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Die Sarazenen Aus Dem Blickwinkel Von Montecassino. Frühmittelalterliche Chroniken Und Ihre Darstellung Der Sarazenen

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UNIVERSITÄT WIEN Institut für Geschichte Die Sarazenen aus dem Blickwinkel von Montecassino Frühmittelalterliche Chroniken und ihre Darstellung der Sarazenen vorgelegt im Rahmen des Proseminars Das mittelalterliche Europa und seine Gegner – Slawen, Ungarn, Sarazenen und Wikinger im Sommersemester 2015 Nummer der LV: 070140 Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Roland Steinacher Privatdoz. MAS, Mag. Dr. Stefan Donecker MRes, MMag. Dr. Clemens Gantner von Anna-Lena Stabentheiner Matrikelnummer: 1209102 Studienkennzahl: 033 603 e-mail: [email protected] Wien, 07.09.2015 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................ 3 1) Die politische Situation in Süditalien ............................................................ 5 2) Ystoriola und Chronica Sancti Benedicti Casinensis .................................... 8 2.1. Herkunft und Struktur der Chroniken ............................................................................. 8 2.2. Der Sonderfall der Historia Langobardorum Beneventanorum .................................... 10 3) Darstellung der Sarazenen ........................................................................... 11 3.1. Christliche Wahrnehmung der Sarazenen im Frühmittelalter ...................................... 11 3.2. Sarazenen in der Ystoriola und der Chronica Sancti Benedicti Casinensis .................... 12 3.3. Einzelcharaktere ............................................................................................................ 13 3.4. Herkunft der Sarazenen ................................................................................................. 16 4. Aktuelle Forschungsfragen........................................................................... 17 5. Conclusio ........................................................................................................ 19 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 21 Onlinequellen ..................................................................................................... 23 2 Vorwort Gegenwärtig ist Toleranz in aller Munde. Dieses kleine Wort mit einer sehr großen Bedeutung fehlt an vielen Ecken und Enden. Doch nicht nur heute ist Toleranz gefragt. Auch im Frühmittelalter, als neben dem Christentum und dem Judentum eine dritte Buchreligion, der Islam, entstand, mussten die Menschen lernen, sich damit zu arrangieren. Wie dies ungefähr vonstattenging, möchte ich anhand zweier Chroniken aus dem Kloster Montecassino in Süditalien untersuchen. Ich möchte erörtern, wie Muslime, zeitgenössisch Sarazenen genannt, in diesen Quellen aus dem 9. Jahrhundert dargestellt wurden. Süditalien war im Frühmittelalter ein politischer und kultureller Fleckerlteppich. Neben christlichen Herrschern wie den Langobarden, Karolingern und den Byzantinern mischten ab Beginn des 9. Jahrhunderts auch die Sarazenen mit, die den Süden Italiens mit Plünderungszügen heimsuchten. Die Schriften aus Montecassino, einerseits die Historia Langobardorum Beneventarum von Erchempert, sowie die Chronica Sancti Benedicti Casinensis, halten viele Begegnungen der Menschen in dieser Region fest. Zu Beginn meiner Fragestellungen möchte ich die beiden Quellen an sich kurz erläutern. Des Weiteren möchte ich einen kurzen geschichtlichen Abriss der Gegend um Benevent, die in beiden Chroniken vorkommt, geben. Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit wird auf der Darstellung der Sarazenen in den beiden Werken liegen. Wie beschreibt Erchempert die Sarazenen? Sie überfallen Süditalien, plündern und zerstören vieles. Auch das Kloster Montecassino war im Jahr 883 davon betroffen. Welche Interaktionen finden zwischen den Sarazenen und den Langobarden statt? Erchempert erwähnt auch die militärische Überlegenheit der Muslime. Wie verläuft die ganze Szenerie in der Chronica Sancti Benedicti Casinensis? Welche Unterschiede gibt es zur Historia Langobardorum Beneventarum? Eine weitere Fragestellung wird die Hervorhebung von einzelnen Personen aus den Chroniken beinhalten. Von Persönlichkeiten wie Sawdan, der dritte Emir von Bari oder der muslimische Heerführer Massar gibt es einige Anekdoten, die die Charaktere näher beleuchten. Baut das Bild der Sarazenen in den beiden Chroniken auf bestimmte Klischees auf und inwiefern bedient sie sie? Weiters versuche ich festzustellen, welche aktuellen Forschungsdebatten sich rings um die Chroniken stellen. Inwiefern spielen hier die Chroniken eine Rolle? All diesen Fragen möchte ich versuchen nahezukommen. 3 Die beiden Chroniken sind beide ediert und jeweils übersetzt. Ich habe dabei auf die italienischen Übersetzungen zurückgegriffen. Bei Erchempert arbeitete ich mit der Übersetzung von Raffaele Matarazzo und bei der Chronica mit derjenigen von Andrea Berto.1 Als großer geschichtlicher Überblick diente mir Barbara Kreutz´ Werk Before the Normans. Weiters half mir das Standardwerk über das Emirat von Bari von Giosué Musca auch die sarazenische Seite näher zu beleuchten. Walter Pohls Habilitationsschrift beleuchtet die beiden Chroniken in ihrem Aufbau sehr genau. Marco di Branco und Kordula Wolf vom Deutschen Historischen Institut in Rom sind zwei Wissenschaftler, die zurzeit intensiv zum aktuellen Forschungsstand beitragen und beispielsweise die sarazenische Niederlassung am Garigliano erforschen. 1 Vgl. Erchemperto. Storia dei Longobardi Beneventani, übersetzt von Raffaele Matarazzo, Napoli 1999 und, Andrea Berto (Hg.), Cronicae Sancti Benedicti Casinensis, Edizione Nazionale di Testi Mediolatini 15, Serie II, 7, Firenze 2006. 4 1) Die politische Situation in Süditalien Politisch gesehen gab es zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert in Süditalien eine relativ komplizierte Sachlage. Viele kleine lokale Machthaber versuchten ihre Machtbasis zu behaupten und auszubauen. Neben langobardischen Fürstentümern wie Benevent und Salerno übten auch autonome Hafenstädte wie Gaeta, Neapel und Amalfi in Kampanien, die prinzipiell unter byzantinischer Kontrolle standen, eine gewisse Macht aus. Doch auch überregionale Mächte interessierten sich für diesen geografischen Raum. Byzanz zeigte reges Interesse an Süditalien, denn es hatte in Apulien und Kampanien eine oströmische Provinz errichtet. Auch die Karolinger wollten ein Wörtchen in diesem Gebiet mitreden. Ein enger Verbündeter des fränkischen Kaiserreichs war das Herzogtum Spoleto, das mit dem langobardischen Prinzipat Benevent enge Kontakte hatte.2 Auch der Papst versuchte sein Herrschafts- und Einflussgebiet zu erweitern und mischte sich immer wieder in süditalienische Angelegenheiten ein. Um politisch zu überleben, mussten die Herrscher im Raum zwischen Rom und Apulien beziehungsweise Kalabrien immer wieder verschiedene Bündnisse mit den stärkeren, überregionalen Machthabern eingehen. Im 9. Jahrhundert kam ein weiterer politischer Gegner aus dem islamischen Raum dazu: die Sarazenen.3 Überfallsartig mischten sie sich in der Region ein und spielten im Mächtekonzert mit. Inmitten dieses Machtgerangels befand sich das Kloster Montecassino, das politisch und religiös einiges bewirkte. Gegründet wurde das Kloster 529 durch Hl. Benedikt von Nursia und gilt als Mutterkloster des Benediktinerordens.4 Montecassino war eine reiche Abtei mit weitläufigem Besitz und einem großen Klosterschatz. Neben dem weltlichen Einfluss übte die Abtei auch etlichen geistlichen aus. Montecassino hatte das Glück, dass es stets unter politischem Schutz stand und Autorität selbst ausüben konnte. Die Abtei unter der Protektion der karolingischen Kaiser erwartete sich dadurch auch geistliche Unterstützung und Fürsprechen. Gleichsam verstanden die Karolinger es auch als göttliche Pflicht, da die Kaisergnade eine von Gott gegebene Gnade war und man sich dadurch erkenntlich zeigen konnte. Auch langobardische duces stellten sich als Verteidiger des Klosters zur Verfügung, wenn Gefahr drohte. Rom und die Päpste waren die Garanten für die geistliche Unabhängigkeit der Abtei.5 2 Clemens Gantner, Die Wahrnehmung des Islam und der Sarazenen im frühmittelalterlichen Europa (ca. 6601000), ungedruckte Diplomarbeit Universität Wien 2005, S. 78 3 Sarazenen war die zeitgenössische Bezeichnung in lateinischen Quellen für Muslime und im Folgenden werde ich diese Bezeichnung auch wertfrei übernehmen. 4 Ekkehard Eickhoff, Kaiser Otto III. Die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas, Stuttgart 1999, S. 238 5 Armand O. Citarella, The Political Chaos in Southern Italy and the Arab Destruction of Monte Cassino in 883, 5 Doch die politischen Konstellationen und die Lage rund um Montecassino und in ganz Süditalien änderten sich zwischen 800 und 900 massiv. Befasst man sich näher mit der Situation in Süditalien zu dieser Zeit könnte man auch von politischem Chaos und bürgerkriegsartigen Szenen sprechen. In folgendem beziehe ich mich hauptsächlich auf Barbara Kreutz´ geschichtlichen Abriss der Region in Before the Normans.6 Die Langobarden konnten ihre Herrschaftsbereiche um die Jahrhundertwende des 9. Jahrhunderts unter den Herzögen Grimoald III und Grimoald IV ausweiten und festigen. Große Teile der byzantinischen Provinz, die sich über Apulien bis nach Kalabrien erstreckte, wurden von den Langobarden erobert. Benevent und Salerno bildeten die Hauptzentren des langobardischen Reiches. Daneben versuchten die Handels- und Hafenstädte Neapel sowie Gaeta und Amalfi ihre Unabhängigkeit zu erlangen. De iure stand beispielsweise Neapel unter byzantinischem Einfluss, doch mit aufkommender Schwäche des Byzantinischen Kaiserreiches ergriff Neapel die Gelegenheit und agierte nun eigenmächtig. Nach der Ermordung Grimoalds IV kam Sico an die Macht, gefolgt von seinem Sohn Sicard. Sie herrschten von 817 bis 839 und es entstanden Spannungen im langobardischen Prinzipat, denn die beiden principes waren sehr expansionistisch orientiert. Für ihre Unternehmungen hatten sie auch Geld gebraucht und daher unter anderem Kirchenschätze geplündert. Erchempert hat für beide keine netten Worte übrig. Sicard wird als „schleimig, unruhig, hemmungslos und gewalttätig“7 beschrieben. 835 hatte Neapel große Probleme mit Sicard, da dieser die Stadt belagerte. Um ihre Unabhängigkeit zu wahren, heuerten die Neapolitaner arabische „Söldner“8 zur Unterstützung an. Diese kamen aus Sizilien unter der Führung von Emir Ibrāhīm ibn ´Abd Allāh. Schon vorher hatte Neapel Handelskontakte mit Muslime aus Sizilien und waren somit keine Unbekannten. Die Kämpfe mit Sicards Truppen dauerten ein Jahr lang. 836 wurde schließlich das Pactum Sicardi unterzeichnet, der als Friedensvertrag galt und auch den Handelsverkehr regelte.9 839 wird Sicard ermordet und sein Schatzmeister Radelchis wird princeps. Doch die Bewohner von Salerno waren mit Radelchis als Nachfolger nicht einverstanden. Deshalb in: Faustino Avagliano (Hg.), Montecassino: dalla prima alla seconda distruzione. Momenti e aspetti di storia cassinese (secc. VI-IX). Atti del II Convegno di Studi sul Medioevo Meridionale, Cassino 1984, S.168. 6 Barbara M. Kreutz, Before the Normans. Southern Italy in the Ninth and Tenth Centuries, Philadelphia 1991, S. 21-67. 7 Erchemperto, Storia, ed. Matarazzo, S. 43. 8 Inwiefern diese Gruppen Söldner waren, wird in Kapitel 4 näher erläutert. 9 Giosué Musca, L´emirato di Bari: 847-871, Bari 1978, S. 16. 6 befreiten sie Siconolf, der von seinem Bruder Sicard in ein Gefängnis gesperrt wurde, und proklamierten ihn als rechtmäßigen Herrscher. Nun entbrannte ein Bürgerkrieg zwischen Radelchis und Siconolf mitsamt ihren Unterstützern. Radelchis agierte von Benevent aus, Siconolf von Salerno und beide agierten mit sarazenischen Hilfstruppen. Die Muslime stellten sich in den Dienst des jeweiligen Auftraggebers und kämpften für diesen. Nebenher waren sie oft im Umland mit Plünderungen tätig. 839 nahmen muslimische Truppen aus Sizilien Brindisi ein, auch Tarent am Ionischen Meer wurde erobert. Eine venezianische Flotte zur Verteidigung Tarents konnte 841/42 gegen die Sarazenen nichts ausrichten. Immer öfter kam es zu Überfällen von Sarazenen auf dem italienischen Festland. 846 kam es dann zu einem Ereignis, das die westlichen Herrscher zum Eingreifen zwang. Die Sarazenen fuhren flussaufwärts über den Tiber nach Rom und raubten die Gebiete vor der Stadtmauer aus. Darunter waren auch die Peterskirche und Sankt Paul vor den Mauern. Als Gegenmaße wurde 849 eine Flotte mit Neapel, Amalfi und Gaeta und dem Papst zusammengestellt und in der Schlacht von Ostia gegen die Sarazenen zum Sieg. Außerdem wurde die Leoninische Mauer unter Papst Leo IV erbaut, die den Vatikan vor weiteren Überfällen schützen sollte.10 Mit dem Angriff auf das Zentrum der Christenheit sah sich auch König Ludwig II von Italien in der Pflicht, die Christenheit zu verteidigen und jegliche Attacken zunichte zu machen. Ludwig II sammelte karolingische Truppen um sich und marschierte 847 nach Süditalien, um die dortige Situation zu verbessern.11 Unmittelbar vorher wurde Bari von sarazenischen Söldnertruppen in der Nacht eingenommen. Diese Söldner standen eigentlich unter Radelchis´ Aufsicht, der diese im Kampf gegen Siconolf eingestellt hatte. Ludwigs Rückeroberungsversuche scheiterten. Der Anführer der Sarazenen, der Berber Khālfun, gründete das Emirat von Bari, das zu diesem Zeitpunkt offiziell noch kein Emirat war.12 Nach dem gescheiterten Feldzug regelte Ludwig den Konflikt zwischen Siconolf und Radelchis, indem er das Prinzipat teilte. Mit der Divisio 849 gab es nun zwei eigenständige Prinzipate: das Prinzipat von Benevent mit Radelchis als princeps und das Prinzipat von Salerno mit Siconolf.13 Von Bari und Tarent aus plünderten die Sarazenen Apulien und Kampanien. 860/61 hatte sich ein drittes Machtzentrum der Langobarden gebildet: Capua, das sich von Salerno gelöst hatte. 10 Clemens Gantner, New Visions of Community in Ninth-Century Rome: The Impact of the Saracen Threat on the Papal World View, in: Walter Pohl, Clemens Gantner, u.a. (Hg.), Visions of Community in the PostRoman World. The West, Byzantium and the Islamic World, 300-1100, Farnham 2012, S. 407. 11 Kreutz 1999, S. 28. 12 Musca 1978, S. 33-38. 13 Kreutz 1999, S. 20. 7 Ludwig II, seit 855 Kaiser des Karolingerreichs, wandte sich an Byzanz, um Unterstützung durch die Flotte zu erhalten. Doch er scheiterte abermals. Erst 871 konnte er Bari erobern und das Emirat ging zu Ende. Ludwig stirbt 875 und Byzanz eroberte Teile Süditaliens zurück. Papst Johannes VIII bildete vergeblich Allianzen gegen die Sarazenen. Es entstand ein regelrechtes Machtvakuum in Süditalien. In dieser Zeit wurde auch das Kloster Montecassino 883 überfallen und geplündert. Muslimische Gruppen siedelten sich auf Ruf der kampanischen Hafenstädte nahe dieser Städte an, um diese zu verteidigen. Ein Beispiel dafür wäre die Siedlung am Fluss Garigliano 882/83. Diese bildete sich durch einen Vertrag mit den hypati von Gaeta. Die Siedlung bestand bis 915. Ende des 9. Jahrhunderts waren die langobardischen Herrscher sehr schwach und die Herrscher des Prinzipats von Benevent wechselten ständig. Bis es um 900 von Capua aus regiert wurde, war es unter byzantinischer, spoletischer und auch salernitanischer Kontrolle. 2) Ystoriola und Chronica Sancti Benedicti Casinensis 2.1. Herkunft und Struktur der Chroniken Die Grundlage meiner Analyse der Darstellung der Sarazenen bilden zwei Chroniken aus der Abtei Montecassino. Einerseits werde ich mich dabei auf die Chronik des Erchempert beziehen, andererseits auf die Chronica Sancti Benedicti Casinensis (in Folgendem CSBC). Die Chronik des Erchempert, die Historia Langobardorum Beneventanorum, auch Ystoriola genannt, erzählt Ereignisse, die ungefähr zwischen 774 und 889 passiert sind. Der Autor der Ystoriola ist wahrscheinlich Erchempert selbst, ein Mönch aus dem Kloster Montecassino. Weiters erzählt er kurz von seiner Lebensgeschichte, die mit den beschriebenen Ereignissen stark verwoben sind. Überliefert wurde die Chronik im Codex Vaticanus latinus 5001, der um 1300 in Salerno kompiliert wurde. Auch das Chronicon Salernitanum wurde in diesem Codex entdeckt.14 Erchempert baut seine Chronik folgendermaßen auf: Anfangs fasst er mithilfe einiger schon vorhandener Geschichtswerke die Geschichte von Benevent von 758 bis 854 zusammen. Dann befasst sich Erchempert mit aktuellen Ereignissen rund um Montecassino und Capua, den zwei Lebensmittelpunkten der Mönche. 889 bricht die Chronik ab. Wissenschaftler 14 Walter Pohl, Werkstätte der Erinnerung. Montecassino und die Gestaltung der langobardischen Vergangenheit, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 39, Wien 2001, S. 30. 8 vermuten, dass die Chronik Ende des 9. Jahrhundert geschrieben worden ist, denn Erchemperts Biografie entwickelt sich zeitgleich mit der Chronik. 887 wird von einer Reise des Mönchs nach Rom berichtet.15 Die CSBC ist im Codex Casinensis 175 überliefert, der aus den 920er Jahren stammt. Dieser Codex wurde von Abt Johannes I. in Auftrag gegeben, denn die ursprüngliche Regelhandschrift wurde bei einem Brand zerstört. Neben der Regula Benedicti befinden sich darin auch Herrscherlisten, der Teilungsvertrag von Benevent und Salerno, Briefe sowie die CSBC.16 Die Chronica ist jedoch nicht als einheitliche Chronik zu verstehen sondern als Kompilation. Georg Waitz hatte diese 1878 als CSBC in den Monumenta Germaniae historica ediert. Diese beschreibt vor allem Ereignisse, die die Abtei Montecassino betrafen. Der Autor oder die Autoren sind nicht bekannt.17 Die Chronica besteht aus drei Teilen. Der erste Teil beinhaltet einen kurzen Abriss der Geschichte vom Einfall der Langobarden in Italien bis zum Feldzug Ludwigs des II. gegen die Sarazenen 866-867. Im zweiten Teil werden Anekdoten von der Ermordung Sicards 839 bis hinein in die 860er Jahre erzählt sowie der Einfall der Sarazenen und dessen Zustandekommen. Zum Schluss befasst sich die Chronik mit der Geschichte des Klosters Montecassino inklusive Chronologietafel mit zeitgenössischen Äbten und Herrschern. Das Verfasserdatum der ersten beiden Teile ist unbekannt. Walter Pohl vermutet es rund um den Aufenthalt von Ludwig II. in Italien 867.18 Die Chronologietafel endet mit den Jahren 873-74. Beide Chroniken, die Ystoriola und die Chronica Sancti Benedicti Casinensis, haben ihr Hintergrundwissen aus der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus und schreiben dort teilweise auch ab.19 15 Ebd, S. 31f. Walter Pohl, Anstrengungen des Erinnerns: Montecassino nach der „Zweiten Zerstörung“ 883, in: Christoph Dartmann, Thomas Scharff, u.a. (Hg.), Zwischen Pragmatik und Performanz. Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur, Turnhout 2011, S. 49-51. 17 Walter Pohl, Fragmente der Erinnerung: Die Historiographie von Montecassino, 9. Bis 11. Jahrhundert, in: Christian Gastgeber, Christine Glassner, u.a. (Hg.), Fragmente. Der Umgang mit lückenhafter Quellenüberlieferung in der Mittelalterforschung. Akten des internationalen Symposiums des Zentrums Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 19.-21. März 2009, Wien 2010, S.163. 18 Cronicae, Ed. Berto, S. IXf. 19 Dartmann/Scharff 2011, S. 52. 16 9 2.2. Der Sonderfall der Historia Langobardorum Beneventanorum Erchemperts Chronik ist in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich. Einerseits nennt sich der Benediktinermönch ungewöhnlicher Weise selbst als Autor seiner Chronik. Seine Vita ist eng mit den Geschehnissen rund um Montecassino zu dieser Zeit verbunden. Er war Gesandter des Klosters und wurde zweimal gefangen genommen, was er auch in der Chronik beschreibt. Andererseits versucht Erchempert den Lesern seiner Chronik auf besonders eindrückliche Weise klar zu machen, dass die Langobarden selbst an ihrem Unglück und ihrem Niedergang schuld sind. Aufgrund ihrer inneren Zwietracht, ihrer Unfähigkeit Zusammenhalt zu zeigen und ihrer Schwäche ist das Unheil über sie herabgekommen. Die ersten principes waren noch voller militärischer Stärke und konnten ihr Herrschaftsgebiet sogar vergrößern. Doch Sico und sein Sohn Sicard sind die ersten Anzeichen für den Untergang. Mit dem Bürgerkrieg zwischen Radelchis und Siconolf und der Teilung des Prinzipats ist Erchempert endgültig klar, dass dies seinen Landsmänner und -frauen zum Verhängnis wird. Der Streit im Inneren des Reiches führte zu einer gewissen Schwächung. Sämtliche Kräfte konzentrierten sich auf die internen Zwistigkeiten, somit blieben die Außengrenzen nahezu ungeschützt. Durch das Anheuern von muslimischen Söldnern auf Seiten Radelchis´ und Siconolfs wurde diesen laut Erchempert die Türen ins Prinzipat geöffnet. Durch mangelnde Weitsichtigkeit der beiden wird der Feind freiwillig ins Land geführt. Die sarazenischen Söldner nutzten die Schwäche der langobardischen Herrscher aus, plünderten das Land und machten sich selbständig. Erchempert macht den Sarazenen deshalb keinen Vorwurf, sondern gibt diesen an die Langobarden weiter. Ihre politische Brüchigkeit und Unehrlichkeit haben dieses Ergebnis folgen lassen. Schon in seiner Einleitung macht er dies klar, indem er schreibt: „[…] Ich Erchempert, unterstützt von vielen […] eine kurze Geschichte über die Langobarden zu schreiben, die sich in Benevent niedergelassen haben. […] Ich möchte mit ehrlicher Feder nicht ihre Herrschaft beschreiben, sondern ihren Ruin, nicht ihren Ruhm, sondern ihr Elend, nicht ihren Triumpf, aber ihren Untergang. Nicht wie wir vorangeschritten sind, sondern wie wir zurückgewichen sind. Nicht wie wir andere Völker unterjocht haben, sondern wie wir von den anderen unterworfen wurden“20. Jedoch lese ich so etwas wie Mitgefühl mit den Langobarden aus seinem Text heraus, da er sich in die Erzählung und Episoden reinsteigert. Er lässt auch spüren, dass er selbst Langobarde ist. Sein Erzählstil ist sehr dramatisch und eindringlich. Eigenartigerweise lässt er den sarazenischen Überfall auf Montecassino und dessen Zerstörung in seiner Chronik beiseite. 20 Erchemperto, Storia, ed. Matarazzo, S. 31. Übersetzung der Verfasserin. 10 3) Darstellung der Sarazenen 3.1. Christliche Wahrnehmung der Sarazenen im Frühmittelalter Der Islam hatte sich im frühen 7. Jahrhundert mithilfe des Propheten Mohammed auf der arabischen Halbinsel verbreitet und expandierte unheimlich schnell in die Levante, in das Gebiet des heutigen Iran/Iraks, in den Maghreb, sogar bis nach Spanien. Der Maghreb und die Levante waren seit jeher Teil des Mittelmeerraumes21 und es herrschten rege Handelskontakte. Es war also nur mehr eine Frage der Zeit, dass sich die Sarazenen auch Richtung heutiges italienisches Festland bewegten. Die Bezeichnung dieser gens in frühmittelalterlichen Quellen variiert. Die Sarazenen waren den Christen bekannt. Die religiöse Benennung „Muslime“ wurde nicht benutzt, stattdessen liest man von „Arabern“, „Sarazenen“, „Ismaeliten“ oder „Agarener“. „Araber“ ist als ethnischer Begriff zu verstehen mit der arabischen Insel als Herkunftsort. „Ismaeliten“ leitet sich von Ismael ab, dem Sohn Abrahams mit der Sklavin Hagar. „Agarener“ ist wie die Bezeichnung „Ismaeliten“ mithilfe der Bibel zu deuten, denn hiermit ist Hagar gemeint, Ismaels Mutter.22 Die Herkunft des Ausdrucks „Sarazenen“ konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Doch im Griechischen wurden bereits vor der Entstehung des Islams nordarabische Stämme so genannt.23 Im Allgemeinen ist die Sicht der Autoren von frühmittelalterlichen Quellen im lateinischen Westen geprägt durch die Brille des Christentums. Sämtliche theologischen Hintergründe des Islams wurden mit denen des Christentums verglichen. Durch die gemeinsamen geschichtlichen Anfänge mit Adam und Abraham waren viele Christen der Ansicht, dass es sich beim Islam bloß um eine häretische Strömung handle. Das Argument, das man wenig über den Islam wusste, greift hier nicht, denn zu dieser Zeit waren schon viele Informationen über die neue Religion in den christlichen Westen gelangt. Man beschäftigte sich jedoch nicht sehr eindringlich damit. Benjamin Z. Kedar meint, dass sich die Geistlichen eindringlich mit den Texten der Bibel und der Kirchenväter beschäftigt haben. Für das Neue, Aktuelle hatten sie wenig Zeit, da sie das Wissen aus der Spätantike repetierten, bearbeiteten und übersetzten, um die Vergangenheit hochzuhalten und sich dadurch Legitimität verschafften.24 21 Vgl. Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II. Band 1, Frankfurt am Main 1980, S. 15-21. 22 John V. Tolan, Saracens. Islam in the Medieval European Imagination, New York 2002, S. 4-10. 23 Gantner 2005, S. 10. 24 Benjamin Z. Kedar, Crusade and Mission: European Approaches toward the Muslims, New Jersey 1984, S.35-41. 11 3.2. Sarazenen in der Ystoriola und der Chronica Sancti Benedicti Casinensis25 Prinzipiell wird in beiden Chroniken sehr ausführlich über die Gewalttätigkeit der einfallenden muslimischen Truppen erzählt. In der CSBC wird den Episoden mit muslimischer Beteiligung sogar ein eigener Teil gewidmet. Im zweiten Teil der Chronik wird klargemacht, wie die Muslime in Süditalien so stark werden konnten. Ähnlich wie Erchempert gibt der Autor/die Autoren auch den langobardischen Herrschern die Schuld daran und der Ursprung liegt in der Divisio 849. Siconolf habe sogar den Klosterschatz von Montecassino zur Bezahlung der muslimischen Söldner verwendet.26 Die Sarazenen hätten einige Male versucht, das Kloster zu plündern und bis auf den Überfall 883 konnten die Mönche dies jedes Mal mit Tributzahlungen einigermaßen verhindern. Eine Episode der CSBC erzählt, dass die Sarazenen über den Fluss Carnello (heute Liri) zum Kloster wollten, doch die Gebete der Mönche beschworen ein Unwetter und ein Anschwellen des Flusses herauf und verhinderten die Überfahrt. Die Sarazenen waren wütend, quietschten mit den Zähnen, aßen ihre Finger.27 In der Chronica wird Barbarei als weiteres Kennzeichen der Sarazenen angegeben. Auch die Einnahme Baris wird ausführlich beschrieben. Der Gastald von Bari, Pandone, hatte den Auftrag von Radelchis muslimische Söldner anzuwerben. Diese lagerten dann um Bari und eines Nachts, während die Einwohner Baris schliefen, überrannten sie die Stadt. Der Betrug der Sarazenen wird in der Chronik sehr deutlich und es wird stets betont, dass bei den Sarazenen Täuschung öfters vorkam. Neben Bari nahmen sie auch Tarent und Matera ein, legten es in Schutt und Asche und zerstörten alles. In Bari waren die Zustände laut CSBC besonders beängstigend. Der erste „König“ der Sarazenen war Khalfūn und herrschte über die bösesten Menschen, die nicht mal Kleidung anhätten.28 Die Sarazenen plünderten alles, was ihren Weg kreuzte. Neben Klosterschätzen wurden auch Tiere und Menschen geraubt, Orte zerstört, Menschen getötet. Doch neben aller Grausamkeit bestand doch eine gewisse Bewunderung ihrer Cleverness. Im Gegensatz zu den Langobarden konnten die Sarazenen die Lage meist zu ihrem Vorteil nutzen und daraus Gewinn schlagen. Auch Erchempert beschreibt die muslimischen Truppen als nicht zimperlich. Die Einnahme Baris wird wie in der CSBC als Täuschung beschrieben. Die Einwohner hätten darunter 25 In Folgendem beziehe ich mich auf die beiden Übersetzungen der Chroniken: Vgl. Erchemperto. Storia dei Longobardi Beneventani. Übersetzt von Raffaele Matarazzo, Napoli 1999 und Andrea Berto (Hg.), Cronicae Sancti Benedicti Casinensis, Edizione Nazionale die Testi Mediolatini 15, Serie II, 7, Firenze 2006. 26 Cronicae, ed. Berto, S. 21. 27 Ebd, S. 19. 28 Ebd, S. 16. 12 ziemlich gelitten, da es einige Todesopfer gab.29 Die Ystoriola lässt keine Gelegenheit aus die Brutalität und Rohheit der Sarazenen zu erwähnen. Die Raubzüge gingen durch ganz Kampanien und Apulien und die Einwohner wurden von dort vertrieben. Radelchis stellte sarazenische Söldner ein, die sich in Benevent niederließen. Schon bald kontrollierten diese die Stadt und torpedierten die Einwohner.30 Bereits die arabische Invasion Siziliens betrachtet Erchempert als schlechtes Omen. Wie ein Bienenschwarm hätten Agarener aus Babylonien31 und Afrika Sizilien überrannt und alles zerstört.32 Doch neben den Muslimen werden auch andere gentes als grausam deklariert. Erchempert hat an sämtlichen Nicht-Langobarden etwas auszusetzen. Die Griechen sind wie Biester und üben den Glauben nicht richtig aus, die Franken sind geldgierig. Bei einem der zwei Feldzüge Ludwigs II. bewohnten seine Truppen für längere Zeit Benevent. Die karolingischen Soldaten benahmen sich scheinbar kaum besser als die muslimischen Truppen und peinigten die Stadtbevölkerung.33 Es tritt hier der klare Fall von Other-ness ein. Fremde sind laut Erchempert prinzipiell skeptisch zu behandeln egal welche Religion. Auch unter den Langobarden selbst gibt es einzelne Charaktere, die von Grausamkeit, Verschlagenheit und Gewalt nur so strotzen. Darunter wären Sico und Sicard, der Bischof von Neapel Atanasius sowie der Bischof von Capua, Landulf, zu nennen. An ihm lässt Erchempert kein einziges gutes Haar und beschwert sich maßlos über seine Machenschaften. In der Ystoriola werden den Sarazenen teilweise auch bewundernswerte Worte zuteil. Erchempert staunt wie in der CSBC über die Raffiniertheit der Muslime. Er achtet ihre militärischen Fähigkeiten. Nicht umsonst hatten Radelchis und Siconolf muslimische Söldner in ihre Reihen geholt. Die Anzahl der muslimischen Truppen wäre ebenfalls erstaunlich, denn Erchempert schreibt von zahllosen Armeen. Prinzipiell sind sämtliche Zahlen von Truppenstärken nicht für bare Münze zu nehmen. 3.3. Einzelcharaktere Einzelne Heerführer von sarazenischen Truppen werden in beiden Chroniken detaillierter beschrieben. Darunter zählen auch die Emire von Bari. Das Emirat von Bari spielt in den Chroniken prinzipiell eine große Rolle. Gegründet von Khalfūn war es eine der langlebigsten muslimischen Siedlungen auf italienischem Festland. Von 847 bis 871 regierten drei Emire: 29 Erchemperto, ed. Matarazzo, S. 49, 51. Ebd, S. 51. 31 Als Babylonien wird Fustat, die Vorläuferstadt Kairos angesehen. 32 Ebd. S. 43. 33 Ebd. S. 75 30 13 Khalfūn, Mufarraģ ibn Sallām und Sawdân. Khalfūn war ein Berber und seine Truppen waren schon länger in Italien angesiedelt. Das Emirat war politisch eigenständig und kämpfte um die Anerkennung durch den Kalifen in Bagdad. In arabischen Quellen findet man kaum etwas zum Emirat von Bari. Einzig al-Balādhurī erwähnt das Emirat.34 Ein Emir war Provinzgouverneur und kümmerte sich unter anderem um das Heer, um die Administration, ernannte die Exekutive und die Richter. 35 Im Anhang der CSBC befindet sich wie schon beschrieben eine Herrscherliste, die neben den langobardischen Herzögen auch die Äbte von Montecassino sowie König Ludwig II und die Emire von Bari aufzählt. Bemerkenswert ist die Genauigkeit der Liste, denn sämtliche Personen, auch die aus dem arabisch dominierten Raum, werden namentlich genannt. Neben Khalfūn von Bari, „Reges Saracenorum Calfon de Barim“36, wird auch Sawdân sowie der 2. Emir von Bari, Mufarraģ ibn Sallām, aufgezählt. Die Chronica benennt Mufarragg „Ferraci“ und ist auch deshalb ein Unikum, da außerhalb der arabischen Quellen niemand den zweiten Emir von Bari anführt. Auch ein gewisser Aiu taucht in der Chronologietafel auf, doch diese Person lässt sich nicht zuordnen.37 Die ersten beiden Emire werden in den Chroniken kaum erwähnt. Khalfūn wird bei Erchempert als König der Sarazenen deklariert. In einer großen Schlacht muss sich dieser jedoch geschlagen geben und musste zu Fuß die Heimkehr nach Bari antreten. Khalfūn ist hier der Anführer eines Heeres von Paganen. Die Sarazenen werden in diesem Kontext als ungläubig beschrieben.38 Von Mufarraģ ibn Sallām liest man kaum etwas. Der dritte Emir von Bari ist die interessanteste Person. Kaum ein anderer wird so ausführlich behandelt wie er. Sawdân wäre der grausamste und furchteinflößendste aller Sarazenen gewesen. In den lateinischen Quellen taucht er unter Seodan, Sagdan, Seudan, Saugdan aber auch Satan auf. Satan ist vielleicht eher eine Anspielung auf den Teufel, quasi ein Wortspiel, das im Chronicon Salernitanum vorkommt. Mithilfe der arabischen Quellen konnte der Eigenname Sawdân aber gesichert werden.39 Erchempert führt „Saugdan“ als „unerbittlichen, frevelhaftesten Anführer der Ismaeliten “ an. Er brannte das beneventanische Umland nieder und deportierte sämtliche Bewohner. In seinem Sinne sollte „kein Atem am Leben bleiben“.40 34 Musca 1978, S. 11. Ebd, S.51f. 36 Cronicae, ed. Berto, S.52. 37 Ebd. S.52, 77. 38 Ebd. S. 51. 39 Gantner 2005, S. 103. 40 Erchemperto, Storia, ed. Matarazzo, S. 65. 35 14 In seinen Herrschaftsjahren war das Emirat von Bari sehr stark und kontrollierte große Teile Apuliens und Kampaniens. Bari und Tarent fungierten auch als Stütz- und Ausgangspunkte für diverse Raubzüge. Im Zuge einer dieser Züge unter Sawdâns Kontrolle wurde auch das Kloster San Vincenzo in Volturno geplündert. In der CSBC wird besonders ausführlich über diesen Vorfall berichtet, während Erchempert ihn nur kurz erwähnt. Die CSBC berichtet, dass die Mönche ohne Kleidung ihr Leben retten mussten, darunter auch Mönche aus Montecassino. Sämtliche Vorräte an Lebensmittel wurden durch die Sarazenen vernichtet und der Klosterschatz entnommen. Sawdân hätte sogar aus den heiligen Messkelchen getrunken und sie somit entweiht. Deshalb werden Sawdân auch die schlimmsten Eigenschaften durch den Autor/die Autoren zugeschrieben: von gottlos und ruchlos bis hin zu märchenhaften Geschichten, dass er es bevorzuge, seine Speisen auf einem Leichenhaufen zu essen oder er an jedem Tag 500 Menschen umbringen müsse.41 Immer wieder mussten die Mönche von Montecassino vor bevorstehenden Plünderungen zittern, denn Sawdân bewegte sich nahe des Klosters. Die Klöster bezahlten daher öfters auch hohen Tribut, damit diese ihr Hab und Gut nicht völlig zerstörten. Die gefürchteten Sarazenen nahmen neben Tieren auch Menschen gefangen und verkauften sie als Sklaven weiter. Der Hafen von Tarent war hier ein größerer Umschlagsplatz. Der Sklavenhandel bildete eine lukrative Einnahme. Das berichtet auch Bernardus Monachus Francus in seinem Reisebericht ins Heilige Land Itinerario ad loca sancta. Er zeigt wiederum ein ganz anderes Bild von Sawdân. Sawdân stellte ihm Schutzbriefe für die Durchreise der muslimisch regierten Länder aus, doch diese waren nicht gültig. Bernardus kam bis Ägypten, wo diese Briefe von Sawdân nicht anerkannt wurden. Im Hafen von Tarent erblickte der Mönch abfahrbereite Schiffe mit Tausenden christlichen Sklaven.42 In den meisten westlichen christlichen Quellen wird Sawdân nur mit Gräuel, Härte, Gewalt und Erbarmungslosigkeit assoziiert. Auch die CSBC und die Ystoriola sind hier nicht anders. Besonders die CSBC weiß besonders viel von Sawdân zu berichten. Die Geschehnisse rund um den Niedergang des Emirats von Bari sind eng verwickelt mit Sawdân. Ludwig II konnte die Sarazenen besiegen und Sawdân wurde durch Adelchis, princeps von Benevent, eingesperrt. Erchempert nennt die Gefangennahme Sawdâns nur kurz. In anderen Quellen jedoch wird die Findigkeit des dritten Emirs von Bari gelobt. Sawdân hätte sich beinah frei in Benevent bewegen können und als Berater des princeps und anderer Adeligen fungiert. Neben dem Chronicon Salernitanum informiert auch die De administrando 41 42 Cronicae, ed. Berto, S. 33, 35. Christopher Heath, Third/Ninth-Century Violence: "Saracens" and Sawdan in Erchempert´s Historia, in: AlMasaq: Journal of the Medieval Mediterranean, Vol. 27/1, 2015, S.36. 15 Imperio von Konstantin dem VII. über die Raffinesse des Emirs.43 Auch in Norditalien war seine Cleverness bekannt.44 Ansonsten findet man auch Kommentare über Heeresführer von sarazenischen Truppen. Massar beispielsweise war Kommandeur über eine sarazenische Söldnertruppe, die Radelchis im Bürgerkrieg angeheuert hatte. Die CSBC führt einige Anekdoten über den Heeresführer an. Ausgehend von Benevent unternahmen Massar und seine Söldner einige Plünderungszüge ins Umland. Ebenso vor Klöstern machte er nicht halt. In Benevent selbst hat er auch die dortige Bevölkerung unter Kontrolle. Dennoch zeigte er auch seine menschliche Seite, indem er zum Beispiel die Stadt Isernia plündern wollte. Diese wurde jedoch von einem Erdbeben stark beschädigt. Massars Kommentar dazu laut CSBC: „An jenem Ort, an dem der Herr zornig war, sollte er [Massar, Anm. d. Verf.] noch mehr wüten? Nein, da gehe ich nicht hin“.45 Auch beim Plünderungsversuch von Montecassino zeigte er Empathie mit den dortigen Mönchen. Massars Hund hätte den Mönchen eine Gans gestohlen. Daraufhin bringt Massar die Gans den Mönchen zurück und verschließt die Tore der Abtei, damit weitere Ausraubungen verhindert werden. Somit können die Mönche trotz des Chaos weiter leben. Natürlich hatte laut dem Chronisten/den Chronisten Gott seine Hände hier im Spiel. Es ist in den Quellen auch keine Plünderung erwähnt. Erchempert erwähnt Massar nur kurz als König der Sarazenen in Benevent und verurteilt seine Herrschaft in der Stadt. Ludwig II beendete schließlich die Herrschaft von Massar. Er wurde getötet und Benevent an Radelchis restituiert.46 3.4. Herkunft der Sarazenen Die Abstammung der verschiedenen Sarazenengruppen, die am italienischen Festland agierten, zu lokalisieren, ist eine schwere Aufgabe und aufgrund fehlender Quellen auf arabischer Seite kaum möglich. Bei der Anwerbung von Söldnern im Bürgerkrieg erklärt Erchempert, woher die Muslime kommen. Radelchis heuerte „lybische Agaraner“ an, während Siconolf „spanische Ismaeliten“ in seinem Dienst hatte.47 Die lybischen Muslime kamen somit aus Ifriqiya (heutiges Tunesien, Libyen). Auch an anderer Stelle erwähnt Erchempert eine Herkunftsangabe. Die Truppen von Khalfūn, der ja selbst Berber ist, werden „braune Berber“ von ihm genannt. 43 Gantner 2005, S. 111. Heath 2015, S. 37. 45 Cronicae, ed. Berto, S. 23. 46 Erchemperto, ed. Matarazzo, S. 53. 47 Ebd. S. 51. 44 16 Die meisten Sarazenen in Süditalien stammten aus Nordafrika und waren Berber, die im Maghreb beheimatet waren. Araber hatten diese gentes zum islamischen Glauben gebracht und sie erobert. Der gemeinsame Glaube hatte die Berber geeint. 48 Desgleichen waren es auch Berber, die Sizilien unter der aghlabidischen Dynastie erobert hatten. Sizilien entwickelte sich als Basis weiterer Angriffe auf das Festland. So zum Beispiel während des langobardischen Bürgerkrieges, als Tarent und Küstengebiete in Apulien und Kalabrien erobert werden konnten.49 4. Aktuelle Forschungsfragen Viele Forscher gehen davon aus, dass Süditalien von unabhängigen, individuellen sarazenischen Gruppen heimgesucht wurde. Lateinische Quellen wie die CSBC, die Ystoriola aber auch andere, berichten von Plünderungszügen und ständiger Gewalt ausgehend von muslimischen Banden, die im Süden der italienischen Halbinsel ihr Unwesen treiben. Historiker nahmen den Inhalt dieser Quellen oft für bare Münze und es wurde nur über Zerstörung und Gewalt geforscht. In der aktuellen Forschungsdebatte jedoch interessiert man sich nicht für die Darstellung dieser Gewalt. Man geht über die bisherigen Interpretationen der Quellen hinaus, liest zwischen den Zeilen und argumentiert auch mit dem Hintergrund der Autoren bzw. der Quellen und deren Intentionen. Beim Lesen gegenwärtiger wissenschaftlicher Beiträge fand ich heraus, dass den Wissenschaftlern die Interaktionen zwischen Muslimen und Christen am Herzen liegen. Der Forschungsstand beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen den „fremden Sarazenen“ und den „Einheimischen“. Hierbei lässt sich der Begriff „Other-ness“ gut einführen. „Anders sein“ und das Fremde spielen in diesem Kontext eine große Rolle. In Grenzregionen ist diese Thematik akut, denn hier treffen verschiedene gentes aufeinander. Religiöse und ethnische Unterschiede stellen die Bewohner von Grenzregionen vor Herausforderungen. Die Reaktionen darauf können sich verschieden gestalten. Von kompletter Abschottung und Bekämpfung des anderen zu gegenseitigem Austausch und Kontakten. Als Exempel par excellence für so eine Grenzregion gilt Süditalien im Frühmittelalter. Dabei wird Süditalien nicht als Machtbereich mit fixen Grenzen angesehen, sondern als Gebiet, 48 49 Musca 1978, S. 36, 145. Kordula Wolf, Auf dem Pfade Allahs. Ğihād und muslimische Migrationen auf dem süditalienischen Festland (9. - 11. Jahrhundert), in: Michael Borgolte / Matthias M. Tischler (Hg.), Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Jahrtausend. Europa, Ostasien, Afrika, Darmstadt 2012 17 indem christliche und muslimische Kräfte miteinander und auch gegeneinander agieren. Schon Nicola Cilento ging davon aus, dass die jeweiligen Herrschaftsgebiete in Süditalien fluide Grenzen haben und ständig zusammentreffen.50 Das hieße praktisch, dass sich „Grenzen“ ständig verschieben und man nicht von starren Entitäten ausgehen könne. Von islamischer Seite existierte im Mittelalter die Auffassung eines „Gebiet des Glaubens“ (dār al-Islām) und ein „Gebiet des Krieges“ (dār al-ḥarb).51 Im „Gebiet des Glaubens“ lebten gläubige Muslime, während im „Gebiet des Krieges“ Ungläubige erst missioniert werden müssen. Das Gebiet des Krieges war somit Einsatzgebiet des ğihād. Süditalien war genau an der Grenze des dār al-ḥarb. Bisher prägten die Plünderungszüge, die Gewalt und „Abenteurergruppen“ oder „Piraten“ unsere Vorstellung von Sarazenen im Mezzogiorno des Frühmittelalters. Doch der Blick fällt nun auf andere Aspekte wie Kollaborationen beispielsweise. Wie Marco di Branco und Kordula Wolf aufzeigen52, gibt es nicht nur eine Sicht der Dinge. Man sieht nicht nur das Eindringen des Feindes in ein Herrschaftsgebiet, sondern das gegenseitige Nutznießen verschiedener Gruppen in dieser Grenzregion. Die Langobarden schlugen einen Vorteil, indem sie die militärischen Fähigkeiten der Muslime für ihre Zwecke einspannten oder Handelskontakte knüpften. Bei den Sarazenen wurde der Versuch erleichtert, Siedlungspunkte zu gründen. Daneben musste ein bestimmtes Wissen über den anderen vorhanden gewesen sein, denn die Muslime wussten um den brüchigen politischen Zustand Süditaliens.53 Ein weiterer Forschungsansatz ist auch die Konzentration auf die Interaktion zwischen den Aghlabiden in Sizilien und den muslimischen Gruppen auf dem Festland und deren Intentionen. Bislang ging man von „Piraten- oder Abenteuergruppen“ aus, die auf eigene Faust ihr Glück versuchten und individuell agierten. Viele sarazenische Überfälle waren aber Teil einer größer angelegten Siedlungskampagne der Aghlabiden, die ihren Machtbereich vergrößern wollten. Somit stand nicht nur die Beute im Vordergrund, sondern der Ansatz eines Besiedelungsversuchs. So auch die muslimische Siedlung am Garigliano, die in stetem Kontakt mit ihren sizilianischen Glaubensbrüdern stand.54 Zu Beginn gab es sicher 50 Nicola Cilento, I Saraceni nell´Italia meridionale nei secoli IX e X, Neapel 1959, S.110. Wolf 2012, S. 120. 52 Marco Di Branco/Kordula Wolf, Fließende Grenzen zwischen Christentum und Islam. Forschungen am Deutschen Historischen Institut in Rom zum vornormannischen Unteritalien im Spannungsfeld rivalisierender Religionen und politischer Mächte, in: Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland (Hg.), Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Berichtsjahr 2012, München 2013, S. 17. 53 Wolf 2012, S. 137. 54 Marco Di Branco, Gianmatteo Matullo, Kordula Wolf, Nuove ricerche sull´insediamento islamico presso il Garigliano (883-915), S. 274, online unter: 51 18 eigenständige Versuche, doch ab der Einnahme Tarents waren vermutlich viele mit dem aghlabidischen Emirat abgesprochen.55 5. Conclusio Chroniken aus Montecassino geben uns einen Einblick in das politische, soziale und religiöse Gefüge Süditaliens im 9. Jahrhundert. Jedoch ist die Lesart dieser Chroniken auch mit Vorsicht zu genießen. Der christliche Hintergrund der Autoren lässt einiges an Vorurteilen mitschwingen. Weltliche Personen hatten vermutlich weniger Einwände gegen die Zusammenarbeit mit Muslimen. Sie waren es auch, die aufgrund kriegerischer Maßnahmen die Söldnerkontingente anfangs ins Land holten. Weiters verwundert es nicht, dass diese sarazenischen Gruppen eigenständig wurden und sich im Land ausbreiteten. Besonders Erchempert gibt die Schuld an der verzwickten Lage den Langobarden. Für ihn ist die Unehrlichkeit der langobardischen Elite der Ausgangspunkt des Niedergangs des Langobardenreiches. Mittels polemischen Untertons fasst er die Bedrohungen der sarazenischen Truppen zusammen und beschreibt ihre Gräueltaten. Erchempert sieht in ihnen nur das Mittel zum Zweck. Durch sie geht das Prinzipat nicht unter. Sie sind nur einer von vielen Faktoren. Trotzdem charakterisiert er sie als rohe, brutale, rücksichtslose Menschen. Er lässt keine Gelegenheit aus, das zu betonen. Auf der anderen Seite stellt er andere gentes oder Einzelpersonen nicht viel freundlicher dar. Das heißt, dass Muslime nicht besonders hervorgehoben werden durch ihre Grausamkeit und Verschlagenheit. Auch Griechen, Franken oder der Bischof von Capua stehen den Muslimen in nichts nach. Die CSBC geht von einer grundsätzlichen Bosheit der Muslime aus. Die Chronik lässt kein gutes Haar an den Sarazenen und hebt Gewalt und Grobheit hervor. Während Erchempert von seiner persönlichen Warte aus schreibt, ist in der CSBC meiner Meinung nach die ständige Angst vor Überfällen auf Montecassino herauszulesen. Außerdem greift hier mehr das christliche Lebensumfeld, da Gott öfters als bei Erchempert als Retter des Klosters auftritt. Erchempert konzentriert sich in seiner Ystoriola mehr auf Capua, während die Chronica rund um Montecassino angesiedelt ist. Leider haben wir wenige Kenntnisse, woher die Sarazenen genau kamen, wie diese Truppen zusammengestellt waren und inwiefern sich der Kontakt mit den Bewohnern genau dargestellt https://www.academia.edu/7537486/Nuove_ricerche_sull_insediamento_islamico_presso_il_Garigliano_883915_ (07.09.2015), S. 274. 55 Kordula Wolf, Gli hypati di Gaeta, papa Giovanni VIII e i Saraceni: tra dinamiche locali e transregionali, in: Bullettino dell´istituto storico italiano per il medioevo. 116, Roma 2014, S. 59. 19 hat. Wir wissen nur von einigen Verbindungen mit den einheimischen Eliten wie zum Beispiel zwischen der Siedlung am Garigliano und den hypati von Gaeta. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die Interaktionen zwischen Muslime und Christen nur gewalttätig abspielten. Allein die Tatsache, dass etwa ein Vertrag zwischen Gaeta und den Muslimen am Garigliano bestand, weist darauf hin, dass beide Seiten auch relativ nüchtern miteinander umgehen konnten. Die weltliche Perspektive nahm das Fremde, das anders sein möglicherweise nicht so war, wie es die überlieferten Quellen darstellen. Religiöse und ethnische Unterschiede dürften keine größere Rolle gespielt haben, denn sie wurden überwunden, um größere Zwecke zu erreichen. Die Vorstellung eines fluiden Grenzraums gefällt mir sehr, da fixe Grenzen Vorstellungen stabiler Herrschaftsgebilde voraussetzen, die in diesem Ausmaß zu dieser Zeit in diesem geografischen Raum nicht existierten. Stets gab es Versuche beider Seiten ihr jeweiliges Herrschaftsgebiet auszuweiten. Auch auf muslimischer Seite war die Bildung von militärischen Basen evident für eine weitere Phase der Eroberung: Schaffung von Siedlungspunkten. Alles in allem bildet sich ein ineinander verwobenes Gefüge, das auseinander gepflückt kaum zu verstehen ist. Nur im großen Ganzen lässt sich annähernd die Lage in Süditalien im 9. Jahrhundert verstehen. 20 Literaturverzeichnis Berto, Andrea (Hg.): Cronicae Sancti Benedicti Casinensis, Edizione Nazionale di Testi Mediolatini 15, Serie II, 7, Firenze 2006 Braudel, Fernand: Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Frankfurt am Main 2006 Cilento, Nicola: I Saraceni nell´Italia meridionale nei secoli IX e X, Neapel 1959 Citarella, Armand O.: The Political Chaos in Southern Italy and the Arab Destruction of Monte Cassino in 883, in: Avagliano, Faustino (Hg.): Montecassino: dalla prima alla seconda distruzione. Momenti e aspetti di storia cassinese (secc. VI-IX). Atti del II Convegno di Studi sul Medioevo Meridionale, Cassino 1984 Di Branco, Marco/Wolf, Kordula: Fließende Grenzen zwischen Christentum und Islam. Forschungen am Deutschen Historischen Institut in Rom zum vornormannischen Unteritalien im Spannungsfeld rivalisierender Religionen und politischer Mächte, in: Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland (Hg.), Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Berichtsjahr 2012, München 2013 Eickhoff, Ekkehard: Kaiser Otto III. Die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas, Stuttgart 1999 Erchemperto. Storia dei Longobardi Beneventani, übersetzt von Raffaele Matarazzo, Napoli 1999 Gantner, Clemens: Die Wahrnehmung des Islam und der Sarazenen im frühmittelalterlichen Europa (ca. 660- 1000), Wien 2005 Gantner, Clemens: New Visions of Community in Ninth-Century Rome: The Impact of the Saracen Threat on the Papal World View, in: Pohl, Walter/ Gantner, Clemens u.a. (Hg.): 21 Visions of Community in the Post-Roman World. The West, Byzantium and the Islamic World, 300-1100, Farnham 2012 Heath, Christopher: Third/Ninth-Century Violence: "Saracens" and Sawdan in Erchempert´s Historia, in: Al-Masaq: Journal of the Medieval Mediterranean, Vol. 27/1, 2015 Kedar, Benjamin Z.: Crusade and Mission: European Approaches toward the Muslimes, New Jersey 1984 Kreutz, Barbara M.: Before the Normans. Southern Italy in the Ninth and Tenth Centuries, Philadelphia 1991 Musca, Giosué: L´emirato di Bari: 847-871, Bari 1978 Pohl, Walter: Werkstätte der Erinnerung. Montecassino und die Gestaltung der langobardischen Vergangenheit, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 39, Wien 2001 Pohl, Walter: Fragmente der Erinnerung: Die Historiographie von Montecassino, 9. Bis 11. Jahrhundert, in:Gastgeber, Christian/Glassner, Christine, u.a. (Hg.): Fragmente. Der Umgang mit lückenhafter Quellenüberlieferung in der Mittelalterforschung. Akten des internationalen Symposiums des Zentrums Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 19.-21. März 2009, Wien 2010, S.161-166 Pohl, Walter: Anstrengungen des Erinnerns: Montecassino nach der „Zweiten Zerstörung“ 883, in: Dartmann, Christoph/Scharff, Thomas, u.a. (Hg.): Zwischen Pragmatik und Performanz. Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur, Turnhout 2011, S. 39-56 Tolan, John V: Saracens. Islam in the Medieval European Imagination, New York 2002 Wolf, Kordula: Auf dem Pfade Allahs. Ğihād und muslimische Migrationen auf dem süditalienischen Festland (9. - 11. Jahrhundert), in: Michael Borgolte / Matthias M. Tischler 22 (Hg.), Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Jahrtausend. Europa, Ostasien, Afrika, Darmstadt 2012 Wolf, Kordula: Gli hypati di Gaeta, papa Giovanni VIII e i Saraceni: tra dinamiche locali e transregionali, in: Bullettino dell´istituto storico italiano per il medioevo. 116, Roma 2014 Onlinequellen Di Branco, Marco/ Matullo, Gianmatteo/Wolf, Kordula: Nuove ricerche sull´insediamento islamico presso il Garigliano (883-915), S. 274, online unter: https://www.academia.edu/7537486/Nuove_ricerche_sull_insediamento_islamico_presso_il_ Garigliano_883-915_ (07.09.2015) 23