Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

Tierethik – Zur Einführung

   EMBED


Share

Transcript

Herwig Grimm / Markus Wild Tierethik zur Einführung Zur Einführung ... Wissenschaftlicher Beirat Michael Hagner, Zürich Ina Kerner, Berlin Dieter Thomä, St. Gallen Junius Verlag GmbH Stresemannstraße 375 22761 Hamburg www.junius-verlag.de © 2016 by Junius Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Florian Zietz Titelbild: XYZ Satz: Junius Verlag GmbH Printed in the EU 2016 ISBN 978-3-88506-748-1 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ... hat diese Taschenbuchreihe seit ihrer Gründung 1977 gedient. Zunächst als sozialistische Initiative gestartet, die philosophisches Wissen allgemein zugänglich machen und so den Marsch durch die Institutionen theoretisch ausrüsten sollte, wurden die Bände in den achtziger Jahren zu einem verlässlichen Leitfaden durch das Labyrinth der neuen Unübersichtlichkeit. Mit der Kombination von Wissensvermittlung und kritischer Analyse haben die Junius-Bände stilbildend gewirkt. Seit den neunziger Jahren reformierten sich Teile der Geisteswissenschaften als Kulturwissenschaften und brachten neue Fächer und Schwerpunkte wie Medienwissenschaften, Wissenschaftsgeschichte oder Bildwissenschaften hervor. Auch im Verhältnis zu den Naturwissenschaften sahen sich die traditionellen Kernfächer der Geisteswissenschaften neuen Herausforderungen ausgesetzt. Diesen Veränderungen trug eine Neuausrichtung der Junius-Reihe Rechnung, die seit 2003 von der verstorbenen Cornelia Vismann und zwei der Unterzeichnenden (M.H. und D.T.) verantwortet wurde. Ein Jahrzehnt später erweisen sich die Kulturwissenschaften eher als notwendige Erweiterung denn als Neubegründung der Geisteswissenschaften. In den Fokus sind neue, nicht zuletzt politik- und sozialwissenschaftliche Fragen gerückt, die sich produktiv mit den geistes- und kulturwissenschaftlichen Problemstellungen vermengt haben. So scheint eine erneute Inventur der Reihe sinnvoll, deren Aufgabe unverändert darin besteht, kom- petent und anschaulich zu vermitteln, was kritisches Denken und Forschen jenseits naturwissenschaftlicher Zugänge heute zu leisten vermag. Zur Einführung ist für Leute geschrieben, denen daran gelegen ist, sich über bekannte und manchmal weniger bekannte Autor(inn)en und Themen zu orientieren. Sie wollen klassische Fragen in neuem Licht und neue Forschungsfelder in gültiger Form dargestellt sehen. Zur Einführung ist von Leuten geschrieben, die nicht nur einen souveränen Überblick geben, sondern ihren eigenen Standpunkt markieren. Vermittlung heißt nicht Verwässerung, Repräsentativität nicht Vollständigkeit. Die Autorinnen und Autoren der Reihe haben eine eigene Perspektive auf ihren Gegenstand, und ihre Handschrift ist in den einzelnen Bänden deutlich erkennbar. Zur Einführung ist in der Hinsicht traditionell, dass es den Stärken des gedruckten Buchs – die Darstellung baut auf Übersichtlichkeit, Sorgfalt und reflexive Distanz, das Medium auf Handhabbarkeit und Haltbarkeit – auch in Zeiten liquider Netzpublikationen vertraut. Zur Einführung bleibt seinem ursprünglichen Konzept treu, indem es die Zirkulation von Ideen, Erkenntnissen und Wissen befördert. Michael Hagner Ina Kerner Dieter Thomä Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Was ist Tierethik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.1 Die Grundfrage der Tierethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.2 Wie man die Grundfrage der Tierethik (nicht) diskutieren sollte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.3 Moralischer Differenzialismus: die traditonelle Antwort auf die Grundfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 1.4 Alle Tiere sind gleich: Bentham und der Beginn der modernen Tierethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 1.5 Grundlagenprogramme und Anwendungsdiskurse . . . 46 2. Moderne Positionen der Tierethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 2.1 Das Extensionsmodell und der moralische Individualismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 2.2 Der Präferenz-Utilitarismus Singers . . . . . . . . . . . . . . . 57 2.3 Regans Tierrechtsansatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 3. Aktuelle Reaktionen auf die moderne Tierethik . . . . . . 110 3.1 Zwei kritische Reaktionen auf die moderne Tierethik . 110 3.2 Kontraktualismus als Verteidigung des modernen Differenzialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 3.3 Tierrechte: Kritik einer Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 3.4 Interessen: Wie man Tierrechte begründen kann . . . . . 132 3.5 Kritik an den klassischen Ansätzen der modernen Tierethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 4. Tierethik in der Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 4.1 Perspektive von innen, Perspektive von außen . . . . . . 184 4.2 Vegetarismus: Das Lebensrecht für Tiere in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 4.3 Tierethik im Kontext von Anwendungsdiskursen: Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Anhang Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 Sach- und Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 Über die Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Vorwort Auf der indonesischen Insel Sumatra wird alljährlich vor dem Beginn einer neuen Pflanzsaison das Pacu-Jawi-Rennen ausgetragen, an dem sich Hunderte von Ochsen und Menschen beteiligen. Zwei Ochsen rennen durch ein schlammiges Reisfeld, angetrieben von einem Jockey, der sich nur an ihren Schwänzen festhält. Der Jockey schlittert auf einem einfachen Geschirr stehend, das von den Tieren gezogen wird, im Schlamm hinter den Ochsen her. Sein Ziel ist es, eine Runde mit dem Gespann zu drehen. Um die Ochsen anzutreiben, beißt der Jockey hin und wieder in ihre Schwänze. Da die beiden Tiere nur locker zusammengespannt sind, kann es vorkommen, dass ihre Laufrichtungen auseinanderdriften und der Jockey zu akrobatischen Kunststücken gezwungen wird. Das Rennen sorgt für visuell eindrückliche Momente, die von Fotografen in dynamischen Bildern festgehalten werden. Vermutlich hat das Rennen seine Wurzeln in einem alten Pflanzfest. Sein Zweck besteht nicht nur in der Auszeichnung geschickter Jockeys, sondern auch im Verkauf der Ochsen, die im Schlamm den interessierten Käufern ihre Kräfte demonstrieren können. Wie soll man das Pacu Jawi beurteilen? Darf man solche Rennen durchführen? Ist dieser Umgang mit Ochsen in Ordnung? Die Ochsen scheinen das Rennen nicht lustig zu finden, im Gegenteil. Müsste man das Pacu Jawi also verbieten? Oder sprechen Gründe dafür, es auch weiterhin zu veranstalten, selbst wenn es 9