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Rede. Des. Beauftragten Des Generalinspekteurs Für Erziehung Und Ausbildung. Brigadegeneral Dipl.-päd. Volker Barth. Aus. Anlass Der Buchvorstellung

Rede des Beauftragten des Generalinspekteurs für Erziehung und Ausbildung Brigadegeneral Dipl.-Päd. Volker Barth aus Anlass der Buchvorstellung Armee im Aufbruch - Zur Gedankenwelt junger Offiziere In

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Rede des Beauftragten des Generalinspekteurs für Erziehung und Ausbildung Brigadegeneral Dipl.-Päd. Volker Barth aus Anlass der Buchvorstellung Armee im Aufbruch - Zur Gedankenwelt junger Offiziere In den Kampftruppen der Bundeswehr an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg am 25. November 2014 Sperrfrist: Redebeginn Es gilt das gesprochene Wort 2 Sehr geehrte Interessierte aus dem akademischen, militärischen und zivilen Bereich, auch ich heiße Sie herzlich willkommen zur Buchvorstellung Armee im Aufbruch Zur Gedankenwelt junger Offiziere in den Kampftruppen der Bundeswehr und zur anschließenden Podiumsdiskussion Quo vadis - Anforderungen an den jungen militärischen Führer. Sehr gern bin ich der Bitte, die Rolle des Festredners zu übernehmen, gefolgt. Ich halte das Buch für wichtig, und ich wünsche ihm einen möglichst umfangreichen, weit über die Bundeswehr hinaus gehenden Leserkreis. Lassen Sie mich zwei Begriffe aus dem Titel herausgreifen: Gedankenwelt und Armee im Aufbruch. Unter Gedankenwelt versteht der Duden die Gesamtheit der besonders für einen Menschen, eine Weltanschauung, eine Kultur wichtigen, charakteristischen Gedanken, Vorstellungen, Ideen. Ich glaube, das dies den Anspruch, den die Autorinnen und Autoren und die Herausgeber dieses Buches erheben, ganz gut unterstreicht. Im Übrigen stelle ich die Behauptung auf, dass es hier dem Titel nach zwar um Offiziere der Kampftruppen geht, dass die Gedankenwelt, die in den Beiträgen deutlich wird, jedoch für die Gesamtheit unserer Bundeswehr von Bedeutung ist. Und es gibt ohnehin keinen Exklusivitätsanspruch für Kampftruppen. Im Einsatz wie im Grundbetrieb sind alle gleich. Bei der Gesamtüberschrift des Buches - Armee im Aufbruch - habe ich mehr Fragen, als Antworten: Bundeswehr auf dem Weg zu neuen Ufern? Aufbrechen der Bundeswehr und Behandeln der Institution als Steinbruch? Aufbruch im jagdlichen Sinne: Eingeweide des erlegten Wildes? Aufbruch im Sinne eines geistigen Erwachens und des Sich-Erhebens? Armee im Aufbruch wohin?, wozu?, mit wem?, warum?? Armee im Wandel? Armee im Umbruch? Vielleicht ist es ja ein wenig von alledem? Aber das mögen die Leserinnen und Leser des Buches selbst beurteilen. 3 Auf jeden Fall bedeutet Aufbruch immer auch Veränderung. Veränderung ist Wandel. Und sicher ist: Nichts ist beständig, allein der Wandel. Eins, zwei, drei im Sauseschritt, eilt die Zeit, wir eilen mit Diejenigen, die dieses Buch mit ihren Gedanken gefüllt haben, wachsen in die Bundeswehr weiter hinein. Sie stehen noch am Beginn ihres beruflichen Lebens. Und sie sind die Generation, die die Welt und die Bundeswehr von (über)morgen zu gestalten haben und die sie gestalten werden. Und dies ist eine Binsenwahrheit, aber der ewige, wiederkehrende Lauf der Dinge. Wenn die Autorinnen und Autoren dieses Buches bei der Bundeswehr als Berufssoldatinnen und Berufssoldaten bleiben, dann sind sie in 30 Jahren - wenn sie sich dafür weiter qualifizieren - die Drei- und Viersternegenerale, die Zukunft gestalten. Und hoffentlich nicht so, dass sie als Menschen von gestern die Welt von morgen gestalten. Wenn nichts so beständig ist, wie der Wandel, dann ist die Suche nach den Konstanten umso wichtiger. Wir brauchen Konstanten im Wandel - und wir haben sie auch. Und ich sehe als eine wichtige Konstante das Geheimnis der Führung - nicht der Verführung. Es gab immer gute Führer, und es wird - und muss - sie auch künftig geben. Lassen Sie mich einige Gedanken(splitter) zum Geheimnis und zur ewigen Konstante erfolgreichen und guten Führens beitragen. Diese Gedankensplitter will ich in sechs zentrale Erkenntnisse und Aussagen zusammenfassen (siehe hierzu auch: Generalmajor Jürgen Weigt, Gedanken zur Verbesserung der Führungskultur in der Bundeswehr, Folder, Koblenz 2014): 1. Der Mensch macht den Unterschied Entscheidend sind die Menschen, die uns anbefohlen sind. Sie machen die Bundeswehr und gute Führung wirksam, und nicht noch so funktionale, instrumentale, strukturelle oder prozessuale Regeln und Sichtweisen. Wir brauchen keine Technokraten (in Uniform), sondern Menschen mit herz. Wir suchen keine Absolventen, sondern entwickeln Persönlichkeiten. 4 2. Führen bedeutet, durch andere zu wirken Führen durch einwirken ist immer wechselseitig. Führer und Geführte wirken dabei aufeinander ein. Der Erfolg dieses wechselseitigen Einwirkens wird maßgeblich davon bestimmt, ob es Führern und Geführten geling, ausreichende Vorstellungen von einander zu gewinnen, um Selbstbild und Verhalten an die zu erreichenden Ziele anpassen zu können. Ich finde diese Erkenntnis übrigens u.a. in dem Beitrag von Hendrik Müller, Der erste Einsatz oder was lange währt, reflektiert. 3. Gutes Führen ist angewandte Menschenkunde Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung, Vertrauen und Zugehörigkeit sind zentrale Erwartungshaltungen innerhalb jeder soldatischen Gemeinschaft, und jeder ist für diese Anliegen eine besondere Verantwortung auferlegt. Menschenkenntnis ist die wichtigste Fähigkeit, um Menschen führen zu können. Dazu gehören auch klare Aussagen und einfache, einprägsame Verhaltensregeln, wie sie beispielsweise Richard Unger in seinem Buchbeitrag unter dem Titel Offizier sein - Anforderungen an die Ausbildung, Erziehung und das Berufsverständnis künftiger militärischer Führer in der Bundeswehr fordert. In diesem Zusammenhang verweist er u.a. auf den US-amerikanischen Westpoint Cadet Honor Code A cadet will not lie, cheat, steal, or tolerate those who do, was er im Dienstvorschriftenwesen unserer Bundeswehr vermisst. 4. Man muss dienen lernen, wenn man führen will Dienen ist das Kerngeschäft der zivilen wie militärischen Angehörigen der Bundeswehr. Unser Mott Wir.Dienen.Deutschland. bringt dies treffen auf den Punkt. Alle Bundeswehrangehörigen sollen sich zu recht selbst bestätigt fühlen, wen sie ihren Dienst mit allen ihren persönlichen Stärken ehrenvoll und im äußersten Fall unter Einsatz ihres Lebens versehen. Nathalie Falkowski setzt sich unter dem Titel Ich.Diene.Deutschland. in Bezug auf das Thema Männer und Frauen in der Bundeswehr mit den Wahrnehmungsunterscheiden zwischen Mann und Frau auseinander. Unter dem Motto Wir.Dienen.Deutschland. ist professionelles Führen für alle Vorgesetzten unerlässlich. Danny Görs vermittelt uns hierzu in dem vorliegenden Buch mit dem Beitrag Professionalität in den Streitkräften interessante Einblicke und kommt dabei aus seiner Sicht zu Einschätzungen über den - wie er es nennt - Lehrgangsmarathon, den die jungen Offiziere in ihrer Offizierausbildung zu durchlaufen haben. Eine andere Seite der gleichen Medaille des Dienens ist, dass Menschen dienen wollen, es aber nicht (mehr) dürfen: Manchmal kann es vorkommen, dass man dienen will, aber aus 5 mediziniischen Gründen nicht mehr dienen darf und dann für bestimmte Aufgaben gegroundet wird. Hiermit setzt sich Patrick Schmidt in seinem Beitrag Wollen und nicht können (oder dürfen) auseinander und gibt dabei Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt. 5. Ohne Vertrauen kann nicht geführt werden Die Beziehung zwischen Führern und Geführten ist zuallererst immer eine menschliche Verbindung. Auf gegenseitiger Grundlage werden Rechte und Pflichten, Verantwortung und Macht, Risiken und Sicherheiten, Privilegien und Vertrauen übertragen. Vertrauen ist das wichtigste Kapital, über das eine Führungskraft verfügt. Auch diese Erkenntnis schwingt meines Erachtens durch das Buch, für das wir heute hier zusammengekommen sind. 6. Zielgerichtete Führung geht nur miteinander Erfolgreiche Führung ist nur im Verständnis von bewusster Zusammenarbeit vorstellbar. Vorgesetzte müssen Untergebenen immer wieder den sinn und die Notwendigkeit ihrer Aufgaben und deren Einordnung in den Gesamtzusammenhang erklären. Informationen über wesentliche Dienstbelange und regelmäßige Gespräche sind notwendiger Bestandteil von Führung (ZDv 10/1, Seite 25, Nr. 614). Und so genannte Fehlertoleranz gehört zur zielgerichteten Führung auch dazu. Dem Aspekt der Fehlertoleranz wendet sich der Laufbahnwechsler Marc Kuhn zu in seinem Beitrag mit dem Titel Über den Horizont - Ansichten eines Laufbahnverräters. Damit, meine sehr verehrten Anwesenden, sind meine sechs Gedankensplitter zum Thema Erfolgreich führen im Rahmen dieses Festvortrages gesetzt und ich will diese - vielleicht auch in Bezug auf die anschließende Podiumsdiskussion - noch einmal zusammenfassen nennen: 1. Der Mensch macht den Unterschied, 2. Führen bedeutet, durch andere zu wirken, 3. Gutes Führen ist angewandte Menschenkunde, 4. Man muss dienen lernen, wenn man führen will, 6 5. Ohne Vertrauen kann nicht geführt werden, 6. Zielgerichtete Führung geht nur miteinander. Meine sehr verehrten Damen und Herren, auf einige der Autoren dieses Buches habe ich bereits Bezug genommen, auf andere aber noch nicht. Seien Sie gewiss, dass dieses bisherige Noch-Nicht-Erwähnen nichts mit der Qualität der Beiträge zu tun hat, sondern lediglich mit den thematischen Zusammenhängen meiner Festrede. Seien Sie versichert: Es lohnt sich, jeden Beitrag zu lesen. Allein die Wahl der Titel macht schon Lust auf Mehr: Und - Lukas Reitstetter zum Thema Kameradschaft ist, wenn der Kamerad schafft, - Karen Haack mit dem Thema Frauen in der Kampftruppe? Lieber nicht!, - Kai Skwara mit dem Titel Soldent oder Studat? Der Offizier in der Gesellschaft und der Einfluss des Studiums, - Max Pritzke mit einer Reflexion über Schein und Sein, - Florian Rotter mit seinen Gedanken zur Frage Wie dienen? Preußische Tugenden im 21. Jahrhundert, - Felix Schuck und Thorben Mayer mit ihrer Abhandlung das Deutsche Heer im Kampf 1914 bis Neue Perspektiven nach Beginn des Ersten Weltkrieges, - Diana Dänner mit ihrem Aufsatz unter dem Titel Von Tradition und Kamerad Pferd - Worum sich heut nur mancher noch schert, - Martin Böcker mit seiner Abhandlung über Elmar Wiesendahls Athen und Sparta - Eine Kritik mit persönlichen Anmerkungen - Jan-Phillipp Birkhoff mit einer Arbeit zum Thema Führen trotz Auftrag. Zur Rolle des militärischen Führers in der postheroischen Gesellschaft. Dank auch an die Herausgeber des Buches, Marcel Bohnert und Lukas Reitstetter. Meine Damen und Herren, Sie sehen, ich kann nicht anders, als mit einer dringenden Empfehlung zu enden: Lesen sie dieses Buch! 7 Es ist ein überzeugendes Beispiel für das, was wir - immer wieder aufs Neue - brauchen: Die kritische und gut reflektierte Auseinandersetzung mit dem Beruf der Soldatinnen und Soldaten. Und dies nicht als Selbstzweck, in geschlossenen Zirkeln oder abgegrenzt von der Zivilgesellschaft, sondern in derselben, mittendrin. So wünsche ich diesem Sammelband möglichst breite Resonanz und eine gute Wahrnehmung auch und gerade in der interessierten Öffentlichkeit und in der Politik. Die Autoren und Autoren dieses Sammelbandes haben es verdient, was natürlich keinesfalls heißen muss, dass man in allem der gleichen Auffassung ist.