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Paul Milata, Zwischen Hitler, Stalin Und Antonescu. Rumäniendeutsche In Der Waffen-ss, Böhlau, Köln Weimar Wien 2007

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Propagandaschrift in postmodernistischer Manier Zu: Paul Milata, Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu. Rumäniendeutsche in der Waffen-SS (Studia Transylvanica Bd. 34), Köln Weimar Wien 2007 Von Klaus Popa Bereits der in der Einleitung" breitspurig angekündigte Anspruch, mit diesem Buch ein Erstlingswerk von wissenschaftlicher Gediegenheit vorzulegen, mahnt zur Vorsicht: [...] obwohl die SS-Aktion 1943 in Rumänien zu einer der erfolgreichsten überhaupt zählt [...], wurde zu dieser Frage bis heute kein einziger wissenschaftlich anspruchsvoller Beitrag veröffentlicht" (S.2). Zweifel kommen auf, weil dieses traurige und unrühmliche Kapitel rumäniendeutscher Geschichte am wenigsten dazu taugen sollte, ein Experimentierfeld von Anmaßungen, Voreingenommenheiten, vorgefertigten Erklärungen, Pauschalurteilen, von Selbstgenügsamkeit, Selbstreferentialität, Selbstbemitleidung, also von systematischer Selbst- und Fremdrechtfertigung zu sein; zumal das sogenannte Siebenbürgen- Institut" in Gundelsheim am Neckar uns bisher mit solcher Art von pseudowissenschaftlicher Literatur bis zum Erbrechen beglückt" hat. Trotzdem setzt es praktisch mit Milatas Schrift einen weiteren Höhepunkt dieser Reihe unverzeihlicher Fehlleistungen in die Welt. Eine wissenschaftliche Methodik lässt dieses Buch nicht erkennen, obzwar die Einleitung" einen Zur Methodik" betitelten Unterabschnitt bringt (S. 3-5). Bei näherer Betrachtung nimmt der Verfasser hier nur auf seine Absicht Bezug, öffentliche Stimmungen in Reaktion auf die Zeitereignisse" einzufangen (S. 4) und in dreifacher Fächerung die Perspektive der unmittelbar" am Zustandekommen des Rekrutierungsabkommens vom Mai 1943 beteiligten reichsdeutschen und NS-Amtswalter der Volksgruppenführung sowie rumänischen Behörden" kritisch" zu verfolgen, den Betrachtungswinkel" der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und den Blickwinkel der Rekruten" zu berücksichtigen (S. 4-5). Auch erhebt der Verfasser die sogenannte Eintrittsmotivation" zur zentralen Frage" seiner Arbeit. (S. 4), die er auch in den letzten beiden Kapiteln (Die Ausbildung S. 235-254; Der Einsatz S.255-296) nicht aus den Augen verlieren will (S. 2). Dabei will er ausnahmslos die derzeit bestmöglichen Erkenntnisse zu den gegebenen Fragen" liefern, selbst wenn die empirischen Ergebnisse dieses Teils der Arbeit nicht immer vollständig sind" (S. 2). Damit spricht der Autor eine der zahlreichen Fehlleistungen dieses Buches an: das recht breit getretene Kapitel Der Einsatz", das sich durch mechanische Auflistung von SS-Einheiten und die Ausbreitung von 4 Tabellen zur KZ- Verwendung von Rumäniendeutschen (S. 256-260; 263-267) auszeichnet, aber über den effektiven Fronteinsatz überhaupt nichts mitteilt, auch mit keinem einzigen Wort erwähnt, dass die rumäniendeutschen SS-Angehörigen an einem sogenannten Weltanschauungs-", d.h. Vernichtungskrieg gegen die West-, Süd- und Ostslawen sowie andere Völker dieses Raums beteiligt waren. Dass diese Vorgehensweise des Verfassers die Darstellung der rumäniendeutschen SS- Männer als Täter geschickt ausklammert, also gerade den zentralen Forschungspunkt des SS-Einsatzes unterschlägt, entschuldigt auch die in der Einleitung vorausgeschickte selbstrechtfertigende Bemerkung nicht: Die Täterforschung wurde zwar als Quelle genutzt und wird auch explizit angesprochen, doch ist hier keine erschöpfende Behandlung der von rumäniendeutschen SS-Männern begangenen Verbrechen beabsichtigt", weil Die rumäniendeutsche Teilnahme an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit" angeblich den Rahmen dieser Arbeit gesprengt und die zentrale Frage der Eintrittsmotivation vollkommen beiseite gedrängt hätte" (S. 3). Stattdessen lässt sich der Verfasser im Kapitel Einsatz", Unterkapitel Die Verluste" (S. 273-282) auf eine ausgiebige Diskussion des Prozentsatzes an rumäniendeutschen Toten ein und widmet einem mythisch- mystisch verklärten Begriff des Kampfwertes" das ganze Unterkapitel 9.3 (S. 282-290). Auch bequemt sich der Verfasser in keiner Weise, zumindest im Ansatz eine Beschreibung der SS als Speerspitze des NS-Regimes zu geben oder die von ideologischem Fanatismus und brutalstem Extremismus geprägten Wesenszüge dieser Organisation zu erwähnen. Von einem Wertekanon und Moralkodex, die es möglich machten, dass die SS-Männer, zu willfährigen Exekutanten pervertiert, es als Sendung" betrachteten, menschenverachtende und unmenschliche Befehle in bedingungsloser Pflichterfüllung" für Führer, Volk und Vaterland" auszuführen, ist bei Milata nicht einmal andeutungsweise die Rede. Er schweigt alles systematisch tot, was auf die verbrecherische Täterschaft der SS und ihrer Mitglieder hinweisen könnte, und unterwirft seinen Diskurs in postmodernistischer Weise der Zwangsjacke der schwer greifbaren Eintrittsmotivation" und anderer Konstrukte dieser Art. Zwar beteuert er wiederholt die Gerüchte", die durch die angeblich vorhandene Forschungslücke" in der Frage der erfolgreichen SS-Rekrutierung entstanden sind,[1] wie die Schuldlosigkeit der rumäniendeutschen KZ- Wachleute und der Freiwilligen" der Waffen-SS, den überdurchschnittlich hohen Blutzoll" der rumäniendeutschen SS-Männer sowie deren Opferbereitschaft, durch seinen wissenschaftlich anspruchsvollen Beitrag" aus der Welt schaffen zu wollen (so S. 2), wird aber diesem Vorsatz in keiner Weise gerecht, weil er die gängigen und hergebrachten Entschuldigungs- und Rechtfertigungsklischees durch andere ersetzt, die sich als nicht minder kontraproduktiv für die Behandlung der rumäniendeutschen SS-Problematik erweisen. Ein solches Rechtfertigungsparadigma ist die vom Verfasser zur zentrale Frage" erhobene Eintrittsmotivation" (S. 2). Von ebenso fragwürdiger Qualität erweisen sich alle Topoi und Paradigmen, die dieser Motivation" subsumiert werden, so der Pragmatismus" (Unterkapitel 6.3.1.1, S. 175-180), der Antibolschewismus (Unterkapitel 6.3.1.2, S. 180-185), der Deutschland- Mythos" (Unterkapitel 6.3.1.3, S.185-192), der Rumänisierungsdruck" (Unterkapitel 6.3.1.6, S. 196-199), der Innere Druck" (Unterkapitel 6.3.1.7, S. 199-202). Diesen Rechtfertigungsparadigmen werden weitere schwammige, inhaltlich dehnbare Klischees, Stereotypen und irrige Postulate wie z.B. "multikausale individuelle Abwägung" (S.175), Die soziale Demagogie der DViR."[2] (S. 178), tiefste kollektive Selbstzweifel" und Angst, nicht ganz zu der deutschen Kultur hinzugehören" oder tief sitzende Komplexe" (S. 190f.) und ähnliches einverleibt. Auch sonst zeichnet sich Milatas Diskurs durch ein breit zusammengewürfeltes Sammelsurium von Begriffsprägungen und Parolen aus, die entweder dem Rechtsfertigungs- und Verharmlosungsdrang ehemaliger Täter wie auch dem eigenen Repertoire des Verfassers entstammen. Dabei ist es recht schwierig, zwischen einfacher Stereotypie des Verfassers oder tatsächlichen historischen Vorurteilen bzw. Fehlschlüssen zu unterscheiden. Ein solches Beispiel bietet sich auf S. 212 an, wo die propagandistische Floskel des Volksaufbruchs" in romantisierender Verklärung zur Tatsache" erklärt wird. Statt auf den Komplex des SS- bzw. NS-Helden- und Tapferkeitskultes kritisch einzugehen, begnügt sich Milata mit dem schwammigen Begriff Männlichkeitsritual" (S. 213). Er verliert kein Wort über das überzogene Elitebewusstsein der SS und ihrer Angehörigen, an keiner Stelle fällt die Selbstdefinition der SS als Politisches Soldatentum" und ihrer Mitglieder als politische Soldaten", wie auch an keiner Stelle vom eigentlichen Vernichtungscharakter der Kriegshandlungen gesprochen wird, an denen rumäniendeutsche SS-Männer beteiligt waren. Insgesamt ist festzustellen, dass Milata den ideologischen Hintergrund, die betont ideologische Motivation sowohl der rumäniendeutschen Nationalsozialisten wie der SS möglichst ausspart und, wenn er sie erwähnt, ausschließlich der Volksgruppenführung anlastet. Damit erfährt Milatas Diskurs einen insgesamt von ideologisch motiviertem Tätertum befreiten Akzent, wodurch auch der grundlegende Aspekt der politisch begründeten Eigen- bzw. kollektiven Initiative nicht auf den einzelnen Rumäniendeutschen oder auf deren Gesamtheit fokussiert werden musste, sondern ausschließlich der Volksgruppenführung und dem Reich" aufgebürdet werden konnte. Selbst dort schweigt sich der Verfasser aus, wo es begründeten Anlass gibt, die Eigeninitiative der rumäniendeutschen Nazis beim Namen zu nennen, so in der Verbotene Freiwilligkeit" genannten Phase vom September 1940 bis März 1943, als zahlreiche Rumäniendeutsche aus dem rumänischen Heer desertierten und die rumänische Grenze illegal passierten, um sich deutschen Armeeeinheiten zur Verfügung zu stellen. Die Problemstellung des Verfassers verdeutlicht, dass seine relativierend- verharmlosende Schrift sich in der Hauptsache an ehemalige SS-Angehörige und deren Anhänger, wie auch an die institutionellen Träger seines Forschungs"-Projekts, das Siebenbürgen-Institut" und die Kulturfunktionäre des Beauftragten für Kultur und Medien" in Berlin und des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte" in Oldenburg als eigentliche Adressaten, also weder an die Historikerzunft, noch an das interessierte Publikum richtet. Die massive Präsenz von SS-Veteranen, deren tendenziöse Erinnerungen Milata in unverhältnismäßig dichter Weise heranzieht, belegt das einwandfrei. Dass der Verfasser mit dieser Übergewichtung des Rechtfertigungsdiskurses Ehemaliger sich von der Wissenschaftlichkeit endgültig verabschiedet, die er so arrogant beansprucht ( wurde zu dieser Frage bis heute kein einziger wissenschaftlich anspruchsvoller Beitrag veröffentlicht" (S. 2)), ist ihm nicht der geringsten Überlegung wert. Damit ist ein weiterer kritischer Aspekt angesprochen, und zwar die Art und Weise, wie der Verfasser es versteht, seine Materialwahl zu treffen und Unterlagen, deren Aussagewert unzweifelhaft ist (Archivunterlagen), mit einer Fülle von subjektiv geprägter Rechtfertigungsliteratur (individuelle Erinnerungen, Interviews; landsmannschaftliche Literatur wie Heimatbücher, geschichtsrevisionistische Sekundärliteratur der landsmannschaftlichen Forscherschaft") und mit geschichtswissenschaftlich anerkannten Forschungsergebnissen bundesrepublikanischer und ausländischer Historiker zu verbinden. Die Fülle an Archivunterlagen, die Milata im Anmerkungsapparat kenntlich macht, darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst in den Abschnitten bzw. Kapiteln, in denen die Rechtfertigungsliteratur recht spärlich vertreten ist, die Wissenschaftlichkeit dadurch hart in Mitleidenschaft gezogen wird, dass entweder die bereits angesprochene Fülle von vorgefertigten Stereotypen eingesetzt oder absolut sachfremde, zuweilen irrwitzige Kommentare oder Feststellungen erfolgen. Dabei spielt nicht eine unwesentliche Rolle, dass Verfasser manche Autoren überhaupt nicht rezipiert oder manche mit sichtlichen Bauchschmerzen anführt, wenn diese faktenbezogene, also seiner Zielrichtung nicht konforme Aussagen über den Fronteinsatz machen, oder wenn sie ernstzunehmende Forschungsergebnisse veröffentlicht haben, die Milata aber wider besseres Wissen unterschlägt, um sich Pionierleistung anzumaßen und Forschungspriorität zu ergaunern. So ist es haarsträubend, dass Milata die von Thomas Casagrande verfasste einschlägige Studie Die volksdeutsche SS-Division Prinz Eugen'". Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen" (2003) nur in unwesentlichen Aspekten heranzieht (z.B. S. 253, Anm.95 und 96) und sich über diesen Autor zudem in verächtlicher Weise äußert ( Seine postmodernistisch beeinflusste Textanalyse entbehrt jedwelcher historischer Korrelation" (S.291 Anm.170)). Eine solche Äußerung belegt nur, dass Milata diesen Vorwurf gegen eine auf gediegener, fundierter Quellenrecherche und -auswertung beruhende Studie erhebt, um davon abzuleiten, dass er (Milata) die Division Prinz Eugen" als Fallbeispiel für sein Konstrukt der Diskriminierung" von Volksdeutschen durch angeblich schlechte Ausbildung und Einreihung in eine fingierte 3. und letzte Qualitätsklasse von SS- Divisionen missbraucht, dass er also auf diese Weise gerade dem Kern einer Untersuchung über das SS-Engagement der Rumäniendeutschen und damit ihrer Verantwortung für Völkermord ausweicht, also gerade dem, was Casagrande im Falle der Banater Schwaben so überzeugend darstellt. Auch scheint Milata Casagrande des Postmodernismus zu bezichtigen, um selbst dem Verdacht des Postmodernismus zu entgehen. In derselben selbstherrlichen Weise behandelt er Johann Böhms zwischen 1985 und 2003 veröffentlichte Forschungsergebnisse, die er systematisch unterschlägt, obwohl Böhm ihm immer wieder brauchbare Hinweise zur Quellenforschung während seiner Dissertationsarbeit gegeben hat. Die im Abschnitt Quellenlage und -verzeichnis[3]" (S. 307-311) niedergelegten ehrenrührigen Bemerkungen über Böhm sind eines seriösen Autors und Forschers unwürdig und schießen weit übers Ziel hinaus. So heißt es, Böhm sei kaum auf den existierenden Forschungsstand" – gemeint sind die geschichtsrevisionistischen Produkte des sogenannten Siebenbürgen- Instituts" – eingegangen, er habe nur einen Teil der verfügbaren Archivunterlagen" benutzt. Auch kennzeichnen sich seine Bücher durch Faktenlastigkeit, mangelnde Analyse, grobe Fehler in Chronologie und Interpretation und unvollständige Angabe von Quellen" (S .310). Die verbissene Unversöhnlichkeit dieser Anwürfe, die meines Erachtens auf Anordnung des Siebenbürgen-Instituts" aus der Siebenbürgischen Zeitung Nr. 11 vom 15. Juli 1985 übernommen wurden, weil Böhm in seiner Dissertation[4] zum erstenmal hohe NS-Amtswalter in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen demaskiert, wird auch dadurch nicht geschmälert, dass Milata für die von Böhms Mitarbeitern Klaus Popa und William Tototk durchgeführten Untersuchungen zur rumäniendeutschen NS-Zeit Anerkennung äußert, allerdings im Verlauf seiner Schrift kein einziges Mal auf Einzelbeiträge wie z. B. Popas Aufsatz über den Antisemitismus der Volksgruppenführung[5] Bezug nimmt (wie es auf S. 87f. zu erwarten wäre). Wohin die Ignorierung der Erkenntnisse von Johann Böhm und die uneingeschränkte Rezeption der aus dem Vertriebenenmilieu herkommenden und dem ominösen Siebenbürgen-Institut" verpflichteten Geschichtsrevisionisten Harald Roth, Ulrich Andreas Wien, Konrad Gündisch, Mathias Beer, Wolfgang Miege und Günter Schödl führt, wird bereits in den Unterkapiteln 1.3.2 Die Gleichschaltung, Oktober 1938" und 1.3.3.3 Gleichgeschaltet, 1939" des 1. Kapitels, Rumänien und seine Deutschen 1918-1939" sichtbar. Hier will Milata eine Gleichschaltung" feststellen, die es so überhaupt nie gab, weil nicht die undurchsichtige Person einer Frau von Coler, sondern Andreas Schmidt durch seine Ernennung zum Volksgruppenführer im September 1940 die Gleichschaltung einleitete. Auch will Milata unter Berufung auf den sich selbstrechtfertigenden Anhänger der Volksgruppenführung Alfred Coulin eine Kausalbeziehung zwischen der Versöhnung der Volksgemeinschaft" mit den radikalen Nazis um Alfred Bonfert und den Wirtschaftsverhandlungen des Deutschen Reiches mit Rumänien erblicken: die Versöhnung sei ein Nebenprodukt der Wirtschaftsverhandlungen mit Rumänien" (S. 39), was chronologisch ausgeschlossen ist, weil die Wirtschaftsverhandlungen vom 10.-23. März 1938 stattfanden, hingegen das Einigungsprotokoll vom 27.10.1938 datiert. Wie einfach und vor allem wahrheitsgetreuer wäre es gewesen, wenn Milata die von Böhm, Die Deutschen in Rumänien und das Dritte Reich 1933-1940", auf Seite 225ff. niedergelegten Forschungsergebnisse berücksichtigt hätte! Ein weiteres Beispiel: In seiner Böhm-Phobie unterlässt es Milata im Anmerkungsapparat darauf hinzuweisen, dass der Wortlaut des Gesetzes zur Schaffung der Front der Nationalen Wiedergeburt" (15. Dezember 1938) bei Böhm, op. cit., Dokument Nr.25, S.348f. vorliegt. Auch die eingehende Bezugnahme Böhms auf das Einigungsprotokoll" (ebenda, S.206 und Anm.666) bleibt unerwähnt. Die Reihe faktischer Missinterpretationen ist zahlenmäßig kaum zu erfassen. Milata unterschlägt jedenfalls Johann Böhms Forschungspriorität zumindest in 19 Fällen. Besonders störend ist, dass Milata die von ehemaligen NS- Spitzenfunktionären der Deutschen Volksgruppe in Rumänien in die Welt gesetzten Mythen vorbehaltlos rezipiert. So soll laut A. Hönig, dem Schriftleiter des NS-Volksgruppenorgans Südostdeutsche Tageszeitung", der Oberrabbiner von Mediasch den sächsischen Kreisleiter um Schutz gebeten haben, der darauf prompt Doppelposten der NS-Jungmannschaft vor die jüdischen Häuser gestellt haben soll (S. 89). Diese zynische Mär liegt auch in der Variante vor, dass der letzte deutsche Bürgermeister von Mediasch, Hans Zikeli, Angehörige der D(eutschen) M(annschaft) zum Schutz des Mediascher Judentums zur Verfügung gestellt hätte. Dabei stimmt diese Kolportage in der Tat mit der Funktion Zikelis als Führer der DM im Kreis Mediasch (damals unter dem Namen Weinland" bekannt) überein; doch dass gerade diese Truppe in ähnlicher Weise wie die etwas elitärere E(insatz) S(taffel) ein paramilitärischer Stoßtrupp war, der in seiner Indoktrination auch eine geraffte Portion von Antisemitismus mitbekommen hatte, verschweigt Milata. Der Verfasser versteht es trotz seiner recht üppigen Archivdokumentation ausgezeichnet, auf schwergewichtige Einzelaspekte nur oberflächlich einzugehen. Es fehlt ihm die Fähigkeit, entscheidende Momente bzw. Entwicklungen in einen breiten chronologisch-faktischen und intentionalen Zusammenhang zu stellen. So nimmt es nicht Wunder, wenn Milata den bereits von Miege, Das Dritte Reich und die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1933- 1938 ..." (1972) in die Welt gesetzten Irrtum weiter kultiviert, Hitler habe unter dem Eindruck der Zerstrittenheit der beiden rumäniendeutschen NS- Fraktionen am 2. Juli 1938 der SS das Monopol über alle volksdeutschen Angelegenheiten zugesprochen" (S. 38). Ähnlich handhabt Milata die plötzliche Bereitschaft der Antonescu-Regierung, ein Abkommen mit dem Deutschen Reich abzuschließen, das den massiven Eintritt von Rumäniendeutschen in die Waffen-SS ermöglichte. Dabei fällt es ihm nicht auf, dass es der rumänischen Regierung nach dem Verlust zahlreicher Divisionen im Debakel von Stalingrad nur recht war, das noch ungenügend ausgeschöpfte Potential der Rumäniendeutschen anzuzapfen, statt das Risiko des massenhaften Verlusts von Blutsrumänen abermals einzugehen (S. 139). Weil Milata sich grundsätzlich dagegen verwahrt, einen rein ideologischen Hintergrund für die allgemeine Begeisterung der SS-Einreihung Rumäniendeutscher zuzugeben, leidet vor allem das auf insgesamt 60 Seiten breitgetretene 6. Kapitel, Die Durchführung der Massenrekrutierung 1943", in dem auch die zentrale Frage der Eintrittsmotivation" abgehandelt wird (S.174-205). Einen ersten Höhepunkt an Widersprüchlichkeit und Geschichtsklitterung erreicht Milata, indem er die Freiwilligen"- Problematik nicht nur entideologisieren, sondern sie auch systematisch vom hochideologisierten Kontext der rumäniendeutschen Jugend entkoppeln will. So heißt es bereits in der Einleitung" in relativierender Absicht, jüngere Rekruten traten angeblich aus NS-Begeisterung in die SS ein" (S. 2, unsere Hervorhebung); oder: Der rumäniendeutsche Eintritt in die Waffen- SS ist demnach nicht als Zeichen ideologischer Bevorzugung zu interpretieren, sondern ging auf Bestimmungen im reichsdeutschen Ergänzungswesen zurück" (S.7). Der Verfasser schickt zwecks Abschwächung der Freiwilligkeit nun die durch kein einziges Dokument belegbare Vermutung voraus, Andreas Schmidt könne 1943 von Berger keinen anderen Befehl erhalten haben, als die SS-Aktion als Zwangsaushebung zu konzipieren" (S. 167). Der Verfasser betreibt die Entideologisierung des zutiefst in der NS- Wahnideologie verankerten Begriffs der Freiwilligkeit" bereits in der Einleitung", wo es kategorisch heißt, in der gesamten Arbeit gelte die tatsächliche", nicht die juristische" Freiwilligkeit (S.6). Dieser Standpunkt wird auf S. 211 wiederholt, wo es heißt: Dieser Begriff [...] beschreibt die Identifizierung der Mehrheit der Rekruten mit ihrer Entscheidung. Es muss ausdrücklich davor gewarnt werden, diese Freiwilligkeit mit dem "Ruf des Blutes" oder NS-Überzeugung gleichzusetzen." Mit der juristischen Freiwilligkeit" meint Milata die vertraglich festgeschriebene Freiwilligkeit", sei es die im zwischenstaatlichen Abkommen vom Mai 1943 oder die im Völkerrecht festgeschriebene.[6] Gleichzeitig wird die SS als die ihrem Führer Adolf Hitler ergebenste und rücksichtsloseste Organisation der NSDAP durch diesen juristischen Winkelzug auch ihres elitären Charakters des politischen Soldatentums" und des Weltanschauungskriegertums" entkleidet, in dessen Namen der Völkermord begangen wurde. Diese Entschuldungsweise entschärft ferner den allgemeinen Rassismus und partikulären Antisemitismus der SS, ermöglicht es aber auch, totzuschweigen, dass die eigentlich tragende ideologische Säule, der bis ins Extrem getriebene Deutschenglaube", d.h. die auf dem deutschen Volkstum" beruhenden Komponenten deutschnationaler und germanisch-nordischer" Solidarität als Gegenprojekt gegen die internationalistische Solidarität des Kommunismus gedacht waren. Bezeichnend für Milatas Diskurs der Verleugnung und des Totschweigens ist auch, dass er mit keinem Wort auf die allgemein von der historischen Forschung akzeptierten diskriminatorisch-verbrecherischen Prinzipien der SS eingeht, die bereits von Hans Buchheim und Martin Broszat in Anatomie des SS-Staates" im Jahre 1967 festgehalten und diskutiert wurden. So findet der Leitsatz der SS Unsere Ehre heißt Treue" nicht die geringste Beachtung, der zu Verbrechen missbraucht wurde. Auch hätte Milata Himmlers Sentenz anführen können, dass auf dieser Erde vieles verziehen werden [kann], eines aber nicht, die Untreue. Wer die Treue verletzt, schließt sich aus unserer Gesellschaft. Denn Treue ist eine Angelegenheit des Herzens, niemals des Verstandes."[7] So war die SS positioniert und so auch die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen". Zu dem Inhalt dieser Freiwilligkeit" reicht Himmler in seiner vierten Richtlinie und Tugend" über den Gehorsam nach, dass dieser bedingungslos aus höchster Freiwilligkeit kommt, aus dem Dienst an unserer Weltanschauung, [...]; des Gehorsams, der nicht ein einziges Mal zaudert, sondern bedingungslos jeden Befehl befolgt, der vom Führer kommt oder rechtmäßig von den Vorgesetzten gegeben wird, [...]."[8] Auch der in allen Fachstudien hervorgehobenen zentralen Rolle des Antisemitismus im SS-Unterrichtswesen und im Weltbild der SS-Männer[9] schenkt Milata keine Aufmerksamkeit. Er begnügt sich stattdessen mit der Pauschalaussage seines interessierten Gewährsmanns Rolf Reiser, es habe keine Weltanschauliche Schulung' während seiner Rekrutenausbildung gegeben." (S. 240), was im Falle der Vorzeigedivision der SS, der Leibstandarte Adolf Hitler", deren Angehöriger Reiser war, absurd ist. Eine einschlägige Studie betont hingegen, dass im Schulungsplan für die zehnwöchige Rekrutenausbildung im Jahr 1940 das Judenproblem an erster Stelle behandelt wurde, gefolgt vom Thema Aus dem Leben des Führers" oder Bolschewismus in Russland".[10] Milata verschweigt auch, dass, wer zur SS als Freiwilliger" ging, sich öffentlich zu dem Regime" bekannte und sich ausdrücklich in dessen Dienst stellte".[11] Auch Cüppers hebt den hochideologisierten Charakter der Weltanschauungstruppe" hervor.[12] Dieser stellt auch fest, dass allein schon der freiwillige Eintritt in die Waffen-SS einen deutlichen Beleg für die nationalsozialistische Gesinnung darstellt".[13] Bezeichnend ist auch, wie Milata das Paradigma Ideologie und alltagskulturelle Faktoren" (S. 187-192) relativiert. Statt offen zuzugeben, dass ein großer Teil der rumäniendeutschen SS-Freiwilligen in der Regel eine recht tiefgreifende, sich kaum von der der Binnendeutschen unterscheidende ideologische NS-Sozialisierung durch die Schule[14] und die einschlägige Jugendorganisation, zum Teil auch durch das nationalsozialistisch eingestellte Elternhaus genossen hatten, schiebt er die recht kuriose Fragestellung vor, was Rumäniendeutsche sich während des Kriegs unter Nationalsozialismus vorstellten" (S. 187). Er will dabei feststellen, dass der Gebrauch des Begriffes Sozialismus als Demagogie [seitens der Volksgruppenführung] verstanden werden muss" (S. 188), tut also so, als ob er nicht wüsste, dass dieser Sozialismus" in nichts vom nationalen Sozialismus, also vom NS im Hitlerreich abwich. Verfasser scheint offensichtlich zu glauben, dass mit der einfachen Unterdrückung des Attributivs national" der von der deutschen Minderheit in Rumänien praktizierte Nationalsozialismus eine andere, wohl harmlose Qualität, gewinnen könnte, und schiebt dazu weitere verharmlosende Bemerkungen nach: Bei den Rumäniendeutschen hatte der Nationalsozialismus aber keine nationale Gewissheit, sondern tiefste kollektive Selbstzweifel geschaffen." Damit verbunden sei die Angst, die sich in dem ständigen Bedürfnis nach reichsdeutscher Bestätigung äußerte" (S.190). Auch habe eine zutiefst verunsicherte Bevölkerung" den sogenannten Deutschland-Mythos" aus psychologischer Notwendigkeit aufgegriffen (S.187), wo eigentlich auf den Fanatismus des NS-Engagements der Volksgruppe hätte hingewiesen werden sollen. Hier treibt Milata seinen geschichtsrevisionistischen Verharmlosungszug auf die Spitze, weil er die grundlegende Tatsache und Gewissheit unterdrückt, dass der Nationalsozialismus von 1940 bis August 1944 als Hauptkatalysator gesellschaftlicher Integration, Kohäsion und Identifikation bei der rumäniendeutschen Minderheit funktionierte. Auch weist Milata nicht darauf, dass die NS-Gesinnung auch für sein Paradigma des innergemeinschaftlichen Drucks" wesensbestimmend war (S. 199- 202). Es bleibt sodann unerwähnt, dass die bis in die späten 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts vor allem nach regionalen Identifikations- und Identitätsmustern gestrickte soziale Kohäsion (Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Bukowina-, Buchenland-, Sathmardeutsche) allmählich von nationalsozialistischen Wertvorstellungen aufgelöst und vom NS-Weltbild ersetzt wurde. Dass das ein stark politisiertes Gemeinschaftsbewusstsein war, ist für Milata auch kein Thema. Hier war das Deutschsein" und Deutschfühlen" ausschlaggebend, in deren Namen den Rekrutierungsverweigerern der Ausschluss aus dem sogenannten 100-Millionen- Volk" drohte. Bezeichnend für Milatas Geschichtsrevisionismus ist die Art wie er die Frage, des rumäniendeutschen Einsatzes in der Leibstandarte Adolf Hitler" behandelt. In dieser SS-Vorzeigeeinheit hatten bereits im Frühsommer 1940 aus der sogenannten 1000-Mann-Aktion" 392 gemusterte Rumäniendeutsche Aufnahme gefunden (S. 69), dann wurden im Rahmen der Freiwilligen"- Rekrutierung ab April 1943 weitere 1.500 Rumäniendeutsche dieser Einheit zugewiesen, wobei Berger, der Chef des SS-Ergänzungsamtes, betonte, dass die Aufstellung der aus Rumäniendeutschen bestehenden Ehrenkompanie der Leibstandarte' (die 1. Kompanie des 1. Regiments)" bis zum 20.06.1943 beendet sein würde (S. 257). Dieser Behauptung Bergers begegnet Milata mit vorgespieltem Erstaunen: Der Grund für diese besondere Ehrung der Rumäniendeutschen ist unklar und wurde zumeist mit der besonders hohen Zahl rumäniendeutscher Meldungen oder auch dem Tod von Bergers Sohn an der Ostfront in Verbindung gebracht" (Ebenda). Dass die Zuweisung zur Leibstandarte Adolf Hitler eine besondere Auszeichnung für die rumäniendeutschen SS-Männer, aber vor allem für Andreas Schmidt, den Einfädler der 1000-Mann-Aktion und späteren Volksgruppenführer sowie Schwiegersohn des Ergänzungsamtchefs Berger, aber auch für die rumäniendeutsche Minderheit insgesamt und ein gleichzeitiger Ansporn zur Stellung weiterer Freiwilliger" war, widerspricht Milatas Verdunkelungspolitik, weshalb er diesen faktischen Kausalzusammenhang ignoriert. Auf diese Weise kann sich der Verfasser ersparen, die ihm und seinen Auftraggebern unbequemen Tatsachen beim Namen zu nennen, so den von NS- und SS-Seite als Spitzen- Leistungen" eingestuften Dienst der Rumäniendeutschen und ihrer politischen Führung, welchen sie ihren Herren Hitler und Himmler erbrachten. Mit der Gegenüberstellung der Leibstandarte Adolf Hitler" und der Division Prinz Eugen" (S. 239-245) möchte Milata die angeblich stark abweichende Qualität der Ausbildung zwischen den erst- und den drittklassigen SS-Divisionen belegen. Seiner eigenen Vorgabe, die Verschiedenheit der von Rumäniendeutschen erfahrenen SS-Ausbildung" mit Erkenntnissen aus Archiven und der Literatur" gegen zu prüfen, kommt er dabei kaum nach. Den Schwerpunkt seines wehleidigen Opfermythos setzt Milata im Abschnitt über die 7. SS-Division Prinz Eugen" fest. Hier bringt er sämtliche Klagen über diskriminierende Behandlung der rumäniendeutschen SS-Angehörigen unter, die als Walachen" von ihren Vorgesetzten verschrien wurden (S. 241f.), in sieben Wochen eine sechsmonatige Ausbildung absolvieren und weitere Brutalitäten und Ungerechtigkeiten erleben mussten (S. 243). Die eigentliche Ursache für Milatas Herunterspielen der SS- Division Prinz Eugen" ist handgreiflich: ihre Freiwilligen" waren an systematischen Verbrechen gegen ihre ehemaligen jugoslawischen Mitbürger serbischer, bosnischer oder kroatischer Herkunft beteiligt und führten auf jugoslawischem Boden den Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg, den ihre Kollegen" der SS-Totenkopfstandarten (nachmalig SS-Infanterieregimenter und SS-Brigaden des Kommandostabs Reichsführer-SS), der Leibstandarte, der Division Das Reich", der SS-Polizeidivision und der Divisionen Wiking", Nordland, Nederland (letztere drei später zum III. (germ.) Panzerkorps zusammengefasst) in Polen, in der Ukraine, in Weißrussland, im Baltikum und in Russland führten. Milata fügt seinem Klagelied über die Diskriminierung der Rumäniendeutschen in der SS noch den Umstand bei, dass es nur eine ausgesprochen kleine Zahl rumäniendeutscher SS-Führer und –Unterführer" gab (S. 245). Das tut er vermutlich auch in Unkenntnis eines Dokuments, das er eigentlich in den von ihm eingesehenen Beständen des Bundesarchivs hätte antreffen müssen, wo am 24. März 1944 die Beförderungsurkunden von 23 rumäniendeutschen SS-Männern erwähnt werden.[15] Auch die insgesamt sieben Kriterien für Führer und Unterführeranwärter vom Februar 1944 (Milata, S.246) sprechen in keiner Weise für, sondern entschieden gegen die vom Verfasser wiederholt geschwungene Diskriminierungskeule, weil das allesamt elitäre Auswahlkriterien darstellen. Milata erzeugt sodann den falschen Eindruck, dass die allgemein auf das volksdeutsche Menschenmaterial" geprägten Bemerkungen negativen und herabwürdigenden Inhalts (schlechte Gesundheit, fehlende Deutschkenntnisse, niedriger Intelligenzquotient) ausschließlich gegen rumäniendeutsche SS-Angehörige gerichtet waren (S.246- 251). Er postuliert diesbezüglich: Für die meisten Rumäniendeutschen war eine herablassende Behandlung aufgrund ihrer Herkunft während der Ausbildung an der Tagesordnung" (S.247). Auch wagt sich Verfasser zu der Annahme einer systematischen Diskriminierung durch Reichsdeutsche" (S.248). Er beruft sich dabei auf W. Tieke, Tragödie um die Treue. Kampf und Untergang des III. (germ.) SS-PzKps." (1971), S.12 sowie auf weitere Autoren, aber verschweigt in diesem Zusammenhang vorsätzlich, dass die anstößige Behandlung von Volksdeutschen in der SS kaum bzw. in keiner Weise in erster Linie gegen Rumäniendeutsche gerichtet war, sondern gegen die zum größten Teil entnationalisierten Freiwilligen" aus Ungarn, Kroatien und der Ukraine (Schwarzmeerregion). Die Rumäniendeutschen, die von allen "Volksdeutschen" die deutsche Sprache bestens beherrschten und mit der deutschen Lebensweise und Gedankenwelt aufs beste vertraut waren, nahmen ihre tatsächlichen Integrations- und auch Karrierechancen in der SS nicht nur wahr, sondern entwickelten auch Eigeninitiative. Sie liefern also gerade das gegenteilige Bild von dem elendigen ab, das Milata durchgängig von ihnen entwirft. Deshalb verwundert es nicht, dass dieser alle gegenteiligen Zeugnisse unterschlägt, so folgende Bemerkung im SS-Blatt Das Schwarze Korps": Nicht jeder Volksdeutsche kann mit seinem Deutschtum so glanzvoll paradieren wie der Siebenbürger mit seinem weit über dem Reichsdurchschnitt liegenden Bildungsstand".[16] Ebenso unberücksichtigt bleiben die Angaben des kommandierenden Generals des III. (germ.) SS-Panzerkorps Felix Steiner,[17] der über die Siebenbürger" schreibt: in langer Generationenfolge in fremdem Volkstum gewachsen, besaßen die siebenbürgischen Freiwilligen jene innere Selbstsicherheit von Menschen, die von jeher auf sich selbst angewiesen waren. Die geistigen Schichten waren von einer inneren Weite, die nur in einem fremden Raum und auf dem Boden einer sicheren, langsam gewachsenen und reifen Kultur gedeihen kann. Sie waren in ihren Herzen kerndeutsch, [...]. So wurden diese Freiwilligen sowohl ein militärisch wertvolles Element - der Siebenbürger Bauer konnte praktisch alles, vom Haareschneiden bis zur Pflege und Instandsetzung eines Kraftfahrzeuges - als auch ein geistig belebender Faktor im Sinne der Herstellung eines gemeinsamen europäischen Kulturbewußtseins und ein glücklicher Ausgleich gegenüber den in die jungen Divisionen des III. Panzerkorps einströmenden niederländischen, dänischen und norwegischen Legionsfreiwilligen."[18] Über die zahlreichen Rekruten aus Siebenbürgen, die das aus dänischen Freiwilligen zusammengesetzte Freikorps Danmark" ergänzten, bemerkt Steiner: Bald aber [...] lernten [die Dänen] die Eigenschaften ihrer jungen volksdeutschen Kameraden schätzen, mit denen sie sich später prächtig verstanden haben".[19] Über die Angehörigen der von Milata missbräuchlich zur drittklassigen SS-Einheit degradierten Division Prinz Eugen" und deren kommandierenden General Phleps heißt es bei Steiner: So atmete auch die Division Prinz Eugen' ganz den Geist der ehemaligen K.u.K.- Grenzlandkämpfer und war bislang der militärische Eckpfeiler der deutschen Streitkräfte in Kroatien und der besondere Schutz der Volksdeutschen gewesen". Dann fügt er zur besseren Charakterisierung der Männer dieser Division die Worte des späteren Chefs des Generalstabs der Heersgruppe Balkan, General Schmidt-Richberg, hinzu: Oft standen Vater und Sohn in derselben Formation. Was diesen Männern an gediegener Friedensausbildung fehlte, ersetzten sie durch Unerschrockenheit und Manneshärte. In der Kenntnis des Wesens und der Kampfweise des Feindes waren sie allen übrigen Deutschen überlegen. Sie waren deshalb bei ihren Gegnern gefürchtet. [...]."[20] Damit wird auch verständlich, warum Milata die Division Prinz Eugen" zu einer fingierten drittklassigen SS-Division herunterspielt: um eben nicht anführen zu müssen, dass die Angehörigen dieser SS-Einheit in den Augen der Wehrmacht- und der SS-Führung die geeigneten Kräfte am geeigneten Einsatzort waren und sich dort auszeichneten, wobei sie sogar allen in Jugoslawien eingesetzten Binnendeutschen im Guerillakrieg weit überlegen waren. Auch missbraucht Milata die im Dezember 1943 in der Südostdeutschen Tageszeitung" erschienene Artikelfolge des Schriftleiters Alfred Hönig über seinen Besuch in SS-Ausbildungslagern dazu, die zum Teil berechtigte Kritik an Hönigs Berichterstattung im Postulat zu überspitzen: Hönigs Artikel hielten sich selbstverständlich an die Vorgaben Kronstadts[21] und hatten mit der Wirklichkeit kaum etwas gemein" (S. 250). Der Verfasser beschließt seinen Kommentar zu Hönig mit der ironischen Bemerkung: Kurz - die Waffen- SS war eine reine Vergnügungstruppe" (S. 251). Es ist indes eine interessante Konstellation, in der zwei unterschiedlich gepolte Propagandawelten hier aufeinaderprallen: die der Volksgruppenführung und die der ehemaligen SS-Angehörigen, deren Feder Milata führt. Beiden Seiten ist das Verfälschen historischer Fakten gemeinsam, und es befremdet, dass sich die Propaganda des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts der früheren Propaganda missbräuchlich bedient, um ihrem eigenen, abstrusen Geschichtsrevisionismus gerecht zu werden. Die wohl schwerwiegendste Geschichtsklitterung Milatas ist die vorsätzliche Umdeutung der 3er-Hierarchie der SS-Divisionen. Diese ausgesprochen technisch-pragmatische, aus rein organisatorisch- verwaltungsmäßigen Beweggründen eingeführte Dreifächerung, die der personellen Entwicklung der SS ab Sommer 1943 Rechnung trug, als zahlreiche deutsche oder artverwandte" Rekruten herangezogen wurden, die keine SS- Tauglichkeit besaßen,[22] hat mit der von Milata postulierten schlechten Ausbildung und Diskriminierung der Angehörigen der Division Prinz Eugen" nicht das geringste zu tun. Auch nicht mit seinem Versuch, zwischen dieser Hierarchie und dem Zusatz Freiwilligen" in der Titulierung von SS- Divisionen einen fingierten Kausalzusammenhang herzustellen. Milata postuliert: "Divisionsbezeichnungen der ersten Klasse begannen mit SS", z. B. SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler". Die Beifügung des Adjektivs Freiwillig" ließ eine Division zweiter Klasse erkennen, z. B. SS-Freiwilligendivision Prinz Eugen''" (S. 252). Die Umdeutung wird so weit getrieben, dass die Division Prinz Eugen" einfach in die dritte Klasse degradiert wird. Die Beiworte germanisch" und volksdeutsch" liefern das Scheinargument: die Divisionen der ersten Klasse sollen nämlich das Beiwort germanisch" geführt haben, während die 7. SS-Division Prinz Eugen" das Beiwort volksdeutsch" trug und damit nach Milatas Willen de facto der dritten" (Klasse) zugeteilt wurde (S. 252). Das ist die reinste Erfindung! Ebenso phantastisch sind die Behauptungen Milatas, die Rumäniendeutschen seien überwiegend zweitrangigen Divisionen zugewiesen" worden (S. 253), und man könne von einer überwiegend mangelhaften rumäniendeutschen SS-Ausbildung" sprechen (S. 254). Das Der Einsatz" betitelte 9. Kapitel krankt zum einen daran, dass von 42 Seiten dem eigentlichen Gegenstand magere 18 Seiten gelten, während der restliche Teil in der Hauptsache von den Verlusten" (S. 273-282) und dem schwammigen Begriff Kampfwert" (S. 282-290) handelt. Der Abschnitt über den Einsatz ist deshalb so mager, weil Milata mit keinem einzigen Wort auf den tatsächlichen Fronteinsatz Bezug nimmt. Er befindet recht selbstgenügsam, dass die Neigung des SS-FHA, Volksdeutsche den KZ- Einheiten zuzuweisen" dringender Erforschung bedarf (S. 263). Das soll aber für weitere wesentliche Aspekte nicht gelten, wie die Beteiligung der Rumäniendeutschen an SS-typischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die erwiesenermaßen nicht nur in KZs, sondern auch im Fronteinsatz mit massiver Intensität stattfanden (wie systematisch betriebene Judenerschießungen", Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung, Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen). Der Verfasser begnügt sich stattdessen mit der mechanischen Auflistung von Einheitsnamen, in denen rumäniendeutsche SS- Freiwillige" dienten (S. 256-259). Auch vermeint er mit der Binsenwahrheit: Die Beteiligung der Wehrmacht und Waffen-SS an Kriegsverbrechen ist unumstritten", mit Anmerkungen zur menschenverachtenden Radikalität des Divisionskommandeurs Phleps und zu einem Fall von Massenmord der Division Prinz Eugen" sowie zur Beteiligung eines jungen Banater Schwaben am Malmedy-Massaker (S. 260f.) den eigentlichen Gegenstand dieses Kapitels, den Fronteinsatz der rumäniendeutschen SS-Freiwilligen abgearbeitet zu haben! Ebenso mechanisch und schematisch, aus bloßer Aufzählung und tabellarischer Auflistung bestehend, erscheint das Unterkapitel Polizeiliche SS-Einheiten: KZ-Wachmannschaften, SD-Einsatzgruppen" (S. 261- 273). Allerdings ist es Milata anzurechnen, dass er die von Elzbieta Kobierska-Motas im Jahr 1992 veröffentlichten Daten über die in Polen vors Gericht gestellten und verurteilten KZ-Mannschaftsangehörigen zumindest tabellarisch erfasst (Tafeln 13, 14, 15, 16, S. 265-267). Einen Hinweis, dass Rezensent diesen Informationskomplex auf seiner Webseite Rumäniendeutsche als NS-Kriegsverbrecher vor polnischen Gerichten"[23] bereits im Jahre 2002 öffentlich machte, sucht man indes vergebens. Milatas auch tabellarisch niedergelegte Meinung (S. 262, Tafel 12), dass den KZ- Wachmannschaften insbesondere ältere, d.h. frontuntaugliche Männer zugeführt wurden" (S. 261), ist dahingehend zu ergänzen bzw. zu emendieren, dass nicht nur das Alter der SS-Angehörigen, sondern auch deren Körpergröße eine Rolle bei der KZ-Dienstzuweisung spielte. Auch berücksichtigt Milata die Erkenntnisse der bundesdeutschen KZ-Forschung nicht, obwohl er beispielsweise das Buch von Karin Orth Die Konzentrationslager-SS. Strukturelle Analyse und biographische Studien" (2000) in die biografische Liste aufgenommen hat, aber sich darauf kein einziges Mal bezieht. So wäre zu erwarten gewesen, dass Milata darauf aufmerksam macht, dass Zwischen den militärischen Verbänden der Waffen-SS und den SS-Wachmannschaften der Lager [...] ein ständiger Austausch" stattfand,[24] und dass das bei der Ermordung der westpolnischen Juden im Vernichtungslager Kulmhof eingesetzte Personal im April 1943 seinen Mordauftrag ausgeführt hatte" und geschlossen zur SS-Division Prinz Eugen' nach Jugoslawien versetzt" wurde.[25] Doch weil solche Tatsachen dem von Milata gestrickten Mythos einer drittklassigen Division Prinz Eugen" (S. 239, 252), mit mangelhafter Ausbildung und armseligen Quartieren (S. 241-244) widersprechen, werden sie einfach totgeschwiegen. Auch über die Präsenz von Rumäniendeutschen in Polizeieinheiten und Einsatzgruppen referiert Verfasser recht lapidar (S. 269-271), wie auch über die in KZs begangenen Verbrechen (S. 272). Über die Frage der Verluste breitet er sich hingegen weitschweifig aus und versieht dieses Unterkapitel mit üppigem Tabellenmaterial (S.273-280), um nach so großem Aufwand feststellen zu müssen, dass die Todesrate der Rumäniendeutschen nur geringfügig niedriger als die Gesamtgefallenenrate der Waffen-SS" ist (S. 278). Schon der Begriff Kampfwert" im Titel des gleichnamigen Unterkapitels (S. 282-290) ist ungewöhnlich, weil es sich um eine nicht messbare und recht schwammige Größe handelt. Milata setzt hier sein Programm der Verniedlichung und Verharmlosung unvermindert fort, indem er sich in eine Kette von Pauschalurteilen bzw. von Postulaten flüchtet: Historiker beurteilen den Kampfwert der volksdeutschen SS-Formationen durchgehend negativ" (S. 282); für Rumäniendeutsche könne in der Waffen-SS keineswegs von Aufstiegsmöglichkeiten' gesprochen werden" (S. 282); auf die fingierte Drei-Klassen-Gesellschaft der SS-Divisionen" sei es zurückzuführen, dass Die Wahrscheinlichkeit einer überdurchschnittlichen Auszeichnung von Rumäniendeutschen [...] daher als gering" erscheint, weil die wenigsten [...] zum SS-Führerkorps oder zu einer der vier genannten Divisionen" [Das Reich, Leibstandarte, Totenkopf, Wiking] gehört haben sollen (S. 285). Der niedrige Rang, die überwiegende Zugehörigkeit zu zweitklassigen Divisionen, die Enttäuschung über die ausgebliebene A(ngehörigen) U(nterstützung) sowie das bisherige Urteil der SS-Bürokratie und der Nachkriegshistoriker sprechen gegen einen hohen Kampfwert" (S. 286). Dass diese Pauschalurteile unglaubwürdig bzw. falsch sind, weil nicht solide dokumentiert, hat Rezensent bereits nachgewiesen. Es sei nur an die Einschätzung des Kommandeurs des III. (germ.) SS-PzKps Steiner erinnert, der die Siebenbürger" hoch schätzte. Steiners Aussagen widerlegen gleichzeitig Milatas Behauptung, in den vier SS-Spitzeneinheiten sei die Zahl der Rumäniendeutschen gering gewesen. Auch stemmt sich der Verfasser verzweifelt gegen die rein rumäniendeutsche 1. Kompanie des 1. Regiments der Leibstandarte: Die Ursprünge, Entwicklung, sogar Existenz dieser 1. Kompanie sind unklar und im Kontext der Bewertung des rumäniendeutschen Kampfwertes irrelevant" (S. 286f.). Statt sich in diesem Punkt der Südostdeutschen Tageszeitung" zu bedienen, wie er es in anderen, weniger zentralen Kapiteln ausgiebig tut (So S. 93-95 bezüglich der Rolle der D(eutschen) J(ugend) bei der SS-Rekrutierung; oder in den Unterkapiteln Die Durchführung der Musterung" (S. 167-172); Pro Waffen-SS: Antibolschewismus" (S. 180-185); Pro Waffen-SS: Ideologie und alltagskulturelle Faktoren" (S. 187-192); Der Abtransport (S. 225-230); Diskriminierung und DViR-Vertuschung (S. 249-251)), zieht es Milata vor, sich auf Manfred Dörr, Die Träger der Nahkampfspange in Gold. Heer, Luftwaffe, Waffen-SS 1943-1945", auf die Dokumentation der Vertreibung", hg. von Th. Schieder und auf die kaum aussagekräftige Hausarbeit von H.-W. Schuster, Die Rumäniendeutschen in der Waffen-SS" zu berufen. Der Verfasser ist auch so verwegen, das Argument vorzuschieben, dass die Forschung zum Kriegseinsatz der Rumäniendeutschen, insbesondere die Frage der Identifizierung der SS-Einheiten der Rumäniendeutschen noch nicht fortgeschritten" ist (S. 286). Es ist gerade diese Kernfrage, deren Beantwortung man von einem Buch, wie das von Milata vorgelegte, erwarten würde, das die Formulierung Rumäniendeutsche in der Waffen-SS" bezeichnenderweise nicht als Haupttitel, sondern nur als Untertitel führt. Sein Verfasser ignoriert nicht nur die im Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg im Breisgau aufbewahrten aufschlussreichen Unterlagen, sondern auch die einschlägigen Angaben der Südostdeutschen Tageszeitung" (SODTZ). Letztere bietet ein komplexes Bild, womit das Falschspiel Milatas restlos entlarvt wird. Am 6. November 1943 gibt die SODTZ an: Aus Siebenbürgen kamen sie [die volksdeutschen Freiwilligen], aus dem Banat und aus der Batschka. Die SS- Kavalleriedivision[26] und die SS-Gebirgsdivision Prinz Eugen' bestehen vorwiegend aus volksdeutschen Freiwilligen" (S. 6). Im Ausbildungslager der SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler" wurden Söhne deutscher Bauern, Bürger und Arbeiter aus allen Teilen des deutschen Siedlungsgebietes in Rumänien" zu Soldaten der Auslesetruppe politischen Soldatentums erzogen". Sie werden eines Tages, an der Seite ihrer Kameraden aus allen Teilen des Reiches und aus den germanischen Ländern, an der Front beweisen, daß ihre Einsatzbereitschaft der stolzen Tradition der Leibstandarte würdig ist."[27] Der Begleittext der Fotoserie Unsere Männer bei der Leibstandarte" lautet: Die 1. Kompanie der Leibstandarte Adolf Hitler ist unsere' Kompanie, denn sie setzt sich ausschließlich aus Freiwilligen unserer Volksgruppe zusammen".[28] Über den Polizeieinsatz der Rumäniendeutschen informiert die SODTZ am 9. Mai 1943 auf Seite 10, dass dem Kommandeur der Division Prinz Eugen", SS- Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Phleps rund 1000 Mann zur Verfügung gestellt wurden, die für die Banater Polizei bestimmt und bereits durch die deutsche Polizeiausbildung gegangen waren. Solche und ähnliche Belege bleibt Milata sträflicherweise schuldig! Aus der SODTZ lässt sich auch auf folgende SS-Einheiten schließen, in denen Rumäniendeutsche Dienst taten: SS-Regiment Der Führer", SS-Division Wiking", SS-Rgt. Deutschland", Sonderverband Brandenburg"; SA Rgt. Feldhernhalle", SS- Standarte Westland", 5. Totenkopfstandarte (beim KZ Oranienburg), SS- Pionierrgt. Prag, 2. SS-Infanteriergt., 3. SS-Infanteriergt., 7. SS- Infanteriergt., 10. SS-Infanteriergt., Ersatzbataillon 1 Warschau, SS- Ersatzbataillon Breslau, Ergänzungsbataillon XVII der Waffen-SS Donau, 6. SS-Grenadier-Rgt., SS-Panzerjägerabteilg. Rastenburg (beim Führerhauptquartier), SS-Kavalleriedivision, Division Nordland", Division Nederland", 18. SS-Panzergrenadier-Division Horst Wessel", SS- Polizeidivision. Die SODTZ liefert auch Angaben über Rumäniendeutsche, die bei der O(rganisation) T(odt) beschäftigt waren.[29] Ebenfalls aus der SODTZ können aufschlussreiche Daten über den sogenannten Kampfwert" der Rumäniendeutschen entnommen werden, der entgegen der von Milata versuchten Beweisführung nicht so gering gewesen sein kann, wenn Rezensent für den Zeitabschnitt 20. Juni - 7. Oktober 1943 allein 23 Verleihungen des Eisernen Kreuzes II. Klasse, 4 Verleihungen des EK I. Klasse und zwei Ritterkreuzverleihungen identifizieren konnte. Dass die Division Prinz Eugen" nicht aus drittklassigen Teufeln zusammengesetzt war, wie das Milata forciert, belegt die Beförderung ihres Kommandeurs, Artur Phleps, zum SS-Obergruppenführer am 22. Juni 1943 durch Hitler und seine Auszeichnung mit dem Ritterkreuz.[30] Stellvertretend für verbrecherische Handlungen, welche parallel zu operativen Kampfeinsätzen erfolgten, seien die von Milatas Gewährsmann Emil Henning erwähnten Totenkopfstandarten angesprochen, die später in Infanterieregimenter umgewandelt wurden.[31] Die von Henning erwähnten Infanterieregimenter 8 und 10, denen die 650 SS-Tauglichen aus der sogenannten 1000-Mann-Aktion" nach der Ausbildung zugewiesen wurden, gehörten als ursprüngliche Totenkopfstandarten zu den SS-Einheiten, die als zusätzliche Polizeitruppen aufgestellt wurden.[32] Ab 1941 zählten diese Einheiten zur besonderen Kerntruppe Himmlers, die Kommandostab Reichsführer-SS" genannt wurde.[33] Henning liefert irreführende Angaben über die beiden SS-Infanterieregimenter: sie gehörten keinesfalls dem Stab des Befehlshabers Südost der Waffen-SS" an,[34] sondern dem Stab Himmlers, und es war nicht der Befehlshaber Südost", sondern der Befehlshaber Ost der Waffen-SS", der seit dem 25. November 1940 für eine professionelle Leitung des Aufbaus der SS-Truppen im Generalgouvernement (Hauptstadt Krakau) zuständig war.[35] Die 10. SS-Totenkopfstandarte mit anfangs zwei Bataillonen war in Weimar-Buchenwald entstanden und bezog in einer Gliederung von drei Bataillonen im Mai/Juni 1940 Station in Krakau.[36] Damit ist die Beziehung zur Welt der NS-Konzentrationslager eindeutig. In Krakau löste die 10. SS-Totenkopfstandarte die 8. SS-Totenkopfstandarte ab, die sich auf die Judenverfolgung spezialisiert hatte, nachdem die Krakauer Juden Schulungsobjekte der jungen Rekruten dieser Einheit gewesen waren.[37] Die KZ-Vergangenheit der 10. Totenkopfstandarte kam ihr in Krakau dahingehend zugute, dass ihre Freiwilligen bis ins Frühjahr 1941 regelmäßig an Aktionen im Getto der Stadt teilnahmen.[38] Wenn Henning sich nun beklagt, dass seine Truppe keine Verwendung" in Krakau gefunden habe, weil in Krakau die in Prag erfolgte Grundausbildung nochmals bis Januar 1941 wiederholt wurde,[39] so scheint er damit eigentlich die Schulung für Judenverfolgungen zu meinen. Auch die Behauptung von Henning, die aus der Zusammenführung des 8. und 10. SS-Infanterieregiments entstandene 1. (motorisierte) SS-Brigade[40] sei ausschließlich an der Ostfront eingesetzt worden", stimmt nur bedingt. Sie operierte zusammen mit der aus dem 4. und 14. SS-Infanterieregiment gebildeten 2. (motor.) SS-Infanteriebrigade ergiebig im hinteren Frontabschnitt. Am 22. Juli 1941 erhielt die 1. SS-Brigade den Marschbefehl nach Lemberg.[41] Sie operierte zunächst in der westlichen Ukraine (dem früheren Wolhynien), wo ihre Angehörigen massive Judenerschießungen vornahmen.[42] Von Ende Juli bis Mitte August 1941[43] hatte diese SS- Einheit etwa 7000 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet. Und weil im Vergleich zu den Entjudungsmaßnahmen" des 1. und 2. SS- Kavallerieregiments, die jeweils 11.000 bzw. 14.000 Juden das Leben gekostet hatten, die Ergebnisse der SS-Brigade dürftig" waren, äußerte Himmler am 11. August 1941 seine Unzufriedenheit telegrafisch und ermahnte den für das Einsatzgebiet der 1. SS-Brigade zuständigen Höheren SS- und Polizeiführer Jekeln für umfassendere Massenmorde zu sorgen.[44] Cüppers erläutert, dass dieser Einsatz der Verbände des Kommandostabes den eigentlichen Auftakt zur Shoah in der Sowjetunion" markiert.[45] Dieses Handwerk der Judenvernichtung, das der sogenannten Bandenbekämpfung" und der Vernichtung von Kriegsgefangenen, führten die Einheiten des Kommandostabs Reichsführer-SS ungebrochen bis Ende 1943 fort. Und schließlich ist auch die von Henning vorgenommene Verwechslung der 1. SS- Infanteriebrigade mit dem sogenannten Begleitbataillon Reichsführer-SS" zu erwähnen, das am 25. April 1941 in Oranienburg gegründet wurde.[46] Mit dem Henning"-Beispiel wird die Tendenz des Milata-Buches augenscheinlich, den von Zeitzeugen gelieferten Informationen uneingeschränkt Glauben zu schenken, obwohl diese eigentlich mit höchster Sorgfalt Verwendung finden sollten. Die sich daraus ergebende Verzerrung und Verfälschung historischer Tatbestände entspricht bis ins Detail der Politik von Tätern, zu leugnen, zu täuschen, absurde Begründungen zu liefern und sich auch als Opfer darzustellen.[47] Weil Milata diesen Entschuldungs- und Verdrängungsdiskurs nicht nur vermittelt, sondern ihn auch selbst praktiziert, hinterläst seine Schrift das Bild eines gigantischen Täuschungsmanövers, in dem die zahlreichen Archivbelege einfach untergehen. Abschließend sei auf einige falsche Anmerkungsinhalte und auf sonstige Auslassungen hingewiesen. Von Twardowski war kein Minister, - so Anm. 13, S. 51 und Anm. 159, S. 44, sondern Gesandter; Anmerkung 38, S. 261 beruft sich auf Gellately, wo im Text die Historikerin Steinbacher zitiert wird; Rührig war nicht Volksgruppenleiter Banat" (so Anm.182, S. 292), sondern Stabsführer der NS-Volksgruppenführung. Der bibliografische Anhang genügt wissenschaftlichen Ansprüchen nicht, weil Primär- und Sekundärliteratur nicht getrennt, sondern sämtlich als Veröffentlichtes Quellenmaterial" aufgelistet werden. Zudem fehlen viele Titel, die im Anmerkungsapparat auftauchen, wie Belsen 1983, Gheorghe, Schödl 1995, Sybille Steinbacher, Valentin. Die Liste der Sekundärliteratur enthält viele Titel, auf die Milata kein einziges Mal Bezug nimmt, so Steiner 1958, manche Titel sind unvollständig (Glondys 1997: Tagebuch; Orth 2000, Konzentrationslager) und grundlegende Werke bleiben unerwähnt, wie Hans Wolfram Hockl, Deutscher als die Deutschen. Dokumentarische Studie über NS-Engagement und Widerstand rumäniendeutscher Volkspolitiker", 1987. Auch der Abkürzungsapparat der Archivquellen ist unvollständig. Es fehlen SODT, ICS, SI, NMT, WAST. An all diesen Mängeln kann auch der Quellenlage und –verzeichnis" betitelte Begleittext (S. 307-311) nichts ändern, zumal er eine ausschließlich rechtfertigende Funktion für die Verwendung oder Nichtverwendung von Quellen hat. Damit dürfte auch von dieser Seite deutlich werden, dass Milatas Schrift Begleittexte solchen Inhalts nicht benötigt hätte, wenn sie ein gediegenes, wissenschaftlich einwandfreies Werk wäre. Auch die beiden Tafeln 23 Rekrutierung 1943: chronologische Übersicht der bekannten Musterungen", und Tafel 24, SS-Rekrutierung 1943: chronologische Übersicht der belegten Transporte" (S. 301-305) sind unvollständig. So fehlen wenigstens 9 Musterungstermine aus dem Monat Juli 1943 und 13 Transporttermine. Auch entbehrt es der wissenschaftlichen Fairness, dass Milata es unterlässt, darauf hinzuweisen, dass Böhm bereits im Jahr 2003 27 Freiwilligentransporte" in einer tabellarischen Aufstellung nachgewiesen hatte.[48] Milata liefert mit diesem Text also keinesfalls die gediegene wissenschaftliche Studie, die er in der Einleitung" vollmundig bekundet, sondern eine Schrift, die ein Musterbeispiel dafür ist, wie ein hochbrisantes und interessantes Kapitel rumäniendeutscher Geschichte unter der Last außerwissenschaftlicher Interessen zu einer Kette von Verfälschungen und Erfindungen verkommen kann. Das Buch ist ein trister Höhepunkt der mit geschichtsrevisionistischen Mitteln betriebenen Verharmlosung und Vertuschung der Beteiligung von Rumäniendeutschen am NS- Vernichtungskrieg. ----------------------- [1] Verfasser unterschlägt die von Johann Böhm bereits 2003 in Die Gleichschaltung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und das 'Dritte Reich' 1941-1944, Frankfurt a.M. etc. niedergelegten Forschungsergebnisse. [2] Mit DViR. meint Milata ausschließlich die Volksgruppenführung. [3] Ein solcher Abschnitt hätte in den Eingangsteil der Schrift gehört, wurde aber hier platziert, um die eigentliche Absicht des Verfassers zu kaschieren, sich für die indiskutable Verwendungsweise der Quellen zu rechtfertigen. [4] Das Nationalsozialistische Deutschland und die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1936-1944", Europäische Hochschul-schriften, Frankfurt am Main, Bern, New York, Peter Lang 1985 [5] In der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik (HJS), 1. Heft 2003, S.65-70. [6] Gleichzeitig bietet diese Perspektive die Möglichkeit der Abkoppelung der Mitgliedschaft des einzelnen SS-Mannes von einer vom Nürnberger Internationalen Gerichtshof als kriminell eingestuften Organisation wie die SS, indem die Mitgliedschaft ausschließlich auf die Entscheidung des Einzelnen relativiert wird. [7] Himmler, Die Schutzstaffel als antibolschewistische Kampforganisation, bei Hans Buchheim u. Martin Broszat, Die Anatomie des SS-Staates, 1994, S.284. [8] Ebenda. [9] Zuletzt in Martin Cüppers, Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945, Darmstadt 2005, S.101-107, 115-124. [10] Cüppers (wie Anm. 9), S.103. [11] Buchheim u. Broszat, S.311. [12] Cüppers (wie Anm.9), S.84. [13] Cüppers, S.85; ähnlich auch S.84. [14] Zur nazifizierten Schule der Deutschen Volksgruppe in Rumänien" vgl. Johann Böhm, Wie "braun" war das Schulwesen der deutschen Minderheit in Rumänien von 1940 bis zum 23. August 1944, in: HJS 14.Jg., 2002, Heft 1, S.39-55; Heft 2, S.43-53. [15] Inzwischen veröffentlicht in der vom Rezensenten herausgebrachten Dokumentensammlung Akten um die "Deutsche Volksgruppe in Rumänien" 1937- 1945. Eine Auswahl, Frankfurt am Main etc. 2005, Nr.356, S.528. [16] Jetzt aber Schluß damit, aus Das Schwarze Korps", in: Südostdeutsche Tageszeitung (SODTZ) vom 20. Oktober 1943, S.4. [17] Zudem gibt Milata das Buch Steiners Die Freiwilligen. Idee und Opfergang in der Literaturliste an, zieht es aber kein einziges Mal heran. [18] Steiner (wie Anm.17), S.82. [19] Ders., S.214. [20] Steiner, S.219. [21] Rumänisch Bra_ov, Sitz ders Die Freiwilligen. Idee und Opfergang in der Literaturliste an, zieht es aber kein einziges Mal heran. [22] Steiner (wie Anm.17), S.82. [23] Ders., S.214. [24] Steiner, S.219. [25] Rumänisch Braşov, Sitz der Volksgruppenführung. [26] Zu diesem Kriterium, das im Namenszusatz "Freiwilligen-" seinen Niederschlag fand, vgl. Rolf Michaelis, Die Panzergrenadier-Divisionen der Waffen-SS, Berlin 1998, Anm. 20, S.210. [27] http://www.geocities.ws/rausschmiss/Blaetter.html [28] Cüppers (wie Anm.9), S.90. [29] Cüppers (wie Anm.9), S. 90. [30] Ausführlich behandelt bei Cüppers. [31] SODTZ, 12. Februar 1944, S.6. [32] SODTZ 24. Februar 1944, S.12. [33] SODTZ 17. Februar, 25. April 1942. [34] SODTZ 23. Juni 1943; 15. August 1944. [35] Seit Februar 1941; vgl. Cüppers (wie Anm. 9), S.27. [36] Cüppers, S.26. [37] Ders., S.28. [38] Milata, S.74. [39] Cüppers, S.31. [40] Cüppers (wei Anm. 9), S.31,46. [41] Ders., S.74. [42] Ders., S.46. [43] Milata, S.74. [44] Die Zusammenführung erfolgte am 24. April 1941, vgl. Cüppers, S.74. [45] Cüppers, S.135. [46] Ders, S.165-175. [47] Ders, S.174. [48] Ders., S.175. [49] Ders., S.176. [50] Ders., S.72. [51] Cüppers (wei Anm. 9), S.331. [52] Böhm (wie Anm. 1), S. 458-462.