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ασατε τω κυριω ασμα καινον. Vor- Und Frühgeschichte Der Slavischen Hymnographie.

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ασατε τω κυριω ασµα καινον Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie von Nikolaos Trunte Hymnographie als gesungene Exegese Vieles verdankt der christliche Gottesdienst dem jüdischen Vorbild, beispielsweise seine Dreigliederung in e log a (‫) ְבּ ָר ָכה‬, d hsi~ (‫ ) ַבּ ָקּשָׁ ה‬und e carist a (‫)הוֹדַ יָה‬, ebenso das System der zwei bzw. drei Tageszeitgebete,1 so dass Phillip SIG'L davon sprechen kann, dass der frühe christliche Gottesdienst dem jüdischen sehr nahe stehe.2 Hinzu kommt, dass auch 1 2 Phillip SIG'L, Jude tum. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1986, 91–92. Das heutige Judentum kennt drei Tageszeitgebete: ‫שׁ ֲח ִרית‬ ַ ‫ תְּ ִפי ַלּת‬am Morgen, ‫ תְּ ִפי ַלּת מִ נְ ָחה‬am Mittag und ‫ ]תְּ ִפּי ַלּת ַמ ֲע ִריב‬am 'bend, doch war das mittägliche ursprünglich ein 'bendgebet; das heutige 'bendgebet ist erst eingeführt worden, als die ‫ תְּ ִפי ַלּת ִמנְ ָחה‬bereits auf den Mittag vorgezogen worden war. Daher erwähnt das Evangelion (Mk. 1,35; 6,46) nur Morgen- und 'bendgebet. Vgl. Hermann '. J. WEGM'N, Geschichte der Liturgie i Weste u d Oste . Regensburg 1979, 29. Dass die christlichen Tageszeitgebete in ihrer Geschichte auch andere Gliederungen gekannt haben, zeigt das Beispiel des syro-melkitischen Gottesdienstes, vgl. Heinrich HUSM'NN (Hrsg.), Ei syro-melkitisches Tropologio mit altbyza ti ischer Notatio Si ai syr. 261. I. Einleitung. (Göttinger Orientforschungen, I/9). Wiesbaden 1975, 69–70. Hier wird noch zwischen Nachtgottesdienst (syr. , vgl. lat. octur ae) und dem eigentlichen Morgengottesdienst (syr. ) unterschieden, wobei über die Zuordnung des Kanons keine Einhelligkeit besteht. Der Morgengottesdienst des byzantinischen wie der orientalischen Riten aber sei durch Zusammenrücken eines Nacht- und eines Morgengottesdienstes entstanden. HUSM'NN meint ferner, aus der Bezeichnung mesonuktik n, das er kaum überzeugend als „Mittelstunde“ (d. h. Zwischenhore) versteht, auf ein einstiges nuktik n als Teil des heutigen Orthros schließen zu dürfen. Dagegen Konrad ON'SCH, Ku st u d Liturgie der Ostkirche i Stichworte . U ter Berücksichtigu g der Alte Kirche. Wien/Köln/Graz 1981, 200 (Mitternachtsgottesdienst). SIG'L, Jude tum, 91: „Die ersten Christen beteten in den Synagogen und übernahmen in angepaßter Form die synagogale Gottesdienstordnung mit dem zwei- bzw. dreimal am Tag stattfindenden Gebet. Die frühchristliche Liturgie, wie wir sie in der pseudoclementinischen Literatur vorfinden, wirkt in ihrer 'rt sehr jüdisch. So stehen die Texte des eucharistischen Mahles, wie sie in der Didachē wiedergegeben werden, dem qiddusch, dem Ritus vor der Mahlzeit am Sabbat und an den Feiertagen, und der birkat hammazo , der Danksagung nach den Mahlzeiten, sehr nahe.“ 28 Nikolaos Trunte manche der christlichen Feste jüdische Wurzeln haben, wenn auch der ursprüngliche Festinhalt durch Ereignisse der christlichen Heilsgeschichte überlagert worden ist wie im Falle des Wochenfestes (hebr. ‫שּׁ ֻבעוֹת‬ ְ ‫) ָחג ַה‬, das als Pfingsten fortlebt, oder des Laubhüttenfestes (hebr. ‫) ָחג ָהאָ ִסיף‬, an das noch die Weihe von Trauben zum Fest der Verklärung Christi erinnert.3 Was den christlichen Gottesdienst aber von 'nfang an vom jüdischen unterscheidet, ist die Hymnographie. Im Judentum kam es erst im 5. und 6. Jahrhundert, zuerst wohl in Mesopotamien, zu einer vergleichbaren Erweiterung der tradierten ‚Stammgebete‘ um neue Dichtungen,4 deren fremde Herkunft schon an dem aus dem Griechischen entlehnten Terminus ‫ ִפּיּוּט‬i (griech. poiht ~)5 ablesbar ist. Die 'nfänge christlicher Hymnographie liegen hingegen bereits im Neuen Testament: der Lobgesang des Symeon (N n pol ei~ t n do lon sou, D spota, Luk. 2,29–32) hat bis heute — wenn auch nur mehr gelesen — seinen festen Platz am Ende des 'bendgottesdienstes, ebenso der Lobgesang des Zacharias (E loght ~ K rio~, Luk. 1,68–79) und der Lobpreis der Gottesgebärerin (Megal nei # yuc mou t n K rion, Luk. 1,46–55) im Morgengottesdienst, hier ebenso die Große Doxologie (D xa &n 'y stoi~ Qe), PG 8: 681), ein Christushymnus 3 4 5 Dazu jetzt Nikolaos TRUNTE, Der kyrillomethodianische Festkalender nach dem Zeugnis der Prager Fragme te. — Vladimir IV'NOV, Konstantin NIKOL'KOPOULOS, 'thanasios VLETSIS (Hrsg.), Orthodoxe Theologie zwische Ost u d West. Festschrift zum 60. Geburtstag vo Prof. Theodoros Nikolaou. Frankfurt am Main 2002 [im Druck]. Ismar ELBOGEN, Der jüdische Gottesdie st i seiner geschichtliche E twicklu g. Frankfurt am Main 31931. ND Hildesheim/Zürich/Neu-York 2 1995, 280-286. Vgl. E cyclopædia Judaica CD-ROM Editio s. v. Piyyū÷. Demnach ist nach anonymen 'nfängen Yose b. Yose im 6. Jahrhundert der erste namentlich bekannte Dichter (»f;yfiP'). Die Schwierigkeit, den Lautstand des Griechischen in einer semitischen Sprache wiederzugeben, lässt sich auch an den ähnlich entstellten syrischen Entsprechungen ablesen. Neben den von Louis COST'Z, S. J., Dictio aire syriaque–fra çais. Syriac–E glish Dictio ary. . Beirut 1963, 271 gegebenen Formen für poiht ~, poète, poet, und für poésie, poetry, verzeichnet das umfangreiche Compe dious Syriac Dictio ary. Founded upon the Thesaurus Syriacus by R. P'YNE SMITH. Edited by J. P'YNE SMITH (Mrs. M'RGOLIOUTH). Oxford 1903. ND 1979, 432, 435, 436 eine Fülle weiterer Formen: für ‘poet’ auch: , , , , , und , für ‘poetry’ auch , und sowie die suffixlosen und . Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 29 des Clemens von 'lexandrien († vor 215), während das altkirchliche Lied F+~ ,lar n im 'bendgottesdienst gesungen wird.6 Schon diese Stücke belegen, dass die altkirchliche Hymnographie keineswegs lyrisch ist wie später die Kirchendichtung des Westens, sondern panegyrisch und dogmatisch. Die Hymnen sind, insbesondere in der von Ephraim dem Syrer (um 306–363) geschaffenen Form der ̈ ‫ܪ‬ mad_rāšē, die die griechische Kontakiendichtung angeregt hat,7 Träger der polemischen 'useinandersetzung mit zeitgenössischen gnostischen Sekten,8 die sich ihrerseits für die Verbreitung ihrer Glaubensvorstellungen des Mittels der Hymnographie bedienten.9 Wie auch die Verwendung desselben Wortes für eine christliche hymnographische Gattung (syr. ‫ ܪ‬mad_rāšā) und die jüdische exegetische Predigt (hebr. vr;d]mi mid_rāš) belegt, knüpft die ostkirchliche Hymnographie nicht an synagogalen Gesang an, sondern an die synagogale Predigt und stellt damit eine Neuerung gegenüber den jüdischen Vorbildern dar.10 'us dieser exegetischen Funktion ergibt sich, dass christlicher Gottesdienst ohne Gesang unvorstellbar und von 'nfang an untrennbar mit den Lesungen verbunden ist. So verweist auch Christian H'NNICK bei der Behandlung der 'nfänge slavischer Hymnographie völlig zu 6 7 8 9 10 ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 200 (Kirchendichtung). 'uch weitere Stücke (Jo. 1,1–18; Kol. 1,15–20; Rom. 1,3–4; 1Tim. 3,16; Phil. 2,6–11; Eph. 2,14– 17; 1Petr. 1,19–21; 2,22–24; 3,18–22) gelten als christologische Hymnen im Neuen Testament, vgl. O. Hugolin L'NGK'MMER OFM, Hym y chrystologicz e Nowego Testame tu, ajstarszy obraz Chrystusa. Kattowitz 1976, 11–12. 'usführlich zu den neutestamentlichen Hymnen K. MITS'KIS (Κ. ΜΗΤΣΑΚΗΣ), Βυζαντινὴ ὑµνογραφία. Ἀπὸ τὴν ἐποχὴ τῆς Καινῆς ∆ιαθήκης ἕως τὴν Εἰκονοµαχία.'then 1986, 39–46. ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 217–218 (Kontakion); Hans-Georg BECK, Kirche u d theologische Literatur im Byza ti ische Reich. (Byzantinisches Handbuch II/1). München 21977, 263–265; ausführlich MITS'KIS, Βυζαντινὴ ὑµνογραφία,104–106, 171–353. 'nton B'UMST'RK, Geschichte der syrische Literatur mit Ausschluß der christlich-palästi e sische Texte. Bonn 1922. ND Berlin 1968, 39–40. ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 200 (Kirchendichtung); vgl. BECK 1977, 263. ELBOGEN, Der jüdische Gottesdie st, 284–285. Bei den Juden wird erst während des sāsānidischen Religionsverbots der ‫שׁן‬ ָ ‫‘ דַּ ְר‬Prediger’ durch den ‫‘ ַחזָּן‬Vorträger der Kunstpoesie ‫ ִחזָאנָה‬i’ ersetzt, wobei unter ‫ ִחזָאנָה‬i gleichfalls ‫ ִפּיּוּט‬zu verstehen ist. 30 Nikolaos Trunte Recht darauf, dass die Orthodoxie einer „'uslassung der Gesänge [...] bei der Liturgiefeier [...] kein Verständnis entgegen“ bringe.11 Die 'nregung zu ihren Dichtungen empfingen die frühen Christen offenbar vom Psalmisten, der immer wieder dazu auffordert, dem Herrn ein neues Lied (-sma kain n) zu singen (Ps. 32,3; 39,4; 95,1; 97,1; 149,1); in der Johannes-'pokalypse fallen sie folglich vor dem Lamm nieder und bringen solch ein neues Lied (.d/n kain/n) dar ('pk. 5,9; 14,3).12 Formal schreitet die Entwicklung der christlichen Hymnographie von rein biblischen, responsorisch vorgetragenen und in den Psalmenvortrag eingeschalteten 'poy0lmata oder st coi genannten Einzel-Psalmversen über Dichtungen, die sich noch eng an den Bibeltext anlehnen (trop0ria, stichr0), zu freien 1oİÛo§þ$þo»π» (;mnoi) fort.13 11 12 13 Christian H'NNICK, Das Hirmologion in der Übersetzung des Methodios. — Международен симпозиум 1100 години от блаженната кончина на св. Методий. Том I. Sofia 1989, 109–117, hier 109. Vgl. ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 200 (Kirchendichtung). Zwar stehen im Griechischen zwei verschiedene Wörter (-sma in der LXX, .d/ im NT), beide aber sind für hebr. ‫שׁיר‬ ִ belegt, z. B. Ps. 95,1 [å 96,1] ‫שׁיר ָחדָ שׁ‬ ִ für -sma kain n, Ps. 65,1 [å 66,1] und öfter ‫ ִשׁיר ִמזְמוֹר‬für .d/ yalmo . Das Epitheton ‘neu’ ist hier im Gegensatz zum traditionellen Gesang des Moses (Dtn. 32,1–43 = 2. biblische Ode) beim Sabbath-Opfer zu verstehen, vgl. 'pk. 15,3: =dousin t/n .d/n Mo>s w~ to do lou to Qeo ka@ t/n .d/n to rn ou. Dazu Michail SK'B'LL'NOVIČ, Толковый Типиконъ. Объяснительное изложенiе Типикона съ историческимъ введенiемъ. Выпускъ I. Kiew 1910. ND Moskau 1995, 5. ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 31, 200 (Kirchendichtung), 323 (Responsorien), 340 (Stichera); vgl. P. N. TREMPEL'S (Π. Ν. ΤΡΕΜΠΕΛΑΣ), Ἐκλογὴ Ἑλληνικῆς Ὀρθοδόξου ὑµνογραφίας. 'then 21978, 13–22, ausführlicher Panayiotis N. TREMPEL'S (Παναγιώτης Ν. ΤΡΕΜΠΕΛΑΣ), Μικρὸν εὐχολόγιον. Τόµος Β´ . Αἱ ἀκολουθίαι καὶ τάξεις Ἁγιασµοῦ ὑδάτων, Ἐγκαινίων, Ὄρθρου καὶ Ἑσπερινοῦ κατὰ τοὺς ἐν Ἀθήναις κώδικας. 'then 21998, 154–179. Zu den Termini Heinrich HUSM'NN, Hymnus und Troparion. Studien zur Geschichte der musikalischen Gattungen von Horologion und Tropologion. — Jahrbuch des Staatliche I stituts für Musikforschu g Preußischer Kulturbesitz. Berlin 1971, 7–86. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 31 Die frühe Sammlung des hymnographischen Materials Nach dem Zeugnis der Pilgerin ‚'etheria‘ (wahrscheinlich Silvia bzw. Silvania, Schwester oder Schwägerin des Rufinus von 'quitanien) 14 entstammten die Lesungen schon in den 80er Jahren des 4. Jahrhundert zumindest in Jerusalem Evangelion und 'postolos (d. h. 'postelgeschichte und 'postelbriefen), aber auch dem 'lten Testament.15 Zwischen die einzelnen Lesungen aber wurden, wie 'etheria wiederholt bezeugt, ym i und a tipho ae genannte Gesänge eingeschaltet.16 Dabei bezeichnet der lateinische Begriff a tipho a — wie Oliver STRUNK nachgewiesen hat — nichts anderes als der griechische trop0rion.17 'ußer im Falle von Psalterien, Tetraevangelien und vollständigen 'postoloi sind die Lesungen in den Lektionarien nach dem Kirchenkalender geordnet. Schon die " (PG 10: 875–884) des Hippolytos von Rom († 260) verbindet Kirchenkalender und Lektionen,18 wobei anfangs nur die Hochfeste mit passenden Lesungen ausgestattet waren, während sonst die lectio co ti ua vorherrschte. G. GODU findet erste Versuche, Lesungen für das ganze 14 15 16 17 18 Éthérie. Jour al de voyage. Texte latin, introduction et traduction de Hélène PÉTRÉ. (Sources Chrétiennes 21). Paris 1971, 7–8. Jour al de voyage, 67, 75–76. 'usdrücklich sagt das 'etheria bei der Beschreibung der Pfingstfeier (Jour al de voyage, 250): „Leguntur ibi lectiones, dicuntur interpositi ymni, dicuntur et antiphonae aptae diei ipsi et loco; orationes etiam, quae interponuntur, semper tales pronuntiationes habent, ut et diei et loco conueniunt [...].“ Oliver STRUNK, Tropus and Troparion. — Oliver STRUNK, Essays o Music i the Byza ti e World. Foreword by Kenneth LEVY. Neu-York 1977, 268–276, hier 269: „The Greek translator of the Dialogues of Gregory the Great renders the word a tipho a as trop0rion, and when, as sometimes happens, a Byzantine troparion is translated into Latin, the translation becomes an antiphon [...].“ Dazu auch N. F˘. KR'SNOSEĽCEV, Типикъ церкви Святой Софiи въ Константинополѣ IХ в. (Лѣтопись историко-филологическаго общества, II). Odessa 1892, 19, zitiert nach der Einleitung der in Druck befindlichen Edition Triodio u d Pe tekostario ach slavische Ha dschrifte des 11.–14. Jahrhu derts. Teil I: Einleitung. Vorfastenzeit. Herausgegeben und eingeleitet von M. '. MOMIN' unter Mitwirkung von N. TRUNTE. (Patristica Slavica 9). Wiesbaden 2002, 37. Die Einleitung MOMIN's wird in deutscher Sprache erscheinen, die Übersetzung aus dem Russischen ist noch in 'rbeit, weshalb die gemachten Seitenangaben sich in der endgültigen Druckfassung noch geringfügig verschieben können. 32 Nikolaos Trunte Kirchenjahr festzulegen, Mitte des 5. Jahrhunderts in Gallien bei Sidonius 'pollinaris und bei dem Presbyter Gennadius Massiliensis;19 dazu gesellt sich der Hieronymus aus Stridon († 420) zugeschriebene Comes.20 Nachdem frühzeitig wie in den genannten Beispielen gottesdienstliche 'nweisungen wie einleitende biographische Notizen zu den Tagesheiligen zwischen die Lesungen eingefügt worden waren, lag es nahe, auch die Kurzhymnen in den Lektionarien zu sammeln: proke mena — in der Regel zwei Psalmverse, die im Wechsel zwischen Lektor und Chor vor 'postolos- und alttestamentlichen Lesungen, gelegentlich aber auch selbständig rezitiert werden 21 — und trop0ria, die zwischen Psalmen und biblischen Oden eingeschaltet werden.22 Solcherart 19 20 21 22 G. GODU, Épitres. — Dictio aire d’Archéologie Chrétie e et de Liturgie, tome V/1. Paris 1922, 245–344, hier 247–249; SK'B'LL'NOVIČ, Толковый Типиконъ I, 183–184 nennt als dritten noch den Presbyter Musaeus aus Massilia († um 458). So auch KR'SNOSEĽCEV, Типикъ, 19, zitiert nach MOMIN', Einleitung, 37. Diese im Mittelalter oft wiederholte Zuschreibung wird heute nicht mehr aufrecht erhalten; die so genannte Epistola sa cti Hiero ymi missa ad Co sta tium (PL 30: 489–530) wird eher wenig vor Mitte des 6. Jahrhunderts datiert, vgl. SK'B'LL'NOVIČ, Толковый Типиконъ, 356–357, und GODU, Épitres, 249–250. ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 312 (Prokeimenon). ON'SCH, Ku st u d Liturgie, 363–364 (Troparion). Die Unterscheidung von trop0ria, stichrB und 'pakoa@ ist dabei erst sekundär. MOMIN', Einleitung, 41, weist darauf hin, dass erst später zwischen stichr n als Terminus für den Refrain zu den 'bend- (Ps. 140, 141, 129, 116) und Morgenpsalmen (Ps. 148, 149, 150), trop0rion für den Refrain zu den Psalmen 50 und 11 sowie den biblischen Oden und 'pako/ Äü¨ den Refrain nach Ps. 134–135 sowie nach der 3. Ode des Kanons unterschieden wurde. Sie führt vergleichsweise nach K. S. KEKELIDZE, Iерусалимскiй канонарь ѴII в. (Грузинская версiя). Tiflis 1912, 326, den georgischen Terminus dasdebeli an, der Prokeimenon, Sticheron oder Troparion bezeichnen kann. Surab S'RDSHWEL'DSE, Heinz FÄHNRICH, Altgeorgisch–deutsches Wörterbuch. (Lexicographia Orientalis 5). Hamburg 1999, 73, verzeichnen nicht dasdebeli, sondern dasadebeli; die synkopierte Form bei K|EK|ELIÁE mag damit zusammenhängen, dass dieses Wort in seinen Handschriften als l˜cl q братии имp[в]pлpжи псахъ тu сtдm (fol. 136v)130 die Bezeichnung Ильина книга reklamiert,131 habe ich 1992 bei der Vor130 131 E. M. VEREŠČ'GIN, Ильина книга (Ил): общий и аспектный анализ архаичного богослужебного источника. — O. N. TRUB'ČOV (Hrsg.), Церковнославянская книжность на Руси. Лингвотекстологические разыскания. Moskau 2001, 251–418, hier 254. Diese Schreibernotiz ist seit langem bekannt und nicht erst von L. V. STOLJ'ROV', Свод записей писцов, художников и переплетчиков древнерусских пергаменных кодексов ХI–XIV веков. Moskau 2000, 90 entdeckt worden, wie man der Darstellung VEREŠČ'GINs entnehmen könnte. Seine Ergänzung имp[в]pлpжи (gegenüber vorsichtigerem и мp...pжи bei STOLJ'ROV') führt auch nicht weiter als SREZNEVSKIJs Lesung имpкpлpжи, vgl. Сводный каталог, 118. Erstaunlicherweise hat VEREŠČ'GIN die Lesung SREZNEVSKIJs offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen und auch die weitere Beschreibung der Handschrift im Сводный каталог nur unzureichend studiert, denn er stellt (S. 254) fest: „Поскольку почерк записи отличается от основного почерка рукописи и так как она, весьма похоже, исполнена не от 1-го лица, можно уверенно предположить, что запись сделана не самим писцом, а кем-то другим, в память о «попине» Илии“. Diese Meinung hatte schon I. I. SREZNEVSKIJ, Славяно-русская палеографiя. Sankt-Petersburg 1885 vertreten, dazu aber im Сводный каталог, 117–118: „Относительно этой же записи Срезневский считал (1885 г.), что она сделана не самим писцом Ильей, а кем-то другим позже («бывый попинъ»), полагая таким образом, что Илья уже не был жив, однако сравнительный анализ текста и записи указывают на тождество их почерка.“ VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 253–254. Diesem 'nsinnen tragen wir im Folgenden Rechnung, obwohl die Handschrift, wie sich auch an Hand eines Mikrofilms der Handschrift, der sich im Besitz der Patristischen Kommission (Bonn) der Nordrhein-Westfälischen 'kademie der Wissenschaften befindet, feststellen lässt, vor allem am Ende uneinheitlich ist. 'uf den Blättern 1 bis 109 und 135 bis 136 beträgt die Zahl der Zeilen je Seite 20 mit gelegentlichen 'bweichungen über meist 1 bis 2, ausnahmsweise bis zu 6 Blättern mit auf 19 verringerter oder 21 erhöhter Zeilenzahl. Die Blätter 110 bis 134 weisen jeweils 17 Zeilen auf, auch hier mit gelegentlichen 'bweichungen auf meist 1 bis 2, einmal bis zu 4 Blättern mit nur 16 Zeilen. Nach der Schreibernotiz auf fol. 136v aber schwankt die Zeilenzahl je Seite — also auch unterschiedlich auf Vorder- und Rückseite desselben Blattes — zwischen 17 (fol. 144v) und 23 Zeilen (fol. 140r), auch der Schriftductus ist uneinheitlicher als im vorderen Teil. 'uffällig ist ferner eine kyrillische Pagination der Tetradien jeweils auf der Rückseite des letzten Blattes, die auf fol. 117v mit еi` beginnt und bis zum Ende der 60 Nikolaos Trunte bereitung der Edition der Gottesdienstmenaia für Dezember132 selbst in der Hand gehabt und kollationiert und habe mich dabei von ihrer nicht nur an der 'uswahl der Gottesdienste, sondern auch an der Orthographie, der Sprache und der Schlichtheit mancher Dichtungen abzulesenden 'ltertümlichkeit überzeugen können. Leider hatte ich nicht die Zeit, die ganze Handschrift durchzusehen, so dass mir entgangen ist, was V. B. KRYS’KO und Je. M. VEREŠČ'GIN133 dank ihrer gründlichen Durchsicht der Handschrift entdeckt haben: auf fol. 125v steht in der letzten Zeile: Въ сh(б) ·а`· не(д) · пpста.134 'us der Nennung der Fasten ergibt sich, dass es sich hier nicht um ein abgekürztes, also Festtagsmenaion handelt, sondern um ein Tropologion, das ja gerade daran am zuverlässigsten zu erkennen ist, dass es Teile mehrerer hymnographischer Sammlungen, hier der Menaia und des Triodions, miteinander verbindet.135 132 133 134 135 Handschrift läuft (auf fol. 149v wegen der starken Zerstörung des Blattes nicht lesbar). Da die ersten 14 Tetradien nicht nummeriert sind, waren sie wohl als Block erhalten, erst die folgenden Einzeltetradien mussten durchgezählt werden, um beim Binden ihre Reihenfolge zu sichern. Hans ROTHE, E. M. VEREŠČ'GIN (Hrsg.), Gottesdie stme äum für de Mo at Dezember ach slavische Ha dschrifte der Rus’ des 12. u d 13. Jahrhu derts. Teil 1: 1. bis 8. Dezember. Besorgt und kommentiert von D. CHRISTI'NS, '. G. KR'VECKIJ, L. P. MEDVEDEV', N. TRUNTE und E. M. VEREŠČ'GIN. (Patristica Slavica 2). Opladen 1996; Teil 2: 9. bis 19. Dezember. Besorgt und kommentiert von D. CHRISTI'NS und N. TRUNTE. (Patristica Slavica 3). Opladen 1997. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 253. Wie VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 334 ankündigt, bereitet er dankenswerterweise zusammen mit V. B. KRYS’KO eine kritische Edition des gesamten Denkmals vor. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 265. Freilich muss ich einräumen, dass Majja 'ndrejevna MOMIN', der ich meinen Vortrag vor der Drucklegung zur Kenntnis gebracht habe, von dieser Schlussfolgerung — wie sie mir brieflich mitteilte — nicht überzeugt ist. „Теперь другой вопрос, была ли в ркп. триодная часть. Думаю, что не было. В лучшем случае это была служба Федору Тирону, которая из Минеи перешла в Триодь, но, как видим, могла из Триоди вернуться в Минею. Заголовок этой службы написан там, где записаны службы на февраль, память Федора Тирона по Минее 17 февраля. Возможно, и этой службы не было, а этот заголовок обозначал ‚смотри в субботу 1 поста, там найдешь службу Федору Тирону‘.“ Dagegen ist einzuwenden, dass die Rubrik in dem Teil der Handschrift steht (fol. 110–134), die relativ einheitlich ist; ihr kompilatorischer Charakter wird erst ab fol. 137 deutlich. Zwar fehlen nach fol. 125 die Blätter mit den Gesängen des Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 61 Das freilich hat VEREŠČ'GIN, dem der Begriff des Tropologions offenbar unvertraut ist, nicht erkannt.136 Die Einschaltung des Triodienteils erfolgt genau an der Stelle, an der wir sie erwarten: nach der Darstellung Jesu im Tempel (2. Februar) als dem frühest möglichen Termin für den Beginn der Tessarakoste. Es ist dieselbe Stelle, an der — wie wir gesehen haben — im Iadgari der Triodionteil eingefügt worden ist.137 Wenn anschließend die Feste der heiligen Blasios von Sebasteia (11.2.), Kyrillos des Philosophen (14.2.) und der 'uffindung des Hauptes Johannes’ des Täufers (24.2.) folgen, so darf daraus nicht 136 137 Triodions, die nachfolgenden mit der 'koluthie des heiligen Blasios gehören aber offensichtlich zur selben Handschrift wie die vorausgehenden mit der 'koluthie zum Fest der Darstellung Jesu im Tempel. Unter diesen Umständen ist nicht einzusehen, worum der Schreiber den Vermerk für das Triodiengedenken Theodoros’ des Rekruten, das nach dem Menaion auf den 17. Februar fiel, vor das Fest des heiligen Blasios am 11. Februar hätte einordnen sollen. Folglich liegt hier wohl doch der Übergang zum Triodienteil der Handschrift vor. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 268, beruft sich auf H'NNICK, Das Hirmologion, 111, dem er Termini wie Kanonarion, Sticherokathismatarion und Makarismatarion entlehnt, die er aber nicht richtig gebraucht. Er spekuliert: „[...] допустимо квалифицировать ее [scil. Ильину книгу] или (по ведущему жанру) как канонарь (имея в виду: с добавлениями), или же (перечислительно) как канонарь, стихирокафизматарь и макаризматарь.“ H'NNICK spricht an der angegebenen Stelle aber von der Oktoechos, deren hymnographisches Material früher auf Bücher wie Sticherokathismatarion, Heirmologion, Sticherarion, Makarismatarion, Kanonarion, Tropologion [!] und Kontakarion verteilt gewesen sei. Dass ein Kanonarion eher dem heute Typikon genannten Buch vergleichbar und keineswegs eine Sammlung von hymnischen Kanones war, scheint VEREŠČ'GIN unbekannt zu sein; er erläutert sogar in einer Fußnote (43): „Канонарь (κανονάριον) — книга, содержащая богослужебные каноны“. Dagegen L'MPE, A Patristic Greek Lexico , 700: „*κανονάριον, τό, collectio of rules.“ Ein Blick in VEREŠČ'GINs umfangreiche Bibliographie (S. 567– 592) zeigt, dass er von den einschlägigen 'rbeiten zum Tropologion aus den letzten dreißig Jahren keine einzige zur Kenntnis genommen hat. Interessant ist für diese Bruchstelle auch die späte Handschrift БАН, 13.1.22 (V. I. SREZNEVSKIJ, F˘. I. POKROVSKIJ, Описанiе рукописнаго отдѣленiя Библiотеки Императорской Академiи Наукъ. I. Рукописи. Томъ 1. (I. Книги священнаго писанiя и II. Книги богослужебныя). Sankt-Petersburg 1910, 168). Das 1593 datierte mittelbulgarische Festtagsmenaion schaltet an eben dieser Stelle und nach Mariä Verkündigung ausgewählte Gottesdienste der Triodia ein. Näheres gibt die Beschreibung leider nicht her. 62 Nikolaos Trunte geschlossen werden, wie VEREŠČ'GIN es tut, dass das Triodion nur „fragmentarisch“ vorhanden gewesen sei;138 auch das Iadgari fügt ja in den Triodionsteil wichtige Festtage der Menaia ein, hier nach dem Donnerstag der 3. Woche nach Ostern, ähnlich auch das armenische Buch Šarak oc‘. Zu beachten ist ferner, dass die Rubrik auf fol. 126v den Samstag der 1. Fastenwoche benennt. Wie im Iadgari fehlt also noch die Vorfastenzeit mit dem Sonntag des Zöllners und des Pharisäers und dem des Verlorenen Sohnes. Eine der Fastenzeit vorausgehende fastenfreie Zeit (Butterwoche, Karneval) ist zwar schon seit dem 7. Jahrhundert zu belegen und wird im Jerusalemer Lektionar des 9./10. Jahrhunderts erwähnt,139 des Zöllners und des Pharisäers aber gedachte Jerusalem nach 'usweis seines Lesesystems erst am 2., des Verlorenen Sohnes am 3. Fastensonntag.140 Ein Gedenken des Verlorenen Sohnes 138 139 140 So spekuliert VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 266: „[...] у нас нет никаких свидетельств о том, какие именно триодные службы были изначально включены в комплексные богослужебные тексты. (Ясно, однако, что не может быть и речи о включении всех постных последований. Скорее всего, перед службой Власию были помещены только те постные службы, которые [...] могли прийтись на период до 11 февраля.) Если это так, то триодные последования вклинивались в последования между службой на Сретение (2 февраля) и последованием Власию (11 февраля), а постная триодь [...] была, скорее всего, переписана фрагментарно.“ MOMIN', Einleitung, 23–24 mit Verweis auf I. K'R'BINOV, Постная Трiодь. Историческiй обзоръ ея плана, состава, редакцiи и славянскихъ переводовъ. Sankt-Petersburg 1910, 21. 'uch das armenische Buch Čašoc‘ verzeichnet nach der Handschrift M' XIII 21 der Tübinger Universitätsbibliothek (Vorlage vor dem 12. Jahrhundert) vor dem ersten Fastensonntag „le samedi du Bun Barekendan, commémoration des Pères“ (´áõÝ ´³ñ»Ï»Ý¹³ÝÇÝ ß³µ³Ã ³õñÝ, ÛÇß³ï³Ï гÛñ³å»ï³óÝ), vgl. RENOUX, Le lectionnaire de Jérusalem II, 17, 74. Laut H. HÜBSCHM'NN, Arme ische Grammatik. I. Theil. Arme ische Etymologie. I. 'btheilung: Die persischen und arabischen Lehnwörter im 'ltarmenischen. (Indogermanische Bibliothek. Band VI. I. 'btheilung). Leipzig 1895, 119 ist ´áõÝ ´³ñ»Ï»Ý¹³Ý trotz persisch neben ‘die Festtage am Ende des Monats Šaý bān vor Beginn des Fastens im Monat RamaÝān’ echt armenisch und das persische Wort aus dem 'rmenischen entlehnt. ´³ñ»Ï»Ý¹³Ý sei aus µ³ñ»Ï»¹³ÝáõÃÇõÝ ‘das gute Leben’ entstanden, µáõÝ µ³ñ»Ï»Ý¹³Ý ‘der Sonntag vor Fastnacht, der eigentliche Carneval’ bedeutet also eigentlich ‘das Ende des guten Lebens’. MOMIN', Einleitung, 23–27 nach SK'B'LL'NOVIČ, Толковый Типиконъ III, 37–39. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 63 als Vorfastensonntag weist MOMIN' zuerst im Typikon der Großen Kirche in der nicht vor 878 entstandenen141 Handschrift Patmos 266 nach,142 dann in dem 985 datierten Lektionar РНБ, СПб Д. А., Б I № 5 (fol. 174) und den Triodia Sin. gr. 734 (10. Jahrhundert) und Vat. gr. 771 (11. Jahrhundert); der Sonntag des Zöllners und des Pharisäers wurde in Konstantinopel sogar noch später eingeführt.143 Der Samstag der 1. Fastenwoche aber bildet das Ende der heute bei den Slaven so bezeichneten Butterwoche und ist dem Gedenken aller heiligen Mönche, 'sketen, Hierarchen und Priestermärtyrer gewidmet.144 Das Fehlen der Sonntage der Vorfastenzeit erlaubt uns, die Entstehungszeit der griechischen Vorlage des in der Ильина книга erhaltenen Tropologions einzugrenzen: sie muss vor das Jahr 985, vielleicht sogar vor 878 zurückreichen und ist damit deutlich älter als die Vorlagen der J'GIĆ-Menaia. Über die Zeit der Übersetzung des griechischen Tropologions ins Slavische wissen wir damit freilich immer noch nichts Sicheres, doch darf die kyrillomethodianische Zeit nicht ausgeschlossen werden. VEREŠČ'GIN, der in seiner 'rbeit die archaischen Züge der Ильина книга zusammenstellt, nennt das Vorhandensein der Rubrik zum Triodion als Nr. 5. Während die Tatsache, dass manche 'koluthien (24.9. heilige Thekla, 6.10. 'postel Thomas, 23.10. 'postel Jakobus, 30.11. 'postel 'ndreas, 25.11. Petros von 'lexandrien, 145 22.12. Großmärtyrerin 'nastasia, 29.12. Unschuldige Kinder, 24.7. Boris 141 142 143 144 145 Zur Datierung Juan M'TEOS SJ, Le Typico de la Gra de Église. Ms. Sai teCroix o 40, Xe siècle. Introduction, texte critique, traduction et notes. Tome I: Le cycle des douze mois. (Orientalia Christiana 'nalecta, 165). Rom 1962, X–XVIII. MOMIN', Einleitung, 24, mit Verweis auf 'leksěj DMITRIEVSKIJ, Описанiе литургическихъ рукописей хранящихся въ библiотекахъ православнаго Востока. Томъ I. Τυπικα. Часть первая. Памятники патрiаршихъ уставовъ и ктиторскiе монастырскiе Типиконы. Kiew 1895, 110–111. MOMIN', Einleitung, 24–27. So im Typikon der Großen Kirche nach der Handschrift Patmos 266 (DMITRIEVSKIJ, Описанiе, 112: „Mn mh t+n es wn ka@ skht+n, skous+n, ,erarc+n ka@ ,eromart rwn“). Für Petros von 'lexandrien gibt es in der Handschrift auch keine Rubrik, vgl. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 259, Fn. 24: „Стихиры и седален Петру Александрийскому stillschweigend подверстаны к канону Климента Римского и как бы выданы за Климентовы.“ 64 Nikolaos Trunte und Glěb sowie Erstmärtyrerin Chrestina) sehr kurz sind (bei ihm Zug Nr. 3) und teils nicht einmal einen Kanon aufweisen,146 den doch J'GIĆ für das Kernstück der 'koluthie gehalten hatte,147 und slavische Originaldichtungen als Beleg für die 'ltertümlichkeit des Denkmals (bei ihm Zug Nr. 4) nur dann einleuchten, wenn man die von ihm ins 'uge gefassten Zuschreibungen akzeptiert,148 ist in der umgekehrten, mit dem Kanon beginnenden 'nordnung der Gesänge (bei ihm Zug Nr. 2)149 schon von J'GIĆ etwas 'rchaisches gesehen worden.150 Während J'GIĆ diese Ordnung aber nur mit der Путятина минея (ГПБ, Соф. 202, Сводный каталог, № 21, 11. Jahrhundert)151 belegen konnte, sind inzwischen weitere Handschriften mit solch einer 'nordnung bekannt geworden. 152 Die hohe 'ltertümlichkeit dieser vorstuditischen Redaktion wird auch von N. '. NEČUN'JEV' betont,153 und des Weiteren zusätzlich lexikalisch mit dem Moravismus вьсемpгеи (aus dmctvju54) für вьсемpгъiи belegt.154 146 147 148 149 150 151 152 153 VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 259–261. J'GIČ, Служебныя минеи, L. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 261–265. Er denkt an den bei ihm Methodios zugeschriebenen („вероятно, сочинения первоучителя Мефодия“) Kanon für Demetrios von Thessalonike, die alphabetischen Stichera zu Christi Geburt, die sich nach der glagolitischen Buchstabenfolge richten sollen sowie an Kanon, drei Stichera und Kathisma für Kyrillos den Philosophen, deren 'utorschaft für gewöhnlich („обычно“) Kliment von Ochrid zugeschrieben werde. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 257–259. Vgl. J'GIČ, Служебныя минеи, LХIV, LXVIII. Ediert durch M. F. MUR’J'NOV, posthum veröffentlicht und kommentiert durch '. B. STR'CHOV in Palaeoslavica VI (Cambridge/Mass. 1998), 114–208, VII (1999), 136–217, und VIII (2000), 123–221. NEČUN'EV', Майская минея, 334; VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 257– 258; NEČUN'EV', Два фрагмента, 87 (s. o., Fn. 110). VEREŠČ'GIN führt außerdem noch die Острожницкие отрывки an, die I. P'ŇKEVIČ 1927 entdeckt und L. M'TEJKO 1995 publiziert hat. Sie enthalten Stichera aus der 'koluthie für den Herrenbruder Jakobus (23. Oktober) und Troparien mit Theotokion für den Großmärtyrer Demetrios (26. Oktober). NEČUN'EV', Два фрагмента, 94, ergänzt die Reihe noch durch die Triodienhandschrift des Moisej Kijanin (РГАДА, ф. 381, № 137, Сводный каталог, № 170, Ende des 12./'nfang des 13. Jahrhunderts), die von M. '. MOMIN' ihrer Edition des Triodions zu Grunde gelegt worden ist. NEČUN'EV', Два фрагмента, 86: „Из всех разновидностей Минеи — праздничная, служебная (полная, вседневная), общая, четья — Минея Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 65 Zweifellos bemerkenswert ist außerdem der von VEREŠČ'GIN als Nr. 1 angeführte archaische Zug, nämlich das Vorhandensein von Festtagsmakarismoi (makarismo@ tE~ lortE~, праcздничныя блажєaнны), die die Handschrift für eine Reihe von Hochfesten verzeichnet: für die Geburt der Gottesgebärerin (8.9.), das Fest der Kreuzerhöhung (14.9.), Christi Geburt (25.12.), Taufe Christi (6.1.), Darstellung Jesu im Tempel (2.2.) und Entschlafung der Gottesgebärerin (15.8.).155 Der liturgische Ort für die Makarismoi ist die Göttliche Liturgie, wo sie an hohen Feiertagen anstelle des 3. 'ntiphonons vor dem Kleinen Einzug gesungen werden.156 Heute werden anstelle der Festtagsmakarismoi (bei VEREŠČ'GIN СБТO = собственные блаженные тропари обедни) Gesänge des Kanons verwendet,157 ein Brauch, der auf das 154 155 156 157 праздничная содержит древнейший текст, относящийся ко времени первых переводов на славянский.“ Dazu auch N. NEČUN'EV', Минея как тип славяно-греческого средневекового текста. Reval 2000, 12–13. NEČUN'EV', Два фрагмента, 93. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 257, ausführlicher und mit Publikation der Makarismoi der Ильина книга 299–345. Vgl. Pan. N. TREMPEL'S (Παν. Ν. ΤΡΕΜΠΕΛΑΣ), Αἱ τρεῖς λειτουργίαι κατὰ τοὺς ἐν Ἀθήναις κώδικας. 'then 1997, 36–37 zwischen dem Gebet des Priesters zum dritten 'ntiphonon und dem Kleinen Einzug: „Καὶ εἰ ἔστι Κυριακὴ ἢ ἑορταζόµενος ἅγιος, ψάλλονται οἱ Μακαρισµοὶ ἢ ἡ τρισθέκτη τοῦ ἁγίου.“ VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 311: „Современный Устав дает строгую дифференциацию: на богородичные праздники в качестве блаженн положены песнь или песни из утреннего канона, а на господские — вместо блаженн собственные (особые) антифоны. По уставу современной Греческой Церкви различие не проводится: антифоны предписаны на все двунадесятые праздники. Устав Русской Церкви отражает более архаичное состояние.“ Laut Ioannis FOUNTOULIS (Ἰωάννης ΦΟΥΝΤΟΥΛΗΣ), Ἀπαντήσεις εἰς λειτουργικάς ἀπορίας. ∆´. 'then 1994, 39–40 sind die Festtagsantiphona keineswegs eine Neuerung, sondern älter als die dem monastischen Gottesdienst entstammenden Typika und Makarismoi: „Ὅτι ἡ ἐνοριακή τάξη τῶν ἀντιφώνων εἶναι παλαιότερη ἀπό τή µοναχική µέ τά τυπικά καὶ τούς µακαρισµούς [...] φαίνεται ὄχι µόνο ἀπό τίς µαρτυρίες πού σώθηκαν, ἀλλά καί ἀπό τήν ἀρχαϊκή µορφή τῶν ἀντιφώνων, ἀκόµη καί ἀπό τόν τρόπο ἐντάξεως τῶν τυπικῶν καί τῶν µακαρισµῶν στό ἤδη ὑφιστάµενο λειτουργικό πλαίσιο. [...] Ἀπό τά µοναστήρια ἡ ψαλµωδία τῶν τυπικῶν κατά τή θεία λειτουργία διαδόθηκε καί στίς ἐνορίες [...]. Ἤδη τά µοναχικά λειτουργικά βιϐλία µέ τά στοιχεία τοῦ µοναχικοῦ ἑσπερινοῦ καί ὄρθρου [...] εἶχαν εἰσαχθεῖ σέ λειτουργική χρήση στούς ἐνοριακούς ναούς κι αὐτά προέϐλεπαν τήν ψαλµωδία τῶν τυπικῶν καί τῶν µακαρισµῶν µέ τά εἰδικά τροπάρια ἤ µέ τήν γ´. καί ϛ´. ὠδή τοῦ κανόνος τῶν ἑορταζοµένων ἁγίων τῆς ἡµέ- 66 Nikolaos Trunte studitische Typikon zurückgeht, das in der Rus’ Mitte der 60er Jahre des 11. Jahrhunderts durch F˘eodosij, den 'bt des Kiewer Höhlenklosters, eingeführt worden sein soll.158 Gänzlich sind die Festtagsmakarismoi freilich nicht verschwunden: Marija JOVČEV' hat in der Handschrift ГИМ, Хлуд. 163, einem südslavischen трефолой des 14. Jahrhunderts, Makarismoi für die Geburt der Gottesgebärerin und für das Fest der Kreuzerhöhung gefunden. 159 VEREŠČ'GIN sieht damit die einstige Existenz dieser hymnischen Gattung bestätigt.160 'ußerdem weist er im Synaxarion des 1048 gegründeten Klosters tE~ Qeot kou tE~ E erg tido~ (Ende des 11./'nfang des 12. Jahrhunderts)161 nebeneinander die 'nwendung der studitischen Regel (z. B. am 1. September: EL~ t/n leitourg an, tupikB ka@ .d/ to kan no~ to 158 ρας [...] Ἔτσι τά τυπικά µέ τούς µακαρισµούς πῆραν τή θέση τῶν ἐνοριακῶν ἀναστασίµων ἀτιφώνων τῶν Κυριακῶν, πού στό ἑξῆς παραµερίσθηκαν στίς καθηµερινές.“ VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 317 und Fn. 182. Die Laurentius-Chronik berichtet tatsächlich unter dem Jahr 6559 (= 1051) von der Übernahme des studitischen Typikons durch F˘eodosij, vgl. Полное собрание русских летописей, издаваемое постоянною историко-археографической комиссиею Академии наук СССР. Том первый: Лаврентьевская летопись. Leningrad 21926–1928. ND (Forum Slavicum 48) München 1977, 159–160: „Fеwдpсу же приемшю манастъiрь · [...] нача искати правила черне- чьскагp · и wбрtтесm тpгда Михаилъ чернець · манастъiрm Студиискагp · иже · бt пришелъ иzъ Грекъ с митрpпpлитpмь Геwрги(мь · и нача q негp искати qстава · чернець Студиискъi… · и wбрtтъ q негp и списа · и qстави въ манастъiри свpемь · какp пtти пtньy манастъiрскаy [...] и весь рmдъ црк`внъiи [...] · Fеwдpсии все тp иzъwбрtтъ · предасть манастъiрю свpему · o тpгp же манастъiрm переyша вси манастъiреве qставъ · [...].“ Die Datierung 159 160 161 gegen den Chronikbericht erst Mitte der 60er Jahre ergibt sich aus der Erwähnung des Metropoliten Georgios, der von etwa 1065 bis etwa 1076 den Kiewer Sitz inne hatte, vgl. Gerhard PODSK'LSKY, Christe tum u d theologische Literatur i der Kiever Rus’ (988–1237). München 1982, 286. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 323. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 323: „Таким образом, нет сомнения в том, что СБТО некогда включались в славянские литургические книги, но затем, согласно уставам, были вытеснены из них и дошли до нас или (исконно) в счастливо сохранившемся весьма архаичном источнике Ил, или (пo инерции бытования) в южнославянской традиции, — может быть, в периферийных и для нее книгах, не во всем подчинившихся Студийскому уставу (не исключено, что по недосмотру, вследствие недостаточного надзора).“ VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 324–330 mit Verweis auf DMITRIEVSKIJ, Описанiе, 256–656. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 67 es ou Tco~ pl. dV. # õV. cit+n0 moi par0scou) und der älteren mit Festtagsmakarismoi nach (z. B. am 8. September: EL~ t/n qe an leitourg an, tupikB ka@ makarismo@ tE~ lortE~ Tco~ pl. dV. Mn sqhti #m+n);162 am häufigsten aber findet er an den Festtagen selbst Festtagsantiphona (z. B. am 6. 'ugust: mnt fwnon gV. Tco~ bar ~a De te gallias[meqa t) Kur j/), während die alten Makarismoi am 1. Tage nach dem Fest (7. 'ugust: EL~ t/n leitourg an, tupikB ka@ makarismo@ tE~ lortE~, Tco~ dV. DiB x lou e md0m) und zur 'podosis (13. 'ugust) gebraucht werden, an den dazwischen liegenden Tagen Oden des Kanons (z. B. 8. 'ugust: EL~ t/n leitour- g an, tupikB ka@ # gV. .d/ to kan no~ tE~ lortE~ to pl. dV. Hcou).163 Da in der Ильина книга Makarismoi ausnahmslos an den Festtagen selbst verzeichnet sind, und zwar am 'nfang der 'koluthie (8.9., 14.9., 25.11., 6.1.), nur am 2. Februar nach dem Kanon nachgetragen, 164 liegt hier sicher ein archaischer Zug vor, auch wenn daraus nicht notwendigerweise folgt, dass wir Gesänge der kyrillomethodianischen Zeit vor uns haben.165 Mag auch das griechische Original eines Tropologions im 9. Jahrhundert, also in kyrillomethodianischer Zeit, ins Slavische übersetzt worden sein, die Ильина книга zeigt trotz der südslavischen (d. h. altkirchenslavischen) Züge, die V. B. KRYS’KO zusammengestellt hat,166 162 163 164 165 166 VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 325–326, vgl. DMITRIEVSKIJ, Описанiе, 258, 265. VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 327, vgl. DMITRIEVSKIJ, Описанiе, 481–486. Ganz ungewöhnlich ist die Stellung der Makarismoi am 15. 'ugust, nämlich zwischen der Titelzeile zu 3. Ode (fol. 137r) und deren Troparien (fol. 138v), was VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 344, folgendermaßen kommentiert: „Реконструировать ситуацию можно через ряд допущений: писец [...] по инерции начал переписывать канон, забыв, что ему перед каноном следовало поместить блаженны [...]; в отличие от случая с перепиской Сретенских последований [...], писец тут же спохватился и не стал дописывать канон до конца, чтобы (по прецеденту) потом сделать восполнение, а решился – случай неслыханный! — прервать канон.“ So ohne Fragezeichen im Titel von E. M. VEREŠČ'GIN, Новонайденные тексты гимнографии Кирилло–Мефодиевского времени: исчезнувший жанр праздничных блаженн. — Byza ti oslavica 60/2 (1999), 495– 538. Zusammengefasst bei VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 256. Dabei ist zwar richtig, dass alle vier jusy gebraucht werden, jedoch nicht etymologisch 68 Nikolaos Trunte eindeutig ostslavischen Charakter; die aufgelisteten Kirchenslavismen sind dieselben, die schon '. VOSTOKOV als Charakteristika des Ostromir-Evangelions verzeichnet hat. Unser Tropologion ist mithin zweifellos ein Denkmal der Rus’. Eine Bestätigung dafür liefert der Kalender mit dem Fest des heiligen Georgios am 26. November statt — wie sonst üblich und auch im Iadgari so verzeichnet — am 23. 'pril. Der 26. November ist das Kirchweihfest der Kiewer Georgskirche.167 Da die Weihe der Kirche von dem Metropoliten Ilarion (1051–1054) vollzogen worden sein soll168 und das Fest im besser bewahrten 'nfangsteil der Handschrift steht, ergibt sich hieraus eine Datierung a quo für die russische 'bschrift des slavischen Tropologions. Die Ильина книга lässt sich somit in die Rus’ und zwischen 1051 und etwa 1065 setzen. Zur Übersetzung des slavischen Tropologions Wir haben oben erwähnt, dass Charles RENOUX zwischen Šarak oc‘ und Iadgari nicht nur im Kalender Parallelen festgestellt, sondern auch 167 168 korrekt: h/x steht häufig an der Stelle von historischem q/ю und umgekehrt, auch y und m/> werden verwechselt. Beispiele aus den Makarismoi (VEREŠČ'GIN, Ильина книга, 335–340): рpжьшюx сm, верpю, пpюще, радhи сm, страшьнqмh, анг`льскqx, иж неyже, сътварmy, >кp. Das entspricht der Orthographie des Ostromir-Evangeliums, vgl. '. VOSTOKOV (Hrsg.), Остромирово Евангелiе 1056–57 года. Съ приложенiемъ греческаго текста Евангелiй и съ грамматическими объясненiями. SanktPetersburg 1843. ND Wiesbaden 1964, IV–V. BULG'KOV, Настольная книга, 432: „Освященiе церкве св. великомуч. Георгїя, иже въ Кiевѣ у златыхъ вратъ. Храмъ этотъ сокруженъ великимъ княземъ Ярославомъ въ 1037 г. и освященъ 26 ноября митрополитомъ Иларiономъ. День освященiя установленъ во всей Россiи ежегоднымъ праздникомъ въ честь св. Георгiя и кавалерскимъ.“ Ich danke Jevgenij Michajlovič Vereščagin für den Hinweis auf Erzbischof SERGIJ [Spasskij], Полный мѣсяцесловъ Востока, I. Vladimir 1901 (ND Moskau 1997), 367, der unter dem 26. November die Kirche des heiligen Georgios ὁ Κυπαρισσὸς zu Konstantinopel ἐν ὑψωµαθείοις erwähnt und kommentiert: „Посему можетъ быть и въ Кiевѣ было освященiе храма Георгiя 26 ноября.“ Es ist sicher nicht zulässig, das ostslavische Georgsfest unmittelbar, also ohne das Zwischenglied der Kiewer Kirchweihe, von einem konstantinopolitanischen lokalen Patronatsfestes abzuleiten. PODSK'LSKY, Christe tum u d theologische Literatur, 84, mit Verweis auf M. K. K'RGER, Древний Киев, I–II. Moskau/Leningrad 1958–1961, hier II, 234. Die Quelle dafür ist eine Prologerzählung. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 69 eine Reihe sogar identischer Texte nachgewiesen hat. Es ist also zu fragen, ob nicht auch die Ильина книга gegen die spätere Texttradition Übereinstimmungen mit dem Iadgari aufweist. 'uffällig ist zumindest, das die Ильина книга Gesänge enthält, für die bisher griechische Entsprechungen nicht haben ermittelt werden können (beispielsweise einen Kanon für den heiligen Nikolaos im 8. Ton169 oder ein Kathisma für die heilige Barbara im 4. Ton170); in einer Reihe weiterer Fälle deuten die Lesarten der Ильина книга klar auf eine andere Übersetzung. Beispielsweise steht in der 'koluthie für den heiligen Nikolaos im Sticheron im 2. Ton zu K rie &k kraxa die 'nrede архиереx хв`ъ, wo spätere Handschriften einhellig свmтителю христpвъ sagen (griech. rcier0rca Cristo ), ebendort пhщаy o грtхъ gegenüber пqщаy pтъ бtдъ (griech. l wn sumfor+n, was beide Übersetzungen möglich erscheinen lässt);171 im selben Gottesdienst im Kathisma im 5. Ton zастhпьника вси никpлh вtрьнии бp`нpсьнp да прpславимъ gegenüber zастqпьника вьси, никpла(, вtрьнии бp`нpсьна въсхвалимъ (griech. ntil ptora, p0nte~ Nik laon pisto@ t n qeof ron e seb+~172). In der 'koluthie für die heilige Barbara findet man im Sticheron prosomoion zu K rie &k kraxa im 2. Ton рhкама же беzакpньнp оц`емъ zлpмь пpжьрена (си gegenüber рqкама же беzакpньнъiма нечьстивагp рpдителm пpжьре сm für griech. seboP~ di genn toro~ cers@ paran moi~ t qusi, wenig später ликhющи дв`аy zьриши прpсвtщени( жениха хс`а твp(гp gegenüber ликqющи видиши христа жениха свp(гp сиyни( für griech. nntw~ sugcore ousa bl pei~ Cristo to Numf ou sou t/n fllamyin173; im selben Gottesdienst in der 1. Ode des Kanons im 2. Ton омраченtи съвtсти оzаренtи твpю въсхвалити мhченицю варварq прtславqщюx gegenüber омраченpмq сьрдьцю оzарени( твpю въсхвалити мqченицю варварq преславьнqю für t] zof[dei mou diano o m0rugma t/n s/n e fhmEsai m0rtura Barb0ran t/n o dimon.174 169 170 171 172 173 174 Gottesdie Gottesdie Gottesdie Gottesdie Gottesdie Gottesdie stme stme stme stme stme stme äum für de äum für de äum für de äum für de äum für de äum für de Mo Mo Mo Mo Mo Mo at Dezember, Teil 1, 414–445. at Dezember, Teil 1, 122. at Dezember, Teil 1, 310–311. at Dezember, Teil 1, 304–305. at Dezember, Teil 1, 128–129. at Dezember, Teil 1, 142–143. 70 Nikolaos Trunte Leider fehlen im Iadgari noch die Feste der heiligen Barbara und Nikolaos, so dass hier eine Gegenprobe nicht möglich ist. Es ist aber an dieser Stelle ohnehin nicht möglich, alle Gesänge des Iadgari und der Ильина книга zu übereinstimmend vorhandenen Festen zu vergleichen. So wollen wir lediglich an Hand der in der 'usgabe E. MEREVELIs gegebenen Zusammenstellung derjenigen georgischen Stücke, die in griechischen Druckausgaben nachgewiesen werden konnten, zeigen, dass ein solcher Vergleich lohnend sein kann. Schon die Gegenüberstellung der Lesarten der Ильина книга, des Iadgari und der griechischen Druckausgaben fördert Fälle zu Tage, in denen diese drei gegen die spätere slavische Tradition zusammenstehen. So heißt es im Sticheron idiomelon im 8. Ton zum Fest der Kreuzerhöhung (14. September) am Ende des Orthros, während die Gläubigen die Kreuzesreliquie verehren, für &n kumb0loi~ DauptikoU~, ;mnon soi prosf ronta ka@ l gonta in der Ильина книга (fol. 13v –14r) въ бqбънtхъ давъiдьскъi пtснь ти въспpюще и глагpлюще, wohingegen die J'GIĆ’sche 'usgabe (Text-Nr. 0120) für въспpюще die Lesung принpсmще gibt; im Iadgari ist sowohl von ‘Singen’ (galobit), als auch von ‘Opfern’ (¸evsÂirvidet) die Rede: ¸esxmasa davitissa ¸evsÂirvidet da galobit viº¶odit (S. 313). Gleich darauf folgt ELrg0sw swthr an &n m sj tE~ gE~ e Qe ~, ebenso in der Ильина книга съдtлалъ (си сп`сени( пpсредt zемлm, бж`е und im Iadgari hkman cxorebaj ¸oris kue¶anasa, ³merto, aber bei J'GIĆ mit erweiterter 'nrede хе` бе`. Im Sticheron idiomelon des 'ndreas von Kreta im 4. Ton im Orthros zu Christi Geburt (25. Dezember) heißt es mit dem Verb im Präsens M0goi t] Desp t^ d+ra prosf rousin, ebenso in der Ильина книга (fol. 87r: влъсви влд`цt даръi принpсmть) und im Iadgari (S. 13: moguni uplisa ¾³uensa ¸esÂirgen), in der Handschrift РГАДА, ф. 381, № 97 aber mit Imperfekt вpлсви влЈцt даръi принpшахq.175 Dies möge an Beispielen genügen und dazu anregen, auch sonst die Lesarten der georgischen Tradition bei der Betrachtung der ältesten slavischen Hymnographie mit zu berücksichtigen. 175 Hans ROTHE, E. M. VEREŠČ'GIN (Hrsg.), Gottesdie stme äum für de Mo at Dezember ach de slavische Ha dschrifte der Rus’ des 12. u d 13. Jahrhu derts. Facsimile der Ha dschrifte CGADA f. 381 Nr. 96 u d 97. Köln/Weimar/Wien 1993, 492. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 71 Das Anthologion — ein Nachhall des Tropologions? Das Tropologion wurde bald, nachdem es (im 9. oder auch erst im 10. Jahrhundert?) im Süden ins Slavische übersetzt worden war, von den aufkommenden vollständigeren hymnographischen Sammlungen zurückgedrängt. Ob schon das Triodion der Übersetzung Kliments die Wochentage berücksichtigt hat, wissen wir zwar nicht, aber spätestens Ende des 11. Jahrhunderts lagen nach 'usweis der J'GIĆ’schen Handschriften die Menaia vollständig vor, aus dem 12. Jahrhundert sind auch Triodion und Pentekostarion erhalten: genannt seien ГИМ, Син. 319 (Сводный каталог, № 106) als Beispiel eines Triodions mit Einschluss des Sonntags des Zöllners und des Pharisäers sowie die schon erwähnte Handschrift РГАДА, ф. 381 (Син. тип.), № 138 (Сводный каталог, № 49) als Beispiel eines Pentekostarions. Dennoch verschwand das Tropologion nicht gänzlich, und sogar das Wort blieb im Slavischen erhalten in der Form трефpлpи, also mit demselben Umlaut von o > e nach r wie in трепарь < trop0rion, zusätzlich mit einem hyperkorrekten f statt p.176 Damit wird jenes Buch bezeichnet, für das wir heute den Terminus праздничная минея gebrauchen. N. '. NEČUN'JEV' erwähnt, dass das Handschriftenfragment РНБ, Q.п.I.28 von 'rchimandrit 'MFILOCHIJ 1880 als Трефо- 176 Max V'SMER, Russisches etymologisches Wörterbuch. 3. Band. Heidelberg 1958, 138 findet das Wort seit dem 14. Jahrhundert belegt; dazu I. I. SREZNEVSKIJ, Матерiалы для словаря древне-русскаго языка по письменнымъ памятникамъ. III. Sankt-Petersburg 1903, 992 s. v. ÚрeфoÎoË, ÚрeфeÎoË. Die von dem 'rchimandriten S'VV' (Указатель для обозрѣнiя Московской Патрiаршей (нынѣ сѵнодальной) Библiотеки. Составленъ сѵнодальнымъ ризничимъ Архимандритомъ Саввою. Изданiе второе, значительно дополненное, съ приложенiемъ пояснительнаго словаря неудобопонятныхъ словъ и названiй предметовъ, встрѣчающихся въ книгѣ. Moskau 1858, 259–260: „Трефологiонъ — собранiе церковныхъ, избранныхъ изъ цѣлаго года, службъ на праздники Господскiе и Богородичные и на дни нарочитыхъ святыхъ, чествуемыхъ Церковiю (Праздничная минея).“) gebrauchte Form трефологiонъ ist unbelegt (im Griechischen wäre das Wort auch sinnlos), die von ihm als älteste angeführte Handschrift № 895 wird im Сводный каталог als праздничная минея bezeichnet. 72 Nikolaos Trunte лой мѣсячный bestimmt wurde.177'ußer Festtagen der Menaia können im Trefoloj aber auch Teile der Triodia Berücksichtigung finden, jetzt aber nicht mehr als ursprüngliche Einheit wie im alten Tropologion, sondern eklektisch. Solch einen Zustand zeigt die von 'rchimandrit S'VV' als трефологiонъ bezeichnete Handschrift № 895 (heute ГИМ, Син. 895, Сводный каталог, № 176). Der erste Teil, der 1260 datiert wird, ist ein Festtagsmenaion mit Textverlust am 'nfang (erhalten ist auf fol. 1–212 Februar bis 'ugust); daran schließen sich 1352 datierte Ergänzungen (fol. 213–232) ausgewählter Teile des Fastentriodions. 178 Ähnliches gilt für das Festtagsmenaion БАН, 34.7.12 (15. Jahrhundert), in dem nach dem Monat März Gottesdienste des Triodions von Freitag der 5. Fastenwoche bis Himmelfahrt eingeschaltet sind, wobei nach Ostern Wochentage nicht berücksichtigt werden. Daran schließt sich wieder der Menaia-Teil mit den Festen der Verklärung (6. 'ugust) und der Entschlafung der Gottesgebärerin (15. 'ugust) an. Es folgen ein Kirchenkalender, Festtagstroparia und Kontakia für die Große Woche, verschiedene Kanones für die Gottesgebärerin (auch aus der Oktoechos) und für den Schutzengel, dann die 'koluthie für den Sonntag der Fleischentsagung, der Große Kanon mit alphabetischen Stichera, Gottesdiensten für anonyme Heilige und zum 'bschluss das Festtroparion für Leontij von Rostov.179 Es bestand also offensichtlich weiterhin Bedarf an einer kurzen hymnographischen Sammlung, so dass bald nach der 'ufgabe des Tropologions ein neuer Sammelband nicht unähnlicher Zusammensetzung in Gebrauch kam180 und vermutlich vor allem abseits der Klöster 177 178 179 180 NEČUN'EV', Два фрагмента, 84, mit Verweis auf 'MFILOCHIJ, Объ отрывкахъ изъ древнеславянскихъ рукописей ХI и ХII–ХIII вѣковъ. Moskau 1880, 1–10. Сводный каталог, 198–199 (№ 176). SREZNEVSKIJ/POKROVSKIJ, Описанiе, 163–164 (Минея праздничная съ прибавленiями). Für 'rmenien vgl. RENOUX, Le lectionnaire de Jérusalem I, 67–68: „Il existe cependant, parmi les manuscrits copiés à partir du XIIIe siècle, des volumes hybrides où apparaissent, unies à des fragments de livres liturgiques différents — maštoc‘ (rituel), šarakan (hymnaire), tōnac‘oyc‘ (ordo, typicon) —, des parties de čašoc‘. En constatant le caractère composite de ces manuscrits, on serait tenté immédiatement de faire le rapprochement avec les compilations analogues du rite latin — rituel/collectaire, rituel/sacramentaire — qui virent le jour à partir du Xe siècle.“ Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 73 und Höfe bei mittellosen Gemeinden eine große Rolle spielte.181 In griechischen Handschriften sind solche, hier nqol gia genannten Sammelbände seit dem 12. Jahrhundert bezeugt;182 im slavischen Raum ist der heute gebräuchliche Terminus Миніaя оgбщая. Das älteste erhaltene slavische 'nthologion ist der serbisch-griechische Codex Lavra E-108, dessen Facsimile-'usgabe von 'ndrija J'KOVLJEVIĆ und Đorđe TRIFUNOVIĆ vorbereitet wird.183 Majja 'ndrejevna MOMIN' verdanke ich einen mir im Januar 2002 brieflich mitgeteilten Hinweis auf frühe 181 182 183 N. B–v, Минея. — F. '. BROKG'UZ, I. '. EFRON (Hrsg.), Энциклопедическiй словарь. Томъ ХIХ. Sankt-Petersburg 1896, 349: „«Общая М.» употребляется при богослуженiи, когда требуется отправить службу святымъ, которымъ вовсе нѣтъ особыхъ богослуженiй въ «мѣсячной М.», или хотя и есть, но не содержащiя въ себѣ всего, что слѣдуетъ совершать въ честь празднуемаго святого. Въ церквахъ бѣдныхъ и тамъ, гдѣ служба бываетъ лишь въ праздники, «общая М.» замѣняетъ прочiя богослужебныя книги.“ H'NNICK, Das Hirmologion, 112: „Die weit verbreitete Deutung des 'usdruckes „ausgewählte kirchliche Offizien“ [i. e. иzбьранъiими слqжбами црк`вьнъiими der Methodiosvita] im Sinn eines 'nthologion, Cvětoslov oder Mineja prazdničnaja ist aus folgendem Grund abzulehnen: Ein 'nthologion konnte erst entstehen — und entstand auch tatsächlich — nach der Umformung der Menäen zu liturgischen Büchern, die die Hymnen nach dem 'blauf des Offiziums bringen. Im griechischen Bereich sind 'nthologia wie Cod. Vat. gr. 154 erst ab dem 12. Jh. bezeugt.“ Ein junger Vertreter der von H'NNICK abgelehnten Meinung ist S. Ju. TEMČIN, Типы православного славянского богослужения в ХI–ХIII веках в связи со структурными разновидностями служебного Евангелия и иных литургических книг. — Slavia 68,2 (1999), 191–211, der am 'nfang der Entwicklung 'nthologien mit anonymen 'koluthien für Heiligengruppen sieht. Vgl. NEČUN'EV', Два фрагмента, 86. Vermutlich kommt man der Wahrheit am nächsten, wenn man für die kyrillomethodianische Zeit die Existenz eines slavischen Tropologions im Umfange eines Festtagsmenaions, erweitert um die wichtigsten Gottesdienste der Triodien, voraussetzt; in einem 'nhang oder einen zusätzlichen Buch wird es aber zumindest für den klösterlichen Gebrauch frühzeitig anonyme 'koluthieformulare gegeben haben, denn anders ist eine tägliche Feier der Gottesdienste nicht möglich. 'llenfalls darf man damit rechnen, dass für eine Übergangszeit die Klostergottesdienste noch griechisch und/oder lateinisch gefeiert worden sein könnten. Vgl. Diane TOULI'TOS-MILIOTIS, The Status of Byzantine Music through the twenty-first century. — Byza tium: Ide tity, Image, I flue ce. Major Papers. XIX I ter atio al Co gress of Byza ti e Studies. University of Copenhague, 18-24 'ugust 1996, edited by Karsten FLEDELIUS, S. 449–463, zitiert nach der Internet-Publikation http://www.geocities.com/hellenicmind/music 21.html. 74 Nikolaos Trunte slavische 'nthologia der Rus’, nämlich die von E. SLIV' als solches identifizierte Handschrift РНБ, F.п.I.73 aus dem 13. Jahrhundert und die von ihr selbst entdeckte РНБ, F.I.110 aus dem 15. Jahrhundert. Letztere enthält in dieser Reihenfolge Teile des Horologions, des Hexaemerons, das Pentekostarions, der Festtagsmenaia, des Fastentriodions und abschließend Kirchenkalender. Druckausgaben des griechischen 'nthologions gibt es von 1587 bis 1882, 184 slavische Drucke auch noch 1960. Inzwischen (September 2001) findet man sogar im Internet eine englische Übersetzung des griechischen 'nthologions durch den 'rchimandriten EPHR'IM,185 ebenso die schon 1899 von N. ORLOFF aus dem kirchenslavischen gemachte Version.186 Das griechische 'nthologion enthält wie früher das Tropologion die vollständigen 'koluthien für Hochfeste aus Menaia, Triodion und Pentekostarion, daneben den Psalter, das Horologion und die Große Oktoechos; statt der vollständigen Menaia aber gibt es anonyme 'koluthieformulare für Heiligengruppen ('postel, Propheten, Märtyrer, heilige Hierarchen, Priestermärtyrer, Mönchsheilige, Mönchsmärtyrer, Märtyrerinnen und Nonnenmärtyrerinnen), wobei jede 'koluthie aus drei Stichera zu K rie &k kraxa, einem Kanon mit Kathisma, eventuell auch Doxastikon, dazu je drei Stichera für die Gottesgebärerin in jedem Ton bestehen. Daran schließt sich eine gekürzte Parakletike mit 'posticha für den Hesperinos, Kathismata, zwei Kanones und 'postichon zu den Arnoi Ž».187 Die slavische Миніaя оgбщая (Moskau 1960) enthält im Menaia-Teil außerdem anonyme 'koluthien für Engel, heilige Väter, heilige Bekenner, heilige Ärzte und Wundertäter sowie Narren in Christo, im Triodien-Teil die Kontakia des Triodions für die Zeit der Pentekoste, dazu Sonntagsapolytikia der Oktoechos 184 185 186 187 Vgl. E cyclopædia Brita ica, CD-ROM-Edition 2001 s. v. missal. Der älteste Druck erschien 1587 in Venedig durch Emmanouil Glyzonios, vgl. Io. FOUNTOULIS (Ἰω. ΦΟΥΝΤΟΥΛΗΣ), Ἀνθολόγιον. — Θρησκευτικὴ καὶ Ἠθικὴ Ἐγκυκλοπαιδεία, 2ος τόµος. 'then 1963, 788–789. http://web.ukonline.co.uk/ephrem/general.htm. Vgl. The ge eral Me aio , or The book of services commo to the festivals of our Lord Jesus, the Holy Virgi a d the differe t orders of Sai ts. Translated from the Slavonic 16th edition of 1882 by N. ORLOFF. London 1899. ND Neu-York 1969. Internetpublikation durch Christian Classics Ethereal Library: http://www.ccel.org/a/anonymous/menaion/htm/i.htm (September 2001). FOUNTOULIS, Ἀνθολόγιον, 788–789. Vor- und Frühgeschichte der slavischen Hymnographie 75 mit Theotokia, Hypakoai und Kontakia, verschiedene weitere Troparia, Entlassungstheotokia, zum 'bschluss allgemeine alttestamentliche Lesungen sowie Prokeimena, 'postellesungen, 'lleluiaria und Evangelionslesungen und Koinonika für anonyme Heilige. Ob freilich die Schaffung des 'nthologions auf lateinische 'nregungen warten musste, wie RENOUX meinte,188 darf füglich bezweifelt werden: nicht nur wird man sich bei der Schaffung des neuen Sammelbandes des alten Tropologions noch entsonnen haben, auch die Tatsache, dass die Ильина книга bei einigen 'koluthien keine Kanones enthielt, deutet darauf hin, dass schon im 11. Jahrhundert anonyme 'koluthien existiert haben müssen. Dass namenlose Formulare durchaus bekannt waren, ist an den anonymen Predigtvorlagen abzulesen, die wir im Werk Kliments von Ochrid unter dem Titel Пpqч(ни( и памmть апІла или мчн`ка in 26 'bschriften ausschließlich ostslavischer Redaktion zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert erhalten haben.189 Zusammenfassung Wir waren davon ausgegangen, dass christlicher Gottesdienst von 'nbeginn durch Hymnographie gekennzeichnet war und sich gerade dadurch vom synagogalen Gottesdienst unterschied. Der Gesang hatte dabei neben panegyrischer vor allem exegetische und dogmatische Funktion, weshalb die frühen Dichtungen ebenso wie typikale 'nweisungen in den Lektionarien gesammelt wurden. Das 'nwachsen des nichtbiblischen Materials führte im 5. bis 6. Jahrhundert zur 'usgliederung des typikalen Materials in die später Typikon bzw. Synaxarion genannten Bücher, während das hymnographische in ein Hymnarion ausgegliedert wurde, für das im griechischen Sprachraum seit dem 9. Jahrhundert der Name tropol gion bekannt ist. Solch ein Hymnarion hat sich im georgischen Sprachraum erhalten (Bflufhb), vielleicht auch im armenischen (Þ³ñ³ÏÝáó). Vor allem studitische Mönche bereicherten im 8. und 9. Jahrhundert das Hymnarion, bis schließlich für alle Tage des Kirchenjahres 188 189 RENOUX, Le lectionnaire de Jérusalem I, 68. Климент Охридски, Събрани съчинения. Том първи. Sofia 1970, 88–108. Für die weite Verbreitung dieses Predigtformulars spricht die über längere Textpassagen wortwörtliche Übereinstimmung mit dem zweiten Freisi ger De kmal, dazu zuerst W. VONDRÁK, Frisi ské památky. Prag 1896, 62–65. 76 Nikolaos Trunte Gesänge vorlagen. Die vollständigen Sammlungen hießen weiterhin tropol gion, aber mit dem Zusatz mhnaUon für die Monatssammlung, triVdion für die Sammlung der Tessarakoste und Pentekoste. Diese ursprünglichen 'djektive übernahmen im Weiteren die Funktion neuer Namen für die Teilsammlungen. Mit der Übernahme des studitischen Typikons auch für den Gemeindegottesdienst setzten sich die neuen hymnographischen Bücher allgemein durch. Seit das Tropologion durch die georgischen 'rbeiten bekannter geworden ist, hat man auch bei den Slaven nach Spuren dieses Hymnarions gesucht. Da die Denkmäler, die als Kandidaten für ein Tropologion ins 'uge gefasst wurden, jedoch höchst fragmentarisch waren, fehlte es bisher an Beweisen. Der Nachweis eines Tropologions gelang hier für die bisher als Festtagsmenaion bezeichnete Handschrift РГАДА, ф. 381 (Син. тип.), № 131. Die Handschrift selbst konnte in die Rus’ und in den Zeitraum zwischen 1037 und etwa 1065 datiert werden, so dass noch ein halbes Jahrhundert vor den ersten erhaltenen vollständigen Sammlungen in der Rus’ ein Tropologion in Gebrauch war. Über die mutmaßliche südslavische Vorlage lässt sich nichts sagen, das griechische Original muss wegen des Fehlens der Vorfastensonntage in die Zeit vor 985, vielleicht sogar vor 878, zurückreichen. Die später in Gebrauch gekommenen vollständigeren Sammlungen stehen offensichtlich in einer anderen Übersetzungstradition, die im Falle der Menaia durchaus auch originär ostslavisch sein könnte. Daneben bestand auch weiterhin ein Bedarf an kurzen hymnographischen Sammlungen, so dass seit demselben 12. Jahrhundert, aus dem die ältesten vollständigen Sammlungen erhalten sind, auch 'uswahlsammlungen hergestellt wurden, die bis heute Verbreitung finden. Diese 'nthologien trugen in der Rus’ anfangs und noch bis ins 16. Jahrhundert den Tropologion-Namen in der slavisierten Form трефpлpи. Für die Popularität solcher 'nthologien bis heute spricht ihre Verfügbarkeit auch im Internet.