpflichtet
Von Markus Schug
A Alle drei Jahre
B Alle fünf Jahre
C Alle sieben Jahre
Antwort auf Seite 44
Ausgewählt vom Hessischen
Statistischen Landesamt
Mieterbund sieht „Skandal“
Hochschule imRheingau
Baubeginn in Wöllstadt
Heute
Zahl des Tages
mak. HESSEN. Zwei wichtige Eisen-
bahnprojekte der Region kommen vor-
an. Das Bundesverkehrsministerium
übernimmt die Kosten der Vorent-
wurfsplanung für den weiteren Aus-
bau des Eisenbahnknotens Frankfurt
und für die Verbindung von Hanau
Richtung Fulda. Insgesamt kann für
zehn Investitionsvorhaben der Deut-
schen Bahn in Deutschland die konkre-
te Planung beginnen. Bundesverkehrs-
minister Peter Ramsauer (CSU) sprach
von einem„wichtigen Schritt“, der hes-
sische Verkehrsminister Florian
Rentsch (FDP) von einer „guten, lang
erwarteten Nachricht“.
Während es beim weiteren Ausbau
in Frankfurt vor allem um neue Gleise
am Stadion geht, ist weiterhin unge-
wiss, wie dereinst der Fernverkehr
Richtung Fulda und Würzburg abgewi-
ckelt werden soll, entweder durch Mo-
dernisierung der vorhandenen Stre-
cken oder den Bau einer neuen Verbin-
dung durch den Spessart. Das Berliner
Ministerium sprach gestern vage von
der Ausbau- oder Neubaustrecke „Han-
au–Würzburg/Fulda–Erfurt“, womit
weiterhin alle Möglichkeiten offen
sind.
htr. WIESBADEN. „Ich freue mich
sehr, dass es gelungen ist, einen so re-
nommierten Regisseur mit internatio-
naler Erfahrung nicht zuletzt imMusik-
theater für Wiesbaden zu gewinnen.“
Mit diesen Worten kündigte die hessi-
sche Ministerin für Wissenschaft und
Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU),
gestern Uwe Eric Laufenberg als den
künftigen Intendanten des Staatsthea-
ters Wiesbaden an. Sie bestätigte da-
mit einen Bericht dieser Zeitung vom
Dienstag. Kühne-Hörmann stand an
der Spitze einer Findungskommission
der neben ihr der Wiesbadener Ober-
bürgermeister Helmut Müller, dessen
Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz
(beide CDU), Ulrich Khuon, der Inten-
dant des Deutschen Theaters Berlin
und Vertreter des Deutschen Bühnen-
vereins angehörten.
Laufenberg wurde unter 32 Bewer-
bern ausgewählt. Der 51 Jahre alte
Schauspieler, Regisseur und ehemali-
gen Intendant der Oper Köln lebt zur-
zeit mit Frau und Tochter in Potsdam.
Dort hatte er das Hans-Otto-Theater
geleitet, bevor er an die Kölner Oper
wechselte.
Sein Vertrag in Wiesbaden reicht
von 2014 bis 2019. Schon zum 1. Juli
2013 wird Laufenberg aber ein Kon-
zept für die Weiterentwicklung der
Schauspielbiennale „Neue Stücke aus
Europa“ vorlegen. Sie hat der gegen-
wärtige Intendant Manfred Beilharz in
Wiesbaden etabliert. Wie berichtet,
hatte der Vierundsiebzigjährige schon
im März angekündigt, dass er seinen
im August 2014 auslaufenden Vertrag
nicht verlängern wolle.
Das Hessische Staatstheater Wiesba-
den wird zu 52 Prozent vom Land Hes-
sen und zu 48 Prozent von der Landes-
hauptstadt getragen. „Wiesbaden und
sein Theaterpublikum dürfen sich auf
einen versierten und kreativen Inten-
danten freuen, der bewiesen hat, dass
er große Bühnen auf hohem künstleri-
schen Niveau führen kann“, meinte
Müller gestern. Er zeigte sich über-
zeugt, „dass das Staatstheater mit Uwe
Eric Laufenberg spannende künstleri-
sche Schritte in allen Sparten gehen
wird“ Beilharz erinnerte daran, dass
Laufenberg unter ihm gearbeitet habe,
als er noch Intendant in Bonn gewesen
sei. „Man kann Vertrauen darin haben,
dass er die vielfältigen Herausforderun-
gen dieses Viel-Sparten-Hauses meis-
tert und einen Blick für die hier arbei-
tenden Talente entwickelt“, meinte
Beilharz.
sug. MAINZ. Die seit langem diskutierte
Sanierung des vier Jahrzehnte alten Main-
zer Rathauses lässt sich laut einer gestern
vorgestellten Machbarkeitsstudie für
knapp 48 Millionen Euro in die Tat umset-
zen. Sollte der Stadtrat, wie es von Ober-
bürgermeister Michael Ebling (SPD) und
den Dezernenten gewünscht wird, am 5.
Dezember einen entsprechenden Grund-
satzbeschluss fassen, könnte mit dem
Großvorhaben nach einjähriger Planungs-
zeit voraussichtlich 2014 begonnen wer-
den. Für etwa 350 Mitarbeiter der Verwal-
tung müssten dann allerdings Ausweich-
quartiere gefunden werden. Denn wäh-
rend der auf 18 Monate geschätzten Bau-
zeit wäre das in Erinnerung an den ver-
storbenen Alt-Oberbürgermeister Jockel
Fuchs (SPD) gerne auch „Fuchsbau“ ge-
nannte Gebäude nicht zu nutzen. Schließ-
lich müsste das von Arne Jacobsen und
Otto Weitling entworfene Rathaus, das
Ende 1973 feierlich eröffnet worden war,
nahezu vollständig entkernt werden.
Auf der Mängelliste ganz oben steht
die veraltete Gebäudetechnik, die laut Stu-
die unter anderem dafür verantwortlich
ist, dass im düsteren Rathaus aktuell drei-
mal mehr Strom verbraucht wird als im
Stadthaus. Anstelle der in den Büros ste-
henden Klimatruhen, die über ein rund
um die Uhr zu betreibendes und fast
sechs Kilometer langes Druckluftsystem
geregelt werden, soll es künftig Heizkör-
per in den Zimmern und ein Blockheiz-
kraftwerk im Keller geben. Zudem emp-
fiehlt die von der Mainzer Aufbaugesell-
schaft (MAG) mbH erstellte Auflistung
den Einbau von Fenstern, die zu öffnen
sind, sowie eine Wärmedämmung von
Fassade und Dach.
Allein die energetische Sanierung kön-
ne die Kosten für Heizung und Kühlung
um einen Betrag zwischen 400 000 und
600 000 Euro imJahr reduzieren, erläuter-
te Bau- und Denkmalschutzdezernentin
Marianne Grosse (SPD) gestern bei der
Vorstellung der Studie im Rathaus. Noch
dazu soll bei der vomStadtvorstand präfe-
rierten größeren Lösung mit „Klimahül-
le“ der bis dato ungenutzte Innenhof über-
dacht werden. So könnte das Erdgeschoss
um zusätzliche Flächen erweitert werden.
Der unscheinbar wirkende Haupteingang
am Jockel Fuchs-Platz könnte im Zuge ei-
ner Modernisierung ebenfalls umgestal-
tet werden, hieß es.
Die bröckelnde Naturstein-Fassade
und die von Rost bedrohten Gitter müss-
ten bei einer Totalsanierung abgenom-
men und zu einem guten Teil ersetzt wer-
den. Für die Verwirklichung einer bereits
früher einmal geplanten breiteren Treppe
zum Rheinufer hat die MAG Zusatzkos-
ten von rund 400 000 Euro ermittelt. Die
ebenfalls dringend anstehende Moderni-
sierung der Rathaus-Tiefgarage, die von
der Parken in Mainz GmbH betrieben
wird, müsste laut MAG-Geschäftsführer
Martin Dörnemann über andere Töpfe fi-
nanziert werden.
Bürgermeister und Finanzdezernent
Günter Beck (Die Grünen) nimmt an, die
Rathaus-Sanierung ohne private Investo-
ren hinzubekommen, deren durchaus
nachvollziehbare Renditeerwartungen
das Projekt unnötig verteuern würden.
Bis zu 20 Millionen Euro aus dem „Lan-
deshauptstadtansatz“, mit dem Rhein-
land-Pfalz amSitz der Regierung regelmä-
ßig herausragende Projekte unterstützt,
sieht Beck als Basis für eine solide Finan-
zierung. Zudem rechnet er mit den der-
zeit günstigen Krediten aus den KfW-För-
derprogrammen für Investitionen und
Energieeinsparungen, die auf 30 Jahre an-
gelegt sind und Kommunen momentan
mit Anfangszinssätzen von 0,15 respekti-
ve 1,54 Prozent angeboten werden.
Dass in einemGebäude, in demWände
wegen Feuchtigkeit in Folie eingepackt
sind und nach starken Regenfällen auch
schon Putzeimer auf den Fluren gestan-
den haben, dringend etwas getan werden
muss, steht für Oberbürgermeister Micha-
el Ebling (SPD) außer Frage. Dabei sei
das Rathaus, „ein Ort von großer Symbol-
kraft“ sowie „Ausdruck von Würde und
Bürgerstolz“, keinesfalls beliebig in der
Stadt zu verschieben. Der international
beachtete Bau des dänischen Architekten
Jacobsen am Rheinufer besteche nicht
durch Prunk, Kunst und Verzierungen,
sondern wirke trotz seiner Größe nüch-
tern und bescheiden. Und genau so soll es
laut Ebling auch nach der Sanierung sein.
jrau. KELSTERBACH. SPD und Freie
Wähler (FW) in Kelsterbach sind einem
Bürgerentscheid gegen einen zusätzli-
chen hauptamtlichen Stadtrat zuvorge-
kommen. Die beiden Koalitionspartner
haben in der Stadtparlamentssitzung am
Montagabend ihren Beschluss vom
25. Juni zur Schaffung eines weiteren De-
zernentenpostens, der von einem Mit-
glied der FW übernommen werden sollte,
aufgehoben. Die drei Oppositionsfraktio-
nen CDU, Wählerinitiative Kelsterbach
(WIK) und die Linke/Europäische Union
Kelsterbach hatten das Bürgerbegehren
unterstützt und stimmten ebenfalls für
die Aufhebung des Beschlusses. Damit ist
das von einer Bürgerinitiative organisier-
te Bürgerbegehren, das rund 3000 Kelster-
bacher unterzeichnet hatten, hinfällig.
Eigentlich sollte in der Parlamentssit-
zung am Montag über die Zulässigkeit ei-
nes Bürgerentscheids abgestimmt wer-
den. SPD und FW hatten ihren Schritt zur
Aufhebung des Beschlusses aber im Vor-
feld angekündigt. In der Debatte zeigte
sich, wie tief der Graben zwischen Koaliti-
ons- und Oppositionsparteien ist, obwohl
am Ende einstimmig für die Aufhebung
votiert wurde.
Es sei nicht gelungen, die Bürger von
der Notwendigkeit eines Dezernenten für
Integration zu überzeugen, sagte der
SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Zeller.
Er kritisierte die Initiatoren des Bürgerbe-
gehrens dafür, die Kosten eines weiteren
Stadtrats „überzogen“ dargestellt zu ha-
ben. Die Diskussion um das Begehren
habe den sozialen Frieden und das Zusam-
menleben der Kulturen in der Stadt ge-
fährdet. Eine weitere Auseinanderset-
zung in einemBürgerentscheid, der inner-
halb der nächsten sechs Monate hätte ab-
gehalten werden müssen, hätte den Riss
in der Stadtgesellschaft noch weiter ver-
tieft, sagte Zeller. Deshalb komme die Ko-
alition dem Bürgerentscheid zuvor, auch
wenn die SPDdie Integration von Einwan-
derern für ein wichtiges Thema halte, das
künftig im Magistrat stärker berücksich-
tigt werden solle.
Als „Hexenjagd“ bezeichnete der Frak-
tionsvorsitzende der FW, Werner Goy,
den Streit um einen weiteren Stadtrat.
Der zusätzliche Dezernent hätte die Inte-
gration von Einwanderern in Kelsterbach
voranbringen können, sagte Goy. Doch
die Diskussion sei unsachlich geführt wor-
den. Am Ende stimmten aber auch die
FW für die Aufhebung des Beschlusses.
Die größte Oppositionsfraktion, die
WIK, wies die Kritik der SPD zurück, wo-
nach die Kosten für den weiteren haupt-
amtlichen Dezernenten zu hoch darge-
stellt worden seien. Dieser Posten hätte
die Stadt mehrere hunderttausend Euro
gekostet, sagte der WIK-Fraktionsvorsit-
zende Bruno Zecha. Die Bürger hätten
ein deutliches Zeichen des Unmuts gegen-
über der Koalition gesetzt. Die hohe Betei-
ligung habe gezeigt, dass SPD und FW ge-
gen den Bürgerwillen gehandelt hätten,
sagte der CDU-Fraktionschef Michael de
Frênes. Der Posten sei der Preis für das
Bündnis gewesen. Ansonsten hätte die
SPD die Stelle schon vor Jahren schaffen
können, als sie noch die absolute Mehr-
heit hatte.
bie. HOCHTAUNUSKREIS. In die Su-
che nach Unterbringungsmöglichkeiten
für Asylbewerber im Hochtaunuskreis
kommt nur langsam Bewegung. Deshalb
hat der zuständige Kreisbeigeordnete
Uwe Kraft (CDU) in der Kreistagssitzung
am Montag angekündigt, demnächst die
13 Kommunen imKreisgebiet anzuschrei-
ben. In dem Brief will er die Bürgermeis-
ter vorsorglich auf die Möglichkeit hinwei-
sen, die Asylbewerber auch direkt den
Städten und Gemeinden zuweisen zu kön-
nen. Das sieht Paragraph 2 des Landesauf-
nahmegesetzes vor. Bisher übernahm der
Kreis die Aufgabe, den Menschen ein
Dach über dem Kopf zu verschaffen. Da-
bei zählte allein das Angebot. Dieses ist
bisher in Oberursel, wo an der Karl-Her-
mann-Flach-Straße ein Containerlager
steht, und Grävenwiesbach mit Abstand
am größten. Eine kleinere Unterkunft
war in Bad Homburg belegt, ansonsten
noch eine Reihe von Wohnungen in ver-
schiedenen Städten.
Seit Monaten sucht Kraft nach weite-
ren Plätzen. Wichtigste Ursache ist die po-
litische Absicht, das Containerlager in
Oberursel aufzulösen. Vor allemdie dorti-
gen Lebensumstände für Familien hatten
Flüchtlingsorganisationen und Helfer im-
mer wieder kritisiert. Anfang des Jahres
waren noch 184 Menschen der Oberur-
seler Unterkunft zugeteilt. Eine Alternati-
ve fand sich zunächst nicht, und obwohl
zwischenzeitlich keine Kinder mehr dort
lebten, musste der Kreisbeigeordnete
nach eigenen Worten jüngst doch wieder
fünf Familien in den Containern unter-
bringen. Denn inzwischen steigt auch die
Zahl der Flüchtlinge wieder. 470 Men-
schen habe der Kreis derzeit unterzubrin-
gen, sagte Kraft, und weitere 122 würden
bis zum Jahresende noch erwartet.
Für Protest haben die im Sommer be-
kanntgewordenen Pläne gesorgt, ein ehe-
maliges Hotel in Schmitten sowie ein wei-
teres in Bad Homburg mit Asylbewerbern
zu belegen. Ein privater Betreiber hat sie
dem Kreis angeboten. In Schmitten weh-
ren sich Anwohner und Gemeinde dage-
gen, und auch die Stadt Bad Homburg
hält das vorgesehene Objekt für nicht ge-
eignet. Diese privaten Angebote in Be-
tracht zu ziehen habe keinerlei politische
Gründe gehabt, versicherte Kraft. „Von of-
fizieller Seite der Kommunen ist ja nichts
gekommen.“ Der Hinweis auf die direkte
Zuteilung darf deshalb durchaus als Dro-
hung verstanden werden. Allerdings sag-
te der Beigeordnete, inzwischen prüfe der
Kreis eine Reihe von Angeboten in ver-
schiedenen Städten. Genaue Standorte
wollte er noch nicht nennen. Außerdem
bemühe man sich intensiv darum, für
Flüchtlinge mit Aufenthaltstitel Wohnun-
gen zu finden, um so Plätze in den Unter-
künften frei zu machen.
Sollten die Asylbewerber direkt auf die
Kommunen verteilt werden, würde dies
prozentual nach der Einwohnerzahl ge-
schehen. Oberursel und Grävenwiesbach
hätten in diesem Fall ihr Soll schon jetzt
weit übererfüllt. Alle anderen müssten zu-
sehen, wie sie zwischen einem Dutzend
und mehr als 120 Menschen unterbrin-
gen.
Bund gibt Geld für
Eisenbahnprojekte
Lob für
Laufenberg
Nachfolger von Beilharz
tritt Posten 2014 an
Klimahülle für den Fuchsbau
Kein weiterer Stadtrat
Koalition in Kelsterbach hebt eigenen Beschluss wieder auf
München
Hin + Zurück
ab
99

*
Über 100 Ziele
nonstop
ab Frankfurt
London
Hin + Zurück
ab
119

*
lufthansa.com
Bei der Arbeit: eingespannt.
Im Urlaub: tief entspannt.
Schriftlicher Hinweis auf Quote
Hochtaunuskreis droht Kommunen mit direkter Zuweisung
MAINZ
Hoch hinaus: Die Stadt Mainz will ihr Rathaus sanieren. Ein Gutachten verspricht viele Vorteile, nicht zuletzt auch Energieeinsparungen. Foto Michael Kretzer
Die Sanierung des Mainzer
Rathauses ist für knapp
48 Millionen Euro möglich.
Das hat eine Studie ergeben.
Der Stadtvorstand spricht sich
für eine Modernisierung aus.
Nach der Hessischen Gemeinde-
ordnung können Ausländer in
den Kommunen einen Auslän-
derbeirat wählen. Wie oft finden
die Ausländerbeiratswahlen
statt?
SEI TE 40 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Rhein-Main
htr. WIESBADEN. Die Stadt Wiesba-
den hat ein Preisgeld von 20 000 Euro
für ihren „CO2-Marathon“ erhalten.
Mit der Aktion hatte sie sich an einem
Wettbewerb des Bundesumweltminis-
teriums beteiligt. Wie berichtet, ruft
Umweltdezernent Arno Goßmann
(SPD) die Wiesbadener seit dem Früh-
jahr auf, die Emission von Kohlendi-
oxid zu senken. Insgesamt sollen sie
mindestens 100 Tonnen CO2 einspa-
ren. Auf der Internetseite www.co2ma-
rathon.org können sie sich zu kleinen
Verhaltensänderungen verpflichten,
die sich leicht in den Alltag integrieren
lassen.
Sobald sich Teilnehmer registrieren
und zu einer Aktion verpflichten, wird
die dadurch eingesparte Menge an Koh-
lendioxid auf der Homepage über eine
wachsende Blase dargestellt. Die Teil-
nehmer erhalten für ihr Engagement
ein Zertifikat. Bisher haben sich rund
430 Wiesbadener mit knapp 1500 Ein-
zelaktionen an dem Projekt beteiligt.
Das entspricht nach Goßmanns Anga-
ben einer Kohlendioxid-Einsparung
von mehr als 30 Tonnen. Der größte
Anteil daran wurde durch das Herun-
terschalten der Heizung, den Verzicht
auf einen Wäschetrockner und kürze-
res Duschen erreicht.
htr. WIESBADEN. Das Geschäftskli-
ma ist in Wiesbaden „spürbar besser“
als im Rhein-Main-Gebiet. Davon
zeigt sich jedenfalls die Industrie- und
Handelskammer (IHK) in der Landes-
hauptstadt überzeugt. Nach ihren An-
gaben hat sich die Wachstumsdynamik
in der Region im Jahresverlauf deut-
lich verlangsamt. Der Geschäftskli-
maindex für das Rhein-Main-Gebiet
sei von 122 auf 110 Punkte zurückge-
gangen. Im Bezirk der IHK Wiesbaden
sei der Index von 127 auf 116 Punkte
gesunken.
Die gegenwärtige Lage werde von
den Unternehmen im Bezirk der IHK
Wiesbaden ebenso wie im Rhein-
Main-Gebiet unverändert positiv einge-
schätzt. 87 Prozent der Befragten fän-
den ihre gegenwärtige Lage gut oder
befriedigend. Während im Rhein-
Main-Gebiet 19 Prozent eine günstige
Wirtschaftsentwicklung erwarteten,
sei dieser Anteil in der Region Wiesba-
den mit 22 Prozent etwas größer.
Die IHK erwartet für das nächste
Jahr im Raum Wiesbaden ein Wachs-
tum von etwas über einem Prozent,
wie es heißt. Das sei etwas mehr, als
für das Rhein-Main-Gebiet und
Deutschland erwartet würden. Am Ar-
beitsmarkt könne es im Bezirk der IHK
Wiesbaden geringfügige Zuwächse ge-
ben. Zehn Prozent der Unternehmen
rechneten mit einer Abnahme der Be-
schäftigung, 13 Prozent wollten Mitar-
beiter einstellen. Im Rhein-Main-Ge-
biet liege die Zahl der Abnahme und
des möglichen Zuwachses bei jeweils
15 Prozent.
Preis für Marathon
zum Klimaschutz
mohm. WIESBADEN. Filmfans können
sich wieder auf lange Nächte im Kinoses-
sel freuen. Von diesem Freitag an bis zum
25. November findet das Wiesbadener
„Exground Filmfest“ statt. Mehr als 250
Produktionen stehen auf dem Programm,
zwei Drittel davon sind kurze oder mittel-
lange Filme mit einer Spielzeit von bis zu
50 Minuten.
Gastland ist die Schweiz, die mit Spiel-
filmen, Dokumentationen und einemeige-
nen Kurzfilmprogramm in den Landes-
sprachen Deutsch, Französisch und Italie-
nisch vertreten ist. Eröffnen wird das Festi-
val der mehrfach prämierte Film „Sum-
mer Games“, in dem der zwölf Jahre alte
Nic versucht, sich zwischen den Wutaus-
brüchen seines Vaters und der zerbrechen-
den Ehe der Eltern zu emanzipieren.
Neben den traditionellen Reihen „Neu-
es aus Deutschland“, „American Indepen-
dent“, „International“ und dem Länder-
Fokus, zeigen die Veranstalter zum 25-
Jahre-Jubiläum von Exground eine Aus-
wahl ihrer Lieblingsfilme aus den Pro-
grammen der vergangenen Jahre unter
dem Titel „Festival-Highlights“. Dazu ge-
hören Filme von Michael Haneke, Tommy
Lee Jones und die Dokumentation „Blank
City“. Darin porträtiert Céline Danhier
die Entstehung der Undergroundfilmsze-
ne im New York der siebziger Jahre, unter
anderem in Interviews mit Jim Jarmusch
und Steve Buscemi.
Einen weiteren Schwerpunkt ist das
Kurzfilmprogramm. Die vier Wettbewer-
be sind deminternationalen, demnationa-
len und dem Wiesbadener Kurzfilm sowie
dem Jugendfilm gewidmet. Während die
Gewinner des internationalen und des Ju-
gendfilm-Wettbewerbs von einer Jury be-
stimmt werden, ist das Publik dazu aufge-
rufen, seine Favoriten für den Deutschen
und den Wiesbadener Filmpreis zu bestim-
men. Alle Gewinner werden zum Ab-
schluss des Festivals, am Sonntag, 25. No-
vember, verkündet.
Außerhalb der Wettbewerbe gibt es
Kurzfilmprogramme für den iranischen,
polnischen und baskischen Kurzfilm so-
wie zwei Reihen mit ausschließlich doku-
mentarischen und animierten Kurzfil-
men. Auch der Trash fehlt in Wiesbaden
nicht. Die Gong-Show, für die Hobbyfil-
mer eigene Kurzfilme einreichen können,
ist abermals dabei. Jeder Film, der nicht
schon beim Abspielen durch einen Gong
abgebrochen wird, nimmt an einem klei-
nen Sonderwettbewerb mit Publikumsju-
ry teil.
Mit Spannung erwartet werden unter
anderem „Twixt“, der aktuelle Film von
Altmeister Francis Ford Coppola, in dem
es um einen Schriftsteller (Val Killmer)
geht, der einer mysteriösen Mordserie
nachgeht. Der Streifen „Wenn man es ver-
steht, ist es zu spät – 50 Jahre Fluxus“ fei-
ert zum Jubiläumder Musikrichtung Welt-
premiere im Rahmen des Festivals.
Begleitend sind im Wiesbadener Kunst-
haus Bilder des israelischen Fotografen
Rudi Weissenstein zu sehen. Der Film
über die Archivierung seines fotografi-
schen Schaffens wurde im vergangenen
und wird auch in diesem Jahr wieder ge-
zeigt.
Das Programm des 25. Exground-Filmfests
findet sich im Internet unter der Adresse
www.exground.com oder über die unent-
geltliche Exground-App für Android und iOS.
obo. KIEDRICH. Noch stehen Tore
und Flutlichtmasten, aber das letzte Fuß-
ballspiel des FC Kiedrich wurde schon
vor vier Wochen abgepfiffen. Der alte
Sportplatz in Kiedrich wird verschwin-
den. Als Zeichen der Veränderung stand
am Montagabend ein Bagger im Straf-
raum, während Bürgermeister Winfried
Steinmacher (SPD) die Erschließung
„anpfiff“. Bis zum Juli nächsten Jahres
wird das Sportfeld abgerissen, zugleich
werden zehn Parzellen für Doppelhäu-
ser und 18 Parzellen für Einfamilienhäu-
ser vermessen.
Die Vermarktung der 200 bis 500 Qua-
dratmeter großen Grundstücke hat
schon begonnen. Für Preise um
550 Euro je Quadratmeter sind elf Ver-
käufe schon abgeschlossen, und weitere
zwei sind für diese Woche vorgesehen.
Für zwölf Areale hat die Gemeinde Kie-
drich schon feste Zusagen von Bauher-
ren.
Steinmacher zeigt sich deshalb zuver-
sichtlich, dass das rund 1,5 Hektar gro-
ße Areal bis zum Jahresende vollständig
vermarktet werden kann. Insgesamt
rechnet der Rathauschef mit Einnah-
men aus den Grundstücksverkäufen in
Höhe von rund acht Millionen Euro.
Dem stehen Ausgaben von 1,65 Millio-
nen Euro gegenüber.
Bis Steinmacher die voraussichtlich
mehr als 100 Neubürger willkommen
heißen kann, wird allerdings noch eini-
ge Zeit vergehen. Das Bauunternehmen
will die Erschließung bis Juli nächsten
Jahres beenden, den Käufern der Grund-
stücke wurde von der Gemeinde die
Übergabe zum1. Oktober 2013 fest zuge-
sagt. Die ersten Häuser werden daher
kaum vor dem Sommer 2014 bezugsfer-
tig sein.
Die Fußballer haben hingegen auf ih-
rem neuen Platz am südwestlichen Orts-
rand schon die ersten Spiele ausgetra-
gen. Ohne den Verkauf der alten Sport-
stätte wäre die Investition von mehr als
vier Millionen Euro in die neue, 41 Hek-
tar große Anlage nicht möglich gewe-
sen, erinnerte Bürgermeister Steinma-
cher an den Zusammenhang der Infra-
strukturprojekte, die Kiedrich derzeit zü-
gig angeht.
obo. GEISENHEIM/KÖLN. Die Grün-
dung einer neuen hessischen Hochschu-
le in Geisenheim zum Jahresbeginn
2013 hat die letzte Hürde genommen.
Der Wissenschaftsrat, der Bund und
Länder in Fragen der Entwicklung von
Hochschulen, Forschung und Wissen-
schaft berät, hat die Zusammenführung
der 1872 gegründeten Forschungsan-
stalt und des 1971 errichteten Fachbe-
reichs der Hochschule Rhein-Main zu ei-
ner „Hochschule neuen Typs“ befürwor-
tet. Die schon enge Kooperation und
Verflechtung beider Einrichtungen wer-
de „in sinnvoller Weise institutionali-
siert“, stellt der in Köln ansässige Rat
fest. Das Gründungskonzept sei eine
gute Voraussetzung für eine positive Ent-
wicklung der neuen Hochschule.
Die Hochschulgründung ist Konse-
quenz der Kündigung des bilateralen
Staatsvertrags über die Forschungsan-
stalt Geisenheim durch das Land Rhein-
land-Pfalz zum Jahresende 2010. Hes-
sen diskutierte danach mehrere Optio-
nen und entschied schließlich, die akade-
mische Marke „Geisenheim“ durch eine
Hochschulgründung im Rheingau zu be-
wahren und nach 40 Jahren der Tren-
nung dort Forschung und Lehre institu-
tionell wieder zusammenzuführen.
Der Wissenschaftsrat erinnert in sei-
ner Stellungnahme daran, dass er schon
1984 in einem Gutachten für das Land
Hessen zu dem Schluss gelangt sei, dass
sich „die institutionelle Zweiteilung in
Forschungsanstalt und Fachhochschule
nicht bewährt“ habe. Damals hatte der
Wissenschaftsrat empfohlen, die beiden
Institutionen „möglichst wieder weitge-
hend zu vereinen“, und schon seinerzeit
schien eine eigenständige Fachhoch-
schule eine gute Lösung.
Inzwischen aber hat sich die Bildungs-
landschaft gewandelt und der Wissen-
schaftsrat auch Hinweise und Warnun-
gen für Hessen. Vor allem aber sieht er
„im institutionellen Sonderformat der
Hochschule Geisenheim kein auf ande-
re Fälle übertragbares Modell für die in-
stitutionelle Umgestaltung von Fach-
hochschulen“. Deutschlands wichtigstes
wissenschaftspolitisches Beratungsgre-
mium weist überdies darauf hin, dass
Hessen mit der Gründung einer eigen-
ständigen Hochschule zugleich die teu-
erste aller Varianten gewählt habe. Der
„dauerhafte finanzielle Mehraufwand“
werde höher ausfallen als die vom Land
geplanten 1,5 Millionen Euro und setze
nachhaltiges Engagement der Landesre-
gierung voraus, heißt es. Für das Gelin-
gen der Hochschulgründung sei das die
„entscheidende Voraussetzung“.
Forschungsanstalt und Fachhoch-
schulstandort verfügen bislang zusam-
men über 32 Professuren. Damit diese
neben den Vorlesungen für die 1100 Stu-
denten mehr Zeit für Forschung haben,
sollen vier zusätzliche Professoren und
sechs wissenschaftliche Mitarbeiter ein-
gestellt werden. Der Wissenschaftsrat
hält das für nicht ausreichend. Er regt
noch eine zusätzliche Professur für Tech-
nik im Gartenbau sowie eine weitere für
Landschaftsarchitektur an. Auch die
Hochschulverwaltung müsse aufge-
stockt werden. Dass Hessen den für
2013 vorgesehenen Betrag von 21,9 Mil-
lionen Euro noch einmal erhöht, glaubt
der Direktor der Forschungsanstalt,
Hans Schultz, aber eher nicht.
Er hält es für wahrscheinlich, dass
Geisenheim zumindest in der Über-
gangsphase bis zum neuen Hochschul-
pakt 2015 mit dem vorgesehenen Geld
auskommen muss. Die Landespolitik
müsse sich das Gutachten aber genau an-
sehen und entscheiden, was leistbar sei.
Die Hochschule werde versuchen, mehr
Studenten zu gewinnen und mehr Dritt-
mittel für die Grundlagenforschung zu
akquirieren, auch im Hinblick auf ein ei-
genständiges Promotionsrecht in eini-
gen Jahren. Für 2017 prognostiziert die
Hochschule fast 1700 Studenten, davon
485 Erstsemester.
Dass die Geisenheimer Neugründung
wegen der ungewöhnlichen Fusion mit
einer Forschungseinrichtung keine Blau-
pause für die Umgestaltung anderer
Hochschulen sei, habe niemanden über-
rascht. Nach Angaben von Schultz lau-
fen die Vorbereitungen gut. Schon für
Dezember sei die erste Wahl des Hoch-
schulsenats angesetzt, diese werde noch
nach den Regeln der Hochschule Rhein-
Main abgehalten. Erfreulich sei, dass
zur Gruppenwahl nur Einheitslisten ein-
gereicht worden seien und keine Fraktio-
nen anträten. Das spreche für das Zu-
sammengehörigkeitsgefühl in Geisen-
heim.
Die hessische Wissenschaftsministe-
rin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sieht
im Gutachten des Wissenschaftsrats ein
Gütesiegel für das Konzept der Landes-
regierung und eine Bestätigung des ein-
geschlagenen Wegs auf dem Campus
Geisenheim. Der Wissenschaftsrat er-
kenne in der Gründung der Hochschule
Geisenheim ein Beispiel für die Erpro-
bung neuer Hochschultypen und -forma-
te in Deutschland. Hessen gründe erst-
mals seit Jahrzehnten nicht nur eine
neue Hochschule, sondern auch eine
neuen Typs in staatlicher Trägerschaft.“
htr. WIESBADEN. Rund 800 Wohnun-
gen sollen im Wiesbadener Stadtteil Wei-
denborn entstehen. Beinahe die Hälfte ist
schon fertig. Das Richtfest im „Quartier
K“ nahm Xaver Braun, der Geschäftsfüh-
rer der städtischen Wohnbaugesellschaft
GWW, gestern zum Anlass für einen Zwi-
schenbericht. Das imSüdosten der Innen-
stadt gelegene Gebiet wurde in den fünfzi-
ger und sechziger Jahren entwickelt.
Etwa ein halbes Jahrhundert später habe
man den Bewohnern eines Hauses an der
Hauberrisserstraße gleichsam über Nacht
eine neue Bleibe verschaffen müssen, be-
richtet Braun. Denn ihr Haus habe kurz
davor gestanden, regelrecht auseinander-
zubrechen.
Weil Veränderungen in der Gründungs-
ebene zu irreversiblen Schäden des Bau-
werks geführt hatten, entschied sich die
GWW, die 80 Häuser im Weidenborn
nach und nach abzureißen. Im Jahr 2007
wurde damit begonnen, die 550 alten
Wohnungen durch neue zu ersetzen.
Rund 150 Millionen Euro sind für das
Projekt veranschlagt. Einen Teil davon
nimmt die GWW wieder ein, indem sie
etwa ein Viertel der Wohnungen ver-
kauft.
So gehören zum „Quartier K“ beispiels-
weise vier Gebäude mit insgesamt 29 Ei-
gentumswohnungen in einer Größe von
69 bis 150 Quadratmetern und 29 Tiefga-
ragenplätzen. Im März dieses Jahres ha-
ben die Bauarbeiten begonnen. Inzwi-
schen sind die Wohnungen allesamt ver-
kauft. Der durchschnittliche Preis lag bei
3300 Euro pro Quadratmeter.
Die Pläne der GWW hätten zu Anfang
für Diskussionen gesorgt, berichtet Ober-
bürgermeister Helmut Müller (CDU), der
Aufsichtsratsvorsitzende der Gesell-
schaft. Denn die Kaltmieten für die neu-
en Wohnungen lägen über den Beträgen,
die früher gezahlt worden seien. Aber der
Anstieg verringere sich angesichts der ge-
sunkenen Nebenkosten. Die Energiekos-
ten seien nämlich um achtzig Prozent ge-
sunken. Dies liege zum einen an der mo-
dernen Technik, zum anderen aber auch
daran, dass die Häuser mit den Wohnzim-
mern zur Südwestseite hin ausgerichtet
seien.
Weil manche Familien nach dem Aus-
zug ihrer Kinder mit weniger Platz auskä-
men, seien sie beispielsweise in eine klei-
nere Wohnung eingezogen. So sei ihre
monatliche Belastung in absoluten Beträ-
gen oftmals kaum gestiegen. Hinzu kom-
me, dass die neuen Häuser überdurch-
schnittlich ausgestattet seien und ihren
Bewohnern einen höheren Komfort bö-
ten. Ein Balkon oder ein Gartenanteil sei
die Regel.
Zum Standard zählten beispielsweise
auch Parkettböden und große, teils boden-
ständige Fenster. Trotzdem ziehe natür-
lich auch ein Teil der Mieter weg. Müller
kündigte an, dass das Projekt im Weiden-
born voraussichtlich Ende 2016 abge-
schlossen werden könne.
WIESBADEN. Die Nerobergbahn hat
in diesem Sommer 292 000 Fahrgäste
den Neroberg hinaufgebracht. Das ist
im Vergleich zum Vorjahr eine Steige-
rung um mehr als acht Prozent. htr.
WIESBADEN. Über die Entwicklung
der Sportvereine spricht Christoph
Breuer von der Deutschen Sporthoch-
schule in Köln am Montag um 19 Uhr
in Raum 22 des Rathauses. Anmel-
dung erbeten unter 06 11 / 31 54 00
oder [email protected]. htr.
WIESBADEN. Über den Umgang mit
Medikamenten und Selbstbehandlung
informieren Mediziner heute von
17.30 und 19.30 Uhr im Rathaus. htr.
BAD SCHWALBACH. Die Taunusbüh-
ne Bad Schwalbach zeigt „Die Kleine
Meerjungfrau“ von Samstag bis 9. De-
zember, jeweils 15 Uhr, im Kurhaus.
Karten: 0 61 24/50 01 00. obo.
IHK: Wiesbaden
besser als die Region
Lange Nächte im Kinosessel
Trash und Ernstes beim 25. Exground Filmfest in Wiesbaden / Höhepunkte zumJubiläum
Bagger im Strafraum
Aus Kiedricher Sportplatz wird teures Wohnquartier
Wissenschaftsrat
für neue Hochschule
Wohnen im Weidenborn
Beinahe die Hälfte des Projekts imWiesbadener Südosten ist fertiggestellt
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WI ESBADEN · RHEI NGAU-TAUNUS · MAI NZ
Das Beratergremium
befürwortet die Fusion von
Forschungsanstalt und Fach-
hochschule in Geisenheim.
Der neue Senat soll noch
2012 gewählt werden.
Modernisierung: Um 800 neue Wohnungen im Wiesbadener Weidenborn bauen zu können, wurden 550 alte abgerissen. Foto Sick
Die Kaltmieten für die neu-
en Wohnungen sind höher
als bisher. Die Energie-
kosten sinken aber deutlich.
FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEI TE 41 Rhein-Main
jjo. WÖLLSTADT/KARBEN. Mehr als
zwei Jahrzehnte lang hat Wöllstadts Bür-
germeister Alfons Götz (CDU) auf diesen
Tag hingearbeitet: Rund vier Monate vor
Ende seiner Amtszeit wurde gestern offi-
ziell mit dem Bau der Ortsumfahrung
Wöllstadt für die Bundesstraßen 3 und 45
begonnen. Hessens Verkehrsminister Flo-
rian Rentsch, der Parlamentarische Staats-
sekretär im Bundesverkehrsministerium,
Jan Mücke (beide FDP), und Ministerprä-
sident Volker Bouffier (CDU) lobten
Götz für seine Hartnäckigkeit. „Ohne die
positive Penetranz von Bürgermeister
Götz stünden wir nicht hier“, sagte
Rentsch.
Nach seinen Angaben verringert sich
nach Eröffnung der Ortsumgehung Wöll-
stadt die Verkehrs- und Lärmbelastung in
den beiden Ortsteilen Ober- und Nieder-
Wöllstadt deutlich. Die Ortschaften wür-
den um bis zu 75 Prozent vom Durch-
gangsverkehr entlastet.
Die neue rund neun Kilometer lange
Trasse soll den Verkehr in Verlängerung
der schon fertiggestellten Friedberger
Westumfahrung östlich an Ober-Wöll-
stadt und westlich an Nieder-Wöllstadt
vorbeiführen. Nachdem Archäologen
schon damit begonnen haben, die Trasse
nach frühzeitlichen, römischen und mit-
telalterlichen Siedlungen zu untersuchen,
soll noch in diesem Jahr mit den eigentli-
chen Bauarbeiten an den zehn neuen Brü-
cken begonnen werden. Bis Ende 2016
soll die Umgehungsstraße, für deren Bau
die Projektmanagementgesellschaft De-
ges zuständig ist, fertig sein. Die Kosten
trägt der Bund. Das Projekt wird sich ge-
genüber früheren Kalkulationen voraus-
sichtlich um mehr als ein Zehntel verteu-
ern. In einer Mitteilung der Hessischen
Staatskanzlei war gestern zwar von Kos-
ten in Höhe von 38,8 Millionen Euro die
Rede. Mücke sprach von „rund 40 Millio-
nen Euro“. Stefan Franz von der Deges
hatte jedoch schon im Juni in Wöllstadt
angekündigt, dass das Bauvorhaben zirka
42,7 Millionen Euro kosten werde.
Nach Angaben Rentschs wird das Stra-
ßenbauprojekt auch nach Eröffnung der
Ortsumfahrung noch nicht beendet sein,
weil die B 3 noch bis nach Karben-Klop-
penheim weitergebaut werden soll. Der
Trassenverlauf ist allerdings noch unklar.
Die Karbener Stadtverordneten hatten
sich mit großer Mehrheit dafür ausgespro-
chen, vor dem Weiterbau der B 3 noch die
Bundesstraße zwischen Bad Vilbel und
dem Ausbauende bei Kloppenheim zu-
nächst vierspurig auszubauen, damit der
Verkehr besser abfließen kann. Der Kar-
bener Magistrat soll sich nun dafür einset-
zen, dass der vierspurige Ausbau, für den
Planungs- und Baurecht besteht, in den
Bundesverkehrswegeplan aufgenommen
wird. Bürgermeister Guido Rahn (CDU)
zufolge lässt die Straßen- und Verkehrs-
verwaltung im nächsten Jahr zunächst
eine Verkehrsuntersuchung erstellen.
höv. ESCHBORN. Die Stadt Esch-
born arbeitet nach einem Votum von
CDU, Grünen, SPD und Freien Wäh-
lern im Stadtparlament weiter an Plä-
nen für eine neue Stadthalle. Ursprüng-
lich sollten Rathaus und Stadthalle ab-
gerissen und für 73 Millionen Euro ein
gemeinsamer Neubau errichtet wer-
den. Der Verwaltungsbau und die Hal-
le sind ineinander verschachtelt. Die-
ses Großprojekt wurde in einem Bür-
gerentscheid im Frühjahr jedoch abge-
lehnt. Nun soll nur eine Stadthalle neu
gebaut werden.
Nach demWillen der Stadtverordne-
ten ist zunächst eine Bestandsaufnah-
me vorgesehen. Sie soll zeigen, was
das alte Gebäude bietet und wie Stadt-
hallen anderer Städte aussehen. In ei-
nem zweiten Schritt soll ein Konzept
für den Neubau entwickelt werden, da-
bei ist auch die Frage zu beantworten,
ob der neue Saal an dem bisherigen
Standort neben dem Rathaus errichtet
wird oder an anderer Stelle. Schließ-
lich muss auch über eine Sanierung
des Rathauses entschieden werden,
das nach dem Bürgerentscheid nicht
abgerissen werden darf.
Der Bau- und Umweltausschuss soll
das Vorgehen koordinieren und auch
über Art und Umfang der Bürgerbeteili-
gung bestimmen. Diskutiert werden
soll über dieses Vorhaben nicht in den
Routinesitzungen des Ausschusses,
sondern in öffentlichen Sondersitzun-
gen, bei denen auch Gästen, etwa Spre-
chern von Bürgerinitiativen oder Sach-
verständigen, ein Rederecht einge-
räumt werden kann.
bie. BAD HOMBURG / FRIEDRICHS-
DORF. Landrat Ulrich Krebs (CDU) hat
sich am Montag im Kreistag dafür ausge-
sprochen, die bisher als Waldkranken-
haus Köppern geführte Psychiatrische Kli-
nik von Friedrichsdorf nach Bad Hom-
burg zu verlagern. Dort sei der nötige
Platz neben demNeubau der Hochtaunus-
kliniken an der Zeppelinstraße vorhan-
den. Als Ergänzung sei ein tagesklini-
sches Angebot in Usingen sinnvoll. Damit
hat sich zum ersten Mal ein Vertreter des
Hochtaunuskreises ausdrücklich für den
umstrittenen Umzug der Psychiatrie aus-
gesprochen.
Diese Pläne verfolgt die Vitos Holding
des Landeswohlfahrtsverbandes schon
seit drei Jahren. Unter anderem hatte der
Betriebsrat des Waldkrankenhauses die
Überlegungen kritisiert und für den idylli-
schen Standort im Grünen geworben.
Aber auch die politischen Gremien der
beiden von dem Schritt berührten Städte
lehnen den Umzug bisher ab. Zuletzt hat-
ten sich im September die Friedrichsdor-
fer Stadtverordneten in einer von allen
Fraktionen eingebrachten Resolution ein-
stimmig gegen einen Ortswechsel des
psychiatrischen Krankenhauses ausge-
sprochen.
Auch wenn der Bau der Hochtaunuskli-
niken weit fortgeschritten ist, bleibt ein
nachträglicher Anschluss eines weiteren
Gebäudes technisch möglich. Die Stadt
Bad Homburg verweist darauf, dass sie
über den Bebauungsplan für das Klinikge-
lände keine Möglichkeit habe, auf die
Nutzung Einfluss zu nehmen. Ein Bauan-
trag für die Psychiatrie liege noch nicht
vor. Im August bestätigte der Vitos-Auf-
sichtsrat seinen Grundsatzbeschluss von
2009 für den Umzug. Außerdem gibt es
Gespräche mit dem Hochtaunuskreis
über die Schaffung eines gerontopsych-
iatrischen Zentrums in Usingen, wo das
dortige Allgemeinkrankenhaus derzeit
ebenfalls am Stadtrand neu errichtet
wird.
Pläne für Stadthalle
werden ausgearbeitet
bie. KRIFTEL. Der Kurierfahrer ei-
nes Spielsalons ist am Montagvormit-
tag an der Gutenbergstraße überfallen
und ausgeraubt worden. Der 42 Jahre
alte Mann hatte die Tageseinnahmen
mehrerer Spielhallen eingesammelt
und wollte diese kurz vor 10 Uhr bei
der Zentrale abliefern. Als er aus dem
Auto steigen wollte, griff ihn ein Unbe-
kannter von hinten an. Der Täter
sprühte dem Geldboten Pfefferspray
ins Gesicht, entriss ihm drei Geldta-
schen und rannte in Richtung eines Le-
bensmittelmarkts davon. Sein Opfer
musste mit Augenverletzungen in ei-
ner Klinik behandelt werden. Der Räu-
ber soll etwa 30 Jahre alt und schlank
gewesen sein. Welche Summe er erbeu-
tet hat, konnte die Polizei zunächst
noch nicht sagen. Die drei Taschen
sind jeweils 30 mal 30 Zentimeter groß
und aus auffällig hellblauer Kunstfaser
mit rotem Reißverschluss gefertigt.
Baubeginn für Wöllstädter Umfahrung
bie. BAD HOMBURG. Das Wort „Er-
folgsgeschichte“ ist Sozialdezernent Die-
ter Kraft (Die Grünen) in Zusammen-
hang mit dem Bad-Homburg-Pass zwar
in den Sinn gekommen. Als passend
empfindet er es bei diesem Thema
gleichwohl nicht. Immer mehr Men-
schen mit keinem oder geringem Ein-
kommen beantragen den Pass, der eine
Reihe von Vergünstigungen im Nahver-
kehr und bei Veranstaltungen gewährt.
Zum Stichtag 30. Juni waren es 2900,
was eine deutliche Steigerung bedeutet.
Ein Jahr zuvor lag die Zahl noch um 780
Passinhaber niedriger. Vor allem durch
Mund-zu-Mund-Propaganda sei das An-
gebot im zweiten Jahr seines Bestehens
bekannter geworden, sagte Kraft ges-
tern bei der Vorlage des zweiten Be-
richts zum Bad-Homburg-Pass. Auch
die Stadtteil- und Familienzentrum hät-
ten daran ihren Anteil.
Beantragen kann das Dokument je-
der, der Sozialhilfe bezieht oder nur we-
nig verdient. Die Einkommensgrenze
liegt bei 748 Euro für den Haushaltsvor-
stand und 262 Euro für jedes weitere Fa-
milienmitglied. Außerdem können die
Kosten für die Unterkunft hinzugerech-
net werden. Nach der Statistik des Krei-
ses leben in der Kurstadt 3140 Leistungs-
empfänger. Knapp 1800 haben einen
Bad-Homburg-Pass, also 57 Prozent.
Dies zeige zum einen, dass auch im ver-
meintlich reichen Bad Homburg viele
Menschen auf Unterstützung angewie-
sen seien, sagte Kraft. Von diesen habe
man mit dem Angebot einen erhebli-
chen Teil erreicht, wenn sich auch
43 Prozent noch nicht gemeldet hätten.
Die übrigen Passinhaber seien Gering-
verdiener. Ihr Anteil an der Gesamtzahl
lasse sich nicht bestimmen, weil es hier-
für keine Übersicht gebe.
Die Inhaber des Passes lassen sich hin-
gegen statistisch aufschlüsseln. So ha-
ben mehr Frauen als Männer das Doku-
ment beantragt. Der Unterschied be-
trägt nahezu 600. Dem Sozialdezernen-
ten ist aufgefallen, dass die Zahl der Bad
Homburger Bürger im Alter von mehr
als 65 Jahren allgemein zurückgegangen
ist, während ihr Anteil bei den Bad-
Homburg-Pass-Inhabern wächst. Ob das
ein Hinweis auf zunehmende Altersar-
mut sei, werde man weiter beobachten,
sagte Kraft. Nach Worten von Sachbear-
beiterin Birgit Steins gehen monatlich
etwa 64 Anträge ein. Inzwischen hätten
75 Prozent der Inhaber den Pass verlän-
gern lassen. Nur wenige Anträge müss-
ten abgelehnt werden.
Der wichtigste Vorteil des Passes ist
die vergünstigte Stadtbus-Monatskarte,
die mit dem Dokument nur 75 Prozent
des Preises kostet. 1350 Inhaber haben
davon mindestens einmal Gebrauch ge-
macht. Der Nahverkehr liegt damit weit
vorn. So nahmen 65 Prozent der Passin-
haber im Rentenalter dieses Angebot in
Anspruch. Auch die preisreduzierte Fe-
rienkarte für das Seedammbad war mit
327 Nutzern stark gefragt. Für die mit
dem Pass verbilligten Veranstaltungen
des Fachbereichs Kultur in Stadtbiblio-
thek, Englischer Kirche oder Gotischem
Haus interessierten sich vor allem Älte-
re. Ausgesprochen erfreulich nannte es
Steins, dass mehr als elf Prozent der
Passinhaber im Alter zwischen 14 und
20 Jahren den Unterricht der Musikschu-
le besuchten. Die Kurse der Volkshoch-
schule würden häufig von Personen zwi-
schen 21 und 64 Jahren gebucht. Dabei
lägen Sprachkurse vorn.
Im Berichtszeitraum von Juli 2011 bis
Ende Juni 2012 hat der Bad-Homburg-
Pass die Stadt knapp 285 000 Euro ge-
kostet. Weil viele Monatskarteninhaber
vorher aber nicht Bus gefahren sind,
gibt es für die zusätzlichen Nahverkehrs-
nutzer eine Erstattung vom Rhein-
Main-Verkehrsverbund. Der städtische
Haushalt wurde deshalb lediglich mit
190 000 Euro belastet. Sozialdezernent
Kraft will weiter für den Pass werben.
Wichtig sei, dass das Angebot den Ma-
kel des „Sozialhilfepasses“ loswerde.
höv. MAIN-TAUNUS-KREIS. Das
Schwarzbachtal, das Tal von Kriftel bis
Eppstein, soll an einem Sonntag ganz
allein den Radfahrern gehören. Für Au-
tos wird das Tal an diesem Tag ge-
sperrt. So wollen es die Fraktionen des
Kreistags im Main-Taunus-Kreis. Ein-
stimmig hießen sie die Idee gut, an ei-
nem Sonntag im Jahr 2014 eine Veran-
staltung „autofreies Schwarzbachtal“
auf die Beine zu stellen. Vorbild sind
ähnliche Radlersonntage in anderen
Tälern, etwa „Kinzigtal total“ mit ei-
ner 80 Kilometer Strecke von Hanau
bis zur Mündung der Kinzig bei Sinntal
oder der „Weiltal-Sonntag“ im Hinter-
taunus mit einer Strecke von Weilrod
bis Weilburg.
Nach dem Antrag wird zunächst ge-
prüft, wie teuer eine solche Veranstal-
tung imMain-Taunus-Kreis wäre. Auch
die genaue Strecke müsse noch festge-
legt werden, zum Beispiel von Kriftel
über Hofheim und Lorsbach nach Epp-
stein. Der Kreisausschuss wird nach
dem Willen der Fraktionen ein Kon-
zept zusammen mit dem Allgemeinen
Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) aus-
arbeiten. Die an der Strecke liegenden
Städte sollen ebenfalls in die Planung
einbezogen werden. Auch Vereine und
Verbände könnten für eine Teilnahme
gewonnen werden, ebenso die lokalen
Touristikgesellschaften.
höv. ESCHBORN. Die Stadt Esch-
born tritt zwei Werbeverbänden der Re-
gion bei, dem Verein Frankfurt Main
Finance und demUnternehmen Frank-
furt Rhein-Main GmbH International
Marketing of the Region. Dafür haben
sich die Stadtverordneten mit den Stim-
men von CDU, Grünen, FDP und dem
Vertreter der Bürgerlichen ausgespro-
chen. Die Mitgliedschaft imFinanzver-
bund kostet 75 000 Euro im Jahr. Für
die Beteiligung am Region-Marketing
gibt die Stadt 80000 Euro jährlich aus.
Bürgermeister Wilhelm Speckhardt
(CDU) sagte, es reiche nicht, dass der
Main-Taunus-Kreis in der Region-Mar-
keting-GmbH vertreten sei. Eschborn
müsse sich selbst beteiligen. Die Stadt
lebe davon, dass sie Unternehmen in
die Gewerbegebiete hole. Der Stand-
ort sei Eschborn, nicht der Landkreis.
bie. OBERURSEL. Die Sanierung einer
Altlast an der Eppsteiner Straße geht in
die entscheidende Phase. Von Dezember
an wird ein Dampf-Luft-Gemisch in den
Boden gepumpt, um Schadstoffe heraus-
zuspülen. An dem betreffenden Standort
befand sich von den sechziger Jahren bis
1976 eine kleine Fabrik für Korrosions-
schutzmittel. In einem ebenso wie das Fa-
brikgebäude längst abgerissenen Unter-
stand wurden offenbar Fässer mit Lö-
sungsmitteln ausgespült. Als die Stadt das
im Zuge der Altstadtsanierung erworbe-
ne Grundstück vor zehn Jahren verkaufen
wollte, wurden Bodenuntersuchungen in
Auftrag gegeben. Dabei fand man leicht-
flüchtige halogenierte Kohlenwasserstof-
fe (LHKW), vor allem Perchlorethylen
(PER) und Trichlorethylen (TRI). Sie gel-
ten als gesundheitsschädlich und wurden
auch im Grundwasser nachgewiesen. In
Abstimmung mit dem Regierungspräsidi-
um Darmstadt folgten weitere Gutachten
und Studien, die 2009 in ein Sanierungs-
konzept mündeten.
Die Fläche befindet sich hinter der Stra-
ßenbebauung und liegt inmitten von
denkmalgeschützten Häusern. Die Erd-
oberfläche des ehemaligen Fabrikgelän-
des ist inzwischen um mehr als einen Me-
ter abgetragen worden. Weil die Kohlen-
wasserstoffe bei den Aushubarbeiten aus-
gasen konnten, trugen die Arbeiter
Schutzanzüge, und die Baustelle wurde
mit einem Schutzzelt, Filtern und einer
Schleuse versehen. Dies sei inzwischen
nicht mehr nötig, sagte Gabriele Meise-
Goll von dem für die Sanierung verant-
wortlichen Unternehmen Hug Consult.
Die Beteiligten entschieden sich für eine
sogenannte In-situ-Sanierung: Die umlie-
genden Häuser bleiben stehen, und auch
das Gelände wird nicht komplett ausge-
koffert. Stattdessen sollen die flüchtigen
Lösungsmittel mit einen von der Universi-
tät Stuttgart entwickelten Verfahren aus
dem Boden geholt werden.
Hierfür wurden 27 Löcher für die Infil-
trations- und Extraktionsbrunnen ge-
bohrt: In die einen wird das heiße Dampf-
Luft-Gemisch hineingedrückt und in den
anderen zusammen mit den gelösten
Schadstoffen aufgefangen. Dieses Prinzip
sei seit 1998 erprobt und immer weiter
verbessert worden, sagte Oliver Trötsch-
ler von der Universität Stuttgart. In Dur-
lach habe man eine Altlast saniert, die
sich unter einemdenkmalgeschützten Alt-
bau befunden habe. Umfangreiche Mes-
sungen auf dem Grundstück selbst und in
der Nachbarschaft begleiteten die Arbei-
ten, die bis Ende 2013 abgeschlossen sein
sollten.
Nachdem die Sanierung im Bauaus-
schuss zur Sprache kam, warnte der Bund
für Umwelt und Naturschutz (BUND) in
den vergangenen Tagen vor Belastungen
für die Anwohner und sprach von „einer
der schwersten Belastungen hessenweit
in einem Innenstadtbereich“. Dennoch
besteht nach Ansicht von Erstem Stadtrat
Christof Fink (Die Grünen) kein Anlass
für eine Umsiedlung der Nachbarn. Sie
seien im Umweltmedizinischen Institut
Gießen untersucht worden. Es gebe ein
engmaschiges Messnetz, auch in den Häu-
sern und Geschäften. Ein vom BUND ge-
fordertes „Verbot jeglichen Lebensmittel-
verkaufs“ in der Umgebung bezeichneten
die Experten als völlig unnötig.
Krebs für Klinikverlagerung
Landrat will Psychiatrie in Bad Homburg
Schwarzbachtal
nur für Radfahrer
Eschborn: Beitritt zu
Marketing-Verbänden
Altlast zwischen Altstadtmauern
Mit heißemDampf und Luft gegen Lösungsmittel
Spielhallen-Geldbote
bei Überfall verletzt
Fast 2900 Bürger
nutzen Bad-Homburg-Pass
Deutlich höhere Nachfrage binnen Jahresfrist
Die B 3 wird südlich von
Friedberg weitergebaut.
Karben votiert für baldigen
vierspurigen Ausbau zwischen
Bad Vilbel und Kloppenheim.
Enge Verhältnisse: Bald kann der Verkehr um Ober-Wöllstadt herum fließen. Foto Sick F.A
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Wöllstadt
Brücken
Bruchen-
brücken
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Wöllstadt
neue
Ortsumgehung
Friedberg
Friedberg
Wöllstadt
Friedberg
1000m
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neue B 45
neue B3
Ortsumgehung
neue B 45
neue B3
Ortsumgehung
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osbach
HOCHTAUNUS · MAI N-TAUNUS · WETTERAU
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SEI TE 42 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Rhein-Main
lu. HANAU. Neue Wege in der Altenhil-
fe wollen die städtische Stiftung Altha-
nauer Hospital und die private Martin-
Luther-Stiftung in Hanau noch stärker
als bisher gemeinsam gehen. Deshalb sol-
len die beiden Hanauer Institutionen bis
zumJahr 2014 in einer gemeinsamen Stif-
tung, deren Namen noch festgelegt wer-
den muss, miteinander verschmelzen.
Die Stiftung Althanauer Hospital
stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist
damit die älteste der Stadt. Seit dem Jahr
1965 hält sie in mehreren Wohnkomple-
xen in der Stadt und in den Stadtteilen
rund 150 altengerechte, sozialgebundene
Wohnungen zur Verfügung. Träger wa-
ren lange Jahre die Stadt Hanau sowie
die beiden evangelischen Kirchengemein-
den der Johannes- und Marienkirche al-
leine. Im Jahr 2009 wurde die Verwal-
tung der Stiftung auf die Hanauer Gesell-
schaft für Altenhilfe übertragen, deren
Mitgesellschafter die Martin-Luther-Stif-
tung ist. Sie trat zu diesem Zeitpunkt
auch als Mitgesellschafter ein.
Die 130 Jahre alte Martin-Luther-Stif-
tung ist wie die Stiftung Althanauer Hos-
pital Mitglied der Diakonie. Sie unterhält
Häuser mit verschiedenen Formen der
Altenbetreuung in Hanau, Schöneck und
Schlüchtern für mehr als 800 Menschen.
Gemeinsame Projekte mit der Stadt sind
das Altenzentrum Bernhard-Eberhard in
der Innenstadt, das im Bau befindliche
Modellprojekt des Mehrgenerationen-
wohnens an der Keplerstraße in der Ha-
nauer Weststadt und ein weiteres, gerade
entstehendes Modellprojekt in Großau-
heim, wo in der ehemaligen Schule am
Brunnen unter anderem Wohngruppen
und Betreuungsangebote für an Demenz
erkrankte Menschen eingerichtet wer-
den.
Diese enge Kooperation zwischen den
beiden Stiftungen soll nach den Worten
von Oberbürgermeister Claus Kaminsky
(SPD) nun in einer gemeinsamen Institu-
tion münden. Damit wolle die Stadt den
Herausforderungen des demographi-
schen Wandels frühzeitig begegnen. Ge-
schaffen werden sollten verbesserte Mög-
lichkeiten, den modernen Ansprüchen
an die Versorgung im Alter gerecht zu
werden. Die städtische Stiftung alleine,
die sehr stark von städtischen Zuschüs-
sen abhänge, sei aus eigener Kraft finan-
ziell dazu nicht in der Lage, zumal ihre
Häuser einen hohen Sanierungsbedarf
hätten. Mit dem Zusammenschluss wür-
den die wirtschaftlichen Voraussetzun-
gen der städtischen Stiftung erweitert.
Die Stiftung Althanauer Hospital rich-
tet sich an betagte Bürger mit einem
niedrigen Einkommen. Nach den Wor-
ten von Friedrich Trapp, Geschäftsfüh-
rer sowohl der Martin-Luther-Stiftung
als auch der Hanauer Gesellschaft für Al-
tenhilfe, wolle man daran festhalten, die-
sen Menschen weiterhin günstigen
Wohnraum anzubieten. Derzeit liege das
niedrigste Mietniveau bei 400 Euro. Die
neue Stiftung werde sich nicht nur um
die Schaffung weiterer Wohnangebote in
der Zukunft bemühen, sondern vor al-
lem moderne Unterstützungskonzepte
für die bestehenden Wohnungen der jet-
zigen Stiftung Althanauer Hospital ent-
wickeln. Der Trend gehe weg von der Un-
terbringung in vollstationären Pflegeein-
richtungen und hin zu wohnortnahen
kleinen Versorgungszentren mit einem
nachbarschaftlichen Umfeld, das in die
Altenbetreuung eingebunden werden
könne.
Wie Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel
(SPD) in einer Pressekonferenz ausführ-
te, hänge das Überleben der Stiftung
Althanauer Hospital stark von der Ge-
währung städtischer Zuschüsse ab. Diese
ließen sich angesichts der Hanauer Fi-
nanzlage nicht dauerhaft garantieren.
Für die Sanierung der Altenwohnanla-
gen stünden Investitionen in einstelliger
Millionenhöhe an. Da es keine Finanz-
rücklagen gebe, sei das Überleben der
Stiftung nur durch das Aufgehen in der
Martin-Luther-Stiftung möglich. Alfred
Merz, Vorstandsvorsitzender der Martin-
Luther-Stiftung, lobte die lange und ver-
trauensvolle Zusammenarbeit mit der
Stadt. Diese werde gestützt auch von der
Arbeit der städtischen Hilfezentrale als
ambulante Pflegeeinrichtung, die ein wei-
teres Standbein des Zusammenschlusses
bilden werde.
Der frühere Oberbürgermeister Hans
Martin (SPD), der viele Jahre lang Vor-
standsvorsitzender der Martin-Luther-
Stiftung war, erinnerte daran, dass es
schon in den sechziger Jahren Bestrebun-
gen für eine Zusammenlegung gab. Diese
sei nun möglich und werde wichtige Syn-
ergieeffekte in der Altenpflege schaffen.
Die Zusammenlegung der beiden Stif-
tungen soll noch in diesem Jahr notariell
beurkundet werden. Nach dem Ablauf
des Jahres 2013 als gesetzlich vorge-
schriebenes „Sperrjahr“ soll die eigentli-
che Eingliederung im Jahr 2014 stattfin-
den. Es ist vorgesehen, der Stadt und den
beiden Kirchengemeinden Sitz und Stim-
me im Aufsichtsgremium zu gewähren.
Aus Kooperation wird Fusion
lu. HANAU. „Knef – Für mich soll’s
rote Rosen regnen“ heißt der Titel der
nächsten Eigenproduktion der Stadt
Hanau. Regie führt Benjamin Bau-
mann, in der Hauptrolle der jungen
Hildegard Knef wird die Sängerin Si-
mone Kerchner zu sehen sein. Den
zweiten Part, die gereifte Knef, wird
Petra Mathein übernehmen. Die zehn-
te städtische Produktion spielt nach
Angaben der Stadt Mitte der siebziger
Jahre, als die Sängerin und Schauspie-
lerin auf dem Höhepunkt ihrer Karrie-
re angekommen zu sein schien. Doch
privat sei sie in einer Krise gewesen. In
dem Stück blicke die Knef kritisch zu-
rück und treffe „imSpiegel der Vergan-
genheit“ auf die junge Hilde. Daraus
entwickelten sich ein Streitgespräch
und eine „offene, ehrliche Abrech-
nung mit sich selbst“. Gesungen wer-
den Lieder wie „Für mich soll’s rote Ro-
sen regnen“, „Ich brauch’ Tapeten-
wechsel“, „Eins und eins, das macht
zwei“ sowie „Von nun an ging’s berg-
ab“. Das Stück hat am 24. Januar im
Comoedienhaus Wilhelmsbad Premie-
re. Weitere Aufführungen finden vom
25. bis 27. Januar, am 23. und 24. Feb-
ruar sowie am 4. und 5. April statt. Be-
ginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten
kosten zwischen 19 und 29 Euro (Tele-
fon 069/1 34 04 00).
HANAU. Die Gruft der Hanauer Gra-
fen in der Marienkirche ist amSonntag
geöffnet und kann von 15 bis 17 Uhr
besichtigt werden. Die evangelische
Gemeinde, der Geschichtsverein, die
Märtesweinvereinigung und die Volks-
hochschule organisieren die Begehung
der Gruft aus Anlass des 400. Todesjah-
res von Graf Philipp Ludwig II. höv.
höv. HANAU. Sozialdezernent Axel
Weiss-Thiel (SPD) soll im Dezember
zum Hanauer Bürgermeister gewählt
werden. Seine bisherige Stelle als Stadt-
rat soll wieder besetzt werden, so dass
es fortan vier hauptamtliche Dezernen-
ten gibt statt bislang drei. Der Posten
des Bürgermeisters ist seit rund einem
Jahrzehnt vakant. Die Stadtverordneten
entschieden am Montagabend, im De-
zember einen Bürgermeister zu wählen.
Dafür stimmte die Vierer-Koalition aus
SPD, den Grünen, FDP und Bürgern für
Hanau, außerdem die Republikaner und
zwei Vertreter der Linken. Die CDU
lehnte die Vorlage ab. Nach dem Be-
schluss wird ein Wahlvorbereitungsaus-
schuss eingesetzt, um die Abstimmung
vorzubereiten.
Als Bürgermeister und erster Vertre-
ter des Oberbürgermeisters sei der bishe-
rige Sozialdezernent vorgesehen, sagte
Cornelia Gasche (SPD). Als vierter
Hauptamtlicher ist der 49 Jahre alte An-
dreas Kowol (Die Grünen) im Ge-
spräch, ein Mitarbeiter der Wiesbadener
Stadtverwaltung. Bei der Kommunal-
wahl im vergangenen Jahr hatten die
Grünen an Stimmen gewonnen, deshalb
war ihnen innerhalb der Vierer-Koaliti-
on ein Dezernat zugestanden worden.
In einem weiteren Beschluss legten
die Fraktionen fest, die vierte hauptamt-
liche Stelle im Magistrat nicht abzu-
schaffen. Dafür stimmten die Vierer-Ko-
alition und die Republikaner. Gasche
und Oberbürgermeister Claus Kamin-
sky (SPD) kündigten aber an, in der
Wahlperiode nach der nächsten Kom-
munalwahl die vierte Dezernentenstel-
le wieder streichen zu wollen. In den
nächsten Jahren stünden zunächst wich-
tige Themen an, der Stadtumbau, der
Umbau der ehemaligen Kasernen für zi-
vile Zwecke und die Energiewende. Die
Stadt brauche vier Dezernenten, um die-
se Aufgaben zu bewältigen. Wenn dann
in einigen Jahren diese Vorhaben erle-
digt seien, komme man in der Zukunft
wieder mit drei Hauptamtlichen im Ma-
gistrat aus.
Die Stelle des Bürgermeisters ist
nicht besetzt, seit im Jahre 2003 der da-
malige Bürgermeister Kaminsky zum
Oberbürgermeister gewählt wurde. Au-
ßer ihm gibt es zwei hauptamtliche
Stadträte, den Sozial- und Bildungsde-
zernenten Weiss-Thiel sowie den Bau-
und Wirtschaftsdezernenten Ralf-Rai-
ner Piesold (FDP).
In einemBürgerentscheid war imSep-
tember über die vierte Dezernentenstel-
le abgestimmt worden. Die Initiatoren
hatten durchsetzen wollen, dass der vier-
te hauptamtliche Posten gestrichen
wird. Es hatte sich in der Abstimmung
zwar eine große Mehrheit für die Strei-
chung der Stelle ausgesprochen. Das
Quorum, die für einen gültigen Ent-
scheid notwendige Mindeststimmen-
zahl, war aber nicht erreicht worden.
Die Stadtverordneten bestätigten dieses
Ergebnis in ihrem Beschluss.
Die CDU kritisierte die Erweiterung
des hauptamtlichen Magistrats. Man sei
zehn Jahre lang mit drei Hauptamtli-
chen ausgekommen, so könne in Hanau
auch weiter regiert werden. „Parteipoliti-
sches Anspruchsdenken“ sei der Grund,
warum die vierte Stelle besetzt werde.
Beim Bürgerentscheid sei das Quorum
nur sehr knapp, umeinige hundert Stim-
men, verfehlt worden. Bei dieser Abstim-
mung hätten sich neun Zehntel der Bür-
ger, die sich beteiligt hätten, dafür ausge-
sprochen, die Stelle zu streichen.
Stadt produziert
Knef-Stück
Kurze Meldung
Im Dezember Wahl des
Hanauer Bürgermeisters
Sozialdezernent soll aufrücken / Vierte Stadtratsstelle
Zwei Hanauer Stiftungen,
die in der Altenpflege tätig
sind, werden verschmolzen.
Ziel ist es, die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit zu stärken.
Die Stiftung Althanauer
Hospital stammt aus dem
14. Jahrhundert und ist die
älteste der Stadt.
MAI N- KI NZI G
Viva Touristika 16. bis 18. November

In der kalten Jahreszeit
erwacht die Sehnsucht,
Pläne für Erholung und Frei-
zeit zu schmieden. Auf der
Messe VIVA Touristika &
Caravaning in Frankfurt er-
halten die Besucher erneut
einen umfassenden Überblick
über Urlaubsmöglichkeiten
im Winter und im kommen-
den Jahr. Das Spektrum der
vom 16. bis 18. November
dauernden Messe reicht von
individuellen Urlaubsplanun-
gen bis zur geführten Aktiv-
reise mit dem E-Bike, Kanu
oder zu Fuß. Erstmals präsen-
tiert die Messe Reisen mit
dem Motorrad. Rund zehn
Veranstalter aus Deutschland
und Österreich zeigen die
schönsten Motorrad-Routen,
geben Hotel-Tipps und viele
Anregungen für Motorrad-In-
dividualisten. Von jeweils 10
bis 18 Uhr können Besucher
von 150 Ausstellern aus 15
Ländern Anregungen und In-
formationen rund um die Ur-
laubsgestaltung einholen.
Die Halle 4 der Frankfurter
Messe bietet Klassiker wie die
Sonderschau „Camping & Ca-
ravaning“, bei der neue und
gebrauchte Modelle aus den
Bereichen Wohnwagen,
Wohnmobile, Zelte und Zu-
behör vorgestellt werden.
Aber auch Innovationen sind
immer ein Thema. So besteht
die Möglichkeit, auf einem
1500 Quadratmeter großen
Test-Parcours E-Bikes zu er-
proben.
Die Live-Berichte von Wel-
tenbummlern sind seit den
Anfängen der Messe ein un-
terhaltsamer Programmpunkt
mit hohem Informationsan-
spruch. In bildgewaltigen
Vorträgen schildern Reisende
ihre Erlebnisse und geben da-
bei persönliche und nützliche
Hinweise für die eigene Pla-
nung. So zeigt Familie Zagel,
wie man mit Kleinkindern un-
ter sechs Jahren um die Welt
reisen kann, Matthias Hanke
stellt auf den Spuren von Ro-
samunde Pilcher die Schön-
heit englischer Gärten vor.
Neben Ländern wie der
Mongolei, Kanada, Polen und
der Schweiz bildet Deutsch-
land einen Schwerpunkt un-
ter den Reisezielen. Der Ur-
laub im eigenen Land wird
zunehmend geschätzt. Beson-
ders vielfältig präsentieren
Aussteller aus Bayern, Hessen
und Mecklenburg-Vorpom-
mern die bunte Mischung,
die sie an Freizeitmöglichkei-
ten bereithalten.
Bad Rodach, das oberfrän-
kische Heilbad im Coburger
Land, lockt mit einer Ther-
malquelle, einer historische
nAltstadt und fränkischer Le-
benslust. Die Therme Natur
ist ein Wohlfühlerlebnis für
Körper, Geist und Seele. Sie
zählt zu den schönsten Well-
ness- und Gesundheitsein-
richtungen Frankens.
Erholung, Kultur und Ge-
nuss sind die Stärke der Regi-
on um Koblenz. Hervorzuhe-
ben ist dabei die Seilbahn, die
den Besucher vom Deutschen
Eck zur Festung Ehrenbreit-
stein bringt, eine der größten
Festungsanlagen Europas aus
der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts. Radtouren an der
Elbe, Wandern und Radfah-
ren in Rheinland-Pfalz, Sach-
sen, in der Schweiz oder auf
dem Jakobsweg in Spanien
gehören ebenfalls zu den An-
geboten der Messe. Alpine Re-
gionen vervollständigen die
Urlaubsziele in Deutschland,
reichen aber selbstverständ-
lich auch nach Österreich
und Südtirol.
Zum zweiten Mal wird der
Outdoor-Bereich um das The-
ma Wasserwanderungen am
Stand von „derflusswanderer“
ergänzt. Im Mittelpunkt steht
dabei das Faltboot. Multivisi-
onsshows und ein ausgewähl-
tes Bühnenprogramm berei-
chern das Ausstellerangebot
und erwecken Geschichten
und Landschaften zum Leben.
Viva Touristika
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
der RheinMainMedia
Media Solutions
Schwarz-Weiß-Fotos Titel:
Veranstalter
Rundherum Urlaub
Die sechste Viva Touristika macht Lust auf Reisen
Information
Öffnungszeiten
Die Viva Touristika & Cara-
vaning (16.–18. November)
in der Messe Frankfurt
(Halle 4) ist an allen drei
Messetagen von 10 bis 18
Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
Tageskarte 8 Euro, ermä-
ßigt 6 Euro, Kinder unter
sieben Jahre frei. Am 16.
November kostet der Ein-
tritt 4 Euro. Familienkarte
(zwei Erwachsene und be-
liebig viele Kinder) 15 Euro.
Weitere Informationen
www.vivatouristika.de
Im Winter auf den Azoren mit dem E-Bike unterwegs: da werden
gleich zwei Reiseträume wahr. Foto: Veranstalter
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Aschaffenburg! Im Nordwesten Bayerns gelegen, schnell erreichbar aus dem Frankfurt-Rhein-Main-
Gebiet und das „Tor zum Spessart“: die Mainmetropole am bayerischen Untermain gilt als Stadt der
Schlösser, Parks und Museen, bietet eine bunte Palette spannender Veranstaltungen von den Bachtagen,
den Kulturtagen über das Aschaffenburger Volksfest und das Afrika-Karibik-Festival bis hin zum
Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz. Das Grün der städtischen Parks, die vielfältigen Einkaufsmöglich-
keiten, Erholung am Main, die hohe Kneipendichte und die Gastfreundlichkeit der Aschaffenburger sorgt
für das Wohlbefinden der Gäste aus aller Welt.
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es. DREIEICH. Kein Buch ist vor Ale-
xander sicher: 20 bis 40 Bücher liest der
Achtzehnjährige imLaufe eines Schuljah-
res und bewertet sie, denn er ist Mitglied
von „Jugend-Literatur Dreieich“ (Julid).
Insgesamt 16 Schüler der Weibelfeldschu-
le, einer kooperativen Gesamtschule, und
des Ricarda-Huch-Gymnasiums in Drei-
eich machen bei demLeseclub mit und be-
fassen sich mit den Neuerscheinungen
des laufenden Jahres auf dem Gebiet der
Jugendliteratur: Nur Erstauflagen sind für
die Jugendlichen interessant.
Auch Clara und Katharina, beide
16 Jahre alt, lesen und benoten Bücher.
Einmal imMonat treffen sich die Teilneh-
mer, die mindestens 14 Jahre alt sein soll-
ten, in der Schul- und Stadtteilbücherei
an der Weibelfeldschule, um sich über
ihre Eindrücke auszutauschen. Anfang
2009 wurde die Schul- und Stadtteilbüche-
rei als Zweigstelle der Dreieicher Stadtbü-
cherei eröffnet; im September des glei-
chen Jahres trafen sich die Jugendlichen
zum ersten Mal. Mit vier Leuten habe
man begonnen, berichtete Bibliothekarin
Linda Hein, die das Projekt organisiert.
Willkommen sei jeder, „der gerne liest
und gerne darüber spricht“. Vor wenigen
Tagen wurde die Schul- und Stadtteilbü-
cherei Weibelfeldschule für das Projekt
„Jugend-Literatur Dreieich“ ausgezeich-
net: Eine Fachjury erkannte insgesamt
fünf Institutionen den Hessischen Lese-
förderpreis zu, den das Ministerium für
Wissenschaft und Kunst jährlich vergibt.
Den mit 15 000 Euro dotierten Preis teilt
sich „Julid“ mit der Stadtbücherei Frank-
furt, der Kinder-Akademie Fulda, der
Schul- und Stadtbücherei Liebenau und
der Stadtbibliothek Offenbach. Die Drei-
eicher Bücherfreunde können sich über
das zweithöchste Preisgeld – 4000 Euro –
nach der Stadtbücherei Frankfurt freuen.
Es kommt der gesamten Stadtbücherei
zum Kauf von neuen Medien zugute.
Hein, die aus Leipzig kommt, brachte
die Idee einer Jugendjury von dort nach
Dreieich mit. Jährlich lesen die „Julid“-
Schüler mehr als 90 Bücher und bewerten
ihre Lektüre mit bis zu 15 Punkten. Auf ei-
ner Postkarte und Plakaten werden die
fünf Siegertitel eines Jahres kurz vorge-
stellt und empfohlen. Andere Jugendliche
können sich bei der Lektüreauswahl dar-
an orientieren. Auch im Internet unter
der Adresse www.julid-online.de sind die
aktuellen Buchkritiken zu lesen.
mskl. DARMSTADT. Asteroiden be-
trachtet Michael Khan von der Esa in
Darmstadt durchaus als ernstzunehmen-
de Bedrohung für die Menschheit. Bei sei-
nem Vortrag in der Europäischen Welt-
raumorganisation zeigt der Planungslei-
ter aber auch, was sich gegen eine solche
Gefahr ausrichten lässt. Haben sich die
Maya verrechnet, die für Ende Dezember
2012 den Weltuntergang vorhersagen?
Erst 2040 wird es seiner Ansicht nach wie-
der bedrohlich.
Im vergangenen Jahrhundert gab es
drei nennenswerte Asteroideneinschläge.
1908 explodierte „Tunguska“ über einem
dünnbesiedelten Waldgebiet Sibiriens.
Vermutlich gab es keine menschlichen
Opfer. 2000 Quadratkilometer Wald wur-
den zerstört, in etwa die Fläche des
Rhein-Main-Gebietes. 2007 schlug ein As-
teroid in Peru ein und hinterließ einen
Krater von 14 Meter Durchmesser. 2008
explodierte einer über dem Sudan. Es ist
der erste, der bisher vorhergesagt wurde.
Nur einzelne Brocken erreichten die
Erde, der Rest verglühte in der Atmosphä-
re. Im November 2011 flog ein Asteroid
mit 300 Meter Durchmesser innerhalb
der Mondlaufbahn an der Erde vorbei. Im
Weltraum ist das nur ein kleiner Schritt,
der aber eine apokalyptische Gefahr für
die Menschheit darstellt.
Asteroiden in der Erdatmosphäre sind
Khan zufolge keine Seltenheit, sie verglü-
hen täglich und bescheren uns als Stern-
schnuppen einen schönen Nachthimmel.
Auf den Durchmesser kommt es an: Eini-
ge Meter haben die Sprengkraft der Hiro-
shima-Bombe. Von dieser Größenord-
nung an können die Himmelskörper die
Erdatmosphäre durchdringen. Hundert
Meter Durchmesser entsprechen schon
hundert Atombomben, statistisch alle
1000 Jahre. Sie können mehrere Konti-
nente verwüsten. Ab einem Kilometer
Durchmesser gäbe es eine Explosion von
mehreren tausend Atombomben – das
Ende der Menschheit.
Doch ein solcher Fall tritt nur alle
100 000 Jahre ein, wie Khan weiter erläu-
tert. „Statistisch wäre es aber bald so-
weit“, sagt er. Und es gibt ja auch noch
den Maya-Kalender, der am 21. Dezem-
ber endet und für manche den Weltunter-
gang bedeutet. Die Maya selbst sprachen
aber von einer großen Veränderung,
nicht vom großen Ende. Die Apokalypse
ist eine christliche Vorstellung.
Asteroiden sind real. Was kann unter-
nommen werden? Die „Bruce-Willis-Me-
thode“ sei nicht geeignet, sagt Khan. Im
Film„Armageddon“ (1998) landet Schau-
spieler Willis mit einer Bohrmannschaft
auf dem Brocken, um ihn von innen her
zu sprengen. Eine Landung sei aber der-
zeit unmöglich, meint Khan. Zudem sei
Zeit der entscheidende Faktor. ImFilmer-
folgte die Sprengung viel zu spät. Zehn
Jahre im Voraus müsse man den Asteroi-
den nur ein wenig umlenken, einen
„Schubs aus der Umlaufbahn“ nennt
Khan das. Ein solcher sei bereits möglich,
„auch mit Atomwaffen“. Bleibt die Frage,
wie man sie zum Asteroiden befördert.
Die Nasa arbeitet an einemgroßen Raum-
schiff, das den Asteroiden anziehen und
damit von der Erdumlaufbahn ablenken
könnte. Zur Not muss eine gefährdete Re-
gion auf der Erde evakuiert werden.
Messungenauigkeiten erschweren mög-
liche Eingriffe, weil Sonnenwinde die Be-
rechnung der Größe beeinflussen. So be-
drohen Asteroiden die Menschheit nicht
nur durch ihren Einschlag, sie haben auch
Einfluss auf das politische Klima: Sollte
ein Asteroid Richtung Atlantik fliegen,
bliebe die Frage der Richtung zu klären,
in welche die Gefahr abzulenken wäre.
Bei Berechnungsfehlern wären entweder
Europa und Russland oder die Vereinig-
ten Staaten und Kanada betroffen. Da die
Nordamerikaner bisher den erheblichen
Großteil der Überwachung leisten, fiele
die Wahl wohl auf die östliche Richtung.
Doch Khan beruhigt: Raumschiffe, die
landen und den Asteroiden dann zertei-
len können, „müssen und werden gebaut
werden“. Dann könnte uns Bruce Willis
retten. Drängt die Zeit?
Der bedrohlichste aller Asteroiden, der
AG 5, kommt am 5. Februar 2040 der
Erde gefährlich nahe. Bei seinen 130 bis
290 Meter Durchmesser könnte ein gan-
zer Kontinent zur Mondlandschaft ver-
öden, was heftige Klimaveränderungen
für die ganze Welt mit sich brächte. Das
Risiko liegt bei etwa 1 zu 550. Exakt wird
man das Verhalten von Asteroiden nicht
vorhersagen können. Vielleicht gab es
auch bei den Maya Messungenauigkeiten.
as. STOCKSTADT. Ein 43 Jahre alter
Mann hat gestern Mittag seine frühere
Freundin mit einer Waffe bedroht und
sich später in seiner Wohnung in Stock-
stadt bei Aschaffenburg das Leben genom-
men. Nachdem der Frau unverletzt die
Flucht gelungen war, verschanzte er sich.
Versuche von geschulten Beamten der
Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidi-
ums Unterfranken, mit demMann in Kon-
takt zu kommen, blieben erfolglos. Am
Abend stürmte ein Sondereinsatzkom-
mando das Haus und fand den Mann tot
in der Wohnung. Neben ihm lag eine
Schusswaffe. Hinweise auf ein Fremdver-
schulden gebe es nicht, teilte die Polizei
mit. Nach ihren Angaben hatte sich die
Frau jüngst von dem Mann getrennt.
as. ASCHAFFENBURG. Die Zitter-
partie für Tausende Mieter in der Regi-
on Bayerischer Untermain, die in Woh-
nungen der Wohnungsgesellschaft
GBW leben, hält an. Doch zu der Unge-
wissheit, wer die insgesamt 32 000 Woh-
nungen im Freistaat erwerben wird, die
sich zu 92 Prozent im Eigentum der
Bayerischen Landesbank (LB) befin-
den, versucht die GBW jetzt auch noch,
vor dem Verkauf in Aschaffenburg Miet-
erhöhungen durchzusetzen. Dies mach-
te der Vorsitzende des Deutschen Mie-
terbunds Aschaffenburg und Umge-
bung, Christoph Schwandt, öffentlich.
Er spricht von einem Skandal. Die
Mieterhöhung diene nur demZweck, den
Kaufpreis der GBW in die Höhe zu trei-
ben. „Auf diese Weise will die Bayerische
Staatsregierung ihren durch die Pleite
der Landesbank lädierten Staatshaushalt
auf dem Rücken der Mieter sanieren“,
heißt es in einer Erklärung Schwandts.
EinGBW-Sprecher wies diese Interpreta-
tion zurück und sprach von einem ganz
normalen geschäftlichen Vorgang.
Der Mieterbund-Vorsitzende hält die
von Ministerpräsident Horst Seehofer
und Finanzminister Markus Söder (bei-
de CSU) versprochene Sozialcharta, die
potentiellen Käufern Mieterhöhungen
untersagt, für wertlos, weil „die Mieter
schon vorher zur Kasse gebeten wer-
den“. Nach seinen Worten sind Anfang
Oktober GBW-Wohnungen in Milten-
berg an einen privaten Investor aus
Nürnberg verkauft worden. Schwandt
ist darüber sehr verärgert, weil GBW-
Vorstand Ernst Holland dies beimjüngs-
ten Treffen mit dem Mieterbund in der
Staatskanzlei mit keinem Wort erwähnt
habe. „Das hat jetzt ein arges Ge-
schmäckle.“ Nach seinen Informationen
will der Käufer in Miltenberg ein Haus
abreißen. Mieter hätten außerdem von
„Entmietungsvorgängen“ berichtet.
In Aschaffenburg gibt es rund 900
GBW-Wohnungen. In der gesamten Regi-
on sollen es 2200 sein. Von den Mieterhö-
hungen betroffen sind Mieter von Woh-
nungen an Medicusstraße, Fabrikstraße,
Inselstraße, Gentilstraße und amPfaffen-
mühlweg. Nach seinen Worten kann es
legitim sein, Mieten an den Mietspiegel
anzupassen, wenn die Objekte in gutem
Zustand sind. Die GBW verlange jedoch
in einigen Fällen die ortsübliche Miete,
obwohl die Miete aufgrund „erheblicher
Mängel“ gemindert worden sei.
Am Freitag hatte die Frist für poten-
tielle Käufer des größten bayerischen
Wohnungsunternehmens geendet. Eine
große Zahl namhafter Interessenten aus
dem In- und Ausland habe Interesse am
Erwerb der GBW AG angemeldet, sagte
ein Sprecher der Bayern-LB. Die Interes-
senten mussten bestätigen, dass sie die
Sozialcharta zur Absicherung der Mie-
ter akzeptieren. Mietervereine halten
diese allerdings für nicht ausreichend.
Sie hatten eine individualrechtliche Ver-
ankerung von Mieterschutzklauseln per
Einzelvertrag gefordert.
Die Bayern-LBmuss die GBWauf An-
ordnung der EU verkaufen, um mit dem
Erlös einem Teil der Milliardenhilfen
für ihre Rettung an den Freistaat zurück-
zuzahlen. Nach Angaben von Experten
könnte der Preis bei zwei Milliarden
Euro liegen. Laut der Nachrichtenagen-
tur Reuters sind etwa zwei Dutzend Inte-
ressensbekundungen bei der Bayern-LB
eingegangen. Zu diesen gehört neben
dem Immobilienunternehmen Patrizia
und dem Immobilienkonzern Deutsche
Wohnen auch das kommunale Konsorti-
um „Wohnen in Bayern“. Deren Ziel ist
es, den sozialgebundenen Wohnungsbe-
stand der GBW langfristig zu sichern.
Der Aschaffenburger Stadtrat wird am
Montag entscheiden, ob sich die Stadt-
bau GmbHan einer kommunalen Bieter-
gemeinschaft beteiligt, umnach einer er-
folgreichen Transaktion die GBW-Woh-
nungen im Stadtgebiet zum „fairen
Preis“ kaufen zu können. Alle Interes-
senten müssen bis 17. Dezember ein
Kaufangebot abgeben. Aus dem Kreis
der Bieter wird die Bayern-LB dann eine
Auswahl (sogenannte Short List) treffen
und bis Mitte Januar bekanntgeben, wer
Einsicht in die Bücher nehmen und ein
verbindliches Kaufpreisangebot vorle-
gen darf. Laut Mitteilung der Bank wird
diese Auswahl ausschließlich anhand
von wirtschaftlichen Kriterien getroffen,
die zwischen der Bayern-LB und der
EU-Kommission festgelegt wurden. Der
Zuschlag soll im April oder Mai nächs-
ten Jahres erfolgen.
müg. DARMSTADT. Lärmende Kinder
haben am 15. Juli in Groß-Zimmern zwei
benachbarte türkische Familien derart in
Rage gebracht, dass im Verlauf einer
handfesten Auseinandersetzung nicht
nur Reizgas versprüht wurde und Blumen-
kübel flogen. Einer der Beteiligten griff
auch zum Messer und stach zu. Das Land-
gericht Darmstadt verurteilte den 31 Jah-
re alte Celal Ü. gestern zu einer Haftstrafe
von zwei Jahren auf Bewährung wegen
versuchten Totschlags.
Der Angeklagte sei zusammen mit
zwei – gesondert verfolgten – Mittätern
in das Nachbarhaus eingedrungen und
habe die Familie „mit dem Tod bedroht“,
hieß es in der Anklage. Im Verlauf einer
Schlägerei habe der Angeklagte dem
16 Jahre alten Eren K. dann „in Tötungs-
absicht“ in den Rücken gestochen.
Der Prozess verlief ungewöhnlich. Der
durch den Stich verletzte Hauptbelas-
tungszeuge war sichtlich bemüht, seinen
Angreifer in Schutz zu nehmen und vor
längerer Gefängnisstrafe zu bewahren.
Der Messerstecher habe sich bei ihm ent-
schuldigt und Reue gezeigt, sagte Eren K.:
„Er hatte kein böses Anliegen.“ Dem Ver-
nehmen nach ist es zwei Imamen gelun-
gen, zwischen den zerstrittenen Familien
Frieden zu stiften. Was den Lärm der im
Hof spielenden Kinder angehe, so nehme
man jetzt etwas mehr Rücksicht aufeinan-
der, war in Gerichtspausen zu hören.
Im offenkundigen Wunsch, den Ange-
klagten zu entlasten, gestaltete sich die
Vernehmung des Eren K., der nach dem
Abschluss seiner Lehre als Konstruktions-
mechaniker unbedingt „zur Polizei“ will,
zeitweilig derart schwierig, dass Staatsan-
walt Sebastian Zwiebel ihn ermahnte, bei
der Wahrheit zu bleiben. Er wolle eigent-
lich „nichts sagen“, versuchte sich der
Zeuge herauszuwinden. Die beiden Fami-
lien seien ja im Grunde „wie verwandt“.
Und mittlerweile sei alles wie früher.
Beinahe widerwillig schilderte er
schließlich, dass er vor Ü. in den Hausflur
geflüchtet und dort zu Boden gegangen
sei. In dieser Situation habe ihm Ü. das
Messer in den Rücken gestoßen. Er sei
aber nicht schwer verletzt worden, fügte
er hinzu.
Der Angeklagte legte ein umfassendes
Geständnis ab. Hatte er zu Beginn der
Hauptverhandlung noch behauptet, in
Notwehr gehandelt zu haben, weil der
Sechzehnjährige mit einer Pistole auf sei-
ne Familie losgegangen sei, ließ er diese
Version nach der Vernehmung des Eren
K. von seinem Verteidiger zurechtrücken:
Sein Mandant trete der Schilderung des
Zeugen nicht entgegen, sagte Rechtsan-
walt Manfred Döring. Die angebliche Be-
drohung mit einer Pistole habe er nur ins
Spiel gebracht, um selbst in besserem
Licht dazustehen. Die Schwurgerichts-
kammer honorierte die Einsicht mit dem
vergleichsweise milden Urteil auf Bewäh-
rung.
ajw. OFFENBACH. Der Betriebsrat des
angeschlagenen Offenbacher Klinikums
wird sich nicht an einemBürgergehren ge-
gen den von den Stadtverordneten in der
vorigen Woche beschlossenen Verkauf
des Großkrankenhauses beteiligen. Der
Betriebsratsvorsitzende Holger Renke
sagte gestern dieser Zeitung, als Instituti-
on könne die Arbeitnehmervertretung an
einer solchen Initiative nicht teilnehmen.
Es stehe aber den Mitgliedern frei, sich
für das Bürgerbegehren zu engagieren,
was er, Renke, als Privatperson auch tun
werde.
Nach den Worten von Renke sieht der
Betriebsrat durch ein Bürgerbegehren
mehr Nachteile für die zirka 2500 Klinik-
mitarbeiter als im Fall eines Verkaufs. Bei
einem Bürgerbegehren stünde das Klini-
kum vor der Insolvenz: „Lieber ein geord-
netes Verkaufsverfahren als eine Insol-
venz, in der das Klinikum in drei Mona-
ten abgewickelt wird.“ Wie Renke weiter
sagte, hat der Betriebsrat diese Ansicht
den Beschäftigten gestern in einem Brief
mitgeteilt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund
(DGB) Südosthessen bestätigte dieser
Zeitung, dass die Gewerkschaft gewillt
sei, ein Bürgerbegehren gegen den Ver-
kauf des städtischen Klinikums einzulei-
ten. „Wir wollen die Initiative ergreifen
und auch einen Finanzierungsvorschlag
vorlegen“, sagte der Organisationssekre-
tär Mike Josef. Eine Entscheidung dar-
über sei aber noch nicht getroffen wor-
den.
Unterdessen wurde bekannt, dass Ober-
bürgermeister Horst Schneider (SPD) die
Federführung in dem Verkaufsverfahren
innehaben wird, welches die Stadtverord-
neten am vergangenen Donnerstag für
das anhaltend defizitäre Klinikum be-
schlossen haben. Peter Schneider (Die
Grünen), Bürgermeister und Klinikdezer-
nent, sagte dieser Zeitung auf Anfrage,
dass der Oberbürgermeister als Kämme-
rer und Beteiligungsdezernent die Feder-
führung in dem Verkaufsverfahren über-
nehme, sei „völlig normal“. Er, Peter
Schneider, halte es aber für selbstver-
ständlich, dass das Verkaufsverfahren in
enger Abstimmung mit ihm als Klinikde-
zernenten stattfinde.
Der Bürgermeister suchte mit dieser
Stellungnahme dem Eindruck entgegen-
zutreten, der sich gestern im Rathaus ver-
breitete, wonach der erst seit zwei Mona-
ten im Amt befindliche Klinikdezernent
„teilentmachtet“ werden solle. In der
jüngsten Stadtverordnetensitzung hatte
Oberbürgermeister Schneider deutlich ge-
macht, dass er gegen Kaufgebote von In-
vestoren, die das Klinikum zum Niedrig-
preis erwerben wollten, nicht nur Wider-
spruch einlegen werde. Er ließ wissen,
dass er eine solche Vorlage erst gar nicht
in die Stadtverordnetenversammlung ein-
bringen werde.
Darmstadt verschiebt den Weltuntergang
Vortrag der Europäischen Weltraumorganisation über die Asteroidenabwehr / Gefahr erst imJahr 2040
Einschlag: Der „Tunguska-Asteroid“ hat 1908 in Sibirien ein Areal von der Größe des Rhein-Main-Gebiets verwüstet. Foto dpa
Mann bedroht frühere Freundin und tötet sich
„Bewohner werden schon vor
dem Verkauf zur Kasse gebeten“
Mieterbund: Sozialcharta für GBW-Wohnungen wertlos
Todesdrohungen wegen lärmender Kinder
Nachbarschaftsstreit in Groß-Zimmern endet mit Messerstich / Zwei Jahre auf Bewährung
„Lieber Verkaufsverfahren als Insolvenz“
Klinikums-Betriebsrat: Können an Bürgerbegehren nicht teilnehmen
Junge Leser bewerten Bücher
Förderpreis für Schul- und Stadtteilbücherei in Dreieich
DARMSTADT · OFFENBACH · ASCHAFFENBURG
SEI TE 44 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Hessen
B Die hessischen Ausländer-
beiratswahlen finden alle
fünf Jahre statt; die letzten
Wahlen wurden im Novem-
ber 2010 ausgerichtet.
Die Oberhessischen Versorgungsbetriebe
(Ovag) bauen ihren Windenergiepark im
nordhessischen Flechtdorf aus. Das
Areal befindet sich bei Korbach in der
Nähe zur Grenze nach Nordrhein-Westfa-
len. Die Ovag, kommunaler Energie-
und Wasserlieferant der Kreise Wetterau,
Vogelsberg und Gießen mit Sitz in Fried-
berg, engagiert sich landesweit bei meh-
reren Projekten für erneuerbare Ener-
gien. Auf dem Gelände in Flechtdorf
lässt das Unternehmen eine zweite Wind-
kraftanlage errichten. Die beiden, nach
aktuellen Erkenntnissen zur Windener-
giegewinnung in Mittelgebirgen entwi-
ckelten Anlagen, ersetzen sechs alte, die
dort Mitte der neunziger Jahre aufge-
stellt worden waren.
Nach Auskunft von Holger Link von
der Ovag-Tochter Hessenenergie, die den
Windpark betreibt, hatten die alten Anla-
gen eine Leistung von jeweils 225 Kilo-
watt. Die beiden neuen erreichen jeweils
Leistungen von zwei Megawatt. Sie über-
treffen also die bisherigen Anlagen um
das Dreifache. Wurden in der Vergangen-
heit in Flechtdorf pro Jahr durchschnitt-
lich rund zwei Millionen Kilowattstun-
den elektrische Energie aus Windkraft
produziert, sollen aus den beiden neuen
Anlagen den Prognosen zufolge etwa
zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr
ins Stromnetz eingespeist werden.
Die Umrüstung im Windenergiepark
Flechtdorf zählt zu den wesentlichen Pro-
jekten der Ovag zum Aufbau eines eige-
nen „Stromerzeugungsportfolios“ für re-
generative Energien. Hatten die alten An-
lagen bei Korbach eine Nabenhöhe von
36 Metern, so drehen sich die neuen Ro-
toren in 125 Metern Höhe. Mit Flügellän-
gen von etwa 45 Metern erreichen die
Anlagen also maximale Höhen von rund
170 Metern und zählen damit zu den
größten in deutschen Mittelgebirgsland-
schaften.
Die Ovag plant nach den Angaben des
Vorstandsvorsitzenden Rainer Schwarz,
sich in den nächsten Jahren als eines der
„aktivsten Unternehmen in Hessen“ zu
profilieren, wenn es darum geht, die
Energiewende in Deutschland herbeizu-
führen. Zu den weiteren Projekten zählt
unter anderem der Windenergiepark Plat-
te bei Ulrichstein im Hohen Vogelsberg.
Dort sollen Anlagen mit einer Gesamt-
leistung von 16 Megawatt in Betrieb ge-
hen. (was.)
Zahl des Tages
iff. WIESBADEN. Vier Initiativen aus
Frankfurt, Wiesbaden und Marburg ha-
ben gestern den zum ersten Mal vergebe-
nen hessischen Gesundheitspreis erhal-
ten. Der Preis wird an vorbildliche Projek-
te zur Gesundheitsförderung und Präven-
tion vergeben, die in verschiedene Katego-
rien eingestuft werden und die sich an
Menschen in unterschiedlichen Lebens-
phasen wenden.
Zwei Gewinner kommen aus Frank-
furt. In der Kategorie „Gesund Leben“
wurde das Projekt „Agiler – Aktivierende
Gesundheitsinitiative für Langzeit-
erwerbslose“ von der Abteilung Sportme-
dizin der Goethe-Universität ausgezeich-
net, das sich an Menschen wendet, die äl-
ter als 50 Jahre sind. In der Kategorie „Ge-
sund Altern“ ist das Projekt „Präventive
Hausbesuche – Gesundheitsberatung für
Seniorinnen und Senioren“ vom Caritas-
verband Frankfurt ausgezeichnet worden.
Ebenfalls eine Auszeichnung erhielt das
Projekt „Verständliche Medizin – Gesund-
heitsthema des Monats“ des Gesundheits-
amts Wiesbaden in Kooperation mit dem
Praxisverbund Wiesbaden. In monatli-
chen Veranstaltungen werden gesund-
heitsrelevante Themen verständlich auf-
bereitet. Für Kinder mit besonderem För-
derbedarf hat das Kinderzentrum Weißer
Stein Marburg das Projekt „Null bis sechs
– Präventive Beratung für Eltern und Kin-
dertagesstätten“ entwickelt.
Sozialminister Stefan Grüttner (CDU)
sagte bei der Preisverleihung: „Angesichts
des demographischen Wandels wird es
künftig noch mehr als bisher darauf an-
kommen, die Gesundheitskompetenz in al-
len Lebensphasen zu stärken.“ Das Sozial-
ministerium hatte 2010 den Gesundheits-
förderungsplan „Gesund Leben – Gesund
Bleiben“ mit der Arbeitsgemeinschaft für
Gesundheitserziehung entwickelt. Infor-
mation dazu gibt es unter www.gesundle-
bengesundbleiben. hessen.de.
bad. WIESBADEN. Das Bundes-
wehr-Landeskommando Hessen in
Wiesbaden wird künftig von einemGe-
neral geführt: Brigadegeneral Eckart
Klink, zuletzt im Militärstab der Euro-
päischen Union in Brüssel tätig, ist ges-
tern offiziell von Generalmajor Ger-
hard Stelz, dem Befehlshaber des
Wehrbereichs II, als Kommandeur er-
nannt worden. Er folgt Oberst Bernd
Bauer, der im April in den Ruhestand
gegangen war. Das Landeskommando
ist die zentrale Stelle für die militä-
risch-zivile Zusammenarbeit in Gefah-
ren- und Katastrophenfällen und hat
seinen Sitz seit 2007 in Wiesbaden.
Klinks Ernennung ist Folge der Bun-
deswehrreform: Durch die Auflösung
des Wehrbereichskommandos II in
Mainz und die Übertragung von des-
sen Aufgaben auf die vier bis dahin un-
terstellten Landeskommandos (Hes-
sen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-West-
falen und Saarland) ist die Wiesbade-
ner Dienststelle in der neuen Bundes-
wehrstruktur aufgewertet worden.
was. HUNGEN. Der Grasser Berg, eine
Anhöhe in der Nähe der Horloff-Aue,
zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten
zwischen der nördlichen Wetterau und
demGießener Becken. Schon im19. Jahr-
hundert fanden erste archäologische Gra-
bungen in diesem Terrain am Rande des
Hofguts Grass vor den Toren der Stadt
Hungen statt. Pfeilspitzen, Fragmente
von Werkzeugen und Gefäßen belegen,
dass sich in diesem Gebiet schon in der
Bronzezeit und jüngeren Eisenzeit Men-
schen niedergelassen und dort gejagt hat-
ten. Bei einer neuen Grabung, die kürz-
lich abgeschlossen wurde, hat ein Team
unter der Regie der Landesarchäologie
eine unerwartete Entdeckung gemacht,
die darauf hindeutet, dass dort im Mittel-
alter eine größere befestigte Siedlung exis-
tierte.
Zwar kamen schon bei früheren Gra-
bungen und bei der landwirtschaftlichen
Bearbeitung des Bodens manche Spuren
zum Vorschein, wie etwa eine Vielzahl
von Keramikscherben. Aus schriftlichen
Quellen geht zudemhervor, dass amGras-
ser Berg einst eine Kirche stand, die dem
heiligen Cyriakus geweiht war. Zudem
wissen Historiker von einer Ortschaft, die
sich um das Gotteshaus herum gruppier-
te. Weitere Indizien deuteten darauf hin,
dass sich an dieser exponierten Stelle
oberhalb der fruchtbaren Flussniederun-
gen eine Befestigungsanlage befunden ha-
ben könnte. Bei den jüngsten Grabungen
bestätigte sich das nicht nur. Überrascht
waren die Archäologen über die Ausma-
ße dieser früheren Burganlage, die nach
den ersten Untersuchungsergebnissen
aus der Zeit der Herrschaft der Salier im
11. Jahrhundert stammt.
Dass es sich um eine stattliche Befesti-
gungsanlage handelte, darauf deuten bis
zu drei Meter umfassende Fundamente
von Mauern hin, die offenbar von einem
Turmstammen. Nach Schätzungen der Ar-
chäologen könnte dieser Turm rund zwei
Dutzend Meter hoch gewesen sein und
war vermutlich von einer Art Ringmauer
umgeben.
Geplant ist nun von der Landesarchäo-
logie, ein Schutzkonzept für das Areal zu
entwerfen. Die Rede ist in diesem Zusam-
menhang auch davon, den Grasser Berg
in einen historischen Rundweg einzube-
ziehen, der Besucher mit den wichtigsten
Bodendenkmälern dieses Gebietes aus
verschiedenen Epochen bekannt machen
will, vor allem mit der römischen Vergan-
genheit. Denn einer der Zweige des Ober-
germanisch-Raetischen Limes, der von
der Unesco in den Rang eines Weltkultur-
erbes erhoben wurde, verlief vom Rand
des Taunus über das südliche Gießener
Becken in die Wetterau, wo sich in der
Nähe von Echzell bis ins 2. Jahrhundert ei-
nes der größten römischen Militärlager in
diesem Grenzgebiet befand.
Dieser Limesbogen erstreckte sich über
mehr als 30 Kilometer durch die Kreise
Gießen und Wetterau. Mehr als zwei Dut-
zend Wachposten mit Türmen hatten die
Römer auf diesem Stück errichtet und zur
Verteidigung knapp ein Dutzend Kleinkas-
telle als Truppenstützpunkte eingerichtet.
Ausgangspunkt des Rundwegs ist das Li-
mes-Informationszentrum auf dem von
den Oberhessischen Versorgungsbetrie-
ben sanierten historischen Anwesen von
Hof Grass. Diese von der Landesarchäolo-
gie konzipierte Einrichtung wurde im zu-
rückliegenden Jahr eröffnet.
Auszeichnung für vier Initiativen
Sozialministerium verleiht hessischen Gesundheitspreis
Neue Windräder bei Korbach
Hoch hinaus: Die neue Ovag-Anlage ersetzt sechs alte Windräder. Foto Ovag
Antwort von Seite 39:
was. GIESSEN. Die Stadt wird den
Gießener Wochenmarkt nicht in priva-
te Hände vergeben, sondern weiterhin
selbst als Betreiber fungieren. Das hat
der Magistrat nach Auswertung einer
Prüfung beschlossen. Nach Angaben
von Oberbürgermeisterin Dietlind Gra-
be-Bolz (SPD) hatte die Prüfung erge-
ben, dass eine Privatisierung für die
Stadt keine wesentlichen finanziellen
Vorteile gebracht hätte. Gegen eine Pri-
vatisierung spreche auch, dass die
Stadt in dem Fall keinen Einfluss mehr
darauf gehabt hätte, welche Händler
mit welchen Produkten am dem Mark
teilnehmen. Der Gießener Wochen-
markt rund um den Stadtkirchenturm
und das Alte Schloss in der Innenstadt
zählt bei vielen Kunden nicht nur aus
Gießen zu den Institutionen. Vertreten
sind dort mit ihren Ständen, Buden
und Verkaufsfahrzeugen vor allemklei-
nere Händler, die überwiegend Erzeug-
nisse aus mittelhessischem Landbau
feilbieten. Beschlossen hat der Magis-
trat aber auch, die Standgebühren an-
zuheben – und zwar deutlich, wie die
Rathauschefin ankündigt. Beträge
nannte sie allerdings nicht mit Hinweis
auf bevorstehende Gespräche mit den
Händlern. Die Gebühren waren zu-
letzt vor 25 Jahren angehoben worden.
Der Marktbetrieb verursachte in den
vergangenen Jahren durchschnittlich
ein Defizit von rund 10 000 Euro. Bei
den Gesprächen mit den Händlern soll
es deshalb auch darum gehen, wie sich
Betriebskosten reduzieren ließen,
etwa bei der Reinigung.
was. BAD HERSFELD. Dass die Stadt
richtig gehandelt hat, ein solches Pro-
jekt zu realisieren, daran hegt Bürger-
meister Thoma Fehling (FDP) keinen
Zweifel. Die Rede ist von der Erlebnis-
welt „Wortreich“, ein Mitmach-Muse-
um, wo sich Besucher mit Sprache und
Kommunikation auf vielfältige Weise be-
schäftigen können. Es handelt sich um
die erste Einrichtung dieser Art; sie
trägt nach Fehlings Ansicht dazu bei,
dem Fremdenverkehr in der osthessi-
schen Stadt neue Impulse zu geben.
Gleichwohl macht die Freizeit- und
Bildungsstätte auf einer ehemaligen In-
dustriebrache am Rande der Innenstadt
nicht nur für positiv von sich reden.
Denn die Kalkulationen haben sich als
bei weitem zu optimistisch entpuppt.
Nannten Prognosen rund 120 000 Besu-
cher im Jahr, wurden ein Jahr nach der
Eröffnung von „Wortreich“ lediglich
etwa 65 000 Gäste gezählt. Damit klafft
eine Finanzierungslücke von etwa einer
halben Million Euro im Etat des Muse-
ums, welche die Stadt nun schließen
muss. Fehling macht keinen Hehl dar-
aus, dass sich Stadt einen solchen Zu-
schuss auf Dauer nicht leisten kann. Zu-
mal die Kommune in das Museumschon
sechs Millionen Euro investierte.
Daraus haben Magistrat und die kom-
munale Trägergesellschaft Konsequen-
zen gezogen. So hat sich die Stadt von ih-
rem Partner Petri & Tiemann GmbH ge-
trennt. Eine Tochtergesellschaft des in-
ternational tätigen Bremer Unterneh-
mens, das unter anderem das „Univer-
sum“ Bremen und den österreichischen
Wissenschaftscenter in Wels betreibt,
fungierte bislang als Betreiber von
„Wortreich“. Das macht die Stadt nun
mit einer eigenen Gesellschaft selbst.
Damit sollen die Voraussetzungen ge-
schaffen werden, das multimediale Mit-
mach-Museum auf eine solide finanziel-
le Grundlage zu stellen. Denn die Schief-
lage kreiden die Verantwortlichen im
Rathaus in erster Linie dem bisherigen
Betreiber an, der für die Besucherzahlen
offenkundig unseriöse Berechnungen
angestellt habe, wie es heißt.
Die Stadt will neue Wirtschaftspläne
erarbeiten, die von einem„realistischen“
Gästeaufkommen ausgehen, wie der Bür-
germeister, der auch einer der Geschäfts-
führer der städtischen Betreibergesell-
schaft ist, sagt. Künftige Kalkulationen
orientieren sich also an der Bilanz des
ersten Betriebsjahres, die Rede ist von
bis zu 75 000 Besuchern im Jahr. Um die
Kosten zu senken, werden Organisations-
strukturen und Betriebsabläufe gestrafft.
Was freilich mit Personaleinsparungen
verbunden ist. Etwa ein Drittel der fes-
ten und in Teilzeit beschäftigten Mitar-
beiter ist davon betroffen. Zudemsoll die
Gastronomie einen neuen Pächter be-
kommen, der für mehr Umsatz sorgt.
Zum anderen geht es darum, eine
neue Marketingstrategie zu entwickeln.
Bislang orientierten sich Angebot und
Werbung vor allem an jüngeren Besu-
chern, vor allem Schülergruppen. Künf-
tig solle es mehr als bisher um zahlungs-
kräftigere Klientel gehen. Denn die Ein-
richtung lockt nicht nur mit rund 90 Ex-
ponaten und Versuchen zu Ursprung
und Entwicklung von Sprache und Kom-
munikation auf einer Fläche von mehr
als 1000 Quadratmetern. „Wortreich“ of-
feriert auch Seminare und Workshops
für Vereine, Verbände und Erwachse-
nenbildung, hat dafür Studios eingerich-
tet. Diese Angebote sollen erweitert wer-
den. Geplant ist nicht zuletzt, Wechsel-
ausstellung und Präsentationen mit spe-
ziellen Themen aufzubauen.
Mit Anlaufschwierigkeiten zu kämp-
fen hat auch die neue Kunst- und Kultur-
halle. Diese bildet zusammen mit der
Wissens- und Erlebniswelt das Zentrum
des umgestalteten ehemaligen Industrie-
geländes. Die Konzert- und Kulturhalle
war nach Sanierung und Umgestaltung
mit Millionenaufwand in einer früheren
Fertigungshalle imSommer eröffnet wor-
den. Dort finden mehr als 500 Besucher
Platz. Konzipiert, um eine Lücke im den
Veranstaltungsorten in Osthessen zu fül-
len, ist die neue Veranstaltungsstätte bis-
lang allerdings nur zu etwa einemDrittel
ausgelastet, was prognostiziert worden
war. Auch für diese Einrichtung will die
Stadt nun das Betriebskonzept modifizie-
ren und mit neuen Angeboten an Veran-
stalter herantreten.
KASSEL (lhe). Nach einemFrontalzu-
sammenstoß zweier Autos musste ges-
tern ein fünfjähriger Junge mit einem
Rettungshubschrauber in eine Klinik
geflogen werden. Auch zwei Erwachse-
ne kamen verletzt ins Krankenhaus.
Wie die Polizei mitteilte, war die
30 Jahre alte Mutter des Kindes auf der
Bundesstraße 251 auf offenbar glatter
Straße beim Überholen ins Schleudern
geraten und mit einem entgegenkom-
menden Auto eines 50 Jahre alten
Manns frontal zusammengeprallt.
LAUTERBACH (lhe). Die Einfüh-
rung der Pferdesteuer ist in Lauterbach
mit großer Wahrscheinlichkeit vom
Tisch. Der Haupt- und Finanzaus-
schuss strich diese Idee am Montag-
abend bei seiner Sitzung aus demSpar-
programm der hochverschuldeten Vo-
gelsberg-Kreisstadt. Heute Abend ent-
scheiden die Stadtverordneten, mit wel-
chen Mitteln gespart werden soll. Die
Pferdesteuer ist bei diesen Gedanken-
spielen aber nun kein Thema mehr.
Lauterbach wäre die erste Kommune
in Deutschland gewesen, die die Pferde-
steuer eingeführt hätte, wie Thomas
Ungruhe von der Deutschen Reiterli-
chen Vereinigung sagte. Diskutiert wer-
de aktuell über solch eine Abgabe in
Hessen aber noch in Bad Sooden-Al-
lendorf und Hessisch Lichtenau. Erwo-
gen worden war in Lauterbach, Pferde-
halter mit rund 200 Euro im Jahr zur
Kasse zu bitten. Betroffen gewesen wä-
ren aber nur Hobby-Reiter, keine ge-
werblichen Pferdehalter in Zucht oder
Landwirtschaft. Die Stadt versprach
sich davon Einnahmen von rund
30 000 Euro jährlich. „Letztlich man-
gelt es aber an der Umsetzbarkeit. Der
Verwaltungsaufwand ist zu groß – das
sprach dagegen“, sagte Ungruhe.
Befestigte Siedlung
Archäologen legen Reste mittelalterlicher Anlage frei
Wochenmarkt
bleibt städtisch
Einsparungen und
neue Marketingstrategie
Fünfjähriger bei
Unfall schwer verletzt
Lauterbach verzichtet
auf Pferdesteuer
Brigadegeneral führt
Landeskommando
Das Wissens- und Erlebnis-
center „Wortreich“ in Bad
Hersfeld schreibt rote Zahlen.
Das will die Stadt mit einem
neuen Konzept ändern.
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Frankfurt.“ – „Seine besondere Ausstrahlung und seine Persönlichkeit …“ – „... in seiner bodenständigen,
sympathischen Bescheidenheit …“ – „Seine Impulse waren kurz, knapp und klar …“ – „Ein Gesicht, eine
Stimme und Gesten, die das Evangelium markant unter die Leute brachte …“– „Ein Mann, der Totes zum
Leben erwecken konnte …“
Aus den Kondolenzbriefen
Durch bewegende Zeilen und in persönlichen Gesprächen haben
wir erfahren, wie schmerzlich viele Mitmenschen berührt wurden
durch den Heimgang von
Pater Amandus Hasselbach
Kapuziner
Wir danken allen, die seiner im Gottesdienst und durch viele
andere Zeichen gedachten.
Die Brüder Kapuziner in Liebfrauen, Frankfurt am Main
Lukas 14 – Integration und Kultur für Menschen mit Behinderungen e.V.
Der Verein Lukas14 dankt insbesondere allen, die bei der Frankfurter Volksbank e.G., BLZ 501 900 00,
Konto 6 100 927 347, Stichwort: P. Amandus, für das Fortbestehen seines Werkes gespendet haben.
Ich hab’ das Leben überwunden,
bin nun befreit von Schmerz und Pein.
Denkt oft an mich in stillen Stunden,
und lasst mich immer bei euch sein.
Werner Klör
* 4. Januar 1931 † 5. November 2012
Wir nehmen Abschied
Agnes Klör geb. Geist
Dr. Eckhard und Annette Klör mit Hannah und Tabea
Frank und Claudia Ossowski geb. Klör mit Nina und Nadine
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Samstag, dem 17. November 2012,
um 14.00 Uhr auf dem Waldfriedhof in Bad Homburg v.d.Höhe statt.
Anstelle eventuell zugedachter Kranz- und Blumenspenden bitten wir im Sinne des Verstorbenen
um eine Spende an: „Ärzte für die Dritte Welt - German Doctors e.V.“
bei der EKK-Bank, Konto-Nr. 4 888 880, BLZ 520 604 10 (Stichwort: Trauerfall Werner Klör).
Mache dich auf und werde Licht,
denn dein Licht kommt.
Jesaja 60,1
In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem lieben Vater, Schwiegervater, Großvater,
Urgroßvater, Bruder, Schwager und Onkel
Anton Hemmerich
* 21. 9. 1919 † 7. 11. 2012
Marietta und Peter Brüsselbach
Prof. Dr. Friedhelm Hemmerich
mit Tobias und Jonas
Pascal Brüsselbach
Michèle und Wolfgang Brüsselbach
mit Patrick, Thomas und Oliver
Stephan und Maria Hemmerich
mit Chiara und Luca
und alle Anverwandten
Die Beisetzung findet am Donnerstag, dem 15. November 2012 um 11 Uhr auf dem katholischen
Friedhof im Gluckensteinweg in Bad Homburg statt.
In stiller Trauer:
geb. Steffens
Dieter, Marion, Markus und Jens
Norbert und Dagmar
Die Urnenbeisetzung hat im engsten Familienkreis stattgefunden.
* 19. Juni 1924 † 31. Oktober 2012
Gertrud Henge
65549 Limburg, Brünner Straße 7
Als die Kraft zu Ende ging, war es
kein Sterben, war es Erlösung.
Wir nehmen Abschied von unserer Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter und Urgroßmutter
Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts verändert
und doch ist die Welt für uns ganz anders geworden.
Gustav Hoyer
* 23. August 1929 † 28. Oktober 2012
Danke allen

die sich in stiller Trauer mit uns verbunden fühlen
für viele tröstende Worte und stumme Umarmungen,
wenn die Worte fehlten.

Sven, Sabine, Jana und Marcel Hoyer
In Liebe und Dankbarkeit haben wir, auf Wunsch des Verstorbenen,
in aller Stille Abschied genommen
Meine liebe Frau, unsere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und
Schwester
Berlindis Pelzl
geb. Titze
* 28. Februar 1935
ist am 9. November 2012 verstorben.
Wir trauern um sie in Liebe und
Dankbarkeit.
Helmut Pelzl
Eva Pelzl und Matthias Hettich
mit Anna, Clara, Selma und Christina
Johanna und Stefan Mölls
mit Franziska und Fabian
Rauthgundis Titze
Die Trauerfeier findet statt am Freitag, dem 16. November 2012,
um 11.00 Uhr auf dem Friedhof in Kronberg-Oberhöchstadt,
Steinbacher Straße.
Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt.
Ein Mensch, der immer für uns da war, lebt nicht mehr.
Erinnerung ist das, was bleibt.
Nach einem erfüllten Leben nehmen wir
Abschied von meinem lieben Vater, Schwie-
gervater, unserem Opa, Uropa und Lebens-
gefährten
August Lauth
* 27. 2. 1927 † 9. 11. 2012
In Liebe und Dankbarkeit
Marion und Heinz Lausch
Volker und Claudia Lausch mit Philipp
Thomas und Melanie Lausch mit Anna,
Marie und Moritz
Ingrid und Frank Müller
und alle Angehörigen
Die Beerdigung findet statt am Freitag, dem 16. November 2012,
um 9.45 Uhr auf dem Kirdorfer Friedhof.
Still ruhen deine Hände,
der Kampf des Lebens ist zu Ende,
du hast gesorgt, du hast geschafft,
bis dir die Krankheit nahm die Kraft.
Wie schmerzlich war’s, vor dir zu steh’n,
dem Leiden hilflos zuzuseh’n.
Ruhe hast du nie gekannt,
schlafe wohl und habe Dank.
Frau Wally Marx
geb. Schnabel
geb. 20. 2. 1932 gest. 5. 11. 2012
ist für immer von uns gegangen.
In stiller Trauer
Herbert Marx
Andreas Marx
Ilse Kohlmann
Gerhard Blatt
und alle Angehörige
65623 Netzbach, im November 2012
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am
Freitag, dem 16. November 2012, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof
in Netzbach statt.
Daddy’s flown across the ocean
Leaving just a memory
The Snapshots in the family album
Daddy what else did you leave for me
Daddy what d‘ya leave behind for me
All in all it was just a brick in the wall
All in all it was just bricks in the wall
Pink Floyd
Norbert Tödter
* 15. 1. 1965 † 9. 11. 2012
Es gab noch mehr als genug zu tun und hättest
du es getan, wäre es einzigartig gut geworden.
Birgit Brigl
Lena, Lasse und Nils Tödter
Renate und Kurt Tödter
Silke Tödter
Walburga und Andreas Brigl
Die Trauerfeier wird am Freitag, dem 16. November 2012, um
11.30 Uhr auf dem Waldfriedhof in Friedrichsdorf-Köppern stattfinden.
Die Beerdigung auf Sylt findet am Mittwoch, dem
21. November 2012, um 12.00 Uhr von der
St. Severin Kirche in Keitum aus statt.
Die Zeit vergeht, aber die Lücke,
die Du hinterlassen hast, bleibt!
In lieber Erinnerung an meinen Sohn
Wolfgang Hissnauer
* 14.09.1943 – † 14.11.2005
Deine Mutter
Weinet nicht, Ihr meine Lieben,
schwer ist es für Euch und mich.
Ich wär so gern bei Euch geblieben,
doch meine Kräfte reichten nicht.
Was ich getan in meinem Leben,
ich tat es nur für Euch.
Was ich gekonnt, hab ich gegeben,
als Dank bleibt einig unter Euch.
Frieda Fink
geb. Stübinger
* 30. Mai 1939 † 7. November 2012
Hermann Fink
Robert mit Familie
Harald mit Familie
Die Trauerfeier mit anschließender Erdbestattung findet am
Freitag, dem 16. November 2012, um 9.00 Uhr auf dem Friedhof
in Frankfurt-Bornheim statt.
Nachruf
Wir trauern um unseren ehemaligen Mitarbeiter
Herrn Norbert Blum
der am 6. November 2012 im Alter von 82 Jahren verstarb.
Herr Blum gehörte unserem Unternehmen von 1971 bis 1990 an und hat sich
durch vorbildlichen Fleiß und Einsatz ausgezeichnet.
Mit Dank und Anerkennung blicken wir auf die Jahre gemeinsamer Tätigkeit
zurück. Wir trauern mit den Angehörigen und werden ihm ein ehrendes
Andenken bewahren.
Geschäftsleitung, Betriebsrat und Mitarbeiter
der Firma
Tetra Pak Produktions GmbH & Co. KG in Limburg
Was du im Leben hast gegeben, dafür ist jeder Dank zu klein,
du hast gesorgt für deine Lieben, von früh bis spät, tagaus, tagein.
Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen, du wolltest doch so gern noch bei uns sein,
schwer ist es, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird vieles anders sein.
Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb mein lieber Ehemann,
unser guter Vater, Schwiegervater, Opa und Onkel
Horst Schneider
* 1. 1. 1931 † 8. 11. 2012
In Liebe nehmen wir Abschied:
Angela Schneider
Achim Schneider und Familie
Martin Schneider und Margarete
sowie alle Angehörigen
Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Montag, dem 19. November 2012,
um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Oberhöchstadt statt.
Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man durch den Tod nicht verlieren.
Unfassbar für uns alle verstarb am 10. November 2012 nach kurzer, schwerer Krankheit
im Alter von 85 Jahren mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater,
Opa, Uropa, Bruder, Schwager und Onkel
Martin Zapke
In Liebe und Dankbarkeit:
Anni Zapke
Hermann, Birgit, Josephine, Gilles, Stefan und Andina
Martin, Christiane, Patrick und Martin
Harald, Petra und Paulina
Achim, Claudia, Tim und Luca
Christa Hees geb. Zapke
und alle Angehörigen
63225 Langen, den 14. November 2012
Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 16. November 2012, um 13.30 Uhr
auf dem Friedhof in Langen statt. Gott mit uns.
In stiller Trauer:
Waltraud und Viktoria
Bärbel und Paul
Katharina und David
sowie alle Angehörigen
Das Requiem ist am Freitag, 16. November 2012, um 14.30 Uhr
in der Pfarrkirche zu Arfurt, anschließend findet die Trauerfeier
mit Urnenbeisetzung von der Friedhofshalle aus statt.
Das Rosenkranzgebet ist am Donnerstag, 15. November 2012,
nach der Abendmesse.
* 27. 12. 1925 † 9. 11. 2012
Johannes Menzler
Wir sind traurig,
dass wir ihn verloren haben,
wir sind dankbar,
dass wir ihn hatten.
65594 Arfurt, Kleinfeld 2
In Liebe und Dankbarkeit nehmen
wir Abschied von unserem Vater,
Schwiegervater und Opa
Na c h r u f
In lieber Erinnerung an meinen Vater,
er war ein guter Mensch.
Erich Herzer
1931 – 2012
Was man im Herzen besitzt,
kann man nicht verlieren.
Pia Schlede, geb. Herzer
„Den Bösen zu missfallen, ist so gut wie ein Lob.“
Dem letzten Befehl meiner Mutter, der Trauerfeier
fernzubleiben, komme ich deshalb nach.
Die letzte Verbindung zwischen uns ist tot.
Was bleibt Dir noch ?
Bestattungskalender
am Mittwoch, dem 14. 11. 2012
(Angaben ohne Gewähr)
Hauptfriedhof
13.00 Balser, Frolinde, 88 J.
Friedhof Niederrad
10.30 Spörrer, Gertrud,
geb. Schwind, 81 J.
Friedhof Niederursel
12.00 Kreutzer, Leandre, 68 J.
Friedhof Nieder-Eschbach
11.00 Mathieu, Theresia,
geb. Eich, 84 J.
Friedhof Hausen
10.00 Jülg, Anna,
geb. Ritzert, 90 J.
Flörsheim am Main
Neuer Friedhof
14.00 TF/U Schaffer, Christina
Helene, geb. Hafner, 95 J.
Kelkheim
Hauptfriedhof
13.30 TF/U Zimmer, Alfred
14.30 Grimm, Karl
Eschborn
Friedhof Eschborn II
14.00 TF Pilarsky, Kurt Karl,
73 J.
Hofheim am Taunus
Waldfriedhof
13.30 Birkmeyer, Rita
Friedhof Diedenbergen
14.00 TF/U Friedemann,
Margaretha
Bad Soden am Taunus
Friedhof Kernstadt
13.30 TF/U Daum, Elisabetha
Liederbach am Taunus
Friedhof Königsteiner Weg
14.00 TF/U Burandt,
Lieselotte, 78 J.
Bad Homburg
Friedhof Gonzenheim
14.00 Siara, Norbert, 71 J.
Friedhof Dornholzhausen
15.00 TF Schuster, Margarethe,
90 J.
Oberursel (Taunus)
Alter Friedhof
13.00 TF König, Carla, 86 J.
Waldfriedhof Oberstedten
15.00 TF/U Nitsche,
Margarete, geb. Gött, 97 J.
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MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · SEITE 45 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Familienanzeigen
SEI TE 46 · MI TTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 FRANKFURTER ALLGEMEI NE ZEI TUNG Rhein-Main-Sport
FRANKFURT. Für eine spontane Fahrt
nach Amsterdam ist in Armin Vehs Ter-
minkalender dann doch kein Platz mehr
frei. Er wird an diesem Mittwoch, wenn
die deutsche Nationalmannschaft zum
Länderspiel gegen die Auswahl der Nie-
derlande antritt (20.30 Uhr, ARD), zu
Hause auf dem Sofa sitzen und vor dem
Fernseher verfolgen, wie sich Sebastian
Jung aus der Affäre zieht. Der Verteidi-
ger der Eintracht steht vor seinem Debüt
im Team von Bundestrainer Joachim
Löw – und viele, denen der Frankfurter
Fußball amHerzen liegt, schauen deswe-
gen ein bisschen genauer hin. Rund um
den Klub spekulieren sie, dass der Zwei-
undzwanzigjährige, der von seinem
Glück erst am Sonntagnachmittag er-
fuhr, möglicherweise als Einwechselspie-
ler für seine Flexibilität belohnt wird.
„Ich freue mich für Sebastian“, sagte
Veh, der aus Erfahrung weiß, dass sich
über den 1,79 Meter große Abwehrmann
vor allem eines sicher behaupten lässt:
„Er gibt immer alles.“
Die internationale Bühne kennt Jung
bislang nur aus seinen Berufungen in der
U-21-Nationalmannschaft (17 Einsät-
ze), bei der er sich einen Stammplatz er-
oberte und mit der er kommenden Som-
mer bei der Europameisterschaft in Isra-
el den Titel gewinnen möchte. „Er kann
noch mehr“, sagte Veh, über den Karrie-
remacher aus Königstein, „er muss wei-
ter fleißig üben, dann ist die Entwick-
lung noch lange nicht zu Ende.“ Seine
Flankenläufe über die rechte Außen-
bahn trugen in der Aufstiegssaison viel
zum Frankfurter Erfolg und seitdem in
der Ersten Bundesliga zum guten Start
bei. Der nächste Schritt, sagte Veh, sei
nun, dass er die Ballbehandlung mit dem
linken Fuß verbessern, mehr in den Straf-
raum ziehen und den Abschluss suchen
müsse. Torgefahr zählt bislang wirklich
nicht zu den Stärken des mit acht Jahren
an den Riederwald gewechselten und
dort zu einemProfi von Format ausgebil-
deten Fußballspielers, der es in 77 Par-
tien der ersten und zweiten Liga nur auf
vier Treffer brachte. Dafür gehören Anti-
zipation, Stellungsspiel und Dynamik
nach der Balleroberung eindeutig zu sei-
nen Pluspunkten, mit denen er sich und
der Eintracht zuletzt Vorteile verschaff-
te. Jungs Vertrag bei der Eintracht ist
noch gültig bis 2014 – und seine erstmali-
ge Nominierung in Löws Kader fällt zu-
sammen mit der Diskussion über die Fra-
ge, ob er seine berufliche Zukunft auch
langfristig am Main sieht. In Amsterdam
besteht nun für ihn die Möglichkeit, wei-
ter Werbung in eigener Sache zu machen
– und damit seine Verhandlungsposition
gegenüber der Eintracht – die er imkom-
menden Jahr per Ausstiegsoption verlas-
sen könnte – oder den an seinen Diens-
ten außerdem interessierten Klubs zu
verbessern. Veh sagte, die Spekulation,
dass Jung nun erst recht in den Fokus bes-
ser betuchter Mitbewerber rücken kön-
ne, lasse ihn völlig kalt: „Ich denke nicht,
dass es erst einer Nationalmannschaftno-
minierung gebraucht hat, um festzustel-
len, dass Sebi ein klasse Kicker ist.“
Gleiches gilt auch für Sebastian Rode,
der sich ebenfalls durch zahlreiche Vor-
stellungen auf herausragendem Niveau
für höhere Aufgaben empfahl. Nun aber,
da die Nationalmannschaft durch zahlrei-
che Absagen arg gebeutelt ist und Löw
auf die Schnelle verlässliche Ersatzleute
benötigte, kam der Eintracht-Mittelfeld-
mann dennoch nicht zum Zug. Ihm
macht schon seit Wochen eine Verlet-
zung am großen Zeh des rechten Fußes
mächtig zu schaffen. „Ansonsten wäre
ich vielleicht dabei gewesen“, sagte Rode
am Dienstag nach dem Training. Mit ge-
naueren Auskünften darüber, wie gravie-
rend die Blessur (Prellung oder Bruch)
tatsächlich ist, halten sich sowohl der
Verein als auch der Spieler zurück. Rode
bestätigte, dass er alles andere als be-
schwerdefrei sei. Aber auch an diesem
Samstag, wenn es gegen Augsburg geht,
ist er gewillt, auf die Zähne zu beißen.
Gegen die Schmerzen nehme er Tablet-
ten, und die Genesung mache Fortschrit-
te. Veh äußerte Verständnis für das leich-
te Missbehagen Rodes, dass es mit der er-
hofften Berufung in die Nationalmann-
schaft unter den gegebenen Umständen
nicht geklappt hat – und riet ihm zu-
gleich, deswegen nun nicht über Gebühr
vergrämt zu sein. „Diese Chance läuft
nicht weg.“ Wenn es ihm gelinge, seine
Formder vergangenen Wochen zu bestä-
tigen, werde auch er in das Trikot mit
dem Adler auf der Brust schlüpfen: Eher
„früher als später“. MARC HEINRICH
Der nächste? Auch Sebastian
Rode ist ein Kandidat für die
Nationalelf. Foto Wonge Bergmann
FRANKFURT. Tief einatmen, volle Kon-
zentration auf den Anlauf, jeder Schritt
plaziert. Die Flugphase erlebt man wie in
Zeitlupe, Blick auf die Kante. Landung
auf einem runden Betonklotz. Die Kraft,
die auf die Beinmuskulatur wirkt, lässt
sich weiter nutzen, der Körper wird zur
Feder, Sprung an einen Baumstamm, von
dort zurück auf die Betonkante, weiter
auf einen zwei Meter entfernten Vor-
sprung. Schweiß fließt, die Muskeln sind
angespannt. Breites Lächeln. Der Mensch
geht auf im urbanen Urwald.
„Nice!“, sagt Marc. Der 19 Jahre alte
Frankfurter ist hauptberuflich Traceur,
Parkourläufer. „Wenn du beim nächsten
Mal einen höheren Bogen springst, wird
die Landung besser.“ Die Bewegungen sol-
len immer steigerbar sein und möglichst
flüssig. Die Gruppe aus Frankfurt nennt
sich „Ashigaru“, japanisch für „leichtfü-
ßig“. Vielleicht ist Parkour ein wenig das,
was einem als Kind immer verboten wur-
de: auf Geländern balancieren, Wände
hochklettern, von Kante zu Kante sprin-
gen. Im Englischen heißt die Ausübung
nicht „trainieren“, sondern „play“. Die
Stadtarchitektur wird zum Spielplatz. Im
Parkour geht es darum, sich einen eige-
nen Weg zu suchen, ohne Einschränkun-
gen durch Hindernisse. Freier Bewegung
folgt mentale Freiheit. Parkour ist eine Le-
benseinstellung. Carlos, 21 Jahre alt, hat
nach dem Abitur ein „Alibi-Studium“ ge-
macht, „damit die Eltern beruhigt sind“,
sagt er. Nun wolle er sich für Regie in Lud-
wigsburg bewerben. „Aber erstmal nur
Parkour.“ Wie Marc. Der habe seit jeher
sein Hobby zum Beruf machen wollen.
„Nirgends hat man so viel Freiheit.“ Das
Wort fällt unter Traceuren so häufig wie
bei einer Ansprache von Bundespräsi-
dent Joachim Gauck. Die „Ashigaru“ wa-
ren vor sechs Jahren zunächst ein paar
Parkour-begeisterte Frankfurter, die ih-
rem Hobby gemeinsam nachgingen. Seit
2011 sind sie eine Unternehmergesell-
schaft (UG), fünf der 15 Mitglieder leben
von der Sportart: Sie geben Workshops,
werden von Firmen für Veranstaltungen
gebucht, drehen Werbefilme. Parkour ist
in der Marktwirtschaft angekommen. Tra-
ceure spielen eine wichtige Rolle im neu-
en Tarzan Film, der 2013 in die Kinos
kommen wird, im Bond-Film Casino
Royale spielte Traceur Sébastian Foucan
mit. Traceur kann auch mit Wegbereiter
übersetzt werden.
Es herrscht nach wie vor ein familiärer
Umgang in der Szene, auch Einsteigern
gegenüber. Die Steigerung der eigenen Fä-
higkeiten steht im Vordergrund, nicht der
Wettstreit. Jeder kann mittrainieren, kos-
tenlos. Mauern werden physisch und zwi-
schenmenschlich gemeinsam überwun-
den. Die jungen Athleten scherzen und ge-
ben Ratschläge. Dem kalten Wind trotzen
sie mit einem Gespräch über eine „Jam“,
ein Parkour-Treffen, in Portugal im ver-
gangenen Sommer. Jams finden jährlich
in vielen europäischen Großstädten statt.
„Man bekommt sofort einen Schlafplatz
angeboten“, erzählt Caro mit leuchten-
den Augen. Sie ist 20 Jahre alt und seit
diesemSemester Sportstudentin in Frank-
furt. Die drei seien bereits an vielen Or-
ten gewesen, ohne ein Hotel benötigt zu
haben. Wohnräume werden ebenso ge-
teilt wie Kekse und Erfahrungen.
Carlos und Marc klettern auf ein etwa
drei Meter hohes Gerüst über dem Ein-
gang zum Finanzamt Frankfurt. Sie be-
sprechen den Sprung auf eine Kante,
etwa zwei Meter tiefer und drei Meter ent-
fernt, konzentrieren sich, dann geht es
los. Sie fliegen durch die Luft und landen
perfekt mit den Ballen auf der Kante, be-
freites Lächeln. Kurz danach hangelt
Marc sich an Gerüststangen weiter und
schwingt sich auf einen Betonklotz. Car-
los macht lange Schritte von Hindernis zu
Hindernis, sogenannte „Strides“, und
schließt den Bewegungsfluss mit einem
Salto ab. Die Umgebung sehe durch jeden
Trainingsfortschritt anders aus, in der
Vorstellung ergäben sich stets neue Wege,
erzählt Marc, „wir nennen es das Par-
kour-Auge“.
Nach etwa vier Stunden werden beim
gemeinsamen Essen letzte Fragen ge-
klärt. „Parkour heißt nicht, man springt
vom Hochhaus“, sagt Caro. In den Me-
dien werde oft ein falsches Bild präsen-
tiert. „Das Wichtigste ist die Selbstein-
schätzung“, sagt Carlos. Erst ganz lang-
sam habe er sich an die Sprünge herange-
tastet, Standardbewegungen endlos wie-
derholt, Kraft aufgebaut. So kann das Ver-
letzungsrisiko minimiert werden. Unge-
fährlich ist Parkour nicht. Caro hat gerade
einen Bänderriss auskuriert. Nun fängt
sie wieder ganz langsam an. Die drei
schweigen abrupt, blicken sich unschlüs-
sig an. Verletzungen. „Ein schwieriges
Thema“, gibt Carlos zu. „Man ist für sich
selbst verantwortlich“, sagt Caro. Zu dem
vorherigen Präzisionssprung (Foto) hatte
Marc gesagt: „Irgendwann habe ich ge-
spürt, dass ich so weit bin.“ Die Vorberei-
tung ist entscheidend: Bevor das „Play“
losgegangen ist, hatten die Traceure erst
einmal viele einfache Bewegungen und
Sprünge wiederholt, um die Muskeln auf-
zuwärmen und über die Tagesform Be-
scheid zu wissen.
Anfänger orientierten sich meist an
den Parkour-Videos auf Youtube und „er-
kennen nicht, dass dahinter jahrelanges
Training steckt“, sagt Carlos. Die Ashiga-
ru trainieren täglich mehrere Stunden
Technik, Balance und Kraft. Verletzun-
gen entstünden vor allem durch schlechte
Selbsteinschätzung: Was auf den Videos
zu sehen ist, sollten Anfänger nicht nach-
machen. Die steigende Bekanntheit habe
aber auch positive Seiten, „sonst könnte
ich nicht davon leben“, sagt Marc. Und
man findet immer und überall jemanden
zum Trainieren. Allerdings sei es schwie-
rig, bei all der Konkurrenz das Niveau zu
halten und sich gleichzeitig beruflich zu
orientieren, sagt Caro. „Vor allem für die
Männer. Da habe ich es leichter, weil sich
viel weniger Frauen um Auftritte bewer-
ben“. Sie ist das derzeit einzige weibliche
Mitglied der Gruppe, würde aber gerne
mit mehr Frauen trainieren. Und wie
sieht die Zukunft aus? „Darüber mache
ich mir keine Gedanken“, sagt Marc.
„Hauptsache Sport“, sagt Caro. Carlos be-
trachtet die Schwielen an seinen Händen
und lacht: „Also Handmodel wird man da-
mit nicht.“
Der Autor betreibt die Sportart Parkour seit drei
Jahren.
FRANKFURT. Musa Roba-Kinkal
kehrt Hessen den Rücken und startet
künftig für die LG Braunschweig. Dies
bestätigte der 23 Jahre alte Langstre-
ckenläufer auf Anfrage dieser Zeitung.
„Ich möchte etwas Neues mit einemneu-
en Trainer probieren“, sagt der gebürti-
ge Äthiopier. Neu ist das Laufteam der
LG Braunschweig, neuer Trainer in Ei-
genregie ist er selbst. Zu etwa 70 Pro-
zent, wie Roba-Kinkal es formuliert. An-
sonsten will er sich Ratschläge anderer
Coaches einholen. Die Zusammenarbeit
mit Alexander Mikitenko, Ehemann
und Trainer der deutschen Marathon-Re-
kordhalterin Irina Mikitenko, gehört da-
mit nach dreieinhalb Jahren der Vergan-
genheit an. Ebenso die Mitgliedschaft
imSportclub Gelnhausen umden Vorsit-
zenden Harald Schmid, für den Roba-
Kinkal in den Jahren 2011 und 2012 ge-
startet war. Für den deutschen Cross-
meister auf der Langdistanz ist es der
zweite Rückzug aus Hessen, nach vier
Jahren beim TV Gelnhausen (2006 bis
2009) hatte es ihn 2010 für zwölf Mona-
te zum TV Wattenscheid gezogen.
Mit Roba-Kinkal verliert Hessen sei-
nen besten Langstreckenläufer, und dies
womöglich aus finanziellen Gründen.
„Ich habe mit Harald Schmid und auch
mit Eintracht Frankfurt gesprochen.
Doch es gab aus Hessen kein Angebot
für eine Entscheidung.“ Angesichts ei-
ner Etatkürzung bei der Eintracht-
Leichtathletikabteilung verwundert
dies nicht. Und auch sportlich lief es im
Jahr 2012 für Roba-Kinkal nicht opti-
mal. Mitte April bei den deutschen Halb-
marathonmeisterschaften in Griesheim
(66:05 Minuten) war er nicht annähernd
so schnell gelaufen wie bei seinem De-
büt zwölf Monate zuvor an gleicher Stel-
le (64:30). Nach monatelanger Verlet-
zungspause in den Sommermonaten fei-
erte er erst Mitte September bei den
deutschen Straßenlaufmeisterschaften
über 10 Kilometer ein beachtliches
Comeback. In 29:39 Minuten wurde
Roba-Kinkal Zweiter. Doch auch diese
Zeit lag mehr als eine halbe Minute über
dem persönlichen Rekord des Drittpla-
zierten der U-23-EM über 10 000 Meter
aus dem Jahr 2011. „Ich habe einen Ti-
cken härter trainiert als zuvor und hatte
in diesem Jahr viel Pech. Ich suche wei-
terhin nach den Gründen für die lang-
wierige Verletzung.“ Kein Arzt habe
ihm eine genaue Diagnose stellen kön-
nen. Zumeist war von einer Schambein-
entzündung die Rede, Roba-Kinkal
spricht auch von Leistenbeschwerden.
Öffentlich fast unbemerkt ist seine
Frau Fate Tola in die erweiterte Weltspit-
ze der Marathonläuferinnen vorgedrun-
gen. Die 25 Jahre alte Äthiopierin ver-
besserte ihre Bestzeit Ende September
beim Berlin-Marathon als Fünftplazier-
te auf 2:25:14 Stunden. Fate Tola wird
wie ihr Mann den SCGelnhausen verlas-
sen und sich der LG Braunschweig an-
schließen. Dass seine Frau im nächsten
Jahr einen deutschen Pass erhalten soll,
wie die „Brauschweiger Zeitung“ berich-
tet, dementiert Roba-Kinkal. „Das wis-
sen wir noch nicht. Wir sind seit dem
Frühjahr 2011 verheiratet. Deutsche
Staatsbürgerin dürfte sie wohl erst 2014
werden.“ Der Wahl-Hesse Roba-Kinkal
hat seit 2008 einen deutschen Pass. Und
weil herausragende internationale Erfol-
ge bislang überwiegend ausgeblieben
sind, keinen Manager. „Ich bleibe 2013
auf den Strecken 5000 Meter bis Halb-
marathon. Vielleicht kann ich mich ja
für die Weltmeisterschaften in Moskau
qualifizieren“, sagt er. Wenn ja, dann im
Trikot der LG Braunschweig. Wohnen
wird das Ehepaar weiterhin in Geln-
hausen. UWE MARTIN
„Parkour heißt nicht, man
springt vom Hochhaus.“
Die Traceurin Caro
die. OFFENBACH. Die Altlasten der
Offenbacher Kickers „sind erheblich“,
hat Frank Ruhl, Präsident des Fußball-
Drittligavereins, am Dienstag gesagt.
„Die finanzielle Situation ist sehr ange-
spannt. Ich bin ein Stück weit negativ
überrascht. Es sind erhebliche zusätzli-
che Probleme entdeckt worden.“ Die Ver-
bindlichkeiten des Klubs belaufen sich
nach Angaben des neuen Geschäftsfüh-
rers der Fußball-GmbH, David Fischer,
auf insgesamt „ein bisschen über sechs
Millionen Euro“. Rund 1,5 Millionen sol-
len kurzfristig fällig sein. Was die Gläubi-
ger angehe, sei aber „eine große Koope-
rationsbereitschaft da, die Dinge für uns
angenehmer zu gestalten“, sagte Fischer.
Ruhl ließ offen, ob die frühere Geschäfts-
führung in Regress genommen werde.
„Das werden wir im Aufsichtsrat bespre-
chen. Wenn so etwas angezeigt ist, ma-
chen wir es. Es gibt jedoch keine Schnell-
schüsse.“ Zahlungsunfähigkeit soll dem
OFC aber nicht drohen. „Von Insolvenz
reden wir nicht“, sagte Ruhl. Auf die Fra-
ge, ob der Drittliga-Etat in der kommen-
den Saison gehalten werden könne, ant-
wortete Fischer: „Das können wir final
sagen, wenn wir den finanziellen Über-
blick haben.“
Roba-Kinkal läuft davon
Der Langstreckenläufer verlässt den SC Gelnhausen
WIESBADEN. Regina Burchardt pfeift
auf Volleyball. Was nicht heißt, dass die
29 Jahre alte Außenangreiferin des VC
Wiesbaden kein Interesse mehr hat am
schnellen Spiel mit Ball und Netz. Ganz
im Gegenteil. Wenn Regina Burkhardt
pfeift, dann geht das oft so: Der Ball
kommt zur Stellerin Martina Viestova, die
spielt einen hohen Pass nach außen. Dort
ist die Kapitänin schon im Stemmschritt
unterwegs, schnellt am Netz hoch, trifft
den Ball perfekt und zirkelt ihn am gegne-
rischen Block vorbei diagonal ins gegneri-
sche Feld. Die Annahmespielerinnen dort
haben keine Chance, der Ball klatscht aufs
Parkett. Regina Burchardt jubelt – und tut
dann diese für sie typische Sache: sie
pfeift. Schrill gellt es zwischen den Fin-
gern hindurch in den Jubel der Fans hin-
ein. „Das ist wie ein Trompetenstoß“, sagt
Trainer Andreas Vollmer zur Signalwir-
kung des hellen, lauten Tones.
So geschehen an diesem Samstag. Es
war die Alemannia aus Aachen, die es mit
Regina Burchardt und den Wiesbadenerin-
nen zu tun bekam. 3:2 ging die Bundesliga-
begegnung zugunsten der Hessinnen aus,
die damit weiter auf dem dritten Platz der
Bundesliga stehen. Die Kapitänin, die ihre
dritte erstklassige Saison in Hessen spielt,
fand ein paar kritische Worte zu der nicht
immer überzeugenden Vorstellung ihrer
Mannschaft, die vor allem im dritten und
vierten Satz mit Konzentrationsschwä-
chen zu kämpfen hatte. „Wir müssen kon-
stanter werden“, sagte Regina Burchardt
nach der Partie, in der sie einmal mehr
viel zum späteren, im Tie-Break endlich
wieder mit Überzeugungskraft erzielten
Erfolg beigetragen hat.
Regina Burchardt ist eine Spielerin für
die wichtigen Momente. Sehr oft, wenn
es um die entscheidenden Punkte geht,
um einen Satzgewinn, oder einen Befrei-
ungsschlag unter Druck, hat die gebürtige
Berlinerin ihre Finger imSpiel. Mit denen
kommt sie auch dank ihrer 1,86 Meter
Körpergröße ziemlich weit hinauf. Aber
nicht nur deshalb sagt Trainer Andreas
Vollmer von ihr: „Sie ist eine herausragen-
de Volleyballspielerin.“ Bevor sie 2010
nach Wiesbaden kam, hatte sie fünf Jahre
lang für die Roten Raben Vilsbiburg ge-
spielt und ein Jahr in Spanien beim Club
Voleibol Haro in La Rioja drangehängt.
Schon in Vilsbiburg hatte sie sich stets in
den hohen Regionen der ersten Liga be-
wegt. 2008 war sie mit dem bayrischen
Klub deutscher Meister und zweimal,
2005 und 2006, Meisterschaftszweite.
Auch in Vilsbiburg sei sie Kapitänin gewe-
sen, sagt Vollmer, der nicht eine Sekunde
gezögert habe, als es bei seinemDienstan-
tritt in Wiesbaden um die Frage gegangen
sei, wen er zur Spielführerin bestimmen
solle: „Da gab es vor allem eine: Regina
Burchardt.“
Die hochgewachsene, angriffsstarke
Außenspielerin brilliert dabei weniger
mit spektakulären Aktionen als viel mehr
mit Übersicht, einer gehörigen Portion
Spielintelligenz und noch mehr Routine.
„Aggressivität und Souveränität“ seien
Qualitäten, die Regina Burchardt aus-
zeichneten, sagt Vollmer. Zur National-
mannschaft stieß sie erst im vergangenen
Jahr. Die erfolgreiche Saison mit dem VC
Wiesbaden, so ist auf der Internetseite
des Deutschen Volleyball Verbandes zu le-
sen, habe zu ihrer Nominierung 2011 ge-
führt, nachdemRegina Burchardt „für län-
gere Zeit nicht mehr im Notizbuch des
Bundestrainers gestanden“ habe. Aus
dem großen Traum von einer Teilnahme
an den Olympischen Spielen in London
war für die Wiesbadenerin aber nichts ge-
worden, da die Kubanerinnen doch ihren
Startplatz in London besetzten und
Deutschland nicht als in der Qualifikati-
on bestplaziertes, aber eben nicht qualifi-
ziertes Team nachrücken konnte.
Das ist alles Vergangenheit, und
„Regi“, wie die Kapitänin in Wiesbaden
kurz und knapp gerufen wird, konzen-
triert sich auf ihre Aufgaben beim VCW.
Im Juni hatte sie es von Bundestrainer
Giovanni Guidetti freigestellt bekom-
men, ob sie mit der Nationalmannschaft
oder mit dem Bundesligateam trainieren
wolle. Regina Burchardt entschied sich
für Wiesbaden, was VCW-Trainer Voll-
mer als „sehr vorteilhaft“ für den Klub be-
zeichnete. Seitdem spielen die Wiesbade-
nerinnen eine beachtliche Saison. In fünf
Spielen erzielten sie vier Siege, genauso
viele, wie die Spitzenklubs SC Dresden
und Schweriner SC gesammelt haben.
Die beiden Spitzenreiter die Liga haben
aber einen Spieltag weniger, sind also –
anders als der VCW – verlustpunktfrei.
Regina Burchardt ist sehr vorsichtig,
was Prognosen für diese Spielzeit betrifft.
„Die Teilnahme am Play-off ist auf keinen
Fall ein Selbstläufer“, sagt sie. Man habe
ja gerade gegen Aachen gesehen, dass es
auch ganz anderes laufen könne. Ihre Vor-
sicht und Umsicht hat sie vielleicht auch
ein wenig von ihrer Mutter geerbt. Die
macht nämlich sehr selten unüberlegte
Schachzüge. Brigitte Burchardt war mehr-
mals Schachmeisterin der DDR. „Sie
spielt auch heute noch“, sagt ihre Tochter.
Sie selbst beherrscht das Strategiespiel auf
dem Brett nicht – dafür das auf dem Par-
kett umso besser. LEONHARD KAZDA
Daumen drücken für Jung,
Rode beißt auf die Zähne
Eintracht schaut bei der Nationalmannschaft genau hin
Leichtfüßig durch den urbanen Urwald
Kickers kämpfen mit
„erheblichen“ Altlasten
Kapitänin mit Pfiff
Volleyballspielerin Regina Burchardt führt den VC Wiesbaden mit „Aggressivität und Souveränität“ – und Erfolg
Die Traceure der
Frankfurter Gruppe
„Ashigaru“ nutzen die
Stadt wie einen großen
Sportplatz. Betonklötze
und Baugerüste werden
für die Parkourläufer zu
Turngeräten.
Von Markus Klein
Flug durch den Großstadt-Dschungel: Traceur Marc beim Präzisionssprung auf eine Betonkante Foto Carlos Meyer
Motivatorin: Regina Burchardt bringt den VC Wiesbaden voran. Foto Wonge Bergmann