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P. Trebsche, Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau In Niederösterreich. In: Thomas Stöllner/klaus Oeggl (hrsg.), Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau In Den Ostalpen. Wissenschaftlicher Beiband Zur Ausstellung Im Deutschen Bergbau-museum Bochum (bochum 2015) 209–214

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BERGAUF BERGAB 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen Wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung Im Deutschen Bergbau-Museum Bochum vom 31.10.2015 – 24.04.2016 Im vorarlberg museum Bregenz vom 11.06.2016 – 26.10.2016 Herausgeber: Thomas Stöllner Klaus Oeggl VML Verlag Marie Leidorf Bochum 2015 Veröffentlichung aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum Nr. 207 Die Ausstellung und der wissenschaftliche Beiband wurden ermöglicht mit freundlicher Unterstützung folgender Institutionen: DMT – Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH, Bochum Forschungszentrum HiMAT, Innsbruck Keltenmuseum Hallein (Beiband) Südtiroler Landesmuseen (Beiband) Verein Tiroler Bergbau- und Hüttenmuseum Brixlegg, insbesondere das Bergbau Aktiv Team vorarlberg museum Bregenz Wolfram Bergbau- und Hütten AG, St. Martin universität innsbruck Forschungszentrum HiMAT Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Impressum © Deutsches Bergbau-Museum Bochum Erarbeitung des Beibandes und Konzept Thomas Stöllner Klaus Oeggl Wissenschaftliches Review Vergleiche Liste Review im Anhang Redaktion Veronika Schaffer Lektorat Gabriele Körlin Manfred Linden Gero Steffens Thomas Stöllner Gestaltung Petra Eisenach Karina Schwunk Layout und Satz Petra Eisenach Jennifer Garner Hans-Jörg Lauffer Karina Schwunk Angelika Wiebe-Friedrich Übersetzungen Thomas Timlin Karte Jennifer Garner Annette Hornschuch Herstellung Griebsch & Rochol Druck GmbH, Oberhausen In Kommission bei VML Verlag Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westf. Geschäftsführer: Dr. Bert Wiegel Stellerloh 65 - D-32369 Rahden/Westf. Tel: +49 (0)5771/9510-74 Fax: +49 (0)5771/9510-75 E-Mail: [email protected] Homepage: www.vml.de ISBN: 978-3-86757-006-0 Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber ..........................................................................................7 Thomas Stöllner & Klaus Oeggl Grußwort ........................................................................................................................9 Andreas Rudigier I. Prolog 11 Die Entstehung der Gesteine und Erzlagerstätten der Ostalpen ...............13 Matthias Krismer & Peter Tropper Die Erzmineralien des historischen Bergbaues in Tirol ................................19 Peter Tropper, Matthias Krismer & Benno Baumgarten Bedeutende Verkehrslinien in prähistorischer und römischer Zeit in den Ostalpen .........................................................................................................29 Andreas Lippert Die Geschichte der Almwirtschaft auf dem Dachsteingebirge.................... 37 Franz Mandl Vegetationsgeschichte und Landnutzung .........................................................43 Klaus Oeggl II. nicht nur Bunte Steine - Bergbau des 8. bis 3. Jt. 51 Jägerische Archäologie im Hochgebirge ............................................................53 Walter Leitner Das Beil des Mannes aus dem Eis........................................................................89 Günther Kaufmann III. Kupfer - Wirtschaftsmetall der Bronzezeit 97 Die alpinen Kupfererzreviere: Aspekte ihrer zeitlichen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Jahrtausend vor Christus ........................................................................................99 Thomas Stöllner Fahlerz- und Kupferkiesnutzung in der Bronze- und Eisenzeit .................107 Ernst Pernicka & Joachim Lutz Eisenzeitliche Nutzung alpiner Kupferlagerstätten .....................................113 Joachim Lutz & Roland Schwab Die Besiedlungsgeschichte der Ostalpen in der Früh- bis Mittelbronzezeit: Kolonisation und wirtschaftlicher Neuanfang. Teil 1.............117 Thomas Stöllner Die frühe Siedlungskammer im Salzachpongau............................................125 Andreas Lippert Die Besiedlungsgeschichte der Ostalpen in der Früh- bis Mittelbronzezeit: Kolonisation und wirtschaftlicher Neuanfang. Teil 2.............129 Ulrike Töchterle Zur Besiedlungsgeschichte der Ostalpen in der Mittel- bis Spätbronzezeit: Bestand, Kolonisation und wirtschaftlicher Neuanfang in der mittleren und späten Bronzezeit in Nordtirol .............135 Markus Staudt & Gerhard Tomedi Die Ostalpen als Abbaugebiet und Versorgungsregion für Silex und Bergkristall in der Prähistorie.......................................................................59 Walter Leitner, Michael Brandl & Thomas Bachnetzer Bronzezeitliche Siedlungsgeschichte in Südtirol ..........................................145 Hubert Steiner & Umberto Tecchiati Rohstoffe und Fertigprodukte im Inntal als Gegenstand transalpiner Austauschbeziehungen im Jung- und Endneolithikum ......................71 Ulrike Töchterle Prähistorische Kupfergewinnung aus Fahlerzen der Lagerstätte Schwaz-Brixlegg im Unterinntal, Nordtirol .....................................................151 Gert Goldenberg Das Kupfer der Mondseegruppe ........................................................................... 77 Ernst Pernicka & Carolin Frank Das prähistorische Bergbaugebiet in der Region Kitzbühel ......................165 Thomas Koch Waldner & Michael Klaunzer Frühe Siedlung und Kupfermetallurgie in Südtirol: Milland bei Brixen ...........................................................................................................................83 Umberto Tecchiati Der Mitterberg als Großproduzent für Kupfer in der Bronzezeit ..............175 Thomas Stöllner 3 Inhaltsverzeichnis Der prähistorische und mittelalterlich –frühneuzeitliche Bergbau in St. Veit im Pongau ..............................................................................................187 Robert Krauß Die prähistorischen Salzbergwerke von Hallstatt.........................................289 Hans Reschreiter & Kerstin Kowarik Bronzezeitliche Kupfergewinnung in den Eisenerzer Alpen, Steiermark.................................................................................................................195 Susanne Klemm Holz - ein wichtiges Betriebsmittel im bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt .......................................................................................297 Michael Grabner, Hans Reschreiter, Kerstin Kowarik, Georg Winner & Andrea Klein Bronzezeitliche Kupferverhüttung in Trentino...............................................201 Elena Silvestri, Andreas Hauptmann, Paolo Bellintani, Elisabetta Mottes & Franco Nicolis Hallstatt und die Fleischversorgung bronzezeitlicher Bergbausiedlungen ................................................................................................................305 Erich Pucher Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich.........................209 Peter Trebsche Umfeld und Versorgung des Hallstätter Salzbergbaus von der Mittelbronzezeit in die Ältere Eisenzeit...........................................................309 Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Julia Klammer, Michael Grabner & Georg Winner Prähistorische Kupferproduktion im Oberhalbstein (Graubünden, Schweiz).....................................................................................................................215 Leandra Naef Experimentelle Archäologie zu ostalpinen Aufbereitungs- und Hüttenprozessen .....................................................................................................221 Daniel Modl Alpines Kupferschmelzen – technologische Aspekte ..................................225 Erica Hanning, Hannes Herdits & Elena Silvestri Guss- und Schmiedetechnik der Bronzezeit – ein Überblick .....................233 Mathias Mehofer Dendro-Daten zum prähistorischen Kupferbergbau in Westösterreich ............................................................................................................................239 Kurt Nicolussi, Thomas Pichler & Andrea Thurner Holz im bronzezeitlichen Bergbau der Ostalpen...........................................247 Peter Thomas Aspekte der Versorgung bronzezeitlicher Bergbaugebiete ........................255 Klaus Oeggl & Anton Stefan Schwarz Fleischkonsum der bronzezeitlichen Bergleute ............................................263 Jörg Schibler, Elisabeth Marti-Grädel, Barbara Stopp & Heidemarie Hüster Plogmann Eliten der Früh- und Mittelbronzezeit und ihre Beziehungen zum Kupferbergbau der Ostalpen ...............................................................................265 Gerhard Tomedi Das Brandgräberfeld Vomp – Fiecht-Au im Unterinntal und die Nordtiroler Urnenfelderzeit .................................................................................273 Wolfgang Sölder IV. Das Salz der Bronze- und Eisenzeit 281 Salz als Lebens- und Wirtschaftsmittel ............................................................283 Thomas Stöllner 4 Textilien und Textilnutzung in Hallstatt und Hallein ...................................319 Karina Grömer Der Dürrnberg bei Hallein als Kultur- und Wirtschaftsraum .....................325 Thomas Stöllner Der Salzbergbau am Dürrnberg im Umfeld der ostalpinen Salzgewinnung ........................................................................................................335 Thomas Stöllner Holznutzung und Ernährung der Dürrnberger Bergleute ...........................345 Nicole Boenke Eisenzeitliche Holznutzung in der Gewerbesiedlung Ramsautal am Dürrnberg bei Hallein.....................................................................................351 Wolfgang F.A. Lobisser Die Fleischversorgung der Dürrnberger Bergleute ......................................357 Erich Pucher Eisenzeitliche Solenutzung bei St. Magdalena im Halltal, Nordtirol ......361 Alexander Zanesco V. Rohstoffe für das Imperium - Die Römer in den Alpen 367 Blei, der Glanz von Frög ........................................................................................369 Paul Gleirscher Keltisch-römischer Edelmetallbergbau in den Hohen Tauern? ................373 Paul Gleirscher Norischer Stahl - Römische Eisenproduktion in Kärnten ............................377 Brigitte Cech Die Goldbarrengießerei in der Stadt auf dem Magdalensberg Einblicke in einen kaiserlich römischen Hightec-Betrieb ...........................383 Heimo Dolenz Inhaltsverzeichnis Die Versorgung des Alpenraums mit Blei in römischer Zeit ......................389 Michael Bode, Norbert Hanel & Peter Rothenhöfer Die prähistorische und mittelalterliche Eisenindustrie des Burgenlandes - Eine Forschungsgeschichte ...................................................395 Hannes Herdits ,,Schätze der Alpen’ʼ: ein Überblick über die südlichen Alpen ..................401 Marco Tizzoni Aufschwung der Salzgewinnung im Früh- und Hochmittelalter im ostalpinen Raum ...............................................................................................491 Fritz Koller Mittelalterliche Salzgewinnung im Spiegel montanarchäologischer Befunde ..........................................................................................................495 Thomas Stöllner VII. Aufbruch in die Jetztzeit VI. Macht und Münze - Der Streit um die Regalien 411 Die Etablierung der Berggemeinde und des kodifizierten Bergrechts: Das Trienter Bergrecht ............................................................................413 Christoph Bartels Spätmittelalterlicher Bergbau im Ostalpenraum ..........................................419 Klaus Brandstätter † Toponyme als Quellen der mittelalterlichen Bergbaugeschichte der Ostalpen .............................................................................................................425 Elisabeth Gruber & Peter Anreiter Lavezabbau am Pfitscherjoch in den Zillertaler Alpen, Nordtirol ............431 Thomas Bachnetzer, Michael Unterwurzacher, Walter Leitner & Peter Anreiter Das Churrätische Reichsurbar als schriftliches Zeugnis für die frühmittelalterliche Eisenverhüttung ...............................................................441 Georg Neuhauser ,,Argentifodinam seu montem dictum Mùntafùne’ʼ - 1000 Jahre Bergbau im südlichen Vorarlberg.......................................................................447 Georg Neuhauser Das Berggericht Montafon in der frühen Neuzeit .........................................455 Georg Neuhauser Ein mittelalterliches Montanrevier im Montafon in den Zentralalpen, Vorarlberg .....................................................................................................463 Rüdiger Krause, Franziska Würfel, Astrid Röpke, Rudolf Klopfer, Josephine Friederich & Tanja Zerl 509 Der alpine Bergbau und die globale Rohstoffversorgung im 16. bis 18. Jahrhundert - Aufbruch zu neuen Welten ....................................511 Christoph Bartels Das Schwazer Bergbuch in seinem historischen und technologischen Kontext ..........................................................................................................519 Christoph Bartels & Andreas Bingener Bergbau in Schwaz im 15. bis 18. Jahrhundert ..............................................527 Andreas Bingener & Christoph Bartels Bevölkerungsdynamische und wirtschaftliche Prozesse im Großraum Schwaz vom Spätmittelalter bis zur Frühen Neuzeit ..............533 Klaus Brandstätter † Bergbau am Rerobichl ...........................................................................................537 Anita Feichter-Haid ,,Bey guetem fleisch kann kainer bsten, mit Perckmüesern sich müessen begen’ʼ– Die Lebensmittelversorgung der ,,Tiroler Montanreviere’ʼ im Mittelalter und der Frühen Neuzeit .............................541 Georg Neuhauser Waldnutzung und Waldentwicklung in der Grafschaft Tirol im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit..........................................................547 Klaus Brandstätter †, Georg Neuhauser & Bettina Anzinger Der Südtiroler Erzbergbau im Mittelalter und das Bergrevier Klausen in der frühen Neuzeit ............................................................................553 Bettina Anzinger & Georg Neuhauser Edelmetallbergbau in den Hohen Tauern........................................................565 Fritz Gruber Mittelalterlicher Eisenerzbergbau auf der Alpe Netza/Montafon/ Vorarlberg .................................................................................................................475 Claus-Stephan Holdermann Tauerngold - Historische und montanarchäologische Zeugnisse zum Edelmetallbergbau in den Ostalpen ........................................................571 Brigitte Cech Der Monte Calisio ...................................................................................................481 Marco Tizzoni Holzkohlenproduktion in den Ostalpen in Mittelalter und Neuzeit, am Beispiel der archäologischen Befunde in der Eisenerzer Ramsau, Steiermark................................................................................................577 Susanne Klemm Erste Ergebnisse montanarchäologischer Forschungen zum mittelalterlichen Bergbau auf dem Plateau des Monte Calisio (Trentino, Italien).....................................................................................................485 Lara Casagrande & Martin Straßburger 5 Inhaltsverzeichnis VIII Epilog - Was bleibt 585 Vom Gold zum Radon-Heilstollen: Niedergang und Neuanfang des Edelmetallbergbaus in den Hohen Tauern zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert......................................................................................587 Fritz Gruber Granat aus den Ost-Alpen: Geschichte - Verarbeitung und Nutzung.......593 Walter Ungerank Südtiroler Marmore - Vorkommen und Verwendung ....................................599 Michael Unterwurzacher & Ulrich Obojes Autorenverzeichnis.................................................................................................609 Wissenschaftliches Review ..................................................................................617 6 Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in niederösterreich Peter Trebsche Während der alpine Kupferbergbau in den reichen Lagerstätten Salzburgs und Tirols bereits im Jungneolithikum begann und in der späten Früh- und Mittelbronzezeit einen ersten Höhepunkt erlebte, breitete er sich nach heutigem Wissensstand erst im Laufe der späten Mittelbronze- und Urnenfelderzeit Richtung Osten in die Steiermark und nach Niederösterreich aus (Stöllner, 2009:54f, Abb. 1; zsf.: Stöllner, 2011 mit weiterer Literatur). Das östlichste bisher bekannte urgeschichtliche Bergbaurevier der Alpen liegt im Bezirk Neunkirchen im südöstlichen Niederösterreich (Gebiet Prein – Prigglitz – Sieding – Kulmberg) (zsf.: Hampl, 1974; Kerchler, 1974; Cech & Walach, 2002). In der Grauwackenzone sowie im Zentralalpinen Kristallin und Permo-Mesozoikum sind dort Lagerstätten vor allem von Kupferkies, seltener auch von Fahlerz bekannt (Heinrich, 2006:283–288, Abb. 533, Tab. 17–18). Im Vergleich zu den erwähnten reichen Lagerstätten sind die niederösterreichischen Vorkommen zwar als klein zu bezeichnen, nichtsdestotrotz waren sie in der Urnenfelderzeit und wiederum in der frühen Neuzeit von Bedeutung (Hackenberg, 2003). Forschungsgeschichte Abb. 2. Der Geologe Robert J. Mayrhofer bei den Ausgrabungen in Prein an der Rax. Standbild aus dem Dokumentarfilm „Urzeitliche Kupfergewinnung in Niederösterreich“ (Regie: W. Dostal, 1953). Bereits in der Zwischenkriegszeit stellte Franz Mühlhofer, ein Oberst der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, Überlegungen zum urgeschichtlichen Bergbau im Gebiet der Hohen Wand an. 1920 beobachtete er in einem Versuchsbau bei Rothengrub – dem Fundort des berühmten urnenfelderzeitlichen Goldhortes (Pittioni, 1952) – sogar Feuersetzspuren im Alten Mann (Mühlhofer, 1935:17; Mühlhofer, 1952:79; zur Person Mühlhofers: Pittioni, 1955). In den Jahren 1935–36 unternahm er Ausgrabungen am „Gelände“ bei Grünbach am Schneeberg. In dieser ur- nenfelderzeitlichen Höhensiedlung wurde Kupfer raffiniert und weiter verarbeitet (Mühlhofer, 1936; Mühlhofer, 1952:80ff). Urgeschichtliche Abbaustätten und Schmelzplätze sind im Gebiet der Hohen Wand aber bis heute nicht gesichert (vgl. Haider-Berky, 2013). Eindeutige Belege für urzeitlichen Bergbau in Niederösterreich fanden erst Franz Hampl (Abb. 1), der als Archäologe am Niederösterreichischen Landesmuseum tätig war, und Robert Mayrhofer (Abb. 2), Geologe und Konsiliar des Landesmuseums, in den 1950er Jahren (zu den Personen: Abb. 1. Franz Hampl, der Pionier der montanarchäologischen Forschung in Niederösterreich. Standbild aus dem Dokumentarfilm „Urzeitliche Kupfergewinnung in Niederösterreich“ (Regie: W. Dostal, 1953). Abb. 3. Die Wurzeln der Experimentellen Archäologie in Niederösterreich: Auf den ausgegrabenen Befunden von Prein an der Rax wurde 1953 ein Kupferschmelzofen errichtet (Foto: F. Hampl; Archiv Urgeschichtemuseum Niederösterreich). 209 Trebsche Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich Hampl, 1960; Pittioni, 1981; Kerchler, 1981). Dieses Jahrzehnt kann als Blütezeit der montanarchäologischen Forschung in Niederösterreich bezeichnet werden, denn von 1950 bis 1959 entdeckten die beiden Forscher zahlreiche Fundplätze und führten die bis dato wichtigsten Ausgrabungen in Prein an der Rax (1952–53) (Abb. 3) sowie in Prigglitz-Gasteil (1956, 1958–59) durch (Hampl, 1953; Mayrhofer, 1953; Hampl & Mayrhofer, 1958; 1963). Sie beschäftigten sich übrigens nicht nur mit dem urnenfelderzeitlichen Kupferbergbau, sondern auch mit frühmittelalterlicher Eisengewinnung (Mayrhofer & Hampl, 1958; Hampl & Mayrhofer, 1958). Nach dem Tod Mayrhofers im Jahr 1959 stellte Hampl seine Feldforschungen auf dem Gebiet der Montanarchäologie ein. In der Folge gelang es aber einer Generation von Heimatforschern unter Hampls wissenschaftlicher Anleitung, weitere Schmelzplätze zu identifizieren und Funde zu bergen. Vor allem sind Michael Puhr aus Wartmannstetten und Johann Bernath aus Ternitz zu nennen (Puhr, 1972). 1972 übernahm Helga Kerchler vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien die Bergbauforschungen und führte bis 1974 noch einige kleine Ausgrabungen in Hafning, Weibnitz, Gadenweith, Sieding, Klein- und Großau durch; die Ausmaße dieser Untersuchungen waren aber sehr beschränkt (Kerchler, 1974). In der ersten Hälfte der 1990er Jahre führten Brigitte Cech und Georg Walach archäologische und geophysikalische Prospektionen im Höllental durch, bei denen weitere Schmelzplätze entdeckt wurden (Cech & Walach, 1995; 2002). Siedlungsarchäologische zusammenhänge Vor diesem Hintergrund kann zumindest ansatzweise versucht werden, die urnenfelderzeitliche Bergbaulandschaft im südöstlichen Niederösterreich (Bezirk Neunkirchen) zu skizzieren (vgl. Trebsche & Pucher, 2013, Abb. 2). Den naturräumlich vorgegebenen Verkehrsweg bildet das Flusstal der Schwarza. An den Engstellen bzw. Kontrollpunkten des Schwarzatales liegen mehrere prähistorische Höhensiedlungen, von denen der Petersberg in Dunkelstein, der Gfieder in Ternitz, der Burgstall in Pottschach und der Schafkogel in Heufeld bei Gloggnitz urnenfelderzeitliche Funde erbracht haben. Ein Zusammenhang der Höhensiedlungen mit der Aufsiedlung des Tales oder mit der Kontrolle des Bergbaues bzw. Kupferhandels liegt nahe. Die Flachlandsiedlungen befanden sich vermutlich am Talboden. Erst zwei späturnenfelder-/frühhallstattzeitliche Siedlungen wurden bislang durch Ausgrabungen untersucht (Neunkirchen-Hauptplatz und Urschendorf bei St. Egyden am Steinfeld). Eine eigene Siedlungskammer bilden das Gebiet südlich der Hohen Wand und die „Neue Welt“ zwischen der Hohen Wand und den Fischauer Vorbergen. Hier sind die bereits genannte urnenfelderzeitliche Höhensiedlung am Gelände bei Grünbach am Schneeberg (Mühlhofer, 1936; 1952:80ff) sowie der Kienberg bei Netting (Grabung Margarethe Kaus im Jahr 1990; vgl. Kaus, 1992) zu erwähnen. In beiden Höhensiedlungen fanden sich Spuren der Metallverarbeitung in Form von Schlacken. Urnenfelderzeitlicher Bergbau kann nur für die Fundstelle Prigglitz-Gasteil „Cu I“ wahrscheinlich gemacht werden (s.u.); direkte Hinweise auf urgeschichtlichen Bergbau sind bislang nirgendwo bekannt. In diesem Zusammenhang sind jedoch zahlreiche Pingen zu erwähnen, die sich in Waldgebieten erhalten haben. Ihre genaue Datierung bleibt jedoch ungewiss, denn bislang fanden keine archäologischen Untersuchungen an ihnen statt. Die Schlackenplätze, von denen insgesamt rund 50 bekannt sind, lassen sich in mehrere Gruppen gliedern (Hampl, 1974:58–60, Abb. 1; Pap, 1987; Trebsche & Pucher, 2013, Abb. 2): den Raum Prein (Eselbachgraben bis Knappenberg), das Höllental (Kaiserbrunn), den Raum Prigglitz – Sieding – Flatzer Wand sowie das Gebiet des Kulmberges (Puhr, 1972; Kerchler, 1974; Haider-Berky, 1987:357f) südlich von Wartmannstetten.1 Die Schmelzplätze konzentrieren sich vor allem an den Nebenflüssen der Abb. 4. Luftbild der Bergbausiedlung Prigglitz-Gasteil „Cu I“ von Osten. In der Bildmitte liegt die Grabungsfläche 3 (2011); in der Straßenböschung sind die Halden gut zu erkennen (Foto: M. Schimanko). 210 Trebsche Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich Abb. 5. Prigglitz-Gasteil. Übersicht der Grabungsflächen und Geländemerkmale. 1–4: Grabungsflächen 2010–12; A–D: Fundbergungen; M: Mundlöcher (Kartengrundlage: NÖGIS, Land Niederösterreich; Grafik: P. Trebsche, Urgeschichtemuseum Niederösterreich). Schwarza, wie dem Preiner Bach, der Sierning und dem Doppelbach (Tobelbach). Nicht alle Schlackenplätze liegen in der Nähe von Erzlagerstätten, was zur Schlussfolgerung führte, dass in manchen Fällen das Erz zu dem für die Verhüttung notwendigen Holz transportiert wurde (Cech & Walach, 1995:257). Schließlich ist die Konzentration von Hortfunden mit Gusskuchen im südöstlichen Niederösterreich auffällig (vgl. Hampl, 1974:62f: Neunkirchen-Klosteracker, Großau, Mahrersdorf, Prein; Schafkogel in Heufeld, Stadtgemeinde Gloggnitz: Lang, 2001; Neunkirchen: Haider-Berky, 2013). Sie geben Hinweise auf die Distribution des Rohkupfers im näheren Umfeld der Bergbau- und Verhüttungsstätten. neue Grabungen in Prigglitz-Gasteil Die urnenfelderzeitliche Kupferbergbausiedlung „Gasteil Cu I“ befindet sich in der Gemeinde Prigglitz (Bezirk Neunkirchen). Sie liegt am Steilabhang des Gahns, der den östlichen Ausläufer des Schneeberg-Massivs darstellt, in einer Seehöhe von rund 700–730 m über Adria (Abb. 4). Die Fundstelle erstreckt sich über eine Fläche von mindestens 3,3 ha (Abb. 5). In den rezenten Straßenböschungen fallen bereits mächtige Haldenkegel ins Auge. Oberhalb der größten Halde liegt ein verstürztes Mundloch im Wald. Es ist durch eine deutlich ausgeprägte vertikale Rinne mit einem zweiten Mundloch verbunden (Abb. 5/M). Hampl und Mayrhofer erkannten darin einen Bremsberg, der von einem jüngeren Eisenerzbergbau herrühren dürfte (Hampl & Mayrhofer, 1963:59, 71; Hackenberg, 2003:30). Auf den heute als Weideflächen genutzten Wiesen sind mehrere gestaffelte Geländeterrassen mit einer Breite von etwa 10–15 m sichtbar. Aus geologischer Sicht liegt die Fundstelle genau an der Grenze zwischen Grauwackenzone und Kalkalpin. Die Kupfer- und Eisenerze treten hier in Form von Ganglagerstätten auf, die unmittelbar im westlichen Bereich der Fundstelle am Ostabhang des Gahns verlaufen (vgl. Hampl & Mayrhofer, 1963:57f; freundliche Mitteilung Günther Weixelberger und Michael Götzinger). Die Lagerstätte selbst ist heute jedoch nirgendwo aufgeschlossen, sondern von Hangschutt bedeckt. Die Fundstelle wurde 1955 entdeckt, und in den Jahren 1956 und 1958 führten Hampl und Mayrhofer planmäßige Ausgrabungen durch (Hampl & Mayrhofer, 1963). Sie zogen fünfzehn Suchschnitte, die teilweise zu Grabungsflächen erweitert wurden, und es gelang ihnen, alle Arbeitsschritte vom Kupfererzabbau über die Aufbereitung und Verhüt- 211 Trebsche Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich Abb. 6. Prigglitz-Gasteil, Fläche 1 (2010). Urnenfelderzeitliches Arbeitspodium (Horizont 2) mit zwei Herden. Blickrichtung Süden (Foto: P. Trebsche, Urgeschichtemuseum Niederösterreich). tung nachzuweisen. Sie charakterisierten den Platz „nicht so sehr als Siedlung, sondern viel eher als eine gewaltige Arbeitsstätte“ (Hampl & Mayrhofer, 1963:71), die hauptsächlich während der Stufe Hallstatt A belegt war und zu Beginn der Stufe Hallstatt B aufgegeben wurde (Hampl & Mayrhofer, 1963:70). Durch Neufunde aus den Jahren 1999– 2001 kann mittlerweile eine längere Laufzeit der Fundstelle bis in die jüngere und späte Urnenfelderzeit nachgewiesen werden (Trebsche & Pucher, 2013). Im Jahr 2010 wurden die Ausgrabungen am Fundplatz Prigglitz-Gasteil durch das Urgeschichtemuseum Niederösterreich wieder aufgenommen2 (Kurze Vorberichte über die Grabungen seit 2010: Trebsche, 2010; 2011; 2012. Ausführlich: Trebsche & Pucher, 2013). Unter der Leitung des Verfassers wurden – basierend auf den Ergebnissen geomagnetischer Messungen – zwei Siedlungsterrassen durch flächige Grabungen untersucht. In Fläche 1 (2010) konnte nachgewiesen werden, dass die Anlage der Terrassierung auf die Urnenfelderzeit zurückgeht und mindestens vier Nutzungshorizonte umfasst. Hinweise auf die Bebauung und metallurgische Einrichtungen erbrachte vor allem das Arbeitspodium in Horizont 2 mit einer einfachen Herdstelle und einem massiven aus Steinen gesetzten Herd (Abb. 6). Sicher nachweisen lässt sich auch eine gleichzeitige Holzbebauung, die aber nur Brandspuren hinterließ, welche vermutlich den Verlauf der Schwellbalken nachzeichnen. Die Funde aus dem darüber liegenden Horizont 3 belegen die Verhüttung von Kupfererzen, die Raffination von Schwarzkupfer sowie dessen Weiterverarbeitung. In Ho- 212 rizont 4 kam es zu einem Funktionswandel der Terrasse, auf der nun eine Vorratsgrube für Lehm – für den Bau von Öfen oder für die Töpferei, wie ein Rohgraphitstück andeutet – angelegt wurde. Auf einer weiter westlich gelegenen Terrasse wurden in den Grabungsflächen 2–4 (2010–12) äußerst fundreiche Schichten erfasst. Zum jüngsten Horizont aus dem Hochmittelalter gehört eine runde Arbeitsgrube, deren Verfüllung eine zumindest zweiphasige Nutzung erkennen lässt. In der ersten Phase war eine muldenförmige Rinne an der westlichen Wand der Grube durch starke Hitzeeinwirkung tiefrot verfärbt. Anschließend wurde die Grube teilweise mit Brandschutt und Holzkohle verfüllt. Danach wurde in der zweiten Nutzungsphase eine Verschalung aus Eichenbrettern eingebaut, die abbrannte und in verkohltem Zustand erhalten war. Die Funktion dieser Grube ist noch nicht eindeutig geklärt. Unter dem hochmittelalterlichen Horizont folgen mindestens drei urnenfelderzeitliche Horizonte, ohne dass das Anstehende bislang erreicht wurde. Der größte Teil der Funde in den Flächen 2–4 stammt aus Brand- und Abfallschichten, die sich am Abhang der Terrasse ablagerten. Überraschend ist die Vielfalt der auf kleinstem Raum nachweisbaren Tätigkeiten: Anhand von feinen Plattenschlacken lässt sich die Kupferverhüttung bzw. -raffination belegen, anhand von Buntmetallresten, Abfallstücken und Gusstropfen die Herstellung oder Weiterverarbeitung von Bronzegegenständen. In denselben Abfallschichten fanden sich aber auch Nähnadeln aus Bein, Halbfabrikate von Knochengriffen sowie Produktionsabfall von gerillten Knochenperlen. Zwei zweiflügelige Trebsche Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich beim Kupferabbau – waren also im Ostalpenraum während der Bronzezeit weiter verbreitet als bisher angenommen. zusammenfassung Abb. 7. Prigglitz-Gasteil, Fläche 4 (2012). Schlägel aus Hirschgeweih mit eingeritztem X (Foto: N. Weigl, Urgeschichtemuseum Niederösterreich). Tüllenpfeilspitzen belegen auch die Anwesenheit von Bewaffneten in der Bergbausiedlung. Besonders interessant ist das Repertoire an Geräten aus Hirschgeweih: Ein Geweihhammer bzw. -schlägel mit ovalem Schaftloch weist eine Werkzeugmarke in Form eines eingeritzten X auf (Abb. 7). Ähnliche Werkzeugmarken sind bislang nur von bronzenen Lappenbeilen und -pickeln der Urnenfelderzeit bekannt und wurden als Werkstatt-, Kontroll- oder Besitzerzeichen gedeutet (Mayer, 1976:378; 1977:162, 232f, Abb. 2). Ein zweiter Geweihhammer ist bis aufs Letzte schräg abgearbeitet – offensichtlich wurde das Gerät erst nach langem und intensivem Gebrauch endgültig entsorgt. Bei einem dritten Geweihstück handelt es sich um einen Rohling für die Herstellung eines Geweihschlägels. Zwei Geweihsprossen weisen ebenfalls starke Gebrauchsspuren auf: Die stumpfen Enden sind auseinandergesplittert und die Spitzen mehrfach nachgeschnitten bzw. nachgeschärft. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Geweihgeräten um Schlägel und Keile, also um Bergmannsgezähe. Das weiche Nebengestein der Erzgänge in Prigglitz konnte mit Geräten aus frischem, zähem Hirschgeweih sicherlich ohne Probleme abgebaut werden. Da unter den zahlreichen untersuchten Tierknochen kein einziges Wildtier nachweisbar ist, wurden wohl Abwurfstangen gesammelt und zur Werkzeugherstellung verwendet. Darin zeigt sich im Grunde eine nachhaltige und schonende Gewinnung der nachwachsenden Ressource „Hirschgeweih“. Besonders hoch war die Funddichte an Tierknochen, von denen ein Teilkomplex mit über 3000 Knochen bereits von Erich Pucher (Archäologisch-Zoologische Sammlung, Naturhistorisches Museum Wien) analysiert wurde (Trebsche & Pucher, 2013). Mit 63,5% der Knochen überwiegen die Hausschweine, was ein Charakteristikum für ostalpine Bergbausiedlungen der Bronzezeit darstellt. Der Erhaltungszustand der Knochen deutet darauf hin, dass es sich um primäre Schlachtabfälle handelt. Besonders auffällig ist, dass fast nur Knochen aus den fleischarmen Körperteilen vorliegen. Die Skelettteilrepräsentanz ist genau komplementär zu den Schweineknochen vom Hallstätter Salzberg, die als Überreste der Herstellung von gepökeltem Schweineschinken interpretiert werden (Pucher et al., 2013; siehe Pucher, Hallstatt, dieser Band). Offensichtlich wurden in Prigglitz dieselben Schlacht- und Verarbeitungstechniken wie in Hallstatt angewandt, nur wurden hier die primären Abfälle, dort die Abfälle von der Weiterverarbeitung der Schinken ausgegraben. Spezielle Techniken der Fleischverarbeitung zur Versorgung von Bergbausiedlungen – sowohl beim Salz- als auch Das östlichste prähistorische Bergbaurevier der Ostalpen liegt im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich. Die ersten Nachweise für urnenfelderzeitlichen Kupferbergbau und -verhüttung fanden der Archäologe Franz Hampl und der Geologe Robert J. Mayrhofer in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie führten auch die bislang umfangreichsten Grabungen an den Fundstellen von Prein an der Rax und von Prigglitz-Gasteil durch. Nach dem Tod Mayrhofers im Jahr 1959 fanden nur mehr kleine Ausgrabungen und Prospektionen durch Archäologen und Heimatforscher statt. Erst im Jahr 2010 nahm das Urgeschichtemuseum Niederösterreich die Feldforschungen in Prigglitz-Gasteil wieder auf, einer großflächigen Bergbausiedlung, in der alle Arbeitsschritte vom Kupfererzabbau über die Verhüttung und Verarbeitung des Kupfers nachweisbar sind. Bei den neuen Ausgrabungen konnten zwei Geländeterrassen flächig untersucht werden, die auf urnenfelderzeitlichen Grob- und Feinhalden eingeebnet worden waren. Auf einer Terrasse befanden sich zwei Herdestellen; die Abdrücke von Schwellen- oder Blockbauten konnten festgestellt werden. Auf einer zweiten Terrasse gelang der Nachweis einer mittelalterlichen Arbeitsgrube unbestimmter Funktion sowie von Pfostenlöchern. Am Abhang dieser Terrasse lagerten äußerst fundreiche Abfallschichten, aus der jüngeren Urnenfelderzeit, die etliche Bronzegegenstände, Plattenschlacke, Keramik, Knochenwerkzeuge, Geweihschlägel sowie Produktionsabfälle von Knochenperlen und -griffen enthielten. So ergibt sich ein vielfältiges Bild vom Leben und Arbeiten in der Bergbausiedlung. Besonders aufschlussreich für die Ernährung der urnenfelderzeitlichen Bergleute sind zahlreiche Tierknochen. Die Fleischnahrung bestand, wie in ostalpinen Bergbausiedlungen üblich, zu rund zwei Dritteln aus Schweinefleisch. Offensichtlich kam dieselbe Schlachttechnik wie in Hallstatt zur Anwendung, wo etwa zur selben Zeit gepökelter Schweineschinken hergestellt wurde. Summary The easternmost prehistoric mining region of the Eastern Alps is located in the district of Neunkirchen in Lower Austria. In the 1950s, archaeologist Franz Hampl and geologist Robert J. Mayrhofer found the first evidence of Urnfield period copper mining and beneficiation. They also conducted the hitherto largest excavations at the Prein an der Rax and Prigglitz-Gasteil sites. Since Mayrhofer’s death in 1959, archaeologists and local amateur researchers had undertaken only small-scale excavations and prospection, but in 2010 the Lower Austrian Museum of Prehistory resumed archaeological fieldwork in Prigglitz-Gasteil, an extensive mining settlement at which all work stages from copper ore mining to beneficiation and further processing can be found. During the recent excavations two terrain terraces were investigated, which had been dug into coarsely and finely sorted dumps from the Urnfield period. The first terrace showed at least four levels. One of them consisted of two hearths and the surface also showed traces of wooden buildings (corner timbering or sill-beam structures). A medieval working pit of unknown function and several postholes were discovered on the second terrace. At the edge of this terrace refuse layers from the late Urn- 213 Trebsche Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau in Niederösterreich field Period were found, which were extremely rich in finds such as several bronze objects, plate slag, ceramics, bone tools, hammers made of antler and production refuse from the manufacture of bone beads and handles. These finds reveal a multifaceted picture of life and work in the mining settlement. Large amounts of animal bones are especially revealing for the reconstruction of Urnfield period miners’ nutrition. As usual in Eastern Alpine mining sites, two thirds of the consumed meat consisted of pork. Surprisingly, people at Prigglitz employed the same butchering techniques as at Hallstatt where salted pork ham was produced at approximately the same time. Anmerkungen 1 Archäometallurgische Untersuchungen wurden bislang nur an wenigen Schlacken der Fundplätze Hafning I/Cu (Puhr, 1972:204) und Kleinau-Großau/Hochstegbrücke (Cech & Walach, 1995: 256) durchgeführt. Demnach handelt es sich um typische Silikatschlacken einer urzeitlichen Kupferverhüttung. Weitere systematische Schlackenanalysen durch Prof. Dr. Roland Haubner und Dr. Susanne Strobl (TU Wien) sind gerade im Gange. 2 Die Ausgrabungen werden dankenswerterweise durch die Kulturabteilung des Landes Niederösterreich gefördert. Bibliographie Cech, B. & Walach, G. (1995): Prospektion urzeitlicher Kupferschmelzplätze im Höllental. – Archaeologia Austriaca 79, S. 249–257. Cech, B. & Walach, G. (2002): Urzeitliche Kupferschlackenplätze in der Grauwackenzone zwischen Eisenerzer Alpen (Steiermark) und Rax-/Schneeberggebiet (Niederösterreich) – eine Übersicht. – Res Montanarum 28, S. 17–20. Hackenberg, M. 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