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Frühe Urbanisierung Nördlich Der Alpen: Die Heuneburg An Der Oberen Donau

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Holger A. Müller (Hg.) Keltologische Kontroversen II Keltologische Kontroversen II Beiträge einer Stuttgarter Vortragsreihe herausgegeben von Holger A. Müller Computus druck satz & verlag Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht gestattet und strafbar. Dies betrifft vor allem Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, die Einspeicherung in elektronische Systeme und heute noch unbekannte Arten der elektronischen Datenverarbeitung. © Computus druck satz & verlag, 2016. Satz: Computus druck satz & verlag, Hauptstr. 60, 55595 Gutenberg Herstellung: Strauß GmbH, Robert-Bosch-Str. 6–8, 69509 Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-940598-28-8 Inhalt Holger Müller Einleitung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 Manuel Fernández-Götz Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau  .. . . . . .   9 Wolfgang Spickermann Keltische Götternamen in Germanien und ihre religionshistorische Deutung  .. . . . . . .   39 Ludwig M. Lochschmidt Rudimente keltischer Religion in den Patrizius-Viten der Hagiographen Muirchú und Tírechán? Ein kleiner Beitrag zur Debatte um die Keltizität Irlands  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   61 Christian-Michael Zottl »Böse Buben schlagen sich durch!«– Jugenddevianz im Spiegel frühmittelalterlicher walisischer und irischer Hagiographie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   107 Hildegard L.C. Tristram Keltische Dichtung aus dem »warmen Munde des Volkes«? Die bretonische Dichterin Añjela Duval (1905 – 1981)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   161 Autorenverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   187 Manuel Fernández-Götz Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 1  Die Heuneburg: Eine »Gabe der Donau«? Die Heuneburg an der Oberen Donau (Gemeinde Herbertingen-Hundersingen, Kreis Sigmaringen) stellt eine der wichtigsten archäologischen Fundstätten im gesamten süddeutschen Raum dar. Der ca. 3 ha große Burgberg, der erstmals im Jahre 1560 unter dem Namen »Heineburg« schriftlich erwähnt wird, befindet sich auf halber Strecke zwischen den heutigen Ortschaften Hundersingen und Binzwangen und überragt die Flußniederung des Donautals um etwa 60 m (Abb. 1). Die verkehrsgünstige Lage an der Donau, eine der bedeutendsten Ost-West-Handelsachsen des europäischen Kontinents, dürfte einer der entscheidenden Gründe für die Platzwahl und für die Blüte der Siedlung in verschiedenen Epochen gewesen sein. Die Heuneburg war natürlich nicht nur eine »Gabe der Donau« – um das berühmte Zitat von Herodot über Ägypten und den Nil zu umschreiben –, aber Siedlung und Fluss waren unzweifelhaft eng verbunden.1 Abb. 1: Luftbild des Burgberges der Heuneburg und der Donau. 1 Fernández-Götz (im Druck). 10 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Die Nähe zu den Donauquellen hat auch eine interessante althistorische Diskussion ausgelöst. Um die Mitte des 5. Jhs. v. Chr. schrieb nämlich der Grieche Herodot von Halikarnassos, der »Vater der Geschichte«, in seinem berühmten Werk Historien: »Der Istros (griech. die Donau) entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene und fließt mitten durch Europa«2. Vieles spricht dafür, dass die von Herodot erwähnte polis Pyrene und damit der erste namentlich genannte Ort Mitteleuropas mit der Heuneburg identisch sein könnte, da diese herausragende Fundstelle nur 80 km unterhalb der Donauquelle liegt und in ihr zahlreiche Importe und Anregungen aus dem Mittelmeerraum vorkommen. Eine Verwechslung des Namens Pyrene mit den Pyrenäen, so wie es ein Teil der Forscher lange Zeit annahm, scheint dagegen unwahrscheinlich,3 zumal sich die von Herodot direkt daran anschließend gelieferten Angaben zur keltischen Besiedlung der Iberischen Halbinsel als überraschend präzise erwiesen haben.4 Der griechische Geschichtsschreiber beweist also profundes Wissen über das – aus seiner Sicht – andere Ende der antiken Welt, woraus man schließen kann, dass sich auch hinter seinem Satz über Pyrene exaktere geographische Kenntnisse verbergen könnten, als es auf Anhieb scheinen mag (Abb. 2). Auf jeden Fall lassen die Ausgrabungsbefunde aus der Heuneburg keinen Zweifel daran, dass sich hier – nach einer ersten Blütephase während der mittleren Bronzezeit – zwischen dem Ende des 7. und der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. eines der wichtigsten Abb. 2: Lage von Donauquelle und Heuneburg. Eine Identifizierung dieser späthallstattzeitlichen Großsiedlung mit der von Herodot erwähnten polis Pyrene erscheint naheliegend. 2 Hdt. 2,33. 3 Dobesch (1991). 4 Fernández-Götz (2007); Fernández-Götz / Ruiz Zapatero (2012). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 11 Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der gesamten europäischen Eisenzeit befand. Davon zeugen nicht zuletzt die weitreichenden Beziehungen, die man bis nach Etrurien und den griechischen Kolonien unterhielt. 2  Die Wiederentdeckung einer archäologischen Landschaft Verschiedene historische Nachrichten und frühe topographische Aufnahmen berichten über die erheblichen Landschaftseingriffe, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Vorfeld des Burgberges durchgeführt wurden. Sie führten zur Einebnung und Zerstörung eines großen Teils der Befestigungswälle der Vorburg, ferner wurde auch das Wegesystem verlegt.5 Das Interesse an den archäologischen Denkmälern erwachte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor allem aufgrund der Entdeckung von reichen Beigaben in den Grabhügeln von Gießübel-Talhau, von denen der damalige Landeskonservator ­Eduard Paulus der Jüngere berichtete. Anfang der 1920er Jahre wurden unter Beauftragung von Peter Goessler erste Schnitte auf dem Plateau angelegt, um Gewissheit über die Zeitstellung der Anlage zu gewinnen.6 Schließlich erfolgte in den Jahren 1937 / 1938 die Ausgrabung des Großgrabhügels Hohmichele durch Gustav Riek und die SS.7 Die systematische Erforschung der Heuneburg selbst begann aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg.8 Das enorme Forschungspotenzial der Fundstelle wurde bald nach dem ersten Spatenstich im Jahre 1950 ersichtlich. Die Ausgrabungen auf der Heuneburg avancierten, genauso wie die Forschungen am spätlatènezeitlichen Oppidum von Manching, zu einem der bedeutendsten archäologischen Siedlungsprojekte der deutschen Nachkriegszeit. Bis 1979 wurde, mit kurzen Unterbrechungen, vor allem auf dem Burgberg intensiv gegraben. Die Entdeckungen übertrafen alle Erwartungen. Der spektakuläre Fund einer wahrscheinlich um 600 v. Chr., nach mediterranem Vorbild errichteten Ringmauer aus luftgetrockneten Lehmziegeln verschaffte der Heuneburg rasch internatio­nale Anerkennung. Das steigende öffentliche Interesse spiegelt sich auch im Besuch des Bundespräsidenten Theodor Heuss auf der Heuneburg im Jahre 1955 wider (Abb. 3). Die bis 1979 mit kurzen Unterbrechungen fortgeführten Ausgrabungen erbrachten aber noch viele weitere, sensationelle Erkenntnisse. Dank der ungewöhnlich guten Quellenlage und der umfangreichen Stratigraphie bieten die insgesamt 14 Baustadien der späten Hallstattzeit (Stufe Hallstatt D) und die 10 dazugehörigen Befestigungsmauern einen bemerkenswerten Einblick in den Siedlungsablauf des Burgberges und in die Chronologie der älteren Eisenzeit. Insgesamt konnte zwischen 1950 und 1979 ca. ein Drittel des Burgplateaus systematisch ausgegraben und dokumentiert werden. An den Feldarbeiten waren mit Namen wie Kurt Bittel, Adolf Rieth, Wolfgang Dehn, Wolfgang Kimmig oder Egon Gersbach einige der renommiertesten Archäologen dieser Zeit beteiligt (Abb. 4). 5 6 7 8 Schuppert (2010); ders. (2013). Kimmig (1989). Riek / Hundt (1962). Kimmig (1983); Gersbach (1989). 12 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 3: Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss zu Besuch auf der Heuneburg, 1955. Abb. 4: Die Forschungen auf dem Burgberg 1950 – 1979. Links: Der »Kartomat« im Feldeinsatz (nach Gersbach 1989); Rechts: Grabungsleiter Dr. Egon Gersbach erläutert dem Ehepaar Bittel und Prof. Wolfgang Kimmig den Stand der Grabung. Nach 1979 kam zuerst eine Phase der Auswertung, die zur Publikation mehrerer grundlegender Werke über die Heuneburg führte,9 mit wichtigen Rückschlüssen zur Chronologie der Hallstattzeit anhand des reichhaltigen Fundmaterials.10 Neue Forschungen, die das Bild der Heuneburg maßgeblich verändern sollten, starteten ab den 1990er Jahren mit der Untersuchung des näheren Umfelds durch Siegfried Kurz. Dabei konnte der 9 Gersbach (1989); ders. (1995); ders. (1996). 10 Vgl. vor allem Sievers (1984). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 13 Beweis erbracht werden, dass die Außensiedlung, die seit den 1950er Jahren unter den Grabhügeln von Gießübel-Talhau bekannt war, viel größere Ausmaße besaß als zunächst angenommen.11 Hinzu kamen die Arbeiten, die zwischen 2000 – 2003 im unmittelbaren Vorfeld des Burgberges, in der sog. Vorburg, von Hartmann Reim durchgeführt wurden.12 Dank der Bewilligung des DFG-Schwerpunktprogramms »Frühkeltische Fürstensitze« konnten die Feldforschungen zwischen 2004 und 2008 im großem Stil fortgesetzt werden. Auf der Heuneburg waren zwei Grabungsteams tätig: Während sich das erste der Erforschung der riesigen Außensiedlung sowie der Alte Burg bei Langenenslingen widmete (Manfred Eggert, Jörg Biel, Siegfried Kurz), beschäftigte sich das zweite mit der Heuneburg-Vorburg (Jörg Biel, Dirk Krausse, Jörg Bofinger, Gabriele Kurz).13 Schließlich wurden von 2008 bis 2013 im Rahmen von Prospektionen und kleinen Sondageschnitten mehrere Flächen am Burgberg und der Ostterrasse untersucht(Abb. 5).14 Abb. 5: Siedlungsgrabung im Bereich der Heuneburg 1950 – 2012: Burgberg, Vorburg und Außensiedlung. 11 12 13 14 Kurz, S. (2000); ders. (2007). Reim (2000); Stegmaier (2010). Vgl. Kurz, G. (2008); Kurz, S. (2008); ders. (2010). U. a. Krausse (2012); ders. / Fernández-Götz / Steffen / Wahl / Otto-Scheschkewitz (2013). 14 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Gegenwärtig stellt die Heuneburg das wahrscheinlich am besten erforschte Machtzentrum des späten 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. dar.15 Gleichzeitig haben die jüngsten Arbeiten aber auch eine ganze Reihe von neuen Fragen aufgeworfen. Für die Zukunft der Heuneburg-Forschungen empfiehlt es sich, den Blickpunkt verstärkt ins nähere und weitere Umfeld zu richten, um Entstehung, Entwicklung und Niedergang der Großsiedlung aus einer breiteren Perspektive zu verstehen. Dabei soll es einerseits um die Suche nach offenen, ländlichen Siedlungsstellen gehen, andererseits um die Erforschung der zahlreichen Höhensiedlungen, die sich im Umkreis von etwa 20 km um die Heuneburg befinden (Alte Burg bei Langenenslingen, Große Heuneburg bei Upflamör, Bussen bei Offingen, Ennetacher Berg bei Mengen, Hochberg bei Saulgau, etc.) (Abb. 6). Erste Untersuchungen auf der Alte Burg bei Langenenslingen haben vielversprechende Ergebnisse geliefert, darunter den Nachweis eines eisenzeitlichen Kultschachtes, an dem offensichtlich rituelle Handlungen bis weit in die Latènezeit hinein vollzogen wurden.16 Gleichzeitig muss aber der eigentliche »Kern« des Siedlungsgefüges, die Heuneburg samt Außensiedlung, nicht in Vergessenheit geraten. Diesen Spagat zwischen Zentrum und regionalem Kontext erfolgreich zu meistern, gilt als Desiderat für die kommenden Jahrzehnte. Abb. 6: Höhensiedlungen im Umland der Heuneburg mit gesicherter oder wahrscheinlicher hallstattzeitlicher Besiedlung. 15 Fernández-Götz / Krausse (2013); Krausse (2008); ders. (2010). 16 Dürr (2010). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 15 3  Die Heuneburg vor der Hallstattzeit Der Burgberg der Heuneburg weist eine lange Besiedlungsgeschichte auf, die vielleicht schon in der Jungsteinzeit begann und sich, mit verschiedenen Hiatus, bis ins Mittelalter erstreckte. Daraus ergibt sich eine Gliederung in 23 Baustadien, von denen 14 in die Späthallstattzeit datieren (Abb. 7). Die ältesten menschlichen Spuren sind eine Reihe von Steinbeilen und bearbeiteten Feuersteinsplissen, die allerdings keinen Befunden zugewiesen werden können; auch Hinweise auf neolithische Keramik fehlen bislang. Noch schwieriger zu beurteilen ist ein 9 – 10 m tiefer Sohlgraben, der von einem bronzezeitlichen Grabensystem überschnitten wird; ob dieses Bauwerk mit einer ersten Befestigung aus der Jungsteinzeit im Zusammenhang steht, oder bereits bronzezeitlich ist, muss beim aktuellen Forschungsstand dahingestellt bleiben. Abb. 7: Die Besiedlung der Heuneburg: Chronologische Abfolge von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter (nach Gersbach [1989], verändert). 16 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 8: Bronzezeitliche Keramik aus der Heuneburg. Außer Zweifel steht mittlerweile, dass die erste Blütephase der Heuneburg in die mittlere und späte Bronzezeit datiert (ca. 1500 – 1200 v. Chr.).17 Zu dieser Zeit errichtete man einen Mauerdamm von etwa 110 m Länge und 20 m Breite, der die Westfront der Heuneburg gegen das flache Hinterland abriegelte. Hinter diesem Damm hat man eine künstliche Terrassenanlage eingerichtet, auf der verschiedene Gebäude standen und die im Laufe der Zeit immer wieder erneuert und zur Trockenhaltung drainiert wurde. Das Plateau war zu dieser Zeit durch eine Holzkastenmauer befestigt, ein Sohlgraben teilte die Innenfläche in zwei ungleiche Areale. All dies spricht für eine wohlüberlegte zentrale Planung. Des Weiteren haben die Ausgrabungen der letzten Jahre immer wieder bronzezeitliches Fundmaterial im Bereich der Vorburg und der Außensiedlung zum Vorschein gebracht (Abb. 8). Dieser Tatbestand deutet darauf hin, dass die Bedeutung und die Dimensio­nen der Heuneburg als bronzezeitliches Machtzentrum bislang eher unter- als überschätzt worden sind. Die Funktionen, die der Siedlungskomplex schon in dieser frühen Zeit für ein weiteres Umfeld ausübte, dürften denen der späteren späthallstattzeitlichen Großsiedlung in vielen Aspekten entsprochen haben. Alles deutet darauf hin, dass die Heuneburg bereits in der mittleren Bronzezeit als Mittelpunkt eines Stammesverbandes fungierte. 17 Vgl. Gersbach (2006). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 17 4  Die Entstehung eines eisenzeitlichen Machtzentrums Nach einem Hiatus von mehreren Jahrhunderten wurde der Burgberg zu Beginn der Späthallstattzeit (ca. 620 – 450 v. Chr.) wieder aufgesucht und befestigt. Auf den Spuren der bronzezeitlichen Befestigung errichtete man eine zweizellige Kastenmauer in Blockbautechnik aus Holz (Periode IVc). Die Wiederaufnahme der Siedlungsaktivität an derselben Stelle des früheren bronzezeitlichen Machtzentrums war wahrscheinlich kein Zufall; Man kann sogar die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass eine Form der sozia­ len Erinnerung, des kulturellen Gedächtnisses im Form von Geschichten, Sagen und Legenden erhalten geblieben bzw. neu konstruiert sein könnte, da die Landschaft um die Heuneburg auch während des Hiatus am Siedlungszentrum nie komplett entvölkert war. Auf jeden Fall befanden sich im Innenraum der neu gegründeten Anlage vom späten 7. Jahrhundert v. Chr. mehrere palisadenumzogene Gehöftgruppen. Diese locker gruppierten Gutshöfe mit zugehörigen Nebengebäuden deuten auf eine Übertragung von ländlichen Siedlungsmustern auf engen Raum hin, wobei die Züge eines durchdachten Bauplans bereits erkennbar sind. Dank umfangreicher Prospektionen kann beim jetzigen Forschungsstand für das 7. / 6. Jahrhundert v. Chr. eine weilerartige Streubesiedlung mit bäuerlicher Wirtschaftsweise als Grundlage für die Entstehung der Heuneburg vorausgesetzt werden. Mit der systematischen Aufsiedlung der Landschaft an der oberen Donau, deren Anfang man noch in der älteren Hallstattzeit suchen muss, ist somit das Prosperieren bäuerlicher Siedlungen mit einer Zunahme der Bevölkerung und der Bildung lokaler Eliten erschließbar. Aus dem Kreis der bedeutendsten Familien- und Siedlungsverbände heraus muss zu Beginn der Späthallstattzeit die Errichtung der Heuneburg initiiert worden sein. 5  Neue Zeiten: Die Lehmziegelmauer als Symbol der Stadt Um 600 v. Chr. oder nur kurz danach fand dann eine komplette Umstrukturierung der Heuneburg statt, die als das Ergebnis einer geplanten politischen Entscheidung zu interpretieren ist. Um den Burgberg errichtete man eine nördlich der Alpen vollkommen singuläre und einzigartige Befestigungsmauer mit Sockel aus Stein und Aufbau aus luftgetrockneten Lehmziegeln, die die ältere Holz-Erde-Mauer ersetzte (Abb. 9).18 Berech­ nungen zufolge verwendete man für diesen Bau um die 500 000 Lehmziegel, die dann mit einem Lehmverputz versehen und weiß gekalkt wurden. Die Breite der Mauer beträgt 3 m, die Höhe kann – inklusive hölzernem Wehrgang, der durch verkohlte Holzbalken belegt ist – auf etwa 5 m geschätzt werden. Steinsockel und Lehmziegel waren im Mittelmeergebiet schon seit der Bronzezeit weit verbreitet, in Mitteleuropa ist diese Konstruktionstechnik für die Hallstattzeit bislang einmalig. Wenngleich eine fortifikatorische Rolle sicher vorhanden war, muss dieses Bauwerk vor allem als eine bewusste Inszenierung von Macht und Status verstanden werden, durch die man die Rolle der Heuneburg als politisches und wirtschaftliches Zentrum für eine größere Region, wahrscheinlich das Gebiet eines Stammesverbandes, unterstrich. Diese Interpretation wird auch durch die 18 Burkhardt (2010); Gersbach (1995). 18 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Tatsache gestützt, dass entlang der West- und Nordwestfront des Pla­teaus 17 Türme herausragten. Etwa zur selben Zeit veränderte sich auch die innere Bebauung auf dem Burgberg: Ohne Einwirkung von Brand wurden sämtliche Höfe abgerissen – wahrscheinlich parallel zum Bau der Lehmziegelmauer –, und es entstand ein regelrechter Stadtplan mit Häuserzeilen an einem winklig sich schneidenden Wegenetz (Abb. 10). Im untersuchten Südteil lässt sich sowohl anhand der Funde als auch von einigen Öfen ein spezialisiertes Handwerk nachweisen.19 Hinweise auf regelrechte »Palastbauten« fehlen bislang für diese Etappe aus dem ca. 1 ha ausgegrabenen Areal aus dem Burgberg, wobei einige Bauten durchaus als Unterkünfte der Oberschicht gedient haben könnten (z. B. Wohnhaus im SW mit einer Fläche von 130 m² und gehobener Ausstattung). Darüber hinaus deutet alles darauf hin, dass sich die Residenzen der sozialen Elite auch außerhalb des Plateaus befanden; zu denken ist hier an einen mächtigen, mehrräumigen Großbau von ca. 320 m², der sich unter dem späteren Hügel 4 der Gießübel-Talhau-Nekropole befand. Dieses Gebäude weist in seiner Struktur Ähnlichkeiten mit den etruskischen Palastbauten von Murlo und Acquarossa auf (Abb. 11).20 Abb. 9: Links: Lehmziegelmauer der Heuneburg, Rekonstruktion des Donautores; Rechts: Steinsockel mit Aufbau aus Lehmziegeln. In der Tat haben die archäologischen Feldforschungen der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt, dass die Heuneburg weit mehr als der eigentliche Burgberg war.21 Letzterer kann als die »Spitze« des Eisberges bezeichnet werden, denn der gesamte Heuneburg-Komplex 19 Gersbach (1995). 20 Verger (2008). 21 Fernández-Götz / Krausse (2013); Krausse / Fernández-Götz (2012); Kurz S. (2000), Ders. (2007), Ders. (2010). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 19 Abb. 10: Rekonstruktionsversuch und Plan der Bebauung der Südostecke der Heuneburg während der Periode IV (Ha D1). Links: Zeit vor der Lehmziegelmauer; Rechts; Lehmziegelmauerzeit. Abb. 11: Großbau unter dem späteren Hügel 4 der Gießübel-Talhau-Nekropole. 20 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 12: Hölzer aus dem Graben in Fundlage. umfasste in Ha D 1 drei große Areale: Burgberg (Akropolis), Vorburg und Außensiedlung (SSburbium). Spätestens seit der Entdeckung 2004 von umfangreichen Holzfunden im Graben unterhalb der Nordspitze des Burgberges konnte der Beweis erbracht werden, dass die Befestigungswerke der Vorburg nicht im Mittelalter entstanden waren, wie die Forschung lange Zeit annahm, sondern das Erscheinungsbild der Heuneburg schon in der Späthallstattzeit prägten (Abb. 12). Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Befestigungsringe der Vorburg als »dreifache Verschanzungen« deutlich im Gelände sichtbar, umfangreiche Meliorationsarbeiten zur Gewinnung von neuen Ackerflächen führten aber zur Einebnung weiter Teile dieses Befestigungssystems, das erst durch die Grabungen der Jahre 2000 bis 2008 wieder zu großen Teilen bekannt geworden ist. Als größte Sensation dieser Forschungen im Bereich der Heuneburg-Vorburg gilt die Entdeckung eines monumentalen Stadttores mit Sockel aus Stein und Aufbau aus Lehmziegeln (Abb. 13).22 Die Konstruktion des mehr als 16 m langen Torgebäudes mit einem Fundament aus sorgsam gefügten Kalksteinen lässt nach dem Beispiel der Lehmziegelmauer auf dem Heuneburg-Plateau auf einen Aufbau aus Lehmziegeln schließen, worauf auch einige Fragmente gebrannter Lehmziegel aus dem Abbruchschutt des Tores hindeuten. Dieser überaus repräsentative Torbau muss als Element des gebauten Lebensraumes und als bewusst konzipierte Machtinszenierung der ansässigen Elite verstanden werden. Es liegt nämlich auf der Hand, dass das in den 4 m hohen Wall integrierte Torhaus und 22 Fernández-Götz (2013); Kurz G. (2008). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 21 Abb. 13: Das Steintor der Heuneburg-Vorburg: Wallprofil, Steinunterbau des Tores und vorgelagerter Graben. der vorgelagerte, mit einer Holzbrücke überspannte rund 14 m breite und bis zu 6 m tiefe Graben auf eine möglichst monumentale Außenwirkung ausgelegt waren. Interessant ist auch die Lage dieses Tores zu den vorgelagerten Großgrabhügeln der Gießübel-Talhau-Nekropole. Mit Hilfe von modernen Geodaten und geografischen Informationssystemen war es möglich, die Sichtbeziehungen zwischen der Heuneburg und den umgebenden Monumenten zu erforschen. So konnte im Rahmen des Schwerpunktprogramms gezeigt werden, dass die Grabhügel genau so im Gelände platziert worden sind, dass eine Sichtachsel vom Tor der Heuneburg zur etwa 9 km entfernten Alte Burg bei Langenenslingen die Nekropole gleichsam in der Mitte teilt.23 Das heißt, die Grabhügel wurden so erbaut, dass die Alte Burg bei Langenenslingen zwischen den Grabhügeln und mittig im Hintergrund zu sehen war. Diese Ausrichtungen und Sichtachsenbeziehungen sind nicht zufällig. Vielmehr zeigt sich hier eine Art landschaftsarchitektonischer Gestaltung des Umfelds der Heuneburg während der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. (Abb. 14). Die Forschungen im Bereich der Vorburg konnten auch den Nachweis einer dichten Innenbesiedlung liefern. Die Tatsache, dass sogar das aufgrund der Hangneigung ungünstige Gelände durch die bewusste Anlage von Terrassen für Siedlungszwecke nutzbar gemacht worden ist, spricht für eine beachtliche Bevölkerungskonzentration und für Platzmangel innerhalb dieses Areals. Dadurch schaffte man eine ganze Reihe 23 Steffen (2008). 22 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau von künstlichen Podien, deren ebener Untergrund Platz für verschiedene Wohn- und Werkstattbauten bot.24 Abb. 14: Sichtfeldanalyse von der Alten Burg bei Langenenslingen. Von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Heuneburg sind aber vor allem die jüngsten Erkenntnisse zur Außensiedlung. Nach Aussage der neuen Prospektionen und Ausgrabungen durch Siegfried Kurz bestand zumindest in der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. westlich, nördlich und südwestlich des Burgberges ein riesiges Areal von ca. 100 ha, in dem sich Hofanlagen aneinander reihten, die durch rechteckige Palisaden begrenzt wurden.25 Die Außensiedlung wird durch ausgedehnte Wall-Graben-Anlagen 24 Bofinger / Goldner-Bofinger (2008). 25 Kurz S. (2008); ders. (2010). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 23 in kleinere Siedlungsquartiere unterteilt. Diese wiederum umfassen einzelne Anwesen von 1 bis 1,5 Hektar Fläche, die von massiv gebauten Holzzäunen umgeben waren. Die einigermaßen siedlungsgünstigen Lagen der Hochflächen der Außensiedlung boten Platz für rund 50 solcher Siedlungseinheiten (Abb. 15). In ihnen wohnte der größte Teil der Bevölkerungsgruppen, die sich offensichtlich im Rahmen eines Prozesses des Synoikismos zusammengeschlossen hatten. Die Einteilung der Außensiedlung in unterschiedliche Siedlungsquartiere, die voneinander abgegrenzt waren, könnte vielleicht auf die Existenz von verschiedenen Verwandtschaftsgruppen hinweisen, die jeweils einen von diesen Siedlungsbezirken bewohnten. Zusammenfassend kann für den gesamten Heuneburg-Komplex (Burgberg, Vorburg, Außensiedlung) in Ha D 1 eine Einwohnerzahl von ca. 5000 Menschen berechnet werden.26 Angesichts der Größenordnung der Siedlung, der Anwesenheit von imposanten Monumentalbauten (Lehmziegelmauer mit Türmen, Steintor der Vorburg, Großbau Abb. 15: Heuneburg, Vorburg und Außensiedlung mit Gliederung der Siedlungsflächen durch Gräben bzw. Wälle. 26 Krausse / Fernández-Götz (2012); Kurz, S. (2010). 24 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau unter Gießübel-Talhau Hügel 4, etc.) oder den Hinweisen von starker sozialer Differenzierung und arbeitsteiliger Produktionsweise scheint es beim heutigen Forschungszustand durchaus gerechtfertigt, den Begriff »Stadt« zumindest für die Zeit der Lehmziegelmauer anzuwenden (Perioden IVb–IVa, ca. 600 / 590 – 540 / 530 v. Chr.), und dies sowohl aus einer demographischen als auch aus einer funktionalen Sichtweise (Abb. 16).27 So deutet z. B. die hohe Konzentration von Prunkgräbern im unmittelbaren Umfeld auf die bedeutende politisch-administrative Rolle dieser Großsiedlung hin, die als Kristallisationspunkt für ein weiteres Umfeld gedient haben dürfte. Ferner stellte die Heuneburg ein wichtiges Produktions-, Distributions- und Innovationszentrum dar, in dem man handwerkliche Waren wie Keramik, Fibeln, Textilien oder Sapropelitschmuck herstellte.28 Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass bestimmte Typen, die dann über weite Gebiete Verbreitung fanden, direkt auf der Heuneburg erfunden worden sind; ein Beispiel wären die rot-weiß gefärbten Hochhalsgefäße (Abb. 17).29 Auch aus archäozoologischer Sicht ist die Siedlung von Relevanz, da hier zum Beispiel zum ersten Mal nördlich der Alpen das Huhn nachgewiesen ist. Interessant ist auch die durch die Untersuchung von stabilen Isotopen gewonnene Feststellung, dass während der Phase der Lehmziegelmauer mit ihrer hohen Bevölkerungskonzentration ein bedeutender Teil der Tiere aus einer weiten Entfernung von 50 – 60 km importiert wurde.30 Abb. 16: Die Heuneburg während ihrer Blütephase in der 1. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. 27 28 29 30 Fernández-Götz / Krausse (2012); dies. (2013); Smith (im Druck). Kimmig (1983); Gersbach (1995). Dämmer (1978). Schatz / Stephan (2008). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 25 Abb. 17: Rot-weiß gefärbte Hochhalsgefäße von der Heuneburg. 6  Zerstörung oder Aufgabe, Einbruch und Wiederaufbau Ausdehnung und Wichtigkeit der späthallstattzeitlichen Heuneburg blieben innerhalb ihrer weniger als 200 Jahre dauernden Siedlungsgeschichte keineswegs kon­stant, vielmehr zeugen die verschiedenen Bauperioden, Brände und Umstrukturierungen von einer bewegten Entwicklung und einem dynamischen sozialen Wandel (Abb. 18). Ein entscheidender Einschnitt in der Besiedlungsgeschichte erfolgte nach der Mitte des 6.  Jahrhunderts v. Chr. in Zusammenhang mit einem verheerenden Brand (Übergang Perioden IVa / III).31 Die Tatsache, dass man nach diesem traumatischen Ereignis die Lehmziegelmauer zugunsten einer Befestigung in traditioneller Holz-Erde-Technik ersetzte, den Bauplan im Inneren des Burgberges radikal umstrukturierte und die Außensiedlung zum großen Teil aufgab, spricht für gewalttätige Auseinandersetzungen um 540 / 530 v. Chr. als plausibelste Ursache; zu denken sei hier an einen äußeren Angriff oder an interne Konflikte zwischen rivalisierenden Faktionen. Wenngleich die Besiedlung ohne erkennbaren chronologischen Bruch wieder aufgenommen wurde und das Sachgut für eine gewisse Bevölkerungskontinuität spricht, erfolgte der Wiederaufbau nach völlig neuen (oder besser gesagt: »alten traditionellen«) Gesichtspunkten, was auf tiefgreifende ideologische Veränderungen schließen lässt.32 Bekräftigt wird diese These auch durch die gegen 540 / 530 v. Chr. angelegte Nekropole von Gießübel-Talhau (Abb.  19). Diese Grabhügelgruppe wurde auf Resten der Außensiedlung errichtet und ist als isolierte Adelsnekropole einer sozialen Elite zu deuten, die sich nicht wie im Falle des Hohmichele in einen größeren Bestattungsplatz integriert, sondern durch ihre abgesonderte Lage in unmittelbarer Nähe zum Eingang der Vorburg die gesellschaftliche Sonderstellung der auf der Heuneburg herrschenden Elite unterstreicht. 31 Gersbach (1996). 32 Arnold (2010a). 26 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 18: Heuneburg und Außensiedlung. Die Außensiedlung wird durch Wälle und Gräben in einzelne Siedlungsquartiere unterteilt. In den Phasen Ha D2 / 3 ist nur noch eine kleine Niederlassung in den »Greutäckern« nachweisbar. Abb. 19: Grabhügel von Gießübel-Talhau. Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 27 Auf dem Burgberg selbst erfuhr die Innenbebauung eine grundlegende Veränderung. An Stelle der relativ uniformen, zeilenartig angeordneten Häuser der Lehmziegelphase traten ab Periode III Gebäude unterschiedlicher Größe und Funktion auf, darunter Repräsentationsbauten von gewaltigen Ausmaßen, sog. »Herrenhäuser«.33 Für deren Interpretation kommen verschiedene Erklärungen in Betracht: königliche bzw. aristokratische Residenz, Versammlungshalle für die Ratssitzung der führenden Familien, etc., wobei sich die besagten Möglichkeiten nicht zwangsläufig ausschließen müssen (Abb. 20). Gleichzeitig ist eine Zunahme der Siedlungsintensität im Bereich der Vorburg festzustellen. Dort liegen im letzten Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. und im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. sehr dicht überbaute terrassierte Siedlungsareale, die sehr fundreich sind und offensichtlich auch Handwerker und andere mit Dienstleistungen beschäftigte Bevölkerungsgruppen beherbergten. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass während der Phase der Lehmziegelmauer innerhalb des Burgbergs eine uniforme, enge Bebauung vorzufinden ist, außerhalb davon aber eine lockere, vielgestaltige Bebauung. Demgegenüber herrschte in der nachfolgenden Periode innerhalb der Kernburg eine lockere, vielgestaltige Bebauung, in der Vorburg dafür eine enge, wahrscheinlich relativ uniforme Architektur. Bezeichnenderweise stammt der Großteil der mediterranen Importe, darunter mehrere griechische Gefäße, aus der Zeit nach dem Ende der Lehmziegelmauer (Abb. 21).34 Abb. 20: Rekonstruktion eines »Herrenhauses« im Freilichtmuseum Heuneburg. 33 Gersbach (1996). 34 Kimmig (2000). 28 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 21: Griechische Keramik aus der Heuneburg. 7  Ruhestätte der Ahnen: Die hallstattzeitlichen Prunkgräber Seit Beginn der späthallstattzeitlichen Besiedlung war die Heuneburg von zahlreichen Grabhügelgruppen umgeben, die den Mitgliedern der sozialen Elite und ihren Angehörigen als letzte Ruhestätte dienten (u. a. Hohmichele, Satzet, Bettelbühl, Rauher Lehen, etc., dazu Abb. 22).35 Man kann von einer regelrechten »Landschaft der Ahnen« sprechen, die eine entscheidende Rolle bei der Konstruktion und Aufrechterhaltung des sozia­len Gedächtnisses und der Machtbeziehungen sowohl innerhalb als auch zwischen den Familienverbänden gespielt haben dürfte.36 Interessant ist die Feststellung, dass die Gräber der frühen Phasen (Perioden IVc–IVa) relativ weit entfernt vom Siedlungszen­trum liegen. Die Großgrabhügel bzw. »Fürstengräber« gliedern sich zumindest teilweise in größere Nekropolen ein, die neben reichen auch normal bis einfach ausgestattete Gräber umfassen, wie es z. B. bei der Speckhau-Hügelgruppe um den imposanten Hohmichele geschah. Ein Beispiel für ein reiches Kammergrab dieser Zeit ist das Wagengrab 6 des Hohmichele, das etwa im ersten Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. angelegt worden sein muss (Abb. 23).37 Leider sind die Zentralbestattungen in den Grabhügeln zum größten Teil schon antik beraubt worden, so dass uns die vermutlich reichsten Gräber weitgehend fehlen. Gerade deshalb sind die jüngsten Ergebnisse aus der 2,5 km südöstlich der Heuneburg im Donautal gelegenen Bettelbühl-Nekropole von höchstem Interesse. Bereits 2005 wurde hier in Hügel 4 das Nebengrab eines zwei- bis vierjährigen Mädchens entdeckt, das mit zwei goldplattierten Fibeln und zwei Goldanhängern eines der ganz seltenen 35 Vgl. Kurz / Schiek (2002). 36 Arnold (2010b); Arnold / Murray (2002). 37 Riek / Hundt (1962). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 22: Heuneburg und Umland mit den archäologischen Denkmälern der Hallstattzeit. In der Mitte des Bildes verläuft die Donau. Abb. 23: Lage der Funde in Grab VI vom Hohmichele, Wagengrab in Holzkammer. 29 30 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Beispiele für Kinderprunkgräber der Hallstattkultur darstellt (Abb. 24).38 Diese Bestattung eines kleinen Kindes deutet auf eine sich etablierende Erblichkeit von sozialem Rang und Status hin, da bei reichen Kindergräbern generell davon ausgegangen wird, dass die betreffenden Personen kaum aufgrund eigener Verdienste so prunkvoll ausgestattet worden sind. Abb. 24: Filigranverzierte Goldblechanhänger des Mädchengrabes am Bettelbühl. Die aufsehenerregendste Entdeckung ist aber das Ende Dezember 2010 als 80 Tonnen schwere Blockbergung gehobene Zentralgrab dieses selben Grabhügels 4 der Bettelbühl-Nekropole.39 Es handelt sich um ein Schachtgrab mit einer 4,6 × 3,6 m großen Holzkammer, deren Bodendielen und Teile der Wandbretter sich aufgrund der hohen Bodenfeuchtigkeit hervorragend erhalten haben. Bei der unberaubten Hauptbestattung handelt es sich um eine Frau mittleren Alters, die mit sehr reichen Beigaben beigesetzt worden war, darunter großen Mengen an Goldobjekten, Bernsteinschmuck, Gagatringe, etc. (Abb. 25). Der Goldschmuck und die Fibeln weisen große Übereinstimmungen mit den Goldbeigaben aus dem Kindergrab auf, so dass von einer engen sozialen Beziehung zwischen diesen beiden Prunkbestattungen auszugehen ist. Erste dendrochronologische Analysen zeigen, dass dieses Grab in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. angelegt worden ist. Es zählt somit zu den ältesten Frauenprunkgräbern der Hallstattzeit überhaupt, ferner bildet es ein prägnantes Beispiel für die gehobene soziale Rolle, die bestimmte Frauen innerhalb der eisenzeitlichen Gesellschaften einnehmen konnten.40 38 Kurz / Wahl (2005). 39 Krausse / Ebinger-Rist (2011); dies. (2012). 40 Arnold (2012); Müller (2009). Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 31 Abb. 25: Auswahl von Goldfunden aus dem Prunkgrab vom Bettelbühl. 8  Niedergang: Das Ende der Heuneburg Zur Frage des Endes der Heuneburg konnten die neuen Forschungen im DFG-Schwer­ punktprogramm vor Ort leider keine durchschlagend neuen Erkenntnisse liefern. Es ist davon auszugehen, dass die Besiedlung auf dem Burgberg selbst und im Bereich der Vorburg im Verlauf der 1. Hälfte oder um die Mitte des 5. Jhs. v. Chr. weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Die Gründe für diesen offensichtlich relativ abrupten Abbruch der Besiedlung dieses einstmals so bedeutenden Platzes liegen nach wie vor im Dunkeln. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der Zentralorte dieser Zeit zwischen Burgund und Württemberg zusammenfassend, lässt sich zumindest ein Schema erkennen (Abb. 26).41 Demnach wurde die Heuneburg etwa gleichzeitig mit vergleichbaren »Fürstensitzen« wie zum Beispiel dem Mont Lassois in Burgund in der 1. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. aufgegeben. Gleichzeitig kam es zu einem Bedeutungszuwachs der Zentralorte in einer nördlich vorgelagerten Zone, etwa am mittleren Neckar der Hohenasperg, der Ipf und dann bereits in der 2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. mit Bad Dürkheim oder Glauberg im Bereich des Oberrheins und der Wetterau. 41 Krausse (2008b). 32 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Abb. 26: Zentralisierungsprozesse zwischen Italien und Norddeutschland, 8.–3. Jh. v. Chr. Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 33 Abb. 27: Frühlatènezeitliche Fibeln aus dem Donaubereich unmittelbar unterhalb der Heuneburg. Links: Drahtfibel; Rechts: Maskenfibel. Welche Ursachen diese strukturellen Verschiebungen und Machtverlagerungen von Süden nach Norden hatten, ist bisher weitgehend unklar. Dass aber noch mit Überraschungen zu rechnen ist, zeigen die baubegleitend durchgeführten Untersuchungen unterhalb der Heuneburg in den Jahren 2009 und 2010. Dort wurde ein neues Flussbett für die zu renaturierende Donau auf über 2 km Länge und 40 m Breite ausgebaggert. Es stellte sich heraus, dass sich die Baggerarbeiten für das neue Donaubett auf eine gut 2 m mächtige Kiesschicht beschränkten, die sich erst während der frühen Neuzeit abgelagert hat. Hinweise auf hallstattzeitliche Baustrukturen waren somit nicht zu erwarten. In dem beschriebenen Kiespaket kamen aber umgelagerte prähistorische Funde zum Vorschein, darunter direkt unterhalb der Heuneburg mindestens drei späthallstattzeitliche Bronze- bzw. Eisenfibeln sowie zwei erstaunlich gut erhaltene Bronzefibeln aus der Frühlatènezeit und ein weiteres früh- bis mittellatènezeitliches Exemplar aus Eisen. Bei den beiden bronzenen Frühlatènefunden handelt es sich einerseits um eine Drahtfibel, andererseits um eine Maskenfibel mit gegenständigen Bügelmasken und Fußmaske (Abb. 27). Möglicherweise besteht zwischen den geborgenen Fibeln und einem unterhalb der Heuneburg vorauszusetzenden Donauübergang ein Zusammenhang. Insbesondere bei den latènezeitlichen Bronze- und Eisenfibeln kann aufgrund des Erhaltungszustandes eine weiträumige Verlagerung ausgeschlossen werden. Eventuell haben wir es hier mit Opferpraktiken im Bereich der Donau oder von Übergängen über die Donau zu tun. Auf jeden Fall kann die »Häufung« von mindestens zwei bronzenen Frühlatènefibeln sowie einer früh- bis mittellatènezeitlichen Eisenfibel kaum als zufällig bewertet werden. Vielmehr zeichnen sich bisher unerkannte Aktivitäten im direkten Umfeld der Heuneburg über das Ende der Hallstattzeit hinaus ab. Diese Funde zeigen, genauso wie mehrere radiokarbondatierte Menschenknochen und eine Latène-B-Fibel aus der Alte Burg bei Langen­enslingen, dass die Region um die Heuneburg auch nach Aufgabe des früheisenzeitlichen Zentralortes keineswegs verlassen war, wenngleich man höchstwahrscheinlich mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen hat. 34 Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau Literatur Arnold, Bettina (2010a): Eventful Archaeology, the Heuneburg Mudbrick Wall, and the Early Iron Age of Southwest Germany, in: Bolender, Douglas (Hg.), Eventful Archaeo­logies: New Approaches to Social Transformation in the Archaeological Record, Albany, S. 100 – 116. — (2010b): Memory maps: the mnemonics of Central European Iron Age burial mounds, in: Lillios, Katina T. / Tsamis, Vasileios (Hg.) 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Braasch — Abb. 2: nach Krausse / Fernández-Götz 2012. — Abb. 3, 17: nach Kimmig 1983. — Abb. 4: links nach Gersbach 1989, rechts nach Kimmig Frühe Urbanisierung nördlich der Alpen: Die Heuneburg an der oberen Donau 37 1983. — Abb. 5, 27: nach Krausse u. a. 2013. — Abb. 6, 18, 22: S. Kurz, LDA. — Abb. 7: nach Gersbach 1989 mit Änderungen. — Abb. 8, 13, 24, 25: LDA. — Abb. 9: links LDA, rechts nach Gersbach 1995. — Abb. 10: nach Kimmig 1983. — Abb. 11: nach Kurz 2000. — Abb. 12: nach Bofinger / Goldner-Bofinger 2008. — Abb. 14: nach Steffen 2008. — Abb. 15: nach Kurz 2010. — Abb. 16: nach Fernández-Götz / Krausse 2013. — Abb. 19, 20: LDA, Fotografie R. Hajdu. — Abb. 21: Landesmuseum Württemberg. — Abb. 23: nach Riek / Hundt 1962. — Abb. 26: nach Krausse 2008b. Autorenadresse Dr. Manuel Fernández-Götz Chancellor’s Fellow in Archaeology School of History, Classics and Archaeology University of Edinburgh William Robertson Wing Old Medical School, Teviot Place Edinburgh EH8 9AG United Kingdom Mail: [email protected] Autorenverzeichnis Dr. Manuel Fernández-Götz ist Chancellor Fellow in Archaeology an der School of History, Classics and Archaeology der University of Edinburgh. Zwischen 2011 und 2013 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator des Heuneburg-Projekts am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Aktuell leitet er die Ausgrabungen am Oppidum von Monte Bernorio in Nordspanien. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen die Bücher Identity and Power: The transformation of Iron Age societies in Northeast Gaul (Amsterdam 2014), Paths to Complexity: Centralisation and Urbanisation in Iron Age Europe (Oxford 2014) und Die Heuneburg. Keltischer Fürstensitz an der oberen Donau (Darmstadt 2015). Ludwig M. Lochschmidt, M.A. hat Europäische Geschichte (Master) an der Universität Kassel studiert. Forschungsinteressen: mittelalterliche Reiseberichte, die schriftliche und bildliche Vergegenwärtigung der Sakraltopographie des Heiligen Landes im Mittelalter, irische Heiligenlegenden. Prof. Dr. Wolfgang Spickermann ist Professor für Alte Geschichte am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde der Karl-Franzens-Universität Graz. Seine Forschungsschwerpunkte sind insbesondere die römische Religionsgeschichte des römischen Gallien und Germanien, lateinische Epigraphik und die Kultur- und Geistesgeschichte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Seit 1998 ist er Mitglied des internationalen Forschungsverbundes Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum (F.E.R.C.AN.), in dessen Rahmen er regelmäßig publiziert und Sammelbände herausgegeben hat. Prof. Dr. Dr. h.c. Hildegard L. C. Tristram war vor ihrer Emeritierung Professorin für Englische Sprachgeschichte und mittelalterliche Literatur an der Universität Potsdam. Seitdem unterrichtet sie als Honorarprofessorin am Englischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und der Technischen Universität Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen keltische Geschichte, Sprache und Literatur, altenglische und englische mittelalterliche Literatur. Mag. Christian-Michael Zottl ist ehemaliger Lehrassistent für Mittelalterliche und Neuere Geschichte an der Universität Bangor und unterrichtet zurzeit als AHS-Lehrer Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung am Bundes-Oberstufengymnasium Wiener Neustadt (Österreich). Forschungsinteressen: Kindheit und Jugend in mittelalterlichen Klöstern; kulturelle und religionsbezogene Identitätsbildung; memebasierte Literaturanalytik und Quellenkritik; Wissenschaftsphilosophie. Verlagsanzeigen Folgende Publikation aus dem Computus Druck Satz & Verlag beschäftigen sich mit Keltologie, keltischer Geschichte und Kultur: Elena Köstner: Tod im Trevererland. Interkulturelle Beziehungen zwischen Römern und Kelten. Eine historisch-archäologische Gräberanalyse in der civitas Treverorum zwischen 150 v. und 100/120 n. Chr. (Pietas 3), 2011 (ISBN 978-3-940598-10-3) Holger A. Müller: Herrschaft in Gallien. Studien zur Entwicklung der keltischen Herrschaftsformen im vorrömischen Gallien, 2013 (ISBN 978-3-940598-17-2) Holger A. Müller (Hrsg.): Keltologische Kontroversen I. Beiträge einer Stuttgarter Vortragsreihe, 2013 (ISBN 978-3-940598-19-6) Das vollständige Verlagsprogramm finden Sie auf der Website des Verlages (http://www. computus-druck.com/press). Bestellungen nehmen gerne und jederzeit Verlag und jede gut sortierte Buchhandlung an. Computus Druck Satz & Verlag – Dr. Jörn Kobes Hauptstr. 60 – 55595 Gutenberg