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Raffael Joorde Geschichte der Gaetuler und Garamanten und deren Beziehungen zu Rom. © Raffael Joorde (Dortmund, 19. 12. 2015) https://independent.academia.edu/RaffaelJoorde (Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine überarbeitete Fassung meiner Magister-Arbeit, welche am 5. 02. 2001 in der Fakultät der Geschichtswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum eingereicht und angenommen wurde. Diese Magisterarbeit wurde bereits am 1. 04. 2002 überarbeitet und erweitert, blieb jedoch unveröffentlicht. Diese Fassung ist eine weitere, aktualisierte und erweiterte Ausgabe aus dem Jahre 2015. Nach dem Jahre 2001 ist die Literatur zu den Garamanten und zur Geschichte des römischen Nordafrikas enorm angestiegen. Aus diesem Grunde habe ich meine Magisterarbeit erneut gründlich überarbeitet, an manchen Stellen geändert sowie auf einen aktuelleren Stand gebracht. Ebenso sind seit dem Jahre 2001 zahlreiche neuere Textausgaben antiker Autoren erschienen, welche für diese Arbeit herangezogen wurden.) -IInhaltsverzeichnis Einleitung 1-10 a) Allgemeines b) Die Quellen c) Zum Klima und zur Landschaft Nordafrikas d) Libyen, Libyer und Aithiopes aus der Sicht der antiken Autoren e) Die nomadischen Völker Nordafrikas: Stammeshierarchie und Lebensweise 1-2 2 3-4 4-6 7-10 I. Zur Geographie der Gaetulia und des Garamantenlandes 11-25 1. 1. Lage und Grenzen 1. 2. Bestimmungsversuche der Grenzen 1. 3. Die Flüsse in der Gaetulia und im Garamantenland 1. 4. Das gaetulische Westafrika 11-18 19-20 20-22 23-25 II. Gaetuler und Garamanten und ihre ersten Beziehungen zur antiken Mittelmeerwelt 26-37 III. Wirtschaft und Handel 3. 1. Allgemeines 3. 2. Die Gaetuler 3. 3. Die Landwirtschaft bei den Garamanten 3. 4. Die Garamanten und die Entwicklung des Trans-Sahara-Handels 38-50 38 39-40 41-42 43-50 IV. Leben und Gesellschaft der Gaetuler und der Garamanten 50-74 4. 1. Das „Königtum“ bei den Gaetulern und den Garamanten 4. 2. Die Religion der Gaetuler und der Garamanten 4. 3. Das Kriegswesen 4. 4. Die Frau bei den Gaetulern und den Garamanten 4. 5. Die Siedlungsformen der Gaetuler 4. 6. Die Architektur im Garamantenland 4. 7. Die Bestattungsformen bei den Gaetulern und den Garamanten 4. 8. Schrift, Sprache und medizinische Kenntnisse 50-53 54-56 57-61 62-63 64 65-70 71-72 73-74 V. Romanisierungsversuche bei den Gaetulern 75-79 VI. Die Rolle der Gaetuler und der Garamanten in der Geschichte Nordafrikas (3. Jh. v. Chr. – 6. Jh. n. Chr.) 80-123 6. 1. Gaetuler und Garamanten in den Punischen Kriegen 6. 2. Der Jugurthinische Krieg 6. 3. Die Gaetuler und die politische Feindschaft zwischen C. Marius und L. Cornelius Sulla 80-82 82-85 86-87 II Inhaltsverzeichnis 6. 4. Gaetuler und Garamanten während des Bürgerkrieges von 49 – 46 v. Chr. 6. 5. Die Zeit nach den Bürgerkriegen: Beginn der gaetulischen Aufstände 6. 6. Das sogenannte „Bellum Gaetulicum“ 6. 7. Die Zeit nach dem „Bellum Gaetulicum“ bis zum Vorabend des Tacfarinas-Aufstandes (6 – 17 n. Chr.) 6. 8. Der Tacfarinas-Aufstand (17 – 24 n. Chr.) 6. 9. In der Defensive: Roms Sicherung der Südgrenzen in Nordafrika (1. – 3. Jh. n. Chr.) 6. 10. Beständige Stammeskonföderationen in der Spätantike: Austuriani und Laguatan (4. – 6. Jh. n. Chr.) 6. 11. Der Feldzug des „Kyprios“ gegen die Garamanten 6. 12. Der Feldzug des L. Cornelius Balbus gegen die Garamanten im Jahre 21 / 20 v. Chr. 6. 13. Der Feldzug des P. Sulpicius Quirinius gegen Marmariden und Garamanten (15 v. Chr. ?) 6. 14. Der Feldzug des Valerius Festus gegen die Garamanten (um 70 n. Chr.) 6. 15. Die Unternehmungen von Septimius Flaccus und Iulius Maternus (domitianische Zeit) 6. 16. Beziehungen der Garamanten zum römischen Grenzfort Bu Njem im 3. Jh. n. Chr. 87-90 Schluß 124-126 90-94 95-97 98 99-102 102-106 107-108 109-110 111-116 116 117-118 119-121 121-123 Quellenverzeichnis 127-133 1) Literarische Quellen 2) Epigraphische Quellen 3) Ostraka 4) Numismatische Quellen 127-132 132 133 133 Literaturverzeichnis 133-148 Index 149-158 1) Antike und moderne Namen 2) Antike Völker und geographische Namen (antik / modern) 3) Sonstige Begriffe 149-152 152-156 156-158 -1Einleitung a) Allgemeines: In dieser Arbeit wird die (Kultur-)Geschichte zweier antiker libyscher Volksgruppen behandelt, die, im Saharagebiet lebend, als bedeutendste Grenzvölker an der Geschichte Nordafrikas in römischer Zeit Anteil nahmen. Tatsächlich lebten nomadische gaetulische Stämme im nördlichen Saharagebiet außerhalb der römischen Provinzgrenze, aber es waren ebenso zahlreiche gaetulische Stämme innerhalb des römischen Nordafrika wohnhaft. Diese Stämme waren es auch, welche etwa seit trajanischer Zeit teilweise romanisiert werden konnten. Die Garamanten bewohnten hauptsächlich eine Landschaft in der Sahara, die uns heute als Fezzan bekannt ist.1 Allgemein lässt sich sagen, dass die Erforschung der Gaetuler und der Garamanten noch in den Anfängen steckt: archäologische Forschungen zu den Gaetulern sind bisher kaum in größerem Umfang gemacht worden. Über die Garamanten sind wir bezüglich ihrer archäologischen Erforschung schon recht gut informiert. Bereits im 19. Jh. besuchte der deutsche Forschungsreisende Heinrich Barth das Gebiet von Germa (Garama). Erste ergebnisreiche Ausgrabungen wurden seit den 1930er Jahren von italienischen Archäologen im selben Gebiet durchgeführt. Seit den 1960er Jahren führte Charles M. Daniels ebenfalls erfolgreiche Ausgrabungen im Garamantenland durch. Das antike Garama, die antike Metropole im Garamantenreich, wurde von dem libyschen Archäologen M. S. Ayoub während desselben Zeitraumes ausgegraben. Neuere Forschungen erbrachten David J. Mattingly sowie Erwin M. Ruprechtsberger mit seiner Monographie zu den Garamanten, in welcher er dem Leser die Geschichte der italienischen und englischen Ausgrabungen im Garamantenland, verknüpft mit zahlreichen Abbildungen von Funden, detailliert präsentiert. Weitere aktuelle archäologische und historische Forschungen zu den Garamanten unternimmt der italienische Forscher Mario Liverani.2 Diese Arbeit stützt sich selbstverständlich auch auf die archäologischen Ergebnisse, hat ihren Schwerpunkt jedoch im historisch-politischen und kulturgeschichtlichen Bereich. So wird zunächst das geographische Verbreitungsgebiet der Gaetuler und der Garamanten dargestellt. Dann werden die ersten Beziehungen beider Völker zu anderen Mittelmeerkulturen (Phöniker, Griechen), welche sich nachweisen lassen, besprochen. Auf die anthropologische Herkunft der beiden Völker wird ebenso eingegangen. _______________ 1 Einen ausführlichen Überblick mit weiteren Literaturhinweisen zur wissenschaftlichen Erforschung des römischen Nordafrika bietet Werner (1993), S. 12. 2 Wichtig sind für die Geschichte der Ausgrabungen im Garamantenreich die Publikationen von Mattingly (1995) und Ruprechtsberger (1997). Zur Chronologie der archäologischen Projekte im Fezzan und den Publikationen der Forschungsergebnisse siehe Liverani (2004), S. 191-199; vgl. auch Liverani (2003), S. 23; Liverani (2000b), S. 32-33; Mattingly (1999), S. 124-145. Zu den italienischen Ausgrabungen siehe auch Liverani (2000a), S. 17-18. Zur Biographie von Daniels und seiner Karriere: Mattingly (2010). In diesem Band finden sich zudem weitere Beiträge zu Daniels und seinem archäologischen Vermächtnis. Siehe dazu die Rezension von Ruprechtsberger (2012), S. 853-857. Über die Ausgrabungen im alten Garama von 1962 bis 2001 informiert Mattingly (2014). -2Nachdem verschiedene kulturelle Aspekte (Religion, Siedlungsformen u. a.) abgehandelt werden, beginnt die historische Darstellung in chronologischer Form. So wird erklärt, wie Gaetuler und Garamanten im Laufe der Geschichte Nordafrikas seit dem 3. Jh. v. Chr. auftraten. Dabei wird der Schwerpunkt im Bereich der militärischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Völkern und den Römern liegen, weil erst seit römischer Zeit die Quellen ausführlicher werden. b) Die Quellen: Wie Werner nachgewiesen hat, lassen sich die antiken Quellen über Nordafrika in drei Quellengattungen unterteilen. Zu einer Zeit, wo es kaum oder überhaupt keine Literatur zu bestimmten Gebieten und Völkern gab, war man auf mündliche Berichte von Einheimischen angewiesen. Auf diese Weise erkundigten sich der griechische Geograph Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) sowie der Historiker Herodot von Halikarnassos (um 490 – um 425 v. Chr.) bei Einheimischen sowie bei Fremdansässigen wie etwa den Karthagern, Griechen (Kyrenern) oder bei den Ägyptern über das Innere Afrikas. Dieses schrieben sie auf. Während Hekataios alles Mögliche notierte, was man ihm über das Innere Afrikas mitteilte, überprüfte Herodot alle seine Nachrichten äußerst kritisch. In manchen Fällen sind einige Nachrichten für den modernen Historiker schwerlich überprüfbar, da die antiken Nachrichten bereits fälschlich oder von übertriebener Darstellung gewesen sein konnten. Eine weitere Quellengattung waren die sogenannten Periploi, Fahrtenbücher, welche mündlich weitergegeben oder auch in Buchform veröffentlicht wurden. Periploi gaben Auskunft über Küstenverläufe mit Städten, Völkern und sonstigen Begebenheiten der Küsten. Über das Landesinnere gaben sie nur wenig oder gar keine Auskunft. Die Anfänge der Periplustradition gehen bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück. Als dritte und zugleich zuverlässigste Quelle sind Berichte von Gesandten oder auch Heerführern anzusehen. Diese Berichte, von denen viele veröffentlicht wurden, verfassten Menschen, welche, wie hier am Beispiel von Nordafrika, die Gebiete und ihre Völker selbst erkundet hatten. Gerade für die römische Zeit sind diese Berichte von Heerführern, welche gegen libysche Völker zogen, von größter Wichtigkeit.3 Von den zahlreichen antiken Autoren, welche Gaetuler und Garamanten erwähnen, sei an dieser Stelle gesagt, dass im Quellenverzeichnis ihre Lebenszeit sowie ihr Beruf (Historiker, Geograph usw.) mit angegeben werden. _______________ 3 Werner (1993), S. 13-15; vgl. auch Sonnabend (2007), S. 14-21 und 24-33. Burian (1964), S. 422, weist darauf hin, dass gerade die kriegerischen Auseinandersetzungen libyscher Völker mit den Römern die Gründe waren, warum in römischer Zeit überhaupt mehr oder weniger ausführliche Nachrichten über die „Besonderheiten des sozialen Lebens der Afrikaner angeführt werden.“ -3c) Zum Klima und zur Landschaft Nordafrikas: Heutzutage gilt die Sahara als größte Wüste der Erde. Vor etwa zweitausend Jahren waren Klima und Landschaft der Nordsahara und der südlicher gelegenen Gebiete kaum anders. Wohl waren einige Oasen teilweise größer und fruchtbarer als heute, doch die weiten ausgedehnten Wüsten- und Steppengebiete existierten damals wie heute.4 Die klimatischen Verhältnisse Nordafrikas legt Werner folgendermaßen dar: „Das nördliche Afrika ist Teil jenes breiten Wüsten- und Trockengürtels, der sich über die östliche Hemisphäre der nördlichen Erdhalbkugel vom jungen geologisch noch zum europäisch alpiden System gehörenden Atlasgebirge im Westen über Kleinafrika, die Kyrenaika und das Nilgebiet erstreckt und darüber hinaus in Asien die Landstriche Palästina, Syrien, Mesopotamien und das Hochland von Iran miteinbezieht. Es ist dies das Hauptgebiet der subtropischen Hochdruckzone zwischen dem 35. und 15. Breitengrad, in dem die trockene, niederschlagsfeindliche Kernpassatströmung entsteht und ihre wesensähnlichen Ausläufer in den genannten subtropischen Lagen Mediterraniens (iberische-, apenninische-, Balkanhalbinsel) mit passatischem Wechselklima findet. In Nordafrika gewinnt das mediterrane Klima landeinwärts zum Tafelland der Sahara mit vulkanischen Wüstengebirgen bis 3.400 m Höhe in vier abgestuften Gürteln allmählich kontinentalen Charakter, deren letzter die Großbecken des Niger, Tschad und Weißen Nil einschließt. Dabei wird das vollaride Gebiet der Sahara durch die die Mittelsaharische Schwelle bildenden Massive von Ahaggar (bis 2918 m Höhe) und Tibesti (bis 3415 m Höhe) diagonal zerlegt. Innerhalb dieser Großgliederung des gesamten Wüstengebietes bildet nur das Irharrkar-Becken mit dem Großen Östlichen Erg in Ost-Algerien eine relativ geschlossene Einheit, während die Westsahara und die libysche Wüste von Kleinschwellen unterteilt wird.“5 Die Gebiete um die Syrte waren teilweise nicht völlig kultiviert, weil sich der Ackerbau und sonstige Kultivierungsformen nur in einigen Gegenden, wie etwa in denen der Cinithier, lohnte. Dass jene Gebiete also teils wüstenhaften Charakter aufwiesen, soll nicht abgestritten werden, obwohl die Notizen eines Vergil nach der dichterischen Freiheit zu sehr ausgeschmückt erscheinen.6 Dies hat bereits Servius (Ende 4. Jh. n. Chr.), ein Kommentator des Dichters, erkannt.7 _______________ 4 Zur allgemeinen Geographie, zum Klima und zum Landschaftswandel: Mattingly (1995), S. 1-16; Werner (1993), S. 1-5 (Geographie und Geologie); Fushöller (1979), S. 57-58 und S. 68-82 (Geographie), S. 82-86 (Klima), S. 86-89 (hydrographische Verhältnisse); Redmer (1979), S. 5-21 (Klima); Wölfel (1961), S. 194-195 (Klima); Sherwin-White (1944), S. 1-10 (Geographie von Algerien). 5 Werner (1993), S. 5-6 (mit weiterführender Literatur). 6 Verg. Aen. 5, 51; Verg. Aen. 5, 192. Der Dichter sieht es schon fast als Strafe an, in den Syrten Gaetuliens zu leben; vgl. auch Juv. 5, 59-60; Symm. laud. in Valentin. sen. Aug. prior. 2. 7 Serv. in Verg. Aen. 5, 51: Serv. in Verg. Aen. 5, 192: „GAETULUS Africanis, a parte totum: nam Gaetulia mediterranea est, Syrtes vero iuxta Libyam sunt.“ Servius fügt also hinzu, dass Vergil das binnenländische Gaetulien in der Nordsahara gemeint haben könnte. -4Nach den Zeugnissen Strabons und Plinius‘8 zu urteilen, verstanden sowohl einige Völkerschaften wie die aithiopischen Pharusii als auch die Gaetuler selbst, in dieser lebensfeindlichen Natur zu überleben. Den wüstenhaften Charakter der gaetulischen Siedlungsgebiete heben die Kirchenväter Augustinus und Arnobius sehr stark hervor.9 Diese beiden Autoren wussten als geborene Nordafrikaner sehr wohl, wie Klima und Landschaft ihres Landes und das ihrer Grenznachbarn beschaffen war. d) Libyen, Libyer und Aithiopes aus der Sicht der antiken Autoren: Ursprünglich verstanden die Griechen unter der Bezeichnung Λιβύη (Libya) den gesamten Bereich Nordwestafrikas von den Säulen des Herakles (Straße von Gibraltar) bis an die Grenzen Ägyptens. Diese Bezeichnung geht auf den Namen eines berberischen Stammes (Libu) zurück, welcher im Zusammenhang des Versuches einer Eroberung Ägyptens mit anderen Invasoren, darunter den nordischen Seevölkern, in den dortigen Quellen genannt wird. Diesen Namen übernahmen schließlich die Griechen, um ihn dann auf alle einheimischen Völker Nordafrikas anzuwenden. Die Bezeichnung Λίβυες (Libyes) ist zwar schon seit der frühgriechischen Literatur (Homer) belegt, doch lassen sich erste Unterscheidungen von Stämmen nach wissenschaftlichen Kriterien erst seit Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) verfolgen. Herodot (um 490 – 425 v. Chr.) übernimmt dessen Nachrichten über Libyen und korrigiert gelegentlich seinen Vorgänger.10 Zur Zeit des Hekataios wusste man über Libyen nicht allzu viel. Es ware das Gebiet der Karthager im Nordwesten Afrikas, einige Teile der Syrtenküsten und natürlich das griechische Kolonisationsgebiet von Kyrene (Gründung im 7. Jh. v. Chr.) bekannt. Über das Landesinnere jedoch war man sich dermaßen im Unklaren, dass gelegentlich sogar an der Existenz von menschlichen Lebewesen in den innersten Gebieten Libyens gezweifelt wurde. Hekataios, Herodot und sein Zeitgenosse Hellanikos von Lesbos waren durchaus an der Ethnographie der Nomadenstämme Libyens interessiert. Da ihre Berichte über diese allerdings keineswegs auf Autopsie beruhten (man berichtete in der Regel vom Hörensagen), sind nicht nur die Lokalisierungen vereinzelter Stämme ziemlich oberflächlich, sondern auch die Beschreibungen ihrer Sitten und Gebräuche klingen oft phantastisch. _______________ 8 Vgl. Strab. 17,3,7.; Plin. n. h. 10.201. Demnach haben die Pharusii mit Hilfe von Wasserschläuchen, die sie an die Bäuche ihrer Pferde gebunden haben, überlebt. Plinius erwähnt, dass die Gaetuler auf ihren Raubzügen durch eine Flüssigkeit aus Blasen im Körper von erlegten Oryx-Antilopen überlebten. 9 Aug. de ordine 2, 15 = PL Bd. 32, Sp. 1001.; Aug. in psalmos 148, 10 = PL Bd. 37, Sp. 1944; Arnob. adv. nat. 1, 16. 10 Zu Libyen und der griechischen Wissenschaft bezüglich dieses Gebietes: Zimmermann (1999a); Ders. (1999b), Sp. 151-152; Ders. (1996), S. 349-371; Honigmann (1927), Sp. 149-202. Zur Geschichte und Kultur der Libyer allgemein: Bates (1914). Zu den Beziehungen zwischen Libyern und Ägyptern: Werner (1993), S. 27-28; Honigmann (1927), S. 149-152. -5Die Antike teilte Afrika geographisch in folgende Zonen ein: a) Griechen: Säulen des Herakles, Libyer (Maurusier, Numider usw.), das Gebiet von Karthago, Syrtengebiete mit Libyern, Kyrene (griechische Kolonie); Ägypten. Die Griechen unterschieden stets zwei Libyen, und zwar das ihnen bekannte Libyen (die Küstenstreifen) sowie das Innere Libyen, das ihnen weniger bekannt war. b) Römer: die Römer teilten Afrika zunächst in Provinzen ein: Mauretania Tingitana (Säulen des Herakles enthalten), Mauretania Caesariensis (beide Mauretanien wurden erst 40 n. Chr. zu Provinzen, nachdem das mauretanische Klientelkönigreich durch Kaiser Caligula aufgelöst wurde), Numidien (zunächst römischer Militärbezirk, unter Kaiser Septimius Severus römische Provinz), Africa Proconsularis, Cyrene, Ägypten. Obwohl das Innere Libyens durch römische Feldzüge und Expeditionen besser bekannt wurde, behielten die Römer die griechische Bezeichnung für diesen Teil Afrikas bei. Unterhalb des Inneren Libyen, dessen eigentliche Südgrenze in der Forschung noch immer umstritten ist, begann Αἰϑιοπία (Aithiopia), das Land der Schwarzafrikaner (Aithiopes). Von wenigen Ausnahmen abgesehen verstand man unter „Aithiopes“ während der Antike fast ausschließlich schwarzafrikanische Völkerschaften. Das griechische Wort Αἰϑίοψ bedeutet etymologisch soviel wie „von der Sonne verbranntes Gesicht“. Aithiopes kannten die antiken Autoren in Ost- und Westafrika sowie auch im äußersten Süden des Kontinents. „Aithiopia“ in antiken Texten ist keineswegs ohne weiteres mit dem modernen Staat Äthiopien (Reich von Aksum; Auxumitis/Axomis) identisch. Aithiopia war keine Landesbezeichnung im politischen Sinne; es war ein rein geographischer Begriff, der die Wohnsitze schwarzafrikanischer Völkerschaften bezeichnen sollte. Herrschaftsbereiche einzelner Stämme oder gar die Grenzen von diesen konnte kein Geograph des Altertums genau bestimmen. Die ersten Erwähnungen von Aithiopes in Ost- und Westafrika finden sich bei Homer (Ilias/Odyssee). Natürlich gab es auch in Libyen schwarzafrikanische Stämme. Diese waren dort offenbar bereits seit ältester Zeit ansässig, dürften allerdings eine Minderheit bedeutet haben.11 _______________ 11 Hom. Od. 1, 22-25 (in: Rücker (2013), S. 50. Zu Aithiopia, Aithiopes und der Etymologie dieses Wortes: Vanhaegendoren (1998), S. 14-17; Snowden (1997), S. 103; Werner (1993), S. 21-23; 26; Desanges (1981), S. 427; Dihle (1965), S. 67; Ferguson (1969), S. 1; Pietschmann (1894), Sp. 1095-1102; Smith (2003), S. 475-476. -6Über das Aussehen und die Charaktereigenschaften der Libyer hatte das Altertum sehr pauschale Kenntnisse. Man unterschied jedoch, soweit es sich erkennen lässt, zwischen „zivilisierten“ und „wilden“ Libyern. Das Altertum zählte die Gaetuler und die Garamanten bedenkenlos zu den „wilden“ Libyern. Im Allgemeinen wurden Libyer als schmächtig, schmutzig und kriegslüstern angesehen. Auch gab es unter den Libyern Stämme mit weißhäutigen und blonden Angehörigen, während es andere Stämme mit Angehörigen gab, die zwar ein wenig dunkler in ihrer Hautfarbe, jedoch keinesfalls „aithiopisch“ waren. Erste ausführliche Nachrichten über libysche Völker und Sitten finden sich im Libyer-Exkurs bei Herodot. Hellanikos von Lesbos, ein Zeitgenosse Herodots, berichtet u. a. von den Nomaden Libyens, dass sie einen Becher, ein großes Messer sowie einen Wasserkrug als ihr Eigentum bezeichnen. Sie wohnen in Behausungen aus Asphodelos-Stengeln. Dies wäre der erste Hinweis auf die Rundhütten der Nomaden (Mapalia). In deutschen Übersetzungen des „Gelehrtenmahls“ des Athenaios von Naukratis (200 n. Chr.), welcher dieses Hellanikos-Zitat überliefert, werden die von Hellanikos beschriebenen „Nomades“ gelegentlich als „Numider“ wiedergegeben. Da zur Zeit des Hellanikos (5. Jh. v. Chr.) noch kein Numiderreich existierte, dürfte sich diese Nachricht auf sämtliche Nomaden beziehen.12 Die antiken Beschreibungen von der Kleidung der Libyer decken sich teils mit altägyptischen Reliefabbildungen, welche Libyer darstellen. So trugen Libyer kreuzartige, um den Körper gelegte, Gürtel und Lendenschürze mit Phallustaschen. Angesehene Persönlichkeiten hatten verzierte Mäntel sowie Federn auf dem Kopf. Die alltägliche Kleidung der Libyer bestand nach Strabon aus Ledertuniken samt Lederstiefeln. Libysche Frauen besaßen Lederkleider, während die Jungfrauen nach alter Tradition ein enthaartes Ziegenfell mit Fransen über dem Kleid trugen. Dass Libyer später auch punische, griechische oder römische Kleidung teilweise übernahmen, ist wahrscheinlich.13 ______________ 12 Hdt. 4, 168-199 (Libyerexkurs); Hellanikos von Lesbos (FGrHist 4 F 67 = Athen. 11, 462 a-b), in: Rücker (2013), S. 72. In dieser neuen Übersetzung des Fragments geht man wieder den „modernen“ Weg, so dass die Nomades des Hellanikos allgemein als „Nomaden“ Libyens wiedergegeben werden. Diese Übersetzung scheint mir auch sinnvoll, da Hekataios sicherlich unter seinen Nomades sämtliche Völkerschaften Libyens verstand, welche schon im Libyen-Exkurs bei Herodot vorkommen. Zum ungepflegten Aussehen der Libyer siehe Aelian. nat. anim. 3,2. 13 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 66-68 (Abb. 105-107); Strabo 17,3,11. Nach Varro de re rust. 2,11,11 kleideten sich die Gaetuler in Ziegenfälle. Aelian. nat. anim. 6,23 nennt Sandalen mit robusten Sohlen. Zum Aussehen der Libyer vgl. auch Storm (2001), S. 99-100. -7e) Die nomadischen Völker Nordafrikas: Stammeshierarchie und Lebensweise: Griechische wie auch römische Schriftsteller sprechen von sogenannten Völkern (Numidern, Gaetulern, Garamanten). Es handelt sich dabei allerdings nicht direkt um Völker, sondern um Konföderationen, also Zusammenschlüsse von größeren Stämmen. Diese größeren Stämme haben auch eigene Namen, die in der antiken Literatur genannt werden, meist zusammen mit der zugehörigen Konföderation (so etwa die Musulamier mit den Gaetulern). Diese Stämme bildeten wiederum Unterstämme (so sind die Begguenses ein Unterstamm der Musulamier). Die weiteren Stufen in der Stammeshierarchie sind schließlich die tribus, mit den Clans identisch, die domus (bestehend aus größeren Familiengruppen) sowie das ego, die Individualperson.14. Bei modernen nomadischen Gesellschaften (hier Berber) bildet die Familie die Grundlage für die Stammesentwicklung. So ist auch die Blutsverwandtschaft ein sehr wichtiger Punkt, denn aus mehreren Familien, die auf diese Weise verwandt sind, entsteht die Sippe und verschiedene Sippen ergeben den Stamm. Bei den Nomaden zählt der Ältestenrat mit dem Stammesfürsten als höchstes Stammesorgan. Innerhalb der Familie gilt der Mann als Oberhaupt mit unumschränkter Macht über seine Familienmitglieder. Seine Söhne entnimmt er bereits sehr früh der Obhut der Mutter, um sie zu erfolgreichen Kriegern und Jägern zu erziehen.15 Zu den Stammeseinrichtungen lässt sich sagen, dass innerhalb des Stammes ein gemeinschaftlicher Schutz bestand, so dass ärmere Stammesmitglieder sogenanntes Leihvieh erwerben konnten und dass bezüglich der verschiedensten Beschlüsse alle erwachsenen Männer zusammenkamen.16 Sehr weite Wanderungen sind für nomadische Stämme keine Seltenheit. So heißt es, dass die berberischen Reguibat, welche im heutigen Mauretanien sowie in West-Algerien leben, sehr wohl Wanderungen unternehmen, die sich durchaus an die eintausend Kilometer erstrecken können. Sie orientierten sich bei ihren Wanderungen an der Nord-Süd-Richtung. Nomadische Gruppen sind im Übrigen bei ihren Wanderungen stets von den Niederschlägen abhängig, sei es in Mauretanien oder auch in der Kyrenaika. So zogen sie im Sommer los, um die Winterszeit, die feuchter und kälter ist, in der Wüste zu verbringen. Für moderne nomadische Stämme spielt das Dromedar eine sehr wichtige Rolle. Mit ihm können weite Entfernungen auf der Suche nach neuen Weideplätzen gut zurückgelegt werden. Für die Reguibat ist das Dromedar eine zusätzliche Einnahmequelle, denn die Milch, welche das Dromedar produziert, verkaufen sie weiter, um an andere Waren zu gelangen. Für den Trans-Sahara-Handel war das Dromedar ebenfalls von wichtiger Bedeutung, da die große Wüste schneller durchquert werden konnte. Man hielt Dromedare in sehr großen Mengen. So gehörten zum Stamme der Lgouacen nicht weniger als 40 000 Tiere.17 _______________ 14 Vgl. Mattingly (1995), S. 20; Storm (2001), S. 19. 15 Vgl. Storm (2001), S. 19. 16 Vgl. Scholz (1995), S. 86; Storm (2001), S. 19. 17 Vgl. Scholz (1995), S. 86. -8Bei einer Handelskarawane, welche im Jahre 1938 aus dem Hoggar-Gebirge in die nordwestlichen Gegenden aufbrach, wurden nicht weniger als 5000-6000 Lasttiere gezählt. Um das Jahr 1900 verkehrten zwischen Taoudeni und Timbuktu pro Jahr sogar mehr als fünfzigtausend Dromedare. Handelskarawanen waren allein schon deshalb nur in großem Umfang möglich, um den Überfällen anderer räuberischer Banden entgegentreten zu können. Auch war es nicht unüblich, sich unter den Schutz bedeutender Stammeskonföderationen zu stellen.18 Man vergleiche an dieser Stelle die Reise des Iulius Maternus aus Leptis Magna, welcher sich unter den Schutz des Garamantenkönigs stellte, um die Sahara zu durchqueren.19 Manche Eigenschaften, die griechisch-römische Autoren den Nomaden nachsagten, stimmen in der Tat zu. So war etwa der Viehraub allen Nomaden gemein.20 Auch Handel muss nicht unbedingt bedeuten, dass Nomaden der Zivilisation einen Schritt näher gekommen sind, denn Nomaden waren allein schon deshalb auf einen Handel mit anderen Stämmen oder mit zivilisierten Staaten, etwa dem Römischen Reich, zur Sicherung ihres Überlebens angewiesen. Allerdings basierte der Handel antiker Nomaden auf dem Tauschhandel. Man darf auch nicht denken, dass Nomaden einen professionellen, auf den Gewinn bedachten Tierhandel betrieben hätten. Dies wäre nur dann möglich gewesen, falls genügend Land, Futter und Wasser vorhanden war. Viele nomadische Gruppen waren allerdings gezwungen, aufgrund der geringen Naturressourcen nur so viel Tiere zu züchten, wie sie selbst zum Lebensunterhalt brauchten.21 Eine wichtige Einnahmequellen der Nomaden jedoch bildete der Transsahara-Handel, der nach Einführung des Dromedars in Nordafrika (1. Jh. n. Chr.) beträchtlich zunahm. Heutzutage wird dieser Handel jedoch kaum noch von Karawanen durchgeführt, da andere technische Fortbewegungsmittel eine starke Konkurrenz bilden.22 Nun ist es bei den Nomadenstämmen Nordafrikas allerdings nicht immer sehr einfach zu entscheiden, inwieweit sie sesshaft waren oder nicht. Ein Stammeszentrum bedeutet, wie Elfriede Storm darlegt, nicht unbedingt, dass ein Stamm sesshaft war: „Sogar Nomaden sind nicht so unabhängig von bewohnten Orten, wie man gewöhnlich annimmt. Sie alle haben eine ständige Siedlung als Mittelpunkt, die außer dem Handelsplatz auch religiöses Zentrum ist. Vor allem aber bildete sie für jeden Stamm einen sicheren Zufluchtsort in Zeiten der Gefahr. Hirten konnten durch ihre Beweglichkeit Raubüberfällen leichter entkommen als ansässige Bauern, die ihnen schutzlos ausgeliefert waren. Sie vor allem mußten die Möglichkeit haben, einen gesicherten Zufluchtsort aufzusuchen, wenn das Land durchziehende Räuberbanden oder Kämpfe zwischen sich befehdenden Lokalfürsten ihnen das Leben erschwerten. Auch mit Hirtenstämmen gab es ständig Streitigkeiten um Weideland. Eine zusätzliche Gefahr bildeten die aus der Wüste einfallenden Gaetuler.“23 _______________ 18 Scholz (1995), S. 86. 19 Ptol. 1,8,5. 20 Scholz (1995), S. 205. 21 Scholz (1995), S. 206; 27. 22 Scholz (1995), 207. 23 Storm (2001), S. 20. -9Mit der antiken Sicht des Nomadentums hat sich Andreas Gutsfeld ausführlich auseinandergesetzt. So stellt er fest, dass die antiken Autoren den Unterschied zwischen „zivilisierten“ Menschen (Griechen, Römer, Karthager) und Nomaden nach den drei Kategorien „Bestattungsbräuche, Religion und Sexualverhalten“ beurteilten. Gerade diese Unterschiede waren es, die Nomaden attraktiv für das interessierte Publikum machten. Es bildete sich also ein Nomadenschema, das überall, nicht nur in Nordafrika, auf nomadische Völker übertragen wurde, wie Gutsfeld darlegt: „Nomaden lebten ausschließlich von Viehwirtschaft, betrieben keinen Ackerbau und verzichteten darauf, Getreide zu säen und zu ernten; Fleisch und nicht Getreide war ihr Grundnahrungsmittel; den Durst stillten sie überwiegend mit der Milch ihrer Herdentiere; Wein bauten sie selbst nicht an, auch wußten sie dieses Getränk der Seßhaften nicht zu genießen; Nomaden besaßen keine festen Wohnsitze, da sie mit ihren Herden ziellos umherzogen und ihre Wohnstatt gleichsam mit sich führten.“24 Das große Problem bei der Auswertung antiker Quellen zum Nomadentum liegt darin, dass es sich nur um Schriftsteller handelte, die selbst einer sesshaften Kultur angehörten und aus diesem Blickwinkel heraus über Nomaden schrieben. Keiner von ihnen machte jemals den Versuch, aus der Sicht eines Nomaden zu urteilen, so dass er dessen Lebensweise begriffen hätte. Hinzu kommt, dass sie nur Kuriositäten aus der nomadischen Lebenswelt aufschrieben.25 Obwohl es zwischen Karthagern, Griechen, Römern und nordafrikanischen Nomaden auch zu teilweise engen Konflikten kam, studierten antike Autoren kaum deren Lebensweise intensiv. Manche Exkurse über libysche Nomaden finden sich gar nur eingeengt bei der Beschreibung von Feldzügen gegen diese. Eine antike Schrift, die sich allein mit dem libyschen Nomadentum beschäftigt, existiert nicht. Und es ist nicht sicher, ob eine solche überhaupt jemals verfasst wurde.26 _______________ 24 Gutsfeld (1989), S. 15-16 (mit antiken Belegstellen). 25 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 16. In der neuesten Nomadismusforschung zur Antike geht man allmählich davon ab, Nomadenbeschreibungen bei antiken Autoren nur auf literarische Topoi zurückzuführen. Auch legt man neuerdings bei Analysen mehr Wert auf die Unterscheidung zwischen den antiken Bezeichnungen „Barbaren und Nomaden“. So kommt Charlotte Schubert zu folgendem Schluss: „Aus unseren Forschungen zur gegenseitigen Bezugnahme zwischen Nomaden und Sesshaften hat sich demgegenüber ergeben, dass über die Analyse der Differenz zwischen und Elementen der Nomadendarstellungen in der antiken Literatur die Darstellungsperspektive der antiken Autoren über die reine Zuordnung von Stereotypen hinaus nutzbar zu machen ist und in den jeweiligen Kontext eingebunden werden kann. Die Nomadenbilder, welche die Texte vermitteln, sind keineswegs so gleichförmig, wie der Topos-Begriff es suggerieren will, sondern komplex. Schreibt ein Autor über Nomaden, so ist dies zwar immer mit Wertungen verbunden, doch können diese erheblich divergieren.“ (Schubert (2013), 13-37 [hier S. 14]; mit weiterführender Literatur). 26 Vgl. Schubert (2013), S. 14; Gutsfeld (1989), S. 18; Burian (1964), S. 422. - 10 Zum Verhalten der Numider äußert sich Gutsfeld folgendermaßen: „In der Antike war die Vorstellung allgemein anerkannt und gleichermaßen empirisch fundiert, daß Nomaden zu Aggressionen neigten und die seßhafte Bevölkerung beraubten.“27 Strabon (17,3,3; 3,1; 15.) versucht die Ursache durch den ständigen Überlebenskampf mit dem Lebensraum sowie durch Neid zu erklären, was teilweise recht modern anmutet.28 _____________ 27 Gutsfeld (1989), S. 19. 28 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 19-24. - 11 I. Zur Geographie der Gaetulia und des Garamantenlandes 1. 1. Lage und Grenzen: Wer es sich einfach machen möchte, könnte die Siedlungsgebiete der Gätuler und der Garamanten so einteilen, wie es schon in der Antike üblich war: die Sahara, besonders der nördliche Teil, war den Geographen im Altertum nur wenig bekannt, so dass es zu recht allgemeinen Einteilungen kam. Unter Gaetulern verstand man in der Regel größtenteils nomadische Völkerschaften, welche im westlichen Teil der Sahara platziert wurden, während gen Osten die Garamanten gesetzt wurden, unter denen teils sesshafte Völker verstanden wurden. Weit im Süden wiederum setzte man mehr willkürlich die Aithiopes an.29 Über die allgemeine Sichtweise hinaus soll an dieser Stelle eine Rekonstruktion der Siedlungsgebiete der Gaetuler und der Garamanten im Altertum erfolgen. Das Siedlungsgebiet der Gaetuler reichte im Westen von der südmauretanischen Atlantikküste über die algerischen Oasen bis in den Süden der Africa Proconsularis an den Nordrand der Sahara. Ebenfalls lebten gaetulische Stämme in den Gebieten rund um die Syrten. Zusammenschlüsse vereinzelter gaetulischer Stämme waren, obwohl sie vor dem 3. Jh. n. Chr. meist nicht von längerer Dauer waren, in Kriegssituationen möglich. Mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass den Gaetulern staatsähnliche Gebilde fremd waren.30 Was bedeutet nun der Name „Gaetuler“? Mattingly hält es für wahrscheinlich, dass die Römer unter dieser Bezeichnung sämtliche Stämme verstanden, die im nördlichen Teil der Sahara ein teilweise nomadisches Leben fristeten.31 Brogan macht darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung „Gaetuler“ erst gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. in den römischen Quellen erscheint. Demnach verstanden die Römer unter „Gaetuli“ die Stämme, welche außerhalb des Gebietes von Karthago und außerhalb der numidischen Königreiche lebten. So soll die Bezeichnung „Gaetuli“ ursprünglich von einem einzigen Stamm auf mehrere Stämme eines ganzen Gebietes übertragen worden sein.32 _______________ 29 Smith (2003), S. 475; Brett / Fentress (1997), S. 42; Mattingly (1996), S. 319; Ferguson (1969), S. 21. Für die römische Zeit kommt noch erschwerend hinzu, dass seit dem 3. Jh. n. Chr. Gaetuler und Garamanten in den Quellen nur noch selten namentlich genannt werden. Stattdessen werden Völker in Nordafrika (sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Römischen Reiches) oftmals nur noch allgemein als „Mauren“ (Mauri, Maurusier) bezeichnet. Zum römischen Verständnis des Maurenbegriffs und der geographischen Ansetzung der „Mauren“ in der römischen Kaiserzeit vgl. Gutsfeld (2008), S. 465-467. 30 Vgl. Mattingly (1995), S. 29; Mattingly (1996), S. 319.; Brett / Fentress (1997), S. 42. Zu den Gaetulern allgemein: Huß (1998a), Sp. 732-733; Dessau (1912a), Sp. 464-465; Ferguson (1969), S. 11. 31 Mattingly (1995), S. 29; Wölfel (1961), S. 197; Dessau (1912a), Sp. 464; Desanges (1980), S. 342; Paul (1984), S. 75; vgl. auch Smith (2003), S. 475. 32 Brogan (1975), S. 277; Sall. Iug. 18,9; 19; Smith (2003, S. 475) glaubt, dass „Gaetuli“ Bewohner des Südens oder „die Südlichen“ bedeutet („dweller of the southlands“ or simply „southener“). Als südlichste libysche Völkerschaften (von den Garamanten weiter im Landesinneren abgesehen) bezeichnet die Gaetuler auch Strabon (2,5,33; 17,3,2; 19; 23). Gerhard Böhm (2002, S. 161) deutet „Gaetuli“ als altlibysch *GAIT-FULG („Ziegenvolk“). - 12 Der Begriff „Gaetuler“ fasst also mehrere Stämme zusammen, vergleichbar mit den Kelten und den Germanen in Mitteleuropa.33 Wölfel macht darauf aufmerksam, dass es unter den Gaetulern offenbar keine Verständigungsschwierigkeiten gegeben hat. Nur in ihrer Lebensweise haben sich manche Stämme voneinander unterschieden.34 Mattingly versuchte mit Hilfe seiner Studien zur Stammeshierarchie der Nomaden sowie mit Hilfe von Angaben der antiken Geographen die Grenzen der Gaetulia zu bestimmen und die vielfachen (besonders von Ptolemaios) aufgeführten Stammesnamen als gaetulische Stämme zu identifizieren. Er selbst betonte, dass dieser Versuch nur hypothetisch sei. a) Die Gaetuler der Syrtengegend: Unter diese Gruppe fallen die Cinithier35, die Muchthuvier, Muturguren, Sigiplosi und die Amantes.36 Von diesen Gaetulern sind über die Cinithier die meisten Quellen verfügbar. Von den anderen sind gerade nur die Namen überliefert. Anscheinend waren die Cinithier der bedeutendste gaetulische Stamm in der westlichen Gefara sowie an der Küste der Kleinen Syrte gewesen. Im 2. Jh. n. Chr. scheint die Stadt Gighthis ein Hauptzentrum der Cinithier gewesen zu sein. Die Gaetuler der Syrten betrieben neben dem Nomadismus vielleicht auch Ackerbau und waren sesshaft. Die Gebiete südlich der Cinyphii, einem Stamm der Maken, bewohnten die gaetulischen Elaiones.37 Bates macht darauf aufmerksam, dass genau im gleichen Gebiet während der Spätantike die Seli oder Gaetuli Salithii lebten. Daraus folgert er, dass die Elaiones nach richtiger Schreibweise vielleicht Selaiones hießen, gibt aber auch den Hinweis, dass dies nur eine Hypothese sei. Nach Bates seien die Elaiones dennoch mit größter Wahrscheinlichkeit ein Teilstamm der Seli zu betrachten.38 _______________ 33 Whittaker (1994), S. 79. 34 Wölfel (1961), S. 197. 35 Cinithier: Plin. n. h. 5,30. Plinius zählt die Cinithier zu den Völkern, welche unter der Herrschaft der Römer stehen; Ptol. 4,3,22. Ptolemaios setzt die Cinithier unterhalb der Machyni im Gebiet der Kleinen Syrte an. Zu den Cinithiern allgemein: Dessau (1896d), Sp. 2562; Desanges (1962), S. 86; Gutsfeld (1989), S. 36; Mattingly (1995), S. 31. 36 Ptol. 4,3,27: Die Sigiplo(n)si setzt er südlich der Cinithier an; danach zählt der darunter die Muchthuvier und die Muturguren an; zu den Amantes: Plin. n. h. 5,34; vgl. auch Desanges (1962), S. 116 (Muchthuvier) und S. 116-117 (Muturguren), S. 134 (Sigiplosi) und S. 76 (Amantes). Die Tusculum-Ausgabe des fünften Buches der „Naturkunde“ von Plinius dem Älteren (1993) korrigiert jedoch die Lesart „Amantes“ in „Garamantes“ (siehe in der Tusculum die Stelle n. h. 5,34 sowie die Übersicht der Textabweichungen verschiedener Plinius-Ausgaben auf S. 286). 37 Elaiones: Ptol. 4,3,27. 38 Bates (1914), S. 63. - 13 b) Gaetuler weiter im Landesinneren: Ptolemaios führt unter den Gaetulern, die weiter im Landesinneren, jedoch nicht in der Sahara leben, die Achaimenen, Astakuren, Dolopen und die Eropaier auf.39 Desanges vermutet, dass der Name „Dolopes“ auf einen hellenistischen Ursprung zurückgeht. Ein weiterer gaetulischer Hauptstamm aus diesem Gebiet waren die Nygbenoi.40 Sie bewohnten die Oasen der Nefzaoua sowie einige Oasen südlich und östlich des Chott el-Djerid. Zur Zeit Kaiser Trajans (98 - 117 n. Chr.) wurde ihr Wohnraum auf das Gebiet des Chott el-Djerid begrenzt.41 Sie lebten offenbar auf beiden Seiten der heutigen Grenzen von Tunesien und Algerien, also von Sicca Veneria (El Kef) bis nach Theveste.42 Die Oase Telmine in der Nefzaoua war der Hauptort dieses Stammes.43 Die gaetulischen Nathabrer bewohnten dagegen das westliche Gebiet Numidiens in der Nähe der Küsten. Im Landesinneren bewohnten die Musulamier sowohl das südliche Numidien als auch einige Gegenden der Africa Proconsularis.44 Ein großer Teil dieses nicht unbedeutenden größeren Stammes lebte am Oberlauf des Flusses Muthul. Es kann heute mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass die Musulamier ihren Namen nach diesem Fluss erhalten haben.45 Das Kernland des Stammesgebietes der Musulamier begann unterhalb von Madauros. Die westliche Grenze ihres Landes lag ein wenig über Theveste hinaus und im Osten dehnte sich ihr Gebiet etwa zu der Gegend aus, die während der römischen Kaiserzeit saltus Beguensis genannt wurde.46 In der antiken Literatur sowie in den lateinischen Inschriften gibt es mehrere Schreibweisen für „Musulamier“.47 _______________ 39 Ptol. 4,3,27. Diese Stämme lebten südlich der Nigitimer; die Nigitimer wiederum lebten südlich der Cinithier; vgl. dazu Mattingly (1995), S. 31; Desanges (1962), S. 75 (Achaimenen), S. 80 (Astakuren), S.89-90 (Eropaier); Bates (1914), S. 63. 40 Desanges (1962), S. 88: Dolopes = „hommes à l’air fourbe.“ 41 Nygbenoi: Ptol. 4,3,27. Ptolemaios setzt sie etwas weiter südlich von den Dolopes an. Allerdings werden sie an anderer Stelle (4,7,35) als Nachbarn der Phazanii und dazu noch als aithiopisch bezeichnet. Zum Stammesgebiet in trajanischer Zeit: AE (1910), 21 und 22. Vgl. dazu auch Cherry (1998), S. 72; Mattingly (1995), S. 31; Desanges (1962), S. 129; Broughton (1929), S. 122; Cagnat (1909), S. 568-579. 42 Vgl. Cherry (1998), S. 18. 43 Vgl. Mattingly (1995), S. 31. 44 Musulamier: Plin. n. h. 5, 30; Tac. ann. 2,52,2 (Tacitus setzt sie in die Nähe der Wüsten Afrikas); Florus 2,31 (setzt sie in die Nähe der Syrten); Ptol. 4,3,24 (setzt sie unterhalb des Audus-Gebirges in Numidien). Zur Identifizierung der Musulamier als Gaetuler: Syme (1979), S. 220; Nollé (1982), S. 100; Gutsfeld (1989), S. 36. Zu den Musulamiern allgemein: Huß (2000), Sp. 558-559; Desanges (1962), S. 117-121; Fentress (1979), S. 6667. Sie sagt, dass die Musulamier keineswegs völlig Nomaden waren; Hanslik (1935), Sp. 926-927. 45 Vgl. Huß (2000a), Sp. 558; Desanges (1980), S. 31; Fentress (1979), S. 47. 46 Vgl. Broughton (1929), S. 92; CIL 8, 270 = CIL 8, 11451 = FIRA 1, 47; AE (1996), 1766. 47 Vgl. Desanges (1962), S. 120 mit Belegstellen: Musulani, Misulani, Musulamii, Misoulami, Musulami. - 14 Im 2. Jh. n. Chr. bewohnten die Musulamier ein Gebiet, welches nordwestlich des Muthul lag. Nördlich von ihnen lebten zu jener Zeit die Kirtesier und die Nattabuten.48 Desanges hält es für möglich, dass diese Musulamier nach dem Aufstand des Tacfarinas (17-24 n. Chr.) bis zur Zeit Trajans weiterhin ihr altes Stammesgebiet bewohnten.49 Seit dem 3. Jh. n. Chr. lebten die Musulamier nordwestlich der römischen Straße Sitifis-Tadutti.50 c) Gaetuler der Nordsahara: Die antike Landschaft Phazania hat nichts mit dem Fezzan der arabischen Geographen gemein. Die Araber verstanden im Mittelalter unter der Bezeichnung „Fezzan“ das Garamantenland. Das antike Phazania ist im Nordwesten des heutigen Fezzan sowie der Hamada el-Hamra zu lokalisieren. Die westliche Grenze bildete vielleicht das Grand-ergOriental und die Ostgrenze sowie möglicherweise die südwärts verlaufenden Oasen Mizda und Gheriat bis zum Fezzan. Die gaetulischen Phazanii kontrollierten Oasen und Brunnen in ihrem Gebiet. Offenbar waren auch die Phazanii keine reinen Nomaden, da sie stadtähnliche Ansiedlungen kannten. Bedeutende Städte waren Alele und Cilliba. Das Hauptzentrum der Phazanii war jedoch Cydamus, das heutige Ghadames. Alele und Cilliba könnten wahrscheinlich mit den römischen Grenzposten Talalati und Tillibari identisch sein. Zur politischen Organisation lässt sich sagen, dass die Phazanii möglicherweise eine größere Stammesgruppe war51, von denen die Tidamensii vielleicht eine größere Rolle als führender Unterstamm gespielt hatten.52 Es sind auch noch andere Stammesnamen überliefert, die mit den Phazanii im Zusammenhang stehen: Gamphasantes, Gadabitani und Theriodes.53 _______________ 48 Ptol. 4,3,24. 49 Vgl. Desanges (1980), S. 331. 50 Tab. Peut. segm. II, 5 – III 1. 51 Phazanii: Plin. n. h. 5,35; Ptol. 4,7,35; vgl. dazu Mattingly (1995), S. 30; Ruprechtsberger (1997), S. 30; Brogan (1975), S. 280; Desanges (1962), S. 130-131. 52 53 Vgl. Desanges (1962), S. 138. Vgl. Plin. n. h. 5, 35-36; Desanges (1962), S. 91-92. Desanges hält die Gamphasantes für die Vorläufer der historischen Phazanii. Herodot (4, 174) spricht von Garamanten, welche waffenlos seien und sich vor fremden Menschen versteckt halten. Später (4, 183) erwähnt er jedoch das Gegenteil von den Garamanten. Meinte er vielleicht die Gamphasanten? Zu den Gadabitani: Desanges (1962), S. 91. Die Theriodes werden als eigener Stamm erst während der Spätantike (Iul. Hon. A 48) genannt. Es wäre denkbar, dass unter den Theriodes die „Garamanten“ des Herodot (4, 174) = Phazanier zu verstehen sind; diese wohnten nämlich in einem Land wilder Tiere (ϑηριώδει). Zu den Theriodes vgl. Desanges (1962), S. 138. Da wie bereits erwähnt der Name „Gaetuli“ vor dem späten 2. Jh. v. Chr. in den antiken Quellen nicht erscheint, könnte es wahrscheinlich sein, dass griechische Autoren unter Theriodes allgemein die Gaetuler verstanden, so dass also eine solche Bezeichnung schon in hellenistischer Zeit vorhanden gewesen sein könnte. Die Theriodes bei Iulius Honorius sind als griechisches Lehnwort aufzufassen. Bei Sall. Iug. 18, 1-2 heißt es, dass die Gaetuler wie die wilden Tiere lebten: „(…) asperi incultique (sc. Gaetuli), quis cibus erat caro ferina atque humi pabulum uti pecoribus. Ii neque moribus neque lege aut imperio quoiusquam regebantur: vagi, palantes, quas nox coegerat, sedes habebant.“ - 15 Diese Stämme könnten auch zu den Gaetulern gezählt haben, doch sind diese Identifizierungen nicht völlig gesichert. Im Jahre 20 v. Chr. wurden einige Städte der Phazanii, darunter Cydamus, von den Römern eingenommen.54 Zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. wurden römische Grenzposten in südlicher Richtung vorgeschoben und Cydamus erhielt eine römische Besatzung.55 Die Tabula Peutingeriana setzte diese Gaetuler an die Südgrenze der römischen nordafrikanischen Provinzen.56 Dort lebten die freien Gaetuler zwar auch schon früher, doch begannen sie etwa seit dem 3. Jh. n. Chr. allmählich, das römische Afrika ernsthaft zu bedrohen. Aus dieser Karte geht hervor, dass die Gaetuler zu jener Zeit auch weiterhin im Syrtengebiet wohnten.57 Wie sind jedoch die Grenzen der Gaetulia in römischer Zeit festgelegt gewesen? Plinius der Ältere setzt als Grenze zwischen dem römischen Nordafrika und der Gaetulia den Fluß Nigris.58 Werner Huß hält diesen Fluß für den heutigen Oued Djedi.59 Seit Ptolemaios treten die sogenannten Melanogaetuler („Schwarze Gaetuler“) in den Gesichtskreis der antiken Geographen.60 _______________ 54 Plin. n. h. 5, 36-37. 55 IRT 907; CIL 8, 00001 = CIL 8, 10990 = IRT 908; IRT 909. 56 Tab. Peut. segm. VII, 2: „Vagi Gaetuli“. 57 Vgl. Brogan (1975), S. 278. 58 Plin. n. h. 5, 29-30. An anderer Stelle (n. h. 21, 77) zählt er Gaetulien zur Mauretania Caesariensis gehörig; vgl. dazu auch Ptol. 4,2,13. Ebenso wird die Gaetulia südlich der römischen Afrikaprovinzen angesetzt (Ptol. 4,3,15; 4,6,15). Davon abhängig ist die Stelle der Anonymi Geographia Compendiaria § 15. Isidor von Sevilla, der sich auf die Vergil-Scholiasten stützt, will von einer Gaetulia im Inneren Nordafrikas wissen (orig. 14,5,8). An anderer Stelle jedoch (14,5,12) setzt er die Gaetulia südlich von Numidien und Karthago an. Für diese Behauptung wird wohl Sallust (Iug. 19,5) Pate gestanden haben. Sallust setzt die Gaetuler südlich von Numidien an. Als südlichste Völker werden bei den antiken Autoren allgemein schwarzafrikanische Völkerschaften (Aethiopes) angesetzt: Sall. Iug. 19,5; Strabon 2,5,33; Plin. n. h. 5,30; Oros. 1,2,90; Cosmographia 2,44; Solin. 30,1; Isidor . orig. 14,5,12. Der Geograph von Ravenna (3,9,3) setzt ebenfalls Mauretanien als Grenze zur Gaetulia; vgl. dazu auch Demens. Prov. § 25 und Divisio orbis § 26, welche als Ostgrenze von Mauretanien und Gaetulien den Fluß Ampsagas (Oued el-Kebir) angeben. 59 Vgl. Huß (1989), S. 5-6. Oued (verdeutscht: Wadi) ist die arabische Bezeichnung für Vertiefung / Fluß; zur Unterscheidung von heutigen Flußnamen in Nordafrika (Oued …) und heutigen Gebieten / Oasen in der Sahara (Wadi) verwende ich beide Schreibweisen. 60 Ptol. 4,6,16; vgl. auch Anonymi Geographia Compendiaria § 16. - 16 Es ist nicht eindeutig bekannt, ob es sich bei den Melanogaetulern um schwarzafrikanische Völkerschaften gehandelt hat oder nicht. Nach Huß seien Melanogaetuler und LeukoAithiopier keineswegs schwarzafrikanische Völkerschaften, sondern wohl eher nur ein wenig dunkler als die übrigen gaetulischen Völker.61 Es gibt möglicherweise einen Hinweis darauf, dass die Melanogaetuler tatsächlich ein Mischvolk aus gaetulischen Berbern und Schwarzafrikanern gewesen sein könnten. Seitdem man im 4. Jh. v. Chr. die Aithiopes südlich von Ägypten (nach ursprünglich homerischer Tradition?) nun wissenschaftlich in Östliche und Westliche Aithiopen trennte, verstand man unter den Westlichen Aithiopes schwarzafrikanische Völkerschaften, welche vom südlichsten Mauretanien bis zur westafrikanischen Küste Kerne (in der Arguin-Bucht?) zu finden waren. Nun aber zitiert Strabon den griechischen Historiker Hypsikrates von Amisos / Pontos (1. Jh. v. Chr.). Nach Hypsikrates lebten die Hesperischen Aithiopes südlich von Mauretanien. Gegen diese Aithiopes habe schließlich der westmauretanische König Bogud (um 49-38 v. Chr.) einen Feldzug geführt, und nach dessen Beendigung brachte er seiner Frau großes Schilfrohr und außergewöhnlich große Spargelstämme mit.62 Es ist richtig, wenn man den Fluß Nigris, welcher Gaetulien von Aithiopia trennt (Plin. n. h. 5, 30), mit dem Oued Djedi identifiziert. Die Hesperischen Aithiopes müssen jedoch, da man sie ja bis Kerne annahm, viel weiter westlich gelebt haben. Zum großen Spargel lässt sich sagen, dass er in Nordafrika eindeutig von Gaetulern angebaut wurde.63 So könnte es sein, dass man im 1. Jh. v. Chr. unter den Hesperischen Aithiopes (oder zumindest einen Teil davon) die berberischschwarzafrikanische Mischbevölkerung verstand, welche von Ptolemaios als Melanogaetuler bezeichnet wurde. Auch ein „Gaetulisches Meer“ tritt uns in einer antiken Nachricht entgegen.64 Hierbei hat man wohl an die stürmischen Gewässer an der Syrtenküste oder gar an einen Teil der westafrikanischen Küste im marokkanischen Teil zu denken.65 In der Spätantike erscheint im geographischen Werk des C. Iulius Honorius eine „Provinz“ Gaetulia.66 Whittaker ist der Ansicht, dass diese Bezeichnung nur räumlich als Region zu verstehen ist. So soll diese „Provinz“ Gaetulien nur das unbekannte Afrika südlich der Grenze des römischen Afrika gewesen sein.67 ______________ 61 Huß (1989), S. 5-6; vgl. dazu auch Snowden (1970), S. 112. Snowden sieht in den Melanogaetulern ein Mischvolk aus Gaetulern und Aithiopes und in den Leuko-Aithiopes ein Mischvolk aus Aithiopes und einem ungenannten libyschen Volk. 62 Hypsikrates bei Strabo 17,3,5. Möglicherweise fand sich diese Nachricht des Hypsikrates (bei Strabon heißt er Iphikrates, vgl. die Anmerkungen zur genannten Stelle in der Übersetzung Forbigers) in den „Libyka“ des gelehrten Königs von Mauretanien, Iuba II. Siehe hierzu Joorde (2015a), S. 5. Zu den Hesperischen Aithiopes vgl. Joorde (2001a). 63 Athen. 2, 62 e. 64 Juv. 14, 278. 65 Vgl. Teuffel (1886), S. 332. 67 Vgl. Whittaker (1994), S. 14. 66 Iul. Hon. A 43. - 17 d) die geographische Lage des Garamantenlandes in den antiken Quellen: Die Garamanten lebten weit südlicher als die gaetulischen Stämme der Nordsahara.68 Der erste antike Autor, der dieses Volk erwähnt, ist der griechische Historiker Herodot. Von einer ersten Nennung69, die sich offenbar auf die Vorläufer der Phazanii bezieht abgesehen, setzt er die Garamanten weit unterhalb der Nasamonen, welche die Küstengebiete der Kyrenaika sowie die Oase Augila innehatten, in Innerafrika an.70 An anderer Stelle gibt er genauere Informationen. So lebten die Garamanten zehn Tagesreisen von der Oase Augila und dreißig Tagesreisen von den Lotophagen entfernt, die an der Küste Nordafrikas bei der Insel Meninx (Djerba) wohnten.71 Der Geograph Agathemeros setzt die Garamanten südlich der Syrten in südsüdwestlicher Richtung von den unterägyptischen Aithiopes an, was den tatsächlichen Verhältnissen sehr nahe kommt.72 Unter diesen Aithiopes sind die Bewohner des Reiches von Meroë zu verstehen. Die römischen Dichter gaben die geographische Lage des Garamantenlandes dürftig an, um die Leser nicht allzu sehr mit exkursmäßigen Angaben zu langweilen, oder weil sie sich für die genauen geographischen Verhältnisse einfach nicht interessierten. So lebten die Garamanten bei Vergil einfach irgendwo südlich des römischen Afrika.73 Ihm folgen auch die Scholiasten.74 Der Geograph und Historiker Strabon ist immerhin ein wenig besser informiert. Nach ihm lebten die Garamanten südlich der freien Gaetuler, aber nördlich von Schwarzafrika, das allgemein als Aithiopia bezeichnet wird.75 Auch kann er Entfernungsangaben liefern: neun oder zehn Tage leben die Garamanten von den Aithiopen an der Ozeanküste entfernt im Inneren und ungefähr fünfzehn Tage vom Ammons-Orakel entfernt.76 Grob betrachtet lässt sich hier noch immer die geographische Fixierung der Garamanten bei Herodot wiederfinden. Was die Entfernung der Garamanten zu den Aithiopes am Ozean betrifft, scheint Strabon die Entfernungsangaben zu gering eingeschätzt zu haben. Diese angestellten Beobachtungen fasst Strabon noch einmal zusammen, bemerkt allerdings noch dabei, dass Garamanten und Gaetuler ein sehr unfruchtbares Land bewohnen würden.77 _______________ 68 Zu den Garamanten allgemein: Huß (1998c), Sp. 783; Desanges (1962), S. 93-96; Dessau (1912c), Sp. 751752. 69 Hdt. 4, 174. 70 72 Agathem. 1, 7 = GGM II, S. 473. (Quelle ist Timosthenes von Rhodos, 3. Jh. v. Chr.) 73 Verg. Bucol. 8, 44. 74 Serv. in Verg. Bucol. 8, 44; Schol. Bernens. ad Verg. Bucol. 8, 44. 75 Strabo 2,5,33. 76 Strabo 17,3,19. 77 Strabo 17,3,23. Hdt. 4, 175, 1. 71 Hdt. 4, 183, 1-2. - 18 Der römische Geograph Pomponius Mela setzt die Garamanten zwischen die Gaetuler und die Augilen; die Garamanten sollen jedoch östlich der Gaetuler zu finden sein.78 Plinius sagt, dass die Garamanten von den Augilen zwölf Tagesreisen entfernt seien und jenseits riesiger Wüstengebiete leben.79 Auch meint er, dass man, wenn man von der Großen Syrte elf Tage lang in Richtung Westen zieht, zu den Garamanten gelange. Er erwähnt auch die schützenden Wüsten um das Garamantenland. Die Troglodyten („Höhlenbewöhner“) sollen als südliche Nachbarn sieben Tagesreisen von ihnen entfernt sein.80 Die Nachrichten, welche uns Dionysios (Periegetes) von Alexandria in seinem Lehrgedicht hinterlässt, bringen nichts Neueres als das, was bereits Strabon sagte.81 Präziser werden dann die Angaben des Klaudios Ptolemaios Mitte des 2. Jh. n. Chr. Er kann ihr Gebiet bereits von den Quellen des Flusses Bagradas (Oued Medjerda) bis zum Nuba-See (Tschad-See?) angeben.82 Auch weiß er von mehreren Nachbarvölkern der Garamanten.83 Der Satiriker Lukian, ein Zeitgenosse des Ptolemaios, sieht das Garamantenland wiederum nach allgemeiner Anschauung weit im Süden des römischen Nordafrika.84 Die Angaben Solins im 3. Jh. n. Chr. sind aus Plinius entnommen.85 Der spätrömische Historiker des 4. Jh. n. Chr., Ammianus Marcellinus, bezeichnet Ägypten als Grenze zum Garamantenland.86 In der Spätantike werden die Garamanten als südlichste Bewohner von Tripolitanien genannt. Bemerkenswert sind auch die Angaben, dass die Garamanten an den Südlichen- oder Aithiopischen Ozean angrenzen sollen.87 Der Geograph von Ravenna, der sich auf einen Geographen des 4. oder 5. Jh. n. Chr., Castorius, stützt, sieht sich in der Lage, verschiedene Gebiete der Garamanten zu nennen. So nennt er ein Aithiopia der Garamanten und ein Grenzland Biboblatis.88 Andere Quellen setzen die Garamanten wiederum in Tripolitanien an.89 Die späteren Nachrichten eines Stephanos von Byzanz oder Eustathios sind aus Herodot (4, 174) fast wörtlich übernommen und daher wertlos.90 _______________ 78 Mela 1, 23. 79 81 Dion. Per. 211-217. 82 Ptol. 4,6,16. 83 Ptol. 4,6,18; 21. 84 Lukian. Dips. 2. 85 Solin. 27, 41. 86 Ammian. 13,15,2. 88 Geogr. Rav. 1,2,5; 1,3,1; 3,3,1-2; 3,5,1-2; 3,12,2; 5,28,3. 89 Tab. Peut. segm. VII, 4-5; Coripp. Ioh. 6, 195-201. 90 Steph. Byz. s. v. Garamantes; Eustath. in Dion. Per. 217 = GGM II, S. 254. Plin. n. h. 5, 26. 87 80 Plin. n. h. 5, 34. Oros. 1,2,88; 90; Cosmographia 2, 44; Isid. orig. 9,2,128. - 19 1. 2. Bestimmungsversuche der Grenzen: Wenn man mit Hilfe der Vorschläge Mattinglys versucht, einige Stämme (z. B. die Cinithier) als gaetulisch zu bezeichnen, um so die Grenzen der Gaetulia annähernd zu bestimmen, kommt man zu folgendem Ergebnis: Von den bekannteren gaetulischen Stämmen lebte in römischer Zeit kaum einer direkt im Gebiet von Karthago. Die Cinithier an der Kleinen Syrte bewohnten offenbar das Gebiet, das zwischen dem Gebiet von Karthago im Norden und dem Gebiet der punischen Emporia im Osten lag. Einige gaetulische Stämme bewohnten allerdings Gebiete innerhalb von Numidien – die bekanntesten Stämme darunter waren die Musulamier und die Nathabrer. Im Süden bewohnten die Nygbenoi das Gebiet der großen Salzseen, während sich am Nordrand der Sahara das Gebiet der Phazanii erstreckte. In Mauretanien waren ebenfalls gaetulische Stämme zu finden, wobei allerdings diejenigen, welche man als gaetulisch identifizieren kann, an der Küste des Atlantischen Ozeans und ein wenig weiter im Landesinneren lebten. Dass sich die Grenzen der Gaetulia im Laufe der Geschichte des römischen Nordafrika öfters veränderten, wird noch zu zeigen sein. Durch die archäologischen Ausgrabungen im Garamantenland kann das Kernland der Garamanten ziemlich leicht skizziert werden: die Nordgrenze des Garamantenlandes bildete das Wadi esc-Sciatti und die Südgrenze das Wadi el-Agial, das Wadi Berguig, Murzuk sowie die Zawila-Vertiefung. Vom Wadi el-Agial wurden immerhin über 130 km ziemlich stark bebaut.91 Das Wadi el-Agial war das Hauptsiedlungsgebiet der Garamanten. Möglicherweise ist es auch mit der „Garamantischen Kluft“ bei Ptolemaios identisch.92 Nach den archäologischen Forschungen im Garamantenland zu urteilen, muss es sich bei den Garamanten um ein herrschendes Volk gehandelt haben, das nicht nur die wichtigsten Oasen im Fezzan kontrollierte, sondern auch eine Art Hegemonie über andere Völker innerhalb des Fezzan und auch darüber hinaus ausübte.93 Die punischen Emporia sowie die Pentapolis scheinen garamantische Kontrollpunkte gewesen zu sein. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass Garamanten auch im Gebiet der Emporia an den Syrten gelebt haben können.94 Zusammenfassend könnte man nach Kiepert sagen, dass die Garamanten sämtliche Oasen von der Syrtenküste an bis weit in das Seengebiet Zentralafrikas kontrollierten.95 _______________ 91 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 30; Mattingly (1995), S. 34; Daniels (1975), S. 249; Daniels (1970), S. 12-18. Zu neueren Ausgrabungen im Garamantenland: Mattingly (2003, 2007, 2010 und 2014). 92 Ptol. 4,6,21; vgl. auch Daniels (1975), S. 249-250; Fleischhacker (1969), S. 39. 93 Vgl. hierzu neuerdings: Liverani (2000a), S. 19-20; Liverani (2006a), S. 442-443. Man beachte die Karte (Liverani (2000a), S. 21), auf welcher sämtliche garamantische Kontroll- bzw. Handelspunkte von den punischen Emporia, der Kyrenaika sowie vom Strom Niger über den Tschad-See bis hin nach Meroë und Ägypten verzeichnet sind. Vgl. auch Daniels (1975), S. 249; Daniels (1970), S. 12-18; Brogan (1975), S. 28; Fleischhacker (1969), S. 39; Dessau (1912a), Sp. 751. 94 Vgl. Fushöller (1979), S. 210. 95 Kiepert (1878), S. 223. - 20 Außerhalb der Wadis sind im Fezzan überwiegend Sanddünen dominant. Neben einigen Gebieten mit Bewässerung sind ebenfalls Basaltebenen vorhanden. Als Gesteinsformen gibt es im Fezzan Nubischen Sandstein sowie Felsen aus Vulkangestein. Das Kernland der Garamanten liegt übrigens an die 1000 km südlich von der Syrtenküste entfernt im Landesinneren.96 Die Garamanten beherrschten etwa seit dem 6. Jh. v. Chr. bis zum Einfall der Araber im Fezzan 641 n. Chr. beträchtliche Teile der Sahara.97 1. 3. Die Flüsse in der Gaetulia und im Garamantenland: Nach den Angaben der antiken Autoren hat es im Gebiet der Gaetuler und der Garamanten auch Flüsse gegeben. Vergil nennt cinyphische Böcke, deren Haare zur Herstellung von Matrosendecken verarbeitet wurden.98 Die Vergil-Scholiasten dachten, dass die Leser mit einer solchen Angabe nicht viel anfangen können. Jedenfalls haben sie sich informiert und niedergeschrieben, dass die zottigen Ziegenböcke des Cinyps sehr geschätzt waren. Dieser Fluss fließe in Gaetulien nahe bei den Garamanten.99 Auch wird im Gebiet der Gaetuler der Fluss Triton genannt.100 Plinius sagt, dass sich dieser Fluss nahe den Arae Philaenorum befindet.101 _______________ 96 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 30. 97 Vgl. Fleischhacker (1969), S. 39. 98 Verg. georg. 3, 311-313. 99 Probus in Verg. georg. 3, 312. Dieser Scholiast meint jedoch, dass der Cinyps sowohl ein Fluss als auch eine Stadt im Garamantenland sei; vgl. zum Fluss Cinyps auch Serv. in Verg. Georg. 3, 312; Schol. Bernens. ad Verg. georg. 3, 312. Übrigens wurde der Cinyps stets als ein Fluss im Gebiet der Maken angesehen. Vielleicht steht Ptol. 4,3,22 mit diesen Nachrichten in Zusammenhang: südlich der Cinithier lebten die Nigitimer bis zum Flusse Cinyps. Nach Mattingly (1995), S. 28 könnten die Nigitimer möglicherweise ein gaetulischer Stamm gewesen sein. 100 101 L. Ampelius 6, 11: „Clarissima flumina: (…) Triton in Gaetulia (…).“ Plin. n. h. 5, 28. Es handelt sich hierbei um den Zufluss einer Lagune im Süden der heutigen Stadt Benghazi; die Lagune wird von Plinius als Sumpf bezeichnet (vgl. hierzu den Kommentar von Winkler/König in der Tusculum-Ausgabe (1993), S. 141). Die Arae Philaenorum bildeten in früheren Zeiten die Grenze zwischen dem karthagischen Gebiet und der Kyrenaika. In römischer Zeit befand sich dort die Grenze zwischen der Africa Proconsularis und der Kyrenaika. Der Triton-Fluss bei Plinius kann aber nicht der Fluss Triton in der Gaetulia gewesen sein, da Gaetuler in diesem Gebiet gar nicht lebten. Wahrscheinlich bezieht sich L. Ampelius auf den sogenannten Triton-See, womit man seit ältester Zeit nach griechischer Auffassung den Chott el-Djerid und die anderen Salzseen, welche in früherer Zeit tatsächlich einen sehr großen See gebildet haben könnten, bezeichnete. Noch um die Zeitenwende war dieser See mit nicht geringer Größe vorhanden. Die gaetulischen Nygbenoi wären dann als Anwohner des „Flusses“ Triton, d. h. des Triton-Sees bei L. Ampelius zu verstehen. - 21 Plinius kennt noch einen See namens Apuscidamus. Dieser See wurde bislang noch nicht identifiziert. Bemerkenswert für diesen See sei, dass er eine Eigenschaft wie beim Toten Meer aufweise: alles schwimme dort oben und die Gegenstände könnten nicht sinken. Vielleicht liegt hier ein Schreibfehler für „Apud Cydamum“ vor und es könnte sich möglicherweise um ein Gewässer in der Umgebung des Hauptortes der Phazanii, Cydamus, gehandelt haben.102 Nach einem anderen Autor sollen die gaetulischen Berge einstmals von Gewässern bedeckt gewesen sein.103 Am Flusse Cinyps hat man auch Diamanten gefunden und diese auf Kamelen in die Stadt Thybrestrum gebracht.104 Gegen Ende der Spätantike wollte man jedoch die Existenz von Flüssen in Gaetulien verleugnen.105 Vielleicht haben zu dieser Zeit bereits größere Austrocknungen begonnen, so dass der Wüstencharakter Gaetuliens immer stärker wurde. Bei den Flüssen, welche durch das Garamantenland flossen, soll es sich teils um große Ströme gehandelt haben. Es wird oft der Fluss Gir oder Ger genannt. Dieser soll den „Garamantischen Schlund“ mit dem Usargala-Gebirge vereinigen. Später soll er sich mehrmals verbinden und einmal sogar unterirdisch fließen. Immerhin soll sich der östlichste Punkt dieses Flusses beim Nuba-See (Tschad-See?) befinden.106 Der Fluss floss nach dem Geographen von Ravenna im Aithiopia der Garamanten bis fast an den Ozean heran sowie ebenfalls im Gebiet von Aithiopia Biboblatis.107 Huß hält diesen Fluss für einen „Fluß, der im Hohen Atlas entspringt, vermutlich der Oued Guir.“108 Dessau gibt den Hinweis, dass die Berbervölker unter diesem Namen „Fließendes Wasser“ verstanden und macht darauf aufmerksam, dass die antiken Autoren diesen Namen auf manch andere Flußläufe übertragen haben dürften.109 Dadurch ergibt sich folgendes Ergebnis: Der Fluss Gir / Ger, welcher innerhalb des römischen Afrika fließt, dürfte mit dem Fluss, den Huß im Gir / Ger vermutet, identisch sein. Die Abzweigungen dieses Flusses, welche denselben Namen tragen, verliefen einerseits durch das Kernland der Garamanten, andererseits sehr weit nach Süden. Ob auch der heutige Strom Niger als Ger bezeichnet wurde, wäre durchaus möglich, da den Garamanten dieser Fluss, wie noch zu zeigen sein wird, nicht unbekannt war. Weitere Flüsse im Garamantenland waren der Malva und der bereits erwähnte Cinyps.110 ______________ 102 Plin. n. h. 21, 22.; vgl. Desanges (1981), S. 427. 103 104 Vib. Seq. s. v. „Cinyps“. Eine Stadt Thybrestrum ist sonst nicht bekannt. 105 St. Gregor homil. in Evang. 1, 1469 = PL Bd. 76, Sp. 1112; Geogr. Rav. 3,9,3. 106 Ptol. 4,6,13-14. 107 Geogr. Rav. 1,2,5; 1,3,1. 108 Huß (1998d), Sp. 1075. 109 Dessau (1912d), Sp. 1366. 110 Malva: Iul. Hon. A 47; Cinyps: Probus in Verg. georg. 3,3,21. Apul. apol. 41, 5. - 22 Viele antike Autoren berichten von einer sehr sonderbaren Quelle im Garamantenland. Diese Quelle soll am hellichten Tage eiskaltes Wasser und bei Nacht kochendheißes Wasser führen.111 Diese Quelle wird jedoch an zwei Orten gleichzeitig platziert: beim AmmonsOrakel (Herodot, Pomponius Mela, Lucan-Scholie) sowie bei der Garamantenstadt Dedris/Debris (Plinius, Solinus, Augustinus). Das Rätsel der Quelle vom Ammonium in der Oase Siwa mit ihren besonderen Eigenschaften ist immerhin gelöst, wie es Vycichl dargelegt hat: „Heute heißt die Quelle ʻAin el-hammám oder „Badequelle“. Es ist ein kleiner elliptischer Teich mit klarem Wasser. Die Temperatur ist Tag und Nacht unverändert 29°; doch erscheint sie im Verhältnis zur Lufttemperatur mittags kalt und nachts heiß. Aus der Quelle steigen Blasen auf.“112 Bei der zweiten Quelle bei Dedris ist es schwieriger. Diese Stadt ist zwar mit der heutigen Stadt Adiri identisch, aber diese Quelle scheint heutzutage nicht mehr vorhanden zu sein; immerhin war diese Quelle von derselben Beschaffenheit wie die vom Ammonium in der Oase Siwa. Das Garamantenland war nicht so unfruchtbar, wie es die antiken Autoren sehen wollten. Dass es in diesem Gebiet sowie in der näheren Umgebung vorzügliche Palmenhaine gegeben hat, wird eindeutig bezeugt.113 Auch von Fichten wird gesprochen.114 Genauer soll auf dieses Thema jedoch im Unterkaapitel „Die Landwirtschaft der Garamanten“ im Bereich „Wirtschaft und Handel“ eingegangen werden. _______________ 111 Hdt. 4, 181, 3-4; Mela 1, 39; Lucani commenta Bernensia ad Phars. 4, 33; Plin. n. h. 5, 36; Solin. 29, 1-4; Aug. de civ. dei 21,5,7; Isidor. orig. 14,5,13. 112 Vycichl (1973), S. 678. 113 Hdt. 4, 183, 1; Plin. n. h. 13, 111. 114 Sil. Ital. 14, 498. - 23 1. 4. Das gaetulische Westafrika: Völkerwanderungen in Mauretanien während der Antike waren keine Seltenheit. Nach Plinius waren einige Wanderungen gaetulischer Völker innerhalb von Mauretanien zu seiner Zeit bereits abgeschlossen. Die Mauren, welche in Mauretanien einst das bedeutendste Volk waren, wurden im Laufe der Zeit von den gaetulischen Völkern immer mehr verdrängt. Diese gaetulischen Völker, wie etwa die Autololen, bewegten sich von Süden nach Norden.115 Es wird zu heftigen Stammeskriegen zwischen maurischen und gaetulischen Stämmen gekommen sein, denn die Mauren, so Plinius, bildeten in der Mauretania Tingitana zu seiner Zeit nur noch einen unbedeutenden Rest einer einst sehr starken Volksgruppe.116 Bis zum Zeitpunkt der Zerstörung Karthagos im Jahre 146 v. Chr. war die geographische Kenntnis der Römer bezüglich der marokkanischen Atlantikküste in der Tat mangelhaft. Zwar existierten griechische Küstenbeschreibungen, sogenannte Periploi, doch sagten diese nur sehr wenig über jene Gebiete aus. Nach Desanges wollte der römische Feldherr P. Scipio Aemilianus vielleicht diese geographische Lücke schließen, indem er den Historiker Polybios nach der Zerstörung Karthagos mit einer Flotte von sieben Schiffen auf den Atlantik schickte, um die westafrikanische Küste näher zu erforschen. Zumindest hat Polybios die Mündungen zweier Flüsse, des Masath (Oued Massa) und des Darat (Oued Draa) genauer untersucht. Schließlich gelangt er noch weiter zu einem gewaltigen Fluss, dem Bambotus (Bambouk, ein Mündungsarm des Senegal).117 Der römische Einflußbereich im Süden Mauretaniens reichte wohl kaum über die Stadt Sala hinaus.118 Während des gesamten Altertums ist es den Römern nie gelungen, die Provinz Mauretania Tingitana völlig zu romanisieren. Hindernisse bildeten einerseits die unwirtliche Landschaft sowie die dort lebenden Stämme.119 ______________ 115 Plin. n. h. 5, 17-18: „Gens in ea (sc. Mauretania Tingitana) quondam praecipua Maurorum – unde nomen -, quos plerique Maurusios dixerunt, attenuata bellis ad paucas recidit familias. Proxima illi Masaesylorum fuerat; simili modo extincta est. Gaetulae nunc tenent gentes, Baniurae multoque validissimi Autololes et horum pars quondam Nesimi, qui avolsi his propriam fecere gentem versi ad Aethiopas.“ Gaetulische Stämme wie etwa die Baniuren und die Autololen haben die maurischen Stämme allmählich fast vernichtet. Dass die Nesimer sich einst von den Autololen gelöst haben, um als eigener Stamm gegen die Aithiopes auftreten zu können, zeigt auch, dass gaetulische Stämme im Süden Mauretaniens in kriegerische Konflikte mit schwarzafrikanischen Völkern gerieten. 116 Vgl. Weinstock (1930), Sp. 2350. 117 Plin. n. h. 5, 9-10 = Polyb. 34,15,7 Hultsch = Agrippa F 25 Riese. Vgl. Desanges (1989), S. 33-34; Desanges (1978), S. 121-147; Hennig (1944), S. 248-251; zum Bambotus: Dessau (1896b), Sp. 2843. 118 Vgl. Dessau (1920), Sp. 1818. 119 Vgl. Sigman (1977), S. 415. - 24 Diese einheimischen Völker führten hauptsächlich das Leben von Halbnomaden. Daneben lebten in diesem Gebiet auch sesshafte Völkerschaften, doch waren diese in der Minderheit, da sich nicht alle Landschaften der Mauretania Tingitana für die Landwirtschaft eigneten. Die Halbnomaden scheinen sich, wie Plinius berichtet, sehr oft gegen die römischen Besatzer aufgelehnt zu haben.120 Die größte und wichtigste gaetulische Stammesgruppe in der Mauretania Tingitana waren die Autololen.121 Es wäre durchaus möglich, dass die Autololen nicht ein einziger Stamm, sondern ein ganzer Verband von mehreren gaetulischen Stämmen gewesen sein könnten. Ebenso scheint es, dass die Autololen im Laufe der Jahrhunderte aus ihrem Kernland im Süden Mauretaniens aufbrachen und expansiv gegen andere Völker nach Norden vordrangen.122 Desanges hält es für möglich, dass die antike Bezeichnung „Autololen“ aus dem Griechischen Αὐτοτέλες abgeleitet worden sei, was „die Unabhängigen“ bedeutet.123 Die Autololen lebten zwischen der Stadt Sala und dem Atlas-Gebirge. Nach dem Arzt Dioskurides zu urteilen, bewohnten sie einige Gegenden dieses Gebirges, wie ihr Handel mit der Pflanze Euphorbia beweist.124 Desanges meint, dass Polybios die Autololen noch gar nicht kannte, indem er sich auf Sallust (Iug. 80,1) beruft. Die Römer seien demnach erst gegen 107 v. Chr. mit den Gaetulern in Berührung gekommen. So seien nach Desanges die Namen der gaetulischen Stämme im Periplus des Polybios erst nachträglich von Agrippa eingefügt worden.125 Neben den Autololen waren die Baniuren126 die zweitgrößte gätulische Stammesgruppe in der Mauretania Tingitana.127 In der Mauretania Caesariensis nennen Ptolemaios und Ammian die Baniurae.128 _______________ 120 Vgl. Sigman (1977), S. 415. 121 Zu den Autololen: Desanges (1962), S. 208-211; Dessau (1896a), Sp. 2600. 122 Vgl. Sigman (1977), S. 426-427. 123 Vgl. Desanges (1980), S. 97. 124 Diosk. 3,82,1 = Iuba (FGrHist 275) F 8: „Εὐφόρβιον δένδρον ἐστὶ ναρϑηκοειδὲς Λιβυκὸν γεννώμενον ἐν τῇ Μαυρουσιάδα Αὐτολολίᾳ.“ 125 Vgl. Desanges (1980), S. 113. M. Vipsanius Agrippa († 12 v. Chr.) verfasste unter Kaiser Augustus eine Karte der bewohnten Welt, wie sie zu jener Zeit bekannt war. Es wäre möglich, dass im Periplus des Polybios alle Stämme zwar namentlich aufgeführt waren, so dass eben nur die ethnische Zugehörigkeit (gaetulisch, maurisch, aithiopisch) tatsächlich erst in römischer Zeit von Agrippa, bedingt durch aktuelle Feldzugsberichte, hinzugefügt worden sind. Möglichweise gehen diese Namensgebungen auch auf eine durch den mauretanischen König Juba II. veranlasste Expedition zurück. Vgl. hierzu Joorde (2015a), S. 4-5. 126 Zu den Baniuren: Desanges (1962), S. 28; Dessau (1896c), Sp. 2847-2848. 127 Vgl. Sigman (1977), S. 427. 128 Ptol. 4,2,20; Ammian. 29,5,33. In der deutschen Übersetzung Ammians von Otto Veh (1974, S. 887) wird von Gerhard Wirth in den Anmerkungen zu dieser Textstelle gesagt: Von den erwähnten Stämmen wohnten die Baiuren in der Mauretania Tingitana.“ Es handelt sich bei den Baiuren des Ammianus Marcellinus also um eine andere Schreibweise für den gaetulischen Stamm der Baniurae. - 25 Flora und Fauna des gaetulischen Westafrika unterschieden sich völlig von den übrigen gaetulischen Siedlungsgebieten, die bisher in Erscheinung traten: es gab im Lande der Autololen und Baniuren eine Vielzahl von Flüssen129, jede Menge wilder Tiere und die sehr großen Waldgebiete müssen in der Tat einen nachhaltigen Eindruck auf die antiken Autoren ausgeübt haben.130 Nach den Autololen wurde sogar eine Insel benannt. Auf dieser Insel, welche vom mauretanischen König Juba II. um die Zeitenwende entdeckt oder wiederentdeckt worden war, wurde gaetulischer Purpur hergestellt.131 Der Geograph von Ravenna wusste um das Jahr 700 n. Chr. noch manches über jene Gegenden zu sagen. Obwohl er Völker in der Mauretania Tingitana aufzählt, fasst er, wie es seit der Spätantike üblich war, sämtliche Völker Nordafrikas unter dem Sammelbegriff „Mauri“ zusammen.132 Es ist zwar müßig, alle Namen, die er von Bergen, Seen und sonstigen Gegenden nennt, zu identifizieren, da sie teils verderbt sind, doch lässt es sich erkennen, dass der Geograph als südlichsten Punkt Westafrikas den Kamerunberg (Berg Ethna) nennt.133 _______________ 129 Plin. n. h. 5, 5; 9-10; Ptol. 4,6,16; Philostrat. vita Apoll. 5,1; Solin. 24,7. 130 Plin. n. h. 5,5 (Elefanten); 9 (Krokodile); Isidor. orig. 14,5,12 (Affen, Riesenschlangen, Strauße, Elefanten. Die Elefanten waren, wie Isidor ausdrücklich betont, zu seiner Zeit dort bereits ausgestorben); Philostrat. vita Apoll. 5,1 (Löwen); zu den Wäldern: Plin. n. h. 5,9; Sil. Ital. 2,63. 131 Iuba (FGrHist 275) F 43 = Plin. n. h. 6, 201; Ptol. 4,6,33; Solin. 29,8; Mart. Cap. 6,641; Isidor. orig. 9,2,124; Geogr. Rav. 3,9,1. 132 Geogr. Rav. 3,11,13. 133 Geogr. Rav. 3,10. - 26 II. Gaetuler und Garamanten und ihre erste Beziehungen zur antiken Mittelmeerwelt Heute gilt es als erwiesen, dass es Handelskontakte zwischen Griechen mit Ägypten und Libyen bereits in minoisch-mykenischer Zeit gegeben hat.134 Mit welchen Volksstämmen die Griechen und auch die Phöniker zu allererst in Berührung kamen, ist nicht mehr festzustellen. Dass die ersten Phöniker, als sie in jenes Gebiet vordrangen, in dem sie später im Jahr 814 v. Chr. Karthago gründen sollten, mit gaetulischen Stämmen in Kontakt traten, zeigt der Dichter Vergil im vierten Buch seiner „Aeneis“ (Dido und der Gaetulerkönig Hiarbas). Eine weitere Sage über die Frühgeschichte der Gaetuler scheint sich auf eine phönikische Landnahme des Gebietes, in dem später Karthago gegründet wurde, um das Jahr 1200 v. Chr. zu beziehen: diese Quelle findet sich im sogenannten Afrika-Exkurs des Historikers Sallust. Dieser behauptet, dass die Frühgeschichte der Gaetuler in punischen Büchern erzählt wurde.135 Über diesen Afrika-Exkurs, welcher in der Forschung auch als Numider-Exkurs bezeichnet wird, ist viel geschrieben worden. Es gibt unterschiedliche Positionen in der Forschung zur Urheberschaft der sogenannten libri Punici (Punische Bücher). Einige Gelehrte nehmen an, dass der im Exkurs genannte numidische König Hiempsal nur der Besitzer dieser Bücher gewesen sei. So seien Bücher aus karthagischen Bibliotheken nach der Zerstörung Karthagos an den numidischen Königshof gelangt. Andere vermuten, dass Sallust seine Quellenangabe erfunden habe; hinter den „Punischen Büchern“ habe man an einen Text in griechischer Sprache zu denken, welcher sich in einer Bibliothek in der Stadt Karthago befunden habe. Schließlich gibt es noch eine weitere Position, welche in des Hiempsals „libri Punici“ ein Werk sehen, das von diesem numidischen König selbst verfasst wurde.136 Dieser König ist mit Hiempsal II. (88 - 66 v. Chr.), einem Urenkel des Numiderkönigs Massinissa identisch.137 Die Bücher waren ursprünglich in punischer Sprache verfasst und wurden ins Lateinische übersetzt. Sallust benutzte für seinen Afrika-Exkurs im Bellum Iugurthinum einige Abschnitte aus den „libri Punici“, die möglicherweise ausschließlich von der (Früh?-)Geschichte Nordafrikas handelten. In diesem Werk wurden die Gaetuler als Ureinwohner Nordafrikas bezeichnet.138 _______________ 134 Vgl. Haider (1988). 135 Sall. Iug. 17, 7: Sed qui mortales initio Africam habuerint, quique postea adcesserint, aut quo modo inter se permixti sint, quamquam ab ea fama, quae plerosque obtinet, divorsum est, tamen, uti ex libris Punicis, qui regis Hiempsalis dicebantur, interpretatum nobis est utique rem sese habere cultores eius terrae putant, quam paucissumis dicam, ceterum fides eius rei penes auctores erit.“ 136 Weiß (2007), S. 51-54; vgl. auch Matthews (1972), S. 331. Ich halte auch an der These fest, dass Hiempsal II. der Verfasser der „libri Punici“ war. Sallust war 46 v. Chr. erster Statthalter der Provinz Africa nova und habe so Zugriff auf die „libri Punici“ gehabt (vgl. Matthews (1972), S. 335). Nach Weiß (2007, S. 45) hat Sallust den „Bellum Iugurthinum“ im Jahre 45 v. Chr. verfasst. 137 138 Vgl. Weiß (2007), S. 53; Storm (2001), S. 78-80; Böhm (2002), S. 160. Sall. Iug. 18, 1: „Africam initio habuere Gaetuli et Libyes (…).“ Vgl. Weiß (2007), S. 56; Matthews (1972), S. 332. - 27 In der Frühzeit soll der Halbgott Hercules (griechisch: Herakles), nachdem er auf Kriegszügen durch viele Länder der bewohnten Welt gezogen war, auch den Versuch unternommen haben, das Gebiet des heutigen Spanien militärisch zu unterwerfen. Während dieser Unternehmungen starb der Halbgott jedoch in diesem Land, so dass sich sein Heer auflöste. Sein Heer bestand zudem aus Söldnern, welche verschiedenen Völkerschaften angehörten. Ein Teil davon, genannt werden Meder, Perser und Armenier, setzten von Spanien nach Nordafrika über. Die Perser sollen sich am Ozean (Atlantischer Ozean), die Meder und Armenier sich dagegen an der nordafrikanischen Mittelmeerküste niedergelassen haben.139 Nun behauptet Sallust, dass die Perser ihre umgedrehten Schiffswölbungen als Wohnungen benutzt hätten, da Nordafrika zu jener Zeit kein Bauholz hervorbrachte. Ein Tauschhandel mit den Bewohnern Spaniens kam angeblich nicht zustande, weil das Meer sowie sprachliche Probleme ein großes Hindernis bildeten.140 Nun sollen sich die Perser mit den damaligen Ureinwohnern, den Gaetulern, vermischt haben und dann ständig umhergeschweift sein, um geeignetes Ackerland zu finden. Auf dieses Ereignis soll die Bezeichnung „Nomaden“ zurückzuführen sein.141 Allmählich sollen die Perser und die Gaetuler ihre militärische Stärke und Überlegenheit ausgenützt haben, so dass sie selbst die weniger kriegerischen Libyer, ebenfalls Ureinwohner Nordafrikas, bekämpfen und unterwerfen konnten. Die Libyer hatten sich inzwischen mit den Medern und den Armeniern zusammengeschlossen. So waren Perser und Gaetuler in der Lage, ihren Machtbereich bis zum Gebiet des späteren Karthago auszudehnen. Unter dem Namen Numider lebten sie nun in jenen Gegenden weiter. Dieselbe Darstellung der Frühgeschichte wurde später von Isidor von Sevilla übernommen. Der einzige Unterschied in dieser Erzählung liegt darin, dass Isidor erst die Libyer, dann die Afrer und erst an dritter Stelle die Gaetuler angibt. Demnach wären die Gaetuler Eindringlinge gewesen.142 Vielleicht gehört hierhin die zweite Theorie Isidors über den Ursprung der Gaetuler. So sollen die Gaetuler (Isidor verwendet an dieser Stelle die spätantike und mittelalterliche Schreibweise „Getuli“) von den Geten abstammen.143 Isidor wird wohl kaum die thrakischen Geten, sondern wohl eher die germanischen Goten gemeint haben. Diese Etymologie ist jedoch völlig absurd. Die Goten erscheinen erst im 3. Jh. n. Chr. als Eindringlinge im Römischen Reich, die germanischen Vandalen dagegen, welche Nordafrika zumindest für etwa ein Jahrhundert besetzten, erschienen dort sogar erst 429 n. Chr. Zu diesen Zeiten existierten die Gaetuler allerdings schon längst. _______________ 139 Sall. Iug. 18, 3-5. Weiß (2007, S. 58) macht darauf aufmerksam, dass die Verstreuung der Söldner nach dem Tode des Hercules sowie die Beteiligung der drei orientalischen Völker singulär in der antiken Überlieferung seien. Die Version, welche den Tod des Halbgottes nach Spanien verlegt, war nach Weiß dagegen in der Literatur des Altertums gebräuchlich; vgl. auch Morstein-Marx (2001), S. 189. 140 Sall. Iug. 18, 5-6; vgl. auch 18,8. 141 Sall. Iug. 18, 7: Ii (sc. Persi) paulatim per coniubia Gaetulos secum miscuere et, quia saepe temptantes agros alia, deinde alia loca petiverant, semet ipsi Nomadas appellavere.“ 142 Sall. Iug. 18, 10-12 = Isidor. orig. 2,9, 119-120. 143 Isidor. orig. 9,2,118. - 28 Eine weitere These über den Ursprung der Gaetuler findet sich bei dem jüdischen Historiker Flavius Josephus.144 So soll ein Sohn des Chamas, Evilas, als Stammvater der Gaetuler gelten. Chamas wird wohl mit Ham, einem Sohn Noahs, identisch sein. Nach antiker Vorstellung wurden die drei Söhne Noahs mit den drei bekannten Kontinenten der Alten Welt, Europa, Asien und Afrika, gleichgesetzt. Cham oder Ham wurde zur Personifikation Afrikas.145 Diese Ursprungstheorie wurde von Isidor ebenfalls übernommen und im Allgemeinen auf die Gaetuler der Nordsahara übertragen.146 Diese Darstellung der Frühgeschichte der Gätuler bei Sallust scheint auf den ersten Blick manch Märchenhaftes und Klischeehaftes aufzuweisen.147 Dies liegt wohl zu nicht wenigen Teilen daran, dass die verschiedenen Etymologien der Völkernamen Verwirrung stiften können. Man muss allerdings bedenken, dass dem Sallust lediglich die lateinische Übersetzung eines Buches in punischer Sprache vorlag. Es könnten sich durchaus Übersetzungsfehler eingeschlichen haben, die eine sprachliche Verzerrung von Völkernamen verursacht haben. Dass der mythische Halbgott Hercules erwähnt wird, sollte auch nicht allzu wörtlich genommen werden. Diese Umwandlung von fremden Götternamen oder fremden Kulturbegriffen in entsprechende griechische oder römische Bedeutungen nennt man in der Forschung „interpretatio Graeca“ bzw. „interpretatio Romana“. Eine phönikisch / karthagische Gottheit, die dem Hercules (Herakles) entspricht, ist die ursprüngliche Hauptgottheit der phönikischen Handelsstadt Tyros, welche Melkarth genannt wurde. Die Karthager, die ja von den Tyriern abstammten, übernahmen selbstverständlich ihren Hauptgott. Law hat bereits richtig erkannt, dass die Frühgeschichte der Gaetuler in diesem Fall mit einer altkarthagischen Legende verwoben ist. Demnach wäre also Hercules mit dem phönikischen Gott Melkarth gleichzusetzen.148 Bates glaubte, dass sich diese Erzählung, welche dem Sallust vorlag, auf ein historisches Ereignis aus dem 2. Jt. v. Chr. bezieht. So soll der Maghreb von iberischen Invasoren überrannt worden sein. Gleichzeitig wären auch Invasoren aus dem Orient in dieses Gebiet eingedrungen. Dies wären dann die Perser, Meder und Armenier des Sallust.149 _______________ 144 Jos. ant. Iud. 1,6,2 = Kap. 134. 146 Isidor. orig. 9,2, 119-120. 147 Vgl. Weiß (2007), S. 57 148 145 Vgl. dazu Geogr. Rav. 3,12,2. Law (1978), S. 178. Vgl. auch Paul (1984, S. 75), welcher darauf aufmerksam macht, dass sämtliche genannten orientalischen Völker wie die Meder, Perser und Armenier als Kaufleute in phönikischen Diensten standen; vgl. auch Vycichl (1973), S. 633-634. Morstein-Marx (2001, S. 189-192) geht davon aus, dass Sallust den Afrika-Exkurs bewusst für römische Verhältnisse umarbeitete. Sallust soll bei den Persern bzw. Numidern an die Parther gedacht haben, welche als Reitervolk im Orient den Römern seit der Niederlage bei Carrhae (53 v. Chr.) in gefährlicher Erinnerung blieben. So wie die Parther und die achaimenidischen Vorgänger als barbarisches Reitervolk seien auch die Numider Jugurthas anzusehen, so dass eine militärische Intervention der Römer nach Nordafrika in Anlehnung an die Perserkriege in Griechenland 480 v. Chr. militärisch gerechtfertigt sei; vgl. Weiß (2007), S. 58-59. 149 Bates (1914), S. 256. - 29 Es liegen für diese Erzählung der gaetulischen Frühgeschichte immerhin einige historische Tatsachen vor, die einen Wahrheitsgehalt an dieser Erzählung erkennen lassen: in der altphönikischen Handelsstadt Gades an der südwestspanischen Atlantikküste befand sich ein alter Tempel des Melkarth.150 Dies könnte also durchaus mit der griechisch-römischen Vorstellung, Herakles habe in Spanien geweilt, zusammenhängen. Auch war der Glaube, dass Götter und Halbgötter auf Kriegszügen an den äußersten Punkten der bekannten Welt Säulen hinterlassen haben, sehr weit verbreitet gewesen.151 Seit dem 12. Jh. v. Chr. befuhren die Phöniker, die ja nun tatsächlich aus dem Orient kamen, das Mittelmeer und gründeten in dieser Zeit entlang der afrikanischen und iberischen Küsten zunächst Handelsposten, aus denen sich später Städte wie Gades oder Utica entwickelten. Dass fremde Seeleute, welche zu jener Zeit an den Gestanden Nordafrikas landeten, anfangs Schwierigkeiten mit der einheimischen Urbevölkerung hatten, zeigt Vergil detailliert im ganzen vierten Buch seiner „Aeneis“, wenn er den Gaetuler Hiarbas als so mächtig darstellt, dass er selbst der phönikischen Königin und Gründerin Karthagos, Dido (auch Elissa genannt), Forderungen stellen kann. Kriege der Gaetuler mit anderen Stämmen oder Völkern sind für die Antike bezeugt.152 Dass diese Episode zumindest bezüglich der Kontakte zwischen Phönikern und Gaetulern in früher Zeit einen historischen Kern hat, geht allein schon daraus hervor, dass Sallust betont, es lebten Gaetuler im numidischen Gebiet sowie in der Umgebung des späteren Karthago. Noch in der römischen Kaiserzeit lebten dort gaetulische Stämme. Die Bezeichnungen mancher Völker (z. B. die „Perser“ bei Sallust) dürften sehr wohl auf verderbte Namen in der Überlieferung zurückgehen.153 _______________ 150 Plin. n. h. 4, 120. Vgl. Weiß (2007), S. 58; Morstein-Marx (2001), S. 188; Matthews (1972), S. 334; Huß (1994), S. 12-13. Für Weiß (2007, S. 58) ist dieser Herakles-Mythos keineswegs auf „historische Wanderbewegungen“ zurückzuführen. 151 Vgl. Hennig (1944), S. 147-151. 152 Plin. n. h. 5, 17-18; Ptol. tetrabibl. 2,3,71. 153 Vgl. Paul (1984), 75. Selbstverständlich hat es in der Forschung nicht an Versuchen gefehlt, die Meder, Perser und Armenier in Nordafrika zu „identifizieren“. So hielt man bereits im Altertum die aithiopischen Pharusii, welche im westlichen- und südöstlichen Teil des Hohen Atlas lebten ursprünglich für Perser, die in Nordafrika eingewandert waren. Die Pharusier waren als Karawanenhändler bekannt. Vgl. Huß (2000b), Sp. 755 (mit antiken Belegstellen). Böhm (2002, S. 161) sieht in den „Persern“ ebenfalls die Perorser / Pharusier sowie in den „Armeniern“ die Garamanten. Zu den Theorien über die etymologische Bedeutung des Namens „Garamantes vgl. Militarev (1996), S. 729-733 und Liverani (2004), S. 197. Weiß (2007, S. 58) weist auf mittelalterliche Völker in Nordafrika hin, welche bei dem arabischen Geographen Ibn Ḫaldūn erwähnt werden und lautliche Ähnlichkeiten im Namen haben. - 30 Folgende Ereignisse könnten also die antike Beschreibung der Frühgeschichte der Gaetuler für heutige Leser verständlich machen: 1) Um 1200 v. Chr. erreichen die orientalischen Phöniker, welche das bedeutendste antike Seefahrervolk waren, auf der Suche nach neuen Handelsplätzen Spanien. Sie gründen ein Emporium (Handelsniederlassung), welches später zur Stadt Gades wird (Tempel des Melkarth = Herakles) und setzen nach Nordafrika über. 2) Sie treffen allmählich Vereinbarungen mit der einheimischen Urbevölkerung. Nach der Gründung weiterer Emporia, die sich in späterer Zeit zu Städten entwickeln, verheiraten sich Kolonisten mit einheimischen Frauen. 3) Aufgrund ständiger Stammesbewegungen oder Kriegszüge werden sich libysche Volksstämme untereinander bekämpft haben. Die Phöniker, welche selber keine Soldaten hatten, werden vielleicht Gaetuler als Söldner angeworben und diese teils für ihre eigenen Ziele verwendet haben. Die ersten Kontakte der Gaetuler mit Menschen aus dem Mittelmeerraum gehen also, wenn man der antiken Überlieferung Glauben schenkt, auf Handelskontakte mit den Phönikern zurück. Ob nun aber auch griechische Seefahrer in frühen Zeiten, welche an der Syrtenküste landeten, auf Gaetuler trafen, kann nicht eindeutig geklärt werden. *** Im Falle der Garamanten stößt man auf gewisse Hinweise, dass Griechen in früher Zeit mit diesen in Kontakt traten. Allerdings stieß kein Grieche direkt in den Fezzan vor, sondern die Garamanten kamen allenfalls an die Küste, wenn nicht gar Garamanten daselbst lebten. Laut Apollonios von Rhodos trafen die Argonauten, als sie an der Großen Syrte landeten, auf einen garamantischen Schafhirten namens Kaphauros, welcher den griechischen Heroen Kanthos erschlug, als dieser dessen Schafherden rauben wollte.154 Vermutlich ist in dieser Textstelle ein Konflikt zwischen griechischen Kolonisten in Kyrene und einheimischen Libyern (Garamanten?) wiedergegeben, der sich genauso gut auf des Apollonios eigene Zeit hätte beziehen können. Kyrene wurde als Kolonie um 630 v. Chr. von der griechischen (dorischen) Insel Thera aus gegründet. Nun stellt sich natürlich eine wichtige Frage: Waren es wirklich die Garamanten aus dem Fezzan, von denen hier die Rede ist oder lebten Garamanten unmittelbar an der Großen Syrte und im Gebiet von Kyrene? Herodot lokalisiert seine Garamanten zwar im Fezzan, aber Plinius sagt, dass die Amantes (Garamantes?) hinter den Maken elf Tagesreisen von der Großen Syrte in westlicher Richtung entfernt im Landesinneren leben.155 _______________ 154 Apoll. Rhod. 4, 1485-1490. 155 Plin. n. h. 5, 34. - 31 Ferner gibt es mögliche Parallelen zwischen den Garamanten und libyschen Stämmen in Kyrene. So waren die libyschen Asbysten, welche nicht direkt an der Küste, sondern ein wenig weiter landeinwärts von Kyrene lebten, die besten Wagenlenker mit Viergespannen in diesem Gebiet. Die Asbysten haben auch die Sitten der Kyrenäer imitiert.156 Der Name Asbyste wurde später vom Geographen von Ravenna auf das Garamantenland übertragen. Dies kann nicht zufällig sein, bezeichnet doch der Dichter Silius Italicus (2, 58) eine garamantische Prinzessin mit dem „Namen“ (Titel?) Asbyste. An anderer Stelle betont Herodot, dass die Griechen den Umgang mit Viergespannen von den Libyern erlernt hätten.157 Für Beziehungen der Griechen aus Kyrene zu den Garamanten könnten Kunstdarstellungen von Streitwagen in Libyen sprechen. So finden sich Darstellungen von Streitwagen mit Pferden in der Felskunst im Kernland der Garamanten, dem Fezzan, bis weit in die Sahara hinein. Diese kunstvollen Darstellungen reichen zeitlich von etwa 600 – 300 v. Chr, also zu einer Zeit, in welcher die kyrenäischen Griechen in Nordafrika bereits Fuß gefasst hatten. Man geht davon aus, dass die libyschen Streitwagen nicht für die Jagd, sondern eher als Prestigeobjekte verwendet wurden. Materielle Überreste von Streitwagen – weder Quadrigen noch Bigen - wurden in Libyen bislang noch nicht gefunden.158 In neuerer Zeit wurde etwa 1000 km von der nordafrikanischen Mittelmeerküste entfernt in der Mittelsahara (Ekkat-enWeshheren [andere Schreibweise: Ekat-n-Ouchère]) eine Felsdarstellung von einer Quadriga samt Pferden entdeckt. Der Erhaltungszustand ist nicht der beste; die Pferde sind besser zu erkennen als die Wagenkonstruktion.159 Diese und andere Funde von kunstvollen Felsdarstellungen von Quadrigen sollen auf griechische Vorlagen zurückgehen. Als Vorlagen kämen nach Kunz griechische Münzen aus der Kyrenaika und aus Sizilien in Frage, welche Abbildungen von Viergespannen aufweisen. Solche Münzen waren zu jener Zeit, also von etwa 600 – 300 v. Chr. in Nordafrika in Gebrauch. Es könnten auch „hellenisierte“ Libyer, also auch Garamanten, ihre Erfahrungen und neuen Kenntnisse von der Kyrenaika bis in den Fezzan und in andere Teile der Sahara gebracht haben. Zusammenfassend stellt Kunz fest: „Kontakte der innerlibyschen Völker bestanden stets zu den unmittelbaren nördlichen Nachbarn. Grabbeigaben in Garamantengräbern, die zahlreiche Glasimporte aus Gallien, Syrien, Italien, Karthago und Leptis Magna aufweisen, sind ein Beleg dafür.“160 ______________ 156 Hdt. 4, 170; vgl. hierzu Pietschmann (1896), Sp. 1519. 157 Hdt. 4, 189. 158 West (2012), S. 504-505. 159 Kunz (2009), S. 118: „Es ist die Darstellung einer Quadriga mit hintereinander gestaffelten, sich aufbäumenden Pferden, bei der vermutlich eine griechische Vorlage umgesetzt wurde.“ Vgl. auch West (2012), S. 505. Kunz (2009, S. 120) verweist noch auf zwei weitere neuere, fragmentarisch erhaltene Funde „in der Region Ahellekan, am Südwestrand des Tassili, die ähnliche Viergespanne mit nach vorn stürmenden, sich aufbäumenden Pferden zeigen.“ 160 Kunz (2009), S. 121. - 32 Ein größerer libyscher Stamm in Kyrene waren die Marmariden. Nun besagen das „Liber Generationis“ und die „Anonyme Chronik“, beides Schriften aus dem 6./7. Jh. n. Chr., dass die Marmariden offenbar zu den Garamanten gehörten.161 Wahrscheinlich haben sich die Marmariden einst von ihren Volksangehörigen aus dem Fezzan gelöst, sind in die Kyrenaika ausgewandert und haben einen eigenen Stamm gebildet. Oder die Marmariden blieben, als der Einfluss der Garamanten aus der Kyrenaika nachließ, im kyrenäischen Gebiet, während sich andere Garamanten wieder in den Fezzan zurückzogen. Obwohl Herodot im 5. Jh. v. Chr. nur wenig über die Garamanten sagen konnte, wusste man seit hellenistischer Zeit über die „Mythologie“ und Religion der Garamanten viel besser Bescheid. Da allerdings die genaue Lage des Garamantenlandes (jedenfalls exakte Entfernungsangaben) auch in dieser Zeit nicht genau bekannt war, kann man daraus schließen, dass Griechen im 3. Jh. v. Chr. noch nicht selbst in den Fezzan vordrangen. Entweder also berichteten Angehörige garamantischer Karawanen aus dem Fezzan, welche nach Kyrene gelangten, über die religiösen Verhältnisse in ihrem Kernland oder es gab tatsächlich garamantische Stämme, wie etwa möglicherweise die Asbysten oder die Marmariden, welche außerhalb des Fezzan in der Kyrenaika lebten. Ein gewissenhafter Forscher, der in seinen (drei?) Büchern über Libyen auch die Garamanten mit einbezog, war der Historiker Agroitas von Kyrene (3. Jh. v. Chr.? Jedenfalls hellenistische Zeit). In seinem Werk beschrieb er, soweit es sich noch erkennen lässt, die Landeskunde Libyens samt Geschichte und Mythologie.162 Der erste Teil des Agroitas-Fragmentes, welches die Garamanten erwähnt, bezieht sich jedoch auf den Historiker Alexandros Polyhistor (1. Jh. v. Chr.). Nach diesem soll der Stammvater der Garamanten von einer Tochter des minoischen Königs Minos, Akakallis, geboren worden sein. Der Vater des Stammvaters – sein Name wird unterschiedlich mit Amphithemis oder auch Garamas angegeben – war der griechische Gott Apollon. Allerdings wusste man bereits im Altertum schon nicht mehr, ob dieser Stammvater den Garamanten seinen Namen gab oder umgekehrt. Agroitas weiß zudem von den Garamanten zu berichten, dass sie sehr gottesfürchtig seien und Tempel besäßen.163 Akakallis, so heißt es, war als Jungfrau von Minos nach Libyen verbannt worden. Garamas / Amphithemis zeugte nun mit einer Nymphe vom Triton-See den Nasamon sowie den oben genannten Kaphauros. Nun konnte sich Garamas auch noch rühmen, als Stammvater der Nasamonen zu gelten.164 Garamas habe dann auch die Hauptstadt des Garamantenreiches, welche er nach seinem Namen benannte, gegründet.165 _____________ 161 Liber Gen. 25; Anonym. Chron. 6: „Garamantes qui et Marmarides, (…).“ Ich übersetze diese Stelle mit „Garamanten, welche auch Marmariden (sind bzw. heißen). 162 Vgl. Weiß (2007), S. 62-63. 163 Agroitas von Kyrene FHG F 4 Mueller = Schol. Apoll. Rhod. 4, 1494. 164 Apollon als Vater des Garamas: Serv. in Verg. 4, 198; Isidor. orig. 9,2,125; zur Zeugung des Garamas: Apoll. Rhod. 4, 1491-1496; Eustath. in Dion. Per. 209 = GGM II, S. 253; vgl. auch Hoefer (1894), Sp. 1962. 165 Isidor. orig. 9,2,125. - 33 Diese Mythologie klingt auf den ersten Blick sehr interessant. Es gibt einen Stammvater, seine Eltern sind namentlich bekannt. Sogar ein Zeitpunkt wird angegeben. Wenn Akakallis die Mutter des Garamas war, so ist diese Person in das 16./15. Jh. v. Chr. zu setzen. Letztlich erfährt man noch von einigen Taten des Stammvaters der Garamanten. Aber diese Mythologie bringt auch manche Probleme mit sich. So existieren heute noch manche Theorien über die Herkunft der Garamanten, von denen zunächst die wichtigsten vorgestellt werden sollen: Im 13. und im 12. Jh. v. Chr. gelangten die Seevölker in das Gebiet der späteren Kyrenaika. Nach Vermischungen mit den Libyern fielen sie in Ägypten ein. Sie wurden jedoch besiegt und ein Teil der Flüchtlinge besetzte den Fezzan (10. Jh.). Die schwachen Eingeborenen des Fezzan wurden entweder versklavt oder zur Untertänigkeit gezwungen. Nach einer anderen Theorie stammten die Garamanten von den Kretern ab, welche ursprünglich am Triton-See siedelten, jedoch im 8. Jh. v. Chr. von den Phönikern in den Fezzan verdrängt wurden. Auch heißt es, dass die Garamanten von den Philistern abstammen könnten. Nach ihrem Rückzug aus Israel soll von ihnen im 10. oder im 9. Jh. v. Chr. das Königtum in Garama begründet worden sein. Schließlich gibt es eine Theorie, welche die Entstehung des Volkes der Garamanten in das 6. Jh. v. Chr. setzt. Nachdem Ägypten von den Persern im Jahre 525 v. Chr. eingenommen worden war, trachtete der persische Großkönig Kambyses II. danach, die Oase Siwa einzunehmen. Als sein Heer aber in der Libyschen Wüste zugrunde ging, fürchteten die Ammon-Priester die Rache des Perserkönigs. Auf ihren Befehl hin soll ein Heer auf der Suche nach einem sicheren Platz bis in den Fezzan vorgedrungen sein und dieses Gebiet unterworfen haben.166 _______________ 166 Diese Theorien werden erwähnt bei Ayoub (1968a), S. 194 und Ayoub (1968c), S. 41-45; vgl. auch Picard (1959), S. 218. - 34 An dieser Stelle ist es angebracht, eine schematische Darstellung zu geben, wie sich die libyschen Kulturen in der Sahara, aus denen in historischer Zeit die Gaetuler und die Garamanten entstanden, entwickelt haben.167 Kulturstufe 1) Jägerperiode Zeitraum ab ca. 9000 v. Chr. oder älter 2) Rundkopfperiode bis etwa 5000 v. Chr. 3) Weideperiode etwa 5000 v. Chr. bis 2500 v. Chr. 4) Pferdeperiode seit etwa 1500 v. Chr. 5) Kamelperiode seit etwa 100 v. Chr. Flora / Fauna Felsbilderkunst feuchtes Klima in der Abbildungen von Wüste; heutige Rindern Trocken-(Wadis) mit Wasser gefüllt; üppige Wälder mit Elefanten und Krokodilen siehe oben Felsmalereien von Menschen mit großen runden Köpfen (bis zu 5 m hoch) durch lebendige Malereien langandauernde von Menschen und Regenfälle bilden Tieren (Figuren etwa sich Weiden; aus den 20-30 cm hoch) Gegenden im Süden erscheinen negroide Völker mit langhörnigem Vieh langsamer Beginn Felszeichnungen von der Trockenheit Kampfwagen und Pferden; Kultur der Garamanten Klima ist dem Siehe heutigen vergleichbar „Pferdeperiode“; hinzu kommen Tifinagh-Inschriften _______________ 167 Diese Tabelle wurde zusammengestellt aus: Kuper (1978), S. 98-103 und Ayoub (1968a), S. 196. - 35 Für die Garamanten existieren neuerdings zwei verschiedene Ansätze zur Chronologie, welche von David J. Mattingly und Mario Liverani erarbeitet wurden:168 Chronologie nach David J. Mattingly: 1) Early Garamantian phase (ca 1000 – 500 v. Chr.) 2) Garamantian proto-urban phase (ca. 500 – 1 v. Chr.) 3) Classic Garamantian phase (ca. 1 – 400 v. Chr.) 4) Late Garamantian phase (ca. 400 – 700 v. Chr.) Chronologie nach Mario Liverani: 1) Pre-Garamantian phase (ca. 1000 – 850 v. Chr.): 2) Formative Garamantian phase (ca. 850 – 400 v. Chr.): - diese Phase basiert auf den Ausgrabungen von Zinchekra und Herodots Libyen-Exkurs; im Wadi el-Agial sind befestigte Höhensiedlungen vorhanden. 3)Mature Garamantian phase (ca. 400 – 0 v. Chr.): - die Höhensiedlungen werden zugunsten von Siedlungen im Talbereich aufgegeben; das Wadi el-Agial wird unter der Vorherrschaft Garamas politisch vereinigt; Förderung des Ackerbaus und Einführung der Foggara; Garama wird etwa um 400 v. Chr. gegründet. 4) Classic Garamantian phase (ca. 0 – 350 n. Chr.): Die Könige von Garama errichten ein zentralistisches Staatswesen und die Herrschaft über verschiedene Wadis; das garamantische Kernland ist das Wadi el-Agial; expansive Politik der Garamantenkönige. 5) Late Garamantian Phase (ca. 350 – 700 n. Chr.): Das zentralistische Staatswesen der Garamanten zeigt Verfallserscheinungen; die Beziehungen zu den Bewohnern der nordafrikanischen Mittelmeerküste werden wieder feindlich; im Wadi el-Agial finden sich vermehrt befestigte fortähnliche Siedlungen. _______________ 168 Zur Chronologie von Mattingly vgl. Liverani (2004), S. 196; zur Chronologie von Liverani vgl. Liverani (2004), S. 197-198. - 36 Die ökologischen Lebensbedingungen in der Sahara und im Fezzan während des Zeitraumes von 10 000 – 3000 v. Chr. boten für die dort lebenden Menschen ideale Möglichkeiten für ein vorzügliches Leben. Aufgrund reichlicher Regenfälle trockneten Seen oder Teiche in diesem Gebiet nicht aus, und weite Savannengebiete sorgten für eine üppige Fauna. Die Menschen zu dieser Zeit fristeten ihr Dasein als Hirten und zogen nur in kleinen Gruppen umher. Während des Zeitraumes von etwa 2200 – 1300 v. Chr. begann in der Sahara die lang andauernde Trockenperiode. Die Regenfälle wurden weniger und die Gewässer erreichten ihre Ausdehnungen oder Schrumpfungen je nach Verlauf der Jahreszeiten. Anstelle des Großviehs ging man größtenteils zu den Ziegen über. Die Bewohner des Fezzan begannen sich wegen der Austrocknungen größerer Gebiete in die Oasen (Wadi el-Agial, Wadi Berguig u. a.) zurückzuziehen, um dort zu siedeln. Auch fanden zu jener Zeit Wanderungen statt, so etwa nach Norden und nach Ägypten (zw. 1250-1200 v. Chr.).169 Die Garamanten selbst gehörten zur neolithischen berberischen Altschicht. Diese Bevölkerungsgruppe war sicherlich rassisch und kulturell einheitlich organisiert. Sie war offenbar in ganz Nordafrika verbreitet. Die früheren neolithischen Ausgrabungen im Wadi el-Agial bei den garamantischen Grabanlagen bestätigen, dass die Garamanten in vorrömischer Zeit ein neolithisches Volk waren. Charakteristisch für die neolithische Kultur sind die zahlreichen Felszeichnungen im Fezzan. Ebenfalls benutzten die Garamanten neolithische Werkzeuge aus Kiesel und Quarzit. Über die garamantische Lebenskultur in römischer Zeit sind wir besser unterrichtet als über die aus der neolithischen Zeit. Wir wissen durch die italienischen archäologischen Erforschungen von 1933/34 nur, dass die neolithisch-garamantische Kultur mit der neolithisch-altberberischen Kultur gleichzusetzen ist. Die neolithischen Gebrauchsgegenstände wurden in römischer Zeit (oder bereits in karthagischer Zeit?) immer mehr durch importierte Waren oder durch lokale Imitationen verdrängt. Zu diesen Waren gehörten Keramik, Glas und Gegenstände aus Eisen.170 Klingenwerkzeuge (Feuerstein, Kiesel u. a.) sowie einheimische Keramik lassen sich im Fezzan bereits seit der mittleren Holozän-Periode (6000 – 4000 v. Chr.) nachweisen.171 Untersuchungen von garamantischen Skeletten haben ergeben, „that the Garamantes were in origin a Berber tribe of Mediterranean type, with a certain admixture of negroid stock.“172 Man hat oft angenommen, dass die heutigen Tebu in der Sahara die Nachfolger der Garamanten seien. Diese Theorie ist allerdings nicht mehr haltbar, da einerseits die Tebu neben den Garamanten im Fezzan lebten und andererseits viele kulturelle Eigenschaften der Garamanten bei den Tebu nicht erscheinen. Das einzige, was die Tebu offenbar von den Garamanten übernahmen, war die Hockerbestattung in Steintumuli.173 ______________ 169 Vgl. Liverani (2000a), S. 18; Mattingly (1999), S. 142. 170 Vgl. Fleischhacker (1969), S. 41. 171 Vgl. Mattingly (1999), S. 142. 172 Vgl. Mattingly (1995), S. 36; vgl. auch Ruprechtsberger (1997), S. 68. 173 Vgl. Fleischhacker (1969), S. 35. - 37 Nun wäre noch das Rätsel um den sogenannten „Garamantischen Apollo“ zu lösen. Es handelt sich hierbei um eine Felszeichnung, welche der deutsche Forscher Heinrich Barth 1850/51 im Fezzan vorfand und als Darstellung eines religiösen Kultes der Garamanten auslegte. Barth schreibt dazu: „In der Tat, wenn wir forschen, wer diese beiden Gottheiten sein mögen, so scheint mir folgende Erklärung, die Herr Professor Movers mir in einem Brief mitzuteilen die Güte gehabt hat, durchaus wahrscheinlich. Nach ihm nämlich stellt die Figur zur Linken den Garamantischen Apollo, die zur Rechten Hermes dar. Apollo ist der mythische Vater Garamas, des Vorfahren der Garamanten, die in alten Zeiten diese Gegenden bewohnten, den Rindern hohe Verehrung zollten und sie als königliche Tiere betrachteten, während die Eigentümlichkeit der nach vorn gebogenen Hörner gerade durch den von den Alten den Rindern dieses Volksstammes beigelegten eigentümlichen Charakter erklärt wird. In der Tat kann ihr Verhältnis zu dem Rind in ihrer Mitte, dessen Geschlecht nicht klar zu ersehen ist, in verschiedener Weise erklärt werden, da es nicht unmöglich ist, dass es die libysche Gottheit Urania unter dem Bilde einer Kuh darstellt.“174 Bates, welcher sich sehr gut mit der Kultur libyscher Völker des Altertums auskannte, hat diese These widerlegt. Er macht darauf aufmerksam, dass auf dieser Felszeichnung Jäger dargestellt sind. Beide Jäger tragen Felle. Der linke Jäger trägt einen Gazellenkopf als Maske und der rechte das Fell samt Maske der Dam-Gazelle. Als Waffen besitzen beide Männer Pfeil und Bogen. Der linke Jäger ist gerade im Begriff zu schießen, während der rechte dies bereits getan hat. Bates erkannte in dieser Zeichnung nicht etwa einen religiösen Kult der Garamanten, sondern eine Jagdszene aus der Jägerperiode (vor 5000 v. Chr.).175 ______________ 174 Barth (1977), S. 105 (Abbildung auf S. 103). Zu dem merkwürdigen Aussehen der garamantischen Rinder und ihrer Gewohnheit, rückwärts zu weiden siehe Hdt. 4,183. Auf diese Quelle gehen zurück: Mela 1,45; Plin. n. h. 8,178; Solin. 29,8. Andere Quellen zu diesen Rindern benutzten ebenfalls: Alexandros von Myndos (Zoologe, 1. Jh. n. Chr.) bei Athen. 5, 221e und Aelian n. h. 16,33, welcher seine Quelle allerdings nicht nennt. 175 Vgl. Bates (1914), S. 95. Eine weitere Abbildung des „Garamantischen Apollo“ findet sich bei Barnett / Mattingly (2003), S. 282. - 38 III. Wirtschaft und Handel 3. 1. Allgemeines: Handel zwischen Nomaden und sesshaften Kulturen ist wegen der Sicherung der eigenen Lebensverhältnisse wichtig. Gaetuler wie auch Garamanten unterhielten mit dem Römischen Reich einen ausgedehnten Handel: Pflanzen, welche (wohl nach libyscher Tradition) von den griechisch-römischen Ärzten als Heilmittel übernommen und verwendet wurden oder auch wilde Tiere als Attraktionen für die Arenen im Römischen Reich tauschten die Gaetuler offensichtlich gegen Güter ein, die sie selbst für den eigenen Lebensunterhalt gebrauchen konnten. Ob bei den Garamanten allerdings der Tauschhandel vorherrschte, oder ob im Garamantenland Münzen im Umlauf waren ist derzeit noch unsicher. Es wurden im Fezzan zwölf Münzen gefunden. Die früheste Münze, ein nachgeahmter Denar („ forged denarius“) stammt aus der Zeit Kaiser Trajans (112-117), ein Denar aus der Zeit des Septimius Severus (198-202), zwei Denare aus der Zeit Kaiser Caracallas (210-214), zwei Denare des Kaisers Elagabal (218-222), ein Follis (Dalmatius oder Constantin [335-337]? Ein Follis ohne Kaiserangabe stammt aus der Zeit zwischen 330-341. Vier fragmentarische Münzen bzw. imitierte römische Münzen konnten weder einer Zeit noch einem römischen Kaiser genau zugeordnet werden, stammen offenbar aber aus dem 3. bis 4. Jh. n. Chr. Insgesamt betrachtet scheinen Münzen als Zahlungsmittel im Garamantenland kaum verwendet worden zu sein. Möglicherweise wurden Münzen als Grabbeigaben verwendet oder man verarbeitete ihr Metall.176 Im Jahre 1999 fand man zudem in einem Grab etwa 700 km nördlich der Zitadelle von Aghram Nadharif eine Münze Constantins des Großen aus dem Jahre 303 n. Chr. Zu jener Zeit war Constantin noch Caesar des Westens. Diese Münze hatte bei der Grablegung möglicherweise die Funktion eines sogenannten Charon-Wegegeldes auf dem Weg in die Totenwelt.177 ______________ 176 Sauer (2007), S. 463-464. 177 Munzi (2006), S. 327: „The coin is a radiate fraction of a nummus, issued in large numbers at Carthage on the occasion of the vicennalia of the Augusti and the decennalia of the Caesars celebrated in the year 303 AD." - 39 3. 2. Die Gaetuler: Um die Zeitenwende ließ Juba II., der König von Mauretanien eine Expedition ausrüsten, die in den Atlantischen Ozean geschickt wurde. Juba wurde bei dieser Gelegenheit zum „Entdecker“ der Kanarischen Inseln, welche man im Altertum auch „Glückselige Inseln“ (Insulae Fortunatae) nannte. Zwar wurden diese Inseln bereits von den Phönikern um das Jahr 800 v. Chr. angelaufen und es gab auch bereits vor Iuba vereinzelte Notizen bezüglich dieser Inseln bei den antiken Autoren, doch kann Juba II. mit Recht als der Entdecker dieser Inseln mit wissenschaftlichem Interesse bezeichnet werden. Juba II. errichtete auch auf Inseln, welche er vor der Küste der Autololen auffand, eine Faktorei zum Färben mit gaetulischem Purpur. Dies erfahren wir durch Plinius.178 Ansonsten schweigen sich die antiken Autoren aus. Sie teilen nur gelegentlich mit, dass der gaetulische Purpur bei der reichen römischen Oberschicht äußerst beliebt war179, und aus sporadischen Äußerungen des Plinius scheint hervorzugehen, dass die Purpurfabrikation auf den Inseln der Autololen zu seiner Zeit noch in Betrieb war.180 Noch im 2. Jh. n. Chr. kennt Ptolemaios eine Insel der Autololen.181 Wahrscheinlich haben sich römische Ritter nicht selten am Handel mit Purpurschnecken an der gaetulischen Meeresküste beteiligt.182 Man hat bisher angenommen, dass die Inseln der Autololen zur Madeira-Gruppe gehört haben.183 Allerdings sind dort keine Überreste einer Purpurfaktorei gefunden worden. Anders sieht es jedoch auf Mogador aus. Auf Mogador selbst befand sich eine römische Nekropole. Zahlreiche Funde sind dort bei den Ausgrabungen seit 1958 gefunden worden. Die Nekropole wurde noch um 350 n. Chr. belegt, was bedeutet, dass auch die Purpurfabrikation dort bis zu jener Zeit bestanden haben könnte.184 Nach einer Notiz bei Athenaios von Naukratis handelten die Gaetuler mit einer Spargelart, welche unwahrscheinlich groß und sick wie ein Schilfrohr aus Zypern war.185 _______________ 178 Juba (FGrHist 275) F 43 = Plin. n. h. 6, 201. 179 Horaz ep. 2,2, 180-182; Ovid Fasti 2, 315; Mela 3,104; vgl. auch Sil. Ital. 16, 175-176; 567-569. 180 Plin. n. h. 9, 127; 35, 45. 181 Ptol. 4,6,33. An anderer Stelle (4,6,24) nennt Ptolemaios noch eine Stadt Autolala, die wohl als Warenumschlagplatz für den gaetulischen Purpur an der gaetulischen Meeresküste gegründet worden war. 182 Plin. n. h. 5, 12. 183 Vgl. Göbel (1887), S. 75; Dessau (1896a), Sp. 2600. 184 Vgl. Desanges (1989), S. 33. Zu den Funden auf Mogador aus römischer Zeit: Jodin (1967), S. 77-252. Jodin vertritt ebenfalls die Ansicht, dass die Purpurfabrikation unter Juba II. auf Mogador entstand. 185 Athen. 2, 62 e; vgl. auch Steph. Byz. s. v. Gaitouloi; Eustath. in Dion. Per. 215 = GGM II, S. 254. - 40 König Juba II. gilt auch als Entdecker der Heilpflanze Euphorbia. Diese soll er auf dem Berge Atlas im Gebiet der Autololen gefunden haben. Über diese Pflanze verfasste er eine Art Handbuch. Juba II. beauftragte die Gaetuler, also hier den Stamm der Autololen damit, diese Pflanze zu einem Heilmittel zu verarbeiten. Dies war keine leichte Aufgabe, denn diese Pflanze besitzt eine so scharfe brennende Flüssigkeit, vor der man sich in Acht nehmen musste. So wurde zunächst ein frischer Schafsmagen unter den Baum gestellt; dieser wurde aus einem gewissen Abstand heraus mit einem Speer durchbohrt und der scharfe Saft wurde in einem Behälter aufgefangen. Dieser Saft wurde getrocknet und zu Heilmitteln verarbeitet. Man stellte auch oft Heilmittel von schlechterer Qualität aus dieser Pflanze her. Man konnte mit der Pflanze Euphorbia Unterlaufungen des Auges und Ischiasbeschwerden heilen. Auch Knochensplitter konnte man damit aus dem Körper herausziehen. Diese Pflanze wurde auch als Gegenmittel für Schlangenbisse verwendet.186 Bei dieser Pflanze handelte es sich um eine Art Euphorbia resinifera, welche nur in den inneren bergigen Gegenden von Mauretanien vorkommt. Es ist dies ein Strauch, der eine Höhe von zwei Metern erreichen kann. Die Dicke der Äste beträgt nur wenige Zentimeter. Der Zeitpunkt, an welchem man diese Pflanze einsammelt, ist der September, wenn die heftigen Regenfälle nachlassen. Der Saft, ein brennendes Harz, kann beim Menschen Blasen und Schleimhautentzündungen verursachen. Die Beschreibung des Sammelns und die medizinischen Verwendungen entsprechen keineswegs der Phantasie, sondern gehen auf Tatsachen zurück.187 Für die römischen venationes, die Tierhetzen, benötigten die römischen Kaiser stets neuen Nachschub für die Arenen in Rom und in den Provinzen, damit die Menschenmengen unterhalten werden konnten. Das heißt jedoch nicht, dass die Tiere immer getötet werden mussten. Vielfach bildeten sie auch einfach nur exotische Überraschungen, die bei den Menschen große Bewunderung erregten. Aus der Gaetulia bezog man, wie es antike Autoren bezeugen, gewaltig große Löwen.188 Es wird sich hierbei wohl um die riesigen Berberlöwen gehandelt haben, die in den mauretanischen Provinzen lebten und erst zu Beginn des 20. Jh. ausgerottet wurden. In der Mauretania Tingitana lebten auch Elefanten, welche – wie bereits erwähnt – im 7. Jh. n. Chr. dort schon ausgestorben waren. Es handelte sich hierbei um die Loxodonten, die sogenannten Waldelefanten, welche kleiner als die heutigen afrikanischen Elefanten waren und bereits seit Urzeiten in Nordafrika vorkamen. Der Karthager Hannibal zog mit Elefanten, welche er aus Nordafrika erhielt, über die Alpen nach Italien. Die Notiz bei Juvenal ist das einzige Zeugnis dafür, dass der Karthager seine Elefanten aus der Gaetulia, vielleicht sogar aus dem Gebiet der späteren römischen Provinz Mauretania Tingitana bezog.189 Ebenfalls haben Oryx-Antilopen, welche heutzutage allerdings vom Aussteben bedroht sind, den Weg aus der Gaetulia ins ferne Rom gefunden.190 _____________ 186 Juba (FGrHist 275) F 7 = Plin. n. h. 25, 77-79; Juba (FGrHist 275 F 8) = Dioskurid. 3,82, 1-3. 187 Stadler (1909), Sp. 1171-1172. 188 Horaz carm. 3,20, 1-2; Ps.-Acronis scholia in Horaz. 3,20,2; Verg. Aen. 5,351; Sen. Phaedra 60; Claudian. in Rufinum liber prior 226 = carm. 3, 226; Avian. 5, 5-6 189 Juv. 10, 157-158. 190 Juv. 11,140; vgl. auch Plin. n. h. 10, 201. - 41 3. 3. Die Landwirtschaft bei den Garamanten: Die frühesten literarischen Hinweise auf einen Ackerbau bei den Garamanten liefert Herodot.191 So sollen sie Erde auf das Salz streuen, um die Erde mit Getreide zu bebauen. Lucan bezeugt den Ackerbau ebenfalls, fügt jedoch hinzu, dass die Garamanten ihn „nackt“ durchführen (das lateinische nudus, -a, -um kann allerdings auch leicht bekleidet bedeuten). Vielleicht wollte der Dichter damit eine gewisse barbarische Eigenschaft charakterisieren.192 Die Lucan-Scholien wissen da schon ein wenig mehr Bescheid. Sie beziehen die leichte Bekleidung auf die große Sonnenhitze, so dass diese Nachricht des Dichters erst verständlich wird.193 Durch archäologische Funde sowie die sich daran anschließenden chemischen Analysen ist es der Wissenschaft gelungen, sämtliche Anbauprodukte der garamantischen Landwirtschaft festzustellen: „An Anbauprodukten gab der sandige Wüstenboden außer Weizen (…), Gerste und anderen Feldfrüchten auch Gemüse, Oliven, Granatäpfel, Datteln, Feigen, Baumwolle und Klee. Die wissenschaftlichen Untersuchungen an Pflanzen- und Getreideresten, die auf dem Djebel Zinchecra geborgen werden konnten, haben bestätigt, daß die Garamanten es schon in der ersten Hälfte des 1. Jts. v. Chr. verstanden, ihren Speiseplan durch Gemüse und Obst zu bereichern. Der Genuß von Schaf- und Ziegenfleisch dürfte allerdings nicht alltäglich, sondern wohl nur zu bestimmten Anlässen möglich gewesen sein. Milch und Milchprodukte ergänzten das Nahrungsangebot der garamantischen Bevölkerung im Fezzan.“194 Obwohl die Regenfälle in der Sahara vor etwa 2000 Jahren bisweilen ein wenig zahlreicher waren als heute, wurde für den Ackerbau meistens das Grundwasser genutzt, da dessen Menge mehr betrug. In der Nordsahara sowie im Fezzan konnten während der Antike erheblich mehr Landflächen kultiviert werden als heute.195 So gewann man das kostbare Wasser in jenen Gegenden durch die sogenannten Foggaras, eine Reihe von Schächten, welche am Ende durch einen Tunnel verbunden waren. Diese Art der Wassernutzung (Förderung von Grund- und Schichtwasser nach oben) wurde bereits seit ältesten Zeiten im Orient angewandt.196 Die Entstehung derartiger Bewässerungsanlagen hat seinen Ursprung in Persien. Die Einführung der Foggaras in den Fezzan erfolgte über die ägyptische Wüste während des 4. oder 3. Jahrhunderts v. Chr.197 Die Theorie Wheelers, dass die Foggaras erst durch die Römer in den Fezzan eingeführt wurden, gilt heute als widerlegt.198 _______________ 191 Hdt. 4,183,1. 192 194 Ruprechtsberger (1997), S. 74-75. Lucan. 4,335; vgl. Seewald (2002), S. 235. 193 Adnotationes super Lucanum 4, 355. 195 Vgl. Ayoub (1968a), S. 204; Mattingly (1995), S. 35; Van der Veen (1992), S. 315-327 (mit sehr ausführlichen Nennungen der jeweiligen Gattungen samt chemischen Analysen); Strab. 17,3,19. 196 Zu den Foggaras und ihrer Funktion: Ruprechtsberger (1997), S. 74; Wilson / Mattingly (2003), S. 235-278; Mattingly / Wilson (2003), S. 37-50; Mattingly (1999), S. 139-142; Mattingly (1995), S. 34; Liverani (2004), S. 196; Liverani (2003), S. 32; Liverani (2000a), S. 23. 197 Crawley Quinn (2009), S. 267. 198 Mattingly (2002), S. 191. Siehe dazu Wheeler (1965), S. 105. - 42 Die wichtigste Oase im Garamantenland war das Wadi el-Agial, also das Kernland der Garamanten. Dort fand eine starke Ausbeutung der Dattelpalme statt. Diese Pflanze war im Altertum in den Oasen des Fezzan stark verbreitet, wie es die antiken Autoren ebenfalls bezeugen.199 Die Garamanten trieben überdies auch mit anderen afrikanischen Völkern Handel. Sie übten also in Innerafrika, die gleiche Rolle aus wie die Phöniker im Mittelmeerraum.200 Dass eine kleine Gruppe von Garamanten während der ersten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. vier Esel und drei Maultiere, welche mit Gerste beladen waren, ins römische Grenzfort von Bu Njem führten, geht aus einem dort gefundenen Ostrakon hervor.201 Diese Lasttiere könnten sehr wohl eine Menge von 1200 bis 1500 Liter Gerste getragen haben.202 Marichal geht davon aus, dass die Garamanten die Gerste (zum Verkauf?) zu einem Markt nahe der Grenzgarnison bringen wollten.203 ______________ 199 Vgl. Liverani (2000a), S. 23; Hdt. 4,183,1; Plin. n. h. 13, 111.; vgl. auch Liverani (2006a), S. 434. 200 Vgl. Lange (2005), S. 266. 201 Ostrakon Bu Njem Nr. 72 = Marichal (1992), S. 178-179. 202 Vgl. Marichal (1992), S. 104. 203 Vgl. Marichal (1992), S. 111. - 43 3. 4. Die Garamanten und die Entwicklung des Transsahara-Handels: Das beste erforschte Kapitel zur Kulturgeschichte der Garamanten ist das Kapitel, welches sich mit dem Handel dieses Volkes beschäftigt. Obwohl nur wenige antike Quellen vorliegen, hat der Fernhandel der Garamanten mit Innerafrika die Gemüter der Wissenschaftler sehr bewegt. In der Forschung werden die Garamanten stets mit dem sogenannten Trans-SaharaHandel in Verbindung gebracht. Ob ein solcher Handel während des Altertums existiert hat, ist in der Forschung allerdings umstritten. Manche Historiker lehnen die Existenz eines TransSahara-Handels völlig ab.204 In der neueren Forschung geht man allerdings davon aus, dass es ihn gegeben haben dürfte.205 Die literarischen Quellen geben insgesamt nur vage Hinweise. Möglicherweise geht ein solcher Handel südlich der Sahara bis in die Zeit der karthagischen Herrschaft in Nordafrika zurück. Nachdem sich die 814 v. Chr. gegründete Handelsstadt Karthago am Ende des 6. Jh. v. Chr. politisch etabliert und ihre Vorherrschaft über Leptis Magna und weitere phönizische Gründungen an der nordafrikanischen Küste ausgedehnt hatte, boten sich nach Lange Möglichkeiten, einen Trans-Sahara-Handel aufzubauen. Die Garamanten kämen als Zwischenhändler für den Handel mit anderen Sahara-Völkern und Innerafrika in Frage. So sei seiner Ansicht nach auch der Aufstieg der Garamanten zu erklären. Nachdem Karthago im Jahre 146 v. Chr. von den Römern zerstört wurde, hätten die Garamanten in Handelsangelegenheiten das Erbe der Phöniker / Karthager angetreten.206 Huß nimmt an, dass etwa ab der Mitte des 6. Jh. v. Chr. militärische Expansionen der Karthager jenseits ihrer Stadt zunahmen. So hätten die Karthager Erkundigungen über Kultur und Siedlungsplätze der Völker im nördlichen Teil der Sahara eingezogen. Andererseits hätten die Karthager von den Garamanten Kenntnisse über die Verhältnisse jenseits der Sahara erhalten. Er weist jedoch darauf hin, dass dies nur eine Hypothese ohne handfesten Beweis sei.207 Einen Beweis für die einen Trans-Sahara-Handel in karthagischer Zeit sehen Forscher in sporadischen karthagischen Grabbeigaben in garamantischen Gräbern sowie in einer Notiz des Buntschriftstellers Athenaios von Naukratis, welcher ungefähr um 200 n. Chr. schrieb. Er nennt Mago, einen Karthager, welcher dreimal die Durchquerung einer großen Wüste, in der man die Sahara zu erkennen glaubt, durchgeführt hat.208 _______________ 204 Diese Ablehnung beruht auf der desolaten Quellenlage. Während der Trans-Sahara-Handel in mittelalterlichen und neuzeitlichen Quellen recht gut belegt ist, fehlen handfeste Belege in den Schriften antiker Autoren. 205 Zu den verschiedenen Forschungspositionen vgl. Masonen (1997), S. 118-120; Liverani (2006b), S. 445 und Giovannini (2000), S. 259-260. Zur möglichen Existenz eines Trans-Sahara-Handels vgl. Mitchell (2005), S. 141;Liverani (2004), S. 199; Crawley Quinn (2009), S. 271; Mattingly (1995), S. 155; Heine (1983), S. 92. 206 Lange (2004), S. 282. Zu den Garamanten als Zwischenhändler vgl. Wright (1989), S. 11; Huß (1989), S. 6-7. 207 Huß (1989), S. 6-7.; vgl. auch Picard (1959), welcher den Beginn des Trans-Sahara-Handel ins 5. Jh. v. Chr. datiert. 208 Athen. 2, 44 d.; vgl. Picard (1959), S. 222. Er hält ein Training Magos für möglich, um die Strapazen einer solch langen Reise zu ertragen. - 44 In welche Richtung diese Durchquerung ging, darüber schweigt sich Athenaios aus. In diesem Mago will man einen Kaufmann sehen, welcher entweder nach Garama zog, das man sich als Warenumschlagplatz für sämtliche Waren aus dem Küstengebiet Nordafrikas oder aus den zentralafrikanischen Gebieten dachte. Ferner war man der Ansicht, das Ziel Magos müssten die reichen Metallvorkommen Westafrikas gewesen sein. Selbst über den Zeitpunkt, zu welchem Mago aufbrach, gibt es bei Athenaios keine näheren Angaben. Einige Forscher setzten diesen Zeitpunkt ins 4. Jh. v. Chr.209 Die Entstehung des Trans-Sahara-Handels setzt der italienische Archäologe Mario Liverani ins das 6. Jh. v. Chr. Um einen solchen Handel für einen langen Zeitraum gewährleisten zu können, bildeten sich im Fezzan Stammesfürstentümer („chiefdoms“) und „Staaten“ („proto-states“), die mit den phönizischkarthagischen Emporia im nordafrikanischen Küstengebiet zusammenarbeiteten.210 Doch nicht nur mit den Karthagern gab es Handelskontakte, auch zu den griechischen Kolonisten in Kyrene suchten die Völker Libyens den Kontakt, um Handel zu treiben. Die Hauptquelle für Liverani sind Teile des Libyen-Logos des Geschichtsschreibers Herodot von Halikarnassos (Hdt. 4, 181-185). Die Siedlungsplätze der libyschen Völkerschaften im Landesinneren bilden nach Liverani die Stationen des Trans-Sahara-Handels. Die Erzählung über die Reise der nasamonischen Jünglinge zum großen Strom mit den kleinen dunkelhäutigen Menschen (Hdt. 2, 32-33.) deutet er dahingehend, dass es die Nasamonen waren, welche in der genannten Zeit den Trans-Sahara-Handel begründet hätten. Insgesamt betrachtet geben die Orte der Nasamonen-Erzählung sowie die innerlibyschen Oasen die Stationen von Handelsstraßen wieder, welche vom Nil im Osten bis zum Mittleren Niger in Westafrika reichen. Die Voraussetzung für diesen Handel war – wie bereits gesagt – die Errichtung eines garamantischen Staates im Fezzan.211 Herodots Wissen über die Libyer geht nach Ansicht von Daniel E. McCall auf Erkundigungen in Ägypten und Kyrene zurück. Berichterstatter hätten sogar die Nasamonen selbst sein können. Aufgrund der Tatsache, dass Herodot zwar über eine Vielzahl von libyschen Völkern Kenntnisse hat, über Karthago allerdings keine näheren Angaben macht, nimmt er an, dass sich zur Zeit der Entstehung des Trans-Sahara-Handels (6./5. Jh. v. Chr.) Feindseligkeiten zwischen Karthagern und den griechischen Siedlern in Kyrene ergeben haben müssten. Die Ursache solcher Zwistigkeiten seien handelspolitischer Natur gewesen.212 ______________ 209 210 Vgl. Huß (1994), S. 351; Huß (1989), S. 6-7; Fleischhacker (1969), S. 40; Law (1967), S. 188. Liverani (2003), S. 36. 211 Liverani (2004), S. 199; Liverani (2000a), S. 23; Liverani (2000b), S. 43; Liverani (2000d), S. 496-520. Zur Nasamonen-Expedition: Masonen (1997), S. 120; Werner (1993), S. 34; Ferguson (1969), S. 10; Hennig (1944), S. 127-132. Für eine Datierung des Beginn des Trans-Sahara-Handels könnte auch sprechen, dass Herodot in seinem Libyer-Exkurs die Beschreibungen über die Völker wiedergibt, wie sie sich um das Jahr 525 v. Chr. oder vielleicht sechzig Jahre vorher darboten. In diesem Jahr eroberte der persische König Kambyses II. Ägypten, und dieses Jahr bildete den chronologischen Anhaltspunkt von Herdots Beschreibung Libyens. 212 Mc Call (1999), S. 203-204; 210; vgl. auch Ferguson (1969), S. 8. - 45 Tatsächlich wurden gegen 500 v. Chr. griechische Kolonisten aus dem karthagischen Machtbereich verwiesen, als sie Versuche machten, sich dort (u. a. am Flusse Cinyps) anzusiedeln. Dementsprechend hätten sich die Feindseligkeiten Karthagos auch bis nach Kyrene erstreckt. McCall lässt die Garamanten und auch die Nasamonen eher den Karthagern als den Griechen gewogen sein.213 Die Nasamonen könnten den Kyrenäern gelegentlich sehr wohl falsche Angaben über Libyen gegeben haben. Für Herodot und die Kyrenäer waren falsche Angaben über die innerlibyschen Verhältnisse schwerlich nachzuprüfen, da die Kyrenäer überwiegend Beziehungen zu den Küstenvölkern pflegten und kaum über ihr Gebiet hinaus, geschweige denn in den Fezzan, selbst gelangten.214 Die meisten Forscher gehen davon aus, dass die Garamanten im Landesinneren als Mittelsmänner fungierten. So sei Garama, die Hauptstadt des Garamantenreiches, ein Warenumschlagplatz gewesen, wo Waren aus den nordafrikanischen Küstenstädten nach Schwarzafrika und nach Ägypten und umgekehrt gelangten. Liverani jedoch erwägt die Möglichkeit, dass griechische und karthagische Seefahrer im 5. Jh. v. Chr. die Küsten Westafrikas erforschten, um selbst die wertvollen Metallquellen erschließen zu können. Auf diese Weise wären sie nicht auf die Vermittlertätigkeiten von Garamanten und Nasamonen angewiesen.215 Obwohl die Quellen über die politische Geschichte des Garamantenreiches sehr spärlich sind, kann man allerdings davon ausgehen, dass das Garamantenreich eine Entwicklung vom Stamm zum Königtum durchlief. 216 Liverani führt Parallelen zwischen dem Garamantenreich und anderen Königreichen an, welche sich etwa zeitgleich entwickelt hatten. So sei die Entwicklung des Königreiches von Meroë ebenfalls in das 6. Jh. v. Chr. zu setzen. Auch wie beim Garamantenreich erlebte dieses Königreich seine kulturelle und wirtschaftliche Blüte während der Zeit vom 1. – 3. Jh. n. Chr., also in römischer Zeit. Auch könnte es durchaus kulturelle Verbindungen zwischen den Garamanten und Meroë gegeben haben (Pyramidenformen). Archäologische Ausgrabungen in Jenne ergaben, dass sich dort um 500 v. Chr. ein Proto-Ghana-Königreich etabliert hatte. Die Blütezeit dieses Königreiches fiel in das frühe 1. Jt. n. Chr. Liverani vermutet, dass diese Königreiche (Garama, Meroë) in römischer Zeit nach dem Vorbild der römischen Staatsform imitiert waren.217 ________________ 213 Mc Call (1999), S. 203-204; 210. 214 Mc Call (1999), S. 212. 215 Liverani (2006b), S. 449. 216 Liverani (2000a), S. 24. 217 Liverani (2000a), S. 26. Zu Jenne allgemein vgl. Mitchell (2005), S. 146. Zu Funden römischer und südasiatischer Glasperlen („glass beads“) in Jenne: Mitchell (2005), S. 143; Masonen (1997), S. 121. In der Republik Niger wurde sogar eine kyrenäische Statuette aus dem 2. Jh. n. Chr. gefunden: Masonen (1997), S. 121; vgl. auch Liverani (2006b), S. 447-448. - 46 Unklarheit besteht darüber, mit welchen Beförderungsmitteln der Trans-Sahara-Handel durchgeführt wurde. In der älteren Forschung hielt man sich an die Felszeichnungen der Sahara, welche Menschen mit Wagen und Pferden darstellen sowie an die Erwähnung der Garamanten bei Herodot, welche auf Viergespannen Jagd auf aithiopische Höhlenbewohner (Troglodyten) machten. Man verknüpfte die verschiedenen Orte mit solchen Felsabbildungen und so war die Theorie einer sogenannten „Wagenstraße“ geboren, auf die sich der Handel abgespielt haben soll. Heute wird sowohl diese Theorie als auch die Möglichkeit, einen Handel quer durch die Sahara und darüber hinaus nur mit Hilfe von Pferden zu betreiben, größtenteils abgelehnt. Alternativ denkt man an Ochsengespanne und in späterer Zeit an Kamele (Dromedare) als Transportmittel. Der These, dass es zu Caesars Zeit nur wenige Kamele in Nordafrika, nämlich nur im Besitz des numidischen Königs Juba I. gegeben habe, stehen neuere Ausgrabungen in Aghram Nadharif entgegen, wo man Dromedarknochen gefunden hat.218 Vielseitig sind auch die Vorschläge der Forscher über die einzelnen Routen der Handelskarawanen durch die Sahara und ins Innere Schwarzafrikas. Es sollen an dieser Stelle keine ausführlichen Rekonstruktionsversuche, sondern nur allgemeine Angaben gemacht werden. So vermuten Historiker und Archäologen, dass Karawanenstraßen von den punischen Emporia (Leptis Magna, Sabratha, Oea) über Oasen bzw. Festungen/Forts (Zawila, Cydamus, Bu Njem, Augila) nach Garama führten, das eine zentrale Rolle für den Zwischenhandel einnahm. Von Garama aus gingen weitere Abzweigungen in weiter südlich und westlich gelegene Plätze des Garamantenreiches sowie nach Mauretanien, nach Westafrika, in die Gebiete des Tschad-Sees und in östliche Richtung nach Ägypten und in das Königreich von Meroë.219 Der Trans-Sahara-Handel dauerte auch in römischer Zeit an. Neben den Garamanten beteiligten sich auch die nordafrikanischen Phazanii als Händler im trans-saharischen Handel. Eine Steigerung des Handels ergab sich nach Ansicht mancher Forscher etwa seit dem Jahre 70 n. Chr., als die gegenseitigen Kontakte zwischen den Garamanten und dem Römischen Reich friedlicher wurden. Sowohl die römischen als auch die garamantischen Kaufleute dürften bei ihren Handelsaktionen bis in die schwarzafrikanischen Gebiete hinein reichlich Gewinne gemacht haben.220 ____________ 218 Hdt. 4, 183. Vgl. Lange (2004), S. 279-280; Liverani (2000b), S. 448-449; Masonen (1997), S. 121-122; Huß (1989), S. 7.; Roe (2005-2006), S. 126. 219 Über die Möglichkeiten einer Rekonstruktion der alten Handelsrouten ist viel geschrieben worden. Ich gebe an dieser Stelle eine kleine Auswahl: Liverani (2000b), S. 447-448; Roe (2005-2006), S. 121-123; Connah (2004), S. 107-111; Ruprechtsberger (1997), S. 75; Mattingly (1995), S. 156; Wright (1989), S. 11; Azzaroli (1985), S. 61; Heine (1983), S. 92-93; Ayoub (1968c), S. 46-47; Law (1967), S. 187. Zu Zawila und ihrer Funktion beim Trans-Sahara-Handel vgl. Ruprechtsberger 2006), S. 626-628. 220 Vgl. Mattingly (1995), S. 157; Ruprechtsberger (1997), S. 75; Floriano Squarciapino (1966), S. 2. Liverani (2006c, S. 376) vermutet, dass der Trans-Sahara-Handel um 200 n. Chr. eine Unterbrechung erfahren haben könnte. - 47 Folgende Handelsgüter aus Innerafrika, welche in die Küstenstädte Nordafrikas gelangten, werden in der Forschung genannt: Wilde Tiere: Wilde Tiere aus dem Inneren Afrikas, welche nicht innerhalb der römischen Provinzen vorkamen, seien das allerwichtigste Handelsobjekt gewesen. Für die Tierhetzen in den römischen Arenen wurden sehr viele exotische Tiere benötigt. Neben lebenden Tieren, besonders Löwen und Elefanten gelangten auch wertvolle tierische Produkte wie Elfenbein, Tierfelle, Straußeneier und Federn ins römische Reich.221 Sklaven: Aufgrund der Herodotstelle (4,183,4 ), nach welcher äthiopische Höhlenbewohner von den Garamanten gejagt wurden, nehmen manche Forscher einen Sklavenhandel an. In diesen Troglodyten will man die Tebu (Tubu) erkennen, die vom Fezzan bis Tibesti vorkommen. 222 Huß fasst den Menschenhandel mit Schwarzafrikanern folgendermaßen zusammen: „Eine gewisse Zahl von Negersklaven scheint – durch die Vermittlung der Garamanten – aus dem Fezzan oder aus den Randgebieten der Sahara gekommen zu sein.“ Die von den Garamanten gejagten Troglodyten waren der Überrest einer ursprünglich aus dem Fezzan ansässigen khoisanen Urbevölkerung. Ihre zischende Sprache ist vergleichbar mit den Schnalzlauten, welche man bei den Hottentotten oder Buschmännern hören kann.224 ___________ 221 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 75; Huß (1994), S. 351; Huß (1989), S. 6; Fleischhacker (1969), S. 40; Floriano Squarciopino (1966), S. 5; Wheeler (1965), S. 103-104; 111; Bates (1914), S. 102-102. Picard (1959, S. 220) führt als Tiere, welche ins Römische Reich importiert wurden folgende an: Affen (Magots / Paviane), Löwen, Papageien, Panther, Strauße. 222 Roe (2005-2006), S. 124; Lange (2005), S. 265; Mattingly (2000), S. 166; McCall (1999), S. 203; Militarev (1996), S. 725; Wright (1989), S. 12; Azzaroli (1985), S. 62; Desanges (1981), S. 427; Ayoub (1968b), S. 220; Law (1967), S. 183; Picard (1959), S. 218. 223 Huß (1994), S. 359. 224 Mauny (1978), S. 283; Fleischhacker (1969), S. 37; Ayoub (1968b), S. 220. - 48 Mattingly hält es für möglich, dass Sklaven für den Bau der Foggaras verwendet wurden.225 Liverani vermutet, dass Aghram Nadharif eine Zwischenstation für den Sklavenhandel gewesen sein könnte.226 Sklaven aus dem Süden wurden gegen Salz aus dem Fezzan eingehandelt.227 Aus dem 3. Jh. n. Chr. liegen Ostraka aus der römischen Grenzfestung Bu Njem vor, welche einen Sklavenhandel belegen könnten. In einem Ostrakon ist die Rede von zwei Ägyptern und einem entflohenen Sklaven namens Gtasazeiheme Opter, die von Garamanten ins Fort gebracht wurden.228 Nach Marichal könnte es sich um einen entlaufenen römischen Sklaven aus dem Fort oder um einen afrikanischen Sklaven gehandelt haben.229 Der Wohlstand von Leptis Magna soll sogar zu einem großen Teil auf den Handel mit Sklaven aus Schwarzafrika zurückzuführen sein.230 Edelmetalle: Neuere Funde in Garama/Jerma belegen, dass auch mit Kupfer gehandelt wurde.231 Ob es einen Trans-Sahara-Handel mit Gold gegeben hat, ist in der Forschung umstritten. Belege gibt es in antiken Texten nicht. Es gibt nur einige vage Hinweise, dass die Karthager mit Gold bzw. Goldstaub auf dem Seeweg gehandelt habe.232 Im Fezzan gibt es keine Goldfunde. Wenn überhaupt, dürfte sich ein geringer Goldhandel nur auf Gebiete der westlichen Sahara erstreckt haben.233. Erst während der Spätantike (etwa seit der Regierungszeit Kaiser Diocletians) seien westafrikanische Goldvorkommen in größerem Umfang ausgebeutet worden. In byzantinischer Zeit sei der westafrikanische Goldhandel angestiegen.234 ______________ 225 Mattingly (2000), S. 166. 228 Ostrakon Bu Njem Nr. 90 = Marichal (1992), S. 197. 229 Marichal (1992), S. 109; vgl. Mattingly (1995), S. 156. 230 Fleischhacker (1969), S. 22. 231 Mattingly (2002), S. 194; McCall (1999), S. 214. 232 Hdt. 4, 196. Vgl. Wright (1989), S. 12; Ferguson (1969), S. 16. 233 Law (1967), S. 189. 234 226 Liverani (2006b), S. 446. 227 Liverani (2000b), S. 41. Crawley Quinn (2009), S. 267; Mitchell (2005, S. 143 (mit weiteren Literaturangaben); Desanges (1989), S. 46-48. - 49 Wertvolle Steine: Bei den wertvollen Steinen, die mit den Garamanten in Verbindung gebracht werden, handelt es sich um den Karbunkel (carbunculus; auch anthrax oder karthagischer Stein genannt).235 Es ist eine Rubinart. 236 Rötliche Steine und Amazoniten wurden von garamantischen Handwerkern bearbeitet. Möglicherweise stammen sie aus dem Nordwesten von Tibesti. 237 Diese Steine waren bei den Römern sehr beliebt, aber es lässt sich aus den antiken Texten nicht erkennen, ob ein Handel mit den Karbunkeln in einem größeren Umfang betrieben wurde.238 Dass ein Handel der Garamanten mit Edelsteinen, besonders Smaragden, keinesfalls belegt ist, zeigt eine Studie von Monod.239 Handelsgüter, welche zu den Garamanten gelangten: Archäologische Ausgrabungen haben bestätigt, daß Amphoren aus römischen Töpfereien in Nordafrika auch ins Garamantenreich gelangten. Im Vergleich zu den Exporten nach Rom und in andere Reichsregionen war die Anzahl jedoch kleiner. Es wurden Amphorenfragmente in Garama sowie einigen anderen größeren Siedlungen im Garamantenland in Gräbern gefunden. In diesen Amphoren wurde vermutlich hauptsächlich Olivenöl transportiert. Aghram Nadharif gilt bislang als südlichste bekannte Stätte, an welcher römische Amphorenfragmente entdeckt wurden.240 *** Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass sich der Transsahara-Handel im 6. Jh. v. Chr. durch die Karthager entwickelt hat; die Garamanten traten als wichtigste Händler bzw. Mittelsmänner der Sahara und Schwarzafrika auf. Es bildete sich bei den garamantischen Vornehmen allmählich eine Wohlstandsgesellschaft heraus, deren Reichtum seit der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. immer mehr zunahm. Der Transsahara-Handel wurde offenbar bis in die Spätantike aufrecht erhalten. ____________ 235 Theophr. de lapid. 3,18; Strabon 17,3,11; 19; Plin. n. h. 5,34; 37,92; 100; Sil. Ital. 15, 676-678; Isidor. orig. 16,14,1; 3. 236 Vgl. den Kommentar zu Plin. n. h. 37, 92 in der Plinius-Ausgabe, Buch 37 (1994), S. 162. 237 Mattingly (2002), S. 184-203. 238 Swanson (1975), S. 588-589. 239 Monod (1974), S. 52-56; vgl. jedoch Milburn (1985), S. 243. 240 Vgl. Liverani (2006b), S. 446. Zur Keramik vgl. auch Ruprechtsberger (1997), S. 65-66 Milburn (1985), S. 245. Die Garamanten führten auch Eisen, Wein, ägyptische Fayence- und Glaswaren, Perlen und Wolle ein. Vgl. Mattingly (1999), S. 132; Mattingly (1995), S. 156. - 50 Wie eine Großwildjagd der Garamanten verlaufen sein könnte, schildert der Satiriker Lukian von Samosata: Die Garamanten zogen demnach aus, um Esel, Strauße, jede Menge Affen und teilweise auch Elefanten zu jagen. Sie übernachteten in mitgebrachten Zelten. Die Jagdexpedition war offenbar nur so lange unterwegs, wie die Hitze noch nicht arg war. Änderte sich die Temperatur, so zogen sie sich wieder zum Schutze zurück.241 Lukian meint wahrscheinlich, dass sich die Garamanten wieder in ihr Lager zurückzogen. Fleischhacker glaubt, dass diese Jagdexpeditionen der Garamanten in der Regel während der Winterszeit durchgeführt wurden, weil das Klima etwas erträglicher war. Das Endziel dieser Expeditionen waren die schwarzafrikanischen Gebiete im Sudan.242 IV. Leben und Gesellschaft der Gaetuler und der Garamanten 4. 1. Das „Königtum“ bei den Gaetulern und den Garamanten: Der erste gaetulische „König“, welcher in der antiken Literatur genannt wird, ist (H)iarbas. Elfriede Storm schreibt über ihn: „Der mythische Hiarbas ist der erste im antiken Schrifttum als König bezeichnete Afrikaner. Er begegnet uns in der Gründungslegende von Karthago, die berichtet, daß Hiarbas die schöne, an den Gestaden der heutigen Bucht von Tunis an Land gegangene Phönikerin Dido vergeblich umwarb. Heldinnen von Sagen sind ihren Verfassern oder Erzählern zufolge ja immer schön, aber Hiarbas war kein wirklicher König. Vielmehr wird man in ihm den Führer eines kleinen Gemeinwesens sehen müssen, das noch nicht als Staat im modernen Wortsinne anzusprechen ist. Auch seine Herkunft ist nicht gesichert; Vergil und Ovid nennen ihn Gaetuler oder Maurus, während Justin ihn als rex Maxitanorum, also König des Stammes der Mazikes bezeichnet, die über Mauretanien verstreut lebten. Dies war jedoch so weit vom Schauplatz der phönikischen Landnahme an der Bucht von Tunis entfernt, daß die Interpretation Justins wenig glaubhaft erscheint.“243 _____________ 241 Lukian. Dips. 2; 7. 242 Vgl. Fleischhacker (1969), S. 40. 243 Storm (2001), S. 22 (mit den antiken Belegstellen). In Vergils Aeneis, welche die Dido-Sage darstellt, wird Hiarbas mit unterschiedlichen Titeln bezeichnet: in Verg. Aen. 4, 36 ist er ein „ductor“ (wohl mit derselben Bedeutung von dux (Häuptling, Anführer, Fürst), während er in Verg. Aen. 4, 196 als „rex“ (König) bezeichnet ist. Schließlich werden in Verg. Aen. 4, 320-321 die Anführer libyscher Stämme „tyranni“ genannt („te propter Libycae gentes Nomadumque tyranni / odere infensi Tyrii ;“). In der angloamerikanischen Fachliteratur werden antike nomadische tyranni oftmals als „Häuptlinge“ („chiefs“) bezeichnet (Hinz (2008), S. 60. Hinz hat in seinem Aufsatz herausgearbeitet, dass der Tyrannenbegriff sowohl negativ als auch ehrfurchtsvoll gebraucht werden kann (Hinz (2008), S. 59). Wie Hinz darlegt, ist die antike Bezeichnung tyrannus für auswärtige Herrscher in hellenistischer und in römischer Zeit nicht ungewöhnlich. Möglicherweise steht tyrannus z. B. bei orientalischen Herrschern für die fremde Kultur, welche einen Gegensatz etwa zur römischen Lebensweise bildete. (Hinz (2008, S. 61-63). Wenn Vergil die Nomaden Libyens als tyranni ansieht, könnte er in Anlehnung an Sallust dabei die negativen Charaktereigenschaften vor Augen haben, welche Sallust im Bellum Iugurthinum den Gaetulern zuschreibt (Hinz (2008), S. 64). - 51 Die Gestalt des Hiarbas ist keine literarische Fiktion, sondern Vergil hat in seinem vierten Buch eine ältere Legende verarbeitet.244 Historisch gesehen gibt es jedoch tatsächlich keinen einzigen Hinweis, dass die Gaetuler von Königen beherrscht wurden. Wie bei der geographischen Beschreibung der Gaetulia dargelegt wurde, bildeten die verstreuten gaetulischen Stämme keine völlige politische Einheit für einen längeren Zeitraum. Auch Tacfarinas wurde während seines Aufstandes gegen die römische Fremdherrschaft in Nordafrika (17 – 24 n. Chr.) nur zum „Häuptling“ der Musulamier („dux Musulamiorum“), nicht jedoch zum König erhoben.245 Die Musulamier waren, wie bereits gesagt wurde, ein größerer gaetulischer Stamm. Es ist unsicher, ob Hiarbas ein Personenname oder ein Herrschertitel war, denn bei Silius Italicus die garamantische Prinzessin Asbyte von einem Garamanten abstammte, welcher ebenfalls Hiarbas heißt.246 Vielleicht handelte es sich hierbei um einen Titel oder es ist als Vorfahr der Hiarbas aus der Aeneis gemeint, welcher in diesem Falle von Silius Italicus als „Garamante“ bezeichnet wird, da dessen Mutter eine Nymphe aus dem Garamantenland war. Von den Stammesführern wählten die Berber einen sogenannten Agelliden, eine Art Oberführer, welcher das höchste Ansehen unter allen Kriegern genoss. Dieser Agellid gebot über eine stärkere Stammeskonföderation und war bei allen Aktionen, die er durchführen wollte, auf das Wort seiner Untertanen oder Vasallen angewiesen. Die Untertanen hielten ihrem Agelliden die Treue. Dieser wiederum war verpflichtet, seinen Untertanen stets Schutz zu gewähren. Ein Agellid war eben nur der Führer einer Stammeskonföderation, aber kein richtiger König.247 Bei den Gaetulern gab es in historischer Zeit Agelliden, etwa während der Ereignisse des Bellum Gaetulicum (5/6 n. Chr.) und der oben genannte Tacfarinas wäre mithin der bekannteste historische gaetulische Agellid, von welchem wir überhaupt hören. ______________ 244 Ferguson (1969), S. 2. 245 Tac. ann. 2,52,1. 246 Sil. Ital. 2, 58. 247 Vgl. Storm (2001), S. 21-22; Gilhaus (2011), S. 345. - 52 Der Herrscher über die Garamanten wird in den Quellen nie als Führer, Häuptling o. ä. (dux, princeps), sondern durchwegs als König (rex, βασιλεύς) bezeichnet. Ein formelles Königtum lässt sich bei den Garamanten vom 1. bis zum 4. Jh. n. Chr. beobachten. In vorrömischer Zeit geben griechische Literaten nur ungenaue Angaben. Bei ihnen ist nur vom „Volke“ der Garamanten die Rede.248 Es scheint so, als sei die politische Entwicklung bei den Garamanten parallel zu den Ereignissen an der nordafrikanischen Mittelmeerküste verlaufen, so etwa der Aufbau eines garamantischen Staatswesens parallel mit den phönizischen und griechischen Koloniegründungen in der Formativen Phase (850–400 v. Chr. nach Liveranis Chronologie). Selbst das Königtum bei den Garamanten habe seine Parallele mit dem gleichzeitigen Entstehen der Kaiserzeit im Römischen Reich.249 Den Höhepunkt der Macht des Königs der Garamanten sieht man allgemein im 1. Jh. n. Chr. In diese Zeit fallen auch die zahlreichen militärischen Konflikte mit den Römern in Nordafrika sowie das Ausgreifen in die Gegenden südlich der Sahara (Tschad, Niger).250 Nach den neueren Forschungsergebnissen Mario Liveranis ergibt sich folgendes Bild: Es gab ein zentrales Kernland im Garamantenland, von welchem die Garamanten überhaupt erst ihren Namen erhielten. In diesem Kernland befand sich die Hauptstadt mit Sitz der herrschenden Dynastie. Diese Einrichtung gehe sicherlich bis in frühere Zeiten zurück. Das Wadi el-Agial habe seine Bedeutung als Mittelpunkt eines großen Reiches allerdings erst in klassischer Zeit erlangt.251 Die herrschende Dynastie in Garama gebot über weite Randgebiete in der Sahara, welche Liverani „local communities“ nennt. Es handelt sich hier um größere Oasen (Wadi Tannezzuft, Aghram Nadharif, GhatOase, Aweynat-Oase u. a.) mit einer ähnlichen Kultur wie im Kernland. Diese größeren Oasen seien möglicherweise politisch selbstständig gewesen. Kleinere Siedlungen jedoch blieben unter der Botsmäßigkeit der größeren Siedlungen.252 Befestigte Forts waren im Garamantenland verteilt. So war etwa die Zitadelle von Aghram Nadharif an der Südgrenze des Garamantenreiches ein Kontrollpunkt für die durchziehenden Karawanen gewesen.253 Auffällig ist, dass Luxusgüter größtenteils im Kernland sowie in Garama gefunden wurden. Ebenso sind dort die Zeremoniengebäude sowie die umfangreich ausgestatteten Gräber der wohlhabenden Schicht auffällig.254 _______________ 248 Liverani (2006a), S. 434 („(…) merely a „people“ in Greek eyes.“). 249 Liverani (2003), S. 35-36. Vgl. Wright (1989), S. 11. 250 Vgl. Mattingly (2000), S. 160; Mattingly (1996), S. 319-320. Vgl. Azzaroli (1985), S. 62. 251 Liverani (2006a), S. 442. Er weist auch darauf hin, dass der Name der Hauptstadt des Garamantenreiches, Garama, „Stadt“ bedeutet haben könnte. Als Beleg führt er das Wort „aghram“ an, was in der heutigen TuaregSprache dieselbe Bedeutung hat. Vgl. auch Liverani (2004), S. 191 und Salama (1981), S. 522. 252 Liverani (2006a), S. 442-443. 253 Liverani (2006a), S. 434; vgl. Liverani (2000b), S. 41. 254 Liverani (2006a), S. 443. Er kommt dabei zu folgender Folgerung: „This means that kingship had a paramount ceremonial funktion.“ - 53 Der Garamantenkönig herrschte sowohl über nomadische als auch sesshafte Völker.255 Möglicherweise war auch Sklavenhaltung im Garamantenreich nicht unüblich.256 In den Randgebieten wurden offensichtlich sogenannte „Statthalter“ eingesetzt. Ayoub vermutet, dass neben dem König der Garamanten in den „Provinzen“ (Oasen) und vielleicht auch in den aithiopischen Gebieten, die von den Garamanten kontrolliert wurden, Statthalter und Fürsten fungiert haben könnten. Herrscher anderer Stämme, über welche eine Hegemonie ausgeübt wurde, hatten dem König Abgaben zu leisten sowie nach Bedarf ein Aufgebot an Kriegern, dessen Zahl der Garamantenkönig festsetzte, zu stellen. Ayoub glaubt auch, dass die Statthalter die Rolle von Kaufleuten und Karawanenherren übernahmen.257 Der König der Garamanten gebot auch über Gebiete weit nördlich seines Kernlandes, so über Phazania, bevor es römisch wurde.258 Möglicherweise übte er auch einen gewissen Einfluss bis in die römischen Küstenstädte Nordafrikas aus.259 Insgesamt betrachtet dehnte sich die Herrschaft des Garamantenkönigs von seinem Kernland im Wadi el-Agial (Fezzan) über weite Teile der Sahara-Oasen aus. Im Norden herrschte er über Phazania mit möglichem Einfluss auf römische Städte, im Westen bis in maurische Gebiete und bis zum Nigerbogen. Im Süden drang er bis in Gebiete Zentralafrikas (Tschad) vor, während er im Osten über aithiopische Trogodyten (Höhlenbewohner) herrschte. Dass ein Herrscherkult existiert haben könnte, bezeugt der Dichter Silius Italicus, wenn er sagt, dass sich die Herrscher der Garamanten als Nachkommen des Gottes Ammon bezeichneten.261 Dies wäre damit vergleichbar, wenn sich etwa der Makedonenkönig Alexander der Große als Sohn des Zeus ausgab. Politische Widerstände gegen den Garamantenkönig scheinen in seinem eigenen Reich stattgefunden zu haben. Ruprechtsberger legte eine wenig beachtete Stelle bei Plinius dem Älteren, in der es heisst, dass 200 Kampfhunde dem König der Garamanten die Rückkehr aus dem Exil ermöglichten, in diesem Kontext folgendermaßen aus: Von der von Plinius angeführten Exilierung des Garamantenkönigs könnte man sich vorstellen, daß sie durch innenpolitische Unstimmigkeiten zwischen einem Rom freundlich gesinnten König und einer dagegen oppornierenden unabhängigen Partei vielleicht nach einer ersten engeren Kontaktaufnahme zu Beginn des 1. Jh. n. Chr. verursacht worden ist.“262 ______________ 255 Salama (1981), S. 522. 256 Mattingly (2002), S. 194. 257 Ayoub (1968c), S. 80-81; vgl. Ayoub (1968a), S. 200. 258 Liverani (2006a), S. 443. 259 Sil. Ital. 2, 59-64. 260 Liverani (2006a), S. 443; Mattingly (2000), S. 160; Vgl. Ptol. 1,8,4 und Rössler (1980), S. 276: „(…) einen Garamantenkönig, der zugleich Äthiopenkönig war, also den Herrscher eines libysch-äthiopischen Imperiums, das die Frucht des in seinen Anfängen sehr weit zurückreichenden garamantischen Imperialismus war.” 261 Sil. Ital. 2, 59; vgl. auch Ayoub (1968a), S. 200. 262 Plin. n. h. 8, 142.; Ruprechtsberger (1997), S. 28. - 54 4. 2. Die Religion der Gaetuler und der Garamanten: Über die ursprünglichen Gottheiten, welche von den Gaetulern verehrt wurden, ist nichts bekannt. Man kann in diesem Fall nur auf die religiösen Verehrungen der Libyer im Altertum allgemein verweisen. Dazu bemerkt Vycichl: „Berge, Höhlen, seltsam geformte Steine, Quellen und Wasserläufe galten bei den Berbern als Sitz geheimer Mächte.“263 Auch nahm der Himmel als schützende Decke einen bedeutenden Platz in der altlibyschen Mythologie ein.264 Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Religion nomadischer Völker Nordafrikas war der Jagdzauber: „Heute ist die Bedeutung der Jagd zurückgegangen. Im Hoggar besitzen noch die Dase Ghali, in welchen die alten Bewohner des Gebirgslandes, die Isebeten, aufgegangen sind, ausgedehnte Jagdrechte. In Andjra (Nord-Marokko) wird vor der Jagd um Erfolg gebetet. Der Anführer der Jagd muss ein besonders guter und ehrenhafter Mann sein. Kein Unglücksbringer (Isa) soll teilnehmen dürfen. Wer unziemlich spricht, wird als Isa nach Hause geschickt. Wenn sich bei den Ulad Bu Aziz (Nord-Marokko) ein Jäger schlecht benimmt, ziehen die anderen um ihn den „Jägerkreis“, den er solange nicht verlassen darf, bis er eine ihm auferlegte Buße bezahlt hat. Wer kein richtiger Jäger ist, bringt der Jagdgesellschaft Unglück und muß gegebenenfalls den anderen ein Schaf oder eine Ziege schlachten.“265 Libysche Nomadenstämme opferten im Altertum dem Mond (eine männliche Gottheit) und der Sonne. Diese Verehrungsform hat sich bei den Tuareg erhalten. Das Hauptopfertier war seit ältester Zeit der Widder.266 Silius Italicus sagt, dass die nomadischen Gaetuler Hausgötter („penates“), welche umherirren sollen, mit sich führten.267 Wir wissen nicht, welche Gottheiten gemeint sein könnten. Es handelte sich offensichtlich um Fetische bzw. Götzenfiguren. Während der Spätantike traten einige Stämme zum christlichen Glauben über.268 Teilweise wurde die Christianisierung der nomadischen Stämme Nordafrikas gewaltsam vorangetrieben. Unter Kaiser Justinian I. (527-565 n. Chr.) wurden die Gadabitani gezwungen, Christen zu werden.269 Auch die Bewohner der Oase Kidamé, deren Bewohner zur Zeit Justinians (oder bereits früher?) Μαυρούσιοι Πακᾶτοι (Maurusii Pacati) genannt wurden, schworen sogar freiwillig ihrem heidnischen Glauben ab und traten zum Christentum über.270 Es handelt sich hierbei um die Phazanii der Oase Cydamus, welche nun nach spätantiker Auffassung wie alle Völker Nordafrikas „Maurusii / Mauri“ genannt wurden.271 _______________ 263 Vycichl (1973), S. 607; vgl. auch Sil. Ital. 2, 65-67. 264 Vgl. Vycichl (1973), S. 634. 265 Vycichl (1973), S. 640-641. 266 Vgl. Vycichl (1973), S. 649; 656; vgl. Hdt. 4, 188. 267 Sil. Ital. 3, 290; vgl. auch Verg. Georg. 3, 343-344. 268 Prudent. contra Symm. 2, 809. 269 Prokop. de aedif. 6,4,12. 270 Prokop. de aedif. 6,4, 9-10. 271 Vgl. Gutsfeld (2008), S. 465-466. - 55 Die Ursachen dieser teilweise gewaltsamen Bekehrungen dürfen wohl in der Zeit des Aufstandes der Libyer (546-548 n. Chr.) zu suchen sein. Die Libyer versuchten, die Römer (nunmehr Byzantiner) aus Nordafrika zu vertreiben. Dieser Aufstand scheiterte jedoch, so dass Kaiser Justinian I. diese Maßnahmen für nötig hielt, nicht nur um die Libyer zu strafen, d. h. sie ihrem alten Glauben zu berauben, sondern auch, um den heidnischen Glauben nun völlig auszurotten. Dass die „Maurusii Pacati“, also die „befriedeten Mauren“ der Oase Kidame (Cydamus) freiwillig Christen wurden, liegt vielleicht daran, dass sie am Aufstand beteiligt waren, und nun durch den Übertritt zum Christentum vom Kaiser Milde erhofften. Bei den Garamanten scheint es, dass sie eine einzige Hauptgottheit, den Gott Ammon, verehrt hatten. Von den römischen Autoren bringen besonders die Dichter die Garamanten oftmals mit diesem Gott in Verbindung.272 Ammon, der Gott mit Widderhörnern, wurde im Alten Ägypten besonders in Theben verehrt. Es ist unbekannt, bis in welche Zeiten seine Verehrung zurückgeht. Unter ägyptischem Einfluss wurde Ammon in der Oase Siwa seit etwa 550 v. Chr. im dortigen Heiligtum verehrt. Münzen aus dem griechischen Kyrene zeigen den widdergehörnten Gott auf Münzen. In späterer Zeit breitete sich der Ammonkult bis in die Oase Augila aus und hielt sich bis in die Zeit Kaiser Justinians I.273 Zum Ammon-Orakel in der Oase Siwa schreibt Vycichl: „Im Tempel des Ammon von Siwa befand sich ein Kultobjekt in Form eines Nabels, das mit Edelsteinen besetzt war. Es handelte sich um eine Art Fetisch, wie in Theben und Napata, aber nicht um einen Meteoriten. Ammon – also mit der thebanischen Namensform – wurde in römischer Zeit in Nordafrika an vielen Orten verehrt. Ein Ort Ammonos („des Ammon“) lag an der syrtischen Küste (Ptol. 4,3,11). Ad Ammonem wird auf einem römischen Itinerar (Tab. Peut. segm. VII.) genannt. Ein „Heiligtum des Ammon“ gab es nahe bei Antipyros in der Marmarika (Stad. Magnis Maris. § 82-83).“274 Die Lokalisierung des Ammon-Orakels im Garamantenland findet sich erst beim Dichter Lucan (Lucan. 9, 511-512). Es steht in Zusammenhang mit der Wanderung Catos d. J. und seinem Heer durch die libysche Wüste von Kyrene nach Africa zum Feldherren Metellus Scipio im Winter 47 v. Chr.275 _____________ 272 Crawley Quinn (2009), S. 268. 273 Crawley Quinn (2009), S. 268; Schmidt (2005), S. 187; 189. Siehe Schmidt (2005), S. 189: „Kyrene war demnach der Ort, an dem das bärtige Götterbild mit den auffallenden Hörnern entstanden sein muss.“ 274 Vycichl (1973), S. 602. Lucan. 9, 515-527 bestreitet eine schmuckhafte Ausstattung des Heiligtums. Nennt er die Garamanten doch in 9, 512 „inculti Garamantes“. Dieses Wort drückt Unzivilisiertheit sowie Primitivität u. a. bei nordafrikanischen Völkern aus. Zur Bedeutung dieses Wortes und weiteren Quellenangaben vgl. Wick (2004), S. 199 und Seewald (2002), S. 265. 275 Seewald (2002, S. 264) fasst dies folgendermaßen zusammen: „Als Vorsteher des Orakels werden sie (sc. Garamantes) nur hier genannt; die Angabe scheint jedoch zuverlässig zu sein, da auch Verg. Aen. 4, 198, wo Iarbas, Aeneas‘ Rivale, als Abkömmling des Ammon und einer garamantischen Nymphe bezeichnet wird, auf eine Verbindung zwischen dem Ammon und diesem Stamm hindeutet.“; vgl. auch Wick (2004), S. 199 Sie vermutet (S. 199) auch: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass er (sc. Lucan) diesen „Fehler“ (sc. Oase Siwa im Lande der Garamanten) absichtlich beging, damit die Oase auf Catos Weg zu liegen kam.“ - 56 Den Gott Ammon von Siwa betrachten die antiken Autoren als rein libysch. Ayoub geht im Übrigen davon aus, Ammon von Theben, welcher ein Kriegs- und Fruchtbarkeitsgott war, sei nicht mit dem Ammon von Siwa gleichzusetzen. Nach Ayoub war Ammon von Siwa ein rein libyscher Gott Er ließ verschollene Karawanen zu rettenden Brunnen und Quellen gelangen und galt als Beschützer der Reisenden gegen feindliche Stämme. Ammon von Siwa wurde besonders von den Nasamonen und Garamanten verehrt.276 Die Garamanten traten relativ spät zum Christentum über. So vermerkt Johannes Biclarensis in seiner Chronik zum Jahre 569 n. Chr., dass die Garamanten Gesandte an den byzantinischen Kaiser Justinus II. (565 – 578 n. Chr.) schickten, um den Frieden sowie den Übertritt zum Christentum zu erbitten, was ihnen auch gewährt wurde.277 Es wird nicht gesagt, wohin die Gesandten zogen. Altheim, welcher behauptet, dass bereits seit dem 4. Jh. n. Chr. keine Garamanten mehr im Fezzan ansässig waren, meint, es wären christliche Missionare bis in den Zentral-Sudan vorgedrungen. Dass diese Gebiete zum Garamantenreich gehörten, wurde bereits gesagt. Aber trotzdem gab es auch noch bis ins 7. Jh. n. Chr. Garamanten im Fezzan. Möglicherweise wollten die Garamanten an frühere Handelsbeziehungen anknüpfen, welche im Laufe der hundertjährigen Vandalenherrschaft in Nordafrika einschliefen, so dass sie Gesandte in die nordafrikanische Provinz (oder sogar an den byzantinischen Kaiserhof selbst?) sandten.278 _______________ 276 Ayoub (1968a), S. 199. 277 Ioh. Biclarensis anno III Iustini Imp. I.: „Garamantes per legatos paci Romanae rei publicae et fidei Christianae sociari desiderantes poscunt, qui statim utrumque inpetrant. 278 Altheim (1973), S. 329. Vgl. auch Salama (1981), S. 522. Alexander Militarev (1996, S. 734) vermutet, dass Handwerker und Kaufleute aus dem römischen Nordafrika in der Hauptstadt des Garamantenreiches in einer Art „Kolonie“ gelebt haben können, so dass die Garamanten in späterer Zeit durch diese Kontakte vom christlichen Glauben erfuhren. Man vergleiche an dieser Stelle den Mönchen Kosmas Indikopleustes, welcher um 550 n. Chr. schrieb, dass neben anderen Völkern auch bei den Garamanten der chrictliche Glaube nicht unbekannt war (Kosmas Indikopleustes topogr. Christ. 179 = PG Bd. 88, Sp. 169). - 57 4. 3. Das Kriegswesen: Da die Bewaffnung der libyschen Stämme offenbar nicht völlig einheitlich war, wird man davon ausgehen dürfen, dass auch Bewaffnung und militärische Organisation der Gaetuler und der Garamanten unterschiedlich war. Die Hauptwaffe der Gaetuler wie auch der Garamanten im Kampf war der Wurfspeer. Zum Schutz besaßen die Gaetuler zudem noch Kampfschilde, deren Form möglicherweise eckig oder halbrund war.279 Die Angaben, welche uns die antiken Gelehrten über das Kriegswesen der Garamanten hinterlassen, führen zu der Vorstellung, dass der König der Garamanten über ein sehr gut organisiertes Heer verfügte. Er verfügte über eine Infanterie sowie über eine Kavallerie. Es wird einmal überliefert, dass der König leichte Truppen und kein größeres Heer entsandte.280 So konnte also der Herrscher eine schwerbewaffnete größere Kampftruppe sowie auch kleinere, leichtbewaffnete Truppen schicken. Zudem weiß Herodot von vierspännigen Kampfwagen zu berichten, während Silius Italicus auch zweispännige Kampfwagen erwähnt.281 Auch kämpften Kampfeinheiten der Garamanten offensichtlich als Bogenschützen.282 Die Garamanten, die Gaetuler und überhaupt alle Libyer verfügten über eine ausgezeichnete Reiterei.283 Die Libyer züchteten Pferde, welche in der Regel kleiner als Ponies waren. Der militärische Vorteil bei den libyschen Pferden lag darin, dass sie sehr wendig waren und durch ihre Schnelligkeit den Libyern manch nützliche Dinge erwiesen. So waren libysche Krieger in der Lage, ihre Pferde genau zu erziehen, so dass sie auf die Befehle ihrer Herren genau reagierten. Wie die antiken Autoren berichteten, schienen die Libyer auf Sättel und Zügel verzichtete zu haben; sie trieben während des Kampfes ihre Pferde lediglich mit einer Gerte an.284 ______________ 279 Plin. n. h. 8,20 (Wurfspeer ; der Kampfschild wird als „scutum“ bezeichnet); Sil. Ital. 3, 303-305; Sil. Ital. 13, 145; Claudian in Rufinum liber prior 226 = carm. 3, 226; Claudian de consulatu Stilich. 1, 355 = carm. 21, 355. Silius Italicus wie auch Claudian heben die Wurfspieße hervor. 280 Tac. ann. 4,23,2. 281 Hdt. 4,183,4; Sil. Ital. 2,82. 282 Tertull. de virginibus velandis 10, 1-2 = PL Bd. 2, Sp. 903; vgl. auch Avienus in seiner lateinischen Übersetzung des Periegeten Dionysios von Alexandria. 283 284 Zu den Gaetulern und Garamanten vgl. Lucan. 4, 678; Sil. Ital. 2, 82-83; 3, 292-293. Vgl. Bates (1914), S. 150; antike Belegstellen: Sall. Iug. 97,4; Bell. Afr. 61, 2-3; Lucan. 4, 678; Sil. Ital. 2,64; 3, 292-293; Stat. silvae 5,2,118. - 58 Offenbar war dem garamantischen Heer eine besondere Einheit für Guerilla-Taktiken angegliedert. Diese Einheit hatte für Brunnenblockierungen sowie für das Sperren von wichtigen Straßen zu sorgen.285 Mauny hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Kampfwagen für Kriegszwecke besonders geeignet waren. Einerseits, so meint er, wären die Kampfwagen für die Landschaft der Sahara unbrauchbar eine Zielscheibe für feindliche Bogenschützen gewesen. Sie könnten ebenso gut auch zur sportlichen Vergnügung oder für Handelszwecke verwendet worden sein.286 Geklärt ist immer noch nicht eindeutig die Herkunft der Kampfwagen. Vielleicht wurden sie von den Hyksos bei ihrer Eroberung von Ägypten (16. Jh. v. Chr.) oder von den Kretern in Libyen eingeführt.287 Zur Kampftaktik der libyschen Nomaden lässt sich sagen, dass ihre Stärke auf der Schnelligkeit, der Gewandtheit, der Möglichkeit, sich in nur ihnen bekannten Schlupfwinkeln zu verbergen sowie auf Guerilla-Taktiken aus dem Hinterhalt beruhte. Ob die Garamanten mit ihrem wohlorganisierten Heer, das die Gaetuler offensichtlich nicht besaßen, zu Felde kämpften und kleinere Guerillatrupps einsetzten, oder ob sie ansonsten wie alle anderen libyschen Völker nur auf die Guerilla-Taktik aufbauten, ist ungewiss. Wie die nomadische Kampfesweise auf die römischen Soldaten wirkte, kann im Falle der Gaetuler dargestellt werden. Von den Autololen wird berichtet, dass sie im Kampf so schnell seien, dass sie niemand bei ihrer Flucht einholen könne.288 Diese Behauptung scheint keineswegs übertrieben und aus der dichterischen Phantasie gegriffen worden zu sein. Da die Gebiete, welche die Gaetuler bewohnten, schon lebensbedrohend auf jeden wirkten, der nicht von dort stammte, waren die Gaetuler als Einheimische schon selbst gezwungen, schnell und beweglich zu sein. So müssen römische Soldaten, welche bei Scharmützeln die flüchtenden gaetulischen Krieger aus den Augen verloren, geglaubt haben, dass diese aufgrund ihrer derartigen Gewandtheit „fliegen“ könnten. Gegen diese Guerilla-Taktiken der nomadischen Libyer waren selbst kampfeserprobte römische Legionäre oftmals machtlos. Silius Italicus‘ Angabe, dass die Autololen fast fliegend über Ebenen stürmten, dürfte daher sehr wohl auf tatsächliche Erlebnisse von römischen Soldaten aus dem 1. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr. zurückgehen, welche gegen die Autololen oder auch gegen andere gaetulische Stämme kämpften. ______________ 285 Plin. n. h. 5, 38; vgl. Ayoub (1968a), S. 200. 286 Mauny (1978), S. 283. 287 Vgl. Fleischhacker (1969), S. 39; Picard (1959), S. 217-218. 288 Sil. Ital. 3, 306-309; 15, 670; Claudian de consulatu Stilich. 1, 355-356 = carm. 21, 355-356; vgl. auch Juv. 5, 52-53; Dion. Per. 215. - 59 Da antike Angaben über die Größe von Kampftrupps der Gaetuler und der Garamanten fehlen, ist es schwierig, eine genaue Zahl der Kamfstärke eines Stammes zu bestimmen. Die Gaetuler werden allgemein als das größte der libyschen Völker bezeichnet und ihre Vielfältigkeit wird stets hervorgehoben.289 Gaetuler werden seit der Spätantike zudem unter den berühmtesten Völkern in Nordafrika aufgezählt.290 Ebenfalls sollen die Gaetuler äußerst kriegerisch und im Krieg unbesiegbar sein.291 Aus diesen Nachrichten kann man schließen, dass in den Gefechten gegen die Römer stets Konföderationen mehrerer gaetulischer Stämme in den Kampf zogen, so dass die Römer, welche dieses anfangs nicht erkannten, glauben mussten, sie hätten es mit einem einzelnen Stamm, der ungeheuer groß wirkte, zu tun. Vereinzelte römische Niederlagen gegen Konföderationen der Gaetuler, seien sie nun belegt oder nicht, mögen zu der römischen Vorstellung Anlass gegeben haben, dass die Gaetuler im Kriege unbesiegbar seien. Dass sich im Kriege Konföderationen gaetulischer Stämme bewährt haben, bezeugen die langandauernden Aufstände der Gaetuler gegen die römische Herrschaft in Nordafrika. Der garamantische Staat schien schon im 5. Jh. v. Chr. über eine große Bevölkerung verfügt zu haben, wie bereits Herodot zugeben muss.292 Aus einem Ostrakon aus Bu Njem, das allerdings zu stark fragmentiert ist, als dass es sinngemäß in irgendeinen Kontext gebracht und dementsprechend übersetzt werden könnte, geht immerhin hervor, dass die Garamanten im Vergleich zu anderen, leider nicht genau genannten libyschen Völkern, die größeren seien.293 _______________ 289 Strabon 17,3,2; Mela 1,23; Tertullian adv. Iud. 7,8; vgl. auch Plin. n. h. 5,17. 290 Ampel. 6,5; Vibius Sequester 327; Iul. Hon. A 48; Anonymi Geographia Compendiaria § 16; Anonym. Chron. 6 = PL Bd. 2, Sp. 664; Steph. Byz. s. v. Gaitouloi; Eustath. in Dion. Per. 215 = GGM Bd. 2, S. 254. 291 Sall. Iug. 18,12; Verg. Aen. 4,40; Donat. in Verg. Aen. 4,40. 292 Hdt. 4,183,1. 293 Ostrakon Bu Njem Nr. 147 = Marichal (1992), S. 242-243: „ (…) maiores sunt Garama(ntes) (…).“ - 60 Angehörige von gaetulischen Stämmen wurden auch als Auxiliareinheiten im römischen Heer verwendet, denn es war bei den Römern üblich, in ihrem Heer Hilfstruppen aus unterworfenen Völkerschaften zu verwenden. Die Soldaten der Auxiliareinheiten durften in ihrer Landestracht und mit ihren gewohnten Waffen kämpfen. Da die Gaetuler als berittene Kämpfer berühmt waren, wurden sie auch in Reiterkohorten bei den Auxiliareinheiten übernommen. Die Hilfstruppenverbände waren meist römischen Legionen zugewiesen, welche ihren Standort weit von ihrer eigentlichen Heimat hatten. So befanden sich gaetulische Auxiliarkohorten sogar in den römischen Nordprovinzen. Von den gaetulischen Stämmen, deren Dienst in römischen Auxiliareinheiten inschriftlich belegt ist, gehörten die Cinithii und die Musulamier.294 Ansonsten ist nicht bekannt, welche anderen gaetulischen Stämme genau zum Auxiliardienst herangezogen wurden, da die Angaben „gaetulisch“ zu allgemein sind. Wahrscheinlich reichen die Anfänge, in denen gaetulische Stämme zum Dienst in den römischen Auxiliareinheiten verpflichtet wurden, bis in das Jahr 6 n. Chr. zurück.295 Als Lohn erhielten entlassene Auxiliarsoldaten das römische Bürgerrecht für sich. Dazu erhielten sie das Recht zu heiraten. Frauen und Kinder erhielten ebenfalls das römische Bürgerrecht. Die Dienstzeit betrug zwanzig Jahre. Eine Abteilung (cohors) bestand aus tausend Mann. Wurden gaetulische Auxiliarverbände zu einer ala zusammengefasst, so wurden sie ebenfalls von einem Präfekten (praefectus) aus dem Ritterstand kommandiert. Vor dem 2. Jh. n. Chr. bestand eine ala aus 500 Mann, seit etwa 150 n. Chr. aus 1000 Reitern.296 Das erste epigraphische Zeugnis, in welchem eine gaetulische Auxiliarkohorte belegt wird, liefert eine öffentliche Inschrift, welche in Pompeji einem römischen Ritter namens Spurius Turranius Proculus Gellianus gesetzt wurde und aus den Jahren 47 – 54 n. Chr. stammt. Über den genauen Standort der gaetulischen Reiterkohorte erfahren wir nichts.297 ______________ 294 CIL 8, 4879 = Il Alg I, 1335: Fundort Numidien, Thubursicu Numidarum, aus dem Jahre 107 n. Chr. Die Musulamier kommandierte der römische Präfekt C. Cornelius Flaccus; ILS 9472: Fundort Thessalonike; die Erste Reiterkohorte der Musulamier wurde vom römischen Ritter C. Mestrius Servilianus kommandiert. Vgl. auch Plin. n. h. 5, 29-30, welcher die Cinithii und die Musulamier unter den Stämmen aufführt, welche unter römischer Herrschaft standen. 295 Zwar gab es auch während des römischen Bürgerkrieges auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz gaetulische Einheiten, welche die römischen Feldherren auf beiden Seiten militärisch unterstützten (so etwa C. Marius [88-86 v. Chr.] und C. Iulius Caesar [46 v. Chr.]), doch handelte es sich hierbei um freiwillige Dienste. Die gaetulischen Krieger wurden in diesem Falle zu keinen Kriegsdiensten gezwungen, sondern sie profitierten von großzügigen Belohnungen. Im Jahre 6 n. Chr. war einer der größten gaetulischen Aufstände gegen die römische Herrschaft in Nordafrika, das sogenannte Bellum Gaetulicum, beendet worden. Seit dieser Zeit dürften die ersten Rekrutierungen bei Stämmen, die am Aufstand massiv beteiligt waren, vorgenommen worden sein. Einer der Verpflichteten, der Musulamier Tacfarinas, desertierte schließlich und entfachte im Jahre 17 n. Chr. den zweiten größeren Aufstand. Vgl. dazu Tac. ann. 2,52,1. 296 297 Vgl. Schumacher (1988), S. 42. CIL 10, 797 = ILS 5004; vgl. dazu Stein (1948), Sp. 1443 -1444 und Hüttemann (2010), S. 30-32. Aus der Inschrift geht nicht hervor, ob die gaetulische Kohorte auch zu jener 10. Legion gehörte, in welcher Turranius später seinen Dienst als Militärtribun ableistete. Zudem gab es zwei legiones X. (eine in Syrien und in Spanien). - 61 Bekannt sind Inschriften, in denen es eine I ala Flavia Gaetulorum gegeben hat, die in Moesia Inferior stationiert war. Wie der Name aussagt, wurde diese Reiterschwadron von 500 Mann in flavischer Zeit (69 – 96 n. Chr.) ausgehoben. Auch wenn diese Schwadron in späteren Zeiten noch als „gaetulisch“ bezeichnet wird, heißt dies nur, dass die ursprünglichen Rekruten aus Gaetulern bestanden.298 In der Stadt Cirta / Numidien fand man eine Inschrift, in welcher ein gewisser M. Claudius Restitutus genannt wird, welcher Präfekt der Ersten Kohorte der Gaetuler war.299 Leider ist diese Inschrift undatiert. Aus der Notitia Dignitatum, welche den Stand des 4. Jh. n. Chr. wiedergibt, kann man jedoch ersehen, dass diese Erste Kohorte der Gaetuler im Kastell Thillazamana in der Osrhoëne / Nordsyrien, also im Osten des Römischen Reiches, stationiert war. Damit wäre wenigstens der Standort dieser Auxiliareinheit geklärt.300 ______________ 298 Ein römisches Militärdiplom, in welchem einem Meticus Bessus, dem Sohn des Sala, eine ehrenvolle Entlassung gewährt wird, und das aus dem Jahre 99 n. Chr. stammt, bezeugt die Stationierung der I ala Gaetulorum in Moesia Inferior; vgl. dazu auch CIL 16,58 (114 n. Chr.); CIL 16,61 (1. Sept. 114 n. Chr.), Fundort Pannonia Inferior; CIL 6, 3520 = ILS 2731. Eine neugefundene Inschrift in Moesia Inferior (genauer Fundort unbekannt) vom 13. Dezember 215 n. Chr. bezeugt, dass diese ala noch zu diesem Zeitpunkt in Moesia Inferior stationiert war. Vgl. dazu Eck / Roxan (1998), S. 97-99. 299 CIL 8, 7039 = Il Alg II, 665. 300 Not. Dign. orient. 32 Seeck. - 62 4. 4. Die Frau bei den Gaetulern und den Garamanten: Antike Schriftsteller behaupteten, dass die Polygamie, also die Vielweiberei, bei libyschen Völkern nicht selten verbreitet war. Bereits Herodot wußte etwa im Falle der Nasamonen davon zu berichten. Bezüglich der Polygamie heißt es in der Herodot-Stelle, dass jeder Nasamone, welcher einer Frau aus diesem Stamme beischlafen möchte, seinen Stab (wohl eher Speer?) als Zeichen seiner Anwesenheit vor die Behausung der Frau stellt.301 Dieselbe Praxis des Beischlafes soll auch beim iranischen Reitervolk der Sarmaten ausgeübt werden. Diese Form der Sexualität gehört keineswegs in den Bereich der Fabel, wie Pembroke ausführt.302 Die gleiche Art dieses Beischlafes werde noch heute in Südindien auf traditionelle Weise beim Stamme der Nayar ausgeübt. So haben bereits Forschungsreisende ab dem 15. Jh. n. Chr. beobachten können, dass die Nayar-Männer ihre Schwerter und Schilde vor der Behausung der Frau, mit welcher sie sich gerade einlassen wollen, aufstellen. Auch Marco Polo, der große Asienreisende des 13. Jh. hat dieses in Asien ebenfalls beobachten können. Da die antiken Nachrichten über die Rolle der Frau bei den Gaetulern und Garamanten viel zu dürftig ist, um dass sich genauere Schlüsse daraus ziehen lassen könnten, ist es angebracht darzulegen, welche Rolle der Frau bei den antiken Berbern allgemein zukam. Die Frau galt bei den Berbern als der „eigentliche Mittelpunkt der Familie.“303 Dies sieht auch Elfriede Storm so: „Familienzusammenhalt war (…) eine unabdingbare Notwendigkeit und diente auch zur Verteidigung der Gemeinschaft. Für die Arbeit auf dem Felde und die Beaufsichtigung der Herden wurden viele Menschen benötigt, weshalb die Familien kinderreich sein mußten. Und daraus ergab sich denn zwangsläufig eine Tendenz zur Polygamie, wie sie sich schon in prähistorischer Zeit bei den primitiven Gesellschaften herausgebildet hatte. (…) Der Mann galt als alleiniger und umstrittener Herr und besaß volle Autorität über Frauen und Kinder. (…) Die Betreuung der Kinder war Aufgabe der Frau (…).“304 Auch scheinen (zumindest bei den Gaetulern) Raubehen geschlossen worden zu sein, d. h., dass Frauen aus anderen Stämmen oder Völkern (in Kriegszeiten oder aus Gründen der Tradition?) gewaltsam geraubt wurden.305 ______________ 301 Hdt. 4, 172. Vgl. auch Ptol. tetrabibl. 2,3,70. Vgl. auch Sext. Empir. 3, 213. 302 Pembroke (1992), S. 99; 106; 110. 303 Vycichl (1973), S. 623. 304 Storm (2001), S. 19. Zur Rolle der Berberfrauen allgemein vgl. Courtney-Clarke (1997). 305 Vgl. Verg. Aen. 4, 198-202; Donat. in Verg. Aen. 200; Servius in Verg. Aen. 4, 198. - 63 Auch bei den Garamanten scheint es die Polygamie gegeben zu haben.306 Der libysche Archäologe M. S. Ayoub entwickelte die These, dass jeder wohlhabende Garamante einen Harem besaß. So erklärt er sich den Bevölkerungswachstum im Fezzan bzw. im Garamantenreich. Er macht darauf aufmerksam, dass auf dem Königsfriedhof von Garama erheblich mehr Frauengräber vorhanden sind. Nach der Größe, der kunstvollen Ausgestaltung sowie den reichen Beigaben zu urteilen, waren die dortigen Frauen ihren Männern offenbar gleichgestellt.307 Ayoub hält also die den Garamanten nachgesagte Polygamie für historisch, während Burian vorschlägt, dass diese sehr wohl ein literarischer Irrtum sein könnte.308 Glücklicherweise besitzen wir ein längeres Zitat von C. Solinus. Dieser bestätigt zwar die Polygamie, schreibt sie jedoch den garamantischen Aithiopes zu.309 Ob Solinus damit tatsächlich nur die aithiopischen Untertanen meinte, ist unklar. Offenbar meint er tatsächlich die Garamanten, welche seit dem Geographen des 2. Jh. n. Chr., Klaudios Ptolemaios, allgemein als „aithiopisch“ bezeichnet wurden.310 ______________ 306 Vgl. Mela 1, 45; Plin. n. h. 5, 45; Ptol. tetrabibl. 2,3,71. 307 Ayoub (1968a), S. 199. 308 Burian (1964), S. 442. 309 Solin. 30, 2-3; vgl. auch Mart. Cap. 6, 674. 310 Vgl. Altheim (1973), S. 328. - 64 4. 5. Die Siedlungsformen der Gaetuler: In republikanischer Zeit hat der Söldnerführer P. Sittius, welcher Caesar im Jahre 46 v. Chr. gegen die Anhänger des Pompeius in Nordafrika unterstützte, bei der Belagerung von Cirta zwei gaetulische „Städte“ („oppida“) eingenommen.311 Andere gaetulische Stämme wie etwa die Musulamier sollen noch in tiberianischer Zeit (14 – 37 n. Chr.) keine städtischen Siedlungsformen gekannt haben.312 Andere Autoren sagen, dass die Gaetuler nur Siedlungsformen in Gestalt von Dörfern kannten. Sie sollen sogenannte mapalias, strohgedeckte Rundhütten, bewohnt haben.313 Wiederum andere gaetulische Stämme sollen schutzlos unter freiem Himmel übernachtet haben.314 Wie es unter den gaetulischen Stämmen keine politische Einheit gab, scheint es auch keine kulturelle Einheit gegeben zu haben, so dass manche Stämme eine unterschiedliche Entwicklungsstufe aufwiesen. So gab es Nomaden, Halbnomaden und Sesshafte unter den Gaetulerstämmen. Bei den „Städten“ handelte es sich nicht um Städte im modernen Sinne, sondern um befestigte Orte als Zusammenkünfte für die umherziehenden Nomadenstämme. Die Sesshaften dürften dagegen in festen, dorfähnlichen Ortschaften gewohnt haben.315 Nach Bates sollen die gaetulischen „Städte“ jedenfalls ständig besetzte Ortschaften gewesen sein.316 Ob viele der Siedlungen und Städte in Numidien ursprünglich numidisch oder vielleicht gaetulisch waren, lässt sich nicht näher bestimmen.317 Ein beeindruckendes Kuppelgebäude ist der sogenannte Grabtumulus von Medracen (eine Grabstätte in Form eines Mausoleums), etwa 15 km in nordwestlicher Richtung von Lambaesis entfernt. Dieser Grabtumulus wird als numidisch angesehen, aber Fentress glaubt, dass dieser Tumulus im 3. Jh. v. Chr. von den Gaetulern erbaut worden sei. Sie stützt sich auf Apuleius (apol. 24, 1), welcher schrieb, dass im Süden von Madauros Gaetulien anfängt. Sie weist ferner darauf hin, dass in der Gegend von Cirta bis in das 4. Jh. n. Chr. keine anderen Völkerschaften als die Gaetuler erwähnt werden.318 ______________ 311 Bell. Afr. 25,2. 312 Tac. ann. 2,52,2. 313 Verg. Georg. 3, 340; vgl. dazu Probus und Servius in Verg. Georg. 3, 340; Verg. Aen. 4, 40; vgl. dazu Hinz (2008), S. 64; Serv. in Verg. Aen. 4, 40; Martial. 10, 13. 314 Sall. Iug. 18, 2; 19, 5. 315 Vgl. Plin. n. h. 5, 1: „Populorum eius (sc. Africae) oppidorumque nomina vel maxime sunt ineffabilia praeterquam ipsorum linguis; et alias castella ferme inhabitant.“ 316 Bates (1914), S. 92, Anm. 3. 317 Die archäologische Erforschung der rein numidischen Bauten steht teils noch am Anfang. 318 Fentress (1979), S. 56; vgl. Tab. Peut. segm. IV, 5 – V, 1; Storm (2001, S. 23) hält den Grabtumulus von Medracen allerdings für numidisch. - 65 4. 6. Die Architektur im Garamantenland: Siedlungen der Garamanten werden schon von Herodot erwähnt. Sie bestanden aus Häusern, welche aus Salzblöcken gefertigt waren. Diese Art, Häuser aus Salz zu bauen, war auch anderen libyschen Völkern außerhalb des Fezzan bekannt. Diese Salzhäuser waren, sofern kein Platzregen auf sie niederprasselte (was in der Wüste auch selten geschieht), stabil und robust. Ja, es heißt sogar, dass sie fest wie Stein seien.319 Glücklicherweise haben archäologische Ausgrabungen im Fezzan unser Wissen von den garamantischen Siedlungen erheblich erweitert. Allgemein lässt sich sagen, dass es im Fezzan ein sogenanntes Kernland der Garamanten (Wadi el-Agial) gab, von welchem etwa mehr als 130 km eine starke Besiedelung sowie umfangreiche Anbauflächen aufwies. Ausgehend von 120 000 entdeckten Gräbern im Wadi el-Agial vermutet man dort eine Gesamtbevölkerung von 7 000 Menschen320. Im Tanezzuft soll die Bevölkerung an die 1200 Menschen betragen haben, während die Einwohnerzahl des gesamten Garamantenreiches etwa 12 000 Menschen betragen haben soll. Eine große Bevölkerung auf kleiner Fläche erfordert eine sinnvolle Nutzung sämtlicher vorhandener von Wasser und Bodenschätzen.321 Die Bevölkerung des Garamantenreiches lebte in Dörfern und Städten. Seit der römischen Kaiserzeit lassen sich überwiegend Steinhäuser nachweisen.322 An dieser Stelle sollen in diesem Kapitel vier größere Ausgrabungskomplexe mit ihrer Architektur vorgestellt werden: der Djebel von Zinchekra, die Hauptstadt Garama, Saniat Gebril sowie die Festung Aghram Nadharif im Süden des Garamantenreiches. Datiert werden die archäologischen Hinterlassenschaften im Garamantenland nach den (leicht abweichenden) 323 Chronologievorschlägen David Mattinglys and Mario Liveranis. _______________ 319 Hdt. 4, 185. Der Geschichtsschreiber bezeugt zwar den Bau von Salzhäusern bei einem libyschen Volk, welches zehn Tagesreisen von den Atlanten entfernt lebt. Mit Sicherheit kann man diese Nachricht jedoch auch auf die Garamanten anwenden, da spätere Autoren (Plin. n. n. 5, 34; vgl. auch Plin. n. h. 31, 78-79; 81) diese Art von Häuserbau für die Garamanten verwendeten. 320 Liverani (1995), S. 34. 321 Liverani (2006a), S. 434. 322 Liverani (2006a), S. 434. 323 Vgl. Liverani (2004), S. 196-198. Chronologie nach Mattingly: 1) Early Garamantian phase (etwa 1000 – 500 v. Chr.), 2) Garamantian proto-urban phase (etwa 500 – 1 v. Chr.), 3) Classic Garamantian phase (etwa 1 – 400 n. Chr.), 4) Late Garamantian phase (etwa 400 – 700 n. Chr.); Chronologie nach Liverani: 1) PreGaramantian phase (etwa 1000 – 850 v. Chr.), 2) Formative Garamantian phase (etwa 850 – 400 n. Chr.), 3) Mature Garamantian phase (etwa 400 – 0 v. Chr.), 4) Classic Garamantian phase (etwa 0 – 350 n. Chr.), 5) Late Garamantian Phase (etwa 350 – 700 n. Chr.). - 66 Der Djebel von Zinchekra: Der Djebel von Zinchekra ist ein Vorgebirge, das mitten in der Ebene des Wadi el-Agial thront, wo auch die Stadt Garama liegt. Der Archäologe Charles M. Daniels erforschte die Siedlungen auf diesem Vorgebirge in den Jahren 1965-1967. Die Abhänge im Nordosten sowie am Südabhang, jedoch zu geringeren Teilen, waren besiedelt gewesen. Die Wohnbauten bestanden meist aus reinen Notunterkünften für Menschen und Tiere und in nur wenigen Fällen aus Wohnbauten, wie man sie von der griechisch-römischen Kultur des Mittelmeerraumes her kennt. Die Besiedelung des Djebel Zinchekra, der frühesten garamantischen Ansiedlung, geht bis in die Zeit von etwa 1100 – 900 v. Chr. zurück.324 Die allerersten Gebäude in diesem Bereich waren Hütten von kleiner Form. Mensch und Tier scheinen zusammen unter einem Dach gelebt zu haben. In dieser Siedlung vermuten die Archäologen den Sitz einer garamantischen Kernfamilie.325 Während des Zeitraumes von etwa 500 v. Chr bis zur Zeitenwende wurden zusätzlich am Fuße des Hügels Siedlungen angelegt. Diese wurden durch die Anlage von Mauern mit Terrassenwällen verstärkt.326 Ab etwa 300 v. Chr. wird die Ansiedlung auf dem Gipfel nach und nach aufgegeben, und Gebäude aus Lehmziegeln („mudbrick buildings“) werden an den unteren Teilen des Hügels gebaut; diese Gebäude wurden auf einem Fundament aus Quaderwerk („ashlar footing walls“) errichtet. Man vermutet, dass die Lehmziegel sowie die Quadersteine entweder aus dem Mittelmeerraum oder aus dem ägyptischen Niltal in den Fezzan gelangten. Auf dem Djebel von Zinchekra wurde Keramik hergestellt und man fand wenige Reste von Holz- und Lederarbeiten. Es wurden aus diesem Zeitraum (300 v. Chr. bis zur Zeitenwende) nur ganz wenige Importfunde (phönikische Arbeiten aus den nordafrikanischen Emporia) auf dem Djebel Zinchekra gemacht. In der römischen Kaiserzeit (1. – 5. Jh. n. Chr.) befand sich am und auf dem Djebel von Zinchekra keine garamantische Siedlung mehr. Der Hügel wurde seit jener Zeit zu einer Nekropole umfunktioniert für Bestattungen und Bestattungsriten. In den dortigen Gräbern fanden Archäologen zahlreiche importierte Handelswaren aus dem römischen Nordafrika wie etwa Amphoren, Glaswaren sowie feine Töpferware.327 ______________ 324 Mattingly / Wilson (2010), S. 525; Ruprechtsberger (1997), S. 36-37.Allgemein zu den archäologischen Ausgrabungen auf dem Djebel von Zinchekra: Hawthorne / Mattingly / Daniels (2010), S. 19-84; Mattingly (1999), S. 129-145; Daniels (1968a), S. 261-270; Daniels (1968b), S. 113-194; Ruprechtsberger (1997), S. 3650; Ayoub (1968c), S. 46. 325 Hawthorne / Mattingly / Daniels (2010), S. 83: „Zinkekrā is the type site for Early and Proto-Urban Garamantian settlements. It combines the character of a fortified hillfort and proto-urban centre. Its earliest Phases resemble a village of rough oval or sub-rectangular one- or two-roomed huts, while its later Phases comprise an extensive settlement of more complex mudbrick buildings extending around the slopes and base of the spur, with additional walls being constructed for defence, corralling animals or for prestige.“ Vgl. Mattingly / Wilson (2010), S. 525, Ruprechtsberger (1997), S. 26-37. 326 Mattingly / Wilson (2010), S. 526. Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 37: „Die Funktion dieser Mauern wird wohl in erster Linie zum Schutz gegen die Bodenerosion und nicht so sehr als Verteidigungswerk gedacht gewesen sein.“ 327 Mattingly / Wilson (2010), S. 526; vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 43; 47. - 67 Garama – die Hauptstadt des Garamantenreiches: Die ersten archäologischen Ausgrabungen bei Garama (Germa) fanden in den 1930er Jahren durch italienische Archäologen statt. Seit den 1960er Jahren wurden durch englische Forscher weitere Fortschritte erzielt. Gegen 500 v. Chr. nahm die Hauptbesiedelungsphase auf dem Djebel Zinchekra ab. Seit jener Zeit entstand die Siedlung Garama, welche sich im Laufe der Zeit zur Hauptstadt des Garamantenreiches entwickelte.328 Seit der Zeit um Christi Geburt bestanden die Behausungen vermehrt aus fein gearbeitetem Quaderstein in quadratischer Form („ashlar masonry“), während in früheren Zeiten wie am Djebel von Zinchekra neben Lehmziegelhäusern auch strohgedeckte Rundhütten (mapalia) vorherrschten. Neben Wohngebäuden fanden sich zahlreiche größere Gebäude. Mattingly sieht darin Tempel, während Liverani von öffentlichen Gebäuden wie etwa Versammlungsräumen, Audienzhallen oder Handelseinrichtungen ausgeht.329 Manche Gebäude befanden sich nahe einem Gewässer, möglicherweise einem See oder einer Quelle. Während ein Gebäude über einen Abwasserkanal verfügte, besaß ein anderes Haus möglicherweise ein Bad. In vielen Gebäuden befanden sich mehrere Räume mit einem Innenhof. Es handelte sich hierbei um Wohn-, Wirtschafts- und Privaträume des Hausherren. In manchen Gebäuden teilten sich – wie am Djebel von Zinchekra – Mensch und Tier die Behausung. Die Räume selbst sind fensterlos, so dass es für die Bewohner unabdingbar war, Kerzen oder Öllampen zur Beleuchtung zu verwenden. Manche Häuser waren wiederum so klein, dass sie nur über einen einzigen Raum verfügten. Archäologen vermuten in Garama sogar Theater und öffentliche Plätze. Die Hauptstadt Garama, welche von einer Mauer umgeben war, befindet sich unterhalb des mittelalterlichen Germa im Stadtkern des heutigen Germa. Die frühesten Funde in Garama reichen bis ins 4. Jh. v. Chr. zurück.330 _______________ 328 Mattingly (2000), S. 166. 329 Liverani (2004), S. 195; Mattingly (2000), S. 166; vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 52; Birley (1999), S. 9 330 Ruprechtsberger (1997), S. 30-35. Zu den archäologischen Funden aus der römischen Kaiserzeit in Garama und Umgebung siehe den Ausgrabungsband von Mattingly (2007) und Wheeler (1965), S. 110-112. - 68 Saniat Gebril: Saniat Gebril liegt nicht sehr weit (einige hundert Meter) von Garama in Richtung Osten entfernt. Seit den ersten Ausgrabungen im Jahre 1971 wiesen die Archäologen mehrere Gebäude nach, welche aus drei Bauphasen stammten. Der interessanteste Fund wird wohl eine ganz erhaltene ionische Säule sein, von welcher man annimmt, dass sie die kleine Ädicula eines Hausaltars geziert hatte. Die ausgegrabenen Gebäude lagen an einer Mauer, die sich von Westen nach Osten erstreckte. Im Inneren der Gebäude entdeckte man Arbeitswerkzeuge der garamantischen Frauen wie etwa Webstuhlgewichte, Spinnwirtel oder auch Handmühlensteine. Auch anspruchsvolle Keramik aus der Zeit vom 1. – 5. Jh. n. Chr. entdeckte man dort.331 Diese garamantische Siedlung, deren Häuser aus Lehmziegelwerk („mudbrick“) errichtet waren und den Gebäuden von Zinchekra in der letzten Besiedlungsphase ähneln, soll unter der Herrschaft der Hauptstadt (Garama) gestanden haben.332 Es fanden sich in Saniat Gebril Terra-Sigillata-Keramikfunde, welche eine frühe Datierung auf etwa 50-80 n. Chr. erlauben. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass diese Siedlung bereits in punischer Zeit bestand. In den Amphoren aus dem Römischen Reich wurden Olivenöl, Wein und Fischprodukte bis in diese Siedlung sowie dem übrigen Garamantenreich transportiert. Ferner fanden sich hier Reste von feiner Tafelware sowie von Gefäßen aus Glas. Das Bemerkenswerte an Saniat Gebril ist, dass die römische Importware nahezu überall in der Siedlung aufgefunden wurde. Daraus folgern die Archäologen, dass der „Luxus“ nicht auf eine bestimmte Elite innerhalb der garamantischen Gesellschaft dieser Siedlung beschränkt war. Den Ausgrabungsergebnissen zufolge lässt sich die früheste römische Importware in Saniat Gebril bis in die neronische oder flavische Zeit datieren.333 ______________ 331 Ruprechtsberger (1997), S. 36. 332 Mattingly / Wilson (2010), S. 527. 333 Mattingly / Wilson (2010), S. 527 mit Verweisen auf Tac. hist. 4, 50 und Ptol. 1,8,4. - 69 Aghram Nadharif: Aghram Nadharif („Salzstadt“ im Taghi-Dialekt) ist eine befestigte Zitadelle auf einer Bergspitze („fortified hilltop“) im Fezzan südlich von Ghat. An dieser Befestigung führt ein häufig und stark benutzter Karawanenweg vorbei. Archäologen vermuten, dass die Errichtung von Aghram Nadharif gegen 50 v. Chr. mit einem expansiven Ausgreifen des Garamantenherrschers in das Wadi Tanezzuft in einem Zusammenhang steht. So sei diese Bergfestung aus strategischen Gründen entlang einer wichtigen Karawanenroute angelegt worden, um einerseits die Südgrenze des Garamantenreiches zu schützen und andererseits die Karawanen, welche in Richtung Süden aufbrachen oder von dort kamen, zu kontrollieren. Von dieser Bergfestung war es zudem leicht, in die Oase von Barkat zu gelangen. Insgesamt lässt sich sagen, dass von Aghram Nadharif aus die Landschaft zwischen der Barkat-Oase und dem Acacus-Gebirge überwacht wurde. In Aghram Nadharif scheint eine alteingesessene Familie (Clan, Stamm ?) ihren Sitz gehabt zu haben.334 Liverani wies insgesamt zwei verschiedene Besiedelungsphasen in Aghram Nadharif nach: eine intensive Besiedelung (ca. 50 v. – ca. 150 n. Chr.) sowie eine Zeit des Zerfalls (ca. 200 – ca. 340 n. Chr.).335 Die Anlage umfasste eine steinerne Mauer. Das Innere, welches auch als Siedlung genutzt wurde, umfasste eine Fläche von etwa 140 x 50 m. Die Gebäude innerhalb der Mauer bestanden aus Lehmziegeln.336 Neben Menschen fanden hier auch Lasttiere Platz. In den Siedlungen in den Oasen rundherum (Fehwet, Wadi Tanezzuft) wurde intensiv Ackerbau betrieben.337 Eine Besonderheit sind die in Aghram Nadharif gefundenen Dromedarknochen. Bislang war die Nutzung des Dromedars in den libyschen Gebieten westlich von Ägypten für die Forschung nur in Form von schriftlichen antiken Berichten und Figurendarstellungen bekannt. Trotz alledem bieten die Dromedarknochen in Aghram Nadharif noch nicht den entgültigen Beweis, dass diese Kamelart vor dem 1. Jh. v. Chr. eine sehr bedeutende Rolle im römischen Nordafrika sowie dem Inneren Libyens gespielt haben könnte.338 ______________ 334 Liverani (2006c), S. 375; vgl. auch Liverani (2000b), S. 37. Zur Archäologie von Aghram Nadharif allgemein siehe den Band von Liverani (2006) sowie Liverani (2003), S. 24-29; Mitchell (2005), S. 143. 335 Liverani (2006c), S. 375. 336 Liverani (2000b), S. 33-37 337 Liverani (2006a), S. 434; Liverani (2004), S. 194; Liverani (2003), S. 30. 338 Liverani (2006b), S. 450; vgl. auch Wheeler (1965), S. 104. - 70 Neben seiner wichtigen Bedeutung als Kontrollpunkt für vorbeiziehende Karawanen und als Grenzschutz diente die Bergfestung von Aghram Nadharif offenbar auch als Handelsplatz. Besonders während der Hauptbesiedelungsphase (ca. 50 – 150 n. Chr.) gelangten viele Amphoren, welcher der Klasse Tripolitania 1 und 2 angehören, aus den nordafrikanischen Handelsstädten in Tripolitanien (Leptis Magna, Oea und Sabratha) nach Aghram Nadharif. Tonscherben aus der Klasse Tripolitania 3 (2. – 3./4. Jh. n. Chr.) fehlen dagegen völlig. Entweder – so Liverani – gab es trotz weiterer Besiedelung nach 150/200 n. Chr. keine weiteren Handelsgüter mehr aus dem römischen Nordafrika oder das Olivenöl wurde seit jener Zeit aus praktischen Gründen nur noch in Amphoren der Klasse Tripolitania 2 ins Garamantenreich eingeführt. Dass der Ausbau des Limes Tripolitanus unter Kaiser Septimius Severus während der Jahre 202 – 211 n. Chr. etwas mit dem Ausbleiben der Amphoren (Tripolitania 3) zu tun haben könnte, ist eher unwahrscheinlich.339 Die bisherigen AmphorenFunde in Aghram Nadharif belegen den direkten Import aus den Handelsstädten Tripolitaniens.340 Eine genaue Südgrenze des Garamantenlandes ist noch nicht genau bestimmbar. Aghram Nadharif im Südwesten und Ghat im Süden sind zwar bekannt, doch besagen Felsdarstellungen von Pferden und Wagen in der Sahara sowie literarische Quellen (Ptol. 1,8,4), dass sich der garamantische Einfluss im Süden bis in den Tassili und bis zum NigerBogen erstreckt haben muss.341 Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die Besiedelung des Wadi el-Agial ihren Ausgangspunkt auf einem Hügel (Djebel von Zinchekra) im 10. Jh. v. Chr. nahm. Gegen 500 v. Chr. wurde im Wadi el-Agial zusätzlich eine weitere Ansiedlung gegründet, welche sich später zu einer Hauptstadt entwickelte und durch fortlaufende Expansion eine Vormachtstellung im Fezzan und darüber hinaus erreichte. Andere Oasen-Siedlungen wie etwa Saniat Gebril unterstanden der Herrschaft des Garamantenkönigs. Zur Grenzsicherung und Kontrolle der Karawanen, welche durch das Garamantenreich zogen, wurden befestigte Anlagen wie etwa Aghram Nadharif gegündet. ______________ 339 Liverani (2006d), S. 367-368. 340 Liverani (2006b), S. 446. 341 Liverani (2003), S. 30; Liverani (2000b), S. 38-40. - 71 4. 7. Die Bestattungsformen bei den Gaetulern und den Garamanten: Bezüglich der Bestattungsformen liegen für die Gaetuler keine antiken Nachrichten oder sonstige Hinweise vor, so dass man auch an dieser Stelle nur allgemein auf die Bestattungsriten der Berber in alter Zeit verweisen kann. Bei den berberischen Bestattungsformen kann man zwischen drei Möglichkeiten unterscheiden: es gibt etwa die Bestattung in Gräbern, welche man in die Felsen schlug. Diese Felsgräber waren ganz besonders an der nordafrikanischen Küste, vor allem jedoch in Tunesien, verbreitet gewesen. Eine genaue Datierung dieser Gräber ist schwerlich möglich; zumindest kann man einige Felsengräber aufgrund einiger Grabbeigaben in die römische Zeit datieren. Diese Grabform ist nicht einheimisch, sondern wurde durch andere Völker (Phöniker, Karthager, Sikuler) nach Nordafrika gebracht. Eine zweite Gräbergruppe waren die sogenannten Dolmengräber, welche aus vierkantigen Steinblöcken gearbeitet waren. Diese Dolmen waren ebenfalls nur im Norden verbreitet. Im Vergleich zu den Dolmengräbern in West- und Nordeuropa, die mehrere tausend Jahre alt sind, werden die berberischen Dolmen in eine weitaus jüngere Zeit datiert. Viele Dolmengräber Nordafrikas entstammen der römischen Kaiserzeit. So konnte man das Dolmengrab bei Mactar in die Zeit zwischen Kaiser Tiberius und Caligula (14 – 41 n. Chr.) datieren, weil sich dort Beigaben in Form römischer Terra-Sigillata-Keramik im arretinischen Stil fanden, wie sie zur Zeit dieser Kaiser im Gebrauch war.342 Die am weitesten verbreitete Bestattungsart im antiken Libyen war jedoch die Bestattung in Tumuli. Diese Bestattungsform lässt sich nämlich in der gesamten Sahara und sogar noch weiter bis zu den großen Strömen Niger und Nil nachweisen. Tumuli konnten sowohl aus Erde als auch aus nicht bearbeiteten Steinen, die man aufgeschichtet hatte, bestehen. In der Regel betragen die Durchmesser eines Grabtumulus zwischen fünf und sechs Metern, obwohl auch Tumuli mit einem Durchmesser von gar fünfzehn Metern entdeckt wurden. Die Basis eines solchen Tumulus bestand oft aus mehreren Steinreihen, so dass die aufgeschüttete Erde oder andere Steine einen starken Halt erhielten. Im Innern eines Tumulus befand sich eine vertiefte Grube, in welcher der Tote seine letzte Ruhe fand. Die Tumuli aus Erde waren größer als jene, die aus Stein bestanden. Während man die Tumuli aus Erde in Ebenen sowie in Tälern errichtete, legten die Berber die Steintumuli stets auf erhöhten Plätzen (Bergabhänge, Hügel, Bergspitzen) an. Die Berberstämme, welche ihre Toten in Tumuli bestatteten, müssen eine gutorganisierte Stammesorganisation gekannt haben, wie Elfriede Storm bemerkt: „Die Sozialstruktur der Stämme muss straff organisiert gewesen sein, weil sonst die Planung und Durchführung solcher für Nomaden doch recht aufwendigen Bauten unmöglich gewesen wäre.“343 ______________ 342 Vgl. Vycichl (1973), S. 628; Picard (1954), S. 14-16; Storm (2001), S. 171-172. 343 Storm (2001), S. 170; vgl. Vycichl (1973), S. 628; Picard (1954), S. 14-16. - 72 Herodot berichtet, dass einige Libyer wie etwa die Nasamonen, ihre Toten in Hockerstellung bestatteten.344 Dies ist jedoch keineswegs abwegig, wie Vycichl bemerkt: „Tatsächlich war es ein gemeinsamer Zug der altberberischen Bestattungen weit und breit, den Körper des Toten in Hockerstellung – sitzend oder liegend – zu begraben. Außerdem wurden die Knochen mit Ocker gefärbt und ein Vorrat von Ocker in Schneckenhäusern ins Grab mitgegeben. Es scheint, als hätte man damit dem Toten ein Mittel mitgeben wollen, das wie das rote Blut ein belebendes Element darstellte.“345 Die Garamanten bestatteten ihre Toten anfangs ähnlich wie andere Libyer. So haben sie die Toten vor dem 3. Jh. v. Chr. ausschließlich in niedrigen Flachgräbern sowie in kreisförmigen Gruben bestattet. Seit dem 3. Jh. v. Chr. übernahmen sie jedoch teilweise auch von den Numidern eine neue Erscheinung der Grabarchitektur: das Mausoleum. Mausoleen erschienen als Grabmäler erstmals im 4. Jh. v. Chr. in Kleinasien. Auf dem Königsfriedhof von Garama sowie in weiteren Nekropolen (Tagelt, Rigeba, Tanahma) finden sich sehr schöne Mausoleen, die zudem alle im gleichen architektonischen Stil gearbeitet sind. Natürlich versteht es sich von selbst, dass in den Mausoleen eine Elite wohlhabender Garamanten bestattet wurde. Weniger wohlhabende Garamanten wurden wohl weiterhin in den bereits genannten Gräbern bestattet. Ein interessantes Phänomen der garamantischen Grabarchitektur sind Altäre in Hand- oder Obeliskenform.346 Der religiöse Hintergrund dieser Altäre ist noch umstritten. Ayoub hält es für möglich, dass bei den Garamanten die Vorstellung an ein Weiterleben nach dem Tode sehr wohl lebendig gewesen sein könnte.347 Nach Caputo, welcher in den 1930er Jahren das Kernland der Garamanten archäologisch erforscht hatte, waren seiner Rechnung zufolge während seiner Ausgrabungen im Wadi el-Agial insgesamt 60 000 sichtbare Bestattungen zu sehen. Daniels hält dies für zu wenig. Bei einer Annahme von insgesamt 120 000 Gräbern müsse die größtmögliche Bevölkerung nur an die 7000 Menschen betragen haben. Auf dem Höhepunkt habe die Bevölkerung des Garamantenreiches etwa 10 000 Menschen gezählt.348 Bei den Garamanten herrschten überwiegend Erdbestattungen vor. Die antiken Autoren schweigen sich über die Bestattungsriten der Garamanten aus. Die einzige Ausnahme bildet eine kleine Notiz bei dem Dichter Silius Italicus, welcher behauptet, die Garamanten hätten ihre Toten nackt und ohne Beigaben im Wüstensand vergraben.349 Vielleicht handelte es sich in diesem Fall um im Krieg gefallene Garamanten, welche schnell im Wüstensand verscharrt wurden. _______________ 344 Hdt. 4, 190. 345 Vycichl (1973), S. 629; vgl. auch Picard (1954), S. 14-16; 18. 346 Zu den Garamantengräbern ausführlich: Ruprechtsberger (1997), S. 51-67; Ayoub (1968a), S. 199; Ayoub (1967), S. 213-219; Liverani (2004), S. 195; Mattingly (2000), S. 166. 347 Vgl. Ayoub (1968a), S. 199. 348 Mattingly (1995), S. 35. Vgl. Liverani (2006a, S. 434), welcher für das Wadi Tanezzuft 1200 und für das übrige Garamantenreich an die 12 000 Menschen annimmt. 349 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 51; Sil. Ital. 13, 479-480. - 73 4. 8. Schrift, Sprache und medizinische Kenntnisse: Die berberischen Tuareg, welche in mehrere Stämme zerfallen, sind die einzigen Bewohner der Sahara, die noch die altlibysche Tifinagh-Schrift benutzen und verstehen.350 Die libyschen Stämme haben diese Schrift wahrscheinlich dem punischen Alphabet nachgebildet.351 Die Tifinagh-Schrift hat ein Verbreitungsgebiet von den Kanarischen Inseln im Westen quer durch Nordafrika und die Sahara bis nach Ägypten hinüber. Es muss sich um eine Art Verkehrssprache gehandelt haben, die bei allen libyschen Stämmen in Gebrauch war. Diese Inschriften, welche besonders in den Gebirgen der Sahara, Tassili und Hoggar, aufgefunden wurden, gehen bis in die ersten vorchristlichen Jahrhunderte zurück, während die Felszeichnungen, die sich oft neben den Inschriften finden, aus viel älterer Zeit stammen.352 Da die Forschungen zu den altberberischen oder altlibyschen Sprachen noch sehr in den Anfängen stecken, ist es bisweilen nur gelungen, Fortschritte in der numidischen Sprache zu machen. Allerdings weiß man damit keineswegs, ob die Gaetuler oder die Garamanten einen, dem numidischen Dialekt ähnlichen, oder eine andere Sprache sprachen. Es wäre im Übrigen aber denkbar, dass es ebenso wie die Tifinagh-Schrift auch eine Art libysche Verkehrssprache gegeben haben könnte, zumal wenn man bedenkt, dass der Musulamier Tacfarinas mit Mauren oder Garamanten Kontakt aufnahm. Im garamantischen Machtbereich dürfte die Sprache dieses Volkes wahrscheinlich bis in den Sudan vertreten gewesen sein. Dies sind natürlich Hypothesen, aber diese These scheint plausibel, da man ja Tifinagh-Inschriften bis hin zum Nigerbogen gefunden hat. Im Verkehr mit den Griechen von Kyrene dürften sich die Garamanten auch der griechischen Sprache bedient haben, während sie in römischer Zeit vielleicht auch in lateinischer Sprache kommunizierten. Falls es jedoch keine libysche allgemeine Verkehrssprache gegeben haben sollte, so könnten sich die libyschen Stämme untereinander (und auch mit den Römern?) auf punisch verständigt haben, denn nach dem Kirchenvater Arnobius reichte das Verständnis der punischen Sprache bis ins Garamantenland.353 Nach Vycichl scheint es irgendwann (in spätantiker oder frühmittelalterlicher Zeit?) gaetulische Völkerwanderungen bis in Gebiete am Senegal gegeben zu haben: „Ein stark abweichender Dialekt des Berberischen wird am Senegal von etwa 13 000 Berbern (bei insgesamt 29 000 Zenaga) gesprochen. Sie nennen sich (und übrigens auch die Araber) als hellfarbige Agadid (Plural: Igudagen), worin sich lautgesetzlich die Benennung der alten Gaetuler verbirgt.“354 _______________ 350 Vgl. Vycichl (1973), S. 573. 351 Vgl. Mc Call (1999), S. 198; Storm (2001), S. 194. 352 Vgl. Storm (2001), S. 194-195; Rössler (1958), S. 94. 353 Arnob. comm. ad psalmos 104 = PL Bd. 53, Sp. 481. 354 Vycichl (1973), S. 574. - 74 Nun bleibt noch zu prüfen, was es mit der Aussage der antiken Autoren auf sich hat, die Garamanten hätten Heilmittel gegen die giftigen Bisse der Schlangen gekannt, welche die Wüsten und Steppen Nordafrikas seit jeher bevölkern.355 Es wird allerdings nichts über die Zusammensetzung dieser Heilmittel gesagt. Neben den Garamanten sollen es ganz besonders die libyschen Psylli gewesen sein, die für ihre Heilmittel gegen Schlangenbisse berühmt waren.356 Noch heutzutage gibt es in Marokko eine Gemeinschaft, deren Mitglieder über diese Heilkunst verfügen. Das Wissen um diese Heilmittel geht gewiß auf antike Vorbilder zurück, wie Vycichl bemerkt: „Die Aissawa bilden eine religiöse Bruderschaft, deren Gründer Sidi Mhammed Ben Isa Gewalt über alle giftigen Tiere hat. Mit giftigen Schlangen, wie der Naja (Naja haje) oder Bitis arietans gehen sie ungestört um, spielen mit ihnen, schlingen sie um ihren Leib, ja sie verzehren sie sogar lebendig! Auf dem Platz Zma el-Ana in Marakesch kann man ihre Kunststücke bewundern. Sie heilen jedoch auch Schlangen- und Skorpionbisse, indem sie um die Wunde Schnitte anbringen, um sie ausbluten zu lassen, und saugen das Gift heraus, wobei die Zähne gegebenenfalls mit Honig eingerieben werden. Es sind dies die modernen Vertreter der Psylli in mohammedanischer Aufmachung.“357 Es war also für die libyschen Völker, also auch für die Garamanten, unabdingbar, sich gegen Schlangenbisse zu schützen, zumal diese Tiere größtenteils in diesen Gegenden zu finden sind. Außerdem mussten sich die Garamanten auf ihren Reisen nach Schwarzafrika stets vor jeglichen Gifttieren schützen, da Ärzte wohl kaum verfügbar waren. ______________ 355 Solin. 27, 41; Sil. Ital. 3, 301-302. 356 Plin. n. h. 7, 14; 8, 93; 11, 89; 21, 78.; Aelian. nat. anim. 1, 57. 357 Vycichl (1973), S. 601. - 75 V. Romanisierungsversuche bei den Gaetulern Sobald die Römer ein fremdes Land erobert hatten und deren Bewohner freiwillig die römische Kultur und Lebensweise (Sprache, Schrift, Religion u. ä.) annahmen, so nennt man dies Romanisation. In diesem Kapitel soll geprüft werden, ob und inwieweit sich gaetulische Stämme romanisieren ließen.358 Die Romanisation einheimischer Stämme in Nordafrika erfolgte meist auf friedliche Weise. Zwar geschah es, dass diese Stämme, oder zumindest Teile von ihnen entweder in ihren Heimatgebieten oder in deren Nähe angesiedelt wurden, aber das Land war oftmals nur sehr klein. Es reichte nicht für alle Stammesmitglieder aus, so dass viele Einheimische ihren Stamm verlassen mussten, um als Pächter oder Tagelöhner ihren Lebensunterhalt zu verdienen.359 Man muss jedoch auch bedenken, dass eine Romanisation nordafrikanischer Stämme relativ bescheiden war. Die Romanisation jener Stämme war während der römischen Kaiserzeit eben nur ein Versuch. Es ist also nicht richtig, dass man sagen könnte, ganze Volksgruppen wie etwa Numider, Mauren, Gaetuler u. a. wären alle romanisiert worden. Es handelte sich vielmehr nur um kleinere Stammesgruppen.360 Auch konnten die Römer während der frühen Kaiserzeit noch nicht alle Stämme in den nordafrikanischen Provinzen kontrollieren, weil manche Stämme noch nicht einmal die Entwicklungsstufe der Urbanisierung erreicht hatten. Demnach konnten sie zunächst auch nicht einer Stadt zugeordnet werden.361 Der Romanisation gaetulischer Stämme gingen zunächst teilweise Vermessungen ihrer Stammesgebiete voraus. Im Jahre 29/30 n. Chr. wurden im Gebiet der Nygbenoi durch den Proconsul von Africa, C. Vibius Marsus († nach 44) Vermessungen durchgeführt.362 In trajanischer Zeit wurde ein Teil der Nygbenoi den Gemeinden Capsa und Tacapae zugeteilt. Die übrigen Angehörigen ihres Stammes durften weiterhin ihr ursprüngliches Gebiet bewohnen.363 Eine weitere civitas Nygbeniorum war Turris Tamalleni.364 ______________ 358 Zur Romanisation in Nordafrika allgemein: Broughton (1929). 359 Vgl. Rostovtzeff (1985), S. 50. 360 Vgl. Schulten (1899, S. 31), welcher behauptet, dass gerade die Romanisation ein gewaltiger Fortschritt bedeutete. So seien etwa die Krieger einheimischer Stämme untereinander beendet worden. 361 Vgl. Broughton (1929), S. 194. 362 CIL 8, 22786a,f = ILS 9375; vgl. dazu Thomasson (1996), S. 31; Gundel (1958), Sp. 1974. 363 Vgl. Rostovtzeff (1985), S. 49; AE (1910), 21; 22 (diese Vermessung wurde durchgeführt vom legatus Augusti pro praetore, L. Minicius Natalis, während der Jahre 104/05 n. Chr.). 364 Vgl. Fentress (1979), S. 77. - 76 Auch das Land der Musulamier wurde von römischen Agrimensoren vermessen. Diesem Stamm wurde ebenfalls ein weniger ertragreicher Teil des Landes zum Bebauen zugesprochen.365 Anfängliche Kontrollen der Römer über diesen gaetulischen Stamm, der im 1. Jh. n. Chr. den Römern arg zu schaffen machte, lassen sich bis in die flavische Zeit zurückverfolgen. Um 100 n. Chr. veränderte sich das Landschaftsbild der Musulamier dagen vollständig. Die legio III Augusta bekam den Befehl, sämtliche Bauprojekte durchzuführen. Einerseits wurde die Kolonie Thamugadi (Timgad) errichtet, andererseits wurde das AurèsGebirge von Straßen umschlossen.366 Die Legion selbst wurde in Lambaesis stationiert. Folgende Vermessungen wurden im Lande der Musulamier von den kaiserlichen Legaten der Legion durchgeführt: 102 n. Chr.: L. Munatius Gallus367 104/05 n. Chr.: L. Minicius Natalis († nach 123/24 n. Chr.)368 116 n. Chr.: L. Acilius Strabo Clodius Nummus369 Das Endresultat dieser Vermessungen lag darin, dass die Musulamier nun zwischen zwei römischen Straßen eingeengt leben mussten.370 Der Hauptort der Musulamier blieb weiterhin Theveste. Allerdings wurde diese Stadt bald zur colonia erhoben. Offenbar erhielten die Stammesführer der Musulamier recht schnell das römische Bürgerrecht.371 ______________ 365 Vgl. Rostovtzeff (1985), S. 48; Nollé (1982), S. 103; Fentress (1979), S. 76. Fentress spricht jedoch dagegen, denn ein Teil des fruchtbaren Muthul-Tales gehörte ebenfalls zum neuen Stammesgebiet der Musulamier. Zur angeblichen Reservation der Musulamier: Diesner (1968), S. 90. 366 Gründung von Thamugadi unter dem Legaten L. Munatius Gallus im Jahre 100 n. Chr: CIL 8, 2355 = 17842 = ILS 6841; Straßen: CIL 8, 22348; 2487; 2479 = 17971; dazu Syme (1979), S. 225. 367 CIL 8, 10667 = 16692 = ILS 5959 = Il Alg 1, 2939a; vgl. dazu Gutsfeld (1989), S. 170. Zur Person des Legaten: Thomasson (1996), S. 140; Franke (1991), S. 63. 368 CIL 8, 28073a = 4676 = ILS 5958a = Il Alg 1, 2828 = AE (1898), 39 = Il Alg 1, 2988 = Il Alg 1, 5828 (zwischen den Musulamiern und Madauros); Il Alg 1, 2978 = AE (1907), 21 (zwischen den Musulamiern und den Tisibenses); Il Alg 1, 2988 = AE (1907), 19 (zwischen Augustum und den Musulamiern); AE (1923), 26 = ILT 1653 (zwischen den Musulamiern und dem Gut der Valeria Atticilla). Vgl. auch Gutsfeld (1989), S. 170; Burian (1964, S. 494), welcher glaubt, dass die Musulamier als Arbeiter auf dem Gut beschäftigt wurden. Zur Person des Legaten: Thomasson (1996), S. 141; Franke (1991), S. 65. 369 CIL 8, 28073b = ILS 5958a = Il Alg 1, 2829 (zwischen den Musulamiern und Madauros); Il Alg 1, 2989 = AE (1907), 20 (zwischen Augustum und den Musulamiern); Il Alg 1, 2939b (zwischen Ammaedara und den Musulamiern). Vgl. dazu Gutsfeld (1989), S. 170-171. Zur Person des Legaten: Thomasson (1996), S. 142; Franke (1991), S. 66-67. 370 Vgl. Syme (1979), S. 226. 371 Vgl. Fentress (1979), S. 76. - 77 Eine Inschrift aus trajanischer Zeit zeigt, dass ein römischer Ritter namens L. (?) Calpurnius Fabatus († 112 n. Chr.), ein Italiker und Verwandter von Plinius dem Jüngeren, kurz vor dem Ende seiner Laufbahn als Präfekt die Kontrolle über nicht weniger als sechs gaetulische Stämme in Numidien ausübte.372 In den Städten Nordafrikas bestand die Hauptbevölkerung hauptsächlich aus Puniern und römischen Kolonisten, aber es lebten dort auch Angehörige von gaetulischen Stämmen. Zeugnisse dafür liefern eine Vielzahl von beschrifteten Aschenurnen sowie Grabsteine.373 Diese Inschriften wurden hauptsächlich in Numidien und der Africa Proconsularis gefunden. Sie sagen nicht mehr darüber aus, als dass diese verstorbenen Gaetuler (Männer, Frauen und Kinder) romanisierte Namen trugen, nach römischer Sitte bestattet wurden und dass viele von ihnen ein recht hohes Alter erreichten. Fast alle Grabinschriften für Gaetuler besitzen die römischen Grabesformeln D(is) M(anibus) s(acrum) [„Den Totengeistern geweiht“] und H(ic) s(itus/-a) e(st) [„Hier liegt er / sie begraben“]. Die letzte Grabesformel weist auf Grablegungen seit dem 1. Jh. n. Chr. hin.374 In den römischen Inschriften Nordafrikas werden einheimische romanisierte Stämme als gentes bezeichnet. Sie lebten meist in Vororten größerer Städte (civitates, castella). Einzelne Stammesgruppen oder Einzelpersonen aus Stämmen waren jedoch auch in Städten anzutreffen. Die Stammesältesten nannte man seniores. Über die jeweiligen romanisierten Stämme geboten die Stammesführer (principes). Diese unterstanden wiederum den praefecti, römischen Beamten aus dem Ritterstand, welche die Kontrolle über jene Gebiete, etwa den Vororten, ausübten.375 Der Stammesführer (princeps gentis) stand unter römischer Kontrolle. Die Einsetzung eines solchen Stammesfürsten musste ebenfalls von einem römischen Beamten beglaubigt werden; der Titel wurde in späterer Zeit erblich. Ein Stammesführer vertrat die Interessen seines Stammes gegenüber dem römischen Statthalter und führte auch die Aufsicht über seine Stammesangehörigen. Es war auch möglich, dass ein Stammesführer einen zweiten Stamm zugewiesen bekam.376 _______________ 372 CIL 5, 5267 = ILS 2721; vgl. dazu Stein (1899), Sp. 1371. 373 Vgl. Mattingly (1987), S. 74-75; Gascou (1970), S. 723-736. 374 Eine kleine Auswahl mit Namen der Verstorbenen samt Alter: CIL 8, 4557 (Iulia Gaetula, 95 Jahre), CIL 8, 2208 (M. Pomponius Gaetulus, 87 Jahre), CIL 8, 6214 (Fulvia Gaetula, 91 Jahre), CIL 8, 28035 = Il Alg 1, 2856 (Aemilius Cilo Musavius Musulanus, 85 Jahre), Il Alg 1, 137 (C. Iulius Gaetulus, Veteran, 80 Jahre), CIL 8, 9930 (Iulia Getula, 80 Jahre). 375 Schulten (1899), S. 30. 376 Vgl. Burian (1964), S. 476-477. - 78 Manche Musulamier brachten es zu einem gewissen Wohlstand und zu bedeutendem Ansehen. Titus Flavius Macer, der Sohn des Titus, aus der Tribus Quirinia in Ammaedara, konnte nach der Ausübung einiger Ämter in dieser Stadt, welche wohl gleichzeitig seine Heimatstadt war, sogar in den Ritterstand aufsteigen. Er war praefectus gentis Musulamiorum und curator frumenti comparandi in annonam urbis während der Herrschaft Kaiser Trajans. Zur Zeit Hadrians muss er wohl das Amt eines procurator Augusti bekleidet haben, denn es wird die Konsekration Trajans in der Inschrift erwähnt.377 Ein interessantes epigraphisches Zeugnis ist uns überliefert. Es handelt sich um das Marktrecht für einen gewissen Lucilius Africanus vom 15. Oktober 138 n. Chr. Der Markt fand in der regio Beguensis statt. Dieser Ort lag in einem Gebiet, das den Musulamiern gehörte. Lucilius Africanus war also der Gutsherr, welchem das Marktrecht zugestanden wurde. Die Eigenschaft, Märkte abzuhalten, war einigen Stämmen, wie etwa den Musulamiern nicht völlig unbekannt. Wie bereits erwähnt wurde, lag ein Teil des Musulamierlandes am Flusse Muthul. Dessen Umgebung war äußerst fruchtbar und demnach auch gut für den Ackerbau geeignet. Die Musulamier werden sich in vorrömischer Zeit wohl dem Ackerbau hingegeben haben. In der näheren Umgebung lebten allerdings auch Stämme, welche sich der Weidewirtschaft widmeten. So lebten in vorrömischer Zeit sowohl Ackerbauern als auch Nomaden nebeneinander, so dass auch Märkte abgehalten werden konnten.378 Eine neu aufgefundene Inschrift bei Ammaedara, welche in die Zeit zwischen 170 und 180 n. Chr. zu datieren ist, nennt als Stammesnachbarn der Musulamier die Musunii.379 Möglicherweise handelte es sich auch hier um einen gaetulischen Stamm. In dieser Inschrift heißt es, dass ein Duumvir, der flamen perpetuus dieser Kolonie sowie der kaiserliche Präfekt, welcher über die Musulamier und die Musunii gebot, für den römischen Kaiser (Marcus Aurelius) Ehrengeschenke dargebracht und den Tempel des Saturnus Augustus mit einer silbernen Statue versehen haben. _______________ 377 CIL 8, 5351 = ILS 1435 = Il Alg 1, 285. Vgl. dazu Wells (1985), S. 260; Syme (1979), S. 226; Broughton (1929), S. 164; Stein (1909), Sp. 2605. 378 CIL 8, 270 = 11451 = FIRA 1, 47. Vgl. dazu Nollé (1982), S. 99-100. Zur Überlieferungsgeschichte dieser Inschrift siehe Nollé (1982), S. 90-91; Text mit Übersetzung: Nollé (1982), S. 92-95; Beschreibung und Kommentar: Nollé (1982), S. 95-99; 108-117; Übersetzung auch bei Freis (1994), S. 175-176. Dass diese regio Beguensis im Musulamiergebiet lag, bestätigt die Inschrift zweimal. Dass die Musulamier Ackerbauern waren, legt Nollé (1982, S. 100) folgendermaßen dar: „Die Forderung der Musulamier unter der Führung des Tacfarinas, der römische Kaiser solle ihnen Siedlungsland zuweisen, würde bei der Annahme, die Musulamier seien reine Nomaden gewesen, unverständlich gewesen sein.“; siehe dazu auch Tac. ann. 3,73, 1-2. 379 AE (1992), 1766. Vgl. dazu Benzina Ben Abdallah (1992), S. 139-145. - 79 Auch von den Cinithii lässt sich sagen, dass sie die römische Kultur und Lebensweise annahmen: L. Memmius Messius Pacatus stammte aus dem Stamme der Cinithii und war Mitglied der einheimischen Oberschicht.380 Die Familien der Memmii und Messii, deren Mitglieder aus den Cinithii bestanden, brachten es in ihrem Hauptort, der Stadt Gighthis, zu hohen Positionen. Pacatus war zudem noch Magistrat seiner Stadt.381 Vor der Erhebung von Gighthis zu einem municipium in antoninischer Zeit erscheint es als sicher, dass es sich um ein bedeutsames Zentrum der Cinithii gehandelt haben muss.382 Bereits seit hadrianischer Zeit scheint ein Großteil der Cinithii romanisiert worden zu sein. Es bleibt noch die Frage, wann Pacatus Führer seines Stammes gewesen ist. Entweder hatte er das Amt vor der Erhebung der Stadt zu einem municipium oder später inne. Man kann davon ausgehen, dass Teile der Cinithii in Gighthis oder in deren Nähe angesiedelt worden waren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass solche angesiedelten Gaetuler bei der Entwicklung des Ackerbaus im Umland der nordafrikanischen Städte in nicht geringem Maße beigetragen haben.383 Ein weiterer praefectus gentis Cinithiorum war L. Egnatuleius Sabinus.384 Auch unter den antiken Autoren haben wir einen romanisierten (Halb-)Gaetuler. Im 2. Jh. n. Chr. wurde der Rhetor und Schriftsteller Apuleius von Madauros wegen Zauberei angeklagt. Voller Stolz erwähnte er in seiner Verteidigungsrede, dass er ein halber Numider und ein halber Gaetuler war.385 Tatsächlich grenzten an Madauros die Musulamier an. _______________ 380 CIL 8, 22729 = ILS 9394. Vgl. dazu auch Christol (1988), welcher meint, dass unter dem Begriff natio ein Zusammenschluß der Cinithii zu einer traditionellen Stammesgemeinschaft zu verstehen sei; Rostovtzeff (1985, S. 55) sieht in diesem Stammesführer jedoch einen Italiker. 381 Vgl. Mattingly (1987), S. 75. Mattingly meint allerdings, dass die meisten Angehörigen der libyschen Oberschicht in den Städten der punischen Kultur zugewandt waren. 382 CIL 8, 22729 = ILS 9394. Vgl. Gascou (1972), S. 138-142; 222; Broughton (1929), S. 92; 194; Christol (1988), S. 315. 383 Vgl. Mattingly (1987), S. 77. 384 CIL 8, 10500 = ILS 1409. 385 Apul. Apol. 24, 1-2. - 80 VI. Die Rolle der Gaetuler und der Garamanten in der Geschichte Nordafrikas (3. Jh. v. – 6. Jh. n. Chr.) 6. 1. Gaetuler und Garamanten in den Punischen Kriegen: Die historischen Nachrichten über Gaetuler und Garamanten beziehen sich ausschließlich auf militärische Auseinandersetzungen zwischen diesen libyschen Völkern und den Römern in Nordafrika. Im zweiten Punischen Krieg spielten Gaetuler und vielleicht auch die Garamanten eine wichtige Rolle als Söldner. Im Jahre 236 v. Chr. eroberte der karthagische Feldherr Hamilkar Barkas, der Vater des Feldherren Hannibal, beträchtliche Gebiete in Südostspanien mit reichen Silbervorkommen für das karthagische Reich. Dadurch wurde der Reichtum Karthagos erneuert, zumal dieses im Ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) die großen Mittelmeerinseln Sizilien und Sardinien, ebenfalls reiche Gebiete, an den römischen Sieger abtreten musste. Auf diese Weise war Karthago nun in der Lage, die noch verbliebenen Reparationsleistungen an die Römer im Jahre 231 v. Chr. zu entrichten. Hamilkars Schwiegersohn Hasdrubal übernahm nach dessen Tod in einem Gefecht das Kommando in Spanien und schloß 226 v. Chr. mit den Römern den sogenannten Ebro-Vertrag, welcher besagte, dass den Karthagern die Herrschaft südlich dieses Flusses gestattet werde; dieser iberische Fluss durfte vom karthagischen Heer nicht überschritten werden. Als Hasdrubal 221 v. Chr. ermordet wurde, übernahm Hannibal das Amt des obersten Heerführers der Karthager in Iberien. Dieser jedoch belagerte und eroberte 219 v. Chr. die iberische Stadt Sagunt jenseits des Ebro, die mit den Römern in einem Freundschaftsverhältnis (amicitia) stand. Darüber empört, versuchte eine römische Gesandtschaft in Karthago zu erreichen, dass Hannibal an die Römer ausgeliefert werde. Die Karthager lehnten ab und der Zweite Punische Krieg (218 – 201 v. Chr.) begann. Die Römer planten, in Spanien und von Sizilien aus in Afrika einzufallen. Hannibal jedoch ging listenreich vor und wich den Römern geschickt aus. Er zog mit seinem Söldnerheer über die Pyrenäen nach Gallien und von dort über die Alpen nach Italien, wo er völlig überraschend und unerwartet erschien. In seinem Söldnerheer, das aus etwa 50 000 Fußsoldaten, 9 000 Reitern sowie 37 Kriegselefanten bestand, befanden sich neben zahlreichen ausländischen Kämpfern (Iberer, Balearen, Gallier, Ligurer) auch Angehörige von verschiedenen libyschen Völkern.386 Die frühesten Anwerbungen von libyschen Söldnern kann man bis ins 5. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Man muss jedoch zwischen gewissen libyschen Völkern, welche mit den Karthagern verbündet waren und solchen, die mehr oder weniger gezwungenermaßen dienten, unterscheiden.387 _______________ 386 Zu den Punischen Kriegen: Huß (1994), S. 203-305; 315-332. Zum Zweiten Punischen Krieg vgl. Zimmermann (2005), S. 42-80. Zu Hannibal und dem Zweiten Punischen Krieg: Seibert (1993). 387 Vgl. Ameling (1993), S. 210-212. - 81 So galten etwa die Maurusier oder auch die Numider im 3. Jh. v. Chr. als solche Verbündeten. Sie hatten den Karthagern zwar nach Bedarf Hilfstruppen zu stellen, aber die Aushebungen führten dann eben auch nur Maurusier und Numider, nicht jedoch die Karthager durch. Ferner war es bei diesen Verbündeten üblich, dass die Anführer ihrer Truppen aus Angehörigen des eigenen Volkes stammten. Ein weitaus schlechteres Los traf manche, nicht mit den Karthagern verbündete Libyer, so etwa die Nomaden. Sie hatten nicht dieselben Rechte wie die Verbündeten. Für den Fall, dass diese Libyer aufgrund ihrer Unzufriedenheit einen Aufstand entfachten, wehrten sich die Karthager mit unerbittlicher Grausamkeit und Härte. Im karthagischen Heer dienten die libyschen Söldner größtenteils in der schweren Infanterie, während die Nomaden oft auch in der Reiterei verwendet wurden.388 Die antiken Geschichtsschreiber, welche über den Zweiten Punischen Krieg schrieben (etwa Polybios und Livius), erwähnen zwar mehrfach libysche Söldner, vor allem Maurusier und Numider, aber bei diesen Nachrichten ist es unmöglich festzustellen, ob es sich hierbei auch um gaetulische oder gar garamantische Söldner handelte. Daher ist man genötigt, sich auf die Stellen der antiken Autoren zu stützen, welche ausdrücklich Gaetuler und Garamanten als Söldner nennen. Der römische Dichter Silius Italicus zählt nun fast alle Völker Libyens als karthagische Söldner auf. Er beginnt mit der „Heiligen Schar“, welche aus Karthagern bestand (3, 231-240), dann erscheinen die Kämpfer aus Utica und Clypea (3, 241-248). Danach erscheint das kyrenäische Aufgebot, bestehend aus den Söldnern der Städte Berenike, Barka und Kyrene (3, 249-255). Als nächstes kommen sämtliche verbündete punische Städte (3, 256-264). Schließlich zählt Silius Italicus die Nubäischen Aithiopes (aus Meroë?) auf (3, 265-273). Es folgen Maken, Adyrmachiden und Massylier (3, 274-286), Gaetuler (3, 287299), Marmariden, Baniuren, Autololen, Lotophagen (3, 300-311), Garamanten (3, 312-319) und letztlich die Nasamonen und Anwohner des Tritonsees (3, 320-324). Es fällt sofort auf, dass Silius Italicus bei seiner Aufzählung nicht rein geographisch vorging, denn er zählt seine Libyer völlig ungeordnet auf. So findet man bei ihm schwarzafrikanische Söldner aus den Gebieten südlich von Ägypten zusammen mit Maken vom Flusse Cinyps. Auch die Marmariden, welche im kyrenäischen Gebiet zu finden sind, stellt Silius Italicus an die Seite der Baniuren, welche im äußersten Mauretanien lebten. Der einzige antike Autor, welcher ebenfalls gaetulische Söldner im Heer Hannibals bezeugt, ist Titus Livius. So berichtet er, dass 216 v. Chr. ein gaetulischer Söldnertrupp, welcher von Hannibal losgeschickt wurde, um die Bewohner der italischen Stadt Casilinum, welche nahe bei Capua lag, zu bewegen, ihre Stadt den Karthagern zu überlassen. Der Anführer dieses Trupps hieß Isalcas. Er sollte anfangs erst freundlich mit den Einwohnern verhandeln, bei einer Verweigerung jedoch Gewalt anwenden. Als keine Antwort kam, versuchten die Gaetuler gewaltsam, die Tore der Stadt zu öffnen. Leider befand sich genau dahinter eine formierte kleine Streitmacht, welche das Vorhaben der Gaetuler vereitelte und diese tötete.389 ______________ 388 Vgl. Ameling (1993), S. 210-212; Huß (1994), S. 344-347; Moscati (1996), S. 235-237. 389 Liv. 23,18, 1-3. - 82 Aus dieser Nachricht des Livius kann man schließen, dass diese Gaetuler zu den Verbündeten der Karthager zählten, da ja der Anführer des Trupps selbst Gaetuler war. Vielleicht gehörten die Gaetuler unter Isalcas zu einem sesshaften Stamm im Gebiet Karthagos, der mit den Karthagern verbündet war. Die mauretanischen Gaetuler, welche Silius Italicus aufzählt könnten sehr wohl als Söldner in Hannibals Diensten gestanden haben; gehörte Mauretanien doch bis zum Flusse Lixos zum karthagischen Machtbereich.390 Wie es sich allerdings mit den Garamanten verhält, bleibt fraglich. Livius erwähnt ihr Gebiet nur einmal am Rande, nennt allerdings nirgends garamantische Söldner.391 Dennoch kann man eine Teilnahme garamantischer Söldner im karthagischen Heer nicht völlig ausschließen. Bis auf eine kleine Notiz bei dem Biographen Sueton, dass es im Dritten Punischen Krieg (149 – 146 v. Chr.), welcher in Afrika selbst geführt wurde, gaetulische Söldner gab, gibt es keine weiteren Angaben über gaetulische Söldner im karthagischen Heer.392 Karthago wurde – wie bereits erwähnt – im Jahre 146 v. Chr. durch die römischen Soldaten zerstört. Das eroberte ehemalige karthagische Gebiet wurde schließlich von den Römern annektiert. 6. 2. Der Jugurthinische Krieg: Irgendwann vor dem 4. Jh. v. Chr. bildeten sich im nordafrikanischen Raum kleine Staatsgebilde, welche aus größeren Stammeskonföderationen entstanden. Im Westen waren es die Mauri / Maurousioi, während sich in den Gebieten des heutigen Algerien und Tunesien weitere kleine Staaten entwickelten. Im Westen dieses Gebietes waren es die Masaesyli und im östlichen Bereich die Massyli, durch welche die numidischen Königreiche begründet wurden.393 Nach der Zerstörung Karthagos gewann das Königreich der Massyli, welches sich in der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. etabliert hatte, immer mehr an Bedeutung. Der Massylier Massinissa, Begründer einer Dynastie, wurde im Jahre 201 v. Chr. schließlich Herrscher über das gesamte Numidien. Massinissa öffnete sich während seiner Herrschaft der griechisch-hellenistischen Lebensweise.394 Als der Numiderkönig Massinissa, welcher im Bunde mit den Römern stand, im Jahre 149 v. Chr. starb, übernahmen dessen vier Söhne Micipsa, Mastanabal, Gulussa und Massugrada die Macht im Königreich. Die Gaetuler des Aurès-Gebirges gehörten zum numidischen Königreich, während die Gaetuler im südlichen Teil Numidiens die Südgrenze des Reiches bildeten. Nachrichten über Beziehungen der Gaetuler zum numidischen König sind aus dieser Zeit nicht überliefert.395 _____________ 390 Vgl. Desanges (1978), S. 126. 391 Liv. 29,33,9. 392 Suet. Ter. 1,1. 393 Domes (2007), S. 1-2. 394 Zur Biographie von Massinissa siehe das Buch von Elfriede Storm (2001). 395 Vgl. Storm (2001), S. 27-28. - 83 Micipsa wurde schon um 145 v. Chr. zum Alleinherrscher, da seine Brüder aus nicht ganz geklärten Gründen verstarben. Als Micipsa im hohen Alter 118 v. Chr. verstarb, wurde das Königreich auf seine beiden Söhne Adherbal und Hiempsal sowie auf Jugurtha verteilt.396 Jugurtha war ein Bastardsohn des Mastanabal und wurde von Micipsa adoptiert. Dieser Jugurtha hatte sich bereits mit seinen Numidertruppen, die als Auxiliarverband unter dem römischen Feldherren P. Scipio Aemilianus dienten, in Spanien einen Namen gemacht. Schon bald beseitigte Jugurtha den Hiempsal. Als der römische Senat das numidische Reich zwischen Adherbal und Jugurtha teilte, tötete Jugurtha auch diesen, um Alleinherrscher zu werden. All diese Vorgehen mussten zu einem militärischen Konflikt mit Rom führen. So wurde 111 v. Chr. ein römisches Heer nach Afrika entsandt, um den Numider zur Raison zu bringen. Jugurtha gelang es durch eine förmliche Bestechungspolitik, die Römer hinzuhalten, um seine Machtgelüste weiter zu befriedigen. Von 109–107 v. Chr. kämpfte der unbestechliche Konsul Q. Caecilius Metellus in Afrika gegen Jugurtha.397 Obwohl anfangs Erfolge erzielt wurden, konnte erst C. Marius (157-86 v. Chr.), welcher anfangs Legat des Metellus war und nun für das Jahr 107 v. Chr. zum Konsul gewählt wurde, den Krieg entgültig beenden. Jugurtha wurde 105 v. Chr. bei Verhandlungen gefangen genommen, im Triumphzug dem römischen Volke gezeigt und schließlich hingerichtet.398 Der sogenannte Jugurthinische Krieg (111-105 v. Chr.) ist für dieses Thema deshalb von Interesse, weil zu jener Zeit ebenfalls Gaetuler in einem Heer dienten. Sallust gibt anfangs die politischen Verhältnisse wieder: die punischen Städte standen unter römischer Verwaltung, Jugurtha konnte über gaetulische Stämme bis zum Flusse Muluccha (Oued Sarrath ?) seine Macht ausdehnen und Bocchus I. war zu dieser Zeit König von Mauretanien.399 Es ist in dieser Arbeit nicht angebracht, den Jugurthinischen Krieg detailliert zu besprechen, sondern ihn nur so weit in Betracht zu ziehen, wie er für dieses Thema relevant ist. Demnach sind auch nur die letzten Jahre des Krieges (107-105 v. Chr.) von Bedeutung. Im Jahre 107 v. Chr. besaß Jugurtha kaum noch bedeutende Städte, in welchen er brauchbares Kriegsmaterial zusammenstellen konnte. Die wichtigste Stadt, Thala, in welcher sich des Königs Reichtümer und viele Waffen befanden, war bereits von den Römern geplündert worden.400 Jugurtha sah sich nun einer fast aussichtlosen Lage gegenüber. Was er vor allem benötigte, waren neue Kampftruppen. Er konnte sich zwar auch Bocchus I. und seine Mauren stützen, doch waren dies zu wenige Streitkräfte, die es mit den Römern hätten aufnehmen können. _______________ 396 Vgl. Ritter (1987), S. 80-93; Alföldi (1979), S. 57-58; Wölfel (1961), S. 222. 397 Vgl. Meißner (1998), Sp. 1213-1214. 398 Vgl. Ritter (1987), S. 93-118; Alföldi (1979), S. 59-63. 399 Sall. Iug. 19, 6-7. 400 Florus 1,36,11.; Sall. Iug. 80, 1. - 84 So blickte der Numider in Richtung Süden. Dort lebten, geschützt durch Steppen und Wüsten, die Gaetuler, welche angeblich noch nie etwas von den Römern gehört haben sollen.401 Der König der Numider sah sich gezwungen, außer Landes zu flüchten. Die Römer blieben ihm hartnäckig auf den Fersen.402 Bei den Gaetulern angekommen, ließ Jugurtha diese zu Soldaten ausbilden, so dass sie in der Lage waren, ihm in seinem Krieg gegen die Römer Gefolgschaft zu leisten.403 Beachtet man die weiten Entfernungen, die Jugurtha zurückzulegen hatte, um zu den Gaetulern zu gelangen sowie die Behauptung Sallusts, den Gaetulern seien die Römer zu jener Zeit völlig unbekannt gewesen, so scheint es plausibel, dass Jugurtha tatsächlich nomadische Gaetuler aus der Nordsahara rekrutierte; diese lebten außerhalb seines Reiches. Diese Gaetuler, welche nur ihre gewohnte Kampfesweise kannten, mussten tatsächlich erst militärisch ausgebildet werden, um es mit römischen Legionären aufzunehmen. Der Numider zahlte seinen Gaetulern auch keinen Sold aus, sondern die Kämpfer erhielten die Möglichkeit, ihre Gegner zu belästigen und auszuplündern.404 Dies trifft auch wiederum auf Nomaden zu, welche für lebensnotwendige Gegenstände und Naturalien mehr Verwendung hatten als für Geld. Diese Güter konnten sie ihren Stammesgenossen zukommen lassen. Mit Geld konnten die Nomaden der Sahara, bei denen ja der Tauschhandel vorherrschte, ohnehin nichts anfangen. Die nun folgenden Jahre bestanden im größtenteils aus kleinen Überfallschlachten. Marius informierte sich über alle Pläne, welche Jugurtha und Bocchus I. gegen ihn ausheckten. Er selbst überfiel den Numider und seine Gaetuler, welche Jugurtha übrigens als Kavallerie dienten, erfolgreich, so dass Jugurtha und sein Trupp sogar einmal völlig entwaffnet werden konnten.405 Auch die Römer mussten Niederlagen einstecken. So wurde das römische Heer plötzlich Opfer eines Guerillaangriffs der Mauren und Gaetuler. Die feindlichen Reiter stürmten so plötzlich aus dem Hinterhalt hervor, dass die römischen Soldaten sich anfangs nicht formieren und schützen konnten. So wurden einige römische Soldaten verwundet.406 In diesem Scharmützel konnte Marius keinen Erfolg verbuchen. Durch eine List des Konsuls wurde dann der Sieg schließlich doch noch erfochten: die Römer, welche auf zwei Hügel entkamen, beobachteten, wie die Feinde abends lautstark ihren Sieg über die Römer feierten; an Schlaf dachten die Feinde noch nicht. Mitten in der Nacht befahl Marius, dass das Kampfsignal der Römer geblasen werde. Nun fielen die Römer über die mittlerweile ruhenden Feinde hernieder und töteten den größten Teil.407 Dieses Ereignis fand im Herbst des Jahres 106 v. Chr. statt. ______________ 401 Sall. Iug. 80, 1.; vgl. Fentress (1982), S. 326. 402 Florus 1,36,12; Appian. Nom. 5, 1 = Exc. de legat. gent. 29, p. 559. 403 Sall. Iug. 80, 2. 404 Sall. Iug. 88, 3; 103, 4; Appian. Nom. 5, 1. 405 Sall. Iug. 88, 2-3. 406 Sall. Iug. 97, 4-5. 407 Sall. Iug. 98, 6-7; 99, 2-3. - 85 Ob diese Darstellung des Überraschungskampfes der Realität entspricht, bleibt dahingestellt. Vielleicht handelt es sich auch um die literarische Bearbeitung eines Barbaren-Topos. Interesanterweise beschreibt der Historiker Cassius Dio im 3. Jh. n. Chr. ein ganz ähnliches Vorgehen römischer Soldaten gegen die nomadischen Nasamonen im Jahre 86 n. Chr. Auch hier habe der römische Feldherr eine List über die ausgelassen feiernden und betrunkenen Nasamonen angewandt, um den Sieg zu erringen.408 Für Jugurtha schien nun alles gelaufen zu sein, zumal sein einstiger Verbündeter, Bocchus I., zu den Römern überlief. Die Gaetuler versuchten, Jugurtha noch ein letztes Mal zu helfen, indem sie die maurischen Gesandten, welche Bocchus I. zu den Römern schickte, überfielen und ausplünderten. Die Gesandten gelangten ausgeplündert zu L. Cornelius Sulla (138 - 78 v. Chr.), welcher als Quästor den Feldherren im Jugurthinischen Krieg unterstützte und das Kommando innehatte. Marius befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Gaetulia, wie Appian schreibt. Sulla nahm die Gesandten freundlich auf.409 Es bleibt an dieser Stelle zu klären, was Marius in der Gaetulia unternahm? Führte der Konsul, welcher siegreich gegen Jugurtha kämpfte, nun einen Vergeltungszug gegen gaetulische Stämme in der Nordsahara? Wollte er ihnen auf diese Weise den Namen „Römer“ verständlich machen, welchen die Gaetuler nach Sallust angeblich nicht kannten? Oder liegt bei Appian eine sullafreundliche Quelle vor, in der das Handeln Sullas hervorgehoben wurde? So hätte Sulla das Ende des Jugurthinischen Kriege selbst allein herbeigeführt, als er den Maurenkönig zum Verrat bewog und Jugurtha gefangenommen werden konnte, während Marius irgendwo in der Wüste den Gaetulern nachjagte. ______________ 408 Cass. Dio. 67,4,6. 409 Appian. Nom. 5,1-3.; Sall. Iug. 103, 2-5. - 86 6. 3. Die Gaetuler und die politische Feindschaft zwischen C. Marius und L. Cornelius Sulla: Nach dem Jugurthinischen Krieg wurden Marius und Sulla, die doch Seite an Seite gegen den Numider fochten, im Zeitalter der Bürgerkriege in Rom zu politischen Feinden. Sulla hatte sich während der Siegesfeier in Rom in den Mittelpunkt immer mehr in den Mittelpunkt gestellt und wollte Marius, welcher der maßgebliche Feldherr des Jugurthinischen Krieges war, in den Schatten stellen. Nach Beendigung des Jugurthinischen Krieges fand unter Marius eine Neuordnung Afrikas statt. Das Gebiet Westnumidiens bekam nun Bocchus I. zugewiesen. Ostnumidien teilte Marius dem Gauda (105 – ca. 88 v. Chr.) zu, welcher einer der letzten Verwandten aus dem Hause Massinissas war. Ost- und Westnumidien wurden durch den Fluss Muluccha abgetrennt.410 Da Numidien nach dem Jugurthinischen Krieg weiterhin mit Marius in Verbundenheit stand, wurde es sehr bald in die Bürgerkriegswirren mit hineingerissen. Im Lande kämpften in den nächsten Jahrzehnten römische Truppen gegeneinander, während eine römische Expansionspolitik in Nordafrika während der Bürgerkriege nicht stattfand.411 Wir hören, dass Marius den Gaetulern große Ehren zuteil werden ließ und ihnen sogar Land schenkte.412 Möglicherweise handelte es sich um Stämme der Kleinen Syrte.413 C. Marius und sein Sohn, C. Marius der Jüngere, mussten im Jahre 88 v. Chr. vor Sulla aus Italien nach Nordafrika fliehen. Der jüngere Marius begab sich an den Hof des Königs Hiempsal II. (88 – 66 v. Chr.), dem Sohn des Gauda. In diesem Jahr erhielt Hiempsal II. durch Rom die Anerkennung als Klientelkönig in Ostnumidien.414 Hiempsal II. wollte den Jüngeren Marius offenbar an Sulla ausliefern, so dass dieser nur mit Mühe und Not entkam. In Rom siegten die Anhänger des Marius über Sulla im Jahre 87 v. Chr. Hiempsal II. hingegen wurde von einem Gegenspieler namens Hiarbas vertrieben. Dieser Hiarbas vertrat die Interessen seiner Stammesgenossen sowie die der Marianer.415 Hahn vermutet, dass dieser Hiarbas ein Gaetuler gewesen sein könnte: „Die römischen Popularen fanden demnach natürliche Verbündete in den inneren Gegnern, namentlich in den Stammeshäuptlingen der zwei Königreiche. Die von der römischen popularen Regierung entsandten Emissäre, Cn. Domitius Ahenobarbus und Fabianus Hadrianus, verbündeten sich mit Hiarbas, einem aufständischen Häuptling, wahrscheinlich der Gaetuler, den sie als Gegenkönig statt Hiempsal II. anerkannten. Hiarbas (…) vertritt gewissermaßen die Opposition der Stammeshäuptlinge bzw. einzelner Stämme gegenüber der zentralen Königsmacht. Keineswegs war er nur eine Kreatur der römischen Marianer.“416 _______________ 410 Vgl. Alföldi (1979), S. 63; Hoffmann-Salz (2011), S. 161. 411 Hoffmann-Salz (2011), S. 161. 412 Bell. Afr. 32, 3; 35, 4; 56, 3; Cass. Dio. 43,4,2. Vgl. Ritter (1987), S. 121. 413 Vgl. Fentress (1982), S. 326-328. 414 Domes (2007), S. 2. 416 Hahn (1968), S. 213; vgl. auch Fentress (1982), S. 328-329; Ritter (1987), S. 120-122. 415 Ritter (1987), S. 120-121. - 87 Sulla sandte seinen Feldherren Cn. Pompeius (106 – 48 v. Chr.) nach Numidien. Dieser errang im Jahre 83 v. Chr. einen entgültigen Sieg gegen die Anhänger des Marius, die sich nach dem Tode des C. Marius († 86 v. Chr.) noch in Numidien hielten. Hiarbas wurde hingerichtet und Hiempsal II. wieder in sein Amt als römischer Klientelkönig eingesetzt. Ihm wurden anläßlich einer durch Rom geförderten Gebietserweiterung auch die Stämme der Gaetuler in den südlichen Teilen Ostnumidiens als Untertanen zugewiesen.417 Die Gaetuler, welche anfangs Marius unterstützten, hielten später zu Domitius Ahenobarbus und schließlich zu C. Iulius Caesar. 6. 4. Gaetuler und Garamanten während des Bürgerkrieges von 49 – 46 v. Chr.: Cn. Pompeius, welcher in den 80er Jahren des 1. Jh. v. Chr. Sulla militärisch unterstützte, wurde nach einer hervorragenden Karriere als Feldherr zum politischen Gegner Caesars. Beide, Cn. Iulius Caesar und Cn. Pompeius, lieferten sich seit 49 v. Chr. (Überschreitung des Flusses Rubicon durch Caesar) einen erbitterten Krieg um die Herrschaft über Italien und das Römische Reich. Pompeius wurde schließlich bei der Stadt Pharsalos in Griechenland besiegt, konnte jedoch nach Ägypten entfliehen, wo er dann ermordet wurde. Seine Anhänger, die Pompejaner, entkamen in mehrere Provinzen, wo sie ihren Kampf gegen Caesar fortsetzten. Seit dem Jahr der Ermordung des Pompeius (48) hatten sich die Pompejaner in Nordafrika festgesetzt. Zu ihnen gehörten Cato der Jüngere, Labienus, Cassius, Q. Caecilius Metellus Scipio sowie der mit den Pompejanern verbündete König von Numidien, Juba I. Caesar schickte gegen den Feldherren Attius Varus und den Numiderkönig den Tribunen C. Scribonius Curio, um das numidische Königreich zu erobern. Durch die Hilfe Jubas I., welcher rechtzeitig eingriff, wurde Varus vernichtend geschlagen. Der Numiderkönig konnte sich zudem auf ein Heer von libyschen Soldaten stützen. Caesar, welcher im Jahre 47 v. Chr. afrikanischen Boden betrat, erhielt unerwartete Hilfe von dem kampanischen Söldnerführer, P. Sittius. Im Jahre 46 v. Chr. siegte Caesar entgültig über die Pompejaner in Nordafrika.418 _______________ 417 Vgl. Alföldi (1979), S. 64; Bell. Afr. 56, 3. 418 Vgl. Ritter (1987), S. 130-133. - 88 Der Epiker Lucan teilt mit, dass Juba I. angeblich ein riesiges Königreich beherrscht hätte, welches sich von der Küste des Atlantischen Ozeans bis zur Ammons-Oase und in südlicher Richtung bis in die tropischen Gebiete erstreckte. Selbstverständlich hatte das numidische Königreich nie eine solche Ausdehnung, doch scheint es so, als wolle der Dichter dieses auch nicht zum Ausdruck bringen. Er will eher hervorheben, dass aus all diesen Gegenden Söldner angeworben wurden. Politisch regiert hatte Juba I. all diese libyschen Völker in der Tat nicht.419 An anderer Stelle finden sich in seinem Epos über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius weitere Passagen, welche nähere Aussagen über die libyschen Söldnerscharen beinhalten.420 Lucan zählt nun alle libyschen Völker samt ihren Besonderheiten auf, welche dem Juba in seinem Heer dienten. Demnach hätten sich alle bedeutenden größeren Volksstämme Libyens an diesem Krieg beteiligt: Völkerschaften aus Mauretanien, Innerafrika und sogar aus der Kyrenaika. Es werden etwa die Autololen (4, 677), die Gaetuler allgemein (4, 678), die Garamanten (4, 679) und auch die Marmariden (4, 680) aufgezählt. Sollten tatsächlich Söldner aus all jenen Völkerschaften zu Juba I. gestoßen sein, so scheint es, als hätte Juba I. nationalpolitische Ziele gehabt. Sollten zuerst die Caesarianer besiegt und anschließend die Verbündeten, Jubas, die Pompejaner, aus Afrika vertrieben werden? Wollten die Libyer auf diese Weise ihre Unabhängigkeit erkämpfen? Strebte Juba I. gar eine politische Einheit ganz Nordafrikas unter seiner Führung vor? Diese These kann jedoch nur bestehen, wenn man diese Passagen des Lucan als historisch und nicht als dichterische Freiheit ansieht. Sollte das umfangreiche Kämpferaufgebot (bereits seit den homerischen Epen gibt es solche Völkerkataloge) in diesem (und auch in den „Punica“ des Silius Italicus) allerdings ein rein literarischer Topos sein, so müsste die historische Glaubwürdigkeit der Teilnahme sämtlicher libyscher Söldnertruppen sowohl bei den Karthagern als auch im Heer des Juba fragwürdig sein. So wäre nur die Teilnahme gaetulischer Kontingente, nicht aber der Garamanten, im Bürgerkrieg Caesars und Pompeius‘ historisch gesichert, da die Gaetuler in diesem Zusammenhang auch in anderen schriftlichen Quellen erwähnt werden. Die teilweise detaillierten Beschreibungen der Eigenschaften und Bewaffnung der libyschen Söldner bei Lucan und bei Silius Italicus halte ich allerdings für keine dichterischen Erfindungen. In diesen Fällen könnten durchaus neuere Kenntnisse über das Militärwesen sowie das Leben der Gaetuler und Garamanten allgemein, die durch römische Berichte in Rom bekannt wurden (Feldzugsberichte, Erzählungen heimgekehrter Soldaten, abhehaltene Triumphzüge, seltsame äußere Erscheinung von Gesandten libyscher Volksstämme in Rom), in die Epen eingeflossen sein. ______________ 419 Lucan. 4, 670-675. 420 Lucan. 4, 666-670; 676-686. - 89 Zu Beginn der Kämpfe des Jahres 47 v. Chr. waren gaetulische Kämpfer im Heer der Pompejaner zu finden. Als sich jedoch das Kriegsglück zugunsten Caesars wendete, liefen sie in Massen zu diesem über.421 Vielleicht gehört hier die Nachricht, dass der Söldnerführer P. Sittius zusammen mit den verbündeten Mauren dem Juba die reiche Stadt Cirta nahm und danach zwei gaetulische oppida eroberte sowie einen Teil des Gaetulerlandes verwüstete.422 Es waren dies gaetulische Kontingente unter Jubas Führung. Es wird sich vermutlich um dieselben Gaetulerstämmen gehandelt haben, welche im südlichen Teil Ostnumidiens einst Hiempsal II. als Untertanen zugewiesen worden waren.423 Viele Gaetuler im pompejanischen Heer erfuhren, dass Caesar ein Verwandter des C. Marius war und sie erinnerten sich daran, wie ihre Stammesgenossen einst von C. Marius belohnt wurden, als sie ihm gegen die Anhänger Sullas halfen.424 Caesar entsandte Gaetuler, die innerhalb ihres Stammes eine angesehene Stellung besaßen, in ihre Heimat zurück, auf dass sie gegen Juba I. revoltieren sollten. Auf diese Weise hatte Caesar leichtes Spiel mit seinem Hauptgegner Scipio, da der numidische König sich nunmehr der aufständischen Gaetuler erwehren musste und nicht mehr militärisch eingreifen konnte.425 Inzwischen versuchten beide römische Heerführer, dem Gegner die Soldaten „abzuwerben“. So versuchte Scipio die Soldaten Caesars durch Versprechungen zum Desertieren zu bewegen und umgekehrt. Da die Versprechen Scipios weniger vielversprechend waren, erntete dieser keinen Erfolg.426 Ein pompejanischer Feldherr, C. Considius Longus, versuchte indessen, zusammen mit gaetulischen Söldnern die Stadt Acylla einzunehmen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch an der Tapferkeit der Acyllitaner.427 Auch andere Städte wurden von den Gaetulern belagert.428 Die gaetulischen Söldner kämpften ebenso in ihrer gewohnten Taktik: sie überfielen römische Soldaten aus dem Hinterhalt.429 Die römischen Soldaten wiederum lernten schnell und bekämpften die Gaetuler aus dem Hinterhalt.430 _______________ 421 Bell. Afr. 32, 3; Cass. Dio. 43,4,2. 422 Bell. Afr. 25, 2; Cass. Dio. 43,3,4; zu Sittius und seinem Fürstentum von Cirta: Lepelley (2006), S. 82. 423 Bell. Afr. 56, 3; vgl. auch Fentress (1982, S. 328), welche allerdings von Gaetulern der Syrtenküste spricht. 424 Bell. Afr. 32, 3; 35, 4; 56, 3; Cass. Dio. 43,4,2. 425 Bell. Afr. 32, 4; 55, 1. 426 Cass. Dio. 43, 5, 1-4. 427 Bell. Afr. 35, 5; 43, 1. 428 Bell. Afr. 61, 5; 67, 1. 429 Bell. Afr. 61, 2-4. 430 Bell. Afr. 61, 5. - 90 Als Juba I. mit den aufständischen Gaetulern in seinem Königreich beschäftigt war, ergriffen auch gaetulische Reitertrupps, welche in seinem Heer dienten, die Flucht und gelangten zu Caesar.431 Es wird auch berichtet, dass Gaetuler als Ruderer in der römischen Flotte ihren Dienst verrichteten.432 Als Caesar mittlerweile den Endsieg in Nordafrika erfochten hatte, versuchte Considius, der das Kommando in der Stadt Thysdra innehatte, auf seiner Flucht vor Caesar viel Geld mit sich zu nehmen. Seine Kampftruppe, welche aus Gaetulern bestand, tötete ihn unterwegs und schleppte die Beute mit sich fort.433 Juba I., welcher nach Caesars Sieg keine Hoffnung auf Verschonung erfahren konnte, starb durch Selbstmord. Dessen Sohn Juba II. (um 50 v. – 23 n. Chr.) wurde von Caesar nach Rom gebracht und während seines Triumphzuges dem römischen Volke gezeigt. 6. 5. Die Zeit nach den Bürgerkriegen: Beginn der gaetulischen Aufstände: Dem bisherigen römischen Gebiet in Nordafrika (Africa vetus) wurde von C. Iulius Caesar nach seinem Sieg über die Anhänger des Pompeius im Jahre 46 v. Chr. das numidische Reich König Jubas I. zugeführt. Es entstand die Provinz Africa nova.434 Wenige Jahre später „fielen die beiden afrikanischen Provinzen 40 v. Chr. an den Triumvirn Lepidus, der sie bis zu seinem Bruch mit Octavian und seiner Absetzung 36 v. Chr. beherrschte.“435 Seit dem Jahre 36 v. Chr. übte auf Octavians Veranlassung ein „Statthalter konsularischen Ranges“ die Verwaltung der beiden afrikanischen Provinzen aus.436 Nach weiteren politischen Bürgerkriegswirren zwischen C. Octavius (63 v. – 14 n. Chr.), welcher Caesars Großneffe und sein wichtigster Erbe war, sowie seinem Widersacher M. Antonius siegte Augustus schließlich im Jahre 31 v. Chr. in der Seeschlacht bei Actium gegen M. Antonius. Im Jahre 27 v. Chr. wurde Octavian zum ersten römischen Kaiser mit der Ehrenbezeichnung Augustus. Die beiden nordafrikanischen Provinzen ließ Kaiser Augustus im Jahre 27 v. Chr. zur Provinz Africa Proconsularis zusammenfassen. Die Grenze dieser neuen römischen Provinz zum Königreich Mauretanien bildete der Fluß Am(p)saga (Oued el-Kebir). Die Hauptstadt und Verwaltungssitz des römischen Statthalters war nun Karthago (ehemals Utica). Africa Proconsularis war eine senatorische Provinz (im Gegensatz zu einer kaiserlichen Provinz), welche also dem römischen Senat zugesprochen wurde und von einem konsularischen Prokonsul verwaltet wurde. Eine senatorische Provinz galt als militärisch befriedet.437 _______________ 431 Bell. Afr. 55, 2; 56, 3. 432 Bell. Afr. 62, 1. 433 Bell. Afr. 93, 1-2. 434 Hoffmann-Salz (2011), S. 161; Gutsfeld (1989), S. 25; Ritter (1987), S. 134; Alföldi (1979), S. 68. 435 Lepelley (2006), S. 82. 436 Lepelley (2006), S. 84. 437 Lepelley (2006), S. 84-85. - 91 In den vorhergehenden Jahren 36 – 28 v. Chr. fanden mehrere erfolgreiche römische Feldzüge in Nordafrika statt. Gegen wen diese Kämpfe, die zur Befriedung und zur Entstehung der Provinz Africa Proconsularis im Jahre 27 v. Chr. geführt wurden, ist unbekannt. Es heißt in den Inschriften immer nur allgemein „ex Africa“.438 Möglicherweise handelte es sich bei den Gegnern um gaetulische Stämme, da diese auch in der Folgezeit gegen Rom rebellierten. Nach der Neuordnung Nordafrikas durch Kaiser Augustus wurde in der neuen afrikanischen Provinz eine Legion, die legio III Augusta, in Ammaedara stationiert; sie unterstand dem Statthalter. Zur Unterstützung dieser Legion wurden Hilfstruppen aus verschiedenen unterworfenen Völkern in der Africa Proconsularis eingesetzt. Im Laufe des 1. Jh. n. Chr. wurde die Legion des Öfteren in andere Standorte innerhalb der Provinz verlegt.439 Im Jahre 25 v. Chr. wurde Iuba II., Sohn des früheren Königs von Numidien, nunmehr ein junger Mann, von Kaiser Augustus als Klientelkönig über Mauretanien und Libyen eingesetzt. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die nomadischen Stämme an der Südgrenze seines Reiches zu überwachen und möglichen Aufständen vorzubeugen. Zahlreiche Gaetulerstämme des südlichen Numidien wie auch in Mauretanien gehörten nun zu seinem Herrschaftsbereich.440 Seit dem beginnenden Prinzipat berichten die antiken Quellen, sofern sie Bezug auf die politische Rolle der Gaetuler nehmen, nur noch von militärischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und gaetulischen Stämmen, welche Aufstände entfacht haben. Daher ist es an dieser Stelle angebracht, die Ursachen dieser Aufstände zu erklären, indem ich nun auf die römische Afrikapolitik der frühen Prinzipatszeit eingehe. ______________ 438 Siehe hierzu Gutsfeld (1989), S. 25-26. 439 Domes (2007), S. 5. Die Gesamtstärke der römischen Armee samt Hilfstruppen in ganz Nordafrika schwankt in der Forschungsliteratur. Domes (2007, S. 5) nimmt insgesamt ca. 20 000 – 25 000 Mann an. Gutsfeld (1989, S. 10-11) schreibt: „ (…) durchschnittlich versahen insgesamt aber kaum mehr als 30.000 Soldaten in der Prinzipatszeit ihren Dienst in Nordafrika: In der Provinz Africa Proconsularis und der späteren Prozinz Numidien standen die legio III Augusta und ihre Hilfstruppen, etwa 11.000 Soldaten; zwischen 10.000 (1. Jh.) und 15.000 (3. Jh.) Auxiliarsoldaten waren in der Mauretania Caesariensis, etwa 8.000 bis 9.000 Mann in der Mauretania Tingitana stationiert.“ Bei Lepelley (2006, S. 86) heißt es: „Insgesamt umfaßte das afrikanische Heer kaum mehr als 12 000 Mann (die nach der Annektierung Mauretaniens im Jahr 39 n. Chr. dorthin verlegten Einheiten nicht gerechnet).“ 440 Cass. Dio 39,38, 1-2. Siehe dazu Yavetz (2010), S. 259-260; Schumacher (2008), S. 145.; Gutsfeld (1989), S. 36; vgl. auch Joorde (2015a), S. 1; Ritter (1987), S. 138; Alföldi (1979), S. 69-72; Desanges (1964), S. 33-47. Zu Juba II., seinem Leben und Wirken als Herrscher und Gelehrter siehe neuerdings Roller (2003). - 92 Die ältere Forschung hat sich wenig oder gar keine Gedanken über die Ursachen der Widerstände seitens der Berber gegen die Römer gemacht. Ganz im Gegenteil gab man nur leichtfertig den Berbern die Schuld. Ja, man übernahm antike literarische Nachrichten oftmals kritiklos und sagte den alten Berbervölkern nach, diese seien von Natur aus stets streitsüchtig und kriegslüstern. Vielleicht festigten zeitgenössische Berberaufstände gegen die französische Kolonialherrschaft in Nordafrika das negative Urteil über die alten Libyer. Derartige Aufstände gab es noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu den ersten Historikern, welche sich kritisch mit dem Thema „Widerstand der Berber gegen die römische Herrschaft in Nordafrika“ auseinandergesetzt und sich um die Klärung der Ursachen bemüht haben, zählt Marcel Bénabou. Auf der Grundlage dieses Werkes verfasste der Althistoriker Andreas Gutsfeld 1989 ebenfalls ein Buch zum selben Thema mit weiterführenden Ergebnissen. Ferner erschienen kleinere Aufsätze zu diesem Thema.441 Einer der wichtigsten Gründe für militärische Auseinandersetzungen zwischen Berbern und Römern liegt darin, dass hier teilweise zwei kulturelle Welten, die römische „Zivilisation“ und das Nomadentum einiger libyscher Stämme aufeinandertrafen. Bei den römischen Eroberungszügen ins südliche Nordafrika wurden dem Römischen Reich Gegenden zugefügt, welche ursprünglich von nomadischen Stämmen als Weideplätze genutzt wurden. Ein ökologisches System, was über Jahrhunderte hinweg die Lebensgrundlage für die Nomaden bildete, wurde nun zunichte gemacht. Die Nomaden mussten allmählich zurückweichen, da ihre Weidegebiete oftmals zu militärischen Bezirken umgestaltet wurden. Dadurch hatten sie Mühe, ihre Herden und vor allem sich selbst und ihre Familien am Leben zu erhalten. Auch libysche Stämme, welche sesshaft waren und Ackerbau betrieben, waren durch die römische Landnahme betroffen.442 Die Landnahme ist im übrigen mit der Situation der nordamerikanischen Indianer des 19. Jh. in den Vereinigten Staaten von Amerika vergleichbar. Auch bei diesen handelte es sich größtenteils um nomadische Gesellschaften oder um Ackerbauern. Viele Stämme mussten dem Expansionsdrang der Politiker und der US-Armee weichen, wurden aus ihren Weidegebieten vertrieben und ihr Lebensraum wurde immer mehr eingeengt. Dadurch waren manche Stämme gezwungen, sich gegenseitig zu bekämpfen, weil die Flächen, in die sich die Vertriebenen zurückzogen, oftmals viel zu klein waren, um mehrere Stämme gleichzeitig zu ernähren. Daher versteht man auch die Nachricht bei antiken Autoren, wenn sie von Stammeskriegen unter den Nomaden sprechen. Die antiken Autoren verkannten allerdings den wahren Sachverhalt – sei es, dass sie unwissend waren oder es wussten, aber nicht, zugaben, dass der römische Expansionsdrang dahinter steckte. Auch die nordamerikanischen Ureinwohner haben sich erbittert der amerikanischen Eroberungspolitik widersetzt. ______________ 441 Siehe die Bücher von Bénabou (1976) und Gutsfeld (1989) mit weiteren Literaturhinweisen. 442 Vgl. Storm (2001), S. 116; Bénabou (1976), S. 367-375. - 93 Man stellt sich die Frage, ob römische Verwaltungsmaßnahmen einen wichtigen Grund für die Aufstände der antiken Libyer bedeuteten.443 Die libyschen Völker standen in ihrer Geschichte oftmals unter fremder Herrschaft (Phöniker, Karthager, Griechen, einheimische Herrscher unter römischer Oberhoheit, römische Herrschaft). Alle Aufstände richteten sich ausschließlich gegen Verwaltungsmaßnahmen (Steuerabgaben, Landnahme, Zwangsrekrutierungen). Auch unter der römischen Herrschaft waren Zwangsrekrutierungen (Auxiliarverbände), Landnahme (Bau von Straßen durch Weidegebiete) und Steuerabgaben (etwa beim Nasamonenaufstand 85/86 n. Chr.) Auslöser für den Widerstand der Libyer gegen die römischen Verwaltungsmaßnahmen. In der modernen Forschung nimmt man an, dass die militärischen Konflikte zwischen Römern und Libyern nicht so ungeheuer bedeutsam waren, wie man früher glaubte.444 Vielleicht waren manche Aufstände auch nicht besonders gefährlich, doch meine ich, dass zumindest der Tacfarinas-Aufstand eine wahrlich große Herausforderung war; denn ein Aufstand, der sich sieben Jahre lang hinzog und den ein Libyer anführte, welcher gleich von mehreren libyschen Völkern als Agellid anerkannt wurde, muss ziemlich gut geplant und überlegt gewesen sein. Über die Tatsache, dass im Vergleich zu anderen römischen Provinzen in Nordafrika nur eine geringe Anzahl an Soldaten und Hilfstruppen vorhanden war, äußert sich Elfriede Storm folgendermaßen: „Diesen römischen Kräften standen nur kleine Stammesgruppen gegenüber, die auf Grund ihrer sozioökonomischen Lebensbedingungen eine ganz andere Art der Kriegsführung herausgebildet hatten. Ihre Stärke lag darin, wie wir wissen, in der Fähigkeit zu unerhört schnellen Ortswechseln. Stellungskriege und Entscheidungsschlachten hatten in der Vorstellungswelt von Nomaden keinen Platz. Nach unerwartet vorgetragenen Angriffen entwichen sie immer wieder in nur ihnen unwegsame Gebiete. Eine rein zahlenmäßige Übermacht wäre nie imstande gewesen, einem nach solcher Taktik agierenden Feind beizukommen, weshalb Rom auch keine großen Truppenverbände nach Nordafrika entsandte. Selbst eine aus mehreren Legionen bestehende Armee hätte die aufsässigen Nomadengesellschaften nicht zu unterwerfen vermocht. Der in Afrika geborene Kaiser Septimius Severus hatte das erkannt und setzte deshalb dem weiteren römischen Vordringen nach Süden ein Ende.“445 ______________ 443 Vgl. Storm (2001), S. 118. 444 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 177-178; anders jedoch Storm (2001), S. 118. 445 Storm (2001), S. 119. - 94 Wie bereits erwähnt, wurden nach Cassius Dio (39, 38, 1-2) dem König von Mauretanien, Juba II., im Jahre 25 v. Chr. anstelle von Numidien Teile von Gaetulien als Herrschaftsbereich zugewiesen. Die Gaetuler sollen dann zum größten Teil in römisches Staatsgebiet integriert worden sein. Es dürften dies vor allem gaetulische Stämme Stämme wie die Musulamier sowie die nomadischen Stämme der Nordsahara gewesen sein. All diese gaetulischen Stämme wollten entweder nichts von Juba II. wissen, oder sie wehrten sich gegen seine Romanisierungs- bzw. Besteuerungsversuche. Sie wollten es nicht anerkennen, dass er, selbst ein Libyer, sie zwingen wollte, die römische Kultur- und Lebensweise anzunehmen. Jedenfalls häuften sich seit dem Jahre 25 v. Chr. die Unruhen unter den Gaetulern. Jehan Desanges will ein sonst kaum beachtetes Plinius-Zitat, in welchem es heißt, dass eine Gaetulerfrau auf ihrer Flucht von Löwen belästigt wurde und nur durch gutes Zureden den Bestien entfliehen konnte, mit den gaetulischen Unruhen unter Juba II. in Verbindung bringen.446 Dieses Zitat bei Plinius geht direkt auf die „Libyka“ des Juba zurück. Der König von Mauretanien betätigte sich nämlich nebenbei auch als Wissenschaftler und veröffentlichte zahlreiche Schriften.447 Der französische Gelehrte sieht in der ganzen Geschichte eine Anekdote: eine Gaetulerfrau sollte also während jener Unruhen nicht von Löwen, sondern von Mauren überfallen und gefangengenommen worden sein. Die ganze Geschichte habe sich auch in Mauretanien zugetragen. Unter diesem Namen sollen die antiken Autoren jedoch auch die Gebiete bis zum Aurès-Gebirge in Numidien verstanden haben.448 Ob diese These nun wirklich zutrifft, bleibt dahingestellt, denn mehrere antike Autoren bezeugen, dass Gaetuler und andere libysche Völker tatsächlich verstanden, mit wilden Tieren auf eine uns nicht bekannte Art und Weise umzugehen.449 ____________ 446 447 Plin. n. h. 8, 48; Desanges (1997), S. 111-113. Juba (FGrHist 275 F 56) = Plin. n. h. 8, 48 = Solin. 27, 15-16. Zu Jubas „Libyka“: Joorde (2015a). 448 Desanges (1997), S. 111-113. 449 Sil. Ital. 3, 288-289 (Gaetuler); Lucan. 4, 684-686 („arzukische Jäger“); Aelian. nat. anim. 3,1 (Mauren). - 95 6. 6. Das sogenannte „Bellum Gaetulicum“: In der Forschung sieht man die vereinzelten gaetulischen Aufstände nicht als isolierte Unmutsäußerungen gegenüber Juba II. und Rom an, sondern sie werden als ein kontinuierlicher Kampf mit vereinzelten Höhepunkten betrachtet, welcher im Jahre 25 v. Chr., als Juba II. als König von Mauretanien und Herrscher über die Gaetuler eingesetzt wurde, seinen Ausgang nahm: „Der Kleinkrieg dürfte sich bis um die Zeitenwende hingezogen haben, eskalierte dann nochmals im Gaetulerkrieg des Cossus Cornelius Lentulus, schließlich im Zusammenhang mit dem langwierigen Aufstand des Tacfarinas unter Kaiser Tiberius. Details der Aktionen Jubas sind nicht bekannt.“450 Kurz vor der Zeitenwende entfachten gaetulische Stämme eine Reihe von Aufständen, welche als „Bellum Gaetulicum“ in die Geschichte des römischen Nordafrika eingingen. Diese Kämpfe wurden, wie der Name besagt, mit einer gewissen Härte ausgefochten. Anscheinend haben sich auch die Nasamonen an diesem Krieg beteiligt. Die Kämpfe dürften sich anfangs für die Gaetuler sehr zum Vorteil entwickelt haben, denn nach Cassius Dio wurden die römischen Soldaten mehrfach geschlagen.451 Über dieses „Bellum Gaetulicum“ berichten drei antike Autoren: der erwähnte Geschichtsschreiber Cassius Dio, sowie die lateinisch schreibenden Historiker Florus und Orosius.452 Nach Dio waren die Ursachen dieses Krieges die Unzufriedenheit der Gaetuler mit ihrem neuen Herrscher Juba II. Florus wagt erst gar nicht, dieses Ereignis als einen Krieg anzusehen. Für ihn waren es Aufstände, jedoch kein militärisch organisierter Krieg der Gaetuler. Eine epigraphische Quelle, die sich ebenfalls auf diese Unruhen bezieht, wurde in Leptis Magna gefunden.453 Die Inschrift von Leptis Magna wäre demnach ein sicherer Beweis, dass die Kämpfe in der Umgebung dieser Stadt mehr als nur harmlos waren.454 Gutsfeld jedoch glaubt nicht, dass Leptis Magna selbst in die Unruhen verwickelt wurde: „Die Vermutung, dass sich die Kämpfe bis nach Tripolitanien ausgedehnt hätten, stützt sich auf eine Ehreninschrift von Leptis Magna, die darüber freilich keinen Aufschluß gibt. Die civitas Lepcitana dankte dem Prokonsul dafür, daß er die Provinz Africa Proconsularis von dem Schrecken des Bellum Gaetulicum befreit habe, ließ aber kein Wort davon verlauten, daß Cornelius Lentulus die Stadt selbst vor dem Krieg bewahrt hatte. Die Inschrift belegt nicht die Verwicklung der tripolitanischen Stadt in den Krieg des Jahres 6, sondern enthält nur eine der üblichen Ehrenbekundungen der Stadtgemeinde von Leptis Magna für einen amtierenden Prokonsul.“455 _______________ 450 Schumacher (2008), S. 146. 451 Cass. Dio. 55,28,4; vgl. auch Mattingly (1995), S. 69. 452 Flor. 2, 31.; Oros. 6,21,18. 453 AE (1940), 68 = IRT 301. 454 Vgl. Mattingly (1995), S. 69. 455 Gutsfeld (1989), S. 37. - 96 Wie Gutsfeld nachgewiesen hat, ist des Orosius Quelle zum „Bellum Gaetulicum“ die betreffende Passage aus dem Geschichtswerk des Florus.456 Auch soll die vorgebliche Verlegung der Gaetuler in Reservate nicht direkt historisch sein, sondern auf des Orosius eigene Vorstellung von den Ansiedlungen fremder Völker (Germanen) auf römischem Reichsgebiet, welche zu seiner Zeit des öfteren geschahen und „die er dann fälschlicherweise in die augusteische Zeit transportierte“, zurückzuführen sein.457 Vielleicht könnte ein mittelalterlicher Text Abhilfe schaffen. Der Gelehrte Paulus Landolfus, der manche spätantike Schriftsteller für die Zusammenstellung seiner Chronik benutzte, scheint eine OrosiusAusgabe besessen zu haben, welche eine andere, wahrscheinlichere Lesart hatte.458 Den Oberbefehl über das römische Heer erhielt der Prokonsul von Africa, Cossus Cornelius Lentulus, welchen Kaiser Augustus aufgrund seiner Erfahrenheit und Härte im Kampf längerfristig eingesetzt hatte. Cossus erhielt die Aufgabe, Juba II. gegen die aufständischen Gaetuler zu unterstützen. Cossus kehrte schließlich als Sieger nach Rom zurück, erhielt die verdienten Triumphalornamente sowie den ihm zugestandenen Siegerbeinamen „Gaetulicus“. Diesen Namen gab er an seinen jüngeren Sohn weiter.459 Das „Bellum Gaetulicum“ war im Jahre 6 n. Chr. abgeschlossen.460 _____________ 456 Gutsfeld (1989), S. 38. Man vergleiche die beiden Textstellen: Oros. 6,21,18: „Tunc etiam in Africa Musulanos et Gaetulos latius vagantes Cossus dux Caesaris artatis finibus cohercuit atque a Romanis limitibus abstinere metu conpulit.“ und Florus 2, 40.: „ (…) sub meridiano tumultuatum magis quam bellatum est. Musulamos atque Gaetulos, accolas Syrtium, Cosso duce (sc. Augustus) compescuit; unde illi Gaetulici nomen latius quam ipsa victoria.“ 457 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 38. 458 Vgl. Oros. 6,21,18: „ (…) atque a Romanis limitibus abstinere metu conpulit.“ und Paulus Landolfus p. 118: „ (…) atque a Romanis militibus sustinere metu conpulit.“ Wahrscheinlicher klingt also eine militärische Zurückdrängung der Gaetuler in ihr Gebiet und weniger eine „Reservatspolitik“. Allerdings gibt es eine – in der Forschung wenig beachtete – Stelle beim Kirchenvater Tertullian (nach etwa 150 – nach etwa 220 n. Chr.), welcher ebenfalls eine Distanzierungspolitik der römischen Statthalter gegen Mauren und Gaetuler erwähnt: „Maurorum gentes et Gaetulorum barbariae a Romanis obsidentur, ne regionum suarum fines excedant.“ Tertullian beschreibt meiner Meinung nach hier auch keine römische Reservationspolitik, sondern eher eine militärische Zurückdrängung maurischer und gaetulischer Angreifer, welche jenseits der Grenzen der nordafrikanischen Provinzen lebten. 459 460 Vell. 2, 116, 1-2; vgl. Münzer (1901b), Sp. 1364-1365. Die Datierung vom Beginn bis zum des „Bellum Gaetulicum“ ist umstritten. Ferguson (1969, S. 11) vermutet die Jahre 5-6 n. Chr. Brett / Fentress (1997, S. 46) nehmen die Jahre 3 – 6 n. Chr. an. Gutsfeld (1989, S. 33) sieht das Ende dieser Revolten ebenfalls im Jahre 6 n. Chr. Er sagt aber auch (S. 38-39), dass nach dem Jahre 6 weitere militärische Aktionen gegen aufständische Nomaden durchführten, indem er auf Münzprägungen Jubas II. aus den Jahren 15 und 16 n. Chr. verweist; vgl. CNNM Nr. 283. Vgl. aber auch Schumacher (2008, S. 147), welcher auf weitere Münzprägungen Jubas II. und damit auf dessen Beitrag zu den Kämpfen zusammen mit den Römern gegen die Gaetuler verweist: CNNM Nr. 196-199 (6/7 n. Chr.) und CNNM Nr. 280-282 (7/8 n. Chr.). - 97 Wir erfahren, dass Musulamier und Gaetuler nahe bei den Syrten als Hauptgegner der Römer erwähnt werden. Da bereits darauf hingewiesen wurde, dass die Musulamier ein größerer Gaetulerstamm waren, ist die Feststellung Gutsfelds, dass durch dessen Nennung ein Stamm besonders gekennzeichnet werden sollte, von größter Wichtigkeit.461 Von den Gaetulern der Syrten waren die Cinithii der bedeutendste gaetulische Stamm. Vielleicht hatten sie sich zu jener Zeit mit den Musulamiern verbündet.462 Das „Bellum Gaetulicum“ nahm seinen Ausgang bei den nomadischen gaetulischen Stämmen im Süden Mauretaniens und Numidiens, welche sich gegen Versuche des mauretanischen Königs, eine Romanisierung bei seinen Untertanen durchzusetzen, energisch gewehrt haben. Als Klientelkönig hatte Juba II. als König über Mauretanien und Libyen die römischen Interessen zu vertreten. Deshalb richtete sich der Unmut der Gaetuler ursprünglich auch gegen Juba II. und nicht gegen die Römer. Erst als sich die Aufstände zuspitzten und Juba II. allmählich militärisch machtlos war, griffen auch römische Truppen ein. Vielleicht nutzten einige Gaetuler diese Situation zu gelegentlichen Überfällen auf römische Gutshöfe aus. Die römischen Feldherren versuchten, die Aufständischen zu einer Feldschlacht herauszufordern.463 Cossus Cornelius Lentulus war von 6 – 8 n. Chr Prokonsul der Provinz Africa Proconsularis. Er beendete das „Bellum Gaetulicum“ erfolgreich. Dass er sein Amt mehrere Jahre hintereinander ausüben durfte hat seine Ursache darin, dass zu jener Zeit in mehreren Gebieten des Römischen Reiches Kriegsschauplätze vorhanden waren. So war Kaiser Augustus gezwungen, seine Prokonsuln in den Provinzen länger als gewöhnlich in ihrem Amt fungieren zu lassen, damit diese ihre Feldzüge erfolgreich beenden konnten.464 Über die Kriegsschauplätze der Aufstände herrschen in der Forschung verschiedene Ansichten vor.465 Das „Bellum Gaetulicum“ wird sicherlich überwiegend aus Guerilla-Scharmützeln bestanden haben. Es wurden jedenfalls keine bedeutenden Feldschlachten geführt, so dass die Auszeichnungen für Cossus von geringerer Bedeutung waren, und sein Cognomen „Gaetulicus“ wohl kaum von einem bedeutenden kriegerischen Ereignis zeugen konnte.466 _____________ 461 Gutsfeld (1989), S. 36. 462 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 36; Burian (1964), S. 457. Die Musulamier und die Gaetuler an der Kleinen Syrte waren zwar an den kriegerischen Auseinandersetzung beteiligt, doch waren sie nach Gutsfeld (1989, S. 37) nicht die Urheber: „Das bellum Gaetulicum ging nicht auf eine Revolte der Musulamier und weiterer gaetulischer Stämme zurück. Dio weist ausführlich darauf hin, daß die Stämme gegen Juba II. rebellierten, weil sie darüber verägert waren, daß er keine Schritte gegen den wachsenden römischen Einfluß unternahm, und sie befürchten mußten, unter römische Herrschaft zu geraten. Der mauretanische König übte faktisch nur eine begrenzte Aufsicht über die Gaetulia aus.“ ; anders jedoch Brett / Fentress (1997), S. 46. 463 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 34; 37. 465 464 Gutsfeld (1989), S. 34. Siehe Gutsfeld (1989, S. 36): „Das bellum Gaetulicum erfaßte einen Raum, der vom Gebiet der Musulamier um den Fluß Muthul bis zum Hinterland der Kleinen Syrte reichte. Denselben Schauplatz sollte auch der Krieg des Tacfarinas haben.“; vgl. Cherry (1998), S. 38 (von Mauretanien entlang der Südgrenzen bis nach Leptis Magna); Burian (1964), S. 456 (bis in die Africa Proconsularis und Leptis Magna). 466 Flor. 2, 31; vgl. Gutsfeld (1989), S. 35. - 98 6. 7. Die Zeit nach dem „Bellum Gaetulicum“ bis zum Vorabend des Tacfarinas-Aufstandes (6 – 17 n. Chr.): Die Auswirkungen des „Bellum Gaetulicum“ boten für die daran beteiligten Gaetulerstämme manche Nachteile. So wurde die legio III Augusta, die bis zu ihrer zeitweiligen Auflösung im Jahre 238 n. Chr. als einzige römische Legion dauerhaft in Nordafrika stationiert war, bei der Stadt Ammaedara, also mitten im Lande der Musulamier, stationiert.467 In der Legion befanden sich zudem römische Agrimensoren, welche das Land der Musulamier und benachbarter Stämme nunmehr mit genauer Präzision vermaßen. Folglich wurde im Jahre 14 n. Chr. eine römische Landstraße gebaut. So konnte der neue Militärstützpunkt bei Ammaedara mit der Stadt Tacapae verbunden werden. In der Mitte beider Verbindungsstädte lag die Stadt Capsa.468 Mit dem Bau dieser Straße im Jahre 14 n. Chr. wird eine weitere Revolte der Gaetuler angenommen.469 Die Verlegung der Legion ins Gebiet der Musulamier hatte einen besonderen Grund: die aufrührerischen Musulamier sollten auf diese Weise völlig kontrolliert werden. Die Römer sollten auf alle Fälle verhindern, dass sich die Musulamier noch einmal mit anderen Gaetulerstämmen oder gar mit den Garamanten verbünden konnten. So wurden die Musulamier zwar nicht in ein Reservatsgebiet gedrängt, aber ihre Bewegungsfreiheit war dennoch eingeschränkt, gehörten doch Teile ihres eigenen Gebietes nunmehr zum römischen Militärbezirk. Ein weiterer Punkt der Verlegung war der, dass die Römer nun schneller gegen einen Aufstand vorgehen konnten. Anstelle eines längeren Marsches zum Krisengebiet konnten sie jetzt sofort eingreifen, da sich die Legion ja im Musulamiergebiet befand. Da die Legion an dieser strategisch wichtigen Stelle auch die Südgrenze des römischen Nordafrika kontrollieren konnte, war auch die Vorbeugung von Angriffen der Gaetulerstämme aus den Wüstengebieten gewährleistet. Die Straße, welche von Ammaedara nach Tacapae führte, war für die Heeresversorgung unabdingbar. Sollte sich ein Aufstand in die Länge ziehen, konnten Versorgungsmittel und weitere Soldaten aus den verschiedenen Reichsteilen zu den Küstenhäfen (Karthago, Hadrumetum und Thanae) gebracht werden und von dort leicht zur Legion bei Ammaedara gelangen.470 _____________ 467 Vanacker (2015), S. 350. 468 Vanacker (2015), S. 351; Fentress (1979), S. 66; Brett / Fentress (1997), S. 46; Gutsfeld (1989), S. 55-56. 469 Vgl. Brett / Fentress (1997), S. 46. Hierzu passt auch der Verweis von Gutsfeld (1989, S. 38-39) auf die Münzprägungen Jubas II. aus den Jahren 15-16 (CNNM Nr. 283), welche möglicherweise weitere Feldzüge gegen aufrührerische Stämme belegen. 470 Vgl. Fushöller (1979), S. 215-218; Bénabou (1976), S. 65. Zur besonderen Überwachung der Stämme: Brett / Fentress (1997), S. 66. - 99 6. 8. Der Tacfarinas-Aufstand (17 – 24 n. Chr.): Wenige Jahre nach den gaetulischen Unruhen in Nordafrika sollten die Römer bald einen neuen Aufstand der Libyer erleben, wie er sich bisher noch nicht ereignet hatte. Der Aufstand begann im Jahre 17 n. Chr. und wurde von dem Musulamier Tacfarinas, einem entflohenen Deserteur, entfacht. Da Tacfarinas nach kurzer Zeit zum „Häuptling“ („dux Musulamiorum“) ernannt wurde, musste er wohl selber aus diesem Stamm kommen.471 Dass Tacfarinas selbst kein Numider war, sondern dass Tacitus ihn als einen solchen bezeichnete, um seinem Vorbild Sallust (Bellum Iugurthinum) auf literarische Weise das Wasser reichen zu können, hat Gutsfeld ausführlich analysiert.472 Aurelius Victor nennt übrigens auch keine Numider, sondern Gaetuler unter dem Kommando des Tacfarinas.473 So erscheint es plausibel, dass die Bezeichnung „dux“ in diesem Falle als Agellidenherrschaft zu verstehen ist. Tacfarinas war also nicht nur Anführer seines Stammes, sondern Anführer über mehrere Gaetulerstämme. Allerdings muss er eine überzeugende charismatische Veranlagung besessen haben, so dass ihn sogar seit dem Jahre 22 n. Chr. die entfernten Mauren und auch die Garamanten unterstützten. Ob ihn auch andere Libyer wie etwa die Maken oder die Nasamonen unterstützt haben, wird zwar nirgends gesagt, wäre allerdings möglich. Über die Ursachen des Tacfarinas-Aufstandes wurde viel geschrieben. Man glaubte, die Ursachen darin zu sehen, dass die Statthalter der Africa Prosonsularis die Wanderungen der Nomaden aufhalten wollten.474 Ferner sahen Forscher den Grund dieses Aufstandes in der römischen Straße, welche im Jahre 14 n. Chr. angeblich zur Kontrolle der Nomaden erbaut wurde und für die wandernden Nomaden eine Barriere bildete. Doch ist auch diese These fraglich, denn wie könnte eine Straße ein Hindernis für durchziehende Nomaden sein?475 Auch ein vorgeblicher Strom römischer Siedler ins Innere der Provinz hätte eine Zurückdrängung der Einheimischen verursacht und den Tacfarinas-Aufstand entstehen lassen. Durch eine solche Ansiedlung in römischen Kolonien sollte der Ackerbau angeblich über die nomadische Lebensweise siegen. Leider wurden im fraglichen Gebiet weder vor noch nach dem Tacfarinas-Aufstand römische Kolonien angelegt.476 Eine weitere Ursache dieses Aufstandes wurde seit dem frühen 20. Jh. in einem sogenannten Befreiungskrieg der Libyer unter Führung des Tacfarinas gegen die römische Herrschaft gesehen.477 _____________ 471 Tac. ann. 2,52, 1-2; vgl. Gutsfeld (1989), S. 42, Anm. 97. 472 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 60-67. 473 Aurel. Vict. 2, 3. 474 Vgl. Vanacker (2015), S. 337; Gutsfeld (1989), S. 54-55. 475 Vanacker (2015), S. 337; Grünewald (1999), S. 72; Gutsfeld (1989), S. 55-56. 476 Vanacker (2015), S. 337. 477 Grünewald (1999), S. 71; Gutsfeld (1989), S. 57-58. - 100 Vielleicht spielten die Vermessungen der musulamischen und anderer gaetulischer Stämme sowie hohe Steuerabgaben eine große Rolle bei den neueren Unruhen, die schließlich im Tacfarinas-Aufstand gipfelten. Nachdem eine Gesandtschaft der Gaetuler, welche um besseres Land bat, von Kaiser Tiberius abgewiesen wurde, begann der Aufstand.478 Tacfarinas war ein Deserteur der römischen Auxiliartruppen. Es ist allerdings schwierig, den Standort der gaetulischen Truppen zu bestimmen. Die Erwähnungen von gaetulischen Auxiliartruppen in Moesien etwa lassen sich erst seit flavischer Zeit nachweisen. Shaw setzt seine Flucht etwa 10 n. Chr. an, als die Römer keine Beschäftigung für die gaetulischen Hilfstruppen hatten.479 Hatten diese gaetulischen Truppen vielleicht auf Seiten der Römer im Pannonischen Aufstand gekämpft, der im Jahre 12 n. Chr. beendet war? Möglicherweise wurden Tacfarinas und seine Gaetuler auch einfach aus ihren Diensten entlassen und die Fahnenflucht ist nur eine literarische Erfindung des Tacitus, um den Libyer besonders schmählich darzustellen. Vielleicht hatte Tacfarinas während seiner Dienstzeit von der Niederlage des P. Quinctilius Varus gegen die Germanen im Jahre 9 n. Chr. erfahren. Der Cherusker Arminius, welcher gleichfalls wie Tacfarinas in einem römischen Auxiliarverband gedient hatte, war desertiert und schlug drei römische Legionen und deren Hilfstruppen völlig. Da Tacfarinas und seine Gaetuler nach ihrer Heimkehr zunächst keine Möglichkeiten gehabt hätten, einer ordentlichen Arbeit nachzugehen, seien sie als Räuber umhergezogen.480 Während der Jahre 17 – 21 n. Chr. wurde Tacfarinas von zwei Prokonsuln hintereinander, M. Furius Camillus und L. Apronius, besiegt. Der erstere schlug ihn bei einem Kastell, welches nicht identifiziert wurde, während der zweite siegreich gegen ihn bei Thala vorging.481 Fentress ist der Ansicht, dass sich der Krieg seit dem Jahre 20 n. Chr. größtenteils auf das Tebessa-Gebirge im Gebiet der Stadt Ammaedara bezog. Die Niederlage bei Thala habe ihre Parallele im Jugurthinischen Krieg, wo Jugurtha bei Cirta geschlagen wurde. Nachdem Tacfarinas nach dem Kampf bei Thala eingesehen hatte, dass er beträchtliche Schwierigkeiten beim Sieg über römische Truppen hatte, ging er wieder zur vertrauten Kampfesweise der Gaetuler, der Guerilla-Taktik, über.482 Das Jahr 22 n. Chr. brachte eine große Wende mit sich. Kaiser Tiberius entsandte aus Pannonien eine zweite Legion, die legio IX Hispana, unter dem Kommando des neuen Prokonsuls Q. Iunius Blaesus.483 _____________ 478 Vgl. Vanacker (2015), S. 351. 479 Shaw (1995), S. 37. 480 Shaw (1995), S. 37-38. Zur Bezeichnung des Tacfarinas als Räuber und Deserteur bei Tacitus vgl. Grünewald (1999), S. 72. 481 Vgl. Syme (1979), S. 221. 482 Tac. ann. 2,52,2; 3,21,4; Aurel. Vict. 2, 3; Paulus Landolfus 122; CIL 10, 7257 = ILS 939; vgl. Fentress (1979), S. 67; Gutsfeld (1989), S. 61. 483 Vgl. Syme (1979), S. 221. - 101 Auch Tacfarinas ging noch weiter. Er warb nun Söldner an; es unterstützten ihn die Mauren und auch die Garamanten. Tacfarinas fühlte sich mittlerweile so stark, dass er selbstbewusst Gesandte an den römischen Kaiserhof schickte, um einen Waffenstillstand zu fordern. Kaiser Tiberius lehnte jedoch ab, der Kampf wurde mit erbittertster Härte weitergeführt.484 Inzwischen nahm Blaesus eine Dreiteilung des römischen Heeres vor. Die pannonische Legion stellte er unter das Kommando des P. Cornelius Scipio, welchem die Aufgabe zukam, das Gebiet nahe bei Leptis Magna zu schützen sowie gegen die Garamanten vorzugehen. Einen Teil dieser Legion befehligte Blaesus‘ Sohn. Dieser hatte die Region von Cirta von den Aufständischen zu säubern und dem rechten Flügel der legio III Augusta, welcher Blaesus selbst vorstand, im Notfall zu helfen.485 Den Aufstand konnte allerdings erst der Prokonsul P. Dolabella im Jahre 24 n. Chr. niederwerfen. Der Endkampf fand bei einem Kastell namens Thubursicu (Thubursicu Numidarum) statt, welches belagert wurde. Zu allererst ließ Dolabella „Häuptlinge“ der Musulamier hinrichten, die nicht auf Seiten der Römer standen.486 Liegt hier ein Mißverständnis des Tacitus vor? Tacfarinas galt doch als „Häuptling“ (Agellid) der Musulamier und anderer gaetulischer Stämme; darunter befanden sich auch die Cinithii, welche sich am Aufstand beteiligten. Gab es etwa Widerstand in den eigenen Reihen, so dass einige Musulamier unentschlossen waren? Oder handelte es sich etwa um Stammesälteste oder sogar um Angehörige des Tacfarinas, durch deren Hinrichtung Dolabella den Aufständischen zur Aufgabe bewegen wollte? Im Kampf um diese Festung starb Tacfarinas schließlich. Er soll erkannt haben, dass der Kampf aussichtslos war. Als nun auch noch sein Sohn im Kampfe fiel, habe sich Tacfarinas heldenhaft den römischen Soldaten entgegengestellt, die ihn schließlich niederstreckten.487 Der Aufstand richtete sich also gegen die römischen Maßnahmen im Musulamierland.488 _____________ 484 Tac. ann. 3, 73, 1-2. 485 Tac. ann. 3, 74, 1-3; vgl. Fentress (1979), S. 68. 486 Tac. ann. 4, 24.; vgl. Syme (1979), S. 221. 487 Tac. ann. 4, 24. 488 Vgl. dazu die ausführliche Textanalyse des Tacitus zum Feindtopos bei Pfordt (1998), S. 26-29; 36-39; 45-46; 49-53 (Gegenüberstellungen: tugendhafte römische Feldherren gegen den Räuber und Deserteur Tacfarinas); zu den Zielen des Tacfarinas allgemein: Gutsfeld (1989), S. 54-60; siehe auch Mattingly (1995), S. 69-70; Cherry (1998), S. 38-40; Fushöller (1979), S. 214-216; Fentress (1979), S. 67-68; Syme (1979), S. 220-221. Zu den Prokonsul, welche gegen Tacfarinas zu Felde zogen: Thomasson (1996), S. 29 (L. Ampronius); Thomasson (1996), S. 30 (Q. Iunius Blaesus); Münzer (1901a), Sp. 1308-1310 (P. Cornelius Dolabella). - 102 Die Garamanten haben sich recht spät (22 n. Chr.) am Tacfarinas-Aufstand beteiligt. Es ist nun allerdings fraglich, ob es sich bei den Garamanten, welche die Stadt Leptis (Magna?, Minor?) plünderten und dem Tacfarinas Asyl gewährten, um solche aus dem Fezzan handelte, oder ob Garamanten gemeint sind, welche nahe bei den Emporia lebten. Im ersten Fall hätte es sich immerhin um eine ungeheure Entfernung gehandelt.489 Wahrscheinlich hat man unter diesen Garamanten bei Tacfarinas an Anwohner etwas südlich der tripolitanischen Küstenstädte zu denken, während das Königreich der Garamanten im Fezzan selbst von den Kriegswirren unberührt blieb. Allerdings gingen sämtliche Hilfeleistungen mit Sicherheit von Garama aus. Die Aufbewahrung der Beute übernahmen die Garamanten südlich der Emporia, die sie weiter ins Landesinnere schaffen konnten. Der Garamantenkönig befahl wahrscheinlich einer oder mehreren Siedlungen im Norden seines Reiches, leichte Truppen (Reiter) an Tacfarinas zu schicken, welche für Unordnung sorgen sollten. Die garamantische Gesandtschaft, welche nach dem Tode des Tacfarinas in Rom eintraf, hatte wohl die Aufgabe, dem römischen Kaiser zu huldigen. Vielleicht hatte der König der Garamanten ursprünglich gehofft, Tacfarinas würde die Römer tatsächlich aus Nordafrika vertreiben. Als seine Rechnung nicht aufging, wollte er sich offenbar aus der Affäre ziehen, indem er vorgab, bei allem, was er zum Aufstand beitrug, nicht absichtlich gehandelt zu haben.490 6. 9. In der Defensive: Roms Sicherung der Südgrenze in Nordafrika (1. – 3. Jh. n. Chr.): Während der Herrschaft des Kaisers Claudius (41 – 54 n. Chr.) gaben die Musulamier noch immer keine Ruhe. Es wird berichtet, dass in der Zeit von 45 – 47 der Prokonsul von Africa, Servius Sulpicius Galba, gegen dortige Aufstände vorzugehen hatte. Er war bei seinen Aktionen erfolgreich und erhielt Triumphalornamente.491 Dass diese Störenfriede eine kleinere Gruppe vom Stamme der Musulamier waren, geht aus einer Notiz bei Aurelius Victor hervor.492 Diejenigen, welche bei der römischen Militäraktion gefangen worden waren, brachte man nach Rom. So wird auch die beiläufige Notiz bei Plinius dem Älteren verständlich, dass ein gaetulischer Hirte, der einem Löwen in der Arena vorgeworfen wurde, seinen Mantel über den Kopf der Bestie stülpte. Dieses Ereignis habe sich nämlich zur Zeit des Claudius zugetragen.493 _____________ 489 Tac. ann. 3,74,2.; vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 25. 490 Vgl. Tac. ann. 4,23,2; 26, 2. 491 Suet. Galba 7,1; 8,1. 492 Aurel. Vict. 4, 2. 493 Plin. n. h. 8, 54. - 103 Seit dem Ende des 1. Jh. n. Chr. ließen die römischen Kaiser die Südgrenzen der römischen Afrikaprovinzen durch einen sogenannten limes abgrenzen. Auf diese Weise wurden die Wanderungswege der Nomaden besser kontrolliert. Andererseits konnte man jedoch nun auch Einfällen von räuberischen Nomaden aus der Sahara besser entgegentreten.494 Zusätzlich galten Durchgänge am Afrikanischen Limes als Zollstationen für Handelskarawanen, welche aus dem Fezzan ins römische Nordafrika gelangen wollten.495 Im Gegensatz zu Annahmen in der älteren Forschung bildete der limes in Nordafrika kein Hindernis gegen Nomadenwanderungen. Man ließ Nomaden hindurch, konnte sie aber gegebenenfalls kontrollieren.496 Der Afrikanische Limes erstreckte sich vom 1. Jh. n. Chr. an von der Stadt Sala in der Mauretania Tingitana, an die Grenze der Africa Proconsularis vorbei bis hin nach Ägypten. Erste Befestigungen wurden in flavischer Zeit durchgeführt. Im Zusammenhang mit der Errichtung solcher Befestigungen standen Verlegungen der legio III Augusta in neue Stammlager. So wurde die Legion im Jahre 75 n. Chr. nach Theveste (Tebessa) verlegt, während zeitgleich eine Straße nördlich des Aurès-Gebirges angelegt wurde. In Lambaesis befand sich seit dem Jahre 81 ein Detachement der Legion. Zur Kontrolle der nomadischen Wanderungen ließ Kaiser Trajan 104/05 n. Chr. direkt bei den Oasen am Aurès-Gebirge zwei neue Kastelle für römische Hilfstruppen anlegen. Bei der Stadt Lambaesis entstand in Folge ein neues Stammlager für die legio III Augusta. Die Legion wurde dorthin wahrscheinlich in den Jahren 115 – 117 n. Chr. verlegt.497 Der flumen Nigris (Oued Djedi) bildete nach Mackensen im 2. Jh. n. Chr. die natürliche Grenze. Jenseits davon lebten gaetulische Stämme, welche streng zu kontrollieren waren.498 Demzufolge wären gaetulische Stämme seit dem Ende des 1. Jh. n. Chr. aus dem Süden Numidiens gewaltsam vertrieben worden, denn noch zur Zeit des Plinius († 79 n. Chr.) begann jenseits des Flusses das Land der Aithiopes.499 Vielleicht zogen sich die Gaetuler nach erfolgreichen Raubzügen auch nur eine gewisse Zeit jenseits des Flusses zurück. ______________ 494 Zum Afrikanischen Limes allgemein: Ruprechtsberger (1999), Sp. 223-231 (mit weiteren Literaturhinweisen) sowie Ruprechtsberger (1993). Zur Bedeutung des Afrikanischen Limes: Witschel (2006), S. 150; Mackensen (2006), S. 67. Zur Forschungsgeschichte zum Afrikanischen Limes vgl. auch Witschel (2006), S. 62. 495 Mackensen (2006), S. 64; 67. 496 Witschel (2006), S. 150. 497 Mackensen (2006), S. 64. Zu Kastellanlagen in hadrianischer Zeit: Ruprechtsberger (1993), S. 14. 498 Mackensen (2006), S. 64. 499 Plin. n. h. 5, 30. - 104 Von gaetulischen Unruhen in der Zeit Kaiser Hadrians (117 – 138 n. Chr.) ist nichts bekannt. Erst unter Antoninus Pius (138 – 161 n. Chr.) ist in literarischen Quellen von Unruhen in Mauretanien die Rede. Marlene C. Sigman hatte 1977 eine interessante These aufgestellt. Sie war der Ansicht, dass es gar keine Mauren, sondern möglicherweise die gaetulischen Autololen, waren, die bekämpft wurden. So soll der Präfekt der Garnison von Sala, Sulpicius Felix, anfangs Verteidigungsanlagen für die Stadt erbaut haben. Als dies nichts nützte, habe er offenbar versucht, mit den Autololen zu verhandeln. Sigman erwähnt sogar mögliche Subsidienzahlungen. Ein größerer Feldzug gegen diesen Stamm (oder Konföderation?) zwischen 145 und 148 n. Chr. habe keinen Erfolg gebracht. Da das Land eben war, konnten die römischen Hilfstruppen den Fliehenden zu Pferd leicht nachsetzen. Die Feinde seien jedoch nicht vernichtet, sondern weit nach Süden ins Atlasgebiet verdrängt worden. Grenzverteidigungsanlagen, welche nun erbaut wurden, verhinderten ein neues Eindringen der Halbnomaden in die römische Provinz. Möglicherweise wurden die Wälder im Süden der Mauretania Tingitana von römischen Siedlern oder Soldaten abgeholzt und die Elefanten gejagt, so dass sich die Autololen in ihrer Existenz bedrängt fühlten. Ob sich der in den literarischen Texten Feldzug gegen die Mauren nun tatsächlich gegen die Autololen richtete, wissen wir nicht, da – wie schon erwähnt – die Bezeichnung „Mauri“ in jener Zeit für verschiedene nordafrikanischen Völker verwendet wurde. Es wäre allerdings auch nicht unwahrscheinlich, da ja die Autololen im Gebiet der Stadt Sala ansässig waren.500 Wie aus einer Notiz beim Kirchenvater Tertullian gegen Ende des 2. Jh. n. Chr. hervorgeht, waren die römischen Grenzgebiete im Süden Mauretaniens und Numidiens ein gefährliches und unruhiges Gebiet. Das römische Militär befand sich zu jener Zeit in der Defensive und musste sich der gewaltsamen Einfälle „maurischer“ und gaetulischer Stämme erwehren. Durch militärische Präsenz in den Grenzgebieten sollten derartige Einfälle verhindert werden.501 Kaiser Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.) hat diese Gefahr richtig eingeschätzt. Es waren keine gelegentlichen Aufstände innerhalb des römischen Nordafrika zu bekämpfen, sondern seit dem Ende des 2. Jh. n. Chr. bildeten die freien gaetulischen Stämme der Nordsahara eine ständige Gefahr. Sie schlossen sich anscheinend im Vergleich zu früheren Zeiten des Öfteren zu größeren Koalitionen zusammen. Aus diesem Grunde setzte Septimius Severus einen äußerst kriegserfahrenen und fähigen Legionslegaten ein, Q. Anicius Faustus. Dieser war selbst gebürtiger Nordafrikaner und daher „mit den lokalen Gegebenheiten bestens vertraut.“502 _____________ 500 Antike Stellen: AE (1931), 36; SHA Vita Anton. 5, 4; Pausan. 8,43,3. Zur Autololen-These vgl. Sigman (1977), S. 428-429. Dass der Krieg tatsächlich gegen Mauren geführt wurde, nehmen an: Gutsfeld (1989), S. 103-106 (mit epigraphischen Belegen); Burian (1964), S. 499-502; Mesk (1909), S. 246-250; vgl. auch AE (1931). 501 Tertull. adv. Iud. 7, 8. 502 Spielvogel (2006), S. 145. - 105 In die Amtstätigkeit des Faustus (196/97 – 201 n. Chr.) fällt auch die Errichtung der Provinz „Numidia“, welche von einem Teil der Africa Proconsularis abgetrennt wurde.503 Faustus erhielt den Auftrag, im südlichen Grenzgebiets größere Forts zu errichten, um die räuberischen Nomadenstämme von Einfällen abzuhalten sowie die Karawananstraßen zu sichern. Aus diesem Grunde wurden diese Kastelle an wichtigen Oasen von VexillationsEinheiten der legio III Augusta angelegt.504 Interessant ist, dass einige Kastelle ziemlich weit nach Süden vorgeschoben worden, sich also sozusagen im Feindesland befanden. Dies könnte man dahin deuten, dass Septimius Severus vielleicht offensive Pläne hatte und versuchte, expansiv in die Sahara vorzudringen. Ein derartiges militärisches Vordringen römischer Soldaten in die Sahara hatte es seit dem Feldzug des L. Cornelius Balbus d. J. gegen die Garamanten im Jahre 20 v. Chr. nicht mehr gegeben. So wurde im Jahre 198 das Kastell Dimmidi südwestlich der Provinz Numidia, in dessen Nähe eine Handelsroute durch die Sahara vorbeiführte, angelegt. In Dimmidi hatten vermutlich bis zu einhundert Mann Platz.505 Zwischen den Jahren 198 und 211 n. Chr. wurde mitten im nördlichen Teil des Garamantenreiches, in Cydamus (Ghadames) ein römisches Grenzfort errichtet. Dies war der südlichste römische vorgeschobene Posten im Süden Nordafrikas.506 Im Jahre 201 wurde das Grenzfort Gholaia (Bu Njem) gegründet.507 Q. Anicius Faustus hatte keine leichten Aufgaben zu erfüllen. Zahlreiche Landstraßen mussten erneuert werden. Befestigungen von Ortschaften gehörten ebenfalls zu seinen Aufgaben. Der limes der Severerzeit reichte vom Süden der beiden Mauretanien entlang der Africa Proconsularis / Numidia bis hin zur Kyrenaika. In der Mauretania wurden in der Stadt Sala bestehende Befestigungsanlagen weiter ausgebaut. Die gaetulischen Stämme, die seit der severischen Zeit gegen die Provinzgrenzen stürmten, waren größtenteils darauf aus, reiche Beute zu machen. Es dürften dies die Stämme gewesen sein, die den Kaiser im Jahre 203 n. Chr. persönlich nach Tripolitanien zwangen.508 _____________ 503 Zu Q. Anicius Faustus und seinen militärischen Maßnahmen: Mackensen (2006), S. 66; Gutsfeld (1989), S. 123. 504 Mackensen (2006), S. 66. 505 Zur offensiven Grenzpolitik des Septimius Severus vgl. Gutsfeld (1989), S. 119-124. Witschel (2006, S. 150) spricht gar von einer aggressiven Expansionspolitik“. Zum Kastell Dimmidi: Mackensen (2006), S. 67; Williams (1996), S. 195; 506 CIL 8, 00001 = 10990 = IRT 908; vgl. Mattingly (1995), S. 81; Buck (1984), welcher die Errichtung dieses Forts auf 200/201 n. Chr. ansetzt. Spielvogel (2006, S. 147-148) vermutet das Jahr 198 n. Chr. 507 508 Vgl. Mattingly (1995), S. 81; 95-97. SHA Vita Sev. 18, 3; Aurel. Vict. 20, 19. Ferguson (1969, S. 14) verweist in diesem Zusammenhang auf befestigte Farmen in Nordafrika. - 106 Nachdem diese Stämme militärisch zurückgedrängt wurden, förderte der Kaiser zahlreiche Städte in Nordafrika, darunter seine eigene Heimatstadt Leptis Magna. Die afrikanischen Provinzen erlebten unter Kaiser Septimius Severus und seinen Nachfolgern ihre kulturelle Blütezeit.509 Um die sämtlichen römischen Außenposten, größere wie kleinere Kastelle, an den südlichen Grenzen mit Posten zu besetzen, musste das römische Heer in Nordafrika umstrukturiert werden. In den Forts wurden sogenannte vexillationes, welche in der Fachliteratur auch als Detachements bezeichnet werden, eingesetzt. Diese Vexillationen bestanden aus Soldaten der legio III Augusta sowie größtenteils aus Hilfstruppenverbänden.510 Die Verteidigung der römischen Reichsgrenzen war notwendig, aber das offensive militärische Ausgreifen in die nördliche Sahara – in der Fachliteratur spricht man auch gern vom „Weltreichsgedanken“ römischer Kaiser – lohnte sich finanziell nicht. Die Kosten für die Armee waren höher als erhoffte Einkünfte aus jenen Gebieten. Daher wurden die größeren vorgeschobenen Kastelle im Verlaufe des 3. Jh. n. Chr. wieder aufgegeben. Zudem wurde die legio III Augusta im Jahre 238 aufgelöst, da die Legion den Aufstand der beiden Gordiane (Gordian I. und II.) in diesem Jahre unterdrückt hatte. Der Nachfolger Gordian III. (238 – 244 n. Chr.) löste die Legion zur Strafe auf. Die verbliebenen Vexillationen, welche aus Hilfstruppen standen, wurden umbenannt und erhielten neue Kommandeure.511 Erst im Jahre 253/ 254 n. Chr. wurde die Legion von Kaiser Valerian (253 – 260 n. Chr.) wieder in Lambaesis stationiert.512 Dass diese Hilfstruppen allein Plünderungszügen räuberischer Gaetuler keinen Einhalt gebieten konnten, versteht sich von selbst. Vielleicht gehört in diesem Zusammenhang auch jene Inschrift, welche offenbar in das 3. Jh. n. Chr. gehört und einen „tumultus Gaetulorum“ bei der Stadt Cirta erwähnt.513 Ebenso in das Jahr 238 n. Chr. gehört eine Weihinschrift für die Victoria Augusta. Der Statthalter der Mauretania Caesariensis, Tib. Claudius Constans, musste eine besondere Mission in Numidien durchführen. Er kämpfte offenbar nicht gegen die Musulamier, sondern er musste diesen Stamm wohl aus arger Bedrängnis befreien. Die Stämme, gegen welche der Statthalter zu kämpfen hatte, sind unbekannt.514 _______________ 509 Spielvogel (2006), S. 140-150; Hasebroek (1921), S. 135; Haywood (1940), S. 177. 510 Williams (1996), S. 194-195. Witschel (2006, S. 150) macht darauf aufmerksam, dass insgesamt an die 1500 Männer fernab von Lambaesis in den Grenzforts ihren Dienst verrichteten. 511 Vgl. Mackensen (2006), S. 69. Zu den Schließungen der Kastelle im 3. Jh. allgemein: Witschel (2006), S. 150; Ferguson (1969), S. 14. Das Kastell Dimmidi wurde im Jahre 235 evakuiert (Williams (1996), S. 195). Die Aufgabe des Kastells erfolgte nach Mackensen (2006, S. 69) im April / Mai 238 n. Chr. 512 514 Mackensen (2006), S. 69; Gutsfeld (1989), S. 127-128. 513 CIL 8, 6958 = ILS 6860 = Il Alg 2, 501. CIL 8, 9288; vgl. Gutsfeld (1989), S. 127-128. Anders jedoch Burian (1964, S. 514-515), der einen Aufstand der Musulamier für möglich hält. - 107 6. 10. Beständige Stammeskonföderationen in der Spätantike: Austuriani und Laguatan (4. – 6. Jh. n. Chr.): Noch zu Beginn des 4. Jh. n. Chr. zur Zeit der Tetrarchie bedrohten Mauri und Gaetuli die nordafrikanischen Prinzen, wie eine Notiz beim Kirchenvater Lactanz besagt.515 Einzelne libysche Stämme werden in der Spätantike nur noch selten genannt. Neben den „Mauren“ erscheinen seit dem 4. Jh. n. Chr. bedeutende Stammeskonföderationen, welche über längere Zeiträume offenbar eine politische Einheit bildeten. In jener Zeit verschlechteterte sich die Lage in den nordafrikanischen Provinzen erheblich. Ab dem Jahre 363 n. Chr. erschien urplötzlich aus dem Inneren Tripolitaniens der Stammesverband der Austuriani vor den Handelsstädten Leptis Magna, Sabratha und Oea.516 Den Austuriani gehörten verschiedene libysche halbnomadisch lebende Völkerschaften an. Welche Völkerschaften diesem Bund beigetreten werden waren, kann man nicht mit Sicherheit bestimmen. Deshalb vermuteten Forscher bald diese, bald jene libyschen Völkerschaften: Mauren, Gätuler, Maken, Nasamonen, ja sogar Garamanten.517 Die Angriffe der Austuriani betrafen offenbar bevorzugt die Stadt Leptis Magna. Die Ursachen dieser Angriffe sucht man in der Gier nach Beute.518 Im Jahre 370 n. Chr. zog der Vater des späteren Kaisers Theodosios I. gegen einen Aufständischen namens Firmus zu Felde. Dabei versuchte er, einige Stämme der Mauretania Caesariensis, darunter die Baniuren, für ein Bündnis zu gewinnen.519 Da die Baniuren ursprünglich in der Mauretana Tingitana ansässig waren, wäre vielleicht eher eine Umsiedelung dieses Stammes durch die Römer während des 2. Jh. n. Chr. als eine Auswanderung zu vermuten. Da die Baniuren nach den Autololen die zweitgrößte gaetulische Stammesgruppe in diesem Gebiet war, wäre es denkbar, dass man die Baniuren von den Autololen absondern wollte (Vorbeugung eines möglichen Bündnisses?). _____________ 515 Lact. mort. pers. 44, 2. Obwohl nordafrikanische Völker schon seit dem 1. Jh. n. Chr. allgemein als „Mauri“ bezeichnet wurden, unterschied man, wie die Textstelle besagt, noch im frühen 4. Jh. n. Chr. Mauren und Gaetuler deutlich voneinander. 516 Hauptquelle für diesen Zeitraum ist das Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus: 26,4,5 (Ammian unterscheidet hier zwischen „Mauren“ und Austurianern); 28,6, 1-16 (die Austurianer greifen Leptis Magna und Oea an). Vgl. Burian (1968), S. 205; Dessau (1896e), Sp. 2592. Zum Angriff auf Leptis Magna: Günther (1997), S. 444-458. 517 Vgl. Smith (2003), S. 488. 518 Burian (1968, S. 205): „Als der Stamm im 4. Jh. in Berührung mit den Römern geriet, bot der wirtschaftliche Wohlstand der tripolitanischen Städte dem Stamm willkommenen Anlaß, bei geeigneter Gelegenheit einen Plünderzug auf römisches Gebiet zu organieren.“ ; Leptis Magna als bevorzugtes Ziel: Burian (1968), S. 206. 519 Amm. Marc. 29,5,33. - 108 Seit dem späten 3. Jh. n. Chr. wird zudem die große Stammeskonföderation der Laguatan in antiken Quellen erwähnt. Diese Konföderation war besonders in der Kyrenaika und in Tripolitanien aktiv. Forscher nehmen an, dass die Laguatan entweder mit den Austuriani identisch sind, oder dass die Austuriani ein mächtiger Unterstamm der Laguatan waren.520 Die Laguatan / Austuriani verbreiteten besonders vom 5. bis weit ins 6. Jh. Schrecken im römischen Nordafrika. Zu Beginn des 5. Jh. n. Chr. bedrohten sie die Kyrenaika.521 Seit dem Jahre 429 n. Chr. übernahmen die germanischen Vandalen die Herrschaft über das römische Nordafrika, vorwiegend über das Gebiet der Africa Proconsularis und Numidia. Sie erhielten Unterstützung von einigen einheimischen Stämmen. Die einzige Notiz, welche bezüglich der Gaetuler vorliegt, besagt, dass der Vandalenkönig Geiserich bei der Landnahme die Gebiete Byzacena, Abaritana (Abara), Gaetulia und Gebiete von Numidien für sich persönlich beanspruchte. Seine Volksangehörigen durften sich im Gebiet der Zeugitana sowie der Africa Proconsularis niederlassen.522 Bei diesen Gebieten, welche der Vandalenkönig beherrschte, gehörten Teile nahe bei Karthago bis nach Numidien. Das genannte Gaetulien könnte südlich dieser Gebiete angenommen werden. Möglicherweise handelte es sich um Teile des Aurès-Gebirges sowie um Gebiete der Musulamier. Genauere Identifikationen von Gaetulerstämmen sind in der Spätantike wegen dem verallgemeinernden Maurenbegriff schwerlich möglich. Nachdem die Vandalen unter Kaiser Justinian I. (527 – 565 n. Chr.) aus Nordafrika vertrieben worden waren, erhob sich plötzlich ganz Nordafrika gegen die neuen Herren, die Byzantiner. Die Libyer, von denen manche seit dem 5. Jh. n. Chr. dazu übergegangen waren, kleine Teilreiche zu gründen, versuchten nun selbst, ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen. Der von Justinian I. nach Nordafrika beorderte Feldherr Johannes unterdrückte den Aufstand der Libyer jedoch auf grausame Weise. An diesem Aufstand haben sich offensichtlich auch gaetulische Stämme beteiligt.523 ______________ 520 Vgl. Mattingly (1996), S. 332. Die Laguatan erscheinen in den antiken Berichten mit verschiedentlichen Nennungen: Laguatan (Plural: Ilagua), Leuathae, Lawat(h)a, Louta. Die Entstehung der Laguatan sehen manche Forscher in einer (nicht unumstrittenen) Wanderung von libyschen Völkern; vgl dazu Smith (2003), S. 488 und Mattingly (1983), S. 96-108. Zu den antiken Quellen wie etwa Prokop, Synesios und Corippus siehe: Mattingly (1996), S. 332 und Dessau (1896e), Sp. 2592. 521 Dessau (1896e), Sp. 2592. 522 Victor von Vita. hist. de persec. Afr. 1, 13. 523 Coripp. Ioh. 5, 430-432. - 109 6. 11. Der Feldzug des „Kyprios“ gegen Garamanten und „Inder“: Für den Eintritt der Garamanten in die Geschichte des römischen Afrika sind die Quellen sehr dürftig. Man könnte eine Geschichte der Garamanten in zwei Kapiteln schreiben, (a) einer Geschichte des Handels und (b) einer Geschichte der militärischen Konflikte mit den Römern. Nach einem römischen Epiker der Flavierzeit, Silius Italicus, dienten Garamanten als Söldner im Heer des Karthagers Hannibal.524 Um das Jahr 100 v. Chr. allerdings fand ein Ereignis statt, welches sehr nachdenklich klingt. In seinem Büchlein „Über Denkwürdigkeiten“ sagt L. Ampelius (2. Jh. n. Chr.), dass ein gewisser Kyprios für die Römer viele Kriege gegen Garamanten und Inder geführt habe.525 Zunächst bleibt einmal die Frage, wer diese „Inder“ waren. Der Epiker Vergil († 19 v. Chr.) kündet in seiner „Aeneis“ von der Macht des Kaisers Augustus über Garamanten und Inder.526 Hier werden zuerst Garamanten mit Indern in Verbindung gebracht. Ein Scholiast zu den „Georgica“ desselben Dichters klärt schließlich dieses Problem auf: unter Indien verstünde man, wenn man diesen Namen auf Afrika überträgt, einen beträchtlichen Teil von Aithiopia.527 Da man nun weiß, dass jenes „Indien“ in Afrika zu suchen ist, fällt ein Begriff, der zu allgemein ist. Aithiopia ist eine allgemeine Bezeichnung für Schwarzafrika. Isidoros von Sevilla (um 600 n. Chr.) erklärt es mit einer konfusen Etymologie folgendermaßen, die an dieser Stelle hilfreich ist.528 _____________ 524 Sil. Ital. 2, 56-67.; 3, 312-319.; 4, 445-453.; 4, 192-194.; 6, 671-676.; 6, 704-705 u. ö. 525 L. Ampel. 35, 5.: „Ptolemaios (sc. VIII.) Physcon qui seditiones in theatro sagittis occidit alios flammis dedit. Huius filius Cypri(u)s pro Romanis multa bella gessit adversus Garamantas et Indos.“ In einer neueren lateinisch-deutschen Ausgabe von Ingemar König von 2010 wurde die ältere Schreibweise Tryphon wieder übernommen. 526 Verg. Aen. 6, 794-795 : „[…] super et Garamantas et Indos | proferet imperium […].“ 527 Vergil spricht in den „Georgika“ (2, 116-117) vom schwarzen Ebenholz Indiens: Sola India nigrum | fert hebenum [...]. Der spätantike Kommentator Vergils, Servius, erklärt folgende Textstelle: „SOLA INDIA NIGRUM F. H. Atqui et in Aegypto nascitur; sed Indiam omnem plagam Aethiopiae accipiamus.“ Canzik (2007, S. 131) macht darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung „Inder“ im Zusammenhang mit dem Weltreichsgedanken steht. Wenn Augustus nicht nur die Völker im fernen Libyen, sondern auch noch die Inder im fernen Asien unterwerfen könnte, wäre er „weiter als Alexander, weiter auch als Bacchus und Hercules gezogen (…).“ Nadeau (1970, S. 343) weist darauf hin, dass Vergil unter den „Indern“ auch das asiatische Reitervolk der Parther verstanden haben könnte, von welchen Kaiser Augustus im Jahre 20 v. Chr. die im Jahre 53 bei Carrhae erbeuteten Standarten zurückerhielt. Dieses Ereignis hat Augustus in der Öffentlichkeit wie einen Sieg über dieses Volk propagiert. Wahrscheinlicher sei es jedoch, dass des Vergils „Inder“ tatsächlich in Afrika zu suchen seien. So sieht Nadeau (S. 344) einen Zusammenhang mit den nubischen Aithiopes unter der Königin Kandake, welche in den 20er Jahren des 1. Jh. v. Chr. durch ein römisches Heer besiegt wurden, worauf die Kandake Frieden mit Kaiser Augustus schloss. 528 Isid. Orig. 9, 2, 125-128.; vgl. auch Anonymi Chronica 5. (PL Bd. 3 Migné, Sp. 663). - 110 Aithiopes sollen einst aus Indien gekommen sein und sich in der Nähe Ägyptens zwischen Nil und Rotem Meer niedergelassen haben. Es kämen also Teile des antiken Meroë sowie einige Gebiete des heutigen Äthiopiens in Frage. In den dortigen Gegenden lebten aber auch Troglodyten (Höhlenbewohner). Griffen die Garamanten nicht nur Aethiopes Troglodytae in der Sahara, sondern auch solche in den Gegenden nahe der Grenze Ägyptens an? Der genannte Ptolemaios Physkon ist mit dem Herrscher Ptolemaios VIII. Euergetes II. (170-163 und 145-116 v. Chr.) identisch. Er herrschte teils grausam und vertrieb zahlreiche griechische Gelehrte aus Alexandria, welche ihm den Beinamen „Physkon“ (Fettwanst) gaben, einer seiner Söhne, Ptolemaios IX. (* 140/39 v. Chr.), übte um 117 v. Chr. auf Zypern das Amt eines Generalgouverneurs aus.529 Dies wäre dann der bei Ampelius genannte Kyprios/Cyprius. Da dieser Sohn wohl nicht vor dem 20. Lebensjahr auf Kriegszüge ging, dürften diese in die Zeit von etwa 120 bis 117 fallen. Allerdings gibt es auch Überlegungen, ob dieser Kyprios selbst mit Ptolemaios VIII. Euergetes II. identifiziert werden könnte.530 Gegen welche Garamanten richtete sich nun dieser Feldzug ? Keineswegs scheint der Ptolemäer in den Fezzan gelangt zu sein. Bedrohten Garamanten unter einem expansiven König in dieser Zeit zusammen mit schwarzafrikanischen Söldnern (aus Meroë?), welche man dann als Inder bezeichnete, die Kyrenaika ? Oder richteten sich die Feldzüge des Kyprios allein auf die Marmariden, die sich mit den Troglodyten verbunden haben? Auf jeden Fall müssen sich diese Kämpfe auf kyrenäischem Territorium abgespielt haben, das ja auch den ptolemäischen Herrschern gehört hatte. Aber was hatten die Römer mit alledem zu tun ? Sollte Kyprios für die Römer aufgrund irgendeiner Abmachung, von der wir nichts wissen, Gebiete für die Römer erobern ? Sollte Kyprios auf Befehl der Römer Garamanten oder Marmariden vom römischen Gebiet fernhalten ? Die Antwort bleibt offen. In der Folgezeit besitzen wir für die nächsten Jahrzehnte keine historischen Nachrichten über die Garamanten. Wir erfahren nichts darüber, ob sie dem Numiderkönig Jugurtha im gleichnamigen Krieg (111 – 105 v. Chr.) unterstützten. War vielleicht der Feldzug des Kyprios so erfolgreich, dass die militärische Stärke der Garamanten stark geschwächt wurde? Während des Bürgerkrieges zwischen C. Iulius Caesar und den Anhängern des Pompeius in Nordafrika sollen Garamanten und Marmariden als Söldner beteiligt gewesen sein.531 ______________ 529 Vgl. Hölbl (1994), S. 172; Wölfel (1961), S. 213. 530 Vgl. König (2010, S. 127) im Kommentar zur o. g. Ampelius-Stelle; Huß (2001), S. 664. 531 Lucan. 4, 679-680. - 111 - 6. 12. – Der Feldzug des L. Cornelius Balbus gegen die Garamanten im Jahre 20 / 20 v. Chr.: Es ist bislang keine befriedigende Lösung der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und Garamanten seit dem Feldzug des L. Cornelius Balbus gefunden worden.532 Allein für das 1. Jh. n. Chr. sind mehrere römische Feldzüge gegen die Garamanten überliefert, die, wie es scheint, von einer expansiven Eroberungspolitik der Römer zeugen.533 Im Jahre 20 v. Chr., oder auch bereits ein Jahr zuvor zog der Prokonsul von Africa, L. Cornelius Balbus, gegen die Garamanten zu Felde.534 Warum zog Plinius d. Ä. († 79 n. Chr.), der als einziger Schriftsteller der Antike von diesem Feldzug berichtet, diesen Feldzugsbericht in seine Beschreibung der Kyrenaika hinein und erwähnte diesen nicht bei der Beschreibung der Africa Proconsularis im fünften Buche seiner „Naturalis Historia“ ? Es sollen mehrere römische Autoren über den Feldzug berichtet haben, doch finden sich deren Nachrichten nur zusammengefasst bei Plinius.535 Dieser gedenkt dieses Feldzuges auch nur aus dem Grunde, weil er einige neuere Nachrichten über das damals nur wenig bekannte Landesinnere von Libyen mitteilen wollte. Plinius setzt das Wissen um die Vorgeschichte dieses Feldzuges beim Leser voraus.536 ______________ 532 Dies liegt größtenteils an der mangelhaften Überlieferung der antiken Quellen. Es werden zwar einige Feldzüge der Römer gegen die Garamanten genannt, doch gehen die antiken Autoren (bis auf eine beiläufige Notiz bei Ptol., 1,8,4 handelt es sich nur um lateinische Autoren !) so gut wie gar nicht auf die Ursachen, den eigentlichen Verlauf dieser Feldzüge sowie auf die sich daraus ergebenden Resultate ein. 533 Der Feldzug des L. Cornelius Balbus (20 v. Chr.); ein Feldzug gegen Marmariden und Garamanten unter P. Sulpicius Quirinius (wenige Jahre nach Balbus); ein Feldzug gegen Räuber, die während des TacfarinasAufstandes zu den Garamanten flohen unter P. Cornelius Scipio (22 n. Chr.); ein Feldzug gegen räuberische Garamanten unter dem Kommando des Valerius Festus (um 70 n. Chr.); ein (möglicher) Feldzug unter dem Kommando des L. (?) Septimius Flaccus (Datierung umstritten: Flavierzeit ? Trajanische Zeit ? Während der Herrschaft Marc Aurels?). 534 Zur Person des Balbus: Groag (1901), Sp. 1268-1271. Balbus, in jüngeren Jahren ein Parteigänger Caesars, war für seine Grausamkeiten berüchtigt. Kaiser Augustus hat wohl auf Grund dessen und seiner Taten während der Bürgerkriege Balbus als Statthalter von Africa eingesetzt. Demnach hielt Augustus Balbus für einen fähigen Feldherren, für den die Aufgabe, Unruhen in Afrika zu unterdrücken sowie neue Gebiete für das Imperium Romanum zu erobern, angemessen erschien. 535 Plin. n. h. 5, 35-37. 536 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 19. - 112 Es gilt heute als sicher, dass diese Nachrichten des Plinius auf zwei Quellen zurückgehen: die erste Quelle erwähnte die Hauptorte der Phazanii sowie die Hauptstadt der Garamanten, Garama. Die zweite Quelle führte die Namensliste der unterworfenen Völker und Städte auf, die während des Triumphes, den Balbus als letzter römischer Feldherr, der kein Angehöriger der Kaiserfamilie war, feiern durfte. Diese Namen der fremden Völker wurden dem römischen Volk während des Triumphzuges im Jahre 19 v. Chr. präsentiert. Schon Plinius bereiteten die vorliegenden Quellen Schwierigkeiten.537 Ein Rätsel birgt auch der Verlauf der Route, welche Balbus ins Garamantenland eingeschlagen hat. Da die antiken Nachrichten in diesem Fall ziemlich unzureichend sind, kann die Marschroute nur durch Vermutungen annähernd rekonstruiert werden, Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Küstenstadt Sabratha der Ausgangpunkt dieses Feldzuges.538 Zuerst zog Balbus gegen die gaetulischen Phazanii; ihr Hauptort Cydamus sowie weitere Städte wurden dabei eingenommen.539 Dass die Phazanii ein gaetulischer Stamm waren, dürfte Plinius und seinen Gewährsleuten wohl unbekannt gewesen sein.540 Von Cydamus zog Balbus möglicherweise durch das große Sandgebiet von Ubari, um von dort überraschend in Garama einzufallen. Vielleicht kehrte der römische Feldherr durch das Wadi Zem Zem zurück. Die Endstation auf dem Rückweg bildete wahrscheinlich Leptis Magna.541 Die von M. Vipsanius Agrippa berechnete Breite von Afrika geht mit Sicherheit auf die Route des Balbus zurück. Nach diesen Maßangaben wäre Garama der südlichste Punkt gewesen, den Balbus auf seinem Feldzug berührt hatte.542 _____________ 537 Vgl. Mattingly (1995), S. 18. Zur Bedeutung des römischen Triumphs über die Garamanten vgl. Mattern (1999), S. 30. 538 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 20. Ferguson (1969, S. 11) nimmt aus Ausgangspunkt Oea oder Sabratha an. 539 Plin. n. h. 5. 36: „(...) Phazania, ubi gentem Phazaniorum urbesque Alelen et Cillibam subegimus, item Cidamum e regione Sabratae.“; vgl. auch Ruprechtsberger (1997), 20, Mattingly (1995), 69, Gutsfeld (1989), S. 27, Desanges (1989), S. 36, Law (1967), S. 190, Ayoub (1968b), S. 224. Birley (1999, S. 9) nimmt auch einen ersten Feldzug gegen die Gaetuler und einen weiteren in den Fezzan an. Die Hauptstadt Garama, betont er, bedeutete damals das Ende der Welt. Liverani (2004, S. 198) vermutet, dass sich die Bezeichnung „Garamantes“ auf sämtliche Bewohner des antiken Fezzan beziehen könnte. 540 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 27. 541 Vgl. Ruprechtsberger (1997), S. 20; Ayoub (1968), S. 224. 542 Agrippa F 37 Riese = Plin. n. h. 6. 209; vgl. auch Desanges (1989), S. 36; Heine (1983), S. 93. - 113 Ein größeres Problem bilden wohl die zahlreichen Namen der unterworfenen Namen und Völker. Die einzigen gesicherten Namen sind Sabratha, Cydamus und Garama. Sämtliche Orts- und Völkernamen sind wohl innerhalb des Kernlandes der Garamanten, dem Fezzan, zu suchen. Der libysche Forscher Ayoub machte darauf aufmerksam, dass man sich bei den Identifizierungen nicht auf sogenannte Wortspielereien verlassen sollte, da die Namen sich bis heute sehr verändert haben könnten, so dass angebliche Ähnlichkeiten von Ortsnamen mehr Verwirrungen als Lösungen bringen würden. Denkbar wäre sogar, dass die von Plinius erwähnten Ortsnamen bereits in seiner Vorlage verdorben waren.543 Von einigen Ausnahmen wie Cydamus oder Garama abgesehen wäre es sehr wahrscheinlich, dass die anderen aufgeführten Ortsnamen kleinere Dörfer oder kleinere befestigte Siedlungen, aber wohl kaum richtige Städte bezeichnet haben.544 Von den Ortsnamen, welche Plinius aufzählt, sind nach dem Stand der neueren Forschung folgende Identifizierungen maßgebend: Mons Niger = die Basaltlandschaft zwischen Gharyan und Tarhuna; Mons Gyri = Djebel Hasawnah/Fezzan (?)545; Thubunae = Tobna; Vescera = Biskra; Gemellae = El Kasbat546; Thabudeos = Thouda547; Cydamus = Ghadames; Alele und Cilliba = die späteren römischen Grenzposten Talalati und Tillibari.548 Wahrscheinlich konnte Balbus einen Feldzug, der ein solch breites Areal umfasst hatte, während seiner kurzen Amtszeit kaum allein durchführen. Daher spricht sehr viel für die Vermutung, dass der erstere Zug gegen die Phazanii von Balbus´ Amtsvorgänger L. Sempronius Atratinus während der Zeit von etwa 22/21 v. Chr. durchgeführt wurde.549 Garama liegt an die tausend Kilometer von der nordafrikanischen Küste entfernt im Landesinnern. Diese Entfernung scheint für einen Feldzug ungeheuerlich. Ein römischer Feldzug in ein so weit im Süden liegendes Gebiet musste sehr gut geplant und vor allem lohnenswert sein. Sollte wirklich der römische Herrschaftsanspruch bis an die Grenzen der bekannten Welt der Hauptgrund gewesen sein?550 _____________ 543 Vgl. Ayoub (1968b), S. 222; Teutsch (1962), S. 224-225; Hennig (1944), S. 312-313. 544 Vgl. Burian (1964), S. 444. 546 Vgl. Fushöller (1979), 211. 545 Vgl. Ruprechtsberger (1997), 23 (nach dem Geologen J. – P. Lefranc). 547 Vgl. Fushöller (1979), 212; zu weiteren Identifizierungsversuchen siehe Teutsch (1962), S. 226-229, Desanges (1980), S. 384-410; Azzaroli (1985), S. 61-62; Salama (1981), S. 517; Ferguson (1969), S. 11. Im Kommentar zum fünften Buch der Naturkunde des Plinius (1993) werden auf S. 150-151 Identifizierungen vorgenommen, welche besagen, dass die meisten Orte sich in der Africa Proconsularis befanden. 548 Vgl. den Kommentar zum fünften Buch der Naturgeschichte des Plinius (1993), S. 149-150. 549 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 25; 27; Desanges (1978), S. 190; Birley (1999), S. 9; Salama (1981), S. 518. 550 Der Dichter Vergil († 19 v. Chr.) lässt in seinem Epos „Aeneis“ (6, 794-795.) Anchises in der Unterwelt seinem Sohn Aeneas verkünden, dass dem römischen Volk in ferner Zukunft die „Herrschaft“ auch über Völkerschaften am Rande der Oikumene zustände: „ (...) super et Garamantas et Indos proferet (sc. Augustus imperator) imperium (…).” - 114 Möglicherweise hatte Balbus ortskundige Libyer in seiner Truppe. Es wäre von Balbus gerade töricht gewesen, wenn er sich ohne vorherige Planungen in ein so weit entferntes und unbekanntes Gebiet vorgewagt hätte. Plinius sagt es deutlich, dass erst durch den Feldzug des Balbus die geographischen Kenntnisse über das libysche Binnenland genauere Umrisse annahmen. Vor diesem Feldzug wusste man in Rom über das Innere Libyens kaum mehr als die vagen Mitteilungen des griechischen Historikers Herodot (5. Jh. v. Chr.).551 Während Balbus gegen die Garamanten zog, versuchten diese sich zu schützen, indem sie die Wasserstellen in einigen Teilen ihres Gebietes verstopften, so dass Balbus es nicht leicht hatte, nach Garama vorzustoßen.552 Dass es auf Grund dieser und anderer Hindernisse einige Verluste in Balbus´ Armee gegeben haben dürfte, ist nicht auszuschließen. Römische Soldaten kamen mit ihrer Rüstung und dem Marschgepäck wegen der Hitze ohnehin schwer voran.553 Wie verlief dieser Feldzug ? Wir lesen nur von Unterwerfungen von Orten und Völkern554 und den abschließenden Triumph des Balbus.555 Archäologische Hinweise für eine Zerstörung Garamas existieren nicht. Garama erhielt keine römische Besatzung.556 Siegesmünzen anlässlich dieses Sieges wurden nicht geschlagen. Politisch wirksame Ziele brachte der Feldzug offensichtlich nicht. Wie bedeutend war der Triumph des Balbus? Das “eroberte” Gebiet wurde weder provinzialisiert noch überhaupt irgendwie besetzt. Offenbar wurde dort noch nicht einmal ein Klientelkönigtum errichtet. Tacitus nennt neben der römischen Heeresstärke für das Jahr 23 n. Chr. auch die römischen Klientelkönigreiche. In Nordafrika nennt er nur das Königreich Mauretanien und fügt hinzu, dass es in Nordafrika in diesem Jahr zwei römische Legionen gab, von denen die eine vorübergehend wegen des Tacfarinas-Aufstandes dort stationiert war. Einen Klientelstaat im Garamantenland nennt er nicht.557 ______________ 551 Vgl. Hdt. 4, 175.; 183, 1-2. 552 Plin. n. h. 5. 38; vgl. Auch Solin. 29, 5-6. Die Garamanten waren in der Lage, Wasserquellen unter der Erde zu finden. 553 Vgl. Leigh (2000), S. 100-101 nach der Stelle bei Lucan. 9, 398-402. 554 Plin. n. h. 5. 36: “Omnia armis Romanis superata et a Cornelio Balbo trimphata (…)” sowie Plin. n. h. 5. 36: “ (…) oppida (…) capta (…).” 555 Den Triumph des Balbus bezeugt auch eine Inschrift (Fasti Capitolini [ed. A. Degrassi] = CIL I2 50 = Inscr. It. 13, 1, 87.) : “L(ucius) Cornelii P(ublii) f(ilius) Balbus pro c(on)s(ule) a(nno) DCCXXXIV ex Africa (ante diem sextum) K(alendas) April(es).” Der Triumph fand am 27. März 19 v. Chr. in Rom statt. Vgl. auch Strabon. 3, 5, 3 ohne Einzelheiten: „ (...) Βάλβος Γαδιτανὸς ὁ ϑριαμβεύσας (...).“ 556 Vgl. Ayoub (1968b), S. 222-224. Ferguson (1969, S. 11) nimmt eine Besatzung in Garama an, während Mattingly (2000, S. 166) eine römische Besetzung im Fezzan zur Zeit des Augustus ablehnt. 557 Tac. ann. 4, 5. - 115 Auch in anderen schriftlichen Quellen wird der Garamantenkönig nicht als Klientelkönig bezeichnet. In seinem Tatenbericht erwähnt Kaiser Augustus weder den Triumph des Balbus noch eine römische Eroberung über das römische Afrika hinaus. Er brüstet sich zwar mit einer (nicht historischen) Eroberung Germaniens bis zur Elbe und nennt die römische Flottenexpedition zum Kimbernkap. Weitere Feldzüge (gegen Südarabien und Meroë) werden zusätzlich erwähnt.558 Durch den Feldzug gegen Meroë gelang es dem Statthalter von Ägypten, die Aithiopen von dieser Provinz fernzuhalten sowie die Kontrolle über das sogenannte „Zwölfmeilenland“ zu bekommen; der Feldzug gegen Arabien dagegen war eine völlige Katastrophe. Wofür hat dann Balbus seinen Triumph erhalten? Warum wurde seine militärische Leistung im Tatenbericht nicht gewürdigt? Es scheint fast so, als habe Balbus den Triumph mehr für eine geographische Leistung als für einen militärischen Erfolg erhalten. Plinius bezieht sich in seinem Bericht nur auf geographische Neuigkeiten; er geht in keiner Weise auf ein politisches Ereignis ein. Das einzig besondere Resultat dürfte die Abspaltung der Phazanii von den Garamanten gewesen sein, doch lag dieser Erfolg vielleicht eher bei L. Sempronius Atratinus. Erhielt Balbus nur seinen Triumph, weil er sich rühmen konnte, gegen ein sogenanntes Fabelvolk am Rande der Oikumene zu Felde gezogen zu sein? Waren seine geographischen Neuigkeiten, mit denen er das römische Volk und den Kaiser erfreute, einen Triumph wert. Hatte Balbus mit seinem Triumph ex Africa die „Prophezeihung“ des Anchises erfüllt? Es ergeben sich zum Feldzug allgemein noch weitere Fragen: Hatte es überhaupt Feldschlachten gegeben? Gab es Schwierigkeiten bei den „Eroberungen“ der Orte? Verweist der Geograph Strabon indirekt auf den Feldzug des Balbus, wenn er behauptet, ein Heer könne im Innern Libyens kaum eine große Strecke zurücklegen?559 Vielleicht bestand der Feldzug aus kleineren Scharmützeln und gelegentlichen Überfällen auf Frauen und Kinder, nicht aber aus Feldschlachten. Sollte dieser Feldzug allerdings nur auf einen Bruch der hegemonialen Herrschaft der Garamanten über die anderen Stämme im Fezzan und in den Gebieten der befriedeten Provinz Africa Proconsularis ausgerichtet gewesen sein, so hat Balbus mit seiner militärischen Präsenz im Fezzan sein Ziel erfüllt. Abschließend bleibt noch die Klärung einer Stelle bei dem Geschichtsschreiber Aurelius Victor (4. Jh. n. Chr.), der eine garamantische Gesandtschaft vor Kaiser Augustus erwähnt, die diesen um einen Bündnisvertrag ersuchte. Alle anderen Autoren, welche Gesandtschaften nennen, welche Kaiser Augustus ihre Aufwartung machten, wissen nichts von Garamanten.560 ______________ 558 Res gestae divi Augusti § 26. 559 Strabon. 2, 55, 3. 560 Aurel. Vict. 1,7.: „(sc. Augustus) felix adeo […] ut Indi, Scythae, Garamantes ac Bactri legatos mitterent orando foederi.” Die Inder haben nie um ein politisches Bündnis bei den Römern ersucht. Sie schickten Gesandte nach Rom, um Handelskontakte zu knüpfen. Dieser Grund dürfte auch der Zweck der garamantischen Gesellschaft gewesen sein; zu den anderen Autoren, welche Gesandtschaften vor Augustus nennen: Aug. Res Gestae § 21 (Kimbern, Charyden, Semnonen, Bastarner, Inder, Skythen, Albaner, Iberer, Meder), Horaz. carm. Saec. 54-56 (Meder, Albaner, Skythen, Inder), Suet. Aug. 21, 3 (Inder, Skythen), Florus. 2. 34 (Skythen, Sarmaten, Serer, Inder), Eutrop. 7. 10 (Skythen, Inder). - 116 Falls „Garamantes“ nicht etwa ein Abschreibefehler für „Sarmates“ ist, so dürfte die Gesandtschaft zwar historisch, aber kaum von großer Wichtigkeit gewesen sein. Die Inder werden stets als Gesandte genannt, ebenso die Skythen. Die Serer bei Florus müssen nicht unbedingt Chinesen gewesen sein; als Seidenhändler kämen auch die Baktrer des Aurelius Victor in Frage. All diese Gesandtschaften wurden von Völkern geschickt, die am Rande der Oikumene lebten. Sie dürften auf Grund ihrer exotischen Herkunft in Rom ein sehr großes Aufsehen erregt haben. Noch um 100 n. Chr. sagt der römische Historiker Tacitus, dass Garamanten in Rom seltene Gäste sind.561 6. 13. Der Feldzug des P. Sulpicius Quirinius gegen Marmariden und Garamanten (15 v. Chr.?): Dass es den Römern auch nach dem Feldzug nicht völlig gelungen war, die hegemoniale Macht der Garamanten zu brechen, zeigt ein weiterer Feldzug unter dem Kommando des P. Sulpicius Quirinius, der möglicherweise kurz nach dem Feldzug des Balbus´ um 15 v. Chr. unternommen wurde.562 Einzelheiten über diese Aktion sind nicht bekannt. Vermutlich war die Unterwerfung der Marmariden geplant.563 Diese wandten sich als Teilstamm der Garamanten an ihre Stammesgenossen im Fezzan. Als diese den Marmariden halfen, musste Quirinius sowohl gegen Marmariden als auch gegen Garamanten kämpfen. Nach der älteren Forschung handelte es sich um Vergeltungsschläge gegen räuberische Überfälle von Marmariden und Garamanten. So hätten die Feldherren die Gegner bis in ihre Heimatorte verfolgt und blutige Rache genommen.564 Heute nimmt man dagegen an, dass es sich bei dem Feldzug des Quirinius um einen weiteren Expansionsversuch des Augustus handelte. Im Übrigen verzichtete Quirinius auf seinen Siegesnamen „Marmaricus“, wie Florus berichtet. Dass dieser Feldzug wie derjenige des Balbus ohne größere Erfolge oder von größerer Bedeutung war, fasst Ruprechtsberger folgendermaßen zusammen: „Mißerfolge der römischen Offensivpolitik unter Augustus betrafen nicht nur den Norden des Reiches, sondern können auch im Süden, auf afrikanischem Boden, geortet werden.“565 _____________ 561 Tac. ann. 4, 26, 2. 562 Florus. 2, 31: „ (...) Marmaridas atque Garamantas (sc. Augustus) Quirinio subigendos dedit. Potuit et ille redire Marmaricus, sed modestior in aestimanda victoria fuit.“ Der Zeitpunkt dieses Unternehmens gilt in der Forschung umstritten, da man nicht weiß, ob Quirinius den Feldzug während seiner Amtszeit als Prokonsul von Creta und Cyrene (15 v. Chr.) oder vielleicht als Prokonsul der Africa Proconsularis (zwischen 3 v. und 2 n. Chr.) durchgeführt hatte; vgl. dazu Gutsfeld (1989), S. 30 und Mattingly (1996), S. 320 563 Vgl. Gutsfeld (1989), S. 30; Ferguson (1969), S. 11. Zur Beteiligung der Marmariden meint Gutsfeld jedoch (S. 30), dass Florus sich auch geirrt haben könnte, so dass er den Feldzug des Balbus mit diesem Feldzug zu einem einzigen zusammenfasste. 564 Vgl. Groag (1932), Sp. 826. 565 Ruprechtsberger (1997), S. 24. - 117 6. 14. Der Feldzug des Valerius Festus gegen die Garamanten (um 70 n. Chr.): In Kapitel 6.8. wurde bereits die Beteiligung des Garamantenkönigs am Tacfarinas-Aufstand (17 – 24 n. Chr.) erwähnt. Nach diesem Aufstand vergingen an die 46 Jahre, in denen die Garamanten in den antiken Quellen nicht erscheinen. Dann plötzlich, so heißt es, bedrängten sie um das Jahr 70 n. Chr. die nordafrikanische Küstenstadt Leptis Magna. Diese Stadt führte mit dem Nachbaremporium Oea einen richtigen Kleinkrieg, weil sich die Bewohner beider Städte gegenseitig Vieh und Feldfrüchte raubten. Diese Nachricht hat uns der Geschichtsschreiber Tacitus überliefert. Er betont, dass die Garamanten zu jener Zeit noch unbezwungen, also noch unabhängig seien. Es heißt, die Bewohner von Oea hätten die Garamanten zu Hilfe gerufen. Der Stadt Leptis nahte nun die Rettung, indem der Legionslegat von Africa, C. Calpetanus Rantius Quirinalis Valerius Festus mit der römischen Reiterei herannahte und die Garamanten zurückschlug. Er verfolgte sie allerdings noch weiter, offenbar bis in ihr Kernland.566 Plinius der Ältere berichtet voller Stolz, dass die römische Armee bei dieser Verfolgung endlich einen kürzeren Weg ins Garamantenland fanden. So waren sie nicht mehr auf Umwege wie zur Zeit des Balbus angewiesen. Von einer abschließenden Unterwerfung der Garamanten weiß Plinius allerdings nichts.567 Nach der anfänglichen Zurückschlagung der Garamanten fand die abschließende Verfolgung durch Festus möglicherweise bereits auf Kamelen statt.568 Lohnte es sich für die Garamanten tatsächlich, aus dem weit entfernten Fezzan an die Küste vorzudringen, nur um einem Emporium gegen ein anderes zu helfen? Selbst wenn der König der Garamanten Truppen dorthin geschickt hätte, so wusste er doch zu gut, dass er in einen militärischen Konflikt mit den Römern geraten werde.569 Es bietet sich allerdings noch eine andere Möglichkeit an: nach dem Tode Kaiser Neros im Jahre 68 n. Chr. brach erneut ein Bürgerkrieg aus, der sich auch auf Nordafrika auswirkte. Im Jahre 69 n. Chr. erhob sich der germanische Bataver Civilis gegen die römische Herrschaft und nahm viele Militärlager entlang des Rheins ein. ________________ 566 Tac. hist. 4,50,4. Vgl. dazu Mattingly (1996), S. 320; Mattingly (1995), S. 69; Franke (1991), S. 46; Gutsfeld (1989), S. 21. 567 Plin. n. h. 5, 38; vgl. auch Solin. 29, 5-6. 568 Vgl. Bovill (1956), S. 21; Mauny (1978), S.. 286-289. 569 In der älteren Forschungsliteratur sah man Kriegs- oder Plünderungszüge der Garamanten gegen die nordafrikanischen Küstenstädte als natürlich an. Man begründete dies in der aus den antiken Texten übernommenen „Wildheit“ der Garamanten. Vgl. hierzu Heubner (1976, S. 118) mit weiteren Literaturangaben. Das bei Tacitus auf die Garamanten bezogene „gentem indomitam“ deutet Heubner (S. 118) nicht wie der Verfasser dieser Arbeit als „unabhängig“, sondern als „ein wildes und zu Raubzügen ins Gebiet der Nachbarn stets aufgelegtes Volk.“ Zur „Wildheit“ und „Ungezähmtheit“ fremder Völker bietet er (S. 118) weitere antike Belege. - 118 Die Ereignisse in Africa (Ermordung des Prokonsuls Piso durch Festus) konnten den Garamanten nicht verborgen geblieben sein. Derartige Nachrichten brauchten ja nur zu den Garamanten, welche in der Nähe der Emporia lebten, gelangen. So könnten die Nachrichten auch bis in den Fezzan vordringen. Es wäre durchaus denkbar, dass der Garamantenkönig in dieser Situation einen Einfall in römisches Gebiet wagen konnte. Derartige Situation nutzten etwa die Daker des Öfteren aus. In der römischen Provinz angekommen, mischten sich die Garamanten offensichtlich in die Angelegenheiten der beiden Emporia ein. Die weiteren Ereignisse (Verfolgung der Garamanten und möglicherweise der Versuch einer Unterwerfung) dürften im Zusammenhang mit der Vergeltungspolitik zu Beginn der Flavierzeit stehen. Da zu dieser Zeit (70 n. Chr.) überall im Römischen Reich Aufstände bekämpft werden mussten, fürchtete man sich möglicherweise vor einem weiteren in Nordafrika, so dass man durch das Vordringen der Garamanten an die Küste beunruhigt war; diese könnten sich mit anderen Stämmen verbünden oder ihren früheren Einfluss im Norden wieder zur Geltung kommen lassen. Der Feldzug des Valerius Festus führte zwar ins Garamantenland, doch zu einer völligen Unterwerfung und der Bildung eines Klientelstaates führte er meiner Meinung nach nicht.570 Die exotisch wirkenden, braunhäutigen Gefangenen, die auf einem römischen Mosaik in Zliten, östlich von Leptis Magna, dargestellt sind, werden in der Forschung für Garamanten gehalten. Sie seien anlässlich dieses Feldzug in römische Gefangenschaft geraten und wurden im Amphitheater gefesselt wilden Tieren vorgeworfen.571 ________________ 570 Mattingly (1996, S. 320) sieht ein großangelegtes Unternehmen, das den garamantischen Einfluss im römischen Nordafrika beendete: „The power of the Garamantes seems to have been largely destroyed as a result of this campaign. Their northern influence was broken and although at least one further military campaign to Fezzan is known about, its ultimative objectives lay further south towards Sudan (…).“ Salama (1981, S. 522) stützt sich auf die zahlreichen archäologischen Funde aus dem römischen Nordafrika, welche im Fezzan gefunden wurden und geht davon aus, dass die Garamanten damals unter Balbus besiegt und nun durch Festus entgültig unterworfen wurden. Aus dem Garamantenreich sei ein römischer Klientelstaat geworden. Nach Heubner (1976, S. 119) habe Festus Garama, die Hauptstadt des Garamantenreiches, erobert. Birley (1999, S. 15-17) hält es für möglich, dass der Feldzug des Valerius Festus in den Fezzan so erfolgreich gewesen sei, dass die Garamanten unterworfen werden konnten. Etwa hundert Jahre später hätten sie noch Ruhe gegeben. Durch diesen erfolgreichen Feldzug sei das Interesse der Römer am Inneren Afrikas und der Sahara gewachsen. Zu einer möglichen Route des Festus in den Fezzan vgl. Ferguson (1969), S. 12. 571 Zum Mosaik von Zliten: Ruprechtsberger (1997), S. 68-69 und Anm. 302 (mit weiterführender Literatur). - 119 – 6. 15. Die Unternehmungen von Septimius Flaccus und Iulius Maternus (domitianische Zeit): Nur im geographischen Werk des alexandrinischen Gelehrten Ptolemaios werden die Unternehmungen zweier Bewohner aus dem Römischen Reich erwähnt, die weit in die schwarzafrikanischen Gebiete im Süden führten.572 Der Legionslegat von Numidien, Septimius Flaccus, führte zunächst einen Heereszug durch Libyen und gelangte dann vom Garamantenland aus in drei Monaten bis zu den Aithiopen. Ungewiss ist jedoch die Datierung dieses Feldzuges und ungewiß ebenso die Person des Septimius Flaccus. Wird er doch gelegentlich mit dem Prätor der Provinzen Creta und Cyrenaica, Cn. Suellius Flaccus, gleichgesetzt, welcher im Jahre 85/86 n. Chr. die Nasamonen besiegte.573 Unklar ist zudem, gegen wen Flaccus letztendlich zog. Ptolemaios spricht nur allgemein von „Libyen“. In der Forschung wurde oft angenommen, dass der Feldzug gegen die Garamanten gerichtet war. Vielleicht handelte es sich auch um eine militärische Aktion zur Unterstützung der Garamanten gegen aufständische aithiopische Völker im Süden, welche dem Garamantenkönig untertan waren. Noch rätselhafter ist jedoch die Unternehmung des Iulius Maternus. Auch er zog nach Schwarzafrika, jedoch von der Hauptstadt der Garamanten, Garama, aus. Und er kam noch beträchlich weiter. Während Septimius Flaccus „nur“ zu den Aithiopen gelangte, erreichte Iulius Maternus nach vier Monaten eine großflächige aithiopische Landschaft weit im Süden der Sahara, welche Agisymba genannt wurde.574 Über die Lage der Landschaft Agisymba ist viel gerätselt worden.575 Heute geht man in der Forschung größtenteils davon aus, dass Agisymba entweder im Tibesti-Gebirge oder in der Gegend nördlich des Tschad-Sees gelegen haben könnte.576 Dass moderne Gelehrte Agisymba beim Tschad-See oder in Tibesti vermuten, geht auf des Ptolemaios Erwähnung von Nashörnern zurück, die sich dort in Agisymba versammelten.577 _______________ 572 Ptol. 1,8,5. Allgemein zu den beiden Unternehmungen siehe Joorde (2015b). 573 Vgl. etwa Desanges (1978, S. 211-221), welcher Septimius Flaccus mit Cn. Suellius Flaccus gleichsetzt; dazu: Kratochwill (1984), S. 8. Anders jedoch Gutsfeld (1989, S. 83), der an zwei verschiedene Flacci denkt. Mattingly (1996, S. 321) macht darauf aufmerksam, dass der Feldzug des Septimius Flaccus zwischen der militärischen Aktion des Valerius Festus gegen die Garamanten (70 n. Chr) und dem Sieg des Cn. Suellius Flaccus über die binnenländischen Nasamonen (86 n. Chr.) stattgefunden haben dürfte. Nach Birley (1999, S. S. 17) fand der Feldzug des Flaccus kurz nach der Aktion des Valerius Festus statt. Eine Datierung in die zweite Hälfte des 2. Jh. n. Chr. versuchten Altheim (1973), S. 327-328 und Rössler (1980), S. 276. 574 Ferguson (1969, S. 13) macht darauf aufmerksam, dass Iulius Maternus sein Unternehmen an der Stelle begann, wo der Feldzug des L. Cornelius Balbus 20 v. Chr. endete. 575 Zu den verschiedenen Möglichkeiten der Lokalisierung vgl. Joorde (2015b), S. 1. 576 Vgl. Lange (2005), S. 266; Huß (1989), S. 6; Ferguson (1969), S. 13. Klaus Geus und Florian Mittenhuber (2009, S. 289) vermuten ebenso das Tibesti-Gebirge oder die Gegenden im Norden des Tschad-Sees, verweisen jedoch darauf, dass Agisymba von Ptolemaios viel zu weit im Süden angesetzt wurde. 577 Vgl. Birley (1999), S. 17; Masonen (1997), S. 120. Kratochwill (1984, S. 13) geht zwar auch auf die „Sudantheorie“ ein, betont allerdings, dass für eine Lokalisierung von Agisymba „das heutige Verbreitungsgebiet der Rhinozerosse für unsere Frage kein entscheidendes Indiz“ bilde. - 120 – Auch ist es in der Forschung umstritten, welche Aufgabe Iulius Maternus bei seiner Unternehmung hatte. Er wurde von Historikern unterschiedlich als Heerführer, Kaufmann, Sklavenhändler oder Diplomat bezeichnet. Unter Einbeziehung des Mausoleums von Germa in diesen historischen Kontext sowie der Tatsache, dass Iulius Maternus im Gefolge des Garamantenkönigs nach Agisymba zog, könnte man annehmen, dass die Aufgabe des Maternus südlich der Sahara eine diplomatische Mission gewesen sein könnte. Die Ankunft von Rhinozerossen im römischen Kolosseum während der Herrschaft von Kaiser Domitian (81–96 n. Chr.) könnte auf eine erfolgreiche Mission des Gesandten Iulius Maternus zurückgehen.578 Die Datierung dieser Reise in die Landschaft Agisymba ist ebenfalls umstritten. In der modernen Forschung wird sie in die domitianische Zeit gesetzt, wobei es Versuche gibt, diese Expedition in die frühen 90er Jahre des 1. Jh. n. Chr. zu datieren.579 Einig sind sich die Historiker in dem Punkt, dass sowohl Septimius Flaccus als auch Iulius Maternus von Leptis Magna aufbrachen und dass beide höchstwahrscheinlich gebürtige Nordafrikaner waren. Ihre Herkunft war daher beim Umgang mit anderen libyschen Völkern wie etwa den Garamanten vorteilhaft.580 Flaccus und auch Maternus reisten sicherlich auf wohlbekannten Karawanenstraßen, welche von den Garamanten kontrolliert wurden.581 Dierk Lange, ein moderner Historiker zur Geschichte des antiken Afrika, modifizierte die Sudantheorie und kam zu folgendem Schluß: Agisymba war ein großes aithiopisches Gebiet südlich der Sahara im Gebiet des Tschad-See. In früheren Jahrhunderten wurde in jener Gegend eine Militärbasis von den Phönikern angelegt, welche dort Sklavenjagden veranstalteten. Noch im 1. Jh. n. Chr. war Agisymba eine Gegend, in welche Händler aus dem römischen Nordafrika vordrangen. Die Bewohner Agisymbas waren Aithiopes, Schwarzafrikaner, welche dem König der Garamanten politisch untertänig waren. In der Expedition des Iulius Maternus im Gefolge des Garamantenkönigs nach Agisymba sieht Lange eine militärische Expedition. Die Bewohner des Vasallenstaates von Agisymba seien rebellisch gegenüber dem Garamantenkönig geworden. So sei dieser mit einer größeren Armee, unterstützt von Maternus, in jene Landschaft gezogen, um die Rebellion zu unterdrücken und den Untertanen Tribute aufzuerlegen. Aus Agisymba, so Lange, habe sich in späterer Zeit das Königreich von Kanem entwickelt.582 Möglicherweise ist die Landschaft Agisymba mit dem Aithiopia Biboblatis identisch, welches vom Geographen von Ravenna erwähnt wird.583 ______________ 578 Vgl. Rebuffat (1982), S. 502; Ferguson (1969), S. 13; Wheeler (1965), S. 110-111; Joorde (2015b), S. 3. 579 Zu den Datierungsvorschlägen vgl. Joorde (2015b), S. 3. 580 Lange (2004), S. 280; Birley (1999), S. 17; Kratochwill (1984), S. 8. 581 Ferguson (1969), S. 13. 582 Lange (2005), S. 266; Lange (2004), S. 280; 282. 583 Geogr. Rav. 1,2,5; 3,3, 1-2. Vgl. Joorde (2001b); Sethe (1899), Sp. 424. - 121 – Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass in der Zeit nach dem Feldzug des Valerius Festus gegen die Garamanten im Jahre 70 n. Chr. und der Bezwingung der Nasamonen im Jahre 85/86 n. Chr. eine weitere militärische Aktion des Legionslegaten von Numidien, Septimius Flaccus, in Richtung Fezzan und in schwarzafrikanische Gebiete erfolgte. Manche Forscher sehen in diesem Feldzug einen Feldzug gegen die Garamanten, dessen Ziel die völlige Unterwerfung war. Möglicherweise konnte eine solche Unterwerfung nicht durchgesetzt werfen, so dass die Römer gezwungen waren, einen Friedens- und Handelsvertrag mit den Garamanten zu schließen. Ein solcher Vertrag ist zwar in der antiken Literatur nicht belegt, doch andererseits florierte spätestens seit den 70er Jahren des 1. Jh. n. Chr. der Handel zwischen dem Garamantenreich und dem römischen Nordafrika. Demnach dürften die Beziehungen zu jener Zeit nicht mehr allzu stürmisch gewesen sein. Septimius Flaccus gelangte weit über das Garamantenland hinaus bis zu den schwarzafrikanischen Aithiopes. Der Feldzug des Flaccus war meiner Ansicht nach nicht gegen die Garamanten gerichtet, sondern eher eine militärische Unterstützung des Garamantenkönigs. Nach der militärischen Expedition des Septimius Flaccus folgte eine weitere Unternehmung, die vermutlich in die frühen 90er Jahre des 1. Jh. zu datieren ist. Iulius Maternus, meiner Ansicht nach ein römischer Diplomat, zog im Gefolge des Garamantenkönigs von der Hauptstadt Garama aus bis in die ausgedehnte Landschaft Agisymba südlich der Sahara, welche möglicherweise im Tibesti-Gebirge oder nördlich des Tschad-Sees zu suchen ist. Offenbar zog der Garamantenkönig gegen aufständische schwarzafrikanische Untertanen zu Felde. Für den Diplomaten Maternus bedeutete die Teilnahme an dieser Expedition die Möglichkeit, die Gebiete südlich der Sahara für die römische Welt geographisch zu erschließen. 6. 16. Beziehungen der Garamanten zum römischen Grenzfort Bu Njem im 3. Jh. n. Chr.: In Kapitel 6. 9. wurde gezeigt, dass sich die politische Situation im römischen Nordafrika seit dem 3. Jh. n. Chr. geändert hatte. In severischer Zeit wurden die Grenzbefestigungen verstärkt und zeitweise sogar weit nach Süden vorgeschoben. Die Ursachen dieser Fortifikationen waren offensichtlich Einfälle der freien Gätuler aus der Nordsahara gegen die Provinzgrenzen. Unter den vielen Grenzforts, welche unter Kaiser Septimius Severus in der libyschen Wüste errichtet wurden, befand sich auch die Garnison von Gholaia (Bu Njem). Von einigen Altertumsforschern werden diese Grenzbefestigungen als Abwehrmaßnahmen gegen die Garamanten betrachtet.584 In der „Historia Augusta“ nennt der Biograph des Septimius Severus in nur einem Satz kriegerische Maßnahmen dieses Kaisers gegen sehr kriegsgewandte Völker oder Stämme in Nordafrika.585 _______________ 584 585 Siehe Cordovana (2012), S. 480; Kramer (2007), S. 95; Stauner (2004), S. 47. SHA vita Sev. 18, 3: „Tripolim, unde oriundus erat, contusis bellicosissimis gentibus securissimam reddidit (…).“ - 122 – In dieser und auch in sämtlichen anderen Quellen jener Zeit werden keine Garamanten als Gegner dieser militärischen Maßnahmen genannt. Diese Feldzüge gegen kriegerische Libyer dürften in die Zeit um 202/203 n. Chr. fallen, als Kaiser Septimius Severus seine nordafrikanische Heimat besuchte.586 Ich glaube, jene Feldzüge richteten sich eher gegen Gätulerstämme, da einerseits die Mehrzahl („gentes“), andererseits jedoch auch besonders die Kriegslüsternheit hervorgehoben wird.587 Eine Sicherheitsvorkehrung oder gar Abschottung gegen den garamantischen Staat durch den limes Tripolitanus ist rein hypothetisch. Zwar läßt sich – wie bereits erwähnt nachweisen, dass um 150/200 n. Chr. der Handelsverkehr ins Garamantenreich teilweise nachlässt, doch könnte die Ursache dieser Unterbrechung auch in den politischen Wirren an den Südgrenzen zum römischen Nordafrika – hervorgerufen durch ständige kriegerische Einfälle gaetulischer Stämme - seinen Ursprung haben. Die Garnison von Gholaia (Bu Njem) wurde am 24. Januar 201 n. Chr. in Betrieb genommen, als dort eine Vexillation der legio III Augusta ihren Dienst aufnahm. Bis zum Jahre 238 n. Chr. führte ein römischer Zenturio die Aufsicht über die Soldaten in der Festung. Aufgrund politischer Umstände wurde die Legion – wie bereits erwähnt – für etwa fünfzehn Jahre aufgelöst. Vexillationen von Hilfstruppen verrichteten während dieser Zeit ihren Dienst. Das Kommando führte daher seit 238 n. Chr. kein Zenturio mehr, sondern ein decurio alae. Dieser stand einer vexillatio Golonensis vor. Bu Njem wurde zwischen 259 und 263 n. Chr. aufgegeben.588 In Bu Njem wurden zahlreiche beschriebene Tonscherben (Ostraka) gefunden, auf denen größtenteils kurz und bündig Ereignisse des Alltagslebens verzeichnet und archiviert wurden.589 _____________ 586 Vgl. Spielvogel (2006), S. 144. 587 Die Kriegslüsternheit der Gaetuler wird sonst auch in anderen literarischen Quellen bestätigt: Sall. Iug. 18,12; Verg. Aen. 4,40; Donat. in Verg. Aen. 4,40. Vgl. auch die von Tertullian (Tert. adv. Iud. 7,8) bezeugte Vielfaltigkeit der Gaetulerstämme. Ähnlich kritisch urteilen auch andere Forscher. So verweist Rébuffat (1982, S. 492) auf die friedliche Kooperation der Garamanten, welche bei der Garnison von Bu Njem lebten, mit den Soldaten. Birley (1999, S. 153) hält einen direkten Feldzug ins Garamantenland für fraglich. Bu Njem könnte in diesem Zusammenhang die Funktion eines Beobachtungspostens gehabt haben. 588 Stauner (2004), S. 47; Williams (1996), S. 194-195. 589 Vgl. Kramer (2007), S. 95; Cordovana (2012), S. 480-481. - 123 – In einigen dieser Ostraka werden Garamanten genannt. Aus diesen Ostraka geht hervor, dass Garamanten entweder als Händler in dieses Grenzfort kamen oder in politischen Missionen unterwegs waren. Auf einem Ostrakon findet sich die Nachricht, dass Garamanten mit Briefen beim Fort erschienen.590 Auf einem anderen steht, dass ein Mann zusammen mit Garamanten losgeschickt wurde.591 Man hat angenommen, dass sich diese Garamanten als Boten betätigt haben und wichtige Schreiben des Kommandanten eines Nachbarforts nach Bu Njem brachten. Eine wichtige Mission für Unterhandlungen, bei denen ein römischer Beamter zusammen mit den Garamanten loszog, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.592 Die Garamanten haben sich sicherlich auf Latein verständigt, vielleicht aber auch auf punisch. Möglicherweise handelte sich sich um eine Art Postwesen, so dass aus dem Fezzan Nachrichten zur römischen Grenze und umgekehrt vermittelt werden konnten. Die Dokumente aus Bu Njem bezeugen eine friedliche Kooperation von Garamanten mit dem römischen Kommandanten. Militärische Konflikte zwischen römischen Soldaten und dem Garamantenkönig vermisst man völlig. Es scheint so, dass die garamantisch-römischen Beziehungen auch seit dem 3. Jh. n. Chr. von friedlicher Natur waren. Vielleicht waren diese friedlichen Beziehungen für beide Seiten sehr vorteilhaft. Der Garamantenkönig konnte die römischen Statthalter im Kampf gegen kriegerische Nomadenstämme aus der Wüste oder bei Aufständen innerhalb der römischen Provinzen Nordafrikas militärisch unterstützen, während er auf römische Hilfe im Kampf gegen aufständische aithiopische Untertanen südlich der Sahara hoffen konnte. Diese friedlichen Beziehungen könnten der Grund sein, warum Garamanten in literarischen Quellen des 4. und 5. Jh. nur noch beiläufig erwähnt werden. Als Kriegsgegner treten sie nicht mehr in Erscheinung. Erwähnungen von Garamanten als Mitstreiter während des Gildo-Aufstands in Nordafrika 397/398 n. Chr. halte ich aus den oben genannten Gründen für unhistorisch und sehe darin einen literarischen Barbaren-Topos.593 Ob sich die Garamanten am Libyschen Aufstand (546 – 548 n. Chr.) beteiligt haben, ist nicht klar ersichtlich. ______________ 590 Ostrakon Bu Njem Nr. 71 = Marichal (1992), S. 178. 591 Ostrakon Bu Njem Nr. 28 = Marichal (1992), S. 145. 592 Vgl. Marichal (1992), S. 111. 593 Vgl. Claudian. de consulatu Stilich. 1, 355 = carm. 21, 355. - 124 – Schluß Nach Abfassung dieser Arbeit komme ich zu folgenden Ergebnissen: 1) Die beiden Bezeichnungen "Gaetuler" und "Garamanten" unterscheiden sich folgendermaßen untereinander: Das Gebiet der Gaetuler, die Gaetulia, hatte bei den antiken Autoren eine rein geographische Bedeutung. Es bewohnten dieses Gebiet von Westafrika bis zum Nordrand der Sahara libysche Stämme, die sich in ihrer Lebensweise offenbar stark von anderen libyschen Stämmen, die bereits zu einer Staatsform gefunden haben, unterschieden. So kann man sich erklären, warum man vor allem in römischer Zeit zwischen Mauren, Numidern und Gaetulern unterschied. Die Gaetuler, die aus verschiedenen Stämmen bestanden, hatten es in ihrer Entwicklung offenbar nie zu irgendeiner Staatsform gebracht. Ihre Kultur bestand überwiegend aus dem Nomadentum bzw. Halbnomadentum, obwohl wenige Stämme, meist im Küstengebiet sich bereits zu sesshaften Ackerbauern entwickelt haben. In ihrer religiösen Vorstellung sowie in ihren Bestattungssitten haben die Gaetuler sich kaum von anderen Libyern unterschieden. Östlich ihres Gebietes werden im Übrigen andere Völker als die Gaetuler (Maken, Nasamonen u. a.) genannt. Wenn die antiken Autoren von Garamanten sprachen, so meinten sie damit die Libyer, die das Gebiet im Fezzan bewohnten. Diese Landschaft galt gewissermaßen als ein geographischer Fixpunkt. Dass es möglicherweise auch Garamanten in der Kyrenaika (Asbysten ?; Marmariden ?) sowie nahe den punischen Emporia gab, wußten die antiken Autoren wohl nicht. Auch manche Stämme, die neben den Gaetulern genannt werden (Musulamier, Cinithii, Phazanii) wurden von den antiken Autoren nicht immer als Gaetuler erkannt. Die Garamanten waren, wie es scheint, in griechisch-römischer Zeit vom Nomadentum sehr weit entfernt. Es gab unter ihnen im Fezzan auch Nomaden, aber die Garamanten haben die Stufe zu einem zivilisierten Staat möglicherweise im 6. Jh. v. Chr. schon erklommen. Immerhin sagt bereits Herodot im 5. Jh. v. Chr, dass die Garamanten Getreide anbauten, was nach der antiken Vorstellung vom Nomadentum aus dem Rahmen fällt. Es wird bei den Garamanten stets von einem Königtum gesprochen. Dafür, dass es sich nicht nur um ein reines Agellidentum gehandelt haben kann, spricht die Tatsache, dass ein Agellid nur auf bestimmte Zeit in Kriegszeiten gewählt wurde. Ein König wird bei den Garamanten auch in Friedenszeiten genannt. Die Gaetuler besaßen wie die meisten Nomaden befestigte Orte als Zufluchts- und Handelsplätze; ansonsten zogen sie in ihren Mapalia (Rundhütten aus Stroh) umher. Die beindruckenden Bauten im Fezzan, die seit dem 1. Jh. n. Chr. immer luxuriöser wurden, lassen eher auf einen wohlorganisierten Staat als auf einen Nomadenstamm, der nach antiker Vorstellung ziellos umherzieht, schließen. Ein wichtiger Punkt, der die Garamanten von den Gaetulern (der Steppen) unterscheidet, ist der, dass die Garamanten ständige Siedlungen und Städte besaßen. Die Garamanten haben sich, wie gezeigt wurde, in ihrer Kultur sehr stark von den Gaetulern unterschieden, was die antiken Autoren jedoch nicht daran hinderte, auch die Garamanten als "wilde Barbaren" zu bezeichnen. Obwohl man vom Wohlstand im Garamantenreich auch mit Sicherheit in römischen Kreisen hörte, sah man sie immer noch als unzivilisierte Wilde. War dies ein gewisser Neid, dass die Römer ein Königreich im Innern Afrikas dulden mussten, welches nie von den Römern erobert wurde. - 125 Während sich bei einigen Gaetulerstämmen (Musulamier, Cinithii) gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. erste Ansätze einer Romanisierung erkennen lassen, sucht man bei den Garamanten bisher vergeblich. Sicherlich haben sie in ihrer Architektur möglicherweise fremde Einflüsse aufgenommen, aber sie haben, wie es scheint, nie die griechisch-römische Kultur und Lebensweise völlig übernommen. Die Lebenskultur der Garamanten blieb trotz mancher hellenistisch-römischer Einflüsse eine antike libysche Kultur. Auf den Garamantengräbern finden sich keine römischen Grabformeln und keine lateinischen Inschriften. Es wurde im Fezzan zwar eine griechische Inschrift - es handelt sich um den Namen Aurelios - gefunden, die man ins 3. Jh. n. Chr. datiert (Vgl. Ruprechtsberger (1997), 72-73), aber die Deutungen sind derzeit noch sehr spekulativ (ein Kaufmann im Garamantenland ?; ein Garamante, der im griechisch sprechenden Ostteil des Römischen Reiches seinen Militärdienst verrichtet hat ?). 2) Die Aufstände gaetulischer Stämme waren die Antwort auf die Versuche Roms, expansiv in Nordafrika vorzugehen, waren. Denn durch die Verdrängung der Nomaden aus ihren ursprünglichen Weidegebieten sowie die Zerstörung des ökologischen Systems durch den Bau von Städten usw. sahen die nomadischen Gaetuler keine andere Möglichkeit, sich zu wehren. Aufstände können sich aber auch sehr wohl in vorrömischer Zeit entwickelt haben, da einige Gaetulerstämme dem karthagischen Reich sowie den eingeborenen Staaten (Mauretanien, Numidien) als Untertanen angehörten. Weitere Gründe des Widerstandes der Gaetuler richteten sich gegen römische Verwaltungsmaßnahmen wie etwa Zwangsrekrutierungen von Gaetulern für die römischen Auxiliarverbände sowie eventuelle Steuern. Die Garamanten hatten ihr Kernland mehr oder weniger zu verteidigen, denn es sind mehrere römische Feldzüge bezeugt, die auf das Garamantenland gerichtet waren. Auch in diesem Fall, so scheint es jedenfalls, haben die Römer eine Expansionspolitik versucht, die ihnen allerdings nie gelungen ist. Keiner dieser Feldzüge erbrachte irgendwelche wirksame politische Ergebnisse mit sich. 3) Betrachtet man die antiken Texte, die sich mit den nomadischen Stämmen Nordafrikas befassen, so erkennt man, daß die Nachrichten über Sitten und Gebräuche in den meisten Fällen der Realität entsprechen. Gerade diese Dinge faßten die antiken Autoren als Kuriositäten auf, weil sie den griechisch-römischen Sitten widersprachen. Weil man sich keine Mühe machte, die Ursachen dieser "Kuriositäten" zu erforschen, stempelte man die Nomaden einfach als Barbaren ab. Man stützte sich darauf, daß alles, was nicht der "Zivilisation" der Griechen und Römer entsprach, "barbarisch" war. So entstand ein Vorurteil gegenüber den Nomaden, das während des Altertums nie richtig korigiert wurde. Antike Ethnographie bedeutet in der Regel nichts anderes als die Beschreibung von Merkwürdigkeiten bei fremden Völkern. Vieles, was an Sitten und Gebräuchen tatsächlich zutrifft, wurde von den antiken Autoren für unglaubwürdig gehalten. Glücklicherweise ist es den Archäologen und Ethnologen gelungen, manche Details als realistisch aufzudecken. - 126 4) Wirtschaft und Handel bedeuten für Nomaden stets eine neue Einnahmequelle, da sie auf diese Weise fremde Güter für den eigenen Bedarf eintauschen konnten. Allerdings geht aus den Quellen nicht hervor, ob einige Gaetulerstämme, welche den eingeborenen Staaten (z. B. Mauretanien) untergeordnet waren, aus diesem Grunde Handel trieben, oder ob es sich um Tributleistungen an jene Herrscher handelte. Die Garamanten handelten aus rein kommerziellen Gründen. Sie kontrollierten ein Handelsnetz, das die Sahara mit dem Sudan verband. Es wäre vielleicht nicht verfehlt, den Garamantenstaat mit einem der zahlreichen afrikanischen Eingeborenenstaaten des 19. Jh. zu vergleichen. Ob bei den Garamanten ebenfalls der Tauschhandel vorherrschte, oder ob Münzen in Umlauf waren, ist noch ungeklärt. - 127 Quellenverzeichnis 1) Literarische Quellen : a) Griechische Autoren : Agathemeros (Geograph ; vor Poseidonios) : Leitfaden der Geographie, Text in : GGM Bd.II., S. 473. Agroitas von Kyrene (Historiker, hellenistische Zeit) : Libyka, Fragment Nr. 4 in : FHG Bd. 4, S. 295. Claudius Aelianus (Buntschriftsteller, 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.): Claudius Aelianus: On the characteristics on animals (Griech./Engl.), 3 Bde., transl. by A. F. Sholfield, London u. a. 1959 (Loeb). Anonymi Geographia Compendiaria (Zusammenstellung aus den „Geographika“ des Klaudios Ptolemaios, 4. / 5. Jh. n. Chr.?), Text in: GGM Bd. II., S. 497-498. Apollonios Rhodios (Epiker, 3. Jh. v. 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Scipio) Aemilianus Africanus Agathemeros (M. Vipsanius) Agrippa Agroitas von Kyrene (Cn. Domitius) Ahenobarbus Akakallis Alexander der Große Ammon Amphithemis = Garamas Anchises Antoninus Pius M. Antonius Apollo Appian von Alexandria (L.) Apronius Apuleius von Madauros Arminius, Cherusker Asby(ste) (L. Sempronius) Atratinus Augustus (M.) Aurelius Aurelius Victor Ayoub, M. S. 82-83 51 78 23/83 17 24/112 32 86-87 32-33 53 33/53/55/56 32-33 115 104 90 32/37 85 100 79 51/100 31/32 113/115 90/91/97/115 78 99/102/115/116 1/53/56/63/72/113 (L. Cornelius) Balbus d. J. Barth, Heinrich Bates, Oric Bénabou, Marcel (Q. Iunius) Blaesus Bocchus I. Bogud 105/111-117 1/37 12/28/37/64 92/98 100 83/85/86 16 (C. Iulius) Caesar Caligula (M. Furius) Camillus Caracalla Cassius Dio (M. Porcius) Cato d. J. Civilis, Bataver Claudius (Tib. Claudius) Constans Constantin der Große (C. Scribonius) Curio 46/64/87/88/89/90/110 5/71 100 38 85/94/95 55/87 117 102 106 38 87 Daniels, Charles M. Dido Diocletian P. Dolabella Domitian 1/66/72 26/29/50 48 101 120 - 150 Elagabal Elissa => Dido 38 (L. Calpurnius) Fabatus (Q. Anicius) Faustus (Sulpicius) Felix (Valerius) Festus Firmus (Septimius) Flaccus (Cn. Suellius) Flaccus Florus 77 104/105 104 117/118/121 107 119-121 119 95-96 (Servius Sulpicius) Galba (L. Munatius) Gallus Garamas => Amphithemis Gauda Geiserich (Sp. Turranius Proculus) Gellianus Geograph von Ravenna Gildo Gordian I. Gordian II. Gordian III. Gtasazeiheme Opter Gulussa Gutsfeld, Andreas 102 76 Hadrian Ham (Cham) Hamilkar Barkas Hannibal Hasdrubal Hekataios von Milet Hellanikos von Lesbos Hercules / Herakles Herodot Hiarbas / Iarbas Hiarbas, gaetul. Usurpator Hiempsal I. Hiempsal II. Homer (C. Iulius) Honorius Huß, Werner Hypsikrates von Amisos 78/79/104 28 80 40/80-82/109 80 2/4 4/6 27/28/29/30 2/4/6/17/18/22/30/31/32/35/41/44/45/46/47/57/59/62/65/72/114 26/29/50/51 86-87 82-83 26/86/89 4/5/16/88 16 15-16/21/43/47 16 Iarbas = Hiarbas Isalcas Isidor von Sevilla 81 26/27/28/109 86 108 60 18/21/25/31/120 123 106 106 106 48 82 9/10/92/95-99 Johannes Juba I. Juba II. Jugurtha Jupiter = Ammon Justinian I. Justinus II. 108 46/87-90 24 (Anm. 125)/25/39-40/91/94/95-98 82-86/110 Kambyses II. Kaphauros 33 30/32 54/55/108 56 - 151 Kyprios 109/110 Labienus Lactanz Paulus Landolfus (Cossus Cornelius) Lentulus Lepidus Liverani, Mario (C. Considius) Longus Lucan 87 107 96 95-97 90 1/35/44-45/48/52/65/67/69/70 89-90 22/41/55/88 (T. Flavius) Macer Mago Marco Polo C. Marius C. Marius d. J. (C. Vibius) Marsus Massinissa Mastanabal Iulius Maternus Mattingly, David J. (Q. Caecilius) Metellus Micipsa Minos 78 43-44 62 83-87/89 86 75 26/82/86 82-83 8/119-121 1/11-12/19/35/48/52/65/67 83 82-83 32 (L. Minicius) Natalis Nero (L. Acilius Strabo Clodius) Nummus 76 117 76 Octavian, Octavius => Augustus Orosius 96 (L. Memmius Messius) Pacatus Plinius der Jüngere Plinius der Ältere Polybios Pompeius der Große Pomponius Mela (Sp. Turranius) Proculus Gellianus (Klaudios) Ptolemaios Ptolemaios VIII. Euergetes II. Physkon Ptolemaios IX. (Kyprios) 79 77 4/15/18/20/22/23/24/39/53/94/103/111-113/115/117 23-24 64/87/88/89/90 18/22 60 12/13/15/16/18/19/24/39/63/70/119 110 110 (P. Sulpicius) Quirinius 116 Ravennatis Geographus => Geograph von Ravenna (M. Claudius) Restitutus 61 Ruprechtsberger, Erwin M. 1/53/116 (L. Egnatuleius) Sabinus Sallust (Q. Caecilius Metellus) Scipio Septimius Severus Silius Italicus P. Sittius Strabon (L. Cornelius) Sulla 79 24/26/27/28/84/99 55/87/89 5/38/70/93/104/106/121-122 31/51/53/58/72/81/82/88/109 64/87/89 4/10/16/17/18/115 85/86/87/89 - 152 Tacfarinas Tacitus, röm. Historiker Theodosius I. Tertullian Tiberius, röm. Kaiser Trajan, trajanisch Valerian (Attius) Varus (P. Quinctilius) Varus Vergil Wheeler, Mortimer Zeus = Ammon 14/51/73/93/95/99/100/102/114/117 99/100/116/117 107 104 71/95/100/102 13/14/38/75-79/103 106 87 100 3/6/15/17/20/26/29/50/51/109/113 41 2) Antike Völker und geographische Namen (antik / modern): Acacus-Gebirge Achaimenen Actium, Schlacht von Adyrmachiden Afrer Africa Nova Africa Proconsularis Africa Vetus Aghram Nadharif Agisymba Ägypten / Ägypter Aissawa Aithiopes / Aithiopia 69 13 90 81 27 90 5/11/13/77/90/91/95/97/99/103/105/108/111 90 38/46//48/49/52/65/69/70 119-121 2/4/5/16/18/26/33/36/41/44/45/46/48/55/58/63/ 66/69/73/81/87/103/110/115 74 5/6/11/16/17/45/46/47/48/50/53/74/81/103/109/110/115/119121/123 Aithiopia Biboblatis Aksum / Axumitis Alele Algerien Amantes Ammaedara Ammons-Oase/Orakel => Siwa Am(p)saga fl. (Oued el-Kebir) Antipyros Apuscidamus lacus Arabien Arae Philaenorum Armenier Astakures Äthiopien Atlantischer Ozean, Atlantik, atlantisch Atlasgebirge Augila (Oase) Augilen Aurès-Gebirge Austuriani Autololen Aweynat-Oase 18/21/120 5 14/113 3/7/13/82 12/30 78/91/98/100 Bagradas (Oued Medjerda) Baktrer Bambotus 18 116 23 90 55 21 115 20 27/28 13 5 11/19/23/27/29/39/88 21/24/40/104 17/46/55 18 94/103/108 107 23-25/39/40/58/81/88/104/107 52 - 153 Baniuren Barkat-Oase Bataver Beguensis, regio Beguensis, saltus Berber Biboblatis => Aithiopia Biboblatis Bu Njem (Gholaia) Byzacena Byzanz / Byzantiner 24/25/81/107 69 117 78 13 4/7/16/36/51/62/71/73/92 Capsa Castellum Dimmidi Chott el-Djerid Cilliba Cinithii Cinyphii Cinyps fl. Cirta Cydamus / Ghadames / Cidamus 75/98 104 13 14 3/12/19/60/79/97 12 20/21/45/81 61/64/89/100/106 14/15/21/46/54/55/105/112/113 Daker Darat (Oued Draa) Dedris / Debris Dolopen 118 23 22 13 Ekkat-en-Weshheren = Ekat-n-Ouchère Elaeonen Emporia Eropäer Fehwet Fezzan 31 12 19/46/66/30/102/118 13 69 1/14/19/20/30/32/33/36/41/42/44/45/47/48/53/56/63/65/69/70/ 102/103/110/113/115/116/117 Gadabitani Gades / Gadeira Gaetuli Salithii Gallien Gamphasantes Garama / Ghadames „Garamantische Kluft“ Gemellae Germanen / Germanien Geten Ghana Ghat-Oase Gheriat Gholaia => Bu Njem Gighthis Gir = Ger Griechen => Kyrenaika 14/54 29/30 12 31/80 14 1/32/35/44/45/46/48/49/52/63/65/66/67/68/102/112/113/114/119 19/21 113 12/96/115 27 45 52/69/70 14 Hadrumetum Hamada el-Hamra Hesperische Aithiopes Hoggar = Ahaggar Hyksos 98 14 16 3/8/54/73 58 42/46/48/59/105/121-123 108 48/55/56/108 12/79 21 - 154 Iberien, Iberer Inder / Indien Indianer Nordamerikas Isabeten Israel 28/80 62/109/110/116 92 54 33 Jenne 45 Kamerunberg Kanarische Inseln Kanem Karthago, Karthager, karthagisch 25 39/73 120 2/4/5/9/11/19/23/26/27/28/29/31/43/44/45/48/49/50/71/73/77/ 80-82/90/93/98/108 12 16 115 14 33 2/3/4/5/7/17/30/31/32/33/44/45/73/88/93/108/110/111/119 108 64/76/103 8/31/43/46/48/70/95/102//106/107/117/118 16 4 2/4/5/6/9/27/30/31/32/33/34/35/37/38/44/53-59/62/65/69 71/72/74/80/81/88/90-94/99/100/107/108/111/114/115/119/121 Kelten Kerne, Insel Kimbernkap Kirtesier Kreter Kyrenaika, kyrenäisch, griechisch Laguatan Lambaesis Leptis Magna Leuko-Aithiopes Libu Libyen / Libyer Lixos fl. Lotophagen 82 17/81 Madeira Maghreb Maken Madauros/Numidien Marmariden, Marmarika Marokko Masaesyli Masath (Oued Massa) Massylier Mauretania Caesariensis Mauretania Tingitana Mauretanien Mauri / Maurusioi / Mauren Maurusii Pacati Maziken Meder Melanogaetuler Melkarth => Hercules / Herakles Meninx (Djerba) Meroë Minoer Mizda-Oase Moesien Mogador Mons Gyri Mons Niger Muluccha fl. Murzuk 39 28 12/30/81/99/107 13/64/79 32/55/81/88/110/116 54/74 82 23 81/82 5/106/107 5/23/24/25/40/103/104/107 19/23/24/40/46/82/83/88/90/91/94/97/104 5/7/23/25/50/54/73/75/81/82/85/89/94/99/104/107 54-55 50 27/28 15-16 17 17/45/46/81/110/115 26 14 61/100 39 113 113 83/86 19 - 155 Musulamier Muthul fl. Mykener 13/14/19/51/60/64/73//76/78/94/97-99/102/106/108 13/14/78 26 Nasamonen Nathabres Nattabutes Nayar Nefzaoua-Oasen Niger / Nigerbogen Nigris flumen (Oued Djedi) Nil Nuba-See => Tschad Numidien, Numider 17/32/44/45/56/62/72/81/85/93/99/107/119/121 13/19 14 62 13 3/21/44/52/53/70/71/73 15/103 3/44/66/71/110 Nygbenoi 5/6/7/10/13/19/26/27/61/64//75/77/79/81/82/84/87/88/90/91/ 94/97/99/103/104/105/108/119/121 13/19/75 Oea 46/70/107/117 Perser, Persien Pharsalos Pharusii Phazania, Phazanii Philister Phöniker Pompeji Psylli Punier, punisch => Karthago 27/28/29/33/41 87 4/29 (Anm. 153) 14/15/17/19/21/46/53/54/112/113/115 33 1/26/28/29/30/33/39/42/43/44/66/71/93/120 60 74 Reguibat Rhein Rotes Meer Rubicon fl. 7 117 110 87 Sabratha Sagunt Sala Saniat Gebril Sardinien Sarmaten Säulen des Herakles (Gibraltar) Schwarzafrika => Aithiopes Selaiones Seli Senegal Serer Sicca Veneria (El Kef) Sigiplosier Sikuler Sitifis Siwa (Oase) Sizilien Skythen Spanien Sudan Syrien Syrten, Syrtengebiet 46/70/107/112/113 80 23/24/104 65/68/70 80 62/116 4/5 12 12 23/73 116 13 12 71 14 17/22/33/55/56/88 31/80 116 27-30/80 50/56 3/31/61 3/5/11/12/15/16/17/18/19/20/30/55/86/97 - 156 Tacapae Talalati Tassili Tebessa-Gebirge Tebu Telmine Thala Thamugadi / Timgad Thanae Theben Thera Theriodes Theveste / Tebessa Thybrestrum Thysdra Tibesti Tidamensii Tillibari Totes Meer Tripolitanien Triton-Fluss Triton-See Trog(l)odyten Tschad Tuareg Tunesien Turris Tamalleni Tyros 75/98 14 70/73 100 36/47 13 83/100 76 98 55/56 30 14 13/76/103 21 90 47/49/119/121 14 14 21 18/95/102/105/107/108 20 32/33/81 18/46/47/53/110 3/18/21/46/52/53/119-121 54/73 13/71/82 75 28 Usargala-Gebirge Utica 21 29/81/90 Vandalen 27/56/108 Wadi el-Agial Wadi Berguig Wadi esc-Sciatti Wadi Tanezzuft Zawila Zinchekra, Djebel von Zliten Zwölfmeilenland 19/35/36/^42/52/53/65/66/70/72 19/36 19 52/65/69 19/46 35/41/65-68/70 118 115 3) Sonstige Begriffe: Ackerbau Agellid, Agellidenherrschaft Affen I ala Flavia Gaetulorum Amphoren Auxiliareinheiten 9/12/35/41/69/78/79/92 51/99 50 61 49/66/68/70 60/61/93 - 157 Barbaren/Nomaden-Topos Bellum Gaetulicum Bürgerrecht, römisches 9/85/123 95-98 60/76 Christianisierung, Christentum Clan 54/55/56 7/69/ Dromedar => Kamele Elefanten Esel Euphorbia-Pflanze 40/47/50/80 42/50 24/40 Foggara 35/41/48 Gaetulicus geographische Kenntnisse Gesandte / Gesandtschaft Guerilla-Taktik 97 114 2/56/80/85/88/100-102/115-116/ 58/84/89/97/100 Hausgötter („penates“) 54 Interpretatio Graeca / Romana 28 Karawanen Kamele Kampfwagen / Wagen Karbunkel Kaufleute Keramik Klientekönig(tum) Konföderationen = Verband Königsfriedhof von Garama 8/46/52/53/56/69/70/103/120 7/8/21/34/46/69/117 31/46/57/58 49 53 36/68-71 5/87/91/114/115 7/8/11/14-15/24/51/59/82/104/107-108 63/72 legio III Augusta legio IX Hispana limes Africanus, Tripolitanus Löwen 76/91/98/103/104/106/122 100 70/103/105/122 40/47/94 mapalia Marmaricus Münzen => Numismatik 6/64/67 116 Nashörner / Rhinozeros Nomaden Notitia Dignitatum Numismatik 119-120 4/6/7/8/9/10/12/14/24/27/38/53/58/64/81/84/85/92/97/ 99/103/104/105 61 31/38/55/114 Ocker Oikumene Oryx-Antilopen 72 115/116 40 Periploi Polygamie Punische Kriege 2/23 62/63 80-82 - 158 Romanisierung, Romanisation 23/75-79/94/97 Schlangen Seevölker Siegesmünzen => Numismatik Sklaven Straußen 40/74 4/32 Tauschhandel Terra-Sigillata Tetrarchie Tifinagh-Schrift Trans-Sahara-Handel tumultus Gaetulorum 8/27/38/84 68/71 107 34/73 1/7/43-50 106 Viehwirtschaft Weidewirtschaft 9 78 47/48/120 47/50