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Literaturauszug Aus Peter Milling: Kybernetische überlegungen Beim Entscheiden In Komplexen Systemen

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Gedanken zum Nachdenken zusammengestellt von Manfred Bundschuh, aus: Peter Milling: Kybernetische Überlegungen beim Entscheiden in komplexen Systemen, in: Peter Milling (Hrsg.): Entscheiden in komplexen Systemen, S. 11 – 26, Reihe Wirtschaftskybernetik und Systemanalyse, Band 20, Tagungsband der GWS Jahrestagung vom 29. und. 30. September 2000 in Mannheim, Duncker & Humblot, Berlin 2002, ISBN 3-428-10683-0 Die zentralen Merkmale des System- Dynamics- Ansatzes bilden die Informations- Rückkopplung, die Verwendung von (formalen) Modellen und das Streben nach verbesserten policies" zur Systemsteuerung. Die Informationsrückkopplung ist das zentrale Bauelement sozialer Systeme. Nur ein System, dessen verhaltensrelevante Merkmale verstanden werden, ist zuverlässig zu kontrollieren. Das führt zum Einsatz von Modellen und zur Simulation bei der Modellanalyse. Alle rationalen Entscheidungen basieren auf Modellen – seien sie implizit-mentaler oder explizit-formaler Natur. Für die Kybernetik bedeutet diese Aussage nur eine andere Formulierung des Conant-Ashby- Theorems Every good regulator of a system must be a model of that system" Mentale Schlussfolgerungsprozesse verfügen über bemerkenswerte Stärken in ihrer Heuristik. Sie vermögen sehr wohl zu unterscheiden, welche Faktoren relevant sind und welche nicht; sie weisen aber auch erhebliche Schwächen dadurch auf, dass sie unscharf formuliert und nur schwer zu kommunizieren sind. Außerdem verändern sie sich ständig, ohne dass dies den am Entscheidungsprozess Beteiligten deutlich wird. Insbesondere das konstitutive Element der Kybernetik, die Rückkopplungsstruktur, schafft besondere Schwierigkeiten, ihre Verhaltenskonsequenzen intuitiv zu erkennen. Der menschliche Geist ist offensichtlich nur begrenzt in der Lage, die Dynamik von rückgekoppelten Systemen zu erfassen. Er ist geschult, linear- isolierend zu denken und zu argumentieren. Wenn vergangene Entscheidungen sich auf die Prämissen künftiger Entscheidungen auswirken, ergeben sich Schwierigkeiten. Daraus folgt ein Plädoyer für den Einsatz formaler Modelle bei der Unterstützung von Entscheidungen einer gewissen Komplexität. System Dynamics sieht die Realität als mehrstufige Hierarchie und bietet Gestaltungshinweise zu ihrer Abbildung. Das zentrale Bauelement bildet die geschlossene Systemgrenze. Zwei Variablen sind notwendig aber auch hinreichend, um Systeme abzubilden: Zustandsgrößen und Flussgrößen. Zustandsgrößen sind die Akkumulation oder Integration der Flussgrößen. Deren Substruktur stellt die letzte Ebene der Systemhierarchie dar. Sie lässt sich untergliedern in eine Zielgröße, in eine beobachtete Zielerreichung – tatsächlicher und beobachteter Systemzustand sind beileibe nicht immer identisch – und eine daraus resultierende Zielabweichung. Aus dieser Diskrepanz wiederum ergibt sich eine Aktion, um Ziel- und Istwert anzugleichen. Modelle sollen einen bestimmten Zweck erfüllen, und nach dieser Zweckerfüllung sind sie zu beurteilen; es kommt also bei der Beurteilung der Modellqualität darauf an, was mit dem Modell erreicht werden soll. Bei der sinnvollen Verwendung formaler Modelle muss die Modellstruktur die bedeutsamen Zusammenhänge erfassen und deren Verhaltenswirkungen erklären: Die Struktur beeinflusst das Verhalten. Nur wenn aus den Einflussfaktoren heraus erklärt werden kann, warum ein bestimmtes Verhalten eintritt, ist es nachzuvollziehen. Nur dann kann verstanden werden, warum und wie eine Maßname bestimmte Konsequenzen verursacht. Eingreifende Maßnahmen in das System müssen in Realität und Modell korrespondieren.