Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

Ein Agentenbasierter Ansatz Für Die Ferndiagnose Und-überwachung Von Automatisierungssystemen

   EMBED


Share

Transcript

WI – Schwerpunktaufsatz 1 Einleitung und berblick Der Begriff Agent wird in der Softwaretechnik fr teils sehr unterschiedliche Konzepte verwendet (siehe z. B. Franklin [ FrGr96]). Die verschiedenen Anstze knnen entweder dem Bereich der knstlichen Intelligenz oder dem Bereich der verteilten Systeme zugeordnet werden. Im Bereich der knstlichen Intelligenz werden Agenten oft als Assistenten des Menschen gesehen, die die Fhigkeit haben, selbststndig zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Im Bereich der verteilten Systeme sind Agenten meist mobile Softwarekomponenten, die unter bestimmten Annahmen (z. B. unsichere Netzwerkverbindungen, geringe Bandbreite) die Realisierung flexiblerer und robusterer Softwarearchitekturen ermglichen. Agenten, die dieser Sichtweise entsprechen, werden als mobile Agenten bezeichnet. Die in diesem Artikel beschriebene Umgebung basiert auf mobilen Agenten. Unter mobilen Agenten verstehen wir Softwarekomponenten, die die Fhigkeit haben, ihren Zustand und Programmcode von einem Rechner in einem Computernetzwerk zu einem anderen Rechner zu transferieren [siehe CaLZ98; FrGr96; Whit97]. Die im Folgenden beschriebene Arbeit wird im Rahmen einer Forschungskooperation mit Siemens Deutschland durchgefhrt. Das Hauptziel dieser Kooperation ist, das Potenzial agentenbasierter Architekturen fr die Ferndiagnose, -berwachung und -steuerung von Prozessautomatisierungssystemen zu untersuchen. Die Arbeit erfolgte auf Basis der Java-basierten Agentenplattform Aglets [ LaOs98], die mittlerweile von IBM als Open Source Projekt zur Verfgung gestellt wurde [ IBM00]. In einem Teilprojekt wurde eine Bridge zu CORBA-Systemen unter Einsatz des MASIF-Standards [OMG97] entwickelt. Wir bezeichnen die von uns entwickelten Komponenten, Frameworks und Werkzeuge als RSE (Remote Supervising Environment). RSE wurde vor allem mit dem Fokus auf die Einsetzbarkeit in der Prozesssteuerungsdomne konzipiert. Die Umgebung enthlt aber auch Dienste fr die Konfiguration von Agenten zur Laufzeit und fr die Integration von betriebssystemspezifischen Diensten, die ganz allgemein fr mobile Agentensysteme wichtig sind. Ein agentenbas ier ter A nsat z fr die Fer ndiagnose und -berwachung von Au tomat is ier ungss y stemen Reinhold Plsch, Rainer Weinreich Wir geben in diesem Artikel einen berblick ber die wesentlichen Konzepte und Bestandteile des von uns entwickelten Softwaresystems. Im nchsten Abschnitt beschreiben wir zunchst die Anwendungsdomne, fr die RSE entwickelt wurde. In Abschnitt 3 erlutern wir wichtige Anforderungen an das System und stellen dann wesentliche Elemente der Architektur vor. In Abschnitt 4 werden Beispiele fr Diagnose- und berwachungsagenten vorgestellt. Abschnitt 5 gibt einen berblick ber die zur Verfgung stehenden Konfigurationswerkzeuge. Wir schließen mit einer Beschreibung der gesammelten Erfahrungen und mit einem Ausblick auf weitere Arbeiten. 2 Anwendungsdomne RSE untersttzt die berwachung von Prozessautomatisierungssystemen in der Stahlindustrie. Typischerweise bestehen solche Systeme aus mehreren Rechnern (oft mit unterschiedlichen Betriebssystemen), die durch ein lokales Netzwerk miteinander verbunden sind. Die Funktionalitt von RSE kann in die Bereiche Ferndiag- WIRTSCHAFTSINFORMATIK 43 (2001) 2, S. 167–173 nose und Systemberwachung gegliedert werden. Bei der Ferndiagnose werden bestimmte Aspekte eines Automatisierungssystems ber einen definierten Zeitraum berwacht und Messdaten erfasst. Die gesammelten Daten werden verdichtet und visuell aufbereitet. Die verantwortlichen Anlagenberwacher sollen dadurch in die Lage versetzt werden, Probleme rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die zu berwachenden Aspekte hngen vom jeweiligen Automatisierungssystem und von den Kundenwnschen ab. Beispiele sind die Belegung und Integritt von Festplatten, die Auslastung von Hauptspeicher und Prozessor durch ausgewhlte Betriebssystemprozesse sowie Qualittsparameter, die von der Prozesssteuerungssoftware geliefert werden. Die gesammelten und zum Teil verdichteten Dr. Reinhold Plsch, Dr. Rainer Weinreich, Arbeitsgruppe Software Engineering, Institut fr Wirtschaftsinformatik, Johannes Kepler Universitt Linz und Software Competence Center Hagenberg, Austria, E-Mail: {ploesch|weinreich}@swe.uni-linz.ac.at 167 Reinhold Plsch, Rainer Weinreich Bild 1 Architektur fr den Bereich Ferndiagnose Daten werden unter Verwendung von Standardtechniken (HTML, Java-Applets) mittels Webbrowser visualisiert. Whrend bei der Ferndiagnose die Erkennung langfristiger Trends im Vordergrund steht, zielt der Bereich Systemberwachung darauf ab, Probleme zu erkennen und sofort adquate Aktionen auszulsen. Dabei werden kritische Aspekte des Systems (wie z. B. Qualittsparameter) laufend berwacht. Wenn spezifizierte Toleranzwerte verletzt werden, werden von der berwachungssoftware automatisch vorkonfigurierte Reaktionen eingeleitet. Solche Reaktionen knnen sein: Benachrichtigung des Anlagenberwachers via E-Mail, Senden von Nachrichten an lokale Anlagenbediener oder autonome Eingriffe in die Steuerung der Anlage (z. B. Verndern von Parametern fr Temperaturoder Geometriemodelle). 3 Systemarchitektur Aus der Anwendungsdomne und aus den Besonderheiten des Zielsystems ergeben sich eine Reihe von grundlegenden Anforderungen an das System, die im Folgenden kurz erlutert werden. Beispiele sind Portabilitt, die Bercksichtigung temporrer Netzwerkverbindungen, die Interaktion mit anderen Hardware- und Softwareressourcen und die dynamische Konfigurierbarkeit des Systems. Dazu kommen typische Verteilungsaspekte, wie die Gewhrleistung von Sicherheit und die Synchronisation paralleler Ablufe (z. B. parallele Messungen). RSE basiert auf dem Aglets SDK [ LaOs98] der Firma IBM. Aglets SDK ist in Java [siehe Sun00] implementiert, was inhrent ein gewisses Maß an Portabilitt sicherstellt und die Integration von Java- 168 Komponenten von Drittanbietern erleichtert. Darber hinaus bietet Aglets neben der notwendigen Grundfunktionalitt fr mobile Agentensysteme (z. B. Objektmigration, Codetransport) auch eine Reihe ntzlicher Sicherheitsmechanismen [ KaLO97] an. In den folgenden Unterkapiteln wird die Architektur der beiden wichtigsten funktionalen Bereiche von RSE vorgestellt, wobei wir an geeigneter Stelle auf die Bercksichtigung der angesprochenen Anforderungen Bezug nehmen. 3.1 Ferndiagnose Bild 1 gibt einen berblick ber die fr die Ferndiagnose relevanten Teile der Architektur unseres Systems. In der Abbildung ist die Beziehung zwischen Administrationseinheit und Automatisierungssystem dargestellt. Aus der Sicht der Administrationswerkzeuge des RSE-Systems besteht ein Automatisierungssystem aus einer Menge von Rechnern, die ber ein lokales Netzwerk miteinander verbunden sind. Ein Rechner pro Automationssystem dient als Eintrittspunkt fr alle Agenten, die innerhalb der Anlage Mess- und berwachungsaufgaben wahrnehmen sollen. Dieser Rechner wird als UnitGateway bezeichnet. Der Gateway-Rechner unterscheidet sich von anderen Rechnern eines Automationssystems dadurch, dass darauf ein spezieller Verwaltungsagent (UnitAgent) installiert ist, der allgemeine Informationen ber das zu berwachende Automatisierungssystem verwaltet. Dazu gehren Informationen darber, welche Rechner Teil des Automatisierungssystem sind und welche Betriebssysteme jeweils installiert sind. Ein Administrator an einem Administrationsarbeitsplatz ist mit dem Automati- sierungssystem ber eine, unter Umstnden nur zeitlich begrenzt verfgbare, Netzwerkverbindung verbunden. Der Administrator kann Agenten erzeugen, konfigurieren und beim jeweiligen Automatisierungssystem installieren. Einige Diagnoseagenten bentigen fr die Erfllung ihrer Aufgaben zustzlichen plattformspezifischen Code, um im Rahmen ihrer Diagnoseaufgaben mit den am Zielsystem verfgbaren Hardware- und Softwareressourcen kommunizieren zu knnen. Dieser plattformspezifische Code muss neben dem eigentlichen Agentencode auch beim Zielsystem installiert werden. Der Installationsprozess fr einen Diagnoseagenten luft folgendermaßen ab: Zunchst wird der Code fr einen Agenten und u. U. auch der Code fr Hilfsagenten von der Administrationseinheit zum Automatisierungssystem bertragen. Nach der Ankunft des Diagnoseagenten am UnitGateway des Automatisierungssystems ermittelt der Agent durch Kontaktaufnahme mit dem Verwaltungsagenten der Administrationseinheit, welche plattformabhngigen Bibliotheken bentigt werden. Etwaig bentigte plattformspezifische Bibliotheken werden nur dann vom Administrationsrechner zum Automatisierungssystem bertragen, wenn diese nicht bereits in der geeigneten Version fr die bentigte(n) Plattform(en) zur Verfgung stehen. Nach Abschluss der Installationsphase kann die Verbindung zwischen der Administrationseinheit und dem Automatisierungssystem unterbrochen werden. Der installierte Diagnoseagent wartet auf den Anstoß fr den Beginn einer Messung. Messungen und die Auswertung von Messergebnissen werden (mglicherweise zu einem spteren Zeitpunkt) am Administrationsrechner mit einem eigenen Werkzeug, dem Measurement Manager (siehe dazu Abschnitt 5), initiiert. Der Messvorgang wird von den Diagnoseagenten autonom und je nach Art der Diagnose unterschiedlich durchgefhrt. In einigen Fllen werden die zu sammelnden Daten ber einen bestimmten Rechner zu einem genau definierten Zeitpunkt ermittelt, in anderen Fllen mssen die Daten kontinuierlich ber einen lngeren Zeitraum parallel auf mehreren Rechnern gesammelt werden. In letzterem Fall erzeugt ein Diagnoseagent eine Menge von so genannten Arbeitsagenten, die auf die zu untersuchenden Rechner verteilt werden. Ferndiagnose und -berwachung von Automatisierungssystemen Ein Administrator kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt Messergebnisse mit Hilfe des Werkzeuges Measurement Manager anfordern. Wenn eine Messung noch nicht abgeschlossen ist, werden die bisher eingelangten Zwischenergebnisse bermittelt. Die gelieferten Messergebnisse werden gefiltert und entsprechend aufbereitet. In der aktuellen Implementierung werden die Auswertungsergebnisse im HTML-Format abgespeichert und knnen somit mit einem gewhnlichen Webbrowser auch ber das Internet eingesehen werden. 3.2 Systemberwachung Die Systemberwachung erlaubt es, kritische Aspekte eines Automatisierungssystems kontinuierlich zu berwachen und beim Auftreten schwer wiegender Probleme automatisch Reaktionen auszulsen. Agenten fr die berwachung werden – wie Diagnoseagenten – bei der Administrationseinheit erzeugt und konfiguriert und dann beim Automatisierungssystem installiert. Whrend Diagnoseagenten nur beim Gateway-Rechner einer Administrationseinheit installiert werden knnen, knnen Agenten fr laufende berwachungsaufgaben auf jedem beliebigen Rechner eines Automatisierungssystems installiert werden (siehe Bild 2). Unmittelbar nach der Installation eines berwachungsagenten beginnt dieser mit der zyklischen berwachung der jeweiligen Aspekte eines Automatisierungssystems. Wir haben Agenten fr die berwachung des Ressourcenverbrauchs (verfgbarer Festplattenspeicher, Hauptspeichernutzung, Prozessornutzung) und fr die berwachung von Qualittsattributen (z. B. Breite und Dicke von Stahlbndern in einem Walzwerk) realisiert. berwachungsagenten lsen im Falle von Problemen nicht selbst eine Reaktion aus, sondern delegieren diese Aufgabe an eine beliebige Anzahl von Reaktionsagenten. Reaktionsagenten warten darauf, von berwachungsagenten ber einen kritischen Zustand informiert zu werden. Beispiele fr Reaktionsagenten sind Agenten, die E-Mails an Anlagenberwacher versenden, die Nachrichten an die lokalen Anlagenbediener schicken oder die direkt in die Steuerung des Automatisierungsprozesses eingreifen. Jeder berwachungsagent kann mit einer beliebigen Zahl von Reaktionsagenten gekoppelt werden. Die Bild 2 Architektur der berwachungs- und Reaktionsagenten Verbindungen zwischen den berwachungs- und Reaktionsagenten werden entweder mit einem Konfigurationswerkzeug (z. B. von einer Administrationseinheit aus) erstellt (siehe Abschnitt 4) oder unter Verwendung eines Traders (siehe Bild 2) zur Laufzeit von den Agenten selbst definiert. 4 Beispiele fr typische Systemdiagnose-Agenten Eine wichtige Aufgabe bei der Diagnose von Prozessautomatisierungssystemen ist beispielsweise die Analyse von Speicherund Prozessornutzung ausgewhlter Betriebssystemprozesse. Bild 3 zeigt die Benutzerschnittstelle fr die Konfiguration eines Diagnoseagenten fr Hauptspeicherund Prozessornutzung. Allgemeine Parameter (in Bild 3 nicht sichtbar) erlauben die Einstellung des Agentennamens, der Adresse der zu diagnostizierenden Anlage Kernpunkte fr das Management Die Technologie Mobiler Agenten ist ein homogener Ansatz fr die Realisierung flexibler verteilter Anwendungsarchitekturen mit Mobilittsuntersttzung. , Diagnose und berwachung von Ressourcen in verteilten Systemen sind geeignete Anwendungsgebiete fr diese Technologie. , Bestehende Agentenplattformen bieten Basisfunktionalitt fr Mobilitt, Kommunikation, und Sicherheit in agentenbasierten Systemen. , RSE bietet zustzliche Dienste, Rahmenwerke und Werkzeuge fr Diagnoseund berwachungsaufgaben. Stichworte: Mobile Agenten, Rahmenwerk fr Agenten, Softwarekomponenten, Ferndiagnose, Fernberwachung 169 Reinhold Plsch, Rainer Weinreich Bild 5 Qualittsberwacher Bild 3 Konfiguration eines CPU- und Speicherberwachers Bild 4 HTML-Auswertung fr Speicher- und CPU-Auslastung und die Festlegung jener Rechner der Anlage, auf denen die Messung vorgenommen werden soll. Neben diesen Einstellungen kann auch das Messverfahren parametrisiert werden. In dem in Bild 3 gezeigten Beispiel wird der Ressourcenbedarf des Betriebssystemprozesses tracker alle 60 Minuten gemessen. Dabei werden ber einen Zeitraum von 1 Minute jeweils 10 Messungen vorgenommen, d. h. es werden alle 6 Sekunden die Messwerte fr den tracker-Prozess 170 ermittelt und der Durchschnittswert dieser 10 Messungen als ein Messergebnis an den Diagnoseagenten gesendet. In dem o. a. Beispiel werden jeweils die 24 neuesten Werte gespeichert, d. h. die Messungen eines ganzen Tages. Bild 4 zeigt, wie die Messergebnisse in einem Web-Browser dargestellt werden. Neben der Visualisierung der Messergebnisse ist auch eine Trendanalyse (lineare Regression) mglich, die eine bessere Abschtzung der langfristigen Entwicklung des Speicherbedarfs und der Prozessornutzung der betrachteten Betriebssystemprozesse ermglicht. Ein Beispiel fr einen berwachungsagenten ist ein Agent zur berwachung von Qualittsparametern einer Warmwalzanlage. Die Steuerungssoftware fr die Walzanlage misst die Profil- und Planheitsabweichungen der zu walzenden Stahlbnder und stellt diese Daten in einem Shared-Memory-Segment zur Verfgung. Diese Daten werden vom Agenten laufend ausgelesen und analysiert. Die Konfigurationsschnittstelle eines Qualittsberwachers ist in Bild 5 dargestellt. Zu den in Bild 5 dargestellten Parametern fr die Qualittsberwachung zhlen der eindeutige Schlssel fr das SharedMemory-Segment und Toleranzgrenzen fr die Profil- und Planheitsabweichung. Bei einer Verletzung des Toleranzbereiches werden alle betroffenen Reaktionsagenten informiert und lsen eine vorkonfigurierte Reaktion aus. Eine mgliche Reaktion ist die Verstndigung eines zustndigen Anlagenbetreuers mittels E-Mail. Die Konfigurationsschnittstelle eines E-Mail-Agenten ist in Bild 6 dargestellt. Neben allgemeinen Parametern wie SMTP-Server, E-MailAdresse von Empfnger und Absender, kann spezifiziert werden, welche Nachricht vom Agenten an den Empfnger weitergeleitet wird. Der E-Mail-Agent ist darber hinaus in der Lage zu prfen, ob der Empfnger die Nachricht innerhalb eines konfigurierbaren Zeitintervalls besttigt. Wird die Nachricht nicht rechtzeitig besttigt, werden zustzlich weitere Mitarbeiter informiert. Der E-Mail-Agent reagiert nur dann auf die Nachricht eines berwachungsagenten, wenn zwischen beiden Agenten eine Beziehung hergestellt wurde. Zur Spezifikation von Beziehungen zwischen Agenten werden Konfigurationswerkzeuge verwendet, die wir im folgenden Abschnitt beschreiben. Ferndiagnose und -berwachung von Automatisierungssystemen Bild 6 E-Mail-Agent Bild 7 Measurement Manager 5 Konfigurationswerkzeuge Ein wichtiger Aspekt von RSE ist die Mglichkeit der Konfiguration des berwachungssystems einer Anlage ber Internetverbindungen. Dazu werden die in Bild 7 und 8 dargestellten Werkzeuge verwendet. Der Measurement Manager dient zum Auslsen, Stoppen und berwachen von Messungen. Das Werkzeug gibt einen berblick ber alle installierte Diagnoseagenten eines Automatisierungssystems und visualisiert auch ihren aktuellen Sta- Bild 8 Configuration Manager tus. Die zu berwachenden Anlagen werden in der Benutzerschnittstelle des Werkzeugs durch den DNS-Namen des Gateway-Rechners (UnitGateway) reprsentiert. Das Werkzeug fr die Spezifikation von Beziehungen zwischen berwachungsund Reaktionsagenten wird Configuration Manager genannt und ist in Bild 8 dargestellt. Die im Hauptfenster dargestellten Anlagen werden durch die DNS-Namen der jeweiligen Gateway-Rechner reprsentiert (z. B. duck:500). Unterhalb der einer Anlage sind die verfgbaren Rechner dargestellt und bei jedem Rechner die dort installierten berwachungs- und Reaktionsagenten. Wenn ein berwachungsagent ausgewhlt wird, knnen die Beziehungen dieses Agenten zu den im Netzwerk vorhandenen Reaktionsagenten konfiguriert werden. Das Werkzeug zeigt nur jene Reaktionsagenten an, die auf eine Nachricht des selektieren berwachungsagenten entsprechend reagieren knnen. In Bild 8 werden zwei E-Mail-Agenten mit einem Agenten fr die Qualittsberwachung verbunden. 171 Reinhold Plsch, Rainer Weinreich 6 Erfahrungen und geplante Arbeiten Unsere Erfahrungen mit dem RSE-System basieren auf dem Einsatz der Umgebung in Teststellungen bei unserem Kooperationspartner Siemens. Aus der Sicht der Anwendung wurden die gesteckten Ziele erreicht. Zeitlich lang andauernde Messungen und berwachungsaufgaben knnen ohne Verbindung zur Administrationsstation durchgefhrt werden, die Reaktion auf Systemereignisse ist flexibel ber das Internet konfigurierbar, und Messergebnisse knnen zu jeder Zeit (d. h. auch Zwischenergebnisse whrend der Messung) ausgewertet und visualisiert werden. Aus softwaretechnischer Sicht ergeben sich durch den Einsatz von mobilen Agenten eine Reihe von Vorteilen. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass bei den zu berwachenden Systemen nur eine minimale Infrastruktur (in Form eines Agentenservers) vorhanden sein muss, damit beliebige Diagnose- und berwachungskomponenten installiert werden knnen. berwachungs- und Diagnoseaufgaben knnen somit leichter realisiert werden, da bei den zu berwachenden oder zu diagnostizierenden Einheiten keine Rekonfiguration erforderlich ist. Die Agenten unseres Systems installieren sich selbst und sorgen gegebenenfalls auch fr die Installation von zustzlichem plattformspezifischem Code. Die Entwicklung neuer Agenten wird durch die Verwendung unseres Systems einfacher, da große Teile der Komplexitt, die mit Verteilung und Codemobilitt verbunden sind, vom RSE-Framework bernommen werden. Entwickler von Agenten knnen sich daher in erster Linie auf die Realisierung der funktionalen Anforderungen konzentrieren. Eine Administrationsstation muss in der derzeitigen Implementierung ber einen Agentenserver verfgen. Es wre wnschenswert, die Administration von Agenten auch auf sehr leichtgewichtigen Administrationsstationen zu ermglichen. Gemeint sind damit Administrationsstationen, bei denen in der Regel nur ein Internetbrowser als Infrastruktur zur Verfgung steht. Darber hinaus bestehen in der derzeitigen Implementierung noch Abhngigkeiten zur Agentenplattform Aglets. Ein Austausch dieser Agentenplattform durch ein anderes Agentensystem ist zurzeit noch 172 mit erheblichem Portierungsaufwand verbunden. Die Konfiguration von Agenten erfolgt in der Regel ber eine grafische Benutzerschnittstelle. Der Bau dieser Konfigurationsschnittstellen ist zeitaufwndig und sollte vereinfacht und beschleunigt werden. Die Fehlersuche gestaltet sich zurzeit ebenfalls schwierig, da das Debugging von mobilen Codesystemen von klassischen Entwicklungsumgebungen nicht untersttzt wird. Ausgehend von den gewonnenen Erfahrungen durch den Einsatz von RSE konzentrieren wir uns in den aktuellen Arbeiten vor allem darauf, Administrationsaufgaben von Agenten auf leichtgewichtigen Arbeitsstationen zu ermglichen. Fr diesen Zweck muss u. a. eine Kommunikationsinfrastruktur geschaffen werden, die ausgehend von einem Web-Klienten bis hin zum Agenten die entsprechenden Protokollumsetzungen von einem allgemein untersttzten Protokoll (z. B. http) zu einem agentenspezifischem Protokoll (z. B. atp bei Aglets) vornimmt. Diese Architektur erfordert auch die Bercksichtigung der damit verbundenen Sicherheitsprobleme. Es mssen nicht nur Kommunikationsverbindungen abgesichert, sondern auch Authentifizierung und Autorisierung untersttzt werden. Eine serverseitige Authentifizierung reicht nicht aus, da gerade bei der Fernadministration einer Anlage auch die Authentizitt des Benutzers der Administrationsschnittstelle sichergestellt werden muss. Die berprfung von Benutzerrechten und das Aufzeichnen (Logging) von Administrationsttigkeiten sind wesentliche Bestandteile eines Autorisierungskonzeptes fr das Agentensystem. Ein weiteres Ziel ist es, die Abhngigkeit zur Agentenplattform Aglets zu reduzieren, indem eine allgemeine Schnittstelle zu Agentensystemen mit einem hnlichen Programmiermodell eingezogen wird. Durch diese Abstraktionsschicht (Agent Abstraction Layer) soll der Portierungsaufwand, d. h. die Adaptierung von RSE fr eine neue Agentenplattform, reduziert werden. Neben dieser grundlegenden nderung der Architektur arbeiten wir auch an einem Framework fr die automatische Generierung der grafischen Benutzerschnittstelle fr die Konfiguration von Agenten. 7 Zusammenfassung und Ausblick RSE ist ein in Java realisiertes agentenbasiertes System fr die Ferndiagnose und berwachung von Automatisierungsanlagen. Das System stellt Werkzeuge und vordefinierte Diagnose- und berwachungsagenten fr diese Aufgabe zur Verfgung, vor allem aber Frameworks, die die Entwicklung neuer Agenten wesentlich erleichtern. Obwohl das System ursprnglich fr die berwachung von Prozessautomatisierungsanlagen in der Stahlindustrie entwickelt wurde, ist es auch fr die berwachung anderer Systeme mit hnlichen Anforderungen einsetzbar. Ein zu berwachendes System besteht aus der Sicht von RSE lediglich aus einer Reihe von Rechnern in einem Netzwerkverbund mit zu berwachenden Ressourcen. Das ist jedoch zugleich auch eine der wesentlichen Einschrnkungen des Systems, zumindest aus der Sicht eines allgemeinen Einsatzes von Agententechnologie. Denn ein Paradebeispiel fr den Einsatz von Softwareagenten ist der Bereich E-Commerce, wo Agenten oft als relativ autonom handelnde Softwareprogramme gesehen werden, die sich in einem sehr offenen System auf Marktpltzen treffen und im Namen bestimmter Personen Geschfte ttigen [ChMa96; MoGM98]. Eine von RSE untersttzte Verwaltungseinheit (Unit) ist aus dieser Sicht ein relativ geschlossenes System mit klar definierten und abgesicherten Internet-basierten Verbindungen zu Administrationseinheiten. Trotzdem hoffen wir gezeigt zu haben, dass Agententechnologie in einem relativ geschlossenen, aber sehr dynamischen System nicht nur ihre Berechtigung hat, sondern auch entscheidende Vorteile bringt. Literatur [CaLZ98] Cabri, G.; Leonardi, L.; Zambonelli, F.: Mobile Agent Technology: Current Trends and Perspectives. In: AICA ‘98, Neapel, Italien, November 1998. [ChMa96] Chavez, A.; Maes, P.: Kasbah – An agent marketplace for buying and selling goods. In: First International Conference on the Practical Application of Intelligent Agents and Multi-Agent Technology. London 1996. [ FrGr96] Franklin, S.; Graesser, A.: Is it an Agent, or Just a Program? – A Taxonomy for Auto- Ferndiagnose und -berwachung von Automatisierungssystemen nomous Agents. In: Third International Workshop on Agent Theories, Architectures, and Languages. Springer-Verlag, 1996. [ IBM00] IBM: Homepage fr das Aglets-Projekt am Forschungslabor der IBM in Japan. http://www.trl.ibm.co.jp/aglets/#h1_s0, Abruf am 2000-11-14. [ IsHa99] Ismail, L.; Hagimont, D.: A Performance Evaluation of the Mobile Agent Paradigm. In: OOPSLA ‘99, 1999, S. 306 – 313. [ KaLO97] Karjoth, G.; Lange, D.B.; Oshima, M.: A Security Model for Aglets. In: IEEE Internet Computing 1 (1997) 4. [ LaOs98] Lange, D.B.; Oshima, M.: Programming and Deploying Java Mobile Agents with Aglets. Addison-Wesley Longman, Reading 1998. [ LaOs99] Lange, D.B.; Oshima, M.: Seven Good Reasons for Mobile Agents. In: Communications of the ACM 42 (1999) 3, S. 88 – 89. [MoGM98] Moukas, A.; Guttman, R.; Maes, P.: Agent-mediated Electronic Commerce – An MIT Media Laboratory Perspective. In: First International Conference on Electronic Commerce (ICEC ‘98), Seoul, Korea 1998. [OMG97] Object Management Group: Mobile Agent System Interoperability Specification. OMG TC Document orbos/97-10-5, November 1997. [StSc97] Straßer, M.; Schwehm, M.: A Performance Model for Mobile Agent Systems. In: Distributed Processing Techniques and Applications, DPPTA ‘97, Volume II. Las Vegas 1997, S. 1132 – 1140. [Sun00] Sun Microsystems: Informationen ber Java Releases und Online Dokumentation unter http://java.sun.com, Abruf am 2000-11-14. [Whit97] White, J.: Mobile Agents. In: Bradshaw, J. (Hrsg.): Software Agents. MIT Press, 1997, S. 437 – 472. 173