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Wiese, Heike; öncü, Mehmet Tahir, & Bracker, Philip (2016). Verb-dritt-stellung Im Türkisch-deutschen Sprachkontakt: Informationsstrukturelle Linearisierungen Ein-und Mehrsprachiger Sprecher/innen

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Vorläufige Fassung / Manuskript! Endgültige Fassung erscheint in Deutsche Sprache Verb-dritt-Stellung im türkisch-deutschen Sprachkontakt: Informationsstrukturelle Linearisierungen ein- und mehrsprachiger Sprecher/innen Heike Wiese1, Mehmet Tanir Öncü2 & Philip Bracker1 1 2 Universität Potsdam Ege Üniversitesi İzmir Zusammenfassung Wortstellungsoptionen des Typs „Dann die sind zur U-Bahn gerannt.“, die unter anderem von türkisch-deutsch mehrsprachigen Sprecher/inne/n in Kiezdeutsch-Kontexten bekannt sind, erlauben einen Verstoß gegen kanonisches V2 in Matrixdeklarativa: Das finite Verb steht hier nach einem doppelt besetzten Vorfeld, das typischerweise ein Adverbial und ein Subjekt enthält, die auf informationsstruktureller Ebene Rahmensetzer und Topik identifizieren. Wir stellen eine Studie vor, die den Einfluss verbaler versus sprachunabhängiger informationsstruktureller Präferenzen für diese Linearisierung untersucht und hierfür türkisch-deutsch mehrsprachige, in Deutschland augewachsene Sprecher/innen mit einsprachig deutschen und türkischen Sprecher/inne/n vergleicht. Für Aufgaben, bei denen grammatische Restriktionen weitgehend minimiert sind, zeigte sich eine generelle Tendenz, Verben in eine Position nach Rahmensetzer und Topik zu stellen; außerdem wurden einzelsprachliche Einflüsse deutlich, die türkisch-deutsche und einsprachig deutsche von einsprachig türkischen Sprecher/inne/n unterscheiden. Wir interpretieren dies als Evidenz für eine informationsstrukturelle Motivation von V3 und für eine deutliche Dominanz des Deutschen für türkisch-deutsche Sprecher/innen in Deutschland. Abstract In present-day German, we find new word order options, particularly well-known from Turkish-German bilingual speakers in the contexts of new urban dialects, which allow violations of canonical verb-second in independent declarative clauses. In these cases, two positions are occupied in the forefield in front of the finite verb, usually by an adverbial and a subject which identify, at the level of information structure, framesetter and topic, respectively. We present a study that investigated the influence of verbal versus language-independent information-structural preferences for this linearisation, comparing Turkish-German multilingual speakers who have grown up in Germany with monolingual German and Turkish speakers. For tasks where grammatical restrictions were largely minimised, results indicate a general tendence to place verbs in a position after framesetter and topic; in addition, we found language-specific influences that distinguish TurkishGerman and monolingually German speakers from monolingually Turkish ones. We interpret this as evidence for an information-structural motivation for verb-third, and for a profound dominance of German for Turkish-German speakers in Germany. 1. Einleitung: Nichtkanonische Verbstellungen im urbanen Sprachkontakt In mehrsprachigen Sprechergemeinschaften, wie sie heute für den urbanen Raum Europas charakteristisch sind, entstehen neue Varietäten der Majoritätssprachen, für die in verschiedenen Bereichen konvergierende grammatische Entwicklungen beschrieben wurden. Ein Beispiel hierfür betrifft die linke Satzperipherie in Matrix-Deklarativsätzen: Hier wurden für unterschiedliche germanische Sprachen einschließlich des Deutschen Wortstellungsoptionen beobachtet, die in ähnlicher Weise von kanonischem Verb-zweit abweichen.1 Die folgenden Sprecherzitate geben Beispiele aus dem Deutschen (1), Schwedischen (2), Dänischen (3), Norwegischen (4) und Niederländischen (5). (1a) jetz ich bin 18 (Auer 2003: 259) (1b) dann die sind zur Ubahn gerannt (KiDKo, MuH19WT)2 (1c) jestern wir gucken FUßball (KiDKo, MuH11MD) (2) å sen dom får de(t) [= den] brevet und dann sie bekommen den Brief (Ganuza 2008:111) (3) normalt man går på ungdomsskolen normalerweise man geht zu Jugendclub (Quist 2008:47) (4) nå de får betale (Opsahl 2009: 133) jetzt sie bekommen bezahlen – ‘Jetzt müssen sie bezahlen.’ (5) toen we hadden eerst twee autos dann wir hatten erst zwei Autos (Freywald et al. ersch.)3 Wie aus den unterschiedlichen Beispielen deutlich wird, wird hier ein Muster verwendet, das vom Verb-zweit (im folgenden: V2) der jeweiligen Standardvarietäten abweicht, indem es zwei Konstituenten, ein Adverbial und das Subjekt, vor dem finiten Verb zulässt. Dieses „Adv SVfin“-Muster wurde unter anderem als fehlende Inversion nach vorangestellten Adverbien beschrieben (vgl. Quist 2008 zum Dänischen; Ganuza 2008, 2010, Kotsinas 1998 zum Schwedischen; Keim 2010 zum Deutschen; Sollid 2013, Opsahl/Nistov 2010 zum Norwegischen). Wir betrachten es hier für das Deutsche aus einer Perspektive, die SOV als grundlegendes Worstellungsmuster ansieht, aus der die V2Stellung durch die Voranstellung des finiten Verbs in die linke Satzklammer (V1) und die Bewegung einer Konstituente in das Vorfeld (V2) ensteht (vgl. etwa Koster 1975, 1 2 3 Vgl. etwa Auer (2003), Dirim/Auer (2004), Keim (2004; 2007), Kern/Selting (2006), Ganuza (2008; 2010), Wiese (2013). Für Übersichten vgl. Wiese (2009; 2012), Freywald et al. (ersch.). Das Beispiel in (1b) stammt aus dem KiezDeutsch-Korpus (KiDKo), zugänglich über www.kiezdeutschkorpus.de, vgl. Wiese et al. (2012), Rehbein et al. (2014). Majuskeln signalisieren Hauptbetonung. Die Sprecher-Siglen geben links die Herkunft aus dem multiethnischen, mehrsprachigen Hauptkorpus („Mu“) bzw. dem Vergleichskorpus, das eine eher einsprachige Sprechergemeinschaft erfasst („Mo“), an; rechts identifizieren sie die Sprache, die in der Familie des Sprechers / der Sprecherin, ggf. neben dem Deutschen, gesprochen wird (z.B. „T“ – Türkisch; „A“ – Arabisch; „K“ – Kurdisch; „D“ – Deutsch). Wie Freywald et al. (ersch.) betonen, liegen aus dem Niederländischen, anders als in den anderen aufgeführten Sprachen, bislang nur vereinzelte Belege für das hier diskutierte Wortstellungsmuster vor. Ob dies auf eine systematische Ausnahmestellung des Niederländischen hinweist oder aber ein vorläufiges Bild ist, das sich bei weiteren Erhebungen noch verändern könnte, ist zur Zeit noch eine offene Frage. Thiersch 1978, den Besten 1981 für entsprechende Analysen). Aus dieser Perspektive stehen Deklarativsatz-Linearisierungen wie „S Vfin O“ und „O Vfin S“ nicht in einer Relation der Inversion zu einander, sondern gehen durch Vorfeldbewegungen (des Subjekts bzw. des Objekts) aus einer „Vfini S O ti“-Abfolge (= SOV mit Finitumvoranstellung) hervor. Das „Adv SVfin“-Muster kann vor diesem Hintergrund dann als nichtkanonische Besetzung der linken Peripherie durch zwei Konstituenten statt einer beschrieben werden. Diese nichtkanonische Linearisierung ist im Deutschen zunächst für Jugendliche im türkisch-deutschen Sprachkontakt beschrieben worden (vgl. Auer 2003, Keim 2004, Dirim/Auer 2004) und wurde dann generell für mehrsprachige urbane Kontexte beobachtet, wie sie für multiethnolektale Umgangssprache, „Kiezdeutsch“, charakteristisch sind, d.h. Kontexte, die auch Sprecher/innen anderer Herkunftssprachen ebenso wie einsprachig deutsche Sprecher/innen einbeziehen. Die mehrsprachigen Sprecher/innen sind hier typischerweise keine Migrant/inn/en, sondern Mitglieder der zweiten, häufig auch bereits der dritten in Deutschland lebenden Generation, das Deutsche ist hier also eine von mehreren Erstsprachen oder eine sehr frühe Zweitsprache. Während Familiensprachen wie Türkisch in den frühen Lebensjahren oft noch die dominante Sprache mehrsprachiger Sprecher/innen sind, verschiebt sich dies mit Schuleintritt meist zu Gunsten des Deutschen (vgl. etwa Herkenrath 2012). Es ist daher nicht überraschend, dass Entwicklungen in Kiezdeutsch sich häufig als im System des Deutschen verankert erweisen und aus diesem heraus motiviert werden können, während Einflüsse von Herkunftssprachen eine eher nachgeordnete Rolle spielen (vgl. Wiese 2012, 2013). Der mehrsprachige Kontext mit seinen vielfältigen Gelegenheiten des Sprachkontakts – auf der Ebene einzelner Sprecher/innen ebenso wie innerhalb der Sprechergemeinschaft insgesamt – fungiert hier als ein Nährboden für nichtkanonische Muster, deren Entwicklung bereits im System angelegt ist. Diese binnenstrukturellen Entwicklungen können einzelsprachlich aus dem Deutschen motiviert sein, etwa als Reparaturen bestimmter struktureller Abweichungen und Ausnahmen (in diesem Sinne etwa Wiese/Duda 2012 zur Entwicklung von „gib(t)s“ als monomorphematischem Existenzmarker). Sie können aber auch durch übereinzelsprachliche oder außersprachliche Dynamiken motiviert sein, die mit sprachlichen Ebenen interagieren. Bei Variationen der linken Satzperipherie von Matrix-Deklarativen und, damit zusammenhängend, der Verbstellung, liegt es nahe, als Kandidaten für eine solche außersprachliche Motivation die Ebene der Informationsstruktur in Betracht zu ziehen: Die linke Satzperipherie unterstützt die Verankerung des Satzes im Diskurs, ist also relevant für kommunikative Aspekte wie die Integration und Linearisierung von Information. Die Nutzung der Domäne vor dem finiten Verb für zwei Konstituenten könnte daher informationsstrukturelle/diskursorganisatorische und damit letztlich generelle, sprachunabhängige Präferenzen bedienen. Solche Präferenzen wären selbst außersprachlich anzusetzen und könnten dann in Kiezdeutsch anders als im Standarddeutschen sprachlich realisiert werden, nämlich in Form einer nichtkanonischen Verb-dritt-Optionen (V3), die durch den mehrsprachigen Kontext mit seiner größeren Offenheit gegenüber sprachlicher Variation möglicherweise besonders begünstigt wird. In diesem Sinne haben Wiese (2009, 2011, 2013), Schalowski (ersch.) vorgeschlagen, das gemeinsame Auftreten von Adverbialen und Subjekten vor dem finiten Verb im „Adv S Vfin“-Muster als Ergebnis einer präferier- ten frühen Setzung von Rahmensetzern/Diskurslinkern und Topiks zu interpretieren. Auf informationsstrukturelle Einflüsse in einem ähnlichen und vermutlich verwandten Muster weisen Kern/Selting (2006) für temporale Adverbiale, die separate prosodische Einheiten links von V2 bilden: Wie sie an Daten türkisch-deutscher Sprecherinnen zeigen, können diese prosodisch eigenständigen Elemente Fokussierungsstrategien in Narrativen unterstützen. Im vorliegenden Beitrag werden wir den Status solcher informationsstruktureller Präferenzen für nichtkanonisches V3 genauer untersuchen. Insbesondere interessiert uns die Frage, wie sich diese Präferenzen im Kontext von Mehrsprachigkeit niederschlagen. Wir werden uns dabei auf die zahlenmäßig prominente Sprechergruppe der türkischdeutschen Sprecher/innen beziehen, für die das Muster, wie oben erwähnt, in verschiedenen Untersuchungen beschrieben wurde. Wir stellen im folgenden hierzu Ergebnisse einer Studie vor, die diese Sprechergruppe mit einsprachig deutschen und einsprachig türkischen Sprecher/inne/n kontrastiert und die Linearisierung der Informationsdarbietung unter folgender Fragestellung untersucht: Welche informationsstrukturellen und sprachlichen Parallelen oder Unterschiede werden bei Ein- und Mehrsprachigen deutlich, inwieweit finden sich Effekte herkunftssprachlicher oder majoritätssprachlicher Muster auf die Linearisierung? Wir werden zunächst zentrale Aspekte der Verbstellung in den beiden untersuchten Sprachen zusammenfassen, soweit sie im Hinblick auf informationsstrukturelle Aspekte relevant sind (Abschnitt 2), bevor wir die eigentliche Untersuchung vorstellen, eine „Playmobil“-Studie, die neben der Elizitation sprachlicher Beschreibungen Spielzeugfiguren aus Kunststoff zur Darstellung von Ereignissen nutzte (Abschnitt 3). Der letzte Abschnitt (Abschnitt 4) liefert ein abschließendes Fazit der Untersuchung. 2. Verbstellung und Informationsstruktur Wir verstehen hier unter Informationsstruktur generell die Art und Weise, wie Information verpackt und präsentiert wird, einschließlich ihrer Linearisierung. In diesem generellen Sinne ist Informationsstruktur nicht an die sprachliche Repräsentation von Information gebunden: Sie ist zunächst in einer außersprachlichen Domäne zu verorten, die generelle, sprachunabhängige kognitive Aspekte wie die Organisation konzeptueller Repräsentationen und außersprachliche Bedingungen der Kommunikationssituation erfasst, die für kommunikative Bedürfnisse und damit auch für Präferenzen der Informationsverpackung und -anbindung relevant sind (vgl. Wiese 2009; conträr etwa zu Ansätzen wie Rizzi 1997, die informationsstrukturelle Kategorien in der Syntax selbst verankern). Die Integration von Information in unterschiedliche Kommunikationssituationen erfasst in diesem weiten Sinne auch relevante Aspekte der Diskursorganisation. Diese informationsstrukturellen/diskursorganisatorischen Präferenzen schlagen sich in unterschiedlichen kommunikativen Strategien von Sprecher/inne/n nieder, die bei ihrer sprachlichen Implementierung dann die spezifischen grammatischen und lexikalischen Möglichkeiten und Restriktionen einer Einzelsprache berücksichtigen müssen (vgl. hierzu auch Féry 2006; Fanselow 2006). Für die vorliegende Untersuchung zentral ist die Art und Weise, wie grammatische Restriktionen der Wortstellung und insbesondere der Verbstellung mit der Linearisierung von Topik und Rahmensetzer gegenüber ihrer Prädizierung im Comment interagieren. 2.1 Tendenzen zur Linearisierung von Topik/Rahmensetzer vs. Comment Die Kategorie Topik kann als die Auszeichnung einer „File Card“ im Sinne Reinharts (1981) für den Common Ground verstanden werden. Das Topik identifiziert somit die Entität(en), unter denen die prädizierte Information, die im Comment ausgedrückt wird, abgespeichert werden soll (vgl. auch Krifka 2006). Rahmensetzer liefern Spezifikationen – typischerweise temporaler oder lokaler Art –, die den Geltungsbereich der betreffenden Proposition einschränken, d.h. Spezifikationen für die Evaluation der Situation (vgl. Jacobs 2001). Rahmensetzer und Topiks hängen somit informationsstrukturell eng zusammen; entsprechend werden sie z.T. gemeinsam gefasst, etwa indem Rahmensetzer als Unterkategorie unter den Topikbegriff subsumiert werden (Jacobs 2001; ähnlich auch Lambrecht 1994:Kap.4.1, der satzinitiale, rahmensetzende Adverbiale als „scene-setting topic expressions“ charakterisiert) oder indem eine übergeordnete informationsstrukturelle Kategorie eingeführt wird für das „spatial, temporal or individual framework within which the proposition holds“ (Chafe 1976; in diesem Sinne auch die Kategorie der „Deliminators“ bei Krifka 2006, die Rahmensetzer ebenso wie kontrastive Topiks umfasst). Wir werden im Folgenden Topiks i.e.S. terminologisch von Rahmensetzern unterscheiden; in Anlehnung an Lambrecht (1994) legen wir für Letztere jedoch ein weites Verständnis als „scene-setting elements“ zugrunde, das neben lokalen und temporalen Rahmensetzern wie „in Australien“ oder „gestern“ auch solche wie „dann“ oder „danach“ umfasst, die, indem sie den Rahmen für das Verständnis einer Proposition setzen, diese zugleich mit dem vorangehenden Diskurs verbinden. Für die sprachliche Linearisierung von Rahmensetzer- und Topik-Ausdrücken wurde übergreifend beobachtet, dass diese in die linke Satzperipherie streben (etwa Reinhart 1981, Jacobs 2001; vgl. aber Lambrecht 1994: Kap.4.1 für ein kritische Diskussion einer solchen Erststellungstendenz auf Ebene des grammatischen Systems). Diese Tendenz wird in einigen Ansätzen in sprachunabhängigen Präferenzen verankert. So charakterisiert Jackendoff (2002) die frühe Setzung von Topiks als protosprachliches Prinzip, das auf eine evolutionär frühere Sprachebene zurückgeht, die keine syntaktischen Strukturen benötigt; Sasse (1987) führt die präferierte Stellung von Topiks vor dem Comment auf ein generelles kognitives Prinzip zurück, dass eine Entität erfasst werden muss, bevor etwas über sie gesagt wird.4 Wir hätten es demnach hier mit außersprachlich motivierten Präferenzen zu tun, die einzelsprachlich unterschiedlich realisiert werden können und hier insbesondere verknüpft sind mit der Linearisierung von Subjekten, die typischerweise zum Ausdruck von Topiks dienen, Adverbialen als typischen Rahmensetzer-Ausdrücken und Prädikaten als typischem sprachlichen Pendant zur informationsstrukturellen Kategorie Comment. 2.2 SOV im Türkischen Das Türkische erlaubt als SOV-Sprache mit relativ freier Wortstellung (Göksel 2011, Göksel/Kerslake 2005) eine Linearisierung, die die konstatierte informationsstrukturelle 4 Vgl. aber Primus (1993), die demgegenüber den Einfluss des syntaktischen Gewichts von Konstituenten auf die Wortstellung hervorhebt: Topiks sind typischerweise kürzer als Prädizierungen. Präferenz berücksichtigen kann: Bei Verb-letzt-Stellung in Matrix-Deklarativa können Topik und Rahmensetzer gemeinsam vor dem Comment ausgedrückt werden, vgl. (6). (6) Derya dün arabayı sattı. Derya gestern Auto-AKK verkaufte „Derya hat gestern das Auto verkauft.“ Grundsätzlich wird im Türkischen Informationsstruktur stärker als im Deutschen durch Wortstellungsvariation angezeigt (Şimşek/Schroeder 2010; vgl. aber auch Özge 2006, der von einem wesentlichen Primat der Intonationsstruktur ausgeht). Die satzinitiale Position ist dabei charakteristisch für Topikausdrücke (Erkü 1983). Diese fungieren oft als Subjekt, durch Bewegung in die linke Peripherie bzw. Scrambling können aber auch andere Konstituenten topikalisiert werden (Kornfilt 1997; Göksel/Kerslake 2005), vgl. die Beispiele in (7); ein Nicht-Subjekt in der linken Peripherie ist ein markiertes Topik (Erguvanlı 1984). (7) (a) Sana Derya hakkında bir şey anlatacağım („Ich erzähle Dir etwas von Derya“): Derya arabayı sattı. Derya Auto-AKK verkaufte (b) Sana araba hakkında bir şey anlatacağım („Ich erzähle Dir etwas von dem Auto“): Arabayı Derya sattı. Auto-AKK Derya verkaufte Etablierte topikale Subjekte werden durch Nullanapher ausgedrückt (Enç 1986, Erguvanlı 1984, İşsever 2003, Şimşek/Schroeder 2010): (8) Dün Derya ile buluştum. Arabayı sattı. Auto-AKK verkaufte gestern Derya mit traf-1SG „Ich habe mich gestern mit Derya getroffen. Sie hat das Auto verkauft.“ Adverbiale stehen ebenfalls typischerweise links im Satz und können hierbei vor oder nach dem Subjekt stehen. Erguvanlı (1984) gibt als unmarkierte Reihenfolge S > Adv(Zeit, Ort) > O > V an (vgl. (6) oben); nach Göksel/Kerslake (2005) stehen Adverbiale mit Satzskopus häufig auch vor dem Subjekt, vgl. (9): (9) Maalesef Derya arabayı sattı. leider Derya Auto- AKK verkaufte Die Linearisierung interagiert hier auch mit Fokussierung. Diese wird im Türkischen durch Betonung und Wortstellung angezeigt: Die präverbale Domäne ist das Fokusfeld des Satzes und trägt zugleich typischerweise den Satzakzent (vgl. Erkü 1983, Erguvanlı 1984, Kornfilt 1997, İşsever 2003). Defokussierte Elemente stehen in postverbaler Position nach dem Verb (Göksel/Kerslake 2005); Topiks können daher auch in die rechte Satzperipherie bewegt werden, wenn sie gegeben sind (Primus 1993). So könnte beispielsweise (10a) eine Antwort auf die Frage sein, was Derya gestern verkauft hat, (10b) dagegen auf die Frage, wer gestern das Auto verkauft hat (Kursivschreibung zeigt jeweils den Hauptakzent an): (10) (a) Dün arabayı sattı Derya. gestern Auto-AKK verkaufte Derya (b) Dün Derya sattı arabayı. gestern Derya verkaufte Auto-AKK   Zusammenfassend lassen sich damit in Bezug auf die Verbstellung drei informationsstrukturelle Domänen für den türkischen Satz identifizieren (vgl. auch Erkü 1983, Erguvanlı 1984, Kornfilt 1997): Topik – Fokus – [Verb] – Hintergrundinformation. Das in Deutschland als Herkunftssprache gesprochene Türkisch ist relativ nah am Türkeitürkischen, weist jedoch einige Besonderheiten auf (Boeschoten 2000, Rehbein 2001, Schroeder 2007, Rehbein et al. 2009). Befunde für Abweichungen in Bezug auf die Informationsstruktur liegen unseres Wissens bislang lediglich für die Pro-Drop-Tendenz etablierter topikaler Subjekte vor: Im Deutschlandtürkischen findet sich Pro-Drop generell (für Subjekte ebenso wie für Objekte) weniger häufig als im Türkeitürkischen (Pfaff 1991). 2.3 Vorfeldbesetzung im Deutschen Im Deutschen wird die Domäne vor dem finiten Verb in Matrixdeklarativa durch unmarkierte Subjekte, Topik- und Fokusausdrücke besetzt (vgl. etwa Jacobs 2001). Diese Domäne ist zentral für die informationsstrukturelle Auszeichnung von Konstituenten,5 ein Aspekt, der unter anderem nichtkanonische V2- statt Verb-letzt-Stellung in Nebensätzen motivieren kann, die dadurch ein Vorfeld erhalten (Freywald 2014). In standarddeutschen Matrix-Deklarativsätzen kann das Vorfeld nur durch eine Konstituente besetzt werden, die standarddeutsche V2-Regel erlaubt hier kein gemeinsames Auftreten von Subjekt und Adverbial als Ausdrücken für Topik und Rahmensetzer, sondern erfordert eine Selektion.6 Wie Speyer (2010) in einer Korpusuntersuchung zur Vorfeldbesetzung im Deutschen zeigt, werden, wenn beide Arten von Elementen zur Auswahl stehen, Ausdrücke für Rahmensetzer („scene-setting elements“) und „dann“ gegenüber solchen für Topiks in Erstposition präferiert.7 Anders als das Standarddeutsche ist Kiezdeutsch, wie oben erwähnt, nicht grundsätzlich auf V2 festgelegt und kann daher auch beide Elemente links positionieren, vgl. die Belege aus (1) oben, hier wiederholt als (11): (11a) jetz ich bin 18 (Auer 2003: 259) (11b) dann die sind zur Ubahn gerannt (KiDKo, MuH19WT) 5 Vgl. etwa Frey (2004; 2005), der eine phrasale Schichtung der C-Domäne zur Erfassung informationsstruktureller Aspekte im deutschen Satz annimmt. 6 In der Literatur zum deutschen Vorfeld sind eine Reihe spezifischer Abweichungen von V2 diskutiert worden, die den hier untersuchten Phänomenbereich jedoch nicht betreffen und daher im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht weiter vertieft werden. Zur Illustration vgl. etwa Auer (1997) zum Vor-Vorfeld im Deutschen, Axel (2004), d’Avis (2004) zu konditionalen und konzessiven Adverbialsätzen gemeinsam mit Subjekten in der linken Satzperipherie, Müller (2005) zur nur scheinbar mehrfachen Vorfeldbesetzung durch Material aus der VP sowie Schalowski (ersch.) für eine Gesamtschau. 7 Speyer (2010) diskutiert eine Subsumtion von „dann“ unter die Rahmensetzer, behandelt das Element dann aber durch einen separaten Constraint, der seine vergleichweise stärkere Präferenz für das Vorfeld erfasst. (11c) jestern wir gucken FUßball (KiDKo, MuH11MD) Entgegen Ansätzen, die zunächst von einer zugrunde liegenden Umwandlung in eine SVO-Stellung ausgingen,8 folgen wir hier neueren Analysen der Stellung als V3 (Wiese 2013, te Velde ersch.), die berücksichtigen, dass die Verbklammer des Deutschen grundsätzlich erhalten bleibt (vgl. etwa (11b)), wobei „Adv SVfin“ nur als Option neben dominantem V2 auftritt. Dieses Muster hebt sich damit deutlich von der SVO-Stellung ab, die für den Fremdspracherwerb beobachtet wurde und ebenso Serialisierungen der Form „Adv S V“ involviert (vgl. hierzu Clahsen/Meisel/Pienemann 1983), und fügt sich stattdessen in das grundlegende System topologischer Felder des Deutschen ein. Während bei SVO-Serialisierungen, wie beispielsweise auch im Englischen, das Prädikat zusammensteht, folgt im kiezdeutschen Muster nur das finite Verb dem Adverbial und Subjekt, nicht-finite Bestandteile verbleiben in der rechten Satzklammer. Belege aus dem KiezDeutsch-Korpus (KiDKo, vgl. Fn.2 oben) stützen dies: Im Haupkorpus KiDKo/Mu, das Spontandaten zu Kiezdeutsch aus einer multiethnischen und mehrsprachigen Sprechergemeinschaft umfasst, finden sich in 46 von 126 V3-Belegen, d.h. in über einem Drittel der Fälle Prädikate, für die im Standarddeutschen eine Trennung auf beide Teile der Satzklammer zu erwarten wäre, und in allen Fällen ist dies realisiert. (11b) oben illustriert dies bereits für eine Konstruktion mit Hilfsverb und Partizip, (12) liefert Beispiele, in denen Vfin in der linken Satzklammer ein Modalverb ist, während in der rechten Satzklammer das Infinitivkomplement verbleibt (12a), bzw. ein Vollverb ist, das ein trennbares Präfix in der rechten Satzklammer zurücklässt (12b): (12a) SIEBte man muss (-) viel äh [unverständlich] machen (KiDKo, MuH25MA) (12b) wenn die frau keine JUNGfrau is die ziehen diese frauen nackt AUS (KiDKo, MuH21MT) Grundsätzlich ist V3, trotz der großen Salienz dieses Musters auch in der öffentlichen Wahrnehmung von Kiezdeutsch, nur eine seltenere Option gegenüber dominantem kanonischem V2. So findet sich in KiDKo/Mu V3 nur in 0,65% aller Matrix-Deklarativa insgesamt, nämlich in 126 von 19.324 Belegen;9 für Deklarativa mit satzinitialem Adverb liegt der Anteil von V3-Belegen etwas höher, aber dennoch nur bei 3,7%.10 Der Beleg in (13) illustriert beispielhaft eine kanonische Wortstellung mit postverbalem Subjekt: (13) deswegn muss isch um acht uhr DA sein (KiDKo, MuH32MT) Die vorgefundenen V3-Belege folgen, auch wenn sie quantitativ seltener sind, einem einheitlichen Muster, das eine Analyse als unsystematische, zufällige Fehler unplausibel 8 Vgl. etwa Auer (2003: 259) zu dem Beispiel in (11a): „die XV...-Stellung des Deutschen wird in SVO umgewandelt, besonders bei präverbalen Adverbialphrasen“ (ähnlich auch Dirim/Auer 2004:209). 9 Vgl. Wiese & Rehbein (ersch.). ‘Deklarativsatz’ wurde für die automatische Suchanfrage operationalisiert als Äußerung, die mindestens ein finites Verb enthält und durch einen Punkt segmentiert ist. 10 Es wurde nach satzinitialen Adverbien, auf die ein finites Verb folgt, gesucht; dies lieferte 2.024 Treffer, denen 75 V3-Belege mit satzinitialem Adverb gegenüberstehen. Eine automatische Suche nach Sätzen ohne Subjekt-Erststellung ist im Korpus nicht möglich, aber die hier verwendete Wortartspezifizierung gibt zumindest einen Eindruck der quantitativen Verhältnisse für Deklarativa. macht: Das erste Element ist meist ein Rahmensetzer oder ein Diskurs-Linker wie „dann“ oder „danach“, das zweite Element ein Topik. Die Serialisierung „Rahmensetzer/Linker > Topik“ für das Vorfeld macht 94% der V3-Fälle aus, in denen der informationsstrukturelle Status der Elemente eindeutig identifiziert werden kann (Wiese & Rehbein ersch.). Der engen Assoziation von Rahmensetzern mit Adverbialen und Topiks mit Subjekten entsprechend führt dies auf syntaktischer Ebene zu einer Dominanz von Serialisierungen des Typs „Adv > Subjekt“ im Vorfeld von V3-Sätzen (90% der V3-Fälle). Wie Wiese & Rehbein (ersch.) ausführen, ergibt sich hierdurch eine Oberflächenähnlichkeit mit dem oben erwähnten lernersprachlichen „Adv SVO“, wie es z.T. von Migrant/inn/en der sogenannten „Gastarbeiter“-Generation im Umfeld von Kiezdeutsch verwendet wird. Diese Oberflächenähnlichkeit könnte die Verwendung von V3 noch weiter stützen; ein engerer, kausaler Zusammenhang ist jedoch nicht plausibel: Wie hier deutlich wurde, verweist kiezdeutsches V3 auf die Feldertopologie des Deutschen mit Vorfeld und Satzklammer und ist durch eine Sprechergemeinschaft gestützt, für die das Deutsche keine Fremdsprache, sondern eine Erst- oder sehr frühe Zweitsprache darstellt. Es finden sich zudem auch vereinzelt Belege für V3 im monoethnischen Vergleichskorpus des KiDKo, das eine weitgehend einsprachig deutsche Sprechergemeinschaft erfasst, und Schalowski (2012, 2015; ersch.) liefert eine ganze Reihe weiterer Belege für ebensolche V3-Muster im gesprochenen Deutschen außerhalb von KiezdeutschKontexten (vgl. auch Demske & Wiese ersch.). Interessanterweise folgen auch diese V3Belege den für Kiezdeutsch beschriebenen Stellungspräferenzen. (14) gibt einige Beispiele: (14a) ist aus Gesprächen Jugendlicher in Berlin-Hellersdorf (KiDKo/Mo); (14b) und (14c) sind Belege aus nicht-jugendsprachlichen einsprachigen Kontexten – (14b) stammt aus TüBa/D/S, (14c) aus dem Schalowski-Korpus, ein Hörbeleg aus einem sprachwissenschaftlichen Vortrag (beide aus Schalowski 2015). (14a) EY vorhin ick bin so na= HAUse jelaufen (KiDKo, MoH05WD) (14b) ja, dann ich sehe jetzt Don-Giovanni von Mozart. (TüBa-D/S, s27885) (14c) im Gehirn das Sprachverstehen ist wechselseitig organisiert (BSa-Sch 3) Zusammengenommen spricht dies für eine Einbettung des V3-Musters ins Deutsche und damit auch gegen eine Analyse als Transfer-Effekt aus Herkunftssprachen, wie sie etwa Hinrichs (2013) postuliert: „Das Modell Dann ich muss gehen realisiert im Munde von Mehrsprachigen nur die Möglichkeiten der Herkunftssprachen, in denen nach dem Rahmensetzer (dann, später, überhaupt etc.) der eigentliche Hauptsatz folgt. Hieraus kommt das Kiezdeutsch-Modell Dann ◊ ich muss gehen. […] Dieses Modell kann man also mit allem Recht als eine Kopie aus solchen Migrantensprachen interpretieren, in denen diese Wortfolge normal ist.“ (Hinrichs 2013, S.220f) Gegen eine solche Transfer-Erklärung sprechen zudem Befunde zu einem raschen Erwerb des standarddeutschen V2-Musters bei doppeltem Erstspracherwerb ebenso wie bei Kindern, die zunächst eine andere Herkunftssprache erwerben und mit dem Deutschen erst im Alter von drei bis vier Jahren intensiv in Kontakt treten (Thoma/Tracy 2006, Tracy/Thoma 2009; vgl. auch Kroffke/Rothweiler 2006, Rothweiler 2006 zum Erwerb der deutschen Wortstellung durch türkisch-deutsch Bilinguale). Diese Stabilität der deut- schen Satzstruktur in Kontexten kindlicher Mehrsprachigkeit zeigt sich selbst im Fall der Attrition des Deutschen, dem Abbau sprachlicher Muster bei migrationsbedingter Reduktion des Inputs. So untersuchte bereits Kuhberg (1992) in einer Longitudinalstudie zwei Sprecherinnen, die zunächst mit dem Türkischen als Herkunftssprache in Deutschland aufwuchsen, dann noch im Kindesalter mit ihrer Familie in die Türkei zogen und dort keinen sprachlichen Input aus dem Deutschen mehr erhielten. Mit zunehmendem Verbleib in der Türkei zeigten sich deutliche Attritionseffekte auf lexikalischen und grammatischen Ebenen, bis hin zu einer Stufe, auf der eine Interaktion im Deutschen nur noch eingeschränkt möglich war und die Erhebungen beendet wurden. Grammatische Attrition betraf substantiell die Morphosyntax, interessanterweise jedoch nicht die Wortstellung des Deutschen. Wie Kuhberg (1992) hervorhebt, blieb diese bis zuletzt erhalten: „The syntactic patterns of German are retained longest. The word order rules of German are observed until the very end.“ (Kuhberg 1992: 149). Eine Erklärung auf der Ebene kontaktsprachlich induzierter syntaktischer Reduktion oder Interferenz scheint damit für die kiezdeutsche V3-Option unplausibel: Die Daten sprechen sowohl gegen eine Umwandlung in SVO als auch gegen eine Übertragung syntaktischer Muster aus Herkunftssprachen, und sie stützen eine Einbettung in das Deutsche. Eine alternative Erklärung, die wir hier weiter ausloten wollen, ist eine informationsstrukturelle Motivation für V3: Ist die Basis für V3 eine generelle informationsstrukturelle Präferenz, Rahmensetzer und Topiks vor der Prädizierung im Comment auszudrücken? 3. Die „Playmobil“-Studie: Verbale und nonverbale Präferenzen der Wortstellung im Deutschen und Türkischen Wenn es eine generelle informationsstrukturelle Präferenz für V3 bei Vorliegen von Rahmensetzer und Topik gibt, dann müsste diese unabhängig von Einzelsprachen zu beobachten sein und besonders dann umgesetzt werden können, wenn sprachspezifische grammatische Restriktionen ausgeschaltet sind. Für die Untersuchung einer solchen informationsstrukturellen Motivation haben wir daher einen Kontext geschaffen, in dem Verben in einem ansonsten nonverbalen Setting zur Informationsübermittlung verwendet werden sollten. Die Untersuchung stand unter den folgenden Leitfragen: Tendieren Sprecher/innen dazu, in einem solchen Setting das Verb nach Rahmensetzer und Topik zu präsentieren? Inwieweit ist eine solche informationsstrukturelle Tendenz gegebenenfalls auch außerhalb von Kiezdeutsch nachweisbar, insbesondere bei älteren einsprachig deutschen Sprecher/inne/n, die im Alltag kein Kiezdeutsch verwenden, und bei einsprachigen Sprecher/inne/n des Türkischen? Gibt es einzelsprachliche Effekte des Deutschen oder Türkischen? Welche Effekte hat Mehrsprachigkeit? 3.1 Methodische Vorüberlegungen Der Aufbau der Untersuchung ist motiviert durch eine wegweisende Studie von GoldinMeadow et al. (2008), die sprachunabhängige Präferenzen für die Serialisierung von thematischen Rollen nachwiesen. Goldin-Meadow et al. (2008) untersuchten einsprachige Sprecher/innen des Englischen, Spanischen, Chinesischen und Türkischen in verbalen und nonverbalen Aufgaben, in denen jeweils Ereignisse repräsentiert werden mussten, die durch Computer-Clips dargeboten wurden. Im Fokus der Untersuchung stand die Seriali- sierung der semantischen Konstituenten Handelnder/Agens, Patiens und Handlung („Actor“, „Patient“, „Act“), die auf sprachlicher Ebene prototypisch mit Subjekt, Objekt und Verb assoziiert wurden. Teilnehmer/innen beschrieben die Ereignisse zunächst sprachlich und in weiteren Durchläufen nonverbal, zum einen in einer kommunikativen Aufgabe, in der sie die Ereignisse für eine andere Person durch Gesten beschreiben sollten; zum anderen in einer nicht-kommunikativen Aufgabe, bei der sie die Ereignisse nur für sich selbst mit Hilfe transparenter Folien nachlegten, die unterschiedliche Teile der Handlung wiedergaben. Bei der verbalen Aufgabe zeigten sich einzelsprachliche Unterschiede in der Serialisierung von Subjekt, Objekt und Verb, die den präferierten Wortstellungsmustern der unterschiedlichen Sprachen folgten (SVO für Englisch, Spanisch, SOV für Türkisch, Variation zwischen SOV und SVO für Chinesisch je nach Ereignis-Kategorie mit/ohne Ortswechsel). Bei den nonverbalen Aufgaben konnte dagegen eine einheitliche Serialisierungstendenz unabhängig vom einzelsprachlichen Hintergrund der Teilnehmer/innen festgestellt werden: Die dominante Reihenfolge war hier übergreifend „Agens > Patiens > Handlung“, auch bei (einsprachigen) Sprecher/inne/n von nicht-SOV-Sprachen. GoldinMeadow et al. interpretierten diese Befunde als Hinweis auf eine natürliche Sequenzierungspräferenz für die Repräsentation von Ereignissen, die sprachunabhängig besteht und sich entsprechend bei nonverbalen Aufgaben zeigt, auch wenn sie im sprachlichen Ausdruck auf Grund einzelsprachlicher grammatischer Restriktionen nicht immer realisiert werden kann. Für die vorliegende Studie haben wir das in Goldin-Meadow et al. (2008) entwickelte Set-up für die Untersuchung informationsstruktureller Präferenzen adaptiert. Dafür wurden anstelle von Clips mit einzelnen Ereignissen als Stimuli Ereignis-Sequenzen dargeboten, die eine Auszeichnung informationsstruktureller Kategorien wie Rahmensetzer und Topik ermöglichten. Um die Aufgabe zu vereinfachen, beschränkten wir uns auf eine kommunikative Aufgabe und boten dabei den Teilnehmer/inne/n konkrete Objekte für die Darstellung der Ereignisse an. 3.2 Eckdaten zur Studie Die Studie basiert auf drei Experimenten. Experiment 1 und 2 wurden in einsprachigen Kontexten durchgeführt: Experiment 1 auf Deutsch mit einsprachig deutschen Studierenden in Potsdam und Experiment 2 auf Türkisch mit einsprachig türkischen Studierenden in Izmir. Experiment 3 wurde im mehrsprachigen Kontext mit türkisch-deutschen Jugendlichen in Berlin-Kreuzberg durchgeführt, und zwar einmal auf Deutsch (Experiment 3a) und einmal auf Türkisch (Experiment 3b), mit denselben Teilnehmer/inne/n. Teilnehmer/innen Die verschiedenen Gruppen setzten sich folgendermaßen zusammen: Studie 1: 35 einsprachig in Deutschland deutsch aufgewachsene Studierende der Universität Potsdam, davon 9 männlich, im Alter von 18 bis 34 Jahren (Durchschnittalter: 24,7); Studie 2: 30 einsprachig türkisch in der Türkei aufgewachsene Studierende der Ege Üniversitesi İzmir, davon 15 männlich, im Alter von 20 bis 24 Jahren (Durchschnittalter: 22 Jahre); Studie 3: 20 mehrsprachig türkisch-deutsch, mit Türkisch als Herkunftssprache in Deutschland aufgewachsene Schüler/innen einer Sekundarschule in Berlin-Kreuzberg, davon 7 männlich, im Alter von 16 bis 18 Jahren (Durchschnittalter: 16,4 Jahre). Stimuli Die darzustellenden Ereignisse wurden durch nonverbale, visuelle Stimuli dargeboten: In Comics aus je drei Bildern wurden kurze Geschichten präsentiert, wobei Rahmensetzer und Aboutness-Topik operationalisiert wurden als (a) Zeitangabe (darstellt durch Uhren) für jedes Bild (Rahmensetzer) und (b) zentraler Mitspieler der Geschichte, der auf jedem Bild auftritt (Aboutness-Topik). Topiks waren in der Hälfte der Fälle belebt (Menschen oder Tiere), in der anderen Hälfte unbelebte Objekte, mit jeweils ähnlichen Geschichten. Abbildung 1 gibt ein Beispiel für zwei Comics, die entsprechend ein Paar bilden. Abbildung 1: Comic-Geschichten Das Ereignis auf dem dritten und letzten Bild in jedem Comic war jeweils durch die Teilnehmer/innen darzustellen. Dieses Ereignis war stets eine intransitive Handlung des Topiks (d.h. es lag auf semantischer Ebene kein Patiens vor), die durch einen Rahmensetzer zeitlich verankert wurde. Um eine explizite Nennung des Topiks zu motivieren, wurde im zweiten Bild neben dem Topik jeweils noch ein anderer Mitspieler dargestellt, beispielsweise ein Anhänger/Wagen in den beiden Stimuli in Abbildung 1. Auf semantischer Ebene war dieses weitere Element z.T. belebt, z.T. unbelebt und z.T. Agens, z.T. Patiens. Insgesamt wurden 20 experimentelle Comic-Strips präsentiert, außerdem 10 Filler-Strips und zwei Trainings-Einheiten. Für die nonverbale Aufgabe lagen die Elemente aus den Comics zusätzlich als konkrete Objekte vor. Für die Mitspieler (etwa Ärztin, Wagen, Jeep etc.) waren dies kleine Plastikfiguren (Playmobil©) und für die Zeitangaben Uhren in Form von Ziffernblättern auf Holzscheiben. Die Verben zur Darstellungen der Handlungen wurden sprachlich dargeboten, als laminierte Ausdrucke. Dies ermöglichte uns, die Positionierung des Verbs in einem ansonsten nichtsprachlichen und damit durch einzelsprachliche Grammatik kaum restringierten Kontext zu testen. Darüber hinaus stellte es sicher, dass die Teilnehmer/innen grundsätzlich auch die Möglichkeit hatten, die Handlung vor dem/der Handelnden zu präsentieren: Wenn die Handlung durch Gesten, wie in der Studie von GoldinMeadow und Kolleg/inn/en, oder, in unserem Fall, beispielsweise durch Nachspielen mit den Figuren dargestellt würde, wäre dies kaum möglich, da der/die Handelnde zur Ausführung schon vorliegen muss. Das bedeutet, dass eine Reihenfolge, die im verbalen Bereich einer Verb-erst-Stellung entspricht, durch das Set-up von vorneherein ausgeschlossen würde. Anstelle einer rein nonverbalen Darstellung handelt es sich hier also streng genommen um ein semi-verbales Set-up. Der für unsere Fragestellung relevante Punkt ist, dass das Verb in diesem Set-up nicht grammatisch eingebunden ist, da die anderen Elemente (Topik, Rahmensetzer) nichtsprachlich sind und die Darstellung rein nonverbal erfolgt; die Linearisierung unterliegt daher keinen grammatischen Beschränkungen. Wir werden die entsprechende Bedingung daher non-grammatisch nennen. Abbildung 2 illustriert Stimuli für diese Bedingung für die deutschen (Exp. 1 und 3a) und die türkischen Durchgänge (Exp. 2 und 3b). Abbildung 2: Objekte für die non-grammatische Darstellung der Ereignisse Ablauf / Durchführung Die Teilnehmer/innen hatten zwei kommunikative Aufgaben, in denen sie für jede Comic-Sequenz jeweils das dritte Bild einem/einer Kommunikationspartner/in (Assistent/in des Versuchsleiters / der Versuchsleiterin) beschreiben sollten. Die Comics waren dabei nur für die Teilnehmer/innen sichtbar, nicht für den/die Kommunikationspartner/in. In der verbalen Aufgabe musste das Ereignis, das auf dem dritten Comic-Bild zu sehen war, sprachlich, durch je einen Satz, beschrieben werden, in der non-grammatischen Aufgabe sollte es ohne Verbalisierung wiedergegeben werden. Die Aufgaben wurden in zwei Durchgängen mit jeweils allen Comics durchgeführt. Um eine Beeinflussung durch den einzelsprachlichen Ausdruck zu vermeiden, stand der non-grammatische Durchgang zu Beginn, gefolgt vom verbalen Durchgang. In der non-grammatischen Bedingung mussten die Objekte aus einer Menge ähnlicher Objekte, die auf einem Tablett dargeboten wurden, ausgewählt und auf eine dafür vorgesehene Fläche gelegt werden. Dabei durfte nur eine Hand genutzt werden; so wurde sichergestellt, dass die Objekte nach einander gelegt wurden. Abbildung 3 illustriert die Durchführung. Abbildung 3: Non-grammatische Darstellung der Ereignisse Für die einsprachigen Teilnehmer/innen wurden die Experimente durchgängig auf Deutsch (Exp. 1) bzw. Türkisch (Exp. 2) durchgeführt, dies betraf sowohl die Kommunikationssprache während des Experiments als auch die verbalen Stimuli. Für die mehrsprachigen Teilnehmer/innen wurde das Experiment einmal durchgängig auf Deutsch (Exp. 3a) und einmal durchgängig auf Türkisch (Exp. 3b) durchgeführt, mit einem zeitlichen Abstand von zwei Wochen zwischen beiden Set-ups. Damit ergeben sich durch verbale und non-grammatische Set-ups und die unterschiedlichen involvierten Sprachen und Sprechergruppen insgesamt acht Bedingungen: B1. Deutsch verbal, einsprachig deutsche Sprecher/innen (Exp. 1) B2. Türkisch verbal, einsprachig türkische Sprecher/innen (Exp. 2) B3. Deutsch verbal, mehrsprachig türkisch-deutsche Sprecher/innen (Exp. 3a) B4. Türkisch verbal, mehrsprachig türkisch-deutsche Sprecher/innen (Exp. 3b) B5. Deutsch non-grammatisch, einsprachig deutsche Sprecher/innen (Exp. 1) B6. Türkisch non-grammatisch, einsprachig türkische Sprecher/innen (Exp. 2) B7. Deutsch non-grammatisch, mehrsprachig türkisch-deutsche Sprecher/innen (Exp. 3a) B8. Türkisch non-grammatisch, mehrsprachig türkisch-deutsche Sprecher/innen (Exp. 3b) 3.3 Ergebnisse Im non-grammatischen Durchgang wurde die Reihenfolge, in der die Teilnehmer/innen die Objekte auf die Fläche stellten, notiert; im verbalen Durchgang wurden die sprachlichen Beschreibungen aufgenommen (Audio) und später in Bezug auf die Serialisierung der Konstituenten erfasst. Für die Auswertung wurde die Reihenfolge für die verschiedenen Elemente zunächst einzeln erfasst, etwa „Rahmensetzer-Topik-Verb“ und dann in Hinblick auf die Verbstellung als „V-vorn“, V-mitt“ oder „V-post“ kodiert. „V-vorn“ gibt an, dass das Verb an erster Stelle genannt bzw. gelegt wurde, bei „V-mitt“ erschien das Verb in mittlerer Position, bei „V-post“ an dritter Stelle. Die Bezeichnungen wurden hier an Stelle gängigerer Kürzel wie „Verb-erst“, „Verb-zweit“, „Verb-dritt“ bzw. „SVO“ oder „SOV“ gewählt, um einen übereinzelsprachlichen Vergleich zu ermöglichen. So könnte beispielsweise auf sprachlicher Ebene bei drei Konstituenten (Adverbial, Subjekt, Verb) die Stellung „V-post“ im Deutschen auf V3 hinweisen, im Türkischen auf SOV. Antworten, bei denen nur ein Teil des Bildes erfasst war, wurden aus der Auswertung herausgenommen. Verbale Bedingungen In den verbalen Bedingungen wurden, wie aufgrund der Stimuli zu erwarten, Topiks einheitlich als Subjekte, Rahmensetzer als Adverbiale und Handlungen durch Verben ausgedrückt. Die Linearisierung entsprach hier im wesentlichen den einzelsprachlichen grammatischen Restriktionen, d.h. V2 im Deutschen und SOV im Türkischen. V-vorn trat in keinem Fall auf. Die mehrsprachigen Sprecher/innen folgten diesen Tendenzen in den jeweiligen Sprachen generell, dabei zeigten sich jedoch einige kleinere, aber interessante Abweichungen vom einsprachigen Sprachgebrauch. Abbildung 4 fasst als Übersicht zunächst die Prozentzahlen für die verschiedenen Bedingungen (B1-B4) zusammen. 100 100% 95,5% 97,3% 90 82,8% 80 70 60 50 V‐mitt 40 V‐post 30 20 10 17,2% 4,5% 2,7% 0 Deutsch‐mono Deutsch‐multi Türkisch‐mono Türkisch‐multi (B1) (B3) (B2) (B4) Abbildung 4: Verteilung der Verbstellung in den verbalen Bedingungen Wie die Grafik zeigt, verwandten die einsprachigen Sprecher/innen im Deutschen zu 100% V-mitt und folgten somit ausnahmslos der V2-Restriktion für Matrixdeklarativa. In der mehrsprachigen Gruppe trat dagegen in einigen Fällen (insgesamt 17 Mal, d.h. 4,5%) V-post auf, dies folgte dem kiezdeutschen V3-Muster mit einer Serialisierung Adverbial > Subjekt > Vfin. Diese Verwendung war jedoch auf einen einzelnen Teilnehmer beschränkt und hat somit wohl Ausnahmecharakter, was zu dem Befund passt, dass Kiezdeutsch eher dem informellen Sprachgebrauch angehört, während die Experimentsituation etwas formeller war. Innerhalb der V2-Daten setzten einsprachig deutsche Sprecher/innen etwa gleich oft Adverbial/Rahmensetzer und Subjekt/Topik an die erste Stelle (52% und 48%). Mehrsprachige Teilnehmer/innen präferierten dagegen deutlich eine Erststellung des Subjekts/Topiks (65%, gegenüber 35% mit Erststellung des Adverbials), und der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist signifikant (χ2 = 26,87; p < 0,001). Dies könnte auf eine Präferenz der türkisch-deutschen Gruppe für den Gebrauch der im Deutschen unmarkierteren Wortstellung mit satzinitialem Subjekt hinweisen. Die einsprachig türkischen Sprecher/innen verhielten sich, dem grammatischen Rahmen des Türkischen als SOV-Sprache folgend, gewissermaßen spiegelbildlich zu den deutschen: Das Verb trat hier nahezu immer an letzter Stelle auf, mit nur vereinzelten Fällen von V-mitt (insgesamt 16 Mal, d.h. 2,7%). Auch hier findet sich weitgehend dasselbe Muster bei den mehrsprachigen Sprecher/inne/n, jedoch mit einem größeren Anteil von V-mitt, und der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist in Bezug auf diese Verteilung signifikant (χ2 = 63,31; p < 0,001). Möglicherweise zeigt sich darin bei der mehrsprachigen Gruppe ein Einfluss des Deutschen, das hier, wie oben erwähnt, als Majoritätssprache und zweite Erstsprache oder frühe Zweitsprache den Status einer dominanten Sprache besitzt (vgl. auch Rehbein et al. 2009 für entsprechende Befunde aus anderen Bereichen des Deutschlandtürkischen). Nongrammatische Bedingungen In den nongrammatischen Bedingungen, in denen einzelsprachliche grammatische Restriktionen durch die weitgehend nonverbale Darstellung abgeschwächt sind, zeigt sich ein einheitlicheres Bild der Serialisierung, allerdings mit gruppenspezifischen Besonderheiten. Abbildung 5 gibt einen Überblick über die prozentuale Verteilung. 100 90 83,8% 80 70 50 60,8% 58,2% 60 52,5% 42,3% 40 V‐vorn 39,4% 36,6% V‐post 30 20 10 V‐mitt 14,0% 5,2% 2,4% 2,2% 2,6% Deutsch‐mono (B5) Deutsch‐multi (B7) Türkisch‐mono (B6) Türkisch‐multi (B8) 0 Abbildung 5: Verteilung der Verbstellung in den non-grammatischen Bedingungen Wie die Grafik verdeutlicht, tritt über alle Bedingungen hinweg am häufigsten das Verb an letzter Stelle auf; dieser Befund stützt die untersuchte Hypothese zu sprachunabhängigen Präferenzen der Informationsstrukturierung: Wenn grammatische Restriktionen weitgehend ausgeschaltet sind, zeigt sich über ein- und mehrsprachige Hintergründe und Sprachen hinweg eine Präferenz, das Verb nach Rahmensetzer und Topik zu setzen. Diese Präferenz für V-post ist bei den einsprachig türkischen Sprecher/inne/n (B6) am deutlichsten ausgeprägt, während in den übrigen Bedingungen V-mitt mit jeweils immerhin rund 40% an zweiter Stelle steht. Dieser Unterschied in der Distribution von V- mitt gegenüber den anderen beiden Linearisierungen erweist sich im Vergleich der einsprachig türkischen Sprecher/innen (B6) mit der Gesamtgruppe der übrigen Sprecher/innen (B5/7/8) als signifikant (χ2=129,73; p < 0,001). Demgegenüber sind die Unterschiede für V-mitt innerhalb der übrigen Sprechergruppen, d.h. im Vergleich der einsprachig deutschen Sprecher/innen (B5) mit den mehrsprachigen Sprecher/inne/n in der deutschen Bedingung (B7) und in der türkischen Bedingung (B8), nicht signifikant (χ2=3,33; p = 0,19). Hier zeigen sich vermutlich Einflüsse der deutschen V2-Stellung im Fall der einsprachig deutschen und mehrsprachigen Sprecher/innen. Diese sprachspezifischen Unterschiede sind aus zwei Gründen interessant. Zum einen weisen sie auf einzelsprachliche Effekte auch bei Aufgaben, die weitgehend nonverbal sind. Zum anderen zeigen die mehrsprachigen Sprecher/innen in dieser Aufgabe dasselbe Verhalten wie einsprachig deutsche, und dies nicht nur in der deutschen Bedingung (B7), sondern auch in der türkischen (B8), in der Türkisch sowohl die Kommunikationssprache im Experiment war als auch die Sprache, aus der die verwendeten laminierten Verben stammten. Für die Verteilung über V-vorn, V-mitt, V-letzt in der türkischen nongrammatischen Bedingung für die mehrsprachigen Sprecher/innen (B8) zeigen sich signifikante Unterschiede gegenüber den einsprachig türkischen Sprecher/inne/n (B6) (χ2=68,83; p < 0,001), aber nicht gegenüber dem Verhalten der mehrsprachigen Sprecher/innen in der deutschen non-grammatischen Bedingung (B7) (χ2=0,67; p = 0,72). Zusammengenommen weist dies darauf hin, dass sich die mehrsprachige Gruppe bei der non-grammatischen Aufgabe in beiden sprachlichen Kontexten wie die einsprachig deutsche verhält. 4. Fazit Zusammengenommen ergibt sich aus diesen Daten damit ein differenziertes Bild für Verbstellungspräferenzen im Kontext von Ein- und Mehrsprachigkeit. Bei verbalen Aufgaben, d.h. der Versprachlichung von Ereignissen, zeigen sich deutliche sprachspezifische Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Türkischen, die den bekannten grammatischen Mustern V2 und SOV folgen, und dies gilt für ein- und mehrsprachige Sprecher/innen gleichermaßen. Abweichungen hiervon fanden sich in unseren Daten nur in zwei Bereichen: Einer der mehrsprachigen Sprecher verwendete vereinzelt eine V3Stellung, die dem auch in Kiezdeutsch möglichen Muster Adv>S>Vfin entspricht, und die Gruppe der mehrsprachigen Sprecher/innen insgesamt platzierte im Türkischen häufiger das Verb an mittlerer Stelle (zwischen Subjekt und Adverbial) als die einsprachig türkische Gruppe; ein Befund, den wir als möglichen Einfluss des deutschen V2-Musters interpretieren. Im verbalen Bereich verhalten sich mehrsprachige damit im wesentlichen wie einsprachige Sprecher/innen, mit kleineren Abweichungen, die auf kiezdeutsche Muster (für das Deutsche) bzw. auf den Einfluss des Deutschen als dominanter Sprache (für das Türkische) hinweisen. Eine ganz andere Verteilung wurde dagegen in der nongrammatischen Aufgabe deutlich, bei der einzelsprachliche Restriktionen für die Positionierung des Verbs weitgehend ausgeschaltet waren. Hier zeigte sich über Sprachen und Sprechergruppen hinweg eine deutliche Präferenz für eine späte Setzung des Verbs, die auf sprachunabhängige Präferenzen der Informationsstrukturierung hinweist: Sollen Rahmensetzer und Topik gemeinsam mit einem Verb präsentiert werden, dann tendieren Sprecher/innen, wenn sie nicht (oder kaum) durch einzelsprachliche Restriktionen eingeschränkt sind, dazu, erst Rahmensetzer und Topik zu präsentieren und danach, d.h. an dritter Stelle, das Verb. Solche informationsstrukturellen Präferenzen können damit die V3-Muster, die in Kiezdeutsch neben V2 möglich sind, stützen. Eine solche generelle Präferenz kann zudem das oben erwähnte Vorkommen von V3 im Deutschen auch außerhalb von Kiezdeutsch in stärker monolingualen Kontexten erklären. Neben dieser übergreifenden Tendenz für V-post wiesen die Daten auf eine häufigere Platzierung des Verbs an mittlerer Position bei den deutschen als bei den einsprachig türkischen Sprecher/innen. Dieser Unterschied könnte auf das deutsche V2-Muster zurückgehen und damit subtile einzelsprachliche Einflüsse reflektieren, die auch im semiverbalen, non-grammatischen Bereich, wirksam sind. Dasselbe Muster fand sich bei den mehrsprachigen Sprecher/inne/n und interessanterweise hier nicht nur in der deutschen, sondern ebenso in der türkischen Bedingung. Dieser zunächst überraschende Befund erscheint weniger erstaunlich, wenn man sich deutlich macht, dass wir es hier mit einem intendiert non-grammatischen Setting zu tun haben, in dem aktuelle sprachliche Restriktionen weitgehend ausgeschaltet sind. In einem solchen Setting sind daher eher generellere, habituelle sprachliche Effekte zu erwarten, und hier sind eher solche aus dem Deutschen zu erwarten angesichts des Status des Deutschen als dominante Sprache im Kontext türkisch-deutscher Mehrsprachigkeit in Deutschland. – In ihrer deutlichen Alinierung mit einsprachig deutschen Sprecher/inne/n erweisen sich die mehrsprachigen Sprecher/innen damit auch hier, entgegen einer verbreiteten Benennungspraxis, nicht als „Deutschtürken“, sondern vielmehr als Türkdeutsche. 5. Literaturnachweis Auer, Peter (2003): ‘Türkenslang’: Ein jugendsprachlicher Ethnolekt des Deutschen und seine Transformationen. In: Häcki Buhofer, Annelies (Hg.): Spracherwerb und Lebensalter. Tübingen, Basel: A. Francke. 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