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Rezension: Herr Und Knecht. Anerkennung Und Symbolische Macht Im Anschluss An Hegel (hannes Kuch)

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407 Rezensionen lichen Intervention. Umverteilung als solche sollte noch nicht einmal das Ziel sein, denn hier würde wieder umfassende Gleichheit als Ziel und als Selbstzweck angestrebt. Der Grund ist vielmehr folgender: Jeder Bürger hat ein wohlbegründetes Interesse am Staat, da dieser ihm Grundrechte (und möglicherweise auch Anspruchsrechte) gewährt. Damit regt Hoerster sicherlich zu weiteren und vertiefenden Diskussionen, vielleicht sogar zu einer Neubewertung der Ziele und Aufgaben eines 1 2 3 4 5 6 „gerechten Staates“ an. Insofern ist das Buch nicht nur für Fachphilosophen von Interesse, sondern auch für angrenzende Disziplinen überaus lesenswert. Kevin M. Dear K. M. D., Universität Paderborn, Institut für Humanwissenschaften: Philosophie, Warburger Str. 100, 33098 Paderborn, Email: [email protected] Vgl. hierzu: N. Hoerster, Ethik und Interesse, Stuttgart 2003. Für eine konzise Übersicht siehe A. Krebs, Gleichheit oder Gerechtigkeit. Texte der neuen Egalitarismuskritik, Frankfurt/M. 2000, insb. die „Einleitung“, S. 7–37. Konkret diskutiert etwa Kirsten Meyer die Problematik der Begabtenförderung vor dem Hintergrund gerechtigkeitstheoretischer Überlegungen in: K. Meyer, Bildung, Berlin/Boston 2011, insb. Kap. 6: „Bildung und Gerechtigkeit“, S. 155–171. Vgl. K. S. Cortina et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, 2. Aufl., Reinbek 2005, Kap. 11, S. 487–524. J. Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt/M. 1979, § 17, S. 121. Diesen Umstand konstatiert auch Heiner Michel in: H. Michel, Warum Gleichheit? Eine Kritik des liberalen Egalitarismus, Frankfurt/M. 2011, S. 207. HANNES KUCH. Herr und Knecht. Anerkennung und symbolische Macht im Anschluss an Hegel. Frankfurt/Main: Campus, 2013 Warum fügen sich Menschen in ihre eigene Unterdrückung? Eine prominente Denkfigur der Philosophiegeschichte, die diese Frage verbildlicht, ist Hegels Herr und Knecht. Hannes Kuch nimmt die Figur als „Ausgangsszenario für ein Verständnis der symbolischen Macht“ (Kuch 2013, S. 112). In doppeltem Forschungsbestreben eröffnet er eine innovative Perspektive auf Hegels Theorie und entwirft ein anerkennungstheoretisch angelegtes Machtkonzept. Zunächst betrachtet Kuch Anerkennungstheorien, um seinen eigenen Ansatz zu situieren. Im Feld der Anerkennungstheorien lassen sich eine negative und eine positive Traditionslinie ausmachen. Die positive Linie wird namenhaft von Fichte, Hegel, Taylor und Honneth vertreten, die negative von Rousseau, Sartre, Althusser und Butler (Kuch 2013, S. 25). Hingegen soll das Modell der symbolischen Macht diese Theorieteilung überschreiten und positive wie negative Machtaspekte beinhalten, obwohl, so betont der Autor, er sich verstärkt mit negativen Anerkennungsformen befasse, da seine Zielsetzung sei, „Phäno- mene der entzogenen Anerkennung (…) als besondere Elemente von Machtverhältnissen zu untersuchen.“ (Kuch 2013, S. 10) Vor dem Hintergrund, wie Anerkennungsverhältnisse überhaupt zu verstehen sind, interessiert sich Kuch für Situationen, in denen dem Subjekt diese Anerkennung wiederum entzogen und es damit in seiner Sozialität gefährdet wird. Die Kernthese, auf der seine Studie aufbaut, besagt, dass „Machtverhältnisse als Ordnungen asymmetrischer Anerkennung und umgekehrt asymmetrische Anerkennungsverhältnisse als Macht“ zu denken sind (Kuch 2013, S. 14). Dieser Programmatik folgend rekonstruiert der Autor die Hegel’sche Denkfigur und liefert im Zuge dessen eine konzeptuelle Analyse des Anerkennungsbegriffs. Zentral ist dabei die Prämisse, dass das Subjekt stets als intersubjektiv verfangen gedacht werden muss: „Das Subjekt ist nicht selbstgenügsamer Ausgangspunkt und freischwebender Vollzugsort von Freiheit, vielmehr (…) erlangt das Subjekt Freiheit nur in der Abhängigkeit von Anderen.“ (Kuch 2013, S. 25) Die Möglichkeitsbedingung von Anerkennung ist also die grundlegende ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 100/3 (2014) © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 408 Abhängigkeit vom Anderen. Im Versuch, diese Abhängigkeit zu überwinden, entsteht allerdings keine Autonomie, vielmehr zeigt dieses Bestreben, wie dringlich die Anerkennung und besonders die überlegene Anerkennung begehrt wird: „Weil es aufgrund seines Begehren nach Anerkennung vom Anderen abhängig ist, versucht das Selbstbewusstsein den Anderen zu unterwerfen, um diesen von ihm abhängig zu machen. Der Versuch, den Anderen zu unterwerfen, manifestiert also die Bindung an ihn.“ (Kuch 2013, S. 54). Kurzum, symbolische Machtverhältnisse basieren auf der Begierde nach Anerkennung, die wiederum von der intersubjektiven Abhängigkeit von- und zueinander zeugt. Im Laufe seiner Hegel-Lektüre spezifiziert Kuch den Anerkennungsbegriff und unterscheidet zwischen drei Formen: der epistemologischen, der praktischen und der wertenden Anerkennung.1 Das Augenmerk des Autors ist auf die taxiologische Ebene gerichtet, auf wertende Anerkennungspraktiken des Abschätzens und Wertschätzens. Hier erschließt sich eine besondere Machtform, die Kuch als symbolische Macht bestimmt. Um diese Machtform zu konturieren, umreißt Kuch ein Panoptikon der Machttheorien. Hierbei skizziert er gängige Machtmodelle und arbeitet heraus, dass diese, trotz vielfältiger und vielschichtiger Konzipierungen, kernthematisch behandeln, wie Handlungsfähigkeit ermöglicht und vor allem beschränkt wird, u. a. bei Aristoteles, Hobbes und Weber. In dieser Beobachtung grenzt sich Kuch selbst von solchen handlungstheoretischen Machtmodellen ab und eröffnet eine neue Denkperspektive auf Machtverhältnisse, die sich in den Begriffen der Anerkennung und Missachtung ausgestaltet (Kuch 2013, S. 7). Damit strebt er an, mit seiner Studie die bestehenden Machttheorien in symbolischer Dimension zu erweitern, und beleuchtet daher machtheoretische Momente, in denen die Symbolkraft zutage tritt. Durch geschickt gewählte Differenzierungen beschreibt er positive und negative Machttheorien in operativer, ontologischer und normativer Dimension (Kuch 2013, S. 86–101). In diesem systematisierenden Überblick vermag er, ein allumfassendes Bild zu entwerfen, wie Machtdenken historisch geprägt wurde. Dabei reicht seine Spannweite von vormodernen Denkern wie Spinoza bis zu postmodernen Machttheoretikern wie Foucault. Im Anschluss daran stellt er symbolische Machttheorien vor, wobei Literatur er zwischen zwei Analyseebenen unterscheidet. Auf der ersten eng gefassten Ebene wird gefragt, wie Macht durch Symbole erzeugt und aufrechterhalten wird, auf der zweiten weit gefassten Ebene wird der Frage nachgegangen, ob Macht per se symbolisch strukturiert ist (Kuch 2013, S. 101–106). Um sich seinem eigenen Entwurf der symbolischen Macht anzunähern, erläutert er wesentliche Aspekte der Anerkennung, wobei er auf seine Unterscheidung des praktischen, des epistemischen und des wertenden Anerkennens zurückgreift und wichtige machttheoretische Referenzpunkte benennt (Kuch 2013, S. 106–109). Das praktische Anerkennen wird in Bourdieus Konzept der symbolischen Herrschaft dargelegt, das epistemischen Anerkennen wird in Foucaults Studien über den Nexus von Wissen und Macht behandelt und die wertende Anerkennung wird in Althussers Subjekt- bzw. Ideologietheorie dargelegt. Vor diesem Diskurshorizont entwickelt Kuch nun sein eigenes Modell. Wesentliche Referenzquellen bieten hierbei die Theorien von Judith Butler und Pierre Bourdieu. Bereits in der Lektüre Hegels verdeutlicht Kuch, dass Anerkennung und Subjektivität untrennbar miteinander verbunden sind. Nur wer als Subjekt anerkannt wird, kann am Sozialen voll partizipieren. Da Ankerkennungspraktiken jedoch nicht gleichförmig verlaufen, konstituieren sich unterschiedliche Subjektpositionen, folglich entstehen Machtrelationen. Diese Doppeloperation der symbolischen Macht, die Subjektivierung und die Hierarchisierung, fasst Kuch in der Unterscheidung einer befähigenden Macht-zu und einer hierarchisierenden Macht-über: „Symbolische Macht hat eine Macht-zu-Bedingung und eine Macht-überBedingung: Symbolische Macht setzt erstens die Fähigkeit voraus, in einem sozialen Verhältnis Anerkennung zu erlangen. (…) Das Vermögen, anerkannt zu werden ist deshalb so bedeutsam, weil es eine Abhängigkeit vom Anderen impliziert. (…) Die symbolische Macht umfasst zweitens eine Macht-über-Bedingung: (…) Die Macht-über-Andere bezieht sich hier nicht auf eine überlegene Handlungsfähigkeit, sondern auf die superiore Anerkennung.“ (Kuch 2013, S. 116) Um sich als menschliches Wesen im sozialen Raum zu positionieren, ist das Subjekt grundlegend von der Anerkennung Anderer abhängig. Diese konstitutive Abhängigkeit erzeugt das Subjekt, macht es ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 100/3 (2014) © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 409 Rezensionen zugleich aber auch verletzbar. Diese symbolische Verletzbarkeit ist konstitutiv für Subjektivität. Indem sich Anerkennungsverhältnisse asymmetrisch gestalten, werden symbolische Machtbeziehungen erzeugt. Um diese Dynamiken zu erörtern, beschreibt Kuch Sozialität als sozialen Raum, ein zentrales Konzept, das er von Bourdieu aufnimmt und ausarbeitet. Symbolische Macht zielt nicht darauf, Handlungen zu unterdrücken oder einzuschränken, sie „dreht sich also nicht so sehr um die Frage der Handlungsmöglichkeiten, sondern um Identitätsansprüche und Selbstverhältnisse.“ (Kuch 2013, S. 115). Zur Unterscheidung der Machttypen, die symbolische Machtform und die handlungsbezogene Machtform, führt Kuch den Begriff der materialen Macht ein: „Die materiale Macht ist, als Gegenbegriff zur symbolischen Macht, ein allgemeines Konzept, welches sich auf das bezieht, was für viele klassische Machtanalysen schlicht den Kern des Machtbegriffs darstellt: die Frage der Handlungsmacht von Akteuren im Verhältnis zu anderen.“ (Kuch 2013, S. 117) Nachdem er das theoretische Kernkonzept dargelegt hat, macht sich der Autor daran, es anhand von paradigmatischen Operationsweisen auszubuchstabieren. Im Schulterschluss mit Butler wendet er sich Phänomenen sprachlicher Gewalt zu, denn diese ist nicht nur ein Anwendungsbereich symbolischer Macht, sie wirkt paradigmatisch für symbolische Macht. Dieser Themenkomplex ist das Forschungsfeld, aus dem heraus der Autor seine Überlegungen entfaltet, dementsprechend wird hier eine sorgfältig durchdachte Perspektive deutlich, wie Sprache verletzen kann. Bereits der Eigenname verweist auf die symbolische Verletzbarkeit des Subjekts durch Sprache: „Die sprachliche Adressierung ist deshalb so wichtig (…), weil Subjekte erst durch diese symbolische Praxis einen ontologischen Platz im Sozialen erhalten.“ (Kuch 2013, S. 133) Eine Beleidung kann insofern als symbolische Verletzung wirken, da sie „auf einer Logik der sozialen Ortsverschiebung“ gründet (Kuch 2013, S. 134). „Der Sprechakt der Beleidigung entfaltet seine Wirkkraft, sofern er der adressierten Person einen untergeordneten Platz zuweist, und sie mit einem mehr oder weniger expliziten Werturteil (…) belegt.“ (Kuch 2913, S. 134 f.) Dies kann soweit gehen, dass die Ausgrenzung und Missachtung zum sozialen Tod des Subjekts führt (vgl. Kuch 2013, S. 255–268). Im Feld der sprachlichen Gewalt lassen sich nicht nur singuläre Sprechakte der Herabsetzung anführen, Sprachgewalt wirkt auch in struktureller bzw. sozial strukturierender Dimension. Sprachliche Kategorisierungen wie normal/anders, männlich/weiblich, schwarz/ weiß, heterosexuell/homosexuell sind keine neutralen Dichotomisierungen, sie wirken hierarchisierend und erschaffen asymmetrische Anerkennungsverhältnisse, da die Komponenten des Gegensatzpaars Wertigkeiten implizieren, die entweder ab- oder aufwerten. Sprachliche Kategorisierungen bilden die Matrix für singuläre Anerkennungsakte. So formuliert Kuch: „Das kategoriale Gitter, das durch soziale Benennungen strukturiert ist, macht den Rahmen der Anerkennbarkeit aus. So stellt das sprachliche Netz an Kategorien den normativen Hintergrund dar, der die Zuteilung und Verweigerung von Anerkennung reguliert.“ (Kuch 2013, S. 149) Wie bereits in der Ausführung zum Eigennamen deutlich wird, die überhaupt erst die Sozialität des Subjekts ermöglicht, wirkt symbolische Macht performativ. Diese performative Wirkkraft ist nicht nur in sprachliche Anredepraktiken festzustellen, sondern entfaltet sich auch in anderen Registern. Daher beschränkt sich Kuch nicht auf sprachliche Machtoperationen. In einer Lektüre Sartres befasst er sich mit Blickregimen. Sich im Blick der Anderen wiederzufinden, bezeugt die grundlegende Abhängigkeit von deren Anerkennung. Insofern sind Akte des Sehen und Gesehen-Werden Akte symbolischer Macht, die eng mit dem Gefühl der Scham verbunden sind. Während das Beobachten des Anderen eine Form kontrollierender Distanz erzeugt, wird im Moment des Beobachtet-Werden diese Distanz unfreiwillig unterbrochen.2 Nicht nur der Blick ist eine symbolische Machtform, die im visuellen Register operiert, auch die Geste ist paradigmatisch für Anerkennungsakte. Ihre Kraft, so Kuchs These, „liegt in ihrer Fülle, ihrer semantischen Dichte.“ (Kuch 2013, S. 291) So bezeugt z. B. das Senken des Kopfes die überlegene Anerkennung des Gegenübers. Diese körpersprachliche Dimension veranschaulicht Kuch, indem er Gemälde analysiert, die im Kontext von Sklaverei entstanden sind. Ein anderes Beispiel, wie symbolische Macht operiert, liegt in der Gabe. Im Rückbezug auf Georges Batailles Potlatschmodell der Verausgabung beschreibt Kuch, wie die Gabe auf einer Ökonomie der Anerkennung basiert. ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 100/3 (2014) © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 410 Der Gabentausch ist nicht vom ökonomischen Zwang geleitet, Mehrwert zu akkumulieren wie im Tauschhandel der Fall ist, vielmehr geht es darum, Anerkennung zu erlangen (Kuch 2013, S. 247). Gerade die milde Gabe vermag es, die soziale Position des Wohltäters zu stärken und denjenigen, der die Gabe erhält, in eine unterlegene Stellung zu bringen. Solche machtvollen Praktiken, die vermeintlich Wertschätzung ausdrücken, den Anderen jedoch degradieren, findet sich auch in Prozessen des Othering bzw. der Ver-Anderung wieder (Kuch 2013, S. 240–246.3 Als Beispiel nennt er zeitgenössische Diskurse über Multikulturalismus, in denen kulturelle Differenzen hervorkehrt werden, während diese scheinbare Wertschätzung exotisiert und stereotypisiert. „Die Praxis der Wertschätzung in vermeintlich besonderen Eigenschaften kann (…) eine subtile Form der Missachtung darstellen. Solche Praktiken der Veranderung können deshalb dazu beitragen, eine symbolische Machtbeziehung zwischen dem Eigenen und dem Fremden herzustellen.“ (Kuch 2013, S. 241) Der Autor bebildert seine Ausführungen mit anschaulichen Alltagsbeispielen, die entgegen den oftmals recht konstruiert und gestelzt wirkenden Beispielen in philosophischen Studien Hand und Fuß haben. Als systematisches Beispiel bezieht er Sklaverei in seine Reflektionen über Herrschaft und Knechtschaft und befasst sich mit Autoren wie Frantz Fanon und W.E.B. du Bois, die sich in ihrer Analyse von Rassismus explizit auf Hegels Schriften beziehen. Durch diese lebensweltlichen und historischen Bezugnahmen gewinnen die theoretischen Ausführungen Kuchs nicht nur an Plastizität, es zeigt die sozialmächtige Tragweite seines Machtkonzepts und untermauert die politische Relevanz seines philosophischen Vorhabens. Literatur Der einzige Wermutstropfen liegt darin, dass die Fülle an Exkursen mitunter dazu tendiert, die konzeptuell geschickten Differenzierungen innerhalb des Machtkonzepts in den Hintergrund zu drängen. Während das Konzept der symbolischen Macht gründlich gezeichnet wird, bleibt das Gegenbild der materialen Bild nur unklar umrissen und auch die Wechselbeziehungen und Überschneidungen dieser beiden Machtformen werden zwar angerissen, jedoch nicht ausformuliert. Des Weiteren bleibt unklar, wie das Verhältnis von symbolischer Gewalt und symbolischer Macht zu fassen ist. Resümierend ist festzuhalten, dass Kuch seine beiden Zielsetzungen mit Bravour erfüllt. Zunächst liefert er eine akkurate Rekonstruktion der Herausbildung des Selbstbewusstseins bei Hegel und durchleuchtet die Denkfigur von Herr/Knecht in all ihren Facetten. Dabei arbeitet er detailreich, anschaulich und seine Argumente sorgsam aufeinander aufbauend und erschafft dabei eine fruchtbare Grundlage für sein eigenes Machtmodell. Er beschreibt eine Machtform, die einerseits historisch kontextualisiert wird, andererseits aber einen umfassenden Denkansatz liefert, um sowohl personale, als auch strukturelle Ungleichverhältnisse konzeptuell fassbar zu machen. Indem Kuchs Schreiben zwischen theoretisch dichten Ausführungen und alltagsweltlich anschaulichen Beispielen oszilliert, entfaltet sich auf textperformativer Ebene eine Praxis des Philosophierens, die genuin politisch ist und das Denken von Sozialität entscheidend zu erweitern vermag. Jule Jakob Govrin J.J.G., Naunynstr. 58, 10999 Berlin, e-mail: [email protected] ARSP (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie), Band 100/3 (2014) © Franz Steiner Verlag, Stuttgart