Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

Heilige Zeichen … Ein Neu Entdeckter Stein Mit Radkreuz

   EMBED


Share

Transcript

Heilige Zeichen … Ein neu entdeckter Stein mit Radkreuz Fund des Monats August 2013 http://www.kulturwertemv.de/cms2/LAKD1_prod/LAKD1/de/Landesarchaeologie/_Service/Bisherige_Funde _des_Monats/2013/08__Heilige_Zeichen__Ein_neu_entdeckter_Stein_mit_Radkreuz/index.jsp Bei einem in Rostock gehaltenen Vortrag über Fossilien der Ostseeküste wurde ein älteres Foto präsentiert, auf dem ein merkwürdiger Stein mit eingepickten Schälchen und einem Radkreuz zu sehen war. Ralf Mulsow, Mitarbeiter der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises, erkannte sofort dessen Bedeutung. Denn Findlinge mit entsprechenden Darstellungen waren in Mecklenburg-Vorpommern nur für Megalithgräber in der Region um Rerik belegt. Mit etwas Spürsinn und Geduld gelang es schließlich die Fundgeschichte des Steines zu rekonstruieren. Der etwa 60 kg schwere Sandstein (0,54 x 0,49 x 0,26 m) war von dem Fossiliensammler Klaus Büge um das Jahr 1988 am Ostseestrand bei Börgerende (Lkr. Rostock) in einem Lesesteinhaufen entdeckt worden. Um den Stein vor unbefugtem Zugriff zu sichern, wurde er zunächst umgedreht und dann von einem anderen Mitglied der Fachgruppe Geologie geborgen. Danach lag der Stein einige Zeit in einem Rostocker Keller, bevor er mit dem Umzug des letzten Besitzers auf die Insel Rügen gelangte. Als er dort durch einen Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege erstmalig genauer in Augenschein genommen wurde, konnte ein zweites Radkreuz (vermutlich eine Vorpickung) auf der Oberfläche des Findlings identifiziert werden. Insgesamt trägt der Stein 16 schälchenförmige Einpickungen mit Durchmessern zwischen 7 und 3 cm, bei einer maximalen Tiefe von 1,5 cm (Abb. 1). Sie sind auf der Oberseite, den Seiten und einer Spitze verteilt. Das sofort ins Auge springende und sehr kräftig ausgepickte Radkreuz hat einen Durchmesser von 13 cm, während die nur im Schräglicht erkennbare Vorpickung des zweiten Rades einen Durchmesser von 8,5 cm aufweist. Abgesehen von den Funden bei Rerik (zum Beispiel Abb. 2 und 3) und wenigen Beispielen aus Schleswig-Holstein sind diese radförmigen Symbole im skandinavischen Raum sehr viel häufiger nachgewiesen. Sie sind vorzugsweise auf den Decksteinen von Großsteingräbern, monolithischen Geschieben und ebenen Felsflächen zu finden. Auch für vergleichsweise handliche Formate als Bildträger gibt es in Dänemark gute Beispiele. Ihre Datierung in die Bronzezeit ist unbestritten, stellt doch das Radkreuz im Zusammenhang mit anderen Bilddarstellungen wie Schiffen und Menschen eines der zentralen Symbole jener Zeit dar. Die formale Ähnlichkeit mit ebenfalls vierspeichigen Rädern an bronzezeitlichen Kultwagen (zum Beispiel Pekatel oder Trundholm) und die vielfältige Verwendung des Radkreuzes in der Schmuckgestaltung und an Waffen gibt einen Hinweis auf die Bedeutungsebenen der bronzezeitlichen Religion und Kosmologie. So ist ein Zusammenhang mit dem Sonnenkult sehr wahrscheinlich. Welchen konkreten Zweck der Stein von Börgerende ursprünglich gehabt hat, kann wegen des fehlenden Befundkontextes nur vermutet werden. Allerdings zeigen die Schälchen und die beiden Radkreuze in unterschiedlicher Ausprägung und mit Überschneidungen eine längere Benutzung und wiederholte Bearbeitung an. Es war wohl nicht nur die fertige Eintiefung oder das Bild selbst, sondern auch seine Herstellung ein Teil des "kultischen Umgangs" mit dem Stein. Eine ähnliche Beobachtung gilt für den Deckstein des Grabes von Blengow (Abb. 3), wo sich Schälchen und Radkreuze zu überschneiden scheinen. Dem Wunsch der Finder, diesen ungewöhnlichen und für die Landesgeschichte bisher einmaligen Stein in der Fundregion zu präsentieren, soll mit der Ausstellung im Heimatmuseum Rerik entsprochen werden. Dr. C. Michael Schirren Abb. 1: Schälchenstein mit Radkreuzen von Börgerende: das zweite Radkreuz ist rechts neben dem tiefen Schälchen nur schemenhaft erkennbar (Foto: LAKD-MV/LA) Abb. 2: Radkreuz auf dem Deckstein des Megalithgrabes von Mechelsdorf (Foto: V. Häußler, Rerik Abb. 3: Radkreuze auf dem verschobenen Deckstein des Megalithgrabes von Blengow (Foto: V. Häußler, Rerik)