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Neuberger, Christoph (2014): Social Media In Der Wissenschaftsöffentlichkeit. Forschungsstand Und Empfehlungen. In: Weingart, Peter/schulz, Patricia (hrsg.): Wissen – Nachricht – Sensation. Zur Kommunikation Zwischen Wissenschaft, öffentlichkeit Und Medien. Weilerswist: Velbrück, S. 315-368.

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Wissen – Nachricht – Sensation Herausgegeben von Peter Weingart und Patricia Schulz  Wissen – Nachricht – Sensation Zur Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien Herausgegeben von Peter Weingart und Patricia Schulz Velbrück Wissenschaft  Erste Auflage 2014 © Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2014 www.velbrueck-wissenschaft.de Printed in Germany ISBN 978-3-942393-80-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Dieses Buch ist im Verlag Humanities Online (www.humanities-online.de) als E-Book erhältlich.  Inhalt Jörg Hacker, Reinhard F. Hüttl, Günter Stock Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Peter Weingart, Patricia Schulz Einleitung: Das schwierige Verhältnis zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 teil 1: konkurrenz um aufmerksamkeit und folgen für die wissenschaft Martina Franzen Medialisierungstendenzen im wissenschaftlichen Kommunikationssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Simone Rödder Die Rolle sichtbarer Wissenschaftler in der Wissenschaftskommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 teil 2: rahmenbedingungen Mike S. Schäfer Politische und ökonomische Einschränkungen der Kommunikation von Forschungsergebnissen . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Gabriele Siegert Die Logik des Medienmarkts und die Konsequenzen für die Wissenschaftsthematisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Frank Lobigs Die Zukunft der Finanzierung von Qualitätsjournalismus . . . . . . 144  teil 3: erfolg und scheitern der kommunikation zwischen wissenschaft und öffentlichkeit Birgit Metzger, Roland Wagner Gelehrtenstreit oder großer Konsens? Das Waldsterben, die Wissenschaft, die Politik und die Medien . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Tabea Schönbauer Die mediale Debatte über die embryonale Stammzellforschung in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Patricia Schulz Nach der Aufmerksamkeit. Die Folgen der Medialisierung von Klimawandel und Evolutionstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 teil 4: neue perspektiven auf die wissenschaftskommunikation Christoph Neuberger Social Media in der Wissenschaftsöffentlichkeit. Forschungsstand und Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Simone Rödder Das Science Media Centre. Ein neuer Organisationstyp an der Schnittstelle von Wissenschaft und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Heidi Blattmann, Otfried Jarren, Ulrich Schnabel, Peter Weingart, Holger Wormer Kontrolle durch Öffentlichkeit. Zum Verhältnis Medien – Wissenschaft in der Demokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419  Christoph Neuberger Social Media in der Wissenschaftsöffentlichkeit Forschungsstand und Empfehlungen 1 Einführung Dieser Aufsatz ist der Frage gewidmet, wie sich die Öffentlichkeit im Allgemeinen und die Wissenschaftsöffentlichkeit im Speziellen unter den Bedingungen des Internets wandeln. Dieser Wandel soll bewertet werden, und es sollen Empfehlungen für eine bessere Verwendung des Internets formuliert werden. Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem so genannten »Web 2.0« (O’Reilly 2005), das hier mit dem Gebrauch von Formaten im Internet gleichgesetzt wird, die in besonderem Maße Partizipation und Interaktion ermöglichen. Für diese Formate hat sich in der Praxis wie auch in der Wissenschaft die Sammelbezeichnung »Social Media« durchgesetzt (Ebersbach/Glaser/Heigl 2010; Schmidt 2011). Zu den Social Media zählen Individualformate wie Blog und Podcast, die in der Regel von einer Person oder einer Organisation betrieben werden, sowie Kollektivformate wie Social Network Sites (SNS) (z. B. Facebook), Microblogging-Dienste (z. B. Twitter), Videoplattformen (z. B. YouTube) und Wikis (z. B. Wikipedia), an denen jeweils innerhalb eines Angebots eine Vielzahl vernetzter Nutzer mitwirkt. Wie ist der Aufsatz gegliedert? Zunächst wird ein allgemeiner Überblick über den Diskussions- und Forschungsstand zur Öffentlichkeit und zum Journalismus im Internet gegeben (Abschnitte 2 und 3). Dabei werden die Grundlinien des Wandels herausgearbeitet. Sie bilden den Rahmen, innerhalb dessen dann speziell auf die Wissenschaftsöffentlichkeit im Internet und in Social Media eingegangen wird (Abschnitte 4 bis 8). Eine Zusammenfassung (Abschnitt 9) schließt den Aufsatz ab. 2 Das Internet: Technisches Potenzial und selektiver Gebrauch 2.1 Technisches Potenzial des Internets In diesem Abschnitt werden zunächst die Bedingungen skizziert, unter denen öffentliche Kommunikation im Internet abläuft (zum Folgenden Neuberger 2009). Im Vergleich mit den älteren Medien Zeitung, Zeit315 christoph neuberger schrift, Buch, Hörfunk und Fernsehen verfügt das Internet über deutlich mehr technische Optionen: – Integration von Kommunikationsarten, Partizipation und Interaktion (Sozialdimension): Das Internet vereint Kommunikationsarten, die sich nach der Teilnehmerzahl (»one-to-one«, »one-to-many« und »many-to-many«) und Zugänglichkeit (öffentlich und privat) unterscheiden. Sie waren bisher nur separat in verschiedenen Medien realisierbar. Außerdem erleichtert das Internet die kommunikative Teilhabe (Partizipation) sowie den flexiblen Wechsel zwischen der Kommunikator- und Rezipientenrolle (Interaktion). Vor allem Social Media unterstützen diese Möglichkeiten. – Multimedialität (Kanal- und Zeichendimension): Das Internet verfügt über das Kanal- und Zeichenrepertoire älterer Einzelmedien. Text, Foto, Grafik, Video, Audio und Animation lassen sich relativ frei kombinieren. – Flexibilität in der Raum- und Zeitdimension: Durch das Internet und andere digitale Medien erweitern sich die Optionen in Raum und Zeit. Das Internet verbindet die Stärken eines Online-Mediums (permanente und rasche Aktualisierung und Verbreitung) mit jenen eines Offline-Mediums (Speicherfähigkeit). Ältere Beiträge bleiben verfügbar, und Altes kann mit Neuem verknüpft werden (Additivität). Im Internet sind Angebote zu jeder Zeit abrufbar und global zugänglich. Über mobile Endgeräte sind sie außerdem von jedem Ort aus erreichbar. 2.2 Institutionalisierung des Internets Bei der Institutionalisierung eines neuen technischen Mediums entstehen Formate, mit denen bestimmte Verwendungsweisen festgelegt werden (Neuberger 2005, 2013). Durch Formate wird der Umgang mit einem Medium routinisiert; außerdem werden die Erwartungen zwischen Anbietern und Nutzern aufeinander abgestimmt. Im Unterschied zu anderen Medien besitzt das Internet Eigenschaften, die einer solchen Verfestigung und Vereinheitlichung seines Gebrauchs entgegenstehen: Das große technische Potenzial des Internets führt zu einer bisher nicht gekannten Formbarkeit eines Mediums. An der Gestaltung beteiligen sich außerdem Akteure mit ganz unterschiedlichen Kommunikati Zum Beispiel ist das Format »Nachricht« eine journalistische Darstellungsform für kurze und sachliche Mitteilungen über Neuigkeiten, die über Presse und Rundfunk verbreitet werden, und die »Zeitung« ist ein universelles, aktuelles, öffentliches und periodisches, i. d. R. täglich erscheinendes Printmedium. Beides sind – wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen – Formate für den Gebrauch von Medien. 316 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit onszielen. Beide Faktoren, Multioptionalität und Partizipation, erklären die große Dynamik und Heterogenität des Internets. Das fortlaufende Experimentieren unterstützen vor allem Social Media, die prinzipiell jedem offen stehen und als Hybridformate vielen unterschiedlichen Zielen dienen können. Welche Art von Kommunikation z. B. in einem Blog stattfindet und welche Qualität es besitzt, muss deshalb immer wieder im Einzelfall geklärt werden. Die permanente Weiterentwicklung und die Gebrauchsvielfalt machen es auch schwer, pauschale Aussagen über das Internet zu treffen. Die Ergebnisse von Studien sind in hohem Maße vom Erhebungszeitpunkt und vom beobachteten Ausschnitt des Internets abhängig. 3 Öffentlichkeitswandel im Internet: Thesen zu negativen und positiven Folgen 3.1 Öffentlichkeitswandel Wie wandelt sich unter den genannten Bedingungen die Öffentlichkeit? In der Öffentlichkeit, wie sie bisher mittels traditioneller Massenmedien hergestellt wurde, besitzt der professionelle Journalismus die Rolle eines »Gatekeepers«, der einerseits einen exklusiven Kontakt zu seinen Quellen besitzt und andererseits in einer einseitigen Beziehung zu seinem Publikum steht, das kaum über »Feedback«-Möglichkeiten verfügt. Wegen des Mangels an technischer Verbreitungskapazität konnte der Journalismus lange Zeit nahezu alleine den kommunikativen Zugang zur aktuellen Öffentlichkeit kontrollieren und dadurch Themenkarrieren und Meinungsbildungsprozesse lenken. Eine ähnlich machtvolle »Gatekeeper«-Rolle wie der Journalismus hatten auch andere Intermediäre, z. B. wissenschaftliche Fachverlage oder die Produzenten und Distributoren in der Musik- und Filmbranche. Mit dem Internet wird das technische Nadelöhr beseitigt. Dadurch kann sich die öffentliche Kommunikation von einer sozial selektiven, linearen, einseitigen und zentralen zu einer partizipativen, netzartigen, interaktiven und dezentralen Kommunikation wandeln. Für die (Wissenschafts-)Öffentlichkeit im Internet bedeutet dies: – Disintermediation: Organisationen, die »Public Relations« betreiben, und andere journalistische Quellen können die Redaktionen umgehen und in einen direkten Kontakt mit ihren Zielgruppen treten. Dies wirft die Frage auf, ob der Journalismus noch notwendig ist und – wenn »ja« – welche neuen Leistungen von ihm erwartet werden. – Partizipation: Die bisher passiven Mitglieder des Massenpublikums können als Internetnutzer öffentlich kommunizieren, sich unterei317 christoph neuberger nander vernetzen und kooperieren. – Resonanzraum der Medien: Damit ist auch öffentliche Kommunikation keine »Einbahnstraße« mehr. Die Anschlusskommunikation des Publikums, die durch Angebote der Massenmedien angeregt wird, wird im Internet öffentlich. Die Folgen dieses Öffentlichkeitswandels für die Qualität der öffentlichen Kommunikation wurden vielfach diskutiert. In der Vergangenheit haben sich die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich mit neuen Medien verbunden haben, immer wieder als übertrieben erwiesen. Die Folgen sind zumeist weniger eindeutig, als es zunächst den Anschein hat. Viele Annahmen in der öffentlichen Diskussion bleiben Spekulation und sind dem aktuellen Einzelfall verhaftet, der unzulässig verallgemeinert wird. Aus diesem Grund sollten Thesen über negative und positive Folgen des Internets mit Hilfe kommunikationswissenschaftlicher Theorien und empirischer Befunde kritisch überprüft werden. Dies soll hier mit zwei ausgewählten Thesen geschehen: mit der Beschleunigungsthese (Abschnitt 3.2) und der These der Fragmentierung der Öffentlichkeit (Abschnitt 3.3). Nach der Diskussion der beiden Thesen wird ein normatives Konzept des Journalismus im Internet vorgestellt: Als Vermittler öffentlicher Kommunikation sollte er einerseits Probleme der öffentlichen Kommunikation im Internet bearbeiten und andererseits dessen Potenziale erschließen. Seine Aufgabe im Internet lässt sich am besten mit drei Rollen umreißen: mit der Navigator-, Moderatorund Produzentenrolle (Abschnitt 3.4). Dem schließt sich die Frage an, ob auch Laien mit Hilfe von Social Media diese Aufgaben bewältigen und den professionellen Journalismus ersetzen könnten (Abschnitt 3.5). Diese These wird hier verneint: Die Beziehung zwischen Journalismus und Social Media dürfte weniger konkurrierend als vielmehr komplementär und integrativ sein (Abschnitt 3.6). Allerdings mangelt es dem professionellen Journalismus an einer systematischen Neubestimmung im Internet. Deshalb werden die Möglichkeiten eines journalistischen Innovationsmanagements skizziert (Abschnitt 3.7). Dieser breite Blick auf den Wandel von Öffentlichkeit und Journalismus bereitet die sich anschließende Analyse der Wissenschaftsöffentlichkeit vor.  Weitere Thesen, die hier nicht diskutiert werden können, sind z. B. die These der digitalen Spaltung, nach der das Internet die soziale Ungleichheit eher verstärkt als vermindert, und die These von der Netzfreiheit, nach der das Internet weniger von Staaten und Unternehmen kontrolliert werden kann als andere Medien. 318 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit 3.2 Beschleunigung der öffentlichen Kommunikation im Internet Häufig wird die These vertreten, dass sich im Internet die öffentliche Kommunikation beschleunigt (zum Folgenden Neuberger 2010). Das Maximum der Beschleunigung über alle redaktionellen Phasen hinweg ist aber eigentlich bereits mit der Live-Übertragung des Rundfunks erreicht worden. Dennoch gab und gibt es durch die Digitalisierung der Kommunikation weiteres Steigerungspotenzial (Kretzschmar 2009): Die Miniaturisierung der Aufzeichnungs- und Übertragungstechnik sowie die weltweite Vernetzung durch Kabel und Satellit verbessern die räumliche Flexibilität und Erreichbarkeit. Es ist mittlerweile möglich, live auch von weit entfernten, bislang schwer zugänglichen Orten zu berichten. Auslandskorrespondenten und Reporter sind in der Lage, Beiträge selbst zu produzieren und via Satellitentelefon in die Heimatredaktion zu überspielen oder direkt auf die Website zu stellen. Das Manko, dass die Anwesenheit professioneller Reporter und Kamerateams bei überraschenden Ereignissen nicht planbar ist, wird durch die weite Verbreitung von digitaler Aufzeichnungs- und Übertragungstechnik in der Bevölkerung kompensiert: Zufallsaufnahmen, die Augenzeugen mit ihren Handy-Kameras oder auch fest installierte Kameras am Ereignisort gemacht haben, sind anschließend in der Regel rasch auf YouTube oder anderen Websites verfügbar. Im Internet sind Zäsuren wie der Sende- oder Drucktermin (die einen Redaktionsschluss notwendig machen, aber dadurch auch Zeitreserven schaffen) zumindest technisch nicht mehr erforderlich. Nachrichten können direkt »durchgereicht« werden. Die Mobilkommunikation beschleunigt nicht nur den Weg in die Redaktionen, sondern auch aus den Redaktionen zum Publikum, das nicht mehr nur an stationären Geräten rezipieren kann, sondern überall, wo das Handy auf Empfang ist. Dass dieses Beschleunigungspotenzial des Internets im Journalismus genutzt wird, ergab eine Befragung von Internetredaktionsleitern im Jahr 2007 in Deutschland (Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009a: 237): Nur 3% der befragten Redaktionsleiter sagten, dass ihr Angebot weniger als einmal täglich aktualisiert wird. Knapp ein Viertel (23%) der Angebote wurde täglich auf den neuesten Stand gebracht. »Mehrmals täglich« gaben 43% an, und »rund um die Uhr« überarbeiteten 30% der Befragten. Besonders häufig wurden die Websites von Rundfunk und Tageszeitungen aktualisiert. Mittlerweile dürfte noch häufiger aktualisiert werden. Weiter in die Tiefe gehende empirische Studien zur These der Beschleunigung im Internet stehen allerdings noch aus. Der Journalismus war auf die hohe Geschwindigkeit, die das Internet ermöglicht, nicht vorbereitet. Dies ließ sich daran erkennen, dass Regeln für den Umgang mit überraschenden Negativereignissen wie 319 christoph neuberger am 11. September 2001 fehlten: Für die beschleunigte und permanente Berichterstattung über die Terroranschläge existierten keine »Notfallpläne« (Geyer 2004). Arbeitsabläufe und Darstellungsformen waren nicht geklärt, weshalb unter Zeitdruck improvisiert werden musste, was zahlreiche Falschmeldungen und andere Mängel zur Folge hatte. Inzwischen haben sich Darstellungsformen für die schnelle und kurze Berichterstattung sowie permanente Aktualisierung etabliert (Laufband, Live-Ticker [Hauser 2008], Eilmeldung [»Breaking News«], »Developing Story«, Twitter-Kanal). Regelungsbedarf besteht auch im Hinblick auf die Sorgfaltspflicht: Zwischen der Geschwindigkeit und der Sorgfalt der Prüfung besteht ein Spannungsverhältnis. Die Risiken einer ungeprüften Übernahme aus dem Internet wurden erstmals breit während der Lewinsky-Affäre diskutiert (Hespelein 1999). Daran schließt die Frage an, ob und in welcher Form Fehler zumindest im digitalen Archiv nachträglich korrigiert werden sollten. Fehler können hier spurlos beseitigt werden, oder aber es kann ein Vermerk angebracht werden, wann welche Verbesserungen vorgenommen wurden (Gahran 2008). Die Beschleunigung betrifft nicht nur Prozesse in den Redaktionen und die Nachrichtenverbreitung an das Publikum, sondern die Öffentlichkeit insgesamt: Die Öffentlichkeit der traditionellen Massenmedien kennzeichnet Sichtbarrieren. Mit hohem Zeitaufwand müssen Publikumsverhalten und -urteile erforscht werden. Ergebnisse liegen erst mit großer zeitlicher Verzögerung vor. Dies ändert sich im Internet: Dort können die Redaktionen in Echtzeit die Rezeption und die Anschlusskommunikation des Publikums beobachten. Im Internet können sich sämtliche Akteure (Redaktionen, Publikum, Subjekte der Berichterstattung) wechselseitig fortlaufend beobachten und unverzüglich aufeinander reagieren (Neuberger/Wendelin 2012). Durch Monitoring versuchen z. B. Unternehmen, kritische Äußerungen und damit potenzielle Krisen frühzeitig zu erkennen. Auch Redaktionen beobachten ihre Konkurrenten und die Nachrichtenlage (Neuberger/Nuernbergk/ Rischke 2009b: 325-329; Benkoll 2010). Diese erhöhte Transparenz stößt einen webweiten Kreislauf an, in dem mit hoher Geschwindigkeit Themen, Meinungen und Informationen zirkulieren. Themenkarrieren, die öffentliche Meinungsbildung in Diskursen und Skandale laufen dadurch vermutlich erheblich schneller ab als in der Vergangenheit. Empirische Studien belegen einen relativ kurzen Nachrichtenzyklus im Internet (Dezsö et al. 2005; Leskovec/Backstrom/Kleinberg 2009). Weshalb wird die Option »Beschleunigung« im Internetjournalismus bevorzugt? Über die Gründe kann hier nur spekuliert werden: Die schnelle Weitergabe kurzer Informationen erspart die Kosten für eine aufwändige Recherche und Präsentation. Darüber hinaus ist Geschwindigkeit ein Qualitätskriterium, das sich – im Unterschied zur inhalt320 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit lichen Qualität – sehr einfach messen lässt. Es ist im Internet leicht feststellbar, wer als Erster eine Nachricht verbreitet hat; dadurch wächst auch der Konkurrenzdruck (Krüger 2009: 12). Auch die Verfügbarkeit geeigneter Formate wie Twitter und die Verwendung von Nachrichtenagenturen, die im Minutentakt Neuigkeiten liefern (Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009a: 248), dürften hier eine Rolle spielen. Ob auch das Informationsverhalten der Internetnutzer zur Beschleunigung beiträgt, nämlich durch den wiederholten Besuch einer Website im Tagesverlauf (in der Erwartung, dass sich dort jedes Mal etwas geändert hat), müsste empirisch noch genauer untersucht werden. Hier stößt man auf ein »Henne-Ei-Problem«, da sich Angebotsaktualisierung und Besuchshäufigkeit stark wechselseitig bedingen dürften. Ein rascher Wandel, der zu einer hohen Besuchsfrequenz führt, wirkt sich günstig auf die »Klickzahlen« aus, die den Wert eines Angebots als Werbeträger bestimmen. Die Beschleunigung der Rezeption lässt sich außerdem an einer Erhöhung der Rezeptionsgeschwindigkeit, an Parallelhandlungen (Multitasking), einer fragmentierten Rezeption (»Zapping«) oder am Ersetzen zeitaufwändiger Medienangebote durch zeitsparende (Kurznachrichten, Schlagzeilen etc.) ablesen. Für alte Medien wie das Fernsehen lassen sich dafür empirische Belege anführen (z. B. Beck 1994: 271273; Ettenhuber 2007: 17-21; Schweiger 2007: 135 f.), nicht jedoch für das Internet. Was sind Folgen der Beschleunigung der Nachrichtenverbreitung im Internet? Sowohl für den Journalismus als auch das Publikum ist eher mit negativen Folgen zu rechnen. Die Verkürzung von Themenkarrieren steht der gründlichen Recherche und sorgfältigen Prüfung in den Redaktionen entgegen. Auch für das Abwägen von Argumenten bleibt in öffentlichen Diskursen nur wenig Zeit. Wenn das technische Beschleunigungspotenzial im redaktionellen Produktionsprozess ausgeschöpft und zugleich das Personal in den Redaktionen reduziert wird, verdichtet sich journalistische Arbeit. Neuere Studien zeigen, dass in den Redaktionen immer weniger Zeit bleibt, um Informationen selbst zu recherchieren, gründlich zu prüfen und aufzubereiten (Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 79 f.; Kutscha/Karthaus/Bonk 2009; news aktuell 2009: 1). Mit den Folgen der Beschleunigung auf der Rezipientenseite befasst sich eine ethnographische Studie der Nachrichtenagentur Associated Press. Sie kommt zum Ergebnis, dass die durch das Internet und die Mobilkommunikation vorangetriebene ständige Aktualisierung und die raumzeitliche Erweiterung des Zugangs zu Nachrichten nicht zu einer besseren Versorgung geführt hat, sondern – im Gegenteil – zu einer Nachrichtenmüdigkeit (»news fatigue«) (AP 2008: 37 f., 39-50): Die Rezipienten sind mit der Informationsfülle, der Verknappung und mangelnden Tiefe des Angebots, der Mehrfachverwertung gleicher Inhalte 321 christoph neuberger und ihrer mangelnden Exklusivität sowie der wenig attraktiven Aufbereitung unzufrieden. Solche negativen Rezeptionserfahrungen beeinflussen die Erwartungen, vermutet der Bericht: Je öfter das Publikum überfordert wird oder unbefriedigt bleibt, desto weniger ist es künftig bereit, sich bei der Medienrezeption anzustrengen; es gerät in einen Zustand der antrainierten Hilflosigkeit (»learned helplessness«). Das Internet erzieht das Publikum, so könnte man die Studie auf den Punkt bringen, zur oberflächlichen Informationsaufnahme. Die Beschleunigung führt also zu einer Oberflächlichkeit sowohl auf der Mikroebene der individuellen Rezeption als auch auf der Makroebene, auf der Themenkarrieren in der Öffentlichkeit beobachtet werden. Damit wird das Potenzial des Internets nur einseitig genutzt. Es ermöglicht auch die Entschleunigung. Aktuelle Ereignisse können im Internet in den breiteren Kontext eingeordnet werden, z. B. durch Verweise in Archive, auf die Quellen der Berichterstattung und auf Expertenaussagen zum Thema. Neues kann im Internet mit Altem verknüpft werden (Additivität). Dafür müssten Formate entwickelt werden, die eine kontinuierliche Fortschreibung von Themen und die nutzerfreundliche Strukturierung größerer Informationsmengen erlauben. Dies würde der Tendenz zu einer nur oberflächlichen, auf »Informationshäppchen« beschränkten Präsentation und Rezeption sowie kurzen Themenzyklen im Internet entgegenwirken. Der Journalismus nutzt offenbar das zeitliche Potenzial des Internets nur einseitig zur Beschleunigung der Nachrichtensammlung, -bearbeitung und -verbreitung. Er sollte auch sein gegenteiliges Potenzial zur Entschleunigung, Beständigkeit und Vertiefung besser ausschöpfen. Dafür sollten die notwendigen Ressourcen bereitstehen, und es sollten geeignete Formate entwickelt werden. 3.3 Fragmentierung der Öffentlichkeit im Internet? Durch die vereinfachte Partizipation im Internet erweitert sich die Themen- und Meinungsvielfalt, verglichen mit den traditionellen Massenmedien. Nutzer haben so die Möglichkeit, nach ihren individuellen Vorlieben Angebote auszuwählen. Dies könnte zu einem Zerfall der Öffentlichkeit führen – eine These, die prominent von Cass R. Sunstein (2007) und Jürgen Habermas (2008: 162) vertreten wird. Die Fragmentierungsthese besagt, dass im Internet die Nutzer nur jene Themen selektieren, die sie interessieren, und dass sie nur jene Meinungen beachten, die sie teilen und die sie in ihren Auffassungen bestärken. Dadurch soll die gemeinsame Agenda, d. h. die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf gesellschaftlich relevante Themen, verloren gehen. Außerdem wird der – ebenfalls für die Demokratie wichtige – Meinungsstreit nicht 322 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit mehr ausgetragen, wenn nur noch Gleichgesinnte untereinander den Austausch pflegen. Neben der aktiven Selektion hat auch die technisch gesteuerte Personalisierung von Angeboten die Sorge ausgelöst, dass sich Internetnutzer, ohne es zu bemerken, in einer »Filter Bubble« (Pariser 2011) befinden. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl empirischer Studien zur Fragmentierungsthese (zur Diskussion des Forschungsstands Nuernbergk 2013: 163-170). Befragungen können keine wesentliche Abweichung der Publikumsagenda von (starken) Internetnutzern gegenüber der Agenda der traditionellen Massenmedien nachweisen (z. B. Marr 2002; Coleman/McCombs 2007; Emmer/Wolling 2007; Rußmann 2007). Auch inhaltsanalytische Vergleiche von Agenden in Social Media und professionell-journalistischen Angeboten finden immer noch große Übereinstimmungen (z. B. Lee 2007; Sweetser/Golan/Wanta 2008; Maier 2010). Offenbar geht das Themensetzungspotenzial der traditionellen Massenmedien auch im Internet nicht verloren. Weniger eindeutig sind die Befunde zur Frage, ob sich Meinungslager abschotten. Zwar finden sich überwiegend Links, die ins eigene Lager führen. Gleichwohl bleibt der Anteil der Verbindungen zu Medien und ins gegnerische Lager so hoch, dass nicht von einer Isolation gesprochen werden kann (z. B. Hargittai/Gallo/Kane 2008 sowie weitere Studien bei Nuernbergk 2013: 168 f.). Die Existenz von Enklaven, in denen sich nur Gleichgesinnte austauschen, kann auch positiv gesehen werden, solange die Abschottung nur in einer frühen Phase des politischen Prozesses geschieht. Dort wird zunächst im kleinen Kreis die eigene Position zu einem neuen Thema intern geklärt, bevor sie sich in der großen Öffentlichkeit im Streit mit anderen Standpunkten bewähren muss. Der Fragmentierungsthese entgegengesetzt ist die Konzentrationsthese, nach der nicht der Zerfall der Öffentlichkeit ein Problem im Internet darstellt, sondern eine zu starke Konzentration der Aufmerksamkeit auf wenige Angebote (Benkler 2006: 235 f.). Hindman (2009: 90) hat in den USA die Konzentration auf verschiedenen Publikumsmärkten gemessen. Die zehn größten Nachrichten- und Medienwebsites erreichten einen Marktanteil von 29%, die Top 10 unter den politischen Sites kamen auf 31%. Niedrigere Konzentrationswerte hatten dagegen Radio (7%), Tageszeitungen (19%) und Magazine (27%). Entgegen der Erwartung, dass einfache Bürger auf Kosten der Elite an Macht gewinnen, schafft das Internet eine neue Hierarchie. Online-Kommunikation folgt dem »Winners-take-all«-Muster. Die wenigen großen Anbieter integrieren zwar die Öffentlichkeit, zugleich wächst ihnen aber auch eine erhebliche Meinungsmacht zu (Neuberger/Lobigs 2010). Entsprechende Konzentrationsmessungen wurden in Deutschland bisher nicht durchgeführt. 323 christoph neuberger Der Journalismus hat seinen Einfluss als Agendasetter auch im Internet nicht verloren. Auch dort bestimmt er die wichtigen Themen: Sie werden in Social Media aufgegriffen, weiterverbreitet und diskutiert. Die Meinungslager schotten sich nicht voneinander ab. Insofern ist die Sorge vor einem Zerfall der Öffentlichkeit im Moment wenig berechtigt. Eher zutreffend ist die entgegengesetzte Annahme, nach der es im Internet zu einer starken Konzentration auf Publikumsmärkten kommt, die sogar jene in den alten Medien übertrifft. Hier muss sichergestellt werden, dass die daraus erwachsende Meinungsmacht nicht missbraucht wird. 3.4 Neubestimmung der journalistischen Rolle Der Journalismus verliert im Internet sein Monopol als »Gatekeeper« (Abschnitt 3.1). Wie lässt sich seine weitere Notwendigkeit begründen? Und wie muss sich seine Rolle wandeln? Begründen lässt sich der weitere Bedarf an journalistischen Vermittlungsleistungen auf der Mikroebene mit der quantitativen Überforderung (»Informationslawine«) und qualitativen Überforderung (»Informationsmüll«) der Rezipienten im Internet sowie – als Kehrseite – den Schwierigkeiten von Kommunikatoren, Aufmerksamkeit und Vertrauen zu gewinnen. Ein solcher Bedarf lässt sich auch auf der Makroebene normativ begründen: Die Integration der Öffentlichkeit über spezielle Themeninteressen und Meinungslager hinweg, die Verhinderung einer digitalen Spaltung, die größere Durchlässigkeit der großen Öffentlichkeit für Themen und Meinungen aus dem »Long Tail« sowie die Qualität von Online-Diskursen sind Aufgaben, die journalistisch erfüllt werden sollten. Dafür darf der Journalismus nicht mehr nur Nachrichtenproduzent sein, sondern sollte auch Moderator, der die öffentliche Interaktion der vielen Teilnehmer steuert, sowie Navigator sein, der über das im Internet Publizierte orientiert: – Navigation: Im Internet ist neben dem »Gatekeeping«, also der harten Entscheidung über Publikation oder Nicht-Publikation, auch ein »Gatewatching« erforderlich (Bruns 2005). Wegen der Angebotsfülle und fehlenden Qualitätsprüfung wird die Orientierung über das, was andere bereits im Internet publiziert haben, zu einer wichtigen Leistung. Sie wird durch Suchmaschinen erbracht, aber auch durch den Journalismus, »Filter Blogs« (Wei 2009) und andere Social Media. – Moderation: Für die öffentliche Meinungsbildung bietet das Internet im Prinzip hervorragende Voraussetzungen (Offenheit der Beteiligung, Vernetzung der Beiträge durch Hyperlinks, kein Zeitdruck etc.). Dennoch wird angezweifelt, dass es zu einer besseren Verständigung kommt. Stattdessen werden Irrationalität, Respektlosigkeit, Ungleichheit, Polarisierung, Extremismus und Manipulation beobachtet. Im Netz fehlen zentrale Knoten, die den politischen Diskurs 324 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit organisieren und zivilisieren. (Laien-)Kommunikatoren benötigen Foren, auf denen sie mit Aufmerksamkeit, Resonanz und der Einhaltung von Diskursregeln im Sinne der deliberativen Öffentlichkeitstheorie rechnen können (Dahlberg 2004). Als Moderator sollte der Journalismus die entsprechenden Bedingungen schaffen. – Produktion: Das Auswählen und Produzieren von Inhalten ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung: Journalistische Beiträge im Internet stammen immer noch überwiegend aus den Redaktionen der traditionellen Massenmedien (Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009a). Die schlechten Erlösmöglichkeiten machen es wenig wahrscheinlich, dass reine Internetanbieter Redaktionen unterhalten können, die exklusive und hochwertige Informationen produzieren. Die neuen Rollen als Navigator und Moderator sollte der Journalismus konsequent in sein Selbstverständnis aufnehmen: Als Navigator sollte er helfen, die Fülle der Themen und Meinungen im Internet zu erschließen. Und er sollte als Moderator dafür sorgen, dass der Meinungsstreit ausgetragen wird. Auch dafür sollten geeignete Formate entwickelt werden. Seine Kernrolle bleibt allerdings jene des Produzenten von Nachrichten und Kommentaren. Darin wird er auf absehbare Sicht unersetzbar bleiben. 3.5 Informations- und Diskursqualität: Konkurrenz durch Laien für den professionellen Journalismus? Können diese Vermittlungsaufgaben auch von so genannten »Bürgerjournalisten« erfüllt werden? Oder sind nur professionelle Journalisten dazu in der Lage? Was Laien zu leisten können, ist heftig umstritten. Einige Autoren halten den Bürgerjournalismus für ebenso leistungsfähig wie den professionellen Journalismus: Chris Anderson (2007: 82), der frühere Chefredakteur von »Wired«, behauptete, dass »Blogs zusammen genommen den Massenmedien mindestens ebenbürtig« sind. Der deutsche Blogger Don Alphonso (2004: 26) vertrat die Auffassung, dass Weblogs »der Sargnagel für die professionellen Medien im Internet werden« könnten, und führte »ein Dutzend gute[r] Gründe« an, »warum die Weblogs für die Profis tödlich werden können«. Eine polemische, oft zitierte Kritik des Web 2.0 und der Vorstellung, dass Amateure im Kollektiv Experten und professionellen Journalisten überlegen sein könnten, stammt dagegen von Andrew Keen (2008: 56-67). In seinem Buch »Die Stunde der Stümper« (»The Cult of the Amateur«) sprach er Amateuren – auch im Kollektiv – das Fachwissen und das Rollenverständnis ausgebildeter Journalisten ab. Skeptisch äußerten sich auch andere Autoren (z. B. Lemann 2006; Lovink 2008: 33-78). 325 christoph neuberger Die Forschung zu Leistungen des Bürgerjournalismus ist bisher noch lückenhaft, ergab eine Synopse (Neuberger 2012a). Außerdem stammt der Großteil der Studien aus den USA, wo andere Voraussetzungen herrschen. Dort kam es z. B. zu einer stärkeren Professionalisierung und Politisierung von Blogs als in Deutschland. Auch wenn Laienkommunikatoren sich selbst mit dem Journalismus identifizieren und angeben, sich an seinen Normen zu orientieren, sprechen Inhaltsanalysen von Angeboten sowie die Nutzung und Einschätzungen des Publikums eher dagegen, dass in Social Media in erheblichem Maße und auf ähnlichem Niveau Berichterstattung betrieben wird wie im professionellen Journalismus. Es spricht deutlich mehr dafür, dass Laienkommunikatoren vor allem die Themen des professionellen Journalismus aufgreifen und dessen Beiträge bewerten. Dadurch bekommen andere Internetnutzer Empfehlungen, die wiederum ihr Auswahlverhalten beeinflussen. Anschlusskommunikation und Aufmerksamkeitslenkung lassen sich aber kaum als journalistische Leistung interpretieren, sondern sind vor allem Komplementärleistungen (Abschnitt 3.6). Auch Nachrichten-Suchmaschinen und Portale fungieren als derartige Vorfilter für den professionellen Journalismus. Dessen Produktionsleistungen sind momentan nicht ersetzbar. Dies belegen z. B. die Ergebnisse einer Befragung von 1000 Internetnutzern zur journalistischen Identität und Qualität von Internetangeboten, darunter Social Media und professionell-journalistische Angebotstypen (zum Folgenden Neuberger 2012b). Die Befragten, die in einem Online-Panel von Januar bis März 2011 rekrutiert wurden, wurden nach Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss entsprechend der Verteilung in der Grundgesamtheit der Internetnutzer in Deutschland quotiert. Beurteilt werden sollten Angebote, die von den Befragten mindestens halbjährlich genutzt wurden. Sie wurden gebeten, in einer Liste bis zu drei Angebote anzukreuzen, welche ein Angebotsmerkmal im höchsten Maße besitzen. Das Ergebnis ist eindeutig ausgefallen: Professionell-journalistische Angebote der traditionellen Massenmedien und die Internet-Enzyklopädie Wikipedia werden den Einzelkriterien unter den elf zur Wahl gestellten Angeboten und Formaten am ehesten gerecht. Nach der Auffassung des jeweils größten (bzw. zweitgrößten) Teils der Befragten besitzen Websites der Presse fast alle Merkmale im höchsten Maße. Wikipedia und die Websites des Rundfunks erreichen zwar weniger Spitzenwerte, liegen aber trotzdem deutlich vor allen anderen Angeboten. Nur bei der persönlichen Perspektive des Autors und der intensiven Diskussion haben soziale Netzwerke und Weblogs den größten Anteil. Portale mit Nachrichten (z. B. t-online.de, Yahoo) geben einen breiten Nachrichtenüberblick. Dass die Wikipedia sowohl hinsichtlich Unabhängigkeit als auch Quellentransparenz Presse-Websites übertrifft, lässt erkennen, dass kollaborative Ergebnisse von Laien 326 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit sogar redaktionelle Leistungen bei zentralen journalistischen Qualitätskriterien übertreffen können, zumindest aus Sicht der Nutzer. Die Wikipedia wird vor allem wegen ihrer Nützlichkeit im Alltag und der Hintergrundinformationen geschätzt. Journalistische Identitätsmerkmale wie regelmäßige Berichterstattung, Aktualität und breiter Nachrichtenüberblick besitzt die Enzyklopädie dagegen kaum. Die journalistische Identität und Qualität kann nicht nur über die Zuweisung von Angebotsmerkmalen ermittelt werden, sondern auch über Nutzermotive. In der Liste der 13 Gratifikations-Items wurden auch Besonderheiten des Informationsverhaltens im Internet berücksichtigt (wie die aktive Suche und zufällige Aufnahme von Informationen). Presse und Rundfunk werden auch im Internet vorgezogen, wenn ein Überblick über die Region, Deutschland oder das Ausland gewonnen werden soll. Sie legen auch die Themen fest, über die man informiert sein sollte, um mitreden zu können. Dies entspricht den klassischen Leistungen des professionellen Journalismus als »Gatekeeper« und »Agendasetter«. Wenn jedoch die Nutzer selbst aktiv werden und gezielt Informationen oder Beiträge zu ihren speziellen Interessengebieten suchen, dann ziehen sie Nachrichten-Suchmaschinen und die Wikipedia vor. Für die Orientierung über das Internet und das zufällige Entdecken interessanter Themen eignen sich besonders NachrichtenSuchmaschinen und Portale mit Nachrichten. Dagegen haben Social Media ihre Stärken bei kommunikativen Gratifikationen: Für die Diskussion eignen sich soziale Netzwerke und Weblogs, während für die Beziehungspflege soziale Netzwerke und Twitter vorgezogen werden. Unterhaltung wird in sozialen Netzwerken und Videoportalen gesucht. Social Media sind als Nachrichtenquelle (Überblick über das aktuelle Geschehen) weitgehend ohne Bedeutung. Über soziale Netzwerke lässt sich aber zumindest in Erfahrung bringen, welche Themen wichtig sind, um mitreden zu können. Vermutlich beruht diese Fähigkeit darauf, dass in sozialen Netzwerken die wichtigen Themen der Medien weiterkommuniziert werden. Der deutliche Qualitätsunterschied zwischen professionellem Journalismus und Social Media macht es höchst unwahrscheinlich, dass Laienkommunikatoren mit den Journalisten konkurrieren. Für die Nachrichtenproduktion sind die Bedingungen für Laien ungünstig. Schon der große Zeitdruck und der rasche Relevanzverlust von Themen lassen kaum die Möglichkeit, Nachrichten zu sammeln, zu prüfen und zu präsentieren. Während Sachkompetenz, also Kenntnisse in den verschiedenen Sparten wie Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport auch unter Nicht-Journalisten anzutreffen sind, müssen Fachkompetenz (journalistisches »Handwerk«, Fachwissen, Vermittlungskompetenz) und Rollenverständnis (i.S. einer Orientierung am Publikum und an gesellschaftlichen Aufgaben) in der Journalistenausbildung angeeignet 327 christoph neuberger werden. Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, dass Laienangebote noch am ehesten in »Special Interest«-Bereichen, in denen eine bestimmte Sachkompetenz eine große Rolle spielt, und bei Hintergrundthemen mit längerfristiger Bedeutung leistungsfähig sind. Dass Laien punktuell bei überraschenden Negativereignissen schneller als Medien ihre Augenzeugenberichte übermitteln können, wenn sie zufällig am Ort des Geschehens sind, stellt alleine noch keine journalistische Leistung dar. Im Internet kommt es nicht mehr nur auf die Nachrichtenqualität an, sondern auch auf die Diskursqualität. Für interaktive Kommunikation mit einer Vielzahl von Teilnehmern eignen sich besonders Social Media. Die Theorie der Deliberation fordert eine freie, gleiche, rationale und respektvolle Diskussion der Angelegenheiten von öffentlichem Interesse, wobei nicht Macht und Mehrheit entscheidend sein sollen, sondern alleine das bessere Argument. Das Ergebnis eines solchen Verständigungsprozesses soll bestenfalls ein Konsens sein, dem alle Beteiligten zustimmen können (z. B. Cohen 1989; Habermas 1992, 2008; Elster 1998). Es liegen zwar zahlreiche Fallstudien zur deliberativen Qualität von Internetforen vor (z. B. Graham/Witschge, 2003; Westholm 2003; Janssen/Kies 2005; Wright/Street 2007; Strandberg 2008; Zhou/Zang/ Peng 2008), ob allerdings das Internet günstige oder ungünstige Voraussetzungen für deliberative Qualität schafft, ist damit noch nicht beantwortet. Breit angelegte Studien, in denen Kontexte und Themen systematisch variiert worden wären, fehlen bislang noch (Dahlberg 2004). Auch die diskursive Qualität des Bürgerjournalismus wurde noch nicht mit jener des professionellen Journalismus inhaltsanalytisch verglichen. Zu vermuten ist eine starke Abhängigkeit vom Kommunikations- und Themenkontext. Erklärende Faktoren könnten z. B. die Existenz und Art der Moderation und Regulierung von Foren, die Anonymität der Beteiligten, das Kommunikationsformat sowie Merkmale der beteiligten Kommunikatoren sein. Die sich im Netz aufschaukelnden Protestwellen (»Shitstorms«) dürften vor allem aus kurzen, emotionalen und bekenntnishaften Kommentaren bestehen, die kaum deliberativen Ansprüchen genügen. Derzeit besitzt der professionelle Journalismus eine deutlich höhere Informationsqualität als andere Anbieter im Netz. Laien sind nicht in der Lage, seine Rolle als Nachrichtenproduzent zu übernehmen. Aus ökonomischen Gründen ist es allerdings zweifelhaft, dass der professionelle Journalismus diese Qualität in der Zukunft behalten wird (siehe dazu den Beitrag von Lobigs in diesem Band). Daher sollten neue Wege zur Finanzierung des Qualitätsjournalismus gesucht werden. Neben der Informationsqualität wird im Internet die Diskursqualität wichtig. Der 328 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit Journalismus sollte die Rolle des Moderators weiterentwickeln, um das Diskursniveau im Internet zu heben. 3.6 Umgang des professionellen Journalismus mit Social Media Man würde den Blickwinkel zu sehr verengen, würde man lediglich (wie im vorhergehenden Abschnitt) nach einer möglichen Konkurrenz zwischen dem professionellen Journalismus und Laienkommunikatoren fragen und nicht auch nach Komplementär- und Integrationsbeziehungen (zum Folgenden Neuberger/vom Hofe/Nuernbergk 2011: 19 f. sowie die dort angegebenen Quellen, außerdem zu speziellen Befunden zu Twitter auf Basis einer Redaktionsleiterbefragung Neuberger/vom Hofe/Nuernbergk 2011: 46-66). Mit »Integration« ist hier gemeint, dass sich der professionelle Journalismus selbst der Social Media bedient, während im Fall der Komplementarität andere Akteure als Publikum, Quelle oder Kritiker dem Journalismus gegenüberstehen. Vier Komplementärbeziehungen lassen sich zwischen professionellem Journalismus und Social Media unterscheiden: – Aufmerksamkeitslenkung: Social Media und Suchmaschinen haben eine erhebliche Bedeutung für die Besucherzahlen auf journalistischen Websites. Google und Google News, aber auch Facebook und Twitter leiten ihnen einen beträchtlichen Teil der Nutzer zu. – Anschlusskommunikation: In Social Media werden Themen des professionellen Journalismus aufgegriffen und weiterbehandelt. Der Einfluss des Journalismus auf das Web 2.0 durch dieses »Agenda Setting« ist als erheblich größer einzuschätzen als der Einfluss in umgekehrter Richtung. – Recherchequellen und Beobachtungsinstrumente: Wikipedia, Twitter, Weblogs und andere Social Media dienen dem professionellen Journalismus bei der Recherche oft als Suchhilfen und Quellen. Mit Hilfe von Nachrichten-Suchmaschinen beobachten Redaktionen die Themenentwicklung im Tagesverlauf und die Angebote ihrer Konkurrenz. Außerdem setzen Redaktionen Aggregatoren für Social Media (wie 10000flies.de und rivva.de) ein, um die Resonanz ihrer eigenen Beiträge im Publikum zu analysieren. – Meta-Kommunikation: Social Media und professionelle Journalisten machen sich auch gegenseitig zum Thema, wenn sie übereinander berichten oder sich wechselseitig kommentieren. Dies geschieht z. B. in »Watchblogs« wie bildblog.de. Dabei kann es – wie im Fall von Bloggern und Journalisten – auch zu grundlegenden Konflikten über Identität und Qualität kommen. Darüber hinaus können Social Media-Formate auch in den professionellen Journalismus integriert werden; hier lassen sich drei Beziehungstypen unterscheiden: 329 christoph neuberger – Formateinbindung: Redaktionen können Social Media für die journalistische Vermittlung einsetzen. Facebook, Twitter, Blogs und Podcasts haben weite Verbreitung im professionellen Internetjournalismus gefunden und dienen dort als Darstellungsformen. So werden z. B. Blogs als Filter-, Kolumnen- und Liveblogs eingesetzt. – Nutzerinteraktion: Social Media eignen sich zum Austausch zwischen den Nutzern sowie zwischen der Redaktion und ihrem Publikum. Zum einen kann hier die Anschlusskommunikation zu den redaktionell vorgegebenen Themen stattfinden, die (um erfolgreich zu sein) moderiert werden sollten. Zum anderen sind Formen des »Crowdsourcing« denkbar, also der redaktionellen Mitarbeit der Nutzer, z. B. bei der Recherche und Auswertung von Dokumenten, aber auch in anderen Phasen der journalistischen Produktion. – Nutzerwerbung: Redaktionen nutzen darüber hinaus die Möglichkeit, durch ein Facebook-Profil oder einen Twitter-Account für ihr Angebot zu werben und darauf zu verlinken. Sie holen gewissermaßen die Nutzer an vielen Stellen im Netz ab und führen sie auf die eigene Website. Diesen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten steht immer noch eine recht große Ratlosigkeit in den Redaktionen gegenüber, wie die unterschiedlichen Social Media entsprechend ihrem Potenzial angemessen eingesetzt werden sollten. In einer Befragung gaben 2010 60% der Redaktionsleiter an, dass die Kompetenz ihrer Mitarbeiter im Umgang mit Social Media stark verbesserungswürdig sei (Neuberger/vom Hofe/ Nuernbergk 2011: 66-68). Nur 7% sahen keinen Verbesserungsbedarf mehr. Besonders in Tageszeitungsredaktionen wurde ein Kompetenzdefizit registriert. »Learning by doing« und der informelle Austausch mit Kollegen waren die häufigsten Formen des Kompetenzerwerbs. In der systematischen Aus- und Weiterbildung für das Social Web besteht also noch ein erheblicher Nachholbedarf. Bevor Journalisten für den Umgang mit Social Media ausgebildet werden können, müssen zuerst geeignete Anwendungen gefunden werden (Abschnitt 4). Der professionelle Journalismus sollte die vielfältigen Arten der Komplementarität und Integration von Social Media sowie die Profile der unterschiedlichen Social Media-Formate noch besser erschließen, um die Kanäle sinnvoll einzusetzen und aufeinander abzustimmen. Er wird sich an die Viel-Kanal-Bedingungen gewöhnen müssen. Die Zahl der zu versorgenden Kanäle wächst derzeit durch die Mobilkommunikation. 3.7 Journalistisches Innovationsmanagement im Internet In vorhergehenden Abschnitten wurden neue Aufgaben für den Journalismus beschrieben. Der Eindruck ist verbreitet, dass es ihm bisher nicht 330 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit gelingt, diese Aufgaben präziser zu bestimmen und zu erfüllen. Eine wesentliche Ursache dafür ist das weitgehende Fehlen eines systematischen Innovationsmanagements im Journalismus. Besonderheiten des Internets wirken sich für Innovationen teils erleichternd, teils erschwerend aus: – Dynamisierung: Die seit Mitte der neunziger Jahre ablaufende Digitalisierung öffentlicher Kommunikation hat nicht zu einem einmaligen Übergang geführt, also zum Wechsel zwischen zwei relativ stabilen Zuständen, sondern zu einer anhaltenden Dynamik (Abschnitt 3.1). Sie wird durch die Multioptionalität des Internets, die breite Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren bei der Gestaltung, die ständig neue Anwendungen erproben, sowie die technische Weiterentwicklung vorangetrieben. Das Internet ist ein niedrigschwelliges Medium, das es gestattet, mit geringem ökonomischem Risiko Neues zu erproben. Deshalb sind daran auch Laien und »Start Up«-Unternehmen beteiligt, die weiterhin den Vorteil haben, dass sie nicht über konservative Strukturen verfügen. Innovation ist im Internet keine einmalige, sondern eine permanente Aufgabe, deren Erfüllung in den redaktionellen Strukturen verankert sein muss. – Transparenz und Monitoring: Das vielfältige Experimentieren mit neuen Anwendungen sowie ihr Erfolg sind im Internet relativ gut beobachtbar. Darüber hinaus werden diese Versuche im Internet selbst öffentlich thematisiert und diskutiert. Dies macht ein fortlaufendes Monitoring möglich und notwendig, da davon auszugehen ist, dass sich auch Wettbewerber diese hohe Transparenz zu Nutze machen und Vorbilder rasch imitieren (Boczkowski 2009). Allerdings kann auch ein »Herdentrieb« ausgelöst werden, falls vorschnell Innovationen übernommen werden. – Kontinuierliche Evaluation und Verbesserung: Im Unterschied zu den traditionellen Massenmedien erlaubt das Internet eine ständige Verbesserung von Angeboten. Neben umfassenden Relaunches einer Website sind auch kleinschrittige und partielle Überarbeitungen möglich. Auch die Publikumszufriedenheit kann mit Hilfe von Abrufstatistiken und Kommentaren relativ einfach, schnell und kontinuierlich erhoben werden. Der professionelle Journalismus ist für ein solches Innovationsmanagement allerdings schlecht gerüstet. So haben etwa im Bereich der Tageszeitungen (z. B. Schnell 2008; Beck/Reineck/Schubert 2010) der Mangel an intra- und intermedialer Konkurrenz, zahlreiche lokale Monopole und hohe Renditen zu einem geringen Innovationsdruck geführt. Sinkende Auflagen und der Einbruch auf dem Anzeigenmarkt im Jahr 2001 haben hier zwar zu einem Umdenken geführt, allerdings fehlen geeignete Konzepte für das redaktionelle Management. Auch von Seiten der Praxis wird immer wieder festgestellt, dass die Tageszeitungen 331 christoph neuberger im Internet bisher eher defensiv, mit geringem Einsatz, planlos und ohne ernsthafte Überprüfung ihres Erfolgs vorgehen (z. B. Niggemeier 2008; Burkard 2010; Matzat 2011). Der Blick auf die inzwischen bald zwei Jahrzehnte, in denen das Internet vom professionellen Journalismus genutzt wird, lässt viele strategische Wechsel (lokale Plattformen, Providerdienste, Kooperationsangebote, »Daily Me«, »E-Paper« etc.) und eine anhaltende Unsicherheit im Umgang mit dem Internet erkennen. Wie ein Innovationsmanagement für den Internetjournalismus aussehen könnte, soll hier skizziert werden: In einer strategischen Sicht stellt sich die Frage, wie Innovationen prozessual und strukturell optimiert werden können. (1)  Innovationsmanagement als Prozess: Grundsätzlich lässt sich der Innovationsprozess als dreiphasig betrachten (in Anlehnung an Benkenstein/Holtz 2003: 142-146): – Entwicklung bzw. Übernahme von Innovationen – Implementierung in der Redaktion – Evaluation (und Weiterentwicklung) In der ersten Phase können Redaktionen zwei verschiedene Rollen besitzen: Entweder entwickeln sie selbst Innovationen, oder sie übernehmen Innovationen, die in anderen Redaktionen oder anderswo im Internet entwickelt worden sind. Dies ist eine analytische Unterscheidung (da sie gleichzeitig Erfinder und Übernehmer im Falle einer Innovation sein können). Dennoch ist es sinnvoll, zwischen der Innovations- und Imitationsstrategie zu trennen, wie es auch im strategischen Marketing üblich ist (z. B. Schnaars 1994; Deephouse 1999; Meffert 2000: 282). – Entwicklung von Innovationen: Die Variation als Ausgangspunkt von Innovationen, unter denen die erfolgreichen selektiert und stabilisiert werden, ist nur begrenzt steuerbar. Die Ideenfindung kann aber durch eine redaktionelle Innovationskultur angestoßen und gefördert werden. Sie umfasst z. B. die Belohnung von Ideen, Fehlertoleranz,  Auf konkrete Innovationen kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden (dazu Fengler/Kretzschmar 2009). Unterscheiden lassen sich Produkt- und Prozessinnovationen. Produktinnovationen sind Neuerungen auf der Angebotsseite, durch die das technische Potenzial des Internets ausgeschöpft wird, also z. B. interaktive Formate (Chat, Blog, SNS etc.), selektive Formate (nonlineares Erzählen, Hypertextkolumne, Datenbank etc.) und multimediale Formate (Multimedia-Reportage, Slideshow etc.). Prozessinnovationen betreffen die Redaktionsseite wie z. B. das NewsroomKonzept, bei dem die üblichen Ressort- und Mediengrenzen überwunden werden, und das »Crowdsourcing«, also die Beteiligung des Publikums an der Nachrichtenproduktion. 332 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit Ressourcen (Zeit, Geld), die Bereitschaft zur langfristigen Weiterentwicklung und die Einbeziehung des Publikums, die unter den Bezeichnungen »Crowdsourcing«, »Open Innovation« und »Collaborative Innovation« diskutiert wird (Blättel-Mink 2010; Stanoevska-Slabeva 2011). Eine vorbildliche Innovationskultur für und mit Hilfe des Internets wird dem Unternehmen Google zugeschrieben (Vise/Malseed 2006; Jarvis 2009: 189-195). Kreativitätstechniken werden bislang im Journalismus vor allem im Bereich der Themenfindung und des Schreibens eingesetzt (Meyer 2008), kaum jedoch bei der Exploration des technischen Potenzials eines neuen Mediums. – Übernahme von Innovationen: Im Fall der Übernahme beobachten Redaktionen ihre Umwelt, imitieren Fremdangebote und greifen dabei auf Erfahrungen anderer Redaktionen und sonstiger Anbieter zurück. Solches Wissen lässt sich mit Hilfe eines systematischen Monitorings und über »Trendscouts« aneignen. Die Orientierung an Vorbildern setzt voraus, dass es gelingt, »Best Practice«-Fälle zu identifizieren (Kramp/Weichert 2012: 47-91). Es geht dabei nicht nur darum, dass Anbieter als »Pioniere« neue Möglichkeiten testen, sondern dass sie nachweislich auch erfolgreich damit sind. Nur so lässt sich ein »Herdentrieb« vermeiden. Neben der Analyse fremder Angebote können sich Redaktionen auch über die berufliche und wissenschaftliche Fachöffentlichkeit (Fachzeitschriften, Medien- und Wissenschaftlerblogs, Tagungen etc.) sowie die Aus- und Weiterbildung Wissen über Innovationen aneignen. Vor der Implementierung sind das Wettbewerbsumfeld, Nutzererwartungen und in der Redaktion vorhandene Kompetenzen zu prüfen (Benkenstein/Holtz 2003: 140-142). Innovationen müssen außerdem getestet werden. Das Internet bietet die Chance, neue Angebote im »laufenden Betrieb« als Beta-Versionen zu veröffentlichen und nachzubessern (Monse/Weyer 1999). In der zweiten Phase der Implementierung wird eine Innovation strukturell in der Redaktion verankert und auf dem Markt eingeführt. Sie muss sich bewähren und schließlich stabilisieren. Entscheidende Faktoren in Redaktionen sind die Akzeptanz von Innovationen unter den Mitarbeitern, ihre Kompetenz, die eingesetzten Ressourcen und ein angepasster Arbeitsprozess (»Work Flow«) (z. B. Buschow/Dürrenberg/Winter 2011). Die Markteinführung muss durch geeignete Marketingmaßnahmen begleitet werden, um die Publikumsakzeptanz zu erhöhen. In der dritten Phase der Evaluation wird geprüft, ob die mit einer Innovation verbundenen Erwartungen eingetroffen sind, also eine Innovation erfolgreich implementiert werden konnte. Diese Evaluation kann in der anspruchsvollsten Variante als fortlaufende Begleitforschung stattfinden, wobei hier ein enges Zusammenspiel und ein regelmäßiger 333 christoph neuberger Austausch über Ergebnisse zwischen Redaktion und Forschern erforderlich sind. Meier (2011) hat dafür das Konzept der »interaktiven Innovationsforschung« entwickelt. (2)  Strukturen des Innovationsmanagements: In einer zweiten Perspektive werden nicht die Prozesse, sondern die Strukturen analysiert, unter denen Innovationen entstehen. Auch hier geht es strategisch um die Verbesserung der Bedingungen. Grundsätzlich lässt sich dabei zwischen redaktionsinternen und -externen Strukturen unterscheiden. Die redaktionsinternen Strukturen lassen sich daraufhin beurteilen, ob sie für den Innovationsprozess die geeigneten Voraussetzungen schaffen. Inzwischen ist eine Spezialisierung beobachtbar, bei der sich eigenständige Rollen und Organisationseinheiten für Innovationsaufgaben herausbilden, die z. T. innerhalb von Redaktionen angesiedelt sind, z. T. aber auch in anderen Unternehmensbereichen, z. B. als »Innovation Task Force«. Außerdem wird externe Beratung in Anspruch genommen, und es werden »junge Wilde« für die Redaktionen rekrutiert, z. B. bekannte Blogger. Als Resultat der Implementierung einzelner Innovationen sind auch neue Rollen entstanden, z. B. im Bereich der Nutzerbeteiligung die Rolle des »Social Media-Redakteurs« und des »Community-Managers«. Zu den redaktionsexternen Strukturen lassen sich die folgenden Bereiche zählen: – Hochschulen, außerakademische Aus- und Weiterbildung: Gerade Hochschulen eignen sich für die Entwicklung neuer Ideen und ihre Erprobung, da der direkte Verwertungsdruck fehlt, die (vor allem zeitlichen, im Fall des Internets aber auch technischen) Ressourcen vorhanden sind und der Prozess durch Forschung begleitet werden kann. Praxisnahe Studiengänge erlauben eine Annäherung an reale Bedingungen. Entwicklung, Übernahme, Implementation und Evaluation können wissenschaftlich begleitet werden. Darüber hinaus ist es die Aufgabe der Hochschulen – wie auch der außerakademischen Aus- und Weiterbildung –, Innovationskompetenz zu vermitteln, die Absolventen in die Lage versetzt, selbstständig Innovationsprozesse durchzuführen. – Förderinstrumente: Hier lassen sich Förderprogramme von staatlicher Seite und Stiftungen (zum Knight News Challenge Lewis 2011; zum niederländischen Programm »Digitale Pioniere« pol-di.net 2009) sowie Preise für journalistische Internetangebote anführen (wie z. B. den Grimme Online Award). – Externe Beratung: Der externen Beratung widmen sich Medientrainer und Berater. »Think Tanks« wie Poynter.org und Project for Excellence in Journalism (PEJ) haben es sich in den USA zur Aufgabe gemacht, Innovationen anzustoßen und zu fördern. Für Europa 334 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit lassen sich hier das European Journalism Observatory (EJO), das von einer Vielzahl europäischer Universitäten getragen wird, und das Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford anführen. WAN-IFRA Newsplex ist ein internationales Kompetenzzentrum für Redaktionsinnovationen, das vom Weltzeitungsverband getragen wird. – Fachöffentlichkeit: Darüber hinaus spielt die berufliche Fachöffentlichkeit eine große Rolle, über die – neben der Aus- und Weiterbildung – wesentlich die journalistische Berufskultur bestimmt wird (Kunelius/Ruusnoksa 2008). Dazu zählen Fachzeitschriften und bücher sowie Tagungen. Das Internet ist nicht nur der Gegenstand von Innovationen, sondern zugleich auch eine wichtige Plattform für die Fachöffentlichkeit. Das Internet erleichtert den Einblick in die Fachöffentlichkeit anderer Länder. Darum ist davon auszugehen, dass sich Innovationen auch grenzüberschreitend rascher verbreiten und nationale Journalismuskulturen konvergieren. Der professionelle Journalismus ist auf das Erschließen der Potenziale des Internets und die Bearbeitung der Probleme, die das Internet aufwirft, nicht genügend vorbereitet. Er sollte die Entwicklung, Übernahme und Evaluation von Innovationen systematischer betreiben, als es bisher der Fall ist. Die Anpassung an neue Bedingungen ist durch die Digitalisierung zu einer Daueraufgabe geworden. 4 Wissenschaftsöffentlichkeit Der – bisher beschriebene – allgemeine Wandel von Öffentlichkeit und Journalismus im Internet bildet den Rahmen für die Analyse der Wissenschaftsöffentlichkeit. Hier besitzt der Wandel ganz ähnliche Züge. In Abschnitt 4 wird zunächst die Wissenschaftsöffentlichkeit vorgestellt, bevor anschließend deren Wandel diskutiert wird. Die Wissenschaftsöffentlichkeit ist zweigeteilt: Der Wissenschaftsjournalismus vermittelt in der allgemeinen Öffentlichkeit zwischen dem Wissenschaftssystem und dem Publikum, während in der Fachöffentlichkeit die Wissenschaft »unter sich bleibt«. – Der professionelle Wissenschaftsjournalismus stellt die allgemeine Öffentlichkeit mit Hilfe von Massenmedien her (Kohring 2005). Seine Angebote richten sich an ein Massenpublikum, das sich im Wesentlichen aus wissenschaftlichen und journalistischen Laien zusammensetzt. In den Redaktionen werden Mitteilungen über das Wissenschaftssystem entsprechend der journalistischen Logik selektiert, präsentiert und über populäre Massenmedien verbreitet. Wissenschaftler beteiligen sich über die Expertenrolle am Journalismus. 335 christoph neuberger Außerdem vertreten Organisationen des Wissenschaftssystems ihre Interessen durch »Public Relations«-Maßnahmen. Partizipation von Laien am Journalismus findet in der Rolle des »Citizen Journalist« statt. – An der Fachöffentlichkeit nehmen nur Akteure in Leistungsrollen teil, also Wissenschaftler und ihr Nachwuchs. Sie sind hier sowohl Kommunikatoren als auch Rezipienten. Für Laien ist die Fachkommunikation nur schwer zugänglich, selbst wenn sie öffentlich stattfindet, weil nicht nur fachliches Vorwissen notwendig ist, um Beiträge zu verstehen, sondern auch Metawissen für den Zugang zu Fachwissen. Innerhalb der Fachöffentlichkeit lassen sich wiederum eine Forschungs- und eine Lehröffentlichkeit unterscheiden: In der Forschungsöffentlichkeit werden die Ergebnisse der Forschung publiziert und unter den Wissenschaftlern diskutiert. Dies ist der Ort »ihrer gegenseitigen Kritik, der freundlich-feindlichen Arbeitsteilung der Wissenschaftler« (Popper 1972: 12). Strukturiert wird diese Kommunikation durch schriftliche Formate (Fachzeitschriften, -bücher etc.) und mündliche Formate (Tagungen, Kolloquien etc.) Ebenfalls zur wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit zählt die Lehre. Im Studium wird der Nachwuchs für professionelle Leistungsrollen in den verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen, auch des Wissenschaftssystems, ausgebildet. Auch hier lassen sich zahlreiche mündliche Formate (Vorlesungen, Vorträge etc.) und schriftliche Formate (Lehrbücher, Skripte etc.) für die Kommunikation zwischen Dozenten und Studierenden unterscheiden. Wissenschaftler haben oft eine Doppelrolle als Forschende und Lehrende und treten deshalb in beiden Fachöffentlichkeiten als professionelle Kommunikatoren auf. Außerdem beteiligen sie sich an den Vermittlungstätigkeiten, z. B. als Reviewer, Redakteure und Herausgeber. Während Wissenschaftler vor allem den Inhalt produzieren, dessen Qualität prüfen und Auswahlentscheidungen treffen, sind Fachverlage als weitere Intermediäre der Fachöffentlichkeit vor allem für die Aggregation, technische Herstellung, Verbreitung und Vermarktung von Fachmedien zuständig. Auch an der Wissenschaft können sich Laien in der Rolle des »Citizen Scientist« beteiligen. Diese Beteiligung wird oft über das Internet organisiert. Wo liegen die Grenzen der Wissenschaftsöffentlichkeit? Für die Abgrenzung zwischen Öffentlichkeit und Nicht-Öffentlichkeit ist Luhmanns (1992: 433) Unterscheidung zwischen der Herstellung und Darstellung wissenschaftlichen Wissens hilfreich. Erst die öffentliche Darstellung macht Forschung für das Wissenschaftssystem relevant. Diese öffentlich-kommunikative Seite wird in der Systemtheorie betont: Wissenschaft ist nach Stichweh (1987) und Luhmann (1992) ein auf öffentlicher Kommunikation basierendes autopoietisches System. Publikati336 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit onen als temporale Kommunikationsakte regen weitere Publikationen an, die an ihre Vorgänger durch Zitate anschließen (Stichweh 1987: 458-462; Luhmann 1992: 432-435). Um den geschlossenen Kreislauf, die Zirkularität der Publikationen zu unterbrechen, ist neben der Kommunikation ein zweiter Handlungstyp erforderlich: das Forschen (Stichweh 1987: 468 f.). Publikationen stellen Transparenz über die Forschung her, wodurch sie ihre intersubjektive Nachprüfbarkeit und Kritik ermöglichen. In Publikationen wird das Forschungshandeln aber nicht einfach nur protokolliert. Vielmehr sind sie nach Schimank (1988: 633) »simplifizierende Abstraktionen«, in denen das kontingente Forschungshandeln der Logik des Wissenschaftssystems angepasst wird (auch Luhmann 1992: 433 f.). Die strikte Trennung zwischen der nichtöffentlichen Herstellung und öffentlichen Darstellung von wissenschaftlichem Wissen in einer abschließenden, formalisierten Publikation wird im Internet durch »Open Science« aufgeweicht. Wissenschaftliche Fach­ öffentlichkeit (Forschung, Lehre) Allgemeine Wissen­ schaftsöffentlichkeit Professionelle Leistungsrolle im Wissenschaftssystem Wissenschaftler als Autoren Wissenschaftler als Quellen (Experten), Wissenschafts-PR Professionelle Vermittlerrolle Fachverlage, Wissenschaftler als Herausgeber, Reviewer und Redakteure Massenmedien, Wissenschaftsjournalismus Laienbeteiligung am Journalismussystem – »Citizen Journalism« Laienbeteiligung am Wissenschaftssystem »Citizen Science« – Publikum Wissenschaftler, Studierende Massenpublikum aus wissenschaftlichen und journalistischen Laien Tabelle 1: Rollen in den wissenschaftlichen Teilöffentlichkeiten Tabelle 1 gibt einen Überblick über die beiden wissenschaftlichen Teilöffentlichkeiten. Das Internet und Social Media können entsprechend von Akteuren in verschiedenen Rollen (Wissenschaftler, Journalisten, Laien) und in unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten verwendet werden.  Mit einem ähnlichen Raster analysiert Donk (2012: 12) die Digitalisierung der Wissenschaft, wobei er sich auf die Forschungsöffentlichkeit beschränkt: Er unterscheidet zwischen der Distribution wissenschaftlichen 337 christoph neuberger 5 Fragen zum Wandel der Wissenschaftsöffentlichkeit im Internet Viele der Eigenschaften, welche die Öffentlichkeit im Internet insgesamt charakterisieren, lassen sich auch speziell in der Wissenschaftsöffentlichkeit wiederfinden (Gloning/Fritz 2011; Schomburg et al. 2011). In diesem Aufsatz liegt das besondere Augenmerk auf der Sozialdimen­ sion. Aber auch in der Zeit-, Raum- und Zeichendimension lassen sich Veränderungen registrieren, die hier zumindest kurz angesprochen werden sollen: – Beschleunigung (Abschnitt 3.2): Der lange Prüfungs-, Revisions-, Herstellungs- und Distributionsprozess traditioneller Fachzeitschriften kann im Internet beschleunigt werden. Auch »Open Science«, also die Transparenz bereits des Forschungsprozesses trägt zur Beschleunigung bei, weil die Veröffentlichung nicht mehr an dessen Ende steht (Abschnitt 7.1). Auch hier wird die Tempoverschärfung kritisiert, weil sie zu Lasten der sorgfältigen Prüfung und vertieften Diskussion von Befunden geht (Donk 2012: 69-73; als Beispiel Blawat 2013). – Archivierung und Datenbanken: Zugleich erlaubt das Internet durch seine Speicherfähigkeit den effizienten Zugang zu Archiven von Fachzeitschriften und den Aufbau großer Datenbanken (Warden 2010: 3). – Globale Verbreitung: Das Internet ermöglicht Kommunikation über große räumliche Distanzen, z. B. bei Forschungskooperationen. – Multimedialität: Das Internet erleichtert die multimediale Präsenta­ tion von Forschungsergebnissen, z. B. mit Hilfe von Animationen. Im Vordergrund stehen hier aber Partizipation und Interaktion als technische Potenziale in der Sozialdimension. Die allgemeine Frage lautet deshalb: Wie wirken sich die Partizipations- und Interaktionsmöglichkeiten des Internets und besonders von Social Media auf die Wissenschaftskommunikation in der Fachöffentlichkeit und in der allgemeinen Öffentlichkeit aus? Daran lässt sich eine Reihe spezifischer Fragen anschließen: – Informations- und Diskursqualität (Abschnitt 3.5): Die ungehinderte Möglichkeit, sich via Social Media mit Wissenschaftsthemen zu befassen, wirft die Frage nach der Qualität auf: Wie beeinflusst das Internet die Informations- und Diskursqualität der Wissenschaft und Wissens (= Lehre), dessen Produktion (= Herstellen) und Prozessierung (= Darstellung) sowie der Infrastruktur. Infrastruktur und Distribution klammert er aus und konzentriert sich auf die Forschung.  Die These der Fragmentierung (Abschnitt 3.3) wird – soweit zu sehen – im Kontext der Wissenschaftsöffentlichkeit nicht diskutiert. 338 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit des Wissenschaftsjournalismus? Welche Mechanismen der Qualitätssicherung bilden sich im Internet heraus? – Beteiligung von Laien (Abschnitt 3.6): Laien können als Mitforschende (»Citizen Science«) in den Forschungsprozess mit Hilfe von Social Media integriert werden. Sie können sich auch am Wissenschaftsjournalismus beteiligen (»Citizen Journalism«). Dies kann jeweils unter professioneller Betreuung geschehen oder aber in einem eigenständigen Laienprojekt (wie der Wikipedia). Wie lässt sich eine solche Beteiligung an Forschung und Journalismus über das Internet organisieren? Welche Mitsprachemöglichkeiten an der Wissenschaft fordern Bürger via Internet ein? – Neue Rollen für Intermediäre (Abschnitt 3.4): Im Internet können Fachverlage als traditionelle Intermediäre umgangen werden. Mit »Open Access«-Journals wollen Wissenschaftler nicht nur den Zugang kostenfrei halten, sondern auch die Vermittlung weitgehend in Eigenregie übernehmen. Auch in der allgemeinen Öffentlichkeit werden die bisherigen Intermediäre, in diesem Fall: der professionelle Wissenschaftsjournalismus umgangen. Dies geschieht z. B. dann, wenn sich Wissenschaftler direkt in Blogs an Laien wenden. Auch Interessengruppen können ohne journalistische Prüfung publizieren. Wie müssen die traditionellen Intermediäre ihre Rolle unter den Bedingungen des Internets neu definieren? – Transparenz und Entgrenzung: Der Grenzverlauf zwischen den Teilöffentlichkeiten wird im Internet unscharf. Fachöffentlichkeit und allgemeine Öffentlichkeit sind im Internet auf einer technischen Plattform vereint. Dadurch gewinnen Laien leichter Einblick in die Fachöffentlichkeit. Patienten können sich einfacher über Befunde der medizinischen Forschung informieren. Wie wirkt sich diese Entgrenzung der beiden Öffentlichkeiten aus? Im Forschungsprozess lassen sich Kommunikationsformate bestimmten Phasen zuordnen. Dabei nehmen tendenziell die Reichweite und der Grad der Öffentlichkeit bis hin zur Publikation in einer Fachzeitschrift und der Verbreitung über journalistische Massenmedien zu. Wenn nicht erst nach dem Abschluss eines Projekts publiziert wird, sondern bereits der laufende Forschungsprozess transparent gemacht wird, verändert sich diese Zuordnung. Was motiviert zur Offenlegung, was hält davon ab? Wie beeinflusst das Feedback den Forschungsprozess? Und wie wirkt sich die Transparenz auf die Qualität der Forschung aus? Diese theoretisch hergeleiteten Fragen sollen auf der Basis einer Metaanalyse beantwortet werden. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass für alle Fragen bereits (befriedigende) Antworten vorliegen. Ein Ziel des Textes ist es deshalb auch, Forschungslücken und -bedarf kenntlich zu machen. 339 christoph neuberger 6 Metaanalyse der Forschung zu Social Media in der Wissenschaft Für die folgende Darstellung des Forschungsstands (dazu auch Donk 2012: 38-56) wurden Studien ausgewählt und ausgewertet, in denen Partizipation und Interaktion in der öffentlichen Wissenschaftskommunikation im Internet untersucht wurden. Neben Social Media-Formaten wurden auch andere Beteiligungsmöglichkeiten auf journalistischen oder wissenschaftlichen Websites berücksichtigt. Auf welches Material stützt sich die Metaanalyse? Bei der Literaturrecherche wurde eine Reihe einschlägiger wissenschaftlicher Fachzeitschriften systematisch ausgewertet. Dies waren Titel, die auf den Journalismus, auf Wissenschafts- oder Internetkommunikation spezialisiert sind. Darüber hinaus wurde eine Vielzahl weiterer deutsch- und englischsprachiger Quellen recherchiert. Berücksichtigt wurden neben empirischen Untersuchungen auch reine Theoriearbeiten und Metaanalysen der empirischen Forschung. Was die fachliche Herkunft der Studien betrifft, so lässt sich zwar ein Schwerpunkt in der Kommunikationswissenschaft und Informatik ausmachen; darüber hinaus ist aber eine Vielzahl anderer Fächer vertreten, in denen vor allem die facheigene Kommunikation reflektiert wird (z. B. Ashlin/Ladle 2006; Batts/Anthis/Smith 2008; Warden 2010). Einen expliziten Theoriebezug lassen viele der ausgewerteten Studien vermissen. Was den Untersuchungsgegenstand betrifft, so haben Social Media bisher einen sehr unterschiedlichen Grad an Aufmerksamkeit erhalten: Der Schwerpunkt der empirischen Forschung liegt eindeutig auf dem Format »Blog« (Davies/Merchant 2007; Groth/Gurney 2010; Kouper 2010; Kjellberg 2010; Mlynarski 2010; Walejko/Ksiazek 2010; Wang/ Jiang/Ma 2010; Shanahan 2011; Bader/Fritz/Gloning 2012: 65-80; Littek 2012; Mahrt/Puschmann 2012; Trench 2012; Winter/Krämer 2012; Anderson et al. 2013), was auch seine Relevanz in der Praxis widerspiegeln dürfte. Im Vergleich z. B. mit Twitter und Facebook bieten Blogs bessere Möglichkeiten der Vertiefung und Kontinuität der Kommunika Recherchiert wurde im März 2013 in Online-Archiven von Fachzeitschriften mit einem Schwerpunkt im Bereich Journalismus (Journalism, Journalism Studies), Internetkommunikation (First Monday, Journal of Computer-Mediated Communication, New Media & Society) sowie Wissenschaftskommunikation (Journal of Science Communication, Public Understanding of Science, Science Communication). Dafür wurde eine Reihe von Suchwortkombinationen eingesetzt. Ergänzt wurde die Recherche durch eine Suche in Bibliothekskatalogen, Google Scholar sowie durch eine Sichtung der Websites ausgewählter Forschungsprojekte und Wissenschaftler/innen, die sich mit dem Thema befassen. 340 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit tion. Weitere Studien galten der Verwendung von Twitter (Herwig et al. 2009; Weller/Dröge/Puschmann 2011; Weller/Puschmann 2011), SNS (Nentwich/König 2011) und Podcasts (Birch/Weitkamp 2010) in der Wissenschaft. Bislang mangelt es an vergleichenden Studien, in denen mehrere Formate (Walsh/Maloney 2007: 718 f.; Voigt 2012) oder auch Viel-, Wenig- und Nichtnutzer eines Formats (Matzat 2004: 225) gegenübergestellt würden. Auch die Frage, wie Akteure in unterschiedlichen Rollen kommunizieren, also wie z. B. Laien, professionelle Journalisten und Wissenschaftler bloggen, ist selten im Vergleich analysiert worden (Mlynarski 2010; Colson 2011; Voigt 2012). Auch Kontextvariablen, z. B. das wissenschaftliche Fach (Matzat 2004; Walsh/Maloney 2007; Bader/Fritz/Gloning 2012; Donk 2012; speziell zur Archäologie Samida 2006), die Sprache oder das Land (Voigt 2012) wurden kaum einmal variiert. Insgesamt ist festzuhalten, dass aus den zahlreichen kleinteilig angelegten Studien nur ein bruchstückhaftes Gesamtbild entsteht. Verallgemeinernde Schlüsse lassen sich deshalb nur sehr vorsichtig ziehen. Vielfältig sind die eingesetzten empirischen Methoden. Dazu zählen die qualitative Inhaltsanalyse (Davies/Merchant 2007; Kouper 2010; Secko/Amend/Friday 2011; Shanahan 2011; Trench 2012.), die quantitative, d. h. mit Hilfe von Kategorien standardisierte Inhaltsanalyse (Kouper 2010; Artz/Wormer 2011; Colson 2011; Walejko/Ksiazek 2010; Weller/Dröge/Puschmann 2011; Weller/Puschmann 2011; Cacciatore et al. 2012; Mahrt/Puschmann 2012), die Netzwerkanalyse (Groth/Gurney 2010; Wang/Jiang/Ma 2010), die quantitative Befragung (Matzat 2004; Walsh/Maloney 2007; Brumfiel 2009; Williams/ Clifford 2009; Mlynarski 2010; RIN 2010; Weller et al. 2010; Colson 2011; Granado 2011; Bader/Fritz/Gloning 2012; Donk 2012a, b; Littek 2012; Voigt 2012), das qualitative Interview (Neuberger/Karthaus/ Leßmöllmann 2009; Kjellberg 2010; Fahy/Nisbet 2011; Acord/Harley 2012) und das Experiment (Winter/Krämer 2012; Anderson et al. 2013). Nicht immer werden die methodischen Mindeststandards erfüllt (z. B. Davies/Merchant 2007; Kouper 2010; Trench 2012). Multivariate statistische Analysen sind die Ausnahme (Matzat 2004; Walsh/Maloney 2007; Winter/Krämer 2012; Anderson et al. 2013). Ein weiteres methodisches Problem ist die Auswahl der untersuchten Angebote: Bei vielen Social Media ist die Grundgesamtheit schwer überschaubar. Die Ergebnisse der vorliegenden Studien sind deshalb zumeist nicht repräsentativ. Hilfsmittel für die Ermittlung z. B. von Wissenschaftsblogs sind BlogPlattformen und -Suchmaschinen. Auch damit lassen sich aber nicht sämtliche relevanten Blogs erfassen (Kouper 2010; Mlynarski 2010; Walejko/Ksiazek 2010; Colson 2011; Littek 2012: 193). Häufig wurde in den Studien eine kleine Zahl von Blogs bewusst ausgewählt (Davies/ Merchant 2007; Groth/Gurney 2010; Kjellberg 2010; Wang/Jiang/Ma 2010; Shanahan 2011; Mahrt/Puschmann 2012; Trench 2012). Bevor341 christoph neuberger zugt wurden dabei prominente Blogs. Die Peripherie der »Blogosphäre« bleibt dadurch ausgeblendet, also z. B. Blogs von Personen, die sowohl wissenschaftliche als auch journalistische Laien sind und die sich nur punktuell mit Wissenschaftsthemen befassen. Dies ist ein Nachteil, weil gerade in der Laienbeteiligung eine wesentliche Neuerung des Web 2.0 liegt. Im Folgenden wird der Gebrauch von Social Media in der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit (Abschnitt 7) und in der allgemeinen Öffentlichkeit (Abschnitt 8) diskutiert. 7 Social Media und wissenschaftliche Fachöffentlichkeit 7.1 Transparenz der Forschung im Internet Die Digitalisierung der Forschung, auch als »e-Science« bezeichnet (Jankowski 2007; Schroeder/Fry 2007), eröffnet eine breite Palette neuer Möglichkeiten. Das Internet kann als Informationsquelle und Kontaktmöglichkeit zwischen Wissenschaftlern dienen (Matzat 2004) oder zur Kollaboration eingesetzt werden (Walsh/Maloney 2007). Außerdem kann mit Hilfe des Internets die Forschung transparenter gestaltet werden, als dies bisher der Fall war. Dabei werden die drei Bereiche »Open Science«, »Open Peer Review« und »Open Data« unterschieden. Im Internet kann die strikte Trennung zwischen der nicht-öffentlichen Herstellung und der abschließenden öffentlichen Darstellung wissenschaftlichen Wissens vermindert werden, wenn bereits der laufende Forschungsprozess in einem öffentlichen »Labortagebuch« transparent gemacht wird. Dies wird als »Open Science« bezeichnet. Wie sind die Folgen einzuschätzen? Grand et al. (2012: 681) sind optimistisch, dass »Open Science« als neuer Vertrauensmechanismus funktionieren kann: Durch den direkten, authentischen und zeitnahen Blick auf den Forschungsprozess könnte das Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt werden. Außerdem könnte das Verständnis von Wissenschaft als andauernder Prozess verbessert werden. Allerdings bestehen auch erhebliche Bedenken: Sie betreffen die Sorge, dass andere Wissenschaftler die offen gelegten Erkenntnisse schneller in Journals veröffentlichen, den großen Zeitaufwand, den das Bloggen verursacht, den Missbrauch der publizierten Daten durch Interessengruppen sowie das Entstehen  Alternativ wäre auch eine Gliederung nach Social Media-Formaten denkbar gewesen (Nentwich 2009; Fritz/Bader 2010). Dagegen spricht jedoch, dass es ein deutliches Übergewicht an Blog-Studien gibt. Außerdem dürften sich diese konkreten Formate rasch weiterentwickeln. Hier geht es aber darum, prinzipielle Veränderungen herauszuarbeiten. 342 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit von Missverständnissen auf Seiten der Laien. Widerstände gibt es auch gegen das frühzeitige und eigenständige Veröffentlichen von Ergebnissen im Internet. Die qualitativen Interviews, die Acord/Harley (2012: 384-386) mit Wissenschaftlern geführt haben, zeigen, dass vor allem in hoch kompetitiven und großen Forschungsfeldern erste Entwürfe auf persönlichen Websites, Arbeitspapiere und Preprints nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Druck, in Top-Journals zu publizieren, lässt kaum Zeit, solche Vorabveröffentlichungen zu produzieren oder auch nur zu rezipieren. Ihnen wird kein besonderer Wert für den Erwerb von Reputation beigemessen. Am ehesten realisierbar ist eine solche Offenheit in noch jungen, kleinen und wenig kompetitiven Feldern, die über informelle Mechanismen der Reputationszuweisung verfügen. Mit ihrem Wachstum geht aber auch dort eine Formalisierung einher. Insgesamt scheinen die Bedenken zu überwiegen, im Internet den Forschungsprozess offenzulegen oder Ergebnisse »auf eigene Faust« vorab zu veröffentlichen. Mit »Open Peer Review« ist die offene Prüfung eingereichter Manuskripte gemeint. Dies umfasst die Publikation von Gutachten und die Möglichkeit der Kommentierung von Manuskripten. Bader/Fritz/Gloning (2012: 19, 31 f.) ermittelten dazu unter deutschen Wissenschaftlern eine deutliche Zurückhaltung. Auch Acord/Harley (2012: 387 f.) haben in ihren qualitativen Interviews eher Hindernisse ermittelt. Danach sind die bisherigen Versuche auf eine geringe Bereitschaft zur Mitarbeit gestoßen. Neben dem Zeitaufwand spricht dagegen die geringe Aussicht, durch kluge Kommentare zu Manuskripten Reputation zu gewinnen. Die Autoren von Aufsätzen wiederum haben die Sorge, dass ihre unfertigen Arbeiten bereits breiter öffentlicher Kritik ausgesetzt sind und ihre Fehler dauerhaft im kollektiven Gedächtnis haften bleiben (zu Pro- und Contra-Argumenten auch Bader/Fritz/Gloning 2012: 15-37). Das Veröffentlichen von Rohdaten (»Open Data«) vereinfacht die Prüfung publizierter Ergebnisse und Sekundäranalysen (Acord/Harley 2012: 388-390). Allerdings stellt sich hier ebenfalls die Frage, wer bereit ist, beim »Peer Review« mitzuarbeiten. Auch aus Sicht der Erzeuger der Daten ergibt sich kaum ein Mehrwert. Stattdessen sehen sie es als problematisch an, dass andere Forscher ihre Daten zum eigenen Nutzen weiterverwenden können, ihre Arbeit kritisch geprüft werden kann und sie einen erheblichen Aufwand betreiben müssen, um die Daten in eine präsentable Form zu bringen. Insgesamt sehen Acord/Harley (2012: 390 f.) die Hauptgefahr von mehr Transparenz in der Forschung darin, dass dadurch Konventionen verschiedener Formen des Teilens im Laufe des Forschungsprozesses durcheinander gebracht werden: Social Media kombinieren den informellen, raschen Umgang mit noch unfertigen Ideen, wie er im kleinen Kreis unter Vertrauten üblich ist, mit einer großen Öffentlichkeit und 343 christoph neuberger Permanenz, wie sie abgeschlossene, zu archivierende, formelle Publikationen kennzeichnet. Viele Wissenschaftler hätten die Sorge, dass dies zu Unordnung in der Wissenschaftskommunikation führt (zu dieser Entgrenzung auch Davies/Merchant 2007: 193; Kouper 2010; Warden 2010: 2, 4; Trench 2012). Einen sehr weitreichenden, auch nach eigenem Bekunden »utopischen« Entwurf für »Open Scientific Communication« haben Nosek/ Bar-Anan (2012) vorgelegt. Neben dem völligen Verzicht auf Papiermedien und »Open Access« für alle Publikationen fordern sie die Auflösung der Verbindung von Publikation und Evaluation, die graduelle Einschätzung von Papers durch Reviewer (an Stelle eines »hart« selektierenden »Gatekeeping«), die unabgeschlossene, schrittweise Überarbeitung von Papers, keine Zuordnung von Papers zu Journals (stattdessen der Einsatz von Filtertechniken) sowie öffentliche und für jeden offene Review-Verfahren. Diese Vorschläge bedürfen der gründlichen Diskussion und Erprobung (zur Kritik Asendorpf 2012). Bislang sind die Einschätzungen unter Wissenschaftlern über eine größere Transparenz des Forschungsprozesses (»Open Science«, »Open Peer Review«, »Open Data«) noch eher negativ. Ein hohes Maß an Öffentlichkeit und Permanenz soll der Informalität und Offenheit in frühen Phasen des Forschungsprozesses widersprechen. Außerdem fehlen Anreize, sich kritisch mit noch unfertigen Arbeiten auseinanderzusetzen. Auch hier kommt es darauf an, mit den neuen Möglichkeiten zu experimentieren. 7.2 Wissenschaftlicher Diskurs im Internet Das Internet bietet eine breite Palette an Möglichkeiten für den wissenschaftlichen Diskurs im Anschluss an eine Publikation: Blogs haben sich zu einem Kanal entwickelt, in dem Aufsätze in Journals und deren Prüfverfahren zeitnah kritisiert werden (Berndt 2010; Colson 2011: 890; Fahy/Nisbet 2011: 779). »Retractionwatch« dokumentiert die von Fachzeitschriften zurückgezogenen Artikel (Herb 2011). In den Geistesund Sozialwissenschaften bieten Rezensionsplattformen die Möglichkeit der Interaktion zwischen Rezensenten, Autoren und Lesern.  Der Zusammenhang zwischen dem »Impact Factor« (IF) von Journals und der Zitierhäufigkeit von Papers lockert sich durch die digitale Verbreitung wissenschaftlicher Literatur. Leser orientieren sich bei der Selektion nicht mehr primär am Titel von Journals, sondern suchen thematisch und Titel übergreifend in Datenbanken. Die am häufigsten zitierten Aufsätze stehen deshalb immer seltener in Journals mit hohem IF (Lozano/Larivière/Gingras 2012). 344 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit Beispiele aus der Geschichtswissenschaft sind »Reviews in History« (Winters 2011) und »recensio.net«. Das Aufdecken von Plagiaten in Dissertationen ist in Deutschland mit Hilfe von Wikis (wie »GuttenPlagWiki« und »VroniPlagWiki«) geleistet worden. Wikis eignen sich besonders gut für die Kollaboration vieler Beteiligter und zur übersichtlichen Ergebnisdokumentation. Das Internet bietet neue Möglichkeiten des wissenschaftlichen Diskurses. Dabei können Diskurse mit einer größeren Zahl von Beteiligten und über längere Zeiträume innerhalb der »Scientific Community« geführt werden, als dies in Präsenzformaten der Fall ist. Auch hier sollten die Formate weiter verbessert werden. 7.3 Umgang von Wissenschaftlern mit Social Media Befunde darüber, wie Wissenschaftler Social Media einsetzen, liegen nur spärlich vor. In Großbritannien wurde die Aneignung des Web 2.0 unter Wissenschaftlern breit untersucht, wobei Formate und Nutzungsweisen differenziert erfasst wurden (RIN 2010). Eine ähnliche Befragungsstudie – allerdings bezogen auf das gesamte Internet – hat Donk (2012a, b) für eine deutsche Universität vorgelegt; dabei registrierte er eine besonders geringe Bedeutung des Blogs in Wissenschaftlerkreisen (Donk 2012a: 125). Voigt (2012) hat die Nutzung von Blogs und SNS unter deutschen und bulgarischen Wissenschaftlern verglichen. Welchen Nutzen ziehen Wissenschaftler aus dem Gebrauch von Internetformaten in der Fachöffentlichkeit? Wo liegen ihre relativen Stärken und Schwächen? Format- und Fachvergleiche wurden bisher nur selten gezogen. Ausnahmen sind die folgenden beiden Studien: Matzat (2004) stellte in einer repräsentativ angelegten und Fächer vergleichenden Befragung der Teilnehmer von »Internet Discussion Groups« (Mailinglisten, Newsgroups) fest, dass diese einen signifikanten Nutzen für den Erwerb von Wissen über Forschung hatten, nicht aber für die Aneignung von instrumentellem Wissen. Außerdem gewannen sie damit einen besseren Überblick (»weak contacts«) und wurden zur Lektüre angeregt (»reception contacts«). Keine Wirkung zeigte sich hingegen auf die Zusammenarbeit zwischen den Forschern (»strong contacts«). Die Effekte unterschieden sich insgesamt nicht für besser oder schlechter integrierte Wissenschaftler. Sozialwissenschaftler profitierten von Mailinglisten und Newsgroups als Informationsquellen stärker als Naturwissenschaftler. Einen Vergleich zwischen zwei Formaten (E-Mail, Telefon) haben Walsh/Maloney (2007) gezogen: Sie kamen in einer ebenfalls repräsentativen und Fächer vergleichenden Befragung zum Ergebnis, dass in Forschungsteams E-Mails mit weniger Koordinationsproblemen ver345 christoph neuberger bunden sind als Telefonate. Bei Problemen, die aus kulturellen Differenzen und Fragen der Informationssicherheit hervorgingen, hatten Telefonate einen negativen Einfluss, während hier E-Mails ohne Effekt blieben. Das synchrone, schnelle Reaktionen einfordernde Telefonieren schnitt damit schlechter ab als die asynchrone E-Mail. Dass das Telefonieren eher mit Problemen behaftet ist, könnte allerdings auch an einer umgekehrten Kausalität liegen, konzedieren Walsh/Maloney (2007: 726): Möglicherweise werden sie nicht dadurch verursacht, sondern das Telefon wird eher eingesetzt, um Probleme zu lösen. Über die Nutzung der unterschiedlichen Social Media-Formate und ihren Nutzen für Wissenschaftler ist bislang noch wenig bekannt. Wie im Journalismus wird es wichtig sein, die Möglichkeiten von Social Media noch besser zu erschließen, um sie sinnvoll einsetzen zu können. 7.4 Umgang der wissenschaftlichen Fachverlage mit Social Media Fachverlage als traditionelle Intermediäre der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit reagieren ebenfalls auf die Herausforderungen des Internets. Verlage sind bisher selten Gegenstand von Untersuchungen geworden (Stewart et al. 2012: 416; für Deutschland z. B. Schimank/ Volkmann 2012). Unter Druck geraten sind sie vor allem durch die »Open Access«-Bewegung (Taubert/Weingart 2010; Dambeck 2013). »Open Access«-Journals werden unter Wissenschaftlern begrüßt, weil sie die Möglichkeit bieten, dem Kostendruck der Fachverlage zu entfliehen (Donk 2012a: 136). In einer Fallstudie über die »Nature Publishing Group« (NPG) und ihr Flaggschiff »Nature« zeigen Stewart et al. (2012: 418 f.), wie auf der Website »Nature.com« mit Social MediaFormaten wie Social Bookmarking, Blogs und SNS sowie mit einem »Open Peer Review«-System experimentiert wurde (auch Deggerich 2007). Die meisten dieser Projekte konnten jedoch keine relevante Nutzung erzielen. Gleichwohl ließen sich dadurch wichtige Erfahrungen sammeln. Stewart et al. (2012: 428) sehen NPG und andere Fachverlage in der Rolle als »innovation intermediaries«, die am besten in der Lage seien, mit den neuen Möglichkeiten nicht nur zu experimentieren, sondern auch das Potenzial von Social Media auszuschöpfen, da sie alleine über die notwendige strategische Kapazität und hohe Sichtbarkeit verfügten. »Despite the potential of Web 2.0 services to disrupt existing practices of scholarly communication, the role of traditional publishers and peer-reviewed journals remains strong.« (Stewart et al. 2012: 427) Fachverlagen wird hier also eine nach wie vor wichtige Rolle zugeschrieben. 346 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit Fachverlage als traditionelle Intermediäre müssen – ähnlich wie der professionelle Journalismus – ihre Rolle überdenken. Auch sie sollten eine noch mehr moderierende und navigierende Rolle übernehmen. Außerdem sollten sie Wege finden, um Vermittlungsaufgaben unter breiterer Beteiligung der »Scientific Community« zu organisieren. 7.5 »Citizen Science«: Laien als Forscher In der Fachöffentlichkeit drückt sich Partizipation darin aus, dass Laien als Mitforschende beteiligt sind (Grand et al. 2012: 683). Diese Laienbeteiligung wird über Internetplattformen angestoßen und organisiert (Flanagin/Metzger 2008; Delfanti 2010). Derzeit sind noch viele Fragen offen, u. a., wie die Aufgaben beim »Crowdsourcing« (Howe 2006, 2008) verteilt werden, was zur Mitarbeit motiviert, welche Qualität die Arbeitsergebnisse haben und wie diese verbessert werden kann (Flanagin/Metzger 2008; Coleman/Georgiadou/Labonte 2009; als systematischen Aufriss Franzoni/Sauermann 2012; für Beispiele Asendorpf 2011; Franzoni/Sauermann 2012: 2-8; Olkus 2012). Ob die Rolle des »Citizen Scientist« zu einer Emanzipation der Laien beiträgt oder ob sie nur als unbezahlte Arbeitskräfte »ausgebeutet« werden, wird – wie in anderen Bereichen – kritisch diskutiert (Formenti 2010). Neben der Mitarbeit an der professionellen Forschung können Laien auch eigenständig Projekte initiieren und durchführen (Delfanti 2010: 2; Charisius/Friebe/Karberg 2012; Hofmann 2012). Außerdem gewinnt außerwissenschaftliches Wissen an Akzeptanz (Secko/Amend/Friday 2013: 65-69), z. B. in der Medizin (Ko 2010; Silber 2010), und wird ebenfalls via Internet gesammelt. Grundsätzlich eignet sich das Internet zur Beteiligung einer Vielzahl von Laien an der Wissenschaft (»Citizen Scientist«). Es sollte näher erforscht werden, welche Aufgaben und welche Formate der Kollaboration besonders geeignet sind, um eine breite Beteiligung anzuregen und die Qualität der Ergebnisse sicherzustellen. 7.6 Einsatz von Social Media in der Lehre Die Bedeutung von Social Media für die Lehröffentlichkeit kann hier nur gestreift werden (dies ist ein eigenständiges Thema): Sie ermöglichen die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden jenseits von Präsenzveranstaltungen und deren engen räumlichen, zeitlichen und sozialen Grenzen. Dazu liegen bisher offenbar nur wenige Studien vor. So haben Weller et al. (2010) Studierende über ihre Nutzung von Social Media befragt. Für »Massive Open Online Courses« (»Mooc«) setzen Hochschulen Videoplattformen, besonders YouTube, ein (als aktuellen 347 christoph neuberger Überblick Drösser/Heuser 2013), also ebenfalls Social Media, die allerdings hier im Wesentlichen für einseitige Massenkommunikation verwendet werden. 8 Social Media und Wissenschaftsjournalismus 8.1 Neue Rollen des professionellen Wissenschaftsjournalismus In der allgemeinen Öffentlichkeit vermittelt der professionelle Wissenschaftsjournalismus zwischen Wissenschaft und Massenpublikum. Bislang ist die Rolle des Wissenschaftsjournalismus im Internet allerdings noch wenig erforscht (Schäfer 2010: 657). Journalisten können Social Media selbst einsetzen, um mit ihrer Hilfe zu publizieren, zu werben oder mit ihrem Publikum zu interagieren (Williams/Clifford 2009: 39 f.; Colson 2011: 899 f.). Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind die Kooperation mit externen Blogs (Fahy/Nisbet 2011: 786) oder die Recherche in Social Media (Brumfiel 2009; Granado 2011: 799-802). Im Internet kommen zu den traditionellen Rollen des Wissenschaftsjournalismus weitere Rollen hinzu. Dies ergaben die qualitativen Interviews mit Wissenschaftsjournalisten, die Fahy/Nisbet (2011: 784-790) geführt haben. Sie werden im Internet stärker als Navigatoren gebraucht, welche die Fülle an wissenschaftlichen Informationen unterschiedlicher Qualität im Internet sichten und bewerten; außerdem sollen sie einen Überblick über die Vielfalt der Perspektiven geben (Fahy/Nisbet 2011: 787). Einen Eindruck davon, wie viele Informationen zu einzelnen Wissenschaftsthemen im Internet verfügbar sind, vermitteln Ergebnisse einer quantitativen Inhaltsanalyse zu den Themen »Nanotechnologie« und »Nuklearenergie«. Dabei wurden die Presseberichterstattung in den USA und die Beiträge im Internet (via Google News und Google Blogs) im Zeitraum von 2004 bis 2009 verglichen. Zwischen Presse und Google News zeigten sich im Zeitverlauf Parallelen in der Thematisierungshäufigkeit (Cacciatore et al. 2012). Während hier die Berichterstattung bei beiden Themen gegen Ende rückläufig war, stieg sie in den Blogs kontinuierlich an. Außerdem übertraf die Zahl der Blog-Postings die Zahl der journalistischen Beiträge in der Presse und im Internet jeweils um ein Vielfaches. Im Internet wurden die Themen vielfältiger behandelt als in der Presse, was allerdings nicht bedeutet, dass der einzelne Rezipient sich auch vielfältiger informiert, da gerade das Internet die selektive Nutzung unterstützt, wie Cacciatore et al. (2012: 1053) betonen. Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass das Publikum die Vielfalt der Informationsmöglichkeiten auch ausschöpft. Zugleich dürfte es mit der Fülle des Angebots und dessen intransparenter Quali348 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit tät überfordert sein. Trench (2007: 134) verweist darauf, dass Laien im Internet auch Zugriff auf Beiträge aus der Fachöffentlichkeit und auf PR-Material haben. »Access to the web has opened up many aspects of scientific research previously hidden from the general public. This creates a crowded, noisy space, where discerning valid and valuable information becomes ever harder.« (Trench 2007: 134) Dies bekräftigt die Erwartung an den Journalismus, dass er als Kurator bzw. Navigator im Internet benötigt wird, um die Vielzahl der Angebote zu bewältigen und dem Publikum seine Vielfalt zugänglich zu machen. Bemühen sich Journalisten darum, das Internet in seiner ganzen Breite zu durchforsten? Bei der Internetrecherche bevorzugen Wissenschaftsjournalisten nach den Ergebnissen der nicht-repräsentativen Befragung von Granado (2011: 800 f.) traditionelle Quellen (Journals, PR-Informationen, Websites von Leitmedien) und schenken Newsgroups oder Blogs nur wenig Beachtung. Entsprechend gering fällt auch deren Glaubwürdigkeit aus (Granado 2011: 802). Demnach erweitern Journalisten nicht ihren Horizont und werden der Navigatorrolle nicht gerecht. Colson (2011: 895) ermittelte stattdessen eine starke Nutzung von Blogs durch Wissenschaftsjournalisten; allerdings wurden die Befragten in der Studie auf Blog-Plattformen rekrutiert, was die Auswahl zu Gunsten der Blognutzung verzerrt hat. Bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Blogs orientieren sich die Journalisten, so gaben sie in den qualitativen Interviews zur Auskunft, an Verweisen auf Artikel aus »Peer Review«-Journals, der Nennung von Quellen, dem Vermeiden persönlicher Wertungen, der Mitgliedschaft der Blogger in anerkannten Institutionen und an ihrer Reputation (Colson 2011: 896 f.). Journalisten werden im Internet außerdem als Moderatoren benötigt, welche den Diskurs zwischen Wissenschaft und Publikum anstoßen und leiten (Fahy/Nisbet 2011: 789). Darüber liegen allerdings für den Wissenschaftsjournalismus keine Befunde vor. Das Internet eignet sich darüber hinaus für das Beantworten von Publikumsfragen zu wissenschaftlichen Themen (Artz/Wormer 2011). Wie der Journalismus im Allgemeinen, so wird auch der Wissenschaftsjournalismus im Speziellen seine Rollen neu bestimmen müssen. Auch er sollte sich noch stärker die Navigator- und Moderatorrolle aneignen. 8.2 Laien als Journalismuskritiker In der allgemeinen Öffentlichkeit können journalistische Laien die Rolle des Kritikers oder des »Citizen Journalist« übernehmen. Wissenschaftsjournalisten müssen sich im Internet – ebenso wie Wissenschaftler – der Publikumskritik stellen, die z. B. in Blogs geäußert wird (Allan 2009: 281). Auch in den Kommentaren unter journalistischen Artikeln werden 349 christoph neuberger ihre Fehler korrigiert, Aspekte und Standpunkte werden ergänzt, und ihre Glaubwürdigkeit wird in Frage gestellt. Insgesamt sinkt damit die Autorität des professionellen Journalismus, ist die Schlussfolgerung in einer Fallstudie über die kanadische Tageszeitung »Globe and Mail«, in der Nutzerkommentare qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet wurden (Secko et al. 2011). Die quantitative Inhaltsanalyse der Kommentare zu Artikeln über Tierexperimente auf der israelischen Nachrichten-Website »Ynet« kam zu einem weiteren interessanten Befund (Laslo/BaramTsabari/Lewenstein 2011): Leserkommentare lösten mehr Reaktionen aus als die journalistischen Ursprungsartikel. Außerdem übernahmen die Leser nicht nur die vorgegebenen journalistischen Frames, sondern ergänzten weitere, vor allem moralische Frames. Hier ließ sich also eine Verselbstständigung der Publikumsdebatte gegenüber dem Journalismus beobachten. Die Leser ergänzten eigenständig Aspekte zu einem Wissenschaftsthema und waren mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den journalistischen Vorgaben. Auch darin drückt sich eine implizite Kritik am Journalismus aus. Das Publikum wird für den Wissenschaftsjournalismus zum Korrektiv. Er sollte die Chance nutzen, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen und aus der Kritik zu lernen. 8.3 »Citizen Journalists«: Laien als Wissenschaftsjournalisten Einen Schritt weiter gehen Laien, die nicht nur journalistische Beiträge kommentieren, sondern die Rolle des »Citizen Journalist« übernehmen. Hier stellt sich die Frage, ob sich Blogger als Journalisten verstehen. Colson (2011) befragte französischsprachige Wissenschaftsjournalisten, Wissenschaftsblogger und bloggende Wissenschaftsjournalisten über ihr Verhältnis und Selbstverständnis. Wissenschaftsblogger motiviert danach vor allem die geringe Qualität der Wissenschaftsberichterstattung in den Massenmedien; sie wollen in erster Linie ein breites Laienpublikum informieren, ohne aber die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Darüber hinaus wollen sie sich mit Wissenschaftler-Kollegen austauschen (Colson 2011: 898 f.). Insgesamt betrachtet Colson (2011: 901) das Verhältnis zwischen Journalisten und Bloggern als komplementär und nicht als konkurrierend. Kjellberg (2010) ermittelte in ihren qualitativen Interviews mit bloggenden Wissenschaftlern ebenfalls deren Motive. Darunter waren die Popularisierung und weite Verbreitung von wissenschaftlichen Informationen sowie auch das Äußern von Meinungen. Andere Motive waren auf die Fachöffentlichkeit und die Forscherkollegen gerichtet (wie das Diskutieren und das Knüpfen von Kontakten). 350 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit Welche Motive Wissenschaftsblogger haben und wie sie bloggen, hat Mlynarski (2010) in ihrer standardisierten Befragung systematisch ermittelt. Sie ordnete Blogs mit Hilfe von Kriterien, die auf Wissenschaft, Journalismus, »Public Relations« und die Kultur der »Blogosphäre« als Hintergrund verweisen. Unter den auf den Plattformen »SciLogs« und »ScienceBlogs.de« rekrutierten 48 deutschsprachigen Bloggern, von denen 60% Wissenschaftler sowie ein Viertel Wissenschaftsjournalisten und -verleger waren, dominierten journalistische Motive. Häufig genannt wurden auch die Förderung der Akzeptanz der Wissenschaft als PR-Ziel, die Darstellung des Forschungsstands als wissenschaftliches Ziel sowie die Schreibleidenschaft als typisches Bloggermotiv (Mlynarski 2010: 75-83). Die allgemeine Öffentlichkeit und interessierte Laien waren die beiden wichtigsten Zielgruppen der Blogger (Mlynarski 2010: 88 f.). Auf den gleichen Blog-Plattformen wie Mlynarski hat Littek (2012) 345 Wissenschaftsblog-Nutzer befragt. Wissenschaftler suchten darin spezifische Nischeninformationen, Wissenschaftsjournalisten waren an Orientierungs- und Überblickswissen interessiert, und Laien hatten ein weites Informationsbedürfnis und waren auch an Unterhaltung interessiert. Auch wenn eine Tendenz zu einer journalistischen Haltung der Blogger erkennbar war, waren die Motive auf der Anbieter- und Nutzerseite doch sehr heterogen (auch Bader et al. 2012: 65-80). Aus Sicht von professionellen Wissenschaftsjournalisten besteht keine Konkurrenz zu Wissenschaftsblogs, da ihre Qualität dafür nicht ausreiche, ergaben Leitfadeninterviews (Neuberger/Karthaus/Leßmöllmann 2009: 25-30). Auch ein Verdrängungsrisiko wird deshalb nicht gesehen. Wissenschaftsblogs sind ein vielfältig verwendbares Format. Blogger verfolgen unterschiedliche Ziele, auch wenn journalistische Motive dominieren. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Motive der Blogger für ihre Leser leicht erkennbar sind. 8.4 Laien als Wissenschaftskritiker Die breitere Partizipation von Laien und eine Demokratisierung der Wissenschaft ist eine schon lange erhobene Forderung (Huijer 2003; Phillips/Carvalho/Doyle 2012). Die Kritik am Transmissions- und Defizitmodell des Wissenschaftsjournalismus setzte in den frühen 1990er Jahren ein (Kohring 2005: 158-180; Nisbet/Scheufele 2009: 1769). Seither wird seine Aufgabe nicht mehr ausschließlich darin gesehen, das Publikum zu einem besseren Verständnis für die Wissenschaft zu erziehen, sondern auch in einer stärkeren Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger (Secko et al. 2013: 65-69). Dies drückt sich u. a. darin aus, dass sich Laien kritisch mit Wissenschaft auseinandersetzen und in 351 christoph neuberger einen öffentlichen Dialog mit ihr eintreten. Nach einer Sekundäranalyse der repräsentativen Eurobarometer-Befragung 2007 haben 14 Prozent der EU-Bürger ein Interesse daran, an Debatten über wissenschaftliche Themen teilzunehmen und sie nicht alleine Wissenschaftler führen zu lassen (Nguyen/McIlwaine 2011: 216). Dieser Dialog kann via Internet direkt geführt werden oder vom Wissenschaftsjournalismus vermittelt werden. Letzteres bezeichnen Secko et al. (2013: 69) als journalistisches Modell der »Public Participation«. Im Unterschied zu den traditionellen Massenmedien können Laien im Internet selbst das Wort ergreifen; der professionelle Wissenschaftsjournalismus ist deshalb weniger »Anwalt« und »Sprachrohr«, der die Anliegen des Publikums stellvertretend artikuliert, sondern eher Moderator des öffentlichen Diskurses. In einer Fallstudie über das journalistische Wissenschaftsblog »Not Exactly Rocket Science« erläutert Shanahan (2011) den grenzüberschreitenden Charakter der Interaktionen zwischen Wissenschaftlern und Laien. Das Publikum wird nicht nur für den Wissenschaftsjournalismus, sondern auch für Wissenschaftler zum Korrektiv. Es sollten Formate für die Kritik der Bürger an der Wissenschaft entwickelt werden. 8.5 Kampagnen im Internet Dass dem professionellen Journalismus die Kontrolle als »Gatekeeper« über den Zugang zum öffentlichen Diskurs entglitten ist, zeigt sich nicht nur an der Laienbeteiligung, sondern auch und wohl noch deutlicher dort, wo organisierte politische und ökonomische Interessen bei umstrittenen Wissenschaftsthemen mit massivem Nachdruck öffentlich vertreten werden. Das Thema »Klimawandel« und speziell »Climategate« als Einzelereignis werden in der Literatur häufig als Paradebeispiele für den Einsatz von Blogs und anderen Internetformaten für Kampagnen angeführt (z. B. Nature 2004; Nisbet/Kotcher 2009; Trench 2012; Bricker 2013). Die Veröffentlichung der E-Mail-Korrespondenz von Klimaforschern an der University of East Anglia unmittelbar vor dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen 2009 sollte den Nachweis einer Manipulation von Daten zu Gunsten der These des Klimawandels liefern. Ausgehend von einer kleinen Zahl von Bloggern und NGOs, die zum Teil ideologisch motiviert waren, sei es gelungen, die Agenda und öffentliche Debatte im Vorfeld des Klimagipfels entscheidend zu beeinflussen (Holliman 2011: 837). Dies zeige, wie Partizipation und Interaktion in einem weitgehend nicht moderierten Raum von ideologisch geprägten Interessenvertretern genutzt werden können (Holliman 2011: 840 f.). Im Falle solcher einseitig »gefärbter« Informationen ist  Über die Medien- und Internetstrategie der Klimawandel-Leugner, die von 352 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit es die Aufgabe des Wissenschaftsjournalismus, sich kritisch mit dem bereits im Internet Publizierten auseinanderzusetzen. Im Internet können Kampagnen gegen Wissenschaftler und wissenschaftliche Aussagen initiiert werden. Dabei wird der Wissenschaftsjournalismus als filternde und prüfende Instanz umgangen. Um Manipulation der öffentlichen Meinung durch Kampagnen zu verhindern und das Publikum aufklären zu können, sollte der Journalismus Kampagnen im Internet beobachten und sich kritisch damit auseinandersetzen. 8.6 Qualität von Social Media und Qualitätssicherung Zu den gängigen Kritikpunkten an Social Media zählt der Verweis auf ihre geringe Qualität (z. B. Wilkins 2008: 413; Kouper 2010; Trench 2012). Bemängelt werden die Oberflächlichkeit, Informalität, Pseudowissenschaftlichkeit und Aggressivität der Blog-Kommunikation. Auch das Rollenverständnis von Bloggern ist oft unklar: Sind sie unabhängige Berichterstatter oder Interessenvertreter? Über solche Eindrücke und die Kritik an einzelnen Fehlern hinaus liegen aber nur wenige systematisch erhobene Befunde vor, und diese beziehen sich auch nur auf einzelne Qualitätskriterien: Eine Prüfung von Umweltwissenschaftlern zur Frage des Artensterbens ergab, dass in rund 40% der untersuchten 30 Blogs die Zahl der Arten, die pro Tag verschwinden, zu hoch angegeben war (Ashlin/Ladle 2006). Eine Auswertung der Quellen von wissenschaftlichen und politischen Blogs von Walejko/Ksiazek (2010) führte zum Ergebnis, dass beim Thema »Globale Erderwärmung« Wissenschaftsblogs eine größere Quellenvielfalt aufweisen und sich weniger auf die traditionellen Massenmedien stützen als politische Blogs. Sie verweisen eher auf akademische Quellen. Bader et al. (2012: 74-78) haben Wissenschaftler nach ihren Qualitätsurteilen über Blogs befragt. Und Mahrt/Puschmann (2012: 183 f.) haben versucht, den wissenschaftlichen Anspruch von Blogs inhaltsanalytisch zu erfassen. Einer gründlichen Qualitätsmessung müsste die Frage nach dem Maßstab der Bewertung vorangestellt werden: Welche Leistungen werden von Social Media in der Wissenschaftsöffentlichkeit erwartet? Und an welchen konkreten Qualitätskriterien lässt sich das Erbringen dieser Leistungen ablesen? Hier darf nicht mit einem Konsens in den unterschiedlichen Perspektiven (Wissenschaft, Journalismus, Publikum) gerechnet werden (generell zur Frage der Qualitätsmessung im Internet Neuberger 2011). Unternehmen aus der Energiewirtschaft üppig finanziert werden, berichten Blasberg/Kohlenberg (2012). 353 christoph neuberger Welche Wirkungen Qualitätsunterschiede auf Blogleser haben, ist ebenfalls noch kaum untersucht: Winter/Krämer (2012) konnten experimentell nachweisen, dass User Blog-Postings mit höherer Qualität (Experten als Quelle, zwei- statt einseitige Argumentation) eher selektieren. Anderson et al. (2013) zeigten experimentell, dass unzivilisierte Laienkommentare in Wissenschaftsblogs zu einer polarisierten Einschätzung der Risiken von Nanotechnologie beitragen. Batts et al. (2008: 1840) und Warden (2010: 4-6) diskutieren die Frage, wie die Qualität im Social Web strukturell sichergestellt werden kann. Die Selbstregulierung der »Blogosphäre« wird durch die Verleihung von Preisen, die Selektion von Blogs auf Plattformen wie »ResearchBlogging.org« (Groth/Gurney 2010) und »ScienceBlogs.com« sowie durch Aggregatoren wie »Altmetric« (postgenomic.com) gefördert (Wilkins 2008: 413). Warden (2010) betont die strikteren Teilnahmebedingungen für wissenschaftliche Wikis (wie »OpenWetWare«, »WikiPathways« und »WikiGenes«) im Vergleich mit der »Wikipedia«. Bei den Wissenschaftsblogs konzentriert sich, analysiert man ihre Hyperlinkstrukturen, die Aufmerksamkeit auf wenige Blogs (Wang/Jiang/Ma 2010), wobei hier allerdings noch zu klären wäre, ob durch diese selektive Verlinkung Qualität honoriert wird. Der freie Zugang zu Social Media macht es notwendig, dass ihre Qualität kritisch begleitet wird und Anreize zur Qualitätsverbesserung gesetzt werden. 9 Zusammenfassung In diesem Aufsatz wurde ein weiter Bogen geschlagen. Zunächst wurde der Öffentlichkeitswandel im Internet allgemein beschrieben. Dieser Wandel wird von einer Reihe von Hoffnungen und Befürchtungen begleitet. Zwei dieser Befürchtungen wurden aufgegriffen und näher betrachtet: Während es für die Beschleunigung der öffentlichen Kommunikation Indizien gibt, lässt sich eine Fragmentierung der Öffentlichkeit bislang kaum nachweisen. Eher trifft das Gegenteil zu: Es kommt zu einer starken Konzentration der Aufmerksamkeit auf nur wenige Anbieter, was die Bildung von Meinungsmacht begünstigt. Auch im Internet sind journalistische Vermittlungsaufgaben zu bewältigen. Der Journalismus sollte – neben seiner angestammten Rolle als Nachrichtenproduzent – neue Rollen übernehmen: Als Navigator sollte er den Nutzern helfen, die Fülle der Themen und Meinungen im Internet zu überblicken. Und er sollte dort den Meinungsstreit moderieren. Der professionelle Journalismus wird auf absehbare Zeit nicht durch Amateure ersetzt werden können. Zwischen dem Journalismus 354 social media in der wissenschaftsöffentlichkeit und Social Media besteht weniger ein konkurrierendes als vielmehr ein komplementäres und integratives Verhältnis. Dem Journalismus fällt es allerdings schwer, das Potenzial des Internets zu erschließen, das außerdem seine ökonomische Basis gefährdet. Wie wirkt sich dieser Öffentlichkeitswandel in der Wissenschaftskommunikation aus? Diese Frage wurde getrennt für die wissenschaftliche Fachöffentlichkeit und den Wissenschaftsjournalismus diskutiert. Das Internet ermöglicht es, dass bereits der Forschungsprozess offen gelegt wird, was aber unter Wissenschaftlern mit Skepsis gesehen wird. Neue Möglichkeiten bieten sich auch dem wissenschaftlichen Diskurs. Nicht nur professionelle Wissenschaftler können sich mit Hilfe von Social Media stärker in der Fachöffentlichkeit engagieren, sondern auch Laien (»Citizen Scientists«). Dies stellt Wissenschaftsverlage vor die Aufgabe, ihre Aufgabe als Vermittler neu zu bestimmen. Dies gilt auch – in der allgemeinen Öffentlichkeit – für den professionellen Wissenschaftsjournalismus: Auch er muss sich noch stärker die Navigator- und Moderatorrolle aneignen. Außerdem ist er ist mit einem aktiven Publikum konfrontiert, das als Journalismus-, Wissenschaftskritiker und »Citizen Journalist« auftritt. Die Übergänge zur »verdeckten« Interessenvertretung sind in Social Media oft fließend. Für Kampagnen gegen Wissenschaftler und wissenschaftliche Aussagen bietet das Internet Chancen, weil der Journalismus als filternde und prüfende Instanz umgangen werden kann. Der freie Zugang zu Social Media macht es notwendig, dass ihre Qualität kritisch begleitet wird und dass Anreize zur Qualitätsverbesserung gegeben werden. Partizipation und Interaktion im Internet – so lässt sich resümieren – vereinfachen die öffentliche Kommunikation. Sie heben Grenzen auf, schaffen neuen Verbindungen und größere Transparenz. Die Aneignung von Social Media, die diese Möglichkeiten besonders unterstützen, ist allerdings noch in vollem Gange. Deshalb müssen die Auskünfte über ihre positiven und negativen Folgen vorläufig und lückenhaft bleiben. Erkennbar wird jedoch, dass eine systematische Aneignung dazu beiträgt, den Ertrag des Mediums für die Wissenschaftskommunikation zu steigern. 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