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Call for Abstracts Konvergenzen und Forschungsperspektiven der relationalen Soziologie: Identitäten, Grenzen, Beziehungen Ad-hoc-Gruppe auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 26.-30. September 2016, Universität Bamberg Organisation: Daniel Witte1, Andreas Schmitz2 und Christian Schmidt-Wellenburg3 Relationale Theorien, Methodologien und Methoden genießen gegenwärtig eine erhöhte Aufmerksamkeit. Dies zeigt sich z. B. an der Relevanz von Autoren wie Latour, White, Fligstein oder Bourdieu für die aktuelle Theorieentwicklung, aber auch in methodischer Hinsicht u. a. an der Konjunktur diskursanalytischer, netzwerkanalytischer oder geometrischer Verfahren (z. B. MCA). Dabei mag schon die Bezeichnung ‚relationale Soziologie‘ tautologisch erscheinen, liegen doch dem soziologischen Denken immer schon (implizite) Relationalitätsannahmen zugrunde. Der aktuelle soziologische Diskurs zeichnet sich demgegenüber allerdings vielfach durch eine bewusste Zentralsetzung des Relationsbegriffs aus: Den gemeinsamen Ausgangspunkt unterschiedlicher und weitgehend unverbunden nebeneinanderher laufender Strömungen bildet dabei die Überzeugung, dass nicht sozialen Entitäten wie Individuen, Organisationen oder Strukturen, sondern den Relationen zwischen ihnen das methodologische und analytische Primat zukommen muss. Diese Perspektive bildet damit eine attraktive dritte Position jenseits der Wissenschaftstheorie und den Forschungspraktiken des methodologischen Individualismus und den essentialisierenden Tendenzen strukturalistischer Soziologien, von der aus zwischen den beiden Lagern vermittelt werden kann. Über diesen basalen Konsens hinaus herrscht dabei allerdings große Unklarheit und Uneinigkeit über die grundlegenden Prinzipien einer ‚relationalen Soziologie‘. So ist bereits durchaus strittig, welche Theorien einem relationalen Kanon zugehören (sollten) (und warum genau, und in welcher Hinsicht), und unklar ist größtenteils auch, wie die verschiedenen Varianten relationaler Theorie fruchtbar miteinander verknüpft bzw. aufeinander bezogen werden können. Auch die methodologischen Spezifika unterschiedlicher Verfahren werden angesichts eines vermeintlichen Konsenses über den Charakter ‚relationaler Soziologie‘ meist vernachlässigt. Dies erklärt, dass die Forschungspraxis sich häufig nur auf einen engen Bestand von Verfahren beschränkt oder auch Methoden aus anderen methodologischen Zusammenhängen entlehnt, ohne dass dabei deren Angemessenheit hinreichend reflektiert würde. Das Potenzial einer triangulativen relationalen Soziologie, die zudem noch die eigene Methodik gemäß ihrer theoretischen Prämissen kritisch reflektiert, bleibt damit letztlich unausgeschöpft. Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn 3 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Professur für Allgemeine Soziologie, Universität Potsdam 1 2 Mit Blick auf das Kongressthema ‚geschlossener Gesellschaften‘ kommt der relationalen Soziologie schließlich auch in inhaltlicher Hinsicht eine besondere Bedeutung zu: Prozesse der sozialen Schließung verweisen auf grundlegende Beziehungen von Innen und Außen und können beispielsweise als Rekonfigurationen sozialer Netzwerke und sozialer Felder gefasst werden. Praktiken und Institutionen der Grenzziehung (zwischen lokalen, nationalen oder transnationalen Einheiten, die über diese Grenze definiert werden können), aber auch unterschiedliche Modi der Vermittlung, des Austausches, der Übersetzung und der Überschreitung von Grenzen nehmen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle ein und liefern geradezu paradigmatische Tatbestände einer Soziologie der Relationen. Die Ad-hoc-Gruppe befasst sich mit dem gegenwärtigen Stand ‚der‘ relationalen Soziologie unter besonderer Berücksichtigung der Konvergenzen unterschiedlicher Ansätze sowie gemeinsamer empirischer Forschungsperspektiven; sie verfolgt damit das Anliegen, zur gegenstandsorientierten Systematisierung und Integration der theoretischen und methodischen Vielfalt in einem immer noch relativ unübersichtlichen Terrain beizutragen. Daher sind neben theoretischen Reflexionen auch Fallstudien erwünscht, die empirische Phänomene in theorievergleichender und/oder methodentriangulierender Absicht in den Blick nehmen und so kritisch die analytischen Potenziale und Perspektiven der relationalen Sozialforschung beleuchten sowie die Möglichkeiten ihrer stärkeren Integration diskutieren. Dabei sind insbesondere Beiträge von Interesse, die sich einem oder mehreren der folgenden Aspekte widmen: - epistemologische und ontologische, sozial- und gesellschaftstheoretische, methodologische und methodische Konzeptualisierungen von Relationalität - systematische Theorievergleiche und Vorschläge zur Integration (oder: Relationierung) unterschiedlicher theoretischer Ansätze (beispielsweise Feldtheorien, Netzwerktheorien, diskursanalytische oder systemtheoretische Ansätze) aber auch klassischer Autoren (z. B. Simmel oder Elias) im Bereich der relationalen Soziologie - ‚shared principles‘ einer relationalen Methodologie - Anwendungsfelder relationaler Methodentriangulation, sowie - vergleichende und integrative Beiträge zu: o sozialer Schließung und Öffnung als relationalen Prozessen o Identitäten und Differenz(ierung)en, Relationen vs. Beziehungen, Relationen in (und von) Netzwerken und Feldern o Praktiken und Institutionen der Grenzziehung, Grenzüberschreitung und des Grenzmanagements Wir bitten um Einreichung eines Vortragstitels und Abstracts (max. 2400 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis zum 30. April an die Organisatoren der Ad-hoc-Gruppe: Daniel Witte, Universität Bonn (witte[at]uni-bonn.de) Andreas Schmitz, Universität Bonn (andreas.schmitz[at]uni-bonn.de) Christian Schmidt-Wellenburg, Universität Potsdam (cschmidtw[at]uni-potsdam.de)